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Zentralblatt fir OkWultismus. Monatsschrift zurErforschung der gesamien Geheimwissenschaiten. Herausgeber u. verantwortlicher Schriftleiter: Max Altmann, Leipzig. XXI. Jahrgang | Dezember 1927. | 6. Heft Bettrige und Zuschnifien fir das Zentralbl fir Okkulusmus sind zu riclnen an dessen Heravs- ber Max Altmann, Leipzig, Frommann-StraBe 5. Allen Zuschziften und Anirogen ist Antwortport bei szulgen. Die Verhiaser Naber die in ihren Aiboiten aioder- legion Ansichten seibst 2 vertreten, Holbjabes-Beiugspreis Mk. 6.~ nebst 50 Pig. Porto, Preis ites snzelnon hts er AboanementMK.1.30 Falla am Endo sines Jabrgangs nicht rusdricklich Ab- Thestellung extol, ge der Berug ale for don niche ston Jabigang verlangert, Anceigenpreise:25 Pig, die einspaltige, S0Pig. dle zwei- spalige Militmocerzete baw. doren Raum. Zahlungsort und Gerichisstand ist Leipzig ‘Alle Geldsendungea sind an die Verlagsbuchhandiang Mex Altmann in Leipzig 2t richten. Post “Axisland 60 lg. Porto, scheckkome Nv. $2798. Das Hellsehen. Von Studienrat Hans H anig. Die Erscheinungen des zeitlichen und raumlichen Hellsehens gehéren zu denen, deren Wirklichkeit am meisten geleugnet worden ist. Von unserer Sinneswahrnehmung bis zu einem Erkennen jenseits von Zeit und Raum scheint ein groBer, fast unermeflicher Schritt zu sein. So besteht die Anfgabe dieser Forschung heute nicht nur darin, unangreifberes Material in dieser Hinsicht beizubringen, sondern auch die Uberginge zu zeigen, die von dem Tagesbewu8tsein zu jenen héheren Erkenntnisvermégen vorhanden sind. In philosophischer Hinsicht ist in dieser Hinsicht an einige Ver- suche zu erinnem, den Instinkt der Tiere durch ein an sich gegebenes Erkenntnisvermégen zu erklaren, das nicht auf die Tatigkeit der Sin- neswerkzeuge zuriickzuliihren ist. So versuchte schon de i Philosoph E. v. Haremann den Instinkt als Hellsechen aufzufassen, und H. Bergson nimmt in der Welt des crganischen Wesen eine urspriinglich gegebene Aalage an, die sich bald als Intellekt bald als Instinkt olfen- baren kann. Der Intellekt, wie er besonders beim heutigen Menschen ausgepragt ist, filhrt vom Leben ab, und so muS sich, sobald er selbst- bewubt geworden ist, aus dem Instinkt die Intuition entwickeln, dic uns das Vorhandensein tieferer Wahrheiten hegreifen 1a So glaubte schon das Mittelalter im Sinne der Medien Kohnstamms an gewisse fest- stchende Begriffe (loci communes), nachdem bereits einige Jahrhunderte vorher der Streit zwischen den Realisten und Nominalisten einen ahnlichen Ausgangspunkt gehabt hatte. Es kommt aus dem Mittel- alter die Welt der Somnambulen hinzu, in der von jeher von gewissen feststehenden Begriffen (Unsterblichkeit etc.) die Rede ist, die noch Zeneralblau ie Okkultismus. XXL Jehrgeng 16 | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/2b_okkultismus1927/0245 “a © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 242 — in der Kantischen Philosophie eine Rolle spielen. Selbst auf dem Gebiet der Asthetik hat man durch Experimente versucht, gewisse Normen von Urteilen festzustellen. Dem hier behandelten Gebiete stehen zunachst einige andere Erscheinungen néher, die ebenfalls bereits im Mittelalter, ja sogar im Altertum bekannt waren: die sog, Einfiihlung in fremde Personen und die Innenschau des Som- nambulen, von der besonders bei Perty: Die mystisch. Ersch. (aus jiing- ster Zeit s. d. Schrift von Kréner: Mediale Diagnostik) ein zahl- reiches Material vorliegt. Die zuerst erwahnte Fahigkeit, die eine gewisse Ahnlichkeit mit der Telepathie aufweist, wird in der Neu- zeit besonders von dem Schweizerischen Novellisten H. Zschokke berichtet, der in seiner Selbstschau (I 268) mitteilt, da& er die Gabe hatte, fremden Personen genau ihren Charakter und ihr Vorleben anzugeben, das in Bildern an ihm vortiberzog. So gab er einmal einem Menschen, den er niemals gesehen hatte, die Verbrechen an, die dieser begangen hatte. In derselben Richtung liegen in der Gegenwart die Fahigkeiten des verstorbenen Ludwig Aub, der auf dem Wege der seelischen Einftihlung (durch Gesprich), aber auch kérperlicher Beriihrung, ein erstaunliches Charakterisierungsvermagen zeigt, das sich (Uber einen Fall von Einfihlungsvermégen in die Seele des Meuschen, hrsg. vom Charakterologischen Sekretariat, Miin- chen, BliitenstraBe 12) bis zu einer Angabe intimster Neigungen, ja sogar von solchen von Vorfahren steigern kann. Eine Reihe von Ver- suchen iiber Einfiihlung bietet in jiingster Zeit das Buch von Dr.J. Bohm: Seelisches Erfihlen (z. bez. v.Z. f, O-Verlag), von dem der Versuch A 5 erwahnt sein mége: V. 23. VIL 20 anwesend Fri. A. und der Bericht erstatter; ohne Einhiindigung cines Briefe. Frl. H. wird gebeten, sich in Fri. A. einzuliihlen, Es wurde der derzcitige Gemiitszustand zutreffond geschildert und ua. gesagt: ,Bei Ihnen ist cin groker Mann, mit sehr ernstem Gesicht, der hat sehr viel durchmachen miissen, die Haare sind halb- lang, wie ein Russe.“ Sodann wird anschlie&end ohne besonderen Reiz ein abwesender Herr genau geschildert, der Fri. A. bekannt ist, und zwar nach Aussehen und Charakter. U. a. erklart Fri. H: ,,Hinter diesem Herrn steht ein Mann, der beeinflu&t ihn, der hat ein weik- geschminktes Gesicht, lachelt, dabei aber doch Gesicht verzerrt. Der hat lachen miissen und war doch innerlich zerrissen.* Erklarung: Fri. A. ist Schauspielerin. Besonderen Eindruck machte auf sie in der vorhergegangenen Spielzeit cin als Gast mit ihr aul tretender bekannter Berliner Schauspieler (groKe Figur) in der Rolle ihres ersten Ehemanns im ,Lebenden Leichnam* von dem Russen Tolstoi, das Stiick spielt in RuBland. Eine der besten Rollen des mit ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0246 © Universitatsbibliothek Freiburg — 343 — geschilderten Herrn (Sanger) ist der ,Bajazzo“ in der gleichnamigen Oper von Leoneavallo. Die Innenschau desSomnambulen tritt uns schon in jenen Kranken- heilungen im Tempel des Asklepios entgegen, wo der Heilgott (d. h. das tiefere Ich des Menschen) den Heilung Suchenden Auskunft tiber ihre Leiden erteilte. So verordnete die beriihmte Somnambule Kerners niche nur sich, sondern auch anderen Heilmitte] und sah, wie auch andere Somnambulen, genau die Zeit ihrer Anfaile voraus. Eine andere (Perty p. 268) verfolgte auf diese Weise im Innern ihres Organismus einen ganzen Krankheitsproze8, bis dieser zu der festgesetzten Zeit durch AusstoRung ciner Blase sein Ende fand. Einen weiteren Schritt zu der rein geistigen Seite dieses Problems (man kénnte bei dem lezteren Fall auch an cine Art inneren Wahrnehmungsvermégens denken, das selbst auf die geringsten kérperlichen Reize eingestellt war) stellen die sog. Ahnungen dar, die, wenn sie ecinzeln auftreten, durchaus belanglos erscheinen, aber im Zusammenhang mit anderen doch einer gewissen Beachtung wert erscheinen. So sagte nach Goethes Mitteilung dessen Grofvater einen grofen Brand und die unvermutete Ankuntt des Kaisers voraus, auch seine Ahnung, dai er zum Schéffen und Schulthei§ gewahlt werden wiirde, bestatigte sich. Von Jung-Stillings Wahrnehmungsvermégen ist die Ahnung von dem qualvollen Tode Lavaters am bekanntesten (Lebensgeschichte p, 433/34 Reclam) sowie die seines Unfalls bei Rothenburg a. d. Fulda, die sich denn auch in dieser Weise verwirklichte (p. 519). In Ubereinstinmung mit den Angaben der Medien Kohnstamms und mancher tatsachlichen Hellgesichte beziehen sich solche Ahnungen viellfach auf ungliick- liche Ereignisse und sogar den eigenen Tod, obgleich gerade hier mitunter auch andere Momente in Betracht gezogen werden miissen. So werden uns besonders aus dem Kriegen Napoleons eine Reihe solcher Falle berichtet, in denen hervoragende Generale des Kaisers @esiéres, Deeaix Kerner: Magikon IIT 562) genau ihren Tod voraus- sagten. Zu den interessantesten, durchaus beglaubigten Erscheinungen aul diesem Gebiete gehéren die Phinomene, die ihren Namen von dem amerikanischen Professor Buchanan erhielten, aber auch in der somnam- bulen Literatur des Mittelalters wiederkehren, die der sog. Psychometrie. Sie besteht darin, in Versuchspersonen ein auf das Vergangene gerich- tetes transzendentales Erkenntnisvermégen auszulésen, indem zwischen ihnen und dem betr. Gegenstand eine kérperliche Berithrung statttindet. Der amerikanische Geologe W. Denton machte in dieser Hinsicht cine Probe mit Mineralien: er nahm aus 200 in Papier gewickelten Gegenstinden einen heraus und legte ihn einer Frau auf die Stirn, 16" | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0247 “a © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 244 — die nun einen antiken Tempel beschrieb. Es stellte sich heraus, da es ein Mosaikstiick aus Rom gewesen war. (Du Prel: Magie als Naturwissenschaft II 91). Aus dem genannten Buch von Dr. J. Bohm: Seelisches Erfithlen, sei der Versuch B 13 (p. 47) mitgeteilt. Am 9, IV. 20 hindigte ich dem Vater des Frl. H. einen Stein, den mir ein Herr ohne jede Mieilung iibergab, mit dem Ersuchen ein, ihn (von mir unerkennbar eingewickelt) seiner Tochter zu geben. Am 15. IV. erhielt ich schrifilich folgende Analyse: Fri. H: ,[ch sche blaue Punkte, blaue Funken, ich spiire am Arm cine Verinderung wie ein Ziehen nach unten, er wird schwerer, ich kann mich nicht so aussprechen; ich hSre Wasser rauschen, Ich sehe eine ziemlich weite Fliche, wie cin Meer, cder so etwas; einen Strick sehe ich, als wenn jemand ber einen Strick nicht hintiber kénnte, als wenn ich abgesperrt wire. Erklarung: Ich selbet wukte von dem Stein nur, da ihn der Herr kirzlich gefunden hatte; wo, war mir unbekannt, Bei der Analyse war ich aicht anwesend. Die Aufklirung, was es mit dem Stein fir eine Bewandtnis habe, lautete: ,,Bei Friihjahrssonnenschein Spaziergang am Kanal (in Niirnberg) entlang. Die glatte Oberfliche eines am Wege liegenden Steines veranla&te mich, diesen anfzuheben. Ich glaubte ein von Menschenhand bearbeitetes Stick (wie aus der Stein- zeit), einen Feuerstein, vor mir zu haben. Bei dieser Betrachtung, die ich stehend vornahm, mufte ich einem Pferde ausweichen, das in der bekannten Weise an einem langen Seil ein Kanalschitf zog*. Niirnberg, den 25. April 1920. gez. Dr. Handel. Dr. Béhm gibt ausdriicklich an, da& weder ihm noch dem Uber- bringer niheres iber den Gegenstand bekannt war: beide waren auch bei der Analyse nicht anwesend. Die von Frl. H. geschilderten Bilder konnten nur Herrn Dr. Handel bekannt sein. Die Erscheinung, die hier vorliegt, ordnet sich von selbst in den grofen Zusammenhang des Hellschens ein, als es nicht bei einzelnen solcher Szenen bleibt, sondern infolge solcher Berithrungen eine ganze Anzahl panoramatisch vor dem Auge des Sehers voriiberzieht. So sah die noch zu erwahnende Frau von Mongruel an der Hand eines Fetzens, der ihr gereicht wurde, den ganzen Boxeraufstand an ihr voriiber- ziehen, und das beriihmte Medium E. D’Espérance sah, ls man ihr einen verschlossenen Brief an die Stirn legte, einen Mord ausfihren, der nach dem Gestiindnis des Wirtes mehrere Jahre zuvor in dem Zimmer, in welchem der Brie! geschrieben war, begangen wurde (R. Friese: Stimmen aus dem Reiche der Geister p. 222). Verwandt sind damit eine Reihe anderer Erscheinungen, die man als raumliches ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0248 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 245 — Hellsehen im engeren Sinn zu bezeichnen pflegt und von denen be- sonders das Lesen verschlossener Briefe in neuster Zeit weitgehende Beachtung gefunden hat. Von europaischen Gelehrten war es zuerst der Pariser Physiologe Dr, Richet, der sich dieses Problems angenommen hat und bereits 1891 eine Anzahl solcher Experimente veréffentlichte (Experimentelle Studien auf dem Gebiet der Gedankentibertragung und des sog, Hellsehens, dtsch. von Dr. v. Schrenck-Notzing). Von dtsch. Versuchen seien die von Prof. M. Schottelius (Kosmos 1914 Heft 7) erwahnt, der einen Hellscher (Kahn) den Inhalt von Zetteln ermitteln lieh, die nicht nur in Umschlagen verschlossen, sondern auch durch- einandergemengt waren. Ahnlich lautet der Bericht Dr. v. Schrenck- Notzings iiber den amerikanischen Hellscher Reese (Psych. Stud. 40. Jhrg. 4. Heft), der insofern mit dem des vorher genannten Ge- Iehrten ttbereinstimmt, als beide Seher die Zeichen visuell, d. h. ihrem Gesichtsbilde entsprechend lasen, so z. B. statt a®xb® A Kreuz oben 2 etc., weil das offenbar die Form war, in welcher dem betr. der Ein- druck wahmehmbar wurde. Wertvolle Erginzungen mit dem gleichen Ergebnis bringen dazu noch die Arbeiten von Chorwin (Experimentelle Untersuchungen auf dem Gebiete des raumlichen Hellsehens, der Kryp- toskopie und der inaequaten Sinneserregung, bearb. von Schrenck- Notzing, b. Reinhardt, Miinchen 1919), W. v. Wasielewski (Telepathie und Hellsehen, C-Marhold, Halle), R. Tischner (Telepathie und Hell- sehen, Bergmann. Wiesbaden) und J. Bohm (Seelisches Erfihlen, J. Baum, Pfullingen i, Wrttbg,), die an der Wirklichkeit dieser Erscheinungen nicht mehr zweifeln lassen. In jiingster Zeit haben besonders die Leistungen des polnischen Hellsehers St. Osowiecki groes Aufsehen erregt (Psych. Stud. 49 Jhrg. p. 99), die von dem franzésichen For- scher Dr. G. Geley festgestellt wurden und in deren Verlauf es sogar gelang, den Inhalt eines in ein Bleirohr mit 3 cm dicker Wand ein- geschmolzenen Schriftstiickes zu ermitteln. Bemerkenswert ist hier die auch sonst immer wiederkehrende Behauptung, da& nur geschriebene Schrift auf diese Weise lesbar war, wahrend bei solcher mit Ma- schinenschrift diese Fahigkeit versagt (M. Hayek: Der Schriftdeuter R. Schermann; Valier-Surya: Ein psychometrisch-hellsehendes Medium u. a). Da Falle von echtem réumlichen Hellsehen ziemlich selten sind, mag ein Fall, bei dem offenbar ein solches vorliegt, wiedergegeben werden; es ist der Abhandlung von H. Hornung: Die forensische Be- deutung des Hellsehens und der Gedankentibertragung (Archiv fiir Kriminalogie Febr. 1925, Band 76, 4H. p. 247 E.) enmommen, die sich mit der forensischen Auswertung dieser Fahigkeiten beschaiftigt. Um eventuell den Hellseherinnen (EL. und D. in L) ihre Tatig- | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0249 “a © Universitatsbibliothek Freiburg — 246 — keit zu unterbinden, wurden sie am 16. November 1921 zu einer Sitzung ins Leipziger Landgericht zitiert. Es wurdezur Priilung ihrer Tatigkeit ein Diebstahl fingiert. Bei dem Experiment waren zugegen Gerichts-Med-Rat Dr. Sch. Oberstaatsanwalt Dr. Sch, die Staatsan- wilte Dr. G., Dr. W. und Dr. M, sowie einige andere Herren. Die H. und die D. erklarten sich, obwohl die D. infolge cines zwei Tage vorher erlittenen Sturzes nicht in Form war, bereit, eine Probe ihres Kénnens abzulegen. Staatsanwalt M. bestimmte daraufeinen ihm dem Namen nach nicht bekannten Wachtmeister, aus seinem Dienstzimmer eine Aktenmappe mit Inhalt von seinem Schreibtisch wegzunehmen und sich mit ihr nach einem Gange durch das Landgerichtsgebaiude darin irgendwo zu verstecken. Seinen Wog und das Versteck sollte er sich selbst suchen, beides war den Anwesenden unbekannt. Den Frauen wurde (in Zimmer 172) als Aufgabe gestellt: Aus einem Zimmer im Gebaude ist von einem Unbekanten vor einer halben Stunde von einen Schreibtische eine Aktenmappe ent- wendet worden. Wo ist der Dieb und wo die Aktenmappe? Den Frauen wurde freigestellt, ob sie an den Tatort gefiihrt werden wollten oder nicht. Das erklarten sie als nicht nétig. Die Einschlaferung der D. durch die H. begann alsbald im Kon- ferenzimmer auf den Stithlen, auf denen sie vom Anfange an gesessen hatten. Staatsanwalt M. dachte scharf an den Tatort, um eventuell eine Gedankeniibertragung absichtlich herbeizufithren. Doch bezeichnet das Medium nicht das Zimmer, sondern nach etwa 10 Mi- nuten wurde die D., die bis dahin nur ab und zu gemurmelt und zuckende Handbewegungen gemacht hatte, lebhafter und sprach sit klagender Stimme davon, daf sie sich in einem Saal befinde, wo viel Banke seien und an dessen beiden Tiiren eine Zahl stinde, aus der sie zwei ,Sieben* deutlich sehen kénnte. Der Saal habe zwei groke Tiiren. Das Konferenzzimmer hatte bis dahin niemand verlassen oder betreten (Bu&tag kein Dienst im Gebiude), Nachdem die D. nichts besonderes mehr vorbrachte, begab sich der Staatsanwalt nach dem im selben Stockwerk befindlichen Verhandlungssaale ,177“ und fand hier tatschlich hinter der ersten Doppeltiire den Wachtmeister mit der Aktenmappe vor, der auf grofen Umwegen durch das ganze Gebiude dieses Versteck gewihlt hatte, ohne mit jemand zusammen- getroffen zu sein. Er wurde vom Staatsanwalte aufgefordert, nach dessen Riickkehr ins Konferenzzimmer sein Versteck zu wechseln. Kaum war der Staatsanwalt in das Konferenzzimmer zuriickgekehrt, als die D., ohne da& er das geringste gesagt oder sich sonst hatte etwas merken lassen, erneut unruhig wurde und duferte: ,Das geht doch nicht, ich soll http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0250 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG doch hier aufpassen, das geht jetzt um eine Ecke, da kann ich doch nicht mitgehen. Das ist doch fiir Manner, da kann ich doch nicht hineingehen, das geht doch nicht usw.* Auf die Frage der H., wo sie denn sei, antwortete sie, das steht doch dran ,Fiir Manner‘, da kann ich doch nicht mit hineingehen, dann sagte sie etwas von viel Feuer, worauf die H. sagte: Die soll in dem Bombenanschlagaborte sein.“ Dann wurde sie wieder ruhig und murmelt - anscheinend zankend — mit entsprechenden Handbewegungen vor sich hin. Der Versuch wurde dann abgebrochen und nur langsam wachte sie auf’ W&hrend des Erwachens, als sie offenbar noch nicht villig Klar war, fing sie an zu lachen und dariiber zu reden, da sie an und in einem Mannerarborte gewesen sei. Der Staatsanwalt Dr. W. wurde beauftragt, den Verbleib des Wachtmeisters festzustellen. Dieser war von Saal 177 um mehrere Ecken auf der Diensttreppe ins Erdgeschoh hinabgegangen und hatte sich dort in dem der Botenstube gegeniiber gelegenen Mannerabort versteckt, der bei einem Iriiheren Bombenatten- tat mit zerstért worden war. Der Wachtmeister kannte die Frau nicht und wuBte bis zu dem Augenblick, als er den Auftrag erhielt, nichts von dem Vorhaben. Er war dem Staatsanwalt im Dienstzimmer unmittelbar vorher zulallig begegnet. Er kannte ihn nur von Ansehen, Bei einer eingehenden Belragung der H. und der D. nach dem Versuche ergab sich, das das Medium iiber die von dem Wacht- meister zuriickgelegtem Wege und die Lage der beiden richtig bezeich- neten Raiume offenbar keine Vorstellung hatte und keine Angaben machen konnte. y Der Berichterstatter fiigt hinzu, da das Protokoll erst nachtraglich vom Staatsanwalt M. abgelaft, aber von den anwesenden Herren bestitigt wurde, auch eine Tauschung durch die beiden Geschwister auf suggestivem Wege war kaum anzunehmen, da die Persénlichkeit beider keineswegs suggestiv wirken, jedenfalls nicht aul den einiger- maken Gebildeten, was ich nach meiner Kenntnis der einen Frau H. véllig bestitigen kann. Die genannten Phénomene lassen sich noch durch eine Reihe anderer erweitern, bei denen keine Beriihrung des Gegenstandes mit dem Scher vorhanden ist und deren Abgrenzung gegen andere dieser Art, wie Gedankeniibertragung und Entsendung des Doppelgiingers nur sehr schwer méglich ist. So erscheint die beriihmte Vision des schwedischen Sehers E. Swedenborg von dem Brande in Stockholm (S. befand sich zur gleichen Zeit in Gothenburg), deren Kenntnis wir I Kant verdanken (Trdume eines Geistersehers p. 73 Reclam), nach dem, was wir tiber solche Vorgiinge auch sonst wissen, durchaus glaub- | http://dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0251 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 248 — lich, ohne da hier die Annahme einer telepathischen Besinflussung des Genannten ganz abzuweisen wire. Dasselbe gilt einschlieBlich der Entsendung des Doppelgingers von den Fallen aus dem Somnam- bulis des Mittelalters, die Perty in dem dfters erwahnte Werk p.195 ff angibt. So sieht nach S. Arndt (Beitrige 2. tier. Magn. p. 76) eine Schlafwache genau den Tod ihres Vaters, was auch zu derselben Stunde geschieht, wahrend eine andere (Barth: Lebensmagnetismus dtsch. p.73), die iiber das lange Schweigen ihres Gemahls in Amerika sehr beunruhigt war, ihn im magnetischen Schlafe iiber die Schulter und einen Brief lesend sicht, den er gerade an sie schreiben wollte und in welchem er ihr mitteilte, da& er drei Monate krank gewesen sei Dagegen scheinen in dieser Hinsicht eine Reihe andere Fille weiterzufiihren, in denen es gelang, das Vorhandensein verborgener oder gestohlener Dinge ausfindig zu machen. (Psych. Stud. 50. Jhrg. 7. Heit). Dabei miissen wieder solche Fille ausgeschicden werden, in welchen der betr. doch in irgend ciner Weise (etwa durch Wahr- nehmung des UnbowuStseins bei Verlust von Gegenstiinden) von dem ‘Vorgang Kenntnis erhalten hatte, und es bleiben soweit nur solche, wo entweder (wie bei Diebstihlen) nur ein einziger davon weik oder iiberhaupt kein Lebender. So gelang es (Peych. Stud. 49. Jhrg. 5.H) dem englischen Architekten Blond Byle tatsichlich, das Vorhanden- sein einer Kapelle ausfindig zu machen, von der, soweit es bekannt war. niemand mehr wvfte, obwohl sich der Tatbestand als richtig herausstellte. Es miifte ferner in Fallen von Diebstahlen damit gerechnet werden, daf eine telepatische Verbindung voa Dieb und Hellseher vorhanden war, was bei der Ungewdhnlichkeit dieser Annahme auf die weitere hinauskime, da8 ein Heliseher imstande sei, alle még- lichen Schwingungen aufzunehmen, bis er gerade diejenige ermittelte, die ihm zur Feststellung des betr. Falles behilflich war. So weist dann die Tatsache, da& bisher ein derartiger Umfang der Gedankeniiber- tragung nicht nachgewiesen werden konnte, sowie jener erwahnte Fall aus England doch auf eine andere Erklarungsméglichkeit hin, zumal bereits ein Hellsehen auf Grund kérperlicher Berithrung festgestellt wurde und, wie im folgenden noch erwahnt werden wird, das zeit- liche Fernsehen als wichtige Erginzung zu jener Erweiterung der menschlichen Sinnest&tigkeit hinzukommt. Es liegt naher, auch in solchen Fallen zuniichst an eine Erweiterung unserer Sinne zu glauben, und zwar einer solchen, die mit der genannten Psychometrie und dem zeitlichen Fernsehen auf eine gemeinsame Wurzel zuriickgeht. ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0252 © Universitatsbibliothek Freiburg — 249 — Der Untergang der ,,Lusitania“ im Lichte psychometrischer Forschung. Von A, Grobe-Wutischky. Seit den Tagen des Bernburger Hellseherprozesses ist die Aut merksamkeit nicht nur okkultistisch bereits interessierter Kreise auf die praktische Bedeutung und miglicherweise auf die kriminalistische Verwendbarkeit des psychometrischen Hellschens gelenkt worden. Obwohl Otto Seelings Buch iiber diesen Proze& (zu beziehen durch den Verlag d. Z. {. O., Mk 1.50) die Tatsachen nach Méglichkeit klar- gestelllt hat, striuben sich doch immer noch viele gegen eine vollwertige Anerkennung und praktische Auswertung der sogen. Psychometrie; sie wiirden sich entgegenkommender verhalten, wenn auch ein Ein- blick in das Wesen der sogen. Psychometrie zu tun ware. Unter diesem Gesichtspunkte erscheinen mir eine Reihe psychometrischer Versuche von grundlegender Bedeutung zu sein, die Senititsrat Dr. Gustav Pagenstecher in Mexiko mit einem vorziiglichen Medium, Senora Maria Reyes de Z., durchgeliihrt hat. Am interessantesten ist darunter ein Versuch, der das Problem der Psychometrie nach zwei Seiten hin beleuchtet, wie sich spater ergeben wird. Zunachst seien die bloKen Tatsachen mitgeteilt. Ein alter Freund Dr. Pagenstechers hatte in Habana ein Schrift- stiick von einer Frau erhalten, der auSerordentlich viel an der psycho- metrischen Begutachtung dieses Schreibens lag. Darum fiigte jener Freund J. W. H. das Schriitstiick seinem Briefe an Dr. Pg. in he- sonderem versiegelten Umschlage bei. Er wuSte und verriet dariiber nur soviel, da& der Schreiber mutmaflich ein Mann sei, iiber den durch psychometrische Nachforschung méglichst genaue Ermittlungen zu versuchen seien. In einem abermals gesonderten und ebenfalls versiegelter’ Umschlage fiigte er auch zur vorldufigen Nachpriifung des etwaigen Untersuchungsergebnisses eine vollstindige Personal- beschreibung des mutmaflichen Schreibers bei, die erst nach dem Versuche gedfinet werden sollte. Auf diese Weise war nach Még- lichkeit Vorsorge getroffen, da& weder Dr, Pg. als Versuchsleiter noch das Medium noch einer der Teilnehmer - denn der Versuch sollte in Gegenwart zuverlissiger Zeugen vorgenommen werden - durch Telepathie beeinflu&t wiirden: niemand von den am Versuche Be- teiligten wufte im einzelnen, worum es sich handelte. Da es sich um einen sehr wichtigen Versuch handelie und Dr. Pg. den Besuch des Untersuchungskommissars der amerikanischen Psychologischen Gesell- schaft - $.P.R.- Dr. Walter Prince erwartete, hob Dr. Pg, einst- | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/2b_okkultismus1927/0253 “a © Universitatsbibliothek Freiburg — 250 — weilen die versiegelten Briefe in seinem Geldschranke auf, und als sich die Reise des Dr. Prince noch um einige Wochen verzégerte, gab er die Dokumente dem Rechtsanwalt Lic. J. L. Starr-Hunt in Verwahrung, der daritber ein Zeugnis ausstellte. So war auch dafiir gesorgt, da& bis zum Versuche selbst niemand Einblick in die Schriftstiicke erhal- ten kennte. Als dann Dr. Prince eintral, wurde am 30. Marz 1921 der Versuch vorgenommen, dem aufer Dr. Pg, dem Medium und Dr. Prince noch D1. Luis Viramontes, Schriflithrer der Medizinischen Gesellschaft ,Pedro Escobedo‘, Ingenieur Thomas J. Gore und der Advokat J. L. StarrHunt beiwohnten. Das Medium erhielt jenes erstgenannte versiegelte Schreiben. Die dadurch erhaltenen Eindriicke gab es folgendermalsen wieder: »Es ist Nacht - zwischen 2 und 4 Ubr morgens -; denn die Sterne leuchten nicht mehr in gewohnter Starke, sondern fangen bereis an zu erblassen. Bevor ich mit Klarheit sehe, fiihle ich bereits eine schaukelnde Bewegung, welche mir Ubelkeit und Schwindel verursacht, was mich vermuten lat, da& ich mich auf einem Schiffe befinde. In der Tat, es ist so, es handelt sich um ein grobes, enormes Schiff, auf dessen Deck Hunderte von Personen sich befinden, einige ganz bekleidet und noch andere fast nackt, aber mit Entsetzen in den Mienen, zittermd und mit angsterfiilleen Augen. Es scheint, daB sie etwas ganz Schreckliches erwarten. Ich sehe ohnmichtige Frauen, andere umarmen ihre Manner oder ihre Kinder, einige beten auf den Knien und heben die Hinde hilferingend empor. Dié Manner, etwas ruhiger, schnallen sich eilig Rettungsgiirtel um, und einige wenige versuchen, den Frauen Mut zuzusprechen und die schreienden Kinder zu beruhigen, von denen viele die Gefahr zwar nicht erkennen, aber durch das Hilfegeschrei der Miitter und deren Verzweiflung aufs héchste erschreckt werden. An ihren Bewegungen und Stellungen erkenne ich, dai einige von ihnen Verwiinschungen ausstofen, abér verstehen tue ich es nicht, denn fast alle sprechen englisch. Zwischen den Gruppen laufen eilig uniformierte Marineoffiziere hin und her, Befehle gebend und die Mannschaft iiberwachend, die in gréS&ter Hast Versuche macht, die Rettungsboote ins Wasser zu lassen. Ab und zu steigen Raketen auf von roter und blauer Farbe. Vielleicht bitten sie um Hilfe? Aber warum dieses? Ich verstehe die Sachlage nicht! Immerhin aber mu etwas Schreckliches im Gange sein, obwohl augenscheinlich kein Grund fiir eine Gefahr erkenntlich ist; denn das Meer ist ruhig, das Wetter ist schén, ich sehe keine einzige Wolke am Himmel, die etwa als Vorzeichen eines kommen- http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0254 ee © Universitatsbibliothek Freiburg — 1 — den Sturmes gelten kénnte. Mit einem Worte: Ich sehe nichts, was eine Gefahr fiir das Schiff und die Passagiere ankiindigen kénnte. »Mir gerade gegeniiber steht ein grofer, starker Mann von weifer Gesichtsfarbe, groben schwarzen Augen, schwarzen Haaren und dich- ten Augenbrauen; die Stirn ist breit, die Nase adlerférmig, er trigt Vollbart mit Schnurrbart. Ich schatze sein Alter zwischen 35 bis 40 Jahren: ein ausgesprochen spanischer Typus. Uber dem rechten Auge eine breite Narbe! Er ist einer von den wenigen, die ganz bekdeidet sind: weife Hose und weife Schuhe, graues Jackett und graue Reisemiitze, etwas nach hinton geschoben. Er sicht ruhig und energisch aus. Er schaut unverwandt aufs Meer hin. Jetzt reift er aus einem Buche ein Blatt aus, und nachdem er aus der linken vorderen Brust- tasche einen Bleistift hervorgezogen, schreibt er etwas auf das Blatt, es gegen eine Kabinenwand haltend, unter einer nach augen abge- blendeten elektrischen Birne. »Plétzlich ... eine starke Explosion, gefolgt von einer Reihe von anderen, weniger starken, wie Salven von Gewehren oder Mitralleusen, welche das Schiff in allen Fugen erbeben und krachen machen, als ob es bersten wolle! »Bei der Explosion unterbricht der Spanier das Schreiben und wirft aufs neue einen forschenden Blick auf das Meer; dann aber fangt er wieder aufs neue an zu schreiben, einige Worte mehr; dann rollt er mit den Fingern das Blatt und stopit es eilig in eine Flasche, die er aus seiner rechten, vorderen Brusttasche entnimmt, verkorkt sie, indem er den Kork durch Druck gegen die Kabinenwand energisch hineindriickt, mit seiner ganzen Kraft darauf pressend; jetzt ergreift er das Flaschchen beim Halse und wirlt es mit ganzer Kraft méglichst weit vom Schiffe ins Meer, indem er mit halblauter Stimme einige Worte spricht, dabei die Stelle des Meeres fi wo die Flasche hineingefallen war.* wJetzt sehe ich mich nach den anderen Passagieren um, welche zur héchsten Verzweiflung gelangt sind. Von weitem sehe ich einen niedertallen ~ vielleicht ein Selbstmérder — dann sehe ich einen anderen, der eine Pistole gegen den Gaumen abschiekt, auch er fallt. Ich versuche meine Augen zu schlieSen, um die Schreckensszenen nicht mehr zu sehen, und in diesem Moment fiihle ich einen Dritten mir fast zu FiBen fallen, nachdem er sich durch einen Schuf in die Schlafe den Schadel zertriimmert hat. Unwillkiirlich sto&e ich einen Schreckensschrei aus, und in demselben Moment hire ich eine schreckliche Explosion - vielleicht sind kaum zwei Minuten verflossen, seitdem der Spanier seine Flasche ins Meer wari - erend, | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0255 1 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 252 — und mit unheimlicher Schnelle sinkt das ganze Schiff mit all seinen Passagieren - und ich mit ihnen! Ich stof%e einen schrillen Schrei aus! In dem Moment des Versinkens sehe ich noch den Spanier, in einer Entfernung von vielleicht 1), Meter. Er hebt beide Arme zum Himmel empor, wie flehend, und ruft aus: ,,Herr Gott, meine Kinder !* (Dios mio, mis hijos). Und mit derselben Schnelligkeit, mit der wir versanken, komme ich wieder empor, und an dem Orte, wo Momente vorher ein kolossales Schiff mit Hunderten von schreienden und ver- stérten Menschen sichtbar war, sehe ich nur eine ruhige Wasserflache, deren Wellen alle Reste, alle Spuren des ent- setzlichen Dramas auf ewig mit Geheimnis decken. yin demselben Moment, als ich wieder auftauchte, wurde mir das Blatt aus den Handen genommen, vielleicht hatte ich noch die eventuellen Uberlebenden umherschwimmen sehen, wenn man mir das Papier noch belassen hatte. ~ Be- merken will ich zum SchluB, da& die ganze Katastrophe sich in weniger als zehn Minuten abspielte, so schnell folgte ein Ereignis dem anderen“ Dabei wurden die Eindriicke der Sensitiven doppelt registriert, einmal im Trancezustande und zum andern unmittelbar nach dem Erwachen, wobei ihr der hypnotische Befehl erteilt worden war, sich aller Einzelheiten beim Erwachen zu erinnern und im Trancebericht etwa iibergangene Besonderheiten zu erginzen. Demgemaf verfuhr das Medium, und die so gemachten Erginzungen sind durch Sperr- druck kenntlich gemacht. - Der zweite versiegelte Brief, der nun erst nach dem psycho- metrischen Versuche in Gegenwart der genannten Zeugen gedtinet wurde, lautet: »Tokio, 31. Januar 1921. Herrn Dr. G. Pagenstecher! Nach unserer Ausreise aus Boston auf der Yacht eines meiner Freunde wandten wir ums nach Habana, um uns auf meiner Privat- yacht ,Maria del Consudo" einzuschiffen. Da aber die Yacht noch nicht cingetroffen war, muSten wir notgedrungen einige Tage in jenem Hafen verbringen, und so war mir die Gelegenhcit gegeben, cine Familie kennen zu lernen, deren Haupt verschollen ist, niemand wei’ wie, wo und wann! Sein letter Briof ist von New-York datiert, in jonen Tagen, in welchen die gréBte Anzahl von Schiffen durch die deutschen Unter- seeboote versenkt wurden. In diesem Briefe teilt er seiner Frau mit, da& er nach Europa reisen miisse, weil er sein Geschiaft in New-York http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0256 = © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 253 — nicht habe abwickeln kénnen. Aber er sagte weder den Namen des Schiffes noch den Tag der Ausreise; nur duferte er, er wiirde inner- halb des Monats ausreisen. Die Frau aber ist itberzeugt, da® er un- mittelbar nach jenem Briefe abgefahren sei — er habe es ihr nur verheimlichen wollen, um ihr die Aufregung zu ersparen, er kinne Schiffbruch erleiden (durch Torpedierung), »Niemals wieder hat sie etwas von ihm gehért, nicht einmal, auf welchem Schiffe er gereist; sie vermutet aber, es sei ,,Lusitania‘ gewesen, und zwar unter falschem Namen (er war politischer Flichtling, der in Habana lingere Zeit unter falschem Namen lebte und nach Spanien reisen wolltc, um Amnestie zu erlangen) wurde der Dampfer torpediert“ »Vor etwa einem Jahre licR ein Beamter der Republik Kuba sie rufen und iibergab ihr beiliegendes Blatt, weil er meinte, es sei fiir sie bestimmt; man habe es in einer Flasche gefunden, die Fischerleute an der Kiiste der Azoren aufgelesen hatten. Die Fischer ibergeben es einer Person, die dafiir sorgte, dak das Blatt nach Habana geschickt wurde, gemi& der Adresse; man glaubte, es kine fiir die ungliickliche Frau bestimmt sein, I sie ,Luisa* hei®t und er ,,Ramon‘, genau wie auf dem Papier.“ »Sein Signalement ist das folgende: Gro&, stark, von weifer Gesichtsfarbe, schwarze Augen und iippiges schwarzes Haar, ein ausgesprochen spanischer Typ. Buschige Augenbrauen und eine sehr sichtbare Narbe oberhalb des rechten Auges. Schwarzer Vollbart, grohe Adlernase, breite Stirn. Sein Name Ramon Penoles, sein Alter 38 Jahre. Er hinterla&t eine Witwe und zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter von 5 bzw. 3 Jahren: (Im Original nicht gesperrt. A.G.-W) win Betracht ziehend, da& seine Frau gegen eine Reise nach Europa opponierie, ein Ungliick belfiirchtend, vermutet man, da& er unter einem falschen Namen sich einschiffte, um zu verhindern, da8 seine Frau seinen Namen auf der Passagierliste finde. Dieses erklart, da& es nicht gelungen ist, seinen Namen in den Verlustlisten aller der Dampfer zu finden, die in New-York Passage nach Europa nahmen und auf der Ausreise durch deutsche U-Boote torpediert wurden. Es wire noch eine andere Erklirung méglich, namlich daf er, um seine Frau irrezufiihren, anstatt von New-York aus, von irgend einem anderen amerikanischen Hafen ausgefahren sei. »Sie kénnen demnach das ungeheure Gewicht beurteilen, das die bedauernswerte Witwe auf die genaue Beschreibung der Person legt, welche das Ihnentibersandte Blattbeschrieb. Achtungsvollergeben Thr J. W.H« denn gerade um diese Zeit | http://dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0257 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 254 — Wenn man nun die brieflich mitgeteilte Personalbeschreibung mit der psychometrischen Ermittlung vergleicht, so ist doch zweifellos die vollkommene Ubereinstimmung treffend und iiberzeugend. Anfer- dem ist noch zu beachten, da Dr. Pg. sich von der Witwe einen anderen Brief des Verschollenen erbat, und Dr. Prince, der sehr vor- sichtige und kritische Vertreter der S.P.R., bezeugt, da die Uberein- stimmung der Schriftziige eines nur wenige Monate vor dem mutmak- lichen Tode des Mannes, geschriebenen Briefes und der Flaschenpost »absolut identisch* sind. Es ist ferner bemerkenswert, da die Lusitania am 7. Mai, anscheinend nach Mitternach, versenkt wurde; leider ist mir Genaueres nach dem U-Boot-Tagebuche nicht bekannt geworden. Aber auf etwas méchte noch hingewiesen werden, was fiir die Beurteilung der psychometrischen Vision sehr wichtig ist. Dr. Pg. hat seiner Studie die Photographie des Zettels von der Flaschenpost wie auch des Vergleichsbriefes beigefiigt, und so kann sich jeder Leser nicht nur selber von der Ubereinstimmung der Schriftziige ttberzeugen (leider fehlt dieser Vergleichsbrief in der deutschen Ausgabe, A.G-W)), es ist vor allem. aus dem Schreiben der Flaschenpost zu ersehen, dak dieses wirklich an einer Kabinenwand aulgelegt worden war; das Wort sHijos* ist plétzlich + cm unterhalb der laufenden Linie weiterge- schrieben, und das ist ganz einfach dadurch zu erklaren, dais soeben das Schiff iibergeholt hatte. Ferner ergibt auch eine sorglaltige Prifung des ganzen Schriftstiickes, da’ die verschiedenen Zeilen ganz den in der Vision erwahnten Umstinden entsprechend geschrieben wurden; die ersten zwei Zeilen sind noch in ziemlicher Ruhe geschrieben, hinter ,Luisa‘ ist sogar noch mit Bedacht das Komma gesetzt; aber hinter dem letzten Worte fehlt der Punkt, wie wenn das Schreiben plétlich abgebrochen wurde, Hiatte hier die Explosion stattgefunden? In dem Berichte ber die Vision heif$t es doch: ,.Bei der Explosion unter- bricht der Spanier das Schreiben und wirft aufs neue einenforschenden Blick auf das Meer ; dann aber fangt er wieder aufsneue an zu schreiben, einige Worte mehr.” Die auch in der deutschen Ausgabe beigegebene Photographie des Schreibens ]4&t nicht nur erkennen, daf es sich um ein aus einem Buche gerissenes Blatt handelt, sondern auch ganz be- sonders, dah die letzten Worte nach erkannter Todesgefahr ganz fliichtig und hastig, voll Unruhe geschrieben sind. Das geht nicht blo® aus der veranderten Richtung der Zeilen, sondern auch deutlich aus den Formen der Buchstaben hervor. Solche Kriterien sind gewiS geeignet, das Vertrauen in die Echtheit der psychometrischen Vision zu stérken und den Einwand zu entkrilten, es handelte sich um nichts weiter als um eine dramatische ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0258 © Universitatsbibliothek Freiburg — 255 — Traumphantasie des Mediums. Aber es gibt auch noch einen anderen ‘Weg, um diese Leistung des Mediums richtig einschatzen zu kénnen, und das ist der Weg der vergleichenden Experimentalmethode, den Dr. Pg. gegangen ist. Fiir ihn war ja die sogen, Psychometrie wie der ganze Okkultis- mus durchaus Neuland, das er sich erst erobern mute. Zwar erhielt er durch die grundlegenden Schriften von Prof. LR. Buchana »,Psychometry, The Dawn of a New Civilisation." 1885, und W. Dento »lhe Soul of Things, or psychometrie Researches and Discoveries: Boston 1866, wertvolle Anregungen und entscheidende Richtlinien, aber bei der Eigenart dieses Gebietes ist es verstindlich, da& Klare und sichere Uberzeugungen in solchen Fragen am besten durch eigene Versuche zu gewinnen sind, wenn er auch in wahrhaft wissenschaft. lichem Geiste von der dauernden Entwicklungslihigkeit der Wissen- schait durchdrungen war und die Méglichkeit der psychometrischen Féhigkeiten wohl einréumte und ihr sorgfaltiges Studium fir erwiinscht und lohnend hilt. Als Arzt und daher als naturwissenschaitlich geschulter Forscher, der die naturwissenschaftliche Methode innerhalb ihrer Grenzen wohl mu schatzen wufte, der aber auch bereits psychologisch geniigend unterrichtet war, sah er die Mangel der Versuche bei Buchanan und Denton ein, die leicht den Einwand machen lieRen, es handle sich bei den gelungenen Experimenten um Gedankeniibertragung. Darum hat er eine Versuchsweise angenommen, die ebenso einfach und genial ist und zu einer zweifelsfreien, ja zwingend itherzeugenden Sicherstel- lung der psychometrischen Tatsachen fiihrt. (Schlu& folgt) Im deutschen Lourdes. Das Wundermadchen von Konnersreuth. Von Regierungsrat Dr. U. Tartaruga, Direktor des Wiener Parapsychischen Instituts. Noch vor einem Jahre war die Sache verhalmismifig einiach. ‘Wenn man die Bahnstation verlie&, um das sechshundert Meter hoch im Bayrischen Walde zwischen Waldsassen und Mitterteich gelegene Dorf Konnersreuth, nahe der béhmischen Grenze, zu besuchen, bekam man das ,,Wundermidchen* Theresia Neumann, die Tochter eines dortigen Schneidermeisters, selbst an einem Freitage leicht zu sehen. Es gab da zwar auch schon viel fremdes, in das fromme, fast mittel- alterlich anmutende Dérfchen kaum passendes Volk, Priester, Pilger, | http:/ /l.-ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0259 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg — 256 — Gelehrte, theologisch und okkultistisch Glaubige, aber kein bedngsti- gendes Gedringe. Jedes Kind wufte, wen und was man suchte und zeigte einem das einfache einstéckige Hauschen mit seinen fiinf Fenstern in der Seiten- und fiinf Fenstern, einem Eingangs- und einem Scheune- tor in der Langsfront, umgeben von einigen das Dach iiberragenden Baumen. Am Haustor fand man einen Zettel, der in schlichten Worten einlud, ohne weiteres einzutreten, aber keinen Larm zu machen. Im Flur trat einem gewéhnlich eine altere Frau, die Mutter Theresias, freundlich grii&end entgegen und forderte den Besucher auf, eine schmale Treppe emporzusteigen, die zu einem kleinen, reinlich ge- haltenen Zimmerchen fithrte. Darin lag jeden Freitag ein blasser, zarter Madchenkérper von zierlichem Bau und machte sichtlich ein furchtbares Martyrium durch: das marmorbleiche Antlitz driickte un- beschreibliches Weh aus. Aus seinen geschlossenen Augen war Blut gequollen, da in zwei Bachlein auf den Wangen erstarrt schien, Bald rieselte neues Blut iiber das leidende Gesichtchen. Aber noch Furcht- bareres zeigte sich dem Beschauer. An beiden Fiiben und Handen bemerkte er die Wundmale Christi in der Grée eines Zehnpfennig- stiickes und in der Herzgegend eine Wunde, deren Blut immer wieder durch das Nachtjackchen drangte. Andem leisen Klaglichen Wimmern der Stigmatisierten, an den Bewegungen der Hinde sah man, da8 das arme Geschépf den ganzen Leidensweg des Heilandes miterlebte, den Gang nach Gethsemane, die Geifelung, die Dornenkrénung, die Kreuzigung, manchmal auch die Grablegung und die Autlerstehung. Entsetzlich anguschauen das Krampfen der Finger an dea ans Kreuz geschlagenen Hianden. Dazu das inbriinstige Beten verschiedener frommer Besucher, von denen der eine oder andere, an dem alt- modichen Bette knieend, im Fliistertone Unverstindliches murmelte, vielleicht Fragen, vielleicht Bitten. Kamst du aber nachsten Tages, so fandest du das Madchen im oder vor dem Hause oder auf der Pfarrtreppe, vollkommen ruhig, freundlich, bieder-treuherzig, ohne irgendwelche Spur von Unnatiirlichkeit. Allerdings; einen gewdhn- lichen Eindruck machte dieses bedauernswerte Geschip! auch da nicht. Das schwarze Kopftuch, die Halbhandschuhe, die weichen Schuhe, welche die Wunden zu bedecken und schiitzen hatten, dazu das Weltentriickte der ganzen Cestalt, der milde Glanz der Klaren, un- schuldigon Augen, das Unkérperliche dieses fast durchsichtigen Leibes, fl3sten ein eigentiimliches Gemisch von Mitleid und Achtung ein. Von ihren schrecklichen Erlebnissen wufte sie nichts mehr, aber von der Mutter hatte man schon am Tage vorher die Entwicklung des »Wunders* gehért. Mit 20 Jahren (heute ist Therese 27 Jahre alt) war sie ein gesundes, kraftiges Madchen. Gelegentlich einer FHilfe- {gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0260 © Universitatsbibliothek Freiburg — 37 — leistung bei einem Brande stiirzte sie plétzlich mit einer Riickgrat- verletzung zusammen,war gelihmt, wurde iberdies taub und blind. Der Pfarrer - er wirkt noch heute dort - nahm sich des Geschépfes an und machte sie mit den Leidensgeschichten der verschiedenen Martyrer bekannt. Besonders interessierte sich die Kranke fiir das Schicksal ihrer Namensschwester, der Heiligen Therese vom Kinde Jesu, bis sich am 17. Mai 1925, am Seligsprechungstage dieser frommen Frau, das Unglaubliche ereignete; die Lihmung vorschwand wie sie gekommen, cine angefallene Blinddarmentziindung wich, Therese wurde wieder schend und hérend, aber schon in der Fastnacht desselben Jahres begannen ihre Augen zu bluten, und seit damals schaut sie allwéchentlich von Donnerstag 12 Uhr nachts bis Freitag 12 Uhr mittags den Leidensweg Christi in der furchtbaren, obgeschilderten Art. Heute ist die Sache etwas anders geworden. Ein Strom von Gliubigen, Forschern und Neugierigen aus der ganzen Welt besucht unausgesetzt Konnersreuth, Man verkauft Ansichtskarten, man sorgt fiir die Unterkunit der Fremden, man riistet langsam aber unent- wegt, um aus dem hbayrischen Bergdorfe ein deutsches Lourdes zu machen. Therese ist freilich - und das mu& betont werden - die alte geblicben, Auch ihre Mutter macht aus dem Jammer ihres Kindes kein Geschift, obgleich sie demselben, aus einem Gelith] des Stolzes heraus, keinerlei Erholung génnt. Selbst die kleinste Zerstreuung - z. B. eine von reichen Besuchern angebotene Autofahrt - wird mit der Begriindung abgelehnt, da& Leute kommen kénnten, die Therese sehen wollten. Tatsiichlich begniigen sich die Pilger damit, nach langer Polonaise blo& einen kurzen Blick auf das ,,Mirakel* zu werien. Diirfen wir von einem Mirakel sprechen? Ja. Wohl wissen wir, da& Theresia Neumann im Jahre 1920 keine orgenische Rit gratverletzung erliti, sondern nur einen jener Schocks, welche Hysterie auszulésen vermégen. Ihre Lahmung, Blind- und Taubheit waren psychogen. Dennoch kann man das Problem nicht so abtun, wie man es bei der 1872 verstorbenen Belgierin Luise Lateau machte, von der die Gelehrten einfach sagten, sie leide an ,stigmatischer Neuropathie.“ Es geniigt auch nicht, daf wir heute die Wirkungen der Hypnose - hier in Form von Autosuggestion und Autohypnose - auf die vaso: motorischen und trophischen Vorginge kennen, denn immer bleibt noch das Ratsel des innerlichen Erlebens iibrig und die Eigenart der Wundmale, hauptsichlich aber der Umstand, daS Theresia Neumann schon jahrelang eigentlich nichts i8t. Wir wollen ja dariiber nicht streiten, ob sie oder die Uberlieferung recht hat, wenn die Schneiders- tochter in ihren Visionen das Kreuz des Heilandes nicht in der her- Zentralblatt fiir Okkultismus, XXI. Jabrgang. i | http://dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0261 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 258 — kémmlichen Gestalt, sondern als lateinisches Ypsilon sieht, dal sie aber richtig aramiisch spricht, ist schon auffallender. Man versucht das mit dem telepathischen Einflusse eines anwesend gewesenen Professors fiir alte Sprachen zu erklaren. Wir wissen auch, da& bei Menstruationsstérungen manchmal eine ,cessatio mensium‘ stattfindet, wo das Blut an anderen Kérperteilen austritt, dagegen bezweifeln viele Arzte, die Theresia gesehen, daf eine Herzwunde von so betracht- licher Tiefe auf rein autosuggestivem Wege entstehen kénne. Man erklart demnach diese Wunden psycho-physiologisch. Was das Fasten anbelangt, so wurde das Madchen gerade in letzter Zeit einer vier- zehntatigen Untersuchung durch die Universitat Erlangen unterzogen. Man rief acht Krankenschwestern aus verschiedenen Gegenden zu- sammen und fiihrte die allerstrengste Bewachung und Beobachtung durch. Sogar Wasch- und Mundwasser wurden vorher gewogen, — aber die Resl af in dieser Zeit wirklich nichts. Ja, schon ein Teil der gereichten Hostie verursachte Schlingbeschwerden. Ist so etwas méglich? Die Heiligenlegenden behaupten es vielfach, die ,,Fasten- krankheit* der Hysterikerinnen scheinen wissenschaftlich zu hestitigen, da& der Kérper Jahre hindurch seine Stoffe nicht in der gewohnten Form einzunehmen braucht, So sagt die animalische Hypothese, dal’ uns das Stoffliche in unseren Speisen tiberhaupt nicht nahre, sondern eine vitale Energie, deren Traiger blo& das Stoffliche sei. Was Theresia von Konnersreuth zeigt, ist alles schon dagewesen, nur vielleicht nicht immer in solcher Deutlichkeit. Man zahlt seit Franz von Assisi iiber 300 Stigmatisierte. Die Kirche sprech tiber 60 heilig. Wir erwahnen blo&: Gertrud von Gosten, Rita von Cassia, Helene von Ungar, Hieronyma Carnaglio, Gabriele de Piezole, Mar- garete Columna, Blanka von Gazineau, Veronike Guilani, Johanna von Jesus Maria, Elisabeth von Spalbeck, Apollonia von Volaterra, Pierona, Margarete von Ungarn, Asannavon Mantua, Ida von Léwen, Benedikt von Rhegio, Karl von Locia, Melchior von Arazie, Johan- nes Grajo, Katharina Emmerich, Maria von Mérl. Diese Menschen waren alle reinen Herzens und von tiefstem Glauben erliillt. Sie ver- mochren andere Menschen ebenfalls in ihrer Art gliicklich zu machen, Dasselbe wiederholt sich heute in Konnersreuth. Auch Theresia Neumann dirfte einmal selig gesprochen werden. Sie lebt das Leben einer Heiligen, was auch von den freigeistigen Besuchern anerkannt wird. Sie beweist aber nebstbei, da& das Ratsel der Seele noch lange nicht ergriindet ist und da& Physiologie und Biologie noch viel zu leisten haben, um die Lebenszusemmenhange halbwegs Klar zustellen. ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0262 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 259 — Apparate zur okkulten Forschung. Von C. W. Morlian. Die Meinung, mittelst Apparaten okkultes Sein zu erforschen, ergibt sich aus dem wissenschaftlichen Bestreben, den Dingen auf den Grund zu kommen. Es sei 1, Das Pendel genannt. Einen Ring, ein Metallstiick in Hufeisen- oder Nadelform usw. halte man an einem ca. 30 cm langen Faden zwischen Daumen und Zeigelinger bei gestiitztem Ellenbogen itber einen Brief, eine Photographie oder einem von jemand benutzten Gegenstand und warte, was sich ergibt. Alsbald wird das Pendel Kreise schlagen, Ellipsen, Striche oder still stehen bleiben. Beim Kreiseschlagen pflegt es sich um typisch mannliche Eigenschaften, bei Ellipsenformen um typisch weibliche, bei Strichen um Verneinungen, kriminellen Ausdruck usw. zu handeln, jedoch kommen dazwischen mancherlei Variationen vor, die der Pendler durch Vergleiche und durch Ubung auf ihre Bedeutung hin untersuchen und entsprechend beziehen resp. werten muf. Verharrt das Pendel in Ruhe, werden also die erwihnten typischen Bewegungen nicht gemacht, so ist daraus auf ausgeléschtes Erdenleben des Gebers der Unterlagen zu schlieRen. Das Pendel ist in der Hand eines Sensitiven natiirlich viel wirksamer als in der Hand eines nicht oder wenig Sensitiven. Jedoch kann durch- weg jeder Mensch die Friahrung machen, da& das Pendel Kreise, Ellipsen, Striche usw. macht, wenn er solche stark denkt, sich also darauf konzentriert. Daraus folgt, da& durch das Denken Muskelan- strengungen in der Hand, die meist unbewuSt bleiben, erfolgen, durch welche das Pendel in Bewegung gesetzt wird. Man muf also sein Denken, sein Wiinschen, seine Persénlichkeit beim Pendeln ausschalten, um miéglichst objektive Resultate zu erlangen. Auf diese Weise kann durch das Bependeln mancher Aufschlu8 erreicht werden. Was von einem Menschen ausgeht, das ist von ihm mit Od, Fluidum, Energie usw. geladen. Er steht mit dem Ausgegebenen in okkulter Beziehung. Deshalb kann man also auf den Ausgeber zuriick- kommen, ganz gleich, wo er sich in dieser Welt befinden mag. Ist aber der Tod eingetreten, so steht das Pendel still. - Was bedeutet das? Es bedeutet, da& die betreffende odische Lohe von den Unter- lagen gewichen ist. Aber es wurde festgestellt, daf einige Zeit nach dem Tode das Pendel iiber den betreffenden Gegenstiinden doch wieder mm schwingen anfangt, wenn auch in anderer fihl- und sichtbarer Weise. Daraus ist zu schlieken, da der Mensch nach dem physischen Tode zunachst einen Whergangszustand durchmachen mu8, in dem alle seine Gedanken, Eigenschaften, Krafte usw. herangeholt werden, 17" | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0263 “a © Universitatsbibliothek Freiburg — 260 — um gewissermaen das vollstandig priifbare Bild seiner Wesenheit in und durch sich selbst beisammen zu haben zwecks Richtung und Tendenz des Vorwartsschreitens im itbersinnlichen Sein. Ist der Ubergangszustand, der je nach der Lebensweise kiirzer oder linger dauert, tiberwunden, dann vermittelt das geistige BewuStsein vom kosmischen Standpunkt aus die Lebensfiden, wenn auch nun in ganz anderer Bedeutung, zu den Dingen, die Besitztum, Aukerung usw. waren. ,,Was ich besitze, sah ich wie im Weiten, und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten* (Goethe, Faust‘, Zueignung). Das sagt der Erden-, aber zum Geistigen gerichtete Mensch. Der geistige, zur Erdenbeziehung sprechende Mensch aber kann sagen: ,,Was ich besa, sah ich im Weltall kreisen, und was ich fand, ist Wesen von den beiden* Deshalb vermag sich der erwahnte andere Pendelausschlag zu ergeben. Liegt der physische Tod des betreffenden Menschen, wegen dessen gependelt wird, schon lange zuriick, 80, 100 und mehr Jahre, so vermag das Pendel in der Regel nur noch schwach zu reagieren, bis, bei lingerem Zuriickliegen, es wieder in der Ruhestellung ver- hart. Daraus kénnte fir eine spiritualistische Weltanschauung ge- schlossen werden, da das betrettende Menschenwesen weiter hinaut in iiberirdische oder geistige Reiche gelangt ist und Faden zur Erde es nicht mehr binden, Inwieweit und wann nun, wenn die Reinkarnation (Wiederverkérperung) des Menschen vorausgesetzt wird, spiiter wieder nachweisbare Beziehungen zu den Dingen des fritheren Erdenlebens eintreten, miiKte noch festgestellt werden. Anzunehmen ist, daf die Beziehungen ganz andere sein werden und demgemaf auch die Pendel- Charakteristik (jetzt zum dritten Male) anders ausiallen miifte. Be- stimmt zu sagen, da{ heute noch vorhandene Gegenstinde vor etwa 1200 Jahren in dem Besitz einer bestimmten, naher zu bezeichnenden Persénlichkeit waren, ist schwierig - geistiges schauendes Bewuftsein kénnte das allenfalls. Man kann aber dazu kommen, auf solche Gegen- stinde zu stoKen oder unbewubt (Wirkung des UnterbewuStsein oder geistig-kosmische Wirkung durch das Unterbewuftseins) hingefiihrt zu werden, und kiime dann auch zu sogenannten persénlichen Amuletien oder Talismanen, oder andererseits auch Hindernissteinen usw, die gegeniiber der kosmischen Allgemeinwirkung, wie sie in Edelsteinen usw. gegeben ist, eine etwas andere Rolle spielen resp. Krifteent- faltung bewirken wirden. Wer Interesse fiir Pendeln hat, mag sich damit beschiiftigen. Das Pendeln wird, wie schon angedeutet, leicht subjektiv gefarbt. Die Persénlichkeit des Pendlers vermag allzuleicht mitzuwirken, wes- halb sich auch fast nie die vollsténdig gleichen Pendelbahnen zwischen ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0264 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 261 — verschiedenen Pendlern ergeben, sondern durchweg mit kleinen Ab- anderungen, Variationen. Aber wer mannigfache vergleichende Studien anstellt und dabei die Ruhe bewahrt, kann betriichtlichen Aufschlu& erreichen. Kranke K6rperstellen, kranke innere Organe sind ebenialls positiv abpendelbar, wie auch zutragliche oder nicht zutragliche Nahrungsmittel fiir den Kranken, und Gesunden, und so vieles andere mehr. Das Pendel, das dann weitergehend siderisches Pendel genannt wird, ist auch itberirdischen Zustinden zuginglich, wie aus dem Ver- halten beim und nach dem Todesfall hervorgeht, und es kénnte bei der nétigen Uberlegung und Vorsicht noch fiir manches Persénliche als vermittelnder Apparat benutzt werden, wobei jedoch Subjektivitat und migliche Irrung des Pendlers stets beriicksichtigt werden muf. Deshalb kann das Pendel schwerlich als geeigneter objektiver wissen- schaitlicher Apparat anerkannt werden. 2. Der mediale Tisch. Es handelt sich hier um den neuen, auferst sinnreich, man kénnte sagen mit Intelligenz gesattigten Tisch fir mediale Kundgebungen (D. R. P.), von Dr. Petersen, Flensburg, erfunden. Der Tisch, etwa 68 cm hoch, Tischplatte etwa 45 cm Durchmesser, ist dem Zweck entsprechend leicht, aber doch dauerhait gebaut, hat drei Beine, von denen das eine auf einer Erhéhung ruht, um dem labilen Gleich- gewicht méglichst nahe zu kommen. In einem Hohlraum unter der Tischplatte belinden sich Welle, Zeiger, Schnur, elektrische Glihbirne usw. Die Tischplatte hat 38 Offnungen, die unterwéirts, von dem Hohl- raum aus, mit rotem Pergamentpapier verklebt sind, auf denen sich die Buchstaben des Alphabetes sowie hiufig vorkommende Buch- stabengruppen und cinzclne ganze Worte befinden, dic nach Ein- schaltung des Lichtes schwarz auf rotem Grunde erscheinen. Weitere Boschreibung wiirde hier 2u weit fiihren. Die Teilnehmer einer Sitzung legen ihre Hinde, wie aus spiritistischen Sitzungen bekannt, auf die Tischplatte. Darch sie und durch das Medium kann nun die Fluidal- wirkung bei dunklem oder abgeblendetem Lichte beginnen. Der Tisch neigt sich, die Glihbirne leuchtet auf, der Zeiger kommt in Bewegung und es kann abgelesen werden, worauf der Zeiger weist. Dadurch ist also zuniichst einmal eine viel schnellere Methode der Verstindigung erreicht, als es beim gewéhnlichen Tischriicken oder Tischkloplen mit einem Bein, bei der sogenannten Buckstabentafel, dem Psychograph, Skriptoskop, 1 Quija-Brett, Pendel usw. méglich ist, wodurch weiterhin bedeutend an Nervenkraftverbrauch und Ermiidung der Teilnehmer gespart wird. Es sind erhebliche Resultate, sogenannte Identitatsbeweise, durch diesen medialen Tisch erreicht worden. Die sich kundgebenden In- | http:/ /dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0265 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg — 262 ~ telligenzen, welche von dem Medium geschaut wurden, gaken Ver- haltungsmafregeln, arztliche Ratschlage und aus ihrem Lebensgange auf Erden Daten, die bei der Nachpriifung in Kirchenbiichern usw. sich als richtig herausstellten. Bei den medialen Kundgebungen wird meistens nicht alles erreicht, sondern eine bis zu 90 oder 95 Prozent brauchbare Wertigkeit, wodurch nun die Annahme als gerechtfertigt erscheinen kann, dak hinter dem Standpunkt, Aufenthalt, gegenwartigem Wesen jenseitiger Intelligenzen (die Existenz dieser leuchtet ein und ist mit viel mehr Glaubwiirdigkeit zu belegen als der Einwand, es handle sich um im gewdhnlichen Leben nur unbewukte Krafte, Unter- bewuStsein des Mediums, der Teilnehmer usw.) noch cin weiterer Zustand oder weitere Zustinde liegen, die mit dem hdheren geistigen Reich bezeichnet werden kénnen. Das Wesentliche auSer den bereits erwahnten Vorziigen an diesem medialen Tisch ist weiter, da etwaiger Verdunkelungsgefahr, Schau- spielereien usw. begegnet wird und man dem objektiven Verhalten méglichst nahe kommt. Diese Vorteile sind recht schatzenswert, da ja bei allem okkulten Forschen zu leicht das Subjektive mitzuspielen vermag. Allerdings auf die Brauchbarkeit des Mediums und die Geartet- heit der Teilnchmer kommt wieder vieles an. Es ist jedoch bei tieferem Nachsinnen auch hier so wie bei der aéu®eren Wissenschaft: man stellt zunachst Hypothesen auf und versucht dann, sie zu verwirklichen, nur hat man, wenn man selbst weiter dringt ins geistige Sein, geistige Erlebnisse, die auch auf die Physis entsprechend wirken und dem- gemél physische Veriinderungen erméglichen, wéhrend bei der auBeren Wissenschaft allein das Physische makgebend bleibt, wenn man nicht so eingestellt ist, da& man auch das geistige Sein anzuerkennen ver. mag. Also um die Grundeinstelluag im Leben handelt es sich zu- niichst, und diese verschafit ja ach im gowdhnlichen Leben bei den Sinnesdingon Befriedigung oder Nichtbefriedigung, wahrend sie bei geistgemi&em Vordringen auf jeden Fall Befriedigung erwirkt, da ja nach und nach das ganze Wesen des Menschen erfaBt wird, sodah unbetriedigte Reste nicht mehr zurtickbleiben kénnen. Auch beziiglich des medialen Tisches kann gesagt werden, dak, wer sich damit beschiftigen will, es tun mag. Er kann auf seine Weise vorankommen. Letzten Endes wird sich auch ihm ergeben. da8 er selbst Aktivitit anwenden muf, wenn er in eigener geistiger Erkennt- nis und vor allem in geistigem Erleben vorwirtsschreiten will. Es ist immer schén, wenn man zuriickblicken kann auf Anreeungen und Hinweise, um zu sagen: diese haben mir Antriebe gegeben oder da- durch bin ich zum veredelten Menschentum gekommen und gelange http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0266 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 263 — weiter zu weiterem Sein in den geistigen Kosmos hinaus. - Der Tisch, mit einer Decke belegt, kann ja auch als ein garnicht zu verachtendes gutes Mébelstiick, Erinnerungsstiick usw. betrachtet werden. 3. Eine romanhafte Erfindung, gedankenerzeugende oder Spharen-Maschine. Dieser Ausdruck vermag auch dem vorge- schrittenen Okkultisten sensationell oder faszinierend und vielleicht spaShaft erscheinen. Doch Spaf beiseite! Es handelt sich um die von Herrn Dr. Ing. Teltscher, Innsbruck, erfundene und konstruierte Geist, Gedankenerzeugende usw. ,Wundermaschine“. Man kann nach den Berichten cinen ungeftihren Eindruck des Auferen erhalten, wenn man sich die Maschine als eine Art Kasten oder Schachtel mit mehreren Fenstern vorstellt, welche mit kunstvoll bemalten Pauspapieren bezogen sind, die bei Tatigkeit der Maschine von hinten her beleuchtet werden. Da bedeutet ein Teil das Auge, ein anderer das Ohr, den Mund usw. Die Pauspapiere kénnen wohl als sogenannte ,,fluidale Filter“ bezeich- net werden, welche untereinander in Verbindung stehen. Es gibt an dem Apparat noch einen Metallspiegel zum Anhauchen (Rapport mit dem UnterbewuBtsein pp.). Der Forscher steckt sich einen Ring aus Aluminium an den rechten Unterarm, verbindet sich durch einige Drahte mit der Maschine, nimmt eine Art Telephonsprecher und spricht dadurch zu der Maschine, da sie Antwort auf die gestellte Frage geben mége, was danach alsbald geschieht. Besucher schreiben ihre Fragen auf Zettel, hauchen diese und den Metallspiegel an der Maschine an, worauf der Vermittler, das Medium (Dr. Teltscher), die Antwort mit dem inneren Ohr vernimmt, sié niederschreibt bezw. den Fragenden mitteilt. « Nun braucht man noch nicht gleich anzunehmen, daf eine fremde Intelligenz aus anderen Sphiiren durch diese Maschine spricht, sondern man kann sich vorstellen, daf die eigenartig gebaute Maschine eine Sammelstelle von abgegebenem Od, Fluidum usw. ist, durch das er- wahnte Anhauchen von Zettel und Metallspiegel Konnex mit dem UnterbewuStsein des Fragenden erhialt und dieser in der Maschine aulgespeicherte Od- oder meinetwegen Ichkern die Antwort aus dem UnterbewuStsein des Fragenden, das ja zum kosmischen Be- wultsein gehért, selbst entnimmt, um sie durch die Sensitivitit des Vermittlers, des Mediums, kund zu geben. Wir kommen damit wieder auf die medialen Zustinde, wie sie vom Spiritismus her bekannt sind und in der parapsychologischen Wissenschaft ein Betitigungs- und weiteres Forschungsfeld bieten. Allein bei dieser Maschine scheint denn doch noch wesentlich anderes vorzuliegen. Der Vermitler vermag namlich bewuft, das hei&t positiv medial zu bleiben, waihrend bei der tiblichen Medium- | http://dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0267 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 264 — schaft das Medium fiir sich meist unbewuSt oder negativ medial ist, d.h. es muf auf die empfingliche Stunde warten und kann sie nicht beliebig oder nach Willkir herbeifiihren. Das ist etwas recht Bedeut- sames, das hoch einzuschitzen ist. Von sogenannten Spaltungen oder Abschaltungen der Persénlich- keit, von Ausscheidungen des Emplindungs- und Bewegungsvermégens wei§ man, und auch iiber Telepathie, Telekinese, Teleplastik, Hellsehen usw. liegen Erscheinungen und Wesensbegriinduagen vor; ferner dar- uber, daB& ausgeschiedene Kriifte oder Substanzen das Bestreben haben, sich zu Bewuftseinskomplexen zu bilden, zu personifizieren (aus dem geistig-kosmischen Weltall kann in entsprechender Art Ahnliches ver- meldet werden), soda& man es tatsachlich mit odischen oder fluidalen Ballungen zu tun hitte, die durch das Medium oder den Fragenden oder andere Teilnehmer usw. Persénlichkeitscharakter erhielten oder die Anziehungskraft einer oder weiterer Intelligenzen aus anderen Sphiren bewirken wiirden. Beides ist hochbedeutungsvoll. Fir die menschliche Entwicklung zum vollbewuften oder kosmischen Menschen jst es allerdings von gréKerem Wert, zu wissen und dann auch zu er- leben, wie demgema8 zu wollen oder zu handeln, ob geistig-kosmische Einwirkung und Beantwortung durch sich selbst in Frage kommt oder rein menschlich irdische, atherische oder astrale Wirkung vorliegt. Wenn nun von einem Ich der Maschine gesprochen wird, so kann diesseits vorliufig der etwaigen Meinung, es handele sich um ein neu gebildetes Ich, nicht zugesprochen werden. Das ware recht sebr absurd, wenn man willkiizlich neve Ich bilden kénnte. Darin kénnte dann spater auch gleichzeitig die Zerstérung der Welt licgen. Dem hat die Natur und der Kosmos schon vorgebeugt, wenngleich man teilzerstérend wirken kann, wo Empliinglichkeit besteht, wie das die ,schwarze Magic“ im Gegensatz zu der ,.weiSen Magic“ lehrt, und was zum Beispiel von theosophic-’.er Seite u. a. beziiglich des ver. sunkenen Erdteils ,Atlantis* vorgebracht wird, der durch Verrat oder MifBbrauch kosmischer Geheimnisse und Kraite dem Untergange ver- fallen sein soll. Ich méchte hier einschalten, da& durch Kenntnis und weiteren Einblick in okkulte Zusammenhinge ein ethisch-sittliches, soziales Menschentum erreicht wird. Der wahre Okkultist unterscheidet sich schon in seinem Verhalten von dem falschen, und es kann letzterem von ersterem alsbald das Handwerk gelegt werden. Wenn okkultistische Erkenntnis Allgemeingut geworden war, dann war soweit die Mensch- heit gehoben. Das lehrt die Geschichte. Aber die Geschichte lehrt auch Riickfaille und Zerstérungen. Das folgt dann daraus, das Menschen. falsch gewirkt haben, indem sie die geistige Spannkraft verloren, nach ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0268 © Universitatsbibliothek Freiburg — 265 — Begierden lebten und somit etwas in den Kosmos hinausprojizierten, was notwendigerweise auf diesen und auf die Erde zuriickwirken mufte. Das kann nur Zerstérung bedeuten. Wir sind ja in einer ahnlichen Epoche, und der Okkultist kann es vor Augen haben, in- wiefern falsch gewirkt wurde. Hierauf folgt, da& es notwendig ist, das aufbauende okkultistische Wesen zu unterstiitzen. Die Teltschersche Maschine hat aun bereits einen Roman ,Die leuchtende Kugel‘ geschrieben. Sie ist auch zu Heilzwecken u. a. benutzt worden, Wie ist das zu erkléaren? Nun, in Gedanken, Emp- findungen und Willensimpulsen liegen Kriifte. Die Krifte aus den verschiedenen Gedanken usw. weisen auf ihre Urheber zuriick. Sic kénnen sich zu Ketten bilden, um die erwahnten Ballungen oder Komplexe danach zu erreichen. Durch die Gedankenketten usw. kommt System in den sich bildenden odischen oder fluidalen Zu- sammenhang, soda& daraus eine Geschichte erzéhlt werden kann, Tat- sachen berichtet und Fragen selbstindig und zusammenhingend be- antwortet werden kénnen, Ist nun das Od oder Fluidum dermafen gestaltet, da& geistig- kosmische Wesenheiten vermittelst desselben sich mitteilen und kos- mische Tatsachen, Ereignisse, Bedingungen oder Verhaltnisse kundbar gemacht werden kénnten, so bedeutet es keine Schwierigkeiten mehr, Nachrichten von den Sternen, dem Mars usw. faktisch zu erhalten und auch dorthin gelangen zu lassen. Der Gedanke beschaiftigt die Menschen und man ist im Okkultismus gewappnet. Dadurch wire also eine Art maschineller Verbindungsweg erreicht. Die Teltscher’sche Maschine vermag da guten “Hinweis zu geben, die menschlichen Ge- danken streben voran, bis Erdachtes verwirklicht wird, um dann nach Hebung des Menschen und Weltenseins gema der bewirkten geistig- kosmischen Aufgabe in gewisser Gemiitslage und Befriedigungzu ver- harren, bis spater neue Aufgaben zu neuem Tun heranrufen. Der efngangs erwahnte merkwiirdige Ausdruck: Gedankenerzeu- gende oder Sphiren-Maschine soll nunmehr etwas modifiziert werden. Es handelt sich, wie beim Lesen wohl schon klarer geworden ist, ebenfalls im allgemeinen um einen vermittelnden oder verbindenden Apparat, der eigens konstruiert ist. Es arbeitet zunachst der Erfinder damit. Die menschliche Organisation kann nicht entbehrt werden. Sie auszugestalten bleibt hauptwertig. Dak die ‘positive Medialitit dabei in Frage kommt, ist, wie erwahnt, recht wesentlich. Bei vollem Wachbewuftsein kosmisches Geschehen wahrzunehmen, zu erleben und zu deuten, erfordert umfassende Einstellung. Die ,,Sphiren-Maschine* wird sich dann in noch anderer Weise ergeben. Daf wir auf Maschinen oder Apparate heute soviel geben, liegt bekanntlich an unserem Ma- | http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0269 1 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 266 — schinenceitalter. Und das hat neben Ublem auchsein Gutes. Es wird sich fiir die Zukunft ergeben, daf& unsere Maschinen, ich meine jetzt die taglichen Arbeits- oder Werkmaschinen usw., ganz andere Form und Gestaltung erhalten miissen und zwar werden ihre Konstruktionen dem Pflanzen- und Tierreich nachgebildet sein, wie sie sich aus weiterer kosmischer Intuition ergeben. Damit erhalten sie kosmische Entsprechung respektive Kongruenz und impulsieren den Menschen zum Lebens- gesetz. Der Mensch verliert damit sein heutiges Maschinenmenschen- tum, die Verhiltnisse gestalten sich anders. Da im Pionierdienst des Okkultismus immer neue Wege gesucht und gefunden werden, sollte allerseits begriKt werden. AuBer den hier erwahnten Grundapparaten sind nach den Seiten hin noch Nebenapparate entstanden, die nicht besonders angefiihrt werden, weil sie durch die Grundsteliung bereits charakterisiert werden kénnen. Es gibt noch sogenannte Raucherkerzen zur Erreichung einer bestimmten Atmosphire, Stimmung und Anziehung, auch Hantierung mit Edelsteinen usw. Auf die Spiegelmagie méchte ich noch inso- fern hinweisen, als man durch das Sichbetrachten im Spiegel zu einer gewissen Konzentration gelangen, schadliche und gute Eigenschaften an sich erkennen und durch potenzierte Gedankenrichtungen auf das Bild bzw. die erkrankte Stelle auch heilend wirken kann. Weiterhin vermag man bei Ubung gewissermaSen durch sein Spiegelbild hin- durch zu sehen, womit man sein seelisch-geistiges Wesen in Bildform erblickt, das schweigsam oder fragend, jedenfalls auf den Beschauer eindrucksvoll wirkend, erscheinen kann. Es wirkt magisch, daher das Wort Magie. Ich kenne einen tatsdchlichen Fall, bei dem jemand nach vorheriger Befragung einer ,,.weisen* Persinlichkeit, die ihm das Ergebnis im Spiegel ankiindete, bald nachher im Spiegel die fremde Person erblickte, von der die im Viehbestande andauernd erliuenen Schadigungen ausgehen sollten. Dieses Bild hatte den Mann, da er zur Zeit nicht daran dachte, also unvorbereitet war, recht sehr erschreckt. Es ist anzunehmen, daf ihn das:UnterbewuStsein resp. die Ballung oder Komplexion veranla&t hatte, an dem groken Spiegel in einem andern Zimmer vorbei zu gehen, um des Bildes und des Eindruckes teilhaftig zu werden. Dieser Bericht und diese Meinung iiber Apparate zur okkulten Forschung soll nicht abgeschlossen werden ohne Hinweis daraul, dak die geistige Versetzung in den geistigen Zustand keinerlei dukerer Apparate bedarf, Der Monsch ist dabei als Organismus sein eigener ‘Apparat. Er gibt sich aus ins Kosmisch-Geistige und kehrt vom Geistig- Kosmischen in seinen irdischen Organismus zuriick, Dazu ist vollstes WachbewuStsein und vollste Aktivitit nétig. Im andern Falle gelangt http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0270 = © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 267 — man nicht zum geistig-kosmischen Bewuftsein. Die Beeinflussung durch irgend welche fremde Wesen oder Intelligenzen ist itberwunden. Es ist des wahren Menschen héchstes Ziel, das zugleich rechte geist- und naturgemife Kultur bedeutet. Berichte aus dem Leserkreise. Von Studienrat O. Heyner. (Schlu8.) Was ich freilich auBer dem bereits Erwahnten persénlich in spititistischen Sitzungen erlebt habe, ist nicht dazu angetan, mich zu praktischer spiritistischer Betitigung zu ermuntern. Meine eigenen Erfahrungen haben mich zu der Uberzeugung gebracht, dah die prak- tische Ausiibung des Spiritismus Zeit- und Kraftvergeudung bedeutet, wenn cinem kein gutes Medium zur Verfiigung steht, Obschon meine Frau und meine Tochtor iibor gute Kriifte ver- fiigen, mute ich Vereuche in der Familie bald aufgeben, da boide sich ablehnend verhelten, von meinem Sohne ganz zu schweigen. Uber ein Jahr stellte icl allwéchentlich spiritistische Versuche mit einem Crossener Fhepaar an, von dem der Mann leidlich gut cchrich, wihrend die Frau fir das Skriptoskop treffliche Belthigungen zeigte. Die hierdurch erzielten Mitteilungen hatren 2war stets Hand und Fu und erfolgten flot, aber wertvolle Offenbarungen enthielten sie nicht, es mite denn sein, da8 eine merkwiirdige mich betreffende Voraussage, die einen léngeren Zeitraum umspannt, sich restlos erfiillt. Was davon bis jetzt eintreffen konate, ist allerdings wahr geworden. Aber Zujiall oder Kombination sind dabei nicht ausgeschlossen. Freilich die Hauptsache aller Bekundungen bewahrheiteten sich nicht. Die ,,Geister* hatten ndmlich den Teilnehmerkreis zusammengerufen, damit Mate- rialisationen zustande kamen. Alle Teilnehmer waren von den ,Gei- stern besonders ausgewahlt, wurden aber fast alle nach einiger Zeit als ungeeignet entlassen und durch Neuberufungen ersetzt, wobei die Geister keine glickliche Hand hatten. Dabei wurde von ihnen stindig behauptet, die Materialisationen wiirden sich in Kiirze zeigen, es zeigte sich aber trovz aller bestimmten Ankiindigungen nichts, Schlie8- lich muBte auch ich als ungeeignet ausscheiden. Der wahre Grund fir mein Ausscheiden war aber darin zu suchen, da® ich dem Medium mit meinem wachsenden und berechtigten Miftrauen un- bequem wurde und nicht mit einer in letter Zeit zugezogenen Person zusammen arbeiten wollte, deren Charakter wenig einwandirei war, von der aber das Medium annahm, daf sie weit stirkere mediale http:/ /dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0271 ns iL: © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 268 — Krafte besa als ich. Auch diese Hoffnung wiigte das Medium beaw. die ,,Geister*, Als dann die fritheren Teilnehmer wieder gerufen wurden, verzichteten diese ebenso wie ich dankend. Auch ein Zei- tungsaufruf nach neuen Teilnehmern blieb ohne Erfolg. Allerdings verdient erwahnt zu werden, da’ in der Wohnung des spiritistischen Ehepaares sich in jener Zeit haulig Knackgerdusche bemerkbar machten, namentlich im Kleiderschrank; eine Tatsache, die bei reger spiritistischer Betitigung haufiger vorkommt, wie ich schon oben wiederholt mitteilen konnte. Dies und anderes 14St es trotz allem fiir mich nicht ausgeschlossen erscheinen, daf$ Verstorbene in diesen Sitzungen sich gemeldet haben. Aber es kommen dann nur solche niederer Stule in Frage. Storungen, die anscheinend auf niedere Geister zuriickzufiihren waren, kamen ohnedies sehr haulig vor. Zu den Sitzungen dieses Ehepaares kam zeitweise regelmafig ein alteres Fraulein, das medial schreiben konnte. Sie war mir insofern interessant, als sich an ihr die Schiden langerer spiritistischer Be- tatigung recht deutlich zeigen. Sie glaubte, da8 ihre verstorbene Mutter als ihr Schutzgeist sie stéindig betreue, und pflegte mehrmals am Tage, selbst bei den unwichtigsten Handlungen, ihre Beschiitzerin zu fragen, was sie zu tun und zu lassen habe, und die Antwort sich durch mediale Niederschrift geben zu lassen. An der Art ihres me- dialen Schreibens war zu erschen, wie weit die Nervositat bereits gedichen war, die die Schreiberin sich anscheinend durch den Spiri- tismus zugezogen hatte, Das Schreilen geschah mit solcher Heftgkeit, da& stets eine oder mehrere Bleistiftspitzen abgebrochen wurden und unachtsam auf den Tisch gelegte Hinde Gofahr licfen, cinen Stich mit der Bleistiftspitze zu erhalten. Denn bei dem fast immer uner- warteten Schluf der Niederschrift wurde der Bleistilt mit der Spitze nach unten von der Schreiberin meist heftig auf den Tisch gestoken oder geworfen. Da dieses Fraulein schon vor lingerer Zeit von Crossen fortzog, habe ich sie aus den Augen verloren. Wenig Erfreuliches erlebte ich auch vor fiinf Jahren bei einer gréReren Spiritistenzusammenkunft in S. in Brandenburg unweit der schlesischen Grenze. Der Vorsteher der dortigen Spiritistenloge feierte in spiritistischer Weise seine Silberhochzeit. Zwei spiritistische Schrift- steller, ein Herr K. aus Béhmen und ein Dresdener Arze, Dr. Sch, waren als Redner erschienen. Dazu waren gegen 20 Sprechmedien angereist, die meisten aus dem Glatzer Bergland, Katholiken und Protestanten friedlich bei einander. Die Feier erfolgte im Saale eines @ffentlichen Gasthauses und sollte echt amerikanisch fir den Spiritis- mus werben. Zundchst wurde ein Theaterstiick mit spiritistischem ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0272 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 269 — Inhalt aufgefiihrt, dann folgte ein langerer Vortrag des Dr. Sch., und hierauf betitigten sich verschiedene Sprechmedien, mehr oder weniger sinnvoll, einmal sogar zwei gleichzeitig, mchr oder weniger gerdusch- voll, dazwischen sprach medial und nicht medial Herr K. aus Béhmen. Der Inhalt der medialen Reden war der herkémmliche. In weit- schweifiger Weise kehrten die Ermahnungen von ,,Geistern* immer und immer wieder: Fithrt ein gutes Leben, iibt Liebe, wir unterlieSen es einst und muften es biifen, nehmt euch ein Beispiel an uns und erspart euch die strafenden Qualen des Jenseits, Gedanken, wie wir sie zur Ubergeniige aus den Niederschriften von H. Sch. kennen gelernt haben. Das Ganze wirkte auf einen ruhig iiberlegenden Menschen mehr abstoend als anziehend, wenn auch nicht verkannt werden darf, da& alle Mitwirkenden, die meist Arbeiterkreisen an- gehérten, von lauterstem Streben beseelt waren. Der Eifer fiir ihre Sache hatte etwas Riihrendes, sie hatten hier einen Ersatz fiir echte Religiésitit gefunden, die ihnen ihre in veralteten Bahnen wandeln- don Kirchen nicht geben konnten. Wenig passend war, da& die Feier, die gegen 3 Uhr nachmittage begann, am Abend beaw. in der Nacht in dem gleichen Saale mit Tanz endete, 2u dem eine gemietete Beruls- kapelle moderne Schlager aufspielte. Meine praktischen spiritistischen Versuche habe ich hiermit keines- wegs abgeschlossen. Mir sind noch verschiedene hier nicht erwahnte gute Schreib- und Sprechmedien bekannt, die ich selbst laufend be- obachte und durch Freunde beobachten lasse. Aber die Versuche sind noch nicht abgeschlossen, darum berichte ich nicht davon. Doch glaube ich auf Grund der mir vorliegenden Tatsachen ein abschlieRendes Urteil abgeben zu kémen. Obschon mit Spiritismus viel Unfug getrieben wird und ich niemand raten méchre, ihn prak tisch auszutiben, la&t sich nicht verkennen. daf die Geister Abgeschie- dener sich wirklich durch Schreib- und Sprechmedien sowie durch Tisch- und Glasriicken und ahnliche Vermittlungen bekunden. An dieser Auttassung muf ich festhalten, solange Falle wie die von Frau Studienrat Schiippel-Prien, Dortmund, Freiherr v. Schlichting, Gurschen, und Dr. C. B. in K. sich nicht anders befriedigend erklaren lassen als spiritistisch. Solche Musterbeispiele fir den Spiritismus wie diese drei von mir berichteten sind aber keineswegs vereinzelt. Wer mit der einschlagigen Literatur einigermafen vertraut ist, kann mit einer Fille weiterer Belege dienen. Allein aus Aksakows ,,Animismus und Spiritismus* 1a: sich viel zusammentragen. MuSte auch manches davon spater als Beweisstofi ausscheiden und stellten sich namentlich die verbliifienden astronomischen Angaben nachtraglich als Irrtiimer heraus, was vor. allem Flammerion nachwies, so bleibt doch bei Ak- | http:/ /l.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0273 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 270 — sakow noch genug iibrig, was ftir den Spiritismus zeugt, Jch verweise vor allem auf die eigenen Versuche url Erlahrungen Aksakows, namentlich auf den Fall Schura, 2. Bd. IV C 5, S. 67911, den die Gegner bisher vergeblich wegzuerkléren versuchten, Von solchen Kassischen Fallen aus mu man die weniger guten und gar die schlechten beurteilen, wenn man ihnen gerecht werden will, Auch bei ihnen findet sich viel, was nur durch Beeinflussung Abgeschiedener erklarlich ist, Ich verweise bei dem Schreibmedium H, Sch. des Herr A. auf die Handschrift Kérners, auf Gedankenginge, dic von dem Bildungsgange und dem katholischen Gleuben des Mediums véllig abweichen, sowie auf die Wiedergabe von Eigentiimlichkeiton Verstorbener, die das Medium bei Lebzeiten nicht gekannt hatte. Ich verweise darauf, dak bei alltiglichen werilosen spiritistischen Sitzungen hin und wieder vereinzelt Kundgebungen vorkommen, welche die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betreffen, dem Teilnchmer- kreis véllig Fremdes bringen und mit allen vorgebrachten Einzelheiten sich bewahrheiten. Was mich aber vor allem bestimmt, die Ansichten des Spiritis- mus fiir richtig zu halten, sind die Angaben der Hellseher. Alle Hell- seher, die ich tiber den Spiritismus befragt habe, und die ich zu spiritistischen Sitzungen zuzog, behaupten, dak sie die Geister Abge- schiedener bei den Medien tatsichlich ein- und austreten sahen. Aus- schlaggebend sind mir namentlich die Erfahrungen meines Freundes Welkisch, der stindig mit Verstorbenen bei vollem Wachbewuktsein in Fithlung ist und aus laufenden Beobachtungen heraus zu Cer lesten Meinung gekommen ist, da’ in der Regel aus den Medien sich Ab- geschiedene bekunden, wenn auch meist nur solche niedrigster Stufe. Interessant war mir, was mir Herr Welkisch kiirzlich aus seinen neuesten Erlebnissen erzihlte. Anfang dieses Jahres hielt er sich in Locarno auf und wohnte dort in der niichster Nahe des chemaligen deutschen Kronprinzen. Wahrend dieser Zeit sei ihm stets der Geist der letzten deutschen Kaiserin nahe gewesen und habe ihn zu be- stimmen gesucht, sich dem Kronprinzen zu n&hern, ihm allerlei Auf trige von ihr zu iibermitteln und ihm sein neuestes Buch ,,Vergeistigung* zu empfehlen und durch ihren 4ltesten Sohn auch ihren anderen Kindern. Da aber Herr Welkisch keinerlei Beziehungen zum Kron- prinzen und dem echemals kaiserlichen Hause besitzt, hat er diese »Vergeistigung* Winsche unerfiillt lassen miissen. Zur Klarung der Sache diirfte es nicht unwesentlich ich einiges auf den Spiritismus Beziigliches aus Herrn Welkischs Buch »Vergeistigung* zum Schlu& hier wiedergebe. Es steht S. 162 IL: \Die Verstorbenen sind im allgemeinen nicht imstande, ihre ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0274 © Universitatsbibliothek Freiburg — 71— Hinterbliebenen wie iiberhaupt Menschen auferlich wahrzunehmen. Sie sehen und fiihlen nur deren Inneres. Verbinden sie sich aber mit einem hellsinnlich Veranlagten oder Medium, so kénnen sie, in- dem sie sich der Sinneswerkzeuge desselben bedienen, Welt und Menschen wie bei Lebzeiten wahrnehmen. Wenn ich der Mutter eines gut bekannten Verstorbenen die Hand reichte, so reichte er ihr seine Hand durch mich, und ich fihlte ihn ganz und gar in mir, mit seiner innigen Liebe zur Mutter. Meine eigene Persdnlichkeit hielt sich in solchen Augenblicken zuriick; sie trat véllig in den Dienst des Verstorbenen, wenngleich ich niemals in Trance fiel. Hiernach ist es gewif verstindlich, da ein Verstorbener, der seine hinter- bliebenen Angehérigen noch nicht reingeistig, sondern nur seelisch natiirlich liebt, die Gelegenheit, seine Liebe durch einen Seher oder ein Medium kundzugeben, nach Kraften wahrnimmt. So wurde ich denn auch in ahnlichen Fallen oft unaufhaltsam getrieben, Hinter- bliebene aufzusuchen und mich zum Mittler der Geftihle des Ver- storbenen zu machen. Aber es waren nicht immer Empfindungen der Zuneigung, die ich von Abgeschiedenen aufnahm. Nicht selten versuchten auch niedere, ja bése Geistwesen, mich zu ihrem Werkzeug zu machen. Es gelang ihnen nicht, weil ihr tieferes Eindringen in meine Seele von meinem Geiste - oft freilich erst nach eigenem, verzweifelten Ab- wehrkampf meiner Seele - verhindert wurde. Verstorbene, die weder gut nech bése, aber noch voll Leidenschaft waren, mufte ich zumeist mehr aus Kriaften der Seele, ohne besondere Unterstiitzung durch meinen Geist fernhalten. Auch solchen Gelegenheiten ging ich be- greiflicherweise méglichst aus dem Wege. So sah ich mich zum Bei- spiel gendtigt, den Besuch von Vortragen, die das Fortleben oder an- gebliche Nichtiortleben nach dem Tode zum Gegenstand hatten, zu meiden, weil ich nur mit Mihe dem Ansturm von Geistern stand- halten konnte, die den Worten des Vortragenden durch mich genau folgten und dann je nach dem Standpunkte des Redners, in leiden- schaftlicher Weise entweder ihre Zustimmung oder ihren Widerspruch kundgeben. Der Besuch solcher Vortrage hatte fiir mich ja auch des- wegen wenig Wert, weil ich als Medium der Geister fiir meinen Teil so gut wie nichts aufuehmen konnte. Strengte ich mein Gehirn auch noch so sehr an, die geistigen Wesen entzogen mir die Worte des Vortragenden, bevor ich sie zu Vorstellungen verarbeiten konnte.“ S.176:,,Aus hohen und niederen geistigen Sphiren weffen mich die geistigen und ungeistigen Einfltisse, in vollem Wachen mir be- wubt, tiglich. S. 157ff schreibc Herr Welkisch itber seinen Lehrer Huter: | http:/ /l.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0275 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 272 — »Mit Verstorbenen stand Huter fast unausgesetzt in bewufter Ver- bindung. Es war erstaunlich und wiirde vine besondere Darstellung rechtlertigen, wie ihm durch Verstorbene zum Beispiel Mitteilungen iiber zukiinftige Ereignisse gemacht wurden, die dann mit verbliiffen- der Sicherheit eintrafen. Auch vom bevorstchenden Weltkriege ex- zihlte er mir und meinen Angehérigen schon damals, 1912, viel Be- doutsames.* Das sind nur einige kleine Beispiele von dem gewaltigen Erleben des Herrn Welkisch. Angesichts seiner Erfahrungen heift es Eulen nach Athen tragen, wenn man noch weitere Worte uber die Sache verliert. Lesern, die sich iiber das spiritistische und verwandte Probleme grdBere Klarheit holen wollen, empfehle ich auls dringendste das schon oben erw&hnte Buch des Herrn Carl Welkisch: Vergei- stigung, herausgegeben von Hermann Haupt, das durch den Verlag des Z. £ O. zu beziehen ist. Preis gebunden 12 M. Dem Leser erschlie&t sich in diesem Werke eine neue Welt. Hiermit schlieke ich die Berichte aus dem Leserkreise* und danke nochmals den fleiSigen Damen und Herren, die mir co zahl- reich Stoffe geschickt haben, daf die ,Borichte* zu weit gré8crom Unnfang anwuchsen, als cich urspriinglich voraussehen lie8. Ich hoffe, da ich durch die fremden und die eigenen Beitrige manches geliefert habe, was noch ungeléste Probleme ihrer Lasung néher gebracht hat, Mir sind noch verschiedene interessante Schreiben zugesandt, die erst nach Abschlu8 der betreffenden Abschnitte cingingen und nicht mebr verdffentlicht werden konnten. Ich hoffe aber, da sich spater hierzu Gelegenheit bietet. Besessenheit und verwandie Geisieszustande. Von Alfred Klaus. Wenn man heutzutage die Worte Besessenheit, Hexerei, groSer Veitstanz hért, so fiihlt man sich unwillkiirlich in diistere, zum Gliick weit hinter uns liegende Zeiten versetzt; ja man hat sich gew6dhnt, diese abnormen Geisteszustinde, die einst die ganze Welt beschiftig- ten und in tolle Erregung versetzten, nur noch vom historischen Stand- punkt aus zu betrachten. Und doch kann ian, wie E, Balz auf der Naturforscherversammlung zu Stuttgart ausfiihrte, noch heute Falle von ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0276 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 273 — Besessenheit beobachten, genau von der Art, wie sie in der Bibel beschrieben sind Die Vorstellung, da& Krankheiten und namentlich Geistesstérun- gen das Werk von bésen Miachten, von Damonen seien, mu tief in der menschlichen Natur liegen. Denn sie findet sich bei allen Valkern und zu allen Zeiten, Wir begegnen ihr von den Siidsee- inseln weg tiber China, Indien, Persien bis zu dem westlichen Europa, und Amerika: wir treffen sie sowohl in Sibirien als im tropischen Altika. Bei der Besessenheit insbesondere wird der Kérper eines Menschen von ciner anderen, scharl markierten feindlichen Persénlich- keit okkupiert. Die vergewaltigt das urspriingliche Ich anfallsweise und bedient sich gegen dessen Willen seiner Sprache und seines Kérpers, um Worte auszusto&%en und Handlungen auszufiihren, die mit dem bisherigen Ich in schrofiem Widerspruch stehen. Diesen unheimlichen Gast in seinem Innern deutet der Mensch in niichet- gender Weise emen bésen Damon und gibt ihm die seinem Ideenkreis enisprechende Form. Daram sind zwar die Symptome wesentlich in allen Lindem gleich, aber Name, Gestalt und Eigen- tiimlichkeiten der Diimonen sind verschieden, je nach den religidsen und kulturellen Anschauungen. Das Bewubtsein des wahren Ich ist in leichteren Fallen erhalten, so da® sich der Mensch zu seinem Ent- setzen dieser Doppelnatur bewuft wird. In schweren Fallen, nament- lich in denen mit wilder Erregung, fehlt im wachen Zustand die Erinnerung an das Vorgefeliene. In den christichen Landern war der Damon der Teufel oder seine dienstbarea Geister. In Ostasien dagegen, wo die Besessenheit noch heute iiber China, Japan, Korea weit verbreitet ist, ist der Ubel- virer nicht der Teufel; denn dieser ist dort unbekannt, und ~ des muf ganz besonders becont werden~ein Mensch kann nurver dem Dimou besessen dessen Existenz er kennt und an dessen Neigung, in ei za fahren, er glaubt. In Ostas schiedene Tire, die angeschuldigt werden: der Tiger, die Katze, der Hund, ver allem aber der Fuchs. Der Fuchs hat die Kralt, alle Go- stalten anzunchmon, huldigt eber vielfach der Gewohnhoit, anetatt sich selbst in cinen Menschen zu verwandeln, in dem Kérper eines anderen Menschen seinen Wohnsitz aulzuschlagen. Mit Vorlicbe fahren die werden, Menschen en sind es vielmehr ver- Zanbertiichse in einfiltiges Landvolk, namentlich in Frauen und Mid- chen. Manche Fi Tag, Schabernack, erschrecken ihre Wirtin und ihre Umget tretben allerlei ng durch ihre Reden und ihr Gebahren und verschwinden wieder. Andere richten sich hauslich ei und bleiben jahrelang, nur von Zeit za Zeit sich bemerklich machend wnd allen pxtesterlichen und anderen Beschwéran- chse by! snvalblate ftir Okkeltismus. XT. Jahepane. 18 http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0277 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 274 — gen und Austreibungen trotzend. Wenn die Besessene stirbt oder wenn auf irgend eine Weise dem Fuchs der Aufenthalt verleidet wird, so geht er und sucht sich ein anderes Opfer. Das ist die gefahrlichste Zeit fiir die Nachbarschaft, und jede Frau schwebt in der Angst, der Fuchs kénne sie auswahlen. Unter den verschiedensten Fallen von Fuchsbesessenheit, die Balz selbst in Japan zu beobachten Gelegenheit hatte, ist der folgende besonders interessant und Iehrreich. Die Patientin, die Bilz vier Wochen lang im Universititshospital zu Tokio behandelte, war eine 47 jlibrige kyAftige, traurig ausschende Frau aus einer wohlhabenden Bauernfomilic, kérperlich gesund, erblich kaum belastet, nicht sehr Klug. Acht Jahre zuvor war sic mit einigen Froundianen zusammen, als die Rede darauf kam, daf aus einer Frau im Dorf ein Fuchs aus- getricben worden sei, der nua cinen neuen Unterschlupf suche. Man miisse sich da recht in acht nehmen. Das ging der Bauerin arg im Kopfe herum, und noch am selben Abend, als unerwartet jemand die Tir Sffnete, fiihlte sie einen Stich links in der Brast. Das war der Fuchs Von Stund an war sie besessen. Anfinglich begniigte sich der an- heimliche Gast damit, sich von Zeit zu Zeit in threr Brust 2u bo- wegen und, nach dem Kopf auisteigend, durch ihren Mund ihre eigenen Gedanken zu kritisieren und zn verspotten. Allmahlich wurde er frecher, mischte sich in alle Gespriiche, beschimpfie die Anwesenden und machte der armen Frau des Leben zur Hille. Sie wandto sich an viele Damonaustreiber und Priester, aber vergeblich. Auch Wall- fahrten zu allerlei Tempeln konnten ihr nicht helfen. Wahrend sie Balz mit Tranen in den Augen ihre Leidensge- schichte erzabite, meldere sich der Fuchs. Zuerst zeigten sich leichte, dann stirkere Zuckungen links um den Mund und im linken Arm: sie schlug sich mit der geballten rechten Faust heitig auf die linke Brust, die von fritheren solchen Anlissen her geschwollen und blut riinstig war, und sagte: ,Ach, Horr, jetzt regt er sich hier wieder, hier in meiner Brust“ Da kam pldtzich aus ihrem Munde in einem schnarrenden Ton eine fremde, scharfe Stimme: ,Ja freilich bin ich da, und glaubst du dumme Gans etwa, da} du mich hindern kannst? Derauf die Frau, sich immer wieder auf die Brust schlegend und mit dem linken Gesicht zuckend: ,Sei still, Bestie, schimst du dich denn gamicht vor diesem Herrn? Der Fuchs: ,Hahihi, ich mich schimen, warum? So gescheit wie diese Doktoren bin ich auch, Wenn ich mich schimte, so ware es daritber, da& ich mir ein so albernes Weib zum Wohnsitze ausgesucht habe.* Die Frau drohte ihm, heschwért ihn, ruhig zu sein; ex unterbricht sie, und nach kurzer Zeit ist er im Alleinbesitz des Denkens und der Sprache. Die Frau ist jetzt passiv ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0278 h) G © Universitatsbibliothek Freiburg — 275 — wie ein Automat, versteht offenbar nicht mehr, was man ihr sagt; an ihrer Stelle erwidert hamisch der Fuchs. Nach zehn Minuten spricht der Fuchs undeutlicher, die Frau kommt allmahlich zu sich und ist bald wieder ganz normal. Sie hat eine Erinnerung an den ersten Teil des Anfalls und bittet weinend um Entschuldigung und Vergebung wegen des ahschenlichen Benehmens des Fuchsas. Solche Anfille kamen sechs, zehn und mehr im Tag, im Schlaf fehlten sie, oder sie erwachte, wenn einer drohte. Versuche, durch Suegestfon, Hypnose, elektrische Manéver u. dgl. Heilung 2u bringen, miBlangen. Das Leiden der Kranken hatte die Form eines regel- rechten veriodischen Wahnes angenommen. Zwischen den Anfallen war sie ganz verniinftig, wenn auch scheu. Erstaunlich war in Anbetracht der geringen Intelligenz der Frau die Redegewandtheit, der Witz und die der Patientin fiir gewShnlich ganz fernliegende Satire in der Sprache des Fuchses. Einmal, als Balz mit Studenten zu ihr ins Zimmer kam und dem Fuchs mit allerlei Fragen zusetzte, sprach dieser pldtzlich in seiner spéttischen Weise: Na, ich will Ihnen etwas sagen, Herr Professor, Sie kénnten auch etwas Gescheiteres tun, als mich mit Ihren Fragen aufs Eis fihren zu wollen, Wissen Sie denn nicht, da& ich eigentlich ein lustiges junges Madel bin, wenn ich auch in dieser alten Schachtel stecke? Machen Sie mir doch lieber ordentlich die Kur, die jungen Herren da scheinen nichts von mir zu wollen, da bin ich auch mit Ihnen zulrieden. Aber ich habe die Sache fiir heute satt, adieu!* - und weg war er, waihrend das Zimmer noch von dem lauten Gelachter aller Zuhdrer widerhallte. — . Wie ist nun der seltsame Vorgang der Verdopplung der Persén lichkeit zu erkléren? Man wei8, da& der normale rechtshandige Mensch auch fiir seine geistige Tatigkeit, namentlich fiir seine Sprache, sich der linken Hirnhilfte bedient, der Linkser dagegen der rechten. Balz nimmt nun an, da& bei der Besessenheit anfallsweise die andere, ge- wohnlich ruhende Hirnhélfte tiberwiegend in Funktion tritt. Dafiir spricht lebhaft der eben beschriebene Fall der Bauersirau. Sie war Rechtser. Jedesmal begann der Anfall mit abnormen Gelliihl in der Jinken Brust, mit Zuckungen links um den Mund und im linken Arm, und dann redete der Damon. Die rechte Kérperhiilfte reagierte da- gegen mit Worten, mit Schlégen der rechten Hand, also mit dem linken Gehirn; sie bekampite tatsachlich die linke Kérperhiillfte, also das rechte Hirn. Infolge von Autosuggestion wird die krankhaite Reizung der gewShnlich ruhenden, in Reserve stchenden Hirnhallfte als Tatigkeit einer fremden Person gedeutet. Die anfingliche Hemmung der abnorm gebildeten Gedanken durch das normale Ich tritt nach 18* | http://l.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0279 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg — 276 — und nach zurick, und schlieSlich riumt dasselbe das Feld ganz. Die neue automatische Person herrscht als Autokrat, bis die krankhaften Reize erschdpft sind. Balz betont aber ausdriicklich, dak durch diese Auffassung zwar der psychophysische Vorgang erliutert, aber das Wesen der Sache nicht erklirt ist. Demmnach bleibt die Frage offen, welches die Kraft sei, die sich der Hirnteile bedient. Wer diese Dinge mit Emst und ohne Vorurteil studiert, wer sein eigenes inneres Leben analysiert, der mu zur Uberzeugung kommen, daf unser gewdhnliches Bewuktsein zur Erklarung nicht ausreicht. Wir miissen tiefer Unterbewuktsein. Unter Unterbewuftsein versteht man diejenigen seelischen Vor- ginge, die uns nicht zum Bewuftsein kommen, die, wie man sagt, unter der Schwelle des wachen Bewukktseins vor sich gehen. Dah derartige Vorginge existieren, bezweifelt niemand, aber sie werden viel zu wenig beachtet und geschitzt, obgleich sie sowohl im Wach- zustand als namentlich in der Hypnose zim Interessantesten gehéren was es gibt. Bekannt ist der Fall, wo eine Magd in ihrem Fieberdelirium lange hebraische Zitate vorbrachte zum maflosen Staunen aller. SchlieSlich fand man, daf sie in ihrer Jugend bei einem Pfarrer gedient hatte, der laut hebriisch zu lesen pflegte. Sie hatte die Worte gelernt, ohne sie zu verstehen und ohne es zu wissen, und hatte sie im Unterhe- wuBtsein verstaut. Dort hatten sie jahrelang in strenger Ordnung ge- legen, um durch einen abnormen Vorgang erweckt zu werden und dann wieder zu versinken, Denn bei klarem Bewu8tsein kannte oder erkannte sie kein Wort hebraisch. Wie zahllose solcher Erinnerungsbilder mégen in uns unbewuh« nlich ins en, ruhen, und wie mancher scheinbar unverstindliche psychische Vorgang, wie manches unerklitliche Gefithl mag durch Verkniipfung derselben entstehen! Hierher gehért offenbar auch die schépferische Phantasie des Dichters und des Kiinstlers oder des Forsch: eit der , dem cine miihsam gesuchte Lésung pléwlich wie spiclend in den Scho fall, Wenn wir sehen, da& die orleuchtetsten Manner der Menech- heit, wie Shakespeare und Goths, selber angehen, da der Dichter in seiner hichsten Titigkeit dem Wahnsinnizen gleiche, daf die besten Gedanken wie durch eine Inspiration ven auBen z wenn dey stolze Nietzsche sich des fii stiindnis abringt, da& er das Schdnsie im Bewuktsein geschaffen habe, da& er « i kommen s itolk, stra gar nicht mit i seine dahei vielmehr als willen- loses Medium einer anderen Macht erschien, wenn hipferische ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0280 h) G © Universitatsbibliothek Freiburg — 277 — Genies sie gestehen, da& die Lésung eines wichtigen Problems, an der sich lange vergeblich abgequalt, plétzlich als fertiges Ganzes, wie mit einem Sprung in ihrem Bewuftsein erschien, dann bleibt, wenn wir nicht zu téibernatiirlichen Kriften unsere Zuflucht nehmen wollen, nur die eine Erklirung ibrig, daf in uns, uns unbewubt und unserem Willen enizogen, cine Werkstiitte ist, in der tiichtig und verniinitig und mit Erfolg gearbeitet wird und von der sich nur ausnahmsweise der Schleier hebt. So wirkt auch die démonische Suggestion in der Stille unbe- waft. Was wir Zufall nennen, ist nach Balz das durch einen pléw- lichen AulschlulS des UnterbewuBtseins in das wache Bewultsein heltig horvorbrechende Resultat unterwufter psychischer Arbeit. Die Heilung der Besessenheit kann, ebenso wie ihre Entstehung, nur durch Suggestion erfolgen, und gecignete Suggerenten sind immer die, denen man diese Heilkrait zutraut. Die Suggestion braucht nicht religiéser Art zu sein. Es sind viele Falle von Heilung bekannt durch Erschrecken oder Bedrohen der Besessenen mit geziicktem Schwert oder mit einer SchuSwaffe. Je frischer der Fall, je grdGer die Suggestiv- kraft der Beschwérenden, um so sicherer der Erfolg. Doch sind auch immer stindig Migerfolge zu verzeichnen, besonders in den chronischen Fallen, bei denen das Leiden den Charakter eines lixierten Wahnes angenommen hat. Wie fertigt man einen Erdspiegel? (Nachtrag zu meinem Erdspiegel-Artikel in Heft 10, Jhrg. 19 der Z. £. O.) Von Carl Friedrich Alfred Leonhardt Fortges zte Versuche mit Erdspiegeln haben mir die GewiSheit gebracht, di3 die Spiegelflche durchaus nicht schwarz zu sein braucht. Auferordentlich gut bewahite sich z. B. ein recht feuriges Rot, recht reich an gelben Strahlen, nach Art inancher moderner Lackmébel, des Geraninm oder gewisser Georginenbliiten, Die an das Hellsehen immer gebundene Trance wird durch solch einen roten intensiven Lichtausstrahler bei vielen Personen viel leichter herbeigeliihrt als durch schwarz. Bei einigen vom Stemnbild Krebs und gewissen Mond- stellungen BeeinfluBten bewahrte sich auch eine rein ultraviolette Spiegelfarbe. Die Einwirkung scheint mithin zu schwenken, sollte deshalb niher erprobt werden, zumal die Herstellung solcher Spiegel recht billig ist. Ich will sie beschreiben. Man verleimt zwei Brettchen Laubsigeholz, Linde, Ahom, Pappel | http://dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0281 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 278 — oder Buche, so miteinander, da® die eine Maserung lang, die andere aber quer lduft, damit das Holz sich weder werlen noch reif%en kann. Getrocknet wird unter Druck. Man schneidet daraus einen Kreis in der GréSe von etwa 23 cn, sagt cinen Ring heraus in der Breite von 2 cm, hebt diesen hoch bis zur Starke des unteren Brettchens und leimt und nagelt ihn derart an die 21 cm Scheibe, da& cine Art Holzteller mit Falz entsteht. Der Falz soll die Holzscheibe festhalten, Der Teller ist mit feinem Sandpapier zu glétten. Mit einer passenden Streichfarbe, z B. Rot, wird er erst vorgestrichen und nach dem Trocknen so diinn als méglich mit dem in jeder gré%eren Farben- handlung erhaldichen Emaillelack lackiert. x sehr diinne Auf strich ist ndtig, da sonst der Lack, namentlich im Fale, schwer trocknet und krieselig wird. Nachdem er griindlich trocknete, was innerhalb einer Woche sicher der Fall ist, tiberlackiert man abermals und hat epatestens beim dritten Lackiiberzug eine vallig glatte, gewissermaken spiegelnde Fliche. Beim Glaser 14%t man nun eine runde Bilderglas- scheibe schneiden, die man nach dem Trocknen in den Falz legt und entweder mit kleinen Nageln anhelftet oder einkitter. Nun ist der Spiegel gebrauchfertig. Er kann auch jederzeit gewaschen werden. Man kann den dukeren Rand unter Umstanden schwarz halten, muf ihn aber dann vorteilhafter in dieser Randflasche mattieren, indem man den Hochelanz abschmirgelt. Bei Gebrauch legt man den Spiegel auf cin Stiick mattschwarzen Futterstoff oder hangt ihn samt solchen einfach an die Wand. Letzteres ist sehr bequem, da man sich dann in einem Sessel setzen kann, um so im vélligen Ausruhen und unter Entspannung aller Krafte in den Spiegel zu sehen. Wegen der Lichtstirke des Rot kann der Abstand vom Spiegel sogar mehrere Meter betragen, wenn die isolierende schwarze Fliche gro& genug ist, sociah das Auge nicht abgelenkt wird. Es hat sich herausgestellt, da& wianche Personen nach langerer Be- trachtung dieses Spiegels unter méglichster Konzentration auf das, was man zu sehen wiinscht, die Augen schlie&en kénnen, worauf erst dann bei ihnen die Bilder erscheinen. Vielleicht veréffentlicht Herr Ernst Hentges im Z. £. O. seine Erfahrungen iiber Hellsehen. Er arbeitet ohne Spiegel und gibt an, da& dies griindlich nervés macht. Das habe ich mit dem Spiegel weder an mir noch meinen Versuchsmedien bemerkt, trotzdem ich letztere aus meinem Besucherkreis zog. Herr Hentges gab mir in einer Privatkorrespondenz eine derartig verbliiffend sichere Defini- tion des ganzen Vorganges, da& er dariiber schreiben sollte. Mit nur wenigen Zeilen verstand er es eine Sache zu kldren, iiber welche andere Biicher schreiben, ohne da’ man erféhrt weshalb und wieso. ‘gotten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0282 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 379 — Wie ich auf den Rotspiegel kam, will ich klarlegen. Es war ein Zulall. Ich hatte eine gréKere Anzahl alter Bilderrahmen geschenkt erhalten, da ich auf solche stiéndig Jagd mache, um meine Sammlun- gen an Hand-Daktyloscopien, Photos, Portraits und Graphologien ein- heitlich hinter Glas zu ordnen, denn nur das Ganze erméglicht einen Uberblick. Billig soll es auch sein, weil die Sache sowieso ins Geld lauft. Ich war daher tiber das Geschenk sehr erfreut. Die Rahmen hatten aber bereits mehrere Feld-, ach nein Uraziige hinter sich und ihr Auferes entsprach villig dem uralten Spruch: ,Dreimal umgezogen ist so gut wie einmal abgebrannt* Auch mute ich sie fir meine Zwecke véllig umarbeiten, die Altersschwiche beseitigen. Waren es Menschen gewesen, hatte ich geraten: lat euch so schnell als méglich mit Radiumchlorid aufspritzen. Nach Ablauf von zwei Tagen intensivster Arbeit erstrahlten sie aber im schénsten Rotlack- iiberzug und hingen nun zum Trocknen an der Wand, was einige naseweise Fliegen als giinstige Selbstmordgelegenheit dahingehend aul- fagten, da& sie die ernsthaftesten Versuche machten am Lack kleben zu bleiben. Es galt also aufzupassen. Zu diesem Zwecke setzte ich mich, schon reichlich mide, doch mit meiner Arbeit recht zufrieden, den Rahmen gegeniiber in ungeliibr 3 m Abstand in einen Korbsessel. Mit einem Male bemerkte ich an mir eine seltsame Veranderung: Wand und Rahnien verschwanden und ich blickte wie durch ein recht groBes Fenster ins Freie in eine Gegend, die ich garnicht kenne. Kleine bunte Hauschen an einem Kanal. Uber der Haustiir des einen eine Mutter Gottes in eingm weifgelb lackierten laternenférmigen Glaskasten. Die Haustiir tat sich auf. Ich sah eine Treppe mit ge- schéuerten und sandbestreuten Stufen und einem weifKen Barokge- lander, oben auf dem Korridor eine kleine weife Tir in einer blau- gestrichenen Wand, oben mit brauner Borde die einzige Tir im ganzen Obergescho8. Jett sah ich in das Zimmer selbst. Dort stand ein Bet mit einem karrierten Inlet, und darau! sa ein Madchen mit schwarzem Bubikopl, ziemlich schlank, langes weikes Nachthemd, aus dem nur die FiiBe und Arme heraussahen. Ware das Machen ge- schminkt und dekolletiert. gewesen, hitte ich es fiir eine Dime ge- halten, Der Stupsnase und dem dunklen Haar und Augen nach war es offensichtlich Krebssternbildtyp. Thr gegeniiber an einem viereckigen Tisch, in den griines Wachstuch eingelassen war, lehnte ein Mann. Krdftiger, untersetzter Kérper, kurzgeschnittenes hellbraunblondes Haar, gerétetes Gesicht und etwas unreinen Teint, ich dachte mir noch: er ist nierenleidend. Ey stiitzte sich mit den Hianden an die Tischkante, hatte einen Kragen um und trug ein dunkelgraues Jacket. Beide zankten sich, er schien dem Ma chen Vorwiirfe zu machen, dak es | httpi/ /l.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0283 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 280 — sich kurz vorher jemand hingegeben hatte. Das Madchen lachte ihm verlegen ins Gesicht. Da rétete sich sein Gesicht mehr, er nahm die Hinde von der Tischkante fort, trat auf die Sitzende langsam zu, hob eben so langsam seine Arme, sprach aber kein Wort, und umspannte ihren Hals. Es war seltsam; sie leistete keinerlei Widerstand, sondern zuckte nur mehrere Male. Darauf legte er die Tote ins Bett, deckte sie zu, setzte sich auf einen Stuhl, barg das Gesicht in den Hinden und weinte, indem er die Ellbogen auf seine Knie stiitzte. Mit der Minute schlo& sich die Wand wieder. Aus meiner Tabakspteife stieg noch der Rauch aul. Da solche Pteifen standig im Zug gehalten werden miissen, damit sie nicht ausgehen, kann die Vision nur sehr kurz gewesen sein, Ich bin villig sicher, da& ich Tatsichliches sah, denn fiir einen Traum war die Beobachtung viel zu detailliert; ich sah sogar die schwarze Hausnummer, es war Num- mer zwolf, Aber wo, dazu fehlte mir der Schliissel. Diese sonderbare Wirkung des Rot als Trancemittel, noch dazu im villig hellen Glashaus, veranlakte mich weiter zu experimentieren. Der Erfolg ist recht zutriedenstellend, was ich der Leuchtkraft zu- schreibe, denn Trance des Hellsehéns wird in solchen Fallen durch eine Ubermiidung der Sehnerven bedingt. Ich habe auch Kristallkugeln auf solche Teller gestellt und der Erfolg war der gleiche. Die Einwirkung des zeniralen Biickes auf Tiere. Von Marie Schwickert. Im Jahre 1914 schickte mir mein Bruder Sindbad einige okkul- tistische Biicher. In einem derselben war eine Abhandlung iiber die besondere Wirksamkeit des ,zentralen“ Blickes. Meine beiden Sihne - damals noch hofinungsvolle Gymnasiasten - interessierten sich lebhalt dafiir und stellen sogleich verschiedene Versuche an, ob auch Tiere dafiir empfinglich seien. Das erste Versuchsobjekt war ein zahmer Kreuzschnabel. Er verhielt sich - wahrend er sonst immer grofe Freude hatte, wenn wir ihm unsere Aufmerksamkeit schenkten - duferst ablehnend, fing an mit den Augen zu blinzeln, den Kopf nach einer anderen Seite zu drehen und verkroch sich endlich, als alles nichts half - schleunigst iiber das Dach seines Hauschens nach akwiarts kletternd - hinter der Riickenwand des Hiuschens, von wo ave or in der Vogeleprache ganz mérdorisch zetterte und schimplte ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0284 © Universitatsbibliothek Freiburg — 281 — Nun kam ein Laubfrosch an die Reihe. Dieser — ein Liliputaner seines Geschlechtes - war schon wochenlang unser Hausgenosse und ungemein zutraulich. Wenn ihn meine Séhne auf den ausgestreckten Zeigefinger setztun, blieb er ruhig sitzen, so lange sie es haben wollten, und glotzte sie mit seinen schlafrigen Augen an. Aber auch Freund Laubfrosch, der sonst nie aus seiner Ruhe zu bringen war und sogar eine Fliege lange beobachtete, ehe er endlich zum Sprunge ansetzte, wurde unruhig; er drehte sich rechts, er drehte sich links, um dem unbequemen zentralen Blick auszuweichen. Doch es half alles nichts. Mein Jiingster, der mit ihm experimentierte, lie& nicht locker. Da fakte der Laubfrosch einen raschen Entschlu&, der seinem Scharfsinn alle Ehre machte: Mit einem kiihnen Schwung rettete er sich - auf die Nase seines Peinigers. Dort war er sicher. Mein Altester sah aul ciner Ferienreise - vom Fenster des ersten Stockes aus - einen Hund vor der Tiir des Hauses, in dem er wohnte, liegen und friedlich schlafen. Schnell erwachte sein Forschungsdrang und er fixierte den schlaienden Hund mit dem zentralen Blick. Und siehe da! Der Schlaf des Hundes hielt dem Blick zwischen die Augen nicht stand, Er wurde unruhig, knurrte im Schlaf, erwachte und fing an, 2u meinem Sohn emporzubellen. Der Weltkrieg mit seinem furchtbaren Elend und Jammer kam und machte diesen scherzhafen Experimenten ein Ende. Auch in meine Familie brachte er Gorge und Leid. Doch vor zwei Jahren wurde ich wieder daran erinnert Ich war aul Sommerirische in den oberésterreic) hischen Bergen, in einem kleinen Hole, wo man nichts bekam als Milch, Butter, Eier"- wenn’s hoch kam ein Huhn oder ein paar Tauben. Ein Gasthaus war nicht dort, man mufre sich selbst verpflegen. Ein Holzhauer, der durch einen Uniall den linken Arm verloren hatte, fuhr mit cinem Hundewagerl zweimal wéchentlich in die Stadt und nahm am Riickweg mit, was man brauchte; so verdiente er doppelt, dean or handelte mit Butter, Eiern, Getltige] und Beerenobst. Einmal war ich zu seiner Behausung gegangen, weil ich Ver- schiedenes aus der Stadt bondtigte. Er stand vor seiner Haustiir und basteite dort an seinem kleinem Hundewagerl herum; der Hund lag in einer Entfernung von ungelihr fiini Metern an der Kette. Als ich mich naherte und mit dem Mann zu sprechen anfing, sprang er wiitend auf und zerrte an seiner Kette, wollte sich auf mich stiirtzen und bellte, da dies nicht méglich war, unaufhérlich. Alle begiitigenden Zurufe seines Herm blieben wirkungslos. SchlieSlich lie’en wir ihn bellen und besprachen unsere Angelegenheit miteinander; aber der Larm wurde auf dic Dauer unertraglich, denn man verstand kaum sein eigenes Wort. | http:/ /l.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0285 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 283 — Da plétzlich fiel mir ein: Wie ware es mit dem zentralen Blick Ich drehte mich um und fixierte den Hund. Die Wirkung war ver- bliiffend. Wéhrend er friher auf alles freundliche Zureden nur umso wiitender gebellt hatte, stutzte er jetzt, das Bellen wurde immer sanfter, ging bald in Knurren iiber, das Knurren in ein Winseln - und end- lich wedelte er mit dem Schweif! Der Holzhauer wurde erst aulmerksam durch das Verstummen des Gebelles. Er sah das ginzlich verinderte Benehmen seines Hundes, den unterwiirligen Ausdruck in den klugen Hundeaugen, und fragte erstaunt: ,Ja, was hat denn der Hund? ,,O, nichts“ — erwiderte ich lachend, ,ich hab’ ihn nur angesehen! Er schiittelee den Kopf: »Merkwirdig! Der Hund ist sonst so bés, der tate einen Jeden, der nicht ins Haus gehért, am liebsten zerreiken“ Ich blieb noch ein paar Minuten, dann ging ich heim, am Hunde vorbei, ihn unauthGrlich fest mit dem zentralen Blick lixierend. So- lange er unter dem Bann meiner Augen stand, wedelte er friedlich mit dem Schweif. Als ich ihm den Riicken kehrte, bellte er mir wiitend nach. Wenn ich nun das Verhalten der beiden Hunde miteinander vergleiche, drangt sich mir unwillkiirlich die Frage aul: Warum bellte - aus dem Schlafe aufgestért - der eine Hund denjenigen an, der ihn fixierte, wahrend in meinem Falle der andere, als sehr bésartig be- kannte Hund zu bellen aufhérte und mit dem Schweif zu wedeln anfing? Fihle der eine sich durch die riéumliche Entiernung sicherer oder imponierte ihm der Blick des iibermiitigen Menschen nicht? War - bei dem anderen - die Macht des Blickes gréBer, weil sie von einem geistig reifen, in Leid erstarkten Menschen mit stéhlernem Willen ausgeiibt wurde? Es ware interessant dies zu ergriinden. Okkaltisisens Umschau amen Aetherwellen-Musik. Schon wieder hat uns die physikalische Forschung eine marchenhaft anmutende Entdeckung gebracht: die Aetherwellen-Musik. Der Entdecker ist der Ingenieur L. Theremin, Professor am Stautlichen Physikelisch- technischen Institut in Leningrad (Petersburg). Er braucht zu seiner Musik keine Instrumente, er greift sie aus der Luft! Die groSanige Erfindung wurde zuerst im Sommer d. J. aui der Musikausstellung in Frankfurt a. M. gezeigt, und jetzt hat sie Professor Theremin in Berlin und Leipzig in Vortriigen vorgelithrt, Die von ihm konstruierten Apparate erméglichen nicht nur ein Musizieren durch freie Bewegung der Hinde im Raum, eondem cie geben dem Spielenden auch die Freiheit, den http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0286 ee © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 283 — Klangen beliebig den Ton der verschicdensten Streich- und Blasinstrumente, ja sogar der menschlichen Stimme in héchster Vollendung zu verleihen, Das Geheimnis ist ein nultiérmiger Apparat in der GriBe einer Schreibmaschine, aus dem eine wagerechte Drahtschleife von etwa 30 cm Durchmesser und eine Messingsiange von etwa einem halben Meter Linge (die Antennen) herausragen. Dieser unscheinbare Apparat birgt das unfaSbare Wunder, erzeugt die Musik der Zukunft, Professor Theremin stellt sich vor den Apparat, driickt auf einen Knop! und bewegt iiber dem Apparat seine Hinde, worauf eine klangschéne, seclenvolle und von ungewohnt vollechwingonder Resonanz gotregene Sphiren-Musik orklingt, bei der das Ohr bald Schalmeien oder Fléten, bald Violine oder Violincello, manch- mal sogar cine menschliche Altstimme zu unterscheiden vermag. Ganz fern oder ganz nah erklingt die Musik, formt sich zu Melodien und schwingt als wundorbare spharische Musik Klangrein durch den Raum. In dem Bereich der Luft, die den Messingstab und den Drahtring umgibt, belinden sich clektromagaetische Wellen von hestimmter Linge und Frequenz, die der Physiker mit der Hand, die in diesem Falle die Rolle cines olektrischen Leiters spiclt, dirigiert. Das Entfernen und Nahe der Hinde verindert das elcktromagnetische Feld und erzeugt so die Diflerenzierung der Téne. Nahert sich beispielsweisc die Hand dem Messingstab, dann schwillt die Melodie toneiverarig an, zittern die Finger, dann vibriert der Ton, kommt die eine Hand der Drshtschleife nahe, so ebbt die Melodie zum Pianissime ab, um wieder zum rauschenden Fortissino anzuwachsen, je weiter sie sich entfernt. Die Kleinste Bewegung verursacht eine andere Nuancierung des Klanges. Die Schénheit und Pracht der ‘Tone ist beispicllos. Proiessor Theremin sagt, dalf seine Versuche erst den Anfang dor Méglichkeiten auf dem Wege zur ,Musik der Zukunit* bilden. So diirite die Encdeckung zu einem vélligen Umechwung dor musikalischen Praxis fiihron und, wio das Radio, ungeahnte Miplichkeiten fiir die Zukunft erdfinen. Die Musikkreise stehen staunend vor dieser geheimnisreichen Erfindung, deren wunderbare Klinge za einem iiberwiltigenden Erlebris werden. Mit dieser transzendentalen Entdeckung sind wir wohl dem Geheimnis der »Sphironmusik‘ nihergckommen, von der schon von altersher gesprochen wird. Die neue Entdeckung laBt nicht ausgeschlossen erscheinen, da die unsterblichen Werke der Masikberoen in Bezieéhung zu dieser Actherwellen-Musik stehen und fir die tiefe Intuition, aus der jene Meisterwerke geschépft sind, cine auSergewéhnliche Sensitivité: die Briicke zu den Klsnge erzeugenden Aetherwellen gebildet, also die heutige technische Antenne ersetzt hat. Diese ,geietige Antenne’, die mit dem von Genvration zu Generation mebr verkiimmerten Sonnengeflecht bozw. der Zirbeldriise in engster Beziehung steht, ist ja auch der Ursprung von echtem Hellsehen und Hellhéren. So diirfte aus dem Acther und seinen Wellen noch manches neue Wunder erstehen und damit die uralten indischen Sznskrit-Geheimlehren betitigen, wie sic hinsichdich der Aethergeheimmisse besonders in dem Werk Die feineren Natur- kriifte und die Wissenschaft des Atems von Rama Prasad Kasyapa (aus dem Sans- krit ing Deutsche iibersetzt und erschienen im Verlag Max Altmann, Leipzig) nieder gelegt sind. Manches, was in diesem Werke bisher unverstindlich erschien, wird durch die inzwischen méglich gewordene verschiedenartige Verwendung der Aether- wellen verstindlicher und Jat etholfen, da die in dem Buche dargelegten weiteren, uns heute noch geheimnisvoll anmutenden Dinge durch weiteres Fortschreiten der physikelischen Forschung uns cbenfalls nutzbar gemacht werden. Jenes Buch ver- dient deshalb grdfite Beachtung, besonders unserer Physiker, die merken werden, | http:/ /dl.ub.uni-freiburg.de /diglit/2b_okkultismus1927/0287 "a" © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 284 — daB ihnen die Sstliche Physik noch vieles zu sagen hat, wenn sie offenca Ohi So ist es vielleicht nicht ausgeschlossen, da& Professor Th: seine jeteige gewoltige Entdeckung letzten Endes ous jenc Neben diesen Experimenten sind iibrigens noch solche im Gange, um durch Tone die Farbe cinor elektrischen Lichtquelle zu beeinflussen, was ebenfalls ‘unge ahnte Perspektiven erdifinet. sind comin cine Anregung fiir Richtung erhalten hat. prophetische Perlenkeite. Der tagieche Tod des deutschen Botschafters, Barons Ago von Maltzan, hat auch dic amevikanischen Zeitschriften und Zeitungen sehr lebhaft beschiiftigt, und man erinnert vielfach an cine mit seinem Hause ver kniipfte Legende, von deren schicksalskiindender Macht der deutsche Gesandte selbst durchdrungen gewesen sein soll. Es wird erzihl, da® or, als er vor 2/5 Jahren nach Washington kam, diese in seiner Familic durch mehr als drei Jahzhunderte forigepilanzte Uberlicferung einer Gruppe amerikanischer Journalisien selbst ausliihr- lich berichtet habe. Die Legende kaiipit sich an eine in der Familie esbliche Perlen- kete, das Glick der Maltzan* genannt, der magische und prophetische Krafte zu- geschrieben werden. Es war in einer Nacht des Jahres 1588, so erzihlte der deutsche Botschafter, als die Baronin Eva Regina von Malvan, die Gattin des Barons Jouchim, der Schlo& Militsch in Schlesien, den gegenwirtigen Familiensits des Geschlechts, erbaut hal, neben der Wiege hres ersigeborenen Solines echliel, Neben ihrem Bett brannte eine Ochampe. Da wiumre die Baronin, da& plétzlich cin ki chen in das Zimmer trat und sich ale den Kanig eines Zwergstammes zu erkennen gab, der in dem Schlosse hauste. In derselben Nacht, da die Baronin ihrem Sohne das Leben gegeben hatte, wurde ihm auch ein Enkel von seiner Schwiegertochter geschenkt. Das Zimmer, in dem die Gnomenprinzessin lag, beland sich gerade unter der Oellampe, wenngleich unsichtbar fir menschliche Augen. Aber die Tropfen, die von dieser Lampe herabtropften, fielen bestindiy auf die Wicee des Kindos. Deshalb bat der Zwergenkénig, die Lampe mége an einer anderen Stelle des Ge- maches befestigt werden. Aus dem Traum erwacht, exfillte die Garorin den Wunsch des kleinen Mannes. In der nachsten Nacht erschien der Konig wieder, dankte ihr fur ihre Freund- lichkeit und legte als Zeichen der Dankbarkeit sine Perlenschnur auf ihr Kissen. Solange als diese Kevie sich im Besitz dor Familio befinden wird, so cagte er, wird das Glick der Maltzans fest hegriindet sein. Wonn sie aber verkauft, gesiohlen oder auf irgend eine Weise beschidigt werden sollte, denn wiirde Unheil das Geschlecht treffen, Wechselt eine Perle der Schnur ihre Farbe, dann bedeutet dies den bevor- stehenden Tod eines Familienmitgliedes. Als die Baronin erwachte, war der Zwerg verschwunden, aber cine Perlenschnur lag auf ihrem Bott, dic scitdem cin Familicn- erbstiick in dem Hause bildet. ‘Wiederholt hat, sie ihre prophetische Gabe bewicsen. Das erste Mal verfirbte sich cine Perle kurz vor dem Tode des damaligen Familiczoberhauptes, des Gro’- vaters der Batonin Eva. Als sein Nachfolger, der Baron Joachim, durch emen un- gliicklichen Zulall eine Perle beschiidigte, geschah es, da8 bald darauf cin Brand im Schlosse ausbrach, bei dem fiinf Familionmitglieder ihr Leben unter den Tylimmer eines zusammenstiirzenden Turmes verloren. Scither haben die Perlen wiederholt durch ihre Verlarbung das bevorstehende Ende eines Familienmitgliedes verkiindet. Auch in das Leben des Barons Ago von Maltzan selbst griffen sie wamend durch ihre prophetische Siimme ein. ,Einst‘, su erzihlte ex, ,da ich als Student das Wochenende auf dem Gut meines Onkele, der ale Oberhaupt der Familie Be- sitzer der Perlen war, zubrachte, wollte ich wie gewdhnlich cul meinem Motorrad es bartiges Miinn- http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0288 DEG © Universitatsbibliothek Freiburg — 285 — in die Stadt zuriickkehren. Aber mein Onkel bat mich so dringend, davon abzu stehen, da® ich mich bestimmen lieS und in einem Wagen zuriickfuhr. Am nich sten Tag erschien mein Onkel in grofer Exregung bei mir und gestand mir, was ihn zu seinem Wunsche veranlaft hatte: er hatte zulillig die Perlen aus dem Schrank genommen und dabei mit Schrecken wahrgenommen, a8 cine von ihnen schwarz reworden war. Diese Todesverkiindung hatte er auf mich gedeutet, wahrend am nichsten Morgen die Nachricht von dem Tode eines Vetters aus Bordeaux bei ihm eintral” Nach dem Leichenbegiingnis des Barons Ago haben, so meldete ein Telegramm der Associated Pro®, die AngehSrigon das Kistchen mi gedfinet, und alle Perlen wiesen cine deouiliche gelbe Verfarbung auf. So wurde der Giaube an die geheimnisvollen Kraite dieses Familienschmuckes neu belebt und wird in dem Geschlecht forileben. (Mittagsblatt, Hamburg.) Der neueste Erfolg der Suggestiv-Behandiung. In den letzten Jahren ist in der Medizin insofern cine Wandlung eingetreten, als sich die Auffassung von Krankheitserscheinungen im Gege den Perlon wiederum saz ay friher wesenilich getindert hat, Heute wird zB. der Suagestivbohandiung ein orhdhtes Interesse ontgegengehs werden sogar experimenicllc Untersuchungen auf diesem Gebieto angestell immerhin eimige Aufschliisse iiber den Wert uau das Anwendungsgebi handlangsmethode ergeten, Avs der Universititsklinik in Kénigsbere wurde ‘tira lich mitgeteilt, Untersuchungen itber die Anwendung der Suggetivbehandlung en. Viele werden wiseon, da vorschiodone hiemittel, be'annt sind, welche Warsen avi unblatige » sollen. Das bekanntests ist wohl die Abschniirung der listigen ze mit einem Faden. Dieser Faden wird dann an cinen feuchten Platz gelegt und maf dort solange legen bleiben, b er verfault. Dann ist auch die Warze eser soaderbaren Behandlung haben natiirlich sehr daz gereizi, auch eine andere Suegestivbehandlung gerade bei Warzen vorzn- nehmen, weil der Miferfolg oder das Gelingen hier cinwandfrei festgestellt werden kann und von der Scimmung des Patienten oder seiner Einstellung — das ist bei ieder Suggestivbchandiung sehr wesentlich ~~ nicht abhéngt. Den Personen, welche wegen Warzen zur Behandlung kamen, wurde gesag!, da& ein ganz au bei Warzen sehr gute Erlolys gezsitigt Volksmittel, sogen. Symp verschwund: Iwoisen Exfolee zeichneves mmitiel eben hergestells worden sei und daf sie sofort nach Vorabreichung der Sprive den Exfolg cer Behandlung dadurch spiiren wiirden, da das betreffende Glied scheinbar schwerer wird. Die Spritze enthielt weiter nichts als eine psysio- logische Kechsslzlésug. wie sie iiberall im Kérper des Menschen vorkommt und die man auch bci gréSerea Blutverlusien als Blutersatz verwendet. Diese Flissig- keit kann also auch nicht den geringsten Reiz aul cine Warze ausiiben. Um so erstaunlicher war der Erfolg., Von 18 Personen, welche auf diese Weise behandelt wurden, waren § in 4-6 Wochen von den Warzen belreit, andere 8 in 2-4 Monaten und nur bel zweien war auch nach ling endung kein Erfolg zu sehen. Um aber auch die Zye nder Anzabf gibt, zum Verstammen 2 bint n auch cestilliertes Wesser, was genau deneel- nschafvichon Institut nachgewiesen ive Behandlung sehr gu: zu beeinflussen sind, ees ja in geniig hon Erfolg hatte. einem Wiss worden, da Warzen durch da also diese Dehendlungamethode durchaus in dazu geeigneten Fallen zum Erfolge fahren kann, (Leipziger Neueste Nachrichten.) http://dl-ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0289 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG mm susananae: Bichertisch (Die angegelenen Bicheypreise sind unverbindlich) aauasennenenezuscaanne, Bie Zwei und ihr Gestirn. Roman yon Hans Sterneder, Verlag: L. Staackmann, Leipzig 1927. Brosch. 4,50 MK, geb. 6,50 Mk. Der Verfasser des ,Sennenbraders* und des ,Wunderapostels", welche beim groken Lesepublikum und bei der Kritik die giinstigste, ja begeisterte Aulnahme fanden, hat in diesim neuen Roman mit wundervoller Cestaltungskraft das Walken jener hehren Gesetmafigkeit im Lebonslauf zweier Menschen geschildert, die nach Stand und Herkommen weit verschieden sind — cin SpréBling eines alten schottischen Addelsgeschlechtes und ein neapolitanischer Ziegenhirt -- die jedoch durch ihr fritheres Erdenloben achickealegebunden sind. In ciner schr fesselnden Handlung, deren Schauplatz aus Schottland nach Neapel und spater nach Agypten fiihrt, zeigt der Verfasser clio Zwangslauligkeit dee menschlichen Schicksals als Folge der ef ingen in fritheren Existenzen und dessen Verkettung mit kosmichen Kraften. besonderen Reiz erhdit dieses Buch dacurch, da ihm cin Horoskop beige 1 ist, aul dus die Handlung fortiaufend i und WisderverkSrperungslehre auch stellen, was man auch immer vom Walten kos- mischer Kralte denken mag, so kenn man sich dem mérchenhaften Zauber dieser Erzihlang nicht entzichen, die in den stimmungsvoilen Bildern vom neapolitanischen Halenleben und vom hei&en Odem der Agyptischen Wiiste livgt, die ausgeht von der Fille innertichen Erlebens und den packenden Schilderungen von Seelenzustanden, enen ckgreift. Wie man sich zur Karma die tiefate menschliche Anteilnahme erweckon. Man liest dies Buch in oinom Zug zu Ende und es hilt ‘agelang Geist und Gemiit gelengen. In dicser farbenprichtigen Schilderung eines tagischen Schicksals zweier junger Menschen liegt Kraft, die eindringlich cur Selbstbesinnung mahat. Mogen viele dieses Buch lesen, es kann ihnen Ania zu seelischer Erneuerung sein. In seiner schmucken, yornehmen Aussiastung ist es ein rechtes sinniges Weihnachsgeschenk. E. Hentges. Esoterische Asirologie. Vom Wesen des Menschen. Von Alan Leo. Ubersetzung von Dr. phil. Gerhard Naumann, Theosophisches Verligshaus. Leipzig 1926—27. 6 Lig. & 2,00 Mk. a ateht auBer Zweilel, da Alon Leo einer der promincniceten asirologichen Schrifsteller der Neuzeit war. Er war auch einer der Ersten, dor in Wort und Schrift eine Amalpamierung der traditionellen Astrologie mit der Pseudatheosophie Blavatsky-Besan''scher Observanz versuchte. Die vorliegende ,Esoterische Astro- logie* Alan Leo’s — die Dr. phil. Naumann in formvollendeter Weise verdeutscht hat — dokumentiert in eklatanter Weise dieses Bestreben. Nach Abstrabierung der theosephistischen Phraseologie bietot Alan Leo mit dieser sogenannten ,esoterischen® Astrologie wesentlich nichts Anderos als althckanntes, herkémndiches Wissens gut, das sozusagen zum cisernen Bestand des Klassischen Schrifttums der Asivo logie gehdrte. Es mag der Leser mit sich selbst ausmachen, wie er sich au diesem Zwitterding der ,esotcrischen* Astrotogie in der theosophistischen Aul- machung Alan Leo's stelit, denn diese Frage is' letzten Enides lediglich — Ge fiihlssache. Sie liegt auberhalb des Bereiches wissenschaltlicher Betitigung. Die Astrologie hat durch eine Verquickung mit theosophistischen Lehren und Vorstellungen ‘gotaten serena http://dl.ub-uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0290 h) G © Universitatsbibliothek Freiburg — 287 — tate’ cblich nichts zu gewinnen, weder praktisch noch theoretisch. Im Gegenteil, dies muS notwendigerweise zu einer Verdunklung der Erkenntnis vom wahren Wesensgrund der Sterndeutekunst fihren. E. Hentges Julii Firmici Materni matheseos libri Vill, Verdeutscht von Hagall Thorsonn. Verlag Hermann Kalisch, Kénigsberg i. Pr. 1927. In Fachzeitschriften extdnte in letzter Zeit gebictorisch dor Ruf nach Erschliefung, antiker und mittelalterlicher Quellenwerke der Astrologic. Hagall Thorsonn hat sich die Aulgabe g cines der bedousendston Werke der antiken Astrologie ins Deutsche zu iibertragen. Das Gesamtwerk erscheint in 8 Liclerungen. Die vor- licgende 3. Lig. 4. Buch) handel: vom Mond, Ort des Gliicks sind des Ungliicke, vom Herr minnlichen, sowie von den voll nen Wirkungen und Aspekten, vom der Geburt, von den weiblichen und und leeren Graden, Die Anschaffung dieser Ubersetzung ist allen Freunden der Astrologie ange- legentlichs: zu empfehlen. E. Hentges. Die Zukunft der Welt, Von Maximilian Bauer. 2. Aufl. O. Hillmann Verlag, Leipzig, 1927. Seit dem Kriege haben wir gelernt, Propheten mit Miftrauen zu beg2gnen. Hier komint einer, der will sich als Prophoten groken Formatos aufspiclon; er latecht in die Fuftapien des Nostradamus and prophezeit das Schicksal von 40 Staaten bi zum 3. Jahrtausend und dartiber hinaus. Nach der Lektiire dieses wunderlichen Opus bleibt eine intensive Skepsis vollauf berechtigt und zwar nicht nur inbetrefl der visionaren Bogabung des Verfassers, sondern auch ibetreff seines astrologischen Wiesons und Kénnene. E. Honiges. Die moni che Seelenichre, Ein Beitrag zur Losung des Men! D chenriitsels, Von r. Karl du Prel. 2. Auflege. Leipzig, Max Altmann, brosch. 7 Mks geb. 9 Mk. s ist kein gutes Zeichen fir don Geisteszustand unseres Volkes, dal ein solches grundlegendes Buch fast 40 Jahre auf seine aweite Auflage warten mufte. Die 14 Abhendhingen (auf 390 Seiten) zeichnen im wesenilichen die Grundlinien der Prelschen Pailosophie mit aller winschenswerten Deutlichkeit und mit der be- kannten gg stesspriihenden, sprachmeisterndon Gewandcheit, soda schon um seltener titerarischer Geniisse willen sich eine grofe Lesergemeinde lingst hatte mit ihm ver- traut machen sollen, Ale schlimmsien Erbfehler der Wissenschaft geifelt er das Widerstreben gegen die Ancrkennung ungewobnter Tatsachen, deren Ergriindung viel- fach doch erst tiefer klarende Lichter au! Bekanntes wirft und so den Fortschritt wahrer Wissenschaft firdert, Des weiterai zeigt er des Gesetz vom kleinsten Kraft mafi in der Notur, das er auch im Goistigen amwendet und als Kriterium einer monistischen Welt- und Lebensaufiassung witrdigt. Damit gelangt er zum Kern solcher Wale und Lebensanschauung, zar Seclonfrage. Auch sie lést er im monistischen nne, indem er die Secle als das denkende und orgenisierende Prinzip nachweist, als eine geistige Wesenhelt, die dem Reiche des UnbewuBten ebenso angehért wie dom des Bewukten, ja in jenem ihre erstaunlichete Wirkeamkeit entfaltet. Sic iukert sich auch in den Phinomen des Doppelgingers, die in engster Verbindung mit dem sogen. Asizalicib stehen. SchlicSlich geht er auf das Problem des Todes vin, wobei er vor allem dic wissenschaftliche Ansicht vom Zustande nach dem Tode entwickelt. Auch in dieser Darlegungen offenbart er wieder cine erstaunliche Beherrechung der aliklassischen wie der zeigenOssischen Literatur, dazu ¢: en in verborgendste Tiefen dringenden Scharfisiick und cine iogische Folgerichtigkeit, der nur inteilektwelles Un. vermdgen oder boraierte Hartnickigkeit sich verschliefen kann. R. Gust. Ravth, http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1927/0291 © Universitatsbibliothek Freiburg DFG — 288 — Bigene Erlebnisse auf dem okkulten Gebiste, Die Kirche und die psychische Forschung, Vom Tode. Drei Voririge von Heraldus Nielsson, Deutsch von Kreisbaurat Henrich. Mit einem Vorwort von Prof, Dr, Rich. Hoffmann, Leipzig, Osw. Mutzo. 2 Mk Der Verfasser ist Professor der Theologie in Kopenhagen und scheur sich dennoch nicht, ganz offen iiber seine sogen. okkulten E ihn zu cingehenden Stadicn und zur spiritistischen Ub: sung fibrin. Dadurch ist das Buch doppelt anzichend. Denn bei uns «die Kirche immer noch dem Okkultismus aus dem Wege, hier aber wird gezeigt, da® sin Christ und sogar ein maBgeblicher Verwowr dev Kirche sehr woh] Oklultis: und sogar Spivitist soin kann. Gleichwohl méchte er nicht, da& man versucht, den Spiriismus zu einer newen Religion zu machen. Von ganz besonderem Reize sind div eigenen Erfebrungen a Verlassers, da sic die Zustinde in Minomark gut heleuchten, aber auch far die Forschung beachtenswertes Material heisteuern. = Blumhardts Geisterkampf in Méttlingor. Verlog Dicnat am Volk, Stuttgart. 90 Seiten. 1.80 Mk. Der hier gebotene Abri® cincr Besessenheitsges: sprechenden Aulmachung trotz Irtherer anderwoitiger Ausgaben vicle an religiégen und psychologische: interessierte Leser tiefer in das ratsclvolle Gebiet der Dé monologic fihren, und so sind Anzeichen vorhanden, de& man euch in akademischen nt. Die sehlichten Ta h iber die Macht opicr- lebnisse 2 berichten, die hichte wird in seiner an- Kreisen mehr als ein psychologischos Interesse dara xe sachenberichte fiber die schrocklichen Auftritie. aber bereiter Liebe dinen shenso zur Belehrung wis zur Erbauang or. = Das Hohelied des H . Astrologisches Praktikum in Bruchstiicken aus Klinik und Leben. Von Dr. Georg Lomer. Lielg. 1 u. 2 je 180 Mk. F. E. Baumanns Verlag, Lothar Baumann, Bad Schmiedeberg (Boz. Halle). Auch dieses Lieferungswerk in handlichem Tschenfermat hbiete: wieder késtliche Uberraschungen gerade fiir den ,,.Pachmann“, des aw vertraut isi, nun aber duvch dic vom Verlesser ganz cigentimliche Beleuchtung und Durchdringung ganz neue und celere Beziehungen aufdeckt, die of: erst ein wirkliches Verstindnis astrologis me vermiiteln, mittelbares Erleben. Da dic Darstellung so schlicht und Klar, so ganz ohne alle gelchrte Gespreiziheit, da auch dem das Eindringen hohen Genul bereitet, der zum erstenmale scizhen Fragen nther ‘itt. - Der Portsezung dieses astro- ogischen Handbaches, das neuzcitiiche Wissenschaft mit uraiter Mystik von hohen Wen aus organisch verbindet darf mit groSen Erwarvungen enigegengeschen werden. E. Borg. Psychologie der Selbsiverteidiouns. Von Dr. Rich. Bacrwald. Leipzig, J. C. Hinrichs sche Buchhandlung. 4.80 Mk. geb. 5.50 Mk, Der Verfasser hat schon vin paar Biicher tiber Lebenskunst geschrieber (Der Mensch ist grofer als das Schicksal. - Arbeitsfreude u. a. Beitage aur psyologischen Lebenskunst) und damit Trost und Mut in echweren Lagen Bache geht hat dae unausgesprochene Schépfer seines Schicksals! Darum soll er sich von ihm sondern in hewufter Behosrsch: Unterbewaftsein und des Willen gliedert er seine Unrerweis mit dem Stoffe schon a tiefin = Verstehen durch un- weekt In dem neven Der Mensch ist dex bi untorkriegen lassen, ng schicksalformender Machte (die Kriite des sich ein besseres Geschick schaffen, Darum or dic Gesichispuukic der Autosuggestion (mit hologic des UnrerhewaRtsoins und des Coudismus) weiter. Fs veg un ausfiihrlicher Wiircigung dev und des Willenstrainings, wobci Leibes werden. Es ist ein iib; warme Empfehlung verdient jenpilege gebithrend behandelt Nich gediegenes Buch, das aus praktisches und wit ‘gotaten serena http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus 1927/0292 h) G © Universitatsbibliothek Freiburg

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