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GeSoMe Webfolien Block10von13 HS2022-1
GeSoMe Webfolien Block10von13 HS2022-1
21.11.2022
Grobübersicht der heutigen Sitzung
Sie können am Beipsiel der Rundfunkmedien Radio und Fernsehen aufzeigen, wie Medienwandel
als Ausdifferenzierung von Dispositiven und Angebotsmodellen analysiert und beschrieben werden
kann.
Sie haben einen groben Überblick über die Entwicklung des Fernsehens in ausgewählten
westlichen Demokratien.
Sie können beschreiben, was mit der Dualisierung der Rundfunklandschaft in Europa und in den
USA gemeint ist.
Sie können skizzieren, wie sich die visuelle Massenkommunikation seit dem Ende des
19. Jahrhunderts schubweise entwickelte (Teil 2).
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Pflichtlektüre 10 (für kommende Sitzung)
10. Imhof, Kurt (2013): Austritt aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit: Wie differenzieren wir
das Soziale? In: Derselbe et al. (Hrsg.): Stratifizierte und segmentierte Öffentlichkeit.
Mediensymposium. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 79-90. DOI 10.1007/978-3-658-
00348-7_6
Innovationen:
• Innovative Medialisierungstechniken als Grundlage für die massenmediale Verbreitung bewegter Bilder:
Elektronische Bildzerlegung, -übertragung und -wiedergabe («Elektronenröhre» u.a.)
• Neue Medialisierungslogiken & -strategien: Innovative Darstellungsformen wie Livereportagen,
tagesaktuelle audiovisuelle Nachrichten, aber insbesondere «parasitäre» Programmierung
• Neue Berufsrollen: Fernsehansagerin, Fernsehreporter u.a.
• Neue Marktakteure: Fernsehveranstalter (meist bereits als Radioanbieter etabliert)
Ursachen: «Logische» Weiterentwicklung des Rundfunks in Richtung audiovisueller Kanal.
− 1939: In den USA beginnen NBC (National Broadcasting Company) und CBS (Columbia
Broadcasting System) mit regelmässigen Testsendungen.
4. Ihre Nutzung
− 1936: BBC startet eigenes Fernsehprogramm (1939 rund 20‘000 Zuschauer).
https://www.youtube.com/watch?v=bYNQmPjcvN0
1952: Zweiter Start des Fernsehens in Deutschland mit der Betriebsaufnahme des öffentlich-rechtlichen
Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR).
1963: Nationale Konkurrenz durch Konzessionierung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF).
1964: Ausbau der Public Service durch die Einführung von regionalen Dritten Programmen.
1984: Einführung des dualen Rundfunksystems durch die Zulassung privater kommerzieller Fernsehsender.
1954: Beginn des kommerziellen Fernsehens: Das neu zugelassene Independent Television (ITV) finanziert
sich ausschliesslich aus Werbung.
1947-1952: Durch staatliche Regulierung gebremster Gründerboom: FCC erarbeitet einen Generalplan.
1967: Aufbau des «Public Broadcasting Service (PBS)» als Public Service.
Bis 1970er Jahre: Dominanz der bereits beim Radio gross gewordenen Networks NBC, CBS und ABC.
Ab 1970er Jahre: Ausbau des 1948 eingeführten Kabelfernsehen in grossem Stil: Markteintritt neuer Anbieter.
Historische Fernsehaufnahmen:
https://www.srf.ch/play/tv/srf-
myschool/video/zeitreise-schweizer-fernsehen-
131?id=fc91d50f-cfff-4e16-b6d6-
0acddb5f04e4&expandDescription=true
1968: Offizieller Start des Farbfernsehens; Beginn der systematischen Erforschung der Bedürfnisse des
Radio- und Fernsehpublikums.
1982: Versuchsweiser Start von «Teleclub» als erstes Pay-TV in der Schweiz (feste Konzession ab 1984).
1984: Start von Teletext; SRG, ZDF und ORF lancieren gemeinsames Satelliten-Fernsehprogramm «3sat».
1992: Mit dem Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) erfolgt u.a. die Einführung des Gebührensplittings:
Privatveranstalter können sich um Gebührengelder bewerben.
1998: Roger Schawinski startet im Oktober 1998 das sprachregionale Programm Tele 24. Nach dem Verkauf
an Tamedia wurde das Programm im November 2001 eingestellt.
1999: Tamedia lanciert im September 1999 mit TV3 ein eigenes sprachregionales TV-Programm. Der Verlag
stoppt das stark defizitäre Projekt Ende 2001.
2007: Das revidierte RTVG lockert u.a. die Werberegelungen für kommerzielle Veranstalter weiter und
verstärkt die Ausschüttung von Gebührengelder an Privatveranstalter.
2015: Revision des RTVG baut die Förderung lokaler Radio- und TV-Stationen mit Service-Public-Auftrag aus.
2018: Ablehnung der «No Billag»-Initiative zur Abschaffung der Empfangsgebühren (71,6 Prozent Nein)
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(4) Rundfunkmedium Fernsehen (Ende 1940er – 1960er Jahre)
Ursachen der rascheren Inovation in den USA als in Kontinentaleuropa
Organisationsform:
Dimension des öffentliche Institution privatwirtschaftliches
Vergleichs: Unternehmen
Organisation (kulturelle) Institution unter marktwirtschaftliches Unternehmen
gesellschaftlicher Kontrolle unter der Kontroller der Kapitaleigner
und Manager
Organisations- Erfüllung des Leistungsauftrages Gewinnmaximierung bei der
zweck Kapitalverzinsung
Organisationsform:
Dimension des öffentliche Institution privatwirtschaftliches
Vergleichs: Unternehmen
normative gesellschaftliche individuelle Nutzenmaximierung
Zielsetzung Wohlfahrtsmaximierung
Angebot Programm für alle Programme für kaufkräftige und
ausgabefreudige Zielgruppen
Rolle des Publikums mündige BürgerIn (homo politicus) souveräne KonsumentInnen (homo
oeconomicus)
Regulierungsmodus zielgerichtete Steuerung offene Selbststeuerung
Organisationsform:
Dimension des öffentliche Institution privatwirtschaftliches
Vergleichs Unternehmen
traditionelle Staats- und Parteinähe, wirtschaftliche Vermachtung,
Funktionsmängel Bürokratisierung, Paternalismus Imitation von finanziell erfolgreichen
Programmen
Abhängigkeit politische Instanzen werbetreibende Wirtschaft
(vgl. Meier 1997: 34; Hamm 1998; Jarren et al. 2001; Tracey 2002)
«Tran und Helle» - Humoristische Volkserziehung im Vorprogramm von Kino und Fernsehen (1939-1940)
Dispositive + Angebotsmodelle
Raster Rezeptions- Radio als Radio als
möglichkeiten Einschaltmedium Begleitmedium
Wahrnehmung der nur akustisch nur akustisch
Informationsangebote
Verhaltensfreiheit Bewegungsfreiheit Bewegungsfreiheit
während der Rezeption
Freiheit oder Bindung in Programmzeiten Formatierung fördert
der Zeit festgelegt «Durchhörbarkeit»
Räumliche Situation gewohnte häusliche Unabhängig von einer
während der Rezeption Umgebung bestimmten Umgebung
Soziale Situation als Einzelner / in der als Einzelner / in der
während der Rezeption Intimgruppe Intimgruppe
«Konserve» oder «Live» Schwerpunkt Schwerpunkt «Live-
«Konserve» Moderation»
Innovationen:
• Innovative Medialisierungstechniken –
• Neue Medialisierungslogiken & -strategien: Ausdifferenzierung des Zeitschriftenmarktes: Illustrierte
Nachrichtenmagazine, Freizeitmagazine u.a.; 2. Gründerwelle von Boulevardzeitungen; Ausdifferenzierung
des Comic-Angebots (Serien in Massenauflagen)
• Neue Berufsrollen:--
• Neue Marktakteure:--
Ursachen: Re-Demokratisierung und Liberalisierung in Europa (z.T. als «Amerikanisierung»); steigende
Werbeumsätze ermöglichen Investitionen in die Visualisierung (Reaktion auf Fernsehkonkurrenz).
Folgen: Kommerzialisierung der Presse.
Innovationen:
• Innovative Medialisierungstechniken: Digitale Grafik- und Bilderzeugung; Nutzerintegration durch
dialogfähige Programme
• Neue Medialisierungslogiken & -strategien: Optimierung des User-Involvements; Ausdifferenzierung der
Game-Genres, Zweitverwertung erfolgreicher Games als Film
• Neue Berufsrollen: Game-Designer u.a.
• Neue Marktakteure: Computer-Industrie (Soft- und Hardware); Game-Industrie als umsatzstärkste
Unterhaltungsbranche
Ursachen: Erfolgreiche Game-Industrie als Pionier bei der Entwicklung unterhaltungsorientierter
Visualisierungslogiken und -strategien.
Folgen: Wachsender Anteil elektronischer Spiele am Medienkonsum. Game als vielfältig (kommerziell,
didaktisch, agitatorische usw.) verwendete Medialisierungsform und -strategie.
Innovationen:
• Innovative Medialisierungstechniken: Digitale Videoproduktion
• Neue Medialisierungslogiken & -strategien: Ausdifferenzierung von Unterhaltungsformaten, Entwicklung
hybrider Werbe-, Unterhaltungs- und Informationsformen
• Neue Berufsrollen: Videojournalist (VJ) u.a.
• Neue Marktakteure: Markteintritt neuer Fernsehanbieter (Kabel-, Satellitenfernsehen)
Ursachen: Marktliberalisierung im Rundfunk- und Telekommunikationsbereich
Folgen: Ausdifferenzierung und wachsende Verfügbarkeit kommerzieller Fernsehangebote.
«Tutti Frutti» auf RTL (1990-1993) «Big Brother» auf TV3 (2000-2001)
Zur Geschichte des deutschen Privatfernsehens: Zur Geschichte des schweizerischen Privatfernsehens
https://www.youtube.com/watch?v=7GKiut-VT8c https://www.youtube.com/watch?v=xww6OGfW8uM
https://www.youtube.com/watch?v=HkazF4ghJ6w https://www.youtube.com/watch?v=2n9PHkJPiR8
https://www.youtube.com/watch?v=0Pfc_DUzHHs
GeSoMe // Block 10 / 13 // Edzard Schade 39
Take home messages
Mit jedem neuen Medium verändert sich das mediale System. Neue Medien können einen ganz
unterschiedlichen Wandel der gesellschaftlichen Medien- und Öffentlichkeitsstrukturen auslösen.
Die Skala reicht von
• funktionalen Differenzierungen und Erweiterungen bestehender Systeme
(z.B. Satelliten-TV), durch die das Gefüge der Medien nicht radikal erschüttert wird,
• bis hin zu völligen Umwälzungen der Medienlandschaft, wie sie beispielsweise das
Fernsehen ausgelöst hat.
Die Neupositionierug etablierter Medien gelingt, wenn sie eine spezifische Kombination von
Dispositiv und Angebotsmodell (Angebotsform) finden.
Fachhochschule Graubünden
Scola auta spezialisada dal Grischun
Scuola universitaria professionale dei Grigioni
University of Applied Sciences of the Grisons