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Vorwort zur zehnten Auflage

Im Jahre 2004 feierte die Grenzschicht-Theorie ihr hundertjähriges Bestehen. Es exi-


stieren nicht sehr viele Theorien, die bei einem derartigen Jubiläum noch so aktuell
sind und sich nach wie vor so großer Beliebtheit bei der praktischen Anwendung
erfreuen wie die Grenzschicht-Theorie. Dieses wurde bei einem im Jahre 2004 in
Göttingen abgehaltenen internationalen Kongress eindrucksvoll bestätigt, wie der
Tagungsband G.E.A. Meier, K.R. Sreenivasan, H.-J. Heinemann (Eds.): „IUTAM
Symposium on One Hundred Years of Boundary Layer Research“, Springer, Dord-
recht, 2006, erkennen läßt.
Als Ludwig Prandtl im Jahre 1904 die Grenzschicht-Theorie konzipierte, wollte
er damit Strömungen bei großen Reynolds-Zahlen (d.h. bei kleiner Reibung) be-
rechnen. Dazu betrachtete er die Strömungen mit kleiner Reibung als Störungen der
entsprechenden Strömungen ohne Reibung (Potentialströmungen). Da letztere nicht
die Haftbedingung an der Wand erfüllen, handelt es sich bei der Berechnung der
Strömungen bei großen Reynolds-Zahlen um ein sogenanntes „singuläres Störungs-
problem“. Die von Ludwig Prandtl formulierte Grenzschicht-Theorie ist inzwischen
eine in der Mathematik gängige Methode zur Lösung von singulären Störungspro-
blemen, und zwar unter der Bezeichnung „Methode der angepaßten asymptotischen
Entwicklungen“ (vgl. W. Eckhaus: Matched Asymptotic Expansions and Singular
Perturbations. North-Holland, Amsterdam, 1973)
Singuläre Störungsprobleme treten jedoch nicht nur in der Strömungsmechanik
auf, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Naturwissenschaften und Tech-
nik, z.B. Festkörpermechanik, Bruchmechanik, Astronomie, Plasmaphysik, Chemie,
Biologie, Ozeanographie. Obwohl sich das vorliegende Buch allein der strömungs-
mechanischen Anwendung widmet, sind die Methoden der Grenzschicht-Theorie
von allgemeiner Bedeutung.
Seit dem Erscheinen der 9. Auflage sind inzwischen acht Jahre vergangen. Es war
daher erforderlich, neuere Literatur in den Text einzuarbeiten. Besonders dankbar bin
ich Herrn Professor Wilhelm Schneider, Wien, für etliche Hinweise auf Ergänzungen
und Textverbesserungen. Frau Ursula Beitz hat mich bei allen Literaturangelegen-
heiten wieder in dankenswerter Weise unterstützt.
Bei Erscheinen der ersten Auflage dieser Grenzschicht-Theorie im Jahre 1951 hat
wohl niemand geglaubt, dass dieses Buch in seiner Weiterentwicklung nach über
50 Jahren noch immer so informativ und interessant sein würde.

Bochum, Juli 2005 Klaus Gersten


Vorwort zur neunten Auflage

Zweifellos gehört die Grenzschicht-Theorie von Hermann Schlichting zu den wich-


tigsten Büchern auf dem Gebiet der Strömungstechnik der letzten Dekaden. Kurz vor
seinem Tode hat Hermann Schlichting noch die achte Auflage herausgebracht, die
er unter Mitwirkung seines ehemaligen Kollegen und Freundes Friedrich Wilhelm
Riegels neu bearbeitet hatte.
Als diese Auflage vergriffen war und der Verlag eine Neuauflage anstrebte, habe
ich diese Aufgabe gern übernommen. Während meiner fünfzehnjährigen Tätigkeit
am Institut meines hochverehrten Lehrers Hermann Schlichting war ich bereits bei
früheren Auflagen des Buches beteiligt und hatte einige Kapitel überarbeitet. Er-
leichternd kam hinzu, daß die Grenzschicht-Theorie im weitesten Sinne seit vielen
Jahren mein bevorzugtes Forschungsgebiet ist.
Es wurde sehr schnell klar, daß eine völlig neue Überarbeitung notwendig war.
Dieses war auch schon Hermann Schlichting bewußt. Im Vorwort zur achten Auf-
lage schrieb er dazu: „Im Interesse einer Systematik unseres heutigen Wissens wäre
es wünschenswert gewesen, die Darstellung völlig zu überarbeiten. Doch hätte ein
solches Vorgehen das Erscheinen um einige Jahre hinausgeschoben.“ Gegenüber der
achten Auflage mußte die Literatur der letzten 15 Jahre berücksichtigt werden, und
neuere Entwicklungen, z.B. bei den Turbulenzmodellen, waren zusätzlich aufzu-
nehmen. Um jedoch den Umfang des Buches in etwa zu belassen, mußten manche
Ergebnisse, die bei den heutigen Möglichkeiten des Computereinsatzes nicht mehr
so wichtig erscheinen, gekürzt dargestellt oder gänzlich weggelassen werden.
Damit ergab sich die Notwendigkeit, den Text praktisch völlig neu zu schreiben.
Die Grundeinteilung des Buches wurde jedoch beibehalten. Es bestehen nach wie
vor die vier großen Abschnitte: Grundgesetze der Strömungen von viskosen Flui-
den, laminare Grenzschichten, Einsetzen der Turbulenz, turbulente Grenzschich-
ten. Es wurde jedoch ein neuer fünfter Abschnitt über numerische Verfahren der
Grenzschicht-Theorie angefügt.
Die Kapiteleinteilung mußte etwas geändert werden, um die Systematik in der
Darstellung des Stoffes zu verbessern. Wegen der notwendigen Straffung des Stoffes
bestand das Bestreben, sich auf die eigentliche Grenzschichttheorie als die Theorie
der Strömungen bei hohen Reynolds-Zahlen zu konzentrieren. So entfiel beispiels-
weise das Kapitel über „schleichende Bewegungen“, also über Strömungen bei sehr
kleinen Reynolds-Zahlen.
Es lag nahe, den Stil und das Niveau der Darstellung mit der gleichen Zielgruppe
wie bei Hermann Schlichting anzustreben.
Das ständig wachsende Forschungsgebiet der Grenzschicht-Theorie hat inzwi-
schen eine solchen Umfang angenommen, daß ein einzelner den gesamten Überblick
VIII Vorwort zur neunten Auflage

praktisch nicht mehr haben kann. Daher bin ich zwei Kollegen äußerst dankbar, die
mich tatkräftig unterstützt haben. Herr Professor E. Krause schrieb das neu hin-
zugefügte Kapitel über die numerischen Verfahren der Grenzschicht-Theorie, und
Herr Professor H. Oertel Jr. besorgte die Neubearbeitung des Abschnittes über das
Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie).
Weitere Hilfe wurde mir verschiedentlich zuteil. Den Herren Dr.-Ing. Peter Schä-
fer und Dr.-Ing. Detlef Vieth verdanke ich zahlreiche neue Beispielrechnungen. Herr
Dr. Vieth hat außerdem den gesamten Text kritisch gelesen. Ihm verdanke ich zahlrei-
che Verbesserungsvorschläge. Frau Renate Gölzenleuchter gebührt ganz besonderer
Dank für die Anfertigung der Bilder, die bis auf einen kleinen Teil neu erstellt wurden.
Bei Frau Ursula Beitz möchte ich mich für die sorgfältige und mühevolle Überprü-
fung des Literatur- und Namensverzeichnisses besonders bedanken. Frau Marianne
Ferdinand und Herr Eckhard Schmidt haben tüchtig mitgeholfen. Es konnten bei
weitem nicht alle Literaturzitate übernommen werden, so daß für spezielle Litera-
turhinweise zu früheren Arbeiten eventuell auf die achte Auflage zurückgegriffen
werden muß.
Die äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mit der Satzfirma Jörg Steffenhagen sei
besonders lobend erwähnt. Mein Dank gilt auch dem Springer-Verlag für die ange-
nehme Zusammenarbeit.
Ich hoffe, wir konnten im Sinne von Hermann Schlichting sein Werk weiterführen.

Bochum, Oktober 1996 Klaus Gersten


Inhaltsverzeichnis

Einleitung XIX

Teil A: Grundlagen der Strömungen mit Reibung


1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung 1
1.1 Wirkliche und ideale Fluide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Viskosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3 Reynolds-Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.4 Laminare und turbulente Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.5 Asymptotisches Verhalten für große Reynolds-Zahlen . . . . . . . . . . 12
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung . . . 13
1.7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie 27


2.1 Grenzschicht-Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.2 Laminare Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte . . 28
2.3 Turbulente Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte . 31
2.4 Ausgebildete turbulente Strömung im Rohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
2.5 Grenzschicht am Tragflügelprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.6 Ablösung der Grenzschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
2.7 Übersicht zum folgenden Stoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide 49


3.1 Beschreibung von Strömungsfeldern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
3.2 Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.3 Impulsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.4 Allgemeiner Spannungszustand verformbarer Körper . . . . . . . . . . . 52
3.5 Allgemeiner Verformungszustand strömender Fluide . . . . . . . . . . . 55
3.6 Beziehung zwischen Spannungen
und Verformungsgeschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
3.7 Hypothese von Stokes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
3.8 Volumenviskosität und thermodynamischer Druck . . . . . . . . . . . . . 64
3.9 Navier-Stokes-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.10 Energiegleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
X Inhaltsverzeichnis

3.11 Bewegungsgleichungen für beliebige Koordinatensysteme


(Zusammenfassung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.12 Bewegungsgleichungen für kartesische Koordinaten
in Index-Schreibweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.13 Bewegungsgleichungen in speziellen Koordinatensystemen . . . . . . 77

4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen 83


4.1 Ähnlichkeitsgesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
4.2 Ähnlichkeitsgesetze für Strömungen mit Auftriebskräften
(gemischte erzwungene und natürliche Konvektion) . . . . . . . . . . . . 87
4.3 Ähnlichkeitsgesetze für die natürliche Konvektion . . . . . . . . . . . . . 90
4.4 Wirbeltransportgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
4.5 Grenzfall sehr kleiner Reynolds-Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
4.6 Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
4.7 Mathematisches Beispiel zum Grenzübergang Re → ∞ . . . . . . . . 97
4.8 Mehrdeutigkeit der Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen . . . 99

5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen 101


5.1 Stationäre ebene Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
5.1.1 Couette-Poiseuille-Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
5.1.2 Jeffery-Hamel-Strömungen
(ausgebildete Düsen- und Diffusor-Strömungen) . . . . . . . . 104
5.1.3 Ebene Staupunktströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
5.1.4 Parabel-Umströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
5.1.5 Kreiszylinder-Umströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
5.2 Stationäre axialsymmetrische Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
5.2.1 Kreisrohr-Strömung (Hagen-Poiseuille-Strömung) . . . . . . 117
5.2.2 Strömung zwischen zwei konzentrischen
rotierenden Zylindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
5.2.3 Axialsymmetrische Staupunktströmung . . . . . . . . . . . . . . . 118
5.2.4 Strömung an einer rotierenden Scheibe . . . . . . . . . . . . . . . . 120
5.2.5 Axialsymmetrischer Freistrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
5.3 Instationäre ebene Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
5.3.1 Strömung an einer plötzlich in Gang gesetzten
ebenen Wand (Erstes Stokessches Problem) . . . . . . . . . . . . 127
5.3.2 Strömung an einer oszillierenden Wand
(Zweites Stokessches Problem) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
5.3.3 Zeitlicher Anlauf der Couette-Strömung . . . . . . . . . . . . . . . 130
5.3.4 Instationäre asymptotische Absaugung . . . . . . . . . . . . . . . . 131
5.3.5 Instationäre ebene Staupunktströmung . . . . . . . . . . . . . . . . 132
5.3.6 Oszillierende Kanalströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
5.4 Instationäre axialsymmetrische Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
5.4.1 Zeitlicher Wirbelzerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Inhaltsverzeichnis XI

5.4.2 Instationäre Rohrströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141


5.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

Teil B: Laminare Grenzschichten

6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung;


Plattengrenzschicht 145
6.1 Aufstellung der Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
6.2 Wandreibung, Ablösung und Verdrängung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
6.3 Dimensionsbehaftete Darstellung der Grenzschichtgleichungen . . 152
6.4 Reibungswiderstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
6.5 Plattengrenzschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156

7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen


der Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen 167
7.1 Wandbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . 169
7.2.1 Herleitung der gewöhnlichen Differentialgleichung . . . . . 169
A Grenzschichten mit Außenströmungen (U (ξ )  = 0) . . . 171
B Grenzschichten ohne Außenströmung (U (ξ ) = 0) . . . . 174
7.2.2 Keilströmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
7.2.3 Strömung im konvergenten Kanal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
7.2.4 Trennungsschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
7.2.5 Gezogene Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
7.2.6 Freistrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
7.2.7 Wandstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
7.3 Transformation der Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
7.3.1 Görtler-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
7.3.2 von Mises-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
7.3.3 Crocco-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
7.4 Reihenentwicklungen der Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
7.4.1 Blasius-Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
7.4.2 Görtler-Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
7.5 Asymptotisches Verhalten der Lösungen stromabwärts . . . . . . . . . . 189
7.5.1 Nachlauf hinter ebenen Körpern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
7.5.2 Grenzschicht an einer bewegten Wand . . . . . . . . . . . . . . . . 192
7.6 Integralsätze der Grenzschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
7.6.1 Impulssatz der Grenzschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
7.6.2 Energiesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
7.6.3 Impulsmomentensätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
XII Inhaltsverzeichnis

8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen


für stationäre ebene Strömungen 199
8.1 Integralverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
8.2 Ablösungskriterium nach Stratford . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
8.3 Vergleich der Lösungen des Näherungsverfahrens
mit exakten Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
8.3.1 Verzögerte Staupunktströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
8.3.2 Divergenter Kanal (Diffusor) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
8.3.3 Kreiszylinder-Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
8.3.4 Symmetrische Strömung um ein Joukowsky-Profil . . . . . . 212

9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung


des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld 213
9.1 Grenzschichtgleichungen für das Temperaturfeld . . . . . . . . . . . . . . 213
9.2 Erzwungene Konvektion bei konstanten Stoffwerten . . . . . . . . . . . . 215
9.3 Einfluß der Prandtl-Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
9.4 Ähnliche Lösungen
der Temperaturgrenzschicht-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
9.5 Integralverfahren zur Berechnung des Wärmeüberganges . . . . . . . . 226
9.6 Einfluß der Dissipation;
Verteilung der adiabaten Wandtemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230

10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes


an das Temperaturfeld 235
10.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
10.2 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
10.3 Grenzschichten mit mäßigem Wärmeübergang
(ohne Schwerkrafteinfluß) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
10.3.1 Störungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
10.3.2 Methode der Stoffwertverhältnisse
(Temperaturverhältnisse) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
10.3.3 Methode der Referenztemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) . . . . . . . . 245
10.4.1 Aufgabenstellung und Stoffgesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
10.4.2 Einfache Lösungen der Energiegleichung . . . . . . . . . . . . . . 248
10.4.3 Transformation der Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . 250
10.4.4 Ähnliche Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
10.4.5 Integralverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
10.4.6 Grenzschichten bei Hyperschallströmungen . . . . . . . . . . . . 266
10.5 Natürliche Konvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
10.5.1 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
10.5.2 Transformation der Grenzschicht-Gleichungen . . . . . . . . . 273
10.5.3 Grenzfall großer Prandtl-Zahlen (Tw = const) . . . . . . . . . 275
Inhaltsverzeichnis XIII

10.5.4 Ähnliche Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276


10.5.5 Allgemeine Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280
10.5.6 Variable Stoffwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
10.5.7 Einfluß der Dissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
10.6 Indirekte natürliche Konvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
10.7 Gemischte Konvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287

11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen) 295


11.1 Die verschiedenen Arten der Grenzschichtbeeinflussung . . . . . . . . 295
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
11.2.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
11.2.2 Massives Absaugen (vw → −∞) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
11.2.3 Massives Ausblasen (vw → +∞) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
11.2.4 Ähnliche Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
11.2.5 Allgemeine Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
11.2.6 Ausblasen und Absaugen bei natürlicher Konvektion . . . . 314
11.3 Zweistoffgrenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
11.3.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
11.3.2 Grundgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
11.3.3 Analogie zwischen Wärme- und Stoffübertragung . . . . . . . 320
11.3.4 Ähnliche Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321

12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten 325


12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
12.1.1 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
12.1.2 Mangler-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327
12.1.3 Grenzschichten an Rotationskörpern ohne Rotation . . . . . 328
12.1.4 Grenzschichten an Rotationskörpern mit Rotation . . . . . . . 331
12.1.5 Freistrahl und Nachlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
12.2 Dreidimensionale Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
12.2.1 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
12.2.2 Grenzschichten am Zylinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
12.2.3 Grenzschichten am schiebenden Zylinder . . . . . . . . . . . . . . 345
12.2.4 Dreidimensionaler Staupunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346
12.2.5 Grenzschichten in Symmetrie-Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.2.6 Allgemeine Konfigurationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349

13 Instationäre Grenzschichten 351


13.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
13.1.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
13.1.2 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352
13.1.3 Ähnliche und halbähnliche Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 353
XIV Inhaltsverzeichnis

13.1.4 Lösungen für kleine Zeiten bzw. große Frequenzen . . . . . 354


13.1.5 Ablösung instationärer Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . 355
13.1.6 Integralsätze und Integralverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356
13.2 Instationäre Bewegung von Körpern in ruhender Umgebung . . . . . 356
13.2.1 Anfahrvorgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356
13.2.2 Oszillation von Körpern in ruhender Umgebung . . . . . . . . 363
13.3 Instationäre Grenzschichten
bei einer stationären Grundströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367
13.3.1 Periodische Außenströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367
13.3.2 Stationäre Strömung
mit schwacher periodischer Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
13.3.3 Zeitlicher Übergang zwischen zwei nur wenig
verschiedenen stationären Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . 370
13.4 Kompressible instationäre Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371
13.4.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371
13.4.2 Grenzschicht hinter einer Stoßwelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372
13.4.3 Längstangeströmte ebene Platte bei zeitlich
veränderlicher Außengeschwindigkeit
und Wandtemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375

14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie 377


14.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377
14.2 Grenzschichttheorie höherer Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378
14.3 Hyperschall-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388
14.4 Dreierdeck-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392
14.5 Marginale Ablösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403
14.6 Massive Ablösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408

Teil C: Übergang laminar–turbulent


15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie) 413
15.1 Einige experimentelle Ergebnisse
über den laminar–turbulenten Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413
15.1.1 Übergang bei der Rohrströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413
15.1.2 Übergang in der Grenzschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
15.2.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
15.2.2 Grundlagen der primären Stabilitätstheorie . . . . . . . . . . . . 423
15.2.3 Orr-Sommerfeld-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
15.2.4 Berechnung der Indifferenzkurve
und der Indifferenz-Reynolds-Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433
15.2.4a Plattengrenzschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435
Inhaltsverzeichnis XV

15.2.4b Einfluß des Druckgradienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443


15.2.4c Einfluß der Absaugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456
15.2.4d Einfluß des Wärmeüberganges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
15.2.4e Einfluß der Kompressibilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461
15.2.4f Einfluß der Wandrauheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466
15.2.4g Weitere Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470
15.3 Instabilität der Grenzschicht
bei dreidimensionalen Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472
15.3.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472
15.3.2 Grundlagen der sekundären Stabilitätstheorie . . . . . . . . . . 474
15.3.3 Grenzschichten an gekrümmten Wänden . . . . . . . . . . . . . . 478
15.3.4 Grenzschicht an der rotierenden Scheibe . . . . . . . . . . . . . . 482
15.3.5 Dreidimensionale Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483
15.4 Lokale Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490

Teil D: Turbulente Grenzschichten


16 Grundzüge der turbulenten Strömungen 495
16.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495
16.2 Mittlere Bewegung und Schwankungsbewegung . . . . . . . . . . . . . . . 497
16.3 Grundgleichungen für die mittlere Bewegung
turbulenter Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
16.3.1 Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
16.3.2 Impulsgleichungen (Reynolds-Gleichungen) . . . . . . . . . . . 501
16.3.3 Gleichung für die kinetische Energie
der turbulenten Schwankungsbewegung (k-Gleichung) . . 504
16.3.4 Thermische Energiegleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506
16.4 Schließungsproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507
16.5 Beschreibung der turbulenten Schwankungsbewegung . . . . . . . . . . 508
16.5.1 Korrelationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508
16.5.2 Spektren und Turbulenzballen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509
16.5.3 Turbulenz der Außenströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511
16.5.4 Berandung turbulenter Gebiete und Intermittenz . . . . . . . . 512
16.6 Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . 513

17 Durchströmungen 517
17.1 Couette-Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517
17.1.1 Zweischichten-Struktur des Geschwindigkeitsfeldes
und logarithmisches Überlappungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . 517
17.1.2 Universelle Wandgesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522
17.1.3 Widerstandsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 534
17.1.4 Turbulenz-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537
XVI Inhaltsverzeichnis

17.1.5 Wärmeübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 540


17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541
17.2.1 Kanalströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541
17.2.2 Couette-Poiseuille-Strömungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543
17.2.3 Rohrströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 548
17.3 Schlankkanal-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553
17.3.1 Ebene Düsen und Diffusoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553
17.3.2 Einlaufströmung für Kanal und Rohr . . . . . . . . . . . . . . . . . 555

18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung


des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld 557
18.1 Turbulenz-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557
18.1.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557
18.1.2 Algebraische Turbulenzmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559
18.1.3 Turbulente Energiegleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560
18.1.4 Zweigleichungs-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562
18.1.5 Reynolds-Spannungs-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
18.1.6 Modelle für die Wärmeübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568
18.1.7 Niedrig-Reynolds-Zahl-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571
18.1.8 Grobstruktur-Simulation
und direkte numerische Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571
18.2 Anliegende Grenzschichten ( τw  = 0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572
18.2.1 Schichtenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572
18.2.2 Grenzschichtgleichungen in Defekt-Formulierung . . . . . . 574
18.2.3 Widerstandsgesetz und Kenngrößen der Grenzschicht . . . 577
18.2.4 Gleichgewichtsgrenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579
18.2.5 Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte . . . 583
18.3 Grenzschichten mit Ablösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588
18.3.1 Stratford-Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588
18.3.2 Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . 591
18.4 Berechnung ebener Grenzschichten mit Integralverfahren . . . . . . . 594
18.4.1 Direktes Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594
18.4.2 Inverses Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598
18.5 Berechnung ebener Grenzschichten mit Feldverfahren . . . . . . . . . . 598
18.5.1 Anliegende Grenzschichten ( τw  = 0) . . . . . . . . . . . . . . . . . 598
18.5.2 Grenzschichten mit Ablösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601
18.5.3 Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodelle . . . . . . . . . . . . . . 602
18.5.4 Zusätzliche Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604
18.6 Berechnung thermischer Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607
18.6.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607
18.6.2 Berechnung thermischer Grenzschichten
mit Feldverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609
Inhaltsverzeichnis XVII

19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung


des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld 611
19.1 Grundgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611
19.1.1 Zeitliche Mittelung bei variabler Dichte . . . . . . . . . . . . . . . 611
19.1.2 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613
19.2 Kompressible turbulente Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
19.2.1 Temperaturfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
19.2.2 Überlappungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619
19.2.3 Reibungsbeiwert und Nußelt-Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 621
19.2.4 Integralverfahren für adiabate Wände . . . . . . . . . . . . . . . . . 623
19.2.5 Feldverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624
19.2.6 Stoß-Grenzschicht-Interaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625
19.3 Natürliche Konvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 626

20 Axialsymmetrische und dreidimensionale


turbulente Grenzschichten 631
20.1 Axialsymmetrische Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631
20.1.1 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631
20.1.2 Grenzschichten ohne Körperrotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632
20.1.3 Grenzschichten mit Körperrotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 635
20.2 Dreidimensionale Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
20.2.1 Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
20.2.2 Berechnungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 641
20.2.3 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642

21 Instationäre turbulente Grenzschichten 645


21.1 Mittelung und Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645
21.2 Berechnungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648
21.3 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 649

22 Turbulente freie Scherströmungen 653


22.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653
22.2 Gleichungen für ebene freie Scherschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655
22.3 Ebener Freistrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
22.3.1 Globale Bilanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
22.3.2 Fernfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
22.3.3 Nahfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665
22.3.4 Wandeffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666
22.4 Trennungsschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667
22.5 Ebener Nachlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 669
22.6 Axialsymmetrische freie Scherströmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671
22.6.1 Grundgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671
22.6.2 Freistrahl (U∞ = 0,  = 8α(x − x0 )) . . . . . . . . . . . . . . . . 672
XVIII Inhaltsverzeichnis

22.6.3 Nachlauf (|UN |  U∞ ,  = λ(x − x0 )1/3 ) . . . . . . . . . . 674


22.7 Auftriebsstrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675
22.7.1 Ebener Auftriebsstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675
22.7.2 Axialsymmetrischer Auftriebsstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677
22.8 Ebener Wandstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 678

Teil E: Numerische Verfahren der Grenzschicht-Theorie


23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen 681
23.1 Laminare Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 681
23.1.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 681
23.1.2 Bemerkungen zu den Grenzschichttransformationen . . . . 682
23.1.3 Explizite und implizite Diskretisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 683
23.1.4 Lösung der impliziten Differenzengleichungen . . . . . . . . . 687
23.1.5 Integration der Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 688
23.1.6 Ermittlung des Grenzschichtrandes
und der Wandschubspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689
23.1.7 Integration der transformierten Grenzschichtgleichung
mit dem Box-Schema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 690
23.2 Turbulente Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694
23.2.1 Methode der Wandfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694
23.3 Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 699
23.4 Instationäre Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 700
23.5 Stationäre dreidimensionale Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 702

Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen 707

Literatur- und Namenverzeichnis 715


Einleitung

Kurze geschichtliche Übersicht

Am Ende des 19. Jahrhunderts war die Strömungsmechanik in zwei Richtungen


auseinandergefallen, die kaum noch miteinander in Berührung standen. Auf der ei-
nen Seite war die theoretische Hydrodynamik, die von den Eulerschen Bewegungs-
gleichungen ausging, zu großer Vollkommenheit entwickelt worden. Da jedoch die
Ergebnisse dieser sogenannten klassischen Hydrodynamik in vielen Punkten in kras-
sem Widerspruch zur Erfahrung standen – besonders bezüglich der sehr wichtigen
Frage des Druckverlustes in Rohren und Kanälen sowie des Widerstandes eines
durch ein Fluid bewegten Körpers –, hatte sie für die Praxis wenig Bedeutung. Aus
diesem Grund hatten auf der anderen Seite die Ingenieure, konfrontiert mit prakti-
schen Problemen der Strömungsmechanik, ihre eigene stark empirisch ausgerichtete
Wissenschaft, die Hydraulik, entwickelt, die sich auf eine große Menge von Ver-
suchsdaten stützte und sich in den Methoden und den Zielen von der theoretischen
Hydrodynamik sehr stark unterschied.
Es ist das große Verdienst von L. Prandtl, zu Anfang des 20. Jahrhunderts den
Weg aufgezeigt zu haben, wie diese beiden auseinanderstrebenden Richtungen der
Strömungsmechanik wieder zusammengeführt werden konnten, sowie aus der Syn-
these von Theorie und Experiment eine Entwicklung angebahnt zu haben, die in der
modernen Strömungsmechanik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu unge-
ahnten Erfolgen geführt hat. An sich war es schon damals bekannt, daß die starke
Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der klassischen Hydrodynamik und der Wirk-
lichkeit in sehr vielen Fällen von der Vernachlässigung der Reibung in der Theorie
herrührt. Darüber hinaus waren auch die vollständigen Bewegungsgleichungen der
Strömungen mit Reibung (Navier-Stokes-Gleichungen) seit langem bekannt. We-
gen der großen mathematischen Schwierigkeiten dieser Gleichungen hatte man aber
(abgesehen von wenigen Einzelfällen) noch keinen Zugang zu der theoretischen Be-
handlung der Strömungen mit Reibung gefunden. Für die technisch wichtigen Fluide
Wasser und Luft ist jedoch die Viskosität sehr klein, und infolgedessen sind auch die
von der Viskosität verursachten Reibungskräfte im großen und ganzen recht klein
im Vergleich zu den übrigen Kräften (Schwerkraft, Druckkraft). Es machte deshalb
lange Zeit große begriffliche Schwierigkeiten einzusehen, daß die in der klassischen
Theorie vernachlässigten Reibungskräfte einen entscheidenden Einfluß auf den Ab-
lauf der Bewegung haben sollten.
In seinem Vortrag „Über Flüssigkeitbewegung bei sehr kleiner Reibung“ auf dem
Heidelberger Mathematiker-Kongreß im Jahre 1904 hat L. Prandtl (1904) den Weg
gezeigt, wie Strömungen mit Reibung gerade für die praktisch wichtigen Fälle ei-
XX Einleitung

ner theoretischen Behandlung zugeführt werden können. Prandtl zeigte durch theo-
retische Überlegungen zusammen mit einigen einfachen Experimenten, daß man
die Strömung in der Umgebung eines Körpers in zwei Gebiete einteilen kann: eine
sehr dünne Schicht in der Nähe des Körpers (Grenzschicht), wo die Reibung eine
wesentliche Rolle spielt, und das übrige Gebiet außerhalb dieser Schicht, wo die
Reibung vernachlässigt werden kann. Mit Hilfe dieses Konzeptes konnte nicht nur
eine physikalisch sehr einleuchtende Erklärung für die wichtige Rolle der Visko-
sität beim Widerstandsproblem gegeben werden, sondern gleichzeitig wurde unter
weitgehender Zurückdrängung der mathematischen Schwierigkeiten der Weg für die
theoretische Behandlung der Strömung mit Reibung freigelegt. Seine theoretischen
Überlegungen stützte Prandtl schon damals durch einige sehr einfache Versuche in
einem kleinen, selbst gebauten Wasserkanal. Damit war der Anfang gemacht, die
verlorengegangene Verbindung zwischen Theorie und Praxis wiederherzustellen.
Die Theorie dieser sogenannten Prandtlschen Grenzschicht oder Reibungsschicht
hat sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen und der weiteren Entwicklung der
Strömungsforschung seit Anfang dieses Jahrhunderts einen entscheidenden Antrieb
gegeben. Unter dem Einfluß der damals aufblühenden Flugtechnik hat sich die neue
Theorie recht schnell entwickelt und ist bald zusammen mit anderen wichtigen Fort-
schritten – Tragflügeltheorie, Gasdynamik – zu einem der Grundpfeiler der modernen
Strömungsmechanik geworden.
Zu den wichtigsten Anwendungen der Grenzschicht-Theorie gehört die Berech-
nung des Reibungswiderstandes von umströmten Körpern z.B. des Widerstandes
einer längsangeströmten ebenen Platte, des Reibungswiderstandes eines Schiffes,
eines Tragflügelprofils, eines Flugzeugrumpfes oder einer Turbinenschaufel. Eine
besondere Eigenschaft der Grenzschicht ist, daß unter gewissen Umständen in un-
mittelbarer Wandnähe Rückströmung auftritt. Damit ist dann eine Ablösung der
Grenzschicht vom Körper und eine mehr oder minder starke Wirbelbildung auf der
Rückseite des umströmten Körpers verbunden. Dadurch wird eine starke Änderung
der Druckverteilung auf der Rückseite des umströmten Körpers verursacht. Hieraus
resultiert der Druckwiderstand der umströmten Körper, zu dessen Berechnung die
Grenzschicht-Theorie somit den Zugang liefert. Die Grenzschicht-Theorie gibt eine
Antwort auf die wichtige Frage, welche Form ein umströmter Körper haben muß,
damit die schädliche Ablösung vermieden wird. Aber nicht nur bei der Umströmung
des Körpers kann Ablösung auftreten, sondern auch bei der Durchströmung eines
Kanals. Somit können auch die Strömungsvorgänge in den Schaufelkanälen von
Strömungsmaschinen (Pumpen, Turbinen) sowie in Diffusoren und Düsen durch die
Grenzschicht-Theorie beschrieben werden. Auch die Vorgänge bei Maximalauftrieb
eines Tragflügels, bei denen ebenfalls Ablösungen von Bedeutung sind, lassen sich
nur aufgrund der Grenzschicht-Theorie verstehen. Auch für den Wärmeübergang
zwischen einem Körper und dem ihn umströmenden Fluid spielen die Vorgänge in
der Grenzschicht die entscheidende Rolle.
Zunächst wurde die Grenzschicht-Theorie hauptsächlich für laminare Strömungen
eines inkompressiblen Fluids entwickelt, für die der Ansatz für die Reibungskräfte
mit dem Stokesschen Reibungsgesetz bereits vorlag. Dieses Teilgebiet ist später in
zahlreichen Arbeiten so weitgehend erforscht worden, daß es heute in seinen wesent-
Einleitung XXI

lichen Zügen als geklärt gelten kann. Später wurde die Theorie auch auf die prak-
tisch wichtigeren turbulenten inkompressiblen Grenzschichtströmungen ausgedehnt.
Für turbulente Strömungen hatte zwar bereits O. Reynolds um 1890 den grundle-
gend wichtigen Begriff der turbulenten Scheinreibung eingeführt, vgl. O. Reynolds
(1894). Dieser gestattete aber noch nicht die theoretische Berechnung der turbulen-
ten Strömungen. Die Einführung des Begriffes des Prandtlschen Mischungsweges,
vgl. L. Prandtl (1925), brachte hier wesentliche Fortschritte und machte zusammen
mit systematischen Versuchen auch turbulente Strömungen der theoretischen Be-
handlung mit Hilfe der Grenzschicht-Theorie zugänglich. Eine rationelle Theorie
der ausgebildeten turbulenten Strömungen steht auch heute noch aus. Später sind,
veranlaßt durch das starke Anwachsen der Geschwindigkeit in der Flugtechnik, auch
die Grenzschichten bei kompressibler Strömung eingehend untersucht worden. Da-
bei bildet sich neben der Strömungsgrenzschicht eine Temperaturgrenzschicht aus,
die für den Wärmeübergang zwischen dem strömenden Medium und dem umström-
ten Körper von großer Bedeutung ist. Bei großen Mach-Zahlen tritt infolge innerer
Reibung (Dissipation) eine starke Erhitzung der beströmten Körperoberfläche auf,
die insbesondere für die Flugtechnik und den Satellitenflug ein schwieriges Problem
darstellt („Hitzemauer“).
Die für die gesamte Strömungsmechanik fundamental wichtige Erscheinung des
Überganges der laminaren Strömungsform in die turbulente wurde zuerst von O. Rey-
nolds in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bei der Rohrströmung näher un-
tersucht, vgl. O. Reynolds (1883). Im Jahre 1914 konnte Prandtl am Beispiel der
Kugelströmung auf experimentellem Wege zeigen, daß auch die Grenzschicht la-
minar und turbulent strömt und daß der Ablösungsvorgang und damit das ganze
Widerstandsproblem von diesem Übergang laminar-turbulent beherrscht wird, vgl.
L. Prandtl (1914). Die theoretischen Untersuchungen über den Übergang laminar-
turbulent gehen von der Reynoldsschen Vermutung der Instabilität der Laminar-
strömung aus. Sie wurden 1921 von Prandtl in Angriff genommen. Nach manchen
vergeblichen Versuchen gelang erstmalig W. Tollmien (1929) und H. Schlichting
(1933) die theoretische Berechnung der Indifferenz-Reynolds-Zahl für die längs-
angeströmte ebene Platte. Es dauerte jedoch mehr als zehn Jahre, bis die Theorie
durch die sehr sorgfältigen Experimente von H.L. Dryden (1946–1948) und seinen
Mitarbeitern bestätigt werden konnten. Auch der Einfluß anderer Parameter auf den
Übergang (Druckgradient, Absaugung, Mach-Zahl, Wärmeübergang) konnte durch
die Stabilitätstheorie der Grenzschicht aufgeklärt werden. Diese Theorie hat u.a. bei
den Tragflügelprofilen mit sehr geringem Widerstand (Laminarprofile) eine wichtige
Anwendung gefunden. Eine zusammenfassende Darstellung der Stabilität und des
Übergangs laminar–turbulent der Grenzschicht stammt von P.J. Schmidt; D.S. Hen-
ningson (2000).
Ein wesentliches Kennzeichen der modernen Strömungsforschung im allgemei-
nen und auch des Teilgebiets „Grenzschichtforschung“ im besonderen ist die sehr
enge Verbindung von Theorie und Experiment. Die entscheidenden Fortschritte sind
meist durch einige wenige Grundlagenversuche zusammen mit theoretischen Über-
legungen erreicht worden. Eine Übersicht über die Entwicklung der Grenzschicht-
Theorie unter besonderer Betonung der gegenseitigen Befruchtung von Theorie und
XXII Einleitung

Experiment hat vor längerer Zeit A. Betz (1949) gegeben. Forschungsarbeiten über
Grenzschichten, wie sie von Prandtl 1904 angeregt wurden, waren in den ersten
zwanzig Jahren, bis etwa zu Prandtls Wilbur-Wright-Gedächtnisvorlesung vor der
Royal Aeronautical Society in London, L. Prandtl (1927), fast ausschließlich auf
Prandtls Institut in Göttingen beschränkt. Erst seit etwa 1930 haben sich auch andere
Forscher, zunächst vor allem in England und USA, an dem weiteren Ausbau der
Grenzschicht-Theorie beteiligt. Heute ist die Grenzschicht-Theorie über die ganze
Welt verbreitet; sie bildet zusammen mit anderen Teilgebieten einen der wichtigsten
Grundpfeiler der modernen Strömungsforschung.
Mitte der fünfziger Jahre wurden die mathematischen Methoden der singulären
Störungsrechnung systematisch entwickelt, vgl. S. Kaplun (1954), S. Kaplun;
P.A. Lagerstrom (1957), M. Van Dyke (1964b), siehe auch W. Schneider (1978).
Dabei wurde deutlich, daß die von Prandtl heuristisch entwickelte Grenzschicht-
Theorie ein klassisches Beispiel zur Lösung eines singulären Störungsproblems dar-
stellt. Danach ist die Grenzschicht-Theorie eine rationale asymptotische Theorie
zur Lösung der Navier-Stokes-Gleichung für große Reynolds-Zahlen. Damit eröff-
nete sich die Möglichkeit der systematischen Erweiterung zur Grenzschicht-Theorie
höherer Ordnung, vgl. M. Van Dyke (1969), K. Gersten (1972), K. Stewartson (1974),
K. Gersten; J.F. Gross (1976). Die zunächst für laminare Strömungen entwickelten
asymptotischen Methoden wurden dann Anfang der siebziger Jahre auch auf turbu-
lente Strömungen übertragen, vgl. K.S. Yajnik (1970), G.L. Mellor (1972). Litera-
turübersichten zur asymptotischen Theorie turbulenter Strömungen findet man bei
K. Gersten (1987, 1989c), A. Kluwick (1989a) und W. Schneider (1991). Die syste-
matische Anwendung asymptotischer Methoden (reguläre und singuläre Störungs-
methoden) auf die Theorie reibungsbehafteter Strömungen wurde von K. Gersten;
H. Herwig (1992) gegeben. Auch im Buch von P.A. Libby (1998) werden bevorzugt
asymptotische Methoden eingesetzt. Die meisten charakteristischen Eigenschaften
der asymptotischen Theorie für große Reynolds-Zahlen findet man bereits in Prandtls
Arbeiten, vgl. K. Gersten (2000).
Bei der Turbulenz-Modellierung führt die von Prandtl (1925) entwickelte
Mischungsweg-Hypothese auf ein algebraisches Turbulenz-Modell. Zwanzig Jahre
später wurde von L. Prandtl (1945) der Weg gewiesen, wie durch Verwendung von
Transportgleichungen für turbulente Größen, wie kinetische Energie der Schwan-
kungsbewegung, Dissipation, Reynoldssche Schubspannungen, Verbesserungen der
Turbulenz-Modelle möglich sind. Berechnungsverfahren für turbulente Grenz-
schichten mit derartig verfeinerten Turbulenz-Modellen wurden beispielsweise von
P. Bradshaw et al. (1967), W.P. Jones; B.E. Launder (1973), K. Hanjalic; B.E. Launder
(1976), J. Rotta (1973) entwickelt. Übersichten zu Turbulenz-Modellierungen wur-
den unter anderem von W.C. Reynolds (1976), V.C. Patel et al. (1985), M. Hallbäck
et al. (1996), T. Cebeci; J. Cousteix (1999) and T. Cebeci (2004) gegeben. In zwei
äußerst bemerkenswerten Veranstaltungen an der Stanford-Universität in den Jahren
1968 und 1980/81 wurden die jeweils bestehenden Berechnungsverfahren für turbu-
lente Grenzschichten untereinander verglichen und durch besonders ausgewählte Ex-
perimente überprüft, vgl. S. Kline et al. (1968) und S. Kline et al. (1981). Erwähnens-
Einleitung XXIII

wert ist auch eine zusammenfassende Darstellung der Reynoldszahl-Einflüsse auf


turbulente Wandgrenzschichten von M. Gad-el-Hak; P.R. Bandyopadhyay (1994).
Die rasante Entwicklung im Bereich der Großrechneranlagen (Super-Computer)
läßt die Tendenz in der Strömungsmechanik erkennen, in Zukunft verstärkt die
Navier-Stokes-Gleichungen ohne jegliche Vereinfachung direkt numerisch zu lö-
sen und auch turbulente Strömungen durch direkte numerische Simulation (DNS),
d.h. ohne Turbulenz-Modelle oder mit Modellierung nur der hochfrequenten tur-
bulenten Schrankungsbewegungen („large eddy simulation“), zu berechnen, vgl.
D.R. Chapman (1979). Numerische Verfahren zur Berechnung von Strömungen bei
hohen Reynolds-Zahlen, die in der Praxis überwiegend vorkommen, werden jedoch
nur dann effizient sein, wenn sie die besondere „Schichten“-Struktur der Strömung,
wie sie sich aus der asymptotischen Theorie ergibt, berücksichtigt, etwa bei der Er-
stellung eines geeigneten Rechennetzes. Die Grenzschicht-Theorie wird daher auch
in Zukunft ihre fundamentale Rolle bei der Berechnung von Strömungen mit hohen
Reynolds-Zahlen behalten.
Die erste zusammenfassende Darstellung hat die Grenzschicht-Theorie in zwei
kurzen Artikeln von W. Tollmien (1931) im Handbuch der Experimentalphysik erfah-
ren. Einige Jahre später folgte Prandtls umfassender Beitrag zu dem von W.F. Durand
herausgegebenen Handbuch der Aerodynamik, L. Prandtl (1935). In den seitdem
verflossenen sechs Jahrzehnten hat dieses Forschungsgebiet einen außerordentlich
großen Umfang angenommen, vgl. H. Schlichting (1960) sowie auch I. Tani (1977),
A.D. Young (1989), K. Gersten (1989a) und A. Kluwick (1998). Nach einer von
H.L. Dryden (1955) gegebenen Übersicht erschienen im Jahre 1955 etwa 100 Ar-
beiten über Grenzschichten, und heute ist diese Zahl auf etwa 800 Arbeiten pro
Jahr angewachsen. Dieses Teilgebiet der Strömungsforschung hat damit, ebenso wie
manches andere Gebiet, einen so großen Umfang angenommen, daß es von einem
einzelnen Forscher in all seinen Einzelgebieten kaum noch überblickt werden kann.
Es ist aber andererseits ein klarer Hinweis auf die große Bedeutung der Grenzschicht-
Theorie.
1
Einige Grundzüge der Strömungen
mit Reibung

1.1
Wirkliche und ideale Fluide

Für die theoretischen Untersuchungen der Strömungsmechanik wurde im vorigen


Jahrhundert meist das ideale, d.h. viskositätsfreie, inkompressible Fluid zugrunde
gelegt. Erst seit diesem Jahrhundert wird der Einfluß der Viskosität und der Kompres-
sibilität in stärkerem Maße berücksichtigt. Bei der Strömung eines viskositätsfreien
Fluids treten zwischen angrenzenden Schichten keine Tangentialkräfte (Schubspan-
nungen), sondern nur Normalkräfte (Drücke) auf. Dies ist gleichbedeutend damit,
daß das ideale Fluid einer Formänderung keinen inneren Widerstand entgegensetzt.
Die Theorie der Strömungen idealer Fluide ist mathematisch sehr weit entwickelt
und liefert in vielen Fällen auch eine befriedigende Beschreibung für die wirklichen
Strömungen, wie z.B. bei der Wellenbewegung oder der Bildung von Flüssigkeits-
strahlen. Dagegen versagt die Theorie der idealen Fluide völlig bei dem Problem der
Berechnung des Strömungswiderstandes eines Körpers. Sie liefert hier die Aussage,
daß ein Körper, der sich mit Unterschallgeschwindigkeit gleichförmig durch ein un-
endlich ausgedehntes Fluid bewegt, keinen Widerstand erfährt (D’Alembertsches
Paradoxon).
Dieses unannehmbare Ergebnis der Theorie der idealen Fluide ist darauf zurück-
zuführen, daß in wirklichen Fluiden sowohl zwischen den Schichten im Inneren als
auch zwischen Fluid und einer beströmten Wand außer den Normalkräften auch Tan-
gentialkräfte übertragen werden. Diese Tangential- oder Reibungskräfte wirklicher
Fluide hängen mit einer Eigenschaft zusammen, die man die Viskosität der Fluide
nennt.
Im idealen Fluid ist auf der Grenzfläche zwischen einem festen Körper und dem
Fluid wegen des Fehlens von Tangentialkräften im allgemeinen ein Unterschied der
Tangentialgeschwindigkeiten vorhanden, d.h. es findet ein Gleiten des Fluids an der
Wand statt. Beim wirklichen Fluid dagegen werden an einer beströmten festen Wand
Tangentialkräfte übertragen, weil das Fluid an der Wand haftet.
Das Vorhandensein von Tangentialspannung (Schubspannung) und die Haftbedin-
gung an festen Wänden machen den wesentlichen Unterschied zwischen den idealen
und den wirklichen Fluiden aus. Einige praktisch besonders wichtige Fluide, wie
Wasser und Luft, haben eine sehr geringe Viskosität. Die Strömungen solcher Fluide
kleiner Reibung stimmen in vielen Fällen recht gut mit denen des idealen Fluids übe-
rein, weil im großen und ganzen die Tangentialkräfte sehr klein sind. In der Theorie
des idealen Fluids hat man deshalb die Viskosität vernachlässigt, weil dadurch so
wesentliche Vereinfachungen der Bewegungsgleichungen erreicht werden, daß eine
2 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

ausgedehnte mathematische Theorie möglich ist. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzu-
weisen, daß auch bei Fluiden mit sehr kleiner Viskosität gegenüber dem idealen Fluid
die Haftbedingung bestehen bleibt. Diese Haftbedingung führt jedoch in manchen
Fällen zu starken Abweichungen zwischen den Strömungsgesetzen der wirklichen
und der idealen Fluide. Insbesondere hat die oben angegebene starke Diskrepanz zwi-
schen dem Widerstandsgesetz des wirklichen und idealen Fluids ihre physikalische
Ursache in der Haftbedingung an der Wand.
Dieses Buch beschäftigt sich mit den Strömungsgesetzen der Fluide mit kleiner
Viskosität, weil diese eine große praktische Bedeutung haben. Dabei wird sich her-
ausstellen, wie man das teilweise weitgehend übereinstimmende und teilweise stark
abweichende Verhalten der idealen und der wirklichen Fluide erklären kann.

1.2
Viskosität

Das Wesen der Viskosität eines Fluids kann man sich am einfachsten durch den
folgenden Versuch klarmachen: Es wird die Strömung zwischen zwei sehr langen
parallelen ebenen Platten betrachtet, von denen die eine in Ruhe ist, während die
andere mit konstanter Geschwindigkeit U in ihrer eigenen Ebene bewegt wird. Der
Plattenabstand beträgt h (Bild 1.1). Der Druck sei im ganzen Fluid konstant. Aus dem
Experiment erhält man die Aussage, daß das Fluid an den beiden Platten haftet, so daß
an der unteren Platte die Geschwindigkeit null ist, während sie an der oberen Platte
mit der Geschwindigkeit U der Platte übereinstimmt. Ferner herrscht zwischen den
Platten im einfachsten Fall (Newtonsches Fluid, konstante Temperatur) eine lineare
Geschwindigkeitsverteilung. Somit ist die Geschwindigkeit dem Abstand y von der
unteren Platte proportional, und es gilt
y
u(y) = U. (1.1)
h
Um den Bewegungszustand aufrechtzuerhalten, muß an der oberen Platte eine Tan-
gentialkraft in der Bewegungsrichtung angreifen, die den Reibungskräften des Fluids
das Gleichgewicht hält. Nach den Versuchsergebnissen ist diese Kraft (Kraft pro
Einheit der Plattenfläche = Schubspannung τ ) proportional zu U/ h, wofür im allge-
meinen Fall auch du/dy gesetzt werden kann. Der Proportionalitätsfaktor zwischen
τ und du/dy, der mit µ bezeichnet werden möge, hängt von der Natur des Fluids
ab, d.h. ist ein Stoffwert des Fluids. Er ist klein für die sog. „leichtviskosen“ Fluide

Bild 1.1. Geschwindigkeitsverteilung eines viskosen Fluids


zwischen zwei parallelen ebenen Wänden (Couette-
Strömung)
1.2 Viskosität 3

wie Wasser, Alkohol und Luft, dagegen groß für die sog. sehr viskosen Fluide wie
Öl und Glyzerin.
Wir haben somit das Elementargesetz der Fluid-Reibung in der Form

du
τ =µ . 1)
(1.2)
dy

Die Größe µ ist eine von der Temperatur stark abhängige Materialkonstante des
Fluids, die als Viskosität des Fluids bezeichnet wird. Das durch Gl. (1.2) gegebene
Reibungsgesetz heißt Newtonsches Reibungsgesetz. Die Gl. (1.2) kann als Definiti-
onsgleichung für die Viskosität aufgefaßt werden. Es muß jedoch betont werden, daß
die hier betrachtete Bewegung einen sehr einfachen Spezialfall darstellt. Die Strö-
mung nach Bild 1.1 wird auch als einfache Scherströmung oder Couette-Strömung
bezeichnet. Die Verallgemeinerung dieses elementaren Reibungsgesetzes ergibt das
Stokessche Reibungsgesetz (vgl. Kap. 3). Die physikalische Einheit der Viskosität
kann aus Gl. (1.2) sofort abgelesen werden2 . Die Schubspannung τ hat die Einheit
kg/ms2 oder N/m2 und der Geschwindigkeitsgradient du/dy die Einheit s−1 . Somit
hat µ die Einheit
kg Ns
[µ] = = 2 = Pa s .
m s m
Bei allen Strömungen, bei denen Reibungskräfte mit den Trägheitskräften zusam-
menwirken, spielt eine wichtige Rolle der Quotient aus der Viskosität µ und der
Dichte , der als kinematische Viskosität ν bezeichnet wird:
µ m2 3)
ν= [ν] = . (1.3)
 s

Fluide, bei denen ein nichtlinearer Zusammenhang zwischen der Schubspannung


τ und dem Geschwindigkeitsgradienten du/dy besteht, heißen nicht-Newtonsche
Fluide. Da alle Gase und sehr viele technisch wichtige Flüssigkeiten, z.B. Wasser,
Newtonsches Verhalten zeigen, für die also Gl. (1.2) gilt, werden in diesem Buch nur
Newtonsche Fluide betrachtet.
Wie bereits gesagt, ist die Viskosität ein Stoffwert. Da sie für den Impulstransport
senkrecht zur Hauptströmungsrichtung sorgt, wird die Viskosität auch als Transpor-
teigenschaft des Fluids bezeichnet. Es gibt auch entsprechende Stoffwerte des Fluids
für Wärme- und Stofftransporte, wie in Kap. 3.10 und Kap. 11.3 noch gezeigt wird.
1 Nach der DIN-Norm 1342 (Viskosität Newtonscher Flüssigkeiten) wird die Viskosität mit
η bezeichnet. Da jedoch η im folgenden eine dimensionslose Koordinate bedeutet, wird in
diesem Buch in Abweichung von der DIN-Norm die Viskosität mit µ bezeichnet.
2 Es wird das internationale Einheitssystem SI verwendet, also: das Meter (m), die Sekunde
(s), für die Masse das Kilogramm (kg), für die Kraft das Newton (N) und für den Druck
das Pascal (Pa). Es ist: 1 Pa = 1 N/m2 = 1 kg/m s2 . Als gesetzliche Einheit des Druckes
gilt noch 1 bar = 105 Pa. Zum früher üblichen Maßsystem bestehen die Beziehungen
1 kp = 9,80665 N und 1 at = 0,980665 bar.
3 Ein anderes Maß für die Viskosität ist das Poise P = 0,1N s/m2 . Die kinematische Viskosität
wird auch in Stokes S = 10−4 m2 / s gemessen.
4 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Die Viskosität ist im allgemeinen eine Funktion von Temperatur und Druck. Da-
bei dominiert die Temperatur-Abhängigkeit. Mit wachsender Temperatur nimmt im
allgemeinen die Viskosität von Gasen zu, die von Flüssigkeiten ab. Zahlenwerte für
die Viskosität verschiedener Stoffe sind in Kapitel 3.11 angegeben.

1.3
Reynolds-Zahl

Es stellt sich jetzt die grundsätzliche wichtige Frage, wann die Fluid- Strömungen
um zwei geometrisch ähnliche Körper bei gleicher Anströmungsrichtung zueinander
geometrisch ähnlich sind, d.h. wann sie einen geometrisch ähnlichen Verlauf der
Stromlinien haben. Solche Strömungen mit geometrisch ähnlicher Begrenzung und
geometrisch ähnlichem Stromlinienbild heißen mechanisch ähnliche Strömungen.
Damit die Strömungen um zwei geometrisch ähnliche Körper (z.B. um zwei Kugeln)
bei verschiedenem Fluid, verschiedener Geschwindigkeit und verschiedener Größe
des Körpers mechanisch ähnlich sind, muß offenbar die Bedingung erfüllt sein, daß
in allen ähnlich gelegenen Punkten die auf ein Volumenelement wirkenden Kräfte in
gleichem Verhältnis zueinander stehen.
An einem Volumenelement greifen im allgemeinen folgende Kräfte an: Reibungs-
kräfte (proportional zur Viskosität µ), Trägheitskräfte (proportional zur Dichte ),
Druckkräfte und Volumenkräfte (z.B. Schwerkräfte). Im folgenden soll zunächst
nur das Verhältnis von Trägheitskräften und Reibungskräften betrachtet werden.
Dieses muß demnach bei mechanisch ähnlichen Strömungen in ähnlich gelegenen
Volumenelementen gleich sein. Für eine Bewegung, die im wesentlichen in der x-
Richtung verläuft, beträgt die Trägheitskraft pro Volumeneinheit  du/dt, wobei
u die Geschwindigkeitskomponente in der x-Richtung und d/dt den substantiel-
len Differentialquotienten bedeuten. Für eine stationäre Bewegung kann dafür auch
 ∂u/∂x × dx/dt = u ∂u/∂x geschrieben werden, wobei ∂u/∂x die Geschwindig-
keitsänderung mit dem Ort bedeutet. Die Trägheitskraft pro Volumeneinheit ist somit
 u∂u/∂x. Für die Reibungskraft läßt sich leicht aus dem Newtonschen Reibungs-
gesetz Gl. (1.2) ein Ausdruck ableiten. Für ein Volumenelement, dessen x-Richtung
mit der Bewegungsrichtung zusammenfällt, beträgt nach Bild 1.2 die Resultierende
der Schubkräfte
 
∂τ ∂τ
τ+ dy dx dz − τ dx dz = dx dy dz .
∂y ∂y

Die Reibungskraft der Volumeneinheit ist somit ∂τ/∂y, was nach Gl. (1.2) gleich
µ ∂ 2 u/∂y 2 ist.
Damit wird die Bedingung der mechanischen Ähnlichkeit, daß in ähnlich gelege-
nen Punkten das Verhältnis der Trägheitskraft zur Reibungskraft gleich sein muß:

Trägheitskraft  u∂u/∂x
= = const .
Reibungskraft µ ∂ 2 u/∂y 2
1.3 Reynolds-Zahl 5

Bild 1.2. Reibungskräfte amVolumenelement

Es ist jetzt zu überlegen, wie sich diese Kräfte ändern, wenn sich die charakteristi-
schen Größen der Strömung ändern. Diese sind die Dichte , die Viskosität µ, eine
charakteristische Geschwindigkeit, etwa die Anströmgeschwindigkeit V , und eine
charakteristische Längenabmessung des Körpers, etwa der Kugeldurchmesser d. Die
Geschwindigkeit u in irgendeinem Punkt des Strömungsfeldes ist proportional der
Anströmungsgeschwindigkeit V , der Geschwindigkeitsgradient ∂u/∂x ist propor-
tional V /d, und ebenso ist ∂ 2 u/∂y 2 proportional V /d 2 . Damit wird das Verhältnis
von Trägheitskraft zu Reibungskraft

Trägheitskraft u ∂u/∂x V 2 /d V d
= 2 2
∼ 2
= .
Reibungskraft µ ∂ u/∂y µV /d µ
Da der Proportionalitätsfaktor in ähnlich gelegenen Punkten gleich sein muß, ist die
mechanische Ähnlichkeit der Strömungen also erfüllt, wenn die Größe V d/µ für
beide Strömungen den gleichen Wert hat. Die Größe V d/µ, die mit µ/ = ν auch
in der Form V d/ν geschrieben werden kann, ist eine dimensionslose Zahl; sie heißt
die Reynolds-Zahl Re. Mechanische Ähnlichkeit der Strömung ist also vorhanden,
wenn die Reynolds-Zahl
V d Vd
Re = = (1.4)
µ ν

für beide Strömungen gleich ist. Dieses Gesetz wurde von O. Reynolds (1883) bei der
Untersuchung der Strömung in Rohren entdeckt und heißt nach ihm das Reynoldssche
Ähnlichkeitsgesetz.
Daß die Reynolds-Zahl dimensionslos ist, kann man sofort bestätigen, wenn man
für die einzelnen Größen ihre Einheit einsetzt:
kg m kg
[] = , [V ] = , [d] = m, [µ] = .
m3 s ms
Es wird  
V d kg m ms
= × × m× = 1,
µ m3 s kg
und somit ist die Reynolds-Zahl dimensionslos.

Dimensionsbetrachtung. Anstatt von Betrachtungen der mechanischen Ähnlichkeit aus-


zugehen, kann das Reynoldssche Ähnlichkeitsgesetz auch aus einer Dimensionsbetrachtung
hergeleitet werden. Hierbei geht man von dem Prinzip aus, daß alle physikalischen Gesetze sich
6 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

in einer Form darstellen lassen müssen, die nicht von dem gewählten Maßsystem abhängig ist.
Im vorliegenden Fall sind die für den Strömungsverlauf maßgeblichen physikalischen Größen
die Anströmungsgeschwindigkeit V , eine charakteristische Körperlänge d sowie Dichte 
und Viskosität µ. Aufgrund der Dimensionsbetrachtung stellt man jetzt die Frage: Gibt es eine
Kombination aus diesen vier Größen in der Form

V α d β γ µδ ,

welche dimensionslos ist? Bedeuten K das Symbol der Kraft, L das Symbol der Länge und T
das der Zeit, so erhält man also eine dimensionslose Kombination der obigen Größen, wenn

V α d β γ µδ = K 0 L0 T0

ist. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann man eine der vier Zahlen α, β, γ , δ gleich 1
wählen, da jede beliebige Potenz der dimensionslosen Größe auch wieder dimensionslos ist.
Wählt man α = 1, so ergibt sich
   
L β KT2 γ KT δ
V α d β γ µδ = L = K0 L0 T0 .
T L4 L2
Durch Gleichsetzen der Exponenten von L, T, K links und rechts erhält man die drei Glei-
chungen:
K: γ +δ =0
L: 1 + β − 4γ − 2δ = 0
T: −1 + 2γ + δ = 0 .
Die Auflösung ergibt
β = 1, γ = 1, δ = −1 .
Hiernach ist also die einzig mögliche dimensionslose Kombination von V , d, , µ der Quotient
V d
= Re .
µ

Dimensionslose Beiwerte. Man kann diese Dimensionsbetrachtungen nun noch


weiter ausdehnen, wenn das Geschwindigkeitsfeld und die Kräfte (Normalkräfte und
Tangentialkräfte) von Strömungen bei geometrisch ähnlicher Begrenzung, aber ver-
schiedener Reynolds-Zahl ins Auge gefaßt werden. Die Lage eines Punktes in der
Umgebung der geometrisch ähnlichen Körper sei durch die räumlichen Koordinaten
x, y, z festgelegt; dann sind x/d, y/d, z/d die dimensionslosen Ortskoordinaten.
Die Geschwindigkeitskomponenten u, v, w werden mit der Anströmgeschwindig-
keit V dimensionslos gemacht, somit sind die dimensionslosen Geschwindigkeiten
u/V , . . . Ferner werden die Normal- und Tangentialspannungen p und τ zweck-
mäßig mit dem doppelten Staudruck V 2 dimensionslos gemacht, so daß man als
dimensionslose Spannungen p/V 2 und τ/V 2 hat. Das oben erwähnte Gesetz der
mechanischen Ähnlichkeit kann dann auch so ausgesprochen werden, daß für die bei-
den geometrisch ähnlichen Systeme bei gleicher Reynolds-Zahl die dimensionslosen
Größen u/V , . . ., p/ V 2 und τ/ V 2 nur von den dimensionslosen Ortskoordinaten
x/d, y/d, z/d abhängig sind. Sind jedoch die beiden Systeme nur geometrisch, aber
nicht mechanisch ähnlich, sind also ihre Reynolds-Zahlen verschieden, so hängen
1.3 Reynolds-Zahl 7

die obigen dimensionslosen Größen auch noch von den charakteristischen Größen
V , d, , µ der beiden Systeme ab. Aus dem Prinzip, daß die physikalischen Gesetze
unabhängig vom Maßsystem sind, folgt aber, daß die dimensionslosen Größen u/V ,
. . . , p/ V 2 , τ/ V 2 nur von der dimensionslosen Kombination von V , d, , µ ab-
hängig sein können. Die einzige dimensionslose Kombination dieser vier Größen ist
aber die Reynolds-Zahl Re = V d/µ. Somit führen unsere Betrachtungen zu dem
Ergebnis, daß für die beiden verglichenen geometrisch ähnlichen Systeme, deren
Reynolds-Zahl verschieden ist, die dimensionslosen Größen des Strömungsfeldes
nur abhängig sind von den dimensionslosen Ortskoordinaten x/d, y/d, z/d und der
Reynolds-Zahl Re.
Auch für die Gesamtkraft, welche vom Fluid auf einen umströmten Körper aus-
geübt wird, ist aufgrund dieser Dimensionsbetrachtung eine wichtige Aussage mög-
lich. Diese Gesamtkraft kommt durch die Normaldrücke und Schubspannungen zu-
stande, welche an der Oberfläche des Körpers angreifen. Sei F die Komponente
der Gesamtkraft in einer beliebigen Richtung, so kann man einen dimensionslosen
Kraftbeiwert bilden in der Form F /d 2  V 2 . Statt der Fläche d 2 ist es gebräuchlich,
eine andere charakteristische Fläche S des umströmten Körpers zu wählen, z.B. die
der Anströmungsrichtung dargebotene Stirnfläche, die bei der Kugel gleich π d 2 /4
ist. Der dimensionslose Kraftbeiwert ist somit F /S V 2 . Aufgrund der obigen Über-
legungen kann dieser dimensionslose Kraftbeiwert, der das Integral von p/ V 2 und
τ/ V 2 über die Körperfläche darstellt, bei geometrisch ähnlichen Systemen eben-
falls nur von der Kombination V , d, , µ, also von der Reynolds-Zahl, abhängen.
Die Komponente der resultierenden Kraft parallel zur ungestörten Anströmrichtung
wird als Widerstand W und die Komponente senkrecht zur Anströmungsrichtung als
Auftrieb A bezeichnet. Die dimensionslosen Beiwerte für den Auftrieb und den Wi-
derstand sind somit, wenn man statt V 2 noch den Staudruck V 2 /2 als Bezugsgröße
wählt:
A W
cA =  2 und cW =  2 . (1.5)
2V S 2V S

Unsere Überlegungen führen also zu dem Ergebnis, daß die dimensionslosen


Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte bei geometrisch ähnlichen Systemen, d.h. bei
geometrisch ähnlichen Körpern, welche die gleiche Orientierung zur Anströmungs-
richtung besitzen, nur von der Reynolds-Zahl Re abhängig sind:

cA = f1 (Re); cW = f2 (Re) . (1.6)

Es sei an dieser Stelle betont, daß diese wichtige Schlußfolgerung aus dem Rey-
noldsschen Ähnlichkeitsgesetz in dieser einfachen Form nur Gültigkeit hat, solange
Schwerkräfte und elastische Kräfte (bei kompressiblen Fluiden) unberücksichtigt
bleiben. Ansonsten kommen in den Beziehungen noch weitere dimensionslose Kenn-
zahlen hinzu. Beispielsweise tritt bei Strömungen von Flüssigkeiten mit freien Ober-
flächen, bei denen dann die Schwerkraft von Bedeutung ist, als weitere dimensions-
lose Kennzahl die Froude-Zahl
V
Fr = √ (1.7)
gd
8 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

auf. Entsprechend ist bei Strömungen mit hohen Geschwindigkeiten, wenn zusätzlich
elastische Kräfte aufgrund der Kompressibilität des Fluids auftreten, die Mach-Zahl
V
Ma = (1.8)
c
mit c als Schallgeschwindigkeit eine wichtige zusätzliche dimensionslose Kennzahl.
Die Bedeutung des durch Gl. (1.6) gegebenen Ähnlichkeitsgesetzes für die ganze
theoretische und experimentelle Strömungsmechanik ist sehr groß. Einmal sind die
dimensionslosen Beiwerte cA , cW und Re unabhängig vom verwendeten Maßsystem.
Die Bestimmung der Funktionen f1 (Re) und f2 (Re) ist in vielen Fällen theoretisch
nicht möglich. Für ihre Bestimmung ist man dann auf Versuche angewiesen. Wünscht
man z.B. den Widerstandsbeiwert cW eines Körpers, etwa einer Kugel, experimentell
zu bestimmen, so hätte man ohne Kenntnis des Reynoldsschen Ähnlichkeitsgeset-
zes Widerstandsmessungen für die vier unabhängigen Parameter V , d, , µ aus-
zuführen, was ein außerordentlich umfangreiches Meßprogramm bedeuten würde.
Bei Beachtung des Reynoldsschen Ähnlichkeitsgesetzes ergibt sich jedoch, daß der
dimensionslose Beiwert von Kugeln von verschiedenem Durchmesser d und bei ver-
schiedener Anströmungsgeschwindigkeit V in verschiedenem strömenden Medium
mit den Werten  und µ lediglich von der einen Variablen Re abhängig ist. In welch
vorzüglicher Weise dieses Reynoldssche Ähnlichkeitsgesetz durch die Versuche be-
stätigt wird, zeigt Bild 1.3, in dem der Widerstandsbeiwert von längsangeströmten
glatten ebenen Platten in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl dargestellt ist. Die
gemessenen Widerstandsbeiwerte für Platten ganz unterschiedlicher Länge ordnen
sich sämtlich sehr gut auf einer Kurve an.
Die in Gl. (1.5) eingeführten dimensionslosen Beiwerte cA und cW bezogen sich
auf die Umströmungen von Körpern (z.B. Profilen). Auch die Durchströmung von
Körpern (z.B. Rohren, Diffusoren usw.) wird durch dimensionslose Beiwerte charak-
terisiert. Beispielsweise wird bei Strömungen durch Kreisrohre der Druckgradient
dp/dx mit x als Koordinate in Strömungsrichtung durch die dimensionslose Rohr-
reibungszahl
d dp
λ=− 2 (1.9)
2 um dx
gekennzeichnet. Dabei sind d der Rohrdurchmesser,  die Dichte und um die über
dem Querschnitt gemittelte Geschwindigkeit. Bei glatter Innenfläche der Rohre ist
λ wieder nur eine Funktion der Reynolds-Zahl Re, wobei diese hierbei mit dem
Rohrdurchmesser d und der mittleren Geschwindigkeit um gebildet ist:
 um d um d
Re = = . (1.10)
µ ν
Der Verlauf λ(Re) aus zahlreichen Messungen ist in Bild 1.4 dargestellt. Wie im
Beispiel der Platte ordnen sich auch beim Rohr die verschiedenen Meßpunkte auf
einer einzigen Kurve an.
Als Beispiel für die Abhängigkeit eines dimensionslosen Beiwertes von der
Reynolds-Zahl und der Mach-Zahl ist in Bild 1.5 der Widerstandsbeiwert von Kugeln
1.4 Laminare und turbulente Strömungen 9

Bild 1.3. Widerstandsbeiwerte von längsangeströmten ebenen glatten Platten in Abhängigkeit


von der Reynolds-Zahl (Reibungswiderstand einer Plattenseite), cW nach Gl. (1.5), S = l × b,
l: Plattenlänge, b: Plattenspannweite
Messungen: ◦ verschiedene Autoren, vgl. H. Schlichting (1982, S. 653)
 Z. Janour (1951)

K.E. Schoenherr (1932)
Theorie: - - - - - - - - laminare Asymptote nach Gl. (2.10) (Blasius)
turbulente Asymptote nach Gl. (2.14)
- · - · - · - · asymptotische Entwicklung für laminare Strömung nach Gl. (14.62)
Numerik: 2 Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen nach S.C.R. Dennis, vgl.
A.E.P. Veldman (1976)

nach Messungen von A. Naumann (1953) wiedergegeben. Interessant ist hierbei, daß
bei Kugeln in Überschallströmungen der Einfluß der Reynolds-Zahl verschwindet,
da dann die von der Reynolds-Zahl stärker beeinflußten Drücke auf der Rückseite
zusehends an Bedeutung verlieren gegenüber den Drücken auf der Kugelvorderseite.

1.4
Laminare und turbulente Strömungen

Bei der Abhängigkeit der Rohrreibungszahl λ von der Reynolds-Zahl im Bild 1.4
lassen sich deutlich zwei Bereiche unterscheiden. In der doppelt-logarithmischen
Auftragung zeigen die Messungen bei kleinen Reynolds-Zahlen eine gradlinige Ab-
10 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Bild 1.4. Rohrreibungszahl für glatte Rohre in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl. Definition
von λ nach Gl. (1.9). Messungen verschiedener Autoren, vgl. H. Schlichting (1982, S. 611)
Kurve 1 nach Gl. (1.14), laminar, nach G. Hagen (1839) und J. Poiseuille (1840)
Kurve 2 nach Gl. (2.18), turbulent

Bild 1.5. Widerstandsbeiwert von


Kugeln in Abhängigkeit von der
Reynolds-Zahl und der Mach-Zahl,
nach Messungen von A. Naumann
(1953)

nahme von λ mit wachsendem Re. Bei der „kritischen Reynolds-Zahl“

Rekrit = 2 300 (1.11)


1.4 Laminare und turbulente Strömungen 11

Bild 1.6. Farbfadenversuch von O. Reynolds (1883). Strömung im Wasser, sichtbar gemacht
durch einen Farbfaden, nach W. Dubs (1939)
a) Laminare Strömung, Re = 1150 b) Turbulente Strömung, Re = 2520

wird dieser Verlauf abrupt unterbrochen. Es kommt zu einer ziemlich steilen Zu-
nahme von λ. Im weiteren Verlauf nimmt λ dann wieder mit wachsendem Re ab,
jedoch nicht mehr so steil wie bei kleinen Reynolds-Zahlen und nicht mehr gradlinig
in dieser Auftragung.
Das unterschiedliche Verhalten der Kurven λ(Re) für Re < Rekrit und Re > Rekrit
beruht darauf, daß Strömungen in zwei unterschiedlichen Formen auftreten. Diese
Erkenntnis geht auf O. Reynolds (1883) zurück. In seinem berühmten Farbfadenver-
such hat er in einer Rohrströmung die beiden unterschiedlichen Strömungsformen
nachgewiesen und sichtbar gemacht, siehe Bild 1.6.
In eine Wasserströmung wird durch ein feines Röhrchen farbige Flüssigkeit zuge-
führt. Es bildet sich ein dünner Farbfaden, der bei durchsichtiger Rohrwand in seiner
Entwicklung beobachtet werden kann und Hinweise auf das Verhalten der Strömung
gibt. Bei kleinen Strömungsgeschwindigkeiten, oder genauer bei Reynolds-Zahlen
unterhalb der kritischen Reynolds-Zahl, bildet sich ein etwa geradliniger Farbfaden
aus, der parallel zur Rohrachse mit der Strömung mitschwimmt, siehe Bild 1.6a. Es
handelt sich um eine Schichtenströmung, bei welcher also Schichten unterschied-
licher Geschwindigkeit nebeneinander strömen ohne starken Austausch von Fluid-
teilchen quer zur Strömungsrichtung. Man spricht von laminarer Strömung. Erhöht
man die Geschwindigkeit in der Rohrströmung, so daß die kritische Reynolds-Zahl
überschritten wird, dann ändert sich das Strömungsbild drastisch. Nach Bild 1.6b
führt der Farbfaden starke unregelmäßige Querbewegungen aus, die sehr schnell zu
einem vollständigen Zerflattern des Farbfadens führen. In diesem Fall spricht man
von turbulenter Strömung. Offensichtlich ist die turbulente Strömung durch eine
starke unregelmäßige, d.h. zufallsbedingte, Schwankungsbewegung charakterisiert,
die der geordneten Grundströmung überlagert ist und für die beobachtete intensive
Vermischung quer zur Strömungsrichtung im Rohr sorgt.
12 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Auch beim Verlauf cW (Re) bei längsangeströmten ebenen glatten Platten entspre-
chend Bild 1.3 ist eine kritische Reynolds-Zahl erkennbar. Ihr Wert ist

Rekrit = 5 × 105 . (1.12)

Für Reynolds-Zahlen kleiner als Rekrit ist die Strömung an den Platten laminar,
oberhalb von Rekrit gewinnt Turbulenz in der Strömung zunehmend an Einfluß. Die
in Bild 1.5 erkennbare drastische Abnahme des cW -Wertes von Kugeln bei kleinen
Mach-Zahlen (z.B. Ma = 0,3) ist ebenfalls auf den Übergang von laminarer in tur-
bulente Strömung zurückzuführen. Laminare und turbulente Strömungen erfordern
teilweise sehr unterschiedliche Behandlung, ihnen sind daher in diesem Buch ge-
trennte Teile gewidmet. Der Übergang von laminarer in turbulente Strömung wird in
einem eigenen Teil abgehandelt. Daraus folgt die Unterteilung dieses Buches in die
fünf Teile A bis E: Einleitende Kapitel über Grundlagen (Kapitel 1 bis 5), Laminare
Strömungen (Kapitel 6 bis 14), Übergang laminar-turbulent (Kap. 15), Turbulente
Strömungen (Kapitel 16 bis 22), Numerische Methoden (Kap. 23).

1.5
Asymptotisches Verhalten für große Reynolds-Zahlen

Da viele technisch wichtigen Fluide sehr kleine Viskosität besitzen (z.B. Luft oder
Wasser, siehe Tabelle 3.1 in Kap. 3), treten in der Praxis überwiegend Strömungen bei
hohen Reynolds-Zahlen auf. Daher ist das asymptotische Verhalten von dimensions-
losen Beiwerten, wie beispielsweise in den Bildern 1.3 bis 1.5, bei großen Reynolds-
Zahlen äußerst wichtig. Die Grenzschichttheorie, das Thema dieses Buches, be-
schäftigt sich genau mit diesem asymptotischen Verhalten. Mit anderen Worten, die
Grenzschichttheorie ist die Theorie zur Ermittlung des asymptotischen Verhaltens
von Strömungen für große Reynolds-Zahlen (d.h. Re → ∞).
Der Grenzfall Re = ∞ entspricht der Strömung eines idealen Fluids, d.h. ei-
nes Fluids mit verschwindender Viskosität. Wirkliche Strömungen bei endlicher,
aber sehr großer Reynolds-Zahl werden sich dann von dem Grenzfall nur wenig
unterscheiden. Sie können als kleine Störung des Grenzfalls aufgefaßt werden. Im
Rahmen der Grenzschichttheorie erfolgt die Berechnung der Strömungsgleichungen
durch eine Störungsrechnung, wobei von der Lösung der viskositätsfreien Strömung
ausgegangen wird. Wegen der Haftbedingung, die von der viskositätsfreien Strö-
mung im allgemeinen nicht erfüllt werden kann, handelt es sich um eine singuläre
Störungsrechnung. Die Grenzschichttheorie ist das ursprüngliche und klassische Bei-
spiel für den Einsatz singulärer Störungsmethoden. Mit dieser Theorie hat L. Prandtl
erstmalig eine singuläre Störungsrechnung für eine partielle Differentialgleichung
durchgeführt. Inzwischen haben singuläre Störungsmethoden in vielen anderen Be-
reichen der Physik und Technik Anwendung gefunden, siehe z.B. J. Kevorkian; J.D.
Cole (1981).
Beim heutigen Stand der Grenzschichttheorie besteht eine Hauptschwierigkeit
darin, daß die Lösung für die viskositätsfreie Strömung nicht eindeutig ist und da-
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung 13

her die Grenzlösung, von der die Störungsrechnung ausgeht, häufig a priori nicht
ausgewählt werden kann.

1.6
Vergleich von Messungen
mit der reibungsfreien Grenzlösung
Bei Strömungen mit sehr hohen Reynolds-Zahlen kann erwartet werden, daß sie nur wenig
vom Grenzfall der viskositätsfreien Strömung abweichen. Dieses soll im folgenden an einigen
Beispielen gezeigt werden.

Rohrströmung. Im Verlauf λ(Re) von Bild 1.4 strebt λ ganz deutlich für wachsende
Reynolds-Zahl gegen null. Wie aus Bild 1.7 hervorgeht, werden die Geschwindigkeitspro-
file mit zunehmendem Re immer völliger, bis sich schließlich im Grenzfall Re = ∞ die
homogene Geschwindigkeitsverteilung ergeben wird.
Prinzipiell könnte man nach dem asymptotischen Verhalten für den hypothetischen Fall
fragen, daß bei Überschreiten von Rekrit die Rohrströmung für beliebig große Reynolds-
Zahlen laminar bliebe. Eine reibungsfreie Grenzlösung für die laminare Rohrströmung gibt es
jedoch nicht. Bei der ausgebildeten laminaren Rohrströmung stehen allein Druckkräfte und
Reibungskräfte im Gleichgewicht. Trägheitskräfte (proportional zu ) sind nicht beteiligt. Es
besteht daher überhaupt keine Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl, die auch  enthält. Im
Bild. 1.4 ist die Reynolds-Zahl-Abhängigkeit künstlich erzeugt worden. Wie in Kap. 5.2.1
gezeigt wird, gilt für die ausgebildete laminare Rohrströmung

Bild 1.7. Geschwindigkeitsver-


teilung im glatten Rohr bei
verschiedenen Reynolds-Zah-
len, nach J. Nikuradse (1932)
14 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

d 2 dp
− = 32 . (1.13)
µum dx
Auch aus der Dimensionsanalyse folgt, daß die angegebene dimensionslose Kombination von
dp/dx, d, µ und um eine Konstante sein muß. Durch Erweiterung mit der Dichte  erhält
man daraus das Hagen-Poiseuillesche Rohrwiderstandsgesetz für laminare Rohrströmungen

64
λ= . (1.14)
Re
In der doppelt-logarithmischen Auftragung von Bild 1.4 erscheint dieses Gesetz als Gerade
mit der negativen Neigung eins.
Im Gegensatz zu laminaren Rohrströmungen sind bei turbulenten Rohrströmungen in-
folge der turbulenten Schwankungsbewegung auch Trägheitskräfte beteiligt, so daß eine echte
Reynolds-Zahl-Abhängigkeit auftritt, vgl. auch Kap. 2.4.

Platte. Bei der längsangeströmten ebenen glatten Platte strebt der cW -Wert nach Bild 1.3
für große Reynolds-Zahlen gegen null, und zwar sowohl für den turbulenten als auch für den
hypothetischen rein laminaren Fall. Die reibungslose Grenzlösung ist daher in beiden Fällen
die einfache Translationsströmung (homogene Geschwindigkeitsverteilung).

Tragflügel-Profil. Bild 1.8 zeigt eine gemessene Druckverteilung für ein symmetrisches
Profil bei symmetrischer Anströmung
im Vergleich zur viskositätsfreien Lösung. Die Unterschiede sind gering, wenn man von
der unmittelbaren Umgebung der Hinterkante absieht. Wegen des endlichen Hinterkanten-
Winkels der Profil-Geometrie ergibt die viskositätsfreie Grenzlösung an der Hinterkante einen
Staupunkt und damit im Gegensatz zur viskosen Strömung stark ansteigenden Druck.
Ähnlich gute Übereinstimmung erhält man für ein gewölbtes NACA-Profil bei α = 8◦
Anstellwinkel nach Bild 1.9. Bei diesem Beispiel gibt es eigentlich unendlich viele reibungs-
freie Grenzlösungen. Es wurde jedoch diejenige Lösung gewählt, bei der die Hinterkante nicht
umströmt wird. Diese als Kutta-Bedingung bekannte Forderung des glatten Abfließens an der
Hinterkante folgt aus den Eigenschaften viskoser Strömungen, bei denen eine Kantenumströ-
mung mit unendlich großer Geschwindigkeit nicht möglich ist.

Bild 1.8. Druckverteilung am Tragflügel-


profil NACA 0012. Meßpunkte bei Re =
1,85 · 106 , Ma = 0,30 nach J. Barche
(1979)
: reibungslose Strömung
(Re = ∞, Ma = 0,30), z.B. nach
H. Schlichting; E. Truckenbrodt
(1979)
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung 15

Bild 1.9. Druckverteilung am Pro-


fil NACA 4412 beim Anstellwin-
kel α = 8◦ , nach R.M. Pinkerton
(1936)
◦ Messung, Re = 3 × 106
Theorie, Re = ∞

Bild 1.10. Auftrieb bei der ebenen Strö-


mung um das Profil NACA 4412 nach
R.M. Pinkerton (1936)
Profil entsprechend Bild 1.9.

Für dasselbe NACA-Profil ist in Bild 1.10 bei gleicher Reynolds-Zahl die Abhängigkeit des
Auftriebsbeiwertes cA vom Anstellwinkel α dargestellt. Während die Grenzlösung (Re = ∞)
verschwindenden Widerstand liefert (d’Alembertsches Paradoxon), stellt ihre Auftriebskurve
bereits eine gute Näherung für die Strömung bei Re = 3 × 106 dar.
Die Druckverteilung eines Tragflügel-Profils in schallnaher Strömung ist in Bild 1.11 dar-
gestellt. Sowohl die Messung als auch die Grenzlösung zeigen einen sprungartigen Anstieg
des Druckes auf der Oberseite aufgrund eines dort auftretenden Verdichtungsstoßes. Infolge
der Reibungseffekte liegt jedoch der Verdichtungsstoß etwas stromaufwärts gegenüber sei-
16 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Bild 1.11. Druckverteilung am Tragflügel-


Profil RAE 2822 in schallnaher Strömung
nach M.A. Schmatz (1986)
Ma = 0,73, α = 2,8◦
◦ Messung bei Re = 6,5 · 106 nach
J. Barche (1979), cW = 0,013;
cA = 0,72
. . . . . Grenzlösung, Re = ∞
Theorie für Re = 6,5 × 106 , siehe
Kap. 19.2.6.

Bild 1.12. Widerstandsbeiwert von Kreiszylindern in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl

◦ Messungen von C. Wieselsberger, siehe H. Schlichting (1982, S. 17)


- - - - - - - - - asymptotische Formel für Re → 0 : cW = 8π 3
Re [ − 0,87 + · · · ]
−1
mit  = [ln(7,406/ Re)] . Re = V d/ν, cW = 2W/(V bd) 2
- · - · - · - · numerische Ergebnisse von A.E. Hamielec; J.D. Raal (1969) und B. Fornberg
(1985) für stationäre Strömung
Re = 300: stationär: cW = 0,729 nach B. Fornberg (1985)
instationär: cW = 1,32 nach R. Franke; B. Schönung (1988)
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung 17

Bild 1.13. Unterkritische Strömung


am Kreiszylinder
: Pheripheriewinkel
A : Ablösungswinkel
a) Verteilung der Wandschub-
spannung
b) Verteilung des Wanddrucks
cp = 2(p − p∞ )/(V 2 )
◦ Messung bei Re = 105 ,
nach E. Achenbach (1968)
- - - - - symmetrische Grenzlö-
sung
nach Bild 1.14a
Grenzlösung nach Kirch-
hoff-Helmholtz, siehe
Bild 1.14b.

ner Lage im Grenzfall Re = ∞. Ansonsten stellt die Grenzlösung bereits eine sehr gute
Näherung dar. Im Gegensatz zu inkompressiblen reibungslosen Strömungen liefert die Grenz-
lösung Re = ∞ bei schallnahen Strömungen und bei Überschallströmungen einen endlichen
Widerstand. Die in diesen Strömungen auftretenden Verdichtungsstöße sind mit Dissipation
verbunden. Die daraus resultierenden Energieverluste haben einen endlichen – wenn auch im
schallnahen Bereich nur kleinen – Druckwiderstand zur Folge.

Kreiszylinder. Der Widerstandsbeiwert cW = 2W/(V 2 bd) von querangeströmten Kreis-


zylindern als Funktion der Reynolds-Zahl bei inkompressibler Strömung ist in Bild 1.12
wiedergegeben. Ähnlich wie bei der entsprechenden Auftragung für Kugeln bei Ma = 0,3 in
Bild 1.5 ist deutlich ein drastischer Abfall des cW -Wertes bei der kritischen Reynolds-Zahl

Rekrit = 4 × 105 (1.15)

erkennbar. Für unterkritische Reynolds-Zahlen Re < Rekrit ist die Strömung um den Zylinder
laminar. Für große unterkritische Reynolds-Zahlen stellt sich etwa ein konstanter Widerstands-
beiwert von cW = 1,2 ein, womit sich möglicherweise ein asymptotischer Zustand für den
hypothetischen Fall andeutet, daß die Strömung für beliebig hohe Reynolds-Zahlen laminar
bliebe. Eine typische Druckverteilung aus diesem Reynolds-Zahl-Bereich (Re = 105 ) zeigt
Bild 1.13.
Aus der ebenfalls eingezeichneten Druckverteilung der reibungsfreien Strömung um den
Kreiszylinder, die nach Bild 1.14a symmetrisch (Vorder- und Rückseite gleich) ist, geht her-
vor, daß diese Strömung offenbar als Grenzlösung ungeeignet ist. Es existieren jedoch noch
weitere reibungsfreie Strömungen um den Kreiszylinder. Als Grenzlösung kommt eher die
bekannte Kirchhoff-Helmholtz-Lösung nach Bild 1.14b infrage. Als besonderes Merkmal hat
diese Strömung zwei Unstetigkeitslinien. Diese sogenannten freien Stromlinien verlassen die
Zylinder-Kontur beim Winkel A = 55◦ tangential (Brillouin-Villat-Bedingung) und trennen
das Außengebiet mit dem Gesamtdruck der Anströmung von dem sogenannten „Totwasser“-
Gebiet, in dem Ruhe herrscht und der Druck der Anströmung vorliegt. An den freien Stromli-
nien springt der Gesamtdruck um den Staudruck der Anströmung. Die dazugehörige Druck-
verteilung ist in Bild 1.13 eingetragen. Durch Integration erhält man für diese reibungslose
Strömung einen von null verschiedenen Druckwiderstand mit dem Beiwert cW = 0,5. Dieser
Wert weicht recht beträchtlich vom Meßwert cW = 1,2 ab. ZumVerständnis dieses Unterschie-
des kann eine Untersuchung von A. Roshko (1967) herangezogen werden. Das wesentliche
Ergebnis ist in Bild 1.15 festgehalten. Durch Anbringen einer Trennplatte hinter dem Zylinder
18 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Bild 1.14. Grenzlösungen (Re = ∞) für


die inkompressible Strömung am Kreiszy-
linder
a) Symmetrische Strömung
b) Lösung nach Kirchhoff-Helmholtz für
unterkritische Strömung
c) Lösung mit „Ersatzkörper“ für über-
kritische Strömung

Bild 1.15. Einfluß einer Trennplatte im Nachlauf eines Kreiszylinders, nach A. Roshko (1967).
Re = 14 500, der Übergang laminar-turbulent erfolgt unmittelbar nach laminarer Ablösung
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung 19

Bild 1.16. Momentbild der vollstän-


dig abgelösten Strömung hinter einem
Kreiszylinder, nach L. Prandtl; O. Tiet-
jens (1929, 1931) (1929) (1931)

konnte der Unterdruck auf der Rückseite des Zylinders drastisch reduziert werden, d.h. der
Druckbeiwert auf der Zylinder-Rückseite ändert sich dadurch von cp = −1,1 auf cp = −0,5.
Dieser Effekt ist dadurch begründet, daß die Strömung bei den hier betrachteten hohen unter-
kritischen Reynolds-Zahlen ohne Trennplatte trotz stationärer Anströmung gar nicht stationär
ist. Vielmehr kommt es zu einer stark oszillierenden Strömung aufgrund einer alternierenden
Wirbelbildung auf der oberen bzw. unteren Hälfte der Zylinder-Rückseite. Bild 1.16 zeigt ein
Momentbild dieser Strömung.

In Tabelle 1.1 nach M.V. Morkovin (1964) sind die verschiedenen Bereiche bei der Zylinder-
Strömung zusammengestellt. Danach treten im unterkritischen Reynolds-Zahl-Bereich peri-
odische Strömungen auf, deren Frequenz von der Reynolds-Zahl unabhängig ist. Die dimen-
sionslose Frequenz wird als Strouhal-Zahl
fd
Sr = (1.16)
V
bezeichnet. Sie hat im unterkritischen Bereich den Wert Sr = 0,21. Die Meßpunkte für die-
sen Bereich in den Bildern 1.12 und 1.13 sind demnach Mittelwerte periodisch schwankender
Größen. Die in Bild 1.16 deutlich erkennbaren Wirbel erzeugen offensichtlich erhöhten Unter-
druck auf der Rückseite des Zylinders. Durch Anbringen der Trennplatte wird die periodische
Ausbildung der Wirbel unterbunden oder mindestens drastisch reduziert und damit der für den
Druckwiderstand maßgebende Totwasserdruck erheblich vermindert. Danach läge der Wi-
derstandsbeiwert einer hypothetisch als stationär und laminar angenommenen Strömung am
Kreiszylinder bei hohen Reynolds-Zahlen etwa bei cW = 0,5. Damit käme die in Bild 1.14b
dargestellte Kirchhoff-Helmholtz-Lösung mit der freien Stromlinie als Grenzlösung infrage.
Diese Vorstellung wurde auch durch numerische Ergebnisse gestützt, vergleiche dazu K. Ger-
sten (1982b) und A.P. Rothmayer (1987). Nach neueren Untersuchungen von B. Fornberg
(1987), D.H. Peregrine (1985) und F.T. Smith (1985) scheinen jedoch die Strömungsverhält-
nisse komplizierter zu sein.
Für überkritische Reynolds-Zahlen Re > Rekrit deutet sich ebenfalls ein asymptotischer
Grenzwert mit cW = 0,6 (siehe Bild 1.12 und Tabelle 1.1) an. Auch hierfür bietet sich
als Grenzlösung wieder eine reibungslose Strömung mit freien Stromlinien entsprechend
Bild 1.14c an, vergleiche dazu L.C. Woods (1955) und R.V. Southwell; G. Vaisey (1948).
Ein Vergleich der Druckverteilung einer möglichen Grenzlösung nach L.C. Woods (1955) mit
Messungen bei Re = 3,6×106 ist in Bild 1.17 wiedergegeben. Obwohl die Übereinstimmung
recht gut ist, muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß, wie auch aus Tabelle 1.1 her-
vorgeht, die überkritischen Strömungen um Kreiszylinder periodische Strömungen sind und
es sich bei den Meßwerten um Mittelwerte von periodisch schwankenden Druckbeiwerten
handelt, während für die Grenzlösung eine stationäre Lösung angenommen wurde.
Tabelle 1.1. Strömungsbereiche beim Kreiszylinder (inkompressible Strömung) 20
Reynolds-Zahl Re = V d/ν
Strouhal-Zahl Sr = f d/V
1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung 21

Bild 1.17. Überkritische Strömung am


Kreiszylinder
: Peripheriewinkel
A : Ablösungswinkel
a) Verteilung der Wandschubspan-
nung
b) Verteilung des Wanddrucks
cp = 2(p − p∞ )/(V 2 )
◦ Messung bei
Re = 3,6 × 106 , nach E.
Achenbach (1968)
- - - - - symmetrische Grenzlösung
nach Bild 1.14a
Grenzlösung nach L.C. Woods
(1955), vgl. Bild 1.14c

Bild 1.18. Druckverlauf am Kreis-


zylinder bei Ma = 4,02.
◦ Messungen bei
Re = 1030, gekühltes
Modell, nach O.K. Tewfik;
W.H. Giedt (1959)
Theorie nach K. Oberländer (1974):
- - - - - Grenzlösung (Re = ∞),
Lösung für Re = 1030

Bezüglich weiterer Untersuchungen zu Kreiszylinder-Strömungen siehe H. Schlichting


(1982), R. Franke; B. Schönung (1988), E. Achenbach (1968, 1971) sowie E. Achenbach;
E. Heinecke (1981).
Mit zunehmender Mach-Zahl wird – wie bei der Kugel, siehe Bild 1.15 – der Einfluß
der Reynolds-Zahl immer geringer, d.h. es überwiegt der Druckwiderstand, vergleiche dazu
A. Naumann; H. Pfeiffer (1962). Bild 1.18 zeigt einen Vergleich der Druckverteilungen am
Kreiszylinder bei der Mach-Zahl Ma = 4 nach K. Oberländer (1974). Auch hierbei ergeben
22 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Bild 1.19. Widerstandsbeiwert von Kugeln in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl


Kurve 1: Theorie nach G.G. Stokes (1856), cW = 24/ Re
Kurve 2: Theorie nach C.W. Oseen (1911), cW = (24/ Re)[1 + 3 Re /16]
Zur Erweiterung dieser Gleichung für höhere Reynolds-Zahlen vgl. M. Van Dyke
(1964b)
Kurve 3: Numerische Ergebnisse nach B. Fornberg (1988)
Einsetzen instationärer Strömung bei Re = 200, vgl. U. Dallmann et al. (1993)

sich nur geringe Abweichungen zwischen Messung bei Re = 1030 und der Grenzlösung. Die
ebenfalls eingezeichnete gestörte Grenzlösung wird in Kap. 14.2 behandelt.
Nach Bild 1.5 wächst die kritische Reynolds-Zahl wie bei der Kugel mit zunehmender
Mach-Zahl, so daß bei Überschallanströmung bis zu Re = 106 unterkritische Bedingun-
gen vorliegen. Die Druckwiderstände sind dann unabhängig von der Reynolds-Zahl und in
guter Übereinstimmung mit der Grenzlösung Re = ∞, wie beispielsweise bei W.D. Hayes;
R.F. Probstein (1959) gezeigt wird.

Kugel. Die Umströmung der Kugel ist der Kreiszylinderströmung sehr ähnlich. Das Wider-
standsdiagramm der Kugel nach Bild 1.19 entspricht dem Bild 1.12 für den Kreiszylinder.
Wieder läßt sich bei hohen Reynolds-Zahlen der unterkritische und der überkritische Zu-
stand unterscheiden. In Bild 1.20 sind für diese beiden Zustände zwei typische experimentell
ermittelte Druckverteilungen dargestellt, vgl. auch E. Achenbach (1972). Bei hohen Reynolds-
Zahlen treten auch hier Abweichungen von der Axial-Symmetrie und Einsetzen instationärer
Vorgänge auf, wie in U. Dallmann et al. (1993) und B. Schulte-Werning; U. Dallmann (1991)
ausgeführt wird, vgl. auch E. Achenbach (1974a). Der Einfluß der Mach-Zahl auf den Ku-
gelwiderstand war bereits in Bild 1.5 dargestellt worden. Wie die Kugelumströmung von der
Rauheit der Oberfläche abhängt, wurde von E. Achenbach (1974b) untersucht.

Diffusor. Abgesehen von der Rohrströmung waren die bisher genannten Beispiele Umströ-
mungen. Als ein weiteres Beispiel für eine Durchströmung soll noch auf den technisch
1.6 Vergleich von Messungen mit der reibungsfreien Grenzlösung 23

Bild 1.20. Druckverteilung an


der Kugel, nach Messungen von
O. Flachsbart (1927)
- · - · unterkritisch,
Re = 1,62 · 105
überkritisch,
Re = 4,35 · 105
- - - - - symmetrische Grenzlö-
sung

Bild 1.21. Verlauf des Wand-


druckes in einem ebenen Diffu-
sor, AR = 1,6; l/ hE = 6, nach
K. Gersten; H.G. Pagendarm
(1983)
◦ Messung bei
Re = 105 , B = 0,061
Grenzlösung
(Re = ∞, B = 0)

äußerst wichtigen Diffusor eingegangen werden. In Bild 1.21 ist für einen ebenen Diffusor
die Druckverteilung an der Wand mit der Grenzlösung verglichen. Bei fester Geometrie wird
die Diffusorströmung durch zwei dimensionslose strömungsmechanische Kennzahlen cha-
rakterisiert. Neben der Reynolds-Zahl Re = umE hE /ν tritt noch die Blockierung (englisch:
blockage)
 
u
B = 1− (1.17)
umax E

auf als ein Maß für die Ungleichförmigkeit der Geschwindigkeitsverteilung der Zuströmung.
Der Index E bezieht sich auf die Einlaufbedingungen. Für die Grenzlösung erreichen beide
Kennzahlen ihre Grenzwerte Re = ∞ und B = 0. Die Wanddruckverteilungen der Messung
bei Re = 105 und der Grenzlösung haben sehr ähnlichen Verlauf. Die Unterschiede geben
die Einflüsse der Viskosität und der Blockierung wieder. Die erwünschte Druckerhöhung im
24 1 Einige Grundzüge der Strömungen mit Reibung

Diffusor wird durch diese Einflüsse verringert, bei optimierten Diffusoren liegt die relative
Reduktion der Druckerhöhung etwa bei 10 %.

1.7
Zusammenfassung
Bei der Umströmung oder Durchströmung von Körpern kann die Wirkung der Strö-
mung in Druckkräfte (Normalkräfte) und Scherkräfte (Tangentialkräfte) aufgeteilt
werden. Wie die Beispiele verdeutlicht haben, besteht für die Druckverteilung an Kör-
pern in Strömungen mit großer Reynolds-Zahl große Ähnlichkeit mit den Druckver-
teilungen der entsprechenden viskositätsfreien Grenzlösungen. Es liegt daher nahe,
von dieser Grenzlösung auszugehen und die in realen, d.h. viskositätsbehafteten,
Strömungen gegenüber der Grenzlösung auftretenden Unterschiede durch eine Kor-
rektur der Grenzlösung zu erfassen. Dieses ist der Grundgedanke der Grenzschicht-
theorie. Naturgemäß kann die viskositätsfreie Grenzlösung nicht viskositätsbedingte
Scherkräfte, d.h. Reibungskräfte, liefern, die für die Bestimmung von Reibungs-
widerstand und Reibungsverlusten (Dissipation) entscheidend sind. Insbesondere
diese Kraft zu ermitteln, ist Aufgabe der Grenzschichttheorie. Eines der Haupt-
probleme dieser Theorie besteht darin, daß für eine vorgegebene Strömung häufig
die Grenzlösung a priori nicht bekannt ist. Das hängt mit der Mehrdeutigkeit der vis-
kositätsfreien Lösung zusammen. Häufig ist der Verlauf der Grenzlösung, beispiels-
weise aus Gründen der Symmetrie, offensichtlich (turbulente ausgebildete Rohr-
strömungen, symmetrische Umströmungen dünner Profile, Diffusoren mit mäßi-
gem Druckanstieg). In vielen Fällen muß jedoch die Eindeutigkeit der Grenzlösung
durch zusätzliche Bedingungen, beispielsweise durch die Kutta-Abflußbedingung,
erzeugt werden (dünne Profile mit kleinem Anstellwinkel). Schwierigkeiten treten
dann auf, wenn über die Grenzlösung keine eindeutige Aussage a priori möglich
erscheint (Kreiszylinder, Kugel, Profile mit großem Anstellwinkel, Diffusor mit star-
kem Druckanstieg). Häufig muß auch das Konzept einer hypothetischen Grenzlösung
benutzt werden, indem beispielsweise rein laminare oder rein stationäre Strömun-
gen für beliebig hohe Reynolds-Zahlen angenommen werden, obwohl die wirkliche
Strömung anderes Verhalten zeigt.
Der Widerstand umströmter Körper besteht aus Druckwiderstand (Integral der
Druck- bzw. Normalkräfte an der Körperoberfläche) und aus Reibungswiderstand
(Integral der Scher- bzw. Tangentialkräfte). Bei stumpfen Körpern, wie z.B. Kreis-
zylindern und Kugeln, überwiegt der Druckwiderstand. Dieser wird bereits in guter
Näherung von der viskositätsfreien Grenzlösung geliefert. Mittels der Grenzschicht-
theorie können der Reibungswiderstand und viskositätsbedingte Korrekturen des
Druckwiderstandes ermittelt werden.
Eine weitere Möglichkeit, Grenzlösungen a priori zu bestimmen, besteht darin,
den Grenzprozeß Re → ∞ mit einer Variation der betrachteten Geometrie zu kop-
peln. So läßt sich beispielsweise die Strömung an einer ausgerundeten zurücksprin-
genden Stufe, bei der für endliche Reynolds-Zahlen Ablösung auftritt, aus der Grenz-
lösung der Strömung an der längsangeströmten ebenen Platte entwickeln, wenn beim
1.7 Zusammenfassung 25

Grenzprozeß Re → ∞ auch die Stufenhöhe gegen null strebt, wobei jedoch die bei-
den Grenzprozesse miteinander geeignet gekoppelt sein müssen. Bei Strömungen
mit Ablösung kann als Grenzlösung häufig diejenige Strömung gewählt werden, bei
der infolge der geometrischen Änderung gerade noch keine Ablösung erfolgt (margi-
nale Ablösung). Auf diese neueren Weiterentwicklungen der Grenzschicht-Theorie
wird vor allem in Kap. 14 eingegangen.
2
Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

2.1
Grenzschicht-Konzept

In vielen technischen Anwendungen treten wegen der geringen Viskositäts-Werte


Strömungen mit sehr hohen Reynolds-Zahlen auf. Wie in den Beispielen des vorigen
Kapitels gezeigt wurde, stellt daher die Grenzlösung Re = ∞ eine gute Näherung
dar. Ein schwerwiegender Mangel dieser Grenzlösung ist jedoch, daß sie die Haft-
bedingung nicht erfüllt, d.h. bei ihr sind die Geschwindigkeiten an der Wand nicht
null, sondern endlich. Die Viskosität muß daher berücksichtigt werden, um die Haft-
bedingung erfüllen zu können. Sie sorgt für den Übergang der Geschwindigkeit vom
endlichen Wert der Grenzlösung in Wandnähe zum Wert null direkt an der Wand.
Dieser Übergang erfolgt bei großen Reynolds-Zahlen in einer dünnen wandnahen
Schicht, die nach L. Prandtl (1904) als Grenzschicht oder auch Reibungsschicht be-
zeichnet wird. Wie noch gezeigt wird, ist die Dicke der Grenzschicht um so geringer,
je größer die Reynolds-Zahl, d.h. je kleiner die Viskosität ist.
Das Grenzschicht-Konzept besagt also, daß Strömungen bei hohen Reynolds-
Zahlen in zwei, wenn auch ungleich große, Gebiete aufgeteilt werden können. Im
überwiegenden Teil des Strömungsgebietes kann die Viskosität vernachlässigt wer-
den, d.h. die Strömung stimmt mit der viskositätsfreien Grenzlösung überein. Man
spricht auch von der reibungslosen Außenströmung. Das zweite Gebiet ist die sehr
dünne Grenzschicht an der Wand, bei der die Viskosität berücksichtigt werden muß.
In der Grenzschicht können nun die beiden, im vorigen Kapitel bereits erwähnten
verschiedenen Strömungsformen auftreten, mit anderen Worten, die Strömung in
der Grenzschicht kann laminar oder turbulent sein. Man spricht dann von laminaren
Grenzschicht-Strömungen oder kurz von laminaren Grenzschichten. Entsprechendes
gilt für turbulente Grenzschichten.
Die Aufteilung des Strömungsfeldes in die reibungslose Außenströmung und die
Grenzschicht bringt, wie wir später noch sehen werden, für die theoretische Behand-
lung der Strömungen mit hohen Reynolds-Zahlen eine erhebliche Vereinfachung.
Durch diese Prandtlsche Idee sind diese Strömungen überhaupt erst der theoreti-
schen Behandlung zugänglich gemacht worden.
Bevor wir in den nächsten Kapiteln zur mathematischen Theorie der Grenzschicht
kommen, die im Mittelpunkt des vorliegenden Buches steht, mögen in diesem Kapitel
die Grundbegriffe der Grenzschicht-Theorie rein physikalisch, ohne Verwendung
mathematischer Methoden, kurz erläutert werden.
28 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

2.2
Laminare Grenzschicht
an der längsangeströmten ebenen Platte

In Bild 2.1 ist eine Aufnahme der Strömung längs einer dünnen ebenen Platte wie-
dergegeben, welche durch Wasser geschleppt wird. Durch Aufstreuen von Alumini-
umteilchen auf die Wasseroberfläche sind die Stromlinien sichtbar gemacht worden.
Die Strichlänge der Teilchen ist der Strömungsgeschwindigkeit proportional. Man
erkennt, daß sich in unmittelbarer Wandnähe eine dünne Schicht befindet, in welcher
die Geschwindigkeit wesentlich kleiner ist als in größerem Abstand von der Platte.
Die Dicke dieser Reibungsschicht nimmt längs der Platte von vorn nach hinten zu.
In Bild 2.2 ist die Geschwindigkeitsverteilung in dieser Grenzschicht an der Platte
schematisch dargestellt, wobei die Abmessungen in der Querrichtung stark überhöht
sind. An der Plattenvorderkante ist senkrecht zur Platte eine konstante Geschwin-
digkeitsverteilung vorhanden. Mit wachsendem Abstand von der Plattenvorderkante
nimmt die durch Reibung abgebremste Schicht stetig zu, da immer mehr Fluid-
teilchen von der Abbremsung erfaßt werden. Die Dicke der Grenzschicht δ(x) ist
daher eine mit der Koordinate x monoton wachsende Funktion. An dieser Stelle muß
ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß der Begriff der Grenzschichtdicke δ
künstlich eingeführt worden ist. Der Übergang von der Grenzschichtströmung in
die Außenströmung vollzieht sich – jedenfalls bei laminaren Grenzschichten – ganz
kontinuierlich, so daß eine genaue Grenze prinzipiell nicht festgelegt werden kann.
Da jedoch der Begriff der Grenzschichtdicke sehr anschaulich ist, wird er in der
Praxis viel verwendet. Häufig wird willkürlich die Grenze dort festgelegt, wo die
Geschwindigkeit einen gewissen Prozentsatz der Außengeschwindigkeit, z.B. 99 %,
erreicht hat. Zur Verdeutlichung wird dabei oft ein Index angebracht, z.B. δ99 .

Bild 2.1. Strömung längs einer dünnen


ebenen Platte, nach L. Prandtl; O. Tiet-
jens (1931).

Bild 2.2. Grenzschicht an ei-


ner längsangeströmten ebenen
Platte (schematisch).
2.2 Laminare Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte 29

Abschätzung der Grenzschichtdicke. Die Grenzschichtdicke läßt sich für die


laminare Plattengrenzschicht folgendermaßen leicht abschätzen. In der Grenzschicht
stehen Trägheitskräfte und Reibungskräfte im Gleichgewicht. Wie in Kap. 1.3 erläu-
tert wurde, ist die Trägheitskraft pro Volumeneinheit gleich u ∂u/∂x. Für eine
Platte der Länge x ist ∂u/∂x proportional zu U∞ /x, wenn U∞ die Geschwindigkeit
der Außenströmung bedeutet. Damit ist die Trägheitskraft von der Größenordnung
 U∞ 2 /x. Andererseits ist die Reibungskraft pro Volumeneinheit gleich ∂τ/∂y, und

dies ist bei Annahme laminarer Strömung gleich µ ∂ 2 u/∂y 2 . Der Geschwindigkeits-
gradient quer zur Wand ∂u/∂y ist von der Größenordnung U∞ /δ, so daß man für
die Reibungskraft pro Volumeneinheit ∂τ/∂y ∼ µU∞ /δ 2 . Durch Gleichsetzen von
Trägheits- und Reibungskräften ergibt sich somit die Beziehung

U∞ U∞2
µ 2

δ x
oder, aufgelöst nach der Grenzschichtdicke δ:
 
µx νx
δ∼ = . (2.1)
U∞ U∞
Der in dieser Gleichung noch unbestimmt gebliebene Zahlenfaktor läßt sich aus der
exakten Lösung von H. Blasius (1908), die in Kap. 6 ausführlich behandelt wird,
bestimmen, so daß für die laminare Grenzschicht an der längsangeströmten Platte
gilt: 
νx
δ99 (x) = 5 . (2.2)
U∞
Die auf eine Plattenlänge l bezogene dimensionslose Grenzschichtdicke wird dann

δ99 (x) 5 x
=√ , (2.3)
l Re l
wobei Re = U∞ l/ν die auf die Plattenlänge l bezogene Reynolds-Zahl bedeutet.
Aus Gl. (2.3) ersieht man, daß die Grenzschichtdicke mit wachsender Reynolds-
Zahl abnimmt, so daß tatsächlich im Grenzfall Re = ∞ die Grenzschichtdicke
verschwindet. Ferner erkennt√man an Gl. (2.3), daß die Grenzschichtdicke mit der
Lauflänge x proportional zu x wächst.

Verdrängungsdicke. Wie bereits erläutert wurde, ist die Grenzschichtdicke will-


kürlich eingeführt worden. Ein korrektes und auch strömungsmechanisches inter-
pretierbares Maß für die Dicke der Grenzschicht ist die Verdrängungsdicke δ1 . Sie
ist definiert durch
∞
U δ1 (x) = (U − u) dy. (2.4)
y=0

Dabei ist U die an der Stelle x herrschende Geschwindigkeit am Außenrand der


Grenzschicht. Danach müssen die in Bild 2.3 schraffiert eingezeichneten Flächen
30 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Bild 2.3. Verdrängungsdicke δ1 der Grenzschicht.

gleich sein. Die Verdrängungsdicke gibt an, um welchen Betrag die Stromlinien der
Außenströmung durch die Bildung der Grenzschicht nach außen verschoben werden
(Verdrängungswirkung der Grenzschicht). Bei der längsangeströmten ebenen Platte
gilt 
δ1 (x) 1,721 x
= √ , (2.5)
l Re l
d.h. die Verdrängungsdicke δ1 beträgt etwa 1/3 der Grenzschichtdicke δ99 .

Abschätzung der Reibungskräfte. Ähnlich wie die Grenzschichtdicke läßt sich


auch die Wandschubspannung τw und damit der gesamte Reibungswiderstand der
Platte abschätzen. Nach dem Reibungsgesetz von Newton, Gl. (1.2), gilt:
 
∂u
τw (x) = µ , (2.6)
∂y w

wobei der Index w den Wert an der Wand beschreibt. Mit der Abschätzung ∂u/∂y ∼
U∞ /δ erhält man also τw ∼ µU∞ /δ, und wenn man den Wert von δ nach Gl. (2.1)
einsetzt,  
U∞ µU∞3
τw (x) ∼ µU∞ = . (2.7)
µx x
3/2
Hiernach ist also die Wandschubspannung√ proportional zu U∞ und, was besonders
erwähnenswert ist, proportional zu 1/ x. Die Wandschubspannung an der ebenen
Platte ist demnach keine Konstante, sondern eine mit x monoton fallende Funktion.
Nahe der Plattenvorderkante sind die Schubspannungskräfte besonders groß. Aus
der Abschätzung τw ∼ µU∞ /δ folgt, daß die Wandschubspannung umgekehrt pro-
portional zur Grenzschichtdicke ist, d.h. je dünner die Grenzschicht, desto höher die
Wandschubspannung. Der Proportionalitäts-Faktor in Gl. (2.7) läßt sich wieder aus
der exakten Lösung, siehe Kap. 6, ermitteln. Damit erhält man für den Reibungsbei-
wert 
τw (x) 0,664 l
cf =  2 = √ . (2.8)
2 U∞ Re x
Aus dem Verlauf der örtlichen Wandschubspannung τw (x) kann der gesamte Rei-
bungswiderstand durch Integration ermittelt werden. Die einseitig benetzte ebene
Platte der Breite b und der Länge l hat den Reibungswiderstand
2.3 Turbulente Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte 31

l
W =b τw (x) dx . (2.9)
0

Mit Gl. (2.8) folgt daraus für den auf die benetzte Fläche S = b × l bezogenen
Widerstandsbeiwert
W 1,328
cW =  2 = √ . (2.10)
2 U∞ × b × l Re
Dieses Widerstandsgesetz ist in Bild 1.3 eingetragen worden. Man erkennt den asym-
ptotischen Charakter dieses Gesetzes. Für Reynolds-Zahlen Re > 104 folgen Mes-
sungen sehr gut diesem Gesetz.

2.3
Turbulente Grenzschicht
an der längsangeströmten ebenen Platte

Wie bereits im Zusammenhang mit Bild 1.3 erwähnt wurde, bleibt in der Realität
die Grenzschicht nicht immer über der gesamten Plattenlänge laminar. Nach einer
bestimmten Lauflänge x = xkrit (Abstand von der Platten-Vorderkante) wird die
Grenzschicht turbulent. Entsprechend Gl. (1.12) beträgt die mit der Lauflänge bis
zum Übergangspunkt gebildete kritische Reynolds-Zahl etwa
 
Ux
Rex krit = = 5 × 105 (Platte) . (2.11)
ν krit

Bei der Grenzschicht an der Platte hat man daher in Vorderkanten-Nähe zunächst eine
laminare Grenzschicht und weiter stromabwärts eine turbulente, wobei die Lage der
Übergangsstelle xkrit durch die angegebene kritische Reynolds-Zahl Rex krit bestimmt
wird. Obwohl es sich beim Übergang von laminarer in turbulente Grenzschicht (Tran-
sition) um einen Bereich endlicher Länge handelt, wird der Einfachheit halber vom
Umschlagpunkt gesprochen mit derVorstellung, daß die Transition schlagartig absch-
ließt. Der Zahlenwert von Rekrit ist stark vom Grad der Störungsfreiheit der Außen-
strömung abhängig. Bei starken Störungen in der Außenströmung treten Werte von
Rekrit = 3 × 105 auf, während bei besonders störungsfreier Außenströmung schon
Werte bis zu Rekrit = 3 × 106 erreicht worden sind, vgl. dazu Kap. 15.
Untersuchungen zum Übergang laminar-turbulent in der Grenzschicht wurden
zuerst von J.M. Burgers (1924), B.G. Van der Hegge Zijnen (1924) und M. Hansen
(1928) durchgeführt.Am auffälligsten tritt hier der Übergang von der laminaren in die
turbulente Strömungsform durch ein plötzlich starkes Anwachsen der Grenzschicht-
dicke und auch der Wandschubspannung
√ in Erscheinung. In Bild 2.4 ist die dimen-
sionslose Kombination δ99 / νx/U∞ als Funktion der dimensionslosen Lauflänge
Rex = U∞ x/ν nach Messungen von M. Hansen (1928) dargestellt. Nach Gl. (2.2)
hat diese Kombination bei laminarer Grenzschicht ungefähr den konstanten Wert 5.
32 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Bild 2.4. Die Grenzschichtdicke in Ab-


hängigkeit von der Lauflänge bei der
längsangeströmten ebenen Platte, Mes-
sungen nach M. Hansen (1928)
laminar: Gl. (2.2)
turbulent: Gl. (2.12) mit fiktivem Ur-
sprung bei Rex = 1,5 ×
105

Die Messungen zeigen für Rex = Rex krit = 3 × 105 ein plötzliches starkes Anwach-
sen. Wie später in Kap. 18.2.5 gezeigt wird, ergibt sich für die Dicke der turbulenten
Grenzschicht an der Platte:
δU∞ Rex
= 0,14 G(ln Rex ) . (2.12)
ν ln Rex

Dabei ist G(ln Rex ) eine in Kap. 17.1.3 genauer beschriebene, nur schwach von
ln Rex abhängige Funktion mit dem Grenzwert eins für ln Rex → ∞. Im hier inter-
essierenden Bereich 105 < Rex < 106 gilt G ≈ 1,5. Die in Gl. (2.12) auftretende
Abhängigkeit von ln Rex ist ganz typisch für turbulente Grenzschichten. Es handelt
sich um eine asymptotische Formel für große Reynolds-Zahlen. Danach wächst die
Grenzschichtdicke mit der Lauflänge x wie δ ∼ x/ ln x für große x. Bei festem x
nimmt die Grenzschichtdicke δ mit wachsender Reynolds-Zahl ab, jedoch wegen
δ/x ∼ 1/ ln Rex sehr langsam. Die in Bild 2.4 dargestellte Kombination entspre-
chend Gl. (2.12) zeigt gute Übereinstimmung mit den Messungen von M. Hansen.
Da Gl. (2.12) für den Fall gilt, daß bereits von der Vorderkante der Platte an eine turbu-
lente Grenzschicht vorliegt, wurde bei der Eintragung der Kurve nach Gl. (2.12) ein
virtueller Ursprung der turbulenten Grenzschicht bei Rex = 1,5×105 angenommen,
so daß sich gerade beim Umschlagpunkt Rex = 3 × 105 der Wert der Kombination
von etwa 5,0 ergibt und somit ein kontinuierlicher Übergang der Grenzschichtdicke
von laminarer zu turbulenter Form erfolgt. In Tabelle 2.1 sind die nach Gl. (2.12)
errechneten Grenzschichtdicken für einige typische Fälle von Strömungen in Luft
und Wasser angegeben.
2.3 Turbulente Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte 33

Tabelle 2.1. Grenzschichtdicke δ und Dicke δv der viskosen Unterschicht am Ende einer
längsangeströmten ebenen Platte bei turbulenter Strömung nach Gl. (2.12) und (2.15)
l: Plattenlänge, U∞ : Anströmgeschwindigkeit, ν: kinematische Viskosität

U∞
m/s
l
m Re = Uν∞ l δ
mm
δv
mm
50 1 3,3 × 106 8 0,4
Luft 100 1 6,6 × 106 8 0,2
2
ν = 15 × 10−6 ms 100 5 3,3 × 107 36 0,2
200 10 1,3 × 108 69 0,1
1 2 2 × 106 17 1
Wasser 2 5 1 × 107 39 0,6
2
ν = 10−6 ms 5 50 2,5 × 108 321 0,4
10 200 2 × 109 1 122 0,1

Reibungskräfte. Wie ebenfalls in Kap. 18.2.5 gezeigt wird, lautet die zu Gl. (2.8)
analoge Formel für den Reibungsbeiwert bei turbulenter Grenzschicht
 2
κ
cf = 2 G(ln Rex ) , (2.13)
ln Rex
wobei G(ln Rex ) wieder die bereits im Zusammenhang mit Gl. (2.12) erwähnte
Funktion ist. Die als Karman-Konstante bezeichnete Größe κ = 0,41 hat für alle
turbulente Wand-Grenzschichten eine fundamentale Bedeutung. Sie ist eine uni-
verselle Konstante. Nach Gl. (2.13) nimmt der Reibungsbeiwert der turbulenten
Platten-Grenzschicht mit wachsender Reynolds-Zahl ab, jedoch extrem langsam,
sogar langsamer als jede noch so kleine negative Potenz der Reynolds-Zahl. Unter
der Annahme einer turbulenten Grenzschicht von der Plattenvorderkante an ergibt die
Integration des Reibungsbeiwertes über die Plattenlänge l den Widerstandsbeiwert
für die einseitig benetzte Platte:
 2
κ
cW = 2 G(ln Re) , (2.14)
ln Re
wobei die Reynolds-Zahl Re jetzt mit der Plattenlänge l gebildet ist. Diese Funktion
ist in Bild 1.3 eingetragen. Auch der Widerstandsbeiwert nimmt mit wachsender
Reynolds-Zahl extrem langsam ab. Es sei angemerkt, daß die Funktionen G in den
Gl. (2.13) und (2.14) unterschiedlich sind, vgl. Kap. 18.2.5.

Viskose Unterschicht. Auf eine Besonderheit von turbulenten Grenzschichten soll


an dieser Stelle hingewiesen werden. Bei laminaren Grenzschichten ist die Grenz-
schicht der Bereich des Strömungsfeldes, in dem die Viskosität Einfluß hat. Bei
turbulenten Grenzschichten ist das anders. Die Einteilung des gesamten Strömungs-
feldes erfolgt hierbei in die turbulenzfreie (oder wenigstens sehr turbulenzarme)
reibungslose Außenströmung und in die turbulente Strömung, charakterisiert durch
eine zufallsbedingte Schwankungsbewegung, innerhalb der Grenzschicht. Da durch
34 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

die turbulente Schwankungsbewegung, wie in Kap. 18 gezeigt wird, „scheinbare“


Reibungskräfte auftreten, spricht man bei einer turbulenten Grenzschicht auch von
Reibungsschicht. Innerhalb dieser turbulenten Reibungsschicht beschränkt sich der
Einfluß der Viskosität auf eine im Vergleich zur Dicke der Grenzschicht sehr kleine
Schicht in unmittelbarer Nähe der Wand, man spricht daher von der viskosen Unter-
schicht oder viskosen Wandschicht. Die turbulente Grenzschicht besitzt daher eine
Zweischichten-Struktur. Der überwiegende Teil ist Reibungsschicht nur aufgrund
der „Scheinreibung“ infolge turbulenter Schwankungsbewegung, dagegen unbeein-
flußt von der Viskosität. In der demgegenüber sehr dünnen viskosen Unterschicht
kommen dann die Einflüsse der Viskosität in Form „echter“ Reibungskräfte hinzu.
Obwohl auch hier der Übergang zwischen den beiden Schichten fließend ist, wird
in der Praxis auch der Begriff der Dicke δv der viskosen Unterschicht verwendet.
Wie in Kap. 17.1.2 gezeigt wird, gilt etwa

δv 50
=  , (2.15)
x c
Rex 2f

wobei der Reibungsbeiwert cf durch Gl. (2.13) gegeben ist. Danach wächst δv ∼ ln x
sehr langsam mit der Lauflänge. Außerdem vermindert es sich bei festem x mit
wachsender Reynolds-Zahl wie δv ∼ ln Rex / Rex .
Für das Verhältnis der Unterschichtdicke δv zur Gesamtdicke δ folgt aus den
Gln. (2.12) und (2.15)
δv ln2 Rex
= 680 . (2.16)
δ Rex
Mit wachsendem Rex wird danach der Anteil der viskosen Unterschicht an der ge-
samten Reibungsschicht laufend geringer.
Zahlenbeispiele für die absolute Dicke der Unterschicht sind in Tabelle 2.1 ange-
geben.

2.4
Ausgebildete turbulente Strömung im Rohr

In Kap. 1 wurde im Zusammenhang mit Bild 1.4 bereits auf die ausgebildete turbu-
lente Strömung im Rohr hingewiesen. Bei diesem Durchströmungs-Problem handelt
es sich zunächst nicht um eine Strömung mit typischem Grenzschicht-Charakter.
Dennoch hat diese Strömung, wie die im vorigen Abschnitt beschriebene turbu-
lente Reibungsschicht, eine Zweischichten-Struktur mit der turbulenten Kernströ-
mung und der viskosen Unterschicht im Wandnähe. Mit wachsender Reynolds-Zahl
nimmt die Dicke der viskosen Unterschicht ab, so daß sich schließlich als Grenz-
lösung die Strömung mit homogener Geschwindigkeit ergibt. Insofern kann dieses
Durchströmungsproblem auch mit den Methoden der Grenzschicht-Theorie behan-
delt werden.
2.5 Grenzschicht am Tragflügelprofil 35

Rohrreibungszahl. Rohrreibungszahl Die in Bild 1.4 dargestellte Rohrreibungs-


zahl λ ist wie folgt definiert:
d dp 4τ w
λ=− 2
=  2 . (2.17)
2 um dx 2 um

Wie im Kap. 17.2.3 gezeigt wird, läßt sich bei glatter Oberfläche ihre Abhängigkeit
von der Reynolds-Zahl Re = um d/ν darstellen durch:
 2
κ
λ=8 G(ln Re) . (2.18)
ln Re

Dabei ist G(ln Re) wieder eine mit wachsendem ln Re monoton abnehmende Funk-
tion mit dem Grenzwert 1 für ln Re → ∞. Im praktisch interessanten Bereich
2 300 < Re < 107 liegt ihr Wert etwa bei G = 1,35. Das Reibungsgesetz nach
Gl. (2.18) ist in Bild 1.4 eingetragen. Es befindet sich in sehr guter Übereinstim-
mung mit Meßergebnissen.

Dicke der viskosen Unterschicht. Näherungsweise läßt sich auch die Dicke der
viskosen Unterschicht ermitteln. Für sie gilt (siehe Kap. 17)
δv ln Re
= 122 . (2.19)
d Re G(ln Re)
Danach nimmt, wie bereits erwähnt, die Dicke der viskosen Unterschicht mit wach-
sender Reynolds-Zahl bis schließlich auf null ab. In Tabelle 2.2 sind einige Zah-
lenwerte von δv für praktische Beispiele von turbulenten Rohrströmungen mit Luft
und Wasser angegeben.

2.5
Grenzschicht am Tragflügelprofil

Die in den Abschnitten 2.2 und 2.3 behandelten Grenzschichten an der längsan-
geströmten ebenen Platte waren insofern besonders einfache Beispiele, als die rei-
bungslose Außenströmung und damit die Grenzlösung die Translationsströmung mit
konstantem Druck im gesamten Feld ist. Bei der Umströmung eines beliebig ge-
formten Körpers treten jedoch noch zusätzlich Druckkräfte auf. In Bild 2.5 ist der
Verlauf der Grenzschicht an einem Tragflügelprofil skizziert, wobei aus Gründen der
Anschaulichkeit die Dicke der Grenzschicht stark überhöht gezeichnet ist. Wie bei
der Platte beginnt zunächst an der Profilnase die Entwicklung einer laminaren Grenz-
schicht. Nach einer entlang der Körperkontur gemessenen Lauflänge xu erfolgt der
Übergang laminar-turbulent, so daß für x > xu die Grenzschicht turbulent ist. Die
reibungslose Außenströmung liefert infolge der Körpergeometrie am Außenrand der
Grenzschicht eine Druckverteilung. Diese Druckverteilung wird der angrenzenden
Grenzschicht „aufgeprägt“, d.h. an jeder Stelle x ist der Druck quer zur Wand in
36 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Tabelle 2.2. δv der viskosen Unterschicht in der ausgebildeten turbulenten Rohrströmung


(glatte Oberfläche) nach Gl. (2.19)

um d δv
m/s m Re G mm

3 0,01 2 × 103 1,47 3,2


3 0,1 2 × 104 1,38 4,4
Luft 3 1,0 2 × 105 1,33 5,6
2
ν = 15 × 10−6 ms 30 0,01 2 × 104 1,38 0,4
30 0,1 2 × 105 1,33 0,6
30 1,0 2 × 106 1,29 0,7
0,2 0,01 2 × 103 1,47 3,2
0,2 0,1 2 × 104 1,38 4,4
Wasser 0,2 1,0 2 × 105 1,33 5,6
2
ν = 10−6 ms 20 0,01 2 × 105 1,33 0,06
20 0,01 2 × 106 1,29 0,07
20 1,0 2 × 107 1,26 0,08

Bild 2.5. Entwicklung der Grenz-


schicht an einem Tragflügelprofil.

der Grenzschicht konstant. Die Druckverteilung am Außenrand der Grenzschicht ist


daher identisch mit der Druckverteilung an der Wand. Unterschiede zwischen die-
sen beiden Druckverteilungen könnten nur durch Stromlinienkrümmung und daraus
resultierende Druckgradienten quer zur Hauptströmungsrichtung als Kompensation
für Zentrifugalkräfte auftreten. Da bei hohen Reynolds-Zahlen die Grenzschichten
extrem dünn sind im Vergleich zum Krümmungsradius der Körperkontur, treten in
Grenzschichten Druckgradienten senkrecht zur Wand in erster Näherung nicht auf.
Der Druck wird der Grenzschicht von der Außenströmung aufgezwungen und ist nur
eine Funktion der Lauflänge x. Im übrigen gelten die bei der Plattengrenzschicht be-
reits erwähntenAbhängigkeiten: Bei der Grenzschicht-Entwicklung entlang der Kon-
tur nehmen im allgemeinen die Grenzschichtdicke δ(x) zu und die Wandschubspan-
nung τw (x) ab. Die Zunahme der Grenzschichtdicke stromabwärts ist bei turbulenten
Grenzschichten größer als bei laminaren. Mit wachsender Reynolds-Zahl, gebil-
det mit der Anströmgeschwindigkeit V und einer charakteristischen Körperlänge
l, nimmt die Dicke der Grenzschicht insgesamt ab bis zum Grenzfall verschwin-
dender Grenzschichtdicke für Re → ∞. Für die Entwicklung der Grenzschicht ist
2.6 Ablösung der Grenzschicht 37

die von der Außenströmung aufgeprägte Druckverteilung von entscheidender Be-


deutung. Von ihr hängt beispielsweise die Lage des Übergangs laminar-turbulent
ganz wesentlich ab. Wenn der Druck in Strömungsrichtung stark ansteigt, wie das
im rückwärtigen Bereich des Tragflügelprofils oder auf der Rückseite von stumpfen
Körpern auftreten kann, ist es möglich, daß die Grenzschicht von der Wand ablöst.
Dieses äußerst wichtige Phänomen der Grenzschicht-Ablösung wird im folgenden
Abschnitt ausführlich behandelt.

2.6
Ablösung der Grenzschicht

Um die wichtige Erscheinung der Grenzschichtablösung zu erläutern, betrachten wir


die Strömung um einen stumpfen Körper, z.B. um einen Kreiszylinder nach Bild 2.6.
Bei reibungsloser symmetrischer Strömung (Bild 1.14a) ist auf der vorderen Hälfte
von D nach E eine beschleunigte Strömung mit Druckabfall und auf der hinte-
ren Hälfte von E nach F Druckanstieg und somit verzögerte Strömung vorhanden.
Nach dem Ingangsetzen der Bewegung bildet sich im ersten Augenblick, solange
die Grenzschicht noch sehr dünn ist, nahezu die reibungslose Strömung aus. Für ein
Teilchen in der Außenströmung findet auf dem Wege von D nach E eine Umsetzung
von Druck in kinetische Energie statt und auf dem Wege von E nach F die gleiche
Umsetzung von kinetischer Energie in Druck. Ein Fluidteilchen, das in unmittelbarer
Wandnähe in der Grenzschicht strömt, befindet sich unter der Wirkung des gleichen
Druckfeldes, das in der Außenströmung vorhanden ist, da dieses der Grenzschicht
aufgeprägt ist. Durch die starken Reibungskräfte in der dünnen Reibungsschicht hat
ein solches Grenzschichtteilchen auf dem Wege von D nach E so viel seiner kine-
tischen Energie eingebüßt, daß diese nicht ausreicht, um den „Druckberg“ von E
nach F hinaufzukommen. Ein solches Teilchen vermag in dem Gebiet ansteigenden
Druckes zwischen E und F nicht weit vorzudringen. Es kommt dort zum Stillstand
und wird durch die Druckverteilung der äußeren Strömung nach rückwärts in Bewe-
gung gesetzt. Die Strömungsaufnahmen in Bild 2.7 zeigen in zeitlicher Reihenfolge

Bild 2.6. Ablösung der Grenzschicht und Wirbel-


bindung am Kreiszylinder (schematisch).
A = Ablösungsstelle.
38 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Bild 2.7a–d. Zeitliche Entwicklung der Ablösung auf der Rückseite eines stumpfen Körpers
nach L. Prandtl; O. Tietjens (1931)

diesen Vorgang auf der Rückseite eines abgerundeten Körpers beim Ingangsetzen der
Bewegung. Längs der Körperkontur steigt der Druck von links nach rechts an. Die
Strömung ist sichtbar gemacht durch Aluminiumflitterchen, die auf die Wasserober-
fläche aufgestreut wurden. Die Grenzschicht ist auf den Bildern durch die kurzen
Strichlängen der Teilchen gut erkennbar.Auf Bild 2.7a (kurz nach der Anfahrt) hat die
rückläufige Bewegung an der Hinterkante gerade begonnen. Auf Bild 2.7b hat sich
die rückläufige Bewegung unter beträchtlicher Verdickung der Grenzschicht schon
erheblich weiter nach vorn durchgesetzt. Aus Bild 2.7c ist zu sehen, wie sich aus
dieser Rückströmung ein großer Wirbel entwickelt hat, der in Bild 2.7d noch größer
geworden ist. Dieser Wirbel löst sich dann bald vom Körper ab und schwimmt nach
hinten fort. Dabei wird das Strömungsbild auf der Rückseite völlig umgestaltet, und
auch die Druckverteilung wird gegenüber der reibungslosen Strömung durchgreifend
geändert. Der endgültige Strömungszustand für den Kreiszylinder ist aus Bild 1.16
zu ersehen. In dem durchwirbelten Gebiet auf der Rückseite herrscht ein ziemlich
starker Unterdruck, wie die Druckverteilung in Bild 1.13 zeigt. Dieser Unterdruck
ist die Ursache für den großen Druckwiderstand des Körpers.

Ablösungsbedingung. Die Grenzschicht-Theorie vermag auf dem Wege über den


Ablösungsvorgang neben dem Reibungswiderstand auch den Druckwiderstand zu er-
2.6 Ablösung der Grenzschicht 39

Bild 2.8. Grenzschichtströmung


in der Nähe einer Ablösungs-
stelle (schematisch).
A = Ablösungsstelle.

klären. Ablösungsgefahr besteht für die Grenzschicht immer in Gebieten mit Druck-
anstieg, und zwar um so mehr, je steiler der Druckanstieg ist, besonders also bei
Körpern mit stumpfer Rückseite. Damit wird jetzt auch verständlich, warum bei
dem schlanken Tragflügelprofil in Bild 1.8 die beobachtete Druckverteilung so gut
mit derjenigen der theoretischen reibungslosen Strömung übereinstimmt. Hier ist
der Druckanstieg gegen das Heck so schwach, daß die Grenzschicht nicht ablöst.
Infolgedessen bildet sich kein wesentlicher Druckwiderstand aus, und der gesamte
Widerstand besteht zur Hauptsache aus Reibungswiderstand und bleibt deswegen
klein.
Das Stromlinienbild der Grenzschichtströmung in der Nähe der Ablösungsstelle
ist von der Art, wie in Bild 2.8 angegeben. Infolge der Rückströmung in Wand-
nähe tritt eine sehr starke Verdickung der Grenzschicht ein und damit verbunden ein
Abtransport von Grenzschichtmaterial in die Außenströmung. An der Ablösungs-
stelle verläßt die Stromlinie unter einem bestimmten Winkel die Wand. Die Lage der
Ablösungsstelle ist durch die Bedingung gegeben, daß an der Wand der Geschwin-
digkeitsgradient senkrecht zur Wand verschwindet, d.h. daß die Wandschubspannung
τw verschwindet:
 
∂u
τw = µ =0 (Ablösung) . (2.20)
∂y w
Die Lage der Ablösungsstelle kann nur durch eine genaue Rechnung (Integration der
Grenzschicht-Differentialgleichung) ermittelt werden.
Der gleiche Ablösungsvorgang, der soeben für die Strömung um einen Kreiszylin-
der erläutert wurde, liegt auch bei der Strömung in einem sich in Strömungsrichtung
erweiternden Kanal vor (Diffusor) (Bild 2.9a). Vor dem engsten Querschnitt herrscht
Druckabfall in Strömungsrichtung. Hier liegt die Strömung an den Wänden völlig an
wie bei reibungsloser Strömung. Hinter dem engsten Querschnitt ist jedoch die Er-
weiterung so stark und deshalb der Druckanstieg so groß, daß die Grenzschicht sich
von beiden Wänden unter Wirbelbildung abgelöst hat. Die Strömung füllt hier nur
noch einen kleinen Teil des Kanalquerschnittes aus. Wird jedoch die Grenzschicht
an den Wänden abgesaugt (Bild 2.9b und c), so unterbleibt die Ablösung.
Daß der Druckgradient längs der Wand im Zusammenwirken mit der Reibung
längs der Wand für den Ablösungsvorgang maßgeblich ist, zeigen die Strömungs-
aufnahmen in Bild 2.10. Das linke Bild zeigt die Strömung gegen eine senkrecht zum
40 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Bild 2.9a–c. Strömung in einem


sich stark erweiternden Kanal
(Diffusor), nach L. Prandtl; O.
Tietjens (1931), a Ablösung an
beiden Diffusorwänden, b Absau-
gung der Grenzschicht an der obe-
ren Diffusorwand, c Absaugung
an beiden Diffusorwänden

Strom gestellte Wand (ebene Staupunktströmung). Auf der Symmetriestromlinie, die


zum Staupunkt führt, herrscht ein starker Druckanstieg in Strömungsrichtung. Eine
Ablösung tritt jedoch nicht ein, da hier keine Wandreibung vorhanden ist. Auch an
der quergestellten Wand ergibt sich keine Ablösung, da hier in beiden Richtungen die
Grenzschicht in Richtung des Druckabfalles strömt. Wird jetzt am Ort der zum Stau-
punkt führenden Stromlinie eine dünne Wand senkrecht zur ersten Wand eingesetzt
(Bild 2.10b), so hat man an dieser jetzt eine Grenzschicht mit einem Druckanstieg
in Strömungsrichtung. Infolgedessen löst sich hier die Grenzschicht an der ebenen
Wand ab.
2.6 Ablösung der Grenzschicht 41

Bild 2.10a,b. Staupunktströmung, nach H. Föttinger (1939). a Freie Staupunktströmung, ohne


Ablösung, b Gebremste Staupunktströmung, mit Ablösung

Die Strömungsablösung ist häufig ziemlich empfindlich gegen geringe Änderun-


gen der Form des umströmten Körpers, insbesondere dann, wenn die Druckverteilung
durch die Formänderung des Körpers stark beeinflußt wird.

Andere Ablösungsbeispiele. Ein aufschlußreiches Beispiel hierfür sind die in


Bild 2.11 dargestellten Strömungsaufnahmen an dem Modell eines Kraftfahrzeuges
(VW-Lieferwagen), siehe E. Möller (1951), H. Schlichting (1954). Bei der eckigen
Stirnform (a) des Fahrzeuges erzeugt die Umströmung der ziemlich scharfen vorde-
ren Kante starke Unterdrücke und damit an der Seitenwand einen starken Druckan-
stieg. Dies führt zur völligen Ablösung der Grenzschicht an der ganzen Seitenwand
und damit zu einem breiten Totwasser hinter dem Körper. Der Widerstandsbeiwert
des Fahrzeuges mit eckiger Stirnform beträgt cW = 0,76. Bei der abgerundeten
Stirnform (b) dagegen werden die starken Unterdrücke an der vorderen Kante ver-
mieden und dadurch eine an der ganzen Seitenwand anliegende Strömung erzielt.
Dabei ergibt sich eine sehr beträchtliche Verminderung des Widerstandsbeiwertes auf
cW = 0,42. Weitere eingehende Untersuchungen an solchen Kraftfahrzeugen auch
bei unsymmetrischer Anströmung sind von W.H. Hucho (1972, 1981) ausgeführt
worden.
Auch bei der Auftriebserzeugung eines Tragflügels spielt die Ablösung eine wich-
tige Rolle. Bei kleinen Anstellwinkeln (bis etwa 10 ◦ ) verläuft die Strömung auf bei-
den Seiten ohne Ablösung, so daß man mit sehr guter Näherung die reibungslose,
auftriebserzeugende Strömung erhält, deren Druckverteilung in Bild 1.9 angegeben
wurde („gesunde“ Strömung, Bild 2.12a). Mit wachsendem Anstellwinkel entsteht
auf der Saugseite des Profiles Ablösungsgefahr, da dort der Druckanstieg steiler wird.
Bei einem gewissen Anstellwinkel, der bei etwa 15 ◦ liegt, tritt infolgedessen Ab-
lösung ein. Der Ablösungspunkt liegt ziemlich nahe hinter der Nase. Die abgelöste
Strömung (Bild 2.12b) weist ein großes Totwasser auf. Die reibungslose, auftriebs-
erzeugende Strömung ist zerstört worden, und der Widerstand ist jetzt sehr groß. Der
Beginn der Ablösung fällt etwa mit dem maximalen Auftrieb des Flügels zusammen.
42 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Bild 2.11. Strömung um das Modell eines Kraftfahrzeuges (Volkswagen-Lieferwagen), nach


E. Möller (1951). a Stirnform eckig, mit völlig abgelöster Strömung an der ganzen Seitenwand
und großem Widerstandsbeiwert, cW = 0,76. b Stirnform rund, mit anliegender Strömung an
der ganzen Seitenwand und kleinem Widerstandsbeiwert, cW = 0,42

Bild 2.12. Strömung um ein Tragflü-


gelprofil, nach L. Prandtl; O. Tietjens
(1931), a bei „gesunder“ Strömung,
b bei abgelöster Strömung
2.6 Ablösung der Grenzschicht 43

Bild 2.13. Tragflügelprofil und Kreiszylinder in einer solchen relativen Größe, daß sie bei
gleicher Anströmgeschwindigkeit (parallel zur Symmetrieachse des Tragflügels) gleichen Wi-
derstand haben.
Tragflügel: Laminarprofil NACA 634 − 021 mit laminarer Grenzschicht. Widerstands-
beiwert cWo = 0,006 bei Rel = 106 bis 107 .
Kreiszylinder: Widerstandsbeiwert cW = 1,0 bei Red = 104 bis 105 (Bild 1.12).
Somit hat das Verhältnis von Sehnenlänge des Tragflügels l zu Durchmesser des Kreiszylinders
d den Wert l/d = 1,0/0,006 = 167

Grenzschichtablösung kann auch bei mäßigen Anstellwinkeln eines Tragflügels


eine Rolle spielen, wenn schallnahe Strömung betrachtet wird. Wie in Bild 1.11
bereits erläutert wurde, bildet sich im allgemeinen auf der Saugseite des Tragflügel-
Profils ein Verdichtungsstoß aus. Bei entsprechender Stärke des Verdichtungsstoßes
kann infolge des damit verbundenen Druckanstiegs die Grenzschicht zur Ablösung
kommen. Durch den dadurch zusätzlich auftretenden Druckwiderstand kommt es
im schallnahen Bereich zu einer drastischen Erhöhung des Widerstandes, was häu-
fig, etwas populärwissenschaftlich ausgedrückt, mit dem Begriff der „Schallmauer“
beschrieben wird.
Schließlich möge hier noch ein besonders anschauliches Beispiel dafür angege-
ben werden, in welch starkem Maße sich der Widerstand eines umströmten Kör-
pers verringern läßt, wenn die Ablösung der Grenzschicht gänzlich vermieden wird
und wenn darüber hinaus durch eine geeignete Formgebung für einen sehr geringen
Widerstand gesorgt wird. Bild 2.13 zeigt den Einfluß einer günstigen Formgebung
(Stromlinienform) auf den Widerstand: Ein symmetrisches Tragflügelprofil und ein
Kreiszylinder (dünner Draht) sind in einer solchen relativen Größe gezeichnet, daß
sie bei gleicher Anströmgeschwindigkeit gleichen Widerstand haben. Der Kreiszy-
linder hat einen Widerstandsbeiwert von etwa cW ≈ 1, bezogen auf die Stirnfläche,
vgl. Bild 1.12. Das Tragflügelprofil hat dagegen den sehr geringen Widerstandsbei-
wert von cWo = 0,006, bezogen auf seine Grundrißfläche. Der angegebene extrem
geringe Widerstandsbeiwert des Tragflügels wird dadurch erreicht, daß durch eine
besondere Formgebung des Tragflügels die Grenzschicht nahezu über ihre ganze
Lauflänge laminar gehalten wird (Laminarprofil); man vergleiche hierzu Kap. 15,
insbesondere Bild 15.27.
44 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Unterschied zwischen laminarer und turbulenter Grenzschicht-Ablösung.


Eine besonders auffällige Erscheinung, die mit dem Übergang laminar-turbulent in
der Grenzschicht zusammenhängt, tritt bei stumpfen Körpern, wie z.B. Kreiszylinder
und Kugel, auf. Aus Bild 1.12 und 1.19 ist ersichtlich, daß für Kreiszylinder und Ku-
gel bei den Reynolds-Zahlen V d/ν etwa 5×105 bzw. 3×105 ein plötzlicher starker
Abfall des Widerstandsbeiwertes eintritt. Dieser wurde für die Kugel zuerst von G.
Eiffel (1912) festgestellt. Dieser starke Widerstandsabfall ist auf ein Turbulentwer-
den der Grenzschicht zurückzuführen. Durch das Turbulentwerden der Grenzschicht
wird erreicht, daß der Ablösungspunkt sich weiter nach hinten verlagert, da bei der
turbulenten Grenzschicht infolge der Mischbewegungen die mitschleppende Wir-
kung der Außenströmung wesentlich größer ist als bei der laminaren. Infolgedessen
verlagert sich nach Turbulentwerden der Grenzschicht die Ablösungsstelle, die bei
laminarer Strömung etwa am Äquator liegt, um ein beträchtliches Stück stromab-
wärts. Dadurch wird das Totwassergebiet hinter dem Körper wesentlich schmaler,
und die Druckverteilung nähert sich mehr derjenigen bei reibungsloser Strömung
(Bild 1.17). Es tritt mit der Verkleinerung des Totwassers eine beträchtliche Vermin-
derung des Druckwiderstandes ein, die als Sprung in der Kurve cW = f (Re) in
Erscheinung tritt. Daß diese Erklärung tatsächlich zutrifft, konnte L. Prandtl (1914)
dadurch zeigen, daß er auf die Kugel etwas vor dem Äquator einen dünnen Draht-
reif („Stolperdraht“ ) auflegte. Dadurch wird die laminare Grenzschicht schon bei
einer kleineren Reynolds-Zahl künstlich turbulent gemacht und in gleicher Weise
die Widerstandsverminderung erreicht, die sonst erst bei Erhöhung der Reynolds-
Zahl eintritt. In Bild 2.14 zeigen Strömungsbilder, bei denen die Strömungen durch
Rauch sichtbar gemacht sind, für eine Kugel den unterkritischen Strömungszustand
mit großem Totwasser und großem Widerstand und den überkritischen Zustand mit
kleinem Totwasser und kleinem Widerstand. Dabei ist der letztgenannte Zustand
durch den Prandtlschen „Stolperdraht“ erzeugt worden. Durch diesen Versuch ist
sehr überzeugend gezeigt, daß der Sprung in der Widerstandskurve von Kugel und
Kreiszylinder nur als ein Grenzschichteffekt verstanden werden kann.
Einen grundsätzlich ähnlichen Verlauf des Widerstandsbeiwertes in Abhängigkeit
von der Reynolds-Zahl zeigen auch andere Körperformen mit stumpfer abgerunde-

Bild 2.14. Strömung um eine Kugel, nach C. Wieselsberger (1914). a Unterkritische Strö-
mung im unterkritischen Reynolds-Zahl-Bereich, b Überkritische Strömung im unterkriti-
schen Reynolds-Zahl-Bereich. Durch Auflegen eines dünnen Drahtreifens („Stolperdraht“)
ist die überkritische Strömungsform erzwungen worden
2.6 Ablösung der Grenzschicht 45

ter Rückseite (z.B. elliptische Zylinder). Mit wachsendem Schlankheitsgrad tritt der
Sprung in der Widerstandskurve mehr und mehr zurück. Bei einem schlanken Trag-
flügelprofil nach Bild 1.8, bei dem keine wesentliche Grenzschichtablösung auftritt,
ist infolgedessen auch kein Sprung in der cW -Kurve vorhanden. Der sanfte Druck-
anstieg auf der Rückseite dieser Körper wird von der Grenzschicht ohne Ablösung
überwunden. Wie wir später noch näher sehen werden, hat hierbei der Druckver-
lauf der Außenströmung einen entscheidenden Einfluß auf die Lage des Übergangs
laminar-turbulent. Im Druckabfallgebiet, von der Nase bis etwa zum Druckmini-
mum, ist die Grenzschicht laminar, von dort an im Druckanstiegsgebiet meist turbu-
lent. Sehr wichtig ist hierbei, daß die Ablösung im allgemeinen nur bei turbulenter
Strömung in der Grenzschicht vermieden werden kann. Eine laminare Grenzschicht
erträgt, wie wir später noch näher sehen werden, nur einen außerordentlich gerin-
gen Druckanstieg, so daß sie auch bei sehr schlanken Körperformen meistens zur
Ablösung kommen würde. Dies gilt insbesondere auch für die Tragflügelströmung
mit einer Druckverteilung nach Bild 1.9. Hier ist die Ablösungsgefahr auf der Saug-
seite am größten. Die glatte, ablösungsfreie, auftrieberzeugende Strömung ist auch
hier immer nur bei turbulenter Grenzschicht möglich. Wir können also zusammen-
fassend sagen, daß sowohl der geringe Widerstand der schlanken Körperformen als
auch der Auftrieb der Tragflügelprofile in der Regel der Turbulenz der Grenzschicht
zu verdanken sind.
Auf einen besonderen Unterschied zwischen laminarer und turbulenter Grenz-
schicht-Ablösung soll hier noch hingewiesen werden. Nach Ablösung und Verlas-
sen des Körpers entwickeln sich die Grenzschichten als sogenannte freie Scher-
schichten weiter stromabwärts und bilden dort die Nachlaufströmung. Im Grenzfall
Re = ∞ reduzieren sich die laminaren freien Scherschichten zu Unstetigkeitslinien
bzw. -flächen, vgl. Bild 1.14b. Im Gegensatz dazu behalten die turbulenten freien
Scherschichten für Re = ∞ endliche Dicke. Wenn sich demnach durch Ablösung
turbulente freie Scherschichten bilden, ist die Grenzlösung für Re = ∞ zwar visko-
sitätsfrei, jedoch reibungsbehaftet. Dabei handelt es sich um Scheinreibung infolge
turbulenter Schwankungsbewegungen.

Instationäre Nachlaufgebiete. Wie bereits in Kap. 1 im Zusammenhang mit der


Kreiszylinder-Strömung (Bilder 1.15 und 1.16 und Tabelle 1.1) ausgeführt wurde,
bleibt bei Auftreten von Ablösung die Strömung trotz stationärer Anströmbedingun-
gen keineswegs stationär. Damit sind zeitlich veränderliche Vorgänge der mittleren
Bewegung gemeint, die im Vergleich zu etwaig vorhandenen turbulenten Schwan-
kungsbewegungen langsam verlaufen. Diese Erscheinung tritt nicht nur beim Kreis-
zylinder auf, sondern auch bei stumpfen Körpern beliebiger Querschnittsform sowie
bei Tragflügeln mit hohen Anstellwinkeln. Dabei kann es hinter dem Körper zu
einer regelmäßigen Anordnung rechts und links drehender Wirbel kommen, die als
Karmansche Wirbelstraße bezeichnet wird. Der instationäre Charakter des Nachlauf-
gebietes hat ganz offensichtlich einen erheblichen Einfluß auf den Widerstand des
Körpers, vergleiche dazu die Ausführungen zu Bild 1.15. Verständlicherweise ist es
äußerst schwierig, im konkreten Fall festzustellen, ob instationäre Strömung auftritt
und wie sie a priori bestimmbar ist. Hierzu befindet sich die Forschung noch stark im
46 2 Grundzüge der Grenzschicht-Theorie

Fluß. Es sei deshalb an dieser Stelle nur auf diesbezügliche zusammenfassende Dar-
stellungen hingewiesen, etwa von L. Rosenhead (1931/32), M.V. Morkovin (1964),
R. Wille (1966), E. Berger; R. Wille (1972), T. Sarpkaya (1975), W.J. McCroskey
(1977), H.W. Försching (1978), D.P. Telionis (1981) und H. Schlichting (1982).

Maßnahmen zur Verhinderung der Ablösung. Die Ablösung der Grenzschicht


ist meist unerwünscht, da sie große Energieverluste mit sich bringt. Es sind deshalb
verschiedene Maßnahmen ersonnen worden, um durch einen künstlichen Eingriff
die Ablösung der Grenzschicht zu verhindern.
Physikalisch wohl am einfachsten ist es, durch Mitbewegen der Wand in Strö-
mungsrichtung die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Wand und Außenströmung
und damit die Ursache der Grenzschichtbildung zu beseitigen. Technisch ist dieser
Fall im allgemeinen schwierig realisierbar. An einem rotierenden Kreiszylinder ist
jedoch von L. Prandtl; O. Tietjens (1931) gezeigt worden, daß diese Maßnahme sehr
wirksam ist. Man erhält dabei auf derjenigen Seite, auf der die Bewegungen von Wand
und Außenströmung gleichsinnig sind, überhaupt keine Grenzschichtablösung.
Ein anderes sehr wirksames Mittel zur Verhinderung der Grenzschichtablösung
ist die Absaugung. Hierbei wird durch schmale Schlitze in der Körperwand das
verzögerte Grenzschichtmaterial in das Innere des Körpers abgesaugt. Wenn die
Absaugung genügend stark ist, kann dadurch die Grenzschichtablösung verhindert
werden. Die Grenzschichtabsaugung ist von L. Prandtl bereits 1904 in seiner ersten
grundlegenden Grenzschichtarbeit beim Kreiszylinder angewendet worden. Durch
Absaugung mit einem Schlitz auf der Rückseite des Kreiszylinders kann dieAblösung
nahezu vermieden werden. Als Beispiel für die Wirkung der Grenzschichtabsaugung
zeigt Bild 2.9 die Strömung in einem stark divergenten Kanal. Ohne Absaugung ist
hier starke Ablösung vorhanden (Bild 2.9a). Wenn die Absaugeschlitze nur auf einer
Seite arbeiten, legt sich die Strömung an diese Seite an (Bild 2.9b). Wenn die Schlitze
an beiden Seiten in Betrieb sind, füllt die Strömung den ganzen Kanalquerschnitt voll
aus (Bild 2.9c). Man erhält dann das Stromlinienbild der reibungsfreien Strömung.
Auch beim Tragflügel ist in neuerer Zeit die Absaugung zum Zweck der Vergrößerung
des Auftriebes erfolgreich angewendet worden. Durch Absaugung auf dem hinteren
Teil der Oberseite wird erreicht, daß die Strömung noch bis zu wesentlich größeren
Anstellwinkeln anliegt, als sie es sonst tun würde. Damit wird eine wesentliche
Steigerung des Maximalauftriebes erreicht, O. Schrenk (1935).
Ablösung der Grenzschicht kann auch durch tangentiales Einblasen in die Grenz-
schicht vermieden werden. Durch den „Wandstrahl“, der durch einen Schlitz an der
Kontur in die Grenzschicht parallel zur Hauptströmungsrichtung eingeblasen wird,
kann der Grenzschicht genügend kinetische Energie zugeführt werden, um Ablösung
zu verhindern. Nach diesem Prinzip kann der Maximal-Auftrieb erheblich gesteigert
werden.
Im Prinzip gehört der Vorflügel bei Tragflügeln auch zu den Anordnungen zur
Vermeidung der Ablösung. In diesem Fall wird die Druckverteilung am Tragflügel
durch die Anwesenheit des Vorflügels derart günstig beeinflußt, daß starke positive
Druckgradienten vermieden und damit Ablösungen verhindert werden.
2.7 Übersicht zum folgenden Stoff 47

Eine zusammenfassende Darstellung über die Strömungsablösung und deren Be-


einflussung wurde von P.K. Chang (1970, 1976) gegeben.

2.7
Übersicht zum folgenden Stoff

Nachdem wir hiermit in kurzen Zügen die wesentlichen physikalischen Grundlagen


der Strömungen mit sehr kleiner Reibung und damit der Grenzschicht-Theorie dar-
gelegt haben, soll jetzt im folgenden die rationelle Theorie dieser Erscheinungen aus
den hydrodynamischen Bewegungsgleichungen der Fluidströmung mit Reibung ent-
wickelt werden. Wir gliedern dabei unsere Ausführungen so, daß im Teil A zunächst
die allgemeinen Navier-Stokesschen Bewegungsgleichungen hergeleitet werden.
Aus diesen werden dann im Teil B die Prandtlschen Grenzschichtgleichungen ab-
geleitet aufgrund der Vereinfachungen, die aus der Kleinheit der Viskosität folgen.
Anschließend folgt die Integrationstheorie der Grenzschichtgleichungen für lami-
nare Strömungen. Im Teil C wird das Problem der Turbulenzentstehung (Übergang
laminar-turbulent) als Stabilitätstheorie der laminaren Strömungen behandelt. Der
Teil D schließlich bringt die Grenzschicht-Theorie der ausgebildeten turbulenten
Strömungen. Während die Theorie der laminaren Grenzschicht aufgrund der Navier-
Stokesschen Differentialgleichungen der viskosen Fluide rein deduktiv behandelt
werden kann, ist dies bei den turbulenten Strömungen bis heute nicht möglich, da
der turbulente Strömungsmechanismus wegen seiner großen Kompliziertheit einer
rein theoretischen Behandlung nicht zugänglich ist. Die theoretische Behandlung
der turbulenten Strömungen muß sich deshalb auf Versuchsergebnisse stützen und
stellt deshalb eine halbempirische Theorie dar. Im Teil E werden die numerischen
Verfahren der Grenzschicht-Theorie behandelt.
3
Feldgleichungen
für die Strömungen Newtonscher Fluide

3.1
Beschreibung von Strömungsfeldern

Es sollen jetzt die Bewegungsgleichungen eines allgemeinen (Newtonschen) Fluids


aufgestellt werden. Dabei wird das Fluid als ein Kontinuum angesehen. In einem
Kontinuum ist das kleinste betrachtete Volumenelement dV noch immer homogen,
d.h. die Abmessungen von dV sind noch sehr groß gegenüber dem mittleren Mo-
lekülabstand im Fluid. Bei Gasen ist die Annahme eines Kontinuums erfüllt, wenn
die Knudsen-Zahl Kn = 0 / l sehr klein ist, wobei 0 die mittlere freie Weglänge
und l eine charakteristische Länge des Strömungsfeldes sind, siehe dazu S.A. Schaaf
(1958).
Bei einer dreidimensionalen Bewegung ist das Strömungsfeld bestimmt durch den
Geschwindigkeitsvektor
v = e x u + e y v + e z w (3.1)
mit den drei Komponenten u, v, w in einem kartesischen Koordinatensystem mit den
Einheitsvektoren e x , e y , e z , ferner durch den Druck p und die Temperatur T . Zur
Bestimmung dieser fünf Größen stehen folgende fünf Gleichungen zur Verfügung:

Kontinuitätsgleichung (Erhaltung der Masse),


drei Impulsgleichungen (Erhaltung des Impulses),
Energiegleichung (Erhaltung der Energie,
d.h. erster Hauptsatz der Thermodynamik).

Später wird sich herausstellen, daß zusätzlich auch noch die Impulsmomentenglei-
chung (Drallgleichung) berücksichtigt werden muß, vgl. Gl. (3.14). Zu den genannten
allgemeingültigen Bilanzgleichungen kommen noch Transportgleichungen hinzu.
Im hier betrachteten Fall von isotropen Newtonschen Fluiden handelt es sich da-
bei um einen linearen Zusammenhang zwischen den Tensoren der Spannungen und
der Verformungsgeschwindigkeiten sowie um das Fouriersche Wärmeleitungsgesetz.
Wie sich herausstellen wird, enthalten die damit vervollständigten fünf Bilanzglei-
chungen noch folgende Stoffwerte, für die die Abhängigkeiten von Temperatur und
Druck gegeben sein müssen: Die Zustandsgrößen Dichte (T ,p) und isobare spezi-
fische Wärmekapazität cp (T ,p) sowie die Transportgrößen Viskosität µ(T ,p) und
Wärmeleitfähigkeit λ(T ,p). Im folgenden werden zunächst die genannten Erhal-
tungssätze für Masse, Impuls und Energie aufgestellt.
50 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

3.2
Kontinuitätsgleichung
Die Kontinuitätsgleichung ist eine Aussage über die Erhaltung der Masse. Sie bringt
zum Ausdruck, daß für die Volumeneinheit die Summe der pro Zeiteinheit ein- und
ausfließenden Massen gleich der Massenänderung pro Zeiteinheit durch Dichteän-
derung ist. Dieses liefert für instationäre Strömung eines allgemeinen Fluids:

D
+  div v = 0 (3.2)
Dt

oder in anderer Schreibweise


∂
+ div (
v) = 0 . (3.3)
∂t
Dabei ist D/Dt die totale oder substantielle Ableitung der Dichte nach der Zeit,
die sich nach
D ∂
= + v · grad  (3.4)
Dt ∂t
aus dem lokalen Anteil ∂/∂t (bei instationärer Strömung) und dem konvektiven
Anteil (infolge Ortsänderung) v · grad  zusammensetzt.
Anhand der Kontinuitätsgleichung kann jetzt der Begriff des inkompressiblen
Fluids genauer präzisiert werden, und zwar durch folgende Definition:
Für inkompressible Fluide verschwindet die substantielle Ableitung der
Dichte nach der Zeit (D/Dt = 0).
Aus der Kontinuitätsgleichung, Gl. (3.2), folgt dann sofort, daß inkompressible Strö-
mungen, d.h. Strömungen inkompressibler Fluide, quellenfrei sind. Es gilt:
D
= 0, div v = 0 (inkompressibles Fluid). (3.5)
Dt
Konstante Dichte im gesamten Strömungsfeld ist zwar eine hinreichende, jedoch
keine notwendige Bedingung für inkompressible Strömungen. Bei Strömungen in
Dichteschichtungen, beispielsweise im Ozean, ist die Dichte im Strömungsfeld ver-
änderlich, obwohl jedes Fluidteilchen seine Dichte beibehält.Auf zusammenfassende
Darstellungen dazu sei hingewiesen: C.S. Yih (1965), O.M. Phillips (1966). Innere
Schwerewellen sind Beispiele von inkompressiblen Strömungen mit ortsveränderli-
cher Dichte, siehe dazu J. Lighthill (1978), R.R. Long (1972).

3.3
Impulsgleichung
Die Impulsgleichung entspricht dem Grundgesetz der Mechanik, wonach Masse
mal Beschleunigung gleich der Summe der Kräfte ist. An Kräften sind Massenkräfte
3.3 Impulsgleichung 51

(Gewichtskräfte) und Oberflächenkräfte (Druck- und Reibungskräfte) wirksam. Be-


deuten f die Massenkraft pro Volumeneinheit (z.B. f = g mit g als Vektor der
Fallbeschleunigung) und P die Oberflächenkraft pro Volumeneinheit, so lautet die
Impulsgleichung in Vektorschreibweise:

D v
 = f + P . (3.6)
Dt
Dabei bedeutet
D v ∂ v d v
= + (3.7)
Dt ∂t dt
die substantielle Beschleunigung, welche aus der lokalen Beschleunigung ∂ v /∂t
(bei instationärer Strömung) und der konvektiven Beschleunigung d v /dt (infolge
Ortsänderung) besteht.
Für die konvektive Beschleunigung gilt allgemein
 
d v 1 2
= grad v − v × rot v . (3.8)
dt 2

Es wird dafür häufig die (pseudovektorielle) Abkürzung

d v
= (
v · grad )
v (3.9)
dt
gewählt.
Die Massenkräfte sind als gegebene äußere Kräfte anzusehen. Die Oberflächen-
kräfte hängen dagegen vom Verformungszustand (Bewegungszustand) des Fluids ab.
Die Gesamtheit der Oberflächenkräfte an einem Volumenelement bestimmt einen
Spannungszustand 1 . Es besteht jetzt die Aufgabe, einen Zusammenhang zwischen
dem Spannungszustand und dem Verformungszustand herzustellen (Transportglei-
chung). Dieser Zusammenhang kann letztlich immer nur empirisch sein. Allgemein-
gültige Aussagen kommen aus der Thermodynamik irreversibler Prozesse, siehe dazu
die zusammenfassenden Darstellungen von J. Meixner; H.G. Reik (1959), S.R. De
Groot; P. Mazur (1962), J. Kestin (1966b) und I. Prigogine (1947).
Die weiteren Betrachtungen sind auf isotrope Newtonsche Fluide beschränkt. Alle
Gase und viele Flüssigkeiten, insbesondere Wasser, gehören zu dieser Kategorie. Ein
Fluid wird als isotrop bezeichnet, wenn der Zusammenhang zwischen den Kompo-
nenten des Spannungstensors und des Verformungsgeschwindigkeits-Tensors in al-
len Richtungen der gleiche ist. Wenn dieser Zusammenhang linear ist, handelt es sich
um ein Newtonsches Fluid. Man spricht dann vom Newtonschen oder Stokesschen
Reibungsgesetz. Es handelt sich um eine Gleichung für den Impulstransport. Wie in
Abschnitt 3.8 ausgeführt wird, enthält diese Transportgleichung nur eine Transport-
größe (die Viskosität), solange Relaxationserscheinungen im Fluid nicht auftreten.

1 Der Begriff Oberflächenspannung wird hier ausdrücklich nicht benutzt, da diese zur Be-
schreibung freier Oberflächen von Flüssigkeiten dient, die hier nicht behandelt werden.
52 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

3.4
Allgemeiner Spannungszustand verformbarer Körper
Um die Oberflächenkräfte zu bestimmen, wird nach Bild 3.1 ein Volumenelement
dV = dx ·dy ·dz betrachtet, dessen linker vorderer Eckpunkt die Ortskoordinaten x,
y, z hat. An den beiden zur x-Achse normalen Flächen von der Größe dy · dz greifen
die beiden resultierenden Spannungen (Spannungsvektoren = Oberflächenkräfte pro
Flächeneinheit) an:
∂ p x
p x und p x + dx . (3.10)
∂x
Der Index x besagt, daß der Spannungsvektor an einem Flächenelement wirkt, das
senkrecht zur x-Richtung steht. Analoge Glieder erhält man für die Flächenelemente
dx · dz und dx · dy senkrecht zur y-Achse bzw. z-Achse. Damit ergeben sich als
Anteile der resultierenden Oberflächenkraft in den drei Koordinatenrichtungen:
∂ p x
Ebene ⊥ x-Richtung: · dx · dy · dz
∂x
∂ p y
Ebene ⊥ y-Richtung: · dx · dy · dz
∂y
∂ p z
Ebene ⊥ z-Richtung: · dx · dy · dz .
∂z
Die gesamte aus dem Spannungszustand herrührende resultierende Oberflächen-
kraft P je Volumeneinheit dV ist daher:
∂ p x ∂ p y ∂ p z
P = + + . (3.11)
∂x ∂y ∂z
Hierin sind p x , p y und p z Vektoren, die noch in Komponenten zerlegt werden können.
Diese Zerlegung führen wir so aus, daß wir die Komponenten senkrecht zu jedem
Flächenelement, also die Normalspannungen, mit σ bezeichnen und als Index die
Richtung dieser Normalspannungen angeben.
Die Komponenten in der Ebene des zugehörigen Flächenelementes heißen Tan-
gentialspannungen τ . Sie erhalten einen Doppelindex: an erster Stelle steht, zu wel-
cher Achse das Flächenelement senkrecht steht, und an zweiter Stelle, in welche

Bild 3.1. Spannungen am Volumenelement


3.4 Allgemeiner Spannungszustand verformbarer Körper 53

Achsenrichtung die Spannung τ zeigt. Mit dieser Bezeichnungsweise ist:

p x = e x σx + e y τxy + e z τxz
p y = e x τyx + e y σy + e z τyz (3.12)
p z = e x τzx + e y τzy + e z σz .

Der Spannungszustand ist also durch neun skalare Größen bestimmt, die einen Span-
nungstensor bilden. Die Gesamtheit der neun Komponenten des Spannungstensors
nennt man auch die Spannungsmatrix:
⎛ ⎞
σx τxy τxz
σ = ⎝ τyx σy τyz ⎠ . (3.13)
τzx τzy σz

Der Spannungstensor und die zugehörige Spannungsmatrix sind symmetrisch; da-


mit ist gemeint, daß die beiden Tangentialspannungen mit Indizes, die sich nur in
ihrer Reihenfolge unterscheiden, gleich sind. Wir zeigen dies durch Betrachtung der
Bewegungsgleichung an einem Fluidelement. Im allgemeinen kann diese Bewegung
in eine Translation und eine Rotation zerlegt werden. Für unseren Zweck braucht
nur die letztere betrachtet zu werden. Bezeichnet man die augenblickliche Winkel-
ω̇x ,ω̇y ,ω̇z ), so kann man für die Rotation
beschleunigung des Fluidelementes mit ω̇(
um die y-Achse schreiben:

ω̇y dIy = (τxz dy dz) dx − (τzx dx dy) dz = (τxz − τzx ) dV .

Hierbei bedeutet dIy das Trägheitsmoment des Elementes um die y-Achse. Nun ist
das Trägheitsmoment dI proportional der fünften Potenz der linearenAbmessung des
Parallelepipeds, während das Volumenelement dV der dritten Potenz proportional
ist. Beim Übergang zu einem sehr kleinen Volumenelement verschwindet die linke
Seite der vorstehenden Gleichung schneller als die rechte Seite. Somit ergibt sich

τxz − τzx = 0 ,

wenn ω̇y nicht unendlich groß wird. Analoge Gleichungen erhält man für die übrigen
beiden Achsen. Damit ist die Symmetrie des Spannungstensors bewiesen. Aus dem
Vorstehenden ergibt sich, daß der Spannungstensor nicht mehr symmetrisch wäre,
wenn das Fluid ein örtliches Drehmoment hätte, das dem Volumen dV proportional
ist. Dies kann z.B. in einem elektrostatischen Feld auftreten, vgl. I. Müller (1973,
S. 32).
Wegen der Beziehungen
τxy = τyx
τxz = τzx (3.14)
τyz = τzy
enthält die Spannungsmatrix Gl. (3.13) also nur sechs verschiedene Spannungskom-
ponenten und ist symmetrisch zur Hauptdiagonalen:
54 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide
⎛ ⎞
σx τxy τxz
σ = ⎝ τxy σy τyz ⎠ . (3.15)
τxz τyz σz
Aus Gl. (3.11), (3.12) und (3.14) erhält man somit für die Oberflächenkraft pro
Volumeneinheit
 
∂σx ∂τxy ∂τxz

P = e x + + x-Komp.
∂x ∂y ∂z
 
∂τxy ∂σy ∂τyz
+ ey + + y-Komp. (3.16)
∂x ∂y ∂z
 
∂τ
+ ez ∂τxz + yz +
∂σz
z-Komp.
∂x ∂y ∂z
    
Fläche Fläche Fläche
yz zx xy

Führt man diesen Ausdruck in die Bewegungsgleichung (3.6) ein, so lautet diese, in
Komponenten geschrieben:
 
Du ∂σx ∂τxy ∂τxz
 = fx + + +
Dt ∂x ∂y ∂z
 
Dv ∂τxy ∂σy ∂τyz
 = fy + + + (3.17)
Dt ∂x ∂y ∂z
 
Dw ∂τxz ∂τyz ∂σz
 = fz + + + .
Dt ∂x ∂y ∂z
Die erste Invariante des Spannungstensors wird „zunächst“ als Druck p bezeich-
net:
1
p = − (σx + σy + σz ) . (3.18)
3
Der Vorbehalt „zunächst“ wird in Abschnitt 3.8 ausführlich erörtert werden.
Im hydrostatischen Spannungszustand ( v = 0) verschwinden alle Tangential-
spannungen. Es bleiben dann nur die Normalspannungen übrig, die unter sich gleich
sind und nach Gl. (3.18) mit dem negativen Druck übereinstimmen. Da Messungen
zur Bestimmung thermodynamischer Zustandsgrößen (im Prinzip) bei ruhendem
Fluid ausgeführt werden, ist der in Gl. (3.18) eingeführte Druck im hydrostatischen
Fall mit dem thermodynamischen Druck identisch. Das gilt auch im Fall des strö-
menden Fluids, falls, wie in Abschnitt 3.8 ausgeführt wird, in der Strömung keine
Relaxationen auftreten.
Es ist zweckmäßig, von den Normalspannungen den Druck abzuspalten:
τxx = σx + p, τyy = σy + p, τzz = σz + p . (3.19)
Damit sind die Spannungen additiv aufgespalten in einen Anteil mit allseitig glei-
chen Normalspannungen −p und einen Anteil, der davon abweicht (Deviatorspan-
nungen).
3.5 Allgemeiner Verformungszustand strömender Fluide 55

Die Impulsgleichungen (3.17) lauten dann


 
Du ∂p ∂τxx ∂τxy ∂τxz
 = fx − + + +
Dt ∂x ∂x ∂y ∂z
 
Dv ∂p ∂τyx ∂τyy ∂τyz
 = fy − + + + (3.20)
Dt ∂y ∂x ∂y ∂z
 
Dw ∂p ∂τzx ∂τzy ∂τzz
 = fz − + + +
Dt ∂z ∂x ∂y ∂z

oder in Vektorschreibweise
D v
 = f − grad p + Div τ . (3.21)
Dt
Dabei heißt τ der viskose Spannungstensor. Er enthält nur die Deviatorspannungen
und ist ebenfalls symmetrisch. Seine Matrix lautet:
⎛ ⎞
τxx τxy τxz
τ = ⎝ τxy τyy τyz ⎠ . (3.22)
τxz τyz τzz

Das System der drei Gleichungen (3.20) enthält die sechs Komponenten des viskosen
Spannungstensors. Die weitere Aufgabe ist, diese sechs Spannungsgrößen mit den
Verformungsgeschwindigkeiten in Zusammenhang zu bringen und dadurch die drei
Geschwindigkeitskomponenten u, v, w bzw. deren Ableitungen auch auf der rechten
Seite von Gl. (3.20) einzuführen. Bevor dieser Zusammenhang in Abschnitt 3.6
hergestellt wird, sollen zunächst in Abschnitt 3.5 die Verformungen näher untersucht
werden.

3.5
Allgemeiner Verformungszustand strömender Fluide

Wenn in einem Fluid eine Strömung stattfindet, wird jedes Fluidelement im Laufe
der Zeit zu einem neuen Ort befördert. Während dieser Bewegung werden die Flui-
delemente verformt. Da die Fluidbewegung vollständig bestimmt ist, wenn der Ge-
schwindigkeitsvektor als Funktion von Ort und Zeit bestimmt ist, v = v (x,y,z,t),
existieren kinematische Beziehungen zwischen den Verformungsgeschwindigkeiten
und dieser Funktion. Für ein Fluidelement hängt die Geschwindigkeit der Verfor-
mung von der Relativbewegung zweier ihrer Punkte ab. Wir betrachten deshalb zwei
benachbarte Punkte A und B wie in Bild 3.2. Infolge des Geschwindigkeitsfeldes
wird der Punkt A in der Zeit dt nach A verschoben, wobei s = v dt gilt.
Da im Punkt B, der sich im Abstand d r von A befindet, die Geschwindigkeit von
derjenigen in A verschieden ist, bewegt sich B nach Punkt B  , der von B um den
56 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Bild 3.2. Verschiebung der Strecke AB in die Strecke A B 

Abstand s + d s = (
v + d v ) dt entfernt ist. Ausführlicher: Wenn im Punkt A die
Geschwindigkeitskomponenten u, v, w sind, so hat man im Nachbarpunkt B für die
Geschwindigkeitskomponenten nach einer Taylor-Entwicklung erster Ordnung
∂u ∂u ∂u
u + du = u + dx + dy + dz
∂x ∂y ∂z

∂v ∂v ∂v
v + dv = v + dx + dy + dz (3.23)
∂x ∂y ∂z

∂w ∂w ∂w
w + dw = w + dx + dy + dz .
∂x ∂y ∂z
Die Relativbewegung des Punktes B in bezug auf den Punkt A wird also durch die
folgende Matrix der neun partiellen Ableitungen des örtlichen Geschwindigkeitsfel-
des beschrieben: ⎛ ⎞
⎜ ∂u ∂u ∂u ⎟
⎜ ∂x ∂z ⎟
⎜ ∂y ⎟
⎜ ⎟
⎜ ∂v ∂v ⎟
⎜ ∂v ⎟. (3.24)
⎜ ⎟
⎜ ∂x ∂y ∂z ⎟
⎜ ⎟
⎜ ⎟
⎝ ∂w ∂w ∂w ⎠
∂x ∂y ∂z
Es ist zweckmäßig, die Ausdrücke für die relativen Geschwindigkeitskomponen-
ten du, dv, dw nach Gl. (3.23) in folgender Weise anzuordnen:

du = (ε̇x dx + ε̇xy dy + ε̇xz dz) + (ωy dz − ωz dy)

dv = (ε̇yx dx + ε̇y dy + ε̇yz dz) + (ωz dx − ωx dz) (3.25)

dw = (ε̇zx dx + ε̇zy dy + ε̇z dz) + (ωx dy − ωy dx) .

Es läßt sich leicht zeigen, daß die neu eingeführten Größen die folgende Bedeutung
haben:
3.5 Allgemeiner Verformungszustand strömender Fluide 57
⎛ ⎞
ε̇x ε̇xy ε̇xz
ε̇ = ⎝ ε̇yx ε̇y ε̇yz ⎠
ε̇ ε̇ ε̇
⎛ zx zy z    ⎞
∂u 1 ∂v ∂u 1 ∂w ∂u
⎜ + +
⎜ ∂x 2 ∂x ∂y 2 ∂x ∂z ⎟⎟
⎜  ⎟
(3.26)
⎜ 1 ∂u ∂v  
∂v ⎟
⎜ ∂v 1 ∂w ⎟
=⎜ + + ⎟
⎜ 2 ∂y ∂x ∂y 2 ∂y ∂z ⎟
⎜ ⎟
⎜     ⎟
⎝ 1 ∂u ∂w 1 ∂v ∂w ∂w ⎠
+ +
2 ∂z ∂x 2 ∂z ∂y ∂z

und
     
1 ∂w ∂v 1 ∂u ∂w 1 ∂v ∂u
ωx = − ; ωy = − ; ωz = − . (3.27)
2 ∂y ∂z 2 ∂z ∂x 2 ∂x ∂y

Die Matrix ε̇ ist symmetrisch, so daß

ε̇yx = ε̇xy ; ε̇xz = ε̇zx ; ε̇zy = ε̇yz (3.28)

gilt, und ωx , ωy , ωz sind die Komponenten des Vektors der Drehung

1
=
ω rot v . (3.29)1)
2
Der zur Matrix (3.26) gehörige Tensor heißt Tensor der Verformungsgeschwindig-
keiten.

Für jede der Größen in Gl. (3.26) kann eine kinematische Deutung gegeben werden, was
nunmehr geschehen soll. Da wir unsere Aufmerksamkeit auf die unmittelbare Umgebung
von Punkt A richten und da hier die Bewegung von Punkt B relativ zu Punkt A interessiert,
wollen wir A in den Ursprung legen und dx,dy,dz als die Koordinaten des Punktes B in einem
kartesischen Koordinatensystem deuten.Auf diese Weise kann man dieAusdrücke in Gl. (3.25)
als Komponenten du, dv, dw der Relativgeschwindigkeit deuten, die lineare Funktionen der
Raumkoordinaten sind. Um die Bedeutung der verschiedenen Terme in den Matrizen (3.26)
und in den Gleichungen (3.27) zu verstehen, wollen wir sie einzeln nacheinander interpretieren.

Volumendilatation. Das Diagramm in Bild 3.3a gibt das Feld der Relativgeschwindigkeiten
für den Fall wieder, daß alle Terme in Gl. (3.26) außer ∂u/∂x verschwinden unter der Annahme
∂u/∂x > 0. Die Relativgeschwindigkeit jedes Punktes B in Bezug auf A ist
 
∂u
du = dx .
∂x
Das Feld besteht aus Ebenen x = const, die sich gleichförmig mit einer Geschwindigkeit
verschieben, die dem Abstand dx von der Ebene x = 0 proportional ist. Ein elementares

1 In der angelsächsischen Litertur wird ω


häufig für rot v verwendet, also für die doppelte
Drehung.
58 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Bild 3.3. Verschiedene Formen der Bewegung eines Fluidelementes.

Bild 3.3a. Gleichförmige Dehnung in x- Bild 3.3b. Gleichförmige Schubverfor-


Richtung, wenn ∂u/∂x > 0 ist und die mung, wenn ∂u/∂y > 0 und die übrigen
übrigen Komponenten von ε̇ verschwin- Komponenten von ε̇ verschwinden.
den.

Bild 3.3c. Gleichförmige Verformung, Bild 3.3d. Starrkörperdrehung, wenn


wenn ε̇xy = ε̇yx = [(∂u/∂y) + ωz = [(∂v/∂x) − (∂u/∂y)]/2  = 0 ist
(∂v/∂x)]/2 > 0 und die übrigen Kom- und die übrigen Komponenten von ε̇
ponenten von ε̇ verschwinden. (Das Dia- verschwinden. (Das Diagramm ist für
gramm ist für ∂u/∂y = ∂v/∂x gezeichnet ∂v/∂x = −∂u/∂y gezeichnet worden)
worden)

Parallelepiped mit A und B an den vertikalen Kanten, das sich in einem solchen Geschwin-
digkeitsfeld befindet, wird in der Längsrichtung verformt, wobei sich die Seite BC mit wach-
sender Geschwindigkeit verschiebt. Somit bedeutet ε̇x die Dehnungsgeschwindigkeit in der
x-Richtung für das Volumenelement. In ähnlicher Weise bedeuten die Glieder ε̇y = ∂v/∂y
und ε̇z = ∂w/∂z die Dehnungsgeschwindigkeiten in der y- bzw. z-Richtung.
Es ist nun leicht, die Verformung anzugeben, die ein Fluidelement durch die gleichzeitige
Wirkung aller drei Diagonalelemente der Matrizen (3.24) oder (3.26) erfährt. Das Element
dehnt sich in alle drei Richtungen aus, und infolge der Längenänderung der drei Seiten ergibt
3.5 Allgemeiner Verformungszustand strömender Fluide 59

sich eine relative Volumenänderung


   
∂u dx dt
dx + ∂x dy + ∂v dy dt dz + ∂w dz dt − dx dy dz
∂y ∂z
ė =
dx dy dz dt
∂u ∂v ∂w (3.30)
= + +
∂x ∂y ∂z
= div v .

Bei dieser Verformung bleibt die Form des Elementes, die durch die Winkel der Seiten be-
schrieben wird, unverändert, da alle rechten Winkel erhalten bleiben. Somit beschreibt ė die
lokale, momentane Volumendilatation des Fluidelementes. Wenn das Fluid inkompressibel
ist, gilt ė = 0, wie zu erwarten ist. Für ein kompressibles Fluid ergibt sich aus Gl. (3.2)
1 D
ė = div v = − . (3.31)
 Dt
Dies bedeutet, daß die Volumendilatation, d.h. die relative Volumenänderung, gleich der ne-
gativen relativen Änderung der lokalen Dichte ist.

Schubverformung. Das relative Geschwindigkeitsfeld hat eine ganz andere Form, wenn ei-
nes der Glieder außerhalb der Diagonale der Matrix (3.24), z.B. ∂u/∂y, nicht verschwindet und
z.B. positiv ist. Das entsprechende Feld ist in Bild 3.3b skizziert; es hat eine reine Schubver-
formung. Der ursprünglich rechte Winkel bei A ändert sich um dγxy = [(∂u/∂y)dy dt]/dy;
somit ist die Scherwinkelgeschwindigkeit dγxy /dt = γ̇xy = ∂u/∂y. Wenn beide Ableitungen
∂u/∂y und ∂v/∂x positiv sind, wird der rechte Winkel bei A durch die Überlagerung dieser
beiden Bewegungen geändert, wie es in Bild 3.3c dargestellt ist. Es ist klar, daß der rechte
Winkel bei A sich um den doppelten Betrag von
 
1 ∂u ∂v
ε̇yx = ε̇xy = +
2 ∂y ∂x
ändert; dies ist durch die beiden Terme außerhalb der Diagonale in der Matrix (3.26) gegeben.
Im allgemeinen beschreiben die drei Terme außerhalb der Diagonale ε̇xy = ε̇yx , ε̇xz =
ε̇zx und ε̇zy = ε̇yz die Verformung eines rechten Winkels, der in einer Ebene normal zu
derjenigen Achse gelegen ist, deren Index nicht auftritt. Bei dieser Verformung bleibt das
Volumen erhalten, und nur die Form des Elementes wird geändert.

Starrkörperdrehung. Die Bewegung ist nochmals verschieden, wenn ∂u/∂y = −∂v/∂x


ist, wie in Bild 3.3d dargestellt. Von den vorstehenden Betrachtungen und aus der Tatsache,
daß nun ε̇xy = 0 ist, kann man schließen, daß in diesem Fall der rechte Winkel bei A nicht
verändert wird. Dies wird auch aus dem Diagramm klar, das zeigt, daß sich das Fluidelement
um den Punkt A dreht. Diese Drehung geschieht ohne Verformung und kann als die Drehung
eines starren Körpers beschrieben werden. Die momentane Winkelgeschwindigkeit ist
(∂v/∂x)dx dt ∂v ∂u
= =− .
dx dt ∂x ∂y

Man kann nun leicht einsehen, daß die Komponente ωz von 21 rot v in Gl. (3.27), die als die
Drehung des Geschwindigkeitsfeldes bekannt ist, die augenblickliche Winkelgeschwindigkeit
bei der Drehung als starrer Körper darstellt und daß für diese ωz  = 0 gilt.
Im allgemeineren Fall, wenn ∂v/∂x = −(∂u/∂y), ist das Fluidelement in Drehung, und
es wird gleichzeitig verformt. Wir können den Term
60 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide
 
1 ∂u ∂v
ε̇xy = ε̇yx = +
2 ∂y ∂x

als Verformung deuten und


 
1 ∂v ∂u
ωz = −
2 ∂x ∂y
als Festkörperdrehung.
Aus der Linearität der Gl. (3.23) und (3.25) kann gefolgert werden, daß der allgemeine
Fall durch Überlagerung der beiden soeben erwähnten einfachen Fälle erhalten wird. Somit
kann man für zwei benachbarte Punkte A und B in einem Fluid mit dem Geschwindigkeitsfeld
v (x,y,z) deren Bewegung eindeutig wie folgt in vier Komponenten zerlegen:
(a) eine reine Translation, die durch die Geschwindigkeitskomponenten u,v,w von v be-
schrieben wird;
(b) eine Starrkörperdrehung, die durch die Komponenten ωx , ωy , ωz von 21 rot v beschrieben
wird;
(c) eine Volumendilatation, die durch ė = div v mit den linearen Dilatationen ε̇x ,ε̇y ,ε̇z in
Richtung der drei Achsen beschrieben wird;
(d) eine Verformung, die durch die drei Komponenten ε̇xy , ε̇xz , ε̇yz mit gemischten Indizes
beschrieben wird.
Nur die letzten beiden Bewegungen geben eine Verformung des Fluidelementes, das den
Bezugspunkt A umgibt; die ersten beiden geben nur eine Ortsverschiebung.
Die Elemente der Matrix (3.26) stellen die Komponenten eines symmetrischen Tensors dar,
der als Tensor der Verformungsgeschwindigkeiten bezeichnet wird; seine mathematischen Ei-
genschaften sind analog zu dem gleichfalls symmetrischen Spannungstensor. Aus der Theorie
der Elastizität, vgl. L. Hopf (1927), A.E.H. Love (1952), und aus allgemeinen Betrachtungen
der Tensoralgebra ist bekannt, daß man jedem symmetrischen Tensor drei zueinander orthogo-
nale Hauptachsen zuordnen kann, die drei zueinander senkrechte Hauptebenen und damit ein
bevorzugtes kartesisches Achsensystem festlegen. In diesem Koordinatensystem ist der Span-
nungsvektor (bzw. der Verformungsgeschwindigkeitsvektor) zu einer Hauptebene senkrecht
zu dieser, d.h. parallel zu einer der Achsen. Bei Wahl eines solchen Achsensystems (Haupt-
achsen) haben die Matrizen (3.15) oder (3.26) nur ihre Diagonalterme. Wenn man die Werte
der betreffenden Komponenten mit einem Querstrich bezeichnet, so haben wir die Matrizen
⎛ ⎞ ⎛ ⎞
σx 0 0 ε̇ 0 0
⎝ 0 σy 0 ⎠ und ⎝ 0 ε̇y 0 ⎠. (3.32)
0 0 σz 0 0 ε̇z

Wir erinnern daran, daß eine solche Koordinatentransformation die Summe der Hauptdiago-
nale nicht ändert, so daß man hat:

σx + σy + σz = σ x + σ y + σ z (= −3p) (3.33)

und
ε̇x + ε̇y + ε̇z = ε̇x + ε̇y + ε̇z (= ė = div v ) . (3.34)
Diese Größen sind Invarianten der Tensoren, wie schon früher angegeben wurde. In zwei
solchen Koordinatensystemen (beide mit Strich bezeichnet) treten im Fluid in drei zueinander
senkrechten Richtungen Spannungen auf, und die Flächenelemente werden in drei zueinander
senkrechten Richtungen verschoben, wie in Bild 3.4a und b angegeben. Dies bedeutet natürlich
nicht, daß keine Schubspannungen in anderen Ebenen vorhanden sind oder daß das Element
unverformt bleibt.
3.6 Beziehung zwischen Spannungen und Verformungsgeschwindigkeiten 61

Bild 3.4. Hauptachsen


für die Spannungen (a)
und die Verformungsge-
schwindigkeiten (b)

3.6
Beziehung zwischen Spannungen
und Verformungsgeschwindigkeiten
Es soll hier nochmals betont werden, daß die Gleichungen, die die Oberflächenkräfte
mit dem Strömungsfeld verknüpfen, nur aus der Deutung von Versuchsergebnissen
erhalten werden können und daß wir uns hier nur für isotrope Newtonsche Fluide
interessieren. Die Betrachtungen des vorigen Abschnittes haben uns die dafür erfor-
derlichen mathematischen Hilfsmittel gegeben, die es gestatten, diese Beziehungen
in präziser Form zu geben.
Wenn das Fluid in Ruhe ist, gibt es keine Tangentialspannungen, und die Nor-
malspannungen sind gleich dem negativen Druck. Dieser ist identisch mit dem ther-
modynamischen Druck. Wenn sich das Fluid in Bewegung befindet, bestimmt die
Zustandsgleichung immer noch in jedem Punkt den Druck („Prinzip des lokalen Zu-
stands“, vgl. J. Kestin (1966a)). Es war daher zweckmäßig, entsprechend Gl. (3.19)
den viskosen Spannungstensor, vgl. Gl. (3.22), einzuführen, da seine Komponenten
nur von der Bewegung herrühren und bei Ruhe verschwinden.
Nach den Ausführungen des letzten Abschnitts kann man davon ausgehen, daß die
Komponenten des viskosen Spannungstensors nur von den Komponenten des Ver-
formungsgeschwindigkeitstensors abhängen und nicht explizit von den Geschwin-
digkeitskomponenten u, v, w oder von den Komponenten des Drehvektors ωx , ωy ,
ωz . Das ist identisch mit der Aussage, daß die momentane Translation [Komponente
der Bewegung (a)] und auch die momentane Starrkörperdrehung [Komponente der
Bewegung (b)] eines Fluidelementes keine Oberflächenkräfte erzeugen außer den
schon angegebenen Komponenten des Druckes. Diese Aussage stellt eine präzise
Formulierung der lokalen Bedingungen dar, die beobachtet werden, wenn ein endli-
ches Fluidvolumen eine allgemeine Bewegung ausführt, die sich von derjenigen eines
äquivalenten Festkörpers nicht unterscheidet. Wir schließen daraus, daß die Kompo-
nenten des viskosen Spannungstensors τij nur von den Geschwindigkeitsgradienten
∂u/∂x . . . ∂w/∂z in geeigneten Kombinationen abhängen können.
Diese Beziehungen müssen linear sein. Sie müssen unverändert bleiben bei einer
Drehung des Koordinatensystems und wegen der Isotropie auch bei Änderung der
Achsen. Die Isotropie erfordert auch, daß in jedem Punkt des Feldes die Hauptachsen
des Spannungstensors mit den Hauptachsen des Tensors der Verformungsgeschwin-
digkeiten zusammenfallen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein beliebiger Punkt
62 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

im Feld herausgegriffen und das lokale Koordinatensystem x, y, z so gewählt, daß es


mit den drei Hauptachsen des Spannungstensors zusammenfällt. Die Komponenten
der Geschwindigkeit in diesem Koordinatensystems seien u, v, w.
Hieraus ergibt sich, daß Isotropie nur erhalten werden kann, wenn jede der drei
Normalspannungen  τxx , 
τyy , 
τzz nur von denjenigen Komponenten des Verformungs-
geschwindigkeitstensors abhängt, deren Richtung mit der eigenen Richtung zusam-
menfällt, und von der Summe dieser drei Komponenten. Somit erhalten wir die
folgenden Ansätze mit Ausdrücken, die nur die örtlichen Ableitungen der Geschwin-
digkeitskomponenten enthalten:
 
∂u ∂v ∂w ∂u
τ xx = λ + + + 2µ
∂x ∂y ∂z ∂x
 
∂u ∂v ∂w ∂v
τ yy = λ + + + 2µ (3.35)
∂x ∂y ∂z ∂y
 
∂u ∂v ∂w ∂w
τ zz = λ + + + 2µ .
∂x ∂y ∂z ∂z
In diesen Gleichungen treten die Größen u, v, w und ωx , ωy , ωz nicht auf, wie
vorhin erläutert. In jedem Ausdruck stellt das letzte Glied die lineare Dilatation
dar, d.h. eine Formänderung, und das erste Glied die Volumendilatation, d.h. eine
Volumenänderung; diese ist gleichbedeutend mit einer Dichteänderung. Der Faktor 2
beim letzten Glied wurde eingebracht, um µ mit der in Kap. 1 eingeführten Viskosität
(vgl. Bild 1.1) zu identifizieren. Die Proportionalitätsfaktoren µ und λ müssen in
jeder der drei Gleichungen (3.35) wegen der Isotropie den gleichen Wert haben.
Man sieht leicht ein, daß ein Vertauschen der drei Achsenpaare der Größen (u,x),
(v,y), (w,z) diese Gleichungen invariant läßt, wie es für ein isotropes Medium sein
muß. Außerdem ist Gl. (3.35) die einzige Kombination der räumlichen Ableitungen,
welche die geforderten Eigenschaften besitzt. Wenn der Leser dies nicht unmittelbar
einsehen kann, so möge er den Beweis hierfür aus der Tensorrechnung entnehmen
oder aus W. Prager (1961, S. 88).
Die Beziehungen von Gl. (3.35) können für ein beliebiges Koordinatensystem
neu aufgeschrieben werden, indem man eine allgemeine Drehung mit Hilfe von
geeigneten linearen Transformationsformeln anwendet. Wir wollen hier die explizite
Rechnung nicht angeben. Sie ist umständlich, wenn sie direkt ausgeführt wird, aber
sie wird einfach, wenn dabei die Tensorrechnung benutzt wird. Die hier zutreffenden
ausführlichen Formeln findet man in L. Hopf (1927), H. Lamb (1932), A.E.H. Love
(1952), während die Darstellung mit Hilfe der Tensorrechnung in W. Prager (1961)
zu finden ist.
Die Rechnung führt das System (3.35) über in:
∂u
τxx = λ div v + 2µ
∂x
∂v
τyy = λ div v + 2µ (3.36)
∂y
∂w
τzz = λ div v + 2µ ,
∂z
3.7 Hypothese von Stokes 63

 
∂v ∂u
τxy = τyx = µ +
∂x ∂y
 
∂w ∂v
τyz = τzy = µ + (3.37)
∂y ∂z
 
∂u ∂w
τzx = τxz = µ + .
∂z ∂x
Hier ist zur Abkürzung div v benutzt worden. Der Leser sei auf die zyklische Ver-
tauschung der Indizes x, y, z, der Geschwindigkeitskomponenten u, v, w und der
Koordinaten x, y, z hingewiesen.
Wendet man diese Gleichungen auf die einfache Strömung von Bild 1.1 an, so
erhält man Gl. (1.2); damit wird bestätigt, daß die vorstehenden allgemeineren Glei-
chungen sich auf das Newtonsche Reibungsgesetz reduzieren und eine geeignete
Verallgemeinerung darstellen. Hierbei erkennen wir, daß der Faktor µ identisch ist
mit der Viskosität des Fluids, die in Kap. 1.2 diskutiert wurde; damit ist nachträglich
auch die Berechtigung des Faktors 2 gegeben, der in Gl. (3.35) eingeführt wurde.
Die physikalische Bedeutung des zweiten Faktors λ erfordert eine weitere Diskus-
sion. Wir stellen fest, daß er nur für kompressible Fluide Bedeutung hat, da die zu
λ proportionalen Terme bei inkompressiblen Fluiden wegen div v = 0 identisch
verschwinden.

3.7
Hypothese von Stokes

Obgleich das Problem, das wir jetzt diskutieren wollen, schon vor mehr als einein-
halb Jahrhunderten entstanden ist, wird die physikalische Interpretation des zweiten
Faktors λ in Gl. (3.35) und (3.36) für Strömungen, bei denen div v nicht identisch
gleich null ist, auch heute noch diskutiert. In den Bewegungsgleichungen wird je-
doch sein Wert mit Hilfe einer Hypothese von G.G. Stokes (1849) bestimmt. Wir
wollen uns hier zunächst noch nicht mit den physikalischen Gesetzen befassen, wel-
che die Hypothese von Stokes begründen. Wir geben hier vorerst nur das Ergebnis;
hiernach nehmen wir an, daß zwischen den beiden Materialgrößen die Beziehung
besteht:
2
3λ + 2µ = 0 oder λ = − µ. (3.38)
3
Dies setzt den Wert von λ in Beziehung zur Viskosität µ. Hierdurch wird die Anzahl
der Materialgrößen, die das Feld der Spannungen in einem kompressiblen Fluid
charakterisieren, von zwei auf eines reduziert und damit auf die gleiche Anzahl wie
bei einem inkompressiblen Fluid.
Führt man diesen Wert für λ in Gl. (3.19) und Gl. (3.36) ein, so erhält man für die
Normalkomponenten des Spannungstensors
64 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

2 ∂u
σx = −p − µ div v + 2µ
3 ∂x
2 ∂v
σy = −p − µ div v + 2µ (3.38a)
3 ∂y
2 ∂w
σz = −p − µ div v + 2µ .
3 ∂z
Die Komponenten τxy , τxz und τyz des Spannungstensors bleiben von der Stokes-
schen Hypothese unberührt, vgl. Gl. (3.37).
Obgleich die Gl. (3.38) als reine Hypothese oder gar als ein „Ansatz durch Ra-
ten“ angesehen werden muß, so können doch die durch Einführung von Gl. (3.38)
entstehenden Bewegungsgleichungen akzeptiert werden, weil sie durch eine unge-
wöhnlich große Anzahl von experimentellen Bestätigungen teilweise unter extremen
Bedingungen nachgeprüft worden sind, wie der Leser nach Beendigung des Studi-
ums dieses Buches einsehen wird. Diese Bewegungsgleichungen stellen eine sehr
gute Beschreibung der tatsächlichen physikalischen Vorgänge dar.
Die Komponenten des viskosen Spannungstensors stellen diejenigen Spannungen
dar, die in einer isothermen Fluidströmung Dissipation verursachen, während weitere
Dissipationsanteile in Temperaturfeldern durch Wärmeleitung verursacht werden,
vgl. hierzu Abschnitt 3.10. Da ferner der Faktor λ nur in den Normalspannungen
τxx , τyy , τzz auftritt, die auch den thermodynamischen Druck enthalten, Gl. (3.19),
ist klar, daß die physikalische Bedeutung des Faktors λ mit dem Mechanismus der
Dissipation verbunden ist, wenn das Flüssigkeitsvolumen um einen endlichen Betrag
geändert wird, und auch mit der Beziehung zwischen dem Spannungstensor und dem
thermodynamischen Druck.
Es sei an dieser Stelle vermerkt, daß bei einer Proportionalität zwischen λ und µ
alle Glieder mit λ als Faktor im Rahmen der Grenzschichttheorie als klein vernach-
lässigt werden. Wie M. Van Dyke (1962c) gezeigt hat, spielen diese Glieder selbst
in einer Grenzschichttheorie zweiter Ordnung noch keine Rolle, vgl. Kap. 14.

3.8
Volumenviskosität und thermodynamischer Druck
Wir wollen jetzt zu der früheren allgemeinen Diskussion zurückkehren, ohne dabei die Gültig-
keit der Stokesschen Hypothese nach Gl. (3.38) vorauszusetzen. Wir wollen uns aber auf den
Fall ohne Schubspannungen beschränken, da deren physikalische Bedeutung und Ursprung
klar sind.
Wir betrachten deshalb ein Fluidsystem, das einer gleichmäßigen Normalspannung σ auf
seiner Begrenzung ausgesetzt ist, z.B. eine Kugel nach Bild 3.5a.
Liegt keine Bewegung vor, so ist die Normalspannung entgegengesetzt gleich dem ther-
modynamischen Druck p. Addiert man bei Bewegung die drei Gleichungen (3.35), so ergibt
sich unter Beachtung von Gl. (3.19)
 
2
σ = −p + λ + µ div v , (3.39)
3
3.8 Volumenviskosität und thermodynamischer Druck 65

Bild 3.5. Quasistatische


Kompression und os-
zillatorische Bewegung
einer kugelförmigen
Fluidmasse

was den schon früher erläuterten Tatbestand wiedergibt. Nun wird eine quasistatische Bewe-
gung angenommen, deren Geschwindigkeit klein ist im Vergleich zur Ausbreitungsgeschwin-
digkeit von Druckstörungen, so daß im kugelförmigen Fluidelement einheitlicher Druck herr-
scht. Es erhebt sich jetzt die Frage, was diese Beziehung in einem allgemeinen Strömungsfeld
bedeutet. Wenn das System quasistatisch und reversibel komprimiert wird, ergibt sich ebenfalls
der vorige Fall, weil dann asymptotisch div v = 0 gilt. In einem solchen Fall wird die Arbeit
pro Zeiteinheit und pro Volumeneinheit in einem thermodynamischen reversiblen Prozeß, vgl.
Abschnitt 3.10, Gl. (3.54),

= −p div v . (3.40)
dV
Für endliche Werte von div v und bei Kompression, Expansion oder Schwingung mit endlich
großen Amplituden besteht Gleichheit zwischen der mittleren Spannung σ und dem Druck
−p nur, falls der Koeffizient
2
µ = λ + µ (3.41)
3
identisch verschwindet (Stokessche Hypothese). Wenn dies nicht der Fall ist, besteht keine
Gleichheit zwischen  σ und −p. Falls µ = 0, verursacht die oszillatorische Bewegung des
kugelsymmetrischen Systems von Bild 3.5b eine Dissipation, auch wenn die Temperatur in
dem Gasvolumen konstant bleibt. Das gleiche gilt für Expansion und Kompression um einen
endlichen Betrag. Aus diesem Grund wird der Beiwert µ Volumenviskosität genannt: Sie stellt
diejenige Eigenschaft dar (analog der normalen Viskosität µ bei Verformung), die verantwort-
lich ist für die Energiedissipation eines Fluids von gleichförmiger Temperaturverteilung bei
einer endlichen Volumenänderung. Die Volumenviskosität stellt somit eine zweite Eigenschaft
eines kompressiblen, isotropen Newtonschen Fluids dar, die in den konstitutiven Gleichungen
(3.36) auftritt und die zusätzlich zum Beiwert µ gemessen werden muß. Es ist klar, daß

µ = 0 erfordert p = −σ ,
µ  = 0 erfordert p = −σ .

Die Annahme der Stokesschen Hypothese ist gleichbedeutend mit der Annahme, daß der
thermodynamische Druck gleich ist dem Wert der Invarianten „ein Drittel der Summe der Nor-
malspannungen“, auch wenn die Kompression und Expansion mit endlicher Größe geschieht.
Darüber hinaus ist dies auch gleichbedeutend mit der Annahme, daß die oszillatorische Bewe-
gung eines großen kugelförmigen Systems reversibel ist, falls sie isotherm ist. Näheres über
die Thermodynamik irreversibler Prozesse in einem kontinuierlichen System findet man in
Arbeiten von J. Meixner; H.G. Reik (1959), J. Prigogine (1947) und S.R. De Groot; P. Mazur
(1962).
Um festzustellen, unter welchen Bedingungen die Volumenviskosität eines kompressiblen
Fluids verschwindet, muß man experimentelle Untersuchungen ausführen oder die Methoden
66 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

der statistischen Thermodynamik heranziehen, die es gestatten, die Transportkoeffizienten aus


den Grundlagen zu ermitteln. Die direkte Messung der Volumenviskosität ist sehr schwierig
auszuführen, und es gibt hierüber noch keine zuverlässigen Ergebnisse. Die statistischen Me-
thoden für Gase großer Dichte sind noch nicht so weit entwickelt, daß sie eine zuverlässige
Einsicht in diesen Problemkreis geben. Vermutlich verschwindet die Volumenviskosität für
Gase von sehr geringer Dichte, d.h. unter Bedingungen, bei denen nur binäre Kollisionen
auftreten. In dichten Gasen scheint der numerische Wert der Volumenviskosität sehr klein zu
sein. Dies bedeutet, daß die Gl. (3.40) auch hier die Arbeitsleistung in einem kontinuierlichen
System ohne Schubspannungen ausgezeichnet beschreibt und daß Dissipation bei konstanter
Temperatur, auch im allgemeinen Fall, nur durch die deviatorischen Spannungen auftritt. So
werden wir auch hier erneut zu der Stokesschen Hypothese geführt und damit zu der Gl. (3.39).
Dies gilt nicht für Fluide, bei denen Relaxationsprozesse auftreten infolge lokaler Abwei-
chungen vom chemischen Gleichgewicht, vgl. S.R. De Groot; P. Mazur (1962), J. Meixner;
H.G. Reik (1959) und L.D. Landau; E.M. Lifschitz (1966). Solche Relaxationsvorgänge treten
z.B. auf, wenn chemische Reaktionen stattfinden, oder in Gasen von sehr komplexer Struktur,
wenn ein verhältnismäßig langsamer Energieübergang zwischen den Translations- und Ro-
tationsfreiheitsgraden einerseits und dem Schwingungsfreiheitsgrad andererseits stattfindet.
Wenn Relaxationsvorgänge auftreten, ist der thermodynamische Druck nicht mehr gleich dem
Drittel der Hauptdiagonalensumme des Spannungstensors.
Gelegentlich wird eingewandt, daß die Annahme der Stokesschen Hypothese, d.h. die An-
nahme, daß die Volumenviskosität des Newtonschen Fluids verschwindet, nicht in Überein-
stimmung mit der intuitiven Vorstellung sei, daß eine Fluidkugel, deren Begrenzung schwingt,
so daß es eine Folge von Kompression und Expansion gibt (Bild 3.5b), Energie dissipiert. Dies
träfe in der Tat zu, wie man aus dem Vorherigen leicht einsieht, weil der dissipative Anteil des
Spannungsfeldes unter solchen Bedingungen verschwindet. Man darf jedoch nicht vergessen,
daß eine solche Schlußfolgerung nur zutrifft, falls die Temperatur der Gaskugel im ganzen
Kugelvolumen während der Schwingung konstant gehalten wird. Normalerweise ist dies nicht
möglich. Infolgedessen wird eine oszillierende Gaskugel bald ein Temperaturfeld entwickeln,
und es wird Energie dissipiert in Richtung des Temperaturgradienten, vgl. J. Kestin (1966b).
Zu den Vorgängen, bei denen die Volumenviskosität eine Rolle spielt, gehören die Schall-
absorption (vgl. L.D. Landau; E.M. Lifschitz (1966), J. Meixner; H.G. Reik (1959)) und die
Stoßwelle (vgl. F.M. White (1974)). Zur Frage, ob bei einatomigen Gasen die Volumenvisko-
sität verschwindet, sei auf eine Arbeit von C. Truesdell (1954) hingewiesen.

3.9
Navier-Stokes-Gleichungen

Werden in die Impulsgleichungen nach Gl. (3.20) die Transportgleichungen (kon-


stitutive Gleichungen) entsprechend Gl. (3.36) und Gl. (3.37) eingesetzt und die
Stokessche Hypothese, Gl. (3.38), berücksichtigt, dann ergeben sich die folgenden
Bewegungsgleichungen in kartesischen Koordinaten:
  
Du ∂p ∂ ∂u 2
 = fx − + µ 2 − div v
Dt ∂x ∂x ∂x 3
     
∂ ∂u ∂v ∂ ∂w ∂u
+ µ + + µ +
∂y ∂y ∂x ∂z ∂x ∂z
3.9 Navier-Stokes-Gleichungen 67
  
Dv ∂p ∂ ∂v 2
 = fy − + µ 2 − div v
Dt ∂y ∂y ∂y 3
     
∂ ∂v ∂w ∂ ∂u ∂v
+ µ + + µ +
∂z ∂z ∂y ∂x ∂y ∂x
   (3.42)
Dw ∂p ∂ ∂w 2
 = fz − + µ 2 − div v
Dt ∂z ∂z ∂z 3
     
∂ ∂w ∂u ∂ ∂v ∂w
+ µ + + µ + .
∂x ∂x ∂z ∂y ∂z ∂y
Diese Differentialgleichungen sind unter dem Namen Navier-Stokes-Gleichungen
bekannt. Unter Verwendung der symbolischen Schreibweise lassen sie sich in einer
Form angeben, die für beliebige Koordinatensysteme gilt:

D v
 = f − grad p + Div τ (3.43)
Dt

mit  
2
τ = µ 2ε̇ − δ div v , (3.44)
3
wobei δ der Kronecker-Einheitstensor ist (δij = 1 für i = j , δij = 0 für i  = j ).
Die obigen Gleichungen wurden zuerst von M. Navier (1827) und S.D. Poisson
(1831) aufgrund von Betrachtungen über die Wirkung von intermolekularen Kräf-
ten aufgestellt. Später wurden dieselben Gleichungen ohne solche Hypothesen von
B. De St. Venant (1843) und G.G. Stokes (1849) aufgrund der auch hier gemach-
ten Annahme abgeleitet, daß die Normal- und Schubspannungen lineare Funktionen
der Verformungsgeschwindigkeiten sind, wie es schon früher durch das Newtonsche
Reibungsgesetz eingeführt worden war.
Da der Stokessche Ansatz für die Reibungskräfte rein empirisch ist, kann man
nicht von vornherein sicher sein, daß die Navier-Stokes-Gleichungen die Bewegung
eines Fluides richtig beschreiben. Sie bedürfen daher einer Nachprüfung, die nur
auf experimentellem Wege möglich ist. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß
wegen der großen mathematischen Schwierigkeiten, welche diese Gleichungen dar-
bieten, wenige Lösungen dieser Gleichungen bekannt sind, bei denen die konvektiven
Glieder in voller Allgemeinheit mit den Reibungsgliedern in Wechselwirkung treten.
Aber bekannte spezielle Lösungen, wie z.B. die laminare Rohrströmung und auch
die später zu besprechenden Grenzschichtströmungen, stimmen so gut mit den ex-
perimentellen Ergebnissen überein, daß die Allgemeingültigkeit der Navier-Stokes-
Gleichungen kaum in Frage gestellt ist.
Als eine Folgerung aus den Navier-Stokes-Gleichungen läßt sich eine Gleichung
für die mechanische Energie herleiten. Werden die Navier-Stokes-Gleichungen für
die x-Richtung mit u, die für die y-Richtung mit v und die für die z-Richtung mit w
multipliziert und dann die Summe der so gewonnenen Gleichungen gebildet, ergibt
68 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

sich die Energiegleichung für die mechanische Energie, die in Vektor-Schreibweise


lautet:  
D 21 v 2
 = v · f − v grad p + v Div τ . (3.45)
Dt
Nimmt man an, daß für die Volumenkraft f ein stationäres Potential ψ (d.h. ψ ist
von t unabhängig) existiert mit

f = − grad ψ , (3.46)

dann folgt aus Gl. (3.45):


 
D 21 v 2 + ψ
 = −
v grad p + v Div τ . (3.47)
Dt
Wie zu Beginn von Kap. 3 dargelegt, ist zur vollständigen Beschreibung von Strö-
mungsfeldern neben der Kontinuitätsgleichung und den Navier-Stokes-Gleichungen
noch die (thermische) Energiegleichung erforderlich, die den ersten Hauptsatz der
Thermodynamik zum Inhalt hat. Diese wird im folgenden Abschnitt hergeleitet.

3.10
Energiegleichung
Um die Gleichung für die Energiebilanz in einer Strömung aufzustellen, betrachten
wir in einem kartesischen Koordinatensystem ein Fluidteilchen der Masse dM =
 dV mit dem Volumen dV = dx dy dz und verfolgen es auf seiner Bahn in der
Strömung. Nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik ist die Zunahme der
Gesamtenergie DEt (der Index t steht für Totalenergie) in der Zeiteinheit Dt gleich
der dem Massenelement zugeführten Wärme Q̇ Dt und der am Element verrichteten
Arbeit Ẇ Dt. Es gilt also:
 
DEt J
= Q̇ + Ẇ . (3.48)
Dt s
Energieänderung Wärmestrom Leistung

Bei DEt /Dt handelt es sich um die substantielle Änderung von Et , die im allgemei-
nen einen lokalen und einen konvektiven Anteil besitzt, vgl. Gl. (3.4). Wärmezufuhr
ist sowohl durch Wärme-Leitung als auch durch Wärme-Strahlung möglich. Bei
mäßigen Temperaturdifferenzen ist jedoch die Strahlung im allgemeinen unwesent-
lich, so daß sie in diesem Buch unberücksichtigt bleibt. Auf zusammenfassende Dar-
stellungen der Strahlungs-Gasdynamik von S.I. Pai (1965), E.M. Sparrow; R.D. Cess
(1966), W. Schneider (1968), W.G. Vincenti; S.C. Traugott (1971) sei hingewie-
sen. Wärmezufuhr könnte prinzipiell auch durch Wärmequellen im Massenelement
erfolgen. Derartige Wärmequellen können beispielsweise durch chemische Reak-
tionen (Verbrennung) oder in Form von Joulescher Wärme in der Elektromagneto-
Gasdynamik auftreten, vgl. spezielle Literatur dazu: J.A. Shercliff (1965), P.A. Libby;
3.10 Energiegleichung 69

F.A. Williams (1975), F. Bartlmä (1975). Auch diese Wärmequellen werden in diesem
Buch nicht berücksichtigt.
Die pro Flächeneinheit und Zeiteinheit übertragene Wärme wird durch den
Wärmestromdichte-Vektor q (qx ,qy ,qz ) ([
q ] = J/m2 s) gekennzeichnet. Für die zur
x-Richtung senkrechten Flächenelemente des Volumenelementes (Bild 3.1) beträgt
somit die pro Zeiteinheit eintretende Wärme qx dy dz, dagegen die pro Zeiteinheit
austretende Wärme [qx + (∂qx /∂x)dx] dy dz. Hiernach ist die Wärmezufuhr in der
x-Richtung für die Zeit Dt:
∂qx ∂qx
Q̇x = − dx dy dz = − dV .
∂x ∂x
Die gesamte Wärmezufuhr ist somit
 
∂qx ∂qy ∂qz
Q̇ = −dV + + (3.49)
∂x ∂y ∂z
oder
Q̇ = −dV div q . (3.50)
Die Wärmezufuhr ist danach proportional zur Divergenz des Wärmestromdichte-
Vektors q . Da die Divergenz ein Maß für die Quellergiebigkeit des betreffenden
Vektorfeldes ist, handelt es sich bei dem Term Q̇ strenggenommen auch um einen
Quellterm.
Die Gesamtenergie Et besteht im allgemeinen aus drei Anteilen, der inneren
Energie dM · e, der kinetischen Energie 21 dM · v 2 und der potentiellen Energie
dM · ψ. Es gilt:
 
1
dEt = dM · et = dV  et = dV  e + v 2 + ψ . (3.51)
2

Dabei ist e ([e] = m2 /s2 ) die spezifische innere Energie. Damit folgt für die sub-
stantielle Änderung der Gesamtenergie
 
D e + 2 v + ψ
1 2
DEt Det
= dV  = dV  . (3.52)
Dt Dt Dt
Zur Ermittlung der Leistung Ẇ betrachten wir zunächst z.B. die von σx am Mas-
senelement pro Zeit Dt verrichtete Arbeit. Nach Bild 3.1 ergibt sich dafür
   
∂u ∂σx
Ẇσ x = dy dz − uσx + u + dx σx + dx
∂x ∂x

= dV (uσx ) .
∂x
Danach ist die gesamte Leistung, die von allen Normal- und Tangentialspannungen
am Massenelement des Volumens dV verrichtet wird:
70 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

∂ ∂
Ẇ = dV (uσx + vτxy + wτxz ) + (uτyx + vσy + wτyz )
∂x ∂y
 (3.53)

+ (uτzx + vτzy + wσz ) .
∂z

Dabei bedeuten σx , σy , . . . , τzy die Gesamtspannungen nach Gl. (3.13) bzw.


Gl. (3.15). In symbolischer Form (Vektor-Schreibweise) läßt sich das auch schreiben
als
Ẇ = dV div (σ v ) . (3.54)
Setzt man die Gleichungen Gl. (3.50), Gl. (3.52) und Gl. (3.54) in Gl. (3.48) ein,
ergibt sich die Energiegleichung
 
D e + 21 v 2 + ψ
 = − div q + div (σ v ) . (3.55)
Dt

Die Änderung der Gesamtenergie, d.h. der Summe aus innerer, kinetischer und po-
tentieller Energie, ist gleich der durch Wärmeleitung zugeführten Energie und der
von den Oberflächenkräften verrichteten Arbeit.
Berücksichtigt man den Zusammenhang zwischen Spannungstensor σ und vis-
kosem Spannungstensor τ , vgl. Gl. (3.19),

σ = −δ p + τ , (3.56)

dann läßt sich Gl. (3.55) auch wie folgt schreiben:

∂(et )
= − div [(p + et )
v − τ v + q ] . (3.57)
∂t

Danach läßt sich also die lokale Änderung der Gesamtenergie als Divergenz eines
Vektorfeldes identifizieren. Eine derartig formulierte Bilanzgleichung hat, wie man
sagt, Divergenz-Form oder streng konservative Form.
Die Energiegleichung, Gl. (3.55), läßt sich auch als Bilanzgleichung für die spe-
zifische totale Enthalpie
p
ht = et + (3.58)

formulieren:
Dht ∂p
 = − div q + + div (τ v ) . (3.59)
Dt ∂t
Aus Gl. (3.55) für die spezifische Gesamtenergie et läßt sich durch Subtraktion
der im letzten Abschnitt hergeleiteten Energiegleichung (3.47) für die mechanische
Energie die Bilanzgleichung für die innere Energie gewinnen:

De
 = − div q − p div v +  . (3.60)
Dt
3.10 Energiegleichung 71

Dabei heißt
 = div (τ v ) − v Div τ (3.61)
die Dissipationsfunktion.
Für kartesische Koordinaten gilt bei Berücksichtigung der Transportgleichungen,
Gl. (3.36) und Gl. (3.37), und der Stokesschen Hypothese, Gl. (3.38):
   2   
 ∂u 2 ∂v ∂w 2
=2 + +
µ ∂x ∂y ∂z
   
∂v ∂u 2 ∂w ∂v 2
+ + + + (3.62)
∂x ∂y ∂y ∂z
   
∂u ∂w 2 2 ∂u ∂v ∂w 2
+ + − + +
∂z ∂x 3 ∂x ∂y ∂z

oder
      
 2 ∂u ∂v 2 ∂v ∂w 2 ∂w ∂u 2
= − + − + −
µ 3 ∂x ∂y ∂y ∂z ∂z ∂x
      (3.63)
∂v ∂u 2 ∂w ∂v 2 ∂u ∂w 2
+ + + + + + .
∂x ∂y ∂y ∂z ∂z ∂x

Es sind noch andere Formen der Energiegleichung möglich. Als Bilanz der spe-
zifischen Enthalpie
p
h=e+ (3.64)

lautet sie
Dh Dp
 = − div q + + . (3.65)
Dt Dt
Benutzt man den allgemeingültigen Zusammenhang, vgl. J. Kestin (1966a),
Dh DT 1 − βT Dp
= cp + (3.66)
Dt Dt  Dt

mit der isobaren spezifischen Wärmekapazität cp ([cp ] = J/kgK) und dem Wär-
meausdehnungskoeffizienten
 
1 ∂
β=− , (3.67)
 ∂T p

dann läßt sich die Energiegleichung auch als Bilanz für das Temperaturfeld formu-
lieren:
DT Dp
cp = − div q + βT + . (3.68)
Dt Dt
Diese Form der Energiegleichung soll im folgenden bevorzugt verwendet werden.
72 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Schließlich kann wegen


Ds Dh 1 Dp
T = −
Dt Dt  Dt
aus der Energiegleichung, Gl. (3.65), auch eine Bilanzgleichung für die spezifische
Entropie s abgeleitet werden:
 
Ds q q 1
 = − div − 2 grad T +  . (3.69)
Dt T T T
Auf der rechten Seite dieser Bilanzgleichung stehen außer dem Divergenz-Term noch
zwei Quellterme, die Entropieproduktion bedeuten. Nach dem zweiten Hauptsatz der
Thermodynamik kann die Entropie eines adiabaten Systems ( q = 0 auf der System-
grenze) nicht abnehmen. Daher sind die Terme /T und −( q /T 2 ) grad T nicht
negativ. Wegen Gl. (3.63) folgt daraus, daß die Viskosität µ positiv sein muß. Aus
der zweiten Bedingung folgt, daß die jetzt noch einzuführende Wärmeleitfähigkeit
λ ebenfalls positiv sein muß.
Zur Bilanzgleichung für die Energie muß nun noch eine Transportgleichung hin-
zukommen, die den Wärmestromdichtevektor q mit dem Temperaturfeld verbindet.
Nach J.B. Fourier (1822) gilt für die Wärmeleitung
q = −λ grad T , (3.70)
wobei die Wärmeleitfähigkeit λ ([λ] = J/msK) eine positive Stoffgröße ist. Damit
lautet die Energiegleichung endgültig

DT Dp
cp = div (λ grad T ) + βT + . (3.71)
Dt Dt

Für ebene Strömungen ergibt sich daraus in kartesischen Koordinaten:


     
∂T ∂T ∂T ∂ ∂T ∂ ∂T
cp +u +v = λ + λ
∂t ∂x ∂y ∂x ∂x ∂y ∂y
  (3.72)
∂p ∂p ∂p
+ βT +u +v +
∂t ∂x ∂y
mit der Dissipationsfunktion  nach Gl. (3.62) bzw. Gl. (3.63).

3.11
Bewegungsgleichungen für beliebige Koordinatensysteme
(Zusammenfassung)
Die Herleitung der Bewegungsgleichungen erfolgte zunächst für das kartesische
Koordinatensystem. Durch Verwendung der symbolischen Schreibweise (Vektor-
Schreibweise) können die Bewegungsgleichungen in allgemeingültiger Form wie
folgt angegeben werden:
3.11 Bewegungsgleichungen für beliebige Koordinatensysteme (Zusammenfassung) 73

D
= − div v , (3.73)
Dt
  
D v 2
 = f − grad p + Div µ 2ε̇ − δ div v , (3.74)
Dt 3

DT Dp
cp = div (λ grad T ) + βT + . (3.75)
Dt Dt
Es gilt
Da ∂a
= + v · grad a (3.76)
Dt ∂t
mit a = , T oder p und
 
D v ∂ v 1 2
= + grad v − v × rot v . (3.77)
Dt ∂t 2
Häufig werden die Operatoren div und grad auch durch den Nabla-Operator ∇
dargestellt, wie z.B. ∇ v ≡ div v , ∇p ≡ grad p.
Dieses sind fünf Gleichungen für die fünf Unbekannten: p, T und die drei Kom-
ponenten von v . Sie gelten unter folgenden Bedingungen:
a) Das Fluid ist ein Kontinuum.
b) Der Spannungstensor ist symmetrisch. (Das Fluid hat kein dem Volumen pro-
portionales örtliches Drehmoment, wie es in einem elektrischen Feld möglich
wäre.)
c) Das Fluid ist isotrop. (Es gibt lokal keine bevorzugte Richtung, d.h. die Haupt-
achsen von Spannungs- und Verformungsgeschwindigkeitstensor sind gleich.)
d) Es handelt sich um Newtonsche Fluide. (Zwischen Spannungs- und Verfor-
mungsgeschwindigkeitstensor besteht ein linearer Zusammenhang.)
e) Es gilt die Hypothese von Stokes, d.h. die Volumenviskosität verschwindet. (Es
dürfen keine Relaxationsvorgänge auftreten, d.h. die Relaxationszeiten für innere
Umwandlungsprozesse müssen sehr klein sein gegenüber den Verformungszei-
ten.)
f) Es gilt das „Prinzip des lokalen Zustands“. (In jedem Punkt des Strömungsfeldes
gelten dieselben Zustandsgleichungen wie in einem ruhenden System, d.h. lokale
und zeitliche Gradienten der Zustandsgrößen gehen nicht in die Zustandsglei-
chungen ein, vgl. J. Kestin (1968).)
g) Der lokale thermodynamische Zustand kann durch zwei Zustandsgrößen be-
schrieben werden. Wählt man p und T als diese beiden Zustandsgrößen, sind
damit Mehrphasenströmungen ausgeschlossen. Ferner bleiben Diffusionsvor-
gänge unberücksichtigt, da zu deren Beschreibung mehr als zwei Zustandsgrößen
benötigt werden. Auf Diffusionsvorgänge wird jedoch in Kap. 11.3 kurz einge-
gangen.
h) Es gilt das Gesetz von Fourier für den Wärmestromdichte-Vektor.
i) Wärmequellen (z.B. Strahlung, chemische Reaktionen, Joulesche Wärme) wer-
den vernachlässigt.
74 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Zu den Bewegungsgleichungen gehören folgende Randbedingungen an Wänden:


a) Haftbedingung:
Die Geschwindigkeitskomponente vt tangential zur Wand verschwindet an der
Wand. Es handelt sich um eine empirisch gewonnene Bedingung, die im Rahmen
der Kontinuumsmechanik sehr gut erfüllt ist. Einzelheiten zur Haftbedingung,
auch aus historischer Sicht, findet man bei S. Goldstein (1965). Bei extrem ge-
ringen Gasdichten ist die Haftbedingung nicht mehr erfüllt. Man spricht dann
von Gleitströmungen, vgl. S.A. Schaaf; P.L. Chambrè (1958). Die angegebenen
Bewegungsgleichungen gelten dafür noch, jedoch sind die Randbedingungen
entsprechend zu ändern.
b) Normalkomponente der Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeitskomponente vn normal zur Wand verschwindet im allge-
meinen bei undurchlässiger Wand. Sie ist jedoch von null verschieden, wenn die
Wand durchlässig ist und Fluid entweder abgesaugt oder ausgeblasen wird, vgl.
Kap. 11. Die Normalkomponente der Geschwindigkeit kann auch bei undurch-
lässiger Wand von null verschieden sein, wenn Stoffübertragungsvorgänge bei
Zweistoff- oder Mehrstoffströmungen betrachtet werden. Beispielsweise ent-
spricht Kondensation der Absaugung und Verdunstung dem Ausblasen, vgl.
Kap. 11.
c) Temperaturfeld
Die Vielfalt der Randbedingungen für das Temperaturfeld ist weitaus größer als
beim Geschwindigkeitsfeld. Man unterscheidet im wesentlichen folgende Arten
von Randbedingungen:
Randbedingung erster Art:
Vorgabe der Wandtemperatur. Im Kontinuumsbereich nimmt das Fluid an der
Wand die Wandtemperatur an. Bei Strömungen stark verdünnter Gase (Gleit-
strömungen) kommt es jedoch zu einem Temperatursprung, vgl. S.A. Schaaf;
P.L. Chambre (1958).
Randbedingung zweiter Art:
Vorgabe der Wärmestromdichte an der Wand, qw = (
q · n )w mit n als Normal-
einheitsvektor der Wand.
Randbedingungen dritter Art:
Hierbei kann es sich um eine Kopplung von Wandtemperatur und Wärmestrom-
dichte an der Wand handeln. Es können jedoch auch Kopplungsbedingungen mit
dem Temperaturfeld innerhalb der Wand sein.
Bei den Bewegungsgleichungen handelt es sich um ein System von fünf partiellen
Differentialgleichungen für p, T und die drei Komponenten des Geschwindigkeits-
vektors v . Um das System zu vervollständigen, müssen noch die Zustandsgleichun-
gen für die Dichte ρ(p,T ) und die isobare spezifische Wärmekapazität cp (p,T )
sowie Beziehungen für die Viskosität µ(p,T ) und die Wärmeleitfähigkeit λ(p,T )
vorliegen. Der außerdem in der Energiegleichung auftretende Wärmeausdehnungs-
koeffizient β ergibt sich aus der Zustandsgleichung (p,T ) durch partielle Differen-
tiation.
Tabelle 3.1. Stoffwerte, Temperaturabhängigkeiten, Gl. (4.30), Druckabhängigkeiten, Gl. (10.26), von Luft, Wasser, Öl, Natrium bei pR = 1 bar

Stoff Luft Wasser Öl (Shell Voluta 919) Natrium (flüssig)

T /K 293 473 773 273 293 343 273 293 343 473 673 873

T /◦ C 20 200 500 0 20 70 0 20 70 200 400 600


kg
/ 3 1,188 0,736 0,450 999,8 998,2 977,8 889 875 840 903,6 856,2 808,2
m
10−6 kg
µ/ ms 18,185 25,850 35,800 1791,5 1001,6 403,9 94489 28372 4886 452,2 284,6 207,6
−6 2
ν/ 10 s m 15,307 35,122 79,556 1,792 1,004 0,413 106,29 32,43 5,817 0,500 0,332 0,257
10−3 W
λ/ mK 25,721 38,660 56,346 561,1 598,5 663,1 131,7 130,2 126,6 82000 72200 62400
kJ
cp / kgK 1,014 1,048 1,096 4,219 4,185 4,188 1,817 1,892 2,081 1,339 1,279 1,255

Pr 0,717 0,702 0,696 13,47 7,00 2,55 1303,6 412,28 80,35 0,0074 0,0050 0,0042

−βT = K −1,000 −1,000 −1,000 0,018 −0,061 −0,200 −0,215 −0,234 −0,286 −0,123 −0,187 −0,261

Kµ 0,775 0,696 0,633 −9,264 −7,239 −4,758 −19,970 −14,690 −8,403 −1,536 −1,116 −1,301

Kλ 0,891 0,809 0,726 0,924 0,872 0,404 −0,153 −0,166 −0,199 −0,308 −0,454 −0,616

abhängigkeit
Temperatur
Kc 0,068 0,076 0,108 −0,226 −0,050 0,052 0,567 0,584 0,622 −0,140 −0,111 −0,018


K 1 1 1 5 · 10−5 5 · 10−5 5 · 10−5


Kµ 6 · 10−4 3 · 10−4 1 · 10−4 −1 · 10−4 −5 · 10−5 6 · 10−5


Kλ 2 · 10−3 9 · 10−4 4 · 10−4 1 · 10−4 8 · 10−5 8 · 10−5
3.11 Bewegungsgleichungen für beliebige Koordinatensysteme (Zusammenfassung)

Druck
abhängigkeit

Kc 2 · 10−3 5 · 10−4 2 · 10−4 −1 · 10−4 −7 · 10−5 −5 · 10−5
75
76 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Die genannten Stoffwerte für einige technisch wichtigen Fluide sind in Tabelle 3.1
zusammengestellt, bezüglich Wasser vgl. W. Wagner; R. Kruse (1998). Die Tabelle
(für pR = 1 bar) gibt außerdem eine Übersicht über die Änderungen der Stoffgrößen
mit der Temperatur. Die Abhängigkeit der Größen µ, λ und cp vom Druck ist im
allgemeinen sehr gering und meistens vernachlässigbar. Ferner zeigt diese Tabelle,
daß bei Flüssigkeiten hauptsächlich die Temperaturabhängigkeit der Viskosität eine
wichtige Rolle spielt. Es sei aber darauf hingewiesen, daß die genannten Änderungen
der Stoffgrößen in der Nähe des kritischen Punktes ganz erhebliche Werte annehmen
können.

Anmerkung (Invarianz gegenüber Galilei-Transformationen)


Transformationen, die den Übergang zwischen gleichförmig bewegten Koordinatensystemen
beschreiben, heißen Galilei-Transformationen. Diesen gegenüber sind die Navier–Stokes-
Gleichungen invariant, solange die (konstante) Geschwindigkeit der gleichförmigen Bewe-
gung sehr klein ist gegenüber der Lichtgeschwindigkeit (klassische Mechanik), vgl. z.B.
R.L. Panton (1984).

3.12
Bewegungsgleichungen für kartesische Koordinaten
in Index-Schreibweise
Um die Darstellung der Bewegungsgleichungen zu vereinfachen, wird für Vektoren und Ten-
soren in kartesischen Koordinaten häufig die Index-Schreibweise verwendet. Dabei muß die
Summations-Regel nach Einstein beachtet werden: Tritt in einem Glied ein Index doppelt auf,
dann muß von eins bis drei summiert werden. Der Ortsvektor hat die Komponenten xi , der
Geschwindigkeitsvektor die Komponenten ui .

Die Bewegungsgleichungen lauten:


Kontinuitätsgleichung:
∂ ∂
+ (ui ) = 0 . (3.78)
∂t ∂xi
Impulsgleichung:
∂ ∂ ∂p ∂τij
(ui ) + (ui uj ) = fi − + (3.79)
∂t ∂xj ∂xi ∂xj
mit  
∂ui ∂uj 2 ∂u
τij = µ + − δij . (3.80)
∂xj ∂xi 3 ∂x
Energiegleichung:
   
∂ ∂ ∂p ∂p ∂ui ∂ ∂T
(cp T ) + (cp uj T ) = βT + uj + τij + λ . (3.81)
∂t ∂xj ∂t ∂xj ∂xj ∂xj ∂xj

Die wohl kürzeste Darstellung der Bewegungsgleichungen ist die streng konservative Form.
Sie lautet mit fi = − ∂ψ/∂xi
∂U ∂Fj
+ = Qj (3.82)
∂t ∂xj
3.13 Bewegungsgleichungen in speziellen Koordinatensystemen 77

mit den Matrizen


⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞
 uj 0
U = ⎝ ui ⎠ , Fj = ⎝ ui uj + δij p − τij ⎠ , Qj = ⎝ fi ⎠ , (3.83)
∂T
uj (et + p) − u τ j − λ ∂x
et j
0

wobei der viskose Spannungstensor τij durch Gl. (3.22) und die spezifische Gesamtenergie
et durch Gl. (3.51) gegeben sind.
Auch nach einer allgemeinen Koordinatentransformation von xj auf ξj (xj ) der Form

ξ1 = ξ1 (x1 ,x2 ,x3 )


ξ2 = ξ2 (x1 ,x2 ,x3 ) (3.84)
ξ3 = ξ3 (x1 ,x2 ,x3 )

können die Bewegungsgleichungen wieder in eine streng konservative Form gebracht werden.
Wie H. Viviand (1974) und M. Vinokur (1974) gezeigt haben, geht dann Gl. (3.82) für Qj = 0
über in
∂U ∗ ∂Fj∗
+ =0 (3.85)
∂t ∂ξj
mit
1
U∗ = U, (3.76)
J
1 ∂ξj
Fj∗ = Fi , (3.77)
J ∂xi
wobei J die Jacobi-Determinante ist:
 
 ∂ξ1 ∂ξ1 ∂ξ1 
 
 ∂x1 ∂x2 ∂x3 
 
 
∂(ξ1 ,ξ2 ,ξ3 )  ∂ξ2 ∂ξ2 ∂ξ2 
J = = . (3.88)
∂(x1 ,x2 ,x3 )  ∂x1 ∂x2 ∂x3 
 
 ∂ξ3 ∂ξ3 ∂ξ3 
 
 ∂x1 ∂x2 ∂x3 

3.13
Bewegungsgleichungen
in speziellen Koordinatensystemen

Zylinderkoordinaten

Ortsvektor r,ϕ,z

Geschwindigkeitsvektor v (vr ,vϕ ,vz )


78 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Drehungsvektor
1
=
ω rot v
2
 
1 1 ∂vz ∂vϕ
ωr = −
2 r ∂ϕ ∂z
  (3.89)
1 ∂vr ∂vz
ωϕ = −
2 ∂z ∂r
 
ωz = 2r ∂r (rvϕ ) − ∂ϕ
1 ∂ ∂vr

Kontinuitätsgleichung

∂ 1 ∂(rvr ) 1 ∂(vϕ ) ∂(vz )


+ + + =0 (3.90)
∂t r ∂r r ∂ϕ ∂z

Impulsgleichungen
 
∂vr ∂vr vϕ ∂vr vϕ2 ∂vr
 +vr + − + vz
∂t ∂r r ∂ϕ r ∂z
(3.91)
∂p 1 ∂(rτrr ) 1 ∂τrϕ ∂τrz τϕϕ
= fr − + + + −
∂r r ∂r r ∂ϕ ∂z r
 
∂vϕ ∂vϕ vϕ ∂vϕ v r vϕ ∂vϕ
 +vr + + + vz
∂t ∂r r ∂ϕ r ∂z
(3.92)
1 ∂p 1 ∂ 1 ∂τϕϕ ∂τϕz
= fϕ − + 2 (r 2 τrϕ ) + +
r ∂ϕ r ∂r r ∂ϕ ∂z
 
∂vz ∂vz vϕ ∂vz ∂vz
 +vr + + vz
∂t ∂r r ∂ϕ ∂z
(3.93)
∂p 1 ∂(rτrz ) 1 ∂τϕz ∂τzz
= fz − + + +
∂z r ∂r r ∂ϕ ∂z
Energiegleichung
 
∂T ∂T vϕ ∂T ∂T
cp +vr + + vz
∂t ∂r r ∂ϕ ∂z
     
1 ∂ ∂T 1 ∂ 1 ∂T ∂ ∂T
= λr + λ + λ (3.94)
r ∂r ∂r r ∂ϕ r ∂ϕ ∂z ∂z
 
∂p ∂p vϕ ∂p ∂p
+βT + vr + + vz +
∂t ∂r r ∂ϕ ∂z
3.13 Bewegungsgleichungen in speziellen Koordinatensystemen 79

viskose Spannungen
 
∂vr 2
τrr = µ 2 − div v
∂r 3
   
1 ∂vϕ vr 2
τϕϕ = µ 2 + − div v
r ∂ϕ r 3
 
∂vz 2
τzz = µ 2 − div v (3.95)
∂z 3
   
∂ vϕ 1 ∂vr
τrϕ = µ r +
∂r r r ∂ϕ
 
∂vz ∂vr
τrz = µ +
∂r ∂z
 
∂vϕ 1 ∂vz
τϕz = µ + (3.95)
∂z r ∂ϕ
Dissipationsfunktion
          
 ∂vr 2 1 ∂vϕ vr 2 ∂vz 2 ∂ vϕ 1 ∂vr 2
=2 + + + + r +
µ ∂r r ∂ϕ r ∂z ∂r r r ∂ϕ
 2  2
1 ∂vz ∂vϕ ∂vr ∂vz 2
+ + + + − ( div v )2
r ∂ϕ ∂z ∂z ∂r 3
(3.96)
Divergenz
1 ∂(rvr ) 1 ∂vϕ ∂vz
div v = + + . (3.97)
r ∂r r ∂ϕ ∂z
Natürliche Koordinaten für ebene Strömungen (vgl. Bild 3.6)
Kontur-Krümmung κ(x) = 1/R(x)

Bild 3.6. Natürliches Koordinatensystem für ebene Strö-


mungen
80 3 Feldgleichungen für die Strömungen Newtonscher Fluide

Koordinaten x,y
Geschwindigkeitsvektor v (u,v)
 
1 1 ∂v 1 ∂
Drehung ω= − [(1 + κy)u] (3.98)
2 1 + κy ∂x 1 + κy ∂y

Kontinuitätsgleichung

∂ 1 ∂(u) 1 ∂
+ + [(1 + κy)v] = 0 (3.99)
∂t 1 + κy ∂x 1 + κy ∂y

Impulsgleichungen
 
∂u u ∂u ∂u κ
 + +v + uv
∂t 1 + κy ∂x ∂y 1 + κy
1 ∂p 1 ∂τxx 1 ∂
= fx − + + [(1 + κy)2 τxy ]
1 + κy ∂x 1 + κy ∂x (1 + κy)2 ∂y
(3.100)

 
∂v u ∂v ∂v κ
 + +v − u2
∂t 1 + κy ∂x ∂y 1 + κy
∂p 1 ∂τxy 1 ∂ κ
= fy − + + [(1 + κy)τyy ] − τxx
∂y 1 + κy ∂x 1 + κy ∂y 1 + κy
(3.101)
Energiegleichung
     
∂T u ∂T ∂T 1 ∂ λ ∂T ∂ ∂T
cp + +v = + λ
∂t 1 + κy ∂x ∂y 1 + κy ∂x 1 + κy ∂x ∂y ∂y
 
∂p u ∂p ∂p
+βT + +v
∂t 1 + κy ∂x ∂y
+
(3.102)
viskose Spannungen
   
2 ∂u 2
τxx = µ + κv − div v
1 + κy ∂x 3
 
∂v 2
τyy =µ 2 − div v (3.103)
∂y 3
 
∂u κu 1 ∂v
τxy =µ − +
∂y 1 + κy 1 + κy ∂x
3.13 Bewegungsgleichungen in speziellen Koordinatensystemen 81

Dissipationsfunktion
  2  2 
 1 ∂u ∂v
=2 + κv +
µ 1 + κy ∂x ∂y
  2 (3.104)
∂u 1 ∂v 2
+ + − κu − ( div v )2
∂y 1 + κy ∂x 3

Divergenz
1 ∂u ∂
div v = + [(1 + κy)v] . (3.105)
1 + κy ∂x ∂y

Andere Koordinatensysteme
Zu folgenden Koordinaten-Systemen findet man Hinweise in der Literatur:

a) Allgemeine orthogonale Koordinaten: M.S. Tsien (1958),


b) Sphärische Polarkoordinaten: R.L. Panton (1984)
c) Natürliche Koordinaten für axialsymmetrische Strömungen: M. Van Dyke
(1962c)
d) Oberflächen-orientiertes monoklinisches Koordinatensystem (2 nicht-ortho-
goṅale Koordinaten auf der Körperoberfläche und die Oberflächennormale):
E.H. Hirschel; W. Kordulla (1981)
e) Bewegtes (beschleunigtes und rotierendes) Koordinatensystem: G.K. Batchelor
(1974), J.H. Spurk (1997)
4
Allgemeine Eigenschaften
der Bewegungsgleichungen

4.1
Ähnlichkeitsgesetze
Bevor im nächsten Kapitel auf Lösungen der Bewegungsgleichungen eingegangen
wird, sollen zunächst einige allgemeine Eigenschaften dieser Gleichungen bespro-
chen werden.
Zunächst soll untersucht werden, welche Einflußgrößen in die Lösungen der Be-
wegungsgleichungen eingehen. Bezieht man die gesuchten Größen auf geeignet ge-
wählte Referenzgrößen, dann hängen die dimensionslosen Lösungsgrößen nur noch
von dimensionslosen Ortskoordinaten und von weiteren dimensionslosen Kennzah-
len ab. Sie werden auch Ähnlichkeitskennzahlen genannt. Zwei Strömungen an ähn-
lichen Geometrien heißen physikalisch ähnlich, wenn alle Ähnlichkeitskennzahlen
übereinstimmen. In diesem Fall sind außer den Begrenzungen (Körper) auch die
Stromlinien und die Linien konstanten Druckes ähnlich. Die Kenntnis der für ein
Strömungsproblem relevanten Kennzahlen ist von grundlegender Bedeutung für die
Durchführung von Modellversuchen. Oft wird von dem eigentlichen Objekt, für
welches man den Strömungsvorgang zu kennen wünscht, ein geometrisch ähnlich
verkleinertes Modell hergestellt und dieses in einem Strömungskanal untersucht.
Hierbei erhebt sich dann die Frage nach der physikalischen Ähnlichkeit von Strö-
mungen, d.h. nach den Kennzahlen, und die damit verbundene Frage nach der Über-
tragbarkeit der Ergebnisse von Modellversuchen auf die Großausführung.
Bereits in Kap. 1 war die Frage nach der dynamischen Ähnlichkeit zweier Strö-
mungen, bei welchen Trägheitskräfte und Reibungskräfte wirksam sind, dahingehend
beantwortet worden, daß ihre Reynolds-Zahlen gleich sein müssen (Reynoldssches
Ähnlichkeitsgesetz). Das dort aus einer Abschätzung der Kräfte hergeleitete Rey-
noldssche Ähnlichkeitsgesetz soll jetzt nochmals, zusammen mit weiteren Ähnlich-
keitsgesetzen, aus den Bewegungsgleichungen hergeleitet werden.
Wir gehen von den Bewegungsgleichungen, Gl. (3.73) bis (3.77), aus. Als Refe-
renzgrößen wählen wir eine Bezugslänge l (typische Körperabmessung), eine Be-
zugsgeschwindigkeit V (z.B. die Anströmgeschwindigkeit) und einen thermodyna-
mischen Bezugszustand, gekennzeichnet durch die Referenz-Temperatur TR und den
Referenz-Druck pR . Die dazugehörigen Stoffwerte sind R , µR , cpR , λR und βR . Für
die Massenkraft pro Volumeneinheit wird gesetzt
f =  g =  g e g , (4.1)
wobei e g der Einheitsvektor in Richtung der Fallbeschleunigung ist und g als Kon-
stante angenommen wird.
84 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

Es werden folgende dimensionslose Größen eingeführt:


x y z
x∗ = , y∗ = , z∗ = ,
l l l
tV v p − pR
t∗ = , v ∗ = , p∗ = ,
l V R V 2
T  µ
T∗ = , ∗ = , µ∗ = ,
TR R µR
(4.2)
cp λ β
cp∗ = , ∗
λ = , ∗
β = ,
cpR λR βR
l
ε̇ ∗ = ε̇, grad ∗ .. = l grad .. , div ∗ .. = l div .. ,
V
l2
Div ∗ .. = l Div .. , rot ∗ .. = l rot .. , ∗ = .
µR V 2
Der Druck p tritt in den Bewegungsgleichungen nur in Form von Ableitungen auf.
Daher ist es zulässig, die Differenz gegenüber dem Referenz-Druck zu verwenden.
Werden die dimensionslosen Größen nach Gl. (4.2) in die Bewegungsgleichungen
(3.73) bis (3.77) eingesetzt, so ergibt sich:
D∗
= −∗ div ∗ v ∗ , (4.3)
Dt ∗
  
D v ∗ 1 ∗ 1 2
∗ ∗ ∗ ∗
= 2  e g − grad p + ∗ ∗ ∗ ∗ ∗
Div µ 2ε̇ − δ div v , (4.4)
Dt Fr Re 3

DT ∗ 1 ∗ ∗ Dp
∗ Ec ∗
∗ cp∗ ∗
= div ∗ ∗
(λ grad ∗ ∗
T ) − K  Ec β T ∗
+  . (4.5)
Dt Re Pr Dt Re
Dabei sind folgende fünf dimensionslose Kennzahlen aufgetreten:

R V l
Reynolds-Zahl Re = , (4.6)
µR
V
Froude-Zahl Fr = √ , (4.7)
gl
µR cpR νR
Prandtl-Zahl Pr = = , (4.8)
λR aR
V 2
Eckert-Zahl Ec = , (4.9)
cpR TR
Isobare Dichteänderungs-Zahl K = −βR TR . (4.10)
Ferner sind µ
ν= (4.11)

4.1 Ähnlichkeitsgesetze 85

die kinematische Viskosität ([ν] = m2 / s) und


λ
a= (4.12)
 cp

die Temperaturleitfähigkeit ([a] = m2 / s), hier im Referenzzustand verwendet.


Von den fünf Kennzahlen sind Pr und K reine Stoffwerte, die im allgemeinen
noch vom Referenzzustand abhängig sind.
Aus den bisherigen Betrachtungen folgt, daß Strömungen um geometrisch ähn-
liche Körper dann physikalisch ähnlich sind, wenn die fünf genannten Kennzahlen
gleich sind. Dabei sind natürlich auch analoge Anfangs- und Randbedingungen
angenommen.
Nur selten stimmen bei Modellversuch und Großausführung alle fünf Kennzahlen
überein. Sind nur einige Kennzahlen gleich, spricht man von partieller Ähnlichkeit.
In solchen Fällen bemüht man sich, hauptsächlich die für die zu untersuchende
Strömung entscheidenden Ähnlichkeitsgesetze einzuhalten, d.h. die entsprechenden
Kennzahlen zur Übereinstimmung zu bringen. Für diejenigen Kennzahlen, die un-
gleich bleiben, müssen bei der Übertragung der Modellversuchsergebnisse auf die
Großausführung entsprechende Korrekturen vorgenommen werden. Dazu muß je-
doch die Abhängigkeit der Lösung von diesen Kennzahlen bekannt sein.
Hauptaufgabe der Strömungsmechanik ist es daher, die Abhängigkeiten der Lö-
sungen der Bewegungsgleichungen von den Kennzahlen zu ermitteln. In konkre-
ten Fällen können zu den genannten Kennzahlen noch weitere hinzukommen, wenn
durch Vorgaben der Anfangs- und Randbedingungen weitere Einflußgrößen ins Spiel
kommen. Wird z.B. eine Frequenz f vorgegeben etwa durch einen umströmten Kör-
per, der erzwungene Schwingungen ausführt, dann tritt als weitere Kennzahl die
in Gl. (1.16) angegebene Strouhal-Zahl auf. Bei Wärmeübertragungsproblemen ist
häufig eine Temperatur-Differenz, z.B. Tw − TR , vorgegeben. Dann ist (Tw − TR )/TR
eine weitere Kennzahl.
In der Literatur findet man noch andere Kennzahlen, die mit den hier angegebenen
zusammenhängen. Die in Gl. (4.5) auftretende Kombination

Pe = Re · Pr (4.13)

heißt Peclet-Zahl. Die in Kap. 1 bereits erwähnte (vgl. Gl. (1.8)) Mach-Zahl hängt
mit der Eckert-Zahl wie folgt zusammen:

cR2
Ec = Ma2 = Ma2 
Kc . (4.14)
cpR TR

Dabei ist die Schallgeschwindigkeits-Zahl 


Kc = cR2 /(cpR TR ) wieder eine reine Stoff-
kennzahl. (Für ideale Gase, d.h. p/ = RT , gilt 
Kc = γ − 1 und K = −1)
Um die Anzahl der Kennzahlen zu reduzieren, ist es üblich, das asymptotische
Verhalten der Lösungen für sehr große oder sehr kleine Werte der Kennzahlen zu
untersuchen. Dieses bedeutet in erster Näherung eine Reduktion der Anzahl der
Kennzahlen. Die in diesem Buch abgehandelte Grenzschicht-Theorie ist genau eine
86 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

derartige asymptotische Theorie, und zwar für den Fall sehr großer Reynolds-Zahlen
(Re → ∞).
Geht man zur Grenze Re = ∞ über, reduzieren sich die Gl. (4.3) bis (4.5) auf
diejenigen für reibungslose Strömungen, und außer den Stoff-Kennzahlen K und  Kc
bleiben nur die Kennzahlen Froude-Zahl und Mach-Zahl übrig. Die reibungslosen
Lösungen können jedoch nicht die Haftbedingungen an der Wand erfüllen. Sie sind
daher für Re → ∞ überall brauchbar mit Ausnahme einer sehr dünnen wandnahen
Schicht, der Grenzschicht, deren Berechnung Hauptthema dieses Buches ist.
Im Grenzfall Fr → ∞ verschwindet der Einfluß der Schwerkraft, was in vielen
Anwendungsbereichen angenommen werden kann, z.B. Flugtechnik, Kraftfahrzeug-
Aerodynamik, Strömungen in Verdichtern und Gasturbinen.
Wird angenommen, daß Dichte und Viskosität konstant sind (d.h. ∗ = µ∗ = 1),
dann ist die Strömung inkompressibel (vgl. Gl. (3.5)), und die Geschwindigkeits-
und Druckfelder sind vom Temperaturfeld unabhängig (einseitige Entkoppelung).
Diese sind dann im Grenzfall Fr → ∞ nur noch von der Reynolds-Zahl abhängig.
Hieran erkennt man die zentrale Bedeutung des Reynoldsschen Ähnlichkeitsgesetzes
für die gesamte Strömungsmechanik.
Als Lösungen interessieren neben den Feldern für Geschwindigkeit, Druck und
Temperatur insbesondere die Wandschubspannung τw und die Wärmestromdichte
qw an der Wand. Dafür werden ebenfalls dimensionslose Größen eingeführt:
der Reibungsbeiwert τw
cf = R 2 (4.15)
2 V
und bei vorgegebener Temperaturdifferenz Tw − T∞ die Nußelt-Zahl
qw l
Nu = . (4.16)
λR (Tw − T∞ )
Bezeichnet man den Ortsvektor mit r , so lautet eine allgemeine Lösung der Bewe-
gungsgleichungen in dreidimensionaler Form

v ∗ = f 1 (r ∗ , Re , Fr , Pr , Ec , K )
p∗ = f2 (r ∗ , Re , Fr , Pr , Ec , K )
T∗ = f3 (r ∗ , Re , Fr , Pr , Ec , K ) (4.17)

cf = f4 (r w∗ , Re , Fr , Pr , Ec , K )
Nu = f5 (r w∗ , Re , Fr , Pr , Ec , K ) .
4.1 Ähnlichkeitsgesetze für Strömungen mit Auftriebskräften 87

4.2
Ähnlichkeitsgesetze für Strömungen mit Auftriebskräften
(gemischte erzwungene und natürliche Konvektion)
Sind die Auftriebskräfte (∼ 1/ Fr 2 ) für die Strömung von Bedeutung, ist es zweck-
mäßig, bei den Feldern für Druck und Temperatur nur die Differenz gegenüber den
entsprechenden statischen Feldern zu betrachten. Für ein von der Zeit unabhängiges
v = 0) folgt aus Gl. (3.74) und (4.1)
statisches Feld (

stat g eg = grad pstat . (4.18)

Wird diese Gleichung von Gl. (3.74) abgezogen, dann erhält man mit

p = pstat + pBew (4.19)

die Beziehung, die nach Umschreiben in dimensionslose Form der Gl. (4.4) ent-
spricht:
D v ∗ 1
∗ ∗ = 2 (∗ − stat ∗
) eg − grad ∗ pBew

Dt Fr
   (4.20)
1 ∗ ∗ ∗ 2 ∗ ∗
+ Div µ 2ε̇ − δ div v .
Re 3
Hiernach ist pBew nur der durch die Bewegung des Fluids hervorgerufene Anteil des
Druckes.
Bei Strömungen mit Auftrieb ist es üblich, nur geringe Abweichungen der Tem-
peratur und des Druckes von den jeweiligen Referenz-Werten zu betrachten. Für
die Dichte (T ,p) kann dann eine Taylor-Reihen-Entwicklung um den Referenz-
Zustand als Näherung für die Zustandsgleichung angesetzt werden:
   
∂ ∂
(T ,p) = R + (T − TR ) + (p − pR ) + · · · . (4.21)
∂T R ∂p R
Nun gilt allgemein
   
∂ ∂ γ cp
=γ = mit γ = . (4.22)
∂p T ∂p s c2 cv
Damit läßt sich Gl. (4.21) in folgende dimensionslose Form bringen:

∗ (T ∗ ,p ∗ ) = 1 + K (T ∗ − 1) + γ Ma2 p ∗ + · · · . (4.23)

Man erkennt an dieser Gleichung, daß die inkompressible Strömung


(∗ = 1) einen doppelten Grenzübergang verlangt:

Ma → 0
inkompressible Strömung für g = 0. (4.24)
T → TR
Der Grenzwert Ma → 0 reicht im allgemeinen für eine inkompressible Strömung
nicht aus.
88 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

Bei Strömungen mit Auftrieb sind die Mach-Zahlen praktisch sehr klein. Es soll
daher im folgenden nur dieser Grenzfall Ma → 0 betrachtet werden. Dann entfallen
das Druckglied in Gl. (4.23) und die beiden Glieder proportional zu Ec (wegen
Gl. (4.14)) in der Energiegleichung. Aus der reduzierten Gleichung für die Dichte,
Gl. (4.23), folgt für das statische Feld
∗ ∗
stat = 1 + K (Tstat − 1) . (4.25)

Damit lautet die Impulsgleichung, Gl. (4.20):

D v ∗ K
∗ = 2 (T ∗ − Tstat

) eg − grad ∗ pBew

Dt ∗ Fr
   (4.26)
1 ∗ ∗ ∗ 2 ∗ ∗
+ Div µ 2ε̇ − δ div v .
Re 3
∗ (r ∗ ) noch vom Ort abhängen, wie beispielsweise in der Erdatmos-
Dabei kann Tstat
phäre. Infolge des Grenzüberganges Ma → 0 tritt die Temperatur in der Energieglei-
chung nur als Ableitung auf. Die Energiegleichung kann daher auch als Gleichung
für T ∗ − 1 statt für T ∗ aufgefaßt werden.
Bei Wärmeübertragungsproblemen sind vor allem zwei Fälle von besonderer Be-
deutung: Die Vorgabe einer Temperaturdifferenz, z.B. Tw − TR , oder die Vorgabe
einer Wärmestromdichte qw an der Wand.
Bei Vorgabe einer Temperaturdifferenz Tw − TR wird folgende dimensionslose
Temperatur
T − TR T∗ −1
ϑ= = ∗ (4.27)
Tw − T R Tw − 1
eingeführt. Damit lauten Impulsgleichung und Energiegleichung
 ∗ − 1
∗ Dv
∗ K (Tw∗ − 1) Tstat
 = ϑ 1− ∗ e g
Dt ∗ Fr 2 Tw − 1
   (4.28)
∗ 1 ∗ ∗ ∗ 2 ∗ ∗
− grad pBew + Div µ 2ε̇ − δ div v ,
Re 3
Dϑ 1
∗ cp∗ ∗
= div ∗ (λ∗ grad ∗ ϑ) . (4.29)
Dt Re Pr
Werden für die Stoffwerte µ∗ , cp∗ und λ∗ analog zur Dichte auch Taylor-Reihen
entsprechend Gl. (4.23) angesetzt, ergibt sich

∗ (T ∗ ) = 1 + K (Tw∗ − 1)ϑ
µ∗ (T ∗ ) = 1 + Kµ (Tw∗ − 1)ϑ
(4.30)
cp∗ (T ∗ ) = 1 + Kc (Tw∗ − 1)ϑ
λ∗ (T ∗ ) = 1 + Kλ (Tw∗ − 1)ϑ .

Zahlenwerte von Kα (α = ,µ,c,λ) findet man für einige Stoffe in Tabelle 3.1.
4.2 Ähnlichkeitsgesetze für Strömungen mit Auftriebskräften 89

Folgender wichtiger Grenzprozeß ist in der Literatur unter der Bezeichnung


Boussinesq-Approximation bekannt:

Tw → TR , V → 0, Tstat → TR , (4.31)

jedoch so, daß


K (1 − Tw∗ ) βR (Tw − TR )gl
Ar = = (4.32)
Fr 2 V2
und
Tstat − TR
ϑstat = (4.33)
Tw − T R

endlich bleiben. Die erstgenannte Kennzahl ist der Kopplungsparameter und heißt
Archimedes-Zahl. In diesem Grenzfall ist die Strömung inkompressibel, und die
Bewegungsgleichungen vereinfachen sich erheblich:

div v ∗ = 0 , (4.34)
D v ∗ 2
= Ar ϑ(1 − ϑstat ) eg − grad ∗ pBew

+ Div ∗ ε̇∗ , (4.35)
Dt ∗ Re

Dϑ 1

= div ∗ ( grad ∗ ϑ) . (4.36)
Dt Re Pr

Formal entsteht dieses Gleichungssystem aus dem System Gl. (4.3) bis (4.5) neben
Ma → 0 dadurch, daß alle Stoffwerte konstant gesetzt werden in allen Termen mit
Ausnahme des Auftriebterms, in den ein linearer Zusammenhang zwischen Dichte
und Temperatur eingeht.
Wird statt einer Temperaturdifferenz eine Wärmestromdichte qw an der Wand
vorgegeben, dann erhält man formal dasselbe Gleichungssystem. Dabei haben aber
ϑ, Ar und ϑstat folgende Bedeutung

T − TR
ϑ = , (4.37)
qw l/λR
βR gl 2 qw
Ar = , (4.38)
V 2 λR
Tstat − TR
ϑstat = . (4.39)
qw l/λR

Wieder bleiben diese Größen endlich im Grenzprozeß

qw → 0, V → 0, Tstat → TR . (4.40)
90 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

Die Kennzahlen Ar and ϑstat sind wieder die Kopplungsparameter. Analog zu


Gl. (4.30) ergibt sich
qw l
∗ (T ∗ ) = 1 + K ϑ (4.41)
λR T R
und entsprechendes für die übrigen Stoffwerte.
Diese genannten Grenzprozesse werden nach J. Boussinesq (1903) als
Boussinesq-Approximation bezeichnet. Jedoch hat sich offenbar A. Oberbeck (1876)
schon früher damit beschäftigt, so daß einige Autoren von Oberbeck-Boussinesq-
Approximation sprechen, vgl. D.D. Joseph (1976), G.P. Merker (1987). Die allge-
meinen Lösungen lauten für beide Fälle

v
= f 1 (r ∗ , Re , Ar , Pr ,ϑstat )
V
pBew − pR (4.42)
= f2 (r ∗ , Re , Ar , Pr ,ϑstat )
R V 2
ϑ = f3 (r ∗ , Re , Ar , Pr ,ϑstat ) .

4.3
Ähnlichkeitsgesetze für die natürliche Konvektion

Strömungen, bei denen die von Temperaturdifferenzen hervorgerufenen Dichteunter-


schiede die einzige Bewegungsursache sind, bezeichnet man als natürliche Konvek-
tionsströmungen oder auch als freie Konvektionsströmungen. Bei ihnen entfällt also
die Anströmgeschwindigkeit, es existiert a priori keine Bezugsgeschwindigkeit V .
Die Ähnlichkeitsgesetze für die natürliche Konvektionsströmungen sollen aus
den Bewegungsgleichungen für die gemischte Konvektion als Sonderfall V = 0
hergeleitet werden.
Wird als Bezugsgeschwindigkeit νR / l anstatt V gewählt, ergibt sich aus der Im-
pulsgleichung, Gl. (4.26),

D v ∗
∗ = Ga K (T ∗ − Tstat

) eg − grad ∗ pBew

Dt ∗
   (4.43)
+ Div ∗ µ∗ 2ε̇∗ − 23 δ div ∗ v ∗ .

Als neue Kennzahl wurde die Galilei-Zahl

Re2 gl 3
Ga = = (4.44)
Fr 2 νR2

eingeführt. Sie enthält keine Bezugsgeschwindigkeit. Die beiden Gleichungen (4.26)


und (4.43) sind gleichwertig. Beide gelten für gemischte Konvektionsströmungen.
Letztere jedoch auch für natürliche Konvektionsströmungen.
4.3 Ähnlichkeitsgesetze für die natürliche Konvektion 91

Auch für Gl. (4.43) lassen sich Boussinesq-Approximationen angeben. Für die
Grenzen kleiner Temperaturdifferenzen bzw. kleiner Wärmestromdichten an der
Wand erhält man:

D v ∗
= Gr ϑ(1 − ϑstat ) eg − grad ∗ pBew

+ 2 Div ∗ ε̇ ∗ . (4.45)
Dt ∗
Dabei sind wieder die beiden Fälle zu unterscheiden:
Vorgabe einer Temperaturdifferenz Tw − TR :
Grenzprozeß:
Tw → TR , νR → 0, Tstat → TR , (4.46)
so daß
T − TR
ϑ= , (4.47)
Tw − T R
die Grashof-Zahl
gl 3 βR (Tw − TR )
Gr = Ar Re2 = (4.48)
νR2
und ϑstat nach Gl. (4.33) endlich bleiben.
Vorgabe einer Wärmestromdichte qw :
Grenzprozeß:
qw → 0, νR → 0, Tstat → TR , (4.49)
so daß
T − TR
ϑ= , (4.50)
qw l/λR
die Grashof-Zahl
gl 4 βR qw
Gr = Ar · Re2 = (4.51)
λR νR2
und ϑstat nach Gl. (4.39) endlich bleiben.
Die allgemeinen Lösungen lauten formal für beide Fälle gleich:

v l
= f 1 (r ∗ , Gr , Pr ,ϑstat )
νR
(pBew − pR )l 2 (4.52)
= f2 (r ∗ , Gr , Pr ,ϑstat )
R νR2
ϑ = f3 (r ∗ , Gr , Pr ,ϑstat ) .

Dabei sind Gr und ϑstat Kopplungsparameter.


Bemerkenswert ist an diesen Grenzfällen, daß hier bereits sehr kleine Viskositäten
angenommen werden. Dennoch handelt es sich hierbei im allgemeinen noch nicht um
eine Strömung mit Grenzschicht-Charakter. Dieser tritt erst auf, wenn die Grashof-
Zahl sehr groß wird (Gr → ∞). Dann verschwindet häufig auch der Einfluß des
Druckgradienten, wie in Kap. 10.5 noch genauer gezeigt werden wird.
92 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

4.4
Wirbeltransportgleichung
Wie bereits gezeigt, werden Geschwindigkeits- und Druckfelder vom Temperaturfeld
unabhängig, wenn Dichte und Viskosität konstant sind und Auftriebskräfte (infolge
Gewichts) vernachlässigt werden. Die Strömung ist dann inkompressibel. Die Im-
pulsgleichung kann dafür in eine Gleichung für den Drehungs-Vektor nach Gl. (3.27)
1
=
ω rot v (4.53)
2
umgewandelt werden, vgl. R.L. Panton (1984, S. 327). Sie lautet


= (ω
· grad )
v + νω
(4.54)
Dt
und wird Wirbeltransport-Gleichung genannt. Danach ändert sich die Drehung ei-
nes Fluidteilchens aufgrund von zwei unterschiedlichen Mechanismen, die durch
die beiden Terme auf der rechten Seite der Gleichung gekennzeichnet sind. Das
erste Glied beschreibt Wirbelstreckungen und Umlenkungen von Wirbellinien. Wir-
bellinien sind nach Definition stets parallel zum Drehungsvektor und entsprechen
Stromlinien im Geschwindigkeitsfeld. Diese durch (ω · grad )
v gekennzeichneten
Mechanismen existieren nicht in ebenen Strömungen. Das zweite Glied beschreibt
die Diffusion von Drehung infolge der Viskosität. Insofern kann die Viskosität auch
als ein Transportkoeffizient für die Drehung interpretiert werden. Bemerkenswert
ist, daß die Wirbeltransportgleichung den Druck nicht enthält. Das ist jedoch ver-
ständlich, da Normalspannungen keinen Einfluß auf die Teilchen-Drehung haben
können.
Besonders einfach wird die Wirbeltransportgleichung für ebene Strömungen. In
kartesischen Koordinaten lautet sie:
 2 
∂ω ∂ω ∂ω ∂ ω ∂ 2ω
+u +v =ν + (4.55)
∂t ∂x ∂y ∂x 2 ∂y 2
mit  
1 ∂v ∂u
ω = ωz = − . (4.56)
2 ∂x ∂y
In diesem Fall gibt es eine weitgehende Analogie zur Energiegleichung:
 2 
∂T ∂T ∂T ∂ T ∂ 2T
+u +v =a + , (4.57)
∂t ∂x ∂y ∂x 2 ∂y 2
wobei a die in Gl. (4.12) angegebene Temperaturleitfähigkeit ist. Die jeweiligen
Transportvorgänge sind analog. Der Temperaturleitfähigkeit a im Temperaturfeld
entspricht die kinematische Viskosität im Drehungsfeld. Für a = ν (d.h. Pr = 1)
wären bei gleichen Randbedingungen die Lösungen für Temperatur und Drehung
identisch.
Durch Elimination des Druckes reduzieren sich die drei Gleichungen (Konti-
nuitätsgleichung, 2 Impulsgleichungen) für u, v, und p auf zwei Gleichungen für u
4.4 Wirbeltransportgleichung 93

und v. Durch Einführen einer Stromfunktion ψ(x,y) läßt sich die Anzahl der Glei-
chungen weiter reduzieren.
Setzt man
∂ψ ∂ψ
u= , v=− , (4.58)
∂y ∂x

so ist die Kontinuitätsgleichung von selbst erfüllt. Für die Drehung gilt

1
ω = − ψ (4.59)
2

und damit ergibt sich die Wirbeltransportgleichung

∂(ψ) ∂ψ ∂(ψ) ∂ψ ∂(ψ)


+ − = νψ . (4.60)
∂t ∂y ∂x ∂x ∂y

In dieser Form enthält die Wirbeltransportgleichung nur noch die Unbekannte ψ.


Es handelt sich um eine – immer noch nichtlineare – Differentialgleichung vierter
Ordnung.

Sonderfall ω = konst. Es ist offensichtlich, daß die Strömungen konstanter Dre-


hung (ω = konst) und insbesondere drehungsfreie Strömungen (ω = 0) Lösungen
der ebenen Wirbeltransportgleichung sind. Leider erfüllen diese Lösungen, bis auf
wenige Ausnahmen, nicht die Haftbedingung an der Wand, so daß sie im allgemeinen
keine praktische Bedeutung haben.
Die Strömungen konstanter Drehung, zu denen auch die in Kap. 1 behandelte
Couette-Strömung gehört, haben im Zusammenhang mit abgelösten Strömungen
eine Bedeutung, vgl. G.K. Batchelor (1956).
Drehungsfreie Strömungen heißen Potentialströmungen. Diese sind also trotz von
null verschiedener Viskosität (viskose Potentialströmungen!) Lösungen der Navier-
Stokes-Gleichungen. Man erhält physikalisch sinnvolle Lösungen aus allen zwei-
dimensionalen Potentialströmungen um ebene Körper, wenn Strom- und Potential-
linien in ihrer Bedeutung vertauscht werden. Es handelt sich dann um Körper mit
Absaugen bzw. Ausblasen an der Körperoberfläche, an der jedoch die Haftbedingung
erfüllt ist.
Häufig läßt sich durch Mitbewegen der Wand die Haftbedingung erfüllen. Das
einfachste Beispiel hierfür ist die Strömung in der Umgebung eines rotierenden
Kreiszylinders in sonst ruhender Umgebung. Die Potentialströmung mit einer reinen
Umfangsgeschwindigkeit ∼ 1/r (Potentialwirbel) ist Lösung der Navier-Stokes-
Gleichungen. Näheres hierzu findet man in Arbeiten von G. Hamel (1941) und J.
Ackeret (1952).
Die viskosen Potentialströmungen liefern eine von null verschiedene Dissipati-
onsfunktion  nach Gl. (3.62), worauf auch J. Zierep (1983) hingewiesen hat. Sie
entspricht der Gesamtleistung der Wandschubspannung an der „bewegten“ Ober-
fläche.
94 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

4.5
Grenzfall sehr kleiner Reynolds-Zahlen

Bei sehr langsamen Bewegungen oder bei solchen mit sehr großer Viskosität sind die Rei-
bungskräfte erheblich größer als die Trägheitskräfte, da die letzteren in den Geschwindig-
keiten quadratisch sind, die ersteren dagegen linear. Man kann dann in erster Näherung die
Trägheitsglieder gegenüber den Reibungsgliedern völlig vernachlässigen und erhält somit aus
Gl. (4.60)
ψ = 0 . (4.61)
Dies ist jetzt eine lineare Differentialgleichung, die einer Lösung schon wesentlich besser
zugänglich ist als die vollständige Gl. (4.60). Man nennt Strömungen, die Gl. (4.61) erfüllen,
schleichende Bewegungen. Das Streichen der Trägheitsglieder im Grenzfall sehr langsamer
Bewegung kann mathematisch als zulässig angesehen werden, da hierbei die Ordnung der
Differentialgleichung nicht erniedrigt wird und deshalb mit den Lösungen der vereinfachten
Differentialgleichung (4.61) noch ebenso viele Randbedingungen erfüllt werden können wie
bei der vollständigen Gl. (4.60).
Die schleichenden Bewegungen können auch als Lösungen der Navier-Stokes-Gleichun-
gen aufgefaßt werden für den Grenzfall sehr kleiner Reynolds-Zahlen (Re → 0).
Lösungen für die schleichende Bewegung nach Gl. (4.61) sind von G.G. Stokes (1856)
für die Kugel angegeben worden. Die Stokessche Lösung ist z.B. anwendbar auf das Fallen
von Nebeltröpfchen in Luft oder das Fallen von kleinen Kugeln in einem dickflüssigen Öl,
wobei die Geschwindigkeiten so klein sind, daß die Trägheitskräfte mit guter Näherung ver-
nachlässigt werden können. Auch die hydrodynamische Schmierungstheorie, welche sich mit
den Strömungsvorgängen des Schmieröles in dem sehr engen Schmierspalt zwischen Zapfen
und Lager befaßt, geht von den vereinfachten Bewegungsgleichungen der schleichenden Be-
wegung aus. Wenn auch hier die Geschwindigkeiten nicht klein sind, so sorgen doch die sehr
geringen Spalthöhen und die verhältnismäßig große Öl-Viskosität dafür, daß die Reibungs-
kräfte sehr viel größer sind als die Trägheitskräfte. Zusammenfassende Darstellungen der
Strömungen bei kleinen Reynolds-Zahlen wurden von W.E. Langlois (1964) und J. Happel;
H. Brenner (1973) gegeben, vgl. auch K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 233).

4.6
Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen

Für die praktischen Anwendungen von erheblich größerer Bedeutung ist dagegen
der andere Grenzfall, daß in Gl. (4.60) die Reibungsglieder wesentlich kleiner
sind als die Trägheitsglieder. Da die technisch wichtigsten Fluide Luft und Wasser
eine recht kleine Viskosität besitzen, liegt dieser Fall bei einigermaßen großen Ge-
schwindigkeiten meistens vor. Dieses ist der Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen
(Re → ∞). In diesem Fall erfordert jedoch die hieraus resultierende mathematische
Vereinfachung der Differentialgleichung (4.60) wesentlich größere Sorgfalt. Es ist
nicht erlaubt, die Reibungsglieder, also die rechte Seite der Gl. (4.60), einfach zu
streichen. Hierdurch würde die Ordnung der Differentialgleichung von vier auf zwei
erniedrigt werden, und deshalb würden mit der vereinfachten Differentialgleichung
nicht alle Randbedingungen der vollständigen Differentialgleichung erfüllt wer-
den können. Die hier angeschnittene Frage gehört zu dem wesentlichen Inhalt der
Grenzschicht-Theorie. Wir wollen jetzt zunächst erörtern, welche allgemeinen Aus-
4.6 Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen 95

Bild 4.1. Analogie zwischen der Tempera-


turverteilung und der Verteilung der Dre-
hung in der Umgebung eines umströmten
Körpers, T0 = Tw > T∞ .
a), b): Grenzen des erwärmten Gebietes
a) für kleine Strömungsgeschwindigkei-
ten
b) für große Strömungsgeschwindigkei-
ten

sagen über die Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen im Grenzfall sehr großer


Reynolds-Zahlen möglich sind.
Eine anschauliche Vorstellung von dem Charakter der Lösungen der Navier-
Stokes-Gleichungen für den Grenzfall sehr kleiner Viskosität kann man sich aus der
bereits erwähnten Analogie zwischen den Feldern der Drehung und der Temperatur
(Gl. (4.55) und 4.57)) verschaffen. Es wird nach Bild 4.1 die Umströmung eines
Körpers betrachtet, dessen Wandtemperatur größer als die Umgebungstemperatur
T∞ ist.
Wegen der Analogie zwischen den Gl. (4.55) und (4.57) darf man erwarten, daß
auch die Lösungsfelder für die Drehung ω und für die Temperaturdifferenz T − T∞
ähnlichen Charakter haben.
Nun ist aber der Charakter des Temperaturfeldes rein anschaulich einigermaßen
klar. Im Grenzfall, in dem die Strömungsgeschwindigkeit gleich null ist (Ruhe),
wird sich die erhöhte Temperatur des Körpers auf seine Umgebung nach allen Seiten
gleichmäßig auswirken. Auch bei sehr kleinen Strömungsgeschwindigkeiten wird
noch die Umgebung des Körpers nach allen Richtungen von der Erwärmung be-
troffen werden. Wird jedoch die Strömungsgeschwindigkeit gesteigert, so leuchtet
anschaulich ein, daß sich das von der Erwärmung betroffene Gebiet mehr und mehr
zusammenzieht auf eine schmale Zone in der unmittelbaren Umgebung des Körpers
und einen Schweif erwärmten Fluids hinter dem Körper (Bild 4.1).
Von dem gleichen Charakter ist nun auch die Lösung der Gl. (4.55) für die Dre-
hung ω. Bei kleinen Geschwindigkeiten (Reibungskräfte groß im Vergleich zu den
Trägheitskräften) erhält man die Drehung in der ganzen Umgebung des umströmten
Körpers. Dagegen ist für große Geschwindigkeiten (Reibungskräfte klein gegenü-
ber den Trägheitskräften) ein Strömungsfeld zu erwarten, bei dem Drehung nur in
einer schmalen Zone entlang der Oberfläche des umströmten Körpers und in einem
Schweif hinter dem Körper vorhanden ist, dagegen das ganze übrige Gebiet prak-
tisch drehungsfrei bleibt (vgl. Bild 4.1). Wir erwarten also, daß im Grenzfall sehr
kleiner Reibungskräfte, d.h. sehr großer Reynolds-Zahlen, die Lösungen der Navier-
Stokes-Gleichungen so beschaffen sind, daß man das ganze Strömungsfeld aufteilen
kann in eine drehungsfreie Außenströmung, die somit den Gesetzen der reibungs-
losen Strömung gehorcht und als Potentialströmung berechnet werden kann, und
eine körpernahe dünne Schicht sowie einen Nachlauf hinter dem Körper, wo die
Strömung mit Drehung behaftet ist und somit aus den Navier-Stokes-Gleichungen
berechnet werden muß. Nur in dieser Schicht sind die Reibungskräfte wesentlich,
d.h. von gleicher Größe wie die Trägheitskräfte. Diese Schicht heißt die Reibungs-
96 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

oder Grenzschicht. Diese Idee der Reibungsschicht wurde zuerst von L. Prandtl
(1904) zu Anfang dieses Jahrhunderts in die Strömungsmechanik eingeführt und hat
sich als sehr fruchtbar erwiesen. Erst durch die Aufteilung des ganzen Strömungs-
feldes in die reibungsfreie Außenströmung und die reibungsbehaftete Grenzschicht-
strömung konnten die großen mathematischen Schwierigkeiten der Navier-Stokes-
Gleichungen so weit vermindert werden, daß es möglich wurde, ihre Integration
für viele Fälle durchzuführen. Dies bildet den Inhalt der Grenzschicht-Theorie der
folgenden Kapitel.
Daß im Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen eine dünne Schicht in Körper-
nähe existiert, auf die sich die Reibungswirkung hauptsächlich beschränkt, läßt sich
in gewissen einfachen Fällen aber auch direkt rechnerisch aus den Lösungen der
Navier-Stokes-Gleichungen zeigen. Wir werden darauf in Kap. 5 noch zu sprechen
kommen.
Der oben diskutierte Grenzfall, bei welchem die Reibungskräfte gegenüber den
Trägheitskräften stark überwiegen (schleichende Bewegung, Reynolds-Zahl sehr
klein), bringt mathematisch eine erhebliche Vereinfachung, weil sich bei Vernach-
lässigung der Trägheitskräfte in den Navier-Stokes-Differentialgleichungen ihre
Ordnung zwar nicht erniedrigt, sie dabei aber linear werden. Der andere Grenz-
fall, bei welchem die Trägheitskräfte gegenüber den Reibungskräften stark über-
wiegen (Reibungsschicht, Reynolds-Zahl sehr groß), ist mathematisch schwieriger
als die schleichende Bewegung. Denn würde man einfach in den Navier-Stokes-
Gleichungen µ gleich null setzen, so würden sowohl in den ursprünglichen Navier-
Stokes-Gleichungen (3.42) als auch in der Gleichung für die Stromfunktion (4.60) die
höchsten Differentialquotienten fortfallen. Bei den so entstehenden Differentialglei-
chungen von geringerer Ordnung (sog. Eulersche Differentialgleichungen) können
dann aber nicht mehr sämtliche Randbedingungen der ursprünglichen vollständigen
Differentialgleichung erfüllt werden. Jedoch bedeutet dies nicht, daß die Lösungen
einer solchen durch Elimination der Reibungsterme vereinfachten Gleichung ihre
physikalische Bedeutung verlieren. Es ist vielmehr möglich zu beweisen, daß diese
Lösungen mit der vollständigen Lösung der vollen Navier-Stokes-Gleichung fast
überall im Grenzfall der sehr großen Reynolds-Zahlen übereinstimmen. Die Aus-
nahme ist auf eine dünne Schicht nahe der Wand – die Grenzschicht – beschränkt.
Daher kann man sich die vollständige Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen als
aus zwei Teilen bestehend vorstellen: der sog. „äußeren“ Lösung, die mit Hilfe der
Eulerschen Bewegungsgleichung erhalten wird, und einer sog. „inneren“ Lösung
oder Grenzschichtlösung, die nur in der dünnen Schicht in unmittelbarer Wandnähe
besteht. Die „innere“ Lösung befriedigt die sog. Grenzschichtgleichungen, die aus
den Navier-Stokes-Gleichungen durch Koordinatentransformation und Übergang zu
Re → ∞ hervorgehen, wie in Kap. 6 gezeigt wird. Die äußere und die innere Lösung
müssen dann so miteinander verbunden werden, daß in einem Überlappungsgebiet
beide Lösungen gültig sind.
4.7 Mathematisches Beispiel zum Grenzübergang Re → ∞ 97

4.7
Mathematisches Beispiel zum Grenzübergang Re → ∞
Da die vorstehenden Überlegungen zu den wichtigsten Grundlagen der Grenzschicht-Theorie
gehören, möge der ihnen zugrunde liegende Sachverhalt noch an einem sehr einfachen ma-
thematischen Beispiel erläutert werden, das von L. Prandtl1 angegeben wurde.
Wir betrachten die Schwingung eines Massenpunktes mit Dämpfung. Hierfür gilt die Dif-
ferentialgleichung
d2x dx
m 2 +k + cx = 0 . (4.62)
dt dt
Hierbei bedeuten m die schwingende Masse, k die Dämpfungskonstante, c die Federkonstante,
x die Entfernung der Masse aus der Ruhelage und t die Zeit.
Als Anfangsbedingung sei vorgegeben
t =0: x = 0. (4.63)
Analog zu den Navier-Stokes-Gleichungen mit sehr kleiner kinematischer Viskosität ν be-
trachten wir hier den Grenzfall sehr kleiner Masse m, da dann auch in Gl. (4.62) das Glied
mit der höchsten Ordnung sehr klein wird.
Die vollständige Lösung von (4.62) mit der Anfangsbedingung (4.63) lautet

x = A[e−(ct/k) − e−(kt/m) ] m → 0, (4.64)


wobei A eine freie Konstante ist, die noch durch eine zweite Anfangsbedingung festgelegt
werden könnte.
Setzt man in Gl. (4.62) m = 0, erhält man die vereinfachte Differentialgleichung
dx
k + cx = 0 , (4.65)
dt
die jetzt eine Differentialgleichung erster Ordnung ist mit der Lösung

xa (t) = Ae−(ct/k) . (4.66)


Durch die spezielle Wahl des zunächst beliebigen Faktors A stimmt diese Lösung mit dem
ersten Glied der vollständigen Lösung überein. Sie kann jedoch nicht die Anfangsbedingung
(4.63) erfüllen. Sie ist also eine Lösung für große Zeiten („äußere“ Lösung).
Für die Lösung bei kleinen Zeiten („innere“ Lösung) läßt sich aus Gl. (4.62) ebenfalls eine
vereinfachte Differentialgleichung herleiten. Zu diesem Zweck wird durch „Streckung“ der
Zeitkoordinate t eine neue „innere“ Variable
t
t∗ = (4.67)
m
eingeführt. Mit dieser lautet Gl. (4.62)

d2x dx
+ k ∗ + mcx = 0. (4.68)
dt ∗2 dt
Für m = 0 ergibt sich daraus die Differentialgleichung für die „Innenlösung“

d2x dx
+k 2 =0 (4.69)
dt ∗2 dt
1 L. Prandtl, Anschauliche und nützliche Mathematik. Vorlesung Göttingen, WS 1931/32.
98 4 Allgemeine Eigenschaften der Bewegungsgleichungen

mit der Lösung



xi (t ∗ ) = A1 e−kt + A2 . (4.70)
Diese Differentialgleichung bleibt trotz der Vereinfachung von zweiter Ordnung. Sie kann die
Anfangsbedingung (4.63) erfüllen. Es gilt dann
A1 = −A2 . (4.71)
Die Bestimmung der Konstanten A2 erfolgt durch Anpassung an die „Außenlösung“ entspre-
chend Gl. (4.66). In einem Übergangsgebiet, d.h. für mittlere Zeiten, müssen die Lösungen
nach Gl. (4.66) und (4.70) übereinstimmen. Es muß gelten:
lim xi (t ∗ ) = lim xa (t) . (4.72)
t ∗ →∞ t→0

In Worten besagt die Anpassungsbedingung: Der „äußere“ Grenzwert der inneren Lösung ist
gleich dem „inneren“ Grenzwert der äußeren Lösung. Aus Gl. (4.72) folgt sofort
A2 = A (4.73)
und damit für die Innenlösung

xi (t ∗ ) = A(1 − e−kt ) . (4.74)
Man erhält diese Lösung auch aus der vollständigen Lösung nach Gl. (4.64), wenn man
in dieser das erste Glied für kleine t entwickelt und nur das erste Glied der Entwicklung
berücksichtigt, also
lim e−(ct/k) = 1 (4.75)
t→0
setzt. Die beiden Lösungen, Außenlösung nach Gl. (4.66) und Innenlösung nach Gl. (4.74),
stellen die Gesamtlösung dar, wenn man jede in ihrem Gültigkeitsbereich verwendet.
Bei festem t geht Gl. (4.64) für m → 0 in die Außenlösung über. Man erhält aus den
Teillösungen die Gesamtlösung, die für den gesamten t-Bereich gilt (engl.: composite solu-
tion), indem man beide Lösungen addiert, wobei jedoch der gemeinsame Teil der Lösungen
nach Gl. (4.72) nur einmal berücksichtigt werden darf, also wieder abgezogen werden muß:
x(t) = xa (t) + xi (t ∗ ) − ∗lim xi (t ∗ ) = xa (t) + xi (t ∗ ) − lim xa (t) . (4.76)
t →∞ t→0

Nach dieser Vorschrift folgt aus den beiden Einzellösungen die Gesamtlösung nach Gl. (4.64).
Eine graphische Darstellung der Gesamtlösung nach Gl. (4.64) ist in Bild 4.2 für A > 0
gegeben. Kurve a entspricht der Außenlösung (4.66). Die Kurven b, c und d entsprechen der
Gesamtlösung (4.64), wobei der Wert von m in Richtung von b nach d abnimmt.

Bild 4.2. Lösung der Schwingungsgleichung


(4.62) für m → 0.
(a) Lösung der vereinfachten Differentialglei-
chung (4.65), m = 0;
(b) (c), (d) Lösungen der vollständigen Dif-
ferentialgleichung (4.62) für verschiedene
Werte m. Für kleine Werte m, Kurve (d),
hat die Lösung „Grenzschichtcharakter“.
4.8 Mehrdeutigkeit der Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen 99

Vergleicht man dieses Beispiel mit den Navier-Stokes-Differentialgleichungen, so


entspricht die vollständige Differentialgleichung (4.62) den Navier-Stokes-Differential-
gleichungen eines viskosen Fluids, die vereinfachte Differentialgleichung (4.65) der Außen-
lösung den Eulerschen Differentialgleichungen des reibungslosen Fluids und die vereinfachte
Differentialgleichung (4.69) der Innenlösung den noch herzuleitenden Grenzschichtgleichun-
gen. Die Anfangsbedingung (4.63) entspricht der Haftbedingung des viskosen Fluids, die
von den Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen erfüllt werden kann, nicht jedoch von
den Lösungen der Eulerschen Gleichungen. Die Außenlösung entspricht der reibungslosen
Außenströmung (Potentialströmung), welche die Haftbedingung an der Wand nicht erfüllt.
Die Innenlösung entspricht der Grenzschichtströmung, die von der Viskosität bestimmt wird
und nur in einer schmalen Zone in Wandnähe (Grenzschicht oder Reibungsschicht) gilt. Aber
erst unter Hinzunahme dieser Grenzschichtlösung wird die Erfüllung der Haftbedingung an
der Wand möglich und damit die Gesamtlösung physikalisch sinnvoll.
Wir finden also bei diesem einfachen Beispiel nochmals den gleichen mathematischen
Sachverhalt bestätigt, den wir schon im vorigen Abschnitt erkannt hatten, daß man nämlich
in den Navier-Stokes-Gleichungen den Grenzübergang zu sehr kleiner Viskosität (sehr große
Reynolds-Zahl) nicht durch Streichen der Reibungsglieder in der Differentialgleichung aus-
führen darf, sondern daß man erst in der fertigen Lösung die Reynolds-Zahl sehr groß werden
lassen darf.
Wie wir jedoch später noch näher sehen werden, ist es nicht erforderlich, für den Gren-
zübergang Re → ∞ die vollen Navier-Stokes-Gleichungen beizubehalten. Wir werden aus
Gründen der mathematischen Vereinfachung in ihnen eine Reihe von Gliedern, insbeson-
dere Reibungsglieder, als klein vernachlässigen können. Wichtig dabei ist jedoch, daß nicht
sämtliche Reibungsglieder vernachlässigt werden, da dies die Ordnung der Navier-Stokes-
Gleichungen erniedrigen würde.

4.8
Mehrdeutigkeit der Lösungen
der Navier-Stokes-Gleichungen

Für gegebene Anfangs- und Randbedingungen müssen die Lösungen der Navier-
Stokes-Gleichungen keineswegs eindeutig sein. Hauptsächlich wegen der Nichtli-
nearität der Differentialgleichungen kann es bei der Variation entsprechender geo-
metrischer oder strömungsmechanischer Parameter zu Lösungsverzweigungen und
damit zu mehrdeutigen Lösungen kommen. Dabei können die Lösungen trotz sta-
tionärer Anfangsbedingungen auch instationär werden. Beim Übergang von lami-
narer zu turbulenter Strömung handelt es sich im Prinzip um eine Serie derartiger
Lösungsverzweigungen, die zu immer komplexeren Strukturen der Lösungen führen,
vgl. dazu Kap. 15.
Bei stationären Strömungen kommt es häufig zu mehrdeutigen Lösungen, wenn
Strömungsablösung und Rückströmung auftreten. Dabei entspricht oft eine der Lö-
sungen anliegender Strömung, während die andere Lösung eine Strömung mit Ablö-
sung beschreibt. Derartige Mehrdeutigkeiten können auch bei Grenzschichten vorlie-
gen, wie die weiteren Kapitel zeigen werden. Insbesondere wird in Kap. 14 dargelegt
werden, daß dabei auch Hysterese auftreten kann.
5
Exakte Lösungen
der Navier-Stokes-Gleichungen

Die Aufgabe, exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen zu finden, bereitet im


allgemeinen erhebliche Schwierigkeiten. Dies liegt vor allem an der Nichtlinearität
dieser Gleichungen, welche verbietet, das Superpositionsprinzip zu verwenden, das
bei den reibungslosen inkompressiblen Potentialströmungen so gute Dienste leistet.
Trotzdem kann man in einigen Spezialfällen exakte Lösungen angeben, und zwar
vor allem dann, wenn die nichtlinearen Trägheitsglieder von selbst verschwinden.
Die heutigen Möglichkeiten der Großrechner und die hochentwickelten numeri-
schen Verfahren für nichtlineare partielle Differentialgleichungen erlauben es, auch
allgemeine Lösungen für Navier-Stokes-Gleichungen numerisch zu ermitteln, vgl.
B.E. Schönung (1990). Die Schwierigkeiten wachsen jedoch mit zunehmenden
Reynolds-Zahlen, was mit der besonderen Struktur der Lösung bei hohen Reynolds-
Zahlen zusammenhängt.
Wir wollen in diesem Kapitel einige exakte Lösungen der Navier-Stokes-Glei-
chungen bei inkompressiblen Strömungen besprechen. Dabei wird sich zeigen, daß
die meisten dieser exakten Lösungen im Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen
Grenzschichtcharakter besitzen.
Umfassende Übersichten über die Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen sind
von R. Berker (1963) und C.Y. Wang (1989, 1991) gegeben worden.
Die hier betrachteten Lösungen lassen sich wie folgt einteilen:
stationäre ebene Strömungen,
stationäre axialsymmetrische Strömungen,
instationäre ebene Strömungen,
instationäre axialsymmetrische Strömungen.
Jede Kategorie kann noch unterteilt werden in Strömungen ohne und mit nichtlinea-
ren Trägheitsgliedern sowie in Durchströmungen und Umströmungen.
Die folgenden ausgewählten Beispiele sollen vor allem den Grenzschichtcharakter
der Lösungen bei hohen Reynolds-Zahlen aufzeigen.

5.1
Stationäre ebene Strömungen
5.1.1
Couette-Poiseuille-Strömungen
Eine besonders einfache Art von Lösungen sind die sog. Schichtenströmungen. Wir verstehen
darunter solche Strömungen, bei denen nur eine Geschwindigkeitskomponente vorhanden ist.
102 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Bild 5.1. Couette-Poiseuille-Strömungen zwischen zwei parallelen ebenen Wänden


P > 0 Druckabfall in Schlepprichtung
P < 0 Druckanstieg in Schlepprichtung

Ist z.B. nur die Geschwindigkeitskomponente u von null verschieden, also v überall gleich
null, so folgt aus der Kontinuitätsgleichung sofort, daß ∂u/∂x = 0 ist und somit u nicht
abhängig von x sein kann. Für die Schichtenströmungen gilt also:

u = u(y); v = 0. (5.1)

Aus der Navier-Stokes-Gleichung (3.42) für die y-Richtung folgt dann sofort ∂p/∂y = 0
(p = pBew ist hier bereits nur der Anteil des Druckes infolge der Bewegung). Der Druck ist
also nur von x abhängig. Außerdem fallen in der Gleichung für die x-Richtung die konvektiven
Glieder sämtlich fort. Es bleibt somit
dp d2u
=µ 2 . (5.2)
dx dy
Man hat also eine lineare Differentialgleichung, zunächst jedoch für zwei unbekannte Funk-
tionen u(y) und p(x). Da die linke Seite von Gl. (5.2) nur von x abhängen kann, die rechte
Seite dagegen nur von y, muß es sich bei den beiden Seiten um eine Konstante handeln. Inso-
fern handelt es sich bei Gl. (5.2) eigentlich um zwei Gleichungen, nämlich dp/dx = C und
d 2 u/dy 2 = C/µ.
Wird nach Bild 5.1 die Strömung zwischen zwei parallelen Platten mit dem Abstand h und
dem Druckgradienten dp/dx betrachtet, wobei die obere Platte sich mit der Geschwindigkeit
U bewegt, ergeben sich die Randbedingungen:

y=0: u = 0; y=h: u=U. (5.3)

Die dazugehörige Lösung von Gl. (5.2) lautet:


 
y h2 dp y y
u= U− 1− (5.4)
h 2µ dx h h
oder
5.1 Stationäre ebene Strömungen 103
 
u y y y
= +P 1− (5.5)
U h h h
mit dem dimensionslosen Druckgradienten
 
h2 dp
P = − . (5.6)
2µU dx
Die Lösung nach Gl. (5.5) mit P als Parameter ist in Bild 5.1 dargestellt. Für P > 0, d.h.
für Druckabfall in Schlepprichtung der oberen Wand, ist über die ganze Kanalbreite die Ge-
schwindigkeit positiv. Für P < 0 können auf einem Teil des Querschnittes auch negative
Geschwindigkeiten auftreten, und zwar ergibt sich Rückströmung in der Nähe der ruhenden
Wand, wenn P < −1 ist. In diesem Fall reicht für das Fluid in der Nähe der ruhenden Wand die
mitschleppende Wirkung der schnelleren Nachbarschichten nicht aus, um den entgegengesetzt
der Schlepprichtung wirkenden Druckabfall zu überwinden.
Zwei Sonderfälle der allgemeinen Lösung (5.4) seien besonders erwähnt.
Der Fall ohne Druckgradient (dp/dx = 0) führt auf
y
u= U. (5.7)
h
Diese reine Scherströmung heißt Couette-Strömung, genannt nach dem Franzosen M. Couette,
vgl. auch Bild 1.1.
Der zweite Sonderfall ist die reine Kanalströmung mit U = 0, sie wird nach dem Fran-
zosen J.L.M. Poiseuille (1846) auch Poiseuille-Strömung genannt. Die allgemeinen Strö-
mungen nach Gl. (5.4) als Kombination dieser beiden Strömungen werden daher als Couette-
Poiseuille-Strömungen bezeichnet. Die Kanalströmung besitzt nach Gl. (5.4) eine parabolische
Geschwindigkeitsverteilung mit der Maximalgeschwindigkeit in der Symmetrieebene

h2 dp
umax = − (5.8)
8µ dx
und mit der mittleren Geschwindigkeit

Q h2 dp 2
um = =− = umax . (5.9)
hb 12µ dx 3
Es ist üblich, den Zusammenhang zwischen Druckgefälle und mittlerer Geschwindigkeit durch
die dimensionslose Reibungszahl λ auszudrücken. Diese ist durch
dp λ  2
− = u (5.10)
dx dh 2 m
definiert, wobei
4A
dh = = 2h (5.11)
UP
der hydraulische Durchmesser des Kanalquerschnittes ist (UP ist der benetzte Umfang des
Strömungsquerschnittes mit der Fläche A). Wird die Reynolds-Zahl mit der mittleren Ge-
schwindigkeit um und dem hydraulischen Durchmesser dh gebildet, liefert die Kombination
von Gl. (5.9) und Gl. (5.10) als Widerstandsgesetz
96
λ= (5.12)
Re
mit
um dh
Re = . (5.13)
ν
104 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Die Couette-Poiseuille-Strömungen haben unter anderem bei Gleitlagerströmungen Bedeu-


tung. Auch der Spezialfall verschwindenden Volumenstroms (P = −3) hat praktische An-
wendungen, z.B. bei windgetriebenen Strömungen in flachen „stehenden“ Gewässern. Die
Couette-Poiseuille-Strömungen sind laminar, solange die Reynolds-Zahl unterhalb einer ge-
wissen Grenze, der sog. kritischen Reynolds-Zahl, liegt. Nach Versuchen beträgt die kritische
Reynolds-zahl bei der Couette- Strömung etwa
 
hU
Rekrit = = 1300 (5.14)
ν krit

und bei der Kanalströmung etwa


 
um dh
Rekrit = = 3000 . (5.15)
ν krit

Für Re > Rekrit werden die Strömungen turbulent. Die turbulenten Couette-Poiseuille-
Strömungen werden in Kap. 17.2.2 behandelt.

5.1.2
Jeffery-Hamel-Strömungen
(ausgebildete Düsen- und Diffusor-Strömungen)

Betrachtet werden ebene Strömungen zwischen geraden, nicht parallelen Wänden


nach Bild 5.2. Es handelt sich um eine Erweiterung der Kanalströmung. Während bei
dieser die Trägheitskräfte verschwinden, treten bei den Strömungen durch Diffusoren
bzw. Düsen Verzögerungen bzw. Beschleunigungen auf. Im Fall einer Quelle bei
r = 0 entsteht eine Diffusorströmung (divergenter Kanal), im Fall der Senke eine
Düse (konvergenter Kanal).
Aus den Navier-Stokes-Gleichungen in Polarkoordinaten, Gl. (3.91), erhält man
mit den Ansätzen
u(r,ϕ) ϕ
= F (η), η = (5.16)
umax (r) α
für das normierte Geschwindigkeitsprofil die gewöhnliche Differentialgleichung für
F (η)
F  + 2α Re F F  + 4α 2 F  = 0 (5.17)
mit den Randbedingungen

F (−1) = 0, F (0) = 1, F (+1) = 0 . (5.18)

Die Reynolds-Zahl
 
umax rα Diffusor: α > 0, umax > 0
Re = (5.19)
ν Düse: α < 0, umax < 0

ist stets positiv und wegen umax ∼ 1/r von r unabhängig. Die Stromlinien sind die
Strahlen durch den Nullpunkt. Die Umfangskomponente der Geschwindigkeit ist also
überall gleich null. Die Lösung der Differentialgleichung (5.17) ist von G.B. Jeffery
5.1 Stationäre ebene Strömungen 105

Bild 5.2. Jeffery-Hamel-Strömungen in konvergenten und divergenten Kanälen


(a) Geschwindigkeitsprofile in einem konvergenten Kanal (Düse), Öffnungswinkel
2α = −10◦ .
exakte Lösung
◦ ◦ ◦ ◦ Schlankkanal-Lösung
+ + + + Grenzschicht-Lösung
− − − Quasi-Poiseuille-Lösung (Parabel-Profil)
(b) Geschwindigkeitsprofile in einem divergenten Kanal (Diffusor), Öffnungswinkel
2α = 10◦ .
exakte Lösung
− − − Quasi-Poiseuille-Lösung (Parabel-Profil)

(1915) und G. Hamel (1916) angegeben worden, es läßt sich F (ϕ) auf elliptische
Funktionen zurückführen, vgl. z.B. F.M. White (1974, S. 184).
Ohne auf die Einzelheiten der Rechnung einzugehen, sei der Charakter der Lö-
sungen kurz skizziert. In Bild 5.2 ist für den divergenten Kanal α = 5◦ und den
konvergenten Kanal |α| = 5◦ eine Schar von Geschwindigkeitsverteilungen bei ver-
schiedenen Reynolds-Zahlen dargestellt. Die Geschwindigkeitsverteilungen sind für
den konvergenten und den divergenten Kanal stark verschieden, und sie ändern sich
beim letzteren auch stark mit der Reynolds-Zahl, vgl. auch K. Millsaps; K. Pohlhau-
sen (1953).
Im konvergenten Kanal (Düse) ist bei der größten Reynolds-Zahl die Geschwin-
digkeit über ein ziemlich großes Stück in der Mitte nahezu konstant, und erst nahe
den Wänden fällt sie sehr steil auf null ab. Sie hat also in diesem Fall ausgeprägten
„Grenzschichtcharakter“.
106 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Im divergenten Kanal (Diffusor) erhält man je nach der Reynolds-Zahl sehr stark
verschiedene Formen für die Geschwindigkeitsverteilungen. Jedes dieser Profile ist
in der Mitte stärker gekrümmt als die Parabel, die für den Kanal mit parallelen Wän-
den gilt. Die Geschwindigkeitsverteilungen für die beiden größten Reynolds-Zahlen
sind dadurch ausgezeichnet, daß sie zwei Gebiete mit Rückströmung besitzen. Die
Geschwindigkeitsverteilungen haben vier Nullstellen. Da sich die Wand in jedem
dieser Punkte befinden kann, lassen sich für jede Verteilung jeweils zwei verschie-
dene Strömungen ermitteln, geben diese Verteilungen also beim Öffnungswinkel
2α = 10◦ zwei symmetrische Rückströmungsgebiete und beim Öffnungswinkel von
6,6◦ bzw. 8,0◦ unsymmetrische Verteilungen mit einem Rückströmgebiet. Solche
unsymmetrischen Geschwindigkeitsverteilungen werden in Diffusoren tatsächlich
beobachtet.
Wie aus der Differentialgleichung (5.17) zu ersehen ist, hängen die Jeffery-Hamel-
Lösungen von den beiden Parametern α und Re ab. Aus der Lösung F (η) erhält man
folgende Ergebnisse:
(a) Volumenbeiwert (Breite b)

+1
V̇ um 1
cV̇ = = = F (η) dη , (5.20)
2rαumax b umax 2
−1

(b) Reibungsbeiwert
2|τw | 2|F  (1)|
cf = = , (5.21)
u2max Re
(c) Druckbeiwert (p∞ = p (r → ∞))
p∞ − p(r,η) 1
cp = 2
= [F  (1) − 4α 2 F (η)] , (5.22)
umax /2 α Re
(d) Wanddruckbeiwert
p∞ − p(r,1) F  (1)
cpw = 2
= . (5.23)
umax /2 α Re
In Bild 5.3 sind die Ergebnisse für die Düsenströmung mit α = −π/4 dargestellt.
Zusätzlich sind die Asymptoten für Re → 0 (schleichende Strömung) und Re → ∞
(Grenzschichtströmung) eingezeichnet. Für diesen Fall (α = −π/4) reduziert sich
die Differentialgleichung (5.17) für die schleichende Strömung (Re = 0) auf

π2 
F  + F =0 (5.24)
4
mit der einfachen Lösung F (η) = cos(π η/2).
Auf den Grenzfall Re → ∞ soll noch etwas ausführlicher eingegangen werden,
da an ihm das Grundkonzept der Grenzschicht-Theorie einfach demonstriert werden
kann.
5.1 Stationäre ebene Strömungen 107

Bild 5.3. Volumenstrom- und Rei-


bungsbeiwert der Jeffery-Hamel-
Lösung für eine Düsenströmung mit
dem Öffnungswirbel 2α = −90◦ .
Asymptoten:
Re → 0, schleichende Strömung:
cV̇ = 2/π, cf = π 3 /(4 Re)
Re → ∞, Grenzschichttheorie:

cV̇ = 1, cf = 2 π/(3 Re)

Grenzschicht-Theorie. Gesucht werden die Lösungen der Differentialgleichung


(5.17) bei festem α < 0 (Düsen) für große Reynolds-Zahlen Re → ∞. Dividiert
man Gl. (5.17) durch Re und bildet dann den Grenzwert Re → ∞, reduziert sich
Gl. (5.17) auf F F  = 0 mit der nichttrivialen Lösung F = 1. Diese Lösung erfüllt
zwar die Randbedingung auf der Achse (η = 0), nicht jedoch die Haftbedingungen
an den Wänden. Die Lösung F = 1 entspricht der reibungslosen Senkenströmung.
Sie ist überall gültig bis auf einen dünnen Bereich in unmittelbarer Wandnähe, der
Grenzschicht. Dort versagt die Lösung, da die ursprüngliche Differentialgleichung
zu stark entartete und in ihrer Ordnung reduziert wurde, so daß von der Lösung nicht
mehr alle Randbedingungen erfüllt werden konnten.
Für den Wandbereich, die sogenannte Grenzschicht, muß eine weitere Lösung
gefunden werden, die die Haftbedingung erfüllt und mit wachsendem Wandabstand
in die Lösung F = 1 im Kernbereich übergeht. Dazu wird statt η eine neue gestreckte
Koordinate √
ξ = (1 − η) −α Re (5.25)
eingeführt. Sie kann als gestreckter Wandabstand aufgefaßt werden. Werden Ab-
leitungen nach ξ mit einem Punkt bezeichnet, lautet die Differentialgleichung für
F (ξ )
... 4α
F − 2F F̈ − Ḟ = 0 . (5.26)
Re
Im Grenzfall Re → ∞ reduziert sich die Gleichung auf
...
F − 2F Ḟ = 0 , (5.27)

ohne die Ordnung zu erniedrigen. Die Streckung mit dem Faktor −α Re in
Gl. (5.25) wurde gerade so gewählt, daß eine Entartung der Differentialgleichung
vermieden wird. Zur Gl. (5.27) gehören die Randbedingungen:

ξ =0: F = 0; ξ →∞: F = 1, F  = 0 . (5.28)

Es existiert eine analytische Lösung, die lautet:


108 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

  
ξ 2
F (ξ ) = 3 tanh 2
√ + artanh −2 (5.29)
2 3

mit √
Ḟ (0) = 2/ 3 und F̈ (0) = −1 . (5.30)
Für ξ = 3,3 gilt F (ξ ) = 0,99. Wird der Grenzschichtrand dort festgelegt, wo die
Geschwindigkeit 99 % der Achsengeschwindigkeit besitzt, dann gilt

3,3
1 − η99 = √ . (5.31)
−α Re
Danach nimmt mit wachsender Reynolds-Zahl die Grenzschichtdicke umgekehrt
proportional zur Quadratwurzel der Reynolds-Zahl ab, ein für laminare Grenzschich-
ten charakteristisches Ergebnis. Für den Reibungsbeiwert nach Gl. (5.21) erhält man


√ −α
cf Re = 4 . (5.32)
3


Auch die Kombination cf Re ist typisch für laminare Grenzschichten. Schließ-
lich erhält man aus Gl. (5.23) cpw = 1, d.h. die Wanddruckverteilung entspricht der
Druckverteilung in der reibungslosen Kernströmung. Mit anderen Worten, die Druck-
verteilung der reibungslosen Kernströmung wird der Wandgrenzschicht aufgeprägt.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Strömung in Düsen (α < 0)
bei großen Reynolds-Zahlen eine Schichtenstruktur besitzt. Das Strömungsfeld be-
steht aus zwei Bereichen: dem überwiegenden Kernbereich mit reibungsloser Strö-
mung und den wandnahen Grenzschichtbereichen, in denen die Viskosität eine Rolle
spielt und dafür sorgt, daß die Geschwindigkeit vom vollen Wert der Kernströmung
auf den Wert null an der Wand (Haftbedingung) übergeht.√Die Dicke der Grenz-
schichten und die Reibungsbeiwerte sind proportional zu 1/ Re, tendieren also mit
zunehmenden Reynolds-Zahlen gegen null. In beiden Bereichen sind gegenüber den
vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen vereinfachte Gleichungen zu lösen. Die
getrennt ermittelten Lösungen müssen in einem Übergangsbereich aneinander ange-
paßt werden. Für Diffusoren (α > 0) existieren derartige Grenzschichtlösungen für
Re → ∞ nicht.

Schlankkanal-Theorie. Nicht alle Lösungen der Jeffery-Hamel-Strömungen be-


sitzen für Re → ∞ Grenzschicht-Charakter. Wie man der Ausgangsgleichung (5.17)
ansieht, ist noch ein anderer Grenzwert für Re → ∞ möglich. Es handelt sich um
einen doppelten Grenzübergang, bei dem neben Re → ∞ auch noch α → 0 er-
folgt, jedoch so, daß das Produkt α Re endlich bleibt. Bei festem Produkt α Re wird
mit wachsender Reynolds-Zahl der Öffnungswinkel α kleiner, d.h. die geometri-
sche Konfiguration „schlanker“. Die Ermittlung der Lösungen für diesen doppel-
ten Grenzübergang, bei dem also eine Kopplung von strömungsmechanischen und
geometrischen Größen vorliegt, erfolgt mit der sogenannten Schlankkanal-Theorie.
5.1 Stationäre ebene Strömungen 109

Bild 5.4. Jeffery-Hamel-Lösungen für α → 0, Re → ∞ mit α Re = O(1), Schlankkanal-


Theorie
- - - - Asymptote [F  (1)]2 = − 43 α Re
nach der Grenzschichttheorie

Auch hierbei kommt es durch die Grenzbetrachtung zu einer Vereinfachung der


Strömungsgleichung, jedoch ohne Entartung. Im vorliegenden Fall reduziert sich
Gl. (5.17) wegen α → 0 zu

F  + 2α Re F F  = 0 (5.33)

mit den unveränderten Randbedingungen nach Gl. (5.18). Die Lösungen dieser wei-
terhin nichtlinearen Differentialgleichung haben keinen Grenzschicht-Charakter, und
sie existieren sowohl für Düsen (α < 0) als auch für Diffusoren (α > 0). Es han-
delt sich jetzt um eine einparametrige Schar von Lösungen mit dem Schlankkanal-
Parameter α Re. In Bild 5.4 ist die Größe [F  (1)]2 dieser Schlankkanal-Lösungen
als Funktion von α Re dargestellt, wobei F  (1) nach Gl. (5.21) ein Maß für den Rei-
bungsbeiwert ist. Der Wert [F  (1)] = 4 bei α Re = 0 entspricht der Lösung für den
Kanal zwischen parallelen Wänden nach Gl. (5.12). Die Ziffern an der Kurve sind
die Reynolds-Zahlen einiger Beispiele aus Bild 5.2. Die Asymptote an die Kurve für
α Re → −∞ (Düsen) entspricht der besprochenen Grenzschicht-Lösung. Interes-
sant sind die Lösungen für die Diffusoren (α Re > 0). Bei α Re = 10,3 verschwin-
det der Reibungsbeiwert, und für α Re > 10,3 erfolgt in Wandnähe Rückströmung.
Mit wachsendem α Re nimmt der Volumenstrom der Rückströmung zu, so daß bei
α Re = 50,73 der Gesamtvolumenstrom schließlich verschwindet. Die im Bild ein-
gezeichnete Kurve entspricht symmetrischen Lösungen. Für α Re > 10,3 sind je-
doch auch unsymmetrische Lösungen möglich, bei denen die Rückströmung nur an
einer Wand erfolgt. Bei α Re = 10,3 kommt es daher zu einer Lösungsverzweigung,
und für α Re > 10,3 ist die Lösung mehrdeutig.
Die Mehrdeutigkeit von Lösungen ist ebenfalls ein charakteristisches Merkmal,
das häufig bei Strömungen mit hohen Reynolds-Zahlen anzutreffen ist.
110 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Auch die Energiegleichung führt bei entsprechend gewählten Randbedingungen


auf eine gewöhnliche Differentialgleichung und damit auf ähnliche Temperaturpro-
file. Temperaturverteilungen nur aufgrund der Dissipation wurden von K. Millsaps;
K. Pohlhausen (1953) berechnet. Auch ohne Berücksichtigung der Dissipation erhält
man bei vom Radius abhängigen Temperaturverteilungen an der Wand (Potenzge-
setze) ebenfalls selbstähnliche Temperaturprofile, wie B.L. Reeves; Ch.J. Kippenhan
(1962) gezeigt haben. Wegen der Linearität der Energiegleichung lassen sich beide
Effekte superponieren.
Die Jeffery-Hamel-Lösungen wurden von L.E. Fraenkel (1962, 1963) dazu be-
nutzt, die Strömung in symmetrischen ebenen Kanälen mit schwach gekrümmten
Wänden näherungsweise zu berechnen. Störungen der Jeffery-Hamel-Strömungen
wurden von W.H.H. Banks et al. (1988) ausführlich untersucht.

5.1.3
Ebene Staupunktströmung
Die bisherigen Beispiele betrafen Durchströmungen, bei denen außerdem nur eine
Geschwindigkeitskomponente auftrat.
Jetzt wird ein einfaches Beispiel einer Umströmung betrachtet, bei der auch beide
Geschwindigkeitskomponenten auftreten. Es handelt sich um die ebene Staupunkt-
strömung nach Bild 5.5.
Die Geschwindigkeitsverteilung der reibungslosen Strömung (Potentialströmung)
lautet
U = ax; V = −ay,
wobei a eine Konstante bedeutet. Für die dazugehörige Druckverteilung folgt nach
der Bernoulli-Gleichung
 
P0 = P + (U 2 + V 2 ) = P + a 2 (x 2 + y 2 ) ,
2 2

Bild 5.5. Ebene Staupunktströmung


5.1 Stationäre ebene Strömungen 111

wenn P den Druck an einer beliebigen Stelle und P0 den Druck im Staupunkt (x =
0, y = 0) bedeuten. Diese reibungslose Strömung erfüllt zwar die Navier-Stokes-
Gleichungen, nicht jedoch die Haftbedingungen an der Wand (y = 0).
Um auch diese zu erfüllen, muß der Einfluß der Viskosität berücksichtigt werden.
Dazu erfolgt jetzt der Ansatz für Geschwindigkeits- und Druckverteilung

u = Uf  (η) = axf  (η); v = − aνf (η) , (5.34)
 
 2ν
P0 = p + a 2 x 2 + F (η) (5.35)
2 a

mit der transformierten Koordinate



a
η= y. (5.36)
ν
Da vor allem Strömungen von Fluiden mit kleinen Werten der kinematischen Vis-
kosität ν interessieren, kann die neue Koordinate als ein „gestreckter“ Wandabstand
aufgefaßt werden. Durch die Ansätze (5.34) bis (5.36) ist die Kontinuitätsgleichung
identisch erfüllt. Aus der Navier-Stokes-Gleichung für die x-Richtung erhält man
die folgende gewöhnliche Differentialgleichung
√ für die Funktion f (η), die auch als
dimensionslose Stromfunktion ψ = x aνf (η) aufgefaßt werden kann:

f  + ff  + 1 − f 2 = 0 (5.37)

mit den Randbedingungen

η=0: f = 0, f  = 0; η→∞: f = 1. (5.38)

Diese folgen aus der Undurchlässigkeit der Wand (aus v(x,0) = 0 folgt f (0) = 0)
und aus der Haftbedingung (aus u(x,0) = 0 folgt f  (0) = 0). Für große Wand-
abstände (η → ∞) soll die Geschwindigkeit u(x,η) in diejenige der reibungslosen
Strömung U (x,y) übergehen. Das führt wegen Gl. (5.34) zur Bedingung f  (∞) = 1.
Da Gl. (5.37) eine Differentialgleichung dritter Ordnung ist, können genau die
drei Randbedingungen (5.38) erfüllt werden. Die Bedingung, daß für η → ∞ auch
v(x,η) in V (x,y) übergeht, kann daher nicht mehr vorgeschrieben werden. Wie die
Lösung von Gl. (5.37) zeigt, ist diese Bedingung tatsächlich nicht erfüllt.
Aus Gl. (5.34) folgt √
lim (v − V ) = aνβ1 (5.39)
η→∞

mit dem von null verschiedenen Wert

β1 = lim [η − f (η)] . (5.40)


η→∞

Infolge des Viskositätseinflusses kommt es demnach im Außenbereich der Strömung


gegenüber der reibungslosen Strömung zu einer von der Wand weggerichteten Ge-
schwindigkeit. Man spricht von einem Verdrängungseffekt der Grenzschicht. Danach
112 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

verhält sich die Strömung im Außenbereich wie die Potentialströmung, die sich um
die Dicke 
ν
δ1 = β1 (5.41)
a
von der Wand abgehoben hat. Die Größe δ1 , die in ursprünglichen Variablen durch

∞
1
δ1 = (U − u) dy (5.42)
U
0

definiert ist, wird deshalb Verdrängungsdicke genannt. Sie ist ein Maß für den Un-
terschied im Volumenstrom zwischen der reibungslosen und der reibungsbehafteten
Strömung, vgl. Bild 2.3. Der damit beschriebene „Verdrängungseffekt“ ist ein typi-
scher Grenzschichteffekt, der mit abnehmender Viskosität verschwindet.
Die Integration der Navier-Stokes-Gleichung in y-Richtung führt zu der Lösung
1 2
F (η) = f (η) + f  (η) . (5.43)
2
Damit erhält man die Druckverteilung auf der Staulinie (x = 0) aus Gl. (5.35) zu
 2
P0 = p + v + aµf  . (5.44)
2
Für den Gesamtdruck auf der Staulinie g = p + v 2 /2 gilt damit

g = P0 − aµf  (η) . (5.45)

Diese interessante Beziehung besagt, daß der Gesamtdruck auf der Staulinie bei
Annäherung an die Wand zunimmt(!). Wegen der Randbedingung f  (∞) = 1 besteht
zwischen dem Gesamtdruck (g)außen = g(η → ∞) in großer Entfernung von der
Wand (also im reibungslosen Außenbereich) und dem Gesamtdruck im Staupunkt
(g)Staupunkt = P0 die Differenz

(g)außen − (g)Staupunkt = −aµ . (5.46)

Bei Messungen des Gesamtdruckes mit Pitotsonden kommt es daher zu einem Meß-
fehler, d.h. der Gesamtdruck wird zu hoch gemessen, da an den Sonden infolge der
Viskositätseffekte in Sondennähe der Wert (g)Staupunkt ermittelt wird, also nicht der
eigentlich interessierende Gesamtdruck der Außenströmung, der nach (5.46) etwas
kleiner ist. Die Korrektur ist proportional zu µ, also sehr klein bei großen Reynolds-
Zahlen. Dieser Fehlereinfluß der Viskosität wird in der Literatur als Barker-Effekt
bezeichnet, vgl. M. Barker (1922).
Die Lösung der Differentialgleichung (5.37) ist zuerst von K. Hiemenz (1911)
angegeben worden, weshalb die ebene Staupunktströmung manchmal auch als
Hiemenz-Strömung bezeichnet wird. Die Lösung von Hiemenz wurde später von L.
Howarth (1935) verbessert. Sie ist in Bild 5.6 wiedergegeben, vgl. auch Tabelle 5.1.
5.1 Stationäre ebene Strömungen 113

Tabelle 5.1. Funktionswerte an der Wand und in großem Abstand von der Wand zur Beschrei-
bung der Staupunktströmungen

eben axialsymmetrisch

η f f f  η f f f 

0 0 0 1,2326 0 0 0 1,3120

∞ η − 0,648 1,0 0 ∞ η − 0,569 1,0 0

Bild 5.6. Geschwindigkeitsvertei-


lungen der ebenen und axialsym-
metrischen Staupunktströmungen
eben
- - - - - axialsymmetrisch, vgl.
Abschnitt 5.2.3

Bei etwa η = ηδ = 2,4 ist f  = 0,99, d.h. u = 0,99U . Dort hat also die Ge-
schwindigkeit bis auf 1 % ihren Endwert erreicht. Bezeichnen wir den dazugehöri-
gen Wandabstand y = δ wieder als Grenzschichtdicke (oder Reibungsschichtdicke),
so ist
 
ν ν
δ = η99 = 2,4 . (5.47)
a a

Auch bei dieser Strömung ist also wieder √ die von Viskositätseffekten betroffene
Schicht dünn, und zwar proportional
√ zu ν. Der Druckgradient ∂p/∂y ergibt sich
nach Gl. (5.35) proportional zu a νa, ist also bei kleiner Viskosität ebenfalls sehr
klein. Bemerkenswert ist noch, daß die dimensionslose Geschwindigkeitsverteilung
u/U nach Gl. (5.34) unabhängig von der Lauflänge x ist. Man spricht in diesem Fall
von einer ähnlichen Lösung. Sie hat zur Folge, daß sich die partielle Navier-Stokes-
Gleichung auf eine gewöhnliche Differentialgleichung, hier Gl. (5.37), reduzieren
läßt. Auch die Grenzschichtdicke δ nach Gl. (5.47), d.h. die Grenze zwischen vis-
114 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

kositätsbeeinflußter Grenzschicht und reibungsfreier Außenströmung, ist bei dieser


speziellen Strömung von x unabhängig.
Die hier gefundene Lösung für die viskose Strömung in der Nähe eines Staupunk-
tes liegt nicht nur bei einer ebenen Wand vor, sondern bei der ebenen Umströmung
eines beliebigen zylindrischen Körpers, sofern er im Staupunkt eine stumpfe Nase
hat. In solchen Fällen beschränkt sich diese Lösung auf eine kleine Umgebung des
Staupunktes, soweit dort die gekrümmte Oberfläche durch die Tangentialebene im
Staupunkt ersetzt werden kann.

Absaugen oder Ausblasen. Die bisher besprochene Lösung läßt sich auf einfache
Weise auf den Fall erweitern, daß die Wand durchlässig ist (poröse Wand) und durch
die Wand Fluid ausgeblasen oder abgesaugt wird. Dazu muß in Gl. (5.38) lediglich
die Randbedingung für v(x; 0) an der Wand in
 
fw > 0 : Absaugen
η = 0 : f = fw (5.48)
fw < 0 : Ausblasen

abgeändert werden. Die Haftbedingung bleibt nach wie vor bestehen, vgl. aber dazu
G.J. Hokenson (1985). Lösungen für verschiedene Werte fw findet man beispiels-
weise bei K. Gersten et al. (1972). Wie zu erwarten, wird der Verdrängungseffekt
durch Ausblasen verstärkt, durch Absaugen jedoch reduziert. Bei der Absaugung
fw = 0,54 verschwindet gerade der Verdrängungseffekt (β1 = 0), für fw > 0,54
kommt es zu einer Umkehrung des Verdrängungseffektes, einem „Einsaugeffekt“
(engl.: entrainment). In der genannten Arbeit werden auch die beiden Grenzfälle
sehr starken Absaugens und massiven Ausblasens behandelt. Im Fall starken Absau-
gens (fw → ∞) folgt mit dem Ansatz
1
f (η) = fw + ϕ(ηi ) , ηi = ηfw (5.49)
fw
aus Gl. (5.37) und (5.38) im Grenzfall fw → ∞
...
ϕ + ϕ̈ = 0
ηi = 0 : ϕ = 0, ϕ̇ = 0; ηi → ∞ : ϕ̇ = 1 , (5.50)

wobei die Punkte die Differentiation bezüglich der abermals „gestreckten“ Koordi-
nate ηi bedeuten. Die Lösung

ϕ(ηi ) = ηi − 1 + e−ηi (5.51)

entspricht der als „asymptotisches Absaugeprofil“ bekannten Geschwindigkeitsver-


teilung
u(x,y) vw y
=1−e ν (vw < 0) , (5.52)
U (x)
die vom Parameter a unabhängig ist(!).
Auch im Falle massiven Ausblasens (fw → −∞) läßt sich eine einfache Lösung
angeben. Mit dem Ansatz
5.1 Stationäre ebene Strömungen 115

η
f (η) = fw − fw ϕ(z), z= (5.53)
−fw
reduzieren sich Gl. (5.37) und (5.38) auf

(ϕ − 1)ϕ̈ + 1 − ϕ̇ 2 = 0
π
z=0: ϕ = 0, ϕ̇ = 0; z= : ϕ̇ = 1 . (5.54)
2
Punkte bedeuten hier Differentiation nach der „gestauchten“ Koordinate z. Bemer-
kenswert ...
ist, daß in diesem Grenzfall der die Reibungskräfte beschreibende Term
f  bzw. ϕ verschwindet und sich damit die Ordnung der Differentialgleichung re-
duziert. Dadurch wird die äußere Randbedingung nicht für z → ∞, sondern bei dem
endlichen Wert z = π/2 erfüllt. Die Lösung von Gl. (5.54) ϕ = 1 − cos z ergibt die
einfache Geschwindigkeitsverteilung
u(x,y) ay π vw
= sin 0≤y≤ . (5.55)
U (x) vw 2a
Im Wandabstand z = π/2 befindet sich die Null-Stromlinie (ϕ = 1, f = 0). Es
handelt sich um die Trennstromlinie, die das aus der Wand ausgeblasene Fluid von
dem Fluid der Außenströmung trennt. An dieser Stelle weist die Geschwindigkeit
eine Singularität auf, die Krümmung ist dort unstetig. Dieses erklärt sich aus der
Tatsache, daß Gl. (5.55) einer reibungslosen Lösung entspricht. Trotzdem läßt sich
aus Gl. (5.55) die Wandschubspannung zu

µaU (x) µa 2 x
τw (x) = = (5.56)
vw vw
berechnen. Bei endlichen Reynolds-Zahlen bildet sich in der Umgebung der Trenn-
stromlinie eine „viskose“ Schicht, in der die Viskosität für einen kontinuierlichen Ver-
lauf der Geschwindigkeitskrümmung über die Trennstromlinie sorgt. Diese viskose
„Übergangslösung“ läßt sich auf Funktionen des parabolischen Zylinders zurück-
führen, wie von K. Gersten et al. (1972) gezeigt wurde.
In dieser Arbeit sind auch die Lösungen der Energiegleichung ohne Berücksichti-
gung der Dissipation angegeben. Danach ist die Temperatur von x unabhängig, d.h.
der Fall Tw = const ist identisch mit dem Fall qw = const. Der Einfluß der Dissipa-
tion wurde von K. Gersten; H. Körner (1968) untersucht. Bei adiabater Wand bildet
sich aufgrund der Dissipation eine Verteilung der Wandtemperatur proportional zu
x 2 aus, die sogenannte „adiabate Wandtemperaturverteilung“, die sowohl von der
Prandtl-Zahl als auch vom Absaugen bzw. Ausblasen abhängt.

5.1.4
Parabel-Umströmung

Die bisher betrachteten Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen waren dadurch


gekennzeichnet, daß die Geschwindigkeitsprofile ähnlich waren und sich damit die
116 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Bild 5.7.
Widerstandsbeiwerte der
symmetrisch angeströmten
Parabel.
WD : Druckwiderstand;
WR : Reibungswiderstand

W∞Pl = 1,328bV V lν
Lösung der
Navier-Stokes-
Gleichungen nach
R.T. Davis (1972)
und E.F.F. Botta
et al. (1972)
- - - - - Asymptoten

partiellen Differentialgleichungen auf gewöhnliche Differentialgleichungen redu-


zierten. Bei der symmetrischen Umströmung der Parabel ist eine derartige Reduktion
nicht mehr möglich. Daher müssen die partiellen Differentialgleichungen numerisch
gelöst werden. Derartige numerische Lösungen von Navier-Stokes-Gleichungen für
die symmetrische Parabelumströmung wurden von R.T. Davis (1972) und von E.F.F.
Botta et al. (1972) durchgeführt. Als ein Ergebnis dieser Rechnung sind in Bild 5.7
die Widerstandsbeiwerte, aufgeteilt in Druckwiderstand und Reibungswiderstand,
als Funktion der Reynolds-Zahl dargestellt. Die Reynolds-Zahl ist dabei mit der
Anströmgeschwindigkeit V und dem Krümmungsradius R0 der Parabel im Scheitel-
punkt (Staupunkt) gebildet. Die Asymptoten für Re → 0 entsprechen der schleichen-
den Parabel-Umströmung. Hier interessieren vor allem dieAsymptoten für Re → ∞.
In diesem Grenzfall folgt der Druckwiderstand aus der potentialtheoretischen Lö-
sung, die hier entgegen dem D’Alembertschen Paradoxon einen von null verschie-
denen Wert liefert, da es sich um einen sich nach hinten ständig erweiternden Halb-
körper handelt. Die Asymptote für Re → ∞ beim Reibungswiderstand entspricht
der Grenzschichtlösung an der Parabel, auf die in Kap. 14 noch eingegangen wird.
Das Bild zeigt deutlich die ausgezeichnete Übereinstimmung zwischen der exak-
ten Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen und den asymptotischen Lösungen für
Werte der Reynolds-Zahl oberhalb Re > 103 . Die Parabel-Umströmung ist insofern
5.2 Stationäre axialsymmetrische Strömungen 117

vergleichsweise einfach, da der Druck an der Kontur stromabwärts stets abnimmt


und daher die Wandschubspannung niemals verschwindet. Es tritt keine Ablösung
mit nachfolgender Rückströmung auf. Dieses ist beim folgenden Beispiel anders.

5.1.5
Kreiszylinder-Umströmung
Aus den Darlegungen in Kap. 1 ging hervor, daß die Kreiszylinder-Umströmung
etwa oberhalb Re = V d/ν > 90 instationär ist. Eine stationäre Kreiszylinder-
Umströmung für den Grenzfall Re → ∞ existiert also in der Realität nicht. Trotz-
dem wurden die stationären Navier-Stokes-Gleichungen auch für Reynolds-Zahlen
Re > 90 numerisch gelöst, wie z.B. von B. Fornberg (1980, 1985) und J.C. Wu;
U. Gulcat (1981). Aus diesen Rechnungen erkennt man deutlich, daß sich mit zu-
nehmender Reynolds-Zahl die Gebiete mit endlicher Drehung, die ein Maß für die
Viskositätseinflüsse ist, enger an den Körper anschmiegen, also Grenzschichtcha-
rakter annehmen. Die stationären Lösungen streben für Re → ∞ auch einer Grenz-
lösung zu. Wie in Kap. 1 bereits erwähnt, ist die Kirchhoff-Helmholtz-Lösung der
sogenannten freien Stromlinien eine denkbare Grenzlösung. Nach Arbeiten von F.T.
Smith (1979a, 1985) scheint jedoch die Grenzlösung nicht so einfach auszusehen.

5.2
Stationäre axialsymmetrische Strömungen
5.2.1
Kreisrohr-Strömung (Hagen-Poiseuille-Strömung)
Der ebenen Kanalströmung entspricht bei axialsymmetrischen Strömungen die ausgebildete
Strömung durch ein gerades Rohr mit kreisförmigem Querschnitt (Radius R = d/2). Die
Rohrachse falle mit der x-Achse zusammen, r sei die radiale Koordinate. Die Geschwindig-
keitskomponenten in radialer Richtung und in Umfangsrichtung sind null, die Geschwindig-
keitskomponente in axialer Richtung werde mit u bezeichnet, sie ist nur von r abhängig. Der
Druck ist in jedem Querschnitt konstant. Damit bleibt von den Navier-Stokes-Gleichungen
in Zylinderkoordinaten, Gl. (3.93), lediglich die Gleichung für die x-Richtung übrig. Diese
reduziert sich auf  2 
d u 1 du dp
µ + = (5.57)
dr 2 r dr dx
mit der Randbedingung (Haftbedingung) u = 0 für r = R. Die Lösung von Gl. (5.57) ergibt
die parabelförmige Geschwindigkeitsverteilung
 
r2
u(r) = umax 1 − 2 (5.58)
R
und  
R2 dp
umax = 2um = − . (5.59)
4µ dx
Der Zusammenhang zwischen Druckgefälle und mittlerer Geschwindigkeit um = Q/πR 2
wird durch die dimensionslose Rohrreibungszahl λ ausgedrückt, die durch folgende Beziehung
definiert ist:
118 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

dp λ 2
− = u . (5.60)
dx d2 m
Aus (5.59) folgt damit
64
λ= (5.61)
Re
mit
um d
Re = . (5.62)
ν
Diese Beziehung ist in ausgezeichneter Übereinstimmung mit Messungen, solange die
Reynolds-Zahl unterhalb der kritischen Reynolds-Zahl Rekrit = 2300 liegt. Oberhalb die-
ses Wertes wird die Rohrströmung turbulent, vgl. Kap. 17.2.3.
Eine Erweiterung der einfachen Rohrströmung auf die Strömung in einem schwach diver-
genten Rohr ist von H. Blasius (1910) angegeben worden. Dabei ergab sich, daß die laminare
Strömung nur einen ganz geringen Druckanstieg verträgt, ohne daß Ablösung eintritt. Als Be-
dingung zur Vermeidung der Rückströmung an der Wand (Ablösungsbedingung) ergibt sich
dR/dx ≤ 12/ Re.
Eine exakte Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen läßt sich auch für das Rohr von kon-
zentrischem kreisförmigen Querschnitt (sog. Ringspalt) angeben, siehe W. Müller (1936).
Die Berechnung ausgebildeter Rohrströmungen mit beliebigen Querschnittsformen führt
auf die Lösung der Poissonschen Differentialgleichung. Lösungen für unterschiedliche Quer-
schnitte findet man bei R.K. Shah; A.L. London (1978).

5.2.2
Strömung zwischen zwei konzentrischen rotierenden Zylindern
Die Strömungen zwischen zwei konzentrischen rotierenden Zylindern, die mit verschiede-
ner, aber konstanter Drehzahl umlaufen, führen ebenfalls auf einfache exakte Lösungen der
Navier-Stokes-Gleichungen, vgl. H. Schlichting (1982, S. 88). Da diese Lösungen für kleine
Viskositäten keinen Grenzschichtcharakter annehmen, sollen sie nicht weiter betrachtet wer-
den. Lediglich auf zwei Sonderfälle sei hingewiesen. Wenn einer der beiden Zylinder stillsteht,
reduziert sich die Lösung im Grenzfall (R2 − R1 )/R1 → 0 auf die schon weiter oben be-
sprochene Couette-Strömung. Im zweiten Grenzfall rotiert der innere Zylinder, während der
Radius des äußeren stillstehenden Zylinders gegen unendlich strebt. Es handelt sich um die
Strömung am rotierenden Einzelzylinder in ruhender Umgebung. Hierzu gehört die Lösung
des Potentialwirbels mit dem Geschwindigkeitsprofil

u(r) = . (5.63)
2π r
Wegen der bewegten Wand ist dieses eines der Beispiele, bei denen eine Potentialströmung
auch die Haftbedingung erfüllt. Wie in Kap. 4.4 beschrieben, sind ebene Potentialströmungen
auch Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen. Daher läßt sich aus dem Geschwindigkeits-
profil der Potentialströmung nach Gl. (5.63) die Wandschubspannung und damit das auf das
Fluid übertragene Drehmoment M ermitteln. Es gilt für einen Zylinder mit der Höhe H , dem
Radius R und der Winkelgeschwindigkeit ω
M = 4π µH R 2 ω . (5.64)

5.2.3
Axialsymmetrische Staupunktströmung
In ähnlicher Weise wie bei der ebenen Staupunktströmung läßt sich auch für die
axialsymmetrische Staupunktströmung eine exakte Lösung der Navier- Stokes-
Gleichungen angeben. Ein Fluidstrom trifft senkrecht auf eine Wand und strömt
5.2 Stationäre axialsymmetrische Strömungen 119

längs dieser Wand nach allen Seiten radial ab. Diese Strömung findet man auch wie-
der in der nächsten Umgebung des Staupunktes von axial angeströmten Rotations-
körpern. Wir verwenden die Zylinderkoordinaten r, ϕ, z, jedoch für die Geschwin-
digkeitskomponenten abweichend von Kap. 3.13 U , V , W (reibungslos) bzw. u, v,
w (reibungsbehaftet). Wie man sich leicht überzeugen kann, erfüllt die reibungslose
Strömung
U = ar ; V = 0; W = −2az ; (5.1)
 2 
P0 = P + (U + W 2 ) = P + a 2 (r 2 + 4z2 ) (5.2)
2 2
die Navier-Stokes-Gleichungen, nicht jedoch die Haftbedingungen an der Wand (z =
0). Um auch diese zu erfüllen, muß der Einfluß der Viskosität berücksichtigt werden.
Dazu dient der Ansatz

u = Uf  (η) = arf  (η); w = −2 aνf (η) , (5.65)
 
 4ν
P0 = p + a 2 r 2 + F (η) (5.66)
2 a
mit 
a
η= z. (5.67)
ν
Für die Funktion f (η) erhält man
f  + 2ff  + 1 − f 2 = 0 (5.68)
mit den Randbedingungen
η=0: f = 0, f  = 0; η→∞: f = 1. (5.69)
Bis auf den Faktor 2 im zweiten Glied ist diese Differentialgleichung mit Gl. (5.37)
identisch. Für F (η) erhält man
F (η) = f 2 + f  .
Die Gleichung (5.68) wurde zuerst von F. Homann (1936) gelöst, später auch von
N. Frössling (1940). Der Verlauf von u/U = f  (η) ist in Bild 5.6 mit angegeben.
Tabelle 5.1 enthält einige wichtige Zahlenwerte. Auch für diese Lösung gilt der
Barker-Effekt, jedoch mit −2aµ auf der rechten Seite von Gl. (5.46). Analog zu
Gl. (5.47) ergibt sich für die Grenzschichtdicke

ν
δ = 2,8 . (5.70)
a
Durch die Transformation
1 1
f (η) = √ ϕ(η) η= √ η (5.71)
2 2
erhält man statt Gl. (5.68) und (5.69) die Differentialgleichung
... 1
ϕ + ϕ ϕ̈ + (1 − ϕ̇ 2 ) = 0 (5.72)
2
120 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

mit den Randbedingungen

η=0: ϕ = 0, ϕ̇ = 0; η→∞: ϕ̇ = 1 . (5.73)

Diese Gleichung wurde in der Literatur häufig gelöst, vgl. Kap. 7.2, für den Fall mit
Absaugen oder Ausblasen, d.h. mit der Randbedingung ϕ(0) = ϕw , z.B. von K. Ger-
sten; H. Körner (1968) und von W.E. Stewart; R. Prober (1962). Über die Grenzfälle
starken Absaugens und massiven Ausblasens findet man Angaben bei K. Gersten
(1973b). In den genannten Arbeiten wurden auch die Lösungen der dazugehörigen
Energiegleichung behandelt.
Bezüglich der Erweiterung auf den dreidimensionalen Staupunkt sei auf die Arbeit
von K. Gersten (1973a) verwiesen.
Die Strömung am Rotationsparaboloid wurde von R.T. Davies; M.J. Werle (1972)
berechnet.

5.2.4
Strömung an einer rotierenden Scheibe

Ein weiteres Beispiel einer exakten Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen ist die
Strömung in der Nähe einer ebenen Scheibe, die mit konstanter Winkelgeschwindig-
keit ω um eine Achse senkrecht zu ihrer Ebene in einem sonst ruhenden Fluid rotiert.
Durch die Haftbedingung und die Reibung wird die Fluidschicht in unmittelbarer
Nähe der Scheibe mitgenommen und durch die Zentrifugalkräfte nach außen getrie-
ben. Dafür werden wieder neue Fluidteilchen in axialer Richtung an die Scheibe
herangeführt und dann auch wieder nach außen abgeschleudert. Es handelt sich hier
also um eine dreidimensionale Strömung, welche die Wirkung einer Pumpe besitzt.
Eine perspektivische Darstellung der Strömung ist in Bild 5.8 gegeben. Es sind in
allen drei Richtungen Geschwindigkeitskomponenten vorhanden, die abweichend
von Kap. 3.13 mit u, v, w (mit den Zylinderkoordinaten r, ϕ, z) bezeichnet werden
sollen.
Zunächst möge die Dicke δ der „mitgerissenen“ Schicht abgeschätzt werden. Für
diese Dicke muß eine Beziehung

δ = f (ν,ω)

bestehen. Nach dem -Theorem der Dimensionsanalysis folgt daraus



ν
δ∼ . (5.74)
ω
Die Dicke der durch Reibung in Rotation versetzten Schicht ist also um so geringer,
je kleiner die kinematische Viskosität ν ist.
Für die Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen
√ ist es nun zweckmäßig, den Wan-
dabstand z auf die Größe ν/ω zu beziehen, d.h. als dimensionslosen Wandabstand

ω
ζ = z (5.75)
ν
5.2 Stationäre axialsymmetrische Strömungen 121

Bild 5.8. Strömung in der


Umgebung einer in ru-
hendem Fluid rotierenden
Scheibe, Geschwindigkeits-
komponenten:
u-radial;
v-azimutal;
w-axial.

einzuführen. Mit den Ansätzen



u = rωF (ζ ); v = rωG(ζ ); w= ωνH (ζ ) ;
p = p0 + νωP (ζ ) (5.76)

erhält man aus der Kontinuitätsgleichung und den Navier-Stokes-Gleichungen in


Zylinder-Koordinaten nach Kap. 3.13 das folgende System von gewöhnlichen Dif-
ferentialgleichungen:
2F + H  = 0
F 2 + F  H − G2 − F  = 0
(5.77)
2F G + H G − G = 0
P  + H H  − H  = 0

mit den Randbedingungen

ζ =0: F = 0, G = 1, H = 0, P = 0
ζ →∞: F = 0, G = 0 . (5.78)

Die Lösung dieses Systems ist zuerst von Th. v. Kármán (1921) näherungsweise
erfolgt; später wurden von W.G. Cochran (1934) genauere Werte ermittelt. Diese
sind in Bild 5.9 dargestellt, vgl. auch Tabelle 5.2.
Es ist hier wieder so wie schon bei der Staupunktströmung, daß zunächst das
Geschwindigkeitsfeld aus der Kontinuitätsgleichung und den Bewegungsgleichun-
gen parallel zur Wand ermittelt werden kann und nachträglich die Druckverteilung
122 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Tabelle 5.2. Funktionswerte an der Wand und in großem Abstand von der Wand zur Beschrei-
bung der Strömung an einer in ruhendem Fluid rotierenden Scheibe, nach M.H. Rogers; G.N.
Lance (1960)

ζ = z ω/ν F −G  −H P

0 0,51023 0,61592 0 0

∞ 0 0 0,88446 0,39113

Bild 5.9. Geschwindigkeitsver-


teilungen an einer in ruhendem
Fluid rotierenden Scheibe, vgl.
Tabelle 5.2

senkrecht zur Wand. Für den Druck gilt

1
P (ζ ) = H  − H 2 . (5.79)
2
Aus der Lösung geht hervor, daß bei ζ = 5,5 die Umfangsgeschwindigkeit auf 1 %
der Scheibengeschwindigkeit abgeklungen ist. Damit gilt für die Schichtdicke

ν
δ = 5,5 . (5.80)
ω
Die Neigung der Stromlinien an der Wand gegen die Umfangsrichtung ist
 
∂u/∂z F  (0)
tan ϕ0 = − =−  = 0,828 (ϕ0 = 39,6 ◦ ) . (5.81)
∂v/∂z w G (0)

Obwohl die Rechnung sich auf eine unendlich ausgedehnte Scheibe bezieht, werden
jetzt die Ergebnisse auf eine Kreisscheibe mit endlichem Radius R angewendet.
Dieses ist sicherlich zulässig, wenn der Radius R groß ist im Vergleich zur Dicke
δ der mitgerissenen Schicht, so daß sich die Randeffekte auf eine zur gesamten
Kreisfläche kleine Ringfläche konzentrieren.
Es soll das Drehmoment einer solchen Scheibe ermittelt werden. Der Beitrag
eines Ringstreifens der Breite dr mit dem Radius r ist dM = −2π rdr rτzϕ . Dabei
5.2 Stationäre axialsymmetrische Strömungen 123

bedeutet τzϕ die Umfangskomponente der Wandschubspannung, vgl. Gl. (3.95). Dies
ist nach Gl. (5.76)
 
∂v √
τzϕ = µ = rω νωG (0) . (5.82)
∂z w
Für das Drehmoment der einseitig benetzten Scheibe folgt daraus

R 
π
M = −2π r 2 τzϕ dr = − R 4 νω3 G (0) . (5.83)
2
0

Es ist üblich, für das Drehmoment von beidseitig benetzten Scheiben den folgenden
dimensionslosen Beiwert einzuführen:
2M
cM = . (5.84)
ω2 R 5 /2

Mit der Reynolds-Zahl


R2 ω
Re = (5.85)
ν
und dem Zahlenwert G (0) = −0,6159 nach Tabelle 5.2 erhält man

3,87
cM = √ . (5.86)
Re

Diese Formel für den Drehmomentenbeiwert ist in Bild 5.10 als Kurve (1) eingetragen
und mit Meßergebnissen von Th. Theodorsen; A. Regier (1944), G. Kempf (1924), W.
Schmidt (1921) sowie D. Riabouchinsky (1935, 1951) verglichen. Bis zu Reynolds-
Zahlen von etwa Re = 3 × 105 ist die Übereinstimmung der Messungen mit der
Theorie nach Gl. (5.86) sehr gut. Bei größeren Reynolds-Zahlen tritt Turbulenz ein.
Die turbulente Strömung an der rotierenden Scheibe wird in Kap. 20.1.3 behandelt;
sie liefert das als Kurve (2) in Bild 5.10 eingetragene Gesetz.
Der axial angesaugte und durch Zentrifugalwirkung radial nach außen beförderte
Volumenstrom beträgt für eine Seite der Scheibe vom Radius R

∞ √

Q = 2π R u dz = −H (∞)π R 2 νω = 0,885π R 3 ω/ Re . (5.87)
0

Bemerkenswert ist ferner, daß der Druckunterschied über die Schichtdicke propor-
tional zu νω, d.h. bei kleiner Viskosität sehr klein ist. Der Druck hängt nur vom
Wandabstand ab, ist also vom Radius R unabhängig.
Wie bereits erwähnt, wirkt die rotierende Scheibe wie eine Pumpe. Das Fluid
erfährt in dieser Strömung eine Zunahme des Gesamtdruckes. Für die Zunahme der
124 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Bild 5.10. Drehmomentenbeiwerte einer beidseitig benetzten rotierenden Scheibe.


(1) laminar, nach Gl. (5.86)
(2) turbulent, nach Gl. (20.18)

mechanischen Energie in der Strömung ergibt sich


∞  
 2
PM = p + (u + v + w ) 2π Ru dz
2 2
2
0
  ∞ ∞ 
ν 4
= π R ω 4
(F + G )F dζ −
2 2
F 2 dζ . (5.88)
ω Re
0 0

Mit dem Zahlenwert


∞
(F 2 + G2 )F dζ = 0,088
0
ergibt sich für Re → ∞

PM = 0,088π R 4 νω5 = 0,29|M|ω . (5.89)

Die rotierende Scheibe hat demnach bei hohen Reynolds-Zahlen einen Pumpen-
Wirkungsgrad von 29 %.
Die Erweiterung auf den Fall homogener Absaugung an der Scheibe stammt von
J.T. Stuart (1954) und E.M. Sparrow; J.L. Gregg (1960b). Letztere Arbeit enthält auch
den Fall homogenenAusblasens. Der Grenzfall massivenAusblasens wurde von H.K.
Kuiken (1971) behandelt. Die Lösungen der dazugehörigen Energiegleichung sind in
der Arbeit von E.M. Sparrow; J.L. Gregg (1960b) und im Fall massiven Ausblasens
von K. Gersten; W.P. Cosart (1980) behandelt worden.
5.2 Stationäre axialsymmetrische Strömungen 125

Eine Verallgemeinerung des vorliegenden Problems auf den Fall, daß sich das
Fluid im Unendlichen mit der Winkelgeschwindigkeit  = sω dreht, wurde von
M.G. Rogers; G.N. Lance (1960) behandelt. Dabei stellt sich heraus, daß bei gegen-
sinniger Drehung für s < −0,2 nur bei Anwendung einer homogenen Absaugung
physikalisch sinnvolle Lösungen existieren.
Eine weitere Verallgemeinerung ist die von G.K. Batchelor (1951) untersuchte
Strömung zwischen zwei gegenläufig rotierenden Scheiben; man vergleiche hierzu
auch K. Stewartson (1953) und G.L. Mellor et al. (1968). Eine zusammenfassende
Darstellung stammt von P.J. Zandbergen; D. Dijkstra (1987).

5.2.5
Axialsymmetrischer Freistrahl

Eine interessante ähnliche Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen in sphärischen


Polarkoordinaten (Kugelkoordinaten) stammt von L. Landau (1944) und H.B. Squire
(1951). Es handelt sich um die Strömung des axialsymmetrischen Freistrahles. Wegen
der Einzelheiten der Rechnung sei auf die Originalarbeiten oder auf die Darstellun-
gen von G.K. Batchelor (1974) und F.S. Sherman (1990) verwiesen. Ein typisches
Beispiel für das Stromlinienfeld ist in Bild 5.11 wiedergegeben. Der Rand des Frei-
strahls kann als derjenige Ort definiert werden, an dem die Stromlinien minimalen
Abstand zur Achse haben. Wie aus dem Bild hervorgeht, ist der Freistrahlrand ein
Kegel mit dem halben Öffnungswinkel 0 . Aus einer Integration des Impulsflus-
ses auf einer Kugelfläche um den Ursprung erhält man den Impuls des Freistrahls.
Hier soll nur die Lösung für kleine Werte ν angegeben werden. Dafür beträgt der
Freistrahl-Impulsfluß
64π ν 2
I˙ = (ν → 0) . (5.90)
3 20

Bei vorgegebenem Impulsfluß I˙ wird danach also der halbe Öffnungswinkel 0 ∼ ν


mit abnehmender kinematischer Viskosität kleiner. Bei kleinen Werten ν konzen-
triert sich die Strömung des eigentlichen Strahles also auf einen kleinen Bereich

Bild 5.11. Stromlinien der


axialsymmetrischen Frei-
strahl-Strömung nach G.K.
Batchelor (1967),
0 = 24,6◦
126 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

in Achsennähe. Man kann daher für diese Grenze ν → 0 auch von einer Grenz-
schichtströmung sprechen. Im Grenzfall ν = 0 würde der Impulsfluß I˙ mit un-
endlich großer Geschwindigkeit, aber mit verschwindendem Volumenstrom Q er-
zeugt, so daß das Produkt aus Geschwindigkeit und Volumenstrom den gewünschten
endlichen Impuls liefert. Diese singuläre Geschwindigkeitsverteilung in Form ei-
ner Dirac-Funktion wird durch den Viskositäts-Einfluß zu einer Verteilung endlicher
Strahlbreite „verschmiert“. Dabei ist der Radius der eigentlichen Strahlströmung pro-
portional zu ν. Diese Grenzschichtlösung ist in Kap. 12.1.5 ausführlich behandelt.
Dabei wird sich herausstellen, daß der Volumenstrom Q des Freistrahls in axialer
Richtung linear mit dem Abstand vom Ursprung zunimmt. Am Freistrahlrand wird
durch die Wirkung der Viskosität laufend Fluid aus der praktisch ruhenden Umge-
bung mitgerissen, so daß durch diesen „Mitschleppeffekt“ oder „Einmischeffekt“
(engl.: entrainment) der Strahl sich laufend verbreitert. Das seitliche Ansaugen von
Fluid aus der Umgebung ist aus dem Bild 5.11 deutlich erkennbar.
Wenn der axialsymmetrische Strahl aus einer Wand austritt entsprechend dem
Bild 7.7, dann existiert keine ähnliche Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen, die
auch die Haftbedingung an der Wand erfüllt, wie K. Potsch (1981) gezeigt hat, vgl.
auch W. Schneider (1981).
Eine Erweiterung auf Radialstrahlen, bei denen die Ausflußöffnung ein ringför-
miger Schlitz ist, wurde von H.B. Squire (1955) beschrieben.

5.3
Instationäre ebene Strömungen
Häufig liegen exakte Lösungen der instationären Navier-Stokes-Gleichungen vor,
wenn exakte Lösungen für die entsprechenden stationären Strömungen existieren.
Der aus der Ruhe erfolgende Anfahrvorgang („Anlaufströmung“) oder das zeitliche
Abklingen beim „Abschalten“ der Strömung („Auslaufströmung“) sind Beispiele der-
artiger instationärer Strömungen. Auch durch periodische Randbedingungen (oszil-
lierende Wand, periodische Bedingungen für Geschwindigkeit oder Druck) ergeben
sich instationäre Strömungen. Die im folgenden betrachteten Strömungen zeichnen
sich dadurch aus, daß die instationären Anteile des Geschwindigkeitsfeldes von der
Koordinate x parallel zur Wand unabhängig sind. Dadurch entstehen so erhebliche
Vereinfachungen der Navier-Stokes-Gleichungen, daß in den angeführten Fällen ex-
akte Lösungen angegeben werden können. Wegen ∂u/∂x = 0 und ∂v/∂x = 0 folgt
aus der Kontinuitätsgleichung v(t) = vw (t). Entweder liegt ein Fall mit Absaugen
(vw < 0) oder Ausblasen (vw > 0) vor, oder die v-Komponente der Geschwindig-
keit verschwindet. Wegen der Unabhängigkeit von der x-Koordinate reduzieren sich
die Navier-Stokes-Gleichungen damit auf die beiden folgenden linearen Differen-
tialgleichungen
 
∂u ∂u ∂p ∂ 2u
 + vw =− +µ 2 , (5.91)
∂t ∂y ∂x ∂y
5.3 Instationäre ebene Strömungen 127

∂vw ∂p
 =− . (5.92)
∂t ∂y
Der Druck ist also nur dann von y abhängig, wenn zeitabhängiges Absau- gen oder
Ausblasen vorliegt.

5.3.1
Strömung an einer plötzlich in Gang gesetzten ebenen Wand
(Erstes Stokessches Problem)

Hierbei handelt es sich um eine Anlaufströmung, d.h. um eine Bewegung aus der
Ruhe heraus. Es wird die Strömung in der Nähe einer Wand betrachtet, die sich
aus der Ruhe heraus plötzlich mit der konstanten Geschwindigkeit U0 in ihrer eige-
nen Ebene bewegt. Dieses Problem wurde bereits von G.G. Stokes (1856) in seiner
berühmten Abhandlung über Pendel gelöst. Da später auch Lord Rayleigh (1911)
diese Strömung behandelt hat, wird sie in der Literatur häufig auch als Rayleigh-
Problem bezeichnet. Die Wand falle mit der x-Achse zusammen. Da der Druck
überall konstant ist, reduziert sich Gl. (5.91) auf

∂u ∂ 2u
=ν 2 (5.93)
∂t ∂y
mit den Randbedingungen

t ≤0: y≥0: u=0


t >0: y=0: u = U0 (5.94)
y → ∞ : u = 0.

Wie man der Energiegleichung (3.72) entnehmen kann, ist Gl. (5.93) mit der Wär-
meleitungsgleichung für eindimensionale instationäre Temperaturfelder T (y,t) iden-
tisch. Daher findet man in der einschlägigen Literatur zur Wärmeleitung zahlreiche
Lösungen dieser Differentialgleichung, z.B. U. Grigull; H. Sandner (1986) und H.S.
Carlslaw; J.C. Jaeger (1959).
Die gesuchte Lösung von Gl. (5.93) hat die allgemeine Form u/U0 = f (y,t,ν).

Nach dem -Theorem der Dimensionsanalysis folgt daraus u/U0 = F (y/ νt ).
Tatsächlich läßt sich durch Einführen der dimensionslosen Ähnlichkeitsvariablen
y
η= √ (5.95)
2 νt
für die Funktion u/U0 = f (η) aus Gl. (5.93) die gewöhnliche Differentialgleichung

f  + 2ηf  = 0 (5.96)

mit den Randbedingungen f (0) = 1 und f (∞) = 0 herleiten. Die Lösung ist
u
= erfc η = 1 − erf η , (5.97)
U0
128 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Bild 5.12. Geschwindigkeitsverteilung


in der Nähe einer plötzlich in Bewegung
gesetzten Wand (Erstes Stokessches Pro-
blem)

wobei

2
e−η dη
2
erf η = √ (5.98)
π
0
als Gaußsche Fehlerfunktion (engl.: error function) und erfc η als komplimentäre
Gaußsche√Fehlerfunktion (engl.: complimentary error function) oder, bis auf den
Faktor 2/ π , als Krampsche Transzendente bezeichnet werden.
Die Geschwindigkeitsverteilung ist in Bild 5.12 dargestellt. Die Geschwindig-
keitsprofile für verschiedene Zeiten sind zueinander „ähnlich“, d.h. sie können durch
Änderung des Maßstabes in der y-Richtung zur Deckung gebracht werden. Die kom-
plimentäre Fehlerfunktion hat etwa bei η99 = 1,8 den Wert 0,01. Unter Berücksich-
tigung der Definition von δ ist also die Dicke der durch die Reibung mitgenommenen
Schicht √ √
δ = 2η99 νt = 3,6 νt . (5.99)
Sie ist also proportional der Wurzel aus der kinematischen Viskosität und der Wurzel
aus der Zeit. Für große Zeiten strebt δ gegen unendlich, d.h. das gesamte Feld über der
Platte nimmt endgültig die Geschwindigkeit der Platte an. Die Wandschubspannung
ergibt sich aus (5.97) zu
  
∂u ν
τw = µ = −U0 . (5.100)
∂y w πt

Sie ist im ersten Augenblick (t = 0) unendlich
√ und nimmt proportional zu 1/ t auf
null ab. Außerdem ist sie proportional zu ν.
5.3 Instationäre ebene Strömungen 129

Diese Lösung läßt sich einfach auf Fälle erweitern, bei denen die Wandgeschwin-
digkeit eine beliebige Funktion der Zeit U (t) ist. Da die Differentialgleichung (5.93)
linear ist, können aus Lösungen dieser Gleichung durch Superposition neue Lösun-
gen erzeugt werden. Faßt man die gegebene Funktion U (t) als Treppenfunktion mit
kleinen Stufen dU auf, setzt sich die Gesamtlösung aus elementaren Lösungen für
die eben behandelte Sprungfunktion mit dem Geschwindigkeitssprung dU wie folgt
zusammen
t  
y
u(y,t) = dU erfc √ . (5.101)
2 ν(t − τ )
−∞

Durch die Zeitdifferenz t − τ im Argument der komplimentären Fehlerfunktion wird


sichergestellt, daß die Geschwindigkeitsverteilung zur Zeit t nur von den Geschwin-
digkeiten U (t) abhängt, die zeitlich früher liegen. Durch partielle Integration von
Gl. (5.101) folgt die als Duhamelsches Faltungsintegral bekannte allgemeine Lö-
sung
t
y U (τ ) y2
− 4ν(t−τ
u(y,t) = √ e ) dτ . (5.102)
2 πν (t − τ )3/2
−∞

Da die partiellenAbleitungen von u sowohl nach y als auch nach t Funktionen sind,
die auch Lösungen von Gl. (5.93) sind, lassen sich sofort auch Lösungen angeben,
wenn beispielsweise für die Wandschubspannung eine Sprungfunktion oder eine
beliebige Funktion der Zeit vorgegeben ist.
Eine Erweiterung der betrachteten Strömungen unter Berücksichtigung der Kom-
pressibilität erfolgte von E. Becker (1960).
Eine gewisse Verwandschaft zum ersten Stokesschen Problem besteht bei der
natürlichen Konvektionsströmung an der vertikalen ebenen Wand, deren Temperatur
sich schlagartig ändert, vgl. C.R. Illingworth (1950).

5.3.2
Strömung an einer oszillierenden Wand
(Zweites Stokessches Problem)

Eine unendlich ausgedehnte ebene Wand möge in ihrer Ebene geradlinige harmoni-
sche Schwingungen ausführen. Dieses Problem wurde zuerst von G.G. Stokes (1856)
und später von Lord Rayleigh (1911) behandelt. Wegen der Haftbedingung gilt für
die Strömungsgeschwindigkeit an der Wand

y=0: u(0,t) = U0 cos nt . (5.103)

Für diese Randbedingung lautet die Lösung von Gl. (5.93)

u(y,t) = U0 e−ηs cos(nt − ηs ) (5.104)

mit
130 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Bild 5.13. Geschwindigkeitsver-


teilung in der Nähe einer os-
zillierenden Wand (Zweites Sto-
kessches Problem)
- - - - - Einhüllende
u/U0 = exp(−ηs )


n
ηs = y. (5.105)

Die Geschwindigkeitsverteilung ist also eine Schwingung mit nach außen abnehmen-
der Amplitude
√ U0 exp(−ηs ), wobei die Schicht im Wandabstand y eine Phasennach-
eilung y n/2ν gegenüber der Wandbewegung hat. In Bild 5.13 ist die Geschwindig-
keitsverteilung
√ für verschiedene Zeiten dargestellt. Zwei Schichten mit dem Abstand
2π 2ν/n schwingen in der gleichen Phase. Diesen Abstand kann man als eine Art
Wellenlänge
√ der Schwingung ansehen. Die mitschwingende Schicht hat die Dicke
δs = 4,6 2ν/n (die Einhüllende u/U0 = exp(−ηs ) der in Bild 5.13 dargestellten
Kurven hat bei ηs99 = 4,6 den Wert 0,01). Die Schicht ist demnach um so dünner,
je höher die Frequenz und je kleiner die kinematische Viskosität ist.
Die Lösung nach Gl. (5.104) und Bild 5.13 stellt bei der analogen Lösung der
thermischen Energiegleichung z.B. die Temperaturverteilungen im Erdinneren dar,
welche durch die jahreszeitlichen periodischen Temperaturschwankungen an der
Erdoberfläche verursacht werden.

5.3.3
Zeitlicher Anlauf der Couette-Strömung

Die in Abschnitt 5.3.1 behandelte zeitliche Ausbildung der Reibungsschicht an einer


plötzlich in Gang gesetzten Wand läßt sich auch für den Fall lösen, daß der bewegten
Wand im Abstand h eine ruhende Wand gegenübersteht. Es handelt sich dann um die
zeitliche Entwicklung der Couette-Strömung, wobei sich für große Zeiten die lineare
Geschwindigkeitsverteilung von Bild 1.1 ergibt. Die Lösung von Gl. (5.93) für die
entsprechenden Randbedingungen kann als folgende Reihe dargestellt werden:
5.3 Instationäre ebene Strömungen 131

Bild 5.14. Zeitlicher


Anlauf der Couette-
Strömung

u
= f (η,ηh ) = erfc η − erfc(2ηh − η)
U0
+ erfc(2ηh + η) − erfc(4ηh − η)
+ erfc(4ηh + η) − + × s (5.106)

mit
y h
η= √ , ηh = √ . (5.107)
2 νt 2 νt
Sie ist in Bild 5.14 dargestellt. Hier sind nur noch die ersten Profile näherungsweise
ähnlich (für etwa t < 0,05h2 /ν), nämlich solange die mitgenommene Schicht
noch nicht wesentlich von der gegenüberliegenden festen Wand gebremst wird, d.h.
solange die Schichtdicke δ nach Gl. (5.99) kleiner als der Plattenabstand ist. Die
späteren Profile (t > 0,05h2 /ν) sind nicht mehr „ähnlich“, sie nähern sich asym-
ptotisch der linearen Verteilung des stationären Zustandes. Eine Reihenentwicklung
der Lösung, die bei großen Zeiten gut konvergiert, findet man bei R.L. Panton (1984,
S. 277). Exakte Lösungen der instationären Couette-Strömung sind von J. Steinheuer
(1965) auch für den Fall berechnet worden, daß die im stationären Zustand ruhende
Begrenzungswand plötzlich auf eine beliebige konstante Geschwindigkeit gebracht
wird. Als Spezialfall ist in diesen Lösungen auch der Fall des plötzlichen Abstoppens
der bewegten Wand, d.h. das Abklingen einer Couette-Strömung (Auslaufströmung),
enthalten.

5.3.4
Instationäre asymptotische Absaugung

Wenn in großem Abstand von der Wand (y = 0) die Geschwindigkeit u(y → ∞,t) = U (t)
von null verschieden ist, kann für Gl. (5.91) auch

∂u ∂u dU ∂ 2u
+ vw = +ν 2 (5.108)
∂t ∂y dt ∂y

geschrieben werden. Für eine konstante „Außengeschwindigkeit“ U0 vereinfacht sich die


Differentialgleichung, und man erhält die einfache Lösung
132 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen
 vw y 
u(y,t) = U0 1 − e ν . (5.109)

Da die Randbedingung für y → ∞ nur bei negativem vw (d.h. bei Absaugen) erfüllt ist, wird
Gl. (5.109) das asymptotische Absaugeprofil genannt.
Nach J.T. Stuart (1955) existiert für eine beliebige Außengeschwindigkeit

U (t) = U0 [1 + f (t)] (5.110)

eine exakte Lösung von Gl. (5.108) in der Form:


 
u(y,t) = U0 1 − e−η + g(η,T ) (5.111)

mit
vw y v2 t
η=− und T = w . (5.112)
ν 4ν
Dabei muß g(η,T ) die folgende partielle Differentialgleichung erfüllen
 
∂g  ∂g ∂ 2g
= f (T ) + 4 + 2 (5.113)
∂T ∂η ∂η
mit den Randbedingungen:

η=0: g = 0; η→∞: g = f (T ) .

Die Lösungen von Gl. (5.113) sind von J. Watson (1958) für einige spezielle Funktionen
f (T ) mit Hilfe der Laplace-Transformation ermittelt worden. Im einzelnen wurden folgende
Außenströmungen untersucht: ungedämpfte und gedämpfte Schwingungen, sprunghafte Än-
derungen von einem konstanten Wert auf einen anderen.
Die beschleunigte bzw. verzögerte Plattenbewegung in ruhendem Fluid mit homogener
Absaugung wurde von J. Zierep; K. Bühler (1993) untersucht.

5.3.5
Instationäre ebene Staupunktströmung

Oszillierende Wand. Eine einfache Verallgemeinerung der stationären ebenen


Staupunktströmung nach Abschnitt 5.1.3 ergibt sich, wenn die Wand oszilliert. In
diesem Fall setzt sich die Gesamtlösung additiv zusammen aus der schon bekannten
stationären Lösung und einem periodischen Anteil. Mit dem Ansatz, vgl. Gl. (5.34)
bis (5.36),

u(x,y,t) = axf  (η) + U0 [g(η) cos nt + h(η) sin nt]



v(x,y,t) = − aνf (η)
 
 2ν (5.114)
p(x,y,t) = p0 − a 2 x 2 + F (η)
2 a

a
η = y
ν
erhält man aus den Navier-Stokes-Gleichungen zusätzlich zu Gl. (5.37) das folgende
lineare Gleichungssystem für die Funktionen g(η) und h(η)
5.3 Instationäre ebene Strömungen 133

g  + f g  − f  g − kh = 0
h + f h − f  h + kg = 0 (5.115)

mit den Randbedingungen

η=0: g = 1, h = 0; η→∞: g = 0, h = 0

und der dimensionslosen Frequenz k = n/a.


Die Wandgeschwindigkeit uw (t) = U0 cos nt ist damit eine harmonische Funk-
tion mit der Frequenz n.
Da in den Gleichungen (5.115) die stationäre Lösung f (η) enthalten ist, beeinflußt
diese den oszillierenden Strömungsanteil. Umgekehrt ist der stationäre Anteil von
der Wandbewegung unabhängig.
Die Lösungsfunktionen g(η) und h(η) sind von N. Rott (1955), vgl. auch M.B.
Glauert (1956a) und J. Watson (1959), berechnet worden. Sie hängen im allgemei-
nen noch von k ab. Für die Grenzfälle k → 0 und k → ∞ lassen sich einfache
asymptotische Lösungen angeben. Im Grenzfall k → 0 folgt aus Gl. (5.115)

f 
g= , h = 0. (5.116)
fw

Diese Lösung kann als quasistationäre Lösung bezeichnet werden.


Wird für die Grenzlösung k → ∞ die neue Koordinate
  
k n n y
ηs = η= η= y= (5.117)
2 2a 2ν δs

eingeführt, so reduzieren sich die Gleichungen für k → ∞ auf

g̈ − 2h = 0 , ḧ + 2g = 0 ,

wobei die Punkte Ableitungen nach ηs bedeuten. In diesem Grenzfall wird die insta-
tionäre Bewegung von der stationären Grundströmung unabhängig. Dazu gehören
die Lösungen
g = e−ηs cos ηs , h = e−ηs sin ηs (5.118)
und damit das Geschwindigkeitsfeld

u(x,y,t) = axf  (η) + U0 e−ηs cos(nt − ηs ) (k → ∞) . (5.119)

Der instationäre Anteil ist also identisch mit der Lösung für die oszillierende Wand
nach Gl. (5.104).
Die Strömung hat also in dem Grenzfall hoher Frequenz eine Zwei-Schichten-
Struktur.
√ Die Dicke der (stationären) Reibungsschicht ist nach Gl. (5.47) δ =
2,4 ν/a, die durch die Wandbewegung beeinflußte Schicht hat dagegen die Dicke
134 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

δs = 4,6 δ/ k, ist also bei hohen Frequenzen erheblich kleiner als die Reibungs-
schichtdicke δ. Da es sich bei Gl. (5.104) um eine Lösung nach Stokes handelt, wird
diese dünne, wandnahe Schicht auch als Stokessche Schicht bezeichnet.
Eine Verallgemeinerung dieser Lösung auf beliebige Bewegungen der Wand
wurde von J. Watson (1959) angegeben. Wenn die Wand senkrecht zur Ebene der
Staupunktströmung oszilliert, entsteht eine dreidimensionale instationäre Strömung,
die von W. Wuest (1952) behandelt worden ist.

Oszillierende Außenströmung (von x unabhängige Amplitude). Für die


Außengeschwindigkeit
U (x,t) = ax + U0 cos nt (5.120)
kann wieder der Ansatz (5.114) gewählt werden. Statt Gl. (5.115) erhält man jetzt
die um Glieder für die Druckgradienten erweiterte Gleichungen

g  + f g  − f  g − kh + 1 = 0
(5.121)
h + f h − f  h + kg − k = 0

mit den Randbedingungen

η=0: g = 0, h = 0; η→∞: g = 1, h = 0 .

Das Gleichungssystem (5.121) ist von K. Gersten (1965) für verschiedene Frequenz-
parameter k berechnet worden. Wieder lassen sich einfache Grenzlösungen angeben.
Die quasistationäre Lösung (k = n/a → 0) lautet

g = f , h=0 (k → 0) , (5.122)

die Stokessche Grenzlösung (k → ∞)

g = 1 − e−ηs cos ηs , h = −e−ηs sin ηs . (5.123)

Auch diese Strömung hat die schon erwähnte Zweischichten-Struktur.


Mit den Kenntnissen über die periodischen Lösungen lassen sich mit Hilfe der
Laplace-Transformation auch Lösungen für Außengeschwindigkeiten der Form

U (x,t) = ax + U (t)

mit einer beliebigen Funktion U (t) ermitteln, vgl. dazu K. Gersten (1967).

Oszillierende Außenströmung (Amplitude proportional zu x ). Für die Außen-


geschwindigkeit soll jetzt gelten:

U (x,t) = U (x) + U1 (x,t) = ax + εax cos nt . (5.124)

Die reibungslose Außenströmung pulsiert als Ganzes, d.h. es gilt auch V (y,t) =
−ay(1 + ε cos nt).
5.3 Instationäre ebene Strömungen 135

Da die Außengeschwindigkeit aus einem stationären und einem instationären An-


teil besteht, wird auch für u, v und p eine derartige Aufteilung vorgenommen in der
Form

u(x,y,t) = u(x,y) + u1 (x,y,t)


v(x,y,t) = v(x,y) + v1 (x,y,t) (5.125)
p(x,y,t) = p(x,y) + p1 (x,y,t) .

Dabei bedeutet der Querstrich der zeitliche Mittelwert über eine Periode, also gilt
u1 = v 1 = p1 = 0.
Im großen Wandabstand liefert die Navier-Stokes-Gleichung für die x- Richtung
∂U ∂U 1 ∂p
+U =− . (5.126)
∂t ∂x  ∂x
Setzt man Gl. (5.124) in diese Gleichung ein und bildet die zeitlichen Mittelwerte,
erhält man:
dU ∂U1 1 ∂p
U + U1 =− . (5.127)
dx ∂x  ∂x
Zieht man diese Gleichung von Gl. (5.126) ab, ergibt sich

∂U ∂U1 dU ∂U1 ∂U1 1 ∂p1


+U + U1 + U1 − U1 =− (5.128)
∂t ∂x dx ∂x ∂x  ∂x
als Bestimmungsgleichung für den Druckgradienten ∂p1 /∂x.
Auf ähnlichem Wege erhält man für die mittlere Bewegung im Strömungsfeld
∂u ∂v
+ = 0, (5.129)
∂x ∂y
∂u ∂u dU ∂ 2u
u +v =U + ν 2 + F (x,y) (5.130)
∂x ∂y dx ∂y
mit  
∂U1 ∂u1 ∂u1
F (x,y) = U1 − u1 + v1 . (5.131)
∂x ∂x ∂y
Die Gleichungen (5.129) und (5.130) für die mittlere Bewegung stimmen bis auf
die Funktion F (x,y) in Gl. (5.130) mit der Gleichung für stationäre Strömungen
überein. Auf Grund der vorhandenen Schwankungsgeschwindigkeiten ist demnach
die gemittelte Strömung verschieden von der Strömung, die man bei Fortfall der
Schwankungsbewegung bekommt. Dieser Unterschied tritt durch die Zusatzfunktion
F (x,y) deutlich in Erscheinung. Er ist eine Folge der Nichtlinearität der Differen-
tialgleichung. Die Zusatzfunktion kann physikalisch als eine zusätzliche eingeprägte
Kraft gedeutet werden, ähnlich wie die Reibungskraft einer stationären Strömung.
Man spricht daher auch von einer „Scheinreibungskraft“, vgl. dazu auch Kap. 16.2.
Zur Bestimmung von F (x,y) müssen die Funktionen u1 (x,y,t) und v1 (x,y,t)
ermittelt werden. Diese sind Lösungen des folgenden Gleichungssystems:
136 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

∂u1 ∂v1
+ = 0, (5.132)
∂x ∂y
   
∂u1 ∂u1 ∂u1 ∂u ∂u
+ u +v + u1 + v1
∂t ∂x ∂y ∂x ∂y
   
∂u1 ∂u1 ∂u1 ∂u1
+ u1 + v1 − u1 + v1
∂x ∂y ∂x ∂y

∂U1 ∂U1 ∂U ∂U1 ∂U1 ∂ 2 u1


= +U + U1 + U1 − U1 +ν 2 . (5.133)
∂t ∂x ∂x ∂x ∂x ∂y

Wie zu erwarten ist, vereinfacht sich dieses Gleichungssystem ganz erheblich für den
Grenzfall hoher Frequenzen n → ∞, wie auch von C.C. Lin (1957) gezeigt wurde.
Werden die beiden neuen Koordinaten

n
T = nt, ηs = y (5.134)

eingeführt und wird dann der Grenzwert n → ∞ gebildet, reduziert sich (5.133) auf

∂u1 ∂U1 1 ∂ 2 u1
= + . (5.135)
∂T ∂T 2 ∂ηs2

Von der umfangreichen Gleichung (5.133) sind also nur drei Glieder übriggeblie-
ben, nämlich die lokalen Beschleunigungen und das Reibungsglied. Damit wurde,
wie schon bei den früheren Beispielen für Strömungen mit hohen Frequenzen, die
Schwankungsbewegung von der mittleren Bewegung unabhängig. Außerdem ist
Gl. (5.135) im Gegensatz zu Gl. (5.133) linear. Für eine Außenströmung der Form

U (x,t) = U (x) + U (x) cos nt (5.136)

erhält man aus Gl. (5.135)

u1 (x,y,t) = U (x)[cos T − e−ηs cos(T − ηs )] . (5.137)

Charakteristisch hierbei ist die vom Wandabstand y bzw. ηs abhängige Phasenver-


schiebung der Schwankungsgeschwindigkeit u1 (x,y,t) gegenüber der Außenströ-
mung. Aus der Kontinuitätsgleichung (5.132) erhält man die Komponente v1 (x,y,t),
die ebenfalls diese typische Phasenverschiebung aufweist. Mit Hilfe von u1 (x,y,t)
und v1 (x,y,t) kann nun die Zusatzfunktion F (x,y) nach Gl. (5.131) berechnet wer-
den. Man erhält
1 dU
F (x,y) = U F (ηs ) , (5.138)
2 dx
wobei

F (ηs ) = e−ηs [(2 + ηs ) cos ηs − (1 − ηs ) sin ηs − e−2ηs ] (5.139)


5.3 Instationäre ebene Strömungen 137

Bild 5.15. Funktion F (ηs )


nach Gl. (5.139) für eine einfa-
che harmonische Schwingung
der Außenströmung

eine von der Außengeschwindigkeit U (x) unabhängige universelle Funktion ist. Sie
ist in Bild 5.15 dargestellt. Sie nimmt an der Wand ihren größten Wert an.
Nach Gl. (5.138) verschwindet für konstantes U die Funktion F (x,y), also der
Einfluß der Schwankungsbewegung auf die mittlere Bewegung, wie das vorige Bei-
spiel auch zeigte. Für eine Außenströmung der allgemeinen Form

U (x,t) = U (x) + Uj (x) cos(j nt) (5.140)
j =1

erhält man
1  dUj
F (x,y) = Uj F (ηsj ) (5.141)
2 dx
j =1

mit 
jn
ηsj = y. (5.142)

Aus Gl. (5.130) folgt für die Staupunktströmung mit u = ax f  (η,k,ε) die Dif-
ferentialgleichung

1
f  + ff  + 1 − f 2 + ε2 F (ηs ) = 0
2

mit ηs = k/2 η und den Randbedingungen Gl. (5.38). Von K. Gersten (1965)
wurde diese Gleichung für kleine Werte ε 2 gelöst. Von der Reihenentwicklung der
Lösungsfunktion f = f0 + ε2 f1 + · · · wurden die ersten beiden Glieder ermit-
telt. Auch das entsprechende Temperaturfeld wurde berechnet. Es stellt sich heraus,
daß durch die Oszillationen der Außenströmung die gemittelte Wandschubspannung
zunimmt, der Wärmeübergang jedoch abnimmt(!).
138 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Auch die oszillierenden Geschwindigkeits- und Temperaturfelder wurden aus-


führlich untersucht. Die Schwankungen der Wandschubspannung und der Wand-
wärmestromdichte zeigen im allgemeinen eine Phasenverschiebung gegenüber der
Schwankung der Außengeschwindigkeit. Bei sehr hohen Frequenzen eilt die Wand-
schubspannung um 45◦ vor, während die Wärmestromdichte um 90◦ nacheilt. Be-
sonders bemerkenswert ist, daß der instationäre Anteil proportional zu ε 2 auch Os-
zillationen mit doppelter Frequenz, d.h. mit 2n, als eine Folge der Nichtlinearität der
Navier-Stokes-Gleichungen aufweist.
Von K. Gersten (1967) wurde außerdem gezeigt, wie mittels Laplace-Transforma-
tion aus der Lösung für die oszillierende Staupunktströmung Lösungen gewonnen
werden können für Fälle, bei denen eine stationäre Staupunktströmung durch eine
beliebige zeitliche Übergangsfunktion in eine andere, nur wenig verschiedene sta-
tionäre Staupunktströmung übergeht (transiente Strömung).

5.3.6
Oszillierende Kanalströmung

Ein Beispiel einer instationären Durchströmung ist die Strömung im Kanal, wenn das
Fluid durch ein periodisches Druckgefälle in Schwingungen versetzt wird. Dieser
Fall kann durch einen hin- und hergehenden Stempel verwirklicht werden. Es wird
ein unendlich langer Kanal angenommen, die x-Achse liege in der Kanalmitte. Da
der Vorgang von x unabhängig ist, gilt wieder die stark vereinfachte und lineare
Gleichung (5.91) mit vw = 0 und der Randbedingung u(y = ±h/2) = 0. Der durch
die Stempelbewegung hervorgerufene Druckgradient sei harmonisch
1 ∂p
− = K sin nt ,
 ∂x
wobei K eine Konstante ist. Wegen der Linearität der zu lösenden Differentialglei-
chung empfiehlt es sich, eine komplexe Schreibweise zu verwenden, also
1 ∂p
− = −iKei nt ,
 ∂x
wobei wegen exp(i nt) = cos nt+i sin nt nur dem Realteil eine physikalische Bedeu-
tung zukommt. Setzt man die Geschwindigkeit in der Form u(y,t) = f (y) exp(i nt)
an, so erhält man für die Amplitudenverteilung f (y) die Differentialgleichung
in K
f  − f =i (5.143)
ν ν
mit der Lösung
 √ 
K i nt cosh[y in/ν]
u(y,t) = − e 1− √ . (5.144)
n cosh[(h/2) in/ν]
Daraus erhält man recht einfache Ergebnisse für die Grenzfälle sehr kleiner und sehr
großer Frequenz.
5.3 Instationäre ebene Strömungen 139

Für kleine Werte n ergibt sich aus Gl. (5.144), wenn man die Reihenentwicklung
cosh ϕ = 1 + ϕ 2 /2 + ×s nach dem quadratischen Glied abbricht:
 
K h2
u(y,t) = − y sin nt
2
(n → 0) ,
2ν 4

wobei wieder zur reellen Schreibweise übergegangen worden ist. Es handelt sich
um den quasistationären Fall, d.h. für langsame Schwingungen hat die Geschwin-
digkeitsverteilung also gleiche Phase wie der erregende Druckgradient, während die
Amplitude parabolisch verteilt ist wie im stationären Fall.
Für sehr große Werte n erhält man aus der asymptotischen Formel cosh ϕ → eϕ /2
die Lösung

K
u(y,t) = [cos nt − e−ηs cos(nt − ηs )] (n → ∞) (5.145)
n
mit   
n h
ηs = −y . (5.146)
2ν 2
Für große Werte n klingt mit wachsendem Wandabstand (h/2 − y) das zweite Glied
schnell ab, so daß für größere Wandabstände nur das erste vom Wandabstand unab-
hängige Glied übrigbleibt. Diese Lösung hat also Grenzschichtcharakter. Im Kern-
bereich schwingt das Fluid reibungslos mit einer Phasenverschiebung von 90◦ . Wie
der Vergleich von Gl. (5.145) und Gl. (5.137) zeigt, handelt es sich um die Stokes-
sche Lösung für eine oszillierende „Außenströmung“. Die Strömung besteht also
im Falle hoher Frequenzen aus zwei Schichten: der reibunglosen „Kolbenströmung“
im Kernbereich und der reibungsbehafteten Stokesschen Wandschicht. Aus dieser
Lösung folgt für den quadratischen zeitlichen Mittelwert

u2 (ηs )
= 1 − 2e−ηs cos ηs + e−2ηs . (5.147)
K 2 /2n2

Bild 5.16. Verteilung des quadratischen zeit-


lichen Mittelwertes der Geschwindigkeit bei
der periodischen Kanalströmung nach Gl.
(5.147), u2∞ = K 2 /(2n2 ): zeitlicher Mittel-
wert der Geschwindigkeit in großem Wand-
abstand
140 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Diese Verteilung ist in Bild 5.16 dargestellt. Das Maximum liegt nicht in der Ka-
nalmitte (ηs → ∞), sondern innerhalb der Stokesschen Schicht (ηs < 4,6) bei
ηs = 2,28.
Dieser Effekt wurde bei oszillierenden Rohrströmungen auch experimentell ge-
funden und wird dort „Annulareffekt“ genannt, vgl. E.G. Richardson; E. Tyler (1929),
siehe dazu auch Abschnitt 5.4.2. Dort findet man auch den Hinweis auf die Verwand-
schaft der hier betrachteten oszillierenden Kanalströmung mit der Kanalanlaufströ-
mung und der Abkling-Strömung bei plötzlichem Abschalten eines Druckgefälles
(Kanalauslaufströmung).

5.4
Instationäre axialsymmetrische Strömungen
5.4.1
Zeitlicher Wirbelzerfall
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Lösung des Potentialwirbels die exakte Lösung
der Navier-Stokes-Gleichungen für die Strömung um einen rotierenden Kreiszylinder in ru-
hender Umgebung darstellt. Der zeitliche Zerfall eines solchen Wirbels infolge der Reibung
kann ebenfalls durch eine exakte Lösung beschrieben werden, die von O.W. Oseen (1911) und
G. Hamel (1916) angegeben wurde. Wenn der Kreiszylinder zur Zeit t = 0 seine Rotation
stoppt, lautet die Verteilung der Umfangsgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Radius r und
der Zeit t
0  r2

u(r,t) = 1 − e− 4νt . (5.148)
2π r
Diese Geschwindigkeitsverteilung ist in Bild 5.17 dargestellt. Dabei ist 0 die Zirkulation des
Wirbels zur Zeit t = 0.
Experimentelle Untersuchungen über diesen Vorgang sind von A. Timme (1957) angestellt
worden.
K. Kirde (1962) untersuchte theoretisch und experimentell den Fall, daß die anfängliche
Geschwindigkeitsverteilung des Wirbels von der potentialtheoretischen verschieden ist.

Bild 5.17. Zeitliche Änderung der Geschwin-


digkeitsverteilung in der Umgebung eines Wir-
belfadens infolge Viskositätswirkung 0 : Zir-
kulation des Wirbelfadens zur Zeit t = 0
beim Beginn der Viskositätswirkung, u∞ =
0 /(2π r0 ), r0 ist ein beliebig gewählter Radius
5.4 Instationäre axialsymmetrische Strömungen 141

5.4.2
Instationäre Rohrströmung

Analog zu den im vorigen Abschnitt erwähnten instationären Kanalströmungen exi-


stieren entsprechende Lösungen auch für das Kreisrohr. Es sei x die Koordinate in
Richtung der Rohrachse und r der radiale Abstand von der Rohrmitte. Da ein langes
Rohr angenommen wird, ist der Vorgang von x unabhängig. Damit erhält man aus
den Navier-Stokes-Gleichungen nach Gl. (3.93) ohne jede Vernachlässigung
 2 
∂u 1 ∂p ∂ u 1 ∂u
=− +ν + (5.149)
∂t  ∂x ∂r 2 r ∂r
mit der Randbedingung u(r = R,t) = 0 (Haftbedingung). Für den harmonisch
oszillierenden Druckgradienten
1 ∂p
− = K sin nt (5.150)
 ∂x
folgt die Lösung
 √ 
K i nt J0 (r −in/ν)
u(r,t) = − e 1− √ . (5.151)
n J0 (R −in/ν)
Dabei bedeutet J0 die Bessel-Funktion nullter Ordnung. Für sehr kleine Frequenzen
folgt daraus die quasistationäre Lösung
K 2
u(r,t) = (R − r 2 ) sin nt (n → 0) . (5.152)

Für sehr hohe Frequenzen ergibt sich
  
K R −ηs
u(r,t) = cos nt − e cos(nt − ηs ) (n → ∞) (5.153)
n r
mit 
n
ηs = (R − r) , (5.154)

also wieder eine Lösung mit einer Zweischichtenstruktur, bestehend aus der rei-
bungslosen Kernströmung und der Stokesschen√Schicht in Wandnähe.
In Bild 5.18 ist für eine mittlere Frequenz ( n/νR = 5) das Geschwindigkeit-
sprofil der oszillierenden Rohrströmung für verschiedene Zeitpunkte einer Schwin-
gungsperiode wiedergegeben. Aus dem Vergleich mit dem darunter angegebenen
zeitlichen Verlauf des Druckgradienten erkennt man deutlich die Phasennacheilung
der Strömung in der Rohrmitte gegenüber den wandnahen Schichten, vgl. auch M.J.
Lighthill (1954). Wie bereits im Abschnitt 5.3.6 erwähnt wurde, konnte der für hohe
Frequenzen von der Theorie vorhergesagte Annulareffekt auch experimentell be-
stätigt werden. Da Gl. (5.149) linear ist, lassen sich die Lösungen von Gl. (5.151)
für verschiedene Frequenzen additiv überlagern.
142 5 Exakte Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen

Bild 5.18. Geschwindigkeitsver-


teilung einer oszillierenden Rohr-
strömung für verschiedene Zeit-
punkte einer Periode, nach S.
Uchida (1956), Druckgradient
−∂p/∂x √ = K sin nt,
k = R n/ν = 5,
c = Kk 2 /(8n) = 3,125K/n

Nahe verwandt mit der oszillierenden Rohrströmung ist die Rohranlaufströmung.


Dabei befindet sich das Fluid im unendlich langen Rohr zunächst in Ruhe. Zur Zeit
t = 0 wird plötzlich ein zeitlich unveränderliches Druckgefälle dp/dx aufgeschal-
tet. Unter den Reibungs- und Trägheitskräften bildet sich eine Rohranlaufströmung
aus, welche asymptotisch in die Hagen-Poiseuillesche parabolische Geschwindig-
keitsverteilung übergeht. Die Lösung dieses Problems ist von F. Szymanski (1932)
angegeben worden. Charakteristisch ist, daß zunächst in der Rohrmitte die Geschwin-
digkeit örtlich nahezu konstant bleibt und die Reibung sich nur in einer dünnen wand-
nahen Schicht bemerkbar macht. Erst später gelangt die Reibungswirkung bis zur
Rohrmitte. Die entsprechende Strömung beim plötzlichen Abschalten eines Druck-
gefälles („Rohrauslaufströmung“) ist von W. Gerbers (1951) berechnet worden. Die
Anlaufströmung im Ringspalt hat W. Müller (1936) angegeben.

5.5
Zusammenfassung

Aus dem Studium der exakten Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen sind fol-
gende Ergebnisse festzuhalten, da sie für die weiteren Betrachtungen von Bedeutung
sind:

1. Wenn eine Lösung im Grenzfall ν → 0 einer reibungslosen Lösung zustrebt, hat


die Lösung für kleine Werte ν Grenzschichtcharakter. In diesem Fall beschränken
sich die Reibungseffekte, d.h. die Einflüsse der Viskosität, auf eine dünne Schicht
in Wandnähe, die Reibungsschicht oder Grenzschicht. Die Strömung kann als
Störung der reibungslosen Grenzlösung aufgefaßt werden.
2. Die Dicke δ der Grenzschicht läßt sich folgendermaßen abschätzen. Der Impul-
stransport infolge der Viskosität von der Wand über diese Schicht erfolgt mit der
Geschwindigkeit UV (ν,δ), für die aus einer Dimensionsbetrachtung UV = ν/δ
folgt. Wenn tB eine typische Verweilzeit der Fluidteilchen in dieser Schicht ist,
gilt δ = UV tB oder wegen UV = ν/δ

δ ∼ νtB .
5.5 Zusammenfassung 143

Die Grenzschichtdicke ist also proportional zur Wurzel der kinematischen Vis-
kosität. Die Verweilzeit hängt von der betrachteten Strömung ab, wie z.B. tB = t
(plötzlich in Gang gesetzte ebene Platte), tB = 1/a (Staupunktströmung),
tB = 1/ω (rotierende Scheibe), tB = 1/n (oszillierende Strömung), tB = r/umax
(Düsenströmung).
3. Strömungen mit zwei unterschiedlichen Verweilzeiten tB besitzen eine
Zweischichten-Struktur. Ein Beispiel dafür ist die mit hoher Frequenz k =
n/a → ∞ oszillierende Staupunktströmung.
√ Neben der im Stationären vorhan-
denen Schicht der Dicke δ ∼ √ ν/a (Prandtl-Schicht) existiert die viel dünnere
Stokes-Schicht der Dicke δs ∼ ν/n, in der die von der Viskosität beeinflußten
Oszillationen erfolgen.
4. Bei oszillierenden Strömungen erfolgt infolge der Nichtlinearität der Navier-
Stokes-Gleichungen eine Änderung der mittleren Bewegung gegenüber dem
Fall ohne Oszillation. Aus demselben Grund treten bei den Oszillationen im
Strömungsfeld neben der Grundfrequenz auch Vielfache der Grundfrequenz auf.
Bei hohen Frequenzen ist die kinetische Energie der Schwankungsbewegung in
Wandnähe besonders hoch, und zwischen den Schwankungen der Wandschub-
spannung und der Außengeschwindigkeit besteht eine Phasenverschiebung von
−45◦ , d.h. die Wandschubspannung eilt der Geschwindigkeit voraus.
6
Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung;
Plattengrenzschicht

6.1
Aufstellung der Grenzschichtgleichungen
Nunmehr sollen Strömungen bei sehr kleiner Viskosität oder bei sehr großen
Reynolds-Zahlen behandelt werden. Ein bedeutsamer Vorstoß in der Behandlung
der Strömungen bei großen Reynolds-Zahlen ist 1904 von L. Prandtl (1904) erzielt
worden. Prandtl zeigte, in welcher Weise für große Reynolds-Zahlen die Viskosität
wesentlich ist und wie man die Navier-Stokesschen Differentialgleichungen verein-
fachen kann, um Näherungslösungen für diesen Grenzfall zu erhalten. Die Verein-
fachungen, die sich im Fall sehr kleiner Reibungskräfte in den Navier-Stokesschen
Gleichungen ergeben, sollen auf einem physikalisch anschaulichen Wege hergeleitet
werden.
Der Einfachheit halber betrachten wir die ebene Strömung eines Fluids mit sehr
geringer Viskosität um einen zylindrischen Körper von schlanker Form, Bild 6.1. Die
Geschwindigkeiten sind bis nahe an die Körperoberfläche von der Größenordnung
der Anströmungsgeschwindigkeit V . Das Stromlinienbild und auch die Geschwin-
digkeitsverteilung stimmen weitgehend mit denen der reibungslosen Strömung (Po-
tentialströmung) überein. Genauere Untersuchungen zeigen jedoch, daß das Fluid an
der Oberfläche nicht gleitet wie bei der Potentialströmung, sondern dort haftet. Der
Übergang von der Geschwindigkeit null an der Wand zur vollen Geschwindigkeit,
wie sie in einiger Entfernung vom Körper vorhanden ist, vollzieht sich in einer sehr
dünnen Schicht, der sog. Grenzschicht oder Reibungsschicht. Wir haben demnach
zwei Gebiete zu unterscheiden, die sich allerdings nicht ganz scharf trennen lassen:
1. Eine sehr dünne Schicht in unmittelbarer Körpernähe, in welcher der Geschwin-
digkeitsgradient normal zur Wand ∂u/∂y sehr groß ist (Grenzschicht). Hier
kommt eine sehr geringe Viskosität µ insofern doch wesentlich zur Geltung, als
die Reibungsschubspannung τ = µ ∂u/∂y beträchtliche Werte annehmen kann.

Bild 6.1. Grenzschichtströmung längs einer Wand


146 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

2. Das übrige Gebiet außerhalb dieser Schicht, in welchem keine so großen Ge-
schwindigkeitsgradienten auftreten, so daß die Wirkung der Viskosität bedeu-
tungslos ist. Hier herrscht die reibungslose Potentialströmung.

Allgemein läßt sich sagen, daß die Grenzschicht um so dünner ist, je geringer die
Viskosität oder, allgemeiner gesprochen, je größer die Reynolds-Zahl ist. In Kap. 5
haben wir auf Grund einiger exakter Lösungen der Navier-Stokesschen Gleichungen
gesehen, daß die Grenzschichtdicke proportional der Wurzel aus der kinematischen
Viskosität ist:

δ ∼ ν.

Bei den im folgenden in den Navier-Stokesschen Gleichungen durchzuführen-


den Vereinfachungen wird angenommen, daß diese Grenzschichtdicke sehr klein ist
gegen eine noch sogleich näher anzugebende Körperabmessung l:

δ l.

Die Lösungen der Grenzschichtgleichungen haben somit asymptotischen Charakter


für sehr große Reynolds-Zahlen.
Wenn als Bezugsgrößen die Anströmungsgeschwindigkeit V und noch eine cha- √
rakteristische Körperabmessung l verwendet werden, folgt für die Beziehung δ ∼ ν
die dimensionsmäßig korrekte Darstellung

δ 1 Vl
∼√ mit Re = . (6.1)
l Re ν

Damit strebt also die Grenzschichtdicke mit wachsender Reynolds-Zahl gegen null.
Wir wollen jetzt feststellen, welche Vereinfachungen der Navier-Stokes- Glei-
chungen sich ergeben, wenn (nur) die asymptotischen Lösungen der Navier-Stokes-
Gleichungen für große Reynolds-Zahlen ermittelt werden sollen. Statt des in Kapitel
5 beschrittenen Weges, erst die vollständigen Navier-Stokes- Gleichungen zu lösen
und dann die asymptotischen Lösungen für Re → ∞ zu bestimmen, sollen jetzt
die asymptotischen Lösungen direkt aus entsprechend vereinfachten Differential-
gleichungen ermittelt werden. Bei dem zunächst betrachteten zweidimensionalen
Problem nach Bild 6.1 sei zunächst die Wand als eben angenommen. Die x-Achse
falle mit der Wand zusammen, und die y-Achse sei senkrecht zur Wand. Wir wollen
nun die Kontinuitätsgleichung und die Navier-Stokes-Gleichungen in dimensions-
loser Form schreiben. Dabei werden alle Längen auf die bereits eingeführte charak-
teristische Länge l und alle Geschwindigkeiten auf die Anströmgeschwindigkeit V
bezogen. Der Druck wird mit V 2 und die Zeit mit l/V dimensionslos gemacht.
Ferner gilt für die Reynolds-Zahl, die nach Voraussetzung sehr groß sein soll,

V l Vl
Re = = . (6.2)
µ ν

Damit lauten die Gleichungen in dimensionsloser Schreibweise:


6.1 Aufstellung der Grenzschichtgleichungen 147

Impulsgleichung in x-Richtung:
 
∂u∗ ∗ ∂u

∗ ∂u
∗ ∂p∗ 1 ∂ 2 u∗ ∂ 2 u∗

+ u ∗
+ v ∗
= − ∗
+ + ,
∂t ∂x ∂y ∂x Re ∂x ∗2 ∂y ∗2
1 1
1 1 1 δ∗ δ ∗2 1
δ∗ δ ∗2
(6.3)
Impulsgleichung in y-Richtung:
 
∂v ∗ ∂v ∗ ∂v ∗ ∂p∗ 1 ∂ 2 v∗ ∂ 2 v∗

+ u∗ ∗
+ v∗ ∗
= − + + ,
∂t ∂x ∂y ∂y ∗ Re ∂x ∗2 ∂y ∗2
1
δ∗ 1 δ∗ δ∗ 1 δ ∗2 δ∗
δ∗
(6.4)
Kontinuitäts-Gleichung:
∂u∗ ∂v ∗
+ = 0.
∂x ∗ ∂y ∗ (6.5)
1 1
Wenn in Gl. (6.3) und (6.4) der Grenzprozeß Re → ∞ vollzogen wird, redu-
zieren sich diese Gleichungen auf diejenigen der reibungslosen Strömungen und
beschreiben bei homogener Anströmung Potentialströmungen. Diese wären bereits
die asymptotischen Lösungen, gäbe es nicht noch die Haftbedingung, die bei Poten-
tialströmungen bis auf wenige Spezialfälle nicht erfüllt ist.
Die gesuchten asymptotischen Lösungen, die auch die Haftbedingungen erfüllen
sollen, werden also nur an der Wand und in Wandnähe von den Potentialströmungen
abweichen. Für diese wandnahe Schicht, die besagte Grenzschicht, müssen also an-
dere Gleichungen gelten als diejenigen für reibungslose Strömungen. Da in dieser
Schicht die Reibungskräfte eine wichtige Rolle spielen, dürfen in den Gleichungen,
welche die Strömung in der Grenzschicht beschreiben sollen, nicht alle Reibungs-
glieder vernachlässigt werden. Mit dieser Vorstellung soll jetzt die Vereinfachung
der Navier-Stokes-Gleichungen für die Grenzschicht erfolgen. Dazu wollen wir die
einzelnen Glieder dieser Gleichungen in bezug auf ihre Größenordnung abschätzen.
Für die Länge x ∗ und die Geschwindigkeit u∗ gelten die Größenordnung O(1). Da-
gegen besitzt die Länge y ∗ die Größenordnung der Grenzschichtdicke, also O(δ).
Da für Re → ∞, d.h. für δ ∗ → 0, siehe auch Gl. (6.1), die Kontinuitätsgleichung
nicht entarten soll, folgt daraus für v ∗ = O(δ ∗ ). Unter den einzelnen Gliedern der
Gl. (6.3) bis (6.5) sind die Größenordnungen angegeben. Dabei wurde angenommen,
daß die lokalen Beschleunigungen (z.B. ∂u∗ /∂t ∗ ) von der gleichen Größenordnung
sind wie die konvektiven Beschleunigungen (z.B. u∗ ∂u∗ /∂x ∗ ). Dies bedeutet, daß
sehr plötzliche Beschleunigungen ausgeschlossen werden, wie sie z.B. bei starken
Druckwellen vorliegen. Damit nicht beide Reibungsglieder verschwinden, muß der
Faktor 1/ Re von der Größenordnung O(δ√ ∗2 ) sein. Dieses ist wiederum das schon

aus Kap. 5 her bekannte Ergebnis δ ∼ 1/ Re nach Gl. (6.1).
148 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

Da die Ordinate y ∗ = O(δ ∗ ) in der Grenzschicht für δ ∗ → 0 extrem kleine Werte


annimmt, eignet sie sich nicht zur Beschreibung der Grenzschichtströmung. Des-
halb werden die Koordinate y ∗ = O(δ ∗ ) und die Geschwindigkeitskomponente
v ∗ = O(δ ∗ ) folgender Transformation unterworfen, die auch als Grenzschicht-
Transformation bezeichnet wird:

√ y∗ √
y = y ∗ Re ∼ ∗ , v = v ∗ Re . (6.6)
δ

Die neuen Variablen y und v sind wie x ∗ und u∗ von der Größenordnung O(1).
Führt man diese Variablen y und v in die Gl. (6.3) bis (6.5) ein und bildet danach
den Grenzprozeß Re → ∞, erhält man die Prandtlschen Grenzschichtgleichungen:

∂u∗ ∂v

+ = 0, (6.7)
∂x ∂y
∂u∗ ∂u∗ ∂u∗ ∂p ∗ ∂ 2 u∗

+ u∗ ∗ + v =− ∗ + , (6.8)
∂t ∂x ∂y ∂x ∂y 2
∂p∗
0=− . (6.9)
∂y

Nach Gl. (6.6) wurden die Größen y ∗ und v ∗ mit einer Potenz der Reynolds-Zahl
gestreckt. Dabei wurde der Exponent 1/2, also die Wurzel der Reynolds-Zahl, gerade
so gewählt, daß beim Grenzübergang Re → ∞ wenigstens das eine Reibungsglied
∂ 2 u∗ /∂y 2 übriggeblieben ist.
Die durch den Grenzprozeß erreichten Vereinfachungen der Gleichungen gegenü-
ber dem vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen sind beträchtlich. Die drastische
Reduktion der Impulsgleichung für die y-Richtung zur Gl. (6.9) besagt, daß der
Druck von y unabhängig ist, also in der Grenzschicht in Querrichtung konstant ist.
Er kann damit aus dem Druck am Rande der Grenzschicht genommen werden, wo
er durch die reibungslose Strömung bestimmt wird. Der Druck wird gleichsam der
Grenzschicht von der Außenströmung „aufgeprägt“. Er ist für die Grenzschichtströ-
mung als eine bekannte Funktion anzusehen, die nur von der Längskoordinate x ∗
und der Zeit t ∗ abhängt. Die Anzahl der Unbekannten hat sich um eins verringert.
Statt der drei Funktionen u∗ , v ∗ , p ∗ werden jetzt nur noch die Funktionen u∗ , v ge-
sucht. Am Außenrand der Grenzschichtströmung geht die Längsgeschwindigkeit u∗
in die Geschwindigkeit der Außenströmung U ∗ (x ∗ ,t ∗ ) über. Da dort die Geschwin-
digkeitsgradienten ∂u∗ /∂ ȳ und ∂ 2 u∗ /∂ ȳ 2 verschwinden, reduziert sich Gl. (6.8) auf

∂U ∗ ∗ ∂U
∗ ∂p ∗
+ U = − . (6.10)
∂t ∗ ∂x ∗ ∂x ∗
Wenn man damit den Druckgradient in Gl. (6.8) eliminiert, kann Gl. (6.9) fortfallen.
Man erhält dann für die Grenzschicht zwei Gleichungen für die beiden gesuchten
Funktionen u∗ (x ∗ ,y,t ∗ ) und v(x ∗ ,y,t ∗ ):
6.1 Aufstellung der Grenzschichtgleichungen 149

∂u∗ ∗ ∂u
∗ ∂u∗ ∂U ∗ ∗ ∂U
∗ ∂ 2 u∗
+ u + v = + U + , (6.11)
∂t ∗ ∂x ∗ ∂y ∂t ∗ ∂x ∗ ∂y 2
∂u∗ ∂v

+ = 0. (6.12)
∂x ∂y

Dazu gehören die Randbedingungen:

y=0: u∗ = 0, v = 0
y→∞: u∗ = U ∗ (x ∗ ,t ∗ ) . (6.13)

Aufgabe der Grenzschichttheorie (für ebene, inkompressible Strömungen) ist die


Lösung des Systems Gl. (6.11) bis (6.13) bei vorgegebener Geschwindigkeitsvertei-
lung der Außenströmung U ∗ (x ∗ ,t ∗ ).
Für stationäre Strömungen lautet das System

∂u∗ ∂u∗ dp ∗ ∂ 2 u∗
u∗ + v = − + , (6.14)
∂x ∗ ∂y dx ∗ ∂y 2
∂u∗ ∂v
+ = 0, (6.15)
∂x ∗ ∂y

y =0: u∗ = 0, v = 0
(6.16)
y →∞: u∗ = U ∗ (x ∗ ) .

Mit dp ∗ /dx ∗ = −U ∗ dU ∗ /dx ∗ kann der Druckgradient wieder eliminiert werden.


Neben der Verringerung der Anzahl der Gleichungen erfolgte eine weitere Ver-
einfachung in der Impulsgleichung für die Längsrichtung. Gegenüber Gl. (6.3) fehlt
in Gl. (6.14) ein Glied. Dieses hat mathematisch weitreichende Konsequenzen.
Während das System Gl. (6.3) bis (6.5) elliptisch ist, handelt es sich bei den Gl. (6.14)
bis (6.16) um ein parabolisches System. Letzteres hat die sehr angenehme Eigen-
schaft, daß Einflüsse von der Funktion U ∗ (x ∗ ) auf die Lösungsfunktionen u∗ (x ∗ ,y),
v(x ∗ ,y) nur stromabwärts erfolgen können. Wenn also zwei Funktionen U ∗ (x ∗ ) bis
zur Stelle x0∗ übereinstimmen und erst für x ∗ > x0∗ verschieden sind, dann sind die
beiden dazugehörigen Lösungen für x ∗ ≤ x0∗ identisch.
Die numerische Lösung des Systems (6.14) bis (6.16), auf die in Kap. 23 ein-
gegangen wird, kann wegen des parabolischen Typs des Systems in Längsrichtung
fortschreitend (engl.: marching procedure) erfolgen.
Aus der Herleitung der Prandtlschen Grenzschichtgleichungen geht klar hervor,
daß sie und ihre Lösungen von der Reynolds-Zahl unabhängig sind. Erst wenn
die Grenzschichttransformation nach Gl. (6.6) rückgängig gemacht √ wird,
√ erhält
man für die ursprünglichen Geschwindigkeiten u ∗ = f (x ∗ ,y ∗ Re), v ∗ Re =
√ 1
f2 (x ∗ ,y ∗ Re) die Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl. Es muß nur eine Rech-
nung durchgeführt werden, die für alle hohen Reynolds-Zahlen gilt.
150 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

6.2
Wandreibung, Ablösung und Verdrängung

Aus der Lösung der Grenzschichtgleichungen werden meistens noch die technisch
besonders wichtigen Größen Wandschubspannung und Verdrängungsdicke bestimmt,
worauf jetzt kurz eingegangen werden soll.

Reibungsbeiwert. Als dimensionslose Wandschubspannung wird der Reibungs-


beiwert
τw (x ∗ )
cf (x ∗ ) =  2 (6.17)
2V
eingeführt. Dafür folgt aus der Grenzschichtlösung
 ∗
∗ 2µ(∂u/∂y)w 2 ∂u
cf (x ) = 2
=√ . (6.18)
V Re ∂y w
Aus dem Geschwindigkeitsgradienten an der Wand (y = 0) ergibt sich also der
Reibungsbeiwert. Bei allen laminaren Grenzschichten
√ streben die Reibungsbeiwerte
mit wachsender Reynolds-Zahl wie 1/ Re gegen null. Eine Ausnahme bildet der
Wandstrahl, vgl. Kap. 7.2.7.

Ablösungspunkt. Eine besondere Bedeutung kommt dem Fall zu, daß der Rei-
bungsbeiwert den Wert null erreicht. Diese Stelle, an der also die Wandschubspan-
nung verschwindet, wird als Ablösungspunkt bezeichnet. Wie sich noch herausstellen
wird, tritt Ablösung im Bereich des Druckanstiegs auf. Während in der Außenströ-
mung nach der Bernoulli-Gleichung dem Druckanstieg ein entsprechender Abfall
der kinetischen Energie entspricht, kann das durch Reibung abgebremste Fluid in
der Grenzschicht wegen seiner geringeren kinetischen Energie nicht allzu weit in das
Gebiet höheren Druckes vordringen. Es weicht dann dem Gebiet höheren Druckes
seitlich aus, löst sich dabei vom Körper ab und wird in das Innere der Strömung ab-
gedrängt (Bild 6.2). Dadurch kommt es schließlich dazu, daß das Fluid in Wandnähe,
dem Druckgradienten folgend, in umgekehrter Richtung strömt wie die Außenströ-
mung. Als Ablösungspunkt definieren wir die Grenze zwischen Vor- und Rückströ-
mung der wandnächsten Schicht, also
 
∂u
=0 (Ablösungspunkt) . (6.19)
∂y y=0

Aus der Herleitung der Grenzschichtgleichungen folgt, daß die Lage des Ablösungs-
punktes von der Reynolds-Zahl unabhängig ist.

Verdrängung. Es fällt bei den Randbedingungen in Gl. (6.13) und Gl. (6.16) auf,
daß am Außenrand der Grenzschicht zwar die Geschwindigkeitskomponente u∗
in diejenige der Außenströmung U ∗ übergeht. Es fehlt jedoch eine entsprechende
Bedingung für die v ∗ -Komponente. Tatsächlich geht die v ∗ -Komponente nicht in
die entsprechende Komponente V ∗ der Außenströmung über, sondern es verbleibt
6.2 Wandreibung, Ablösung und Verdrängung 151

Bild 6.2. Ablösung der Grenzschicht


(a) Umströmung eines Körpers mit Ablösung (A = Ablösungspunkt)
(b) Verlauf der Stromlinien in der Nähe des Ablösungspunktes
(c) Geschwindigkeitsverteilung in der Nähe des Ablösungspunktes (W P = Wendepunkt)

zwischen diesen beiden Größen eine endliche Differenz, die jetzt ermittelt werden
soll. Die Geschwindigkeitskomponenten der Außenströmung, die in dimensions-
loser Form mit U ∗ (x ∗ ,y ∗ ) und V ∗ (x ∗ ,y ∗ ) bezeichnet werden sollen, erfüllen die
Kontinuitätsgleichung
∂U ∗ ∂V ∗
+ = 0. (6.20)
∂x ∗ ∂y ∗
Die Taylor-Reihenentwicklung der Geschwindigkeitskomponente U ∗ (x ∗,y ∗ ) für
kleine dimensionslose Wandabstände y ∗ lautet:
 ∗  2 ∗  ∗2
∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∂U ∗ ∂ U y
U (x ,y ) = U (x ,0) + ∗
y + ∗2
+ ×s . (6.21)
∂y w ∂y w 2

Wird auch das Geschwindigkeitsfeld der Außenströmung der Grenzschichttransfor-


mation nach Gl. (6.6), hier also nach
√ √
y = y ∗ Re; V = V ∗ Re , (6.22)
unterworfen, folgt

∂U ∗ ∂V

+ = 0, (6.23)
∂x ∂y
 ∗  
∂U y 1
U ∗ (x ∗ ,y) = U ∗ (x ∗ ,0) + ∗
√ + O . (6.24)
∂y w Re Re
Die Differenz der beiden Kontinuitätsgleichungen (6.15) und (6.23) liefert

∂v ∂V ∂U ∗ ∂u∗
− = ∗
− ∗
∂y ∂y ∂x ∂x
152 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

oder nach Integration über die Grenzschichtdicke (wegen v(x ∗ ,0) = V (x ∗ ,0) = 0)
∞
d
lim (v − V ) = [U ∗ (x ∗ ,0) − u∗ (x ∗ ,y)] dy . (6.25)
y→∞ dx ∗
0

Dabei wurde auf der rechten Seite die Reihenfolge von Integration und Differen-
tiation vertauscht und nach Gl. (6.24) U ∗ (x ∗ ,
y ) wegen Re → ∞ durch U ∗ (x ∗ ,0)
ersetzt. Gleichung (6.24) liefert auch die Begründung, daß in den Randbedingun-
gen (6.13) und (6.16) die Funktionen U ∗ (x ∗ ,0,t ∗ ) bzw. U ∗ (x ∗ ,0) gemeint sind.
Die Grenzschicht ist so dünn, daß sich U ∗ (x ∗ ,y ∗ ) innerhalb der Grenzschicht in
asymptotischer Näherung nicht ändert, abgesehen davon, daß bei geraden Wän-
den (∂U ∗ /∂y ∗ )w wegen der Drehungsfreiheit der Potentialströmungen (∂V ∗ /∂x ∗ =
∂U ∗ /∂y ∗ = 0) verschwindet.
Da das Integral in (6.25) positiv ist und mit x ∗ wächst, gilt am Grenzschichtrand
v > V . Die Differenz nach Gl. (6.25) wird als Verdrängungsgeschwindigkeit be-
zeichnet. Die Grenzschicht hat eine Verdrängungswirkung auf die Außenströmung,
die jedoch bei großen Reynolds-Zahlen sehr klein ist und im Rahmen der Prandt-
lschen Grenzschichttheorie vernachlässigt wird. Bei einer Verbesserung der Grenz-
schichtlösung durch eine Grenzschichttheorie höherer Ordnung, auf die in Kap. 14
eingegangen wird, müßte die Außenströmung infolge der Verdrängungsgeschwin-
digkeit modifiziert werden.
Neben der Verdrängungswirkung existiert noch ein zweiter Effekt höherer Ord-
nung, die Wandkrümmung. Wie ebenfalls in Kap. 14 gezeigt wird, ist die Wand-
krümmung auf die Prandtlschen Grenzschichtgleichungen ohne Einfluß, solange der
Krümmungsradius von der Größenordnung der Bezugslänge l ist, also sehr viel
größer als die „Grenzschichtdicke“ δ. Strömungen um vergleichsweise scharfe Kan-
ten sind damit ausgeschlossen. Da also die Wandkrümmung keinen Einfluß hat, kann
das Koordinatensystem x ∗ , y als ein „verbogenes“ kartesisches Koordinatensystem
aufgefaßt werden, bei dem die x ∗ -Achse der Wandkontur folgt und die  y -Richtung
orthogonal zur lokalen x ∗ -Richtung ist. Die Geometrie des betrachteten Körpers geht
also überhaupt nicht in die Grenzschichtrechnung ein, der Geometrieeinfluß erfolgt
lediglich auf dem Weg über die Geschwindigkeitsverteilung U ∗ (x ∗ ,t ∗ ) bzw. U ∗ (x ∗ )
an der Wand ( y = 0).

6.3
Dimensionsbehaftete Darstellung
der Grenzschichtgleichungen
Obwohl für eine mathematisch korrekte Herleitung der Grenzschichtgleichungen die
dimensionslose Darstellung erforderlich war, soll jetzt und im folgenden die Grenz-
schichttransformation rückgängig gemacht werden und wieder die dimensionsbe-
haftete Darstellung der Grenzschichtgleichungen benutzt werden. Dieses erscheint
auf den ersten Blick wenig sinnvoll. Die Rechtfertigung dafür ergibt sich jedoch
6.3 Dimensionsbehaftete Darstellung der Grenzschichtgleichungen 153

aus der Tatsache, daß später Grenzschichten berechnet werden sollen, die zunächst
laminar beginnen, dann aber ins Turbulente übergehen. Da jedoch die besprochene
Grenzschichttransformation für turbulente Grenzschichten nicht sinnvoll ist, bietet
sich eine dimensionsbehaftete Darstellung für beide Strömungsformen in der Grenz-
schicht an.
Aus Gl. (6.11) bis (6.13) ergeben sich die Grenzschichtgleichungen in dimen-
sionsbehafteter Darstellung

∂u ∂u ∂u 1 ∂p ∂ 2u
+u +v =− +ν 2 , (6.26)
∂t ∂x ∂y  ∂x ∂y
∂u ∂v
+ =0 (6.27)
∂x ∂y
mit den Randbedingungen:

y=0: u = 0, v = 0;
y→∞: u = U (x,t) . (6.28)

In der Außenströmung gilt:


∂U ∂U 1 ∂p
+U =− . (6.29)
∂t ∂x  ∂x
Für stationäre Strömungen vereinfacht sich das Gleichungssystem zu

∂u ∂u 1 dp ∂ 2u
u +v =− +ν 2 (6.30)
∂x ∂y  dx ∂y
∂u ∂v
+ =0
∂x ∂y (6.31)

mit den Randbedingungen

y = 0 : u = 0, v = 0;
(6.32)
y → ∞ : u = U (x)

und der Beziehung in der Außenströmung

dU 1 dp
U =− . (6.33)
dx  dx

Obwohl in dieser Darstellung die kinematische Viskosität ν in den Gleichungssyste-


men explizit auftritt, muß ständig im Auge behalten werden, daß ν trotzdem (wegen
154 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

der Grenzschichttransformation) kein echter Parameter für die Grenzschichtlö-


sung ist.
Ein weiterer Schönheitsfehler der dimensionsbehafteten Darstellung ist die Kenn-
√ des Außenrandes der Grenzschicht. Während die Kennzeichnung y =
zeichnung
(y/ l) Re → ∞ sinnvoll war, da bei festem y das y für Re → ∞ gegen unendlich
strebt, ist das bei y nicht mehr gegeben. Eigentlich ist y am Grenzschichtrand eine
sehr kleine Größe. Trotzdem soll hier y → ∞ verwendet werden, da damit keine
Probleme entstehen, wenn man sich der Bedeutung dieser Darstellung (y sei groß
genug, um den Grenzschichtbereich abzudecken) stets bewußt ist.

Wandschubspannung. Aus der Lösungsfunktion u(x,y) läßt sich durch Differen-


tiation die Wandschubspannung
 
∂u
τw (x) = µ (6.34)
∂y w

ermitteln.

Verdrängungsdicke. Die Gleichung (6.25) lautet in dimensionsbehafteter Form

d(U δ1 )
lim (v − V ) = , (6.35)
y→∞ dx
wobei die Länge
∞  
u(x,y)
δ1 = 1− dy (6.36)
U (x)
0

Verdrängungsdicke genannt wird, weil sie nach Gl. (6.35) ein Maß für die Verdrän-
gungswirkung ist. Entsprechend Bild 6.3 läßt sich δ1 einfach geometrisch deuten. Da
nach Gl. (6.36) die beiden im Bild getönten Flächen gleiche Größe haben müssen, ist
der durch das Profil u(x,y) festgelegte Volumenstrom in der Grenzschicht identisch
mit demjenigen Volumenstrom, den die um die Verdrängungsdicke δ1 von der Wand
abgehobene oder verdrängte Außenströmung mit der Geschwindigkeit U (x) hätte.

Stromfunktion. Das System (6.26) und (6.27) von zwei Gleichungen für zwei
Funktionen u und v läßt sich durch Einführen der Stromfunktion ψ auf eine Gleichung

Bild 6.3. Verdrängungsdicke δ1 der Grenzschicht


6.4 Reibungswiderstand 155

für die eine Funktion ψ reduzieren. Dabei gilt

∂ψ ∂ψ
u= , v=− . (6.37)
∂y ∂x

Mit diesem Ansatz ist die Kontinuitätsgleichung, z.B. (6.27), erfüllt, und aus
Gl. (6.26) ergibt sich

∂ 2ψ ∂ψ ∂ 2 ψ ∂ψ ∂ 2 ψ 1 ∂p ∂ 3ψ
+ − = − + ν , (6.38)
∂y ∂t ∂y ∂x ∂y ∂x ∂y 2  ∂x ∂y 3

also eine Differentialgleichung dritter Ordnung. Die Randbedingungen lauten dann:


(∂ψ/∂y)0 = 0, (∂ψ/∂x)0 = 0, (∂ψ/∂y)∞ = U . Vergleicht man Gl. (6.38) mit
der Gleichung (4.60) für die Stromfunktion, die sich aus den vollständigen Navier-
Stokesschen Differentialgleichungen ergibt, so erkennt man, daß infolge der Appro-
ximation der Grenzschichttheorie die Ordnung der Differentialgleichung von vier
auf drei erniedrigt worden ist. Damit ist auch verständlich, warum für die Grenz-
schichtgleichung nur drei Randbedingungen, also keine Randbedingung für v am
Außenrand der Grenzschicht, vorgeschrieben werden können.

6.4
Reibungswiderstand

Aus der Verteilung der Wandschubspannung τw (x) entsprechend Gl. (6.34) läßt sich
der Reibungswiderstand in einfacher Weise durch Integration von τw (x) über der
Körperoberfläche ausrechnen. Wenn b die Spannweite des zylindrischen Körpers
und l seine Länge bedeuten, dann ist der Reibungswiderstand der Oberseite des in
Bild 6.4 dargestellten Körpers

WR = b τw (x) cos ϕ dx , (6.39)

wobei die Koordinate x, wie in der Grenzschichttheorie üblich, der Körperkontur


folgt. Die Integration ist dabei über die ganze beströmte Oberfläche von der Nase bis
zur Hinterkante zu erstrecken. Führt man mit  x die Koordinate in Sehnenrichtung

Bild 6.4. Zur Berechnung des Reibungs-


widerstandes
156 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

ein, so folgt wegen dx × cos ϕ = d


x aus (6.39)

l
WR = b τw (
x ) d
x. (6.40)
o

Bei dicken Grenzschichten oder beim Auftreten von Ablösung können beträcht-
liche Verdrängungseffekte auftreten. Dann müßte entsprechend der Grenzschicht-
theorie höherer Ordnung, die in Kap. 14 behandelt wird, auch die Druckverteilung
der Außenströmung modifiziert werden. Diese Abweichung von der zunächst be-
rechneten Druckverteilung führt zu einem Druckwiderstand. Danach ist auch der
Druckwiderstand letztlich ein Reibungseffekt. Wegen der Details wird auf Kap. 14
verwiesen.

6.5
Plattengrenzschicht

Bevor wir im nächsten Kapitel eine Reihe von allgemeinen Eigenschaften der
Grenzschicht-Differentialgleichungen besprechen, möge hier schon ein Beispiel vor-
weggenommen werden, damit wir mit den Grenzschichtgleichungen sogleich etwas
vertrauter werden. Das einfachste Beispiel für die Anwendung der Grenzschichtglei-
chungen ist die Strömung längs einer sehr dünnen ebenen Platte. Dieser Fall ist als
erstes Beispiel zu den Prandtlschen Grenzschichtgleichungen von H. Blasius (1908)
in seiner Göttinger Dissertation behandelt worden. Die Platte beginne bei x = 0,
erstrecke sich parallel zur x-Achse und sei halbunendlich lang (Bild 6.5). Es werde
die stationäre Strömung behandelt mit der Anströmungsgeschwindigkeit U∞ parallel
zur x-Achse. In diesem Fall ist die Geschwindigkeit der Potentialströmung konstant,
also dp/dx = 0. Die Grenzschichtgleichungen (6.30) bis (6.32) werden demnach

∂u ∂u ∂ 2u
u +v =ν 2, (6.41)
∂x ∂y ∂y
∂u ∂v
+ = 0, (6.42)
∂x ∂y

y = 0 : u = 0, v = 0;
(6.43)
y → ∞ : u = U∞ .

Bild 6.5. Grenzschicht an der längsangeströmten


ebenen Platte
6.5 Plattengrenzschicht 157

Da das ganze System keine ausgezeichnete Länge besitzt, liegt es nahe an-
zunehmen, daß die Geschwindigkeitsprofile in verschiedenen Abständen von der
Vorderkante zueinander affin oder ähnlich sind, d.h. daß sich die Geschwindig-
keitsprofile u(y) für verschiedene Abstände x zur Deckung bringen lassen, wenn
man für u und y einen geeigneten Maßstabsfaktor wählt. Als Maßstabsfaktor für
u bietet sich die Anströmungsgeschwindigkeit U∞ an und als Maßstabsfaktor für
y die „Grenzschichtdicke“ δ(x), die mit der Lauflänge x zunimmt. Strenggenom-
men handelt es sich bei δ(x) nicht um die Grenzschichtdicke, sondern um einen
Grenzschichtdicken-Maßstab, der jedoch bis auf einen Zahlenfaktor mit der Grenz-
schichtdicke übereinstimmt, vgl. Gl. (6.60). Das Ähnlichkeitsgesetz der Grenz-
schichtprofile schreibt sich also u/U∞ = ϕ(η) mit η = y/δ(x), wobei die Funktion
ϕ(η) von x unabhängig ist.
Die x-Abhängigkeit von δ(x) läßt sich auf anschauliche Weise wie folgt ermitteln.
Die Größe δ ist proportional zur Dicke der durch Reibung, d.h. durch Viskositätsef-
fekte, beeinflußten Schicht. Die Viskosität bewirkt einen Impulstransport ausgehend
von der Wand. Die dafür charakteristische Transportgeschwindigkeit UV ist von ν
und δ abhängig. Aus Dimensionsgründen gilt daher UV ∼ ν/δ. Die Größe δ(x) hängt
nun davon ab, welche wandnahen Fluidteilchen von diesem Impulstransport von der
Wand her noch erfaßt werden und welche durch die Translationsbewegung mit der
Geschwindigkeit U∞ bereits die Stelle x passiert haben, ohne erfaßt worden zu sein.
Die Verweilzeit eines Teilchens mit der Geschwindigkeit U∞ über der Länge x be-
trägt x/U∞ . Andererseits vergeht beim Impulstransport mit der Geschwindigkeit
UV ∼ ν/δ über der Dicke δ die Zeit δ/UV = δ 2 /ν. Durch Gleichsetzen der beiden
Zeiten folgt δ 2 /ν ∼ x/U∞ oder


δ(x) ∼ . (6.44)
U∞

Dieses entspricht genau Gl. (6.1), wenn dort l durch x und V durch U∞ ersetzt
werden. Für die Ähnlichkeitsvariable η ∼ y/δ(x) wird gesetzt

U∞
η=y . (6.45)
2νx

Die zunächst willkürliche Wahl des Faktors 2 bei δ(x) erweist sich als zweckmäßig,
da dadurch die resultierende Differentialgleichung eine besonders einfache Form
annimmt.
Die Kontinuitätsgleichung läßt sich nach Gl. (6.37) durch Einführen einer Strom-
funktion ψ(x,y) integrieren. Wir setzen

ψ= 2νxU∞ f (η) , (6.46)

wobei f (η) die dimensionslose Stromfunktion bedeutet. Für die Geschwindigkeits-


komponenten erhält man dann
158 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

Tabelle 6.1. Charakteristische Kenngrößen für die Grenzschicht an der längsangeströmten


ebenen Platte
fw 0,4696

β1 = limη→∞ [η − f (η)] 1,2168




β2 = f  (1 − f  ) dη 0,4696
0


β3 = f  (1 − f 2 ) dη 0,7385
0

∂ψ ∂ψ ∂η
u= = = U∞ f  (η) , (6.47)
∂y ∂η ∂y

∂ψ νU∞
v=− = (ηf  − f ) , (6.48)
∂x 2x
wenn der Strich bei f die Differentiation nach η bedeutet. Bildet man hier weiter die
einzelnen Glieder von Gl. (6.41) so erhält man schließlich die folgende gewöhnliche
Differentialgleichung für die Stromfunktion

f  + ff  = 0 (Blasius-Gleichung) . (6.49)

Die Randbedingungen sind nach Gl. (6.43)

η = 0 : f = 0, f  = 0;
(6.50)
η → ∞ : f = 1.

In diesem Fall hat sich also aus den beiden partiellen Differentialgleichungen (6.41)
und (6.42) durch die Ähnlichkeitstransformation (6.45) und (6.46) eine gewöhnliche
Differentialgleichung für die Stromfunktion ergeben. Diese ist nichtlinear und von
dritter Ordnung. Die drei Randbedingungen Gl. (6.50) sind demnach ausreichend,
um diese Lösung vollständig zu bestimmen.
Die numerische Lösung dieser Differentialgleichung kann beispielsweise mittels
eines Runge-Kutta-Verfahrens durch sog. „Einschießen“ erfolgen. Statt des Rand-
wertproblems wird das Anfangswertproblem mit den gegebenen Werten f (0) = 0,
f  (0) = 0 und einem geschätzten Wert f  (0) = fw gelöst. Der Schätzwert fw wird
solange geändert, bis die Randbedingung f  (∞) = 1 erfüllt ist. In der Praxis wird
diese Bedingung an einer Stelle mit endlichem, aber genügend großen η-Wert befrie-
digt (hier z.B. η = 5 für eine Abweichung von 1 kleiner als 10−4 ). In Tabelle 6.1 sind
einige wichtige Zahlenwerte für die Lösung angegeben. Eine ausführlichere Tabelle
findet man z.B. bei L. Howarth (1938).

Geschwindigkeitsverteilungen. Die Verteilung der Längsgeschwindigkeit


u/U∞ = f  (η) ist in Bild 6.6 a dargestellt. Die Krümmung in Wandnähe ist sehr
gering. Genau an der Wand verschwindet gerade die Krümmung wegen f  (0) = 0,
6.5 Plattengrenzschicht 159

Bild 6.6. Geschwindigkeitsver-


teilungen in der Grenzschicht an
der ebenen Platte, nach H. Bla-
sius (1908)
(a) Geschwindigkeitskompo-
nente parallel zur Wand
(b) Querkomponente der Ge-
schwindigkeit

was wegen f (0) = 0 aus der Differentialgleichung folgt. Die Querkomponente der
Geschwindigkeit in der Grenzschicht nach Gl. (6.48) ist in Bild 6.6 b wiedergege-
ben. Bemerkenswert ist hierbei, daß am äußeren Rand der Reibungsschicht, d.h. für
η → ∞, die Querkomponente von null verschieden ist. Es handelt sich um die bereits
in Abschnitt 6.2 erwähnte Verdrängungsgeschwindigkeit. Man findet
 
νU∞ ν
v∞ (x) = β1 = 0,8604 U∞ (6.51)
2x xU∞

mit
β1 = lim [η − f (η)] = 1,2168 . (6.52)
η→∞

Reibungswiderstand. Der Widerstand einer Platte ist reiner Reibungswiderstand.


Dieser läßt sich aus vorstehend angegebener Lösung leicht ermitteln. Nach Gl. (6.40)
ist der Widerstand einer Plattenseite
l
W =b τw (x) dx , (6.53)
0

wobei b die Breite und l die Länge der Platte bedeuten. Nun ist die örtliche Wand-
schubspannung
   
∂u U∞  U∞
τw (x) = µ = µU∞ fw = 0,332µU∞ , (6.54)
∂y w 2νx νx
160 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

wobei der Zahlenwert für fw der Tabelle 6.1 entnommen wurde. Der Reibungsbei-
wert nach Gl. (6.17) mit der Bezugsgeschwindigkeit U∞ ergibt sich daraus zu
τw (x) 0,664
cf (x) =  2 = √ , (6.55)
2 U∞ Rex

wobei die mit der Lauflänge x gebildete Reynolds-Zahl


U∞ x
Rex = (6.56)
ν
verwendet wurde. Durch Kombination von Gl. (6.53) und (6.54) erhält man für den
Widerstand einer Plattenseite
 l
U∞ dx 
W = fw µ b U∞ √ = fw b U∞ 2µlU∞ . (6.57)
2ν x
0

3/2
Der Widerstand der Platte ist danach proportional zu U∞ und zu l 1/2 , also nicht
proportional zu l. Dieses hängt damit zusammen, daß die hinteren Plattenteile relativ
weniger zum Gesamtwiderstand beitragen als die vorderen, da sie im Bereich der
dickeren Reibungsschicht und somit der kleineren Wandschubspannung liegen. Führt
man noch in üblicher Weise einen dimensionslosen Widerstandsbeiwert durch die
Gleichung
W
cW =  2 (6.58)
2 U∞ bl
ein, wobei die benetzte Fläche bl als Bezugsfläche dient, so erhalten wir aus Gl. (6.57)
die Widerstandsformel
1,328
cW = √ (6.59)
Re

mit der Reynolds-Zahl Re = U∞ l/ν. Dieses Blasiussche Plattenwiderstandsgesetz


gilt für laminare Strömungen, also für Reynolds-Zahlen unterhalb der kritischen
Reynolds-Zahl Rekrit = 5 × 105 bis 106 . Das Gesetz nach Gl. (6.59) ist in Bild 1.3
und Bild 18.3 dargestellt. Im Bereich der turbulenten Strömung, die in Kap. 18.2.5
behandelt wird, ist der Widerstand erheblich größer als nach Gl. (6.59).

Grenzschichtdicke. Eine Grenzschichtdicke läßt sich nicht eindeutig angeben, da


die Reibungswirkung in der Grenzschicht asymptotisch nach außen abnimmt. Die
wandparallele Komponente der Geschwindigkeit u geht asymptotisch in die Ge-
schwindigkeit U∞ der Außenströmung über (die Funktion f  (η) geht asymptotisch
gegen 1). Definiert man als Grenzschichtdicke die Stelle, wo u = 0,99 U∞ gilt, so
erhält man hierfür η99 = 3,6. Damit hat man für die so definierte Grenzschichtdicke

νx
δ99 ≈ 5,0 . (6.60)
U∞
6.5 Plattengrenzschicht 161

Verdrängungsdicke. Ein physikalisch sinnvolles Maß für die Dicke der Grenz-
schicht ist die Verdrängungsdicke, die bereits in Gl. (6.36) eingeführt wurde
(Bild 6.3). Wir verstehen darunter diejenige Dicke, um welche die reibungslose
Außenströmung infolge der Geschwindigkeitsabminderung in der Grenzschicht nach
außen abgedrängt wird. Der infolge der Reibungswirkung weniger durchfließende
Volumenstrom ist
∞
(U∞ − u) dy ,
0
und somit gilt für δ1 die Definitionsgleichung
∞
U∞ δ1 = (U∞ − u) dy
0

oder
∞  
u
δ1 = 1− dy (Verdrängungsdicke). (6.61)
U∞
0
Mit u/U∞ nach Gl. (6.47) wird
 ∞  
2νx  2νx νx
δ1 = [1 − f (η)] dη = β1 = 1,7208 , (6.62)
U∞ U∞ U∞
0

wobei die Definition von β1 nach Gl. (6.52) berücksichtigt wurde. Der Wandabstand
y = δ1 ist in Bild 6.6a mit eingetragen. Um diesen Betrag werden also die Strom-
linien der Außenströmung durch die Reibungswirkung von der Wand nach außen
abgedrängt. Die Verdrängungsdicke ist etwa ein Drittel der in Gl. (6.60) angegebe-
nen Grenzschichtdicke δ99 .

Impulsverlustdicke. An dieser Stelle möge auch noch der Wert für die später
gebrauchte Impulsverlustdicke δ2 angegeben werden. Der in der Grenzschicht infolge
der Reibungswirkung weniger durchfließende Impuls gegenüber der reibungslosen

Außenströmung ist  0 u(U∞ − u) dy, und somit kann eine Impulsverlustdicke
definiert werden durch
∞
2
U∞ δ2 = u(U∞ − u) dy
0

oder
∞  
u u
δ2 = 1− dy (Impulsverlustdicke). (6.63)
U∞ U∞
0
Die Ausrechnung für die längsangeströmte Platte ergibt:
162 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

 ∞ 
2νx   2νx
δ2 = f (1 − f ) dη = β2
U∞ U∞
0

oder mit dem Zahlenwert für β2 nach Tabelle 6.1



νx
δ2 = 0,664 . (6.64)
U∞

Energieverlustdicke. Ebenso wie die Impulsverlustdicke wird später auch die


Energieverlustdicke δ3 verwendet. Die in der Grenzschicht infolge der Reibungs-
wirkung weniger durchfließende
∞ kinetische Energie gegenüber der reibungslosen
Außenströmung ist  0 u(U∞ 2 − u2 ) dy, und somit kann auch eine Energieverlust-

dicke definiert werden durch


∞
3
U∞ δ3 = 2
u(U∞ − u2 ) dy
0

oder
∞  
u u2
δ3 = 1 − 2 dy (Energieverlustdicke) . (6.65)
U∞ U∞
0
Die Ausrechnung für die längsangeströmte ebene Platte ergibt:
 ∞  
2νx 2νx νx
δ3 = f  (1 − f 2 ) dη = β3 = 1,0444 . (6.66)
U∞ U∞ U∞
0

Zur Veranschaulichung der verschiedenen Dicken seien die Beziehungen nochmals


zusammengestellt:
Verdrängungsdicke: δ1 = 0,34 δ99
Impulsverlustdicke: δ2 = 0,13 δ99
Energieverlustdicke: δ3 = 0,20 δ99 .

Vorderkantensingularität. Aus Gl. (6.51) und (6.54) geht hervor, daß die Verdrän-
gungsgeschwindigkeit v∞ (x) und die Wandschubspannung τw (x) an derVorderkante
x = 0 unendlich werden. Diese Vorderkantensingularität weist darauf hin, daß un-
mittelbar an der Vorderkante die Grenzschicht-Theorie ihre Gültigkeit verliert. Auf
die Behebung dieser Singularität durch eine Theorie höherer Ordnung wird in Kap. 14
eingegangen.

Experimentelle Untersuchungen. Messungen zur Nachprüfung der vorstehen-


den Theorie sind zuerst von J.M. Burgers (1924) und B.G. van der Hegge Zijnen
(1924) und danach von M. Hansen (1928) ausgeführt worden. Besonders einge-
hende Messungen sind später von J. Nikuradse (1942) mitgeteilt worden. Dabei
6.5 Plattengrenzschicht 163

Bild 6.7. Geschwindigkeitsverteilung in der laminaren Grenzschicht an der längsangeströmten


ebenen Platte, nach Messungen von J. Nikuradse (1942).

hat sich gezeigt, daß die Ausbildung der Reibungsschicht ziemlich stark beeinflußt
wird von der Nasenform der Plattenvorderkante und auch von einem evtl. vorhan-
denen schwachen Druckgradienten der Außenströmung. Bei den Messungen von J.
Nikuradse, die an einer von Luft beströmten Platte ausgeführt wurden, wurde auf
diese Umstände Rücksicht genommen. In Bild 6.7 ist nach den Messungen von J.
Nikuradse die Geschwindigkeitsverteilung in der laminaren Grenzschicht für ver-
schiedene Abstände von der Plattenvorderkante aufgetragen. Die von der Theorie
vorausgesagte Ähnlichkeit der Geschwindigkeitsprofile in verschiedenen Abständen
x von der Plattenvorderkante wird von den Messungen gut bestätigt, und auch die
Form der gemessenen Geschwindigkeitsprofile stimmt gut mit der Theorie √ überein.
In Bild 2.4 wurde bereits die dimensionslose Grenzschichtdicke δ99 U∞ /νx in
Abhängigkeit von der mit der Lauflänge x gebildeten Reynolds-Zahl aufgetragen. So-
lange die Grenzschicht laminar ist, ist dieser dimensionslose Wert konstant, und sein
Zahlenwert stimmt nahezu mit dem von Gl. (6.60) überein. Bei größeren Reynolds-
Zahlen U∞ x/ν bleibt aber die laminare Grenzschicht nicht mehr erhalten, sondern sie
wird durch die turbulente abgelöst. In Bild 2.4 ist dies dadurch zu erkennen, daß in der
turbulenten Grenzschicht die Grenzschichtdicke wesentlich stärker mit der Lauflänge
anwächst als in der laminaren. Nach den Messungen von B.G. van der Hegge Zijnen
(1924) und M. Hansen (1928) liegt der Übergang vom laminaren in den turbulenten
Strömungszustand bei der Reynolds-Zahl U∞ x/ν = 3 × 105 . Dem entspricht nach
Gl. (6.62) eine auf die Verdrängungsdicke bezogene Reynolds-Zahl U∞ δ1 /ν = 950.
164 6 Grenzschichtgleichungen der ebenen Strömung; Plattengrenzschicht

Bild 6.8. Örtlicher Reibungsbeiwert einer längsangeströmten ebenen Platte nach indirekten
und direkten Wandschubspannungsmessungen von H.W. Liepmann; S. Dhawan (1951) und
S. Dhawan (1953)
cf = 2τw /U∞ 2
Theorie:
laminar nach Gl. (6.55),
turbulent nach Gl. (2.13) oder (18.96)

Neuere Messungen haben gezeigt, daß in einem sehr störungsfreien Luftstrom diese
sog. „kritische“ Reynolds-Zahl wesentlich größere Werte haben kann, und zwar bis
zu etwa U∞ x/ν = 3 × 106 .
Auch das laminare Widerstandsgesetz der ebenen Platte ist einer eingehenden
Nachprüfung unterzogen worden. Die örtliche Wandschubspannung kann einmal
indirekt nach Gl. (6.34) aus der Steigung des Geschwindigkeitsprofiles an der Wand
ermittelt werden. Zum anderen sind aber auch direkte Schubspannungsmessungen
mit Hilfe eines kleinen Plattenstückes ausgeführt worden, das beweglich in der Wand
angeordnet ist. Das Ergebnis dieser sorgfältigen Messungen von H.W. Liepmann
und S. Dhawan (1951) ist in Bild 6.8 dargestellt, wo der örtliche Reibungsbeiwert
cf = τw / 2 U∞
2 über der mit der Lauflänge gebildeten Reynolds-Zahl Re = U x/ν
x ∞
aufgetragen ist. Im Reynolds-Zahl-Bereich von Rex = 2 ×105 bis 6×105 ist sowohl
der laminare als auch der turbulente Strömungszustand möglich. Letzterer kann in
diesem Bereich durch geeignete Maßnahmen (z.B. Stolperdraht) erzwungen werden.
Die indirekte und die direkte Schubspannungsmessung sind in vorzüglicher Übe-
reinstimmung. Für laminare
√ Strömung wird das Blasiussche Widerstandsgesetz nach
Gl. (6.55), cf = 0,664/ Rex , durch die Messungen in ausgezeichneter Weise be-
6.5 Plattengrenzschicht 165

stätigt. Auch für den turbulenten Fall sind die Messungen in guter Übereinstimmung
mit der theoretischen Formel nach L. Prandtl, die in Kapitel 18.2.5 behandelt wird.
Durch die in den Bildern 6.7 und 6.8 dargestellte völlige Übereinstimmung der
theoretischen und experimentellen Ergebnisse für die Geschwindigkeitsverteilung
und die Wandschubspannung der laminaren Grenzschicht für die längsangeströmte
ebene Platte im Bereich Rex > 5 × 104 ist vom physikalischen Standpunkt die
Zulässigkeit der Grenzschichtvereinfachungen eindeutig bewiesen. Wie in Kap. 14
gezeigt wird, sind die Ergebnisse der Grenzschichttheorie auch noch bei kleineren
Reynolds-Zahlen durchaus brauchbar.
7
Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen
der Grenzschichtgleichungen
für ebene Strömungen

Bevor im nächsten Kapitel weitere Beispiele der Berechnung von Grenzschichten be-
handelt werden, mögen zunächst einige allgemeine Eigenschaften der Grenzschicht-
gleichungen besprochen werden. Wir wollen uns dabei auf stationäre, zweidimen-
sionale, inkompressible Grenzschichten beschränken.
Obwohl die Grenzschichtgleichungen gegenüber den Navier-Stokes-Gleichungen
eine erhebliche Vereinfachung darstellen, sind sie wegen ihrer Nichtlinearität ma-
thematisch doch noch so schwierig, daß nur wenige allgemeine Aussagen über
ihre Lösungen möglich sind. Wichtig ist zunächst die Feststellung, daß die Navier-
Stokes-Gleichungen vom elliptischen Typus sind, während die Prandtlschen Grenz-
schichtgleichungen parabolisch sind. Die Grenzschichtvernachlässigungen hatten
dazu geführt, daß der Druck quer zur Grenzschicht als konstant angenommen wer-
den kann, während er längs der Wand als von der Außenströmung der Grenzschicht
„aufgeprägt“ anzusehen ist und damit eine gegebene Funktion ist. Die hieraus fol-
gende Vernachlässigung der Bewegungsgleichungen senkrecht zur Wand kann phy-
sikalisch auch so ausgesprochen werden, daß ein Teilchen der Grenzschicht für seine
Bewegung in der Querrichtung weder mit Masse behaftet ist noch eine Verzögerung
durch Reibung erfährt. Es ist klar, daß man bei so tiefgreifenden Veränderungen
der Bewegungsgleichungen erwarten muß, daß ihre Lösungen einige mathematische
Besonderheiten aufweisen.
Die starken Vereinfachungen der Grenzschichtgleichungen gegenüber den voll-
ständigen Navier-Stokes-Gleichungen waren die Folge der asymptotischen Grenz-
betrachtung Re → ∞. Die Lösungen der Grenzschichtgleichungen sind also umso
bessere Näherungen, je höher die Reynolds-Zahlen sind, sofern sie nicht die kritische
Reynolds-Zahl (Übergang ins Turbulente) überschreiten. Verallgemeinerungen der
Theorie für mäßig große Reynolds-Zahlen werden in Kap. 14 behandelt.
Die stürmische Entwicklung der elektronischen Rechenanlagen in den letzten
Jahrzehnten und der damit einhergehende Fortschritt bei den numerischen Methoden
zur Lösung nichtlinearer partieller Differentialgleichungen haben dazu geführt, daß
in der Praxis in großem Umfang die Grenzschichtgleichungen numerisch gelöst
werden. Die dafür üblichen numerischen Verfahren werden in Kap. 23 behandelt.

7.1
Wandbindung
Die Grenzschichtgleichung lautet, vgl. Gl. (6.30),
∂u ∂u 1 dp ∂ 2u
u +v =− +ν 2 . (7.1)
∂x ∂y  dx ∂y
168 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Wird diese Gleichung für die Wand (y = 0) spezifiziert, folgt wegen u(x,0) = 0,
v(x,0) = 0 die sogenannte Wandbindung

 2 
∂ u dp
µ = . (7.2)
∂y 2 w dx

Man erhält damit also sofort eine Aussage über die zweite Ableitung (Krümmung)
des Geschwindigkeitsprofils an der Wand.
Es lassen sich auch für die höheren Ableitungen an der Wand Beziehungen her-
leiten, indem Gl. (7.1) partiell nach y differenziert und danach wieder für die Wand
spezifiziert wird. Für die dritte Ableitung folgt danach
 
∂ 3u
= 0. (7.3)
∂y 3 w

Nach Gl. (7.2) ist also die Krümmung des Geschwindigkeitsprofils an der Wand le-
diglich durch den Druckgradienten bestimmt, und die Krümmung wechselt ihr Vor-
zeichen mit dem Druckgradienten. In Bild 7.1 sind die Geschwindigkeitsprofile für
die beiden Fälle mit Druckabfall oder mit Druckanstieg gegenübergestellt. Für Strö-
mungen mit Druckabfall (beschleunigte Strömungen, dp/dx < 0) ist nach Gl. (7.2)
(∂ 2 u/∂y 2 )w < 0 und deshalb ∂ 2 u/∂y 2 < 0 über der gesamten Grenzschicht-
dicke. Für Strömungen mit Druckanstieg (verzögerte Strömungen, dp/dx > 0)
ist (∂ 2 u/∂y 2 )w > 0. Da aber in größerem Wandabstand in jedem Fall ∂ 2 u/∂y 2 < 0
ist, muß in diesem Fall im Innern der Grenzschicht eine Stelle mit ∂ 2 u/∂y 2 = 0,
d.h. ein Wendepunkt des Geschwindigkeitsprofils, vorliegen.
Hieraus folgt also, daß bei verzögerten Außenströmungen das Geschwindigkeit-
sprofil einen Wendepunkt besitzt. Dieses hat wichtige Konsequenzen für die Strö-
mungsablösung. Da nämlich das Geschwindigkeitsprofil im Ablösungspunkt wegen
der vertikalen Wandtangente (in der y-u-Auftragung) unbedingt einen Wendepunkt
haben muß, folgt daraus, daß Ablösung nur bei verzögerter Außenströmung (Druck-
anstieg) auftreten kann.
Das Vorhandensein eines Wendepunktes im Geschwindigkeitsprofil der Grenz-
schicht ist auch für die Stabilität (Übergang laminar-turbulent) der Grenzschicht von
großer Bedeutung, wie in Kap. 15 gezeigt wird.

Bild 7.1. Geschwindigkeitsverteilung in der Grenzschicht und deren Ableitungen,


WP: Wendepunkt. (a) Druckabfall (b) Druckanstieg
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 169

7.2
Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen
7.2.1
Herleitung der gewöhnlichen Differentialgleichung

Bei dem Beispiel der Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte in


Kap. 6.4 konnten die Grenzschichtgleichungen (zwei partielle Differentialgleichun-
gen) auf eine gewöhnliche Differentialgleichung reduziert werden. Dieses war mög-
lich geworden, weil es sich um eine sogenannte ähnliche Lösung handelte, bei der die
Geschwindigkeitsprofile an verschiedenen Stellen zueinander affin oder ähnlich sind,
d.h. durch Wahl geeigneter Maßstabsfaktoren untereinander zur Deckung gebracht
werden können.
Es soll im folgenden untersucht werden, ob neben der Plattengrenzschicht noch
weitere ähnliche Lösungen existieren und für welche Außenströmungen mit den
Verteilungen U (x) dieses zutrifft. Diese Fragen sind zuerst von S. Goldstein (1939)
und später von W. Mangler (1943) sehr ausführlich diskutiert worden. Wir gehen von
den Grenzschichtgleichungen für den ebenen stationären inkompressiblen Fall aus,
die nach Gl. (6.30) bis (6.32) lauten:

∂u ∂u dU ∂ 2u
u +v =U +ν 2 , (7.4)
∂x ∂y dx ∂y
∂u ∂v
+ =0 (7.5)
∂x ∂y
mit den Randbedingungen

y=0: u = 0, v = 0; y→∞: u=U.

Die Kontinuitätsgleichung integrieren wir durch Einführen der Stromfunktion


ψ(x,y) mit
∂ψ ∂ψ
u= , v=− .
∂y ∂x
Damit wird aus Gl. (7.4)

∂ψ ∂ 2 ψ ∂ψ ∂ 2 ψ dU ∂ 3ψ
− = U + ν . (7.6)
∂y ∂x ∂y ∂x ∂y 2 dx ∂y 3
Nun erfolgt eine Koordinatentransformation von den Variablen x,y in die neuen,
dimensionslosen Variablen

x y Re y
ξ = , η= = . (7.7)
l l δ(ξ ) δ(ξ )
Dabei ist die Reynolds-Zahl
Vl
Re = (7.8)
ν
170 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

mit der Bezugsgeschwindigkeit V und der Bezugslänge l gebildet. Da y = (y/ l) Re
entsprechend Gl. (6.6) der Wandabstand nach der Grenzschichttransformation ist,
kann δ(ξ ) als der in dieser Skalierung gemessene Grenzschichtmaßstab (proportional
zur Grenzschichtdicke) interpretiert werden.
Mit dem Ansatz für die Stromfunktion
lUN (ξ )
ψ(ξ,η) = √ δ(ξ )f (ξ,η) (7.9)
Re
folgt dann für die Längskomponente der Geschwindigkeit
u(ξ,η)
= f  (ξ,η) , (7.10)
UN (ξ )
wobei der Strich die Differentiation nach η bedeutet.
Wenn UN (ξ ) mit der Geschwindigkeit U (ξ ) derAußenströmung identifiziert wird,
lägen ähnliche Lösungen vor, falls f  (η) nur von η abhinge. Statt der partiellen Diffe-
rentialgleichung für f (ξ,η) ergäbe sich dann eine gewöhnliche Differentialgleichung
für f (η). Die Querkomponente der Geschwindigkeit ergibt sich aus Gl. (7.9) zu
 
√ d ∂f dδ 
−v(ξ,η) Re = (UN δ)f + UN δ − ηf . (7.11)
dξ ∂ξ dξ
Führt man jetzt die Ansätze Gl. (7.7) und (7.9) in die Gl. (7.6) ein, ergibt sich für die
dimensionslose Stromfunktion f (ξ,η) die Differentialgleichung
  
  2 2 UN  ∂f  ∂f
f + α1 ff + α2 − α3 f = δ f −f . (7.12)
V ∂ξ ∂ξ
Dabei sind α1 , α2 , α3 die folgenden Abkürzungen
2 2
δ d δ U dU δ dUN
α1 = (UN δ), α2 = , α3 = . (7.13)
V dξ V UN dξ V dξ
Da es sich bei Gl. (7.7) um eine formale Transformation handelt, ist Gl. (7.12)
zunächst weiterhin eine partielle Differentialgleichung für die Funktion f (ξ,η). In
der neuen Form läßt sich jedoch sofort erkennen, wann ähnliche Lösungen entste-
hen, d.h. wann sich Gl. (7.12) auf eine gewöhnliche Differentialgleichung für die
Funktion f (η) reduziert. Wenn die Größen α1 , α2 , α3 Konstanten sind, können Lö-
sungen f (η) gefunden werden, die also von ξ unabhängig sind. Die rechte Seite von
Gl. (7.12) verschwindet dann, und die Grenzschichtgleichungen reduzieren sich auf
die gewöhnliche Differentialgleichung

f  + α1 ff  + α2 − α3 f 2 = 0 . (7.14)

Bei vorgegebenen Konstanten α1 , α2 und α3 können die Gleichungen (7.13) als


Bestimmungsgleichungen für die noch unbekannten Funktionen U (ξ ), UN (ξ ) und
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 171

δ(ξ ) aufgefaßt werden. Die Lösungen dieser drei Differentialgleichungen liefern


insbesondere die Verteilungen U (ξ ) der Außenströmungen, für die sich ähnliche
Lösungen ergeben.
Je nach Wahl der Konstanten α1 bis α3 können folgende zwei Klassen von ähnli-
chen Lösungen unterschieden werden:

A Grenzschichten mit Außenströmungen (U (ξ )  = 0)


Für diese Fälle wird UN (ξ ) = U (ξ ) gesetzt. Damit gilt dann α2 = α3 . Bezüglich α1
sind nun Fallunterscheidungen erforderlich je nachdem, ob α1 positiv, negativ oder
null ist.

A.1 Keilströmungen (α1 = 1)


Wenn α1 positiv ist, kann ohne Einschränkung der Allgemeinheit α1 = 1 gesetzt
werden, da bei dem Zusammenhang zwischen α1 und δ nach Gl. (7.13) der Dicken-
maßstab δ nur bis auf einen Zahlenfaktor festgelegt ist. Mit α2 = α3 = β folgt
dann
f  + ff  + β(1 − f 2 ) = 0 (7.15)
mit den Randbedingungen

η = 0 : f = 0, f  = 0; η→∞: f = 1. (7.16)

Die Gl. (7.15) ist zuerst von V.M. Falkner; S.W. Skan (1931) angegeben worden,
weshalb diese Gleichung auch Falkner-Skan-Gleichung genannt wird. Die Lösungen
in Abhängigkeit vom Parameter β sind später von D.R. Hartree (1937) untersucht
worden. Wir kommen darauf im nächsten Abschnitt zurück. Wie durch Einsetzen
leicht überprüfbar ist, haben die beiden Differentialgleichungen nach Gl. (7.13)
2
δ d δ dU
(U δ) = 1; =β (7.17)
V dξ V dξ
die Lösungen 
U 2 1−m
= Bξ m ; δ= ξ 2 (7.18)
V B(m + 1)
mit dem Zusammenhang zwischen m und β:
β 2m
m= ; β= . (7.19)
2−β m+1
Dabei wurde der Fall β = 2 ausgenommen. Für ihn gilt

U 1
= B exp(2pξ ); δ = exp(−pξ ) (β = 2, m → ∞) . (7.20)
V Bp

Werden Gl. (7.7) und Gl. (7.18) kombiniert, ergibt sich für die Ähnlichkeitsvariable
η die dimensionsbehaftete Darstellung
172 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Bild 7.2. Verschiedene Potentialströmungen mit U ∼ ξ m an der Wand; m = β/(2 − β);


βπ/2 = halber Keilwinkel bei Keilströmungen

 
m+1 U 1 U
η=y =y (β  = 2) . (7.21)
2 νx 2 − β νx
Durch die Wahl der Konstanten B in Gl. (7.18) wird über die Bezugsgeschwindigkeit
V verfügt. Mit B = 1 ist V gleich der Geschwindigkeit U an der Stelle ξ = 1, d.h.
bei x = l. Da der Ursprung des Koordinatensystems beliebig gewählt werden kann,
hätte in Gl. (7.18) statt ξ auch ξ − ξ0 mit einer beliebigen Konstanten ξ0 gesetzt
werden können.
Das Ergebnis dieser Betrachtungen ist also, daß man ähnliche Lösungen der
Grenzschichtgleichungen erhält, wenn die Geschwindigkeitsverteilung U (x) der rei-
bungslosen Außenströmung ein Potenzgesetz ist. Solche Potentialströmungen treten
nun tatsächlich bei keilförmigen Körpern auf. Deshalb spricht man von Keilströmun-
gen. Nach Bild 7.2 muß zwischen positiven und negativen Potenzen unterschieden
werden. Die schon behandelten Strömungen an der längsangeströmten ebenen Platte
(m = 0, β = 0) und in Staupunktnähe (m = 1, β = 1) sind Sonderfälle der Keil-
strömungen. Bei der Plattengrenzschicht reduziert sich die Falkner-Skan-Gleichung
auf Gl. (6.49), bei der Staupunktströmung auf Gl. (5.37).

A.2 Keilströmungen in Umkehrung (α1 = −1)


Mit α2 = α3 = −β folgt aus Gl. (7.14)
f  − ff  − β(1 − f 2 ) = 0 .
Aus Gl. (7.13) folgen dann

U 2 1−m
= −Bξ m ; δ= ξ 2 ,
V B(m + 1)
wobei zwischen β und m wieder Gl. (7.19) gilt. Die Strömung bewegt sich jetzt
auf den Ursprung ξ = 0 zu. Bei den Außenströmungen handelt es sich um Keil-
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 173

strömungen, bei denen die Geschwindigkeiten das Vorzeichen gewechselt haben.


Derartige Strömungen entstehen auch als Sekundärströmungen an Wänden in der
Umgebung von gezogenen Platten (m = −1/2), Freistrahlen (m = −2/3), Wand-
strahlen (m = −3/4) oder Senkenströmungen, vgl. S. Haas; W. Schneider (1997) so-
wie bei Durchströmungen konvergenter Kanäle mit kontourierten Wänden. Es kommt
hauptsächlich den beschleunigten Strömungen (m < 0) eine physikalische Bedeu-
tung zu. Bei den verzögerten Strömungen (m > 0) treten stets Geschwindigkeit-
sprofile mit Rückströmung auf, siehe dazu F. White (1974, S. 284).

A.3 Strömung im konvergenten Kanal (Senkenströmung), α1 = 0


Wenn α1 = 0 ist, kann ohne Einschränkung der Allgemeinheit α2 = α3 = 1 gesetzt
werden. Damit folgt aus Gl. (7.14)

f  + 1 − f 2 = 0 . (7.22)

In diesem Fall ergibt sich aus Gl. (7.13)


  
a V −U y a
U (x) = − ; δ = x; η=y = . (7.23)
x al νx x ν
Diese U (x)-Verteilung gehört für a > 0 zur Strömung in einem konvergenten Kanal
(Düse) mit ebenen Wänden (Senkenströmung), vgl. Bild 7.2.
Mit der Stromfunktion

ψ(x,y) = − νaf (η) (7.24)

erhält man für die Geschwindigkeitskomponenten


√ η
u = Uf  (η) ; v = − νa f  (η) . (7.25)
x
Damit ergeben sich zur Gl. (7.22) die Randbedingungen:

η = 0 : f  = 0; η→∞: f  = 1, f  = 0 . (7.26)

Dieser Fall kann auch als Keilströmung mit dem speziellen Exponenten m = −1
(β → −∞) aufgefaßt werden. Wird Gl. (7.22) nach η differenziert und f  (η) =
F (η) gesetzt, folgt
F  − 2F F  = 0 (7.27)
mit den Randbedingungen

η = 0 : F = 0; η→∞: F = 1, F  = 0 . (7.28)

Diese Differentialgleichung wurde bereits bei den exakten Lösungen der Navier-
Stokes-Gleichungen in Kap. 5.1.2 behandelt. Es läßt sich in diesem Fall eine ge-
schlossene Lösung angeben, vgl. Gl. (5.29). Diese Lösung wurde zuerst von K.
Pohlhausen (1921) angegeben.
174 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

B Grenzschichten ohne Außenströmung (U (ξ ) = 0)


Zunächst erscheint es ungewöhnlich, die Grenzschichtgleichungen zu betrachten,
wenn keine Außenströmung vorhanden ist. Wir hatten jedoch in Kap. 5 bereits Fälle
von Reibungsschichten kennengelernt, die im Grenzfall Re → ∞ (ν → 0) ru-
hende Außenströmung ergeben: Die Reibungsschichten entstanden dann entweder
durch die Bewegung der Wand (rotierende Scheibe, plötzlich in Gang gesetzte oder
oszillierende Wand) oder durch Eingabe eines Impulses in Form einer Diracschen
Deltafunktion (Freistrahl). In derartigen Fällen reduzieren sich die vollständigen
Navier-Stokes-Gleichungen für Re → ∞ wieder auf die Grenzschichtgleichungen.
Ähnliche Lösungen ergeben sich dann aus einer Differentialgleichung, die sich mit
α2 = 0 (wegen U = 0), α1 = 1 (Festlegen des Dickenmaßstabes δ) aus Gl. (7.14) zu

f  + ff  − α3 f 2 = 0 (7.29)

ergibt. Folgende Beispiele sind erwähnenswert:

α3 = 0 : Grenzschicht an der bewegten ebenen Platte (UN = Uw )


α3 = −1 : Freistrahl (UN ∼ umax , V ∼ K/ν)

α3 = −2 : Wandstrahl (UN ∼ umax , V ∼ KQb /ν 2 ) .

In Klammern sind die Bedeutungen der Normierungsfunktion UN angegeben. Es


sollte besonders darauf hingewiesen werden, daß die Bezugsgeschwindigkeit V
in den beiden letztgenannten Beispielen auch von der Viskosität abhängt, so daß
V → ∞ für ν → 0 gilt, worauf in den nächsten Abschnitten noch genauer einge-
gangen wird.

7.2.2
Keilströmungen

Wie im vorigen Abschnitt besprochen wurde, führen die Strömungen an Keilen zu einer
wichtigen Klasse ähnlicher Lösungen der Grenzschichtgleichungen. Die Geschwindigkeiten
der Keilströmungen gehorchen dem Potenzgesetz

U (x) = a x m . (7.30)

Mit den Ansätzen

u = ax m f  (y) = U (x)f  (η) , (7.31)


  
m+1 m−1 
v=− νax m−1 f + ηf , (7.32)
2 m+1
 
m + 1 a m−1 m+1 U
η=y x =y (7.33)
2 ν 2 νx
ergibt sich für die dimensionslose Stromfunktion f (η) die gewöhnliche Differentialgleichung
(7.15) mit den Randbedingungen (7.16). Für den freien Parameter β gilt Gl. (7.19).
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 175

Bild 7.3. Geschwindigkeitsverteilung in der laminaren Grenzschicht der Keilströmung


U (x) = ax m . Zwischen m und dem Keilwinkel β (vgl. Bild 7.2) besteht der Zusammen-
hang (7.19)

Einige wichtige Zahlenwerte dieser Lösungen sind im nächsten Kapitel in Tabelle 8.1
angegeben. In Bild 7.3 sind Geschwindigkeitsprofile f  (η) für verschiedene Werte β bzw. m
dargestellt. Da diese Lösungen von D.R. Hartree (1937) ausführlich untersucht worden sind,
spricht man auch von Hartree-Profilen. Für beschleunigte Strömungen (m > 0, β > 0) erhält
man Geschwindigkeitsprofile ohne Wendepunkt, für verzögerte Strömung (m < 0, β < 0)
solche mit Wendepunkt. Wichtige Spezialfälle sind die längsangeströmte ebene Platte (m = 0)
und die Staupunktströmung (m = 1).
Bemerkenswert ist auch √ m = 1/3, β = 1/2. Dafür geht Gl. (7.15) durch die
√ noch der Fall
Transformation f (η) = 2ϕ(ξ ), η = 2ξ in die Differentialgleichung

ϕ  + 2ϕϕ  + 1 − ϕ 2 = 0 (7.34)

für ϕ(ξ ) über. Diese stimmt mit Gl. (5.68) für die axialsymmetrische Staupunktströmung
überein. Die Berechnung der Grenzschicht der axialsymmetrischen Staupunktströmung läßt
sich demnach auf diejenigen der ebenen Keilströmung mit dem Keilwinkel πβ = π/2
(Rechtwinkel-Keil) zurückführen. Auf einen allgemeineren Zusammenhang zwischen ebe-
nen und rotationssymmetrischen Grenzschichten wird in Kap. 12.1.2 eingegangen.
Dem Fall m = −0,091, β = −0,199 entspricht das Geschwindigkeitsprofil mit ver-
schwindender Wandschubspannung (Ablösung). Aus dem kleinen Zahlenwert m = −0,091
erkennt man, daß die laminare Grenzschicht nur eine sehr geringe Verzögerung (sehr kleinen
Druckanstieg) erträgt, ohne daß Ablösung auftritt.
Von K. Stewartson (1954) liegt eine ausführliche Diskussion der Lösungsmannigfaltigkeit
von Gl. (7.15) vor. Danach existiert im Druckanstiegsgebiet (−0,199 < β < 0) neben der
Hartree-Lösung eine weitere Lösung, bei welcher das Geschwindigkeitsprofil Rückströmung
aufweist, vgl. dazu auch Bild 10.3 und Bild 11.8. Eine ausführliche Diskussion der Lösungen
mit Rückströmung für β → 0 findet man bei S.N. Brown; K. Stewartson (1966) und S.N.
Brown (1966).
176 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Die Gl. (7.15) und Gl. (7.16) besitzt eine noch größere Mannigfaltigkeit von Lösungen,
wenn Übergeschwindigkeiten in den Geschwindigkeitsprofilen zugelassen werden, vgl. dazu
P.A. Libby; T.M. Liu (1967) und F.M. White (1974, S. 280). Nach K. Nickel (1973) kön-
nen zwar derartige Übergeschwindigkeiten nicht von selbst in der Grenzschicht entstehen,
aber sie können beispielsweise durch Einblasen eines Strahles in die Grenzschicht entstanden
sein. Ähnliche Lösungen für derartige Wandstrahlen mit Außenströmung wurden von J. Stein-
heuer (1968b) angegeben. Dabei ergibt sich im Grenzfall verschwindender Außenströmung
die einfache Wandstrahlströmung, die in Abschnitt 7.2.7 behandelt wird.

7.2.3
Strömung im konvergenten Kanal
Die Geschwindigkeitsverteilung U = −a/x findet man bei der Senkenströmung, vgl. Bild 7.2.
Sektoren aus der Senkenströmung können als Potentialströmung in einem konvergenten Ka-
nal (Keil-Düse) aufgefaßt werden. Die Strömung an einer Kanalwand mit der sich bildenden
Grenzschicht ist in Bild 7.4 dargestellt. Die dimensionslose Stromfunktion f (η) muß der
Gl. (7.22) und den Randbedingungen (7.26) genügen. Durch Differentiation nach η erhält
man mit f  (η) = F (η) die Differentialgleichung (5.27), die eine geschlossene Lösung ent-
sprechend Gl. (5.29) besitzt. Danach gilt für das Geschwindigkeitsprofil
  
u  2 η 2
= f (η) = 3 tanh √ + artanh −2 (7.35)
U 2 3
mit  
y a −U
η= =y . (7.36)
x ν xν

Aus fw = 2/ 3 läßt sich die Wandschubspannung ermitteln. Bei η99 = 3,3 gilt f  = 0,99.
Die Grenzschichtdicke  
ν ν
δ99 = η99 x = 3,3 x (7.37)
a a
ist proportional zur Koordinate x. Für die Verdrängungsgeschwindigkeit erhält man in diesem
Fall nach Gl. (7.25) 
√ η ν y
v∞ (x) = νa = U η=U , (7.38)
x a x
also eine negative Größe. Sie bildet jedoch mit der U (x)-Verteilung gerade das radiale Ge-
schwindigkeitsfeld der reibungslosen Senkenströmung. Dabei sind die Linien η = const die
Strahlen zum Ursprung (y/x = const). In diesem Beispiel bleibt also die reibungslose Strö-
mung außerhalb der Grenzschicht unbeeinflußt, d.h. es gibt hier keinen Verdrängungseffekt.
Wären statt der kartesischen Koordinaten Polarkoordinaten wie in Kap. 5.1.2 verwendet wor-
den, wäre die Umfangskomponente der Geschwindigkeit stets gleich null gewesen. Wie in
Kap. 14.2 dargelegt wird, gibt es zur geschickten Darstellung der Verdrängungswirkung von
Grenzschichten optimale Koordinaten. Für die Grenzschicht im konvergenten Kanal sind die
Polarkoordinaten die optimalen Koordinaten.

Bild 7.4. Strömung im konvergenten Kanal


(Düse); Senkenströmung
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 177

7.2.4
Trennungsschicht

Eine weitere bisher noch nicht erwähnte Strömung ohne Wand, bei der ebenfalls für hohe
Reynolds-Zahlen die Grenzschichtgleichungen gelten, ist die laminare Trennungsschicht zwi-
schen zwei Parallelströmungen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Die Problemstellung
ist in Bild 7.5 skizziert: Zwei zunächst getrennte ungestörte Parallelströmungen mit den Ge-
schwindigkeiten U und λU treten von der Stelle x = 0 stromabwärts infolge Reibung mit-
einander in Wechselwirkung. Es bildet sich die angedeutete Geschwindigkeitsverteilung aus.
Bei kleinen Werten der Viskosität ν findet der Übergang von der Geschwindigkeit U zur Ge-
schwindigkeit λU in einer dünnen Vermischungszone statt, in der also die Querkomponente v
der Geschwindigkeit überall klein im Vergleich zur Längsgeschwindigkeit u ist. Daher gilt die
Grenzschichtgleichung ohne Druckglied. Da keine ausgezeichnete Länge existiert, ergeben
sich ähnliche Lösungen. Spezialisiert man daher Gl. (7.30) bis (7.33) für m = 0, so erhält man
für f (η) dieselbe Differentialgleichung wie für die Grenzschicht an der längsangeströmten
ebenen Platte:
f  + ff  = 0 . (7.39)
Die Randbedingungen sind jedoch verschieden. Zunächst gilt

η → +∞ : f  = 1; η → −∞ : f = λ. (7.40)

Wählte man als dritte noch fehlende Bedingung f (0) = 0 (d.h. v(x,0) = 0), dann wäre
die x-Achse Stromlinie, die zu einer sehr dünnen festen Wand erklärt werden könnte. Dabei
bestünde dann das gesamte Strömungsfeld aus zwei getrennten Grenzschichtströmungen:
auf der Oberseite die Parallelströmung über einer mit geringerer Geschwindigkeit bewegten
Platte und auf der Unterseite die Strömung an einer in ruhender Umgebung gezogenen Platte.
Letztgenannte Strömung wird im nächsten Abschnitt behandelt.
Eine genauere Analyse zeigt jedoch, daß die x-Achse nicht die Nullstromlinie ist. Nach L.
Ting (1959) folgt aus einer globalen Impulsbilanz

v∞ = −λ v−∞ . (7.41)

Wegen 
νU
v=− (f − ηf  ) (7.42)
2x
nach Gl. (7.32) folgt damit als dritte Randbedingung

lim (η − f ) = −λ lim (ηλ − f ) . (7.43)


η→∞ η→−∞

Bild 7.5. Geschwindigkeitsvertei-


lung in der Trennungsschicht
178 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Tabelle 7.1. Numerische Ergebnisse für die Strahlrand-Lösung (Trennungsschicht mit


λ = 0), Lage der Trennstromlinie bei η = −0,3740

η f f f 
→ ∞ η 1 0
0 0,2392 0,6914 0,2704
−0,3740 0 0,5872 0,2825
→ −∞ −0,8757 0 0

Die numerische Berechnung des Randwertproblems kann wieder als ein Anfangswertpro-
blem erfolgen. Dabei müssen jetzt aber die drei Zielgrößen f (0), f  (0) und f  (0) ermittelt
werden, und das „Einschießen“ muß sowohl nach η → +∞ als auch nach η → −∞ erfolgen.
Es läßt sich zeigen, daß die Lösung von Gl. (7.39) mit den Randbedingungen (7.40) und (7.43)
durch eine einfache Transformation der Koordinate η, die ja in Gl. (7.39) explizit nicht auftritt,
auf die vorher bereits diskutierte Lösung, bei der statt (7.43) f (0) = 0 gilt, zurückgeführt
werden kann, vgl. J. Steinheuer (1968a) und K. Gersten, H. Herwig (1992, S. 157). Lösungen
von Gl. (7.39) für verschiedene Parameter λ wurden von M. Lessen (1950), R.C. Lock (1951)
und J. Steinheuer (1968a) angegeben.
Aus den Lösungen folgt v∞ ≤ 0 und v−∞ > 0. Danach saugt die Trennschicht von beiden
Seiten Fluid an, wobei die Ansaugung aus dem Bereich geringerer Längsgeschwindigkeit stets
größer ist. Die Ansaugung ist notwendig, da der Volumenstrom in einem horizontalen Strei-
fen, der hoch genug ist, um die Trennungsschicht zu erfassen, gegenüber dem reibungslosen
Geschwindigkeitssprung größer ist, wie auch aus Bild 7.5 hervorgeht. Dieser Einsaugeffekt
oder Einmischeffekt (engl.: entrainment), d.h. ein „negativer Verdrängungseffekt“, ist typisch
für sogenannte freie Grenzschichten (auch freie Scherschichten genannt), bei denen also eine
führende Wand fehlt. Zu ihnen gehört auch die weiter unten behandelte Freistrahl-Strömung.
Der Spezialfall der Trennungsschicht mit λ = 0 wird auch als Strahlrand- oder Halb-
strahl gezeichnet, weil damit der Übergang in eine ruhende Umgebung beschrieben wird. Aus
Gl. (7.41) folgt, daß (nur) in diesem Fall die v-Komponente am oberen Rand null wird, die
ankommende Parallelströmung also unbeeinflußt bleibt. Das bedeutet aber, daß die Nullstrom-
linie, d.h. die Trennstromlinie, mit wachsender Lauflänge immer weiter nach unten verschoben
werden muß, da immer mehr Fluid oberhalb der Trennstromlinie verzögert wird. Aus der Ta-
belle 7.1 geht hervor, daß durch η = −0,3740 die Lage der Trennstromlinie (f = 0) gegeben
ist. Das bedeutet

νx
yT = −0,529 . (7.44)
U

Für die Einsauggeschwindigkeit aus der ruhenden Umgebung erhält man mit
f (−∞) = −0,8757

νU
v−∞ = 0,619 . (7.45)
x

Von R.C. Lock (1951) wurde auch die Trennungsschicht für den Fall behandelt, daß die
beiden Parallelstrahlen außer verschiedenen Geschwindigkeiten auch verschiedene Werte der
Dichte und der Viskosität besitzen. Die entsprechende Strahlrandströmung (λ = 0) wurde von
D.R. Chapman (1949) gelöst. Sie ist für die Berechnung von abgelösten Strömungen hinter
stumpfen Körpern von Bedeutung, vgl. M. Tanner (1973).
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 179

7.2.5
Gezogene Platte

Im letzten Abschnitt ist bereits die Grenzschichtströmung an der gezogenen Platte erwähnt
worden. Wird nach Bild 7.6 eine ebene Platte in ruhender Umgebung mit konstanter Geschwin-
digkeit Uw bewegt, so entsteht wegen der Haftbedingung in Wandnähe eine Grenzschicht. Da
eine charakteristische Länge fehlt, liegt eine ähnliche Lösung vor. Es gilt wieder Gl. (7.39),
jedoch mit den Randbedingungen:

η = 0 : f = 0, f  = 1; η → ∞ : f = 0.

Dabei ist wichtig, daß die gezogene Platte nach Bild 7.6 aus einer Wand austritt. Dieser
Wandaustritt legt den Ursprung des Koordinatensystems fest und hat eine ähnliche Funktion
wie die Vorderkante einer angeströmten ebenen Platte. Beide ermöglichen erst eine stationäre
Lösung in einem ortsfesten Koordinatensystem.
Aus der Lösung von Gl. (7.39) ergibt sich: fw = −0,6276; f (∞) = 1,1426. Für die
Wandschubspannung folgt daraus

τw ν
− 2
= 0,44375 . (7.46)
Uw U wx

Außerdem liegt wie bei der Trennungsschicht ein Einsaugeffekt (engl.: entrainment) vor mit
der Geschwindigkeit 
νUw
v∞ = −0,808 . (7.47)
x
Diese Einsauggeschwindigkeit sorgt für den stromabwärts anwachsenden Volumenstrom in
der Grenzschicht.

Bild 7.6. Geschwindigkeitsprofil an ei-


ner gezogenen Platte

7.2.6
Freistrahl

Ein weiteres Beispiel einer Strömung ohne Außenströmung, auf das sich die Grenzschicht-
Theorie anwenden läßt, ist die Strömung eines Freistrahles in ruhender Umgebung. Da auch
keine begrenzende Wand vorhanden ist, handelt es sich um eine freie Grenzschicht oder freie
Scherschicht. Daher rührt auch die Bezeichnung Freistrahl, vgl. Bild 7.7.
Die dafür existierende ähnliche Lösung genügt der Gleichung, siehe Gl. (7.29),

f  + ff  − α3 f 2 = 0 (7.48)
180 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Bild 7.7. Geschwindigkeitsprofile des


Freistrahles, 
x =x+L
a) Parabelformiges Profil am Austritt
b) Fiktive Ersatzströmung mit virtuel-
lem Ursprung

mit den Randbedingungen


η → −∞ : f  = 0; η = 0 : f = 0; η → +∞ : f  = 0 . (7.49)
Zunächst fällt auf, daß in diesem Beispiel die Differentialgleichung und alle Randbedingungen
homogen sind. Dadurch ist f (η) = 0 eine Lösung des Systems. Diese triviale Lösung ist
offensichtlich nicht die gesuchte Lösung, so daß noch mindestens eine andere nicht-triviale
Lösung als sog. Eigenlösung der Differentialgleichung existieren muß. Dafür muß α3 einen
bestimmten Wert, den Eigenwert, annehmen. Integriert man Gl. (7.48) bezüglich η von η →
−∞ bis η → +∞, so folgt wegen der Randbedingungen Gl. (7.49)
+∞

(1 + α3 ) f 2 dη = 0
−∞

und damit der Eigenwert α3 = −1. Die damit festgelegte Gleichung f  + ff  + f 2 = 0
hat die einfache analytische Lösung

f (η) = 2 tanh η; f  (η) = 2(1 − tanh2 η) . (7.50)


Mit den Konstanten α1 = 1 und α3 = −1 lassen sich aus Gl. (7.13) die Funktionen UN (ξ ),
δ(ξ ) und schließlich η aus Gl. (7.7) ermitteln. Man erhält
   
UN ν 1/3 y V x 1/3
=3 , η= . (7.51)
V Vx x ν
Es muß jetzt noch die Bezugsgeschwindigkeit V festgelegt werden. Da zunächst keine
vorgegebene Geschwindigkeit für diese Strömung existiert, muß V mit einer für die betrach-
tete Strömung charakteristischen Größe in Verbindung gebracht werden. Dieses ist bei der
Freistrahlströmung der Strahlimpuls. Da der Druck überall im Strömungsfeld gleich ist, muß
der Impulsfluß I˙ im Strahl von der Lauflänge x unabhängig sein. Für den auf die Spannweite
b bezogenen kinematischen Impuls ergibt sich
+∞
 +∞


K= = 2
u dy = 9νV f 2 (η) dη = 48νV . (7.52)
b
−∞ −∞
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 181

Besonders bemerkenswert ist, daß die Bezugsgeschwindigkeit


K
V = (7.53)
48ν
von der kinematischen Viskosität abhängt und für ν → 0 gegen unendlich strebt. Die Glei-
chung (7.53) folgt, bis auf den Zahlenfaktor, auch bereits aus einer Dimensionsanalysis.
Mit dieser Bezugsgeschwindigkeit erhält man aus Gl. (7.7), (7.10) und (7.11) für die Ge-
schwindigkeitsverteilung:
 2 1/3
K
u = 0,4543 (1 − tanh2 η)
νx
 
Kν 1/3
v = 0,5503 [2η(1 − tanh2 η) − tanh η] (7.54)
x2
 1/3
K y
η = 0,2753 2 .
ν x 2/3
Die „Einsauggeschwindigkeit“ des Strahles beträgt
 
Kν 1/3
v∞ = −0,5503 . (7.55)
x2
Der auf die Spannweite b bezogene Volumenstrom
+∞

Q(x)
Qb (x) = = u dy = 3,302(Kνx)1/3 (7.56)
b
−∞

nimmt infolge des Einsaugeffektes mit der Längskoordinate x laufend zu. Dagegen nimmt die
auf die Spannweite bezogene („kinematische“) kinetische Energie
+∞
  5 1/3
1 K
E= u3 dy = 0,0086 (7.57)
2 xν
−∞

mit der Lauflänge x ab, jedoch so, daß

EQb = 0,028K 2 (7.58)

gilt. Als „Breite“ des Freistrahls wird häufig der Abstand der Punkte mit halber Maximal-
geschwindigkeit definiert („Halbwertsbreite“). Wegen tanh2 0,881 = 0,5 ergibt sich aus
Gl. (7.54) für die halbe Halbwertsbreite
 2 1/3
ν
y0,5 = 3,20 x 2/3 . (7.59)
K

Sie nimmt mit der Lauflänge zu, mit dem Strahlimpuls ab und ist proportional zu ν 2/3 .
Dieses letzte Ergebnis ist besonders bemerkenswert, weil sich bisher die Dicken aller
Grenzschichten stets proportional zu ν 1/2 ergeben haben. Der Unterschied der Freistrahl-
„Grenzschicht“ zu üblichen Grenzschichten beruht auf der Tatsache, daß beim Freistrahl keine
Geschwindigkeit, sondern statt dessen der Strahlimpuls vorgegeben ist. Daher wird bei der in
182 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Kap. 6 beschriebenen Grenzschicht-Transformation jetzt auch die Geschwindigkeit u∗ einer


Transformation unterzogen. Statt Gl. (6.6) lautet die Grenzschicht-Transformation für den
Freistrahl
y = y ∗ Rep , u = u∗ Req , v = v ∗ Rer . (7.60)
Einsetzen in Gl. (6.3) und Vergleich der höchsten Potenzen von Re ergeben

p = r − q; 2p = 1 − q . (7.61)

Wegen der Unabhängigkeit des Strahlimpulses von der Lauflänge x folgt aus Gl. (7.52)

2q + p = 1 (7.62)

mit den Ergebnissen p = q = 1/3, r = 2/3.


Die dargestellte ähnliche Lösung beschreibt das Fernfeld eines Freistrahls. In Bild 7.7a ist
die Freistrahlströmung skizziert. Dabei wird davon ausgegangen, daß der Strahl am Austritt
aus der Wand etwa das Profil einer ausgebildeten Kanalströmung besitzt, also noch nicht
das Profil sehr weit stromabwärts aufweist. Im Fernfeld sind jedoch schließlich ähnliche
Profile zu erwarten, da der Einfluß des Strahlanfangs abklingt. Bei der dargestellten ähnlichen
Lösung handelt es sich also um eine fiktive Strömung, die jedoch das Fernfeld einer realen
Strömung beschreibt. Der Ursprung dieser fiktiven Strömung wird jedoch in der Regel nicht
bei x = 0 liegen, sondern im virtuellen Ursprung bei x = −L nach Bild 7.7b. In den
Berechnungsformeln muß dann x durch  x = x + L ersetzt werden.
Messungen von E.N. Andrade (1939) haben die theoretischen Ergebnisse sehr gut be-
stätigt. Der Strahl ist bis etwa Re = 30 laminar, wobei die Reynolds-Zahl auf die mittlere
Ausflußgeschwindigkeit und die Schlitzhöhe bezogen ist.

7.2.7
Wandstrahl

Ein Wandstrahl entsteht, wenn ein Strahl an einer Seite längs einer Wand strömt, während auf
der anderen Seite Vermischung mit der ruhenden Umgebung stattfindet, Bild 7.8. Auch dafür
existiert eine ähnliche Lösung, die wieder Gl. (7.48) genügt, jedoch mit den Randbedingungen:

η = 0 : f = 0, f  = 0; η → ∞ : f = 0. (7.63)

Es handelt sich wieder um ein Eigenwertproblem. Zur Ermittlung des Eigenwertes α3 wird

Bild 7.8. Geschwindigkeitsprofile des


Wandstrahles, x =x+L
a) Parabelförmiges Profil am Austritt
b) Fitkive Ersatzströmung mit virtu-
ellem Ursprung
7.2 Ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen 183

Gl. (7.48) von η bis ∞ integriert. Das ergibt

∞
f  + ff  + (1 + α3 ) f 2 dy = 0 . (7.64)
η

Diese Gleichung wird jetzt mit f  multipliziert und dann von 0 bis ∞ integriert. Entsprechend
wird Gl. (7.48) mit f multipliziert und dann von 0 bis ∞ integriert. Die Kombination der so
entstandenen Gleichungen führt zur Beziehung

∞
(2 + α3 ) ff 2 dη = 0 . (7.65)
0

Da das Integral positiv ist, folgt für den Eigenwert α3 = −2. Von N.I. Akamnov (1953) und
M.B. Glauert (1956b) stammt die folgende implizite analytische Lösung der Gl. (7.48) mit
α3 = −2 und den Randbedingungen Gl. (7.63):
 √ √
1+ f +f √ 3f
η = ln √ + 3 arctan √ . (7.66)
1− f 2+ f

Dabei wurde die Funktion f (η) durch f (∞) = 1 normiert. Denn wegen der homogenen
Randbedingungen ist die Lösung zunächst nicht eindeutig, da zu jeder Lösung f (η) beliebig
viele weitere Lösungen der Form Af (Aη) existieren. Die Funktion f (η) liegt durch diese
Normierung im Intervall 0 ≤ f (η) ≤ 1. Wichtige Daten der Lösung sind:

 2
fmax = 2−5/3 = 0,315 bei η = 2,029; fw = . (7.67)
9
Mit den Konstanten α1 = 1 und α3 = −2 lassen sich aus Gl. (7.13) die Funktionen UN (ξ )
und δ(ξ ) und schließlich η aus Gl. (7.7) ermitteln:
   
UN ν 1/2 y V x 1/4
=4 ; η= . (7.68)
V Vx x ν

Es muß jetzt noch die Bezugsgeschwindigkeit V festgelegt werden. Im Gegensatz zum


Freistrahl ist beim Wandstrahl der Strahlimpuls nicht mehr unabhängig von der Lauflänge,
sondern er nimmt wegen der Wandschubspannung mit wachsendem x ab. Es stellt sich jedoch
heraus, daß beim Wandstrahl das Produkt von Strahlimpuls und Volumenstrom eine Konstante
ist. Man erhält
 ∞  ∞ 
128 2 20
KQb = u2 dy u dy = ν V = F. (7.69)
9 9
0 0

Für die von N.I. Akamnov (1953) und M.B. Glauert (1956b) eingeführte Wandstrahlkonstante
F gilt
∞  ∞ 
32 2
F = ν V = u u2 dy dy . (7.70)
5
0 y
Damit erhält man die folgenden Ergebnisse zur Wandstrahlströmung:
184 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

 
F 3 1/4
τw = 0,221 , (7.71)
νx 5
 1/2
F
umax = 0,498 , (7.72)

 3 3 1/4
ν x
yumax = 3,23 , (7.73)
F
 
F ν 1/4
v∞ = −0,629 , (7.74)
x3

Qb = 2,51(F νx)1/4 . (7.75)

7.3
Transformation der Koordinaten
7.3.1
Görtler-Transformation

Von H. Görtler (1952b) wurden die Grenzschichtgleichungen, Gl. (7.4) und (7.5),
folgender Koordinaten-Transformation unterworfen:
x 
1 U (x)
ξ= U (x) dx ; η = √ y; ψ(x,y) = ν 2ξ f (ξ,η) . (7.76)
ν ν 2ξ
0

Damit ergibt sich für die dimensionslose „bezogene“ Stromfunktion f (ξ,η) die fol-
gende partielle Differentialgleichung

fηηη + ffηη + β(ξ )(1 − fη2 ) = 2ξ(fη fξ η − fξ fηη ) (7.77)

mit der sogenannten Hauptfunktion


x
U  (x)
β(ξ ) = 2 2 U (x) dx . (7.78)
U (x)
0

Dazu gehören die Randbedingungen:

η = 0 : f = 0, fη = 0; η→∞: fη = 1 .

Die Daten der Außenströmung treten jetzt nicht mehr in den Randbedingungen auf,
sondern nur noch in der Hauptfunktion β(ξ ). Für die Keilströmungen mit U (x) ∼ x m
reduziert sich die Hauptfunktion auf die Konstante β = 2m/(m + 1) nach Gl. (7.19),
wodurch Gl. (7.77) in die Falkner-Skan-Gleichung, Gl. (7.15), für die ähnlichen
Lösungen übergeht.
7.3 Transformation der Koordinaten 185

Ein entscheidender Vorteil, Gl. (7.77) statt Gl. (6.38) für eine Grenzschichtberech-
nung zugrunde zu legen, beruht auf der Tatsache, daß die im allgemeinen an der Vor-
derkante auftretende Singularität durch die Transformation nach Gl. (7.76) beseitigt
ist und die Koordinate η in erster Näherung das Anwachsen der Grenzschichtdicke in
Längsrichtung berücksichtigt, was bei einer numerischen Berechnung große Vorteile
bietet. Daher gehen zahlreiche numerische Verfahren zur Berechnung von laminaren
Grenzschichten von Gl. (7.77) aus, vgl. z.B. H. Schlichting (1982, S. 188).

7.3.2
von Mises-Transformation

Eine bemerkenswerte Transformation der Grenzschichtgleichungen ist von R. von


Mises (1927) angegeben worden. Statt der kartesischen Koordinaten x und y wer-
den als unabhängige Variable x und die Stromfunktion ψ eingeführt. Führt man in
Gl. (7.1) und (7.5)
∂ψ ∂ψ
u= , v=−
∂y ∂x
und statt x, y die neuen Koordinaten ξ = x, η = ψ ein, so wird
∂u ∂u ∂ξ ∂u ∂η ∂u ∂u
= + = −v ,
∂x ∂ξ ∂x ∂η ∂x ∂ξ ∂ψ
∂u ∂u ∂ξ ∂u ∂η ∂u
= + =0+u .
∂y ∂ξ ∂y ∂η ∂y ∂ψ
Man erhält damit aus Gl. (7.1):
 
∂u 1 dp ∂ ∂u
u + = νu u .
∂ξ  dξ ∂ψ ∂ψ
Führt man weiter noch den „Gesamtdruck“
1
g = p + u2 (7.79)
2
ein, wobei der sehr kleine Betrag v 2 /2 vernachlässigt ist, so wird, wenn jetzt wieder
x für ξ geschrieben wird,
∂g ∂ 2g
= νu 2 . (7.80)
∂x ∂ψ
Dabei kann noch 
2
u= [g − p(x)]

gesetzt werden. Gleichung (7.80) ist jetzt eine Differentialgleichung für den Gesamt-
druck g(x,ψ). Die Randbedingungen sind:
 2
g = p(x) für ψ = 0 und g = p(x) + U = const für ψ = ∞ .
2
186 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Das Strömungsbild in der x-y-Ebene erhält man, wenn man von ψ auf y übergeht
durch die Gleichung

  ψ
dψ  dψ
y= = √ .
u 2 g − p(x)
ψ=0

Die Gl. (7.80) ist derjenigen für die Wärmeleitung verwandt. Es lautet nämlich die
eindimensionale Wärmeleitungsgleichung (z.B. für einen Stab mit T als Temperatur,
t als Zeit, x als Längenkoordinate und a als Temperaturleitfähigkeit, vgl. Kap. 3)

∂T ∂ 2T
=a 2 . (7.81)
∂t ∂x
Allerdings ist im vorliegenden Fall keine Linearität vorhanden, denn die an Stelle der
Temperaturleitfähigkeit a auftretende Größe νu hängt sowohl von der unabhängigen
Variablen x als auch von der abhängigen Variablen g ab.
An der Wand mit ψ = 0, u = 0, g = p hat die Gl. (7.80) eine unbequeme Singu-
larität. Die linke Seite wird ∂g/∂x = dp/dx  = 0. Auf der rechten Seite ist u = 0,
also ∂ 2 g/∂ψ 2 = ∞. Dies ist für die numerische Auswertung recht störend und
steht in innerem Zusammenhang mit der Wandbindung des Geschwindigkeitsprofi-
les, Gl. (7.2). Eine eingehende Diskussion der Gl. (7.80) ist von L. Prandtl (1938)
gegeben worden, der diese Transformation schon lange Zeit vor dem Erscheinen der
v. Misesschen Arbeit besessen hat, aber nicht veröffentlicht hatte1 .
Die praktische Erprobung der Gl. (7.80) ist von H.J. Luckert (1933) an dem Bei-
spiel der Blasiusschen Plattengrenzschicht ausgeführt worden. Eine Kritik dieser
Ergebnisse geben L. Rosenhead; J.H. Simpson (1936).
Für die Grenzschicht mit Druckanstieg ist die v. Mises-Gleichung
(7.80) von A.R. Mitchell; J.Y. Thomson (1958) mittels eines numerischen Verfahrens
integriert worden. Dabei wurde der Singularität an der Wand durch eine geeignete
Reihenentwicklung des Geschwindigkeitsprofiles in Wandnähe Rechnung getragen,
wobei die Wandbindungen berücksichtigt wurden.

7.3.3
Crocco-Transformation

Von L. Crocco (1946) stammt der Vorschlag, statt y die Größe ∂u/∂y als unabhängige
Variable zu wählen. Dieses hat den Vorteil, daß dann das Integrationsgebiet endlich
ist. Auch hierbei treten jedoch an den Rändern Singularitäten auf, vgl. dazu W.
Schönauer (1963).

1 Vgl. die Fußnote bei L. Prandtl (1938) auf S. 79 sowie die Zuschrift von L. Prandtl in der
ZAMM Bd. 8 (1928, S. 249).
7.4 Reihenentwicklungen der Lösungen 187

7.4
Reihenentwicklungen der Lösungen

7.4.1
Blasius-Reihe

Die bisher behandelten „ähnlichen“ Lösungen der Grenzschichtgleichungen umfas-


sen nur eine verhältnismäßig enge Klasse von Lösungen. Für allgemeine Grenz-
schichten mit beliebiger Geschwindigkeitsverteilung U (x) der Außenströmung
wurde schon sehr früh von H. Blasius (1908) ein Berechnungsverfahren angege-
ben, das auf einer Reihenentwicklung der Lösung in Potenzen von x basiert. Man
spricht deshalb von der Blasius-Reihe. Dieses Verfahren wurde später von K. Hie-
menz (1911) und L. Howarth (1935) weiter ausgebaut. Dabei wird die Geschwin-
digkeitsverteilung U (x) der Außenströmung als Potenzreihe von x angesetzt, wobei
x die längs der Körperkontur gemessene laufende Koordinate ist. Die Geschwindig-
keitsverteilung in der Grenzschicht wird dann als eine ebensolche Potenzreihe von
x dargestellt, deren Koeffizienten noch Funktionen von der senkrecht zur Wand ge-
messenen y-Koordinate sind. Dabei ist es L. Howarth gelungen, den Ansatz für die
Geschwindigkeitsverteilung in der Grenzschicht so zu finden, daß die von y abhängi-
gen Koeffizientenfunktionen universellen Charakter haben, d.h. unabhängig von den
speziellen Daten des umströmten Körpers sind. Dadurch wurde es möglich, diese
Funktionen „auf Vorrat“ zu berechnen. Die Ermittlung des Grenzschichtverlaufes
für einen vorgegebenen Körper wird dann unter Benutzung dieser ein für allemal
tabulierten Funktionen recht einfach, vorausgesetzt daß die Vertafelung dieser Funk-
tionen auf genügend viele Reihenglieder ausgedehnt worden ist.
Wegen des hohen Standes der numerischen Verfahren für Grenzschichtberechnun-
gen hat die Berechnung mittels der Blasius-Reihe heute nur noch geringe praktische
Bedeutung. Es werden daher nur wenige Ergebnisse mitgeteilt, ansonsten wird auf
die ausführliche Darstellung bei H. Schlichting (1965a, S. 145) verwiesen.
Für eine symmetrische Körperumströmung sei die Geschwindigkeitsverteilung
der Außenströmung durch die Reihenentwicklung

U (x) = u1 x + u3 x 3 + u5 x 5 + ×s (7.82)

gegeben. Die Koeffizienten u1 ,u3 , . . . hängen nur von der Körpergeometrie ab und
sind als bekannt anzusehen. Die Kontinuitätsgleichung wird durch Einführen ei-
ner Stromfunktion ψ(x,y) erfüllt. Es ist naheliegend, in Analogie zu Gl. (7.76) für
ψ(x,y) ebenfalls eine Potenzreihe in x anzusetzen mit Koeffizienten, die von y ab-
hängig sind. Der Reihenansatz erfolgt nun so, daß die von y abhängigen Funktionen
nicht mehr von den Koeffizienten u1 ,u3 , . . . der Außenströmung abhängen und da-
mit universell sind. Diese Funktionen wurden von A.N. Tifford (1954) bis zur Potenz
x 11 berechnet, vgl. H. Schlichting (1965a, S. 148). Mit diesen Funktionen erhält man
für die Wandschubspannung
188 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

√ u3
τw (x) = u1 νu1 x × 1,2326 + 4x 3 0,7244
u1
 
u5 u2
+ 6x 5 0,6347 + 32 0,1192
u1 u1
 
7 u7 u 3 u5 u33
+ 8x 0,5792 + 2 0,1829 + 3 0,0076
u1 u1 u1

+ ×s . (7.83)

Entsprechende Formeln lassen sich auch für dieVerdrängungsdicke δ1 (x) und weitere
globale Grenzschichtkenngrößen angeben.
Der Anwendungsbereich der Blasius-Reihe ist dadurch stark eingeschränkt, daß
man gerade für die praktisch besonders interessierenden schlanken Körperformen
(z.B. Tragflügelprofile) sehr viele Reihenglieder benötigt, mehr als sich mit erträgli-
chem Rechenaufwand vertafeln lassen. Dies liegt daran, daß bei schlanken Körper-
formen in der Nähe des vorderen Staupunktes die Außengeschwindigkeit zunächst
sehr steil ansteigt und sich weiter hinten über eine größere Strecke nur wenig ändert.
Eine solche Funktion kann aber nur schlecht durch eine Potenzreihe mit wenigen
Gliedern dargestellt werden.
Ein weiterer Nachteil der Blasius-Reihe bezieht sich auf die Berechnung des
Ablösungspunktes, d.h. des Punktes mit τw = 0. Bei Vorgabe der Funktion U (x) tritt
im Ablösungspunkt eine Singularität auf. Wie S. Goldstein (1948b) gezeigt hat, gilt
in Ablösungsnähe √
lim τw (x) ∼ xA − x , (7.84)
x→xA
wobei xA den Ablösungspunkt kennzeichnet. Die Wandschubspannung strebt also
mit vertikaler Tangente gegen null. Eine Fortsetzung der Grenzschichtberechnung
über den Ablösungspunkt hinaus ist daher nicht möglich. Das singuläre Verhalten
nach Gl. (7.84) ist durch eine Potenzreihe nicht darstellbar. Daher muß die Blasius-
Reihe bei Annäherung an den Ablösungspunkt ungenau werden.
Die Blasius-Reihe ist von L. Howarth (1935) auch auf unsymmetrische Fälle, d.h.
U (x) auch mit geraden Potenzen, erweitert worden. Die Klasse der Außenströmun-
gen mit
U (x) = U0 − ax n (n = 1, 2, 3, . . .) (7.85)
wurde von L. Howarth (1938) und I. Tani (1949) mit Reihenentwicklungen behan-
delt. Im einfachsten Fall n = 1 ist eine Deutung als Strömung in einem Kanal
möglich, der aus einem Teil mit parallelen Wänden (Geschwindigkeit U0 ) und einem
daran anschließendem konvergenten (a < 0) oder divergenten (a > 0) Teil besteht.
Schreibt man Gl. (7.85) für n = 1 in der Form U (x) = U0 (1 − x/ l), so kann
dieses als eine Strömung längs einer ebenen Wand gedeutet werden, die bei x = 0
beginnt und die bei x = l senkrecht auf einer zweiten unendlich ausgedehnten Wand
aufsitzt nach der Art der „verzögerten Staupunktströmung“ von Bild 2.10b mit dem
Staupunkt bei x = l. Auf Beispielrechnungen wird im Kap. 8 eingegangen.
7.5 Asymptotisches Verhalten der Lösungen stromabwärts 189

7.4.2
Görtler-Reihe

Von H. Görtler (1952b, 1957a) wurde eine Reihenentwicklung für die Lösung der
Grenzschichtgleichung angegeben, die von der Gl. (7.77) ausgeht. Dabei wird voraus-
gesetzt, daß die Hauptfunktion β(ξ ) als Potenzreihe von ξ darstellbar ist. Auch hier-
bei gelingt es, die Lösung in Form von universellen Funktionen zu beschreiben, die
von H. Görtler (1957b) vertafelt worden sind. Die Görtler-Reihe zeigt gegenüber der
Blasius-Reihe deutlich besseres Konvergenz-Verhalten. Bereits das erste Glied der
Reihe gibt eine brauchbare Approximation der Grenzschicht von der Vorderkante bis
weit stromabwärts. Dieses erste Glied ist ein Hartree-Profil (β0 = β(ξ = 0)) aus der
Familie der Keilströmungen. Auf Beispielrechnungen wird in Kap. 8 eingegangen.

7.5
Asymptotisches Verhalten der Lösungen stromabwärts

Im folgenden soll das asymptotische Verhalten von Grenzschichtlösungen weit


stromabwärts untersucht werden. Auch hierbei handelt es sich um Reihenentwick-
lungen der Lösungen, jedoch jetzt für große Werte x. Dabei wird hauptsächlich das
führende Glied dieser Entwicklung betrachtet, welches das asymptotische Verhalten
der Lösung für x → ∞ wiedergibt.

7.5.1
Nachlauf hinter ebenen Körpern

Wie die Beispiele der Trennungsschicht und des Freistrahles zeigten, ist die An-
wendung der Grenzschichtgleichungen nicht unbedingt an das Vorhandensein von
festen Wänden gebunden. Sie können auch verwendet werden, wenn im Innern der
Strömung eine Schicht mit überwiegender Reibungswirkung vorhanden ist.
Ein derartiges Beispiel ist auch die Nachlaufströmung hinter einem ebenen Körper
nach Bild 7.9. Hier wurde als Körper die ebene Platte der Länge l gewählt. Die beiden

Bild 7.9. Nachlauf hinter einem


ebenen Körper
190 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Grenzschichten auf der Ober- bzw. Unterseite des Körpers wachsen an der Hinter-
kante zusammen und bilden weiter stromabwärts ein Nachlaufprofil, dessen Breite
mit wachsendem Abstand zunimmt und dessen Dellentiefe abnimmt. Im übrigen ist
aber, wie wir sehen werden, die Form der Geschwindigkeitsverteilung im Nachlauf,
auch Windschatten genannt, für x → ∞ bis auf einen Maßstabsfaktor unabhängig
von der Gestalt des Körpers. Die asymptotische Entwicklung für x → ∞ wurde
von W. Tollmien (1931) angegeben. Da die Dellentiefe mit wachsendem x laufend
abnimmt, kann für x → ∞ angenommen werden, daß der Geschwindigkeitsdefekt

u1 (x,y) = U∞ − u(x,y) (7.86)

klein ist im Vergleich zu U∞ , so daß man quadratische Glieder von u1 und dem
entsprechenden v1 vernachlässigen kann. Da weit stromabwärts der Druck konstant
ist, erhält man aus der Grenzschichtgleichung (7.4) durch Einführen von Gl. (7.86)
und Vernachlässigung der in u1 und v1 quadratischen Glieder

∂u1 ∂ 2 u1
U∞ =ν 2 (7.87)
∂x ∂y
mit den Randbedingungen
∂u1
y=0: = 0; y → ∞ : u1 = 0 .
∂y
Es handelt sich jetzt um eine lineare partielle Differentialgleichung. Diese Linearität
ist charakteristisch für die Berechnung kleiner Störungen. Die Differentialgleichung
ist wie Gl. (7.80) wieder mit der instationären Wärmeleitungsgleichung identisch.
Mit dem Ansatz
 −m 
x y U∞
u1 = U∞ C F (η) , η= (7.88)
l 2 νx
erhält man für die Funktion F (η) die Differentialgleichung

F  + 2ηF  + 4mF = 0 (7.89)

mit den Randbedingungen

η = 0 : F  = 0; η → ∞ : F = 0.

Der noch unbekannte Exponent m (Eigenwert) läßt sich aus einer globalen Im-
pulsbilanz um den Körper nach Bild 7.9 bestimmen. Die rechteckige Kontrollfläche
AA1 B1 B wird so weit entfernt vom Körper gelegt, daß auf ihr der ungestörte Druck
herrscht und folglich Druckkräfte keinen Beitrag zur Impulsbilanz liefern. Bei der
Berechnung des Impulsflusses durch die Kontrollfläche ist zu beachten, daß aus Kon-
tinuitätsgründen Fluid oben und unten ausströmen muß, nämlich derjenige Volumen-
strom, der durch den Querschnitt B1 B weniger fließt als durch Querschnitt A1 A. Die
Impulsbilanz ist in Tabelle 7.2 angegeben, wobei eintretende Volumenströme positiv
7.5 Asymptotisches Verhalten der Lösungen stromabwärts 191

Tabelle 7.2. Bilanz für Volumenstrom und x-Impuls zur Kontrollfäche nach Bild 7.9

Querschnitt Volumenstrom x-Impuls


AB 0 0
h h 2
A A1 b U∞ dy b U∞ dy
0 0
h h
B B1 −b u dy -b u2 dy
0 0
h h
A1 B1 −b (U∞ − u) dy −b U∞ (U∞ − u) dy
0 0
  
= Kontrollfläche Volumenstrom = 0 Impulsfluß = Widerstand

und austretende Volumenströme negativ gezählt werden. Dann entspricht der Wider-
stand gleich dem gesamten Impulsfluß. Damit ergibt sich
+∞
W = b u(U∞ − u) dy . (7.90)
−∞

Dabei dürfen die Integrationsgrenzen statt y = ±h auch y = ±∞ gesetzt werden,


da für |y| > h der Integrand in Gl.(7.90) verschwindet. Mit dem Ansatz (7.88) folgt
aus Gl. (7.90)
+∞  −m  +∞
x νx
W ≈ b U∞ u1 dy = 2bU∞ C
2
F (η) dη . (7.91)
l U∞
−∞ −∞

Da diese Bilanz von x unabhängig sein muß, folgt m = 1/2. Die somit festgelegte
Gl. (7.89)
F  + 2ηF  + 2F = 0 (7.92)
ergibt nach einmaliger Integration

F  + 2ηF = 0

mit der Lösung


F (η) = e−η .
2
(7.93)
Mit dem Integral
+∞ +∞

e−η dη = π
2
F (η) dη =
−∞ −∞
folgt aus Gl. (7.91) für den Widerstandsbeiwert

W 4 πC
cW =  2 =  . (7.94)
2 U∞ bl U∞ l
ν
192 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

Damit lautet die endgültige Lösung für die Defektgeschwindigkeit im Nachlauf eines
Körpers mit dem Widerstandsbeiwert cW :
   1
u1 (x,y) cW U ∞ l x − 2 − y 2 U∞
= √ e 4xν . (7.95)
U∞ 4 π ν l

Aus Gl. (7.88) folgt für die halbe Halbwertsbreite der Delle

νx
y0,5 = 1,7 , (7.96)
U∞

d.h. auch hier ist die Breite der Reibungsschicht proportional zu ν.
Bemerkenswert ist, daß trotz der Verbreiterung der Nachlaufdelle der im Nach-
lauf fehlende Volumenstrom von x unabhängig ist, d.h. daß bei dieser Strömung kein
seitlicher Einsaugeffekt (engl.: entrainment) auftritt. Der zur Kompensation seitlich
aus der Kontrollfläche austretende Volumenstrom verläßt diese also bereits im Nah-
feld des Körpers, jedenfalls nicht mehr im durch die Lösung (7.95) beschriebenen
Fernfeld. Diese Lösung ist etwa für x > 3l gültig.
Für die Erweiterung dieser Lösung auf kleinere x-Werte vgl. S.A. Berger (1971),
S. 237.
Die Nachlaufströmungen sind in den meisten praktischen Fällen turbulent, da
die Geschwindigkeitsprofile im Nachlauf Wendepunkte besitzen, daher besonders
instabil sind und infolgedessen schon bei verhältnismäßig kleinen Reynolds-Zahlen
in den turbulenten Strömungszustand übergehen, vgl. Kap. 15.

Anmerkung (Strahl in Parallelströmung)


Die Nachlauf-Lösung gilt auch für das asymptotische Abklingen einer Freistrahlströmung in
einer gleichgerichteten Parallelströmung. Statt des Widerstandsbeiwertes cW erscheint dann
ein analog definierter Strahlimpulsbeiwert cµ , und u1 (x,y) hat die Bedeutung einer Überge-
schwindigkeit.

7.5.2
Grenzschicht an einer bewegten Wand

Bewegt sich ein Körper durch eine ruhende Umgebung nahe einem unendlich aus-
gedehnten Boden parallel zu diesem Boden (z.B. Bodenfahrzeug, Tragflügel in Bo-
dennähe), bildet sich am Boden eine Reibungsschicht. Diese wurde von E. Beese
(1984) ausführlich untersucht. In einem mit dem Körper fest verbundenen Koor-
dinatensystem herrscht sehr weit hinter dem Körper Parallelströmung, da sich der
Boden mit der Geschwindigkeit der Anströmung U∞ bewegt. Kleine Abweichungen
der Geschwindigkeit von der konstanten Geschwindigkeit U∞ beim Abklingen der
Bodengrenzschicht für x → ∞ gehorchen daher wieder der Differentialgleichung
(7.87), jetzt jedoch mit den Randbedingungen

y = 0 : u1 = 0, y → ∞ : u1 = 0 .
7.6 Integralsätze der Grenzschicht 193

Mit dem Ansatz Gl. (7.88) erhält man wieder Gl. (7.89), diesmal mit dem Eigenwert
m = 1. Die Differentialgleichung

F  + 2ηF  + 4F = 0

mit den Randbedingungen

η = 0 : F = 0; η→∞: F =0

hat die Lösung


F = Cηe−η ,
2

wobei der Faktor C von der Vorgeschichte der Grenzschicht weiter stromaufwärts
abhängt.

Anmerkung (Beginn der Bodengrenzschicht)


Der Beginn einer Bodengrenzschicht unter einem Körper mit Auftrieb läßt sich nach E. Beese
(1984) ebenfalls als Störung der Parallelströmung mittels einer zu Gl. (7.87) analogen linea-
risierten Grenzschichtgleichung, die jedoch dann auch das Druckglied enthält, bestimmen.

7.6
Integralsätze der Grenzschicht

In vielen praktischen Fällen interessieren nicht die Einzelheiten des Geschwindig-


keitsfeldes innerhalb der Grenzschicht, sondern nur gewisse Integralwerte der Grenz-
schicht, die zwar noch von der Lauflänge x abhängen, aber „Globalwerte“ bezüglich
der y-Abhängigkeiten darstellen. Derartige zur globalen Beschreibung der Grenz-
schicht geeignete Integralwerte erhält man aus einer Integration der Grenzschicht-
gleichung bezüglich y über die Grenzschichtdicke.

7.6.1
Impulssatz der Grenzschicht

Zur Herleitung des Impulssatzes der Grenzschicht gehen wir von den Gl. (7.4) und
(7.5) aus, d.h. wir beschränken uns zunächst auf die ebene, stationäre, inkompressible
Strömung. Durch Integration von Gl. (7.4) von y = 0 (Wand) bis y = h, wobei die
Schicht y = h überall außerhalb der Grenzschicht liegt, erhält man

h  
∂u ∂u dU τw
u +v −U dy = − . (7.97)
∂x ∂y dx 
y=0

Dabei ist für µ(∂u/∂y)w die Wandschubspannung τw eingeführt worden. Nach der
Kontinuitätsgleichung
y kann die Quergeschwindigkeit v ersetzt werden durch v =
− 0 (∂u/∂x)dy, so daß man erhält:
194 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

y  y 
∂u ∂u ∂u dU τw
u − dy − U dy = − .
∂x ∂y ∂x dx 
y=0 0

Eine Umformung durch partielle Integration liefert für das zweite Glied

h  y  h h
∂u ∂u ∂u ∂u
dy dy = U dy − u dy ,
∂y ∂x ∂x ∂x
y=0 0 0 0

so daß man erhält


h  
∂u ∂u dU τw
2u −U −U dy = − .
∂x ∂x dx 
0

Dieses läßt sich zusammenfassen zu


h h
∂ dU τw
[u(U − u)] dy + (U − u) dy = .
∂x dx 
0 0

Da in beiden Integralen außerhalb der Grenzschicht der Integrand verschwindet,


kann man auch h → ∞ gehen lassen.
Wir führen jetzt die schon in Kap. 6 benutzten Größen Verdrängungsdicke δ1 und
Impulsverlustdicke δ2 ein durch die Gleichungen
∞
δ1 U = (U − u) dy (Verdrängungsdicke) (7.98)
y=0

und
∞
δ2 U =2
u(U − u) dy (Impulsverlustdicke) . (7.99)
y=0

Im ersten Glied der obigen Gleichung darf die Differentiation nach x und die Inte-
gration nach y vertauscht werden, da die obere Grenze h von x unabhängig ist. Somit
ergibt sich
d dU τw
(U 2 δ2 ) + δ1 U = . (7.100)
dx dx 

Dieses ist der Impulssatz für die ebene inkompressible Grenzschicht. In dieser Form
gilt er sowohl für laminare als auch für turbulente Grenzschichten. In der hier gege-
benen Schreibweise wurde er zuerst von E. Gruschwitz (1931) angegeben. Er wird
bei den Näherungsverfahren für die Berechnung sowohl der laminaren als auch der
turbulenten Grenzschicht Verwendung finden, vgl. Kap. 8 und 18.4.
7.6 Integralsätze der Grenzschicht 195

7.6.2
Energiesatz

Analog zum Impulssatz ist von K. Wieghardt (1948) ein Energiesatz für die lami-
nare Grenzschicht angegeben worden. Man erhält ihn, wenn man die Bewegungs-
gleichung zunächst mit u multipliziert und sodann von y = 0 bis y = h > δ(x)
integriert. Dies liefert, wenn man sogleich wieder v nach der Kontinuitätsgleichung
einsetzt:

h   y   h 2
2 ∂u ∂u ∂u dU ∂ u
 u −u dy − uU dy = µ u 2 dy .
∂x ∂y ∂x dx ∂y
0 0 0

Das zweite Glied läßt sich durch partielle Integration umformen zu

h   y  h
∂u ∂u 1 ∂u
u dy dy = (U 2 − u2 ) dy ,
∂y ∂x 2 ∂x
0 0 0

während die Zusammenfassung des ersten und dritten Gliedes ergibt:

h   h
2 ∂u dU 1 d
u − uU dy = u (u2 − U 2 ) dy .
∂x dx 2 dx
0 0

Formt man auch noch die rechte Seite durch partielle Integration um, so erhält man

∞ ∞  2
1 d ∂u
 u(U − u ) dy = µ
2 2
dy . (7.101)
2 dx ∂y
0 0

Auch hier konnte die obere Grenze der Integrale wieder durch y = ∞ ersetzt wer-
den, da außerhalb der Grenzschicht die Integranden gleich null sind. Die Größe
µ(∂u/∂y)2 gibt die pro Volumen- und Zeiteinheit durch Reibung in Wärme um-
gewandelte Energie (Dissipation, vgl. Kap. 3.10). Auf der linken Seite bedeutet
(U 2 − u2 )/2 den Verlust an mechanischer Energie (kinetischer Energie), den
die Reibungsschicht
∞ gegenüber der Potentialströmung erlitten hat. Es ist somit
(/2) 0 u(U 2 − u2 ) dy der Energieverluststrom, und die linke Seite stellt die Än-
derung des Energieverluststromes pro Längeneinheit in der x-Richtung dar.
Führt man die Energieverlustdicke δ3 durch

∞
U δ3 =
3
u(U 2 − u2 ) dy (Energieverlustdicke) (7.102)
0
196 7 Allgemeine Eigenschaften und exakte Lösungen der Grenzschichtgleichungen

ein, so erhält man aus Gl. (7.101):


∞  2
d ∂u
(U 3 δ3 ) = 2ν dy (7.103)
dx ∂y
0

oder wegen τ = µ(∂u/∂y)

∞
d 2 ∂u 2
(U 3 δ3 ) = τ dy = D . (7.104)
dx  ∂y 
0

Das durch Gl. (7.104) definierte Integral D wird als Dissipationsintegral bezeichnet.
Dies ist der Energiesatz für die ebene Grenzschicht bei inkompressibler Strömung.
In der Form von Gl. (7.104) gilt er auch für die turbulente Grenzschicht.
Man kann nach K. Wieghardt (1948) noch weitere Integralsätze für die Grenz-
schicht aufstellen, wenn man die Grenzschichtgleichung mit einer beliebigen Potenz
un (n = 0, 1, 2 . . .) multipliziert und dann die Integration über die Grenzschicht-
dicke durchführt. Die Aussagekraft der so gewonnenen Integralsätze nimmt jedoch
mit wachsendem n ab, so daß hauptsächlich die beiden genannten Sätze für n = 0
(Impulssatz) und n = 1 (Energiesatz) in der Praxis verwendet werden, vgl. auch A.
Walz (1966, S. 78).

7.6.3
Impulsmomentensätze

Eine Familie von n Impulsmomentensätzen läßt sich erzeugen, wenn man die Grenz-
schichtgleichung zunächst mit der Potenz y n multipliziert und dann über die Grenz-
schichtdicke integriert. Wenn man noch die v-Komponente mittels der Kontinuitäts-
gleichung eliminiert, ergibt sich
∞  y  ∞
∂u ∂u ∂u dU n 1 ∂τ n
u − dy − U y dy = y dy . (7.105)
∂x ∂y ∂x dx  ∂y
0 0 0

Der Fall n = 0 entspricht dem Impulssatz. Für n = 1 läßt sich der Impulsmomen-
tensatz auch in folgender Form schreiben:
 ∞  ∞   y 
d ∂
u(U − u)y dy + (U − u) Uy + u dy dy
dx ∂x
0 0 0

∞
1
= τ dy . (7.106)

0
7.6 Integralsätze der Grenzschicht 197

In der Anwendung wird dieser Satz manchmal dem Energiesatz bevorzugt, da im


allgemeinen das in Gl. (7.106) auftretende Integral über der Schubspannung einfacher
bestimmbar ist als das Dissipationsintegral in Gl. (7.104). Für laminare Strömungen
gilt für die rechte Seite von Gl. (7.106) einfach νU .
Die genannten Integralsätze werden bei den Integralverfahren benutzt, auf die in
Kap. 8 und 18.4 eingegangen wird.
8
Näherungsverfahren
zur Lösung der Grenzschichtgleichungen
für stationäre ebene Strömungen

Vorbemerkung. Zur Berechnung der Strömung in der Grenzschicht müssen im


allgemeinen partielle Differentialgleichungen gelöst werden. Dafür stehen heute be-
reits sehr effektive und genaue numerische Verfahren zur Verfügung, wie in Kap. 23
gezeigt wird.
Bei vielen praktischen Problemen ist es jedoch gar nicht erforderlich, die
„exakten“ Lösungen der Grenzschichtgleichungen zu ermitteln, sondern es genügt,
die Ergebnisse „bis auf wenige Prozent genau“ zu kennen.
Mit folgender Überlegung können Näherungslösungen der Grenzschichtgleichun-
gen gewonnen werden. Als Grundlage dienen dabei die in Kap. 7.6 hergeleiteten In-
tegralsätze der Grenzschicht. Diese können als gewöhnliche Differentialgleichungen
für die integralen Kenngrößen, wie z.B. Verdrängungsdicke δ1 oder Impulsverlust-
dicke δ2 , sowie für die Wandschubspannung τw und das Dissipationsintegral D auf-
gefaßt werden. Zunächst enthält jedoch jede Gleichung mehr als eine Unbekannte,
so daß diese Integralsätze nicht ausreichen, die genannten Kenngrößen der Grenz-
schicht zu berechnen. Um nun weitere Bestimmungsgleichungen zu erhalten, folgt
jetzt eine Näherungsannahme: Es wird unterstellt, daß die Geschwindigkeitsprofile
alle aus einer bestimmten „Profilfamilie“ stammen, d.h. Profile aus einer vorgege-
benen Anzahl von möglichen Profilen sind. Die einzelnen Profile der Profilfamilie
unterscheiden sich durch einen oder mehrere Parameter, weshalb von einer ein- bzw.
mehrparametrigen Profilfamilie gesprochen wird. Über diese Annahmen ergeben
sich Zusammenhänge zwischen den Grenzschicht-Kenngrößen und den Profilpara-
metern, die damit letztlich als einzige gesuchte Funktionen der Lauflänge übrig-
bleiben. Wieviele Gleichungen zu den Integralsätzen noch hinzugenommen werden
müssen, hängt unmittelbar von der Anzahl der Profilparameter ab.
Die auf dieser Vorgehensweise basierenden Näherungsverfahren heißen Integral-
verfahren. Der wesentliche Unterschied zwischen den vielen in der Vergangenheit
entstandenen Verfahren besteht in der Vorgabe der Profilfamilien und in der Verwen-
dung der verschiedenen Integralsätze.
Im folgenden wird konkret ein Integralverfahren vorgestellt, bei dem eine einpa-
rametrige Profilfamilie verwendet wird.

8.1
Integralverfahren

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die einzelnen Integralverfahren hauptsäch-


lich durch die Vorgabe der Profilfamilien. Häufig werden Potenzansätze zur Beschrei-
200 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

bung der Geschwindigkeitsprofile gewählt. So wurde in dem ersten Integralverfahren


überhaupt ein Polynom 4. Grades verwendet, was unter Berücksichtigung der Rand-
bedingungen letztlich auf eine einparametrige Profilfamilie führt. Dieses erste Inte-
gralverfahren basiert auf zwei Arbeiten von Th. v. Kármán (1921) und K. Pohlhausen
(1921), weshalb die Integralverfahren häufig auch als Karman-Pohlhausen-Verfahren
bezeichnet werden.
Hier soll eine andere Profilfamilie ausgewählt werden, die A. Walz (1966) in
seinem Integralverfahren verwendet hat. Dabei wird unterstellt, daß das Geschwin-
digkeitsprofil jeweils lokal einem Hartree-Profil entsprechen soll. Dies wird auch als
„lokale Ähnlichkeit“ bezeichnet. Diese Profile sind Lösungen der einparametrigen
Falkner-Skan-Gleichung (7.15), stellen damit also eine einparametrige Profilfamilie
mit dem Parameter β dar.
Das Integralverfahren beruht auf dem Impulssatz entsprechend Gl.
(7.100)
d dU τw
(U 2 δ2 ) + δ1 U = . (8.1)
dx dx 
Mit der Ähnlichkeitsvariablen nach Gl. (7.21)

y 2νx
η= , δN (x) = (8.2)
δN (x) U (m + 1)

erhält man für die in Gl. (8.1) auftretenden Grenzschicht-Kenngrößen folgende Zu-
sammenhänge mit dem Parameter β:
Vedrängungsdicke nach Gl. (7.98):
 ∞
δ1 = β1 δN , β1 = (1 − f  )dη = lim (η − f ) (8.3)
0 η→∞

Impulsverlustdicke nach Gl. (7.99):


 ∞ fw − ββ1
δ2 = β2 δN , β2 = (1 − f  )f  dη = (8.4)
0 1+β
Wandschubspannung:  
τw ∂u νU 
=ν = f . (8.5)
 ∂y w δN w
Dabei sind die Größen β1 (β), β2 (β) und fw “(β) Funktionen des Parameters β, wie
auch aus Tabelle 8.1 zu entnehmen ist. Die Größe δN ist ein Maß für die Grenz-
schichtdicke. Sie ist proportional zur Dicke δ99 , wobei der Proportionalitätsfaktor
β99 noch von β abhängt, vgl. Tabelle 8.1. Es gilt

δ99 = β99 δN . (8.6)


Tabelle 8.1. Kenngrößen der Lösungen der Falkner-Skan-Gleichung (7.15) mit den Randbedingungen (7.16), der sogen. Hartree-Profile.
Es gelten folgende Beziehungen:
m = 2/(2 − β)  = ββ22 F1 = 2β2 fw F2 nach Gl. (8.19a) H12 = β1 /β2 H32 = β3 /β2
β1 nach Gl. (8.3) β2 nach Gl. (8.4) β2 = (fw − ββ1 )/(1 + β) βD nach Gl. (8.11) βD = (β + 0,5)β3 β99 nach Gl. (8.6)
8.1 Integralverfahren
201
202 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

Setzt man die in Gl. (8.3) bis (8.5) gewonnenen Ergebnisse in Gl. (8.1) ein, so
folgt:  
d(β2 δN ) β1 β2 δN dU ν
+ 2+ = f  . (8.7)
dx β2 U dx U δN w
Diese Gleichung enthält jedoch immer noch zwei Unbekannte, nämlich die Ska-
lierungsfunktion δN (x) und den Parameter β(x). Es wird also noch eine weitere
Gleichung benötigt. Hier wird die Wandbindung nach Gl. (7.2) verwendet, die bei
Berücksichtigung der Bernoulli-Gleichung für die Außenströmung nach Gl. (6.33)
lautet:  2 
∂ u dU
ν = −U . (8.8)
∂y 2 w dx
Für die Hartree-Profile folgt daraus:
2
δN dU
fw = − = −β . (8.9)
ν dx
Bei vorgegebenen Funktionen U (x) stellen Gl. (8.7) und (8.9) zwei Bestim-
mungsgleichungen für die beiden gesuchten Funktionen δN (x) und β(x) dar. Mit
diesen Funktionen lassen sich dann aus Gl. (8.3) bis (8.5) die weiteren Grenzschicht-
Kenngrößen ermitteln. Auch die Energieverlustdicke nach Gl. (7.102)
 ∞
δ3 = β3 δN , β3 (β) = (1 − f 2 )f  dη (8.10)
0
oder das Dissipationsintegral
 ∞
U2
D = βD µ , βD (β) = f 2 dη (8.11)
δN 0

und schließlich die einzelnen Geschwindigkeitsprofile lassen sich aus δN (x) und
β(x) bestimmen.
Statt δN (x) und β(x) zu ermitteln, werden nach A. Walz (1966) zwei neue Funk-
tionen Z(x) und (x) als abhängige Variable eingeführt, die wie folgt definiert sind:
δ22
Z(x) = U, (8.12)
ν
 
δ2 ∂ 2 u
(x) = − 2 . (8.13)
U ∂y 2 w
Die Größe Z(x) hat die Dimension einer Länge und stellt einen Dickenparameter
dar, (x) ist dimensionslos und hat die Eigenschaft eines Profilparameters.
Für die Hartree-Profile folgt aus Gl. (8.13)
(β) = −β22 (β)fw (β) = β β22 (β) , (8.14)
d.h. zwischen  und β existiert für die Hatree-Profilfamilie ein fester Zusammen-
hang. Da also  wie β die Form des Geschwindigkeitsprofils festlegt, wird  auch
als Formparameter bezeichnet.
8.1 Integralverfahren 203

Die Gleichungen (8.7) und (8.9) lassen sich jetzt als Bestimmungsgleichungen
für die unbekannten Funktionen Z(x) und (x) darstellen:
dZ Z dU
+ (3 + 2H12 ) = F1 () , (8.15)
dx U dx
Z dU
= (8.16)
U dx
mit
δ1 β1
H12 () = = (8.17)
δ2 β2

und
2τw δ2
F1 () = = 2β2 fw . (8.18)
νU
Zusammengefaßt folgt daraus
dZ
= F2 () (8.19)
dx
mit
F2 () = F1 () − [3 + 2H12 ()] . (8.19a)
Für die Hartree-Profile sind die Funktionen F1 (), H12 () und vor allem F2 ()
in Tabelle 8.1 wiedergegeben. Die Gleichungen (8.16) und (8.19) stellen ein gekop-
peltes System von zwei Gleichungen für die beiden gesuchten Funktionen Z(x) und
(x) dar, wobei die Kombination (dU/dx)/U vorgegeben ist. Es handelt sich um die
Lösung einer gewöhnlichen Differentialgleichung erster Ordnung, deren numerische
Lösung wesentlich einfacher ist als die Lösung der partiellen Differentialgleichung
für das Geschwindigkeitsfeld. Dieses so formulierte Integralverfahren hat den be-
sonderen Vorteil, daß es für alle Keilströmungen die exakten Lösungen liefert.
Der entscheidende Vorteil der Einführung der Funktionen Z(x) und (x) besteht
darin, daß die Funktion F2 () einen nahezu linearen Kurvenverlauf zeigt, wie aus
Bild 8.1 ersichtlich ist. Wird der Verlauf von F2 () durch die lineare Beziehung

Bild 8.1. Funktion F2 () nach Gl. (8.19a),


vgl. auch Tabelle 8.1.
ST: Staupunkt;
GD: Gleichdruck;
AB: Ablösungspunkt
204 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

F2 () = a − b (8.20)

approximiert, ergibt sich aus Gl. (8.19) und (8.16) die Differentialgleichung
dZ b dU
+ Z = a, (8.21)
dx U dx
deren Lösung explizit angegeben werden kann. Man erhält folgende Quadratur-
Formel    x
U (xi ) b a
Z(x) = Z(xi ) + [U (x)]b dx , (8.22)
U (x) [U (x)]b xi
wobei Z(xi ) der Wert von Z(x) an der Stelle xi ist. Für xi = 0 und Z(0) = 0 folgt
 x
a
Z(x) = [U (x)]b dx . (8.23)
[U (x)]b 0

Die Bedingung Z(0) = 0 bedeutet, daß die Berechnung der Grenzschicht bei
x = 0 entweder mit einem Staupunkt (U (0) = 0) oder mit einer Vorderkante
(δ2 (0) = 0) beginnt.
Die lineare Approximation von F2 () entsprechend Gl. (8.20) erfolgt nun in zwei
Abschnitten:
>0: a = 0,441 b = 4,165
(8.24)
<0: a = 0,441 b = 4,579 .
Dabei sind die Konstanten a und b so gewählt worden, daß die Plattenströmung ( =
0), die Staupunktströmung ( = 0,0855) und die Ablöseströmung ( = −0,0681)
durch Gl. (8.23) immer noch exakt beschrieben werden. Bezüglich dieser drei Strö-
mungen ist also das hier beschriebene Integralverfahren keine Näherungsmethode.
Sind Z(x) und (x) bekannt, so können daraus durch Rücktransformation die
gesuchten Variablen ermittelt werden. Es gilt
 
Zν 1/2
δ2 = , (8.25)
U
δ1 = δ2 H12 () , (8.26)
δ3 = δ2 H32 () , (8.27)
δ2
δN = , (8.28)
β2 ()
µU
τw = F1 () , (8.29)
2δ2
µU 2
D = βD ()β2 () . (8.30)
δ2
Die Funktionen H12 (), H32 (), β2 (), F1 () und βD () können der Tabelle 8.1
entnommen werden.
8.2 Ablösungskriterium nach Stratford 205

Unter Verwendung von Gl. (8.22) reduziert sich also die Berechnung laminarer
Grenzschichten auf die Auswertung einer Quadraturformel.
Für die numerische Auswertung von Gl. (8.22) wird im Intervall von xi bis xi+1
die Funktion U (x) durch den linearen Verlauf
Ui+1 − Ui
U (x) = Ui + (x − xi ) (8.31)
xi+1 − xi
mit Ui = U (xi ) approximiert. Dann läßt sich die Integration in Gl. (8.22) ausführen,
und man erhält die einfache Rechenvorschrift:
 
Ui b a 1 − (Ui /Ui+1 )b+1
Zi+1 = Zi + (xi+1 − xi ) . (8.32)
Ui+1 1 + b 1 − (Ui /Ui+1 )
Aus Gl. (8.16) folgt
Zi+1 Ui+1 − Ui
i+1 = . (8.33)
Ui+1 xi+1 − xi
Die Rechnung beginnt im allgemeinen bei Z = 0 und endet spätestens, wenn der
Wert  = −0,0681 für den Ablösungspunkt erreicht wird. Häufig wird in der Praxis
die Grenzschicht im Druckanstiegsgebiet ( < 0) bereits vor der Ablösung in den
turbulenten Zustand übergeben.
Praktische Anwendungen zeigen, daß das hier beschriebene Integralverfahren
nach A. Walz immer dann sehr gute Näherungslösungen liefert, wenn die Strö-
mung nicht einem extremen Druckgradienten dp/dx unterliegt. Auszuschließen
wären demnach stark verzögerte und stark beschleunigte Strömungen. Für solche
Strömungen versagen Integralverfahren aber nicht etwa grundsätzlich, sondern es
muß dafür Sorge getragen werden, daß die zugrunde gelegten Profilfamilien die zu
erwartenden Geschwindigkeitsprofile möglichst gut annähern.
Bei mehrparametrigen Profilfamilien müssen weitere Integralsätze hinzugenom-
men werden. Sehr häufig wird neben dem Impulssatz noch der Energiesatz nach
Gl. (7.100) gewählt, vgl. A. Walz (1966), S. 93, 131 und 230. Ein derartiges Inte-
gralverfahren für kompressible Grenzschichten wird in Kap. 10.4.5 beschrieben, das
für Mae → 0 auch die inkompressiblen Grenzschichten als Sonderfall erfaßt, siehe
dort das Beispiel 1. Bezüglich anderer Integralverfahren siehe auch H. Schlichting
(1982, S. 209 und 221).
Die Integralverfahren haben heute hauptsächlich für turbulente Grenzschichten
praktische Bedeutung. Es liegt nahe, bei Integralverfahren für turbulente Grenz-
schichten dann die laminare „Anlaufstrecke“ der Einfachheit halber ebenfalls mit
einem Integralverfahren zu berechnen.

8.2
Ablösungskriterium nach Stratford
Von B.S. Stratford (1957) wurde ein Ablösungskriterium angegeben, mit dem prak-
tisch direkt aus der gegebenen Geschwindigkeitsverteilung U (x) die Lage des Ablö-
sungspunktes bestimmt werden kann. Dazu wird eine Außenströmung betrachtet, die
206 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

von x = xf bis x = x0 die konstante Geschwindigkeit U0 und daran anschließend


verzögerte Strömung (dU/dx < 0) besitzt. Nach Stratford löst diese Strömung an
der Stelle ab, für die
  2 1/2  2 
U (x) d U (x)
1− (xA − xf ) = −0,102 (8.34)
U0 dx U0

gilt. Bei vorgegebenen Werten U (x), U0 und xf ist das eine Gleichung für die Lage
des Ablösungspunktes xA .
Dieses Ablösungskriterium läßt sich auch auf alle Strömungen anwenden, bei de-
nen vor der Ablösung ein Geschwindigkeitsmaximum auftritt. Dort (bei x = x0 )
muß die Impulsverlustdicke δ20 bekannt sein. Von ihr wird jetzt angenommen, daß
sie einer Plattengrenzschicht der Länge x0 − xf entspricht, d.h. xf ist
√ die fiktive Vor-
derkante dieser gedachten Platte. Da nach Gl. (6.64) δ20 = 0,664 ν(x0 − xf )/U0
gilt, wird in Gl. (8.34) die folgende Beziehung benutzt:
2 U
δ20 0
xA − xf = xA − x0 + . (8.35)
0,441ν

Mit der Kombination der Gl. (8.34) und (8.35) läßt sich die Lage xA − x0 des
Ablösungspunktes hinter dem Geschwindigkeitsmaximum bestimmen, wenn U (x),
U0 und δ20 /ν vorgegeben sind. Beispiele werden im folgenden Abschnitt gegeben.

8.3
Vergleich der Lösungen des Näherungsverfahrens
mit exakten Lösungen

Im folgenden werden an einigen Strömungs-Beispielen die Lösungen für die Grenz-


schichtströmung nach dem im vorigen Abschnitt beschriebenen Integralverfahren
(Quadraturformel) dargestellt und mit Lösungen verglichen, die durch numerische
Berechnung der Grenzschichtgleichungen gewonnen wurden. Da mit den numeri-
schen Berechnungsverfahren prinzipiell Lösungen mit jeder beliebig vorgegebenen
Genauigkeit erzeugt werden können, kann auch von „exakten Lösungen“ gesprochen
werden.

8.3.1
Verzögerte Staupunktströmung

Es handelt sich um die erstmalig von L. Howarth (1935), siehe auch Gl. (7.85),
berechnete Strömung mit einer linear abnehmenden Geschwindigkeit der Form

U (x) x
=1− . (8.36)
U0 l
8.3 Vergleich der Lösungen des Näherungsverfahrens mit exakten Lösungen 207

Bild 8.2. Verlauf der Grenz-


schicht-Kenngrößen δ1 (x),
δ2 (x) und τw (x) für die ver-
zögerte Staupunktströmung
mit U (x) nach Gl. (8.36),
Re = U0 l/ν
exakte Lösung
nach W. Schönauer
(1963)
- - - - - - Integralverfahren
- · - · - · Plattenlösung für
U = U0

Sie kann nach Bild 2.10b als verzögerte Staupunktströmung gedeutet werden. Sie läßt
sich aber auch als Strömung an einer Platte in einem divergenten Kanal (Diffusor)
interpretieren.
Für diese Geschwindigkeitsverteilung U (x) liefert die Quadraturformel (8.23) die
geschlossene Lösung
 b+1
a 1 − 1 − x
l
Z(x) =  b , (8.37)
b+1
1 − xl

und aus Gl. (8.16) folgt


 b+1
a 1 − 1 − x
l
(x) = −  b+1 . (8.38)
b+1
1 − xl

In Bild 8.2 sind einige wichtige Grenzschicht-Kenngrößen über der Lauflänge


aufgetragen. Die exakte Lösung stammt von W. Schönauer (1963). Die Strömung
beginnt bei x = 0 zunächst wie eine Plattenströmung, so daß zu Beginn kein Unter-
schied zwischen den Lösungen besteht. Wegen der verzögerten Strömung kommt es
jedoch weiter stromabwärts zu Ablösung. Für die Lage des Ablösungspunktes liefert
das Integralverfahren xA / l = 0,105, während der exakte Wert bei xA / l = 0,120
liegt. Das Ablösungskriterium von Stratford nach Gl. (8.34) ergibt xA / l = 0,121.
Dem Bild 8.2 ist zu entnehmen, daß die Wandschubspannung der exakten Lösung mit
208 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

vertikaler Tangente den Wert Null erreicht (Goldstein-Singularität, vgl. Gl. (7.84)).
Mit einem Integralverfahren, das den Energiesatz statt der Wandbindung verwendet,
ist eine wesentlich bessere Übereinstimmung mit der exakten Lösung zu erzielen,
vgl. A. Walz (1966, S. 184).

8.3.2
Divergenter Kanal (Diffusor)

Die Strömung in einem divergenten Kanal (Diffusor) ist ein weiteres Beispiel für
eine verzögerte Strömung. Sie ist dem vorigen Beispiel sehr ähnlich. Es handelt sich
um das Gegenstück zu der in Kap. 7.2.3 angegebenen Grenzschicht im konvergen-
ten Kanal. Nach Bild 8.3 entspricht die Außenströmung einer Quellströmung. Die
Potentialtheorie liefert dafür die Geschwindigkeitsverteilung
U0
U (x) = , (8.39)
1 + xl

und zwar unabhängig vom Diffusor-Öffnungswinkel.


Nach dem Ablösungskriterium von Stratford, Gl. (8.34), ergibt sich die Lage des
Ablösungspunktes zu xA / l = 0,16. Der exakte Wert liegt bei xA / l = 0,15, das
Integralverfahren liefert xA / l = 0,13.
Eine Entwicklung von U (x) nach Gl. (8.39) für kleine Werte x/ l ergibt
 2
U x x
=1− + −+×s
U0 l l

und zeigt damit die Ähnlichkeit zum vorigen Beispiel. Durch Hinzufügen des
„Beschleunigungsgliedes“ (x/ l)2 wurde der Ablösungspunkt von xA / l = 0,12
stromabwärts auf xA / l = 0,16 verschoben. Keildiffusoren mit laminaren Grenz-
schichten ohne Ablösung können also im günstigsten Fall (homogene Zuströmung)
ein Flächenverhältnis von 1,16 besitzen.
Die Lage des Ablösungspunktes ist nur so lange von dem Diffusor-Öffnungs-
winkel unabhängig, wie die Verdrängungswirkung der Grenzschichten vernachläs-
sigbar klein ist. Das trifft aber für sehr kleine Öffnungswinkel nicht zu. Dann kommt
es zu einer Wechselwirkung zwischen der Außenströmung und der Grenzschicht,
worauf in Kap. 14 ausführlich eingegangen wird.

Bild 8.3. Grenzschicht im divergenten Kanal


(Diffusor) mit der Außengeschwindigkeit U (x)
nach Gl. (8.39)
8.3 Vergleich der Lösungen des Näherungsverfahrens mit exakten Lösungen 209

8.3.3
Kreiszylinder-Strömung

Es wird die Geschwindigkeitsverteilung zugrunde gelegt, die sich für die Potential-
strömung um den Kreiszylinder ergibt. Sie lautet
x
U (x) = 2V sin = 2V sin ϕ . (8.40)
R
In Bild 8.4 sind die Geschwindigkeitsprofile für verschiedene Peripheriewinkel
ϕ dargestellt. Die Näherungen nach dem Integralverfahren sind mit den exakten
Verteilungen nach W. Schönauer (1963) verglichen. Im Bereich der beschleunigten
Außenströmung, 0 ◦ < ϕ < 90 ◦ , ergibt sich eine fast völlige Übereinstimmung,
während hinter dem Druckminimum mit Annäherung an den Ablösungspunkt die
Abweichungen rasch zunehmen.
In Bild 8.5 sind die Grenzschicht-Kenngrößen Verdrängungsdicke δ1 , Impulsver-
lustdicke δ2 und Wandschubspannung τw angegeben. Auch hier ist die Zunahme der
Abweichungen zwischen exakter Lösung und Näherung bei Annäherung an den Ab-
lösungspunkt erkennbar. Der exakte Wert für die Lage des Ablösungspunktes liegt
bei ϕA = 104,5 ◦ , vgl. R.M. Terrill (1960) oder W. Schönauer ((1963).
Die exakte Lösung zeigt die Singularität nach S. Goldstein (1948b), die an den ver-
tikalen Tangenten von δ1 (x) und τw (x) im Ablösungspunkt xA = RϕA zu erkennen

Bild 8.4. Geschwindigkeitsverteilungen in der


Grenzschicht des Kreiszylinders mit der Außen-
strömung nach Gl. (8.40)
exakte Lösung, vgl. auch W. Schönauer
(1963)
- - - - - - Integralverfahren
210 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

Bild 8.5. Kenngrößen δ1 (x), δ2 (x) und τw (x) für die Grenzschicht des Kreiszylinders mit der
Außenströmung nach Gl. (8.40)
exakte Lösung, vgl. auch W. Schönauer (1963)
- - - - - - Integralverfahren
- · - · - · Staupunktlösung
A: Ablösung

ist. Das Integralverfahren ergibt ϕA = 100,7◦ , während das Kriterium von Stratford
den erstaunlich genauen Wert von ϕA = 105◦ liefert, wenn bei x0 (d.h. ϕ = 90 ◦ )
der Näherungswert für die Impulsverlustdicke genommen wird, der jedoch nur um
1,7 % kleiner als der exakte Wert ist.
Experimente an Kreiszylindern im unterkritischen Bereich zeigen jedoch die Lage
des Ablösungspunktes etwa bei ϕA = 80 ◦ . Nach E. Achenbach (1968) löst die Strö-
mung für eine Reynolds-Zahl von Re = V d/ν = 105 bei ϕA = 78 ◦ ab. Dieses
könnte den Eindruck erwecken, die Strömung würde bereits vor dem Druckminimum
ablösen und der Ablösungspunkt befände sich im Bereich beschleunigter Strömung.
Dieser scheinbare Widerspruch zwischen Theorie und Experiment wurde bereits von
K. Hiemenz (1911) aufgeklärt. Er fand, daß die experimentell ermittelte Druckver-
teilung von der theoretischen Verteilung nach Gl. (8.40) recht erheblich abweicht und
das Druckminimum bereits bei etwa ϕ = 70 ◦ aufweist, so daß die Ablösestelle von
etwa ϕA = 80 ◦ sehr wohl im Bereich der verzögerten Außenströmung liegt. Für die
Reynold-Zahl Re = V d/ν = 1,9 × 104 bestimmte K. Hiemenz die experimentelle
Geschwindigkeitsverteilung zu
 3  5
U (x) x x x
= 1,814 − 0,271 − 0.0471 . (8.41)
V R R R
Dazu ergaben die Experimente die Ablösung etwa bei ϕA = 81 ◦ . Die Berechnung
der Grenzschicht für U (x) nach Gl. (8.41) liefert die in Bild 8.6 dargestellten globalen
8.3 Vergleich der Lösungen des Näherungsverfahrens mit exakten Lösungen 211

Bild 8.6. Kenngrößen δ1 (x), δ2 (x) und τw (x) für die Grenzschicht des Kreiszylinders mit der
Außenströmung nach Gl. (8.41)
exakte Lösung
- - - - - - Integralverfahren

Grenzschichtkenngrößen. Für die Lage des Ablösungspunktes ergibt sich nach der
exakten Lösung ϕA = 78,7◦ , nach dem Integralverfahren ϕA = 76,5◦ und nach dem
Stratford-Kriterium ϕA = 80◦ .
Für die „reale“ Geschwindigkeitsverteilung U (x) der Außenströmung wird da-
nach die Grenzschichtströmung durch die Grenzschichtgleichung korrekt beschrie-
ben. Ein Vergleich mit anderen Integralverfahren findet man bei A. Walz (1966,
S. 189). Die Abweichungen der experimentell ermittelten Verteilung U (x) von
der potentialtheoretischen Verteilung nach Gl. (8.40) beruht auf einem starken
„Verdrängungseffekt“, auf den in Kap. 14 ausführlich eingegangen wird. Dieser Ef-
fekt ist bei stumpfen Körpern besonders stark ausgeprägt, bei denen die Umströmung
durch große Ablösungsbereiche auf der rückwärtigen Seite gekennzeichnet ist.
Angaben über experimentell ermittelte Geschwindigkeitsverteilungen entspre-
chend Gl. (8.41) für andere Reynolds-Zahlen findet man bei H.L. Evans (1968,
S. 180).
Alle bisher behandelten Beispiele führen zur Ablösung. Durch die Vorgabe von U (x)
bildete sich im Ablösungspunkt eine Singularität, so daß eine weitere Rechnung
über diesen Punkt hinaus nicht mehr möglich war. Wie in Kap. 14 ausführlich belegt
wird, tritt diese Singularität nicht auf, wenn man U (x) nicht vorschreibt, sondern eine
Wechselwirkung zwischen Grenzschicht und Außenströmung zuläßt und demzufolge
mit der Berechnung der Grenzschicht auch die Funktion U (x) als Teil der Lösung
bestimmt.
212 8 Näherungsverfahren zur Lösung der Grenzschichtgleichungen

8.3.4
Symmetrische Strömung um ein Joukowsky-Profil

Zum Abschluß soll noch eine Strömung ohne Ablösung behandelt werden. Es handelt
sich um die Strömung an einem symmetrischen Joukowsky-Profil beim Anstellwin-
kel α = 0 ◦ . Das Profil hat eine relative Dicke von d/ l = 0,044, ist also schlank ge-
nug, so daß keine Ablösung auftritt. Nach T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 33) tritt
erst bei dem Joukowsky-Profil mit d/ l = 0,046 verschwindende Wandschubspan-
nung genau an der Hinterkante auf. In Bild 8.7 werden die Außengeschwindigkeit
U (x) und die dimensionslose Wandschubspannung dargestellt. Die Rechnung mit
dem Integralverfahren zeigt recht gute Übereinstimmung mit der exakten Lösung.
Das Integralverfahren liefert zwar einen Ablösungspunkt, jedoch erst unmittelbar
vor der Hinterkante.
Für den Reibungswiderstands-Beiwert
√ cW √(beide Seiten berücksichtigt) ergibt
sich cW = 2,32/ Re (exakt) und cW = 2,16/ Re (Näherung). Interessant ist, daß
infolge der Dickenverteilung
√ des Profils der Widerstand geringer ist als derjenige der
ebenen Platte cW = 2,66/ Re. Dieses beruht auf den geringen Wandschubspannun-
gen im hinteren Bereich des Profils, da dort die Grenzschicht dem Ablösungspunkt
mit τw = 0 zustrebt.

Bild 8.7. Verlauf der Außengeschwin-


digkeit U (x) und des Reibungsbeiwer-
tes cf (x) am symmetrisch umströmten
Joukowsky-Profil mit d/ l = 0,044
exakte Lösung der Grenz-
schichtgleichung
- - - - - - Integralverfahren
9
Temperaturgrenzschichten
ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes
an das Temperaturfeld

9.1
Grenzschichtgleichungen für das Temperaturfeld
Die bisherigen Betrachtungen über Grenzschichtströmungen bezogen sich nur auf
das Geschwindigkeitsfeld. Jetzt sollen entsprechende Überlegungen für das Tempe-
raturfeld hinzukommen. Dazu wird angenommen, daß über die begrenzenden Wände
Wärme dem Strömungsfeld zugeführt wird, so daß sich neben dem Geschwindig-
keitsfeld auch ein Temperaturfeld ausbildet. Wie sich herausstellen wird, besitzt bei
großen Reynolds-Zahlen auch das Temperaturfeld Grenzschicht-Charakter, d.h. auch
das Temperaturfeld läßt sich bei großen Reynolds-Zahlen in zwei Gebiete einteilen,
wobei im wandnahen Gebiet die Wärmeleitfähigkeit λ eine Rolle spielt, im restlichen
Gebiet jedoch vernachlässigt werden kann. Liegt neben dem Geschwindigkeitsfeld
auch ein Temperaturfeld vor, kommt es im allgemeinen zu einer gegenseitigen Kopp-
lung zwischen diesen beiden Feldern.
In diesem Kapitel sollen zunächst speziell solche Strömungen mit Wärmeüber-
gang behandelt werden, bei denen das Geschwindigkeitsfeld vom Temperaturfeld
entkoppelt ist. Dieses ist dann der Fall, wenn die Stoffwerte  und µ als konstant,
d.h. also unabhängig von Temperatur und Druck, angenommen werden. Diese An-
nahme ist sicherlich gerechtfertigt, solange nur geringe Unterschiede von Temperatur
und Druck in der Strömung auftreten. Damit bleiben alle Aussagen zu den Geschwin-
digkeitsgrenzschichten aus Kap. 6 bis 8 weiterhin gültig. Zur Beschreibung des Tem-
peraturfeldes muß jetzt die (thermische) Energiegleichung hinzugenommen werden.
Wenn auch die Wärmeleitfähigkeit λ und die isobare spezifische Wärmekapazität cp
als konstant angenommen werden, lautet die Energiegleichung nach Gl. (3.72) für
eine (stationäre) zweidimensionale Strömung in kartesischen Koordinaten:
   2 
∂T ∂T ∂ T ∂ 2T
cp u +v =λ + + , (9.1)
∂x ∂y ∂x 2 ∂y 2
wobei für die Dissipationsfunktion nach Gl. (3.62) gilt:
 2   2   
 ∂u ∂v ∂v ∂u 2
=2 + + + . (9.2)
µ ∂x ∂y ∂x ∂y

Nach Gl. (9.1) ist eine (konvektive) Änderung der Temperatur (d.h. der inneren Ener-
gie) durch Leitung und durch Dissipation möglich. Da die Geschwindigkeitskompo-
nenten u(x,y) und v(x,y) in Gl. (9.1) auftreten, ist die Kenntnis des Geschwindig-
keitsfeldes Voraussetzung für die Berechnung des Temperaturfeldes. Das Geschwin-
214 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

digkeitsfeld soll jetzt zu einer Strömung bei hohen Reynolds-Zahlen gehören, d.h.
die Strömung soll Grenzschicht-Charakter besitzen.
Mit den Bezugsgrößen l, V und T werden folgende dimensionslose Größen
eingeführt:

x y u v T − T∞
x∗ = , y∗ = , u∗ = , v∗ = , ϑ= . (9.3)
l l V V T

Dabei wurde ϑ als dimensionslose Übertemperatur gegenüber der Temperatur T∞


der Anströmung definiert. Ferner ist T eine geeignete Bezugstemperaturdifferenz,
die später noch im einzelnen festgelegt werden wird.
Unterzieht man die Variablen y ∗ und v ∗ der Grenzschicht-Transformation nach
Gl. (6.6)
√ √ V l Vl
y = y ∗ Re, v = v ∗ Re, Re = = , (9.4)
µ ν
dann ergibt sich für die Energiegleichung (9.1) mit Gl. (9.2):
   
cp V T ∂ϑ ∂ϑ λ T ∂ 2 ϑ ∂ 2ϑ
u∗ ∗ + v = 2 + Re
l ∂x ∂y l ∂x ∗2 ∂y 2
  ∗ 2  2    
µV 2 ∂u ∂v 1 ∂v √ ∂u∗ 2
+ 2 2 + + √ + Re . (9.5)
l ∂x ∗ ∂y Re ∂x ∗ ∂y

Wird jetzt der Grenzübergang für große Reynolds-Zahlen (Re → ∞) vollzogen,


erhält man die Gleichung für die Temperaturgrenzschicht (in dimensionsloser Form):
 ∗ 2
∗∂ϑ ∂ϑ 1 ∂ 2ϑ ∂u
u ∗
+v = 2
+ Ec . (9.6)
∂x ∂y Pr ∂y ∂y

Dabei wurden die beiden folgenden dimensionslosen Kennzahlen eingeführt:


µcp
Prandtl-Zahl Pr = , (9.7)
λ
V2
Eckert-Zahl Ec = . (9.8)
cp T

Es wurde unterstellt, daß diese beiden Kennzahlen bei dem Grenzübergang endlich
bleiben.
Die Prandtl-Zahl ist eine reine Stoffgröße, siehe Tabelle 3.1. Die Eckert- Zahl
ist ein Maß für die Dissipationseffekte in der Strömung. Da diese proportional zum
Quadrat der Geschwindigkeit V wachsen, sind sie bei kleinen Geschwindigkeiten
vernachlässigbar. Bei einer Strömung in Luft (cp = 1000 m2 / s2 K) mit V = 10 m/s
und einer Bezugstemperaturdifferenz T = 10 K ergibt sich Ec = 0,01. Wegen
der Dissipation entsteht auch ohne Wärmeübergang, d.h. bei sogenannten adiabaten
(wärmeundurchlässigen) Wänden, ein Temperaturfeld. Die Wände weisen dann eine
9.2 Erzwungene Konvektion bei konstanten Stoffwerten 215

höhere Temperatur auf als die Temperatur T∞ der Anströmung. Diese Wandtempe-
ratur wird als adiabate Wandtemperatur bezeichnet. Darauf wird in Abschnitt 9.6
genauer eingegangen.
Am Außenrand der Geschwindigkeitsgrenzschicht, an dem ∂u∗ /∂y = 0 gilt,
erfüllt ϑ = 0 die Differentialgleichung (9.6). Danach herrscht also in großem
Abstand von der Wand die Temperatur T∞ der Anströmung, d.h. es gilt
ϑ(x ∗ ,y → ∞, Pr) = 0. Bezüglich der Randbedingungen an der Wand existieren bei
der Temperaturgrenzschicht mehrere Möglichkeiten im Gegensatz zur Geschwindig-
keitsgrenzschicht, bei der die Haftbedingung und die Undurchlässigkeit der Wand
bereits die Randbedingungen für die Geschwindigkeit festlegen. Auf die verschiede-
nen Randbedingungen für die Temperaturgrenzschichten wird im nächsten Abschnitt
genauer eingegangen.
Gleichung (9.1) ist eine lineare Differentialgleichung. Daher läßt sich die allge-
meine Lösung durch Superposition der Lösung ohne Dissipation und der Lösung
aufgrund von Dissipation finden:

ϑ(x ∗ ,y, Pr , Ec) = ϑ1 (x ∗ ,y, Pr) + Ec ϑ2 (x ∗ ,y, Pr) , (9.9)

wobei die folgenden Gleichungen gelten:

∂ϑ1 ∂ϑ1 1 ∂ 2 ϑ1
u∗∗
+v = , (9.10)
∂x ∂y Pr ∂y 2
 ∗ 2
∂ϑ2 ∂ϑ2 1 ∂ 2 ϑ2 ∂u
u∗ ∗ + v = + . (9.11)
∂x ∂y Pr ∂y 2 ∂y
Im folgenden werden die beiden Gleichungen getrennt untersucht. Zunächst wer-
den die Temperaturgrenzschichten ohne Dissipation behandelt, d.h. die Lösungen
ϑ1 (x ∗ ,y, Pr) gesucht. Dieses ist zulässig, weil entweder die Geschwindigkeit klein
genug ist, um die Dissipation zu vernachlässigen, (d.h. Ec → 0), oder weil an-
schließend die Teillösung infolge Dissipation noch hinzugefügt werden kann, vgl.
Abschnitt 9.6.
Der Vollständigkeit halber sei die Gleichung (9.6) für die Temperaturgrenzschich-
ten auch in dimensionsbehafteter Form angegeben (konstante Stoffwerte):

   2
∂T ∂T ∂ 2T ∂u
cp u +v =λ 2 +µ . (9.12)
∂x ∂y ∂y ∂y

9.2
Erzwungene Konvektion bei konstanten Stoffwerten
Das Temperaturfeld in Temperaturgrenzschichten bei Vernachlässigung der Dissi-
pation wird durch Gl. (9.10) beschrieben. In dimensionsbehafteter Form lautet die
Gleichung
216 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

∂T ∂T ∂ 2T
u +v =a 2 , (9.13)
∂x ∂y ∂y
wobei
λ
a= (9.14)
cp
als Temperaturleitfähigkeit bezeichnet wird. Zur Bestimmung des Temperaturfel-
des T (x,y) in der Grenzschicht ist die Kenntnis des Geschwindigkeitsfeldes u(x,y),
v(x,y) Voraussetzung. Da also die Bewegung des Fluids aufgezwungen wird, spricht
man von erzwungener Konvektion und im Zusammenhang mit der Berechnung des
Temperaturfeldes mittels Gl. (9.13) auch von erzwungener konvektiver Wärmeüber-
tragung.
Bezüglich der Randbedingungen für Gl. (9.13) bzw. (9.10) ist folgendes festzu-
stellen. Wie bereits erläutert, herrscht in großem Wandabstand die Temperatur T∞
der Anströmung (ϑ1 = 0). Für die Randbedingungen an der Wand können folgende
Fälle vorkommen:
1. Vorgabe einer Verteilung der Wandtemperatur Tw (x),
2. Vorgabe einer Verteilung der Wärmestromdichte an der Wand qw (x) =
−λ(∂T /∂y)w ,
3. Vorgabe eines Zusammenhanges zwischen Tw und qw . Diese sogenannte Rand-
bedingung dritter Art tritt insbesondere dann auf, wenn gleichzeitig zum Tempe-
raturfeld in der Strömung auch das Temperaturfeld in dem angrenzenden Körper
(Wärmeleitungsproblem) berechnet wird.

Häufig genügt es, sich auf die beiden Standardrandbedingungen Tw = const und qw =
const zu beschränken. Da die Energiegleichung (9.13) linear ist, lassen sich aus den mit den
Standardrandbedingungen gewonnenen Lösungen durch Superposition allgemeine Lösungen
für beliebige Verteilungen Tw (x) bzw. qw (x) erzeugen.
In Bild 9.1 ist eine solche Standardlösung für den Fall konstanter Wandtemperatur dar-
gestellt. Hierbei ist die Wandtemperatur zwischen x = 0 und x = x0 zunächst gleich der

Bild 9.1. Entwicklung der Geschwindigkeits- und Temperaturgrenzschicht bei einem Sprung
der Wandtemperatur an der Stelle x = x0 (Standardproblem)
9.2 Erzwungene Konvektion bei konstanten Stoffwerten 217

Außentemperatur T∞ , an der Stelle x = x0 springt sie plötzlich auf den konstanten Wert Tw .
Ist die Lösung dieses Problems
T (x,y,x0 ) − T∞
ϑ1 (x,y,x0 ) = , (9.15)
Tw − T∞
dann gilt für eine beliebige Temperaturverteilung an der Wand Tw (x) die Lösung

x
T (x,y) − T∞ = ϑ1 (x,y,x0 ) dTw (x0 ) . (9.16)
0

Bei bekanntem Temperaturfeld T (x,y) erhält man die Verteilung der Wandwärmestrom-
dichte  
∂T
qw (x,x0 ) = −λ = α(x,x0 )(Tw − T∞ ) , (9.17)
∂y w
wobei α als Wärmeübergangszahl bezeichnet wird. Ihre Einheit ist [α] = W/m2 K. Wenn
α(x,x0 ) die Wärmeübergangszahl-Verteilung für das Standardproblem nach Bild 9.1 ist, ergibt
sich die Wandwärmestromdichte bei der allgemeinen Temperaturverteilung Tw (x) zu

x
qw (x) = α(x,x0 ) dTw (x0 ) . (9.18)
0

Dabei handelt es sich in Gl. (9.16) und (9.18) um Stieltjes-Integrale, die auch Unstetigkeiten der
Temperaturverteilung Tw (x0 ) zulassen. Für stetige und differenzierbare Verteilungen Tw (x)
ergibt sich für die Wandwärmestromdichte

x
dTw
qw (x) = α(x,x0 ) dx0 . (9.19)
dx0
0

Entsprechendes gilt dann auch für Gl. (9.16).


In analoger Weise lassen sich aus der Standardlösung für konstantes qw (0 ≤ x < x0 :
qw = 0, x0 ≤ x : qw = const) die Wandtemperaturen für beliebige Verteilungen qw (x0 )
angeben:
x
dqw (x0 )
Tw (x) − T∞ = g(x,x0 ) dx0 , (9.20)
dx0
0
wobei
Tw (x) − T∞
g(x,x0 ) = (9.21)
qw
die Verteilung der reziproken Wärmeübergangszahl für die entsprechende Standardlösung ist.
Die numerische Berechnung von Temperaturfeldern mit unstetigen Funktionen als Randbe-
dingungen bereitet naturgemäß Schwierigkeiten. Häufig wird dann die Sprungfunktion durch
eine steile, aber stetige Übergangsfunktion angenähert, vgl. T. Cebeci; P. Bradshaw (1984,
S. 98).

Für die Anwendungen braucht man in den meisten Fällen nicht alle Einzelheiten
des Temperaturfeldes zu kennen. Es interessiert in erster Linie die Wärmestromdichte
qw an der Wand bzw. die Wärmeübergangszahl α nach Gl. (9.17).
218 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Die dimensionslose Kennzahl für den Wärmeübergang ist die Nußelt-Zahl

α(x)l qw (x)l
Nu(x) = = . (9.22)
λ λ[Tw (x) − T∞ ]

Damit lassen sich die Randbedingungen an der Wand von Gl. (9.10) und die
gesuchten Endergebnisse wie folgt formulieren:

1. Tw = const

T − T∞
T = Tw − T∞ , ϑ1 = , (9.23)
Tw − T ∞
y = 0 : ϑ1 = 1 . (9.24)

Ergebnis:
 
Nu(x ∗ ) ∂ϑ1
√ =− = f (x ∗ , Pr) . (9.25)
Re ∂y w
2. qw = const

qw l T − T∞ √
T = √ , ϑ1 = λ Re , (9.26)
λ Re qw l
 
∂ϑ1
y=0: = −1 . (9.27)
∂y w

Ergebnis:
qw l
Tw (x) − T∞ = √ ϑ1w (x ∗ , Pr) (9.28)
λ Re
oder √
Re
= ϑ1w (x ∗ , Pr) . (9.29)
Nu
Man erkennt, daß bei allen laminaren Temperaturgrenzschichten √ die Nußelt-Zahl
nur in der Kombination mit der Wurzel der Reynolds-Zahl Nu / Re auftritt (Eine
Ausnahme bildet der Wandstrahl, vgl. Tabelle 9.1). Dieses folgt aus den Grenzschicht-
vereinfachungen und liefert damit das asymptotische Verhalten des Wärmeübergangs
bei großen Reynolds-Zahlen.
Liegt eine von x-abhängige Verteilung der Wandtemperatur Tw (x) vor, ist bei der
Verwendung der Wärmeübergangszahl α = qw /(Tw − T∞ ) Vorsicht geboten, da an
Stellen mit Tw = T∞ im allgemeinen das α singulär wird. Deshalb kann für variables
Tw (x) auch nicht die Bildung der Nußelt-Zahl mit der örtlichen Temperaturdifferenz
empfohlen werden. Eine feste Temperaturdifferenz (an einem Bezugspunkt) oder
die Außentemperatur T∞ bieten sich dann als Bezugsgröße an, vgl. K. Gersten; H.
Herwig (1992, S. 16) und das Beispiel in Abschnitt 9.4 (lineare Wandtemperatur-
Verteilung an der längsangeströmten ebenen Platte).
9.3 Einfluß der Prandtl-Zahl 219

9.3
Einfluß der Prandtl-Zahl

Aus Gl. (9.10) geht hervor, daß die Prandtl-Zahl die entscheidende Kennzahl für die
Temperaturgrenzschichten und den Wärmeübergang bei erzwungener Konvektion
ist. Die Prandtl-Zahl ist eine Stoffgröße und nach ihrer Definition Pr = ν/a das Ver-
hältnis zweier Größen, die die Transporteigenschaften des Fluids in bezug auf den
Impuls (kinematische Viskosität ν) und in bezug auf die Wärme (Temperaturleit-
fähigkeit a) charakterisieren. Ist die Transporteigenschaft in bezug auf den Impuls,
d.h. die Viskosität, besonders groß, so wird auch der impulsvermindernde Einfluß
der Wand (Haftbedingung) weit in die Strömung hineinreichen, d.h. die Dicke δ
der Geschwindigkeitsgrenzschicht wird verhältnismäßig groß sein. Entsprechendes
gilt für die Dicke δth der Temperaturgrenzschicht. Es ist daher erklärlich, daß die
Prandtl-Zahl bei erzwungener Konvektion ein unmittelbares Maß für das Verhältnis
der Dicken beider Grenzschichten darstellt.
Für die längsangeströmte ebene Platte sind für Pr = 1 (d.h. ν = a) und
Tw = const die Differentialgleichungen für u∗ = u/U∞ (Gl. (6.14)) und 1 − ϑ1
(Gl. (9.10)) einschließlich der Randbedingungen identisch. In diesem Fall haben Ge-
schwindigkeitsgrenzschicht und Temperaturgrenzschicht gleiche Dicke (δ = δth ).
Für Pr = 1 sind bei beliebigen Strömungen die beiden Grenzschichtdicken von
gleicher Größenordnung.
Die beiden Grenzfälle sehr kleiner bzw. sehr großer Prandtl-Zahlen sind von be-
sonderem Interesse, da sie zu stark vereinfachter Berechnung des Wärmeüberganges
führen. Dabei werden nur die Standardfälle Tw = const betrachtet.

Kleine Prandtl-Zahlen. Wie aus Bild 9.2a hervorgeht, kann für kleine Prandtl-Zahlen,
die bei flüssigen Metallen (z.B. Quecksilber) auftreten, bei der Berechnung der Tem-
peraturgrenzschicht wegen δth  δ die Geschwindigkeitsgrenzschicht vernachläs-
sigt werden. Für die Geschwindigkeiten u(x,y) und v(x,y) können daher die ent-
sprechenden Geschwindigkeiten am Außenrand der Geschwindigkeitsgrenzschicht

Bild 9.2. Vergleich der Verteilungen von Geschwindigkeit und Temperatur bei Grenzschicht-
strömungen mit sehr kleinen bzw. sehr großen Prandtl-Zahlen.
220 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

u(x,y) = U (x) und v(x,y) = −(dU/dx)y (dieses folgt aus der Kontinuitätsglei-
chung) gesetzt werden. Die Energiegleichung (9.13) erhält dann die einfache Form

∂T dU ∂T ∂ 2T
U (x) −y =a 2 . (Pr → 0) (9.30)
∂x dx ∂y ∂y

Durch Einführen der Ähnlichkeitsvariablen


U (x)
η=y  (9.31)
x
2 a U (x) dx
x0

mit x0 in der Bedeutung von Bild 9.1 erhält man die gewöhnliche Differentialglei-
chung für ϑ1 (x,y,x0 ) = ϑ(η) = (T − T∞ )/(Tw − T∞ )

ϑ  + 2ηϑ  = 0 , ϑ(0) = 1 , ϑ(η → ∞) = 0 . (9.32)

Die Lösung ist die Gaußsche Fehlerfunktion, vgl. Gl. (5.98). Diese Reduktion auf
eine ähnliche Lösung gelingt nur für den Standardfall Tw = const.
Damit erhält man für die lokale Nußelt-Zahl die folgende universelle Quadratur-
formel:

αl U (x)l
Nu = = Pr 1/2 (Pr → 0 , Tw = const) . (9.33)
λ x
πν U (x) dx
x0

Die daraus resultierenden Formeln für die längsangeströmte ebene Platte (U = U∞ )


und die Staupunktströmung (U (x) = ax) sind in Tabelle 9.1 für x0 = 0 angegeben.

Für die längsangeströmte ebene Platte ergibt sich aus Gl. (9.33) die Wärmeübergangszahl
α(x,x0 ) in Gl. (9.17) für das Standardproblem nach Bild 9.1 zu

U∞ λ2
α(x,x0 ) = Pr 1/2 (x > x0 ) . (9.34)
π ν(x − x0 )

Als Beispiel für die Anwendung von Gl. (9.18) sei die längsangeströmte ebene Platte mit der
Potenzfunktion als Wandtemperaturverteilung Tw (x) − T∞ = bx n betrachtet. Dieses liefert
das Ergebnis, vgl. K. Gersten; H. Körner (1968):
 
Nu (1 + n) x −1/2 1/2
√ = Pr (Pr → 0) . (9.35)
Re ( 1 + n) l
2

Da Nu auf Tw (x) − T∞ = bx n bezogen ist, ergibt sich für n = 1/2 konstante Wärmestrom-
dichte qw , siehe auch Tabelle 9.1.

Eine Übersicht über Lösungen bei kleinen Prandtl-Zahlen findet man bei S.R.
Galante; S.W. Churchill (1990).
9.3 Einfluß der Prandtl-Zahl 221

Große Prandtl-Zahlen. Der andere Grenzfall Pr → ∞ wurde schon sehr zei-


tig von M.A. Leveque (1928) gelöst. Die Dicke der Temperaturgrenzschicht δth ist
sehr klein gegenüber der Dicke δ der Geschwindigkeitsgrenzschicht. Im Grenzfall
Pr → ∞ liegt die gesamte Temperaturgrenzschicht innerhalb des Bereiches, in dem
das Geschwindigkeitsprofil noch linear von y abhängt. Der Fall kann auch bei mitt-
leren Prandtl-Zahlen auftreten, nämlich dann, wenn bei schon etwas ausgebildeter
Geschwindigkeitsgrenzschicht die Entwicklung einer Temperaturgrenzschicht nach
Bild 9.1 an der Stelle x = x0 mit einem Temperatursprung an der Wand beginnt.
Wählt man für die Geschwindigkeitskomponenten die Ansätze
τw (x) dτw y 2
u(x,y) = y, v(x,y) = − , (9.36)
µ dx 2µ
so läßt sich die so entstandene Energiegleichung (9.13) durch eine Ähnlichkeits-
transformation auf eine gewöhnliche Differentialgleichung reduzieren. Führt man
die Ähnlichkeitsvariable
  x  −1/3
τw τw (x)
η=y 9a dx (9.37)
µ µ
x0

mit der Sprungstelle x0 nach Bild 9.1 ein, ergibt sich für den Standardfall Tw = const
die Differentialgleichung
d 2T dT
2
+ 3η2 = 0, (9.38)
dη dη
deren Lösung sich mittels unvollständiger Gammafunktionen angeben läßt. Die aus
Gl. (9.38) resultierende Temperaturverteilung wird Leveque-Lösung genannt. Es sei
jedoch eerwähnt, daß Leveque (1928) nur den Sonderfall τw = konst, d.h. v = 0
(vollausgebildete Kanal- und Rohrströmungen) behandelt hat. Insofern ist Gl. (9.37)
eine gegenüber dem Fall τw = konst erweiterte Ähnlichkeitsvariable, vgl. M.J.
Lighthill (1950. Für die Nußelt-Zahl ergibt sich aus Gl. (9.37) und Gl. (9.38) die
Quadraturformel:

 1/3  x −1/3
αl  √ √
Nu = = 0,5384l τ w τ w dx Pr 1/3
λ µ2 (9.39)
x0
(Pr → ∞, Tw = const) ,

wobei 0,5384 = 31/3 / (1/3) gilt.


Für die Sonderfälle der längsangeströmten ebenen Platte
 (τw = 0,332

µU∞ U∞ /νx) und der Staupunktströmung (τw = 1,2326 µa 3 x) sind die For-
meln in Tabelle 9.1 für x0 = 0 wiedergegeben. Mittels Gl. (9.18) läßt sich damit
die Wandwärmestromdichte auch für beliebige Temperaturverteilungen bestimmen,
vgl. M.J. Lighthill (1950), H.W. Liepmann (1958) und F.M. White (1974, S. 334).
Wie an Hand von Bild 9.3 noch gezeigt wird, stellen die asymptotischen Formeln
für Pr → ∞ auch für mittlere Prandtl-Zahlen eine gute Näherung dar.
222 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Tabelle 9.1. Asymptotische Formeln für den Wärmeübergang an Platte, Staupunkt und Wand-
strahl. Der („geheizte“) Wandstrahl hat bei x = 0 die Temperatur T∞

Pr → 0 Pr → ∞
 −1/2  −1/2
Ebene Platte √Nu = √1 x Pr 1/2 √Nu = 0,339 x Pr 1/3
Re π l Re l
Tw = const
√  −1/2  −1/2
√Nu = π x √Nu = 0,464 x
Ebene Platte 2 l Pr 1/2 l Pr 1/3
Re Re
qw = const

Staupunkt √Nu = 2 1/2 √Nu = 0,661 Pr 1/3
Re π Pr Re
V = U (x)l/x
 −3/4  −3/4
geheizter Wandstrahl Nu = 0,629 x Pr Nu = 0,235 x Pr 1/3
Re3/4 l Re3/4 l
Tw = const
 −3/4  −3/4
geheizter Wandstrahl Nu = 0,629 x Pr Nu = 0,422 x Pr 1/3
Re3/4 l Re3/4 l
qw = const

Im Ablösungspunkt versagt wegen τw = 0 die Formel (9.39). Eine Erweiterung


des Ansatzes für die Geschwindigkeitsverteilung bis zum quadratischen Glied

τw (x) 1 dp 2
u(x,y) = y+ y (9.40)
µ 2µ dx

kann hierzu eine Verbesserung bringen, vgl. D.B. Spalding (1958). Im folgen-
den Abschnitt wird auf diesen Sonderfall nochmals eingegangen (für τw = 0 gilt
Nu ∼ Pr 1/4 ).

9.4
Ähnliche Lösungen
der Temperaturgrenzschicht-Gleichungen

Da das Temperaturfeld vom Geschwindigkeitsfeld abhängt, ist eine notwendige Be-


dingung für das Auftreten ähnlicher Temperaturprofile, daß beim Geschwindigkeits-
feld ähnliche Lösungen vorliegen. In Kap. 7.2 waren die Strömungen behandelt
worden, bei denen das Geschwindigkeitsfeld auf ähnliche Lösungen führte. Es stellt
sich jetzt die Frage, für welche thermischen Randbedingungen bei diesen Strömun-
gen auch das Temperaturfeld zu ähnlichen Lösungen führt. Wie eine Analyse analog
derjenigen in Kap. 7.2 zeigt, ergeben sich ähnliche Temperaturprofile in der Grenz-
schicht, wenn die Verteilung der Wandtemperatur einem Potenzgesetz gehorcht.
9.4 Ähnliche Lösungen der Temperaturgrenzschicht-Gleichungen 223

Führt man die dimensionslose Temperaturdifferenz


T (x,y) − T∞
ϑ(η) = (9.41)
TR ξ n
mit ξ = x/ l ein und übernimmt aus Kap. 7.2.1 die Ansätze
u(x,y) = UN (ξ )f  (η) , (9.42)
 
1 d dδ 
−v(x,y) = √ f (η) (UN δ) − UN ηf , (9.43)
Re dξ dξ

y Re
η= , (9.44)
l δ(ξ )
so erhält man aus der Impulsgleichung, vgl. Gl. (7.14),
f  + α1 ff  + α2 − α3 f 2 = 0 (9.45)
und aus der Energiegleichung (9.13)
ϑ  + Pr (α1 f ϑ  − α4 f  ϑ) = 0 . (9.46)
Dabei haben die Konstanten α1 bis α3 die Bedeutungen nach Gl. (7.13). Für die
weitere Konstante α4 gilt
2
UN (ξ )δ (ξ )
α4 = n . (9.47)

Wählt man für Gl. (9.46) die Randbedingungen
η = 0 : ϑ = 1; η → ∞ : ϑ = 0, (9.48)
folgt aus Gl. (9.41)
Tw (x) − T∞ = TR ξ n . (9.49)
Danach ist TR = Tw (x = l) − T∞ .
Aus dem Gradienten ϑw an der Wand ergibt sich für die Nußelt-Zahl Nu =
qw l/[λ(Tw (x) − T∞ )]
Nu ϑ
√ =− w . (9.50)
Re δ(ξ )
Für die beiden Standard-Randbedingungen gilt:
Tw = const : n = 0
qw = const : ξ n /δ(ξ ) = const . (9.50a)
Ein Vergleich der Gl. (9.45) und (9.46) zeigt, daß für Pr = 1, α2 = 0 und α3 = α4
sowie für entsprechende Randbedingungen gilt:
ϑ = 1 − f, ϑw = −fw . (9.51)
Dieser Sonderfall wird in der Literatur als Reynolds-Analogie bezeichnet. Sie kann
nur bei Gleichdruck auftreten (α2 = 0), also entweder bei der ebenen Platte (α3 = 0)
oder beim Wandstrahl (α3 = −2).
Im Sonderfall α4 = −α1 läßt sich Gl. (9.46) integrieren mit dem Ergebnis ϑw = 0;
d.h. nur im singulären Nullpunkt wird der Strömung Wärme zugeführt.
224 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Wie in Kap. 7.2.1 können folgende Fälle unterschieden werden:

1. Grenzschichten mit Wand


1.1 Keilströmungen (α1 = 1, α2 = α3 = β , α4 = n(2 − β))

Die Energiegleichung nach Gl. (9.46) lautet dann


 
2n
ϑ  + Pr f ϑ  − f ϑ = 0 (9.52)
m+1

mit den Randbedingungen nach Gl. (9.48). Wegen U ∼ ξ m und δ ∼ ξ (1−m)/2 nach Gl. (7.18)
werden bei den Keilströmungen statt Nu und Re auch die Kennzahlen

qw x U (x)x
Nux = , Rex = (9.53)
λ[Tw (x) − T∞ ] ν

verwendet. Statt Gl. (9.50) ergibt sich damit



Nux m+1 
√ =− ϑw (m; n; Pr) . (9.54)
Rex 2

Für die Standard-Randbedingung qw = const gilt nach Gl. (9.50a)

1−m
n= (qw = const) . (9.55)
2
 lassen sich aus Tabelle 9.2 leicht ermitteln. Es gilt
Einige Zahlenwerte für ϑw

 = − Pr

Platte,Tw = const ϑw aT /2


Platte,qw = const ϑw = − Pr 2aT


Staupunkt ϑw = − Pr aT /(1 + bT ) .

Die Zahlenwerte für die Grenzfälle Pr → 0 und Pr → ∞ entsprechen den Formeln in Ta-
belle 9.1, die aber teilweise auch aus Gl. (9.33), (9.35) und (9.39) gewonnen werden können.
Auch für beliebige Werte m und n lassen sich explizite Formeln in den beiden Grenzfällen
angeben, vgl. K. Gersten; H. Körner (1968). Dabei müssen für Pr → ∞ Fälle mit τw  = 0
(fw = 0) und solche mit verschwindender Wandschubspannung (τw = 0, fw = 0) unter-
schieden werden. Die Abhängigkeit der Nußelt-Zahl von der Prandtl-Zahl ist für die beiden
genannten Fälle verschieden. Während für τw = 0 gilt Nux ∼ Pr 1/3 , ergibt sich für τw = 0
die Abhängigkeit Nux ∼ Pr 1/4 . Die letztgenannte Abhängigkeit kann also nicht aus der For-
mel für Fälle τw = 0 dadurch gewonnen werden, daß dort τw → 0 gesetzt wird. Vielmehr
handelt es sich hier um einen doppelten Grenzübergang Pr → ∞, fw → 0, bei dem jedoch
die Reihenfolge der beiden Grenzprozesse für das richtige Ergebnis entscheidend ist.
In Bild 9.3 sind die örtlichen Nußelt-Zahlen in Abhängigkeit von der Prandtl-Zahl für
verschiedene Werte nach Zahlenangaben von H.L. Evans (1962) dargestellt. Es handelt sich
um Fälle mit konstanter Wandtemperatur (n = 0).
Hinweise auf weitere Lösungen von Gl. (9.52) findet man bei H.L. Evans (1968) und K.
Gersten; H. Körner (1968).
Da die Energiegleichung (9.13) linear ist, können aus den einzelnen Lösungen für Potenz-
verteilungen der Wandtemperatur nach Gl. (9.49) durch Superposition Lösungen für beliebige,
in Potenzreihen entwickelbare Temperaturverteilungen erzeugt werden.
9.4 Ähnliche Lösungen der Temperaturgrenzschicht-Gleichungen 225

Bild 9.3. Örtliche Nußelt-Zahl in Abhängigkeit von der Prandtl-Zahl und dem Strömungspa-
rameter m für Keilströmungen nach Gl. (9.54) (U ∼ x m , Tw = const, Vernachlässigung der
Dissipation). Gestrichelte Geraden entsprechen den Asymptoten.

Beispiel: Lineare Temperaturverteilung an der Platte ( Pr = 0,7). Für die Verteilung


der Wandtemperatur
 
x
Tw (x) − T∞ = (Tw − T∞ )x=0 1 − 2
l

erhält man mit den Größen nach Gl. (9.54)


 (0; 0; 0,7) = −0,414;
ϑw  (0; 1; 0,7) = −0,675
ϑw

die Verteilung der Wandwärmestromdichte


 −1/2  
qw (x)l √ (Tw − T∞ )x=0 x x
Nu = = Re 0,293 − 0,954 .
λT∞ T∞ l l

Hierbei wurde die Nußelt-Zahl  Nu mit der Temperatur T∞ gebildet. Die Nußelt-Zahl wie
üblich mit der Temperaturdifferenz Tw (x) − T∞ zu bilden, wäre in diesem Beispiel nicht
sinnvoll, da diese Differenz bei x = l/2 verschwindet, obwohl der Wandwärmestrom an
dieser Stelle von null verschieden ist. Da im allgemeinen Fall qw (x) nicht proportional zu
Tw (x) − T∞ ist, sollte die Nußelt-Zahl mit einer Temperatur (z.B. T∞ ) oder mit einer nicht
verschwindenden Temperaturdifferenz (hier z.B. mit (Tw − T∞ )x=0 ) gebildet werden.
In dem vorliegenden Beispiel wird im Bereich 0,307 < x/ l < 0,5 für (Tw − T∞ )x=0 > 0
der Strömung Wärme entzogen (Wärme geht vom Fluid auf die Wand über), obwohl Tw > T∞
gilt. Die Erklärung dafür ist wie folgt. Da das wandnahe Fluid aus Grenzschichtbereichen
weiter stromaufwärts mit höherer Temperatur kommt, hat es Temperaturen angenommen, die
in dem genannten Bereich höher sind als die lokale Wandtemperatur.

1.2 Keilströmungen in Umkehrung (α1 = −1, α2 = α3 = −β , α4 = −r(2 − β))


1.3 Strömung im konvergenten Kanal (α1 = 0, α2 = α3 = 1, α4 = −r)
 = −1/f  = −0,866
Beispiel: r Pr = −2: ϑw w
226 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

1.4 Bewegte ebene Platte (α1 = 1, α2 = α3 = 0, α4 = 2r)


 = −0,494
Beispiel: r = 0, Pr = 0,7: ϑw
1.5 Wandstrahl (α1 = 1, α2 = 0, α3 = −2, α4 = 4n)

Zahlenwerte dazu findet man in K. Gersten; S. Schilawa (1978) und S. Schilawa (1981).
Neben den Lösungen der Energiegleichung für den Wandstrahl

ϑ  + Pr(f ϑ  − 4nf  ϑ) = 0 (9.56)

mit den inhomogenen Randbedingungen (9.48) (für qw = const gilt n = 3/4) existiert
auch eine „Eigenlösung“ von Gl. (9.56) mit homogenen Randbedingungen η = 0 : ϑ = 0;
η → ∞ : ϑ = 0. Zu dieser Lösung gehört der Eigenwert
3 Pr +1
n=− . (9.57)
8 Pr
Es handelt sich um den „heißen Wandstrahl“, der über die Wand mit der Temperatur Tw = T∞
geblasen wird, vgl. W.H. Schwartz; B. Caswell (1961).
2. Grenzschichten ohne Wand
2.1 Trennungsschicht (α1 = 1, α2 = α3 = 0, α4 = 0)

Mit den Randbedingungen

η → ∞ : ϑ = 1; η → +∞ : ϑ = 0

ist TR in Gl. (9.41) die Temperaturdifferenz der beiden parallelen Strahlen.

2.2 Freistrahl (α1 = 1, α2 = 0, α3 = −1, α4 = 2n)

Wie beim Wandstrahl sind auch hier zwei Fälle zu unterscheiden.


Wenn das Fluid auf den beiden Seiten des Freistrahles unterschiedliche Temperatur besitzt,
können für n = 0 die Randbedingungen

η → −∞ : ϑ = 1; η → +∞ : ϑ = 0

erfüllt werden. Zusätzlich existiert wieder eine Eigenlösung, die dem „heißen Freistrahl“
entspricht. Für ihn gilt der Eigenwert n = −1/2 mit der allgemeinen Lösung

ϑ = (f  )Pr . (9.58)

Der Eigenwert folgt aus der Forderung, daß die thermische Energie im Freistrahl von der
Lauflänge unabhängig sein muß.

9.5
Integralverfahren zur Berechnung des Wärmeüberganges

In Kapitel 8 sind die Integralverfahren zur Berechnung der Geschwindigkeitsgrenz-


schicht dargestellt worden. Dieses bot sich an, wenn man an Näherungslösungen für
die Wandschubspannungsverteilung interessiert ist.
9.5 Integralverfahren zur Berechnung des Wärmeüberganges 227

Analog lassen sich auch Integralverfahren zur näherungsweisen Berechnung des


Wärmeüberganges entwickeln. Grundlage dazu bildet der Integralsatz der thermi-
schen Energiegleichung. Wird Gl. (9.13) von y = 0 bis y → ∞ integriert, erhält
man den thermischen Energiesatz

  
d qw
Tw (x) − T∞ U (x)δT (x) = (9.59)
dx cp

mit der thermischen Energieverlustdicke


∞
T (x,y) − T∞ u(x,y)
δT (x) = dy . (9.60)
Tw (x) − T∞ U (x)
0

Da Gl. (9.59) analog zum Impulssatz (8.1) aufgebaut ist, liegt es nahe, diese
formale Ähnlichkeit auszunutzen, um eine der Gleichung (8.23) entsprechende Qua-
draturformel zu erhalten.
In diesem Sinne definiert man zunächst analog zu Gl. (8.12) und (8.13) folgende
Hilfsgrößen:

δT2
ZT (x) = U, (9.61)
ν
 
δ2 ∂ 2 u δT2 dU
T (x) = − T = . (9.62)
U ∂y 2 w ν dx
Entsprechend Gl. (8.19) ergibt sich damit aus dem thermischen Energiesatz (9.59)
dZT
= FT 2 (T ) (9.63)
dx
mit  
2δT qw U dTw /dx
FT 2 = − 1+2 T . (9.64)
µcp (Tw − T∞ ) dU/dx Tw − T∞
Wird jetzt FT 2 durch die lineare Beziehung

FT 2 (T ) = aT − bT T (9.65)

analog zu Gl. (8.20) approximiert, erhält man für ZT (x) die Quadraturformel mit
ZT (0) = 0:
x
aT
ZT (x) = [U (x)]bT dx . (9.66)
[U (x)]bT
0

Die Konstanten aT und bT sind jetzt abhängig von der Prandtl-Zahl und der ther-
mischen Randbedingung. Sie können durch die Forderung ermittelt werden, daß
228 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Tabelle 9.2. Konstanten in der Quadraturformel (9.66)

Gl. (9.66) für die Plattenströmung und für die Staupunktströmung exakte Ergeb-
nisse liefert. Die so gewonnenen Zahlenwerte aT (Pr) und bT (Pr) sind in Tabelle 9.2
zusammengestellt. Aus der Lösung ZT (x) erhält man für die Nußelt-Zahl:
  
Nu Pr Ul ZT dU
Tw = const : √ = aT + (1 − bT ) , (9.67a)
Re 2 ZT V U dx

Nu Pr U ZT l
qw = const : √ = . (9.67b)
Re x V
Erwartungsgemäß liefert das Integralverfahren in der Nähe des Staupunktes um-
strömter Körper sehr gute Ergebnisse. Dagegen sind die Abweichungen zur exakten
Lösung der Temperaturgrenzschicht-Gleichung im Druckanstiegsgebiet und beson-
ders in Ablösungsnähe größer. Dieses ließe sich durch eine andere Wahl der Konstan-
ten aT und bT verbessern, in der Praxis erfolgt jedoch häufig im Druckanstiegsge-
biet der Übergang zur turbulenten Grenzschicht, so daß hauptsächlich die laminare
Grenzschicht in Staupunktnähe von Bedeutung ist.

Anmerkung. In der Literatur wird statt δT (x) bisweilen auch die Größe δL (x) verwendet,
die Leitungsdicke genannt wird, vgl. z.B. A.G. Smith; D.B. Spalding (1958). Die Definition
lautet
9.5 Integralverfahren zur Berechnung des Wärmeüberganges 229

Bild 9.4. Anschauliche Deutung der Leitungsdicke δL .

λ(Tw − T∞ )
δL = . (9.68)
qw
Nach Bild 9.4 besitzt δL mit qw = −λ(∂T /∂y)w eine einfache anschauliche Bedeutung. Für
eine zu Gl. (9.61) analog gebildete Größe ZL = δL 2 U/ν läßt sich wieder eine Quadraturformel
angeben, die wie Gl. (9.66) aussieht. Die dabei auftretenden Konstanten aL und bL hängen in
einfacher Weise mit den Konstanten aT und bT aus Tabelle 9.2 zusammen, vgl. K. Gersten;
H. Herwig (1992, S. 174).

Beispiel: Wärmeübergang am Kreiszylinder


Im Bild 9.5 ist der Verlauf der Nußelt-Zahl über dem Umfang des Kreiszylinders dargestellt.
Dabei wurde die empirische Geschwindigkeitsverteilung nach Gl. (8.41), die aus einer gemes-
senen Druckverteilung gewonnen wurde, zugrunde gelegt. Die Berechnung erfolgte bei der
Prandtl-Zahl Pr = 0,7 für den Standardfall Tw = const. Neben der numerischen Lösung der
Energiegleichung (9.10) sind auch die Ergebnisse nach dem Integralverfahren, Gl. (9.66), und
nach der asymptotischen Formel (9.39) angegeben, wobei die Ergebnisse der Quadraturformel
(8.23) für die Wandschubspannung in Gl. (9.39) eingesetzt worden sind. Wenn man von der
unmittelbaren Ablösungsnähe absieht, ist die Übereinstimmung sehr gut. Mögliche Einflüsse
variabler Stoffwerte werden in Kap. 10.3.2 erörtert.

Bild 9.5. Verteilung der örtlichen


Nußelt-Zahl am Kreiszylinder
für Pr = 0,7. Geschwindigkeits-
verteilung U (x) nach Gl. (8.41)
- · - · - · numerische Lösung
Integralverfahren nach
Gl. (9.66)
- - - - - - Asymptotische For-
mel (9.39) mit der
τw -Verteilung nach
der Quadraturformel
(8.23).
• Messung nach E.
Schmidt; K. Wenner
(1941), siehe auch
H. Schlichting (1982,
S. 317),
Re = 4 × 104 − 105
230 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

9.6
Einfluß der Dissipation;
Verteilung der adiabaten Wandtemperatur

Die bisherigen Betrachtungen der Temperaturgrenzschichten waren im wesentlichen


unter Vernachlässigung der Dissipation erfolgt. Jetzt soll der Einfluß der Dissipation
im Detail behandelt werden. Hierbei spielt die Verteilung der sogenannten adiabaten
Wandtemperatur Tad eine wichtige Rolle. Infolge der Dissipation in der Grenzschicht
entsteht bei jedem umströmten Körper auch dann eine Temperatur-Grenzschicht,
wenn kein Wärmeübergang auf den Körper erfolgt. Ist die Körperoberfläche wär-
meundurchlässig, d.h. adiabat, bildet sich infolge der Dissipation eine Verteilung der
Wandtemperatur aus, die über der Umgebungstemperatur liegt.
Für das Temperaturfeld an einem adiabaten Körper

T − T∞ ϑ
= = (9.69)
V 2 /(2cp ) Ec /2

gilt nach Gl. (9.6) die Energiegleichung


 ∗ 2
∂ ∂ 1 ∂ 2 ∂u
u∗ + v = + 2 (9.70)
∂x ∗ ∂y Pr ∂y 2 ∂y

mit den Randbedingungen


y=0: = 0, y→∞: = 0.
∂y

Aus der Lösung w (x ∗ , Pr) erhält man die adiabate Wandtemperatur

Tad − T∞
= w (x ∗ , Pr) . (9.71)
V 2 /(2cp )

Für die beiden Grenzfälle großer und kleiner Prandtl-Zahlen läßt sich die Abhän-
gigkeit der adiabaten Wandtemperatur von der Prandtl-Zahl genau angeben.

Kleine Prandtl-Zahlen. Wird in Gl. (9.70) = / Pr gesetzt, folgt


   2
∂ ∗ ∂ ∂ 2 ∂u∗
Pr u +v = + 2 . (9.72)
∂x ∗ ∂y ∂y 2 ∂y

Für den Grenzfall Pr → 0 reduziert sich die Gleichung auf


 2
∂ 2 ∂u∗
= −2 (9.73)
∂y 2 ∂y

mit der Lösung


9.6 Einfluß der Dissipation; Verteilung der adiabaten Wandtemperatur 231

    ∞  ∗ 2
1 ∂ ∂ ∂u
= =2 d ȳ . (9.74)
Pr ∂y w ∂y w ∂y
0

Da also in diesem Grenzfall die konvektiven Glieder verschwinden, wird die durch
Dissipation erzeugte innere Energie lokal an die Wand übertragen. Die adiabate
Wandtemperatur-Verteilung muß nun (bei Vernachlässigung der Dissipation) ge-
rade diese durch Gl. (9.74) gegebene Wandwärmestromdichte kompensieren. Nach
Gl. (9.20) ergibt sich dann für die adiabate Wandtemperatur

x  ∞  2 
λ d ∂u
Tad (x) − T∞ = g(x,x0 ) × Pr × dy dx0 . (9.75)
cp dx0 ∂y
0 0

Da die Verteilung g(x,x0 ) der Standardlösung proportional zu Pr −1/2 ist, gilt schließ-
lich
Tad (x ∗ ) − T∞
= Pr 1/2 F (x ∗ ) (Pr → 0) . (9.76)
V 2 /(2cp )

Große Prandtl-Zahlen. Wird analog zu Gl. (9.36)

dτw∗ y 2
u∗ = τw∗ (x ∗ )y, v=− (9.77)
dx ∗ 2
gesetzt, erhält man aus Gl. (9.70)

∂ 1 dτw∗ 2 ∂ 1 ∂ 2
τw∗ y − y = + 2τw∗2 (9.78)
∂x ∗ 2 dx ∗ ∂y Pr ∂y 2

und mit der Transformation

(x ∗ ,y) = (x ∗ ,Y ) Pr 1/3 , y = Pr −1/3 Y (9.79)

die von der Prandtl-Zahl unabhängige Gleichung

∂ 1 dτw∗ 2 ∂ ∂ 2
τw∗ Y ∗
− ∗
Y = + 2τw∗2 . (9.80)
∂x 2 dx ∂Y ∂Y 2

Aus der Lösung w (x ∗ ) folgt dann für die adiabate Wandtemperatur

Tad − T∞
= Pr 1/3 w (x ∗ ) (Pr → ∞) . (9.81)
V 2 /(2cp )

Man erkennt an dieser Formel, daß für große Prandtl-Zahlen selbst bei mäßigen
Geschwindigkeiten die Temperaturerhöhung durch Dissipation beachtliche Werte
annehmen kann.
232 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 9.6. Rückgewinnfaktor


der längsangeströmten ebenen
Platte in Abhängigkeit von der
Prandtl-Zahl, Asymptoten nach
Gl. (9.88) bzw. nach Gl. (9.89).

Ebene Platte. Mit den Ansätzen


u 1 y
u∗ = = f  (η), v = √ (ηf  − f ) , η= √ (9.82)
U∞ 2x ∗ 2x ∗
nach Gl. (6.45), (6.47) und (6.48) folgt aus Gl. (9.70) die Differentialgleichung
1 
+ f  = −2f 2 (9.83)
Pr
mit den Randbedingungen:

η=0:  = 0, η→∞: = 0.

Für die Lösung läßt sich folgende Quadraturformel angeben:

∞  ξ 

(η, Pr) = 2 Pr [f (ξ )]Pr 
[f (τ )2−Pr dτ dξ . (9.84)
η 0

Dies ergibt z.B. für Pr = 1:


(η,1) = 1 − f 2 (η) . (9.85)
Für die adiabate Wandtemperatur folgt damit bei beliebiger Prandtl-Zahl
Tad − T∞
r(Pr) = 2 /(2c )
= w (Pr) . (9.86)
U∞ p

Im Fall der ebenen Platte ist die adiabate Wandtemperatur konstant, d.h. von x unabhängig.
Man nennt sie auch Eigentemperatur.
Die durch Gl. (9.86) gegebene dimensionslose Temperaturerhöhung einer adiabaten Wand
infolge Dissipation wird auch als Rückgewinnfaktor (engl.: recovery factor) bezeichnet, da
der Nenner
U2
(T )ad = T0 − T∞ = ∞ (9.87)
2cp
der Temperaturerhöhung infolge adiabaten Aufstaus eines idealen Gases konstanter spezifi-
scher Wärmekapazität ist. Dabei ist T0 die Ruhetemperatur oder Stautemperatur der Außen-
strömung. Für Pr = 1 gilt wegen Gl. (9.85) r = 1, d.h. die Erhöhung der Wandtemperatur
infolge Dissipation entspricht genau der Temperaturerhöhung infolge adiabaten Aufstaus.
Bild 9.6 zeigt den Verlauf von r(Pr) als Funktion der Prandtl-Zahl. Danach ist der Rück-
gewinnfaktor für Pr < 1 kleiner eins, dagegen für Pr > 1 größer als eins. Entsprechend
9.6 Einfluß der Dissipation; Verteilung der adiabaten Wandtemperatur 233

Bild 9.7. Messung der adiabaten


Wandtemperatur einer mit Luft
längsangeströmten ebenen Platte
nach E. Eckert; W. Weise (1942).
Theorie: Pr = 0,72
turbulent: nach Gl. (18.160)

Gl. (9.76) und (9.81) lassen sich Asymptoten angeben. Es gilt nach K. Gersten; H. Körner
(1968)
r = 0,9254 Pr 1/2 (Pr → 0) (9.88)
und nach R. Narasimha; S.S. Vasantha (1966)

r = 1,9222 Pr 1/3 −1,341 (Pr → ∞) . (9.89)

In Bild 9.7 ist die an einer längsangeströmten ebenen Platte bei verschiedenen Reynolds-
Zahlen U∞ x/ν gemessene Eigentemperatur aufgetragen. Sie stimmt im laminaren Bereich
gut mit der Theorie (r = 0,85 für Pr = 0,72) überein. Wie in Kap. 10.3.1, Gl. (10.25),
gezeigt wird, hat die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte in diesem Bereich praktisch
keinen Einfluß. Beim Übergang in die turbulente Strömung steigt die Eigentemperatur an,
vgl. Kap. 18.6.

Keilströmungen. U ∼ x m , β = 2m/(m + 1). Mit den Ansätzen

u U (x) 
u∗ = = f (η),
V V
  
2 U (x) m + 1 m+1 
v=− f+ ηf
(m + 1)x V 2 2

y m + 1 U (x)
η=  =y ,
2x V 2 νx
m+1 U (x)

T − T∞
= , (9.90)
U 2 (x)/(2cp )

vgl. Gl. (9.41) bis (9.44), folgt aus Gl. (9.70) die Differentialgleichung
1 
+ f  − 2βf  = −2f 2 (9.91)
Pr
mit den Randbedingungen

η = 0 :  = 0; η → ∞ : = 0.
234 9 Temperaturgrenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Aus der Lösung w (Pr ,m) erhält man die adiabate Wandtemperatur bzw. den Rückgewinn-
faktor zu
Tad − T∞
r(Pr ,m) = 2 = w (Pr ,m) . (9.92)
U (x)/(2cp )
Wird also die Temperaturerhöhung infolge Dissipation auf die lokale Geschwindigkeit
(bzw. deren Aufstau durch adiabate Kompression) bezogen, erhält man einen von x unabhän-
gigen Wert, d.h. es gilt Tad (x) − T∞ ∼ x 2m . Zahlenwerte von r(Pr ,m) findet man bei K.
Gersten; H. Körner (1968). Der Einfluß von m ist sehr gering, so daß der Verlauf in Bild 9.6
in guter Näherung auch für Werte m = 0 gilt, vgl. B. Le Fur (1960).

Wandstrahl. Wie sich leicht zeigen läßt, ist die adiabate Wandtemperatur beim Wandstrahl
Tad − T∞ ∼ x −1 . Da für die Maximalgeschwindigkeit umax ∼ x −1/2 gilt, ist der mit der
Maximalgeschwindigkeit gebildete Rückgewinnfaktor
Tad − T∞
r= 2 = r(Pr) (9.93)
umax /(2cp )

wieder von x unabhängig, vgl. N. Riley (1958). Für Pr = 1 gilt r = 0, d.h. Tad = T∞ .
In diesem Fall wird also die gesamte durch Dissipation erzeugte Energie vom Wandstrahl
abtransportiert. Für Pr = 0,72 gilt r = 0,0029.

Nußelt-Zahl bei Berücksichtigung der Dissipation. Wird die Dissipation mit-


berücksichtigt, kann Wärmeübergang nur auftreten, wenn die Wandtemperatur von
der adiabaten Wandtemperatur abweicht. Da die Energiegleichung linear ist, über-
lagern sich die Temperaturfelder infolge Dissipation und infolge einer Temperatur-
differenz Tw − Tad . Als Maß für den Wärmeübergang bietet sich daher die folgende
Nußelt-Zahl an:
qw l
Nu = . (9.94)
λ(Tw − Tad )
Befindet sich die Wandtemperatur zwischen Umgebungstemperatur und adiabater
Wandtemperatur, d.h. T∞ < Tw < Tad , wird auf den Körper Wärme übertragen,
obwohl die Körpertemperatur über der Umgebungstemperatur liegt!
10
Grenzschichten mit Kopplung
des Geschwindigkeitsfeldes
an das Temperaturfeld

10.1
Vorbemerkung

Bei der bisherigen Behandlung der Temperaturgrenzschichten war das Geschwindig-


keitsfeld vom Temperaturfeld unabhängig, weil konstante Stoffwerte vorausgesetzt
worden waren. In diesem Kapitel soll nun der Einfluß variabler Stoffwerte unter-
sucht werden. Bei den Stoffwerten handelt es sich um die Dichte , die Viskosität
µ, die isobare spezifische Wärmekapazität cp und die Wärmeleitfähigkeit λ. Im all-
gemeinsten Fall können sie von der Temperatur und vom Druck abhängen. Infolge
der Abhängigkeit der Dichte und der Viskosität von der Temperatur kommt es zu
einer direkten Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld. Die
Temperaturabhängigkeit der Dichte führt außerdem zu zusätzlichen, in der Impuls-
gleichung erscheinenden Auftriebskräften im Schwerkraftfeld. Diese Auftriebskräfte
allein können bereits Strömungen erzeugen. Diese werden natürliche Konvektion
(auch freie Konvektion) genannt. Treten bei der erzwungenen Konvektion, wie sie im
vorigen Kapitel behandelt worden ist, noch die Auftriebskräfte infolge der Schwer-
kraft hinzu, spricht man von gemischter Konvektion.
In vielen praktischen Fällen (Strömungen von Flüssigkeiten, Gleichdruckströ-
mungen) reicht es aus, nur die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte zu berück-
sichtigen.
Wenn nur mäßige Wärmestromdichten an der Wand, bzw. nur mäßige Tempera-
turdifferenzen, betrachtet werden, kann man die Temperaturverläufe der Stoffwerte
in guter Näherung durch lineare Funktionen der Temperatur beschreiben. Die Be-
rechnung der Grenzschichten wird damit erheblich vereinfacht und führt zu recht
allgemeinen Aussagen über den Einfluß temperaturabhängiger Stoffwerte, wie im
folgenden zunächst gezeigt wird.
Es folgt dann die Behandlung der natürlichen und der gemischten Konvektion, die
auch noch auf einem linear von der Temperatur abhängigen Dichteverlauf beruht.
Schließlich werden dann die Grenzschichten kompressibler Strömungen behandelt,
bei denen im Prinzip beliebige Stoffwertabhängigkeiten berücksichtigt werden kön-
nen.
236 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

10.2
Grenzschichtgleichungen
Zur Herleitung der Grenzschichtgleichungen gehen wir von der dimensionslosen
Form der Bewegungsgleichungen (4.3) bis (4.5) aus. Für große Werte der Reynolds-
Zahl Re = R V l/µR teilt sich das Lösungsgebiet in zwei Bereiche auf: die reibungs-
lose Außenströmung und die reibungsbehaftete Grenzschicht. Für den Grenzschicht-
bereich vereinfachen sich die Bewegungsgleichungen gegenüber den vollständigen
Gleichungen. Dazu erfolgt die Grenzschicht-Transformation, vgl. Gl. 6.6.,
√ √
y = y ∗ Re, v = v ∗ Re . (10.1)
Wird nach der Grenzschicht-Transformation der Grenzwert Re → ∞ gebildet, er-
geben sich aus Gl. (4.3) bis (4.5) die Grenzschichtgleichungen. Sie sind dann frei
von der Reynolds-Zahl und enthalten nur noch die folgenden vier dimensionslosen
Kennzahlen:
V
Froude-Zahl Fr =√
gl
V2
Eckert-Zahl Ec =
cpR TR
(10.2)
µR cpR νR
Prandtl-Zahl Pr = =
λR aR
dimensionslose thermische
K = βR TR .
Ausdehnung
Davon sind die beiden letzten Kennzahlen reine Stoffwerte. Die Froude-Zahl ist ein
Maß für den Schwerkraft-Einfluß, während die Eckert-Zahl den Einfluß der Dissi-
pation kennzeichnet. Der Index R bezieht sich auf einen Referenzzustand.
Wie bereits in Kap. 6 erläutert wurde, folgt in der Grenzschicht das Koordinaten-
system der Körperkontur. Ist an der Stelle x der örtliche Neigungswinkel der Kontur
gegenüber der Horizontalen α(x) entsprechend Bild 10.1, gilt
gx = −g sin α , gy = −g cos α . (10.3)

Bild 10.1. Koordinatensystem im Schwerkraftfeld mit dem


örtlichen Konturwinkel α gegenüber der Horizontalen
10.3 Grenzschichten mit mäßigem Wärmeübergang (ohne Schwerkrafteinfluß) 237

Damit lauten die Grenzschichtgleichungen für stationäre ebene Strömungen in di-


mensionsbehafteter Form:

∂(u) ∂(v)
+ = 0, (10.4)
∂x ∂y
   
∂u ∂u dp ∂ ∂u
 u +v = −g sin α − + µ , (10.5)
∂x ∂y dx ∂y ∂y
     2
∂T ∂T ∂ ∂T dp ∂u
cp u +v = λ + βT u +µ . (10.6)
∂x ∂y ∂y ∂y dx ∂y

Bei konstanten Stoffwerten reduzieren sich Gl. (10.4) und (10.5) auf Gl. (6.30)
und (6.31), wenn man dort p = pBew als Druck nur infolge der Bewegung auffaßt,
vgl. Gl. (4.19). Entsprechend reduziert sich Gl. (10.6) auf Gl. (9.12).
Statt Gl. (10.6) wird häufig auch eine andere Form der Energiegleichung verwen-
det. Mit dem allgemeingültigen Zusammenhang

DT Dh 1 − βT Dp
cp = − ,
Dt Dt  Dt

vgl. Gl. (3.66), erhält man aus Gl. (10.6) die Bilanzgleichung für die spezifische
Enthalpie h(T ,p):
     2
∂h ∂h ∂ ∂T dp ∂u
 u +v = λ +u +µ . (10.7)
∂x ∂y ∂y ∂y dx ∂y

Es sei besonders darauf hingewiesen, daß über den Schwerkraftterm in der Im-
pulsgleichung (10.5) erstmals die Geometrie des umströmten Körpers durch die Win-
kelverteilung α(x) in die Berechnung der Grenzschicht eingeht.

10.3
Grenzschichten mit mäßigem Wärmeübergang
(ohne Schwerkrafteinfluß)

10.3.1
Störungsrechnung

Es wird die Umströmung von Körpern ohne Schwerkrafteinfluß (Fr → ∞) betrach-


tet. Die Außenströmung habe die Temperatur T∞ . Abweichungen der Temperatur
von T∞ treten infolge des Wärmeübergangs an der Wand nur in der Grenzschicht
auf. Diese Temperaturdifferenzen sollen zwar klein sein, jedoch so, daß Änderungen
der Stoffwerte gegenüber den Referenz-Stoffwerten bei TR = T∞ auftreten. Es sei
zunächst angenommen, daß die Stoffwerte nur von der Temperatur abhängen.
238 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Am Beispiel der Dichtefunktion (T ) soll beschrieben werden, wie die Tempe-
raturabhängigkeit der Stoffwerte bei der Grenzschicht-Berechnung berücksichtigt
wird. Die Funktion (T ) wird an der Stelle T = T∞ in eine Taylorreihe entwickelt:
 
d
(T ) = ∞ + (T − T∞ ) + · · · . (10.8)
dT ∞
Jetzt wird die dimensionslose Temperatur
T − T∞
ϑ= (10.8a)
T
eingeführt. Dabei ist T eine Bezugstemperaturdifferenz.
Für die Standardfälle gilt:

Tw = const : T = Tw − T∞
(10.9)
qw = const : T = qw l/λ∞ .

Für die Dichte ergibt sich dann


 
T
(T ) = ∞ 1 + K ϑ + ··· (10.10)
T∞
mit dem dimensionslosen Stoffwert
 
d T
K = . (10.11)
dT  ∞

Es wird nun angenommen, daß ε = T /T∞ ein kleiner Wert ist. Für die Grenz-
schichtlösung folgt jetzt eine reguläre Störungsrechnung mit ε als Störparameter.
Analog zu Gl. (10.10) erhält man für die anderen Stoffwerte die Beziehungen:

µ(T ) = µ∞ (1 + Kµ ϑ ε + · · · )

cp (T ) = cp∞ (1 + Kc ϑ ε + · · · ) (10.12)

λ(T ) = λ∞ (1 + Kλ ϑ ε + · · · ) .

Für einige Stoffe sind die Werte K ,Kµ ,Kc und Kλ in Tabelle 3.1 angegeben.
Für die Lösungsfunktionen werden folgende Ansätze verwendet:

u(x,y) = u0 (x,y) + ε[K u1 (x,y) + Kµ u1µ (x,y)]

v(x,y) = v0 (x,y) + ε[K v1 (x,y) + Kµ v1µ (x,y)]

p(x) = p0 (x) + ε[K p1 (x) + Kµ p1µ (x)] (10.13)

ϑ(x,y) = ϑ0 (x,y) + ε[K ϑ1 (x,y) + Kµ ϑ1µ (x,y)

+ Kc ϑ1c (x,y) + Kλ ϑ1λ (x,y)] .


10.3 Grenzschichten mit mäßigem Wärmeübergang (ohne Schwerkrafteinfluß) 239

Setzt man diese Ansätze in die Grenzschichtgleichungen (10.4) bis (10.7) ein und
sortiert nach Potenzen von ε, so ergeben sich bei Vernachlässigung von Gliedern pro-
portional zu ε 2 zwei Gleichungssysteme. Neben dem Gleichungssystem für Grenz-
schichten mit konstanten Stoffwerten entsteht aus den Gliedern proportional zu ε ein
Gleichungssystem, das in erster Näherung den Einfluß der Temperaturabhängigkeit
der Stoffwerte beschreibt. Dieses System ist im Gegensatz zum erstgenannten Sy-
stem linear. Daher läßt sich dessen Gesamtlösung aus vier Teillösungen, die jeweils
proportional zu den Stoffwerten K bis Kλ sind, additiv zusammensetzen.
Aus der Gesamtlösung erhält man schließlich für den Reibungsbeiwert
√ T
cf Re = F0 (x) + [K F (x, Pr , Ec) + Kµ Fµ (x, Pr , Ec)] , (10.14)
T∞

wobei die Funktionen F (x) und Fµ (x) auch noch von der Art der thermischen
Randbedingung an der Wand abhängen.
Entsprechende Formeln gelten für den Wärmeübergang, wobei auch Glieder pro-
portional zu Kc und Kλ auftreten. Bezüglich weiterer Einzelheiten sei auf die aus-
führlichen Darstellungen von H. Herwig (1985b) und K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 86) hingewiesen.
Für ähnliche Lösungen vereinfachen sich Gl. (10.14) und die entsprechenden Wär-
meübergangsbeziehungen insofern, als alle Funktionen die gleiche x-Abhängigkeit
besitzen, so daß statt der Funktionen F ,Fµ , . . . nur von Pr und Ec abhängige Kon-
stanten ermittelt werden müssen.
Die Darstellung nach Gl. (10.14) hat den entscheidenden Vorteil, daß die Effekte
der Temperaturabhängigkeit für die vier beteiligten Stoffwerte separiert sind und
daher einzeln und unabhängig von den übrigen ermittelt werden können.
Ergebnisse der geschilderten Störungsrechnung für Keilströmungen
(U ∼ x m ) wurden von H. Herwig (1987) angegeben.

Beispiel: Ebene Platte mit konstanter Wandtemperatur


Für die ebene Platte mit konstanter Wandtemperatur bei Pr ∞ = 0,7 ergibt sich nach
H. Herwig (1985b):
   
Tw − Tad
cf Rex = 0,664 1 + Kµ 0,266 + 0,149 Ec∞
T∞
  
Tw − T∞
= 0,664 1 + Kµ 0,266 + 0,038 Ec∞ , (10.15)
T∞
  
Nux Tw − Tad
√ = 0,293 1 − Kµ 0,148 + 0,171 Ec∞
Rex T∞
 
Tw − Tad
+ Kλ 0,397 + 0,305 Ec∞
T∞
 
Tw − Tad
+ Kc 0,103 + 0,113 Ec∞ , (10.16)
T∞
240 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Tad − T∞
r= 2 /(2c
U∞ p∞ )

= 0,836[1 + Ec∞ (0,143Kµ − 0,134Kλ − 0,075Kc )] . (10.17)


Dabei gilt
2τw (x) ∞ U∞ x
cf = 2
, Rex = ,
∞ U∞ µ∞
2
U∞ qw (x)x
Ec∞ = , Nux = . (10.18)
cp∞ T∞ λ∞ (Tw − Tad )
Es ist besonders bemerkenswert, daß bei der Plattenströmung die Temperaturabhängigkeit
der Dichte nicht separat, sondern nur in der Kombination mit den Temperaturabhängigkeiten
der Viskosität µ bzw. der Wärmeleitfähigkeit λ auftritt. Es gelten die Beziehungen
   
d(µ) T d(λ) T
Kµ = = K + Kµ , Kλ = = K + Kλ . (10.19)
dT µ ∞ dT λ ∞
Bei adiabater Wandtemperatur entsprechend Gl. (10.17) folgt aus Gl. (10.15) für den Rei-
bungsbeiwert die einfache Beziehung
cf
= 1 + 0,149Kµ Ec∞ (qw = 0) , (10.20)
cfc.p.

wobei der Index c.p. (engl.: constant property) den Fall konstanter Stoffwerte kennzeichnet.
Die Formeln (10.15) bis (10.20) gelten für beliebige Stoffe bei Pr ∞ = 0,7.
Bei Gasen wird häufig angenommen, daß es sich um ideale Gase (aus p = RT folgt
K = −1) mit konstantem cp (Kc = 0) und konstantem Pr (wegen cp = const folgt
λ ∼ µ oder Kλ = Kµ ) handelt. Dann kann die Eckert-Zahl durch die Mach-Zahl ausgedrückt
werden, vgl. Gl. (4.14):
U∞
Ec∞ = (γ − 1) Ma2∞ mit Ma∞ = . (10.21)
c∞
Damit folgt aus Gl. (10.20)
cf
= 1 − 0,149(γ − 1)(1 − Kµ ) Ma2∞ (10.22)
cf c.p.

und aus Gl. (10.17)

r = 0,836[1 − 0,009(γ − 1)(1 − Kµ ) Ma2∞ ] . (10.23)


Ist die Viskosität proportional zur Temperatur (Kµ = 1, also Kµ = 0), dann bleiben
√ √
cf Rex , Nux / Rex und r von der Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte unbeeinflußt.
Bei Luft (γ = 1,4) wird für die Viskosität häufig ein Potenzgesetz
 
µ T Kµ
= (10.24)
µ∞ T∞
mit Kµ = 0,7 angenommen. Dann ergibt sich aus Gl. (10.22) und (10.23)
cf r
= 1 − 0,018 Ma2∞ , = 1 − 0,001 Ma2∞ . (10.25)
cf c.p. rc.p.
10.3 Grenzschichten mit mäßigem Wärmeübergang (ohne Schwerkrafteinfluß) 241

Die Änderung des Rückgewinnfaktors r ist danach sehr gering, worauf auch H.W. Emmons;
J.G. Brainerd (1942) hingewiesen haben. Die Formel für cf ergibt bis zu Mach-Zahlen von
Ma∞ = 3 noch gute Ergebnisse, wie in Bild 10.6 durch Vergleich mit exakten Lösungen
gezeigt wird, vgl. auch H. Herwig (1985b).

Anmerkung (Einfluß der Druckabhängigkeit der Stoffwerte)


Hängen die Stoffwerte auch vom Druck ab, läßt sich die geschilderte Störungsrechnung dies-
bezüglich erweitern. In der Praxis hat meistens nur die Druckabhängigkeit der Dichte eine
Bedeutung. Dafür ist dann der Ansatz (10.8) wie folgt zu erweitern:
   
∂ ∂
(T ,p) = ∞ + (T − T∞ ) + (p − p∞ ) + · · ·
∂T ∞ ∂p ∞
 
T − T∞  p − p∞ + · · · ,
= ∞ 1 + K +K (10.26)
T∞ p∞
wobei p∞ der Druck im Bezugspunkt ist.
Mit Gl. (4.22) läßt sich die Schallgeschwindigkeit c∞ einführen. In dimensionsloser
Schreibweise lautet Gl. (10.26) dann:
(T ,p) T − T∞ p − p∞
= 1 + K + γ Ma2∞ . (10.27)
∞ T∞ ∞ V 2
Danach sind also die Einflüsse der Druckabhängigkeit der Dichte proportional zum Quadrat
der Mach-Zahl.
Mit diesem erweiterten Ansatz tritt jetzt in der Störungsrechnung der zusätzliche Störpa-
rameter Ma2∞ = V 2 /c∞2 auf.

10.3.2
Methode der Stoffwertverhältnisse (Temperaturverhältnisse)

In der Praxis werden häufig zwei zunächst empirisch entwickelte Methoden ange-
wendet, mit deren Hilfe Ergebnisse, die unter der Annahme konstanter Stoffwerte
gewonnen wurden, bezüglich des Einflusses variabler Stoffwerte korrigiert werden
können. Es handelt sich um die Methode der Stoffwertverhältnisse und um die im
nächsten Abschnitt beschriebene Methode der Referenz-Temperatur.
Nach der Methode der Stoffwertverhältnisse lauten die Korrekturformeln:
   
cf w µw mµ w m
= , (10.28)
cf c.p.  ∞ µ∞ ∞
Tw = const :
 nµ  n  nPr  0,5
Nu  w µw w Pr w cpw
= , (10.29)
Nuc.p. ∞ µ ∞ ∞ Pr ∞ cp∞
qw = const :
 kµ  k  kPr  0,5
Tw − T ∞ w µ w w Pr w cpw
= . (10.30)
(Tw − T∞ ) c.p. ∞ µ∞ ∞ Pr ∞ cp∞
242 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Die besondere Form der Gleichungen hat der Methode ihren Namen gegeben. Die
Art der Stoffgesetze tritt hierbei explizit nicht auf.
Aus den Ergebnissen des vorigen Abschnittes lassen sich die Exponenten sofort
ermitteln, wie am Beispiel von Gl. (10.28) für den Fall Tw = const gezeigt werden
soll. Wird Gl. (10.12) in Gl. (10.28) eingesetzt, ergibt sich wegen ϑw = 1
cf
= [1 + (K + Kµ )ε]mµ [1 + K ε]m . (10.31)
cf c.p.

Werden die Potenzen in Binomialreihen entwickelt und dabei nur die linearen Glieder
berücksichtigt, folgt
cf
= 1 + ε[K (mµ + m ) + Kµ mµ ] ,
cf c.p.

woraus sich durch Vergleich mit Gl. (10.14) ergibt:

Fµ F − F µ
mµ = , m = .
F0 F0
Bei der Methode der Stoffwertverhältnisse handelt es sich also gar nicht um eine
empirische Methode. Die Störungsrechnung des vorigen Abschnitts liefert dabei
nicht nur die Zahlenwerte der Exponenten, sondern bestimmt auch die Struktur der
Korrekturformeln. So folgt beispielsweise zwangsläufig, daß die Temperaturabhän-
gigkeiten der Stoffwerte λ und cp keinen Einfluß auf die Korrektur des Reibungs-
beiwertes cf haben.
Im allgemeinen sind die Exponenten abhängig von x, Pr ∞ , Ec∞ und von der
thermischen Randbedingung an der Wand. Ausnahmen sind die Exponenten von
(cpw /cp∞ ). Bei Grenzschichten mit ähnlichen Lösungen entfällt die x-Abhängigkeit.

In Tabelle 10.1 sind die Exponenten für die Platten- und die Staupunktströmung angegeben.
Dabei wurde die Dissipation vernachlässigt (Ec∞ = 0). Über den Einfluß der Eckert-Zahl
auf die Exponenten findet man Angaben bei H. Herwig (1985b, 1987). In Gl. (10.30) sind die
Stoffwerte bei der Wandtemperatur Tw c.p. einzusetzen.
Man entnimmt der Tabelle, daß im Gegensatz zur Staupunkt-Strömung bei der Platten-
strömung die Temperaturabhängigkeit der Dichte, wie bereits erwähnt, separat nicht auftritt.
Für die Plattenströmung von Fluiden mit Pr = const und cp = const sind die Korrekturen
(10.28) bis (10.30) nur von dem einen Parameter
w µw
CR = (10.32)
∞ µ∞

abhängig, der als Chapman-Rubesin-Parameter bezeichnet wird.


Für Pr ∞ → ∞ entfällt die Korrektur des Reibungsbeiwertes, da die Temperaturgrenz-
schicht sehr dünn gegenüber der Geschwindigkeitsgrenzschicht und daher ohne Einfluß ist.
Umgekehrt entfällt für Pr ∞ → 0 der Einfluß der Viskosität auf die Korrektur des Wär-
meübergangs, da die Geschwindigkeitsgrenzschicht sehr dünn ist gegenüber der Temperatur-
grenzschicht.
Weitere Zahlenwerte können den Arbeiten von K. Gersten; H. Herwig (1984) und H.
Herwig; G. Wickern (1986) entnommen werden.
10.3 Grenzschichten mit mäßigem Wärmeübergang (ohne Schwerkrafteinfluß) 243

Tabelle 10.1. Exponenten der Stoffwertverhältnis-Methode nach Gl. (10.28) bis (10.30).
Platten- und Staupunktströmung

Anmerkung (Unterscheidung von Heizen und Kühlen?)


Den Korrekturformeln (10.28) bis (10.30) liegt, wie hier gezeigt wurde, im Prinzip eine lineare
Abhängigkeit der Stoffwerte von der Temperatur zugrunde. Manchmal werden in der Literatur
unterschiedliche Zahlenwerte der Exponenten für „Heizen“ und „Kühlen“ angegeben. Davon
wird dringend abgeraten. Es bedeutet, daß die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte durch
einen aus zwei Geradenstücken bestehenden Verlauf mit einem Knick im Bezugspunkt dar-
gestellt wird. Es handelt sich dabei um den untauglichen Versuch, in einer prinzipiell linearen
Theorie nichtlineare Effekte zu berücksichtigen. Dabei wird an einer Stelle, an der die Formeln
besonders genau sein sollten, eine willkürliche Diskontinuität eingeführt.

Häufig werden für die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte (insbesondere von


Gasen) Potenzgesetze verwendet. Dann erhält man aus den Gl. (10.28) bis (10.30)
die Formeln
 
cf Tw m
= ,
cf c.p. T∞
 
Nu Tw n
= (Tw = const) , (10.33)
Nuc.p. T∞
 
T w − T∞ Tw k
= (qw = const) ,
(Tw − T∞ )c.p. T∞
244 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

wobei jetzt aber die Exponenten nicht mehr unabhängig vom betrachteten Stoff sind.
Die Verwendung der Formeln (10.33) wird als Methode der Temperaturverhältnisse
bezeichnet.

Beispiel: Wärmeübertragung in Luft


Bei der Umströmung von Körpern beginnt die Grenzschicht als Staupunktgrenzschicht und
durchläuft das Druckabfallgebiet im allgemeinen bis zu einer Stelle mit verschwindendem
Druckgradienten, wo die Grenzschicht sich etwa wie eine Plattengrenzschicht verhält. Im
anschließenden Druckanstiegsgebiet erfolgt sehr bald entweder eine Grenzschichtablösung
oder der Übergang in den turbulenten Zustand. Von H. Herwig (1984) wurde daher vorge-
schlagen, für allgemeine Körperkonturen, d.h. für allgemeine Verteilungen U (x), weiterhin
die Formeln (10.28) bis (10.30) zu verwenden, wobei für die Exponenten näherungsweise die
Mittelwerte aus der Staupunkt- und der Plattenströmung gewählt werden.
Bei Luft wie bei allen Gasen wird häufig die Abhängigkeit der Prandtl-Zahl von der Tempe-
ratur vernachlässigt. Danach ergäbe sich für Luft (Pr = 0,70) die Korrektur der Nußelt-Zahl
zu      
Nu w µw 0,265 w −0,048 cpw 0,5
= (Pr = 0,7) . (10.34)
Nuc.p. ∞ µ∞ ∞ cp∞
Der Exponent 0,265 entspricht nicht nur einer Mittelung der Staupunkt- und der Plattenströ-
mung, sondern auch einer Mittelung der Fälle Tw = const und qw = const, die sich in
den Exponenten nur geringfügig unterscheiden. Daher gilt Gl. (10.34) näherungsweise für
beliebige thermische Randbedingungen.
Es ist üblich, für die Stoffgesetze von Luft folgende Potenzgesetze zu verwenden, vgl. auch
Tabelle 3.1:  ∼ T −1 , µ ∼ T 0,78 , λ ∼ T 0,85 , cp ∼ T 0,07 . Damit folgt dann aus Gl. (10.34)
 
Nu Tw 0,02
= . (10.35)
Nuc.p. T∞

Diese Formel wird durch Experimente sehr gut bestätigt, z.B. von W.M. Kays; W.B. Nicoll
(1963) durch Messungen am Kreiszylinder.
Danach hat die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte bei Luftströmungen nur einen ge-
ringen Einfluß, da sich offensichtlich die Effekte der verschiedenen Stoffwerte gerade kompen-
sieren. Bei T∞ = 20 ◦ C und Tw = 100 ◦ C beträgt die Korrektur weniger als 1 %. Daher war
es gerechtfertigt, in Bild 9.5 Wärmeübergangsmessungen in Luftströmungen mit der Theorie
für konstante Stoffwerte zu vergleichen.

10.3.3
Methode der Referenztemperatur

Hierbei werden die unter der Annahme konstanter Stoffwerte gewonnenen Ergeb-
nisse für cf und Nu formal unverändert beibehalten. Alle darin vorkommenden
Stoffwerte werden jedoch bei einer zunächst unbekannten Temperatur, der sog. Re-
ferenztemperatur Tr , genommen. Diese Referenztemperatur ist so zu wählen, daß
die Ergebnisse für variable Stoffwerte formal durch die Beziehungen für konstante
Stoffwerte wiedergegeben werden.
Aus den Ergebnissen der Störungsrechnung aus Abschnitt 10.3.1 lassen sich sehr
leicht diese Referenztemperaturen Tr ermitteln. Am Beispiel des Reibungsbeiwertes
an der ebenen Platte bei Tw = const sei das gezeigt.
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 245

Definitionsgemäß soll gelten:



2τw r U ∞ x
2
= 0,664 ,
r U ∞ µr
wobei r und µr die Stoffwerte bei der Referenztemperatur Tr sind. Daraus folgt
 
2τw ∞ U ∞ x ∞ µ ∞
2
= 0,664
∞ U ∞ µ∞  r µr
oder √  
cf Re r µr 1/2
√ = .
(cf Re)c.p. ∞ µ∞
Wird jetzt analog zu Gl. (10.12)
r µr Tr − T ∞
= 1 + Kµ
 ∞ µ∞ T∞
angesetzt und nur das lineare Glied der Binomialreihe berücksichtigt, ergibt ein
Vergleich mit Gl. (10.15)
Tr − T∞ Tw − T∞
= 0,532 + 0,076 Ec∞ (Pr = 0,7) . (10.36)
T∞ T∞
Die Formel gibt sehr gut die aus der Literatur bekannten empirischen Beziehungen
wieder, vgl. F.M. White (1974, S. 590).
Es läßt sich sofort einsehen, daß für die Plattenströmung bei Vernachlässigung
der Dissipation (Ec∞ = 0)
Tr − T ∞
= 2mµ (10.37)
Tw − T ∞
gilt, so daß die Referenztemperaturen der Tabelle 10.1 entnommen werden können.
Danach ist im Fall Tw = const die Referenztemperatur gleich der Außentemperatur
für Pr → ∞ und gleich der Wandtemperatur für Pr → 0.
Die Referenztemperaturen sind im allgemeinen für den Reibungsbeiwert und für
die Nußelt-Zahl verschieden und hängen auch von der thermischen Randbedingung
an der Wand ab.

10.4
Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß)
10.4.1
Aufgabenstellung und Stoffgesetze

Ein ebener Körper werde mit der Geschwindigkeit V angeströmt. Die Berechnung
der reibungslosen Strömung ergibt die Verteilungen ue (x) und Te (x) am Außen-
rand der Grenzschicht. Der Index e (engl.: external, edge) kennzeichnet die Werte
246 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

am Außenrand der Grenzschicht. Die Aufgabe der Grenzschichttheorie besteht nun


darin, die Grenzschichtgleichungen (10.4) bis (10.7) (mit g = 0) für gegebene ther-
mische Randbedingungen an der Wand zu berechnen. Dabei können im allgemei-
nen Temperaturverteilungen Tw (x) oder Verteilungen der Wärmestromdichte an der
Wand qw (x) vorgegeben sein. Spezialfälle sind die Standardfälle Tw = const bzw.
qw = const. Gesucht werden die Verteilungen des Reibungsbeiwertes, der adiabaten
Wandtemperatur sowie der Nußelt-Zahl bzw. der Wandtemperatur.
Über die Stoffgesetze werden folgende Annahmen getroffen:
1. Es werden ideale Gase betrachtet, d.h. es gilt
p
= RT , (10.38)


wobei R die spezielle Gaskonstante ist (für Luft gilt: R = 287 m2 / s2 K). Für den
Wärmeausdehnungskoeffizienten nach Gl. (3.67) gilt dann
 
1 ∂ 1
β=− = . (10.39)
 ∂T p T

Dieses ist gleichbedeutend mit K = −1. Ferner folgt daraus

Dh DT
= cp , (10.40)
Dt Dt
wie der Vergleich von Gl. (10.6) und (10.7) zeigt, vgl. auch Gl. (3.66).
2. Es werden konstante spezifische Wärmekapazitäten angenommen:

cp = const, cv = const, γ = const . (10.41)

Aus Gl. (10.40) folgt dann, daß die spezifische Enthalpie proportional zur (abso-
luten) Temperatur ist:
h = cp T . (10.42)
3. Es wird konstante Prandtl-Zahl angenommen:
cp µ
Pr = = const. (10.43)
λ
Dieses bedeutet mit Gl. (10.41) eine Proportionalität von Wärmeleitfähigkeit und
Viskosität:
λ cp
= = const. (10.44)
µ Pr
4. Es wird angenommen, daß die Viskosität µ(T ) nur von der Temperatur abhängt.
Wegen Gl. (10.44) hängt dann auch die Wärmeleitfähigkeit λ(T ) nur von der
Temperatur ab.
Für das Viskositätsgesetz µ(T ) sind folgende Darstellungen gebräuchlich:
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 247

Sutherland-Formel:
 3
µ T 2 Tr + s
= . (10.45)
µr Tr T +s
Dabei bedeutet µr den Viskositätswert bei der Referenztemperatur Tr . Die Kon-
stante s ist von der Art des Gases abhängig, für Luft gilt s = 110 K, vgl. auch
F.M. White (1974, S. 29).

Potenzgesetz:
 ω
µ T 1
= ≤ ω ≤ 1. (10.46)
µr Tr 2
Für Luft wird etwa ω = 0,7 verwendet. Zur Bestimmung von ω sei auf J.F.
Gross; C.F. Dewey, jr. (1965) hingewiesen.

Lineares Gesetz: Wie sich zeigen wird, vereinfachen sich die Grenzschicht-
gleichungen erheblich, wenn die Viskosität proportional zur Temperatur ist,
ω = 1. Deshalb wird gelegentlich das Viskositätsgesetz auch in der Form

µ T
=b (10.47)
µr Tr

angesetzt. Dabei dient die Konstante b dazu, die Sutherland-Formel Gl. (10.45)
oder das Potenzgesetz Gl. (10.46) in der Nähe einer gewünschten Temperatur zu
approximieren. Beispielsweise stimmt für
  ω−1
T w Tr + s Tw
b= , b= (10.48)
T r Tw + s Tr

Gl. (10.47) mit der Sutherland-Formel bzw. mit dem Potenz-Gesetz im Punkt
T = Tw überein. Die Werte µr , Tr entsprechen dabei dem Bezugspunkt in der
Sutherland-Formel bzw. im Potenzgesetz, der jedoch für Tw  = Tr nicht auf der
Geraden nach Gl. (10.47) liegt.
Kombiniert man Gl. (10.47) mit Gl. (10.38), erhält man
µ p
=b . (10.49)
r µr pr

Da in der Grenzschicht der Druck vom Wandabstand unabhängig ist, wird bei
dem Viskositätsgesetz nach Gl. (10.47) die Kombination nach Gl. (10.49) eine
Funktion nur von der Lauflänge x.

Die vier getroffenen Annahmen führen zu einer sehr guten Beschreibung von Luft
bei mäßigen Drücken (p  1000 bar) bis zu Temperaturen von etwa T = 500 K.
Oberhalb dieser Temperatur kann cp nicht mehr als konstant angesehen werden, vgl.
Abschnitt 10.4.6. Entsprechendes gilt für andere Gase.
248 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

10.4.2
Einfache Lösungen der Energiegleichung

Unter den im vorigen Abschnitt getroffenen Annahmen besteht eine besonders ein-
fache Bilanzgleichung für die spezifische Gesamtenthalpie (Totalenthalpie, Index t)
1 1
ht = cp Tt = h + u2 = cp T + u2 . (10.50)
2 2
Dabei ist Tt die Totaltemperatur. In Gl. (10.50) wurde v 2 /2 gegenüber u2 /2 vernach-
lässigt, was innerhalb der Grenzschicht zulässig ist.
Multipliziert man Gl. (10.5) mit u und addiert die so entstandene Gleichung für
die kinetische Energie zur Gl. (10.7), ergibt sich
      
∂ht ∂ht ∂ µ ∂ht ∂ 1 ∂u
 u +v = + 1− µu . (10.51)
∂x ∂y ∂y Pr ∂y ∂y Pr ∂y
Man entnimmt dieser Gleichung sofort, daß für die reibungslose Außenströmung
(µ = 0) ht = const gilt. Für den Außenrand der Grenzschicht folgt daraus
1
cp Te + u2e = hte = cp T0 (10.52)
2
mit T0 als Ruhetemperatur oder Stautemperatur der Außenströmung.
Für den Fall Pr = 1 vereinfacht sich Gl. (10.51) erheblich. Es lassen sich dann
sofort zwei einfache Lösungen von Gl. (10.51) angeben, die auf A. Busemann (1931)
und L. Crocco (1932) zurückgehen (sogen. Busemann-Crocco-Lösungen):
1. Adiabate Wand (Pr = 1).
Die Lösung von Gl. (10.51) lautet hierfür

ht = hte = const . (10.53)

Wird Gl. (10.50) differenziert, ergibt sich wegen uw = 0


   
∂ht ∂T cp
= cp = − qw ,
∂y w ∂y w λw

und damit erfüllt konstantes ht auch die Bedingung qw = 0 für die adiabate
Wand. In diesem Fall ist nach Gl. (10.50) die Temperatur T (u) eine quadratische
Funktion der Geschwindigkeit. Es gilt:

T0 − T (u) u2
= . (10.54)
T0 2cp T0

Wegen der Haftbedingung (uw = 0) ist die adiabate Wandtemperatur gleich der
Ruhetemperatur T0 . Der Rückgewinnfaktor r nach Gl. (9.86) ist also für Pr = 1
stets r = 1.
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 249

2. Plattenströmung ( Pr = 1).
In diesem Fall existiert ein linearer Zusammenhang zwischen ht und u in der
Form
ht − hte u
=1− , (10.55)
htw − hte U∞
weil die Gleichungen (10.51) für ht und (10.5) für u gleiche Struktur besitzen. Da-
nach ist die Abhängigkeit der Temperatur T (u) von der Geschwindigkeit wieder
ein Polynom zweiten Grades:
 
T0 − T (u) u2 T0 − Tw u
= + 1− (10.56)
T0 2cp T0 T0 U∞
mit der als konstant angenommenen Wandtemperatur Tw . Für Tw = T0 reduziert
sich diese Formel wieder auf Gl. (10.54) des adiabaten Falles.
Wenn die Mach-Zahl der Anströmung (Temperatur T∞ in der Anströmung)
U∞ U∞
Ma∞ = =
c∞ cp (γ − 1)T∞
eingeführt wird, läßt sich Gl. (10.56) auch wie folgt schreiben:
     
T − T∞ γ −1 u 2 Tw − Tad u
= Ma∞ 1 −
2
+ 1−
T∞ 2 U∞ T∞ U∞
(10.57a)
oder
 
T − Tw γ −1 u u T ∞ − Tw u
= Ma2∞ 1− + , (10.57b)
T∞ 2 U∞ U∞ T∞ U ∞
wobei für die adiabate Wandtemperatur
 
γ −1
Tad = T0 = T∞ 1 + 2
Ma∞ (10.58)
2
gilt.
Bildet man von Gl. (10.57a) die Ableitung an der Wand, ergibt sich
 
∂T (Tw − Tad )λw τw
qw = −λw =
∂y w U ∞ µw
oder in dimensionsloser Form
qw l cf
Nu = = Re , (10.59)
λ∞ (Tw − Tad ) 2
wobei Re = ∞ U∞ l/µ∞ gilt.
Dieser einfache Zusammenhang zwischen der Nußelt-Zahl Nu und dem Rei-
bungsbeiwert cf wird Reynolds-Analogie genannt. Sie gilt nur für die Platten-
strömung bei Pr = 1, dann jedoch für beliebige Mach-Zahlen.
Aus Gl. (10.59) folgt:
qw > 0, Tw > Tad : Heizen: Wärme von Wand auf Fluid
qw < 0, Tw < Tad : Kühlen: Wärme von Fluid auf Wand.
250 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

10.4.3
Transformation der Grenzschichtgleichungen

Dorodnizyn-Howarth-Transformation
Da sich die kompressiblen Grenzschichten bei kleinen Anströmgeschwindigkeiten
(Ma∞ → 0) und geringem Wärmeübergang (T /T∞ → 0, vgl. Gl. (10.10)) auf
Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten reduzieren, lag es nahe zu versuchen, die
Gleichungen der kompressiblen Grenzschichten so zu transformieren, daß sie den
Gleichungen der Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten möglichst ähnlich oder
mit diesen sogar identisch sind.
Am Beispiel der Kontinuitätsgleichung (10.4) sei der Grundgedanke dazu erläu-
tert. Durch Einführen der Stromfunktion ψ(x,y)
∂ψ ∂ψ
u = ∞ , v = −∞ (10.60)
∂y ∂x
mit der Bezugsdichte ∞ ist die Kontinuitätsgleichung erfüllt. Durch die transfor-
mierte Variable
y

Y = dy (10.61)
∞
0
erhält man die von der inkompressiblen Grenzschicht her bekannte Beziehung
∂ψ
u= . (10.62)
∂Y
Die Gleichung (10.61) wird als Dorodnizyn-Howarth-Transformation bezeichnet,
vgl. K. Stewartson (1964, S. 29).
Die beiden folgenden Transformationen sind Erweiterungen davon.

Illingworth-Stewartson-Transformation
Es werden ein lineares Viskositätsgesetz nach Gl. 10.47) und konstante Wandtem-
peratur Tw = const angenommen. Durch die Koordinaten-Transformation
x y
p e ce ce 

x= b dx , 
y= dy (10.63)
p 0 c0 c0 0
0 0

erhält man aus den Gl. (10.4), (10.5) und (10.51) das folgende System von Gleichun-
gen, vgl. H. Schlichting (1982, S. 344):
∂
u ∂ v
+ = 0, (10.64)
∂
x ∂
y
∂
u ∂
u d
ue ∂ 2
u

u +
v =
ue (1 + S) + ν0 2 , (10.65)
∂
x ∂
y d
x ∂y
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 251

  2 
∂S ∂S 1 ∂ 2S Pr −1 (γ − 1) Ma2e ∂ 2 
u

u +
v = ν0 + . (10.66)
∂
x ∂
y Pr ∂
y 2 Pr 2 + (γ − 1) Mae ∂
2 y 2 
ue
Dabei gilt
ce ht − hte T + u2 /(2cp )
u= 
u, S = = − 1. (10.67)
c0 hte T0
Die Funktion S( y ) ist also die dimensionslose Gesamtenthalpie. Der Index 0 be-
x ,
zieht sich auf den Ruhezustand der reibungslosen Außenströmung, der Index e kenn-
zeichnet die Werte am Grenzschichtrand. Mit c wird die Schallgeschwindigkeit be-
zeichnet. Zum Gleichungssystem (10.64) bis (10.66) gehören die Randbedingungen:


y=0: 
u = 0, 
v = 0, S = Sw
y )w = 0 für adiabate Wand)
(oder: (∂S/∂

y→∞: 
u = x ), S = 0 .
ue (

Die transformierte Gleichung (10.65) unterscheidet sich von der entsprechenden


Grenzschichtgleichung bei konstanten Stoffwerten lediglich durch den Faktor (1+S)
beim Druckglied. Es ist bemerkenswert, daß gerade für die beiden im Abschnitt
10.4.2 behandelten Fälle (Pr = 1: S = 0 und d x = 0) die Reduktion auf die
ue /d
Gleichungen für konstante Stoffwerte exakt gelingt. Dieses gilt jedoch nur bei einem
linearen Viskositätsgesetz nach Gl. (10.47).

Levy-Lees-Transformation
Diese Transformation kann als eine Erweiterung der Görtler-Transformation, vgl.
Kap. 7.3.1, auf kompressible Strömungen unter Berücksichtigung von Gl. (10.61)
aufgefaßt werden. Sie lautet

x y
ue
ξ= e µe ue dx , η= √  dy . (10.68)

0 0

Für die beiden Funktionen


u ht − hte
= f  (ξ,η) , = S = g(ξ,η) (10.69)
ue hte
ergeben sich nach der Transformation
    
   e 2  ∂f  ∂f
(Cf ) + ff + β −f = 2ξ f −f , (10.70)
 ∂ξ ∂ξ
     
C  u2 1 ∂g ∂f
g +C e 1− f  f  + f g  = 2ξ f  − g . (10.71)
Pr hte Pr ∂ξ ∂ξ

Dabei bedeuten Striche partielle Ableitungen nach η. Für die Funktionen β(ξ ) und
C(ξ,η) gilt:
252 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

2ξ due µ
β= , C= . (10.72)
ue dξ e µ e
Die Randbedingungen lauten:

η = 0 : f = 0 , f  = 0 , g = gw

(oder gw = 0 für adiabate Wand)
η → ∞ : f = 1, g = 0.

Für β = const, C = C(η) und gw = const erhält man aus Gl. (10.70) und (10.71)
ähnliche Lösungen.
Im Fall konstanter Stoffwerte (C = 1,  = e = ∞ ) reduziert sich Gl. (10.70)
auf Gl. (7.77). Wegen Ma∞ → 0 ergibt sich

T − T∞
g= (10.73)
T∞

und u2e / hte → 0, so daß aus Gl. (10.71) für die Variable

g T − T∞
ϑ= = (10.74)
gw Tw − T ∞

die Gleichung
 
1    ∂ϑ  ∂f
ϑ + f ϑ = 2ξ f −ϑ (10.75)
Pr ∂ξ ∂ξ
mit den Randbedingungen

η=0: ϑ = 1, η→∞: ϑ =0 (10.76)

folgt. Es handelt sich hier um die Energiegleichung (9.13), die der Görtler-
Transformation nach Gl. (7.76) unterworfen worden ist.

Zur numerischen Berechnung kompressibler Grenzschichten werden in der Praxis häufig die
Gl. (10.70) und (10.71) statt der Gleichungen (10.4), (10.5) und (10.51) verwendet. DieVorteile
sind unter anderem folgende:

1. Für den Start der Rechnung reduzieren sich Gl. (10.70) und (10.71) auf gewöhnliche
Differentialgleichungen, d.h. die Rechnung beginnt mit den ähnlichen Lösungen für den
Staupunkt oder für die ebene Platte.
2. Die von der wachsenden Grenzschichtdicke herrührende Zunahme des Gebietes der Be-
rechnung wird weitgehend eliminiert.
3. Die Grenzschichtprofile sind glatter, ändern sich in der transformierten Ebene weniger
und erlauben dadurch größere Schrittweiten.

Auf Einzelheiten wird in Kap. 23 eingegangen.


10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 253

10.4.4
Ähnliche Lösungen

Wenn sich die Grenzschichtgleichungen auf gewöhnliche Differentialgleichungen


reduzieren lassen, liegen ähnliche Lösungen vor. Diese Ähnlichkeit kann sich noch
auf verschiedene Koordinaten-Ebenen beziehen je nachdem, welche der beiden im
vorigen Abschnitt behandelten Koordinaten-Transformationen zugrunde gelegt wird.
Damit ergeben sich folgende Möglichkeiten für ähnliche Lösungen:
1. Pr = 1, lineares Viskositätsgesetz

Für diese Strömungen ließen sich die Grenzschichtgleichungen durch die Illing-
worth-Stewartson-Transformation auf diejenigen für inkompressible Grenzschichten
(bis auf den Faktor (1 + S) in der Impulsgleichung) zurückführen, vgl. Gl. (10.64)
bis (10.66). Unterzieht man diese Gleichungen für Pr = 1 wie bei inkompressiblen
Grenzschichten einer Ähnlichkeitstransformation analog zu Gl. (7.21)

(m + 1)ue 
u ht − hte
η = y , = f  (η), S= = S(η) , (10.77)
2ν0x 
ue hte

erhält man das Gleichungssystem

f  + ff  + β(1 + S − f 2 ) = 0 , (10.78)


S  + f S  = 0 (10.79)

mit den Randbedingungen

η=0: f = 0, f  = 0, S = Sw

(oder Sw = 0 bei adiabater Wand) (10.80)


η→∞: f  = 1, S = 0 .

Dabei ist, wie früher in Gl. (7.17) und (7.19), als Parameter des Druckgradienten der
Außenströmung
2  x due 2m
β= = (10.81)
m+1 ue dx m+1
eingeführt worden. In der transformierten Ebene folgt die Außenströmung wieder
einem Potenzgesetz

ue ∼ xm.
Die Geschwindigkeitsverteilung ue (x) in der Originalebene ist im allgemeinen keine
Potenz mehr. Lediglich für den Spezialfall m = (γ − 1)/(3 − 5γ ) gilt ue ∼ x m , vgl.
H. Schlichting (1982, S. 350).
Bei adiabater Wand gilt die Lösung S = 0, so daß in diesem Fall die Impulsglei-
chung (10.78) von der Energiegleichung entkoppelt und identisch mit Gl. (7.15) der
inkompressiblen Grenzschicht ist.
254 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Bei Wärmeübergang hängen die Lösungen des Systems Gl. (10.78) und (10.79)
außer von β noch von dem Parameter Sw = (Tw −T0 )/T0 ab. T.Y. Li; H.T. Nagamatsu
(1955) und C.B. Cohen; E. Reshotko (1956) haben Lösungen für eine große Anzahl
von Werten der Parameter β und Sw ermittelt.

In Bild 10.2 sind die Geschwindigkeitsverteilungen u/ue = u/ue = f  (η) und die Energiever-
teilungen (ht − hte )/ hte = S(η) über dem dimensionslosen Wandabstand für verschiedene
Werte β und Sw dargestellt. Die in Bild angegebenen Werte Sw entsprechen der adiabaten
Wand (Sw = 0), einer Kühlung (Sw = −0,8; Tw = 0,2T0 ) und einer Heizung (Sw = 1,0;
Tw = 2T0 ). Für β < 0 treten zwei Lösungen auf. Bei den mehrdeutigen Lösungen sind in
Bild 10.2 diejenigen Lösungen mit dem kleineren fw -Wert durch einen Stern gekennzeichnet.
Es fällt auf, daß beim Heizen und bei Druckabfall (β > 0) die Geschwindigkeit in einem
gewissen Bereich innerhalb der Grenzschicht größer als die Geschwindigkeit ue der Außen-
strömung werden kann. Der Grund dafür ist in der starken Volumenzunahme des Fluids infolge
der Erwärmung innerhalb der Grenzschicht zu sehen. Das Gas mit der geringeren Dichte wird
trotz der verzögernden Viskositätswirkung in der Grenzschicht durch die äußeren Druckkräfte
stärker beschleunigt als die Außenströmung.
Auf die Energieverteilungen hat der Druckgradient einen viel geringeren Einfluß als auf
die Geschwindigkeitsverteilungen, wie aus Bild 10.2 hervorgeht.

Der Zusammenhang zwischen S(η), f  (η) und der Temperatur lautet

T (
x ,η) u2
= 1 + S(η) −
T0 2cp T0

(γ − 1) Ma2e /2
= 1 + S(η) − [f  (η)]2 . (10.82)
1 + (γ − 1) Ma2e /2

Danach liegen wegen Mae ( x ) im allgemeinen keine ähnlichen Temperaturprofile


vor, wenn man vom Sonderfall der Platte (Mae = const) absieht.
Für den auf den örtlichen Staudruck der Außenströmung bezogenen Reibungs-
beiwert erhält man
 
τw (x) fw  w µw x d
x
cf = e 2 = √ 2(m + 1) . (10.83)
2 ue Ree e µe 
x dx

In Bild 10.3 ist fw für verschiedene Werte Sw über β aufgetragen. Es ist zu erkennen, daß
eine Änderung von β den Wert fw und damit den Reibungsbeiwert bei Heizung (Sw > 0)
viel stärker beeinflußt als bei Kühlung (Sw < 0). Im Bereich negativer β-Werte haben wir zu
jedem β wegen der schon genannten Doppeldeutigkeit der Lösungen zwei mögliche Wand-
schubspannungen. Im Fall der adiabaten Wand (Sw = 0) entspricht dem unteren Zweig der
Kurve negative Wandschubspannung, also Rückströmung. Bei Heizung (Sw > 0) können bei
genügend kleinen (β −βmin )-Werten beide Lösungen fw < 0 liefern, d.h. eine Rückströmung
aufweisen. Bei Kühlung (Sw < 0) können beide Werte fw > 0 sein, also zu einer Strömung
ohne Rückströmung gehören. Man sieht auch, daß sich die Ablösung bei Heizung zu geringe-
ren Druckanstiegen verschiebt, vgl. dazu H. Herwig; G. Wickern (1986). Heizen fördert also
die Ablösung bei Gasströmungen.
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 255

Bild 10.2. Verteilungen der Geschwindigkeit und der Gesamtenthalpie in der kompressiblen
Grenzschicht mit Druckgradient (β) und mit Wärmeübergang, Pr = 1, ω = 1. Lösungen der
Gl. (10.78) bis (10.80) nach C.B. Cohen; E. Reshotko (1956)
(a) Sw = 0,Tw = T0 (adiabate Wand, S = 0)
(b) Sw = −0,8,Tw = 0,2T0 (Kühlung)
(c) Sw = 1,0,Tw = 2T0 (Heizung)
256 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Bild 10.3. Örtlicher Reibungsbeiwert in der kompressiblen Grenzschicht mit Druckgradient


(β) und Wärmeübergang (Sw ), Pr = 1, ω = 1. Lösungen der Gl. (10.78) bis (10.80).
(a) β < 0 Druckanstieg
(b) β > 0 Druckabfall

2. Ma∞ → 0, Vernachlässigung der Dissipation

In diesen Fällen erhält man in der ξ -η-Ebene der Levy-Lees-Transformation ähnliche


Lösungen. Zunächst gilt wegen Ma∞ → 0 für die Temperatur der Außenströmung
Te = T∞ = const. Wegen S = (T − T∞ )/T∞ folgt /e = T /T∞ = S + 1. Damit
reduzieren sich Gl. (10.70) und (10.71) auf

(Cf  ) + ff  + β[1 + S − f 2 ) = 0 , (10.84)


1
(CS  ) + f S  = 0 . (10.85)
Pr
Dabei gilt für den Viskositätsparameter C je nach Viskositätsgesetz folgendes:
1. Sutherland-Formel nach Gl. (10.45): (T∞ als Referenztemperatur)
1 + s/T∞
C(η) = (1 + S)1/2 , (10.86)
1 + S + s/T∞
2. Potenzgesetz nach Gl. (10.46): (T∞ als Referenztemperatur)

C(η) = (1 + S)ω−1 , (10.87)

3. Lineares Gesetz nach Gl. (10.47):

C = b = const .

Geht die Gerade nach Gl. (10.47) durch den Referenzpunkt, gilt C = b = 1. Wird
dagegen die Gerade durch den Punkt der Wandtemperatur nach Gl. (10.48) gelegt,
gilt
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 257

w µw
C= = CR . (10.88)
∞ µ ∞
In dieser Form wird C als Chapman-Rubesin-Parameter bezeichnet, vgl. Gl. (10.32).
Zu dem Gleichungssystem (10.84) und (10.85) gehören wieder die Randbedin-
gungen Gl. (10.80).
Für Pr = 1 und C = const geht das System (10.84) und (10.85) in das System
(10.78) und (10.79) über, wenn noch die Koordinaten-Transformation
√ √
η = C η , f (η) = C f (η) (10.89)

durchgeführt wird.
Das Gleichungssystem (10.84) und (10.85) wurde für verschiedene Werte β, Pr
und ω (nach Gl. (10.87)) von C.F. Dewey Jr.; J.F. Gross (1967) gelöst. Weitere
Lösungen findet man für die Plattengrenzschicht (β = 0) u.a. bei W. Hantzsche; H.
Wendt (1940), L. Crocco (1941), E. Van Driest (1952), S. Levy (1954) und für die
Staupunktströmung (β = 1) z.B. bei J.A. Fay; F.R. Riddell (1958).

Beispiel: Staupunktströmung (Pr = 0,7)


Bei der Staupunktströmung verschwindet die Geschwindigkeit u direkt auf der Staupunkt-
stromlinie. Daher entfällt hierbei der Einfluß der Dissipation. In Bild 10.4 ist die bezogene
Nußelt-Zahl 
Nux qw x µ0
√ = (10.90)
Rex λ (T
0 w − T0 ) 0 ue x
in Abhängigkeit vom Temperaturverhältnis Tw /T0 für Pr = 0,7 aufgetragen. Für die Stau-
punktströmung gilt Te = T0 , µe = µ0 , e = 0 . Dabei wurden die beiden Potenzgesetze
ω = 1 und ω = 0,7 verwendet. Man erkennt den deutlichen Einfluß des Exponenten ω.

Bild 10.4. Wärmeübergang bei der ebenen Staupunktströmung in Abhängigkeit vom Tempe-
raturverhältnis Tw /T0 (ideales Gas, cp = const, Pr = 0,7)
Viskositätsgesetz nach Gl. (10.46), Tr = T0
- - - - - Methode
√ der Temperaturverhältnisse nach Abschnitt 10.3.2,
(Nux / Rex )Tw ≈T0 = 0,4959.
ω = 1: Nu / Nuc.p. = (Tw /T0 )0,0960
ω = 0,7: Nu / Nuc.p. = (Tw /T0 )0,0126
258 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Als gestrichelte Kurven sind die Näherungen nach der Methode der Temperaturverhältnisse
entsprechend Abschnitt 10.3.2 eingetragen. Sie sind im Bereich 0,5 ≤ Tw /T0 ≤ 1,5 sehr
gute Approximationen. Wird das lineare Viskositätsgesetz entsprechend Gl. (10.47) verwen-
det, wobei Tr = T0 gelten und der Wandwert µw = µ(Tw ) vom Viskositätsgesetz exakt
beschrieben werden soll, dann ist b = w µw /0 µ0 = CR identisch mit dem Chapman-
Rubesin-Parameter.
Aus Bild 10.4 geht deutlich hervor, daß bei variablen Stoffwerten die Wärmestromdichte
an der Wand qw nicht mehr proportional zur Temperaturdifferenz Tw − T0 ist.

3. Ebene Platte mit Tw = const (Außenströmung mit Index ∞)

Wegen der konstanten Geschwindigkeit ue = U∞ in der Außenströmung der Plat-


tenströmung führen die Gleichungen (10.70) und (10.71) auch bei Berücksichtigung
der Dissipation auf ähnliche Lösungen. Im folgenden werden die Fälle adiabater
Wand und Plattenströmungen mit Wärmeübergang unterschieden.

Adiabate Wand
In Bild 10.5 sind die Geschwindigkeits- und Temperaturverteilungen für verschiedene Mach-
Zahlen (Pr = 1, ω = 1) nach Rechnungen von L. Crocco (1941) dargestellt. Da die Viskosität
µ proportional zur Temperatur vorausgesetzt wird (ω = 1), ist die Impulsgleichung (10.70)

Bild 10.5. Verteilungen von Geschwin-


digkeit und Temperatur in der kompres-
siblen Grenzschicht an der längsange-
strömten ebenen Platte bei adiabater
Wand, nach L. Crocco (1941);
Pr = 1; ω = 1; γ = 1,4
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 259

von der Energiegleichung (10.71) entkoppelt. Sie hat also nur eine von der Mach-Zahl un-
abhängige Lösung. Die Auftragung erfolgt jedoch nicht über der transformierten Koordinate
η, sondern
√ über einem geeignet skalierten Wandabstand y. Durch die Umrechnung von η
auf y U∞ /ν∞ x geht die dazugehörige Temperaturverteilung ein. Aus der Transformation
(10.68) folgt

√  T
η
U∞
y = 2 dη . (10.91)
ν∞ x T∞
0

Mit wachsender Mach-Zahl ergibt sich eine beträchtliche Zunahme der Grenzschichtdicke.
Diese ist auf die Volumenvergrößerung infolge der Erwärmung der Grenzschicht durch die
Dissipation zurückzuführen. Die Temperaturverteilungen zeigen die Temperaturerhöhungen
infolge Dissipation, die bei großen Mach-Zahlen beträchtliche Werte annehmen.
Die adiabate Wandtemperatur (auch Eigentemperatur genannt) wird meistens durch den
Rückgewinn-Faktor (engl.: recovery factor) r = (Tad − T∞ )/(T0 − T∞ ), vgl. Gl. (9.86),
dargestellt. Dieser ist im allgemeinen von der Prandtl-Zahl, von der Mach-Zahl und vom
Viskositätsgesetz µ(T ) abhängig. Wie bereits in Abschnitt 10.3.1 erwähnt wurde, kann der
Einfluß der Machzahl und des Viskositätsgesetzes auf r vernachlässigt werden, so daß die
Kurve in Bild 9.6 näherungsweise auch für die kompressible Plattengrenzschicht gilt.
Der Reibungsbeiwert für die adiabate Wand in Abhängigkeit von der Mach-Zahl ist in
Bild 10.6 aufgetragen. Für ω = 1 ist die Impulsgleichung, Gl. (10.70), von der Energieglei-
chung entkoppelt, daher ist der cf -Wert von der Mach-Zahl unabhängig. Für ω = 0,8 nimmt
der Reibungsbeiwert mit wachsender Mach-Zahl ab. Die gestrichelten Kurven entsprechen
dem Ergebnis der Störungsrechnung nach Abschnitt 10.3.1 entsprechend Gl. (10.25). Bis zu
Machzahlen von Ma∞ = 3 stellen sie eine brauchbare Näherung dar. Schließlich ist zum Ver-
gleich noch die Kurve eingetragen, die sich beim linearen Viskositätsgesetz durch den Punkt
µw = µ(Tw ) ergibt (Chapman-Rubesin-Parameter).

Bild 10.6. Reibungsbeiwert der längsangeströmten ebenen Platte für adiabate Wand, γ = 1,4,
Pr = 1, Ec∞ = 0,4 Ma2∞
Lösungen für ω = 1,0 und ω = 0,8 nach W. Hantzsche; H. Wendt (1940)
√ für ω = 0,8 nach der zu Gl. (10.15) analogen Beziehung
- - - - - - Lösung
cf Rex = 0,664 (1 + 0,168Kµ Ec∞ )
- · - · - · Lösung für ω = 0,8
√ mit dem Chapman-Rubesin-Parameter

cf Rex = 0,664 CR = 0,664(1 + 0,5 Ec∞ )−0,1
260 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Bild 10.7. Verteilungen von Geschwin-


digkeit und Temperatur in der kompres-
siblen Grenzschicht an der längsange-
strömten ebenen Platte mit Wärmeüber-
gang, nach W. Hantzsche; H. Wendt
(1940),
γ = 1,4; Pr = 0,7; Tw = T∞ .

Plattenströmung mit Wärmeübergang


Für die Plattenströmung mit Wärmeübergang sind von W. Hantzsche; H. Wendt (1942) zahl-
reiche Beispiele gerechnet worden. Einige Ergebnisse für die Geschwindigkeits- und Tempe-
raturverteilungen zeigt Bild 10.7, und zwar für die speziellen Fälle Tw = T∞ . Es handelt sich
hier wegen Tw < Tad um Kühlung, d.h. ein Teil der durch Dissipation erzeugten Wärme wird
an die Wand übertragen. Dadurch wird die Grenzschichtdicke deutlich geringer als bei adiaba-
ter Wand, wie man aus dem Vergleich der Geschwindigkeitsverteilungen in den Bildern 10.5
und 10.7 erkennen kann. Die Temperaturverteilungen zeigen, daß im vorliegenden Fall die
maximale Temperaturerhöhung in der Grenzschicht nur etwa 20 % derjenigen bei adiabater
Wand beträgt.
In Bild 10.8 sind der Reibungsbeiwert und die Nußelt-Zahl in Abhängigkeit von der Mach-
Zahl für drei verschiedene Verhältnisse Tw /T0 dargestellt. Als gestrichelte Gerade sind die
Ergebnisse entsprechend der Störungsrechnung (Ma∞ → 0, Tw → T0 ) nach Gl. (10.15) und
(10.16) eingezeichnet. Diese stellen eine sehr gute Näherung bis zu Mach-Zahlen von etwa 5
und für |(Tw − T0 )/T0 | < 0,5 dar.

10.4.5
Integralverfahren

Die in Kap. 8 beschriebenen Näherungsverfahren zur Berechnung inkompressibler


Grenzschichten sind auch auf kompressible Grenzschichten erweitert worden. Eine
Übersicht über die sehr zahlreichen Verfahren findet man bei H. Schlichting (1982, S.
357).Allen diesen Näherungsverfahren für kompressible laminare Grenzschichten ist
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 261

Bild 10.8. Reibungsbeiwert und Nußelt-Zahl der längsangeströmten ebenen Platte mit Wärme-
übergang, Pr = 0,75;
√ γ = 1,4; Viskosität√nach der Sutherland-Formel (10.45); s = 110 K;
T∞ = 218 K; cf o Rex = 0,664; Nux0 / Rex = 0,30
Lösungen nach E.R. Van Driest (1952)
- - - - - - Lösungen nach Gleichungen analog zu Gl. (10.15) und (10.16)

gemeinsam, daß sie in der rechnerischen Durchführung wesentlich komplizierter sind


als die Näherungsverfahren für inkompressible Grenzschichten. Grundlage bilden
wieder die Integralsätze für Impuls, kinetische und thermische Energie.

Integralsätze. Die Integralsätze erhält man wie bei inkompressiblen Grenzschich-


ten durch Integration der entsprechenden Bilanzgleichungen. Es entstehen die fol-
genden drei Integralsätze:

Impulssatz:
   
dδ2 δ2 due δ1 µw ∂u τw
+ 2+ − Ma2e = = , (10.92)
dx ue dx δ2 e u2e ∂y w e u2e

mechanischer Energiesatz:
 
dδ3 δ3 due δh 2D
+ 3 + 2 − Ma2e = , (10.93)
dx ue dx δ3 e u3e

thermischer Energiesatz:
d due
(e he ue δh ) + e u2e δh = D + q w . (10.94)
dx dx
262 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Dabei wurden die folgenden Dicken für die Grenzschicht eingeführt:

δ  
u
δ1 = 1− dy Verdrängungsdicke, (10.95)
 e ue
0

δ  
u u
δ2 = 1− dy Impulsverlustdicke, (10.96)
e u e  e ue
0

δ   2 
u u
δ3 = 1− dy Energieverlustdicke, (10.97)
e u e ue
0

δ  
u h
δh = − 1 dy Enthalpiedicke. (10.98)
e ue he
0

Außerdem wurde das sogenannte Dissipationsintegral definiert:

 δ  2
∂u
D= µ dy . (10.99)
∂y
0

Gleichung (10.92) erhält man aus Gl. (10.4) und (10.5) (mit g = 0) durch Inte-
gration über y, wenn die Beziehung für die Außenströmung

1 de Ma2 due Ma2e dp


=− e = (10.100)
e dx ue dx e u2e dx

berücksichtigt wird, die aus der Impulsgleichung und der Bedingung T0 =


const am Außenrand der Grenzschicht folgt. Entsprechend ergibt sich
Gl. (10.93), wenn Gl. (10.5) (mit g = 0) mit u multipliziert und dann über y integriert
wird. Schließlich folgt Gl. (10.94) aus der Integration von Gl. (10.7), wenn wieder
Gl. (10.100) verwendet wird.
Für konstante Stoffwerte und Mae → 0 gehen Gl. (10.92) bis (10.94) in die
entsprechenden Integralsätze (7.100), (7.104) und (9.59) über. Die verschiedenen
Dicken nach Gl. (10.95) bis (10.97) reduzieren sich auf die Dicken nach Gl. (7.98),
(7.99) und (7.102). Für diesen Grenzfall gilt auch

Tw − T∞
δh = δT ( = e = const) , (10.101)
T∞

so daß für (Tw − T∞ )/T∞ → 0 Gl. (10.94) in Gl. (9.59) übergeht, wenn wegen
Mae → 0 das Dissipationsintegral als klein vernachlässigt wird.
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 263

Für die adiabate Wand (qw = 0) gilt


γ −1
δh = Ma2e δ3 (qw = 0) , (10.102)
2
und damit liefern dann der mechanische Energiesatz und der thermische Energiesatz
identische Aussagen.

Integralverfahren von Walz für adiabate Wand


Von den vielen existierenden Näherungsverfahren soll hier das Integralverfahren von
A. Walz (1966, S. 118) beschrieben werden, und zwar für den Fall adiabater Wand.
Dieses Verfahren beruht auf der Verwendung der beiden Integralsätze (10.92) und
(10.93). Statt der Variablen δ2 (x) und δ3 (x) werden die neuen Variablen

e ue δ22 δ3
Z(x) = δ2 Re2 = , H32 (x) = (10.103)
µw δ2
verwendet. Für diese neuen Unbekannten gehen Gl. (10.92) und (10.93) über in
dZ F1 due
+ Z − F2 = 0 , (10.104)
dx ue dx
dH32 F3 due F4
+ H32 − = 0. (10.105)
dx ue dx Z
Die Hilfsfunktionen F1 (H32 , Mae ) bis F4 (H32 , Mae ) sind mit folgenden Annah-
men ermittelt worden:

1. Die Geschwindigkeitsprofile wurden so angesetzt, daß bei inkompressibler Strö-


mung die Hartree-Profile möglichst genau approximiert werden.
2. Für das Viskositätsgesetz wird das Potenzgesetz nach Gl. (10.46) verwendet.
3. Für die adiabate Wandtemperatur soll gelten:
 
γ −1
Tad = Te 1 + r(Pr) Ma2e , (10.106)
2

wobei r(Pr) dem Bild 9.6 entnommen werden kann, da der Druckgradient und die
Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte auf den Rückgewinnfaktor r(Pr) prak-
tisch keinen Einfluß haben.
4. Das Temperaturprofil (und damit das Dichteprofil) wird über die erste Busemann-
Crocco-Lösung (10.54) mit dem Geschwindigkeitsprofil verbunden. Obwohl
diese Lösung strenggenommen nur für die Plattengrenzschicht bei Pr = 1 gilt,
stellt sie auch bei Druckgradienten und für Pr  = 1 (aber Pr ≈ 1) eine gute
Näherung dar, wie zahlreiche Vergleiche mit exakten Lösungen gezeigt haben.

Bezüglich der analytischen Darstellung der vier Hilfsfunktionen F1 (H32 , Mae ) bis
F4 (H32 , Mae ) sei auf die englische Ausgabe des Buches von A. Walz (1969, S. 264)
verwiesen.
264 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Für das Berechnungsverfahren müssen die Größen γ , cp , Pr, ω und die Verteilun-
gen ue (x) und Te (x) vorgegeben sein. Daraus lassen sich r(Pr), Mae (x) und Tad (x)
ermitteln. Damit können die Hilfsfunktionen F1 bis F4 für gegebene H32 -Werte be-
stimmt werden. Die Rechnung beginnt bei Z = 0 und je nach Körperform mit dem
H32 -Wert der Staupunkt- oder Plattenströmung. Die numerische Lösung des Systems
(10.104) und (10.105) von gewöhnlichen Differentialgleichungen erster Ordnung en-
det am Ablösungspunkt, der durch

H32 = 1,515 (Ablösung) (10.107)

festgelegt ist. Aus der Lösungsfunktion Z(x) erhält man den örtlichen Reibungsbei-
wert  
2τw F2 e ue Z −1/2
cf = = . (10.108)
e u2e 2 µw
Es sei angemerkt, daß das System (10.104) und (10.105) auch für andere abhängige
Variable umgeschrieben werden kann. Statt Z und H32 lassen sich beispielsweise
auch H21 und H31 verwenden, vgl. U. Ganzer (1988, S. 297).
Das Verfahren von Walz, das hier nur für den Fall der adiabaten Wand beschrieben
worden ist, ermöglicht auch die Berechnung von Grenzschichten mit Wärmeüber-
tragung.

Beispiel 1: Inkompressible Grenzschicht.


Für Mae → 0 vereinfachen sich die Hilfsfunktionen erheblich. Man erhält:

F1 = 3 + 2H12 (H32 )
F2 = 2α(H32 )
(10.109)
F3 = 1 − H12 (H32 )
F4 = 2β(H32 ) − H32 α(H32 ) .

Diese Funktionen können der Tabelle 8.1 für die Hartree-Profile entnommen werden. Dabei
gilt α = β2 fw und β = β2 βD . Für die Hilfsfunktionen H12 (H32 ), α(H32 ) und β(H32 ) sind
von H. Walz (1969, S. 265) analytische Näherungsformeln angegeben worden.
Das so formulierte Integralverfahren liefert exakte Lösungen für alle Keilströmungen. Für
allgemeine Strömungen erhält man gegenüber der in Kap. 8 beschriebenen Quadraturformel
(8.23) genauere Werte in Ablösungsnähe. Beispielsweise ergibt das hier beschriebene Inte-
gralverfahren die Lage des Ablösungspunktes für die verzögerte Staupunktströmung nach
Gl. (8.37) praktisch in Übereinstimmung mit der exakten Lösung xA / l = 0,12.

Beispiel 2: Kompressible verzögerte Staupunktströmung.


Die Einflüsse der Mach-Zahl und der thermischen Randbedingungen auf die verzögerte Stau-
punktströmung, die für den inkompressiblen Fall in Kap. 8.3.1 behandelt worden ist, wurden
von A. Walz (1969, S. 208) mit Hilfe des beschriebenen Integralverfahrens untersucht. In
Bild 10.9 ist die Abhängigkeit der Ablösungslage von der Mach-Zahl Ma 0 für den Fall der
adiabaten Wand dargestellt. Dabei bezieht sich Ma0 auf den Startpunkt x = 0. Mit zunehmen-
der Mach-Zahl erfolgt die Ablösung früher. Der Einfluß des Viskositätsgesetzes (ω = 0,7 und
ω = 1) ist von untergeordneter Bedeutung. Die hier nicht dargestellten Untersuchungen über
den Einfluß des Wärmeübergangs bestätigen wiederum, daß Heizen (bei Gasströmungen) die
Ablösung fördert.
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 265

Bild 10.9. Lage des Ablösungspunktes bei der


kompressiblen verzögerten Staupunktströmung
bei adiabater Wand nach A. Walz (1969, S. 208),
Pr = 0,72; d.h. r = 0,85; γ = 1,4
ω = 0,7
- - - - - - ω = 1,0

Bild 10.10. Laminare Grenzschichten bei kompressibler Unterschallströmung für das Tragflü-
gelprofil NACA 8410 beim Anstellwinkel α = 0◦ und für adiabate Wand. Rechnungen nach
dem Integralverfahren von E. Gruschwitz (1950) für Pr = 0,725, A = Ablösungspunkt
(a) Verteilungen ue (x)/V , Te /T∞ und Tad /T∞
(b) Verteilungen der Verdrängungsdicke δ1 , der Impulsverlustdicke δ2 und der Wandschub-
spannung τw

Beispiel 3: Profilumströmung
Die Ergebnisse einer Grenzschichtrechnung für ein Tragflügelprofil sind in Bild 10.10 darge-
stellt. Die Berechnung erfolgte in diesem Fall nach dem Integralverfahren von E. Gruschwitz
(1950). Es hat für adiabate Wand, für ω = 1, aber beliebige Prandtl-Zahlen Gültigkeit. In der
rechnerischen Durchführung ist es einfacher als das Walz-Verfahren, jedoch weniger genau.
266 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

In Bild 10.10a sind die Verteilungen der Geschwindigkeit und der Temperatur in der Außen-
strömung für die Saugseite des Profils NACA 8410 beim Anstellwinkel α = 0◦ dargestellt,
und zwar für Mach-Zahlen der Anströmung Ma ∞ = 0, 0,6 und 0,8. Außerdem ist der Verlauf
der adiabaten Wandtemperatur Tad (x) wiedergegeben.
In Bild 10.10b ist der Verlauf der Impulsverlustdicke δ2 , der Verdrängungsdicke δ1 sowie
der Wandschubspannung τw längs der Saugseite dargestellt. Der Ablösungspunkt wandert mit
wachsender Mach-Zahl nach vorn. Die Impulsverlustdicke und die Wandschubspannung sind
in ihrem Verlauf nur wenig von der Mach-Zahl abhängig, während die Verdrängungsdicke δ1
mit wachsender Mach-Zahl beträchtlich zunimmt.

Wechselwirkung von Grenzschicht und Verdichtungsstoß


In dem Beispiel einer Grenzschicht an einem Tragflügelprofil (Bild 10.10) handelt es
sich bei Ma∞ = 0,6 um eine reine Unterschallströmung. Bei höheren Mach-Zahlen
bilden sich in der reibungslosen Außenströmung örtliche Überschallgebiete aus, eine
für schallnahe (oder transsonische) Strömungen typische Strömungssituation. Wenn
die Strömung beim anschließenden Druckanstieg die Schallgrenze durchschreitet,
geschieht das praktisch immer in einem Verdichtungsstoß. Dabei ändern sich Ge-
schwindigkeit, Druck, Temperatur und Dichte sprunghaft. Da die Grenzschichtdicke
bei wachsendem Druckanstieg verstärkt wächst, erfährt die Grenzschicht am Ort des
Verdichtungsstoßes eine extrem starke Dickenzunahme. Diese Wirkung ist so groß,
daß es zu einer Rückwirkung der Grenzschicht auf die Außenströmung kommt. Diese
läßt sich nicht mehr ohne Kenntnis der Verdrängungswirkung der Grenzschicht kor-
rekt ermitteln. Man spricht deshalb von einer Stoß-Grenzschicht-Wechselwirkung
oder Stoß-Grenzschicht-Interaktion (engl.: shock-boundary-layer interaction). Diese
wird von der bisher betrachteten (einfachen) Prandtlschen Grenzschichttheorie nicht
erfaßt. Bei der Verdrängungswirkung der Grenzschicht auf die reibungslose Außen-
strömung handelt es sich um einen sogenannten Grenzschichteffekt höherer Ordnung.
Es sei deshalb in diesem Zusammenhang auf Kap. 14 verwiesen, in dem die Erwei-
terungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie behandelt werden.

10.4.6
Grenzschichten bei Hyperschallströmungen

Hyperschallströmungen treten bei Mach-Zahlen oberhalb etwa Ma∞ = 5 auf. Sie


sind bei der Umströmung von Raumfahrzeugen, ballistischen Flugkörpern und
Hyperschall-Flugzeugen von Bedeutung. Zusammenfassende Darstellungen dieses
Sondergebietes der Aerodynamik findet man bei W.D. Hayes; R.F. Probstein (1959),
H.W. Dorrance (1962), J. Rotta (1962), R.N. Cox; L.F. Crabtree (1965), J. Zierep
(1966), G. Koppenwallner (1988), J.D. Anderson Jr. (1989).
Bei der Mach-Zahl Ma∞ = 5 erhält man für die Ruhetemperatur der Außenströ-
mung nach Gl. (10.58) mit γ = 1,4 dem Wert T0 = 6 T∞ , also bei T∞ = 300 K
bereits T0 = 1800 K. Bei diesen Temperaturen (und bei niedrigen Drücken, p∞ =
10−4 bar) treten für Luft bereits Abweichungen vom idealen Gasverhalten auf, d.h.
Gl. (10.38) gilt nicht mehr.
10.4 Kompressible Grenzschichten (ohne Schwerkrafteinfluß) 267

Das Einsetzen von Dissoziation ist der Grund für dieses „Realgas“- Verhalten.
Statt Gl. (10.38) wird die Gleichung p =  RT Z(T ,p) verwendet, wobei Z(T ,p)
als Realgasfaktor bezeichnet wird.
Schon bei geringeren Temperaturen (bei Luft etwa oberhalb T = 500 K) tre-
ten Schwingungen in den Molekülen auf, die ein von der Temperatur abhängiges
cp (T ) zur Folge haben. Bei variablem cp ist die spezifische Enthalpie h nicht mehr
proportional zur Temperatur T .
Unter Hyperschallströmungen versteht man alle Strömungen, bei denen wegen
der auftretenden hohen Temperaturen das Gas nicht mehr als ideales Gas konstanter
spezifischer Wärmekapazität angesehen werden kann. Dieses ist häufig bei Strömun-
gen oberhalb etwa Ma∞ = 5 der Fall.

Folgende Besonderheiten sind typisch für Hyperschall-Grenzschichten:

1. Realgas-Effekte

Durch Molekülschwingungen, Dissoziation und bei noch höheren Temperaturen


durch Ionisation treten Realgas-Effekte auf. Tritt Dissoziation auf, wird das Gas
häufig als Zweistoffgemisch von Molekülen und Atomen dargestellt. Zu den bishe-
rigen Bilanzgleichungen kommt dann eine weitere Bilanzgleichung für die Konzen-
tration des „Atom-Gases“ als Maß für den Dissoziationsgrad hinzu. Es handelt sich
dabei im allgemeinen um sogenannte Nichtgleichgewichtsgrenzschichten mit den
beiden Grenzfällen des thermodynamischen Gleichgewichts und der eingefrorenen
Strömung. Dabei spielt die Oberflächenbeschaffenheit eine entscheidende Rolle. Die
Wand heißt voll-katalytisch, wenn alle Atome an der Wand rekombinieren, während
bei einer nicht-katalytischen Wand keine Rekombination erfolgt.
Auf diese Probleme wird bei der Behandlung von Zweistoff-Grenzschichten in
Kap. 11.3 näher eingegangen.

2. Wärmeschutz

Beim Wiedereintritt von Raumfahrzeugen und Flugkörpern in die Erdatmosphäre


treten beträchtliche Wärmeübergänge auf. Daher stehen bei Hyperschall-
Grenzschichten häufig die Berechnung des Wärmeüberganges und seine Reduktion
durch geeignete Kühlungsmaßnahmen im Vordergrund, vgl. E.R. Van Driest (1956a).
Bei der Schwitzkühlung wird durch die poröse Oberfläche ein (meistens leichtes)
Kühlgas ausgeblasen, bei der Ablation erfolgt die Kühlung durch Übergang einer
dünnen Schicht der Oberfläche in den flüssigen oder gasförmigen Zustand (Ver-
dunstungskühlung, Sublimationskühlung). In diesen Fällen liegen Zweistoffgrenz-
schichten (oder Grenzschichten mit mehr als zwei Stoffen) vor, auf die in Kap. 11.3
eingegangen wird. Bei extrem hohen Temperaturen spielt die Strahlungskühlung
eine entscheidende Rolle. Hierzu sei auf die zusammenfassenden Darstellungen der
Strahlungsgasdynamik von W. Schneider (1968, 1974a, 1976, 1980) und S.I. Pai
(1965) hingewiesen.
268 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

3. Grenzschichteffekte höherer Ordnung

Häufig bildet sich vor dem Hyperschall-Flugkörper ein abgelöster gekrümmter Ver-
dichtungsstoß aus. Hinter diesem ist die reibungslose Strömung nicht mehr drehungs-
frei. In diesem Fall muß die Grenzschicht am Außenrand an seine drehungsbehaftete
Außenströmung angepaßt werden. Es handelt sich hier um einen der sogenannten
Grenzsschichteffekte höherer Ordnung, auf die in Kap. 14 eingegangen wird. Um
solche Effekte handelt es sich auch, wenn in Hyperschall-Grenzschichten bei sehr
kleinen Dichten (großen Flughöhen) die Haftbedingung nicht mehr gilt (sogen. Gleit-
strömung) und ein Temperatursprung besteht zwischen der Wandtemperatur und der
Gastemperatur an der Wand, vgl. dazu auch Kap. 14.
4. Wechselwirkung von Grenzschicht und Verdichtungsstoß

Bei Hyperschall-Flugzeugen, die also mit aerodynamischem Auftrieb fliegen, hat


man es mit vergleichsweise schlanken Konfigurationen zu tun wie etwa bei einem
schlanken Keil. Wegen der hohen Mach-Zahl liegt der sich bildendeVerdichtungsstoß
sehr nahe an der Kontur. Daher kommt es z.B. an der Vorderkante einer Plattenströ-
mung im Hyperschallbereich zu einer starken Wechselwirkung von Grenzschicht
und Verdichtungsstoß, auf die in Kap. 14.3 näher eingegangen wird.

10.5
Natürliche Konvektion
10.5.1
Grenzschichtgleichungen

Natürliche Konvektionsströmungen kommen zustande, wenn aufgrund von Dich-


teunterschieden Auftriebskräfte entstehen, die als „treibende Kräfte“ wirken. Bei
konstant gehaltener Dichte kann sich eine natürliche Konvektionsströmung nicht
ausbilden. Es handelt sich also um einen Effekt variabler Stoffwerte. Damit liegt
hier eine gegenseitige Kopplung zwischen Impuls- und Wärmetransport vor. (Bei er-
zwungener Konvektion ist diese Kopplung nur einseitig, wenn konstante Stoffwerte
unterstellt werden).
Die unmittelbare Ursache für das Zustandekommen der natürlichen Konvektions-
strömungen ist ein Wärmeübergang durch Leitung über feste, den Fluidraum be-
grenzende Wände. Als einfaches Beispiel soll zunächst eine senkrechte ebene Platte
nach Bild 10.11 betrachtet werden, deren Temperatur Tw oberhalb der Umgebung-
stemperatur T∞ liegt. Die von der Platte auf das Fluid übertragene Wärme führt zu
einer Temperaturerhöhung des Fluids in Wandnähe und wegen der temperaturab-
hängigen Dichte zu einer Veränderung der Dichte. Nimmt die Dichte mit steigender
Temperatur ab, so entstehen in Wandnähe Auftriebskräfte, und wärmeres Fluid steigt
längs der Platte auf. Offensichtlich bleibt der Einfluß der Platte auf eine dünne wand-
nahe Schicht beschränkt, da die zusätzliche innere Energie, die dem Fluid über die
Wand zugeführt wird, durch den konvektiven Transport längs der Wand nach oben
10.5 Natürliche Konvektion 269

Bild 10.11. Prinzipieller Grenzschichtverlauf an der ge-


heizten vertikalen ebenen Platte

„abtransportiert“ wird und damit weiter entfernt gelegene Fluidbereiche nicht errei-
chen kann. Die Dicke δth der „Temperaturschicht“ (Bereich mit T > T∞ ) sei der
Wandabstand, bis zu dem die Temperaturerhöhung gegenüber T∞ bis auf einen be-
stimmten Prozentsatz (z.B. 1 %) abgeklungen ist. Diese Dicke wird mit der Lauflänge
x anwachsen. Dies folgt aus einer einfachen Energiebilanz, nach der die gesamte bis
zu einer Stelle x über die Wand zugeführte innere Energie durch Konvektion des
Fluids mit erhöhter Temperatur über den Querschnitt x = const „fließen“ muß. Mit
einer einfachen Dimensionsbetrachtung läßt sich nun zeigen, daß die Dicke der Tem-
peraturschicht um so kleiner ist, je geringer die Viskosität µ ist. Die Strömung hat
also Grenzschichtcharakter, vergleichbar mit den Strömungen des Freistrahles und
Wandstrahles, bei denen ebenfalls eine Außenströmung fehlte.
Grundlage bilden also die Grenzschichtgleichungen (10.4) bis (10.6) für das in
Bild 10.1 dargestellte Koordinatensystem, jetzt aber mit Berücksichtigung des Auf-
triebsterms in der Impulsgleichung. Aus dieser folgt für den statischen Fall (keine
Strömung)
dpstat
= −stat g sin α . (10.110)
dx
Im weiteren wird ein statisches Feld mit konstanter Temperatur T∞ angenommen,
d.h. es gilt stat = ∞ . Für natürliche Konvektionsströmungen bei temperaturge-
schichteten Außenfeldern sei auf C.C. Chen; R. Eichhorn (1976), Y. Jaluria (1980,
S. 173), und B.J. Venkatachala; G. Nath (1981) hingewiesen.
Da den Grenzschichten der Außendruck aufgeprägt wird (∂p/∂y = 0), ergibt sich
kein zusätzlicher Druck infolge der Strömung, d.h. es gilt p = pstat . Damit folgt
dp
−g sin α − = −( − ∞ )g sin α . (10.111)
dx
Im folgenden sollen nur kleine Temperaturdifferenzen T = Tw − T∞ (bzw.
kleine Wandwärmestromdichten qw ) betrachtet werden. Dann kann die Dichtefunk-
270 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

tion (T ) in eine Taylorreihe entwickelt werden:

(T ) = ∞ − β∞ ∞ (T − T∞ ) + · · · (10.112)

mit dem Wärmeausdehnungskoeffizienten β∞ = [(d/dT )/]∞ bei der Temperatur


T∞ . Bricht man diese Reihe nach dem linearen Glied ab, folgt durch Kombination
von Gl. (10.111) und (10.112)
dp
−g sin α − = ∞ gβ∞ (T − T∞ ) sin α . (10.113)
dx
Wird für die übrigen Stoffwerte eine analoge lineare Entwicklung verwendet, wie
etwa für die Viskosität
 
T
µ(T ) = µ∞ 1 + Kµ ϑ (10.114)
T∞
mit ϑ = (T − T∞ )/T und T als charakteristischer Temperaturdifferenz, dann
reduzieren sich danach im Grenzfall T /T∞ → 0 alle Stoffwerte auf ihre Werte
bei T∞ . Diesen Sachverhalt bezeichnet man als Boussinesq- Approximation, vgl.
Kap 4.2.
Damit lauten die Grundgleichungen für die natürlichen Konvektionsströmungen

∂u ∂v
+ = 0,
∂x ∂y (10.115)

∂u ∂u ∂ 2u
u +v = ν∞ 2 + gβ∞ (T − T∞ ) sin α ,
∂x ∂y ∂y (10.116)
∂T ∂T ∂ 2T
u +v = a∞ 2 (10.117)
∂x ∂y ∂y

mit a∞ = λ∞ /∞ cp∞ . Dabei wurde in der Energiegleichung (10.117) der Dissipati-
onsterm µ∞ (∂u/∂y)2 /∞ cp∞ bereits vernachlässigt. Dieses ist wegen der geringen
Geschwindigkeiten bei natürlichen Konvektionsströmungen zulässig. Auf diese Ver-
nachlässigung wird in Abschnitt 10.5.7 kurz eingegangen.
Bei der Herleitung von Gl. (10.116) war vorausgesetzt worden, daß β∞ nicht
verschwindet. Falls das eintritt (z.B. mit Wasser bei 4 ◦ C), ist eine gesonderte Be-
trachtung erforderlich. In der Entwicklung (10.112) muß dann das quadratische Glied
berücksichtigt werden, vgl. H. Herwig (1985a).
Es sei daran erinnert, daß die Grenzschichtgleichungen aus den Navier- Stokes-
Gleichungen durch einen Grenzprozeß hergeleitet wurden. Bei den erzwungenen
Konvektionsströmungen handelte es sich um den Grenzfall sehr hoher Reynolds-
Zahlen Re → ∞. Nach der Grenzschichttransformation waren die Grenzschicht-
gleichungen von der Reynolds-Zahl (d.h. von der Viskosität) unabhängig.
Da bei natürlichen Konvektionsströmungen zunächst keine vorgegebene Bezugs-
geschwindigkeit existiert, muß statt der Reynolds-Zahl eine für diese Strömungen
10.5 Natürliche Konvektion 271

charakteristische Kennzahl gefunden werden. Diese ergibt sich aus einer Dimen-
sionsbetrachtung zu
gl 3 β∞ T
Gr = 2
(10.118)
ν∞

und wird Grashof-Zahl genannt. Dabei ist T eine charakteristische Temperaturdif-


ferenz. Aus diesem Vergleich mit dem Quadrat der Reynolds-Zahl Re = V l/ν folgt
eine für natürliche Konvektionsströmungen charakteristische Geschwindigkeit

VDN = (glβ∞ T )1/2 , (10.119)

positives β∞ T vorausgesetzt. Der Index DN in Gl. (10.119) bedeutet direkte


natürliche Konvektion und dient zur Unterscheidung zu einer charakteristischen Ge-
schwindigkeit VI N der indirekten natürlichen Konvektion, die im Abschnitt 10.6
behandelt wird. Die relative Dicke δ(x)/ l der Grenzschicht nimmt mit wachsender
Grashof-Zahl ab.
Nach der Grenzschichttransformation, die diesen Sachverhalt berücksichtigt, wer-
den die Grenzschichtgleichungen von der Grashof-Zahl unabhängig.
Mit der Transformation
x y 1/4 u
x∗ = , y = Gr , u∗ = ,
l l VDN
v (10.120)
T −T∞
v = Gr 1/4 , ϑ = T
VDN
ergibt sich das Gleichungssystem

∂u∗ ∂v

+ =0
∂x ∂y
∂u∗ ∂u∗ ∂ 2 u∗
u∗ + v = + ϑ sin α (10.121)
∂x ∗ ∂y ∂y 2
∂ϑ ∂ϑ 1 ∂ 2ϑ
u∗ ∗
+v =
∂x ∂y Pr ∞ ∂y 2

mit den Randbedingungen

y=0: u∗ = 0, v = 0, ϑ = (Tw − T∞ )/T


(10.122)
y→∞: u∗ = 0, ϑ = 0.

DieAufgabe besteht also, bei gegebener Körperkontur sin α(x) und dem Wert Pr ∞ so-
wie der vorgeschriebenen Verteilung der Wandtemperatur Tw (x) das System (10.121)
mit den Randbedingungen (10.122) zu lösen.
Aus den Lösungsfunktionen u∗ (x ∗ ,y), v(x ∗ ,y) und ϑ(x ∗ ,y) erhält man den Rei-
bungsbeiwert
272 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld
 
2τw ∂u∗
cf = 2
= 2 Gr −1/4 , (10.123)
∞ VDN ∂y w

die Nußelt-Zahl  
qw l ∂ϑ
Nu = = − Gr 1/4 (10.124)
λ∞ T ∂y w

sowie die Einsauggeschwindigkeit am Grenzschichtrand


v∞
= Gr −1/4 lim v(x ∗ ,y) . (10.125)
VDN y→∞

Aus der Grenzschichttransformation (10.120) entnimmt man, daß die Dicke der
Grenzschicht

δ ∼ l Gr −1/4 ∼ ν (10.126)

wieder proportional zur Wurzel der kinematischen Viskosität ist.

Anmerkung (Vorgabe von qw (x))


Es ist besonders bemerkenswert, daß √ bei Vorgabe der Wandwärmestromdichte qw (x) für die
Grenzschichtdicke nicht mehr δ ∼ ν gilt. Dieses hängt damit zusammen, daß in diesem Fall
die Bezugsgeschwindigkeit VDN nach Gl. (10.119) selbst von ν abhängt. Dieses ist mit den
Strömungen des Freistrahles und des Wandstrahles sehr ähnlich. Bei diesen galt V ∼ ν −1 , vgl.
Gl. (7.53), bzw. V ∼ ν −2 , vgl. Gl. (7.69). Da auch bei der natürlichen Konvektionsströmung
keine Geschwindigkeit vorgegeben ist, ergibt sich bei vorgegebenem qw die Bezugsgeschwin-
digkeit VDN ∼ ν 1/4 . Dieses ist erforderlich, um das asymptotische Verhalten der Strömung
für große Grashof-Zahlen zu beschreiben, und zwar durch eine Grenzschicht-Transformation,
die ein von der Grashof-Zahl unabhängiges Gleichungssystem liefert. Dazu wird für T in
Gl. (10.119) formal
qwl l −1/4
T = Gr (10.127)
λ∞
angesetzt, wobei qwl eine charakteristische Wandwärmestromdichte ist, z.B. diejenige bei x =
l. Damit ist nach Gl. (10.120) gewährleistet, daß (∂ϑ/∂y)w von der Grashof-Zahl unabhängig
wird.
Die Kombination von (10.118) und (10.127) ergibt

gl 4 β∞ qwl
Gr = 2
Gr −1/4 . (10.128)
λ∞ ν∞

Bei vorgegebenem qwl wird als Grashof-Zahl definiert:

gl 4 β∞ qwl
Gr q = 2
. (10.129)
λ∞ ν∞

Wegen Gl. (10.128) besteht zwischen den beiden Grashof-Zahlen nach Gl. (10.118) und
(10.129) der Zusammenhang
1/5
Gr 1/4 = Gr q . (10.130)
10.5 Natürliche Konvektion 273

Mit dieser Ersetzung führt die Grenzschichttransformation (10.120) wieder auf das Glei-
chungssystem (10.121). Die Randbedingung für ϑ bei y = 0 lautet jedoch jetzt
 
∂ϑ qw (x)
y=0: =− .
∂y w qwl
Die Grenzschichtdicke ist in diesem Fall
δ ∼ ν 2/5 .

Wandbindung. Spezifiziert man Gl. (10.116) für die Wand, ergibt sich als Wand-
bindung  
∂ 2u
ν∞ = −gβ∞ (Tw − T∞ ) sin α . (10.131)
∂y 2 w
Danach ist (∂ 2 u/∂y 2 )w < 0 für β∞ (Tw − T∞ ) sin α > 0, d.h. solange die Vertikal-
komponente der Hauptströmungsgeschwindigkeit die Richtung der Auftriebskräfte
hat. Da am Ablösungspunkt (∂ 2 u/∂y 2 )w > 0 sein muß, kann bei den Lösungen der
Gl. (10.115) bis (10.117) keine Ablösung auftreten.
In Experimenten werden jedoch Strömungsablösungen bei natürlichen Konvekti-
onsströmungen durchaus festgestellt. Diese können demnach mit Hilfe der vorliegen-
den Theorie nicht beschrieben werden. Es handelt sich um einen Grenzschichteffekt
höherer Ordnung, auf den in Kap. 14 näher eingegangen wird.

10.5.2
Transformation der Grenzschicht-Gleichungen

Saville-Churchill-Transformation (Tw = const)


Analog zur Görtler-Transformation bei den erzwungenen Konvektionsströmungen,
vgl. Kap. 7.3, wurde für natürliche Konvektionsströmungen (bei Tw = const) eine
Koordinaten-Transformation von D.A. Saville; S.W. Churchill (1967) angegeben.
Aus dem Gleichungssystem (10.121) folgt mit der Transformation
x ∗  1/4
3 y[sin α(x ∗ )]1/3
ξ = [sin α(x ∗ )]1/3 dx ∗ , η= (10.132)
4 ξ 1/4
0

für die Stromfunktion F (ξ,η) mit


 3/4
∗ ∗4
ψ (x ,y) = ξ 3/4 F (ξ,η) (10.133)
3
und die Temperatur ϑ(ξ,η) = (T − T∞ )/(Tw − T∞ ) das System
4 4
Fηηη + F Fηη − β(ξ )Fη2 + ϑ = ξ(Fη Fξ η − Fξ Fηη ) , (10.134)
3 3
1 4
ϑηη + F ϑη = ξ(Fη ϑξ − Fξ ϑη ) . (10.135)
Pr 3
274 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Dabei gilt für die Hauptfunktion

1 1 d[ln sin α(ξ )]


β(ξ ) = + . (10.136)
2 3 d(ln ξ )

Die Randbedingungen lauten:

η=0: F = 0 , Fη = 0 , ϑ = 1
(10.137)
η→∞: Fη = 0 , ϑ = 0 .

Für β = const reduziert sich das System auf gewöhnliche Differentialgleichun-


gen, d.h. es entstehen ähnliche Lösungen, auf die in Abschnitt 10.5.4 eingegangen
wird.

Pseudo-Ähnlichkeitstransformation
Wird die y-Koordinate in die Variable
 ∗) − T 1/4
y ∗3 Tw (x ∞ ∗
η= √ x sin α(x ) (10.138)
2x ∗ T

transformiert, erhält man für die bezogene Stromfunktion


 −1/4
Tw (x ∗ ) − T∞
f (x ∗ ,η) = 2−3/2 ψ ∗ x ∗3 sin α(x ∗ ) (10.139)
T

und für die Temperatur


T (x ∗ ,y) − T∞
ϑ(x ∗ ,η) = (10.140)
Tw (x ∗ ) − T∞
nach I. Pop; H.S. Takhar (1993) das Gleichungssystem

f  + [3 + P (x ∗ ) + Q(x ∗ )]ff  − 2[1 + P (x ∗ ) + Q(x ∗ )]f 2 + ϑ


  
∗  ∂f  ∂f
= 4x f −f , (10.141)
∂x ∗ ∂x ∗
1 
ϑ + [3 + P (x ∗ ) + Q(x ∗ )]f ϑ  − 4P (x ∗ )f  ϑ
Pr
 
∂ϑ ∂f
= 4x ∗ f  ∗ − ϑ  ∗ (10.142)
∂x ∂x

mit den Randbedingungen

η=0: f = 0, f = 0, ϑ = 1
(10.143)
η→∞: f = 0, ϑ = 0.
10.5 Natürliche Konvektion 275

Die Striche bedeuten partielle Ableitungen nach η. Die Wandtemperaturfunktion


P (x ∗ ) und die Konturfunktion Q(x ∗ ) sind wie folgt definiert:
d[ ln{(Tw (x ∗ ) − T∞ )/T }]
P (x ∗ ) =
d( ln x ∗ )
(10.144)
∗ d[ ln sin α(x ∗ )]
Q(x ) = .
d( ln x ∗ )
Man erkennt sofort, daß sich für konstante Werte P und Q das System auf gewöhn-
liche Differentialgleichungen reduziert, also auf ähnliche Lösungen führt. Darauf
wird in Abschnitt 10.5.4 eingegangen. Wegen dieser Eigenschaft bietet sich diese
Form der Grenzschichtgleichungen für die numerische Lösung besonders an, vgl.
auch Kap. 10.4.3.

10.5.3
Grenzfall großer Prandtl-Zahlen (Tw = const)
Von A. Acrivos (1962) wurde gezeigt, daß im Grenzfall großer Prandtl- Zahlen (mit
Tw = const) das Gleichungssystem auf ähnliche Lösungen führt und sich damit
geschlossene Formeln für den Reibungsbeiwert und die Nußelt-Zahl ergeben. Dieses
läßt sich einfach an dem transformierten System (10.134) und (10.135) zeigen.
Mit der weiteren Transformation
 (
η = η Pr 1/4 , F η) = Pr 3/4 F (η)
reduziert sich dieses System für den wandnahen Bereich auf die einfachen gewöhn-
lichen Differentialgleichungen
 + ϑ = 0 ,
F ϑ  = 0 ,
ϑ  + F (10.145)
wobei die Striche jetzt Ableitungen nach der Ähnlichkeitsvariablen 
η bedeuten. Die
Randbedingungen lauten:

η=0: = 0, F
F  = 0 , ϑ = 1


η→∞:  = 0 , ϑ = 0 .
F
Bemerkenswert ist die Bedingung F  (∞) = 0 statt bisher F
 (∞) = 0. Tatsäch-
∞ (∞)  = 0. Dieses erklärt sich daraus, daß die Grenzschicht im Fall
lich gilt F 

Pr → ∞ aus zwei Schichten besteht, vgl. Bild 10.12b. Das System (10.145) be-
schreibt nur die wandnahe Schicht. Am Außenrand dieser Schicht ist jedoch die Ge-
schwindigkeit von null verschieden. In der hier nicht beschriebenen äußeren Schicht
klingt dann die Geschwindigkeit auf null ab, vgl. H.K. Kuiken (1968a). Die Strö-
mung in der Außenschicht ist also nicht die unmittelbare Folge von Auftriebskräften,
sondern sie beruht auf einer „Schleppwirkung“ von der Geschwindigkeit am Außen-
rand der Wandschicht, vergleichbar mit der Strömung an der bewegten Platte nach
Kap. 7.2.5.
Es läßt sich also die Wandschicht ohne Kenntnis der Außenschicht berechnen.
Man erhält eine ähnliche Lösung, die von der Geometrie sin α(x ∗ ) unabhängig ist.
276 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Bild 10.12. Natürliche Konvektion an der geheizten vertikalen ebenen Platte. Verteilungen der
Geschwindigkeit und der Temperatur

Die Lösung des Systems (10.145) ergibt:

F  (∞) = 0,884 ,
w = 1,085 , F ϑw = −0,540 .

Für die Nußelt-Zahl folgt daraus:


qw l
Nu =
λw (Tw − T∞ )
[sin α(x)]1/3
= 0,503(Pr Gr)1/4 ! "1/4 . (10.146)
x
[sin α(x)]1/3 d(x/ l)
0

Anmerkung (Grenzfall sehr kleiner Prandtl-Zahlen)


Für den Grenzfall Pr → 0 läßt sich keine geschlossene Lösung angeben. In diesem Grenzfall
besteht die Strömung ebenfalls aus zwei Schichten, vgl. Bild 10.12a. Für die innere wandnahe
Schicht kann T = Tw gesetzt werden. Damit ist in dieser Schicht das Geschwindigkeitsfeld
von der weiteren Temperaturverteilung unabhängig und sofort berechenbar. Am Außenrand
dieser Schicht muß die Schubspannung verschwinden. Aus der Lösung der nichtlinearen Dif-
ferentialgleichung für die Wand-Schicht folgt die Wandschubspannung. Die Außenschicht ist
zwar reibungsfrei (Viskositätseffekte verschwinden), es muß aber immer noch ein gekoppeltes
System von nichtlinearen Differentialgleichungen gelöst werden, wobei die Geschwindigkei-
ten an diejenigen der Innenlösung angepaßt werden müssen. Aus dieser Lösung ergeben sich
die Einsauggeschwindigkeit v∞ am Grenzschichtaußenrand und die Wandwärmestromdichte,
vgl. z.B. H.K. Kuiken (1969).

10.5.4
Ähnliche Lösungen

Wir gehen von dem Gleichungssystem (10.141) und (10.142) aus. Wie bereits in
Abschnitt 10.5.2 erwähnt, führen die Bedingungen P = const und Q = const auf
10.5 Natürliche Konvektion 277

Bild 10.13. Natürliche Konvektion am


Kreiszylinder für Tw > T∞ . Lage des
„unteren Staupunktes“

ähnliche Lösungen. Dieses ist für

Tw (x ∗ ) − T∞ = T × (x ∗ )m , P = m;
(10.147)
sin α(x ∗ ) = A × (x ∗ )n , Q =n

erfüllt. Die Wandtemperatur muß also einem Potenzgesetz gehorchen, wobei die
Standardfälle durch m = 0 (Tw = const) und m = 1/5 (qw = const) festgelegt
sind.
Jedem Wert n entspricht eine bestimmte Körperkontur. Für n = 0 ergibt sich die
um den Winkel α geneigte Platte (A = sin α), dem Wert n = 1 (d.h. sin α = x/ l,
A = 1.) entspricht die untere „Staupunktströmung“ an einem unten runden Körper,
wie z.B. einem Kreiszylinder (l ist der Krümmungsradius), vgl. Bild 10.13.
Für Werte n zwischen 0 und 1 wurden die Körperkonturen von I. Pop; H.S. Takhar
(1993) ermittelt.
Das zu lösende Gleichungssystem erhält dann die einfache Form

f  + (3 + m + n)ff  − 2(1 + m + n)f 2 + ϑ = 0 , (10.148)


1 
ϑ + (3 + m + n)f ϑ  − 4mf  ϑ = 0 (10.149)
Pr

mit den Randbedingungen (10.143).


Aus den Lösungen erhält man die Nußelt-Zahl

 
Nu ϑw 1/4 x (m+n−1)/4
= −√ A . (10.150)
Gr 1/4 2 l
278 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Tabelle 10.2. Natürliche Konvektionsströmung an der ebenen Platte unter dem Winkel α  = 0.
Ähnliche Lösungen des Systems (10.148) und (10.149) mit n = 0

Tw = const (m = 0) qw = const (m = 1/5)


Pr
fw 
−ϑw f∞ fw 
−ϑw f∞
1 1 1 1
→0 1,0700 0,8491 Pr 2 0,4891 Pr − 2 1,0116 1,0051 Pr 2 0,4526 Pr − 2
0,01 0,9878 0,0806 4,8480 0,9354 0,0947 4,4790
0,1 0,8592 0,2302 1,5239 0,8136 0,2670 1,4034
0,7 0,6789 0,4995 0,6061 0,6420 0,5701 0,5548
1 0,6422 0,5672 0,5230 0,6070 0,6455 0,4782
7 0,4508 1,0543 0,2752 0,4250 1,1881 0,2509
10 0,4192 1,1693 0,2492 0,3950 1,3164 0,2272
100 0,2517 2,1914 0,1366 0,2367 2,4584 0,1245
1 1 1 1 1 1
→∞ 0,8245 Pr − 4 0,7110 Pr 4 0,4292 Pr − 4 0,7743 Pr − 4 0,7964 Pr 4 0,3909 Pr − 4

Tabelle 10.3. Natürliche Konvektionsströmung am „unteren Staupunkt“ nach Bild 10.13. Ähn-
liche Lösung des Systems (10.148) und (10.149) mit m = 0 und n = 1.

Pr fw 
−ϑw f∞
→0 0,8716 0,8695 Pr 1/2 0,3864 Pr −1/2
0,01 0,8275 0,0829 3,8322
0,1 0,7440 0,2384 1,2047
0,7 0,6077 0,5236 0,4770
1 0,5777 0,5960 0,4107
7 0,4133 1,1210 0,2141
10 0,3852 1,2452 0,1937
100 0,2332 2,3474 0,1059
→∞ 0,7673 Pr −1/4 0,7640 Pr 1/4 0,3326 Pr −1/4

Zahlenwerte der Lösungen für die ebene Platte (n = 0) mit der Neigung α sind
in Tabelle 10.2 und für die „Staupunktströmung“ (n = 1) nach Bild 10.13 in Ta-
belle 10.3 gegeben. Weitere Zahlenwerte findet man bei I. Pop; H.S. Takhar (1993)
für m + n = 0 und bei H. Schlichting (1982, S. 323) für m = n = 0. Spezielle
Lösungen des Systems (10.148) und (10.149) wurden auch von K.T. Yang (1960)
und E.M. Sparrow; J.L. Gregg (1958) untersucht.
Für den Fall konstanter Wandtemperatur kann man auch dem System (10.134)
und (10.135) sofort ansehen, daß Körperkonturen sin α ∼ x n auf ähnliche Lösungen
führen. In diesem Fall ergibt sich in Gl. (10.134) eine konstante Hauptfunktion β =
(1/2) + (n/3), so daß sich das System auf gewöhnliche Differentialgleichungen
reduziert.
10.5 Natürliche Konvektion 279

Wie bei erzwungener Konvektion der Freistrahl und der Wandstrahl auf ähnliche
Lösungen führten, existieren auch bei der natürlichen Konvektion für den Auftriebs-
strahl und den Auftriebswandstrahl ähnliche Lösungen.

Auftriebsstrahl
Infolge einer horizontalen linienförmigen thermischen Energiequelle (in der betrach-
teten Ebene: einer punktförmigen Energiequelle) kommt es zu einer Auftriebsstrahl-
Strömung, die in Bild 10.14a skizziert ist. Da dieses Problem keine charakteristische
Länge besitzt, wird auch diese Strömung durch eine ähnliche Lösung beschrieben.
Sie ist das Analogon zur Freistrahlströmung vgl. Kap. 7.2.6. Während beim Freistrahl
der Impuls konstant bleibt, ist beim Auftriebsstrahl die Leistung pro Einheitslänge

+∞

Q̇b = = cp u(T − T∞ ) dy (10.151)
b
−∞

konstant, [Q̇b ] = W/m. Da keine Bezugsgrößen V und T für die Geschwindigkeit


bzw. für die Temperaturdifferenz vorgegeben sind, erhält man diese aus der Bedin-
gung, daß bei der Grenzschichttransformation Q̇ konstant bleibt. Damit ergibt sich
derViskositätseinfluß für V ∼ ν −1/5 und für T ∼ ν −2/5 . Es gelten Gl. (10.148) und
(10.149) mit n = 0 und m = −3/5 bei entsprechend geänderten Randbedingungen.

Bild 10.14. Auftriebsstrahl a) und Auftriebswandstrahl an adiabater Wand b)


280 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Die Maxima der Geschwindigkeit und der Temperatur auf der Strahlachse und
die Strahlbreite ergeben sich zu
 2 2 2 1/5
 Q̇b β g x
umax = 2f (0) ,
2 cp2 ν
 1/5
Q̇4
Tmax − T∞ = ϑ(0) 4 4 b 2 3 , (10.152)
 cp gβν x
 1/5
cp ν 3 x 2
δ∼ .
Q̇b βg
Die Faktoren 2f  (0) und ϑ(0) sind noch von der Prandtl-Zahl abhängig. Für Pr = 0,7
gilt f  (0) = 0,404, ϑ(0) = 0,373. Zahlenwerte für andere Prandtl-Zahlen findet
man bei K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 214), vgl. auch K. Gersten et al. (1980).
Für Pr = 2 und Pr = 5/9 lassen sich einfache geschlossene Lösungen angeben, vgl.
Y. Jaluria (1980, S. 107).
Die Auftriebsstrahl-Strömung stellt sich bei allen (direkten) natürlichen Konvek-
tionsströmungen in einiger Entfernung über dem heißen Körper ein. Sie ist ver-
gleichbar mit der Nachlaufströmung bei erzwungener Konvektion. Dabei entspricht
der Wert Q̇ der gesamten, pro Zeiteinheit vom Körper abgegebenen thermischen
Energie.

Auftriebswandstrahl

Diese in Bild 10.14b skizzierte Strömung entsteht längs einer senkrechten Wand,
wenn die Energiequelle an der Vorderkante der Wand angeordnet ist. Auch diese
Strömung führt auf ähnliche Lösungen. Dabei kann man bezüglich der thermischen
Randbedingung an der Wand die adiabate Wand (qw = 0) oder die Wand mit Wär-
meübergang (Tw − T∞ ∼ x −3/5 ) betrachten, vgl. N. Afzal (1980). Im ersten Fall
interessiert die adiabate Wandtemperatur, im zweiten Fall der Wärmeübergang. Es
ergeben sich dieselben Differentialgleichungen wie beim Auftriebsstrahl, lediglich
mit anderen Randbedingungen an der Wand. Ergebnisse für Pr = 0,72 und Pr = 6,7
findet man in der Arbeit von N. Afzal (1980), für große Prandtl-Zahlen in H.S. Takhar;
M.H. Whitelaw (1976).

10.5.5
Allgemeine Lösungen

Für allgemeine Körperformen muß zur Berechnung der natürlichen Konvektions-


strömungen ein System von partiellen Differentialgleichungen gelöst werden. Dabei
können das System (10.121) oder die transformierten Systeme (10.134), (10.135)
für Tw = const bzw. (10.141), (10.142) bei beliebiger Verteilung Tw (x) zugrunde
gelegt werden.
Auch für die natürlichen Konvektionsströmungen wurden Integralverfahren
entwickelt. Sie verwenden wieder Integralsätze, die aus einer Integration der
10.5 Natürliche Konvektion 281

Gl. (10.115) bis (10.117) über die Dicke der Grenzschicht wie folgt entstehen
(vw = 0):
∞
d
u dy = −v∞ , (10.153)
dx
0

∞ ∞
d τw
u dy = −
2
+ gβ∞ (T − T∞ ) dy sin α , (10.154)
dx ∞
0 0

∞
d qw
(T − T∞ )u dy = . (10.155)
dx ∞ cp∞
0

Bezüglich der Einzelheiten von Integralverfahren für natürliche Konvektionsströ-


mungen sei auf A.J. Ede (1967) und Y. Jaluria (1980, S. 73) verwiesen.

Beispiel: Horizontaler Kreiszylinder


Die natürliche Konvektionsströmung am horizontalen Zylinder mit konstanter Wandtempera-
tur wurde z.B. von J.H. Merkin (1977) numerisch berechnet. Die Verteilung der Nußelt-Zahl
über dem Umfang ist in Bild 10.15 für die Prandtl-Zahl Pr = 0,7 aufgetragen. Zum Vergleich
ist die Lösung nach der asymptotischen Näherung entsprechend Gl. (10.146) wiedergegeben.
Obwohl diese für den Fall Pr → ∞ gilt, liefert sie auch für Pr = 0,7 gute Ergebnisse.
Die Integration der Nußelt-Zahl über die Peripherie liefert die mittlere Nußelt-Zahl Num .
Die numerische Lösung für Pr = 0,7 ergibt Num Gr −1/4 = 0,372, wobei der Durchmesser
d des Kreiszylinders stets als Bezugslänge dient.
Messungen von K. Jodlbauer (1933) mit Luft (Pr = 0,72; 5 × 103 < Gr < 5 × 106 )
ergeben den Zahlenwert 0,395, also befriedigende Übereinstimmung mit der Theorie, wenn
man bedenkt, daß die Theorie für konstante Stoffwerte gilt, vgl. dazu auch V.T. Morgan (1975).
Von J.H. Merkin (1977) wurde auch die natürliche Konvektionsströmung an horizonta-
len elliptischen Zylindern berechnet. Bei gleicher konstanter Wandtemperatur und gleicher
Oberfläche ergeben die elliptischen Zylinder mit vertikaler großer Achse einen größeren Wär-
meübergang als der Kreiszylinder.
In der Umgebung des oberen „Staupunktes“ versagt die Lösung, da sie dort endliche Ge-
schwindigkeiten parallel zur Oberfläche liefert, was aus Symmetriegründen nicht möglich ist.
In der Realität löst die Grenzschicht vor der höchsten Stelle des Kreiszylinders ab und geht

Bild 10.15. Verteilung der örtlichen Nußelt-


Zahl über dem Umfang eines horizontalen
Kreiszylinders bei natürlicher Konvektion für
Pr = 0,7. Peripherie-Winkel θ zählt vom un-
teren Staupunkt
numerische Lösung nach
J.H. Merkin (1977)
- - - - - - Lösung entsprechend
Gl. (10.146)
282 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

endgültig in einen Auftriebsstrahl über. Ablösung ist jedoch bei natürlichen Konvektionsströ-
mungen ein Effekt höherer Ordnung, auf den in Kap. 14 eingegangen wird.

Weitere Beispiele
Die natürliche Konvektionsströmung an der vertikalen Platte wurde für eine lineare Tempera-
turverteilung von A. Aziz; T.Y. Na (1984, S. 153) und für eine Temperaturverteilung in Form
einer Rampenfunktion (erst linear, dann konstant) von T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 273)
berechnet.

10.5.6
Variable Stoffwerte

Die bisher behandelten natürlichen Konvektionsströmungen kommen nur zustande,


weil die Dichte temperaturabhängig ist. Es handelt sich also um Strömungen mit
einem variablen Stoffwert. Im Rahmen der Boussinesq-Approximation reichte es
aus, nur eine lineare Abhängigkeit der Dichte von der Temperatur im Auftriebsterm
zu berücksichtigen.
In diesem Abschnitt sollen die bisher vernachlässigten nichtlinearen Dichte-
Effekte sowie der Einfluß der Temperaturabhängigkeit aller anderen Stoffwerte
berücksichtigt werden. Dazu wird die in Abschnitt 10.3.1 beschriebene Störungs-
rechnung angewendet. Danach kann das Ergebnis in Form der Stoffwertverhältnis-
Methode angegeben werden, vgl.Abschnitt 10.3.2. Wenn mit cf c.p. , Nuc.p. und Tw c.p.
die Ergebnisse im Rahmen der Boussinesq-Approximation bezeichnet werden, lau-
ten die Korrekturbeziehungen zur Berücksichtigung der einzelnen Stoffwert-Effekte
       
cf Pr w mPr w β∞ mβ w λw mλ cpw mc
= , (10.156)
cf c.p. Pr ∞  ∞ βw ∞ λ∞ cp∞

Tw = const :
 nPr  nβ  nλ  nc
Nu Pr w w β∞  w λw cpw
= , (10.157)
Nuc.p. Pr ∞ ∞ β w  ∞ λ∞ cp∞
qw = const :
 kPr  kβ  kλ  kc
Tw − T∞ Pr w  w β∞  w λw cpw
= . (10.158)
(Tw − T∞ )c.p. Pr ∞ ∞ βw  ∞ λ∞ cp∞
Im Fall qw = const werden die Stoffwerte mit dem Index w bei den Wandtempe-
raturen genommen, die sich aus der Rechnung mit der Boussinesq-Approximation
ergeben.
Die Exponenten wurden von H. Herwig et al. (1985) im gesamten Bereich der
Prandtl-Zahlen für die Plattenströmung und für die Staupunktströmung (beide für
Tw = const und qw = const) berechnet. Dabei stellte sich heraus, daß sich die Ex-
ponenten für diese beiden Strömungen nur unwesentlich voneinander unterscheiden.
Daraus kann geschlossen werden, daß die Beziehungen (10.156) bis (10.158) in guter
10.5 Natürliche Konvektion 283

Tabelle 10.4. Stoffwertverhältnis-Methode für natürliche Konvektionsströmungen. Exponen-


ten in den Gl. (10.156) bis (10.158) nach H. Herwig (1984)

Tw = const
−0,605 −0,637
mPr = 0,5 − 0,305(1 + 1,217 Pr ∞ )
mš = −0,293; mšŠ = 0,450; mc = −0,368
−0,7 −0,605
nPr = −0,206(1 + 1,415 Pr ∞ )
nš = −0,070; nšŠ = 0,308; nc = 0,202
qw = const
−0,566 −0,66
mPr = 0,505 − 0,189(1 + 1,304 Pr ∞ )
mš = −0,249; mšŠ = 0,267; mc = −0,516
−0,695 −0,599
kPr = 0,163(1 + 1,360 Pr ∞ )
kš = 0,054; kšŠ = −0,244; kc = −0,212

Näherung lokal, d.h. von x unabhängig, gelten und damit auch auf mittlere Werte
z.B. der Nußelt-Zahl angewandt werden können. Von H. Herwig (1984) sind die
gemittelten Exponenten bestimmt worden. Sie sind in Tabelle 10.4 wiedergegeben.
Wegen der gegenseitigen Kopplung von Geschwindigkeits- und Temperaturfeld
haben alle Stoffwerte einen Einfluß auf den Reibungsbeiwert. Außerdem tritt wegen
der nichtlinearen Abhängigkeit der Dichte von der Temperatur jetzt der Wärmeaus-
dehnungskoeffizient β als zusätzlicher „Stoffwert“ auf.

Beispiel 1: Wasser und Öle


Annahmen:  = const, λ = const, cp = const, µ(T ), Pr ∞ → ∞
1.1 Tw = const
   
Nu Num µw −0,21 Pr w −0,21
= = = . (10.159)
Nuc.p. Num c.p. µ∞ Pr ∞
Das entspricht einer Referenztemperatur
Tr = T∞ + j (Tw − T∞ ) (10.160)
mit j = 0,21/0,5 = 0,42.
Messungen von T. Fujii et al. (1970) an der vertikalen Platte mit Wasser und Ölen (Pr ≥ 5)
haben genau den Exponenten −0,21 ergeben.
Messungen von R.M. Fand et al. (1977) am horizontalen Zylinder haben die Exponenten
−0,25 ergeben, was genau dem Exponenten nPr aus Tabelle 10.4 für Pr ∞ = 7,0 entspricht.
1.2 qw = const
   
Tw − T∞ µw 0,16 Pr w 0,16
= = (10.161)
(Tw − T∞ )c.p. µ∞ Pr ∞
oder j = 0,32, wenn in Gl. (10.160) wieder Tw aus der Rechnung mit der Boussinesq-
Approximation genommen wird. Messungen von T. Fujii et al. (1970) an der vertikalen Platte
ergaben für den Exponenten den Wert 0,17.
284 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Beispiel 2: Luft, Pr = 0,7, Tw = const

Annahmen:  ∼ T −1 , β ∼ T −1 , µ ∼ T 0,76 , λ ∼ T 0,76 , cp = const


 
Nu Num Tw −0,074
= = , (10.162)
Nuc.p. Num c.p. T∞

j = −0,074/(0,76/2 − 0,75) = 0,62.


Dieses ist in perfekter Übereinstimmung mit Ergebnissen von E.M. Sparrow; J.L. Gregg
(1958) für die vertikale Platte.
Aus dem Vergleich mit Rechnungen am horizontalen Kreiszylinder, bei denen die korrekten
Stoffgesetze verwendet wurden, folgt, daß Gl. (10.162) für Tw /T∞ ≤ 1,4 Ergebnisse liefert,
deren Fehler kleiner als 1 % sind, vgl. H. Herwig et al. (1985).

10.5.7
Einfluß der Dissipation

Die natürlichen Konvektionsströmungen wurden bisher unter Vernachlässigung des


Dissipationseinflusses behandelt. In diesem Abschnitt soll nun untersucht werden,
wie weit diese Vernachlässigung gerechtfertigt ist. Der Einfachheit halber wird die-
ses am Beispiel der vertikalen Platte mit Tw = const behandelt. Wird das Dis-
sipationsglied mitberücksichtigt, lautet die thermische Energiegleichung nach der
Grenzschichttransformation (10.120)
 
∗ ∂ϑ ∂ϑ 1 ∂ 2ϑ gβ∞ l ∂u∗ 2
u +v = + . (10.163)
∂x ∗ ∂y Pr ∞ ∂y 2 cp∞ ∂y
Es entsteht damit die neue dimensionslose Kennzahl gβ∞ l/cp∞ , die neben der
Prandtl-Zahl als zusätzlicher Parameter die Lösung beeinflußt. Nach Tabelle 3.1 be-
trägt bei 20 ◦ C und 1 bar die Kennzahl 8 × 10−6 l/m für Wasser und 3,3 × 10−5 l/m
für Luft. Daran erkennt man, daß der Einfluß der Dissipation normalerweise ver-
nachlässigbar ist. Da die Länge l wegen des Übergangs in die turbulente Strömung
auch nicht beliebig groß werden kann, ist ein Einfluß der Dissipation höchstens für
Gase bei extrem niedrigen Temperaturen (β∞ ∼ 1/T∞ → ∞) denkbar. Die Lösun-
gen der Gleichungen für die vertikale Platte unter Berücksichtigung der Dissipation
wurden von B. Gebhart (1962) ermittelt.

10.6
Indirekte natürliche Konvektion
Die bisher betrachteten natürlichen Konvektionsströmungen können nicht bei α = 0◦
entstehen, da dann das Auftriebsglied verschwindet. Es kann jedoch auch bei α = 0◦
eine natürliche Konvektionsströmung auftreten, die im folgenden beschrieben wird.
Da diese auf indirektem Wege über einen induzierten Druckgradienten zustande-
kommt, wird sie in Abgrenzung zu dem bisher behandelten (direkten) natürlichen
Konvektionsströmungen als indirekte natürliche Konvektion bezeichnet.
10.6 Indirekte natürliche Konvektion 285

Bild 10.16. Indirekte natürliche Konvektion. Entstehung eines Druckgradienten ∂p/∂x in der
Grenzschicht durch verminderten statischen Druck über der geheizten Platte

Der physikalische Mechanismus ist in Bild 10.16 verdeutlicht. Bei einem Fluid,
dessen Dichte mit steigender Temperatur abnimmt, entsteht an einer horizontalen
heißen Platte eine Grenzschichtströmung, wie sie in Bild 10.16 gezeigt ist. Vor der
Platte herrscht überall die Temperatur T∞ , so daß wie im statischen Feld eine lineare
Druckverteilung mit dem Gradienten ∂p/∂y = −∞ g vorliegt. Über der Platte ist
die Temperatur im Grenzschichtbereich größer als T∞ , die Dichte also kleiner als
∞ . Die verminderten Druckgradienten |∂p/∂y| = g < ∞ g führen zu einem ver-
minderten Druck im Grenzschichtbereich. Dadurch entsteht aber ein Druckgefälle in
x-Richtung. Dieser induzierte Druckgradient in x-Richtung ist die Ursache für die
plattenparallele Strömung, die wie die direkten natürlichen Konvektionsströmun-
gen bei hohen Grashof-Zahlen Grenzschichtcharakter besitzt. K. Stewartson (1958)
konnte als erster zeigen, daß auf der Oberseite einer horizontalen ebenen Platte mit
Tw > T∞ (vgl. Bild 10.16) eine derartige indirekte natürliche Konvektionsströmung
existiert.
Da jedoch der Druckgradient ∂p/∂y  = 0 für die Entstehung dieser Strömungen
von entscheidender Bedeutung ist, reichen die bisher verwendeten Grenzschichtglei-
chungen (10.4) bis (10.6) zur Beschreibung nicht mehr aus.
Unterzieht man die vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen (für α = 0◦ ) und
mit Berücksichtigung der Boussinesq-Approximation sowie die Energiegleichung
der folgenden Grenzschichttransformation

y 1/5 v
y= Gr , v= Gr 1/5 (10.164)
l VI N

mit
VI N = (gl 1/2 ν 1/2 β∞ T )2/5 , (10.165)
286 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

dann ergeben sich die Grenzschichtgleichungen, mit der die indirekte natürliche
Konvektion beschrieben werden kann. Sie lauten in dimensionsbehafteter Form

∂u ∂v
+ = 0, (10.166)
∂x ∂y

∂u ∂u 1 ∂p ∂ 2u
u +v =− + ν∞ 2 , (10.167)
∂x ∂y ∞ ∂x ∂y
1 ∂p
0 =− + gβ∞ (T − T∞ ) , (10.168)
∞ ∂y

∂T ∂T ∂ 2T
u +v = a∞ 2 . (10.169)
∂x ∂y ∂y

Die Grashof-Zahl ist durch Gl. (10.118) gegeben. Außerdem gilt entweder T =
Tw − T∞ oder Gl. (10.127).
Die Potenzen in Gl. (10.164) wurden so gewählt, daß nach der Transformation
im Grenzfall Gr → ∞ noch folgendes erhalten bleibt: die Kontinuitätsgleichung,
ein Reibungsterm in der x-Impulsgleichung sowie die Druck- und Auftriebsglieder
in der y-Impulsgleichung.
Auch hierbei ist das Geschwindigkeitsfeld vom Temperaturfeld abhängig. Die
Kopplung erfolgt über den Druck p, der durch die y-Impulsgleichung mit der Tem-
peratur verbunden ist.
Von K. Stewartson (1958) wurde gezeigt, daß das System (10.166) bis (10.169)
für die Strömung oberhalb einer heißen Platte (Tw − T∞ = T > 0) auf ähnliche
Lösungen führt. Mit der Ähnlichkeitstransformation

y = (x ∗ )2/5 η , ψ = (x ∗ )3/5 f (η) , p = (x ∗ )2/5 g(η) (10.170)

erhält man

3 1 2
f  + ff  − f 2 = (g − ηg  )
5 5 5
g = ϑ (10.171)
3
ϑ  + Pr ∞ f ϑ  = 0
5

mit den Randbedingungen

η =0: f = 0, f = 0, ϑ = 1
(10.172)
η =∞: f = 0, ϑ = 0.
10.7 Gemischte Konvektion 287

Die Prandtl-Zahl ist der einzige Parameter. Für Pr ∞ = 0,72 ergibt sich fw = 0,9787
und ϑw = −0,3574, vgl. W.N. Gill et al. (1965).
Damit erhält man für den Wärmeübergang

 −2/5
qw l x
Nu = = 0,357 Gr 1/5 (Pr = 0,72) . (10.173)
λ∞ (Tw − T∞ ) l

Näherungsformeln für beliebige Prandtl-Zahlen wurden von G. Wickern (1987) an-


gegeben. Auch die Lösungen für die Grenzfälle Pr → 0 und Pr → ∞ findet man
bei G. Wickern (1987).
Auch für beliebige Potenzgesetze der Wandtemperaturverteilung ergeben sich
ähnliche Lösungen. Der Fall Tw − T∞ ∼ x 1/3 entspricht konstantem qw . Dazu findet
man ebenfalls Lösungen bei G. Wickern (1987). Statt Gr nach Gl. (10.118) wird dann
wieder Gr q nach Gl. (10.129) verwendet, wobei zwischen den beiden Kennzahlen
die Beziehung (10.130) besteht.

Anmerkung (Freie indirekte natürliche Konvektion)


Wenn eine entsprechende Strömung auch auf der Unterseite der Platte in Bild 10.16 mit der
Wandtemperatur T∞ − T vorliegt und die Platte eine endliche Länge besitzt, dann entsteht
stromabwärts von der Plattenhinterkante ein horizontaler Freistrahl mit einer antimetrischen
Temperaturverteilung. V. Noshadi; W. Schneider (1999) haben gezeigt, daß der Freistrahl im
Fernfeld für 0,5 < Pr ≤ 1,47 auf ähnliche Lösungen der Gl. (10.166) bis (10.169) führt. Der
analoge axialsymmetrische Fall wurde ebenfalls untersucht. Hierfür existieren Lösungen für
Pr > 1

10.7
Gemischte Konvektion

Unter gemischter Konvektion versteht man erzwungene Konvektion, bei der auch
Auftriebskräfte auftreten und damit zusätzliche Effekte entstehen, wie sie von der
natürlichen (direkten und indirekten) Konvektion her bekannt sind. Es handelt sich
also um eine Kombination von erzwungener und natürlicher Konvektion. Es sei für
die Auftriebsterme wieder die Boussinesq-Approximation zugrunde gelegt.
Da die Grenzschichttransformationen für erzwungene und natürliche Konvek-
tion unterschiedlich sind, vgl. Gl. (10.1), (10.120) und (10.164), ist es prinzipiell
nicht möglich, eine Grenzschichttransformation so zu finden, daß nach der Trans-
formation die resultierenden Grenzschichtgleichungen von der Viskosität, d.h. von
der Reynolds-Zahl oder der Grashof-Zahl, unabhängig sind und auch die Effekte
der indirekten natürlichen Konvektion erfaßt werden. Verwendet man die Grenz-
schichttransformation nach Gl. (10.1), so erhält man im Grenzfall Re → ∞ das
dimensionslose System (Ec = 0):
288 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

∂u∗ ∂v
+ = 0, (10.174)
∂x ∗ ∂y

∂u∗ ∂u∗ ∂p∗ ∂ 2 u∗


u∗ + v = − + + ϑPI sin α , (10.175)
∂x ∗ ∂y ∂x ∗ ∂y 2
∂p∗
0 =− + ϑPII cos α , (10.176)
∂y

∂ϑ ∂ϑ 1 ∂ 2ϑ
u∗ + v = . (10.177)
∂x ∗ ∂y Pr ∞ ∂y 2

Dabei wurde

Gr glβ∞ T Gr gl 1/2 ν 1/2 β∞ T


PI = = , PII = = (10.178)
Re2 V2 Re 5/2 V 5/2
gesetzt.
Für den Grenzprozeß Re → ∞ sind nun die folgenden beiden Fälle zu unter-
scheiden:

1. ohne indirekte natürliche Konvektion:


Gr ∼ Re2 , damit gilt PII → 0 für Re → ∞, und die y-Impulsgleichung reduziert
sich auf ∂p ∗ /∂y = 0.
2. mit indirekter natürlicher Konvektion:
Gr ∼ Re5/2 , dann muß das Produkt PI sin α endlich bleiben, d.h. es gilt sin α ≈
α ∼ Re−1/2 . Der Winkel α strebt also mit wachsender Reynolds-Zahl gegen
null.

Die beiden Parameter PI und PII beschreiben das Verhältnis der verschiedenen
Effekte:
 
VDN 2 direkte natürliche Konvektion
PI = ∼
V erzwungene Konvektion
PI → 0 : erzwungene Konvektion

PI → ∞ : reine direkte natürliche Konvektion

 5/2
VI N indirekte natürliche Konvektion
PII = ∼
V erzwungene Konvektion
PII → 0 : erzwungene Konvektion

PII → ∞ : reine indirekte natürliche Konvektion.


10.7 Gemischte Konvektion 289

Bild 10.17. Bereich der möglichen


Grenzschichtlösungen bei einer be-
liebig geneigten ebenen Platte (ther-
mische Randbedingung Tw = const)

Beispiel: Gemischte Konvektion an der beliebig geneigten ebenen Platte


Die Grenzschichtgleichungen (10.174) bis (10.177) sollen jetzt auf die Strömung an einer
beliebig geneigten (0 ≤ α < 2π ) ebenen Platte angewandt werden. Das Ziel ist es, die
Gesamtheit aller möglichen Grenzschichtlösungen zu erfassen, in der alle Spezialfälle (z.B.
reine erzwungene Konvektion oder reine natürliche Konvektion) enthalten sind. Die folgenden
Ausführungen stützen sich im wesentlichen auf eine sehr ausführliche Studie von G. Wickern
(1987, 1991a, b), in der für die beiden thermischen Randbedingungen Tw = const und
qw = const der Impuls- und Wärmeübergang (mit konkreten numerischen Ergebnissen für
Pr = 0,72) berechnet worden ist.
Da die drei beteiligten Effekte untereinander sowohl „gleichgerichtet“ als auch
„gegenläufig“ auftreten können, kommt es in verschiedenen Situationen zu abgelösten Strö-
mungen, wobei sowohl singuläre als auch reguläre Annäherungen an den Punkt verschwin-
dender Wandschubspannung auftreten. Dies führt dazu, daß in dem allgemeinen Lösungsfeld,
das durch PI und PII aufgespannt wird, nicht alle Parameterkombinationen zu Lösungen im
Rahmen der hier vorliegenden Grenzschichttheorie führen. Bild 10.17 zeigt für die thermische
Randbedingung Tw = const den Bereich der möglichen Grenzschichtlösungen.
Obwohl die Strömungen mit jeweils nur einem der drei beteiligten Effekte für sich ge-
nommen stets selbstähnlichen Charakter haben (und damit mathematisch auf gewöhnliche
Differentialgleichungen führen) sind partielle Differentialgleichungen zu lösen, sobald min-
destens zwei Effekte beteiligt sind. Die physikalische Erklärung dafür ist, daß sich die drei
Effekte unterschiedlich bezüglich der Lauflänge l verhalten und somit bei einer Kombination
dann eine charakteristische Länge in das Problem eingeführt wird (z.B. die Länge von der
Vorderkante bis zur Ablösestelle).
Interpretiert man die Bezugsgeschwindigkeiten der Einzeleffekte als Maß für die „Stärke“
der jeweiligen Effekte, so ergeben sich deren Lauflängen-Abhängigkeiten wie folgt:

1. reine erzwungene Konvektion: V ∼ (l)0


2. reine indirekte natürliche Konvektion: VDN ∼ (l)1/5
3. reine direkte natürliche Konvektion: VI N ∼ (l)1/2 .

Diese Aufzählung verdeutlicht, daß bei Vorhandensein aller drei Effekte für l → 0 stets die
reine erzwungene Konvektion dominiert, während für l → ∞ stets die direkte natürliche
Konvektion überwiegt. Dies ist physikalisch leicht einsehbar, da in der Nähe der Vorderkante
(l → 0) einer Platte noch nicht genug thermische Energie übertragen worden ist, um nen-
290 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Bild 10.18. Gemischte Konvektion an der geneigten ebenen Platte, Höhenlinien-Diagramm


für Tw = const,
√Pr = 0,72 nach G. Wickern (1987, 1991b)
(a) Linien cf Rex = const

(b) Linien Nux / Rex = const

nenswerte natürliche Konvektionseffekte zu ermöglichen. Andererseits wächst der Effekt der


direkten natürlichen Konvektion mit steigender übertragener thermischer Energie (l → ∞)
unbegrenzt an, und zwar stärker als derjenige der indirekten natürlichen Konvektion.
Wenn alle drei Effekte vorhanden sind, muß eine Rechnung also stets an der Vorderkante
(x = 0) mit der Blasiusschen Lösung für erzwungene Konvektion als Anfangsbedingung
beginnen.
In Bild 10.18 sind in einem Diagramm mit den Achsen PI sin α und PII cos α alle Lösungen
für die Prandtl-Zahl Pr = 0,72 dargestellt. Wie man sich leicht überzeugen kann, bedeuten
positive Werte von PI sin α bzw. PII cos α, daß die erzwungene Konvektion durch den jewei-
ligen natürlichen Konvektionseffekt unterstützt wird, negative Werte bedeuten physikalisch
ein Entgegenwirken, was zur Folge hat, daß die Strömung „in Richtung Ablösung“ beeinflußt
wird.
Stellt man sich anschaulich eine Situation vor, bei der g, β∞ , T , α, ν und V vorgegebene
feste Größen sind, so ist die einzige freie Variable in PI und PII die Lauflänge l. Verschiedene
Werte von l beschreiben dann die gesuchte Lösung in verschieden großen Abständen von
der Vorderkante, so daß die Lauflänge l in dieser Interpretation auch durch die Koordinate x
ersetzt werden könnte. In der hier gewählten Vorstellung besteht dann natürlich eine Kopplung
zwischen den Parametern. Da PI ∼ l und PII ∼ l 1/2 gilt, liegen alle Lösungspunkte für
wachsenden Abstand von der Vorderkante (bei festem g, β∞ , T , α, ν und V ) auf der Kurve

PI sin α = C(PII cos α)2 , (10.179)


10.7 Gemischte Konvektion 291

also auf einer Parabel. Für die Konstante C folgt in den Bildern 10.17 und 10.18

U 3 sin α Re3 sin α


C=− = . (10.180)
gβ∞ T ν 2 cos2 α Gr cos2 α

Die in Bild 10.18 enthaltenen Höhenlinien gestatten es, die Werte cf Re1/2 (x/ l)1/2 und
Nu Re−1/2 (x/ l)1/2 für den Fall Tw = const und Pr = 0,72 abzulesen. Im Ursprung
des Diagramms liegt die Blasiussche Plattenlösung mit cf Re1/2 (x/ l)1/2 = 0,664 und
Nu Re−1/2 (x/ l)1/2 = 0,293 (vgl. Kap. 6.5 und Kap. 9.4).
Die Strömungen in den einzelnen Quadranten des Diagramms haben physikalisch gesehen
einen sehr unterschiedlichen Charakter und sollen jetzt im einzelnen beschrieben werden.

Quadrant 1: PI sin α > 0, PII cos α > 0


In diesen Fällen wird die Grundströmung der erzwungenen Konvektion durch beide Arten der
natürlichen Konvektion beschleunigt. Für alle Lösungen in diesem Quadranten steigen daher
sowohl der Reibungsbeiwert cf als auch die Nußelt-Zahl Nu mit der Lauflänge monoton an.

Quadrant 2: PI sin α > 0, PII cos α < 0


In diesem Quadranten ist die Strömungssituation sehr viel komplizierter. Die Grund-
strömung wird durch die indirekte natürliche Konvektion zunächst verzögert
(PII cos α < 0), durch die direkte natürliche Konvektion aber wieder beschleunigt (PI sin α >
0). Es gibt nun einen Grenzfall, bei dem gerade an einer Stelle auf der Platte die Wandschub-
spannung τw = 0 erreicht wird, für größere Lauflängen aber wieder Werte τw > 0 gelten.
Dieser Fall tritt für Ckrit = 4,4366 ein und stellt die Grenzparabel im Quadranten 2 dar. Rech-
nungen für C < Ckrit führen zu flacher verlaufenden Parabeln, die physikalisch einer stär-
ker wirkenden indirekten natürlichen Konvektion entsprechen und somit Fälle mit Ablösung
darstellen. Die Grenzschichtlösungen zeigen bei Annäherung an die Ablösestelle singuläres
Verhalten und können aus diesem Grunde nicht weitergeführt werden. Diese Begrenzung ist
in den Diagrammen durch die Linie „singulär“ gegeben.

Quadrant 3: PI sin α < 0, PII cos α < 0:


Beide Arten von natürlicher Konvektion verzögern die erzwungene Grundströmung, so daß
es zwangsläufig mit wachsender Lauflänge zur Ablösung kommt. Da auch hier ein singuläres
Lösungsverhalten vorliegt, sind alle Rechnungen längs entsprechender Parabeln an der Linie
„singulär“ nicht fortführbar. Diese „singuläre Linie“ endet genau auf der vertikalen Achse
(α = 90◦ )

Quadrant 4: PI sin α < 0, PII cos α > 0:


Bei Strömungen in diesem Quadranten wird die erzwungene Grundströmung durch die indi-
rekte natürliche Konvektion beschleunigt (PII cos α > 0), durch die direkte natürliche Kon-
vektion aber verzögert (PI sin α < 0). Aufgrund der bisherigen Überlegungen ist dieser letzte
Effekt für große Lauflängen stets dominierend, so daß jede Strömung in diesem Quadranten
für l → ∞ zwangsläufig ablöst. Anders als in den Quadranten 2 und 3 ist die Lösung an der
Ablösestelle aber vollständig regulär und kann deshalb auch im Rahmen der Grenzschicht-
näherungen über den Punkt τw = 0 hinaus fortgesetzt werden. Bild 10.18a enthält daher auch
Ergebnisse für negative cf -Werte.
Für Einzelheiten der Lösungen sowie für Ergebnisse bei qw = const, die qualitativ denen
bei Tw = const entsprechen, sei auf die Originalarbeit von G. Wickern (1987) verwiesen.
292 10 Grenzschichten mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld

Anmerkung („Singuläre“ Lösungen)


Untersuchungen an der kühlen horizontalen Platte (Tw − T∞ = T < 0, PII < 0, α = 0◦ )
von W. Schneider et al. (1994) und H. Steinrück (1994) haben gezeigt, daß für diesen Fall
die Grenzschichtgleichungen keine eindeutige Lösung besitzen. Daher sind die numerischen
Ergebnisse von G. Wickern (1987, 1991a) für die „singulären“ Lösungen im Quadranten 2
mit C < Ckrit und im Quadranten 3 mit Vorsicht zu betrachten, vgl. auch W. Schneider (1995,
2001). Wie P.-Y. Lagrèe (2001) gezeigt hat, lässt sich die Strömung mit einem Dreierdeck-
Konzept darstellen, wie es in Abschnitt 14.4 beschrieben wird.

Weitere Lösungen

Erzwungene und indirekte natürliche Konvektionen

Von W. Schneider (1979) wurde gezeigt, daß die gemischte Konvektion an der
√ hori-
zontalen Platte auf ähnliche Lösungen führt, wenn Tw (x) − T∞ = T ∼ 1/ x gilt.
Für die heiße Platte (T > 0) sind die Lösungen eindeutig. Bei der kühlen Platte
treten zunächst zwei ähnliche Lösungen auf. Unterschreitet der Parameter
K = gβ∞ T (xν)1/2 V −5/2
einen von der Prandtl-Zahl abhängigen kritischen Wert, existieren keine Lösungen
mehr. Bemerkenswert an diesen ähnlichen Lösungen ist, daß sich der gesamte Wär-
meübergang auf die (singuläre)Vorderkante konzentriert, während die restliche Platte
adiabat ist. Von H. Steinrück (1995) wurde nachgewiesen, daß für K < 0 neben den
beiden ähnlichen Lösungen noch unendlich viele nichtähnliche Lösungen existie-
ren, die eine Verbindung zwischen den beiden ähnlichen Lösungen darstellen in dem
Sinne, daß sie an der Vorderkante mit der einen ähnlichen Lösung übereinstimmen
und stromabwärts schließlich in die andere ähnliche Lösung übergehen. Durch eine
geeignete Stabilitätsbedingung läßt sich die Eindeutigkeit der Lösung erzwingen,
vgl. auch V. Noshadi; W. Schneider (1998) und W. Schneider (2001).
Die Auftriebseffekte in laminaren Wandstrahlen an horizontalen Wänden wurden
von S. Schilawa (1981) untersucht. Dabei wurden die Fälle „geheizter Wandstrahl“
und „heißer Wandstrahl“ unterschieden je nachdem, ob der Wärmeübergang an ei-
nem Wandstrahl mit Umgebungstemperatur erfolgt oder ob dieser mit einer von
der Umgebungstemperatur verschiedenen Temperatur beginnt. In beiden Fällen ver-
größert der Auftrieb die Wandschubspannung. Der Wärmeübergang nimmt aufgrund
von Auftriebskräften beim geheizten Wandstrahl zu, beim heißen Wandstrahl jedoch
ab. Der „gekühlte Wandstrahl“ und der „kühle Wandstrahl“ wurden von F.J. Figuera
(1997) untersucht. Dabei führt der thermische Auftrieb zur Verringerung der Wand-
schubspannung und schließlich zur Strömungsablösung. Deshalb erfordern diese
Strömungen den Einsatz einer Wechselwirkungstheorie, wie sie in der Anmerkung
am Ende von Abschnitt 14.2 kurz beschrieben ist.
Von P.G. Daniels; R.J. Gargaro (1993) wurden horizontale Grenzschichten mit
stabiler Temperaturschichtung untersucht.
Die gemischte Konvektion an der horizontalen Platte endlicher Länge wurde von
W. Schneider (2005) untersucht, und zwar für große Peclet-Zahlen und kleine thermi-
scheAuftriebseffekte. Dabei erfolgt dieAnströmung parallel zur Platte. Der hydrosta-
tische Drucksprung über dem Plattennachlauf induziert eine Potentialströmung, die
10.7 Gemischte Konvektion 293

eine Querkraft (der thermischen Auftriebskraft entgegen) und eine Saugkraft (dem
Reibungswiderstand entgegen) zur Folge hat. Für sehr kleine Prandtl-Zahlen lassen
sich geschlossene Lösungen angeben. Eine entsprechende Lösung gilt auch für die
turbulente Strömung bei großen Reynolds-Zahlen.

Erzwungene und direkte natürliche Konvektion

Von E.M. Sparrow et al. (1959) und R.C. Gunness; B. Gebhart (1965) wurden Keil-
strömungen (ue ∼ x m ) in gemischter Konvektion untersucht. Man erhält ähnliche
Lösungen, wenn die Verteilung der Wandtemperatur proportional x 2m−1 ist. Das be-
deutet für die Staupunktströmung eine lineare Temperaturverteilung an der Wand,
vgl. dazu auch K. Gersten; J. Steinheuer (1967).
Wie bei der gemischten Konvektion an der Platte kann es zu Rückströmung kom-
men, wenn die erzwungene und die direkte natürliche Konvektion entgegengesetzte
Wirkungen haben.
Der (vertikale) Freistrahl mit Auftriebskräften wurde von S.B. Savage; G.K.C.
Chan (1970) und K. Gersten et al. (1980) behandelt. Der Freistrahl beginnt zunächst
als reiner „Impulsstrahl“ (d.h. kein Auftriebseinfluß), geht dann aber endgültig in
den reinen Auftriebsstrahl über. In der letztgenannten Arbeit wird die Strömung mit
Hilfe eines Integralverfahrens behandelt. Dabei kann der Strahlbeginn auch unter
einem beliebigen Winkel gegenüber der Vertikalen erfolgen.
Der vertikale Freistrahl mit Auftrieb kann auch ohne Anfangsimpuls starten. Es
handelt sich dann um die Lösung für das „Linienfeuer“, vgl. K. Gersten et al. (1980).
Die gemischte Konvektion im Fernfeld der Nachläufe geheizter oder gekühlter
Körper wurde von P. Ehrhard (2001) untersucht.
Die gemischte Konvektion an horizontalen Zylindern hat z.B. für die Hitzdraht-
technik Bedeutung, vgl. Y. Jaluria (1980, S. 151) und V.T. Morgan (1975).
11
Grenzschichtbeeinflussung
(Absaugen/Ausblasen)

11.1
Die verschiedenen Arten der Grenzschichtbeeinflussung
Aus den bisherigen Betrachtungen der Grenzschichtströmungen geht hervor, daß die
Randbedingungen, d.h. die Verteilungen der Außengeschwindigkeit U (x) bzw. ue (x)
und der Wandtemperatur Tw (x) bzw. der Wandwärmestromdichte qw (x), das Ver-
halten der Grenzschichten bestimmen. So hatte sich beispielsweise herausgestellt,
daß die Lage des Ablösungspunktes entscheidend davon abhängt, wie stark die Ge-
schwindigkeit der Außenströmung verzögert wird. Ferner wurde im vorigen Kapitel
gezeigt, daß bei temperaturabhängigen Stoffwerten Kühlen bzw. Heizen die Lage
des Ablösungspunktes beeinflussen.
Neben diesen „natürlichen“ Möglichkeiten, über die üblichen Randbedingungen
die Grenzschichten zu beeinflussen, sind verschiedene Verfahren entwickelt wor-
den, durch künstliche Maßnahmen ein bestimmtes Verhalten der Grenzschichten zu
bewirken. Folgende Maßnahmen sind hier zu nennen:
1. Mitbewegen der Wand. Ein optimales Verfahren bestünde darin, die Ausbil-
dung der Grenzschicht überhaupt zu vermeiden. Da sich die Grenzschicht infolge
der Geschwindigkeitsdifferenz zwischen der Wand (Haftbedingung) und der Außen-
strömung ausbildet, läßt sie sich im Prinzip beseitigen, indem man dafür sorgt, daß
dieser Geschwindigkeitsunterschied aufgehoben wird. Dies erreicht man, indem man
die Wand mit der Strömung mitbewegt.
Am einfachsten läßt sich eine mitbewegte Wand bei der Rotation eines angeström-
ten Kreiszylinders verwirklichen. Bild 11.1 zeigt das Strömungsbild um einen rotie-
renden Kreiszylinder, der senkrecht zu seiner Achse angeströmt wird. Auf der oberen
Seite, wo Strömungsrichtung und Drehrichtung gleichsinnig sind, ist die Ablösung
der Grenzschicht völlig vermieden. Das Strömungsfeld ist unsymmetrisch. Die rei-
bungsfreie Außenströmung entspricht der Kreiszylinderströmung mit Zirkulation.
Diese Strömung liefert einen Quertrieb (Auftrieb im Bild 11.1), der als Magnus-
Effekt bekannt ist und z.B. beim „geschnittenen“ Tennisball in Erscheinung tritt.
Es ist auch versucht worden, den Quertrieb von rotierenden Zylindern für den
Vortrieb von Schiffen praktisch zu nutzen, vgl. die Beschreibung des Flettner-Rotors
von J. Ackeret (1925).
Bei anderen Körperformen läßt sich allerdings dieses Prinzip nur sehr schwie-
rig technisch verwirklichen, so daß dieses Verfahren kaum praktische Anwendung
gefunden hat. Jedoch ist von A. Favre (1938) in einem Modellversuch der Einfluß
der mitbewegten Wand an einem Tragflügel eingehend untersucht worden. Hierbei
wurde auf einem Teil der Profiloberseite die Wand nach Art eines endlosen Bandes
296 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Bild 11.1. Strömung um einen rotierenden


Kreiszylinder

über zwei Walzen in Bewegung gesetzt, wobei der Rücklauf im Innern des Flügels er-
folgte. Diese Anordnung erwies sich als sehr wirksam. Es wurden damit bei großen
Anstellwinkeln (etwa α = 55 ◦ ) maximale Auftriebsbeiwerte von etwa cA = 3,5
erzielt.
Folgende Untersuchungen über Strömungen mit bewegter Wand sind noch erwäh-
nenswert:

a) Die ebene Plattenströmung, bei der sich die Wand wie bei einem endlosen Band
bewegt, wurde von J. Siekmann (1962) und J. Steinheuer (1968a) untersucht.
Es handelt sich wieder um ähnliche Lösungen, die sogar bei einer der Strö-
mungsrichtung entgegengesetzten Wandbewegung bis zu einer Geschwindigkeit
|Uw | < 0,354U∞ existieren.
b) Die Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte, deren hinterer Teil mit
der Strömung mitbewegt wird, ist von E. Truckenbrodt (1952) berechnet worden.
c) Bei der Bewegung eines Körpers in Bodennähe entsteht im körperfesten Koor-
dinatensystem eine stationäre Strömung. Am Boden, der sich mit der Anström-
geschwindigkeit bewegt, entsteht in Körpernähe eine Grenzschicht, die von E.
Beese (1984) untersucht worden ist und die z.B. für die Kfz-Aerodynamik von
Bedeutung ist.
d) Für Grenzschichten an bewegten Wänden kann nicht mehr das übliche Ablö-
sungskriterium τw = 0 verwendet werden. Vielmehr gilt dann das sogenannte
MRS-Kriterium nach F.K. Moore (1958), N. Rott (1955) und W.R. Sears (1956).
Danach tritt der Ablösungspunkt in der Grenzschicht dort auf, wo gleichzeitig
u = 0 und ∂u/∂y = 0 gilt. Im Bild 11.2 ist die Strömung an einem derartigen
Ablösungspunkt skizziert.

2. Schlitzabsaugung. Bereits in seiner ersten Grenzschichtarbeit hat L. Prandtl


(1904) zur Bestätigung seiner grundlegenden Vorstellungen die Grenzschicht künst-
lich beeinflußt und dabei ganz überraschende Wirkungen erzielt. Bild 11.3 zeigt die
Strömung um einem Kreiszylinder bei einseitiger Absaugung der Grenzschicht durch
einen schmalen Schlitz. Die Strömung folgt auf derjenigen Seite, an der abgesaugt
wird, wesentlich länger der Körperoberfläche, die Ablösung wird hinausgezögert.
Infolgedessen wird der Widerstand stark vermindert. Gleichzeitig wird im vorlie-
genden Fall wegen der Unsymmetrie der Strömung ein Quertrieb erzeugt.
11.1 Die verschiedenen Arten der Grenzschichtbeeinflussung 297

Bild 11.2. Geschwindigkeitsprofile in


der Umgebung des Ablösungspunktes
bei Grenzschichten an mitbewegten
Wänden. MRS-Ablösungskriterium:
u = 0 und ∂u/∂y = 0.

Bild 11.3. Strömung um einen Kreis-


zylinder bei einseitiger Absaugung der
Grenzschicht, nach L. Prandtl (1904)

Im Bild 2.9 war die Anwendung der Schlitzabsaugung bei einem stark erweitern-
den Diffusor demonstriert worden. DurchAbsaugung mit je zwei Schlitzen auf beiden
Seiten konnte die Strömungsablösung völlig vermieden werden, vgl. Bild 2.9c.
Die Wirkung der Schlitzabsaugung beruht im wesentlichen auf einer Änderung der
Geschwindigkeitsverteilung U (x) der Außenströmung. Der üblichen Verteilung aus
der reibungslosen Umströmung wird die Geschwindigkeitsverteilung der Senken-
strömung überlagert, die von der am Absaugeschlitz befindlichen, praktisch punkt-
förmigen Senke herrührt. Vor dem Absaugeschlitz wird dadurch die Strömung be-
schleunigt und damit Ablösung vermieden. Hinter dem Schlitz kommt es durch die
Senke zwar zu einer Verzögerung der Außenströmung, die Grenzschicht entwickelt
sich jedoch hinter dem Absaugeschlitz neu und kann daher größeren Druckanstieg
ohne Ablösung überwinden.
Die Schlitzabsaugung ist in der Vergangenheit zur Entwicklung von Tragflügeln
sowohl zur Verringerung des Widerstands, vgl. S. Goldstein (1948), als auch zur
Erhöhung des Auftriebs, vgl. O. Schrenk (1935), E.D. Poppleton (1955), eingesetzt
worden. Es sei jedoch hierzu erwähnt, daß bei der Widerstandsverminderung durch
Absaugung neben der für die Absaugung benötigten Energie auch der sogenannte
Senkenwiderstand berücksichtigt werden muß.

3. Tangentiales Ausblasen bzw. Absaugen. Eine weitere Möglichkeit, Ablö-


sung zu vermeiden, besteht darin, dem energieschwachen Fluid in der Grenzschicht
neue Energie zuzuführen. Dieses kann durch tangentiales Ausblasen von Fluid ho-
her Geschwindigkeit aus dem Innern des Körpers geschehen, wie im Bild 11.4a
298 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Bild 11.4. Verschiedene Anordnungen zur Grenz-


schichtbeeinflussung
a) Ausblasen; b) Absaugen

Bild 11.5. Geschwindigkeitsverteilung in


der Grenzschicht unmittelbar hinter dem
Schlitz für tangentiales Ausblasen

skizziert ist. Durch die Zufuhr der kinetischen Energie in die Grenzschicht wird die
Ablösungsgefahr beseitigt.
Die Wirksamkeit von Klappenflügeln läßt sich deutlich verbessern, wenn unmit-
telbar vor der Klappe tangential ausgeblasen wird, vgl. F. Thomas (1962, 1963),
H. Schlichting (1965b). Durch entsprechende Intensivität des Ausblasestrahles kann
sogar der potentialtheoritische Auftrieb überschritten werden. Es entsteht Superzir-
kulation aufgrund des sogenannten Strahlklappen-Effektes (engl.: jet flap effect), vgl.
J. Williams (1958).
Unmittelbar hinter der Stelle des tangentialen Ausblasens bildet sich nach
Bild 11.5 in der Grenzschicht ein Wandstrahl-Profil aus, das am Grenzschichtaußen-
rand in die Geschwindigkeit U (x) übergeht. Wie bereits im Kap. 7.2.2 erwähnt, hat J.
Steinheuer (1968) solche Strömungen untersucht, vgl. auch M.B. Glauert (1958) mit
einem Diskussionsbeitrag von K. Stewartson zum Abklingverhalten eines derartigen
Wandstrahles bei Gleichdruck.
Die Ablösung der Grenzschicht läßt sich auch durch tangentiales Absaugen ent-
sprechend der Anordnung in Bild 11.4b vermeiden. Das energieschwache Fluid in
der Grenzschicht wird durch Absaugung entfernt, bevor es zur Ablösung kommt.
Hinter dem Absaugeschlitz bildet sich eine neue Grenzschicht, die einen bestimm-
ten Druckanstieg überwinden kann und bei geeigneter Anordnung der Schlitze unter
Umständen gar nicht ablöst.
Auf dem gleichen Prinzip beruht auch die Wirkung von sogen. Grenzschicht-
Abscheidern, wie sie z.B. bei Triebwerkseinläufen am Flugzeugrumpf eingesetzt
werden. Auch hier wird dafür gesorgt, daß das energieschwache Fluid der Grenz-
schicht nicht in den Triebwerkseinlauf gelangt.
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 299

4. Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen. Wenn die Wand porös und da-
mit für das Fluid durchlässig ist, kann die Grenzschicht durch kontinuierliches Ab-
saugen bzw. Ausblasen beeinflußt werden.
Durch Absaugen kann die Ablösung vermieden werden, da das energieschwache
Fluid aus der Grenzschicht entfernt wird.
Umgekehrt können durch Ausblasen die Wandschubspannung und damit der Rei-
bungswiderstand reduziert werden. Ausblasen hat aber seine wichtigste Anwendung
bei der sogenannten Schwitzkühlung. Wenn ein anderes Fluid ausgeblasen wird, ent-
steht eine Zweistoffgrenzschicht, die neben den Feldern für Geschwindigkeit und
Temperatur zusätzlich noch ein Konzentrationsfeld aufweist.
Durch kontinuierliches Absaugen und Ausblasen wird auch das Stabilitätsver-
halten der Grenzschicht und der Übergang ins Turbulente entscheidend beeinflußt.
Absaugen wirkt stets stabilisierend auf die Grenzschicht, vgl. dazu die Ausführungen
in Kap. 15.
Wegen der besonderen Bedeutung des kontinuierlichen Absaugens und Ausbla-
sens für die Grenzschichttheorie sind die beiden folgenden Abschnitte dieser The-
matik gewidmet.
Einen umfassenden Überblick über die Forschung auf dem Gebiet der Grenz-
schichtbeeinflussung geben die Bücher von G.V. Lachmann (1961) und P.K. Chang
(1976).

11.2
Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen
11.2.1
Grundlagen

Bisher war stets eine undurchlässige Wand unterstellt worden, was zu der kinema-
tischen Randbedingung vw = 0 führte. In diesem Kapitel sei nun die Wand porös,
so daß Fluid abgesaugt (vw < 0) oder ausgeblasen (vw > 0) werden kann. Dabei
soll jedoch die Haftbedingung uw = 0 an der (unbewegten) Wand weiterhin gültig
bleiben; zu dieser Problematik siehe z.B. G.J. Hokenson (1985).
Bei der Herleitung der Grenzschichtgleichungen in Kap. 6.1 hatte sich ergeben,
daß die (auf V bezogene) v-Komponente
√ der Geschwindigkeit eine kleine Größe
von der Größenordnung O(1/ Re) ist. Im folgenden wird angenommen, daß auch
die Geschwindigkeit vw diese Größenordnung besitzt. Das hat zur Folge, daß die
Außenströmung von vw unabhängig ist (Effekte höherer Ordnung werden in Kap. 14
besprochen). Auch die Grenzschichtgleichungen (6.7) bis (6.9) bleiben unverändert.
Lediglich die Randbedingung an der Wand ändert sich. Statt Gl. (6.16) gilt jetzt


y=0: u∗ = 0,  vw (x ∗ )
v = (11.1)

mit
vw (x) √
vw =
 Re. (11.2)
V
300 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Damit lauten die Grenzschichtgleichungen für konstante Stoffwerte in dimensions-


behafteter Form:
∂u ∂v
+ = 0, (11.3)
∂x ∂y
∂u ∂u dU ∂ 2u
u +v =U +ν 2 , (11.4)
∂x ∂y dx ∂y
 
∂T ∂T ∂ 2T ν ∂u 2
u +v =a 2 + (11.5)
∂x ∂y ∂y cp ∂y

mit den Randbedingungen

y=0: u = 0, v = vw (x), T = Tw (x) oder q = qw (x)


(11.6)
y → ∞ : u = U (x), T = T∞ .

Dabei sind die Verteilungen U (x), vw (x) und Tw (x) bzw. qw (x) vorgegeben.
Bezüglich des Wärmeüberganges entsteht durch Absaugen oder Ausblasen ein
doppelter Effekt. Zum einen wird das Temperaturprofil durch das veränderte Ge-
schwindigkeitsfeld in der Grenzschicht beeinflußt, was die Wärmeleitung an der
Wand verändert, zum anderen tritt an der Wand bei vw  = 0 neben der Wärmeleitung
auch ein konvektiver Wärmestrom auf. Bei der für den Wärmeübergang maßgebli-
chen Nußelt-Zahl Nu = qw l/(λT ) muß beachtet werden, daß dabei qw nur den
Leitungsanteil qw = −λ(∂T /∂y)w des an der Wand übertragenen Wärmestroms und
nicht den gesamten Wärmestrom (Leitung qw und Konvektion cp Tw vw ) umfaßt. Mit
Tw ist stets die Temperatur des Fluids bei y = 0 gemeint, von der jedoch unterstellt
wird, daß sie mit der Wandtemperatur übereinstimmt.
Die Wandbindung (7.2) erfährt jetzt eine Erweiterung:
 2 
∂ u dp τw
µ = + vw . (11.7)
∂y 2 w dx ν

Dennoch folgt weiterhin daraus, daß Druckanstieg eine notwendige Bedingung für
Ablösung (τw = 0) ist (der Grenzfall τw = 0, dp/dx = 0, (∂ 2 u/∂y 2 )w = 0 wird in
Abschnitt 11.2.4 besprochen).
Ebenso erhalten die Integralsätze Zusatzglieder. Der Impulssatz (Gl. (7.100)) lau-
tet
d dU τw
(U 2 δ2 ) + δ1 U − vw U = , (11.8)
dx dx 
der Energiesatz (Gl. (7.104))
∞
d 2 ∂u 2D
(U 3 δ3 ) − vw U 2 = τ dy = . (11.9)
dx  ∂y 
0

Dabei gelten die bisherigen Definitionen von δ1 , δ2 , δ3 und D.


11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 301

Aus einer Integration der Kontinuitätsgleichung erhält man jetzt in Erweiterung


von Gl. (6.35):
d(U δ1 )
lim (v − V ) = + vw (x). (11.10)
y→∞ dx
Man erkennt an dieser Beziehung, daß durch Absaugen (vw < 0) im Prinzip die
Verdrängungswirkung der Grenzschicht verschwinden kann.

11.2.2
Massives Absaugen (vw → −∞)

Durch sehr starkes kontinuierliches Absaugen wird die Grenzschicht sehr dünn. Zur
Beschreibung dieser Grenzschicht bietet sich deshalb statt y die gestreckte Wandko-
ordinate
vw (x)y
N =− (11.11)
ν
an. Transformiert man die Grenzschichtgleichungen (11.3) bis (11.5) auf die neuen
Koordinaten x, N und bildet dann den Grenzübergang vw → −∞, erhält man das
stark vereinfachte System (Vernachlässigung der Dissipation):

∂v
= 0, (11.12)
∂N
∂ 2u ∂u
2
+ = 0, (11.13)
∂N ∂N
1 ∂ 2T ∂T
2
+ =0 (11.14)
Pr ∂N ∂N
mit den Lösungen:

v = vw (x) < 0 , (11.15)

u = U (x)[1 − exp(vw (x)y/ν)] , (11.16)

T − T∞ = (Tw − T∞ ) exp(vw (x)y/a). (11.17)

Es handelt sich hier um rein lokale Lösungen, die von der Vorgeschichte der Grenz-
schicht nicht abhängen. Die universellen Verteilungen der Geschwindigkeit und der
Temperatur werden in diesem Grenzfall massiven Absaugens auch als asymptotische
Absaugeprofile bezeichnet.
Für die Wandschubspannung erhält man
 
∂u
τw (x) = µ = [−vw (x)]U (x), (11.18)
∂y w

sie ist also von der Viskosität unabhängig (!). Trotzdem läßt sich formal aus Gl. (6.39)
bzw. (6.40) ein „Reibungswiderstand“ ermitteln. Strenggenommen handelt es sich
302 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

jedoch nicht um einen Reibungswiderstand, sondern um den sogenannten Senken-


widerstand, den jeder Körper in einer Strömung erfährt, in den eine bestimmte Masse
eingesaugt wird, wie sich aus einer Impulsbilanz leicht zeigen läßt, vgl. L. Prandtl;
O. Tietjens (1931, Bd II, S. 140). Der Gleichung (11.18) läßt sich entnehmen, daß
durch massives Absaugen stets eine Strömungsablösung vermieden werden kann.
Für die Wandwärmestromdichte ergibt sich aus Gl. (11.17)
 
∂T
qw = −λ = [−vw (x)]cp [Tw (x) − T∞ ]. (11.19)
∂y w
Um den gesamten Wärmestrom an die Wand zu erhalten, muß diesem Anteil infolge
„Leitung“ (der hier von λ unabhängig ist und in gewisser Weise einer konvektiven
Wärmestromdifferenz entspricht) noch der konvektive Anteil vw cp Tw hinzugefügt
werden, so daß der Gesamtwärmestrom durch qw ges = vw cp T∞ gegeben ist.
Mit Berücksichtigung der Dissipation erhält man für den Rückgewinnfaktor
Tad − T∞
r= =1 (11.20)
U 2 (x)/(2cp )
für alle Prandtl-Zahlen, vgl. auch K. Gersten et al. (1977).
Die verschiedenen Dicken der Grenzschicht lauten hierzu
ν 1 ν 5 ν
δ1 (x) = , δ2 (x) = , δ3 = ,
[−vw (x)] 2 [−vw (x)] 6 [−vw (x)]
(11.21)
5
H12 = 2, H32 = .
3
Auf die Lösung für massives Absaugen bei der ebenen Staupunktströmung wurde
bereits im Kap. 5.1.3 hingewiesen.
Die Erweiterung dieser Lösungen auf kompressible Strömungen kann man bei K.
Gersten et al. (1977) finden, vgl. auch A.D. Young (1948).
Obwohl ein Grenzübergang vw → −∞ vollzogen worden ist, handelt es sich
strenggenommen immer noch um kleine Absaugegeschwindigkeiten im Vergleich
zu einer charakteristischen Geschwindigkeit V der Außenströmung, also z.B. zur
Anströmgeschwindigkeit. Es gilt
vw 1
= O(1/ Ren ) 0<n< , (11.22)
V 2
K. Gersten; J.F. Gross (1974b). Für Re → ∞ strebt vw /V gegen null, dagegen
vgl. √
|vw | Re/V gegen unendlich.

Beispiel: Kreiszylinder mit massivem homogenen Absaugen


Geht man beim Kreiszylinder von der potentialtheoretischen Geschwindigkeitsverteilung
U (x) = 2V sin ϕ aus, so löst die laminare Grenzschicht ohne Beeinflussung bei ϕ = 104,5 ◦
ab, vgl. Kap. 8.3.3, was zum Widerspruch zur vorgegebenen U (x)-Verteilung führt.
Durch hinreichend starkes Absaugen kann jedoch die Ablösung vermieden werden. Wird
homogen abgesaugt, so rückt der Ablösungspunkt in Richtung auf den hinteren Staupunkt, den
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 303


er etwa bei vw V R/ν/V = −8,5 erreicht. Die Grenzschicht ist dann in sehr guter Näherung
durch die asymptotischen Absaugeprofile beschrieben, vgl. J. Wiedemann (1983). Damit gilt
für das Widerstandsgesetz (es gibt keinen Druckwiderstand)
π  
2W vw
cW = = cf sin ϕ dϕ = 2π − (11.23)
V 2 2Rb V
0


und für das Wärmeübergangsgesetz bei konstanter Wandtemperatur mit q w = qw dϕ/π
0
  
qwR vw VR
Num = = − Pr . (11.24)
λ(Tw − T∞ ) V ν

11.2.3
Massives Ausblasen (vw → +∞)

Durch massives Ausblasen wird die v-Komponente in der Grenzschicht sehr groß,
und die Grenzschichtdicke nimmt gegenüber dem Fall ohne Ausblasen stark zu.
Wir führen deshalb entsprechend „gestauchte“ Größen
v y

v= , 
y= (11.25)
vwo vwo
ein, wobei vwo die Ausblasgeschwindigkeit an einer Bezugsstelle x = x0 ist. Für
die Grenzschichtgleichungen (11.3) bis (11.5) erhält man mit diesen Größen im
Grenzübergang vwo → ∞:
∂u ∂ v
+ = 0, (11.26)
∂x ∂
y
∂u ∂u ∂U
u +
v =U , (11.27)
∂x ∂
y ∂x
∂T ∂T
u +
v = 0. (11.28)
∂x ∂
y
Die Glieder proportional zu ν bzw. a sind bei dem Grenzübergang weggefallen.
Bei massivem Ausblasen wird also die Grenzschicht in erster Näherung durch eine
„reibungslose“ Theorie beschrieben.
Die Lösung für das Geschwindigkeitsfeld lautet

u(x,ψ) = 2[p( x ) − p(x)]/, (11.29)

wobei

x

x) = −
ψ( vw (x) dx (11.30)
0
304 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Bild 11.6. Stromlinienverlauf in der


Grenzschicht mit massivem Ausblasen,
T : Trennstromlinie

diejenige Stromfunktion kennzeichnet, die an der Stelle x = x auf der Wand beginnt,
vgl. Bild 11.6. Die Gleichung (11.29) besagt, daß der Gesamtdruck p + u2 /2 auf
einer Stromlinie konstant ist (Bernoulli-Gleichung).
Aus der Wandbindung (Gl. (11.27) für y → 0) ergibt sich die Wandschubspannung
 
∂u µU (x) dU ν dp
τw = µ = =− . (11.31)
∂y w vw (x) dx vw (x) dx

Diese Lösung für massives Ausblasen ist nur bei Druckabfall möglich, da in Gl.
(11.29) p(
x ) > p(x) gelten muß.
Den Wandabstand der Trennstromlinie, die das ausgeblasene Fluid von dem Fluid
der Anströmung trennt, erhält man aus einer Massenbilanz:
x x
∂ψ vw (x  ) dx 
yT (x) = − = . (11.32)
u u(x,x  )
0 0

Die Trennstromlinie ist in diesem Fall der Grenzschichtrand, der also in dem
„gestauchten“ Koordinatensystem x,  y einen endlichen Wandabstand besitzt. Beim
Übergang der reibungslosen, aber drehungsbehafteten Grenzschichtströmung zur
reibungslosen drehungsfreien Außenströmung an der Trennstromlinie besteht kein
stetiger Übergang in den Ableitungen der Geschwindigkeiten. Wegen dieser Unste-
tigkeiten entsteht eine viskose Schicht (eine Art Trennungsschicht) in der Umgebung
der Trennstromlinie, die für den stetigen Übergang sorgt. Die Differentialgleichung
zur Beschreibung der Strömung in dieser freien Scherschicht ist von der Ausblasge-
schwindigkeit vw (x) unabhängig, vgl. K. Gersten; J.F. Gross (1974b).
In dieser Schicht erfolgt auch der Übergang von der Temperatur Tw , die in der
gesamten Grenzschicht herrscht, in die Außentemperatur T∞ . Aus vielen Beispielen
geht hervor, daß für vw → +∞ die Wandwärmestromdichte qw exponentiell gegen
null strebt. Daher bietet Ausblasen eine sehr effektive Möglichkeit zur drastischen
Reduktion des Wärmeüberganges, was bei der sogenannten Transpirations- oder
Schwitzkühlung technisch genutzt wird.
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 305

Kombiniertes Ausblasen-Absaugen
Die durch Gl. (11.29) bis (11.32) beschriebene Lösung kann auch in den Bereich
des Druckanstieges fortgesetzt werden, wenn die Verteilung vw (x) so beschaffen ist,
daß sie an der Stelle des Druckminimums das Vorzeichen wechselt. Dann erfolgt
im Bereich des Druckanstiegs entsprechend massives Absaugen. Das nachfolgende
Beispiel erläutert die physikalische Situation an der Kreiszylinder-Umströmung.
Beispiel: Kreiszylinderströmung mit kombiniertem massiven Ausblasen-Absaugen
Nach Bild 11.7 wird mit der Geschwindigkeitsverteilung vw (ϕ) = vwo cos ϕ (mit vwo > 0)
ausgeblasen bzw. abgesaugt.

Bild 11.7. Kreiszylinder mit massi-


vem Ausblasen und Absaugen
Schicht I: Grenzschicht
(reibungsfrei,
drehungsbehaftet)
Schicht II: Trennungsschicht
(reibungsbehaftet)
Schicht III: Außenströmung
(reibungsfrei,
drehungsfrei)

Das in der vorderen Hälfte ausgeblasene Fluid wird gerade wieder in der hinteren Hälfte
abgesaugt. Mit der Außengeschwindigkeit U (ϕ) = 2V sin ϕ erhält man aus Gl. (11.31) die
Verteilung des Reibungsbeiwertes
2τw 8ν
cf = = sin ϕ (11.33)
V 2 vwo R
und durch Integration das Widerstandsgesetz

2W 4π ν
cW = = cf sin ϕ dϕ = . (11.34)
V 2 2Rb vwo R
0
Da die Strömung nicht ablöst, gibt es keinen Druckwiderstand. Der Reibungswiderstand kann
nach Gl. (11.34) beliebig stark reduziert werden.
Bei diesem Beispiel handelt es sich also um eine analytische Lösung der Grenzschichtglei-
chungen für einen umströmten Körper endlicher Abmessung, vgl. K. Gersten (1979).

11.2.4
Ähnliche Lösungen
Die im Kap. 7.2 behandelten ähnlichen Lösungen der Grenzschichtgleichungen las-
sen sich sehr einfach auf Strömungen mit Absaugen bzw. Ausblasen erweitern. Dazu
306 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

muß für die gewöhnlichen Differentialgleichungen im allgemeinen lediglich die


Randbedingung an der Wand geändert werden. Die dimensionslose Stromfunktion
f (η) erhält jetzt an der Wand einen von null verschiedenen Wert fw = f (0). Nach
Gl. (7.11) folgt dann für die Ausblasgeschwindigkeit an der Wand:
√ d
vw Re = − (UN 
δ)fw . (11.35)

Danach gehört zu jeder ähnlichen Lösung eine ganz bestimmte Verteilung vw (ξ ) bzw.
vw (x), für die auch bei Ausblasen bzw. Absaugen die Ähnlichkeit der Lösung erhalten
bleibt. Dieses betrifft dann auch die ähnlichen Lösungen des Temperaturfeldes nach
Kap. 9.4, der kompressiblen Grenzschichten nach Kap. 10.4.4 und der natürlichen
Konvektion nach Kap. 10.5.4.
Beispiele dazu sollen im folgenden besprochen werden.

Keilströmungen
Für die Keilströmungen mit U (x) = ax m folgt aus Gl. (7.32) die Verteilung

m+1 m−1
vw (x) = − νa x 2 fw . (11.36)
2
Danach bedeutet fw > 0 Absaugen und fw < 0 Ausblasen. Für die Staupunktströmung
(m = 1) ergibt sich gerade ein konstantes vw . Das Gleichungssystem, vgl. Gl. (7.15) und
Gl. (9.52),

f  + ff  + β(1 − f 2 ) = 0 , (11.37)


1  2n
ϑ + f ϑ − f ϑ = 0 (11.38)
Pr m+1
mit den Randbedingungen

η = 0 : f = fw , f  = 0, ϑ = 1
(11.39)
η→∞: f  = 1, ϑ = 0

ist schon häufig untersucht worden.


Bild 11.8 zeigt den Verlauf fw als Funktion von β = 2m/(m + 1) mit fw als Parameter
nach K. Nickel (1962). Verschwindende Wandschubspannung ist durch die Linie fw = 0 ge-
geben. Man erkennt aus Bild 11.8, daß auch bei stark verzögerter Strömung (z.B. β = −1, d.h.
m = −1/3) durch entsprechend intensives Absaugen eine positive Wandschubspannung er-
zwungen werden kann. Man erkennt ferner, daß bei verzögerten Strömungen zwei Lösungen
existieren, wobei eine davon Rückströmung (fw < 0) aufweist. Lösungen des Geschwin-
digkeitsfeldes werden auch von H. Schlichting (1943/44) und H. Schlichting; K. Bussmann
(1943) angegeben, ebenso für m = 0 von H.W. Emmons; D.L. Leigh (1954) und J. Steinheuer
(1968).
Einen Überblick über die Lösungen erhält man von Bild 11.9. In dem β-fw -Diagramm
entspricht jedem Punkt eine bestimmte Strömung. Die Lösungen mit fw = 0 sind durch die
Grenzkurve gekennzeichnet. Diese endet an der Plattenlösung bei fw = −0,8757. Bei dieser
Ausblasintensität hat sich die Grenzschicht von der Platte abgehoben. Die Lösung entspricht
genau der Lösung für die Strahlrandströmung nach Kap. 7.2.4 (λ = 0). Die Ausblasgeschwin-
digkeit vw (x) übernimmt dabei die Funktion der Einsauggeschwindigkeit nach Gl. (7.45). Den
Übergang fw → −0,8757 hat D.R. Kassoy (1970) genauer beschrieben.
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 307

Bild 11.8. Zusammenhang zwischen der Wandschubspannung τw ∼ fw und der Absauge-
geschwindigkeit
 v ∼ fw für Grenzschichten
 von Keilströmungen nach K. Nickel (1962).
 w 
τw m+1 ν  vw m+1 ν 2m ,
U 2 = 2 U x fw U =− 2 U x fw β = m+1 U = ax m

Bild 11.9. Übersicht über die


ähnlichen Lösungen an Keilströ-
mungen mit kontinuierlichem
Absaugen bzw. Ausblasen. Un-
terhalb der Grenzkurve fw =
0 erfolgt in der Grenzschicht
Rückströmung

Der rechte Rand von Bild 11.9 entspricht dem massiven Absaugen (fw → +∞), der
linke Rand dem massiven Ausblasen (fw → −∞). Letzteres existiert nur für Druckabfall
(β > 0). Oberhalb der Kurve fw = 0 (τw = 0) liegen die Lösungen ohne Rückströmung. Man
erkennt, daß mit zunehmender Absaugung die Fälle mit fw = 0 zu größeren Druckanstiegen
(β → −∞) verschoben werden.
308 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Bild 11.10. Wärmeübergang an der längsangeströmten ebenen Platte (Tw = const) mit kon-
tinuierlichem Absaugen bzw.
√ Ausblasen als Funktion der Prandtl-Zahl.
Es gilt: vw (x)/U∞ = − ν/2U∞ xfw .
a) Geeignete Darstellung für kleine Prandtl-Zahlen
b) Geeignete Darstellung für große Prandtl-Zahlen, K = fw Pr 2/3

Für die Strömung an der Platte (m = 0, β = 0, n = 0) ist im Bild 11.10a die Nußelt-Zahl
in Abhängigkeit von der Prandtl-Zahl mit fw als Parameter dargestellt. Die Asymptoten für
Pr → 0 und für Pr → ∞ sind als gestrichelte Linien eingezeichnet. Ganz offensichtlich
ändert sich das asymptotische Verhalten für Pr → ∞ in der Umgebung von fw = 0, d.h.
beim Übergang vom Absaugen zum Ausblasen, recht drastisch. Dieses hängt mit dem dop-
pelten Grenzübergang Pr → ∞, fw → 0 zusammen, bei dem es auf die richtige Wahl des
Grenzüberganges für die beiden Parameter ankommt.
Wie von K. Gersten; H. Herwig (1992, S.√ 358) ausführlich dargestellt wird, erhält man
eine adäquate Darstellung der Funktion Nux / Rex = F (Pr ,fw ) für Pr → ∞ und fw → 0
durch einen sogenannten „ausgezeichneten gekoppelten Grenzprozeß“ (engl.: distinguished
limit). Bei diesem werden die beiden Grenzübergänge Pr → ∞ und fw → 0 so vollzogen,
daß der Kopplungsparameter
K = fw Pr 2/3 (11.40)
dabei konstant bleibt. Dieser Parameter folgt aus dem sogen. Prinzip des Minimums der
Entartung (engl.: minimum of degeneracy), d.h. die Kopplung zwischen Pr und fw muß gerade
so erfolgen, daß bei dem (durch die Kopplung entstandenen) einparametrigen Grenzprozeß die
sich ergebende Differentialgleichung möglichst wenig entartet, vgl. auch K. Gersten (1982a).
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 309

Bild 11.11. Wärmeübergang


an der längsangeströmten
ebenen Platte (Tw = const)
mit kontinuierlichem Ab-
saugen bzw. Ausblasen im
doppelten Grenzübergang
Pr → ∞, fw → 0, so daß
K = fw Pr 2/3 endlich
bleibt.

Die daraus folgende Darstellung des Wärmeüberganges ist in Bild 11.10b wiedergegeben. In
diesem Bild ist die Lösungsfunktion im Bereich Pr → ∞, fw → 0 völlig „regulär“. Dagegen
erscheint in dieser Darstellung der Bereich Pr → 0, fw → 0 singulär. Die Bilder 11.10a und
11.10b beschreiben dieselbe Funktion. Ist man an Prandtl-Zahlen Pr < 1 interessiert, wird
man Bild 11.10a bevorzugen, für Pr > 1 dagegen Bild 11.10b.
In Bild 11.11 ist der Verlauf der Funktion aus Bild 11.10b für Pr → ∞ in Abhängigkeit
von K wiedergegeben. Die gestrichelten Linien entsprechen den Asymptoten für Absaugen
(K → ∞) und Ausblasen (K → −∞). Das Ergebnis für K = 0 wurde bereits in Tabelle 9.1
angegeben. Würde man bei endlichem fw zunächst den Grenzprozeß Pr → ∞ durchführen
und anschließend den Grenzübergang fw → 0, käme man zu falschen Ergebnissen, da man
dann den Asymptoten in Bild 11.11 folgte, die beide für K = 0 fälschlicherweise verschwin-
denden Wärmeübergang liefern.

Anmerkung (Doppelte Grenzübergänge)


Das besprochene Beispiel hat gezeigt, daß bei Zweiparameter-Problemen der doppelte Grenz-
übergang zu falschen Ergebnissen führen kann, wenn der Grenzprozeß nicht korrekt ausge-
führt wird, d.h. die notwendige Kopplung zwischen den Parametern beim Grenzübergang nicht
beachtet wird. Daraus ergibt sich die folgende Frage: Da die Prandtlschen Grenzschichtglei-
chungen aus den vollständigen Bewegungsgleichungen durch einen Grenzprozeß (Re → ∞)
entstanden sind, kann auch die Grenzschichttheorie auf falsche Ergebnisse führen, wenn wei-
tere Parameter (z.B. geometrische), die das Verhalten der Grenzschicht mitbestimmen, ihre
Grenzwerte erreichen? Leider muß diese Antwort bejaht werden. Es gibt Strömungen, die
im Grenzfall Re → ∞ durch die Prandtlsche Grenzschichttheorie nicht mehr ausreichend
beschrieben werden. Eine korrekte Durchführung des oben erwähnten ausgezeichneten ge-
koppelten Grenzprozesses führt in diesen Fällen zu Erweiterungen der Grenzschichttheorie,
auf die in Kap. 14 eingegangen wird.
Weitere Lösungen der Temperaturgrenzschichtgleichung für Keilströmungen mit Absau-
gen und Ausblasen findet man bei W.E. Stewart; R. Prober (1962), P.L. Donoughe; J.N.B.
Livingood (1955) und K. Gersten; H. Körner (1968). In der letztgenannten Arbeit sind auch
variable Wandtemperaturverteilungen (n = 2m) und der Einfluß der Dissipation behandelt
worden. Die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte wurde von W.B. Brown; P.L. Donoughe
(1951) berücksichtigt. Über den Einfluß der Dissipation findet man Angaben bei K. Gersten;
J.F. Gross (1973a).

Diffusor-Strömung
Der Außengeschwindigkeit U (x) = a/x (m = −1) entspricht die Strömung in einem diver-
gierenden Kanal (Quellströmung). Ohne Absaugen existiert dazu keine ähnliche Lösung. Mit
310 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

einer Absaugeverteilung 
U (x)ν 1
vw (x) = −k ∼ (11.41)
x x

erhält man ähnliche Lösungen, solange k ≥ 2 2 gilt, vgl. H. Holstein (1943).
Zum Wärmeübergang für diese Strömung findet man Angaben bei K. Gersten; H. Körner
(1968).

Wandstrahl
In Kap. 7.2 hatten sich ähnliche Grenzschichten ohneAußenströmung ergeben, für die folgende
Differentialgleichung (vgl. (7.29)) gilt:

f  + ff  − α3 f 2 = 0. (11.42)

Wir wählen dazu jetzt folgende Randbedingungen:

η = 0 : f = fw , f  = 0
(11.43)
η→∞: f  = 0.

Zur Normierung wird noch als Nebenbedingung

∞
f  (η) dη = 1 (11.44)
0

gesetzt. Zu jedem vorgegebenen Wert fw muß nun der Eigenwert α3 so gefunden werden,
daß alle Rand- und Nebenbedingungen erfüllt sind. Der Eigenwert α3 ist hier also von der
Intensität des Ausblasens bzw. Absaugens abhängig. Für die Ausblasgeschwindigkeit an der
Wand gilt nach Gl. (11.35)
 
vw fw V x (α3 −1)/(2−α3 )
=− . (11.45)
V 2 − α3 ν

Diese Grenzschicht läßt sich als Wandstrahl-Strömung interpretieren. Für fw = 0 gilt


α3 = −2, was dem Wandstrahl an einer undurchlässigen Wand nach Kap. 7.2.7 entspricht.
Mit zunehmender Ausblasintinsität (fw < 0) wird α3 größer und erreicht für fw = −0,5 den
Grenzwert α3 = −1. Diese Strömung beschreibt den Freistrahl nach Kap. 7.2.6. Die Aus-
blasgeschwindigkeit vw ∼ x −2/3 übernimmt dann die Funktion der Einsauggeschwindigkeit
nach Gl. (7.55). Der Wandstrahl hat sich bei dieser Ausblasstärke von der Wand abgehoben
und ist zum Freistrahl geworden. Im Grenzfall massiven Absaugens (vw → −∞, fw → +∞)
verschwindet der Wandstrahl vollständig, und es verbleibt lediglich ein Absaugen vw ∼ 1/x
aus der ruhenden Umgebung ohne viskose Scherschicht. Einzelheiten der Lösungen kann man
bei J. Steinheuer (1966) nachlesen.

11.2.5
Allgemeine Lösungen

Für allgemeine Vorgaben von U (x), vw (x) und Tw (x) bzw. qw (x) läßt sich das
Gleichungssystem (11.3) bis (11.6) auf verschiedene Art lösen.
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 311

In der Vergangenheit erfolgten Lösungen durch Reihenentwicklungen, vgl. R.


Iglisch (1944), H. Görtler (1957c), und durch Näherungsverfahren, die auf den In-
tegralsätzen (11.8) und (11.9) basieren, vgl. H. Schlichting (1948). So hat sich ein
Näherungsverfahren von R. Eppler (1963) in der Praxis gut bewährt. Von E. Trucken-
brodt (1956) wurde ein besonders einfaches Integralverfahren entwickelt, bei dem
sich die Grenzschichtberechnung auf die Lösung einer gewöhnlichen Differential-
gleichung erster Ordnung reduziert. Im Sonderfall der undurchlässigen Wand geht
es in die Quadraturformel Gl. (8.23) über.
Ein Näherungsverfahren zur Berechnung des Wärmeübergangs bei Grenzschich-
ten mit Ausblasen oder Absaugen wurde von T.F. Zien (1976) angegeben. Auch für
kompressible Grenzschichten wurden Integralverfahren entwickelt, vgl. P.A. Libby;
A. Pallone (1954), M. Morduchow (1952) und W. Pechau (1963).
Im folgenden soll auf einige Beispiele von Lösungen für Grenzschichten mit
Ausblasen bzw. Absaugen eingegangen werden.

1. Plattenströmung mit homogenem Absaugen bzw. Ausblasen


Die Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte mit homogenem Absaugen wurde
von R. Iglisch (1944) berechnet. Danach beginnt die Grenzschicht direkt an der Vorderkante
mit dem Blasius-Profil der Lösung ohne Absaugung (Formparameter H12 = 2,59). Wei-
ter stromabwärts wirkt die Absaugung und führt zu einer Reduktion von H12 . Schließlich
wird stromabwärts das asymptotische Absaugeprofil nach Gl. (11.16) erreicht mit H12 = 2
entsprechend Gl. (11.21). Praktisch stellt sich der asymptotische Zustand etwa bei

−vw U∞ x
=2
U∞ ν
ein (H12 < 2,02). Wie in Bild 11.12 skizziert ist, wächst die Grenzschichtdicke wie üblich mit
der Lauflänge an. Bei Erreichen des asymptotischen Zustandes für große x-Werte behält die
Grenzschicht eine gleichbleibende Dicke nach Gl. (11.21). Nach K. Stewartson (1957) mündet
die Lösung exponentiell in den asymptotischen Wert ein, d.h. eine asymptotische Entwicklung
für große x-Werte ist nicht möglich, da gegenüber dem asymptotischen Absaugeprofil der
nächste Term einer Näherung exponentiell klein ist.
Von besonderem Interesse im Hinblick auf die Widerstandsersparnis durch Laminarhalten
durch Absaugen ist das Widerstandsgesetz der Platte mit homogener Absaugung, welches
in Bild 11.13 dargestellt ist. Für sehr große Reynolds-Zahlen Re = U∞ l/ν, bei denen der
überwiegende Teil der Platte im Bereich der asymptotischen Lösung liegt, ist der Widerstand
durch die einfache Beziehung (11.18) gegeben, woraus für den Widerstandsbeiwert folgt

l
2W 2
cW = 2 bl
= 2 l
τw (x) dx ≈ 2cQ (11.46)
U∞ U∞
0

Bild 11.12. Die längsangeströmte ebene Platte mit ho-


mogener Absaugung
312 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Bild 11.13. Widerstandsbei-


werte der längsangeströmten
ebenen Platte mit homogener
Absaugung
cQ = −vw /U∞ : Volu-
menstrom-Beiwert der Ab-
saugung
Kurven (1), (2) und (3): ohne
Absaugung
(1) laminar
(2) Übergang
laminar-turbulent
(3) voll turbulent

mit dem Absaugebeiwert

l
Q −1
cQ = = vw (x) dx, (11.47)
U∞ bl U∞ l
0

für den bei homogenem Absaugen cQ = −vW /U∞ gilt. Der so ermittelte cW -Wert ist also
von der Reynolds-Zahl unabhängig, verschwindet also nicht für Re → ∞. Es handelt sich um
den bereits erwähnten Senkenwiderstand, den jeder Körper, auch in reibungsloser Strömung,
erfährt, der den Volumenstrom Q „verschluckt“ und damit der Strömung den Impulsstrom
I˙ = W = QU∞ entzieht. Für kleine Reynolds-Zahlen ist der Widerstand größer, da auf
dem vorderen Plattenteil wegen der dünneren Grenzschicht die Wandschubspannung größer
ist als weiter hinten.
Zum Vergleich ist in Bild 11.13 auch das Widerstandsgesetz der Platte bei turbulenter
Grenzschicht ohne Absaugen eingetragen, das später in Kap. 18.2.5 erörtert werden wird. Da
Absaugen einen stabilisierenden Einfluß auf die Grenzschicht hat, läßt sich durch entsprechend
starkes Absaugen der Übergang vom Laminaren zum Turbulenten unterdrücken. Wie im Kap.
15 gezeigt wird, reicht ein Absaugebeiwert von

cQ krit = 1,2 × 10−4

bereits aus, um die Grenzschicht über der gesamten Lauflänge stabil zu halten. Diesem kri-
tischen Absaugebeiwert entspricht die als günstigste Absaugung deklarierte, strich-punktiert
eingezeichnete Kurve. Der Bereich zwischen dieser Kurve und der Kurve für die turbulente
Grenzschicht gibt den Anteil des Widerstandes an, der durch Absaugung eingespart werden
kann. Die relative Widestandsersparnis, bezogen auf den vollturbulenten Widerstand, nimmt
mit wachsender Reynolds-Zahl etwas zu. Sie bewegt sich zwischen 60 % und 80 % im Bereich
der Reynolds-Zahlen von Re = 106 bis 108 .
Experimentelle Untersuchungen von J.M. Kay (1948) haben die theoretischen Ergebnisse
von R. Iglisch (1944) bestätigt.
Von W. Rheinboldt (1956) wurde die Plattengrenzschicht für den Fall untersucht, daß die
Absaugung nur über einer endlichen Länge der Wand erfolgt.
Bei homogenem Ausblasen an der Platte kommt es nach der Lauflänge

U∞ ν
xA = 0,7456 2
vw
11.2 Kontinuierliches Absaugen bzw. Ausblasen 313

zur Ablösung der Grenzschicht, verbunden mit einer Singularität, wie D. Catherall et al. (1965)
und D.R. Kassoy (1973) gezeigt haben. Danach setzt die Ablösung umso eher ein, je stärker
ausgeblasen wird. Das Auftreten einer Singularität im Ablösungspunkt deutet darauf ein, daß
für diese Strömung die Grenzschichttheorie einer Erweiterung bedarf, worauf wir im Kap. 14
zurückkommen.
Ergebnisse zum Wärmeübergang findet man z.B. bei T.-F. Zien (1976). Zu anderen Aus-
blaseverteilungen haben J.B. Klemp; A. Acrivos (1972) Hinweise gegeben.

2. Tragflügelprofil
Für die symmetrische Strömung (α = 0 ◦ ) um ein symmetrisches Joukowsky-Profil mit ho-
mogenem Absaugen über der gesamten Oberfläche wurde die Grenzschicht nach dem Integral-
verfahren von E. Truckenbrodt (1956) berechnet. Ein Ergebniss ist im Bild 11.14 dargestellt.
Man ersieht daraus, daß sich mit wachsender Absaugung der Ablösungspunkt nach hinten
∗ = c √V l/ν > 1,12 überhaupt keine Ablösung mehr eintritt.
verschiebt und daß für cQ Q
Die Absaugung hat also neben ihrer stabilisierenden Wirkung zur Vermeidung des Über-
ganges laminar/turbulent, auf die im Kap. 15 eingegangen wird, vor allem ihre besondere
Bedeutung für das Vermeiden von Ablösung. Daher wurde Absaugen bei Tragflügeln verschie-
dentlich auch zur Erhöhung des Maximalauftriebs eingesetzt. Dabei erfolgte die Absaugung
vorwiegend im schmalen Bereich nahe der Profilvorderkante. Man vergleiche dazu Arbei-
ten von E.D. Poppleton (1955), C.A. Holzhauser; R.S. Bray (1956) sowie N. Gregory; W.S.
Walker (1955).
Eine Kombination von Ausblasen und Absaugen zur Reduktion des Widerstandes eines
Tragflügelprofiles wurde von J. Wiedemann (1983), J. Wiedemann; K. Gersten (1984) und K.
Gersten; J. Wiedemann (1982) angewendet. Im vorderen Bereich, d.h. im Druckabfallgebiet,
wurde ausgeblasen, um die Wandschubspannung zu reduzieren, und im Druckanstiegsgebiet
wurde abgesaugt, um Ablösung zu vermeiden. Bild 11.15 zeigt als Ergebnis dieser Berechnun-
gen den Widerstand als Funktion desAusblasebeiwertes. Dabei war derAbsaugevolumenstrom
nur 1/9 des Ausblasevolumenstromes. Die gestrichelte Linie entspricht der asymptotischen Lö-
sung des massiven Ausblasens (bzw. Absaugens) nach Abschnitt 11.2.3. Man erkennt, daß der
Widerstand bei entsprechendem Ausblasen/Absaugen beliebig klein werden kann.

Bild 11.14. Grenzschicht an ei-


nem symmetrischen Joukowsky-
Profil ohneAnstellwinkel mit homo-
generAbsaugung, gerechnet nach E.
Truckenbrodt (1956)
δ1 Impulsverlustdicke; l  √halber
Profilumfang; cQ ∗ = c
Q V l/ν
reduzierter Volumenstrom-Beiwert
der Absaugung; U/V potential-
theoretische Geschwindigkeitsver-
teilung;
A Ablösungspunkt
314 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Bild 11.15. Widerstandsbei-


wert eines symmetrischen
Joukowsky-Profils (4,4 %
relative Dicke, Anstell-
winkel α = 0 ◦ ) bei
kombiniertem Ausblasen
und Absaugen nach J.
Wiedemann; K. Gersten
(1984). vw ∼ dU/dx,
QAusbl. = 9,1Q
√ Abs. ,
Asymptote: √cW Re =
8,8/(cQAusbl. Re)

11.2.6
Ausblasen und Absaugen bei natürlicher Konvektion

Hierbei handelt es sich um die Lösung des Gleichungssystems (10.115) bis (10.117),
jedoch ist jetzt neben der Körperkontur α(x) und der Wandtemperatur Tw (x) auch
noch die Ausblasgeschwindigkeit vw (x) vorgegeben. Aufgrund der Grenzschicht-
Transformation (10.120) handelt es sich jedoch um kleine Geschwindigkeiten
# $
vw /V = O Gr −1/4 .

Es lassen sich wieder einfache Lösungen für massives Absaugen und massives
Ausblasen finden, vgl. J.H. Merkin (1972) und J. Aroesty; J.D. Cole (1965).
Ähnliche Lösungen erhält man aus dem Gleichungssystem (10.148) und (10.149)
mit der veränderten Randbedingung f (0) = fw  = 0. Für die Ausblasgeschwindig-
keit ergibt sich dann
vw 3 + m + n −1/4 ∗ (m+n−1)/4

vw = Gr 1/4 = − √ A (x ) fw . (11.48)
VDN 2
Von R. Eichhorn (1960) wurde die vertikale ebene Platte behandelt. Für den unte-
ren Staupunkt und für andere Konturformen, die auf ähnliche Lösungen führen, hat
J.H. Merkin (1975) Rechnungen durchgeführt.
Die natürliche Konvektion mit homogenem Absaugen bzw. Ausblasen wurde für
die Platte von E.M. Sparrow; R.G. Cess (1961) und J.H. Merkin (1972) sowie für
den horizontal liegenden Kreiszylinder von J.H. Merkin (1975) untersucht.
11.3 Zweistoffgrenzschichten 315

11.3
Zweistoffgrenzschichten

11.3.1
Überblick

Bei den bisherigen Betrachtungen war das ausgeblasene Fluid mit dem Fluid der An-
strömung identisch. Wenn sich das ausgeblasene Fluid von dem der Anströmung un-
terscheidet, entsteht eine Zweistoffgrenzschicht. Zum Impuls- und Wärmeaustausch
tritt noch ein Stoffaustausch durch Diffusion hinzu. Neben der Geschwindigkeits-
grenzschicht und der Temperaturgrenzschicht bildet sich eine weitere Grenzschicht
für die Konzentration (z.B. des eingeblasenen Fluids).
Da das Ausblasen von leichten Gasen den Wärmeübergang drastisch reduziert,
wird diese Maßnahme in der Praxis als Wärmeschutz (Transpirationskühlung) ein-
gesetzt, vgl. J.F. Gross et al. (1961). Zweistoffgrenzschichten treten auch auf, wenn
ein Flüssigkeitsfilm an der Wand verdunstet (Verdunstungskühlung) oder wenn das
Wandmaterial selbst schmilzt oder sublimiert (Sublimationskühlung). Wenn festes
Wandmaterial in einen anderen Aggregatzustand übergeht, wird der Vorgang auch
als Ablation bezeichnet (Ablationskühlung).
Es sollen hier ganz allgemein Zweistoffströmungen behandelt werden, bei denen
sich durch entsprechende Randbedingungen an der Wand (z.B. Verdunstung) zu-
sätzlich eine Konzentrationsgrenzschicht bildet. Wie in Kap. 10.4.6 bereits erwähnt
wurde, treten bei Hyperschallströmungen häufig Zweistoffgrenzschichten auf. Ne-
ben den Kühlungsmaßnahmen (Schwitzkühlung, Ablationskühlung) sind es dann
hauptsächlich Grenzschichten von Gemischen miteinander reagierender Gase. Mit
derartigen Strömungen hat man es beispielsweise bei Dissoziation und Ionisation
eines Gases bei hohen Temperaturen oder bei der Verbrennung zu tun. Tritt in der
Strömung infolge hoher Temperaturen Dissoziation ein, wird das Gas häufig als
Zweistoffgemisch von Molekülen und Atomen dargestellt. Die Konzentration des
„Atom-Gases“ ist dann der Dissoziationsgrad. Als Randbedingung geht dabei die
Oberflächenbeschaffenheit der Wand ein. Die Wand heißt voll-katalytisch, wenn alle
Atome an der Wand rekombinieren, während bei einer nicht-katalytischen Wand keine
Rekombination auftritt. Eine weitere Erschwerung entsteht dadurch, daß es im all-
gemeinen zu einer Kopplung zwischen den drei genannten Grenzschichten kommt,
insbesondere zwischen den Grenzschichten von Temperatur und Konzentration.
Zusammenfassende Darstellungen über Zweistoffgrenzschichten findet man bei
G. Ludwig; M. Heil (1960), R.B. Bird et al. (1960), W. Wuest (1962, 1963) und J.D.
Anderson Jr. (1989).

11.3.2
Grundgleichungen

Das betrachtete Fluid sei jetzt ein Gemisch aus zwei Komponenten. Die Konzentra-
tion der Komponente i (i = 1,2) ist definiert als
316 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

i mi 
ci = mit i = lim und ci = 1 , (11.49)
 V →0 V
i

wobei i die sog. Partialdichte ist. Die Konzentration ci wird in der Literatur auch
Massenanteil genannt z.B. bei A. Mersmann (1986, S. 34).
An einer betrachteten Stelle kann jede Komponente eine von den anderen et-
was abweichende Geschwindigkeit v i haben. Man führt also zur Kennzeichnung
des Strömungszustandes eine massenmittlere Geschwindigkeit oder synonym auch
Schwerpunktgeschwindigkeit ein. Sie lautet
 
v = ci v i oder  v= i v i . (11.50)
i i

Diese Geschwindigkeit wird bei einer Messung mit einer Pitot-Sonde (Staurohr) be-
stimmt. Sie tritt auch in der Impulsgleichung und der thermischen Energiegleichung
auf.
Für jede Komponente i gilt eine Gleichung der Massenerhaltung (partielle Kon-
tinuitätsgleichung) in der Form

div(i v i ) = ẇi . (11.51)

Dabei ist ẇi die durch chemische Reaktion pro Volumen und Zeiteinheit entstehende
Masse der Komponente i, [ẇi ] = kg/m3 s. Für ein Zweistoffgemisch gilt ẇ1 + ẇ2 =
0.
Durch Summation über alle Komponenten ergibt sich wegen Gl. (11.50) die glo-
bale Kontinuitätsgleichung
v) = 0
div( (11.52)
in der gewohnten Form, vgl. Gl. (3.3).
Bei Konzentrationsunterschieden im Fluid kommt es also nach Gl. (11.50) im all-
gemeinen zu Relativgeschwindigkeiten v i − v der einzelnen Komponenten i in bezug
auf die Schwerpunktgeschwindigkeit und damit zu entsprechenden Massenströmen
in einem Koordinatensystem, das mit der Schwerpunktsgeschwindigkeit mitbewegt
wird. Man erhält den sog. Diffusionsstromdichte-Vektor

j i = i (
vi − v ). (11.53)

Kombiniert man Gl. (11.51) bis (11.53), so ergibt sich für eine zweidimensionale
stationäre Konzentrationsgrenzschicht (∂j1x /∂x kann in der Grenzschicht gegenüber
∂j1y /∂y vernachlässigt werden) die folgende partielle Kontinuitätsgleichung für die
Komponente 1:  
∂c1 ∂c1 ∂j1y
 u +v =− + ẇ1 . (11.54)
∂x ∂y ∂y
Das Diffusionsgesetz liefert den Zusammenhang zwischen dem Diffusionsstrom-
dichte-Vektor j 1 und dem Konzentrations- und Temperaturfeld. Bei Zweistoffgemi-
schen lautet das Diffusionsgesetz
11.3 Zweistoffgrenzschichten 317

j 1 = −D12 [ grad c1 + 
α c1 (1 − c1 ) grad ln T ]. (11.55)

Dabei sind strenggenommen zwei Diffusionseffekte vernachlässigt worden, und zwar


die Druckdiffusion aufgrund von Druckgradienten, die jedoch in y-Richtung bei
Grenzschichten vernachlässigt werden, und die Diffusion durch Volumenkräfte, die
allerdings nur wirkt, wenn die einzelnen Komponenten unterschiedlichen Kraftfel-
dern unterliegen, was beim (hier nur betrachteten) Schwerefeld nicht der Fall ist.
Das Diffusionsgesetz (11.55) hat zwei Anteile. Das erste Glied beschreibt die Dif-
fusion infolge von Konzentrationsgradienten. Es wird als Ficksches Diffusionsgesetz
bezeichnet und hat seine Entsprechung im Fourierschen Wärmeleitungsgesetz in der
Temperaturgrenzschicht. Der Diffusionskoeffizient D12 ist ein Stoffwert und besitzt
die Einheit [D12 ] = m2 /s. Zahlenwerte für einige praktisch wichtige Gemische
findet man in K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 781).
Das zweite Glied in Gl. (11.55) beschreibt die Thermodiffusion (auch Soret-Effekt
genannt). Danach entsteht ein zusätzlicher Stoffstrom aufgrung von Temperaturg-
radienten. Es handelt sich also um einen „Kopplungseffekt“ zwischen Wärme- und
Stoffübertragung.
Der Ansatz erfolgte so, daß der dimensionslose thermische Diffusionskoeffizient

α von der Konzentration weitgehend unabhängig ist und daher für jedes Gemisch
als Konstante angesehen werden kann.
Es existiert ein weiterer Kopplungseffekt, der bei der Aufstellung der thermi-
schen Energiegleichung berücksichtigt werden muß. Es handelt sich um den sog.
Diffusions-Thermoeffekt (auch Dufour-Effekt genannt). Danach entsteht ein zusätz-
licher Wärmestrom aufgrund von Konzentrationsgradienten. Das Fouriersche Wär-
meleitungsgesetz erweitert sich damit wie folgt:

 2 
∂T M
q = −λ + (h1 − h2 ) + 
α RT j , (11.56)
∂y M 2 1y
1 M

wobei j1y die y-Komponente des Diffusionsstromdichte-Vektors nach


Gl. (11.55) ist. Ferner bedeutet R die spezielle Gaskonstante des Gemisches, M 1
 
und M2 sind die Molmassen der beiden Komponenten und M die Molmasse des
Gemisches, gegeben durch 1/M  = c1 /M1 + c2 /M2 . Diese Formulierung gilt für
binäre Gasgemische. Für allgemeine Stoffe siehe z.B. R. Haase (1963, S. 391).
Wenn man ein Gemisch von idealen Gasen annimmt, kann der Energiesatz als
Bilanzgleichung für die Enthalpie des Gemisches

h = c1 h1 + c2 h2 (11.57)

aufgefaßt werden.
Man erhält dann insgesamt das folgende Gleichungssystem für ebene, stationäre
Zweistoffgrenzschichten:
318 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

∂(u) ∂(v)
+ = 0, (11.58)
∂x ∂y
   
∂u ∂u dp
 u +v = −g sin α − dx + ∂y∂
µ ∂u
∂y ,
(11.59)
∂x ∂y
     2
∂T ∂T dp
cp u +v = ∂y λ ∂y + βT u dx + µ ∂u
∂ ∂T
∂y
∂x ∂y
  2 
∂ M
+ D12 h1 − h2 +  α RT
∂y M1 M 2
 
∂c1 ∂ ln T
× +α c1 (1 − c1 ) , (11.60)
∂y ∂y
    
∂c1 ∂c1
 u +v = ∂y D12 ∂y + 
∂ ∂c1
α c1 (1 − c1 ) ∂y
∂ ln T
∂x ∂y
+ẇ1 . (11.61)

Bei Vernachlässigung der Kopplungseffekte (proportional zu  α ) fallen die unterstri-


chenen Glieder fort.
In vielen Fällen sind die Kopplungseffekte vernachlässigbar klein gegenüber
den Einflüssen von Diffusion bzw. Wärmeleitung. Es gibt jedoch Ausnahmen. Die
Thermodiffusion wird beispielsweise bei der Isotopentrennung ausgenutzt. Der
Diffusions-Thermoeffekt kann z.B. bei Mischungen von Gasen mit stark unterschied-
lichen Molmassen eine Rolle spielen, vgl. R.B. Bird et al. (1960) und E.M. Sparrow
et al. (1964).
Im Sonderfall c1 = 0 reduziert sich das System (11.58) bis (11.61) wieder auf
das System (10.4) bis (10.6) für Einstoffgrenzschichten. Die spezifischen Enthalpien
h1 und h2 der Komponenten sind absolute Werte, d.h. sie enthalten auch ihre Bil-
dungsenthalpien, so daß diese nicht explizit in der Bilanzgleichung für die Energie,
Gl. (11.60), auftreten, vgl. J.D. Anderson Jr. (1989, S. 616).
Die Stoffwerte eines Zweistoff-Gemisches sind im allgemeinen nicht nur von der
Temperatur und vom Druck, sondern auch zusätzlich von der Konzentration abhän-
gig. Sind diese Abhängigkeiten gering, lassen sich wieder allgemeingültige Aussagen
finden, wenn die in Kap. 10.3 beschriebene asymptotische Methode eingesetzt wird,
vgl. K. Gersten, H. Herwig (1992, S. 360).
Die Randbedingungen für die Geschwindigkeit und die Temperatur entsprechen
denen bei Einstoffgrenzschichten. Neu hinzu kommen zwei Randbedingungen für
die Konzentration. In großem Abstand von der Wand gilt c1 = c1e . Wenn dort nur
das Außengas vorhanden ist, gilt c1e = 0.
Besonders wichtig ist die Bedingung für die Konzentration an der Wand. Hierzu
gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1. Einseitige Diffusion. Wenn z.B. die Komponente 1 durch die Wand ausgebla-
sen wird, kann man voraussetzen, daß die äußere Komponente 2 nicht in die
11.3 Zweistoffgrenzschichten 319

Wand eindringt, d.h. daß die Diffusiongeschwindigkeit des Außenmediums an


der Wand entgegengesetzt gleich der Ausblasgeschwindigkeit vw an der Wand
ist. Dieses führt wegen v 2w = 0 in Gl. (11.53) auf

j2w = −2 vw = −vw (1 − c1 ) = −j1w

und mit Gl. (11.55) bei Vernachlässigung der Thermodiffusion schließlich auf
 
D12 ∂c1
vw = − . (11.62)
1 − c1 ∂y w
Hierbei ist also auch bei konstanten Stoffwerten das Geschwindigkeitsfeld vom
Konzentrations- und Temperaturfeld abhängig.
Gleichung (11.62) wird Eckert-Schneider-Bedingung genannt. Dieses ist die
Randbedingung für die einseitige Diffusion an halbdurchlässigen Grenzflächen.
Als Beispiel sei die Überströmung einer freien Wasseroberfläche (Wasserfilm)
genannt. Dann entsteht eine Grenzschicht des Gemisches von Luft und Wasser-
dampf (feuchte Luft). Verdunstung entspricht dann einer Strömung mit Ausbla-
sen. Umgekehrt bedeutet die Kondensation von Wasserdampf an der Wand eine
Absaugung. Der Massenstrom beim Ausblasen beträgt dann ṁw = w vw , wobei
nicht die Partialdichte 1w , sondern die Dichte des Gemisches eingesetzt werden
muß, vgl. Gl. (11.50).
2. Nichtkatalytische Wand. Da in diesem Fall keine Rekombination an der Wand
erfolgt, muß  
∂c1
=0 (11.63)
∂y w
gelten.
3. Vollkatalytische Wand. In diesem Fall erfolgt die chemische Reaktion an der
Wand unendlich schnell. Damit stellt sich die zu den örtlichen Werten von Tem-
peratur und Druck gehörenden Gleichgewichts-Konzentrationen ein:

c1w = (c1 )Gleichg. . (11.64)

Aus den Lösungen des Systems (11.58) bis (11.61) erhält man insbesondere Ergeb-
nisse über den Wärme- und Stoffübergang. Gleichung (11.56) liefert den Wärmeü-
bergang an der Wand. Bei Vernachlässigung der Kopplungseffekte ( α = 0) lautet
die Wandwärmestromdichte:
 
∂T ∂c1
qw = − λ + D12 (h1 − h2 ) . (11.65)
∂y ∂y w
Aus Gl. (11.55) folgt die Diffusionsstromdichte an der Wand:
 
∂c1
jw = − D12 . (11.66)
∂y w
Analog zur Nußelt-Zahl, die ein dimensionsloses qw darstellt, wird als dimen-
sionsloses j1w die sog. Sherwood-Zahl Sh eingeführt. Es gilt:
320 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

qw l j1w l
Nu = , Sh = , (11.67)
λT D12 c

wobei c eine geeignet gewählte Konzentrationsdifferenz ist.

Anmerkung (Gasgemische im chemischen Gleichgewicht)


Befindet sich das Gasgemisch im chemischen Gleichgewicht, ist die Konzentration c1 (T ,P )
eine gegebene Funktion von T und p. Dann erübrigt sich die partielle Kontinuitätsgleichung
für c1 , so daß die Strömung wie eine Einstoffströmung behandelt werden kann. Als Beispiele
hierzu sind die Gleichgewichtsströmungen dissoziierender Gase zu nennen. Das Massenwir-
kungsgesetz liefert dabei die Beziehung für den Dissoziationsgrad c1 = f (T ,p). Daraus folgt
in der Grenzschicht
∂c1 ∂c1 ∂T
= ,
∂y ∂T ∂y
so daß für die Wandwärmestromdichte nach Gl. (11.65) gilt
 
∂T
qw = − λT , (11.68)
∂y w

wobei die totale Wärmeleitfähigkeit


 
∂c1
λT = λ + D12 (h1 − h2 ) (11.69)
∂T w

eingeführt wurde. Zahlenwerte λT für Luft findet man bei C.F. Hansen (1959).

11.3.3
Analogie zwischen Wärme- und Stoffübertragung

Nimmt man konstante Stoffwerte an und vernachlässigt die Kopplungseffekte ( α=


0) sowie in der Energiegleichung die Dissipation und den Term infolge eines Kon-
zentrationsgradienten, haben Gl. (11.60) und (11.61) die gleiche Form:

∂T ∂T ∂ 2T
u +v =a 2 , (11.70)
∂x ∂y ∂y
∂c1 ∂c1 ∂ 2 c1
u +v = D12 2 . (11.71)
∂x ∂y ∂y

Die Gleichungen sind für T und c1 identisch, wenn die Lewis-Zahl

D12 Pr
Le = = (11.72)
a Sc
den Wert eins hat. Dabei wurde in Gl. (11.71) analog zur Prandtl-Zahl Pr = ν/a die
Schmidt-Zahl
ν
Sc = (11.73)
D12
eingeführt.
11.3 Zweistoffgrenzschichten 321

Wegen des gleichenAufbaus der Gl. (11.70) und (11.71) besteht unter den oben ge-
nannten Annahmen weitgehende Analogie zwischen Wärme- und Stoffübertragung.
Bei analogen Randbedingungen entspricht jeder Beziehung

Nu
√ = f (Pr ,x ∗ ) (11.74)
Re
eine analoge Beziehung
Sh
√ = f (Sc ,x ∗ ). (11.75)
Re
Bei einseitiger Diffusion bedeutet dies wegen der Eckert-Schneider-Bedingung,
daß dem Stoffübertragungsproblem ein Wärmeübertragungsproblem mit Absaugen
bzw. Ausblasen entspricht. Daher können alle bisher in Kap. 11.2 behandelten Wär-
meübertragungsprobleme mittels der Analogie zwischen Gl. (11.74) und Gl. (11.75)
auch als Stoffübergangsprobleme interpretiert werden.
Von A. Acrivos (1960a, 1962) wurde beispielsweise der Stoffübergang für solche
Fälle untersucht, die dem massiven Absaugen bzw. dem massiven Ausblasen entspre-
chen. Besonders ausführlich wurde der Stoffübergang bei Strömungen untersucht,
die auf ähnliche Lösungen führen.
Es sei jedoch vermerkt, daß bei Ausnutzung der Analogie häufig die endliche
Geschwindigkeit vw vernachlässigt wird, was nur als Näherung gelten kann, vgl. das
Beispiel im nächsten Abschnitt.

11.3.4
Ähnliche Lösungen

Die sog. Keilströmungen (U ∼ x m ) führen für das Geschwindigkeitsfeld auf ähn-


liche Lösungen, ebenfalls für das Temperaturfeld, wenn die Verteilung der Wand-
temperatur einem Potenzgesetz gehorcht. Diese Ähnlichkeit bleibt auch bei Absau-
gen bzw. Ausblasen erhalten, wenn für die Verteilung der Ausblasgeschwindigkeit
vw ∼ x (m−1)/2 gilt.
Da vw (x) in die Eckert-Schneider-Bedingung eingeht, stellt sich die Frage, für
welche Verteilung Tw (x) bzw. c1w (x) die Lösung bei einseitiger Diffusion, d.h.
unter der zusätzlichen Bedingung (11.62), ähnlich bleibt. Mit den Gl. (7.32) und
(7.33) erhält man für die Keilströmungen die folgende Form der Eckert-Schneider-
Bedingung:  
1 ∂c1
fw = . (11.76)
Sc(1 − c1w ) ∂η w
Damit führen die Konzentrationsgrenzschichten aller Keilströmungen bei c1w =
const auf ähnliche Lösungen. Entsprechendes gilt für die Erweiterungen auf Grenz-
schichten mit variablen Stoffwerten und auf kompressible Grenzschichten, wobei
hauptsächlich die Plattengrenzschicht (oder die Keilströmung bei Überschallströ-
mung mit anliegendem Verdichtungsstoß) und die Grenzschicht am Staupunkt aus-
führlich untersucht wurden.
322 11 Grenzschichtbeeinflussung (Absaugen/Ausblasen)

Die Stoffübertragung und die Zweistoffgrenzschichten bei natürlicher Konvektion


sind u.a. in Y. Jaluria (1980, S. 271) und A. Mersmann (1986, S. 165) behandelt
worden. Dabei wird hauptsächlich die Analogie zur Wärmeübertragung ausgenutzt.

Beispiel 1: Stoffübergang an der Platte


Wenn näherungsweise die endliche Wandgeschwindigkeit vw vernachlässigt wird, folgt aus
der Analogie zur Wärmeübertragung
 −1/2
j1w l √ x
Sh0 = = Re f (Sc) (11.77)
D12 c1w l
mit den Grenzfällen für Sc → 0 und Sc → ∞ nach Tabelle 9.1. (Es wurde c1∞ = c1e = 0
angenommen).
Berücksichtigt man eine endliche, aber immer noch mäßige vw -Geschwindigkeit, so ergibt
sich nach K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 358) für die Sherwood-Zahl Sh
Sh c1w
= 1 − F (Sc) , (11.78)
Sh0 1 − c1w
wobei die Werte der Funktion F (Sc) der Tabelle 11.1 entnommen werden können. Mit Hilfe
dieser Formel läßt sich der Fehler abschätzen, der bei Mißachtung der Eckert-Scheider-
Bedingung entsteht, vgl. auch A. Mersmann (1986, S. 162).

Tabelle 11.1. Zahlenwerte der Funktion F (Sc) in Gl. (11.78) nach K. Gersten; H. Herwig
(1992, S. 358)

Sc 0 0,1 0,6 0,72 1,0 10 ∞


F (Sc) 1,308 0,948 0,766 0,749 0,724 0,610 0,566

Die Erweiterung dieser Formel auf größere Werte c1w /(1 − c1w ) findet man bei A. Acrivos
(1962) für Sc = 1 und Sc → ∞. Die Erweiterung auf beliebige Keilströmungen für Sc → ∞
wurde von K. Gersten (1974b) behandelt.
Lösungen der Zweistoffgrenzschichten, die durch adiabate Verdunstung eines Kohlen-
wasserstoff-Films entstehen, wurden von F. Eisfeld (1971) angegeben, wobei variable Stoff-
werte berücksichtigt wurden.
Die Methode der Referenz-Temperatur (vgl. Kap. 10.3.3) liefert auch bei Stoffübertra-
gungsproblemen gute Ergebnisse, wie Y. Taitel; A. Tamir (1975) gezeigt haben.
Das System der drei gekoppelten Grenzschichten (Impuls-, Wärme- und Stoffübertragung)
wurde für Verdunstungs- und Sublimationsvorgänge von W. Splettstösser (1975) berechnet.
Beispiel 2: Ausblasen eines anderen Gases (Transpirationskühlung)
Wenn zur Transpirationskühlung ein fremdes Gas ausgeblassen wird, liegt eine Zweistoff-
grenzschicht vor. Sehr leichte Gase (Helium, Wasserstoff) haben einen besonders guten Kühl-
effekt. In Bild 11.16 ist die Nußelt-Zahl als Funktion des Ausblasparameters für Ausblasen von
Helium an der ebenen Platte in einer Luftströmung nach W. Wuest (1963) dargestellt. Als Ver-
gleich ist auch die Kurve für Ausblasen von Luft (Einstoffgrenzschicht nach Abschnitt 11.2)
eingezeichnet. Man erkennt den deutlichen Vorteil des Ausblasens eines leichteren Gases.
Für das Ausblasen von leichten Gasen wurde der Einfluß verschiedener Verhältnisse der
Molekulargewichte der beiden beteiligten Gase von C.R. Faulders (1961) untersucht.
Eine Methode zur Berechnung von Zweistoffgrenzschichten am Staupunkt mit Tempera-
turabhängigen Stoffwerten wurde von J. Steinheuer (1971) angegeben und auf das Beispiel
der Ablationskühlung durch pyrolysierendes Teflon angewendet.
11.3 Zweistoffgrenzschichten 323

Bild 11.16. Einfluß von Ausbla-


sen auf den Wärmeübergang an
der längsangeströmten ebenen
Platte (Schwitzkühlung) nach
J.R. Baron; P.E. Scott (1960).
(a) Ausblasen von Helium in
Luft
(b) Ausblasen von Luft im Luft

Experimentelle Untersuchungen über das Einblasen eines anderen Gases in Überschall-


grenzschichten beziehen sich hauptsächlich auf die Ermittlung der adiabaten Wandtemperatur.
Beispiel 3: Grenzschicht eines dissoziierenden Gases
Wie bereits erwähnt, wird ein dissoziierendes Gas häufig als Gemisch von einem Molekülgas
und einem Atomgas beschrieben. Die Konzentration c1 entspricht dem Dissoziationsgrad.
Eine grundlegende Arbeit zur Grenzschicht dissoziierter Luft im Staupunktbereich stammt
von J.A. Fay; F.R. Riddell (1958). Auch hierbei handelt es sich um ähnliche Lösungen der
Grenzschichtgleichungen. Bild 11.17 zeigt als Beispiel aus dieser Arbeit den Wärmeübergang
im Staupunkt als Funktion des Rekombinations-Parameters CR der Wandoberfläche. Wenn
dieser Parameter sehr groß ist, liegt Gleichgewicht vor (vollkatalytische Wand). Für kleinere
Werte dieses Parameters ist die Lösung von dem katalytischen Verhalten der Wand abhängig.
Als strichpunktierte Kurve ist für die katalytische Wand derjenige Anteil des Wärmeübergan-
ges aufgetragen, der durch Wärmeleitung entsteht. Der restliche Anteil des Wärmeüberganges
beruht auf der Diffusion entsprechend Gl. (11.56). Zum Vergleich ist auch die Kurve für die
nichtkatalytische Wand eingetragen, die bei kleinen Rekombinations-Parametern eine erheb-
liche Reduktion des Wärmeüberganges zeigt.
Ein Integralverfahren für die Nichtgleichgewichts-Grenzschicht an der ebenen Platte wurde
von M. Jischa (1982) entwickelt.
Grenzschichten dissoziierender Gase sind ausführlich von W.H. Dorrance (1962, S. 69)
und P.M. Chung (1965) behandelt worden.

Bild 11.17. Wärme-


übergang am Stau-
punkt einer Gasströ-
mung mit Dissoziation
in Abhängigkeit vom
Rekombinations-
parameter CR der
Wandoberfläche nach
J.A. Fay; F.R. Riddell
(1958)
12
Axialsymmetrische und dreidimensionale
Grenzschichten

In den bisherigen Kapiteln war die Berechnung von Grenzschichten auf den ebenen
Fall beschränkt, bei dem die beiden Geschwindigkeitskomponenten nur von zwei
Koordinaten abhängig sind. Dabei war dann in Richtung der dritten räumlichen
Koordinate keine Geschwindigkeitskomponente vorhanden.
Der allgemeine Fall einer Grenzschicht mit Geschwindigkeitskomponenten in
allen drei räumlichen Richtungen, die von allen drei Ortskoordinaten abhängen, ist
erheblich komplizierter als eine ebene Grenzschicht.
Wesentlich geringer dagegen und kaum größer als im ebenen Fall sind die Schwie-
rigkeiten der Berechnung axialsymmetrischer Grenzschichten. Diese treten bei axial
angeströmten Rotationskörpern auf. Dabei kann sogar eine dritte Geschwindig-
keitskomponente in Umfangsrichtung auftreten, wenn der Rotationskörper um seine
Achse rotiert.
Daher enthält dieses Kapitel zwei Abschnitte. Im ersten Abschnitt werden axi-
alsymmetrische Grenzschichten behandelt, und zwar ohne und mit Umfangskom-
ponente, der zweite Abschnitt ist dann den allgemeinen dreidimensionalen Grenz-
schichten gewidmet.

12.1
Axialsymmetrische Grenzschichten
12.1.1
Grenzschichtgleichungen
Es wird die Strömung an einem Rotationskörper betrachtet, der in Richtung der
Achse angeströmt wird. Zur Beschreibung der Grenzschicht am Körper wird das in
Bild 12.1 dargestellte krummlinige, orthogonale Koordinatensystem verwendet. Die
Geometrie des Körpers wird durch die Funktion rw (x) beschrieben. Dabei ist rw (x)
der Radius eines Schnittes des Körpers senkrecht zur Achse. Die Koordinate x ist
die längs eines Meridianschnittes vom Staupunkt aus gemessene Bogenlänge. Die
y-Koordinate steht senkrecht auf der Oberfläche, z ist die Koordinate in Umfangs-
richtung. Die Geschwindigkeitskomponenten seien u (parallel zur Wand in Meridi-
anrichtung), v (senkrecht zur Wand) und w (parallel zur Wand in Umfangsrichtung).
Die Geschwindigkeit der reibungslosen Außenströmung (Potentialströmung) U (x)
wird als bekannt vorausgesetzt.
Wieder teilt sich also die Strömung in zwei Bereiche auf, wenn hohe Reynolds-
Zahlen Re = V l/ν unterstellt werden. Als Bezugslänge l kann z.B. der Krüm-
mungsradius des Körpers im Staupunkt dienen. Werden die für das in Bild 12.1
326 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Bild 12.1. Koordinatensystem für axialsymmetrische Grenz-


schichten, θ = α − π/2

dargestellte Koordinatensystem gültigen Navier-Stokes-Gleichungen nebst Energie-


gleichung einer analogen Grenzschichttransformation unterzogen, ergibt sich im
Grenzfall Re → ∞ das folgende System von Grenzschichtgleichungen in dimen-
sionsbehafteter Schreibweise, zunächst für den Fall ohne Rotation, vgl. dazu E.
Boltze (1908) und M. Van Dyke (1962c):

∂(rw u) ∂(rw v)


+ = 0, (12.1)
∂x ∂y
   
∂u ∂u dp
 u +v = −g sin α − dx + ∂y µ ∂y ,
∂ ∂u
(12.2)
∂x ∂y
     2
∂T ∂T dp
cp u +v = ∂y

λ ∂T
∂y + βT u dx + µ ∂u
∂y .
∂x ∂y (12.3)

Für den Druckgradienten gilt


dp dU
= −e U (12.4)
dx dx
mit dem Index e für den Außenrand der Grenzschicht (U (x) = ue (x)).
Es ist bemerkenswert, daß gegenüber den ebenen Grenzschichtgleichungen le-
diglich die Kontinuitätsgleichung eine Änderung erfahren hat, wie der Vergleich mit
dem System (10.4) bis (10.6) erkennen läßt. Aus diesem Grunde findet man in der
Literatur häufig eine gemeinsame Behandlung von ebenen und axialsymmetrischen
Grenzschichten. Dazu wird die Kontinuitätsgleichung in der Form
j j
∂(rw u) ∂(rw v)
+ =0 (12.5)
∂x ∂y
geschrieben, wobei j = 1 dem axialsymmetrischen und j = 0 dem ebenen Fall
entspricht.
Ein besonderer Unterschied gegenüber den ebenen Grenzschichten soll hier her-
vorgehoben werden. Während bei ebenen Grenzschichten die Geometrie des Körpers
12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 327

in die Rechnung nicht einging, wenn man von dem Auftriebsterm proportional zu
sin α absieht, tritt jetzt neben der Außengeschwindigkeit U (x) auch die Geometrie
des Körpers rw (x) explizit in dem Gleichungssystem (wenn auch nur in der Konti-
nuitätsgleichung) auf. In eine Grenzschichtrechnung gehen daher jetzt die folgenden
drei Funktionen ein: U (x), rw (x) und Tw (x) bzw. qw (x).
Es sei noch angemerkt, daß sich die Grenzschicht auch auf der Innenseite der
Körperoberfläche befinden kann, wie etwa bei Grenzschichten in Düsen oder Diffu-
soren. Dafür gelten dieselben Gleichungen, wie man sich durch einen gleichzeitigen
Vorzeichenwechsel von y und v leicht überzeugen kann.

Anmerkung (Transversalkrümmung)
Für rw = const reduziert sich das System (12.1) bis (12.3) auf die Gleichungen für die
ebenen Grenzschichten. Danach ist die Grenzschicht an einem längsangeströmten Kreiszylin-
der mit der Plattengrenzschicht identisch. Das System (12.1) bis (13.3) gilt nur, solange die
Grenzschichtdicke δ sehr klein ist gegenüber dem Radius, d.h. für δ/rw  1. Dieses ist bei
der Zylinderströmung im Bereich der Vorderkante erfüllt. Weiter stromabwärts wird wegen
des Anwachsens der Grenzschichtdicke diese Bedingung verletzt. Im Bereich δ/rw = O(1)
kommt dann die Transversalkrümmung ins Spiel. Dabei handelt es sich jedoch um einen
Grenzschichteffekt höherer Ordnung, auf den in Kap. 14 näher eingegangen wird.

12.1.2
Mangler-Transformation

Wegen der geringen Unterschiede zu den ebenen Grenzschichten liegt die Frage
nahe, ob sich eine Transformation angeben läßt, mit der die axialsymmetrischen
Grenzschichtgleichungen auf die ebenen Grenzschichtgleichungen zurückgeführt
werden können. Tatsächlich ist von W. Mangler (1948) eine derartige Transformation
angegeben worden. Sie gestattet grundsätzlich, die Berechnung der Grenzschicht an
einem Rotationskörper auf die Berechnung der Grenzschicht an einem zugeordneten
ebenen (zylindrischen) Körper zurückzuführen.
Die Transformationsformeln lauten, wenn l die Bezugslänge bedeutet:
x
1 rw (x) l2

x= 2 rw2 (x) dx, 
y= y, sin 
α= sin α , (12.6)
l l rw2
0
 
l 1 drw  = U,

u = u, v= v+ yu , U T = T . (12.7)
rw rw dx
Unter Beachtung der Beziehungen

∂f r 2 ∂f 1 drw ∂f ∂f rw ∂f
= w2 + 
y ; = (12.8)
∂x l ∂ x rw dx ∂y ∂y l ∂
y
verifiziert man leicht, daß durch die Transformationsformeln (12.6) das System (12.1)
bis (12.3) in das System (10.4) bis (10.6) übergeht.
Die Grenzschicht an einem Rotationskörper rw (x) mit der potentialtheoretischen
Geschwindigkeitsverteilung U (x) kann hiernach also so ermittelt werden, daß man
328 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

die ebene Grenzschicht zur Geschwindigkeitsverteilung U (


x ) berechnet, wobei
 = U sein muß und zwischen 
U x und x der Zusammenhang nach Gl. (12.6) be-
steht. Von den Geschwindigkeiten  u, 
v der ebenen Grenzschicht kann man dann
mittels der Transformationsgleichungen (12.7) auf die Geschwindigkeiten u, v der
axialsymmetrischen Grenzschicht übergehen.

Beispiel: Axialsymmetrischer Staupunkt


Für diese Grenzschicht gilt, vgl. auch Kap. 5.2.3,

rw (x) = x; U (x) = ax. (12.9)

Damit wird nach Gl. (12.6)

x3

x= oder x = (3l 2
x )1/3 .
3l 2
Die Geschwindigkeit am Außenrand der zugeordneten ebenen Grenzschicht ist somit

(
U x ) = a(3l 2 )1/3
x 1/3 .

Diese ebene Potentialströmung gehört zu den im Kap. 7.2.2 behandelten Keilströmungen mit
m = 1/3 und dem Keilwinkel β = 2m/(m + 1) = 1/2.
Auf diesen Zusammenhang zwischen der Keilströmung mit β = 1/2 und der axialsymme-
trischen Staupunktströmung war bereits im Kap. 7.2.2 hingewiesen worden, vgl. Gl. (7.34).

12.1.3
Grenzschichten an Rotationskörpern ohne Rotation

Die numerischen Verfahren zur Lösung der ebenen Grenzschichten lassen sich ohne
Schwierigkeiten auch auf axialsymmetrische Grenzschichten anwenden. Die ähnli-
chen Lösungen wurden von Th. Geis (1955) untersucht.
Auch für die axialsymmetrischen Grenzschichten sind Integralverfahren ent-
wickelt worden. Diese basieren wieder auf den Integralsätzen für Impuls, kinetische
Energie und thermische Energie. Für Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten und
bei Vernachlässigung der Dissipation in der Energiegleichung lauten sie:

d dU δ2 drw τw
(U 2 δ2 ) + δ1 U + jU2 = , (12.10)
dx dx rw dx 
d δ3 drw 2
(U 3 δ3 ) + j U 3 = D, (12.11)
dx rw dx 
d δT drw qw
[(Tw − T∞ )U δT ] + j (Tw − T∞ )U = . (12.12)
dx rw dx cp

Die Definitionen von δ1 , δ2 , δ3 und δT sind die gleichen wie bei ebenen Grenz-
schichten, vgl. Gl. (7.98), (7.99), (7.102), (9.60). Die Gleichungen gehen für j = 0
in die bereits bekannten Integralsätze (7.100), (7.104) und (9.59) über.
12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 329

Ein Integralverfahren für axialsymmetrische Grenzschichten (j = 1) wurde bei-


spielsweise von F.W. Scholkemeier (1949) entwickelt. Auch für diese Grenzschich-
ten läßt sich nach N. Rott; L.F. Crabtree (1952) eine Quadraturformel angeben. Sie
lautet:
x
U δ22 a
= 2 b rw2 U b dx. (12.13)
ν rw U
0
Wie zu erwarten ist, reduziert sich diese Formel für rw = const auf Gl. (8.23).
Die Konstanten a und b können vom ebenen Fall übernommen werden. Wenn man
jedoch fordert, daß neben der Plattengrenzschicht (nahe der Vorderkante des axial
angeströmten Kreiszylinders) auch die Grenzschicht am axialsymmetrischen Stau-
punkt korrekt wiedergegeben wird, gelten für  > 0 die Zahlenwerte a = 0,441
und b = 4,19. Für die Wandschubspannung gilt weiterhin Gl. (8.29), ebenso bleiben
Gl. (8.12) und (8.16) unverändert.
Mit Hilfe der Quadraturformel sind einige Beispiele von F.W. Scholkemeier
(1949) sowie von J. Pretsch (1941a) gerechnet worden. Die Berechnung der Grenz-
schicht an der Kugel sowohl für die potentialtheoretische Druckverteilung (hierfür
ergibt sich der Ablösungswinkel etwa bei ϕA = 105 ◦ ) als auch für bei verschiede-
nen Reynolds-Zahlen gemessenen Druckverteilungen wurde von S. Tomotika (1935)
ausgeführt, vgl. dazu die Zusammenstellung von F.M. White (1974, S. 346).
Auch bei axialsymmetrischen Grenzschichten können die Transformationen nach
H. Görtler (Kap. 7.3.1), Illingworth-Stewartson (Kap. 10.4.3) und Saville-Churchill
(Kap. 10.5.2) durch Kombination mit der Mangler-Transformation angewendet wer-
den, vgl. F.M. White (1974, S. 604) und D.A. Saville; S.W. Churchill (1967).
Im folgenden sollen einige Beispiele von axialsymmetrischen Grenzschichten
besprochen werden.

Axialsymmetrischer Staupunkt. Wie im Kap. 5.2.3 gezeigt wurde, handelt es sich hier
sogar um eine exakte Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen, da in der Impulsgleichung in
x-Richtung (in Kap. 5.2.3 steht r statt x) und in der Energiegleichung die in den Grenz-
schichtgleichungen vernachlässigten Glieder von selbst verschwinden. (Für die Staupunkte-
bene ist das in Bild 12.1 dargestellte Koordinatensystem mit dem in Kap. 5.2.3 benutzten
Zylinderkoordinaten-System identisch, wenn x = r und y = z gesetzt wird). Der in der
Grenzschichttheorie vernachlässigte Druckgradient ∂p/∂y läßt sich in diesem Fall nachträg-
lich aus der Impulsgleichung für die y-Richtung ermitteln. Das Geschwindigkeitsprofil ist in
Bild 5.6 dargestellt. Einige wichtige Zahlenwerte für das Geschwindigkeitsfeld findet man in
Tabelle 5.1.
Über den Wärmeübergang in Abhängigkeit von der Prandtl-Zahl haben H. Herwig; G.
Wickern (1986) Zahlen angegeben, und zwar für konstante und für variable Stoffwerte (Me-
thode der Stoffwertverhältnisse), vgl. auch H. Herwig (1987). Danach gilt für die Prandtl-Zahl
Pr ∞ = 0,7:
       
Nu w µw 0,270 w −0,075 Pr w −0,384 cpw 0,5
= (12.14)
Nuc.p. ∞ µ∞ ∞ Pr ∞ cp∞

mit

N uc.p. / Re = 0,665, U = ax, V = al . (12.15)
330 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Bild 12.2. Gemessene


Rückgewinnfaktoren r für
die laminare Grenzschicht
an Kegeln bei Über-
schallgeschwindigkeit
für verschiedene Mach-
und Reynolds-Zahlen,
nach G.R. Eber (1952).
Vergleich mit der Theorie
nach Gl. (9.86), siehe
Bild 9.6

Große bzw. kleine Temperaturverhältnisse Tw /T∞ wurden von C.F. Dewey Jr.; J.F. Gross
(1967) untersucht, und zwar auch mit Ausblasen. Angaben über Absaugen und Ausblasen mit
den Grenzfällen vw → +∞ bzw. vw → −∞ findet man auch bei W.E. Stewart; R. Prober
(1962) und K. Gersten (1973a). Schließlich sei auf Angaben über Zweistoffgrenzschichten
am Staupunkt von W.H. Dorrance (1962) hingewiesen.
Axialsymmetrischer Wandstrahl. Wenn ein axialsymmetrischer Freistrahl senkrecht auf
eine ebene Wand auftritt, entsteht in einiger Entfernung vom Auftreffpunkt ein sich nach
allen Seiten radial ausbreitender Wandstrahl. Dieser gehorcht mit rw = x und U = 0 den
Gleichungen (12.1) bis (12.3). Es handelt sich wieder um ähnliche Lösungen der Grenzschicht-
Gleichungen, die auf dieselbe gewöhnliche Differentialgleichung führen wie im ebenen Fall,
vgl. M.B. Glauert (1956b) und N. Riley (1958). Alle Ergebnisse können daher vom ebenen
Wandstrahl übertragen werden.
Radialstrahl. Ein Radialstrahl entsteht, wenn z.B. aus einem Hohlrohr durch einen auf dem
Umfang befindlichen ringförmigen Schlitz Fluid in den ruhenden Außenraum ausgeblasen
wird. Das Fluid strömt dann als axialsymmetrischer Freistrahl radial nach außen. Wieder gilt
rw = x und U = 0 in Gl. (12.1) bis (12.3). Auch hierbei ist die Übertragung der Ergebnisse
vom ebenen Freistrahl möglich, vgl. auch H.B. Squire (1955).
Überschallströmung am Kegel. Solange der Verdichtungsstoß an der Kegelspitze anliegt,
gilt rw = αx, U = const. Diese Strömung ist mit der Plattenströmung verwandt und kann
mittels der Mangler-Transformation auf diese zurückgeführt werden. So erhält man wie bei
der Plattenströmung auch für die adiabate Wandtemperatur einen von x unabhängigen Wert,
wie Bild 12.2 zeigt. Der dort dargestellte Rückgewinnfaktor ist auch von der Mach-Zahl
unabhängig (für Ma < 5), und die Übereinstimmung von Theorie und Messung ist sehr gut,
vgl. auch W. Hantsche; H. Wendt (1941). Weitere Messungen an anderen Kegeln und auch an
einem Paraboloid findet man bei B. des Clers; J. Sternberg (1952) und R. Scherrer (1951).
Die Zweistoffgrenzschicht am Kegel wurde von W.Wuest (1963) untersucht. Um ähnliche
Lösungen der Grenzschichtgleichungen zu erhalten, muß dieselbe Verteilung der Ausblasge-
schwindigkeit vw (x) vorliegen wie bei der Platte, d.h. vw ∼ x −1/2 .
Düsenströmung. Als Beispiel für eine Grenzschicht auf der „Innenseite“ eines Rotations-
körpers sei die Strömung in einer Düse mit Kreisquerschnitt genannt, für die A. Michalke
(1962) theoretische und experimentelle Untersuchungen durchgeführt hat.
12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 331

Natürliche Konvektion. Auch hierbei läßt sich die Berechnung der axialsymmetrischen
Grenzschicht auf die einer ebenen Grenzschicht durch die Mangler-Transformation zurück-
führen. Von W.H. Braun et al. (1961) wurden diejenigen Körperkonturen untersucht, die auf
ähnliche Lösungen führen, dazu gehört auch der „untere Staupunkt“. Über die Berechnung
der natürlichen Konvektion an Rotationskörpern mit vertikaler Achse mittels Reihenentwick-
lungen und Integralverfahren findet man Angaben bei Y. Jaluria (1980, S. 84).
Beliebige Körperkonturen haben F.N. Lin; B.T. Chao (1974, 1976) untersucht, speziell für
die Kugel gibt es zahlreiche Arbeiten, z.B. T. Chaing et al. (1964).
Von A. Acrivos (1960b) wurde dazu der Grenzfall Pr → ∞ behandelt. Für die mittlere
Nußelt-Zahl ergibt sich bei der Kugel mit Tw = const:

Num = 0,589(Gr Pr)1/4 (Pr → ∞), (12.16)

wobei die Nußelt-Zahl und die Grashof-Zahl mit dem Kugeldurchmesser gebildet sind.
Angaben zur natürlichen Konvektion am Paraboloid findet man bei I.C. Walton (1974) und
am Kegel bei R.G. Hering; R. J. Grosh (1962).

12.1.4
Grenzschichten an Rotationskörpern mit Rotation

Infolge der Rotation des Körpers erzeugt die Haftbedingung an der Körperoberfläche
eine zusätzliche Geschwindigkeitskomponente in Umfangsrichtung, die innerhalb
der Grenzschicht nach außen auf null abklingt. Die Strömung ist jedoch weiterhin
axialsymmetrisch, d.h. unabhängig von der Umfangskomponente z, s. Bild 12.1. Die
Grenzschichtgleichungen (12.1) bis (12.3) erweitern sich um die Impulsgleichung in
Umfangsrichtung und einige zusätzliche von w abhängige Glieder in den bisherigen
Gleichungen. Es gilt:
∂(rw u) ∂(rw v)
+ = 0, (12.17)
∂x ∂y

   
∂u ∂u w 2 drw ∂p ∂ ∂u
 u +v − = −g sin α − + µ , (12.18)
∂x ∂y rw dx ∂x ∂y ∂y

   
∂w ∂w uw drw ∂ ∂w
 u +v + = µ , (12.19)
∂x ∂y rw dx ∂y ∂y

   
∂T ∂T ∂ ∂T
cp u +v = λ
∂x ∂y ∂y ∂y
 2    (12.20)
∂p ∂u ∂w 2
+βT u ∂x + µ + .
∂y ∂y

Dabei sind die unterstrichenen Glieder in den bisherigen Gleichungen als


„Kopplungsglieder“ hinzugekommen.
332 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Bei der Berechnung dieser Grenzschicht nach einem Integralverfahren tritt zu


dem Impulssatz in meridionaler Richtung (x-Richtung) noch der Impulssatz für die
azimutale Richtung (z-Richtung) hinzu.
Diese beiden Impulssätze lauten (bei konstanten Stoffwerten):

dδ2x dU 1 drw 2 τwx


U2 +U (2δ2x + δ1x ) + (U δ2x + ww
2
δ2z ) = , (12.21)
dx dx rw dx 
ww d τwz
(U rw3 δ2xz ) = − . (12.22)
rw3 dx 

Dabei gilt für die Komponenten der Wandschubspannung


   
∂u ∂w
τwx = µ ; τwz = µ (12.23)
∂y w ∂y w

und für die Verdrängungs- und Impulsverlustdicken

∞   ∞  
u u u
δ1x = 1− dy; δ2x = 1− dy ; (12.24)
U U U
0 0

∞  2 ∞
w u w
δ2z = dy; δ2xz = dy , (12.25)
ww U ww
0 0

wobei ww = rw ω die lokale Umfangsgeschwindigkeit ist.


Mit Hilfe dieser Impulssätze wurden Integralverfahren von H. Schlichting (1953),
E. Truckenbrodt (1954a) und O. Parr (1963) entwickelt.
Im folgenden sollen einige Lösungen besprochen werden:

Axial angeströmte rotierende Scheibe. Als einfachster Fall einer Grenzschicht an ei-
nem rotierenden Körper wurde in Kap. 5.2.4 die in ruhendem Fluid rotierende Scheibe be-
handelt. Eine Verallgemeinerung dieses Falles ist die rotierende Scheibe (Radius R, Win-
kelgeschwindigkeit ω), die in Richtung der Drehachse mit der Geschwindigkeit V ange-
strömt wird. In diesem Fall hängt die Strömung außer von der Reynolds-Zahl Re = ωR 2 /ν
noch von dem Drehparameter V /ωR ab, der das Verhältnis von Anströmgeschwindigkeit zu
Umfangsgeschwindigkeit darstellt. Dazu gibt es exakte Lösungen von D.M. Hannah (1952)
und A.N. Tifford; S.T. Chu (1952) und Näherungslösungen von H. Schlichting; E. Trucken-
brodt (1952). In Bild 12.3 ist der aus diesen Rechnungen erhaltene Drehmomentenbeiwert
cM = 2M/(ω2 R 5 ) in Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl und dem Drehparameter an-
gegeben. Dabei ist M das Drehmoment nur der vorderen Seite der Scheibe. Der Sonderfall
V = 0 aus Kap. 5.2.4 ist ebenfalls eingezeichnet. Man ersieht aus Bild 12.3, daß bei kon-
stanter Drehzahl das Drehmoment mit wachsender Anströmgeschwindigkeit V beträchtlich
zunimmt.
Auf den turbulenten Teil des Diagramms wird in Kap. 20.1.3 näher eingegangen.
Drehströmung über festem Grund. Nahe verwandt mit der Strömung an der rotierenden
Scheibe ist die Strömung, die an einer ruhenden ebenen Wand entsteht, wenn das Fluid in großer
Entfernung von der Wand mit konstanter Winkelgeschwindigkeit kreist, vgl. Bild 12.4. Dieser
12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 333

Bild 12.3. Drehmomentenbei-


wert einer axial angeström-
ten rotierenden Scheibe, nach
H. Schlichting; E. Truckenbrodt
(1952) und E. Truckenbrodt
(1954a).
cM = 2M/ω2 R 5 ,
M = Moment der Vorderseite
der Scheibe
V = 0: vgl. Bild 5.10

Bild 12.4. Drehströmung


über festem Grund. Ge-
schwindigkeitskomponen-
ten: u: radial, v: azimutal,
w: axial

Fall ist von U.T. Bödewadt (1940), J.E. Nydahl (1971) und K. Stewartson (1953) behandelt
worden. Wie bei der rotierenden Scheibe in ruhender Umgebung tritt auch bei dieser Strömung
eine Sekundärströmung auf, jedoch mit umgekehrtem Vorzeichen. Bei den in großem Abstand
von der Wand umlaufendem Teilchen besteht Gleichgewicht zwischen der Zentrifugalkraft
und dem radialen Druckgradienten. Die in Wandnähe in ihrer Umfangsgeschwindigkeit abge-
bremsten Teilchen stehen unter dem gleichen nach innen gerichteten radialen Druckgradienten,
während ihre Zentrifugalkraft wesentlich abgemindert ist. Auf diese Weise ergibt sich also in
Bodennähe eine radiale Einwärtsströmung und aus Kontinuitätsgründen in axialer Richtung
eine aufsteigende Strömung, wie sie in Bild 12.4 dargestellt ist.
Eine solche in der Grenzschicht entstehende Strömung, deren Richtung von derjenigen der
Außenströmung abweicht, wird ganz allgemein als Sekundärströmung bezeichnet.
Die vorstehend geschilderte Sekundärströmung kann man sehr deutlich in jeder Teetasse
beobachten. Nachdem man die Drehströmung durch starkes Rühren erzeugt hat und dann
die Strömung sich selbst überläßt, bildet sich nach kurzer Zeit in Bodennähe eine radiale
334 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Bild 12.5. Drall-


strömung in einem
Trichter, nach G.I.
Taylor (1950), G:
Grenzschicht an der
Kegelwand mit Se-
kundärbewegung zur
Spitze hin

Einwärtsströmung aus. Dies erkennt man an dem Ansammeln der Teeblättchen in der Mitte
des Bodens der Tasse.
Die allgemeine Außenströmung mit kreisförmigen Stromlinien wurde von A. Mager; A.G.
Hansen (1952) und E. Becker (1959a) untersucht. Hat die Außenströmung die Form einer
Wirbelquelle, entsteht die von G. Vogelpohl (1944) behandelte Grenzschicht.
Radialstrahl mit Drall. Wie bereits erwähnt, erhält man einem Radialstrahl, wenn aus einem
Rohr durch einen über dem Umfang angeordneten ringförmigen Schlitz ausgeblasen wird.
Wenn dieses Rohr rotiert, entsteht der Radialstrahl mit Drall, der von L.G. Loitsianski (1967,
S. 217) behandelt wurde.
Düsenströmung mit Drall. Die drallbehaftete konvergente Strömung durch eine Kegeldüse
nach Bild 12.5 ist von K. Garbsch (1955) behandelt worden. Die potentialtheoretische Kern-
strömung wird durch eine Senke der Ergiebigkeit Q in der Kegelspitze und einen Potentialwir-
bel auf der Kegelachse mit der Wirbelstärke  erzeugt. Zwei Spezialfälle dieser Strömung sind
auch mit Integralverfahren berechnet worden. Von A.M. Binnie; D.P. Harris (1950) wurde die
reine Senkenströmung ( = 0) und von G.I. Taylor (1950) sowie J.C. Cooke (1952) die reine
Wirbelströmung (Q = 0) untersucht. Im letztgenannten Fall bildet sich nach Bild 12.5 an
der Düsenwand eine Grenzschicht aus, die auch Geschwindigkeitskomponenten in Richtung
der Kegelerzeugenden aufweist, während die reibungslose Kernströmung als reine Wirbel-
strömung nur Umfangskomponenten besitzt. Diese in der Grenzschicht entstehende Sekun-
därströmung transportiert Fluid zur Kegelspitze hin. Hierzu vergleiche man auch eine Arbeit
von H.E. Weber (1956).
Rotierende Kugel. Die in Achsrichtung angeströmte rotierende Kugel zeigt einen mit der
Drehung deutlich zunehmenden Widerstand, wie aus Messungen von C. Wieselsberger (1927)
und S. Luthander; A. Rydberg (1935) hervorgeht. Dieses hängt mit der Lage des Ablösungs-
punktes zusammen. Bild 12.6 zeigt den Einfluß der Rotation auf die Ablösung nach Rechnun-
gen von N.E. Hoskin (1955). Bei dem Wert ωR/V = 5 liegt der Ablösungspunkt um etwa
10 ◦ weiter vorn gegenüber dem Fall ohne Rotation. Die physikalische Ursache hierfür ist,
daß das in der Grenzschicht mit umlaufende Fluid dem Einfluß der Zentrifugalkraft unterliegt,
welche durch das Glied proportional zu drw /dx in Gl. (12.18) beschrieben wird und wie ein
zusätzlicher Druckanstieg wirkt.
Der Sonderfall einer rotierenden Kugel in ruhendem Fluid wurde von L. Howarth (1951a)
und S.D. Nigam (1954) behandelt. Eine Erweiterung auf Rotationsellipsoide stammt von B.S.
12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 335

Bild 12.6. Lage des Ablösungspunk-


tes der laminaren Grenzschicht an ei-
ner axial angeströmten rotierenden
Kugel, nach N.E. Hoskin (1955)

Fadnis (1954). Die Strömung verhält sich an den Polen wie bei einer rotierenden Scheibe und
im Bereich des Äquators wie bei einen rotierenden Zylinder. Es erfolgt ein Zustrom von Fluid
an den Polen und ein Abfluß am Äquator, der bei gleichem Äquatorquerschnitt und gleicher
Winkelgeschwindigkeit um so größer ist, je schlanker der Körper ist, vgl. auch W.H.H. Banks
(1965). Bezüglich der Erweiterung auf andere Rotationskörper mit axialer Anströmung sei auf
die Literatur in H. Schlichting (1982, S. 249) verwiesen. Die Anwendung auf kompressible
Strömungen erfolgte von J. Yamaga (1956).

12.1.5
Freistrahl und Nachlauf

In Kap. 5.2.5 war der axialsymmetrische Freistrahl als exakte Lösung der Navier-
Stokes-Gleichungen in sphärischen Polarkoordinaten angegeben worden. Dabei hatte
sich herausgestellt, daß sich für große Reynolds-Zahlen, d.h. für ν → 0, die Strö-
mung auf einen kleinen Bereich in Achsnähe beschränkt. Da wir nur an dieser
„Grenzschichtlösung“ interessiert sind, kann die Beschreibung der Strömung in Zy-
linderkoordinaten erfolgen. Dabei ist x die axiale Koordinate in Hauptströmungs-
richtung (Geschwindigkeitskomponente u), die radiale Koordinate sei r genannt (v
als radiale Geschwindigkeitskomponente).
Für dieses Zylinderkoordinaten-System lauten die Grenzschichtgleichungen für
Strömungen bei Gleichdruck (außerdem ∂ 2 u/∂x 2  ∂ 2 u/∂r 2 )

∂(ru) ∂(rv) (12.26)


+ = 0,
∂x ∂r
   
∂u ∂u 1 ∂ ∂u
 u +v = −g + µr , (12.27)
∂x ∂r r ∂r ∂r
     2
∂T ∂T 1 ∂ ∂T ∂u
cp u +v = λr +µ . (12.28)
∂x ∂r r ∂r ∂r ∂r
336 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Die Randbedingungen lauten:


∂u ∂T
r =0: v = 0,= 0, =0
∂r ∂r (12.29)
r → ∞ : u = 0, T = T∞ .

Gegenüber den ebenen Grenzschichtgleichungen mit Gleichdruck haben sich die


Kontinuitätsgleichung und die Glieder für die Reibungskraft bzw. für die Wärmelei-
tung geändert.
Dieses Gleichungssystem beschreibt den axialsymmetrischen Impulsstrahl, Auf-
triebstrahl und Nachlauf, die im folgenden etwas ausführlicher behandelt werden
sollen.

Impulsstrahl. Der Strahl tritt aus einer punktförmigen Öffnung aus und ist dadurch charak-
terisiert, daß sein kinematischer Impuls bei konstanten Stoffwerten
∞
Ka = 2π u2 r dr = const (12.30)
0

konstant ist. Für das System (12.26) bis (12.28) ergeben sich in diesem Fall ähnliche Lösungen.
Mit den Ansätzen
 
ν F ν F r
u = γ2 , v=γ F − , η=γ (12.31)
x η x η x
erhält man aus Gl. (12.26) und (12.27) die gewöhnliche Differentialgleichung für F (η)

ηF  + F F  − F  = 0 (12.32)

mit den Randbedingungen

η=0: F = 0, F  = 0; η→∞: F  = 0. (12.33)

Die Lösung lautet


4η2
F (η) = . (12.34)
1 + η2
Damit ergibt sich für den kinematischen Impuls (siehe Gl. (5.90) mit γ = 1/θ0 )
64 2 2
Ka = πγ ν , (12.35)
3
woraus die Lösungen für das Geschwindigkeitsfeld folgen:
3 Ka 1
u= , (12.36)
8π νx (1 + η2 )2

1 3Ka η 1 − η2
v= , (12.37)
2 π x (1 + η2 )2

1 3Ka 1 r
η= . (12.38)
8 π νx
12.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 337

Für den Volumenstrom im Strahl, der wegen der seitlichen Zuströmung (engl.: entrainment,
vgl. Kap. 5.25) mit wachsendem Abstand vom Strahlaustritt zunimmt, erhält man die einfache
Formel
∞
Q = 2π ur dr = 8πνx. (12.39)
0
Diese Formel ist mit Gl. (7.56) für den ebenen Strahl zu vergleichen. Für den axialsymmetri-
schen Strahl hat man also das eigenartige Ergebnis, daß der Volumenstrom vom Strahlimpuls
unabhängig ist. Wie man aus den Ergebnissen Gl. (12.36) und (12.38) unschwer erkennt,
bleibt ein Strahl mit größeren Ka schmaler als ein Strahl mit kleinerem Ka . Letzterer hat also
umfangsmäßig eine größere Einsaugfläche, so daß die Einsaugmenge für beide Strahlen (bei
gleichem ν) gleich ist.
Der axialsymmetrische Strahl in kompressibler Strömung ist von M.Z. Krzywoblocki
(1949) und D.C. Pack (1954) behandelt worden. Bei einem Strahl im Unterschallbereich
ist auf der Strahlachse die Dichte größer und die Temperatur kleiner als am Strahlrand.
Wenn dem Strahl noch ein schwacher Drall überlagert ist, läßt sich nach H. Görtler (1954)
die Entwicklung des Dralls stromabwärts berechnen. Danach nimmt die maximale Umfangs-
geschwindigkeit schneller ab als die Geschwindigkeit auf der Strahlachse.
Es sei besonders betont, daß der Strahlimpuls nach Gl. (12.30) nur dann konstant ist, wenn
sich keine Wände im Strömungsfeld befinden. Wie in Kap. 5.2.5 beschrieben wurde, besteht
das gesamte Strömungsfeld aus der eigentlichen achsnahen Strahlströmung und der durch den
Einmischeffekt bedingten induzierten Strömung. Wenn nun der Strahl zum Beispiel entspre-
chend dem Bild 7.7 senkrecht aus einer Wand austritt, führt die Wechselwirkung zwischen der
Strahlströmung und der induzierten Strömung zu einer langsamen Abnahme des Strahlimpul-
ses, vgl. W. Schneider (1985). Der Abnahme des Strahlimpulses entspricht die Gesamtkraft
auf die Wand, die durch die Verteilung des induzierten Druckes an der Wand entsteht. Die
induzierte Strömung ist hier keine Potentialströmung wie beim ebenen Freistrahl, sondern sie
ist reibungs- und drehungsbehaftet. Weit stromabwärts verliert die Grenzschichttheorie ihre
Gültigkeit, da mit abnehmendem Strahlimpuls der Radius der achsnahen Strahlströmung über
alle Grenzen wächst. Es bildet sich ein Rezirkulationsgebiet aus, das in Laborversuchen be-
obachtet und mittels numerischer Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen berechnet worden
ist, vgl. E. Zauner (1985) und W. Schneider et al. (1987).

Auftriebsstrahl. Über einer „punktförmigen“ Energiequelle (z.B. eine heißer Körper) bildet
sich ein Auftriebsstrahl, der im Fernfeld, d.h. in einiger Entfernung über der Energiequelle, zu
einer ähnlichen Lösung führt. Der entsprechende ebene Strahl wurde bereits in Kap. 10.5.4
behandelt. Nach Rechnungen von T. Fujii (1963) für konstante Stoffwerte gilt mit der Strahl-
leistung

∞
Q̇ = 2π cp u(T − T∞ )r dr = const , (12.40)
0

gβ∞ Q̇
umax = A(Pr) , (12.41)
2π µcp


Tmax − T∞ = B(Pr) , (12.42)
2π µcp x
 
cp ν 3 1/4 1/2
δ∼ x . (12.43)
gβ Q̇
338 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Die Faktoren sind noch von der Prandtl-Zahl abhängig. Für Pr = 0,7 gilt A = 0,938 und
B = 0,481. Bisher war für den Auftriebsstrahl angenommen worden, daß sein Anfangsimpuls
verschwindet. Strahlen, die einen endlichen Anfangsimpuls besitzen und wegen ihrer von der
Umgebungstemperatur verschiedenen Strahltemperatur Auftriebskräften unterliegen, sind von
J.C. Mollendorf; B. Gebhart (1973) und W. Schneider; W. Potsch (1979) untersucht worden.
Diese Strahlen beginnen zunächst als Impulsstrahlen, mit zunehmendem Auftrieb wächst ihr
Impulsstrom in Strömungsrichtung, bis sich schließlich die Strahlen asymptotisch wie reine
Auftriebsstrahlen verhalten.
Auf die zusammenfassenden Darstellungen über Auftriebsstrahlen von J.S. Turner (1973,
1969) sei hingewiesen.
Axialsymmetrischer Nachlauf. Mit Hilfe des Gleichungssystems (12.26) bis (12.28) läßt
sich auch der Nachlauf behandeln, wie er hinter einem axial angeströmten Rotationskörper
auftritt. Die Rechnung verläuft ganz analog wie für den ebenen Nachlauf, vgl. Kap. 7.5.1. Es
seien U∞ die Anströmgeschwindigkeit und u(x,r) die Geschwindigkeit im Nachlauf sowie
entsprechend Gl. (7.86)
u1 (x,r) = U∞ − u(x,r) (12.44)
der Geschwindigkeitsdefekt. Dieser ist in großem Abstand hinter dem Körper sehr klein ge-
genüber U∞ , so daß man quadratische Glieder von u1 vernachlässigen kann. Mit dieser
Vereinfachung ergibt sich aus Gl. (12.26) und (12.27) für u1 (x,r) die lineare Differentialglei-
chung  
∂u1 ν ∂ ∂u1
U∞ = r . (12.45)
∂x r ∂r ∂r
Mit dem Ansatz  −m 
x r U∞
u1 = U∞ C F (η) , η= (12.46)
l 2 νx
erhält man für die Funktion F (η) die Differentialgleichung
(ηF  ) + 2η2 F  + 4mηF = 0 (12.47)
mit den Randbedingungen
η=0: F  = 0; η→∞: F = 0. (12.48)
Aus der Bedingung, daß der Widerstand
∞  −m ∞
W = 2π U∞ 2 C x
u1 r dr = 8π U∞
νx
F (η)η dη (12.49)
l U∞
0 0
von x unabhängig sein muß, folgt m = 1. Die so festgelegte Differentialgleichung hat die
Lösung
F (η) = e−η ,
2
(12.50)
die mit der Lösung des ebenen Nachlaufes identisch ist, vgl. (7.93). Mit dem Widerstandsbei-
wert
2W
cW = 2 π l2
(12.51)
U∞
und der Reynolds-Zahl Re = U∞ l/ν erhält man dann die Geschwindigkeitsverteilung im
Nachlauf
u1 (x,r) π cW l Re − r 2 U∞
= e 4xν . (12.52)
U∞ 32 x
Versuchsergebnisse findet man bei F.R. Hama; L.F. Peterson (1976).
Die Erweiterung dieser asymptotischen Lösung auf endliche x-Werte wurde von S.A.
Berger (1971, S. 248) beschrieben.
12.2 Dreidimensionale Grenzschichten 339

12.2
Dreidimensionale Grenzschichten

12.2.1
Grenzschichtgleichungen

Gegeben sei jetzt ein allgemeiner dreidimensionaler Körper, an dessen Oberfläche


sich die Grenzschicht ausbilden soll. Kanten oder extrem starke Krümmungen der
Oberfläche seien ausgeschlossen.
Zur Beschreibung der Strömung um diesen Körper wird ein orthogonales krumm-
liniges Koordinatensystem nach Bild 12.7 zugrunde gelegt. Die Koordinatenlinien
x = const und z = const bilden auf der Oberfläche ein orthogonales Netz. Die y-
Koordinate steht senkrecht auf der Oberfläche und kennzeichnet den Wandabstand.
Die Geschwindigkeitskomponenten seien für dieses x,y,z-System wieder u,v,w.
Für dieses Koordinatensystem lauten die sog. Lamèschen Metrik-Koeffizienten hx ,
hy = 1, hz . Für ein Bogenelement gilt also:

(ds)2 = (hx dx)2 + (dy)2 + (hz dz)2 .

Diese Metrik-Koeffizienten sind im allgemeinen noch Funktionen von x und z und


legen damit das speziell gewählte Koordinatensystem fest.
Man kann die Metrik-Koeffizienten ermitteln, indem man das krummlinige x,y,z-
System mit einem geeignet gewählten kartesischen Koordinatensystem X, Y , Z in
Verbindung bringt. Dann gilt
   2  
∂X 2 ∂Y ∂Z 2
h2x = + +
∂x ∂x ∂x
 2   2   
∂x ∂x ∂x 2 −1
= + + , (12.53)
∂X ∂Y ∂Z
   2  
∂X 2 ∂Y ∂Z 2
hz =
2
+ +
∂z ∂z ∂z
   2   
∂z 2 ∂z ∂z 2 −1
= + + . (12.54)
∂X ∂Y ∂Z

Bild 12.7. Orthogonales krummliniges Koordina-


tensystem für beliebige Körperoberflächen
340 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Aus den vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen für das so gewählte Koor-


dinatensystem erhält man für große Reynolds-Zahlen nach einer entsprechenden
Grenzschicht-Transformation die folgenden Grenzschichtgleichungen in dimen-
sionsbehafteter Schreibweise (ohne Schwerkraft, d.h. g = 0), vgl. z.B. H.-D. Pa-
penfuß (1975):

1 ∂ ∂ 1 ∂
(hz u) + (v) + (hx w) = 0, (12.55)
hx hz ∂x ∂y hx hz ∂z
  
u ∂u ∂u w ∂u 1 ∂hx ∂hz 2
 +v + + uw − w
hx ∂x ∂y hz ∂z hx hz ∂z ∂x
 
1 ∂p ∂ ∂u
=− + µ , (12.56)
hx ∂x ∂y ∂y
  
u ∂w ∂w w ∂w 1 ∂hz ∂hx 2
 +v + + uw − u
hx ∂x ∂y hz ∂z hx hz ∂x ∂z
 
1 ∂p ∂ ∂w
=− + µ , (12.57)
hz ∂z ∂y ∂y

 
u ∂T ∂T w ∂T
cp +v +
hx ∂x ∂y hz ∂z
   
∂ ∂T u ∂p w ∂p
= λ + βT +
∂y ∂y hx ∂x hz ∂z
 2  2 
∂u ∂w
+µ + . (12.58)
∂y ∂y

Die bisher verwendeten Grenzschicht-Gleichungen sind Sonderfälle dieses allge-


meinen Systems:
1) Für hx = hz = 1, w = 0 erhält man Gl. (10.4) bis (10.6)
2) Für hx = 1, hz = rw (x), w = 0 erhält man Gl. (12.1) bis (12.3)
3) Für hx = 1, hz = rw (x), w  = 0, ∂/∂z = 0 erhält man Gl. (12.17) bis (12.20).
Zu diesem Gleichungssystem gehören die folgenden Randbedingungen:

y=0: u = 0, v = vw (x,z), w = 0, T = Tw (x,z)


oder q = qw (x,z)
y→∞: u = U (x,z), w = W (x,z), T = Te (x,z).

Aus den Lösungen erhält man insbesondere


     
∂u ∂w ∂T
τwx = µ , τwz = µ , qw = −λ . (12.59)
∂y w ∂y w ∂y w
12.2 Dreidimensionale Grenzschichten 341

Die Richtung der resultierenden Wandschubspannung ist dabei im allgemeinen von


der Richtung der Stromlinien amAußenrand der Grenzschicht (d.h. der reibungslosen
Außenströmung in Wandnähe) verschieden.
Wie man sich leicht überzeugen kann, gilt nach wie vor die Busemann-Crocco-
Lösung (vgl. Kap. 10.4.2), nach der die Gesamtenthalpie in der Grenzschicht für
adiabate Wand und Pr = 1 konstant und gleich derjenigen der Außenströmung ist.
Ähnliche Lösungen von dreidimensionalen Grenzschichten wurden von V.G. Pa-
vlov (1979) untersucht.
Zur Wahl des Koordinatensystems existieren viele Möglichkeiten. Dabei lassen
sich zwei Gruppen unterscheiden:

1. Körperangepaßte Koordinatensysteme. Unabhängig von der Umströmung


werden die Koordinatensysteme nur durch die Geometrie des Körpers festgelegt.
Werden die Hauptkrümmungslinien der Körperoberfläche als Koordinatenlinien
gewählt, sind die Metrik-Koeffizienten in einfacher Weise mit den Hauptkrümmun-
gen der Oberfläche verknüpft, vgl. L. Howarth (1951b), siehe Bild. 12.14.
Häufig werden sogar nicht-orthogonale Koordinatensysteme gewählt, wie es in
Bild 12.8 für einen Pfeilflügel skizziert ist. Dabei steht die y-Achse weiterhin senk-
recht auf der Oberfläche, die beiden Koordinatenlinien auf der Oberfläche bilden
jedoch im allgemeinen einen von 90 ◦ verschiedenen Winkel. In diesem Fall muß das
Gleichungssystem (12.55) bis (12.58) um Terme erweitert werden, die den Winkel
als zusätzliche Größe enthalten, vgl. Kap. 20.2.1 und J. Cousteix (1987b). Körper-
angepaßte Koordinatensysteme haben den Vorteil, daß sie von Änderungen der Strö-
mung, z.B. durch Variation des Anstellwinkels, unabhängig sind. Andererseits kön-
nen jedoch in den Metrik-Koeffizienten Singularitäten auftreten, die durch aufwen-
dige Transformationen beseitigt werden müssen, vgl. T. Cebeci et al. (1980b) und
T. Cebeci (1987). Auch bei nicht-orthogonalen Koordinatensystemen an rumpfähn-
lichen Körpern tritt diese Problematik auf, vgl. R. Grundmann (1981), Y.S. Wie; J.E.
Harris (1991).

Bild 12.8. Nicht-orthogonales Ko-


ordinatensystem an einem Pfeilflü-
gel
342 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

2. Strömungsangepaßtes Koordinatensystem. Als Koordinatenlinien auf der


Körperoberfläche werden die wandnahen Stromlinien der reibunglosen Außenströ-
mung und die zugehörigen orthogonalen Trajektorien verwendet, vgl. W.D. Hayes
(1951) und L. Prandtl (1961). Nachteilig ist dabei, daß sich bei Änderung des Anstell-
winkels auch das Koordinatensystem ändert. Vorteilhaft ist, daß am Außenrand der
Grenzschicht die w-Komponente der Geschwindigkeit verschwindet (W (x,z) = 0).
Damit gilt dort:
∂U ∂p  ∂hx 2 ∂p
U =− ; U = . (12.60)
∂x ∂x hx ∂z ∂z
In diesem Fall beschreibt also die w-Komponente die Sekundärströmung, vgl.
Bild 12.9. Für ∂hx /∂z = 0 reduziert sich wegen Gl. (12.60) die Gleichung (12.57)
auf eine homogene Gleichung für w, die wegen der homogenen Randbedingungen
für w die triviale Lösung w = 0 besitzt, d.h. in diesem Fall entsteht keine Sekun-
därströmung. Nach einem Satz von R. Sedney (1957) gilt ∂hx /∂z = 0, d.h. es treten
keine Sekundärströmungen in der Grenzschicht auf, wenn die wandnahen Strom-
linien der reibungslosen Außenströmung geodätische Linien der Körperoberfläche
sind. Dabei wird eine Kurve auf der Fläche als geodätische Linie bezeichnet, wenn
die Flächennormale in allen Punkten der Kurve mit der Hauptnormalen der Kurve
übereinstimmt (z.B. sind Großkreise auf der Kugel geodätische Linien).
Numerische Verfahren zur Lösung des Gleichungssystems (12.55) bis (12.58)
bzw. des erweiterten Systems für nicht-orthogonale Koordinatensysteme wurden
u.a. von E. Krause et al. (1969), E. Krause (1973), W.L. Melnik (1982), T. Cebeci
(1987) und V. Iyer; J.E. Harris (1990) beschrieben. Obwohl die Gleichungen para-
bolisch sind, müssen die Richtungen, in denen die Rechnung fortschreitet, sorgfältig
gewählt werden. Dabei ist die Einfluß-Zone eines Punktes in der Grenzschicht zu
berücksichtigen. Diese ist nach Bild 12.10 durch den Bereich der Grenzschicht fest-
gelegt, in dem alle Stromlinien liegen, die durch die Normale AB (mit dem Punkt
P ) verlaufen. Analog befindet sich stromaufwärts von AB die Abhängigkeits-Zone,
in der alle Punkte liegen, die auf P einen Einfluß haben.
Die numerische Berechnung mittels eines Finite-Differenzen-Verfahrens erfor-
dert ein besonderes Vorgehen, wenn die Sekundärströmung Rückströmung aufweist.
Hierbei hat sich das sog. Zickzack-Schema (engl.: Zig-Zag-scheme) nach E. Krause
et al. (1969) bewährt, vgl. auch T. Cebeci (1987), siehe auch Kap. 23.

Bild 12.9. Orthogonales Stromlinien-Koordinaten-


system, s: Stromlinie am Außenrand der Grenzschicht
12.2 Dreidimensionale Grenzschichten 343

Bild 12.10. Abhängigkeitszone und Ein-


flußzone bei dreidimensionalen Grenz-
schichten
Ab: Abhängigkeitszone
E: Einflußzone

Bild 12.11. Ablösungslinie einer


dreidimensionalen Grenzschicht
als Enveloppe der Wandstromli-
nien

Auch bei dreidimensionalen Grenzschichten werden häufig Transformationen


der Koordinaten benutzt, die der Görtler-Transformation (7.76) oder der Pseudo-
Ähnlichkeitstransformation (10.138) entsprechen, um das Anwachsen der Grenz-
schichtdicke im Rechengebiet zu reduzieren, vgl. T. Cebeci (1987).
Besondere Bedeutung hat bei dreidimensionalen Grenzschichten die Definition
der Ablösung, vgl. die Übersichtsartikel von E.C. Maskell (1955), M.J. Lighthill
(1963) und K.C. Wang (1972, 1976), M. Tobak; D.J. Peake (1982), U. Dallmann
(1983), H. Hornung; A.E. Perry (1984). Nach E.C. Maskell ist die Ablösungslinie
eine Einhüllende (Enveloppe) der Grenzstromlinien (d.h. der Wandschubspannungs-
linien), vgl. Bild 12.11. Eng verknüpft mit der Ablösungslinie ist die Berandung des
sog. Zugänglichkeitsbereiches, der alle Punkte enthält, die durch die Grenzschicht-
rechnung vom vorderen Staupunkt aus erreicht werden können, vgl. T. Cebeci et al.
(1981).
Beim Auftreten von Ablösung einer dreidimensionalen Grenzschicht kommt es
insbesondere bei stumpfen Körpern im allgemeinen zu drastischen Änderungen der
Außenströmung, so daß es Schwierigkeiten bereitet, die reibungslose Strömung zu
berechnen. Wegen der komplexen Wirbelstrukturen, die bei der dreidimensionalen
Ablösung entstehen, ist auch eine Verdrängungskorrektur, wie sie in ebenen Strö-
mungen möglich ist und in Kap. 14 als Effekt höherer Ordnung beschrieben wird,
nicht mehr möglich. In diesem Fall bietet die asymptotische Theorie (Re → ∞)
keinen Vorteil mehr gegenüber der Lösung der vollständigen Bewegungsgleichun-
gen, zumal häufig dreidimensionale abgelöste Strömungen dazu neigen, instationär
zu werden.
344 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Auch Integralverfahren werden zur Berechnung dreidimensionaler Grenzschich-


ten eingesetzt, vgl. H.-W. Stock; H.P. Horton (1985). Hierbei ist auf die Definition
der Verdrängungsdicke δ1 (x,z) zu achten. Für die beiden Koordinatenrichtungen in
dem System nach Bild 12.9 (d.h. W = 0) werden für  = const die Werte δ1x nach
Gl. (12.24) und
∞
w
δ1z = dy (12.61)
U
0

bestimmt. Daraus läßt sich mit Hilfe der partiellen Differentialgleichung

∂ ∂
[hz U (δ1 − δ1x )] + [hx U δ1z ] = 0 (12.62)
∂x ∂z

die wirkliche Verdrängungsdicke δ1 (x,z) ermitteln. Für die Verdrängungsgeschwin-


digkeit am Außenrand der Grenzschicht gilt:

1 ∂
lim (v − V ) = (hz U δ1 ). (12.63)
y→∞ hx hz ∂x

Diese Formel geht für ebene Strömungen (hx = hz = 1) in Gl. (6.35) über.
Zusammenfassende Darstellungen über dreidimensionale Grenzschichten findet
man bei W.R. Sears (1954), F.K. Moore (1956), H. Schlichting (1961), J.C. Cooke;
M.G. Hall (1962), M.J. Lighthill (1963), L.F. Crabtree et al. (1963), A. Mager (1964),
E.A. Eichelbrenner (1973), H.A. Dwyer (1981) und J. Cousteix (1986, 1987a, b).
Im folgenden werden einige spezielle Beispiele betrachtet.

12.2.2
Grenzschichten am Zylinder

Handelt es sich bei der Oberfläche des Körpers um eine abwickelbare Zylinderfläche
nach Bild 12.12, gilt hx = 1, hz = 1, so daß sich Gl. (12.55) bis (12.58) stark
vereinfachen. Vorgaben sind U (x,z), W (x,z) und Tw (x,z) bzw. qw (x,z). Für w =
0 geht das System dann in die Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen,
Gl. (10.4) bis (10.6), über.

Bild 12.12. Koordinatensystem bei dreidimensionalen


Grenzschichten an zylindrischen Körpern
12.2 Dreidimensionale Grenzschichten 345

Von Th. Geis (1956b) wurden diejenigen Strömungen untersucht, die auf ähnliche
Lösungen führen. Analog zu den Keilströmungen im zweidimensionalen Fall, vgl.
Kap. 7.2, sind die Geschwindigkeitsprofile in jeder der beiden Achsrichtungen zu-
einander ähnlich, wodurch sich das Gleichungssystem auf ein System gewöhnlicher
Differentialgleichungen zurückführen läßt.
Eine Verallgemeinerung, auch auf kompressible Grenzschichten, wurde von V.
Saljnikov; U. Dallmann (1989) angegeben. Dort findet man auch Hinweise auf wei-
tere Literatur.

Von H.G. Loos (1955) wurde die Grenzschicht für die Außenströmung  U = const,
W = a0 + a1 x untersucht, eine Erweiterung auf U = const, W = an x n erfolgte von
A.G. Hansen; H.Z. Herzig (1956). Da diese Außenströmungen nicht drehungsfrei sind, kann
es hierbei vorkommen, daß die Geschwindigkeit in der Grenzschicht größer ist als in der
Außenströmung. Die Übergeschwindigkeiten rühren von der Sekundärströmung in der Grenz-
schicht her, welche Fluid aus energiereicheren Zonen herausschafft. Bei diesen Strömungen
kann auch der Fall eintreten, daß das Geschwindigkeitsprofil in der Hauptströmungsrichtung
zunächst Rückströmung aufweist, daß jedoch die Rückströmung keine Ablösung darstellt,
sondern weiter stromabwärts verschwindet. Auch dieses Verhalten läßt sich durch den Ener-
gietransport der Sekundärströmung erklären. Man kann an diesem Beispiel erkennen, daß bei
dreidimensionalen Grenzschichten die Definition der Ablösung nicht unproblematisch ist, da
hier Rückströmung und Wandschubspannung nicht mehr so einfach zusammenhängen wie bei
ebenen Grenzschichten, vgl. auch T. Cebeci et al. (1981).
Eine Vereinfachung der Berechnung ergibt sich für Außenströmungen der Form:

U (x,z) = U0 (x) + U1 (x,z) U1  U0


W (x,z) = W1 (x,z) W1  U0 ,

d.h. für eine Außenströmung, die aus einer ebenen Grundströmung und einer schwachen Stör-
strömung besteht. Für letztere können die Differentialgleichungen linearisiert werden, und die
Grundströmung ist von der Störströmung unabhängig, vgl. A. Mager (1954, 1955).
Die dreidimensionale Grenzschicht an der bewegten Platte wurde von M. Kronast (1992)
behandelt. Sie ist für den Bodeneffekt von Kraftfahrzeugen von Bedeutung.
Die Dreidimensionalität bei der Plattenströmung kann auch durch die Randbedingungen
an der Wand entstehen, z.B. durch entsprechende Verteilungen der Absaugegeschwindigkeit,
vgl. K. Gersten; J.F. Gross (1974a), K.D. Singh (1993) und P. Singh et al. (1981), oder der
Temperatur bei variablen Stoffwerten.
Dreidimensionale Grenzschichten entstehen auch bei der gemischten Konvektion, wenn
die Auftriebskräfte nicht in Richtung der Hauptströmungsrichtung wirken, vgl. G.H. Evans;
O.A. Plumb (1982a, 1982b).
Die natürliche Konvektion an einem geneigten Zylinder wurde von A. Suwono (1980)
untersucht.

12.2.3
Grenzschichten am schiebenden Zylinder

Als Sonderfall des vorigen Abschnittes ergeben sich die Grenzschichten am unend-
lich langen schiebenden Zylinder. Für die Außenströmung gilt dann W = W∞ =
const, und alle Ableitungen nach der Koordinate z verschwinden. Damit reduzieren
sich die Grenzschichtgleichungen auf:
346 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

∂(u) ∂(v)
+ = 0, (12.64)
∂x ∂y
   
∂u ∂u dp ∂ ∂u
 u +v =− + µ , (12.65)
∂x ∂y dx ∂y ∂y
   
∂w ∂w ∂ ∂w
 u +v = µ , (12.66)
∂x ∂y ∂y ∂y
     2
∂T ∂T ∂ ∂T dp ∂u
cp u +v = λ + βT u +µ . (12.67)
∂x ∂y ∂y ∂y dx ∂y

Man erkennt, daß Gl. (12.64), (12.65) und (12.67) mit dem System ebener Grenz-
schichten nach Gl. (10.4) bis (10.6) identisch sind, also unabhängig von der Quer-
strömung. Nach diesem Unabhängigkeitsprinzip kann die Strömung wie eine ebene
Strömung vorweg berechnet werden. Danach kann die Geschwindigkeit der Quer-
strömung w(x,y) aus der linearen Differentialgleichung (12.66) ermittelt werden.
Diese Gleichung für w ist übrigens die gleiche wie für die Temperaturverteilung,
wenn β = 0, Pr = 1 gesetzt und die Dissipation vernachlässigt wird.

Der Sonderfall U = U∞ = const entspricht der schiebenden ebenen Platte. Es fallen dann
in Gl. (12.65) und (12.67) noch die Druckglieder fort, womit Gl. (12.65) und (12.66) identisch
sind, wenn man u durch w ersetzt. Damit gilt w/W∞ = u/U∞ . Das Schieben der Platte hat
also somit keinen Einfluß auf die Ausbildung der Grenzschicht.
Für die Außenströmung U ∼ x m findet man zahlreiche Ergebnisse bei C.F. Dewey Jr.;
J.F. Gross (1967), auch für Ausblasen. Es handelt sich um ähnliche Lösungen. Wichtigster
Spezialfall ist die Staulinie mit U = ax.
Für allgemeine Außenströmungen U (x) sind Lösungen durch Reihenentwicklungen, vgl.
W.R. Sears (1948) und H. Görtler (1952a), und durch Integralverfahren, vgl. L. Prandtl (1945),
U. Dienemann (1953) und J.M. Wild (1949), ermittelt worden.Als Beispiel einer solchen Rech-
nung zeigt Bild 12.13 das Stromlinienbild an einem schiebenden und angestellten elliptischen
Zylinder (Achsenverhältnis 6 : 1, Auftriebsbeiwert cA = 0,47). Das Bild zeigt deutlich
den Unterschied zwischen den Stromlinien der Außenströmung und den Grenzstromlinien
(Wandschubspannungs-Linien) an der Oberfläche. Es entsteht demnach eine Sekundärströ-
mung, durch die die Grenzschichtströmung zum zurückliegenden Ende abgelenkt wird. Die
ebenfalls eingezeichnete Ablösungslinie ist, wie bereits weiter oben erwähnt, die Einhüllende
aller Grenzstromlinien. Auf ihr gilt τwx = 0, aber τwz = 0, d.h. die resultierende Wandschub-
spannung verschwindet auf der Ablösungslinie nicht.
Der halbunendlich lange rotierende Zylinder in schräger Anströmung ist von L.G. Loitsi-
anski (1967, S. 247) untersucht worden.

12.2.4
Dreidimensionaler Staupunkt

Im dreidimensionalen Staupunkt nach Bild 12.14 gilt für die Außenströmung:

U (x) = ax, W (z) = bz = caz . (12.68)

Mit den Ansätzen


12.2 Dreidimensionale Grenzschichten 347

Bild 12.13. Grenzschichtströmung an ei-


nem schiebenden elliptischen Zylinder
mit Auftrieb, nach J.M. Wild (1949)

Bild 12.14. Koordinatensystem in der Umgebung


eines dreidimensionalen Staupunktes.
Koordinatenlinien = Hauptkrümmungslinien

u = U (x)f  (η), w = W (z)g  (η),


 y
T e a
ϑ(η) = = ,η =  dy (12.69)
Te  e µ e
0

ergeben sich die gewöhnlichen Differentialgleichungen:


 
µ  
f + (f + cg)f  − (f 2 − ϑ) = 0, (12.70)
e µe
 
µ  
g + (f + cg)g  − c(g 2 − ϑ) = 0, (12.71)
e µ e
348 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten
 
µ 
ϑ + Pr(f + cg)ϑ  = 0 (12.72)
e µ e
mit den Randbedingungen
Tw
η=0: f = fw , f  = 0, g = 0, g  = 0, ϑ=
Te (12.73)
η → ∞ : f  = 1, g  = 1, ϑ = 1.
Spezialfälle sind der rotationssymmetrische Staupunkt (c = 1, f = g), vgl.
Kap. 5.2.3, und der ebene Staupunkt (c = 0), vgl. Kap. 5.1.3 und Kap. 10.4.4. Im
letzteren Fall entspricht die Lösung g(η) der Geschwindigkeitsverteilung entlang der
Staulinie eines schiebenden Zylinders, vgl. Abschnitt 12.2.3.
Zahlreiche numerische Ergebnisse für den dreidimensionalen Staupunkt für ver-
schiedene Werte c, auch mit Ausblasen (fw  = 0), findet man bei L. Howarth (1951b),
E. Reshotko (1958), P.A. Libby (1967), K. Gersten (1973a) und H.-D. Papenfuß
(1975).

12.2.5
Grenzschichten in Symmetrie-Ebenen

Symmetrie-Ebenen sind dadurch gekennzeichnet, daß w = 0 gilt und alle Ableitun-


gen nach z verschwinden bis auf den Term ∂w/∂z  = 0. Damit vereinfachen sich die
Grenzschichtgleichungen ganz erheblich. Aus Gl. (12.55) folgt bei konstantem :
1 ∂u u ∂hz ∂v 1 ∂w
+ + + = 0. (12.74)
hx ∂x hx hz ∂x ∂y hz ∂z
Man erkennt, daß die Strömung in der Symmetrie-Ebene keineswegs einer ebenen
Grenzschicht entspricht. Der letzte Term in Gl. (12.74) ist ein Maß für die Kon-
vergenz bzw. Divergenz der Stromlinien in der Nähe der Symmetrie-Ebene. Die
Gleichung (12.57) ist in der Symmetrie-Ebene singulär, aber durch partielle Diffe-
rentiation nach z ergibt sich bei konstanten Stoffwerten:
     
u ∂ ∂w ∂ ∂w 1 ∂w 2 1 ∂hz ∂w
 +v + + u
hx ∂x ∂z ∂y ∂z hz ∂z hx hz ∂x ∂z
   
∂ 1 ∂p ∂ 2 ∂w
=− +µ 2 . (12.75)
∂z hz ∂z ∂y ∂z
Diese Gleichung bildet zusammen mit Gl. (12.74) und der vereinfachten Glei-
chung (12.56) (w = 0) drei Gleichungen für die drei Größen u(x,y), v(x,y) und
∂w
∂z (x,y). In der Symmetrie-Ebene kann also fast wie bei einer ebenen Grenzschicht
die Strömung unabhängig von der Grenzschicht auf dem Rest des Körpers ermittelt
werden, vgl. K.C. Wang (1970, 1974a), R. Grundmann (1981), G.H. Schneider; Z.
Zhu (1982) und H.-W. Stock (1986). Die im vorigen Abschnitt behandelte Staupunkt-
Grenzschicht kann dafür als Startlösung verwendet werden.
12.2 Dreidimensionale Grenzschichten 349

12.2.6
Allgemeine Konfigurationen

Ellipsoide. Zahlreiche Grenzschichtuntersuchungen wurden an angestellten Rotationsellip-


soiden und an dreiachsigen Ellipsoiden ohne und mit Anstellwinkel durchgeführt, vgl. z.B.
E.A. Eichelbrenner; A. Ondart (1955), W. Geißler (1974a, 1974b), K.C. Wang (1974b, 1974c,
1974d), H.-W. Stock (1980, 1986) und V.C. Patel; J.H. Baek (1985).
Der Grund dafür mag unter anderem damit zusammenhängen, daß für die Potentialströ-
mungen um diese Körper einfache analytische Lösungen vorliegen.
Bild 12.15 zeigt Ergebnisse für die dreidimensionale Grenzschicht an einem angestellten
Rotationsellipsoid. Im Bild 12.15a ist neben den Potential- und Stromlinien der Außenströ-
mung die Ablösungslinie S nach der Theorie mit eingetragen. Bild 12.15b und c geben die
Geschwindigkeitsverteilung in der Grenzschicht an verschiedenen Stellen auf einer speziel-
len Potentiallinie wieder. Neue Experimente für diesen Fall haben H.U. Meier; H.P. Kreplin
(1980) mitgeteilt.
Rümpfe. Die dreidimensionalen Grenzschichten an Flugzeugrümpfen oder rumpfähnlichen
Rotationskörpern mit Anstellwinkel wurden von Y.-S. Wie; J.E. Harris (1991) und V.C. Patel;
D.H. Choi (1980) untersucht. Von T. Cebeci et al. (1980a) wurden Schiffsrümpfe behandelt.

Bild 12.15. Geschwindigkeitsverteilung der dreidimensionalen Grenzschicht an einem Ro-


tationsellipsoid mit dem Achsenverhältnis l/D = 4 beim Anstellwinkel α = 15 ◦ nach W.
Geißler (1974a, 1974b)
a) System der Potentiallinien und Stromlinien der Außenströmung; S: Ablösungslinie
b) Geschwindigkeitsprofile u/V in Richtung der Stromlinien der Außenströmung
c) Geschwindigkeitsprofile w/V der Sekundärströmung senkrecht zur Richtung der Strom-
linien der Außenströmung
: Azimutwinkel
 = 0 ◦ : windseitige Symmetrielinie
m  x/ l
(1) 0◦ 0,300
(13) 71 ◦ 0,322
(25) 122 ◦ 0,277
(30) 141 ◦ 0,264
(41) 180 ◦ 0,254
350 12 Axialsymmetrische und dreidimensionale Grenzschichten

Pfeilflügel. Wegen der großen praktischen Bedeutung ist die dreidimensionale Grenzschicht
an Pfeilflügeln sehr intensiv untersucht worden, vgl. T. Cebeci et al. (1977), D. Schwamborn
(1984), J. Cousteix (1987a, b).
Beim Entwurf von Flugzeug-Tragflügeln spielt das Verhalten der dreidimensionalen Grenz-
schicht am Flügel eine entscheidende Rolle. Dabei besteht das Bestreben, zur Reduktion des
Widerstandes einen möglichst großen Anteil der Grenzschicht laminar zu halten. Das ge-
schieht durch entsprechende günstige Druckverteilungen mittels Formgebung. Aber auch das
Hilfsmittel der Absaugung wird eingesetzt, um die Grenzschicht zu stabilisieren und lami-
nar zu halten. Im schallnahen Bereich kommt der Wechselwirkung von Verdichtungstoß und
Grenzschicht eine besondere Bedeutung zu, auf die in Kap. 14 eingegangen wird.
Der Beginn der Grenzschichtentwicklung in der Nähe der Anlegelinie (Staulinie) von Trag-
flügeln wurde von D. Schwamborn (1981) behandelt.
Umfangreiche Messungen der Grenzschicht am Deltaflügel wurden von D. Hummel (1986)
ausgeführt.
Angestellte Kegel in Überschallströmung. Die laminare Grenzschicht an einem ange-
stellten, rotierenden Kreiskegel bei Überschallgeschwindigkeit wurde von R. Sedney (1957)
untersucht, vgl. auch A.N. Pokrovskii et al. (1984).
Grenzschichten im rotierenden System. Strömungen in rotierenden Systemen interes-
sieren vor allem im Zusammenhang mit Propellern, Hubschrauber-Rotoren und Strömungs-
maschinen. Von G. Jungclaus (1955) wurde ein Integralverfahren eingesetzt, E. Grundmann
(1976) hat Grenzschichten an gekrümmten rotierenden Zylindern numerisch berechnet. Dabei
erwiesen sich die zusätzlich auftretenden Coriolis-Kräfte als äußerst wichtig. Durch sie ist es
möglich, daß der Druckgradient senkrecht zur Grenzschicht nicht mehr verschwindet. Die
dreidimensionale Grenzschicht an einen rotierenden zylindrischen Flügel ist von L.E. Fogarty
(1951), W.R. Sears (1954) und H.S. Tan (1953) untersucht worden. Weitere Untersuchungen
an rotierenden Rotorblättern wurden von Ph.J. Morris (1981) und T. Toyokura et al. (1982)
durchgeführt.
13
Instationäre Grenzschichten

13.1
Grundlagen

13.1.1
Vorbemerkung

Die bisher behandelten Beispiele von Lösungen der Grenzschichtgleichungen sind


solche für stationäre Strömungen. Obgleich diese bei den praktischen Anwendungen
bei weitem am wichtigsten sind, sollen in diesem Kapitel auch einige Fälle von
zeitlich veränderlichen, also instationären Grenzschichten behandelt werden.
Bei den instationären Grenzschichten handelt es sich meist entweder um Anfahr-
vorgänge, d.h. um Bewegungen aus der Ruhe heraus, bzw. um Übergänge von einer
stationären Strömung in eine andere oder um periodische Bewegungen.
In Kap. 5.3 und 5.4 sind bereits derartige instationäre Strömungen beschrieben
werden, für die sich Lösungen der vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen an-
geben lassen. Dabei hatte sich bereits herausgestellt, daß die Lösungen für kleine
Viskositäten, d.h. für große Reynolds-Zahlen, Grenzschicht-Charakter besitzen.
Infolge der zusätzlichen Variablen t tritt neben l, V und ν als weitere Bezugsgröße
eine charakteristische Zeit tR oder eine Frequenz n = 1/tR auf. Aus den vier Größen
l, V , ν und tR lassen sich zwei dimensionslose Kennzahlen bilden. Als erste Kennzahl
ergibt sich die dimensionslose Bezugszeit

tR∗ = tR V / l , (13.1)

die bei periodischen Strömungen wegen tR = 1/n identisch ist mit dem Kehrwert der
Strouhal-Zahl Sr = nl/V = 1/tR∗ nach Gl. (1.16). Die Wahl der zweiten Kennzahl
hängt von der betrachteten Strömung ab. Wie sich in Kap. 5 bereits herausstellte,
ergeben sich Vereinfachungen bei den Berechnungen von periodischen Strömungen
für sehr kleine Frequenzen (quasi-stationäre Strömung) und für sehr hohe Frequenzen
(Stokessche Schicht). Für große Zeiten (d.h. kleine Frequenzen) bietet sich als zweite
Kennzahl die im Stationären gebräuchliche Reynolds-Zahl Re = V l/ν an. Für kleine
Zeiten (d.h. hohe Frequenzen) tritt jedoch die Kennzahl

∗ νtR ν tR∗
tR0 = = = (13.2)
l2 nl 2 Re
 ∗
auf (z.B. folgt aus Gl. (5.105): ηs = y/(l 2tR0 )).
352 13 Instationäre Grenzschichten

Im folgenden wird stets ein körperfestes Koordinatensystem verwendet. Dabei


setzt sich die Strömung wieder zusammen aus der reibungslosen, jetzt jedoch insta-
tionären Außenströmung und der reibungsbehafteten Grenzschicht.
Es werden zunächst nur ebene und axialsymmetrische instationäre Grenzschichten
behandelt. Die Geschwindigkeitsverteilung U (x,t) der reibungslosen Außenströ-
mung in Wandnähe wird also wieder als bekannt vorausgesetzt.
Anfahrvorgänge von Körpern in ruhendem Fluid verlaufen so, daß unmittelbar
nach Beginn der Bewegung im ganzen Feld mit Ausnahme einer sehr dünnen Schicht
am Körper die drehungsfreie Potentialströmung herrscht. Die Dicke der Grenzschicht
nimmt dann mit der Zeit zu. Dabei ist bei ihrer weiteren Ausbildung wichtig, den
Zeitpunkt des ersten Auftretens der Ablösung anzugeben. Wenn Ablösung einsetzt,
wird die Außenströmung durch die ablösende Grenzschicht erheblich verändert. Eine
saubere Trennung zwischen einer drehungsfreien Außenströmung und der drehungs-
behafteten abgelösten Grenzschicht ist dann im allgemeinen nicht mehr möglich, so
daß in diesen Fällen die Grenzschichttheorie, die ja von einer klar definierten Schich-
tenstruktur der Strömung ausgeht, nicht mehr eingesetzt werden kann. Das gilt nicht
nur für Anfahrvorgänge von stumpfen Körpern nach dem Einsetzen der Ablösung,
sondern für alle instationären Grenzschichten mit deutlicher Ablösung. Im folgenden
werden daher nur instationäre Grenzschichten ohne Ablösung oder mit geringfügi-
ger Ablösung (d.h. ohne starke Rückwirkung auf die reibungslose Außenströmung)
betrachtet. Bei Anfahrvorgängen wird die Strömung nur bis zum Einsetzen der Ab-
lösung untersucht.
Zusammenfassende Darstellungen und Übersichten zu instationären Grenzschich-
ten findet man bei K. Stewartson (1960), J.T. Stuart (1963), N. Rott (1964), E.A.
Eichelbrenner (1972), N. Riley (1975), R.B. Kinney (1975), D.P. Telionis (1979,
1981), T. Cebeci (1982) und W. Geißler (1993).

13.1.2
Grenzschichtgleichungen

Es werden ebene und axialsymmetrische kompressible Grenzschichten betrachtet.


Nach Kap. 3 erhält man die vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen für insta-
tionäre Strömungen aus denjenigen für stationäre Strömungen durch Hinzufügen
weniger Glieder. In der Kontinuitätsgleichung lautet das Zusatzglied ∂/∂t, vgl.
Gl. (3.3), in der x-Impulsgleichung ∂u/∂t, vgl. Gl. (3.20), und in der thermischen
Energiegleichung (3.72) auf der linken Seite der Gleichung cp ∂T /∂t und auf der
rechten Seite βT ∂p/∂t. Analog dazu erhält man die Gleichungen für instationäre
Grenzschichten. Sie lauten in dimensionsbehafteter Form:

j j
∂ ∂(rw u) ∂(rw v)
+ + = 0, (13.3)
∂t ∂x ∂y
13.1 Grundlagen 353

     
∂T ∂T ∂T ∂ ∂T ∂p ∂p
cp +u +v = λ + βT +u (13.4)
∂t ∂x ∂y ∂y ∂y ∂t ∂x
 2
∂u
+µ . (13.5)
∂y

Sie gelten sowohl für ebene Grenzschichten (j = 0) als auch für axialsymmetrische
Grenzschichten (j = 1). Das System (13.3) bis (13.5) geht für stationäre Strömungen
in Gl. (10.4) bis (10.6) (j = 0) bzw. in Gl. (12.1) bis (12.3) (j = 1) über.
Die Randbedingungen lauten:

y=0: u = 0, v = vw , T = Tw (x,t)
y → ∞ : u = U (x,t), T = Te (x,t) .

Die Geschwindigkeit der Außenströmung U (x,t) hängt mit dem Druck in der Grenz-
schicht wie folgt zusammen:
 
∂p ∂U dU
− = e +U , (13.6)
∂x ∂t dx
wenn der Schwerkraftterm, vgl. Gl. (13.4), vernachlässigt wird. Wenn noch die Stoff-
gesetze für ,µ,λ und cp gegeben sind, ist das Gleichungssystem geschlossen, um
bei Vorgabe der Funktionen U (x,t), vw (x,t), Te (x,t),Tw (x,t) die Grenzschicht be-
rechnen zu können.
Ein numerisches Verfahren (Feldverfahren) zur Lösung der instationären Grenz-
schichtgleichungen für zweidimensionale Strömungen mit konstanten Stoffwerten
wurde von M.G. Hall (1969) angegeben, vgl. auch Kap. 23.

13.1.3
Ähnliche und halbähnliche Lösungen

Bei den stationären Grenzschichten hießen diejenigen Lösungen ähnlich, vgl.


Kap. 7.2, bei denen sich die zwei unabhängigenVeränderlichen x und y durch eine ge-
eignete Ähnlichkeitstransformation auf eine einzige Variable η zurückführen ließen.
Ganz analog spricht man auch bei den instationären Grenzschichtgleichungen dann
von ähnlichen Lösungen, wenn sich die drei unabhängigen Veränderlichen x,y und
t auf eine einzige Variable zurückführen lassen. Von H. Schuh (1955) und Th. Geis
(1956a) wurden alle diejenigen Lösungen angegeben, bei denen die Reduktion auf
eine einzige Variable möglich ist, d.h. die von der Form sind:
y
u(x,y,t) = U (x,t)H (η) mit η= . (13.7)
N (x,t)
Darunter fallen z.B. die Außenströmungen der Form U (x,t) = c x/t oder U (x,t) =
c t m . Die ähnlichen Lösungen für die Außenströmung U (x,t) = x/(a + bt) mit den
Konstanten a und b wurden von K.T. Yang (1958) berechnet.
354 13 Instationäre Grenzschichten

Gelingt durch eine geeignete Transformation eine Reduktion der drei Veränderli-
chen x,y,t auf zwei Variable, so spricht man von halbähnlichen Lösungen, vgl. N.
Hayasi (1962). Bei Reduktion speziell auf die Variablen y und x/t werden die Lösun-
gen auch pseudostationär genannt, vgl. E. Becker (1962). Für die Außenströmung
U (x,t) = U0 − x/(t0 − t) mit den Konstanten U0 und t0 wurde eine solche Lösung
von I. Tani (1958) angegeben. Eine größere Klasse von halbähnlichen Lösungen hat
H.A. Hassan (1960) behandelt, vgl. auch N. Hayasi (1962).

13.1.4
Lösungen für kleine Zeiten bzw. große Frequenzen
Die Grenzschichtgleichungen (13.4) und (13.5) entstehen wie bei stationären Grenz-
schichten, indem die vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen einer Grenzschicht-
transformation unterworfen werden und anschließend der Grenzwert für ν → 0 (bzw.
eine proportional zu ν gebildete dimensionslose Kennzahl → 0) gebildet wird.
Wie bereits in Abschnitt 13.1.1 erwähnt wurde, werden bei instationären Grenz-
schichten unterschiedliche Kennzahlen gebildet je nachdem, ob kleine Zeiten tR
oder große Zeiten tR betrachtet werden. Für große Zeiten ist wie im Stationären die
Reynolds-Zahl Re = V l/ν die Kenngröße, die für ν → 0 dem Grenzwert Re → ∞
zustrebt. Damit ergibt sich dafür die bekannte Grenzschicht-Transformation, vgl.
Gl. (6.6), √ √
y = y ∗ Re, v = v ∗ Re (tR∗ → ∞) . (13.8)
Für kleine Zeiten tR wird jedoch die Kennzahl tR0∗ nach Gl. (13.2) verwendet. An

die Stelle der Reynolds-Zahl tritt jetzt die Kennzahl 1/tR0∗ = l 2 /νt . Damit lautet
R
die Grenzschicht-Transformation für diesen Fall
 
l 2 l2
y = y∗ , v = v∗ (tR∗ → 0) . (13.9)
tR ν tR ν
Wird die Zeit t auf tR bezogen (d.h. t ∗ = t/tR ), erhält man für die Impulsgleichung
in x-Richtung nach der Grenzschichttransformation und nach dem Grenzübergang
∗ → 0 die folgende dimensionslose Form (konstante Stoffwerte):
tR0
 
∂u∗ ∗ ∗ ∂u
∗ ∂u∗ ∂U ∗ ∂U ∗ ∂ 2 u∗

+ t R u ∗
+ v = ∗
+ tR∗ U ∗ ∗ + . (13.10)
∂t ∂x ∂y ∂t ∂x ∂y 2
Für die Lösung bietet sich ein Ansatz als Potenzreihe in tR∗ an:
u∗ (x ∗ ,y,t ∗ ) = u0 (x ∗ ,y,t ∗ ) + tR∗ u1 (x ∗ ,y,t ∗ ) + · · · . (13.11)
Einsetzen in Gl. (13.10) und Ordnen nach Potenzen von tR∗
liefern sukzessiv die
folgenden Differentialgleichungen für die einzelnen Glieder der Potenzreihe:
∂u0 ∂ 2 u0 ∂U ∗
− = , (13.12)
∂t ∗ ∂y 2 ∂t ∗

∂u1 ∂ 2 u1 ∗
∗ ∂U ∂u0 ∂u0
− = U − u0 ∗ − v 0 (13.13)
∂t ∗ ∂y 2 ∂x ∗ ∂x ∂y
13.1 Grundlagen 355

mit den Randbedingungen:


y=0: u0 = 0, u1 = 0
∗ ∗ ∗
y = ∞ : u0 = U (x ,t ), u1 = 0 .
Zu den Gl. (13.12) und (13.13) treten noch die Kontinuitätsgleichungen für u0 ,v0
sowie u1 ,v1 . In gleicher Weise können auch die Gleichungen für weitere Glieder der
Potenzreihe u2 ,v2 usw. aufgeschrieben werden. Entsprechende Gleichungen lassen
sich auch für die Temperatur herleiten.
Bemerkenswert ist, daß alle Differentialgleichungen, also auch diejenigen für u0 ,
linear sind. Gleichung (13.12) besagt, daß für kleine Werte tR∗ in erster Näherung die
konvektiven Beschleunigungen, die zu der Nichtlinearität der Gleichungen führen,
vernachlässigbar sind, so daß Gleichgewicht zwischen den lokalen Beschleunigungs-
kräften und der Reibungskraft besteht.Außerdem enthält Gl. (13.12) nicht explizit die
Variable x ∗ , die also nur als Parameter auftritt. Bei der Lösung u0 (x ∗ ,y,t ∗ ) handelt
es sich demnach um eine lokale Lösung vergleichbar mit der Lösung für massives
Absaugen in Kap. 11.2.2. Wie sich zeigen wird, führt bei einfachen Geschwindig-
keitsverteilungen U ∗ (x ∗ ,t ∗ ) die Gleichung (13.12) auf ähnliche Lösungen.

13.1.5
Ablösung instationärer Grenzschichten
In stationären Grenzschichten ist der Ablösungspunkt durch die Stelle verschwin-
dender Wandschubspannung τw = 0 definiert worden. An dieser Stelle bildet sich bei
vorgegebener Druckverteilung der Außenströmung eine Singularität aus (die Gradi-
enten dδ1 /dx und dτw /dx werden unendlich, vgl. Gl. (7.84)), so daß eine Fortsetzung
der Grenzschichtrechnung über diesen Punkt hinaus nicht möglich ist.
Diese Definition kann nicht für instationäre Grenzschichten übernommen werden.
Als Ablösungspunkt wird jetzt diejenige Stelle definiert, an der eine Singularität auf-
tritt (z.B. wenn für den Gradient dδ1 /dx → ∞ gilt). An der Stelle mit τw = 0, die
sich im allgemeinen mit der Zeit ändert, ist dagegen die Lösung der Grenzschicht-
gleichung im allgemeinen regulär.
Die Lage des Ablösungspunktes bei instationären Grenzschichten kann mit dem
sogenannten MRS-Kriterium, das zunächst für stationäre Grenzschichten an beweg-
ten Wänden entwickelt worden ist, vgl. Kap. 11.1 und Bild 11.2, bestimmt werden. In
einem Koordinatensystem, das sich mit dem Ablösungspunkt mitbewegt, erscheint
die Grenzschicht in der Umgebung des Ablösungspunktes stationär und an einer be-
wegten Wand, so daß in diesem Koordinatensystem des MRS-Kriterium angewendet
werden kann. Es sei jedoch angemerkt, daß die beiden in Kap. 11.1 genannten Be-
dingungen bei der Berechnung einer instationären Grenzschicht nicht in einfacher
Weise kontrolliert werden können, vgl. W. Geißler (1989).
Weitere Einzelheiten zur Ablösung instationärer Grenzschichten bzw. zum Auf-
treten der Singularität findet man bei W.R. Sears; D.P. Telionis (1972), S.F. Shen;
J.P. Nenni (1975), S.F. Shen (1978), T. Cebeci (1982), L.L. Van Dommelen; S.F.
Shen (1982), P.G. Williams (1982), J.C. Williams III (1982), F.T. Smith (1986) und
T. Cebeci (1986).
356 13 Instationäre Grenzschichten

Wie in Kap. 14 gezeigt wird, kann durch Berücksichtigung von Grenzschichtef-


fekten höherer Ordnung das Auftreten der Singularität vermieden werden.

13.1.6
Integralsätze und Integralverfahren

Genauso wie für stationäre Grenzschichten lassen sich auch für instationäre Grenz-
schichten aus den Grenzschichtgleichungen Integralsätze herleiten. Sie lauten für
Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten und ohne Berücksichtigung der Dissi-
pation:
∂ ∂ ∂U δ2 drw τw
(U δ1 ) + (U 2 δ2 ) + δ1 U + jU2 = , (13.14)
∂t ∂x ∂x rw dx 
∂δ1 ∂ ∂ δ3 drw 2
U2 + (U 2 δ2 ) + (U 3 δ3 ) + j U 3 = D, (13.15)
∂t ∂t ∂x rw dx 
∂U δT ∂ % & δT drw qw
U + (Tw − T∞ )U δT + j (Tw − T∞ )U = (13.16)
∂t cp ∂x rw dx cp
mit j = 0 für ebene Grenzschichten und j = 1 für axialsymmetrische Grenzschich-
ten. Die Gleichungen gehen für stationäre Grenzschichten in Gl. (12.10) bis (12.12)
über. Die Erweiterungen der Integralsätze auf kompressible Strömungen idealer Gase
findet man bei H. Schlichting (1982, S. 414).
Ähnlich den in Kap. 8 beschriebenen Näherungsverfahren für stationäre Grenz-
schichten wurden auch für instationäre Grenzschichten entsprechende Verfahren ent-
wickelt. Von H. Schuh (1953), K.T. Yang (1959), L.A. Rozin (1960), M. Holt; W.-K
Chan (1975) und M. Matsushita et al. (1984a, 1984b) stammen derartige Integralver-
fahren, wobei im Verfahren von K.T. Yang auch die Temperaturgrenzschicht mitbe-
handelt wird. Die Grundlage bilden dabei die Integralsätze (13.14) bis (13.16). Für
die Profile der Geschwindigkeit bzw. der Temperatur werden dabei entweder Poly-
nome oder Profile von ähnlichen Lösungen verwendet. Da die Integration über die
Grenzschichtdicke die Elimination nur einer Koordinate (y-Koordinate) zur Folge
hat, müssen auch bei den Integralverfahren für instationäre Grenzschichten noch
immer partielle Differentialgleichungen gelöst werden.

13.2
Instationäre Bewegung von Körpern
in ruhender Umgebung
13.2.1
Anfahrvorgänge

Die Bewegung eines von Fluid umgebenen Körpers aus der Ruhe heraus wird als
Anfahrvorgang bezeichnet. In einem körperfesten Koordinatensystem bildet sich
13.2 Instationäre Bewegung von Körpern in ruhender Umgebung 357

eine zeitabhängige Strömung um den Körper aus. Diese ist zunächst reibungslos.
Lediglich in Wandnähe entsteht im zeitlichen Verlauf eine instationäre Grenzschicht.
Am Außenrand der Grenzschicht ist eine typische Verteilung der Geschwindigkeit
U (x,t) für Anfahrvorgänge:

(x)[1 − e−t/tR ] .
U (x,t) = U (13.17)

Dabei ist die charakteristische Zeit tR ein Maß für die Dauer des Anfahrvorganges.
Im Grenzfall tR → 0 handelt es sich um die plötzlich in Gang gesetzte Bewegung.
Dieser Fall soll zunächst betrachtet werden.
Da es sich um einen Fall mit kleinen Bezugszeiten (tR → 0) handelt, kann die
Lösung nach Abschnitt 13.1.4 angegeben werden.
Wegen der Randbedingung y → ∞ : u0 = U ∗ (x ∗ ) reduziert sich Gl. (13.12) auf
die einfache Differentialgleichung

∂u0 ∂ 2 u0
− =0 (13.18)
∂t ∗ ∂y 2
mit der ähnlichen Lösung
u0
= f0 (η) = erf η (13.19)
∗
U (x ∗ )
mit
y
η= √ , (13.20)
2 νt
vgl. auch Gl. (5.93) bis (5.98). Danach verhält sich die Grenzschicht an jeder Stelle
lokal so wie beim ersten Stokesschen Problem nach Kap. 5.3.1, d.h. wie bei einer
plötzlich in Gang gesetzten Strömung an einer ebenen Wand.
Die Erweiterung dieser Lösung nach Abschnitt 13.1.4 führt auf den Ansatz
   drw  
u(x,y,t)  dU  U
= f0 (η) + t f (η) + j f (η) . (13.21)
(x)
U dx 10 rw dx 11

Für die Funktionen f0 (η), f10 (η) und f11 (η) ergeben sich die Differentialgleichun-
gen

f0 + 2ηf0 = 0
  
f10 + 2ηf10 − 4f10 = 4(f02 − f0 f0 − 1) (13.22)
  
f11 + 2ηf11 − 4f11 = −4f0 f0

mit den Randbedingungen:

η=0: f0 = f10 = f11 = 0, f0 = f10


 
= f11 =0
η → ∞ : f0 = 1, 
f10 
= f11 = 0.
358 13 Instationäre Grenzschichten

Ein Maß für die Wandschubspannung sind die Werte


 √  
f0w = 2/ π = 1,128 , f10w = 1,607 , f11w = 0,169 . (13.23)

Ein weiteres Glied der Entwicklung (13.11) und damit (13.21) wurde von E.
Boltze (1908) und S. Goldstein; L. Rosenhead (1936) berechnet.
Durch Differentiation von Gl. (13.21) erhält man die folgende Bedingung für
verschwindende Wandschubspannung:
   drw 
dU U
1,128 + t0 1,607 + 0,169j = 0. (13.24)
dx rw dx

/dx auf.Am
Danach tritt in ebener Strömung (j = 0)Ablösung nur bei negativem d U
frühesten verschwindet dabei die Wandschubspannung dort, wo der Absolutbetrag
/dx seinen größten Wert hat.
von d U
Im folgenden sollen einige Beispiele diskutiert werden:

Halbunendliche ebene Platte. Zunächst verhält sich die Strömung wie diejenige an einer
unendlich ausgedehnten Wand nach Kap. 5.3.1 Danach hat zu einer bestimmten Zeit t der
Bereich stromabwärts vom Punkt mit der Koordinate x = U∞ t (hier U  = U∞ ) noch nicht
wahrgenommen, daß die Platte eine Vorderkante besitzt. Wegen U = U∞ = const liefert der
zweite Term in der Entwicklung (13.21) in diesem Fall keinen Beitrag.
Von H.A. Dwyer (1968) wurden die instationären Grenzschichtgleichungen mit den drei
abhängigen Variablen x,y und t numerisch gelöst, ebenso von M.G. Hall, siehe D.P. Telionis

Bild 13.1. Wandschubspannung τw (x,t) für die plötzlich in Bewegung gesetzte ebene Platte,
τws (t): Wandschubspannung für die plötzlich in Bewegung gesetzte Wand nach
Gl. (5.100)
numerisches Ergebnis nach H.A. Dwyer (1968)
.. .. Asymptote für U∞ t/x → 0 (Stokes-Lösung)
------- Asymptote für U∞ t/x → ∞ (stationäre Blasius-Lösung)
13.2 Instationäre Bewegung von Körpern in ruhender Umgebung 359

(1981, S. 99). In Bild 13.1 ist die dimensionslose Wandschubspannung τw (x,t) als Funktion

einer bezogenen Zeit aufgetragen. Auch aus Dimensionsbetrachtungen (wegen τw ∼ ν)
läßt sich schließen, daß eine Darstellung durch eine Kurve möglich ist. Die numerischen
Ergebnisse liefern den Übergang von der Stokes-Lösung für kleine Zeiten zur Blasius-Lösung
für große Zeiten.

Kreiszylinder. Bis zum Einsetzen der Ablösung ist die Außenströmung mit der Potential-
strömung identisch. Daher gilt
U(x) = 2V sin x .
R
Der Absolutbetrag von d U /dx ist im hinteren Staupunkt am größten, es gilt d U /dx =
−2V /R. Die verschwindende Wandschubspannung tritt also zuerst im hinteren Staupunkt auf,
und die Zeit bis zum Auftreten verschwindender Wandschubspannung beträgt nach Gl. (13.24)
t0 = 0,35R/V . Genauere Rechnungen ergeben t0 = 0,32R/V , vgl. T. Cebeci (1979) und M.
Katagiri (1976). In Bild 13.2 ist die Lage der Stelle verschwindender Wandschubspannung
über der Zeit aufgetragen. Man erkennt für t > t0 zunächst ein sehr rasches Vorwärtswandern.
Die Ablösung, d.h. das Auftreten einer Singularität, erfolgt erst später, d.h. für tA > t0 .
Nach L.L. Van Dommelen; S.F. Shen (1982), T. Cebeci (1982), K.C. Wang (1982) und S.J.
Cowley (1983) setzt die Ablösung etwa bei tA = 1,5R/V ein, und zwar nicht am hinteren
Staupunkt, sondern an der Stelle xA /R = 1,94 (ϕA = 111◦ ).
Die Singularität manifestiert sich u.a. durch einen unendlich großen Anstieg der Verdrän-
gungsdicke (dδ1 /dx → ∞) an dieser Stelle. Bild 13.3 zeigt nach Rechnungen von T. Cebeci
(1986) den Verlauf des Reibungsbeiwertes cf = 2τw /V 2 und der Verdrängungsdicke δ1 /R
über den rückwärtigen Zylinderumfang zur Zeit t = 1,5R/V . Man erkennt deutlich den stei-
len Anstieg von δ1 bei ϕ = 111◦ . Die Stelle verschwindender Wandschubspannung liegt zu
diesem Zeitpunkt bereits bei ϕ = 106◦ . (Nach Auffassung von T. Cebeci (1986) läßt sich
jedoch die Grenzschichtrechnung, wenn auch mit großem numerischen Aufwand, über die
Zeit t = 1,5R/V hinaus fortsetzen, und erst für t → ∞ bildet sich die vom Stationären her
bekannte Singularität bei ϕA = 104,5◦ , vgl. auch J. Cousteix (1986).)
Wie in Kap. 14 erläutert wird, erübrigt sich die Frage nach der Singularität, wenn Grenz-
schichteffekte höherer Ordnung, insbesondere die Wechselwirkung zwischen Grenzschicht
und Außenströmung, berücksichtigt werden.
Die Ausbildung der Strömung am Kreiszylinder bei Anfahrt aus der Ruhe ist in Bild 13.4
nach Strömungsaufnahmen von L. Prandtl dargestellt. Man sieht aus Bild 13.4a, daß im er-
sten Augenblick nach der Anfahrt das Strömungsbild der Potentialströmung vorhanden ist.
Auf Bild 13.4b hat die Ablösung im hinteren Staupunkt gerade begonnen. Auf Bild 13.4c ist

Bild 13.2. Lage des Ortes verschwindender


Wandschubspannung ϕ0 = ϕτw =0 für den
plötzlich in Bewegung gesetzten Kreiszy-
linder, nach T. Cebeci (1979)
• Ablösung
360 13 Instationäre Grenzschichten

Bild 13.3. Verteilungen der Wandschubspannung und der Verdrängungsdicke beim plötzlich
in Bewegung gesetzten Kreiszylinder zur Zeit tV /R = 1,5, nach T. Cebeci (1986)

a Reibungsbeiwert cf V d/ν mit cf = 2τw /V 2

b Bezogene Verdrängungsdicke (δ1 /R) V d/ν

der Ablösungspunkt schon weit nach vorn gerückt. Vom Ablösungspunkt entwickelt sich eine
Wirbelschicht, die sich bei der weiteren Entwicklung der Strömung aufrollt und zwei konzen-
trierte Wirbel bildet (Bild 13.4d). Auf Bild 13.4e sind diese beiden Wirbel weiter angewachsen.
Später wird dann dieses Wirbelpaar instabil. Die Wirbel werden durch die äußere Strömung
mitgerissen und schwimmen mit dieser fort (Bild 13.4f). Es bildet sich schließlich eine unre-
gelmäßige pendelnde Strömung aus mit einer Druckverteilung um den Körper, die stark von
der potentialtheoretischen abweicht, vgl. auch M. Schwabe (1943). Die der Grenzschichttheo-
rie zugrunde liegende Aufteilung des Strömungsfeldes in eine wandnahe Grenzschicht und
eine reibungslose Außenströmung ist dann nicht mehr möglich.

Elliptischer Zylinder. Der Anfahrvorgang von elliptischen Zylindern in Richtung der Hal-
bachse a wurde von W. Tollmien (1931) und H. Görtler (1948) behandelt. Das Maximum von
/dx| hängt vom Achsenverhältnis k = b/a ab. Dabei stellte sich heraus, daß |d U
|d U /dx|max
nur im hinteren Staupunkt liegt, sofern k 2 < 4/3 gilt. Für k 2 ≥ 4/3 liegt die Stelle mit
/dx|max bei
|d U

y 1 4
= 1− , k2 ≥ .
b 3(k 2 − 1) 3

Danach rückt für k 2 ≥ 4/3 die Stelle mit |d U /dx|max immer mehr in Richtung auf den
Scheitel am Ende der Halbachse b. Für die quergestellte ebene Platte (k 2 → ∞) liegt die
/dx|max an der Kante. Die Zeit t0 bis zum Auftreten verschwindender Wand-
Stelle mit |d U
schubspannung, bzw. der bis dahin zurückgelegte Weg t0 V nach Gl. (13.24), ist in Bild 13.5
als Funktion des Achsenverhältnisses aufgetragen.
Der Anfahrvorgang von elliptischen Zylindern mit Anstellwinkel wurde von D.P. Telionis;
D.T. Tsahalis (1974) untersucht, siehe auch H.J. Lugt; H.J. Haussling (1974) und D.P. Telionis
(1981, S. 129).
13.2 Instationäre Bewegung von Körpern in ruhender Umgebung 361

Bild 13.4. Ausbildung der Wirbel bei der Strömung um einen Kreiszylinder bei Anfahrt aus
der Ruhe, nach L. Prandtl

Kugel. DieAusbildung der Grenzschicht bei der plötzlichenAnfahrt einer Kugel aus der Ruhe
ist von E. Boltze (1908) berechnet worden. Mit der Geschwindigkeit der Außenströmung

(x) = 3 V sin x
U
2 R
erhält man für das Auftreten verschwindender Wandschubspannung nach Gl. (13.24)
3 x
1 + 1,573t0 V cos = 0
2 R
oder im hinteren Staupunkt t0 V /R = 0,42. Durch Erweiterung der Gl. (13.24) durch zwei zu-
sätzliche Glieder der Entwicklung hat E. Boltze den genaueren Wert t0 V /R = 0,39 ermittelt.
Die Stelle mit τw = 0 wandert (ähnlich wie beim Kreiszylinder nach Bild 13.2) von ϕ = π
aus zunächst schnell und dann langsamer gegen die Stelle ϕ = 110◦ der stationären Strömung,
welche erst nach unendlich langer Zeit erreicht wird. In Bild 13.6 sind für ein Zwischensta-
dium das Stromlinienbild und die Geschwindigkeitsverteilungen angegeben. Dieser Zustand
362 13 Instationäre Grenzschichten

Bild 13.5. Dimensionslose Zeit bis zum Auftreten von verschwindender Wandschubspannung
für elliptische Zylinder, die plötzlich in Bewegung gesetzt werden

Bild 13.6. Grenzschicht auf der Rück-


seite einer Kugel bei ruckartiger An-
fahrt zur Zeit tV /R = 0,6, nach E.
Boltze (1908)

entspricht der Zeit tV /R = 0,6. In dem geschlossenen Wirbel sind die Geschwindigkeiten
sehr gering. Der Geschwindigkeitsgradient und die Drehung sind außerhalb der Trennstrom-
linie ψ = 0 am größten. Neuere Untersuchungen zur plötzlichen Anfahrt der Kugel findet
man bei L.L. Van Dommelen (1987, 1990).
Für plötzlich in Bewegung gesetzte angestellte Rotationsellipsoide wurde die Grenzschicht
in der Symmetrieebene von T. Wu; S.-F. Shen (1992) berechnet.

Anfahrt rotierender Körper. Die zeitliche Ausbildung der Grenzschicht an einer rotieren-
den Scheibe ist von K.H. Thiriot (1950) behandelt worden, und zwar erstens der Fall, daß in
ruhendem Fluid die Scheibe ruckartig in gleichförmige Rotation versetzt wird, und zweitens
der Fall, daß eine mit dem Fluid mitrotierende Scheibe plötzlich zur Ruhe gebracht wird. Der
Endzustand des ersten Falles ist die in Kap. 5.2.4 angegebene Lösung der in ruhendem Fluid
rotierenden Scheibe. Der Endzustand des zweiten Falles ist die Lösung der Drehströmung über
festem Grund nach Kap. 12.1.4. Der erste Fall wurde auch von S.D. Nigam (1951) untersucht.
Der zweite Fall wurde von K.H. Thiriot (1942) verallgemeinert, indem eine mit dem Fluid
mitrotierende Scheibe ruckartig auf eine andere, wenig verschiedene, konstante Winkelge-
13.2 Instationäre Bewegung von Körpern in ruhender Umgebung 363

schwindigkeit gebracht wird. Dabei bildet sich endgültig eine stationäre Grenzschicht an der
rotierenden Scheibe aus.
Die Grenzschicht an einer ungleichmäßig rotierenden Scheibe wurde von E.M. Sparrow;
J.L. Gregg (1960a) und das Anwachsen der Grenzschicht am rotierenden Drehkörper von
C.R. Illingworth (1954) und Y.D. Wadhwa (1958) berechnet, bezüglich der rotierenden Kugel
vergleiche man auch L.L. Van Dommelen (1987, 1990).
Die zeitliche Ausbildung der Grenzschicht an einem Kreiszylinder, der plötzlich eine
Rotations- und Translationsbewegung startet, wurde von W. Tollmien (1924) untersucht, vgl.
auch M.C. Ece et al. (1984).
Anfahrvorgänge bei natürlicher Konvektion. Wenn eine vertikale ebene Platte in ruhen-
dem Fluid plötzlich auf eine vom Fluid verschiedene Temperatur gebracht wird, setzt der
Anfahrvorgang für die natürliche Konvektion ein. Dieser wurde von S.N. Brown; N. Riley
(1973) berechnet, vgl. auch C.R. Illingworth (1950) und D.B. Ingham (1977).
Anfahrvorgänge bei endlicher Beschleunigung. Neben der ruckartigen Anfahrt wur-
den auch Anfahrvorgänge mit endlichen Beschleunigungen untersucht. Es handelt sich dann
um Außenströmungen nach Gl. (13.17). In diesem Fall beginnt die Bewegung mit endlicher
Beschleunigung U (x)/tR . Die zeitliche Ausbildung der Grenzschicht für den Fall einer zeit-
unabhängigen Beschleunigung des Körpers wurde bereits von H. Blasius (1908) berechnet.
Die Ergebnisse sind denen bei ruckartiger Anfahrt sehr ähnlich, siehe auch H. Schlichting
(1982, S. 428).
Eine Erweiterung dieser Untersuchungen auf Außenströmungen der Form U (x,t) =
(x)t n (n = 0, 1, 2, 3, 4) wurde von H. Görtler (1944) vorgenommen. Dabei entspricht
U
n = 0 der ruckartigen Anfahrt und n = 1 dem Anfahren mit konstanter Beschleunigung. Ähn-
liche Untersuchungen stammen von E.J. Watson (1958) und C.Y. Wang (1967). Von C. Sozou
(1971) und Z. Zapryanov (1977) wurde der Anfahrvorgang einer rotierenden Kugel, ebenfalls
unter der Annahme U (x,t) ∼ t n untersucht.

13.2.2
Oszillation von Körpern in ruhender Umgebung
Als Beispiel einer periodischen Grenzschichtströmung wird die Grenzschicht an
einem Körper betrachtet, der in einem ruhenden Fluid eine hin- und hergehende Be-
wegung in Form einer harmonischen Schwingung mit kleinen Amplituden ausführt.
Es handelt sich dabei um eine Erweiterung des schon in Kap. 5.3.2 behandelten
Problems der Grenzschicht an einer ebenen Wand, die in ihrer Ebene harmonische
Schwingungen ausführt.
Die Betrachtungen dieses Abschnittes werden zeigen, daß bei Schwingungen ei-
nes Körpers mit hohen Frequenzen in zunächst ruhendem Fluid durch die Reibungs-
wirkungen in der Grenzschicht eine stationäre Sekundärströmung ausgelöst wird,
welche so beschaffen ist, daß das gesamte Fluid in der Umgebung des oszillieren-
den Körpers in eine stationäre Bewegung versetzt wird, obwohl die Bewegung des
Körpers rein periodisch ist. Diese Erscheinung wird in der englischen Literatur als
„streaming“ oder auch „acoustic streaming“ bezeichnet. Effekte dieser Art sind z.B.
beim Zustandekommen der Kundtschen Staubfiguren im Spiel.
Für die Berechnung der Grenzschicht wollen wir wieder ein körperfestes Koordi-
natensystem zugrunde legen. Wenn der betrachtete zylindrische Körper in stationärer
ebener Strömung die potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilung U(x) hat, so
haben wir für die periodische Schwingung mit der Frequenz n als Potentialströmung
364 13 Instationäre Grenzschichten

(x) cos nt .
U (x,t) = U (13.25)

Es gelten dann für die Geschwindigkeitsgrenzschicht die Gleichungen (13.3) und


(13.4) mit j = 0,  = const, µ = const, g = 0. Die Rechnungen gehen auf H.
Schlichting (1932) zurück, vgl. auch D.P. Telionis (1981, S. 158).
Wegen der hohen Frequenz n kann die Lösung in Form einer Entwicklung nach
Abschnitt 13.1.4 angesetzt werden. Für die u-Komponente der Geschwindigkeit lau-
tet dieser Ansatz:
(x)[f00
u(x,y,t) = U  
(ηs ) cos nt + f01 (ηs ) sin nt]

U % 
 dU  
&
+ f10 (ηs ) cos 2nt + f11 (ηs ) sin 2nt + f12 (ηs ) (13.26)
n dx
mit 
n
ηs = y (13.27)

nach Gl. (5.105). Die Terme in der ersten eckigen Klammer entsprechen der Lösung
von Gl. (13.12), die in der zweiten eckigen Klammer der Lösung von Gl. (13.13). Der
 (η ) sin nt berücksichtigt, daß in der Grenzschicht eine Phasenverschiebung
Term f01 s
der Schwingung gegenüber der Schwingung der Außenströmung auftreten kann. Be-
merkenswert in dem Ansatz ist das von der Zeit unabhängige Glied f12  (η ). Glei-
s
chung (13.13) enthält Produkte der Lösung u0 , u0 . Da diese proportional zu cos nt
bzw. sin nt sind, entstehen Produkte der trigonometrischen Funktionen. Wegen
1 1 1
(cos nt)2 = 1 − (sin nt)2 = cos 2nt + , cos nt sin nt = sin 2nt
2 2 2
folgt der Ansatz mit Schwingungen von doppelter Frequenz und dem stationären
Anteil.
Für die von ηs abhängigen Funktionen ergeben sich die Differentialgleichungen
 
f00 − 2f01 =0
 
f01 + 2f00 =2
  2 2  
f10 − 4f11 = f00 − f01 − f00 f00 + f01 f01 −1
     
f11 + 4f10 = 2f00 f01 − f00 f01 − f01 f00 (13.28)
 2 2  
f12 = f00 + f01 − f00 f00 − f01 f01 −1
mit den Randbedingungen:

ηs = 0 : fi = 0, fi = 0, i = 00, 01, 10, 11, 12


 = 1, f = 0,
ηs → ∞ : f00 i = 01, 10, 11 . (13.29)
i

Für die ersten beiden Lösungen ergibt sich


13.2 Instationäre Bewegung von Körpern in ruhender Umgebung 365


f00 = 1 − e−ηs cos ηs , 
f01 = −e−ηs sin ηs . (13.30)

Bei der Randbedingung für ηs → ∞ in Gl. (13.29) war ausdrücklich nicht f12  =0

gefordert worden. Es stellt sich nämlich heraus, daß die Lösung der Differentialglei-
chung für f12 (ηs )

f12 = e−2ηs − ηs e−ηs (cos ηs + sin ηs ) + e−ηs (sin ηs − 2 cos ηs ) (13.31)

diese Bedingung nicht erfüllen kann. Diese Lösung lautet:

 3 1 1
f12 (ηs ) = − + e−2ηs − ηs e−ηs (cos ηs − sin ηs )
4 4 2
(13.32)
1
+ e−ηs (cos ηs + 4 sin ηs ) .
2
Insbesondere gilt
 3
f12 (ηs → ∞) = − . (13.33)
4
Nach dem Ansatz (13.26) lautet also die reibungslose Außenströmung statt
Gl. (13.25) genauer:
 
(x) cos nt − 3 U d U .
U (x,t) = U (13.34)
4 n dx
Die Entwicklung der Lösung für große Frequenzen liefert also mit zwei Gliedern am
Außenrand der Grenzschicht einen stationären Anteil, der von der Viskosität unab-
hängig ist, aber mit wachsender Frequenz abnimmt. Der Beitrag des Zusatzterms in
Gl. (13.34) ist derart gerichtet, daß das Fluid in Richtung abnehmender Geschwin-
(x) fließt.
digkeit U

In Bild 13.7 ist für das Beispiel eines oszillierenden Kreiszylinders das Stromlinienbild dieser
stationären Zusatzströmung angegeben. Bild 13.8 zeigt eine Aufnahme von einer Wasserströ-
mung um einen Kreiszylinder, der in einem Tank hin und her schwingt. Die Aufnahme wurde
mit einer Kamera ausgeführt, die sich mit dem Zylinder mitbewegt. Die Wasseroberfläche ist

Bild 13.7. Stromlinienbild der stationären


Sekundärströmung (engl.: streaming) in der
Umgebung eines oszillierenden Kreiszylinders,
nach H. Schlichting (1932)
366 13 Instationäre Grenzschichten

Bild 13.8. Sekundärströmung in der Um-


gebung eines oszillierenden Kreiszylin-
ders, nach H. Schlichting (1932)

mit Metallflitterchen bestreut, die bei der langen Belichtungszeit durch ihre Hin- und Herbe-
wegung breite Bänder beschreiben. Die stationäre Strömung nähert sich von oben und unten
dem Zylinder und entfernt sich nach beiden Seiten in der Schwingungsrichtung in sehr guter
Übereinstimmung mit dem theoretischen Stromlinienbild nach Bild 13.7. Strömungsbilder
ähnlicher Art sind auch von E.N. Andrade (1931) angegeben worden, indem er einen Kreiszy-
linder in stehende Schallwellen brachte und dabei die entstehende Sekundärströmung durch
Rauch sichtbar machte.
Diese Erscheinung gibt nun eine einfache Erklärung für die Entstehung der Kundtschen
Staubfiguren. Bei Schallwellen handelt es sich um Longitudinalwellen, bei denen also die
Maxima der Amplituden in den Schwingungsbäuchen liegen, vgl. Bild 13.9. Auf Grund des
obigen Effektes erhält man also eine stationäre Zusatzströmung, die in der Nähe der Wand
von den Bäuchen zu den Knoten gerichtet ist. In großer Entfernung von der Wand ist natürlich
aus Kontinuitätsgründen die Strömungsrichtung entgegengesetzt. Diese stationäre Zusatzströ-
mung ist es nun gerade, welche den Transport von Staub und dessen Anhäufung an den Knoten
besorgt.
Hiermit wird gleichzeitig auch verständlich, daß für das Zustandekommen der Kundtschen
Staubfiguren die Staubmenge von großem Einfluß ist. Ist viel Staub vorhanden, so wirbelt
dieser stark auf, und die Hauptmasse gelangt in den Bereich des inneren Stromes, so daß
es nicht gelingt, den Staub von den Bäuchen fortzubringen. Ist jedoch nur wenig Staub vor-
handen, so überwiegt die Wirkung des Wandstromes, und die Bäuche werden bald staubfrei.
Dieser Fragenkomplex ist in der akustischen Literatur eingehend bearbeitet worden, vgl. P.J.
Westervelt (1953).
Eine entsprechende Untersuchung der Strömung in der Umgebung eines Rotationsellip-
soids, das parallel zur Rotationsachse in ruhendem Fluid Schwingungen ausführt, ist von A.
Gosh (1961) durchgeführt worden, vgl. auch D. Roy (1961, 1962).

Bild 13.9. Zur Entstehung der Kundtschen


Staubfiguren
B: Schwingungsbauch, K: Schwingungsknoten
13.3 Instationäre Grenzschichten bei einer stationären Grundströmung 367

13.3
Instationäre Grenzschichten
bei einer stationären Grundströmung
Es sollen instationäre Grenzschichten betrachtet werden, bei denen die Außenströ-
mung aus einer stationären Grundströmung und einer dazu überlagerten instationären
Strömung besteht. Es soll also gelten:

U (x,t) = U (x) + U1 (x,t) . (13.35)

Ist U1 (x,t) eine periodische Funktion, dann bedeutet U (x) der zeitliche Mittelwert
über einer Periode (es gilt U 1 (x,t) = 0). Es kann aber U1 (x,t) auch eine Übergangs-
funktion entsprechend Gl. (13.17) sein.
In der Praxis wird der instationäre Anteil U1 (x,t) häufig sehr viel kleiner sein als
der stationäre Anteil. Das kann zu erheblichen Vereinfachungen bei der Berechnung
führen, wie unter anderem in den folgenden Beispielen gezeigt wird.

13.3.1
Periodische Außenströmung

Die Lösungen der Gl. (13.3) und (13.4) mit j = 0,  = const, η = const und
g = 0 werden ebenfalls in einen zeitlichen Mittelwert und einen periodischen Anteil
aufgeteilt:

u(x,y,t) = u(x,y) + u1 (x,y,t)


v(x,y,t) = v(x,y) + v1 (x,y,t) (13.36)
p(x,t) = p(x) + p1 (x,t)

mit u1 = v 1 = p1 = 0. Setzt man Gl. (13.35) in Gl. (13.6) ein und bildet den
zeitlichen Mittelwert, so erhält man
 
∂p dU ∂U1
− = U + U1 . (13.37)
∂x dx ∂x
Zieht man diese Gleichung von Gl. (13.6) ab, so ergibt sich
 
∂p1 ∂U1 ∂U1 dU ∂U1 ∂U1
− = +U + U1 + U1 − U1 . (13.38)
∂x ∂t ∂x dx ∂x ∂x
Auf ähnlichem Wege erhält man aus Gl. (13.4) schließlich für die mittlere Bewegung
u(x,y), v(x,y) die Gleichung:

∂u ∂u dU ∂ 2u
u +v =U + ν 2 + F (x,y) (13.39)
∂x ∂y dx ∂y
mit
368 13 Instationäre Grenzschichten
 
∂U1 ∂u1 ∂u1
F (x,y) = U1 − u1 + v1 , (13.40)
∂x ∂x ∂y
vgl. auch Gl. (5.131). Durch das Zusatzglied F (x,y) ist die mittlere Bewegung für
die periodische Außenströmung verschieden von der Bewegung für die stationäre
Grundströmung. Wie man aus Gl. (13.40) entnimmt, kann F (x,y) erst bestimmt
werden, wenn die instationären Anteile u1 ,v1 ,p1 der Strömung bekannt sind. Zu
Gl. (13.39) kommen noch die Kontinuitätsgleichung
∂u ∂v
+ =0 (13.41)
∂x ∂y
und die üblichen Randbedingungen hinzu.
Für die Schwankungsbewegung gelten Gleichungen, die mit Gl. (5.132) und
(5.133) übereinstimmen.
Wie bereits in Kap. 5.3.5 beschrieben, vereinfacht sich dieses Gleichungssystem
ganz erheblich für den Grenzfall hoher Frequenzen, vgl. auch Abschnitt 13.1.4. Für
u1 (x,y,t) gilt dann die lineare Gleichung
∂u1 ∂U1 ∂ 2 u1
= +ν 2 , (13.42)
∂t ∂t ∂y
die der Gl. (5.135) entspricht. Wenn
U1 (x,t) = U (x) cos nt (13.43)
gilt, ergibt sich das Zusatzglied F (x,y) nach Gl. (5.138) und (5.139). Dabei ist die
Funktion F (ηs ) in Bild 5.15 wiedergegeben.
Zu der Außenströmung der allgemeinen Form

U (x,t) = U (x) + U1k (x) cos knt (13.44)
k=1

gehört die Zusatzfunktion


 
1 dU1k y
F (x,y) = U1k F √ , (13.45)
2 dx 2ν/kn
k=1

vgl. C.C. Lin (1957). Der Sonderfall U (x) = U (x) in Gl. (13.43) wurde von T.J.
Pedley (1972) untersucht.
Wie bereits in Kap. 5.5 ausgeführt wurde, besitzt die Grenzschicht
√ bei hohen
Frequenzen eine Zweischichten-Struktur. Neben der Dicke δ ∼ ν/V ll der zur
stationären Grundströmung gehörenden Grenzschicht
√ (Prandtl-Schicht) existiert die
viel dünnere Stokes-Schicht der Dicke δs ∼ ν/n, in der die vom instationären
Anteil der Außenströmung herrührenden Oszillationen erfolgen.
Entsprechend der Struktur der Strömung verhält sich auch die Lage der Stelle ver-
schwindender Wandschubspannung (τw = 0). Die Wandschubspannung ist ebenfalls
eine oszillierende Größe, so daß die Stelle τw = 0 an der Wand periodisch wandert.
Die zeitlich gemittelte Lage ist jedoch im allgemeinen von derjenigen Lage verschie-
den, die sich bei alleiniger stationärer Grundströmung ergibt.
13.3 Instationäre Grenzschichten bei einer stationären Grundströmung 369

13.3.2
Stationäre Strömung mit schwacher periodischer Störung

Wenn die Außenströmung eine Geschwindigkeitsverteilung der Form

U (x,t) = U (x) + εU1 (x,t) (13.46)

mit kleinem Wert ε besitzt, bietet sich eine Potenzreihenentwicklung für die Lösung
an:

u(x,y,t) = u0 (x,y) + εu1 (x,y,t) + ε 2 u2 (x,y,t) + · · ·


v(x,y,t) = v0 (x,y) + εv1 (x,y,t) + ε 2 v2 (x,y,t) + · · · .

Aus dem Vergleich mit Gl. (13.36) ergibt sich

u = u0 + ε 2 u2 , v = v0 + ε 2 v 2 . (13.47)

Die zeitunabhängigen Änderungen gegenüber der stationären Grundströmung sind


also von der Größenordnung O(ε 2 ). Setzt man Gl. (13.47) in Gl. (13.39) ein und
 das folgende Gleichungs-
berücksichtigt nur Glieder O(ε2 ), ergibt sich mit F = ε 2 F
system für u2 (x,y), v 2 (x,y):

∂u2 ∂v 2
+ =0
∂x ∂y
(13.48)
∂u2 ∂u0 ∂u2 ∂u0 (x,y) .
u0 + u2 + v0 + v2 =F
∂x ∂x ∂y ∂y

Es handelt sich, wie auch bei den Differentialgleichungen für u1 (x,y,t), v1 (x,y,t)
um lineare Differentialgleichungen.
Für die Keilströmungen mit Außenströmungen der Form

U (x,t) = ax m (1 + ε cos nt) (13.49)

liegen zahlreiche Untersuchungen vor, vgl. N. Rott; M.L. Rosenzweig (1960) und K.
Gersten (1965). Spezialfälle sind die in Kap. 5.3.2 behandelte Staupunktströmung
und die von A. Gosh (1961) und S. Gibbelato (1954, 1956) untersuchte Strömung
an der längsangeströmten ebenen Platte. Von A. Gosh (1961) und P.G. Hill; A.H.
Stenning (1960) sind auch Messungen von instationären Grenzschichten ausgeführt
worden. Von K. Gersten (1965) wurde auch der Wärmeübergang ermittelt. Danach er-
gibt sich auch beim Wärmeübergang eine zeitunabhängige Änderung gegenüber dem
stationären Fall proportional zu ε 2 . Jedoch nimmt z.B. bei der Staupunktströmung
der Wärmeübergang infolge der Oszillationen ab, während die Wandschubspannung
zunimmt.
370 13 Instationäre Grenzschichten

Beispiel: Wandschubspannung an der ebenen Platte


Bei der Außenströmung
U (x,t) = U∞ (1 + ε cos nt) (13.50)
ergibt sich nach K. Gersten (1965) für den Reibungsbeiwert:

cf (x,t) Rex = 0,664 + ε[f10w  (X) cos nt + f  (X) sin nt]
11w
 (X) cos 2nt + f  (X) sin 2nt + f  (X)]
+ ε 2 [f20w (13.51)
21w 22w
mit
nx
X= . (13.52)
U∞
Die von X abhängigen Funktionen findet man bei K. Gersten (1965). Für X = 0 gilt
 = (3/2) 0,664; f  = 0; f  = f  = (3/16) 0,664; f  = 0. Man erhält damit
f10w 11w 20w 22w 21w
die quasi-stationäre Lösung, d.h. die Lösung verhält sich zu jedem Zeitpunkt wie die entspre-
chende stationäre Lösung mit der momentanen Außenströmung. Das Auftreten des Gliedes
proportional zu sin nt bedeutet, daß die Grenzschicht eine Phasenverschiebung gegenüber
der Außenströmung erfährt. Das Maximum der Wandschubspannung eilt dem Maximum der
Außenströmungsgeschwindigkeit voraus, im Grenzfall X → ∞ beträgt der Phasenwinkel 45◦ .
Für X → ∞ stellt sich wieder die Zweischichten-Struktur ein. Außerdem ergibt sich, daß die
Amplitude der Wandschubspannungs-Schwingung mit zunehmendem X beliebig wächst.
Bei den Lösungen u2 (x,y,t), v2 (x,y,t) ergibt sich ein periodischer Anteil mit doppelter
Frequenz und zusätzlich ein von der Zeit unabhängiger Anteil, der die Grundströmung der
Grenzschicht ändert, jedoch zum Außenrand der Grenzschicht abklingt.
Die in Gl. (13.51) analoge Formel für die Nußelt-Zahl findet man bei K. Gersten (1965).
Numerische Ergebnisse zum Geschwindigkeitsfeld proportional zu ε findet man auch bei W.
Geißler (1993).

Weitere Beispiele. Von W. Geißler (1993) wurde die instationäre Grenzschicht an einem
schwingenden Tragflügelprofil berechnet (Profil NACA 0012 beim mittleren Anstellwinkel
von α = 8◦ ). Der Stelle verschwindender Wandschubspannung ist dabei besondere Aufmerk-
samkeit gewidmet.
Von M.H. Patel (1975) wurde die instationäre Grenzschicht an der ebenen Platte untersucht,
wenn die Platte einer laufenden Welle ausgesetzt wird. Dabei muß die Wellenlänge sehr viel
größer als die Grenzschichtdicke sein. Dieses Problem ist für die Instabilität von laminaren
Grenzschichten von Bedeutung, vgl. Kap. 15.
Die zeitliche Entwicklung des Wärmeübergangs an der längsangeströmten ebenen Platte
wurde von N. Riley (1963) untersucht.

13.3.3
Zeitlicher Übergang zwischen zwei nur wenig verschiedenen
stationären Grenzschichten

Es werden Strömungen betrachtet, bei denen die Außenströmung nach einer vor-
gegebenen Übergangsfunktion von einem stationären Zustand in einen neuen eng
benachbarten stationären Zustand übergeht. Als Beispiel sei die Außenströmung der
Form
U (x,t) = U (x)[1 + ε(1 − e−t/tR )] (13.53)
genannt. Das Problem ist mit dem im vorigen Abschnitt behandelten sehr verwandt.
Wie K. Gersten (1967) gezeigt hat, lassen sich die in ε linearen Lösungen durch eine
13.4 Kompressible instationäre Grenzschichten 371

Laplace-Transformation aus denjenigen für die harmonisch oszillierende Außenströ-


mung bestimmen. Für die Keilströmungen ist dies bei K. Gersten (1967) durchgeführt
worden, und zwar auch für das Temperaturfeld.
Beispiel: Zeitlicher Übergang von einer Plattengrenzschicht zu einer wenig ver-
schiedenen Plattengrenzschicht
Für U (x) = U∞ in Gl. (13.53) ergeben sich insofern Vereinfachungen, als Anfangs- und
Endzustand stationäre ähnliche Lösungen sind. In Bild 13.10 ist als typisches Ergebnis der
zeitliche Verlauf der Wandschubspannung τw (x,t) für ε = 0,1 dargestellt. Für tR → ∞,
d.h. für x/U∞ tR → 0, ergibt sich die quasi-stationäre Lösung. Dagegen erfolgt bei der Sto-
kesschen Näherung (tR → 0) der Übergang der Wandschubspannung nicht mehr monoton,
sondern es kommt zu einem „Überschießen“. Beim Wärmeübergang, der hier nicht gezeigt
ist, tritt das Überschießen nicht auf.

Bild 13.10. Verlauf der


Wandschubspannung
τw (x,t) beim Übergang von
einer Plattengrenzschicht
in eine nur wenig davon
abweichende Plattengrenz-
schicht, nach K. Gersten
(1967)

Für allgemeine instationäre Grenzschichten lassen sich die Lösungen auch als
Reihenentwicklungen nach Potenzen von
 k k
xk ∂ k U 1 x ∂ Tw
, (13.54)
U k+1 ∂t k Tw − T ∞ U ∂t k
angeben, siehe F.K. Moore (1951), S. Ostrach (1955), F.K. Moore; S. Ostrach (1956)
und E.M. Sparrow (1958). Wir kommen darauf in Abschnitt 13.4.3 zurück.

13.4
Kompressible instationäre Grenzschichten
13.4.1
Vorbemerkung
Kompressible instationäre Grenzschichten sind von wachsendem Interesse. Derartige
Grenzschichten treten z.B. in Stoßwellenrohren und ähnlichen in der Thermodyna-
372 13 Instationäre Grenzschichten

mik benutzten Versuchseinrichtungen hinter Stoßwellen oder Expansionswellen auf.


Zur Bestimmung des Reibungswiderstandes und des Wärmeüberganges von Trag-
flügeln, die oszillieren bzw. beschleunigte oder verzögerte Bewegungen ausführen
und deren Wandtemperaturen sich möglicherweise mit der Zeit ändern, ist ebenfalls
die Kenntnis der instationären kompressiblen Grenzschichten erforderlich.
Im folgenden sollen zwei einfache Beispiele instationärer, kompressibler Grenz-
schichten behandelt werden, und zwar einmal die Grenzschicht hinter einer Stoßwelle
bzw. Expansionswelle und zum anderen die Grenzschicht an einer längsangeströmten
ebenen Platte in ungleichförmiger Bewegung bei zeitlich veränderlicher Wandtem-
peratur.
Für ein ausführlicheres Studium von instationären, kompressiblen Grenzschich-
ten sei auf die zusammenfassenden Darstellungen von E. Becker (1961), und K.
Stewartson (1964) verwiesen.
Der Einfachheithalber sei im folgenden ideales Gas mit konstanter spezifischer
Wärmekapazität cp und konstanter Prandtl-Zahl Pr vorausgesetzt. Außerdem sei die
Viskosität proportional zur absoluten Temperatur (d.h. ω = 1 nach Gl. (10.46)).
Die Schwerkraft sei vernachlässigt. Mit diesen Annahmen werden Lösungen der
Gl. (13.3) bis (13.5) für j = 0 und den entsprechenden Randbedingungen gesucht.
Die Kontinuitätsgleichung (13.3) läßt sich durch Einführen einer Stromfunktion
ψ(x,y,t) befriedigen. Die Geschwindigkeitskomponenten ergeben sich dabei zu
 
∞ ∂ψ ∞ ∂ψ ∂Y
u= , v= + , (13.55)
 ∂y  ∂x ∂t

wobei die neue Koordinate


y

Y = dy (13.56)
∞
0

als „gleichwertiger inkompressibler Wandabstand“ bezeichnet werden kann, vgl.


Gl. (10.61). Der Wert ∞ stellt eine geeignete konstante Bezugsdichte dar. Die Glei-
chungen (13.55) sind Erweiterungen der Gl. (10.60) auf instationäre Strömungen,
wobei Gl. (13.56) wieder die Dorodnizyn-Howarth-Transformation ist.

13.4.2
Grenzschicht hinter einer Stoßwelle

Wir betrachten nach Bild 13.11 die Grenzschichtströmung, die sich hinter einer un-
stetigen Kompressionswelle (Stoßwelle) ausbildet. Der Zustand des ruhenden Gases
vor der Stoßwelle sei mit dem Index 0, der Gaszustand hinter der Stoßwelle außerhalb
der Grenzschicht mit dem Index ∞ bezeichnet. Die Stoßwelle habe die konstante
Geschwindigkeit US . Ferner sei angenommen, daß die Werte der Außenströmung
hinter der Stoßwelle von x und t unabhängig sind. Damit werden Rückwirkungen
der Grenzschicht auf die Außenströmung, wie sie im Stoßwellenrohr auftreten kön-
nen, vernachlässigt. Es stellt sich heraus, daß dieses Problem auf ähnliche Lösungen
13.4 Kompressible instationäre Grenzschichten 373

Bild 13.11. Ausbildung der Grenz-


schicht hinter einer Stoßwelle der Ge-
schwindigkeit US

führt, d.h., die Lösungen sind statt von den drei Variablen x,y,t nur von der einzigen
Variablen

y '   
Y  x
η=   = dy 2 ν∞ t − (13.57)
∞ US
2 ν∞ t − x
US
0

abhängig. Mit dem Ansatz für die Stromfunktion

 
x
ψ(x,y,t) = 2U∞ ν∞ t − f (η) (13.58)
US

erhält man für die Geschwindigkeitsverteilung in der Grenzschicht

u = U∞ f  (η) . (13.59)

Für die Temperaturverteilung erfolgt der Ansatz

T γ −1 Tw − Tad
=1+ Ma2∞ r(η) + s(η) . (13.60)
T∞ 2 T∞

Geht man mit den Ansätzen (13.58) und (13.60) in die Gl. (13.3) bis (13.5) ein,
ergeben sich die folgenden gewöhnlichen Differentialgleichungen für f (η), r(η)
und s(η):
 
 U∞
f +2 η− f f  = 0 , (13.61)
US
 
1  U∞
r +2 η− f r  = −2f 2 , (13.62)
Pr US
 
1  U∞
s +2 η− f s = 0 (13.63)
Pr US
374 13 Instationäre Grenzschichten

Bild 13.12. Grenzschicht hinter


einer Stoßwelle (U∞ > 0)
bzw. hinter einer Expansions-
welle (U∞ < 0), Reibungs-
beiwert cf , Nußelt-Zahl Nu und
Rückgewinnfaktor rw in Abhän-
gigkeit von U∞ /US , nach H. Mi-
rels (1956)

mit den Randbedingungen

η =0: f = 0, f  = 0, r  = 0, s = 1
(13.64)
η →∞: f  = 1, r = 0, s = 0 .

Gleichung (13.60) ergibt für η = 0 die adiabate Wandtemperatur Tad (auch Eigen-
temperatur genannt)
 
γ −1
Tad = T∞ 1 + Ma2∞ rw . (13.65)
2

Die Größe rw wird Rückgewinnfaktor genannt, vgl. Gl. (9.86) und (10.106).
Für den Reibungsbeiwert cf = 2τw /w U∞
2 erhält man


cf Re = fw (13.66)

und für die lokale Nußelt-Zahl


qw U∞ (t − x/US ) 1√
Nu = =− Re sw (13.67)
Tw − Tad λw 2
mit
Re = U∞
2
(t − x/US )/νw . (13.68)
Der Rückgewinnfaktor rw , der Reibungsbeiwert cf und die Nußelt-Zahl Nu sind in
Bild 13.12 in Abhängigkeit von U∞ /US für Pr = 0,72 dargestellt. Bei H. Mirels
(1956), von dem diese Ergebnisse stammen, findet man Resultate auch für andere
Prandtl-Zahlen.
13.4 Kompressible instationäre Grenzschichten 375

Der Parameter U∞ /US ist ein Maß für die Stoßstärke. Der größtmögliche Wert
ist U∞ /US = 2/(γ + 1) (unendlich starker Verdichtungsstoß), was für γ = 1,4
den Wert U∞ /US = 0,83 ergibt. Den negativen Werten U∞ /US entsprechen fiktive
unstetige Expansionswellen, deren Entstehung durch Konzentration einer in Wirk-
lichkeit kontinuierlichen Verdünnungswelle gedacht werden kann. Im Sonderfall
U∞ /US = 0 erhält man das erste Stokessche Problem (vgl. Kap. 5.3.1) der plötzlich
in Gang gesetzten ebenen Wand.
Wie Bild 13.12 zeigt, sind bei Kompressionswellen der Reibungsbeiwert und die
Nußelt-Zahl größer, d.h. die Grenzschichtdicke kleiner, als beim Fall U∞ /US = 0.
Bei Expansionswellen gilt das Umgekehrte.
Im Sonderfall Pr = 1 gilt s(η) = 1 − f  (η) und damit für alle Werte U∞ /US
einfache Formeln für die Nußelt-Zahl (Reynolds-Analogie, vgl. Gl. (10.59)) und den
Rückgewinnfaktor:
cf
Nu = Re , rw = 1 (Pr = 1) . (13.69)
2
Dann ist die adiabate Wandtemperatur also stets gleich der Stautemperatur.
Die hier behandelte Grenzschicht hinter einer Stoßwelle konstanter Geschwin-
digkeit stellt insofern einen einfachen Spezialfall dar, als durch Wahl eines Koor-
dinatensystems, in dem die Stoßwelle ruht, sich das Problem auf ein stationäres
zurückführen läßt. Bezüglich allgemeinerer Lösungen hinter Stoßwellen und Ex-
pansionswellen sei auf die Arbeiten von E. Becker (1957, 1959, 1961, 1962) und H.
Mirels; J. Hamman (1962) verwiesen.

13.4.3
Längsangeströmte ebene Platte bei zeitlich veränderlicher
Außengeschwindigkeit und Wandtemperatur
Betrachtet werde die kompressible instationäre Grenzschichtströmung entlang einer
ebenen Platte, wenn sowohl die Geschwindigkeit der Außenströ-
mung U∞ (t) als auch die Wandtemperatur Tw (t) zeitlich veränderlich sind.
Für die Stromfunktion ψ nach Gl. (13.55) und für die dimensionslose Tempera-
turverteilung ϑ = (T − T∞ )/(Tw − T∞ ) werden folgende Reihen angesetzt:

ψ = ν∞ U∞ x [f0 (η) + ζ1 f1 (η) + ζ2 f2 (η) + · · · ] , (13.70)

ϑ = (T − T∞ )/(Tw − T∞ ) = ϑ0 (η) + β1 ϑ1 (η) + β2 ϑ2 (η) + · · ·

+ ζ1 h1 (η) + ζ2 h2 (η) + · · ·
2
U∞
+ [s0 (η) + ζ1 s1 (η) + ζ2 s2 (η) + · · · ] . (13.71)
2cp (Tw − T∞ )
Dabei ist 
Y U∞ x
η= (13.72)
2x ν∞
376 13 Instationäre Grenzschichten

mit Y nach Gl. (13.56) eine neue, dimensionslose Koordinate, und es gelten die
folgenden Abkürzungen
   
U̇∞ x Ü∞ x 2
ζ1 = , ζ2 = , ... (13.73)
U∞ U ∞ U∞ U ∞
   
Ṫw x T̈w x 2
β1 = , β2 = , ... . (13.74)
Tw − T ∞ U ∞ Tw − T ∞ U ∞

Führt man diese Ansätze in Gl. (13.3) bis (13.5) ein, so ergeben sich für die Funktio-
nen fi (η), ϑi (η) und si (η) mit i = 0, 1, 2 . . . gewöhnliche Differentialgleichungen,
deren Lösungen für Pr = 0,72 von S. Ostrach (1955) und E.M. Sparrow; J.L. Gregg
(1957) angegeben worden sind. Die Funktionen f0 (η), ϑ0 (η) und s0 (η) sind identisch
mit den Lösungen des stationären Problems für die momentane Geschwindigkeit U∞
(quasi-stationäre Lösung). Die weiteren Lösungen geben die Abweichungen von der
quasi-stationären Lösung wieder.
Für das Verhältnis der Wandschubspannung τw zur Wandschubspannung τws der
quasistationären Strömung erhält man:
   
τw x U̇∞ Ü∞ x
=1+ 2,555 − 1,414 + ··· . (13.75)
τws U∞ U∞ U ∞ U∞

Entsprechend erhält man für das Verhältnis der Wärmestromdichten an der Wand mit
Pr = 0,72, vgl. E.M. Sparrow (1958):

qw x Ṫw
=1+ 2,39 + ···
qws U∞ Tw − Tad S
  
U̇∞ T w − T∞ T∞ − Tad S
− 0,0692 − 0,0448 + ··· (13.76)
U∞ Tw − Tad S Tw − Tad S

mit der adiabaten Wandtemperatur der quasi-stationären Strömung

U∞2
Tad S = T∞ + 0,848 . (13.77)
2cp

Bei der Benutzung dieses Verfahrens ist zu bedenken, daß die Ausdrücke
ζ1 ,ζ2 . . . β1 , β2 . . . für gegebene Funktionen U∞ (t) und Tw (t) im allgemeinen von-
einander abhängig sind. Man vergleiche dazu die Arbeiten von H. Tsuji (1953), H.D.
Harris; A.D. Young (1967) und J.T. Stuart (1963).
14
Erweiterungen der
Prandtlschen Grenzschichttheorie

14.1
Vorbemerkung

In den voranstehenden Kapiteln ist bereits verschiedentlich auf Grenzschichteffekte


höherer Ordnung hingewiesen worden. Dabei handelt es sich um Effekte, die in den
bisher verwendeten Grenzschichtgleichungen nicht berücksichtigt wurden und die
jetzt durch eine Erweiterung der Prandtlschen Grenzschichttheorie zu einer Grenz-
schichttheorie höherer Ordnung erfaßt werden sollen. Mit dieser Erweiterung ge-
winnt man gleichzeitig auch Aussagen über den Gültigkeitsbereich der Prandtlschen
Grenzschichttheorie.
Bereits bei der Herleitung der Prandtlschen Grenzschichtgleichungen in Kap. 6
wurde auf die beiden wichtigsten Grenzschichteffekte höherer Ordnung hingewie-
sen, die Verdrängung und die Wandkrümmung, vgl. Kap. 6.2. Am Außenrand der
Grenzschicht geht bei den Prandtlschen Grenzschichtlösungen die v-Komponente
nicht in diejenige der Außenströmung über, die entstehende Differenz nach Gl. (6.35)
ist die Verdrängungsgeschwindigkeit, durch welche die Außenströmung nach außen
verdrängt wird.
Außerdem war bereits in Kap. 6.2 darauf hingewiesen worden, daß die Krümmung
der Wand, an der sich die Grenzschicht ausbildet, in die Prandtlsche Grenzschicht-
gleichung nicht eingeht.
In diesem Kapitel wird beschrieben, wie die Prandtlsche Grenzschichttheorie sy-
stematisch verallgemeinert werden kann und die genannten Effekte höherer Ordnung
dabei Berücksichtigung finden.
Infolge der Verdrängung kommt es zu einer Rückwirkung der Grenzschicht auf die
Außenströmung, die sich entsprechend ändert. Diese Änderung hat wiederum eine
Rückwirkung auf die Grenzschicht zur Folge, d.h. es kommt zu einer Wechselwir-
kung zwischen der Grenzschicht und der Außenströmung. Dabei unterscheidet man
zwischen schwacher und starker Wechselwirkung. Bei der schwachen Wechselwir-
kung liegt die gerade beschriebene Hierarchie vor, die mit der Verdrängungswirkung
der Grenzschicht auf die Außenströmung beginnt und sich dann mit den nacheinan-
der folgenden Wirkungen der Außenströmung auf die Grenzschicht bzw. umgekehrt
systematisch fortsetzt. Man spricht dann von der Grenzschichttheorie höherer Ord-
nung im engeren Sinne. Diese gilt nur, solange keine Strömungsablösung, d.h. keine
Singularität auftritt.
Beim Auftreten einer Singularität (Ablösung) liegt eine starke Wechselwirkung
vor, die von der Prandtlschen Grenzschichttheorie in ihrer ursprünglichen Formu-
lierung nicht erfaßt werden kann und deshalb zur Singularität führt. Bei starker
378 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Wechselwirkung müssen die Außenströmung und die Grenzschichtströmung gleich-


zeitig (simultan) berechnet werden. Ein Beispiel ist die starke Wechselwirkung bei
Hyperschallströmungen (Ma∞ → ∞) an schlanken Körpern.
Häufig ändert sich die Struktur des Strömungsfeldes infolge starker Wechselwir-
kung. Statt der Einteilung des Strömungsfeldes in Außenströmung und Grenzschicht-
strömung liegt im Bereich der starken Wechselwirkung eine Dreischichtenstruktur
vor, man spricht deshalb von Dreierdeck-Theorie oder asymptotischer Interaktions-
theorie. Charakteristisch ist dabei, daß die reibungsbehaftete Grenzschicht noch in
zwei Schichten unterteilt wird. Beispiele für starke Wechselwirkungen dieser Art
sind die Strömungen an der Hinterkante einer längsangeströmten ebenen Platte, an
Wänden mit deutlichen Vertiefungen (Dellen) oder Erhebungen (Höcker) und an
Wänden im Bereich von Verdichtungsstößen.
Wie bereits in Kap. 10.4.6 erwähnt wurde, existieren neben Verdrängung und
Krümmung noch weitere Grenzschichteffekte höherer Ordnung, die vor allem bei
Hyperschallgrenzschichten von Bedeutung sind.
Im folgenden werden die Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie
zunächst für inkompressible ebene oder axialsymmetrische Strömungen behandelt.
Dann werden die Verallgemeinerungen für kompressible Strömungen bzw. für Hy-
perschallströmungen dargestellt.
Die Behandlung der inkompressiblen ebenen Strömungen soll an einer einfa-
chen geometrischen Konfiguration erfolgen, die alle wesentlichen geometrischen
Merkmale besitzt, um allgemeingültige und auf andere Geometrien übertragbare
Ergebnisse zu liefern. Es werden nach Bild 14.1 die Strömungen um ausgerundete
zurückspringende Stufen betrachtet. Sie sind von den folgenden Größen abhängig:
Anströmgeschwindigkeit U∞ , kinematische Viskosität ν, Vorlauflänge L, Länge der
Stufe  und Höhe der Stufe H . Daraus lassen sich bei festgelegtem Konturverlauf der
Stufe drei dimensionslose Kennzahlen Re = U∞ L/ν, H / und L/ bilden. Für√ eine
feste Kennzahl L/ = const enthält das Diagramm mit den Achsenskalen 1/ Re
und H / nach Bild 14.1 alle denkbaren Lösungen für abgerundete zurücksprin-
gende Stufen. Dabei entspricht der Bereich nahe der H /-Achse der Prandtlschen
Grenzschichttheorie, solange H / < (H /)MA gilt, wobei für H / l = (H /)MA die
Goldstein-Singularität auftritt.
Wie in den folgenden Abschnitten gezeigt wird, läßt sich die Prandtlsche
Grenzschicht-Theorie systematisch erweitern, und zwar durch Berücksichtigung
schwacher Wechselwirkung für (H /) < (H /)MA (Grenzschichttheorie höhe-
rer Ordnung) oder starker Wechselwirkung für (H /) ≥ (H /)MA (Dreierdeck-
Theorie).

14.2
Grenzschichttheorie höherer Ordnung

Im Kap. 6.1 wurden die Prandtlschen Grenzschichtgleichungen aus den vollständigen


Bewegungsgleichungen durch eine Abschätzung der Größenordnung der einzelnen
14.2 Grenzschichttheorie höherer Ordnung 379

Bild 14.1. Diagramm für Stufenströmungen. Für konstantes Verhältnis /L entspricht jedem
Punkt im Diagramm einer Stufenströmung. MA: Marginale Ablösung

Glieder gewonnen. Man erhält jedoch die Grenzschichtgleichungen auch aus einer
allgemeineren Theorie.
Um asymptotische Entwicklungen der Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen
für große Reynolds-Zahlen zu bekommen, wird eine Störungsrechnung durchgeführt,
wobei
1 1
ε=√ = (14.1)
Re U∞ L
ν

als Störparameter dient. Es ergibt sich ein sogenanntes singuläres Störungsproblem,


das zu einer Aufspaltung der gesuchten asymptotischen Entwicklung der Lösung in
eine äußere Entwicklung (Außenströmung) und in eine innere Entwicklung (Grenz-
schichtströmung) führt. Mit Hilfe der Methode der angepaßten asymptotischen Ent-
wicklungen (engl.: method of matched asymptotic expansions) läßt sich daraus die
Gesamtlösung ermitteln.
Das erste Glied dieser so gewonnenen asymptotischen Entwicklung entspricht ge-
rade den Lösungen der Prandtlschen Grenzschichtgleichungen. Die Fortführung der
Störungsrechnung erlaubt jedoch, weitere Glieder der Entwicklung zu ermitteln und
damit die klassische Prandtlsche Grenzschicht-Theorie zu erweitern. Man spricht
dann von Grenzschicht-Theorie höherer Ordnung. Von besonderer praktischer Be-
deutung sind die zweiten Glieder der Entwicklung, die als Korrektur der klassischen
Grenzschicht-Theorie aufgefaßt werden können und die sogenannten Grenzschich-
teffekte zweiter Ordnung liefern.
Ausführliche Darstellungen der Grenzschicht-Theorie höherer Ordnung wurden
von M. Van Dyke (1969), K. Gersten (1972, 1982a), K. Gersten; J.F. Gross (1976),
380 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.2. System natürlicher Koordi-


naten für ebene oder axialsymmetri-
sche Körper

V.V. Sychev et al. (1998) sowie I.J. Sobey (2000) gegeben. In M. Van Dyke (1964b)
wird außerdem die Methode der angepaßten asymptotischen Entwicklungen im ein-
zelnen beschrieben. Die wesentlichen Grundgedanken der Methode stammen von
L. Prandtl und wurden in Kapitel 4.7 an einem einfachen mathematischen Beispiel
plausibel gemacht.
Im folgenden wird für ebene und axialsymmetrische inkompressible Strömungen
die Theorie zur Bestimmung asymptotischer Lösungen für große Reynolds-Zahlen
kurz beschrieben. Hauptziel ist dabei die Erweiterung der Prandtlschen Grenzschicht-
theorie und die Herleitung der Grenzschichtgleichungen zweiter Ordnung. Bezüglich
der Einzelheiten sei auf M. Van Dyke (1962a, 1962c) verwiesen.
Grundlage bilden die Navier-Stokes-Gleichungen in natürlichen Koordinaten
nach Bild 14.2. Für ebene Strömungen sind diese Gleichungen in Kap. 3.13, vgl.
Bild 3.6, angegeben, für axialsymmetrische Strömungen (ohne Geschwindigkeits-
komponente in Umfangsrichtung) findet man sie bei M. Van Dyke (1962c).
Die Längen werden auf eine geeignete Bezugslänge L, die Geschwindigkeiten
auf U∞ und die Überdrücke gegenüber p∞ auf U∞ 2 bezogen. Die Geometrie des

Körpers ist durch die Verteilung des örtlichen Krümmungsradius R(x) (entlang eines
Meridians) sowie durch rw (x) bei axialsymmetrischen Körpern gegeben. Für die
dimensionslose Oberflächenkrümmung gilt

L
K(x) = . (14.2)
R(x)

Äußere Entwicklungen. Für die Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen in


natürlichen Koordinaten (für ebene Strömungen Gl. (3.99) bis (3.101) mit  = const
14.2 Grenzschichttheorie höherer Ordnung 381

und fx = fy = 0) werden folgende asymptotische Entwicklungen angesetzt:

u(x,y,ε) = U1 (x,y) + εU2 (x,y) + ×s


v(x,y,ε) = V1 (x,y) + εV2 (x,y) + ×s (14.3)
p(x,y,ε) = P1 (x,y) + εP2 (x,y) + ×s .

Einsetzen und Ordnen nach Potenzen von ε führen nacheinander auf Systeme von
Gleichungen für die Lösung erster Ordnung U1 (x,y), V1 (x,y), P1 (x,y), die Lö-
sung zweiter Ordnung U2 (x,y), V2 (x,y), P2 (x,y) usw. Bis zur Lösung zweiter Ord-
nung bleiben Glieder proportional ε 2 , d.h. die Reibungsglieder in den Navier-Stokes-
Gleichungen, unberücksichtigt. Die Lösungen erster und zweiter Ordnung entspre-
chen daher reibungslosen Strömungen oder sogar Potentialströmungen, wenn nur
Strömungen mit homogener Zuströmung betrachtet werden.
Für die Lösung erster Ordnung ergeben sich folgende Randbedingungen:

y=0: V1 (x,0) = 0 ,
(14.4)
y→∞: U12 + V12 = 1 .

Aus der Lösung der Potentialgleichung U1 (x,y), V1 (x,y) erhält man die Geschwin-
digkeit an der Wand U1 (x,0) und aus der Bernoulli-Gleichung den Druck an der
Wand
1 1
P1 (x,0) = − U12 (x,0) . (14.5)
2 2
Für die Lösung zweiter Ordnung gelten die folgenden Randbedingungen:

1 d
y=0: V2 (x,0) = j
[U1 (x,0)rwj δ1 (x)] ,
εrw dx (14.6)
y→∞: U22 + V22 = 0,

wobei δ1 (x) die analog zu Gl. (2.4) definierte Verdrängungsdicke ist, vgl. Gl. (14.12).
Es gilt j = 0 für ebene und j = 1 für axialsymmetrische Strömungen.
Die Lösung der Potentialgleichung liefert wieder die Verteilungen an der Wand
für die Geschwindigkeitskomponente parallel zur Wand U2 (x,0) und für den Druck

P2 (x,0) = −U1 (x,0) × U2 (x,0) . (14.7)

Die so gefundenen Lösungen erfüllen im allgemeinen nicht die Haftbedingung an


der Wand, sie gelten also nicht in Wandnähe. Sie werden daher „äußere Lösungen“
oder „äußere asymptotische Entwicklungen“ genannt.

Innere Entwicklungen. Für die Lösung in Wandnähe erfolgt eine Sonderbehand-


lung. Dazu wird statt des Wandabstandes y eine neue, gestreckte Koordinate
y
N= (14.8)
ε
382 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

eingeführt. Diese sog. innere Variable wurde gerade so gewählt, daß in dem neuen
x,N -Koordinatensystem nicht alle Reibungsglieder in der Theorie erster Ordnung
verschwinden.
Für die Lösung im wandnahen Bereich (Grenzschicht) werden jetzt ebenfalls
asymptotische Entwicklungen angesetzt:

u(x,y,ε) = u1 (x,N ) + εu2 (x,N ) + ×s


v(x,y,ε) = εv1 (x,N ) + ε 2 v2 (x,N ) + ×s (14.9)
p(x,y,ε) = p1 (x,N ) + εp2 (x,N ) + ×s .

Einsetzen in die Navier-Stokes-Gleichungen (in Gl. (3.39) bis (3.100) für ebene Strö-
mungen) und Ordnen nach Potenzen von ε führen auf folgende Gleichungssysteme:
(j = 0: eben, j = 1: axialsymmetrisch)

Grenzschicht erster Ordnung:

∂ j ∂ j
(r u1 ) + (r v1 ) = 0
∂x w ∂N w

∂u1 ∂u1 ∂p1 ∂ 2 u1


u1 + v1 + − =0 (14.10)
∂x ∂N ∂x ∂N 2
∂p1
=0
∂N

mit den Randbedingungen:

N =0: u1 = 0,v1 = 0
(14.11)
N →∞: u1 = U1 (x,0) .

Das entspricht genau den Prandtlschen Grenzschichtgleichungen (6.30) und (6.31)


bzw. (12.1) und (12.2) (jedoch ohne Auftriebsglied, d.h. für g = 0), wenn diese auf
das x,N -System geeignet transformiert werden. Außerdem gilt p1 (x) = P1 (x,0).
Aus der Lösung u1 (x,N ) läßt sich die bereits erwähnte Verdrängungsdicke δ1 (x)
bilden:
∞  
u1 (x,N )
δ1 (x) = ε 1− dN . (14.12)
U1 (x,0)
0

Die Grenzschichtgleichungen erster Ordnung (14.10) enthalten nicht mehr die


Reynolds-Zahl. Daraus folgt, daß auch u1 (x,N ) und v1 (x,N ) unabhängig von der
Reynolds-Zahl sind. Damit ist auch die Lage des Ablösungspunktes nicht von der
Reynolds-Zahl abhängig, solange Effekte höherer Ordnung vernachlässigt werden.
14.2 Grenzschichttheorie höherer Ordnung 383

Grenzschicht zweiter Ordnung:


      
∂ j cos θ ∂ cos θ
r u2 + j u 1 N + r v2 + v 1 N K + j
j
=0
∂x w rw ∂N w rw

∂u2 ∂u1 ∂u2 ∂u1 ∂p2 ∂ 2 u2


u1 + u2 + v1 + v2 + −
∂x ∂x ∂N ∂N ∂x ∂N 2
 
∂ 2 u1 ∂u1 ∂u1 ∂u1 cos θ
=K N + − N v 1 − u 1 1 +j
v (14.13)
∂N 2 ∂N ∂N ∂N rw
∂p2
= Ku21
∂N
mit den Randbedingungen

N =0: u2 = 0,v2 = 0,
N →∞: u2 = U2 (x,0) − KU1 (x,0)N (14.14)
p2 = P2 (x,0) + KU12 (x,0)N .

Die äußeren Randbedingungen (d.h. N → ∞) der inneren Lösungen folgen ebenso


wie die inneren Randbedingungen (y = 0) der äußeren Lösungen (z.B. Gl. (14.6)
für V2 (x,0)) aus der Anpassung von inneren und äußeren Lösungen, vgl. dazu M.
Van Dyke (1962a).
Das Gleichungssystem (14.13), (14.14) für die Grenzschicht zweiter Ordnung
enthält wiederum nicht die Reynolds-Zahl. Es enthält aber die Lösungen der Grenz-
schichtgleichungen erster Ordnung und ist auch umfangreicher als das Gleichungs-
system für die Grenzschicht erster Ordnung, aber es besteht aus linearen Differen-
tialgleichungen. Damit läßt sich die Lösung in Teillösungen aufspalten. Es ist üblich,
die Lösung in einen Krümmungsanteil und in einen Verdrängungsanteil aufzuspalten,
worauf hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll.
Infolge der Berücksichtigung der Wandkrümmung in der Grenzschichttheorie
zweiter Ordnung tritt ein Druckgradient senkrecht zur Wand auf. Der Druck an der
Wand ist daher verschieden von dem Druck, der von der Außenströmung aufgeprägt
wird. Durch Integration über der Grenzschicht erhält man für den Druckbeiwert an
der Wand:
1
cpw = p(x,0,ε)
2
 ∞ % & 
= P1 (x,0) + ε P2 (x,0) + K U12 (x,0) − u21 (x,N ) dN
0
+ O(ε2 ) . (14.15)

Bei konvexer Oberflächenkrümmung (K > 0) ist der Druck an der Wand größer als
der von außen aufgeprägte.
384 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Für die Verteilung des örtlichen Reibungsbeiwertes erhält man unter Berücksich-
tigung der Grenzschicht zweiter Ordnung:
   
1 τw (x) ∂u1 2 ∂u2
cf = 2
=ε +ε + O(ε 3 ) . (14.16)
2 U∞ ∂N N=0 ∂N N=0

Auch die Grenzschicht zweiter Ordnung hat eine Rückwirkung auf die Außenströ-
mung. Für die Berechnung der Verdrängungsdicke zweiter Ordnung sei auf die Arbeit
von K. Gersten (1974a) verwiesen.

Beispiele
Längsangeströmte ebene Platte. Im Fall der√ undurchlässigen längsangeströmten ebenen
Platte gilt für die Verdrängungsdicke δ1 ∼ x. Daraus folgt entsprechend Gl. (14.6) die
Randbedingung für die Außenströmung zweiter Ordnung

0,8604
V2 (x,0) = √ , (14.17)
x

wobei die Plattenlänge als Bezugslänge dient. Für die Lösung der ebenen Potentialströmung
mit dieser Randbedingung gilt gerade U2 (x,0) = 0. Also ist die Lösung des Systems (14.13),
(14.14) die triviale Lösung. Damit verschwindet bei der ebenen Platte der Reibungswiderstand
zweiter Ordnung.

Anmerkung 1 (Optimale Koordinaten)


Bisher wurden kartesische Koordinaten verwendet. Hätte man statt dessen parabolische Ko-
ordinaten verwendet, wäre die Außenströmung erster Ordnung bereits die Summe der hier
angegebenen Außenströmung erster und zweiter Ordnung, so daß die Anpassungsbedingung
(14.17) für die v-Komponente in parabolischen Koordinaten bereits in der ersten Ordnung er-
füllt wäre. Für die Plattenströmung sind daher parabolische Koordinaten sogenannte „optimale
Koordinaten“. Optimale Koordinaten hängen von der Geometrie der betrachteten Körper ab,
vgl. M. Van Dyke (1964b, S. 144). Beispielsweise sind für die Staupunktströmung kartesische
Koordinaten optimal, da die Lösung der Grenzschichtgleichung 1. Ordnung in diesem Fall
auch Lösung der vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen ist.

Anmerkung 2 (Widerstandsbeiwert der halbunendlichen Platte)


In einer kleinen Umgebung der Vorderkante sind die Grenzschichtgleichungen erster Ordnung
nicht gültig. Für die Wandschubspannung ergibt sich deshalb wegen τw ∼ x −1/2 mit x → 0
eine Singularität. Tatsächlich muß in einer Umgebung x = O(Re−1 ) die Strömung durch die
vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen beschrieben werden. Wie A.I. Van de Vooren; D.
Dijkstra (1970) gezeigt haben, führt die Integration der Wandschubspannung der vollständigen
Lösung zu folgender gegenüber Gl. (6.59) erweiterten Widerstandsformel der halbunendlichen
Platte:
cW = 1,328 Re−1/2 +2,326 Re−1 +O(Re−3/2 ) , (14.18)
vgl. auch A.E.P. Veldmann (1976). Von I. Imai (1957) wurde mit Hilfe einer globalen Impuls-
bilanz gezeigt, daß der zweite Term in Gl. (14.18) allein aus der Blasiusschen Grenzschicht
berechnet werden kann. Es gilt β12 π/2 = 2,326 mit β1 = 1,2168 nach Gl. (6.52).
Auf die Erweiterung der Widerstandsformel der längsangeströmten ebenen Platte nach
Gl. (6.59) infolge endlicher Länge der Platte (Hinterkanten-Effekt) wird in Abschnitt 14.4
eingegangen.
14.2 Grenzschichttheorie höherer Ordnung 385

Ebene symmetrische Staupunktströmung. Diese Strömung ist von M. Van Dyke (1962b)
ausführlich behandelt worden. Es wird angenommen, die Außenströmungen erster und zweiter
Ordnung lieferten für die Geschwindigkeit an der konvex gekrümmten Wand (R = L, d.h.
K = 1) im Staupunkt (x = 0):

U (x,0) = U11 x + εU21 x + O(ε2 ) , (14.19)


wobei U11 und U21 Konstanten sind, die nur von der Geometrie des umströmten Körpers
abhängen (bei massivemAbsaugen bzw.Ausblasen hängt U21 auch von vw ab). Bei K. Gersten;
H. Herwig (1992, S. 271) sind für einige Geometrien diese Konstanten zusammengestellt.
Bei undurchlässiger Wand ergibt sich für den Reibungsbeiwert, siehe H. Schlichting (1982,
S. 197),
  
1 τw  
cf = 2
= εx U 11 1,2326 U 11 − ε 1,19133 U11 − 1,8489 U 21 + O(ε3 )
2 U∞
(14.20)
und für den Druckbeiwert
   
pw − p∞ 2 x 2 1 − ε 1,8805 √ 1 U21 2 ) . (14.21)
cpw = 2 2
= 1 − U 11 − 2 + O(ε
U∞ U11 U11
Diese Ergebnisse für den Reibungsbeiwert und den Druckbeiwert sind universell. Die noch
einzusetzenden Konstanten U11 und U21 hängen nur von der Körpergeometrie ab. In den be-
kannt gewordenen Beispielen ist U21 stets negativ. Damit wird in Staupunktnähe von konvex
gekrümmten Körpern durch Grenzschichteffekte höherer Ordnung (Krümmung und Verdrän-
gung) der Reibungsbeiwert verkleinert und der Druckbeiwert an der Wand vergrößert.

Symmetrisch angeströmte Parabel. Die Grenzschicht zweiter Ordnung für die symme-
trisch angeströmte Parabel wurde von M. Van Dyke (1964a) berechnet. Es gilt U11 = 1,
U21 = −0,61. Im Bild 14.3 sind für die Reynolds-Zahl Re = U∞ R0 /ν = 100 (R0 ist
der Krümmungsradius im Parabelscheitel) die Verteilungen des statischen Druckes und der
Wandschubspannung auf der Parabelkontur nach der Grenzschichttheorie zweiter Ordnung
dargestellt. Zum Vergleich sind auch die Verteilungen entsprechend der Grenzschichttheorie
erster Ordnung (Re → ∞) eingetragen. Beide Druckverteilungen beginnen im Staupunkt bei
cp = 1. Die reibungslose Strömung (Re → ∞) ergibt
1
cp = , (14.22)
1 + 2x ∗
wobei x ∗ = x  /R0 den dimensionslosen Abstand vom Scheitel der Parabel, gemessen längs
der Achse, bedeutet, vgl. Bild 14.3. Für Re = 100 gilt in Staupunktnähe eine Beziehung
nach Gl. (14.22), wobei jedoch der Koeffizient 2 durch den Zahlenwert 1,38 ersetzt wer-
den muß, vgl. H. Schlichting (1982, S. 198). Erwartungsgemäß nehmen die Grenzschich-
teffekte stromabwärts ab, da insbesondere auch die Krümmung abnimmt. Etwa bei x ∗ = 2
sind die Grenzschichteffekte zweiter Ordnung praktisch abgeklungen. Ähnliches gilt für den
Reibungsbeiwert, der im Staupunkt am stärksten von den Grenzschichteffekten zweiter Ord-
nung beeinflußt wird. Vergleiche mit numerischen Lösungen der vollständigen Navier-Stokes-
Gleichungen zeigen, daß bei Re = 100 die Grenzschichttheorie zweiter Ordnung praktisch
die exakte Lösung liefert, vgl. H. Schlichting (1982, S. 197).
Während der Druckbeiwert durch Grenzschichteffekte zweiter Ordnung zunimmt, ergibt
sich beim Reibungsbeiwert eine Verminderung. Danach nimmt der Druckwiderstand der Para-
bel gegenüber demjenigen bei Re → ∞ zu, der Reibungswiderstand dagegen ab. In Kap. 5.1.4
war bereits anhand von Bild 5.7 gezeigt worden, wie gut die Lösung der Navier-Stokes-
Gleichungen bis zur Reynolds-Zahl von etwa Re = 100 von der Grenzschichttheorie zweiter
Ordnung wiedergegeben wird.
386 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.3. Verteilungen des statischen Druckes (a) und der Schubspannung (b) auf der Kon-
tur einer symmetrisch angeströmten Parabel. Die Kurven für Re = 100 entsprechen der
Grenzschichttheorie zweiter Ordnung, die Kurven Re → ∞ entsprechen der Theorie erster
Ordnung.
1) cp für die reibungslose Strömung Re → ∞, Gl. (14.22)
2) cp = 1/(1 + 1,38x ∗ ) für Re = 100
√ √
3) cf Re = 3,486 x ∗ , Staupunkt, Re → ∞
√ √
4) cf Re = 2,63 x ∗ , Staupunkt, Re = 100
√ √
5) cf Re = 0,664/ x ∗ , ebene Platte

Weitere ebene Strömungen. Für den ebenen Halbkörper wurden die Effekte zweiter Ord-
nung von L. Devan (1964) untersucht. Die Ergebnisse sind ähnlich denjenigen der Pa-
rabel. Weitere Lösungen der Grenzschichtgleichungen zweiter Ordnung liegen insbeson-
dere für solche Strömungen vor, die in der Theorie erster Ordnung auf ähnliche Lösun-
gen führen, vgl. Kap. 7.2. Für die Strömungen mit der Außenströmung erster Ordnung
U1 (x,0) ∼ x m haben auch die Grenzschichtgleichungen zweiter Ordnung ähnliche Lösungen,
wenn K(x) ∼ x (m−1)/2 und U2 (x,0) ∼ x n gilt.
Nähere Angaben über Untersuchungen der Grenzschichteffekte zweiter Ordnung findet
man bei M. Van Dyke (1969), K. Gersten (1972, 1982a, 1989a) und K. Gersten; J.F. Gross
(1976). Dort findet man auch Hinweise auf Arbeiten zur Grenzschichttheorie zweiter Ordnung
unter Berücksichtigung von Grenzschichtbeeinflussung durchAbsaugen oderAusblasen, siehe
auch K. Gersten; J.F. Gross (1974b), K. Gersten et al. (1972, 1977), K. Gersten (1979), J. Wie-
demann (1983), und von Wärmeübergang, siehe auch F. Schultz-Grunow; H. Henseler (1968),
K. Gersten (1982a) und K. Gersten et al. (1991). Der ebene Freistrahl wurde von S.G. Rubin;
R. Falco (1968) und K. Mitsotakis et al. (1984) behandelt, der Auftriebsstrahl von K. Mörwald
et al. (1986). In der letztgenannten Arbeit wurde auch gezeigt, daß gute Übereinstimmung mit
Experimenten nur erzielt werden kann, wenn auch die Temperaturabhängigkeit aller Stoff-
werte berücksichtigt wird.
Mit der Grenzschichttheorie höherer Ordnung läßt sich für die in Bild 14.1 dargestell-
ten ausgerundeten zurückspringenden Stufen ein gewisser Parameter-Bereich abdecken. Bei
festem /L ergibt sich für einen bestimmten Wert H / = (H /)MA aus der Theorie erster
Ordnung eine Singularität. Für alle Werte H / < (H /)MA sind die Lösungen im Prinzip für
beliebige Reynolds-Zahlen durch diese Theorie bestimmbar. Dagegen versagt diese Theorie
14.2 Grenzschichttheorie höherer Ordnung 387

für H / ≥ (H /)MA . Wie bereits erwähnt, müssen hierfür Methoden der starken Wechsel-
wirkung eingesetzt werden, auf die in den nächsten Abschnitten eingegangen wird. Zuvor soll
jetzt noch auf einige weitere Beispiele und Erweiterungen der Grenzschichttheorie höherer
Ordnung eingegangen werden.

Axialsymmetrische Strömungen. Die axialsymmetrische Staupunktströmung und die axi-


alsymmetrische Strömung am Rotationsparaboloid wurden u.a. von H.D. Papenfuß (1974a,b,
1975) untersucht. Wie bei der analogen ebenen Strömung konnte auch hier durch Vergleich mit
numerischen Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen gezeigt werden, daß für Re > 100 (Re
mit R0 gebildet) die Grenzschichttheorie zweiter Ordnung praktisch exakte Ergebnisse liefert.
Während die Grenzschichteffekte zweiter Ordnung den Wärmeübergang im Parabelstaupunkt
vermindern, kommt es beim Paraboloid zu einer Erhöhung des Wärmeüberganges.
Von E. Beese; K. Gersten (1979) wurde die Grenzschicht zweiter Ordnung am axial be-
wegten Zylinder in ruhender Umgebung ermittelt.
Auch die Arbeiten über Effekte höherer Ordnung beim axialsymmetrischen Impulsstrahl
von K. Mitsotakis et al. (1984) sowie beim Auftriebsstrahl von C.A. Hieber; E.J. Nash (1975)
und K. Mörwald et al. (1986) sind hier zu nennen.
Effekte der Transversalkrümmung bei natürlicher Konvektion sind von H.K. Kuiken
(1968b) untersucht worden.

Dreidimensionale Strömungen. Die hier dargestellte Theorie wurde in etlichen Arbeiten


auf dreidimensionale Strömungen erweitert. Dabei kann es sich um die Strömung an einem
schiebenden ebenen Körper handeln, siehe z.B. K. Gersten; J.F. Gross (1973), K. Gersten et
al. (1972), K. Gersten (1977), oder um die Strömung um einen dreidimensionalen Körper,
wie z.B. um das dreidimensionale Paraboloid, das von H.D. Papenfuß (1974a, 1974b, 1975)
untersucht wurde.

Kompressible Strömungen. Die Erweiterung der Grenzschichttheorie höherer Ordnung


auf kompressible Strömungen erfolgte durch M. Van Dyke (1962c). Gegenüber den inkom-
pressiblen Strömungen treten neben der Verdrängung und der Krümmung zwei weitere Effekte
zweiter Ordnung auf: der Einfluß der Drehung in der Außenströmung, z.B. infolge von vor
dem Körper befindlichen gekrümmten Verdichtungsstößen, und Nichtkontinuumseffekte, wor-
unter man ein Gleiten der Strömung und einen Temperatursprung an der Wand versteht. Die
genannten Effekte sind Folge der entsprechenden Randbedingungen am Außenrand (Verdich-
tungsstoß) einer Überschallströmung bzw. an der Wand.
Zahlreiche Beispielrechnungen insbesondere von Überschallströmungen liegen vor. Im
Kap. 1, Bild 1.18, war bereits das Ergebnis einer Grenzschichtrechnung zweiter Ordnung
am Kreiszylinder nach K. Oberländer (1974) angegeben und mit Meßergebnissen verglichen
worden. Weitere Arbeiten an stumpfen Körpern in Überschall- bzw. Hyperschallströmungen
stammen von R.T. Davis; I. Flügge-Lotz (1964), T.K. Fannelöp; I. Flügge-Lotz (1965, 1966),
H.D. Papenfuß (1975), K. Gersten (1977).
Für den Wärmeübergang im Staupunkt eines mit Ma∞ = 4 axial angeströmten Rotations-
paraboloids ergibt sich nach H.D. Papenfuß (1975) bei Vernachlässigung des Verdrängungs-
effektes:
qw 1
= 1 + ( 0,236 + 0,514 + 1,092 ) √ .
qw∞       Re∞
Krümmung Nichtkontinuum Drehung
Dabei wird die Reynolds-Zahl Re∞ mit dem Krümmungsradius im Staupunkt und den Größen
der Zuströmung gebildet.
Die Berechnung vereinfacht sich erheblich, wenn am Körper massiv abgesaugt wird, vgl.
K. Gersten et al. (1977).
Der axial angeströmte Kreiszylinder in Überschallströmung wurde von K. Gersten; J.F.
Gross (1973b) und A.E. Wehrum (1975) untersucht. Die Verallgemeinerung auf Zylinder
beliebiger Querschnitte erfolgte bei V. Vasanta Ram (1975).
388 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Anmerkung (Wechselwirkungstheorie engl.: interacting-boundary-layer theory)


In der Praxis werden häufig die vier hintereinander erfolgenden Rechnungen (Außenlösung er-
ster Ordnung, Innenlösung erster Ordnung, Außenlösung zweiter Ordnung, Innenlösung zwei-
ter Ordnung) durch eine Rechnung ersetzt, wobei die Anpassung der Außen- und Innenlösung
iterativ erfolgt. Dabei werden für die Innenlösung (Grenzschicht) vereinfachte Navier-Stokes-
Gleichungen verwendet, in denen jedoch alle Glieder, die zu den Grenzschichtgleichungen
zweiter Ordnung einen Beitrag leisten, enthalten sind. Diese lauten für ebene (j = 0) bzw.
axialsymmetrische (j = 1) kompressible Strömungen:
∂ ∂
[(rw + y cos )j u] + [(1 + Ky)(rw + y cos )j v] = 0 , (14.23)
∂x ∂y
   
u ∂u ∂u 1 ∂p ∂τxy j cos
 +v + Kuv = − + + 2K + τxy , (14.24)
1 + Ky ∂x ∂y 1 + Ky ∂x ∂y rw
∂p
Ku2 = , (14.25)
∂y
     
u ∂T ∂T ∂ ∂T j cos ∂T
cp +v = λ + K+ λ
1 + Ky ∂x ∂y ∂y ∂y rw ∂y
  2
u ∂p ∂p τxy
+ βT +v + (14.26)
1 + Ky ∂x ∂y µ
mit  
∂u
τxy = µ − Ku . (14.27)
∂y
Bei dieser Vorgehensweise besteht der Nachteil, daß zu jeder Reynolds-Zahl eine eigene
Rechnung durchgeführt werden muß.
Zusammenfassende Darstellungen dazu findet man bei R.T. Davis; M.J. Werle (1982), H.
McDonald; W.R. Briley (1984), T. Cebeci; J.H. Whitelaw (1986) und J.D. Anderson Jr. (1989,
S. 339).
Wendet man die Wechselwirkungstheorie auf die in Bild 14.1 skizzierten Stufenströmungen
an, kann man bei endlichen Reynolds-Zahlen auch für (H /) > (H /)MA Lösungen ohne
Ablösung finden. Wie später noch gezeigt wird, gelten diese Gleichungen sogar noch für
Lösungen mit Rückströmung, solange die Reynolds-Zahlen groß genug sind und sich die
Gebiete mit Rückströmung im Innern der Grenzschicht befinden. Eine Singularität tritt dann
nicht mehr auf. Das gilt auch für instationäre Grenzschichten, vgl. Kap. 13.
Bezüglich einer theoretischen Begründung der Wechselwirkungstheorie vgl. die Anmer-
kung am Ende von Abschnitt 14.4.

14.3
Hyperschall-Wechselwirkung
Im vorigen Abschnitt wurde die Wechselwirkung zwischen Außenströmung und
Grenzschicht besprochen. Dabei war unterstellt worden, daß die gegenseitigen Wir-
kungen jeweils nur schwach waren, so daß Rückwirkungen sich erst in der nächst
höheren Ordnung bemerkbar machten. So hatte beispielsweise die Grenzschicht er-
ster Ordnung eine Rückwirkung auf die Außenströmung zweiter Ordnung, also nicht
etwa auf diejenige erster Ordnung.
14.3 Hyperschall-Wechselwirkung 389

Bild 14.4. Hyperschallströmung an der längs-


angeströmten ebenen Platte
(a) Induzierte Druckverteilung infolge
Wechselwirkung
(b) Skizze des Strömungsfeldes

Bei Hyperschallströmungen um schlanke Körper treten häufig sog. „starke Wech-


selwirkungen“ auf, bei denen also die Außenströmung erster Ordnung bereits von
dem Verhalten der Grenzschicht abhängt, deren Verlauf umgekehrt eine Folge der
Außenströmung ist. Außenströmung und Grenzschicht (erster Ordnung) bedingen
sich also gegenseitig, sie müssen simultan berechnet werden.
Diese starke Wechselwirkung soll am Beispiel der Hyperschallströmung längs
einer Platte erläutert werden. In Bild 14.4 ist diese Strömung skizziert. Die ho-
hen Mach-Zahlen von Hyperschallströmungen (Ma∞ > 5) haben zwei Effekte zur
Folge, die zur starken Wechselwirkung führen. Zum einen ergibt sich mit wachsender
Mach-Zahl eine beträchtliche Zunahme der Grenzschichtdicke, wie bereits an Hand
von Bild 10.5 erklärt worden ist. Zum anderen wird mit zunehmender Mach-Zahl
der Stoßwinkel θ flacher, d.h. die Stoßfront legt sich näher an den Körper an. Die
Wandabstände der Stoßfront und des Grenzschichtaußenrandes erreichen also bei
steigenden Mach-Zahlen schließlich gleiche Größenordnung.
Im folgenden wird ein ideales Gas (γ = 1,4; ω = 1) betrachtet. Wie sich her-
ausstellen wird, folgt der Verlauf der Verdrängungsdicke wieder einem Potenzgesetz
der Form
δ1 (x) ∼ x n . (14.28)
Dabei liegt jetzt jedoch nicht mehr der bei Gleichdruck gültige Exponent n = 1/2 vor.
Nach der Theorie reibungsfreier Hyperschallströmungen ergeben sich für schlanke
Körper, deren Konturen Potenzgesetzen gehorchen, ähnliche Lösungen, d.h. auch die
sich ausbildenden Stoßlinien folgen Potenzgesetzen mit gleichem Exponent, siehe
K. Gersten; D. Nicolai (1974). Nach dieser Arbeit ergeben sich folgende Druckver-
teilungen auf der fiktiven Kontur
 2
pe dδ1
= λ2 (n) Ma2∞ , (14.29)
p∞ dx
wobei der Koeffizient λ (bei festem γ ) nur von dem Exponenten n abhängt. Danach
gehorcht auch die Druckverteilung am Außenrand der Grenzschicht einem Potenzge-
setz. Dafür ergeben sich ebenfalls ähnliche Lösungen der Grenzschichtgleichungen,
390 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

wie bereits in Kap. 10.4.4 erläutert wurde. Diese Lösungen sind u.a. von C.F. Dewey
Jr.; J.F. Gross (1967) ausführlich tabuliert worden. Danach ergibt sich bei konstanter
Wandtemperatur Tw der Verlauf der Verdrängungsdicke zu

δ1 (x) γ −1 Ma2∞ CR∞
=√ √ I1 (β,Tw /T0 ) (14.30)
x 2(2n − 1) Rex∞ pe /p∞

mit T0 als Stautemperatur, vgl. Gl. (10.52). Dabei wurde für die Viskosität ein lineares
Gesetz nach Gl. (10.47)
µ T T∞ µw
= CR∞ , CR∞ = (14.31)
µ∞ T∞ T w µ∞
verwendet mit dem Chapman-Rubesin-Parameter CR∞ nach Gl. (10.32). Die Glei-
chungen (14.29) und (14.30) sind zwei gekoppelte Gleichungen für die gesuchten
Funktionen δ1 (x) und pe (x). Für die Lösung δ1 (x) nach Gl. (14.28) lautet der Ex-
ponent n = 3/4. Damit folgt aus Gl. (14.29) die Druckverteilung pe /p∞ ∼ x −1/2 .
Für diese Druckverteilung ergibt sich der Parameter β nach Gl. (10.72) zu
γ −1
β= = 0,2857 (γ = 1,4) , (14.32)
γ
vgl. C.F. Dewey Jr. (1963). Damit folgt aus den Grenzschichtlösungen für die adiabate
Wand (Pr = 0,7; Tad /T0 = 0,819) der Wert I1 = 1,21, vgl. C.F. Dewey Jr.; J.F. Gross
(1967). Mit λ(n = 3/4) = 1,409 nach K. Gersten; D. Nicolai (1974) erhält man
schließlich für die Druckverteilung

pe (x) 3
= (γ − 1)λI1 χ
 = 0,51
χ, (14.33)
p∞ 4
wobei
Ma2 
= √ ∞
χ CR∞ (14.34)
Rex∞
der Hyperschall-Ähnlichkeitsparameter ist.
In Bild 14.5 ist die infolge starker Wechselwirkung induzierte Druckvertei-
lung nach Gl. (14.33) mit Meßergebnissen verglichen. Dabei ist pe (x)/p∞ über
1/χ 2 ∼ x, also über der bezogenen Lauflänge x, aufgetragen. Für etwa 1/ χ 2 < 0,1
 > 3) besteht gute Übereinstimmung zwischen Theorie und Experiment.
(d.h. χ
Für 1/χ 2 > 0,1 liegt nur eine schwache Wechselwirkung vor, die mit der in Ab-
schnitt 14.2 dargestellten Theorie beschrieben werden kann. Es gilt dafür (γ = 1,4;
Pr = 0,725) die Beziehung pe (x)/p∞ = 1 + 0,31 χ + 0,05χ 2 , die ebenfalls in
Bild 14.5 eingetragen ist.
Der Druck pe (x) wird nach Gl. (14.33) an der Vorderkante (x → 0, χ  → ∞) un-
endlich. Hier versagt also die Theorie, die auf dem Kontinuumskonzept beruht. Sehr
nahe der Plattenvorderkante, also in Abständen von der Größenordnung der mittle-
ren freien Weglänge der Moleküle, gelten nicht mehr die Navier-Stokes-Gleichungen
14.3 Hyperschall-Wechselwirkung 391

Bild 14.5. Induzierte Druckverteilung in Abhängigkeit vom Hyperschall-Ähnlichkeits-


parameter χ. Vergleich der Wechselwirkungstheorie mit Messungen, vgl. W.D. Hayes; R.F.
Probstein (1959)
1) starke Wechselwirkung: Erweiterung von Gl. (14.33): pe /p∞ = 0,51χ + 0,76
2) schwache Wechselwirkung: pe (x)/p∞ = 1 + 0,31 χ + 0,05χ2

und die Haftbedingung. In der Realität sinkt infolge der genannten Nichtkontinuum-
seffekte der Druck an der Vorderkante wieder ab, vgl. G. Koppenwallner (1988) und
J.D. Anderson Jr. (1989, S. 314).
Für die Wandschubspannung folgt aus der Grenzschichtlösung im Bereich starker
Wechselwirkung:

Rex∞ 
cf = 0,517 χ . (14.35)
CR∞

Eine genauere Analyse der starken Wechselwirkung zeigt, daß sich die beiden Lö-
sungen (reibungslose Lösung für die Hyperschallströmung um schlanke Körper mit
Konturen nach Potenzgesetzen und Grenzschichtlösung) bezüglich der Temperatur
bzw. Dichte nicht korrekt anpassen lassen. Nach W.B. Bush (1966) besteht das Strö-
mungsfeld hinter der Stoßfront daher aus drei Schichten, weil eine Übergangslösung
zwischen den beiden genannten Lösungen das korrekte Anpassen ermöglicht.
Bezüglich der starken Hyperschall-Wechselwirkung an anderen schlanken Kör-
pern (Platte mit Anstellwinkel, Kegel ohne und mit Anstellwinkel usw.) sei auf die
entsprechende Literatur verwiesen, z.B. W.D. Hayes; R.F. Probstein (1959, S. 363),
J.D. Anderson Jr. (1989, S. 315).
392 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

14.4
Dreierdeck-Theorie

Bei den in Bild 14.1 skizzierten Stufenströmungen versagt die Grenzschichttheorie


höherer Ordnung für H / > (H /)MA . Dennoch lassen sich bei endlichen Reynolds-
Zahlen mit Hilfe der Wechselwirkungstheorie auch für H / ≥ (H /)MA Lösungen
bestimmen. Es stellt sich daher die Frage, ob diese letztgenannten Lösungen sich auch
mit einer asymptotisch korrekten Theorie ermitteln lassen. Die Frage kann bejaht
werden. Die Lösungen können mit Hilfe der asymptotischen Interaktionstheorie –
auch Dreierdeck-Theorie genannt – bestimmt werden.
Die Grenzschichttheorie höherer Ordnung versagt wegen des Auftretens der
Goldstein-Singularität in der Theorie erster Ordnung. Die Dreierdeck- Theorie ver-
meidet diese Singularität durch einen einfachen Trick. Sie geht von der Blasius-
schen Plattenlösung als Grenzlösung aus und betrachtet z.B. die Stufenströmung als
Störung der Plattenlösung. Die Geometrie wird also mit der Reynolds-Zahl gekop-
pelt, und zwar so, daß für Re → ∞ gilt H /L → 0. Der Nullpunkt im Bild 14.1
bildet also den Ausgangspunkt der Störungsrechnung für große Reynolds-Zahlen.
Wie die weitere Analyse dieser Störungsrechnung ergibt, besitzt die Strömung im
Bereich der Stufe, in dem also die Abweichungen von der Plattenströmung auftreten,
eine Drei-Schichten-Struktur nach Bild 14.6. Jede der drei Schichten oder Decks hat
eigene physikalische Funktionen innerhalb des betrachteten Interaktionsbereiches
und damit eigene Skalierungen bezüglich der Reynolds-Zahl.
Dieser Interaktionsbereich habe in Strömungsrichtung die Skalierung

Lu
= λL Re−nL , nL > 0 . (14.36)
L
Da Lu / = O(1) gilt, ist damit eine Kopplung zwischen der Geometrie und der
Reynolds-Zahl erfolgt. Die Konstante λL wird später noch so festgelegt, daß sich
möglichst einfache Gleichungen ergeben. Als zweite Kopplung wird für die Dicke

Bild 14.6. Dreierdeck-Struktur der Strömung in der Umgebung der Stufe


14.4 Dreierdeck-Theorie 393

des Unterdecks δu , für die δu /H = O(1) gilt, angesetzt:


δu
= λ Re−n , n > 0 . (14.37)
L
Dabei wird unterstellt, daß sich die Änderung des Geschwindigkeitsprofils infolge
Viskosität auf das Unterdeck beschränkt. Das restliche Geschwindigkeitsprofil außer-
halb des Unterdecks wird lediglich in y-Richtung verschoben. Daher hat das Mit-
teldeck lediglich die passive Funktion, die durch Viskositätseffekte im Unterdeck
entstandenen Verdrängungswirkungen an das Oberdeck weiterzugeben.
Das Oberdeck ist Bestandteil der reibungslosen Außenströmung und hat daher die
gleichen Skalierungen in x- und y-Richtung, d.h. seine Dicke ist von der Größenord-
nung Lu . Da es sich nur um sehr schwache Verdrängungseffekte handelt, kann im
Oberdeck der Zusammenhang zwischen Verdrängung und Druckstörung durch das
sogenannte Hilbert-Integral beschrieben werden. Für den Referenz-Stördruck wird
angesetzt:
(p − p∞ )ref
2
= λp Re−np , np > 0 . (14.38)
U∞
Die drei zunächst unbekannten Exponenten nL ,n und np in Gl. (14.36) bis (14.38)
lassen sich wie folgt bestimmen:
(1) Für das Unterdeck wird zunächst eine charakteristische Referenzgeschwindig-
keit uref festgelegt. Es wird dafür diejenige Geschwindigkeit gewählt, die am
Anfang des Interaktionsgebietes im Wandabstand y = δu herrscht. Da das Un-
terdeck sehr viel dünner ist als die ankommende Plattengrenzschicht, befindet
sich diese Geschwindigkeit in demjenigen Teil des Blasiusschen Geschwindig-
keitsprofils, der durch die Tangente an der Wand beschrieben werden kann. Nach
Gl. (6.54) gilt daher für die Referenzgeschwindigkeit
 
∂uBl δu
uref = δu = cU∞ Re1/2 , c = 0,332 . (14.39)
∂y w L

(2) Für das Unterdeck werden folgende dimensionslose Größen eingeführt:


x−L x RenL
xD = = ,
Lu L λL
y − yK y − yK Ren
yD = = ,
δu L λ

u u Ren −1/2
uD = = ,
uref U∞ cλ
v Lu v λL
vD = = Re2n −nL −1/2 ,
uref δu U∞ cλ2

p − p∞ p − p∞ Renp
pD = = . (14.40)
(p − p∞ )ref U∞2 λp
394 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Der Ansatz für vD stellt sicher, daß die Kontinuitätsgleichung erfüllt ist.
Setzt man die gewählten Größen in die Impulsgleichung für die x-Richtung ein,
ergibt sich:
 
c2 λ2 1−2n +nL ∂uD ∂uD
Re uD + vD
λL ∂xD ∂yD
λp nL −np ∂pD
=− Re
λL ∂xD
 2 
c n −1/2 ∂ uD
λ2 2n −2n ∂ 2 uD
+ Re 2
+ 2 Re L 
2
. (14.41)
λ ∂yD λL ∂xD
Anmerkung (Parallelverschiebung der y-Koordinate)
Durch die in der Definitionsgleichung für yD enthaltene Parallelverschiebung der y-
Koordinate entstehen strenggenommen weitere Glieder in Gl. (14.41), die jedoch wegen
yK (x)/δu = O(1) in der führenden Ordnung für Re → ∞ verschwinden, vgl. H. Herwig
(1981). Durch die Parallelverschiebung gilt auf der Kontur yD = 0.

Aus der Bedingung, daß die Trägheitskräfte, Druckkräfte und führenden Rei-
bungskräfte gleiche Größenordnung haben sollen, folgen für die Exponenten
die beiden Beziehungen:

1 − 2n + nL = nL − np , (14.42)
1
nL − np = n − . (14.43)
2
Damit die Koeffizienten in Gl. (14.41) den Wert Eins erhalten, muß außerdem
gelten:

c2 λ2 λp
= , (14.44)
λL λL
λp c
= . (14.45)
λL λ

(3) Das Oberdeck „sieht“ (zusätzlich zur Verdrängungskontur der ebenen Platte)
eine Verdrängungskontur (x), die sich aus der echten Kontur yK (x) und der
Verdrängungsdicke des Unterdecks D1 (x) zusammensetzt:

(x) = yK (x) + D1 (x) . (14.46)

Diese Verdrängungskontur induziert eine Druckverteilung, die mit dem Hilbert-


Integral

+∞
p − p∞ 1 d/dx
= − C dx (14.47)
U∞ 2 π x −
x
−∞
14.4 Dreierdeck-Theorie 395

berechnet werden kann. Das „C“ im Integrationssymbol weist darauf hin, daß
es sich um den sog. Cauchyschen Hauptwert handelt. Wegen 
x /L = O(Lu /L)
und D = /δu = O(1) folgt aus Gl. (14.47)


+∞
λp λ nL −n 1 dD d xD
p D = − Re C (14.48)
Re np λL π x D xD − 
d xD
−∞

und durch Vergleich der Exponenten bzw. Koeffizienten

−np = nL − n (14.49)
λp = λ /λL . (14.50)

Aus Gl. (14.42), (14.43) und (14.49) folgt für die Exponenten

3 5 2
nL = , n = , np = (14.51)
8 8 8

und aus Gl. (14.44), (14.45) und (14.50) für die Koeffizienten

λL = c−5/4 , λ = c−3/4 , λp = c1/2 . (14.52)

Damit erhält man mit D1D = D1 /δu das folgende Gleichungssystem zur Berechnung
der Interaktion:

∂uD ∂vD (14.53)


+ = 0,
∂xD ∂yD
∂uD ∂uD dpD ∂ 2 uD
uD + vD =− + 2
,
∂xD ∂yD dxD ∂yD (14.54)

+∞
1 dD d xD
pD = − C
π dxD xD − 
xD (14.55)
−∞

mit den Randbedingungen

xD → −∞ : uD = yD
yD = 0 : uD = 0, vD = 0 (14.56)
yD → ∞ : uD = yD − D1D .

Dieses Gleichungssystem (Gl. (14.53) und (14.54)) des Unterdecks stimmt mit dem
Gleichungssystem der Prandtlschen Grenzschicht überein, lediglich die Anfangs-
und Randbedingungen sind verschieden.
396 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.7. Parameter-Feld der Stu-


fenströmungen nach Bild 14.1, vgl.
P. Schäfer (1995). Definitionen von
D und HD nach Gl. (14.60).
Getöntes Gebiet: jeweils 2 Lösungen,
links der gestr. Linie: Lösungen mit
Rückströmung
rechts der gestr. Linie: eine Lösung
ohne Rückströmung

Eingabedaten sind die Geometriedaten der Wanddeformation. Für das Beispiel


der zurückspringenden Stufen nach Bild 14.1 gilt die folgende Konturgleichung:
         
x−L 7 x−L 6 x−L 5 x−L 4
yK = H 20 − 70 + 84 − 35 +1
   
 
x−L
= H × FK (14.57)


oder in Unterdeck-Koordinaten
 
yK (x) xD
= HD FK (14.58)
δu D

mit
x−L xD
= . (14.59)
 D
Damit sind die Lösungen von den beiden Kennzahlen

 c5/4 Re3/8 H H c3/4 Re5/8


D = = ; HD = = (14.60)
Lu L δu L

abhängig. Im Rahmen der Dreierdeck-Theorie sind also die ursprünglich drei Pa-
rameter L/, H / und Re auf die zwei Parameter D und HD reduziert worden.
Zu jeder Lösung, die einem Punkt im Diagramm von Bild 14.1 mit L/ = const
zugeordnet ist, entsprechen danach unendlich viele weitere Realisationen für andere
Werte L/. Nimmt L/ zu, so muß bei gleicher Dreierdeck-Lösung, d.h. bei gleichem
D , auch die Reynolds-Zahl zunehmen.
In Bild 14.7 entspricht jedem Punkt eine unendliche Anzahl von Lösungen z.B.
für unterschiedliche, aber große Reynolds-Zahlen. Die gestrichelte Linie teilt das
gesamte Lösungsgebiet in anliegende Grenzschichten und in Grenzschichten mit
Rückströmung ein. Letztere lassen sich berechnen, ohne daß eine Singularität auftritt.
14.4 Dreierdeck-Theorie 397

Anmerkung (Grenzschichten mit Rückströmung)


Das Gleichungssystem (14.53) bis (14.56) muß simultan gelöst werden. Das erfolgt durch eine
Iteration. Der naheliegende Weg beginnt mit einer Schätzung der Funktion pD (xD ). Dann kön-
nen, wie in der Grenzschichttheorie üblich, Gl. (14.53) und (14.54) gelöst werden. Das Ergeb-
nis der „Grenzschichtrechnung“ ist die Funktion DI D (xD ) und wegen Gl. (14.46) schließlich
D (xD ). Mittels des Hilbert-Integrals (14.55) kann dann die Schätzung von pD (xD ) über-
prüft werden.
Dieses Iterationsschema versagt, falls die Wandschubspannung τw verschwindet, da dann
bei der Lösung von Gl. (14.53) und (14.54) die Goldstein-Singularität auftritt. In diesem
Fall führt ein inverses Iterationsschema zum Ziel. Es wird zunächst die Funktion D1D (xD )
geschätzt, dann wird aus Gl. (14.53) und (14.54) die Druckverteilung pD (xD ) berechnet
(inverses Grenzschicht-Berechnungsverfahren). Die Inversion des Hilbert-Integrals
+∞

dD 1 pD (
xD )
= C d
xD (14.61)
dxD π xD − 
xD
−∞

liefert dann die Funktion D (xD ) und wegen Gl. (14.46) schließlich D1D (xD ).
Die Grenzschichtgleichungen (14.53) und (14.54) sind bei positiver Wandschubspannung
vom parabolischen Typ, so daß die schrittweise numerische Lösung in Strömungsrichtung
erfolgen kann. Tritt Rückströmung auf, so kommt es zu einem Typenwechsel der Differential-
gleichung, dem in der numerischen Lösung Rechnung getragen werden muß. Es haben sich
zwei Möglichkeiten als praktikabel erwiesen, vgl. H. Herwig (1982):
1. DUIT (downstream upstream iteration): Die Integrationsrichtung folgt der Strömungs-
richtung. Es entstehen zwei Lösungsgebiete (Hauptströmung, Rückströmung), die iterativ
angepaßt werden müssen, vgl. P.G. Williams (1975).
2. FLARE (Flügge-Lotz and Reyhner (1968)): Der Konvektionsterm uD ∂uD /∂xD wird im
Rückstromgebiet zu null gesetzt.

Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß in dem getönten Bereich von Bild 14.7
zwei Lösungen existieren, wobei die zweite Lösung stets Rückströmung aufweist.
Also auch rechts von der gestrichelten Linie besitzt die zweite Lösung im getönten
Bereich ein Rückströmungsgebiet.
In Bild 14.8 sind für ein Beispiel im getönten Bereich (HD = 79, D = 50)
die Verteilungen von Wanddruck und Wandschubspannung für die beiden Lösungen
dargestellt. Beide Lösungen weisen ein Rückströmgebiet auf, das jedoch bei Lösung
2 deutlich weiter ausgedehnt ist.
Kehrt man wieder zu der ursprünglichen Darstellung nach Bild 14.1 zurück,
ergeben sich aus Bild 14.7 einige zusätzliche Kurven in Bild 14.1. Diese sind in
Bild 14.9 gezeigt. Die (gestrichelte) Grenzkurve in Bild 14.7 zwischen anliegenden
Grenzschichten und solchen mit Rückströmung entspricht jetzt der Kurve DCA. Die
getönten Bereiche in den Bildern 14.7 und 14.9 entsprechen sich einander. Leider
werden die Bereiche nahe der H /-Achse von der Dreierdeck-Theorie nicht erfaßt,
da, wie bereits erwähnt, die Plattenlösung als Grundlösung dient und daher mit wach-
sender Reynolds-Zahl auch H / gegen null strebt. Insbesondere kann der mit MA
bezeichnete Punkt der marginalen Ablösung nicht erreicht werden. Deshalb wurde
für die Umgebung dieses Punktes eine gesonderte asymptotische Theorie entwickelt,
die im nächsten Abschnitt beschrieben wird.
398 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.8. Verteilungen des Druckes


und der Schubspannung an der Wand
für Stufenströmungen mit D = 50
und HD = 79, vgl. P. Schäfer (1995).
Lösung 1: kurzes Rückströmgebiet
Lösung 2: langes Rückströmgebiet

Bild 14.9. Diagramm für Stufenströmungen bei konstantem Verhältnis /L, vgl. Bild 14.1
D−C−A−MA: Grenze zwischen anliegender und abgelöster Strömung
K−B1 −MA: Linie für Sprung von lokaler zu massiver Ablösung
K−B2 −O: Linie für Sprung von massiver zu anliegender Strömung
K: Lage der Kuspen-Spitze
14.4 Dreierdeck-Theorie 399

Bild 14.10. Stufenströmungen nach


Bild 14.1 bei konstantem Verhält-
nis /L. Gefaltete Lösungsfläche
für den maximalen Druckbeiwert
cp max

Für das getönte Gebiet, in dem (mindestens) zwei Lösungen existieren, läßt sich
eine anschauliche geometrische Deutung geben. Trägt man die cp max -Werte über der
Größe H / für konstante Reynolds-Zahl√ auf, ergibt sich der in Bild 14.9 skizzierte
Verlauf. Die Lösungsfläche cp max (1/ Re,H /) besitzt die in Bild 14.10 dargestellte
Form mit einer Faltung derart, daß über dem getönten Gebiet mehrere Lösungen
existieren. Damit wird auch deutlich, daß es bei Variation des Parameters H / zu
einer Hysterese kommt, vgl. Bild 14.9. Im Randpunkt B1 springt die Lösung von
einer Strömung mit lokaler Ablösung (kleines Ablösungsgebiet) in eine Strömung
mit massiver Ablösung (großes Ablösungsgebiet). Da letztere ebenfalls nicht von der
Dreierdeck-Theorie erfaßt wird, ist hierfür auch eine Sonderbehandlung erforderlich,
die in Abschnitt 14.6 erfolgt.
Die mathematische Theorie, die sich mit gefalteten Lösungsflächen befaßt, ist die
sog. Katastrophentheorie, vgl. z.B. P.T. Saunders (1980). Der hier vorliegende Fall
mit einer Lösungsfläche nach Bild 14.10 ist eine sog. Kuspe-Katastrophe.
Weitere Lösungen der Dreierdeck-Theorie für Stufenströmungen findet man bei
F. Sommer (1992) und P. Schäfer (1995). Letzterer hat auch den Wärmeübergang
berechnet.
Übersichtsartikel zur Dreierdeck-Theorie findet man bei K. Stewartson (1974,
1982), A. Kluwick (1979, 1987, 1991, 1998), A.F. Messiter (1983) und F.T. Smith
(1986).
Im folgenden sollen einige weitere Anwendungen der Dreierdeck-Theorie behan-
delt werden.

1. Höcker und Dellen auf der ebenen Platte. Die ebene Strömung an der ebenen Platte,
auf der sich Höcker der Höhe H und der Länge  befinden, wurde von F.T. Smith (1973)
berechnet, vgl. auch S.A. Ragab; A.H. Nayfeh (1981). Das analoge Problem mit einer
Delle (H < 0) wurde von H. Herwig (1981, 1982) behandelt. Von H. Herwig (1983)
wurde auch der Wärmeübergang untersucht. Die Lösungsmannigfaltigkeit entspricht der
bei der Stufenströmung, wobei auch die verschiedenen Methoden zur Behandlung der
Rückströmung zum Einsatz kommen, vgl. auch F.T. Smith et al. (1981).
2. Strömung im Hinterkantenbereich einer Platte endlicher Länge. In einigemAbstand
(genau im Abstand O(Re−3/8 ) vor der Hinterkante liegt die Blasius-Lösung der Prandtl-
schen Grenzschicht vor, vgl. Kap. 6.5. Sehr weit hinter der Platte geht die Strömung
in die Nachlaufströmung nach Kap. 7.5.1 über. Im Übergangsbereich hat die Strömung
400 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

eine Dreierdeck-Struktur. Entscheidend sind wieder die Vorgänge im Unterdeck. Durch


plötzlichen Wegfall der Haftbedingung an der Hinterkante kommt es vor der Hinterkante
zu einer lokalen Beschleunigung der Außenströmung (Druckabfall) und damit zu einer
Erhöhung der Wandschubspannung nahe der Hinterkante. Für den Widerstandsbeiwert der
Platte endlicher Länge L folgt daraus:

cW = 1,328 Re−1/2 +2,67 Re−7/8 +O(Re−1 ) . (14.62)

Dieses Gesetz ist in Bild 1.3 eingetragen. Es ist selbst bei einer Reynolds-Zahl von
Re = 1(!) in guter Übereinstimmung mit Meßergebnissen, siehe R.E. Melnik; R. Chow
(1975). Bezüglich Einzelheiten der Theorie sei auf K. Stewartson (1969, 1974) und
A.F. Messiter (1970) verwiesen. Der Koeffizient beim Zusatzterm in Gl. (14.62) wurde
wohl erstmalig von C.E. Jobe, vgl. C.E. Jobe; O.R. Burggraf (1974) berechnet. Die Er-
gebnisse der Dreierdeck-Theorie werden im Vergleich mit numerischen Lösungen der
vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen auf eindrucksvolle Weise bestätigt, vgl. dazu
R.T. Davis; M.J. Werle (1982) und H.C. Chen; V.C. Patel (1987).
Die entsprechenden Untersuchungen für schallnahe überkritische Strömungen wurden von
R.J. Bodonyi; A. Kluwick (1982) und für Überschallströmung von P.G. Daniels (1974)
durchgeführt. Eine Übertragung auf axialsymmetrische Strömungen um schlanke Körper
endlicher Länge erfolgte durch R.J. Bodonyi et al. (1985).

Anmerkung (Fortsetzung der asymptotischen Entwicklung)


Der sprungartige Wechsel in der Randbedingung für uD an der Hinterkante ist und bleibt
eine Singularität im Strömungsgebiet, die durch die Dreierdeck-Theorie nicht beseitigt
werden kann. Die asymptotischen Entwicklungen der Dreierdeck-Theorie gelten daher
nicht beliebig nahe an der Hinterkante. Um die Hinterkante im Unterdeck existiert ein
Gebiet der Größe O(Re−3/4 ) in beiden Koordinatenrichtungen, in dem die vollen Navier-
Stokes-Gleichungen gelöst werden müssen. Der Beitrag aus diesem Gebiet zum cW -Wert
ist von der Größenordnung O(Re−5/4 ).
3. Weitere Strömungen an Hinterkanten. Bei angestellten Platten wird für den Anstell-
winkel α = O(Re−1/16 ) angesetzt. Die Theorie liefert eine Reibungskorrektur für den
Auftrieb, vgl. K. Stewartson (1974), R. Chow; R.E. Melnik (1976).
Bei Profilen mit endlichen Hinterkantenwinkeln f wird für diese O(Re−1/4 ) angesetzt,
vgl. K. Stewartson (1974) und F.T. Smith; J.H. Merkin (1982). Auch die Strömung an
konkaven oder konvexen Ecken läßt sich ähnlich behandeln.
Das entsprechende Strömungsproblem bei axialsymmetrischen Körpern wurde von A.
Kluwick; Ph. Gittler (1994) untersucht.
4. Ausblasen aus einem Schlitz. Bei der Anwendung der Dreierdeck-Theorie wird für die
Schlitzweite und für dieAusblasgeschwindigkeit O(Re−3/8 ) angesetzt, vgl. K. Stewartson
(1974) und M. Napolitano; R.E. Messik (1980).
5. Instationäre Strömungen. Die Erweiterung der Dreierdeck-Theorie auf instationäre
Strömungen erfolgte durch O.S. Ryzhov; V.I. Zhuk (1980). Von M.-K. Huang; G.R. Inger
(1984) wurde damit die Interaktion bei einer oszillierenden Klappe behandelt, vgl. auch
W. Schneider (1974b) und P.W. Duck (1984).
6. Dreidimensionale Interaktion. Die dreidimensionale Strömungen an Dellen endlicher
Breite wurden von F.T. Smith et al. (1977), R.I. Sykes (1980), O.R. Burggraf; P.W. Duck
(1982) und C. Roget et al. (1998) behandelt. Ph. Gittler (1985) betrachtete die gepfeilte
Delle. In dieser Arbeit ist auch die Strömung mit Ablösung am schiebenden Flügel unter-
sucht, vgl. auch Ph. Gittler; A. Kluwick (1989).
14.4 Dreierdeck-Theorie 401

7. Natürliche Konvektion. Tritt bei natürlichen Konvektionsströmungen ein „plötzlicher“


Wechsel der Randbedingung auf, kommt es hierbei zu einer Schichtenstruktur in der Grenz-
schicht. Wegen des Fehlens einer Außenströmung existiert kein Oberdeck. Es handelt sich
also um eine Doppeldeck-Theorie. Durch die Verdrängungswirkung des Unterdecks wird
im Hauptdeck eine Druckverteilung induziert, weil die Verdrängungskontur der viskosen
Unterschicht eine nicht mehr zu vernachlässigende Krümmung aufweist. Es kommt da-
durch zu Druckgradienten senkrecht zur Hauptströmungsrichtung und folglich zu einem
induzierten Druckfeld.
Beispiele sind die natürliche Konvektion an der vertikalen ebenen Platte mit lokaler Wand-
konturstörung, vgl. J.H. Merkin (1983) und K. Gersten et al. (1991), sowie die Vorgänge
nahe der Hinterkante bei endlicher Plattenlänge, vgl. A.F. Messiter; A. Liñàn (1976). Auch
Sprünge in der Wandtemperatur-Verteilung werden in der letztgenannten Arbeit behandelt.
Eine starke lokale Absenkung der Wandtemperatur kann zu Rückströmung führen, wie
A. Exner; A. Kluwick (1999) gezeigt haben. Interaktionen bei erzwungener Konvektion
ohne Außenströmung führen ebenfalls auf eine Doppeldeck-Struktur. Ein Anwendungs-
beispiel ist die Wandstrahlströmung an einer konkaven Ecke, vgl. F.T. Smith; P.W. Duck
(1977).
8. Kompressible Strömungen. Die Formulierung der Dreierdeck-Theorie für kompressi-
ble Strömungen findet man beispielsweise bei K. Stewartson (1974). Durch eine geeignete
Transformation läßt sich das Gleichungssystem auf die inkompressible Form, Gl. (14.53)
bis (14.56), bringen. Bei Überschallströmungen wird dabei für das Oberdeck das Hilbert-
Integral nach Gl. (14.55) durch die linearisierte Überschalltheorie mit
dD
P =− (14.63)
dxD
ersetzt. Im schallnahen Bereich ist eine gesonderte Behandlung erforderlich, vgl.A.F. Mes-
siter et al. (1971).
Die Interaktion in der kompressiblen Plattenströmung im Bereich eines Sprunges der
Wandtemperatur wurde von C. Treviño; F. Mèndez (1992) untersucht. Danach kann durch
eine starke sprunghafte Erhöhung der Wandtemperatur sogarAblösung (τw = 0) auftreten.

Stoß-Grenzschicht-Interaktion
Bei Überschallströmungen sind vor allem die Wechselwirkungen zwischen Grenzschich-
ten und Außenströmungen mit Verdichtungsstößen von großer praktischer Bedeutung. In
Bild 14.11 sind zwei wichtige Beispiele skizziert, die Stoß-Grenzschicht-Wechselwirkung
bei einem einfallenden Stoß und die Kompressionsrampe (konkave Ecke). Besonders bemer-
kenswert ist in diesen Beispielen die Tatsache, daß die Interaktion schon vor demAuftreffpunkt
des Stoßes bzw. vor dem Eckpunkt der Rampe einsetzt.
Mit der Prandtlschen Grenzschichttheorie wären diese Vorgänge nicht zu beschreiben,
da bei einer anliegenden Grenzschicht (parabolische Differentialgleichung) mit Überschall-
außenströmung (hyperbolische Differentialgleichung) keine Stromaufwirkung möglich ist.
Nur durch den Interaktions-Mechanismus ist eine Stromaufwirkung zu beschreiben. Das
Wachstum der Grenzschicht erzeugt infolge der Verdrängung einen Druckanstieg, der wie-
derum ein stärkeres Anwachsen der Grenzschicht zur Folge hat, vgl. auch J. Lichthill (2000).
Dieser Wechselwirkungs-Zyklus kann schließlich sogar zur Ablösung führen (selbstinduzierte
Ablösung), vgl. K. Stewartson; P.G. Williams (1969). Die Strömung zeigt in der Umgebung
des Ablösungspunktes eine universelle Dreierdeck-Struktur, wenn die entsprechende Skalie-
rung gewählt wird. In Bild 14.12 sind die universellen Verteilungen für den Druck und die
Wandschubspannung nach K. Stewartson (1974) dargestellt, die auch durch Meßergebnisse
gut bestätigt werden, vgl. K. Stewartson; P.G. Williams (1969).
Wie in Bild 14.11 skizziert, besteht die Strömung an der Kompressionsrampe aus drei
Bereichen: Nach dem Bereich der selbstinduzierten Ablösung folgt der Plateau-Bereich und
402 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.11. Skizzen zweier Beispiele für Stoß-Grenzschicht-Interaktion


(a) Reflexion eines schrägen Verdichtungsstoßes
(b) Kompressionsrampe in Überschallströmung

Bild 14.12. Universelle Verläufe des Druckes


und der Schubspannung an der Wand bei
der freien Interaktion in Überschallströmung,
nach K. Stewartson (1974)

schließlich der Bereich des Wiederanlegens. Von O.R. Burggraf (1975) wurden mit dieser Be-
reichseinteilung Strömungen an Kompressionsrampen berechnet. Gilt für den Rampenwinkel
α = O(Re−1/4 ), dann läßt sich der gesamte Interaktionsbereich in Eckennähe durch eine
Dreierdeck-Struktur erfassen. Die damit von D. Rizzetta et al. (1978) gewonnenen Lösungen
stimmen für Re > 108 gut mit genaueren Rechnungen nach der Wechselwirkungstheorie
überein, wie O.R. Burggraf et al. (1979) gezeigt haben.
Die freie Wechselwirkung zwischen einem schwachen schrägen Stoß und einer laminaren
Grenzschicht in schallnaher Strömung wurde von H.M. Brilliant; T.C. Adamson Jr. (1974) für
den Fall ohne Ablösung und von R.J. Bodonyi; A. Kluwick (1977) mit Ablösung untersucht.
14.5 Marginale Ablösung 403

Die Übertragung auf axialsymmetrische Strömungen wurde von A. Kluwick et al. (1984,
1985) und Ph. Gittler; A. Kluwick (1987) vorgenommen.
Zusammenfassende Darstellungen stammen u.a. von T.C. Adamson; A.F. Messiter (1980)
und J. Delery; J.G. Marvin (1986).
Anmerkung (Wechselwirkungstheorie)
Da bei der Dreierdeck-Theorie in der führenden Ordnung die Grenzschichtgleichung gelöst
wird, können auch mit der Prandtlschen Grenzschichttheorie Interaktionen berechnet werden.
Übersichten darüber findet man bei AGARD (1981), H. McDonald; W.R. Briley (1984), J.
Delery; J.G. Marvin (1986). Dabei ist das simultan zu lösende System von Differentialglei-
chungen jedoch nicht mehr unabhängig von der Reynolds-Zahl, so daß für jede Reynolds-Zahl
eine getrennte Rechnung erforderlich wird. Außerdem muß beim Auftreten von Ablösungen
für die Grenzschichtgleichungen eine inverse Formulierung gewählt werden (Vermeiden der
Goldstein-Singularität), bei der die Verdrängungsdicke vorgegeben und die Geschwindigkeit
der Außenströmung gesucht wird, vgl. J.E. Carter (1979) und A.E.P. Veldman (1981). Die
Rechtfertigung für ein derartiges Vorgehen lieferte jedoch bisher die Dreierdeck-Theorie.
Inzwischen wurde von J. Cousteix; J. Mauss (2005) eine eigene Begründung für die Wechsel-
wirkungstheorie gegeben.

14.5
Marginale Ablösung

An Hand von Bild 14.9 wurde gezeigt, daß mit Hilfe der Dreierdeck-Theorie auch
Stufenströmungen für H / > (H /)MA berechnet werden konnten. Da diese Theorie
jedoch von der Grenzlösung der ebenen Platte (Re−1/2 → 0, H / = 0) ausgeht, sind
mit ihr nicht die Grenzlösungen Re → ∞ für endliche Werte H / zu erfassen, also
insbesondere nicht Lösungen für H / ≥ (H /)MA , für die bereits die Prandtlsche
Grenzschichttheorie wegen Auftretens der Goldstein-Singularität versagte.
Es interessieren also insbesondere die Lösungen in der Umgebung des in den
Bildern 14.1 und 14.9 mit MA bezeichneten Punktes. Für diesen „Grenzpunkt“ und
die Lösungen in dessen Umgebung ist der Begriff „marginale Ablösung“ üblich. Es
handelt sich um die asymptotischen Entwicklungen für große Reynolds-Zahlen in der
Umgebung des Punktes MA, wobei die Lösung in diesem Punkt die Grenzlösung
dieser Entwicklung darstellt. Die Theorie ist ausführlich von K. Stewartson et al.
(1982) und A.I. Ruban (1991) beschrieben worden. Es stellt sich heraus, daß die
Lösungen wieder eine Dreierdeck-Struktur besitzen. Besonders wichtig ist jedoch
die Tatsache, daß die Lösungen nicht mehr eindeutig sind.
Marginale Ablösung tritt stets bei Strömungsanordnungen auf, die über einen be-
stimmten Parameter verfügen. Dieser soll im folgenden Singularitätsparameter S
genannt werden. Dieser Parameter muß sowohl Werte annehmen können, bei denen
eine einfache Grenzschichtrechnung längs der gesamten Körpergeometrie ohne Auf-
treten der Goldstein-Singularität möglich ist (anliegende Strömung), als auch Werte,
bei denen die Grenzschichtrechnung wegen desAuftretens der Goldstein-Singularität
nicht fortgesetzt werden kann. Die Grenze zwischen diesen beiden Möglichkeiten ist
durch den „kritischen Wert“ Sk beschrieben. Bei marginaler Ablösung ist die Strö-
mung für Re → ∞ durch diesen Grenzfall gegeben. Die Goldstein-Singularität tritt
404 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.13. Wandschubspannungsverlauf für Re → ∞ (Prandtlsche Grenzschichttheorie)

gerade noch nicht auf. Beim hier behandelten Beispiel der Stufenströmungen gilt
S = H / und Sk = (H /)MA .
Ausgangspunkt für die Theorie marginaler Ablösung ist das Verhalten der Wand-
schubspannung einer einfachen Prandtlschen Grenzschichtrechnung im Grenzfall
S = Sk . Der mittlere Fall in Bild 14.13 zeigt dieses Verhalten. Besonderes Kenn-
zeichen ist der lineare Verlauf der Wandschubspannung vor und nach dem Punkt mit
der Koordinate xA mit einem Sprung in der Steigung von τw bei xA . Mit xA wird
diejenige Konturstelle bezeichnet, bei der für S = Sk die Wandschubspannung im
Grenzfall Re → ∞ null wird. Durch den Sprung von dτw /dx bei xA kommt es in
der Umgebung von xA wieder zu einer Interaktion zwischen Außenströmung und
Grenzschicht, die sich in einer Dreierdeck-Struktur manifestiert. Wieder liegt eine
Kopplung zwischen Reynolds-Zahl und Geometrie vor, und zwar gilt

S → Sk , Re → ∞, (S − Sk ) Re2/5 = O(1) . (14.64)

Die Skalierungen des jetzt vorliegenden Dreierdecks unterscheiden sich im einzelnen


von denen des in Abschnitt 14.4 beschriebenen Dreierdecks. Wegen der Einzelheiten
sei auf die Originalarbeiten verwiesen.
Nach der Formulierung in Dreierdeck-Variablen gelingt es, die Wandschubspan-
nung um die Stelle xA als Funktion von S − Sk darzustellen, und zwar universell
und unabhängig von der konkreten Körpergeometrie. Damit kann eine asymptotische
Korrektur der Wandschubspannungsverteilung um xA erreicht werden. Bild 14.14
zeigt die Wandschubspannung an der Stelle xA in Form von  τw (x = xA ) und für
einige ausgewählte Werte des Singularitätsparameters auch den Verlauf der Wand-
schubspannung in der Umgebung von xA in Form von  x ), s. dazu die Bildunter-
τw (
schrift von Bild 14.14. Die gezeigten Verläufe gelten jeweils qualitativ. Die Propor-
tionalitätsfaktoren müssen im konkreten Fall ohnehin durch Rücktransformation in
die physikalischen Variablen ermittelt werden.
Die Ergebnisse in Bild 14.14 sind universell, also unabhängig von der konkreten
Körpergeometrie. Sie sollen in vier Punkten näher erläutert werden:
1. Für S = Sk ist die Wandschubspannung stets positiv, d.h. der Einfluß der Wech-
selwirkung, die im Dreierdeck erfaßt wird, wirkt ablösungsverhindernd.
2. Ausgehend von einer vollständig anliegenden Strömung treten mit steigendem
S −Sk Fälle mit doppeltem Nulldurchgang von x ) auf. Das bedeutet Ablösung
τw (
14.5 Marginale Ablösung 405

Bild 14.14. Theorie der marginalen Ablösung


UniverselleAbhängigkeit der Wandschubspannung im Punkt xA vom Singularitätsparameter S
Teilbilder: Verlauf der Wandschubspannung in der Umgebung von xA
x − xA 1/5 τw U∞ L

x∼ Re ,  x) ∼
τw ( 2
Re1/5 , Re =
L U∞ ν

a: Beginn der Ablösung


b: Ablösungspunkt bei xA
c: maximaler Wert des Parameters (S − Sk ) Re2/5

und Wiederanlegen (s. das rechte untere Teilbild in Bild 14.14). Der Fall, bei dem
 x ) gerade an einer Stelle null wird (Punkt a in Bild 14.14) ist mathematisch
τw (
allerdings nicht besonders ausgezeichnet, physikalisch bedeutet er „beginnende
Ablösung (engl.: incipient separation) bei endlichen Reynolds-Zahlen“.
3. In bestimmten (S − Sk )-Bereichen ist die Lösung nicht mehr eindeutig. Es exi-
stieren zwei Lösungen. Ein Beispiel einer solchen Doppellösung ist in Bild 14.15
eingezeichnet. In S.N. Brown; K. Stewartson (1983) wird nachgewiesen, daß es
für bestimmte (kleine) Parameterbereiche sogar vier Lösungen gibt.
4. Lösungen existieren nicht für beliebig große Parameter S −Sk . Es gibt eine obere
Grenze. Da für große Parameter S − Sk eine sog. „massive Ablösung“, vgl. fol-
genden Abschnitt, vorliegen muß, bedeutet das physikalisch, daß auf diese Weise
kein kontinuierlicher Übergang von marginaler Ablösung in den Fall massiver
Ablösung existiert!

Damit stellt sich nun die Frage, wie der Übergang von einer anliegenden Strömung,
die für kleine Werte des Parameters S vorliegt, zu dem Fall massiver Ablösung (der
für sehr große Werte von S vorliegen muß) stattfindet, wenn die Theorie marginaler
Ablösung keinen kontinuierlichen Übergang gestattet.
406 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.15. Stufenströmungen für /L = 0,5 und Re = 107 nach F. Sommer (1992)
(a) Schnitt durch die gefaltete Lösungsfläche cp max (H /). A,B1 ,B2 ,S1 ,S2 wie in Bild 14.9
(b) Beispiel für marginale Ablösung, H  = B2
Wechselwirkungstheorie
. . . . . . Asymptotische Theorie marginaler Ablösung
 = B2
(c) Beispiel für massive Ablösung (Wechselwirkungstheorie), H
Rex = U∞ x/ν in den Bildern (b) und (c)

Die einzige Erklärung liegt in einer Faltung der Lösungsfläche, wie sie in Bild 14.9
für den Maximalwert des Druckes an der abgerundeten Stufe skizziert ist. Der obere
Teil des Bildes ist die Draufsicht auf das „Lösungsgebirge“ cp max als Funktion von
H / und Re−1/2 . Der untere Teil stellt eine Seitenansicht für Re = const dar und
verdeutlicht die Faltung des Lösungsgebirges. Im getönten Bereich gibt es mehr als
eine Lösung (Faltung des Lösungsgebietes).
14.5 Marginale Ablösung 407

Die Bereiche mit Ablösung liegen rechts von der Kurve D − C − A − MA. Der
schmale getönte Bereich zwischen den Kurven C–A–MA und K–B1 –MA liegt auf
der oberen Lösungsfläche und gehört zum Bereich der marginalen Ablösung. Von
hier gibt es keinen kontinuierlichen Übergang in das Gebiet massiver Ablösung,
sondern einen Sprung auf die untere Lösungsfläche, wie der Pfeil S1 im unteren Bild
andeutet.
Der umgekehrte Übergang, der bei einer Verkleinerung von H / auftritt, führt mit
einem Sprung S2 zu überall anliegender Strömung. Da S1 und S2 bei verschiedenen
Werten H / liegen, tritt also eine sog. Hysterese im Lösungsverhalten auf. Diese
Hysterese existiert aber nur oberhalb einer bestimmten Reynolds-Zahl, wie der obere
Teil in Bild 14.9 zeigt. Für wachsende Reynolds-Zahlen tritt im Punkt K erstmals
mehr als eine Lösung auf, weil dort die Faltung (der weiterhin glatten, knickfreien)
Lösungsfläche beginnt. In der Projektion ist der Winkel zwischen den Kurven 0 − K
und MA − K im Punkt K gleich null und wird Kuspe (engl.: cusp) genannt. Die
mathematische Theorie, die sich mit gefalteten Lösungsflächen befaßt, ist die sog.
Katastropentheorie, s. z.B. P.T. Saunders (1980). Der hier vorliegende Fall ist eine
sog. Kuspe-Katastrope.

Dieses soeben qualitativ beschriebene Lösungsverhalten konnte von F. Sommer (1992) durch
eine sehr sorgfältig durchgeführte numerische Studie eindrucksvoll bestätigt werden. Dazu
wurde die Strömung an einer abgerundeten Stufe betrachtet, deren Form durch das Polynom
7. Grades nach Gl. (14.57) beschrieben wird, s. Bild 14.15.
Das Ziel war es, durch Grenzschichtrechnungen bei endlichen Reynolds-Zahlen (die dann
keine Goldstein-Singularität aufweisen) das generelle Lösungsverhalten im Bereich der gefal-
teten Lösungsfläche zu bestätigen. Dazu wurden in den Gleichungen für die Außenströmung
und in den Grenzschichtgleichungen alle Terme zusätzlich berücksichtigt, die im Sinne von
Abschnitt 14.2 zur zweiten Ordnung gezählt werden. Diese beschreiben Verdrängungs- und
Krümmungseffekte. Es wurde aber keine Trennung in erste und zweite Ordnung vorgenom-
men, sondern ein (gegenüber den Prandtlschen Grenzschichtgleichungen erweitertes) Glei-
chungssystem verwendet. In diesem tritt die Reynolds-Zahl explizit auf und erlaubt damit
Lösungen bei endlichen Reynolds-Zahlen. Die Grenzschichtrechnungen wurden dabei nach
der sog. inversen Methode durchgeführt, bei der die Verdrängungsdicke als Randbedingung
vorgegeben wird und der Druck berechnet wird, s. dazu z.B. A.E.P. Veldman (1981).
Die relative Stufenhöhe H  = H / wurde bei festem Verhältnis /L = 0,5 systematisch
variiert. Bild 14.15 zeigt den jeweiligen Maximalwert des Druckbeiwertes, cp max , als charak-
teristische Größe der Lösung für Re = U∞ L/ν = 107 . Ausgehend von einem niedrigen Wert
von H , bei dem überall anliegende Strömung vorliegt, tritt bei einer Erhöhung von H bei etwa
6,8 × 10−3 erstmals Ablösung auf. Eine weitere Erhöhung von H  hat ein kontinuierliches
Anwachsen von cp max zur Folge. Bei H  = B1 = 7,25 × 10−3 springt die Lösung jedoch auf
den unteren Zweig und zeigt bei weiterem Anstieg von H  wiederum einen kontinuierlichen
(jetzt aber abfallenden) Verlauf.
Geht man nun „rückwärts“ vor, beginnt also bei einem hohen Wert von H , so bewegt man
sich auf der unteren Lösungskurve, jetzt aber über den Wert H  = B1 hinaus zu kleineren
Werten von H ! Bei H = B2 = 7,175 × 10−3 springt die Lösung auf den oberen Zweig. Der
in Bild 14.9 eingezeichnete Hysteresebereich liegt in Bild 14.15a also zwischen B2 und B1 .
Im Unterschied zu dem prinzipiellen Verlauf in Bild 14.9 findet in dem berechneten Beispiel
der Rücksprung S2 auf eine Lösung mit Ablösung statt. Die Kurve K − B2 − O liegt in dem
Beispiel bei Re = 107 also noch rechts von der Kurve C − A − MA.
408 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Die Bilder 14.15b,c zeigen den Verlauf des Reibungsbeiwertes cf für die zwei verschie-
denen Lösungen bei demselben Wert H  = B2 . Bild 14.15b aus dem Bereich der marginalen
Ablösung zeigt nur ein kleines Rückströmgebiet, während Bild 14.15c aus dem Bereich der
massiven Ablösung wie erwartet ein deutlich größeres Rückströmgebiet aufweist.
Bild 14.15b enthält zusätzlich das asymptotische Ergebnis der Theorie marginaler Ablö-
sung, das hier auf die endliche Reynolds-Zahl Re = 107 umgerechnet wurde. Dies zeigt sehr
eindrucksvoll, daß das universelle Ergebnis der asymptotischen Theorie (s. Bild 14.14, unteres
Teilbild) gut mit den numerischen Ergebnissen für eine bestimmte Geometrie übereinstimmt.
Ein weiteres Beispiel für marginale Ablösung tritt bei der Umströmung eines angestellten
Tragflügelprofils auf. In diesem Fall dient der Anstellwinkel α als Singularitätsparameter S,
vgl. K. Stewartson et al. (1982).
Die marginale Ablösung an ebenen schlanken Höckern und Dellen und die Erweiterung auf
dreidimensionale Hindernisse wurden von G. Hackmüller; A. Kluwick (1990, 1989, 1991a,
1991b) untersucht. Von A. Kluwick (1989b) wurde auch die marginale Ablösung axialsym-
metrischer Grenzschichten behandelt.
Mit instationärer, dreidimensionaler marginaler Ablösung, ausgelöst durch auf der Wand
angebrachte Störkörper oder durch lokales Strömungsabsaugen, befassen sich S. Braun; A.
Kluwick (2004).

14.6
Massive Ablösung

Die massive Ablösung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Grenzschicht als Ganzes
die Wand verläßt und als freie Scherschicht die Grenze zwischen der Außenströmung
und einem Ablösungsgebiet (Rückströmgebiet) darstellt. Zunächst einmal muß die
Stelle betrachtet werden, an der die Grenzschicht die Wand verläßt. Sie wird als
Ablösungspunkt bezeichnet. Massive Ablösung liegt also dann vor, wenn die Dicke
der Grenzschicht vor dem Ablösungspunkt klein ist gegenüber den Abmessungen
des Ablösungsgebietes senkrecht zur Hauptströmungsrichtung.
Das starke Anwachsen der v-Komponente in Ablösungsnähe läßt vermuten, daß
die Rückwirkung auf die Außenströmung nicht mehr asymptotisch klein ist. Es liegt
damit wieder ein Wechselwirkungsprozeß vor, der mit der Dreierdeck-Theorie zu
beschreiben sein müßte. K. Stewartson (1970) konnte aber zeigen, daß der Einsatz
der Dreierdeck-Theorie die Singularität nicht beseitigen kann. Es stellte sich heraus,
daß der aufgeprägte positive Druckgradient, der in der Dreierdeck-Theorie nur in
einem asymptotisch kleinen Gebiet modifziert wird, das entscheidende Hindernis
darstellt.
Damit entstand aber ein Dilemma: Der positive Druckgradient ist eine notwendige
Bedingung für das Zustandekommen der Ablösung, gleichzeitig aber die Ursache für
das singuläre Verhalten der Grenzschichtlösung. Den genial einfachen Ausweg aus
diesem Dilemma fand V.V. Sychev (1972): In der Umgebung vor dem Ablösungs-
punkt wird der Druckanstieg als asymptotisch klein angenommen, er existiert also
nur für endliche Reynolds-Zahlen. Im Grenzfall unendlicher Reynolds-Zahlen (nur
in diesem Grenzfall kann die Goldstein-Singularität auftreten) gibt es unmittelbar vor
dem Ablösungspunkt keinen Druckanstieg und damit keine Goldstein-Singularität.
Diese wurde also nicht beseitigt, sondern vermieden!
14.6 Massive Ablösung 409

Drei wesentliche Aspekte bestimmen die asymptotisch konsistente Beschreibung


von Strömungen mit massiver Ablösung.
(1) Im Grenzfall Re−1 = 0 „entarten“ alle (bei hohen Reynolds-Zahlen dünnen)
Scherschichten zu Linien. Geht man von der Vorstellung aus, daß die Grenz-
schicht im Ablösungspunkt die Wand verläßt, so verläßt im Grenzfall Re−1 = 0
eine sog. freie Stromlinie den Körper. Diese trennt die reibungsfreie Außen-
strömung von dem Rückströmgebiet. Sie ist eine Unstetigkeitslinie, weil die
Geschwindigkeiten auf beiden Seiten im allgemeinen verschieden sein werden.
Die Grenzlösungen, auf denen die Störungsrechnung für große Reynolds-Zahlen
aufbaut, sind also nicht mehr die überall stetigen Potentialströmungen, sondern
Lösungen der Potentialgleichung mit sog. freien Stromlinien und angrenzenden
„Totwasser-Gebieten“.
Bild 14.16 zeigt für einige Geometrien jeweils die beiden unterschiedlichen
Grenzlösungen. Die Grenzlösungen der rechten Spalte entsprechen der sog.
Theorie der freien Stromlinien nach H. Helmholtz (1868) und G. Kirchhoff
(1869). Auf der freien Stromlinie herrscht jeweils konstanter Druck, nämlich
derjenige im Totwassergebiet. Im Ablösungspunkt herrscht daher Gleichdruck.
Für die Stufenströmung ist die Grenzlösung die Translationsströmung.
(2) Im Nahfeld ist die Strömung für Re−1 = 0 durch die Helmholtz-Kirchhoff-
Lösung beschrieben. Für Re−1  = 0 muß sie so modifiziert werden, daß ein
Druckgradient entsteht, der mit der Dreierdeck-Skalierung des Druckes ver-
träglich ist. Aus der Dreierdeck-Theorie folgt damit, daß sich bei endlicher
Reynolds-Zahl der Ablösungspunkt x0 gegenüber dem Abströmpunkt  x0 der
x0 = L) stromabwärts
freien Grenzstromlinie (bei den Stufenströmungen gilt 
x0 = O(Re−1/16 ).
verschiebt mit x0 − 
Für die Druckverteilung vor dem Ablösungspunkt x0 gilt
p − p0 = −c0 (x0 − x)1/2 + O((x0 − x)) (14.65)
für
x < x0 und x → x0
mit
c0 = 0,44c9/8 Re−1/16 , (14.66)
wobei c den Wandgradienten der ankommenden Strömungsgrenzschicht be-
schreibt, vgl. dazu F.T. Smith (1977). Für die Stufenströmungen gilt c = 0,332.
(3) Von F. Sommer (1992) wird gezeigt, wie man bei den Stufenströmungen den
Verlauf der Kurve KB2 O (Bild 14.9) in der Umgebung des Ursprungs ermitteln
kann. Dazu muß eine neue reibungslose Grenzlösung berechnet werden, bei der
die freie Stromlinie den Körper bei x0 (also nicht mehr bei x̂0 ) verläßt. Von
H.K. Cheng; F.T. Smith (1982) wurde ein Näherungsverfahren zur Berechnung
dieser Grenzlösung angegeben, vgl. auch H.K. Cheng; C.J. Lee (1986).
Für die asymptotische Beschreibung der Strömung im sog. Fernfeld, d.h. z.B. in
der Umgebung des Wiederanlegepunktes, liegt bisher keine vollständige Theorie
vor.
410 14 Erweiterungen der Prandtlschen Grenzschichttheorie

Bild 14.16. Grenzlösungen für Re−1 = 0 (reibungslose Strömungen)


linke Spalte: stetige Potentialströmungen
rechte Spalte: Lösungen nach der Theorie freier Stromlinien von Helmholtz-Kirchhoff

Beispiel: Kreiszylinder
Die (fiktive stationäre) Strömung am Kreiszylinder bei hohen Reynolds-Zahlen ist ein weite-
res Beispiel für massive Ablösung. Am Kreiszylinder gibt es nur einen Winkel, bei dem die
freie Stromlinie die Wand tangential verlassen kann, ohne daß stromabwärts ein Druckan-
stiegsgebiet existiert (Brillouin-Villat-Bedingung, siehe V.V. Sychev (1972)). Dieser Winkel
14.6 Massive Ablösung 411

Bild 14.17. Grenzlösung


(Re−1 = 0) für den Kreis-
zylinder nach der Theorie
der freien Stromlinien von
Helmholtz-Kirchhoff

beträgt etwa 55◦ vom vorderen Staupunkt aus. Bild 14.17 zeigt die Grenzlösung (Re−1 = 0).
Für große Werte von x nimmt die freie Stromlinie Parabelform an. In der Umgebung des Ab-
lösungspunktes läßt sich die Strömung durch die Dreierdeck-Theorie beschreiben, wie V.V.
Sychev (1972) und F.T. Smith (1977) gezeigt haben. Eine genauere Analyse ergibt, daß die
Helmholtz-Kirchhoff-Theorie nur zur Beschreibung des Nahfeldes geeignet ist. F.T. Smith
(1979a) schlägt ein asymptotisches Modell vor, bei dem hinter dem Körper ein elliptisches
Rückströmgebiet der Länge O(Re) und der Dicke O(Re1/2 ) existiert, das asymptotisch an
das Nahfeld des Körpers angepaßt werden kann. Probleme entstehen in der Nähe des stromab-
wärts gelegenen Scheitelpunktes der Ellipse, an dem die freien Scherschichten als Fortsetzung
der abgelösten Wandgrenzschichten zusammentreffen. Für Einzelheiten sei auf die Arbeiten
von F.T. Smith (1979a, 1986) verwiesen.
15
Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

15.1
Einige experimentelle Ergebnisse
über den laminar–turbulenten Übergang

15.1.1
Übergang bei der Rohrströmung

Wirkliche Strömungen weichen in vielen Fällen von den in den vorstehenden Ka-
piteln behandelten laminaren Strömungen erheblich ab. Sie weisen ein besonderes
Kennzeichen auf, das man als Turbulenz bezeichnet. Sowohl die Strömungen durch
Rohrleitungen und Kanäle als auch die in den Grenzschichten umströmter Körper
zeigen bei Steigerung der Reynolds-Zahl eine auffällige Änderung von der lamina-
ren in die turbulente Strömungsform. Dieser Übergang der laminaren Strömung in
die turbulente, auch Transition oder Entstehung der Turbulenz genannt, ist für die
gesamte Strömungsmechanik von fundamentaler Bedeutung.
Am längsten ist diese Erscheinung bei der Strömung durch gerade Rohre und
Kanäle bekannt. Bei einem langen, geraden Rohr von konstantem Querschnitt mit
glatten Wänden bewegt sich bei kleinen Reynolds-Zahlen jedes Fluidteilchen mit
konstanter Geschwindigkeit auf geradliniger Bahn. Wegen der Reibungskräfte strö-
men die Teilchen in Wandnähe langsamer als diejenigen weiter im Innern. Es herrscht
eine wohl geordnete Strömung in nebeneinander angeordneten bewegten Schich-
ten (Laminarströmung), Bild 1.6a. Die Beobachtung zeigt jedoch, daß bei höheren
Reynolds-Zahlen diese geordnete Strömung nicht mehr besteht (Bild 1.6b). Es tritt
vielmehr eine starke Durchmischung ein, die man nach O. Reynolds (1883) bei der
Rohrströmung mit Hilfe eines in die Strömung eingeführten “Farbfadens“ sichtbar
machen kann. Solange die Strömung laminar ist, fließen die angefärbten Fluidteilchen
als scharf begrenzter “Faden“ durch das Rohr. Sobald aber die Strömung turbulent
wird, zerflattert der Farbfaden und läßt das Fluid im Rohr gleichmäßig gefärbt er-
scheinen. Bei der turbulenten Strömung sind der Hauptbewegung in Richtung der
Rohrachse Querbewegungen senkrecht zur Achse überlagert, welche diese Durch-
mischung besorgen. Durch diese Querbewegung wird ein Impulsaustausch in der
Querrichtung verursacht, da jedes Teilchen bei der Mischbewegung seinen Impuls in
der Längsrichtung im wesentlichen beibehält. Als Folge hiervon ist bei der turbulen-
ten Strömung die Verteilung der Geschwindigkeit über den Rohrquerschnitt wesent-
lich gleichmäßiger als bei der laminaren. In Bild 1.5.1 ist für die Rohrströmung die
gemessene Geschwindigkeitsverteilung für die laminare und turbulente Strömung
dargestellt. Während bei laminarer Strömung die Verteilung der Geschwindigkeit
414 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.1. Geschwindigkeitsverteilung im Rohr


(a) turbulent
(b) laminar, gleicher Volumenstrom wie a
(c) laminar, gleicher Druckgradient wie a

über den Querschnitt parabolisch ist, vgl. Kap. 5.2.1, ist sie bei turbulenter Strö-
mung infolge des Impulsaustausches in Querrichtung wesentlich gleichmäßiger. Bei
näherer Analyse einer turbulenten Strömung erweist sich als ihr hervorstechendstes
Merkmal, daß in einem festgehaltenen Raumpunkt die Geschwindigkeit und der
Druck zeitlich nicht konstant sind, sondern daß diese sehr unregelmäßige Schwan-
kungen wechselnder Frequenz aufweisen, vgl. Bild 15.16. Nur im Mittel über ein
längeres Zeitintervall kann die Geschwindigkeit in einem festen Raumpunkt als zeit-
lich konstant angesehen werden (quasi-stationäre Bewegung). Die quasi-stationäre
Rohrströmung, die also eine von der Zeit und vom Ort abhängige Geschwindigkeit
besitzt, kann entweder durch den zeitlich gemitteltenVolumenstrom Q oder durch den
zeitlich gemittelten Druckgradienten −d p̄/dx charakterisiert werden. In Bild 15.1
ist das verdeutlicht. Kurve a zeigt die zeitlich gemittelte Geschwindigkeitsverteilung
der turbulenten Rohrströmung. Die beiden anderen Verteilungen entsprechen der la-
minaren Rohrströmung, und zwar bei gleichem Volumenstrom (Kurve b) bzw. bei
gleichem Druckgradienten (Kurve c) wie bei Kurve a.
Die ersten systematischen Untersuchungen über die beiden grundverschiedenen
Strömungszustände laminar oder turbulent wurden von O. Reynolds (1883) aus-
geführt, wobei er u.a. auch den nach ihm benannten Farbfadenversuch durchführte.
Er fand dabei das ebenfalls nach ihm benannte Reynoldssche Ähnlichkeitsgesetz,
welches aussagt, daß der Übergang von der laminaren in die turbulente Strömungs-
form immer bei nahezu der gleichen Reynolds-Zahl Re = um d/ν stattfindet, wobei
um = Q/A die mittlere Strömungsgeschwindigkeit bedeutet (Q = Volumenstrom,
A = Rohrquerschnittsfläche). Der Zahlenwert der Reynolds-Zahl, bei welcher der
Übergang eintritt (kritische Reynolds-Zahl), wurde zu etwa
 
um d
Rekrit = = 2300 . (15.1)
ν krit

gefunden. Danach sind Rohrströmungen, deren Reynolds-Zahl Re < Rekrit ist,


laminar und solche, für welche Re > Rekrit ist, turbulent.
Die beiden laminaren Rohrströmungen in Bild 15.1 (Kurve b und c) sind ein
und derselben turbulenten Rohrströmung zugeordnet, Werden jedoch durch unter-
schiedliche Reynolds-Zahlen beschrieben: sie lauten Rep = −(dp/dx) d 3 /32ν 2
und ReQ = um d/ν. Für laminare Strömungen gilt entsprechend Gl. (5.60) und
(5.61) Rep = ReQ . Für turbulente Strömungen sind jedoch Rep und ReQ getrennt zu
15.1 Einige experimentelle Ergebnisse über den laminar–turbulenten Übergang 415

betrachten und erlauben die Charakterisierung turbulenter Rohrströmungen bzw. Ka-


nalströmungen, vgl. B.L. Rozhdestvensky; L.N. Simakin (1982, 1984) und P.G. Saff-
man (1983, 1988).
Der Zahlenwert der kritischen Reynolds-Zahl hängt stark von den besonderen Be-
dingungen des Rohreinlaufes und der Zuströmung ab. Schon von 0. Reynolds wurde
vermutet, daß die kritische Reynolds-Zahl um so größer ist, je kleiner die Störung in
der Zuströmung ist. Dies wurde durch Versuche von H.T. Barnes; E.G. Coker (1905)
und später von L. Schiller (1922) bestätigt, wobei Werte bis zu Rekrit = 20 000 er-
halten wurden. V.W. Ekman (1910) gelang es, durch einen ganz besonders störungs-
freien Einlauf Rekrit = 40 000 zu erhalten. Dagegen gibt es, wie die verschiedenen
Experimente gezeigt haben, einen unteren Grenzwert von Rekrit , der ungefähr bei
Rekrit = 2 000 liegt. Unterhalb dieser Reynolds-Zahl bleibt die Strömung auch bei
sehr starken Störungen laminar.
Mit dem Übergang der laminaren Strömung in die turbulente Strömung ist auch
eine auffällige Änderung des Rohrwiderstandsgesetzes verbunden. Während bei la-
minarer Strömung das Druckgefälle, welches die Strömung treibt, entsprechend der
Beziehung Rep = ReQ der ersten Potenz der Durchflußgeschwindigkeit um propor-
tional ist, vgl. Gl. (5.59), ist bei turbulenter Strömung dieses Druckgefälle nahezu
proportional dem Quadrat der mittleren Durchflußgeschwindigkeit. Dieser größere
Durchflußwiderstand hängt ursächlich mit der turbulenten Mischbewegung zusam-
men. Diese Änderung des Widerstandsgesetzes mit dem Übergang laminar–turbulent
ist aus Bild 1.4 zu ersehen.
Eingehende experimentelle Untersuchungen des Übergangs laminar–turbulent der
Rohrströmung haben gezeigt, daß in einem gewissen Bereich von Reynolds-Zahlen
in der Umgebung der kritischen Reynolds-Zahl die Strömung “intermittierenden
Charakter“ hat. Darunter verstehen wir, daß die Strömung zeitweise laminar und
zeitweise turbulent ist. Bild 1.5.2 zeigt nach Messungen von J.C. Rotta (1956) den
Geschwindigkeitsverlauf in Abhängigkeit von der Zeit für verschiedene Stellen über
dem Radius. Aus den Geschwindigkeitsschrieben erkennt man, daß Zeitabschnitte
mit laminarer und turbulenter Strömung in unregelmäßiger Folge wechseln. Für Stel-
len in der Nähe der Rohrmitte ist in den laminaren Zeitabschnitten die Geschwindig-
keit größer als der zeitliche Mittelwert in den turbulenten Zeitabschnitten; für Stellen
in der Nähe der Rohrwand ist es umgekehrt. Da bei den Versuchen dafür gesorgt war,
daß der Volumenstrom konstant blieb, muß man hieraus schließen, daß sich bei in-
termittierender Strömung jeweils die Geschwindigkeitsverteilung der zugehörigen
ausgebildeten laminaren oder turbulenten Rohrströmung (nach Bild 15.1, Kurve b
bzw. a) einstellt.
Der physikalische Charakter dieser Strömung kann gut durch den Intermittenz-
faktor γ gekennzeichnet werden, welcher den Bruchteil der Zeit angibt, in welchem
an einer bestimmten Stelle turbulente Strömung herrscht. Es bedeutet also γ = 1
die andauernd turbulente und γ = 0 die andauernd laminare Strömung. In Bild 15.3
ist dieser Intermittenzfaktor für verschiedene Reynolds-Zahlen über der Lauflänge
x aufgetragen. Für konstante Reynolds-Zahlen steigt der Intermittenzfaktor mit der
Lauflänge stetig an. Die Reynolds-Zahlen umfassen den Bereich von Re = 2 300 bis
Re = 2 600 , in welchem sich der Übergang vollzieht. Für Reynolds-Zahlen nahe der
416 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.2. ZeitlicherVerlauf der Geschwindigkeit der Rohrströmung im Bereich des Übergangs
laminar–turbulent für verschiedene Abstände r von der Rohrmitte, nach J.C. Rotta (1956)
Reynolds-Zahl Rekrit = um d/ν = 2 550
Lauflänge x/d = 322;
Geschwindigkeit u(t) in m/s, Zeit in s
um = 4.27 m/s

Bild 15.3. Intermittenzfaktor


γ für die Rohrströmung im
Bereich des Übergangs lami-
nar–turbulent in Abhängigkeit
von der Lauflänge x/d bei
verschiedenen Reynolds-Zah-
len Re, nach Messungen von J.
Rotta (1956)
γ = 1: dauernd turbulent
γ = 0: dauernd laminar

unteren Grenze dieses Bereiches erstreckt sich die Entwicklung von der laminaren
bis zur voll turbulenten Strömung über sehr große Rohrlängen, die Tausende von
Rohrdurchmessern zählen.
Die hier für das Rohr mit Kreisquerschnitt beschriebenen Vorgänge beim Über-
gang laminar–turbulent gelten ganz analog auch für die ebene Kanalströmung.
Beim Übergang laminar–turbulent handelt es sich um ein Stabilitätsproblem. Da-
bei liegt die Vorstellung zugrunde, daß die Laminarströmung unter der Einwirkung
irgendwelcher kleiner Störungen steht, die bei der Rohrströmung z.B. vom Einlauf
herrühren können, Bei kleinen Reynolds-Zahlen, d.h. bei großen Werten ν, ist die
dämpfende Wirkung der Viskosität groß genug, um diese kleinen Störungen wie-
15.1 Einige experimentelle Ergebnisse über den laminar–turbulenten Übergang 417

der abklingen zu lassen. Erst bei entsprechend großen Reynolds-Zahlen reicht die
Dämpfung der Viskosität nicht mehr aus, so daß die Störungen angefacht werden
und damit schließlich den Übergang in die turbulente Strömungsform einleiten.
Wie sich noch herausstellen wird, treten bei ebenen Grenzschichten zunächst
zweidimensionale Störungen auf, denen im weiteren Verlauf der Transition dreidi-
mensionale Störungen folgen.
Stabilitätstheoretische Untersuchungen des parabolischen Geschwindigkeitspro-
files der Rohrströmung, vgl. Kap. 5.2.1, zeigen, daß dieses gegenüber zweidimen-
sionalen Störungen stabil ist. Entgegen den im folgenden Abschnitt behandelten
Grenzschichtströmungen setzt der laminar–turbulente Übergang in Rohrströmungen
von Beginn an mit dreidimensionalen Störungen ein.

15.1.2
Übergang in der Grenzschicht

Im Vergleich zu den Untersuchungen an Rohrströmungen stellte man erheblich spä-


ter fest, daß auch bei umströmten Körpern die Grenzschicht entweder laminar oder
turbulent ist. In diesem Fall ist das gesamte Verhalten der Strömung um den Kör-
per, insbesondere die auf den Körper übertragene Kraft, stark davon abhängig, ob
die Grenzschicht laminar oder turbulent ist. Der Übergang laminar–turbulent in der
Grenzschicht eines umströmten Körpers wird von vielen Parametern beeinflußt, von
denen außer der Reynolds-Zahl die wichtigsten der Druckverlauf der Außenströ-
mung, die Wandbeschaffenheit (Rauheit) und der Störpegel der Außenströmung
(Turbulenzgrad) sind. Bild 15.4 zeigt den laminar–turbulenten Übergang in der
Grenzschicht eines rotationssymmetrischen Körpers. Die Konzentration von bei-
gefügtem Rauch macht in einem Momentanbild die Strukturentwicklung im Über-
gangsbereich, auch Transitionsbereich genannt, sichtbar. Der Bereich der lamina-
ren Strömung wird stromab durch rotationssymmetrische Wellen, die so genann-
ten Tollmien-Schlichting-Wellen, abgelöst, die über eine anschließend auftretende
charakteristische dreidimensionale Strukturbildung den Übergang zur turbulenten
Strömung einleiten.

Bild 15.4. Visualisierung des


Transitionsprozesses in der
Grenzschicht eines Rota-
tionskörpers,
nach F.N.M. Brown (1957)
418 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Längsangeströmte Platte. Ganz entsprechend zum Rotationskörper läßt sich der


Übergang laminar–turbulent für die längs angeströmte ebene Platte erkennen. Für
die laminare
√ Grenzschicht an der Platte wächst nach Kap. 6.5 die Grenzschicht-
dicke mit x an, wobei x den Abstand von der Vorderkante bedeutet. Der Über-
gang der laminaren in die turbulente Grenzschicht wurde zuerst von J.M. Burgers
(1924), B.G. Van der Hegge Zijnen (1924), später von M. Hansen (1928) und einge-
hender von H.L. Dryden (1934, 1937, 1939) untersucht. In der Nähe der Plattenvor-
derkante ist die Grenzschicht zunächst stets laminar, weiter stromabwärts wird sie
dann turbulent. Für eine Platte mit scharfer Vorderkante findet in einem normalen
Luftstrom der Übergang laminar–turbulent der Grenzschicht in einem Abstand x von
der Vorderkante statt, der durch
 
U∞ x
Rexkrit = = 3.5 · 105 bis 106 .
ν krit

gegeben ist, Auch bei der längs angeströmten Platte kann ebenso wie beim Rohr die
kritische Reynolds-Zahl heraufgesetzt werden, wenn man für eine sehr störungsfreie
Zuströmung (geringen Turbulenzgrad) sorgt.
Die experimentellen Ergebnisse sind in der Prinzipskizze von Bild 15.5 zusam-
mengefaßt. Die laminare Grenzschichtströmung wird bei der Indifferenz-Reynolds-
Zahl Reind von zweidimensionalen, bereits erwähnten Tollmien-Schlichting-Wellen
überlagert, die durch die primäre Stabilitätstheorie (vgl. Abschnitt 15.2.2) beschrie-
ben werden. Weiter stromab überlagern sich auf Grund von sekundären Instabilitäten
(vgl. Abschnitt 15.3.2) dreidimensionale Störungen, die eine charakteristische –
Strukturbildung zur Folge haben. Die –Wirbel werden von Turbulenzflecken (engl.:
turbulent spots) abgelöst, die den Übergang zu einer vollturbulenten Grenzschicht-

Bild 15.5. Skizze des laminar–turbulenten Übergangs in der Grenzschicht der längsangeström-
ten ebenen Platte, nach F.M. White (1974)
(1) stabile laminare Strömung
(2) instabile Tollmien-Schlichting-Wellen
(3) dreidimensionale Wellen und Wirbelbildung (-Strukturen)
(4) Wirbelzerfall
(5) Bildung von Turbulenzflecken
(6) vollturbulente Strömung
15.1 Einige experimentelle Ergebnisse über den laminar–turbulenten Übergang 419

Bild 15.6. Anwachsen eines künstlichen Turbulenzfleckens in der transitionellen Grenzschicht


an einer längs angeströmten ebenen Platte.
(I) Messungen von G.B. Schubauer; P.S. Klebanoff (1955), aus H.L. Dryden (1956).
a) Grundriß, b) Seitenriß eines an der Stelle A künstlich erzeugten Turbulenzfleckens
im Abstand von etwa 70 cm vom Entstehungsort. Die Stelle A liegt 70 cm hinter der
Plattenvorderkante. α = 11.3◦ , θ = 15.3◦ , δ = Dicke der laminaren Grenzschicht,
Anströmgeschwindigkeit U∞ = 10 m/s
(1) und (2): Oszillogramm eines Hitzdrahtanemometers beim Durchgang eines künstlich
erzeugten bzw. eines natürlich entstehenden Turbulenzfleckens. Zeitintervall zwischen
zwei Marken: s/60.
(II) Sichtbarmachung nach R. Falco (1980)

strömung einleiten. Bei Rex = Rekrit ist der Transitionsvorgang abgeschlossen,


stromabwärts davon ist die Grenzschicht vollturbulent.
Untersuchungen von H.W. Emmons; A.E. Bryson (1951/52) und G.B. Schubauer;
P.S. Klebanoff (1955) haben ergehen, daß die Turbulenzflecken nach Bild 15.6 un-
regelmäßig an beliebigen Stellen der Grenzschicht entstehen und in einem keilför-
420 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.7. Geschwindigkeitsprofile der Plattengrenzschicht im Bereich des Übergangs


laminar–turbulent, nach Messungen von G.B. Schubauer; P.S. Klebanoff (1955)
(1) laminar, Blasius-Profil
(2) turbulent, nach Bild 18.5, δ = 17 mm
Außengeschwindigkeit U∞ = 27 m/s
Turbulenzgrad der Außenströmung Tu = 3 · 10−4

migen Gebiet stromabwärts wandern. Solche Turbulenzflecken erscheinen in unre-


gelmäßiger zeitlicher Folge an verschiedenen, unregelmäßig verteilten Stellen der
angeströmten Platte.
Wie aus Bild 15.5 zu ersehen ist, tritt der Übergang durch ein starkes Anwach-
sen der Grenzschichtdicke in Erscheinung.
√ In der laminaren Grenzschicht ist die
dimensionslose Grenzschichtdicke δ/ νx/U∞ konstant und etwa gleich 5, vgl. Gl.
(6.60). In Bild 2.4 ist diese dimensionslose Grenzschichtdicke über der mit der Lauf-
länge x gebildeten Reynolds-Zahl Rex = U∞ x/ν aufgetragen. Es ergibt sich für
Rex ≥ 3 · 105 ein starkes Ansteigen der Grenzschichtdicke. Mit dem Übergang
ist auch ein auffälliger Wechsel in der Form der zeitlich gemittelten Geschwindig-
keitsprofile verbunden. In Bild 15.7 sind für eine Anströmung mit sehr geringem
Turbulenzgrad nach Messungen von G.B. Schubauer; P.S. Klebanoff (1955) die Ge-
schwindigkeitsprofile im Übergangsgebiet dargestellt, welches sich in diesem Fall
von etwa Rex = 3 · 106 bis 4 · 106 . erstreckt. In diesem Bereich vollzieht sich eine
Umbildung der Geschwindigkeitsverteilung vom Profil der laminaren Plattengrenz-
schicht nach H. Blasius (1908) (vgl. Bild 6.6a und Bild 6.7) zu demjenigen der voll
ausgebildeten turbulenten Plattengrenzschicht, vgl. Kap. 18.2.5. Mit der Umbildung
der Geschwindigkeitsverteilung im Übergangsbereich ist eine starke Abnahme des
Formparameters H12 = δ1 /δ2 verbunden, die in Bild 15.8 dargestellt ist. Für die Plat-
tengrenzschicht nimmt der Formparameter von H12 = 2,59 im laminaren Bereich
auf H12 ≈ 1.4 im turbulenten Bereich ab.
Mit dem laminar–turbulenten Übergang ist auch eine starke Änderung des Wi-
derstandes, d.h. in diesem Fall des Reibungswiderstandes, verbunden. Während für
15.1 Einige experimentelle Ergebnisse über den laminar–turbulenten Übergang 421

Bild 15.8. Änderung des Formpara-


meters H12 = δ1 /δ2 für die Platten-
grenzschicht im Bereich des laminar–
turbulenten Übergangs nach Messun-
gen von G.B. Schubauer; P.S. Kleba-
noff (1955), entnommen aus J. Persh
(1956)

3/2
die laminare Strömung der Reibungswiderstand W proportional zu U∞ ist, vgl. Gl.
(2.7),gilt für turbulente Strömung nach Gl. (2.14) D ∼ (U∞ / ln U∞ )2 .

Schlanke Körper. Man hat festgestellt, daß bei der Grenzschichtströmung der
Druckgradient längs der Wand einen beträchtlichen Einfluß auf die Lage des Über-
gangsbereiches hat. Im Gebiet des Druckabfalls (beschleunigte Strömung) bleibt die
Grenzschicht im allgemeinen laminar, während schon ein schwacher Druckanstieg
meist sofort den Übergang herbeiführt. Auf diese Weise kann man bei schlanken Kör-
pern (Tragflügel, Stromlinienkörper) den Reibungswiderstand dadurch wesentlich
vermindern, daß man das Transitionsgebiet durch geeignete Wahl der Körperform
und damit der Druckverteilung möglichst weit nach hinten verschiebt. Dies wird
erreicht, wenn man die Stelle der größten Profildicke weit nach hinten rückt. Bei
solchen Profilen mit langen laminaren Laufstrecken der Grenzschicht (sog. Lami-
narprofilen) kann der Reibungswiderstand etwa auf die Hälfte gegenüber normalen
Profilen herabgesetzt werden.
Auch durch andere Maßnahmen, wie z.B. Absaugung der Grenzschicht, können
die Lage der Übergangszone und damit der Widerstand des umströmten Körpers
stark beeinflußt werden.

Stumpfe Körper. Eine besonders auffällige Erscheinung, die mit dem laminar–
turbulenten Übergang in der Grenzschicht zusammenhängt, tritt bei stumpfen Kör-
pern, wie z.B. Kugeln und Kreiszylindern, auf. Aus den Bilden 1.12 und 1.19 ist
ersichtlich, daß für den Kreiszylinder und die Kugel bei Reynolds-Zahlen von etwa
Re = V d/ν = 3·105 ein plötzlicher starkerAbfall des Widerstandsbeiwertes eintritt.
Dieser starke Widerstandsabfall, der für die Kugel zuerst von G. Eiffel (1912) gefun-
den wurde, ist auf das Turbulentwerden der Grenzschicht zurückzuführen. Durch das
Turbulentwerden der Grenzschicht wird erreicht, daß die Ablösungsstelle sich weiter
nach hinten verlagert und somit das Rückströmgebiet wesentlich schmaler wird. Daß
diese Erklärung tatsächlich zutrifft, konnte L. Prandtl (1914) dadurch zeigen, daß er
422 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

auf die Kugel etwas vor dem Äquator einen dünnen Drahtreif (“Stolperdraht“) auf-
legte. Dadurch wird die laminare Grenzschicht schon bei einer kleineren Reynolds-
Zahl künstlich turbulent gemacht und in gleicher Weise die Widerstandsverminde-
rung erreicht, die sonst erst bei Erhöhung der Reynolds-Zahl eintritt. Bild 2.14 zeigt
Strömungsaufnahmen mit Rauch für eine Kugel im unterkritischen Strömungszu-
stand mit großem Rückströmgebiet und großem Widerstand bzw. im überkritischen
Zustand mit kleinem Rückströmgebiet und geringem Widerstand. Dabei ist der letzt-
genannte Zustand durch den Prandtlschen ‘Stolperdraht“ erzeugt worden. Durch
diese Versuche ist überzeugend gezeigt worden, daß der Sprung in der Widerstands-
kurve der Kugel nur als ein Grenzschichteffekt verstanden weiden kann, der mit dem
laminar–turbulenten Übergang zusammenhängt.

15.2
Grundlagen der Stabilitätstheorie
15.2.1
Vorbemerkung

Die Bemühungen, die vorstehend geschilderte auffällige Erscheinung des Übergangs


der laminaren in die turbulente Strömung theoretisch aufzuklären, begannen schon
im 18. Jahrhundert, führten jedoch erst um 1930 zum Erfolg. Diesen theoretischen
Untersuchungen liegt die Vorstellung zugrunde, daß die Laminarströmung unter der
Einwirkung irgendwelcher kleiner Störungen steht, die bei der Rohrströmung z.B.
vom Einlauf herrühren können, während sie bei der Grenzschicht des umströmten
Körpers auch von der Wandrauheit oder von Ungleichmäßigkeiten der
Außenströmung verursacht sein können. Die Theorie verfolgt den zeitlichen Ab-
lauf solcher der laminaren Grundströmung überlagerten Störungen, deren Form im
Einzelfall noch näher festzulegen ist. Die entscheidende Frage hierbei ist, ob die
Störungsbewegung zeitlich abklingt oder anwächst, Klingen die Störungen mit der
Zeit ab, so wird die Grundströmung als stabil angesehen, wachsen sie zeitlich an,
so ist die Grundströmung instabil, d.h. es ist die Möglichkeit des Überganges in die
turbulente Strömungsform gegeben. Es läßt sich auf diese Weise eine Stabilitäts-
theorie der Laminarströmung entwickeln, deren Ziel die theoretische Berechnung der
Indifferenz-Reynolds-Zahl für eine vorgegebene Laminarströmung ist. Der Grund-
gedanke der Stabilitätstheorie ist die zuerst von O. Reynolds (1894) ausgesprochene
Vermutung, daß die Laminarströmung, die als Lösung der Bewegungsgleichungen
immer eine mögliche Strömung darstellt, oberhalb einer gewissen Grenze (eben der
Indifferenz-Reynolds-Zahl) instabil wird und in die turbulente Strömungsform über-
geht.
An der mathematischen Begründung dieser Vermutung von 0. Reynolds ist viele
Jahrzehnte lang gearbeitet worden, und zwar nach 0. Reynolds selbst zunächst vor
allem von Lord Rayleigh (1880–1913). Diese theoretischen Bemühungen waren
aber zunächst lange Zeit ohne Erfolg geblieben. Erst etwa 1930 ist das ursprüngliche
Ziel, nämlich die theoretische Berechnung einer Indifferenz-Reynolds-Zahl, von L.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 423

Prandtls Mitarbeitern W Tollmien und H. Schlichting in befriedigender Weise erreicht


worden. Die experimentelle Bestätigung der Stabilitätstheorie gelang erst etwa zehn
Jahre später H.L. Dryden und seinen Mitarbeitern, wobei eine bemerkenswert gute
Übereinstimmung zwischen Theorie und Experiment erhalten wurde.
Zusammenfassende Darstellungen der Stabilitätstheorie der Laminarströmung
wurden von H. Schlichting (1950, 1959), C.C. Lin (1955), R. Betchov; W.O. Cri-
minale (1967), E. Reshotko (1976), L.M. Mack (1977), P.G. Drazin; W.H. Reid
(1981) und J.T. Stuart (1986) gegeben, vgl. auch V.V. Kozlov (1985), M.V. Morko-
vin (1988), H.L. Reed et al. (1996) und H. Oertel Jr.; J. Delfs ( 1996), H. Oertel Jr.
( 2002, 2004).
Ein völlig neuer Aspekt der Stabilitätstheorie wurde aus den Arbeiten von
R.J. Briggs (1964) und A. Bers (1973) aus dem Gebiet der Plasmaphysik in jüngster
Zeit auf strömungsmechanische Stabilitätsprobleme übertragen. Die Übersichtsar-
tikel von P. Huerre; F.A. Monkewitz (1990) und H. Oertel Jr. (1990, 1995) weisen
nach, daß die zeitliche und räumliche Anfachung von Störungen im transitionalen
Strömungsfeld die Festlegung absolut instabiler Bereiche erfordern.. Es hat sich ge-
zeigt, daß gerade diese Bereiche des Strömungsfeldes für den laminar–turbulenten
Übergang und dessen effektive Beeinflussung von besonderer Bedeutung sind. Strö-
mungsmechanische Instabilitäten, die schlagartig einsetzen, wie z.B. in der Nachlauf-
strömung umströmter Körper, sind absolut instabil. Dabei definieren wir einen abso-
lut instabilen Bereich als den Strömungsbereich, in dem lokal eingebrachte Störungen
zeitlich und räumlich angefacht werden und mit fortschreitender Zeit den gesamten
absolut instabilen Strömungsbereich beeinflussen, vgl. auch M. Gaster (1962, 1965).
Im konvektiv instabilen Bereich werden lokal eingebrachte Störungen stromab ge-
schwemmt und können den ursprünglichen Ort der Störung mit fortschreitender Zeit
nicht weiter beeinflussen.
Die Instabilitäten der Plattengrenzschicht, die über mehrere diskrete Instabilitäten
zur turbulenten Grenzschicht führen, sind konvektiv instabil, vgl. L. Brevdo ( 1993).
Dabei werden lokal eingebrachte Störungen stromab geschwemmt, ohne den ur-
sprünglichen Ort der Störung mit fortschreitender Zeit beeinflussen zu können,
Damit wird stabilitätstheoretisch eine neue Bereichseinteilung reibungsbehafte-
ter Strömungen festgelegt, die auch für Reynolds-Zahlen oberhalb der Indifferenz-
Reynolds-Zahl Strömungsbereiche absoluter und konvektiver Instabilität unterschei-
det, vgl. H. Oertel Jr. (1995, 2002, 2004) und Oertel Jr.; J. Delfs (1996).

15.2.2
Grundlagen der primären Stabilitätstheorie

Bei der Stabilitätsuntersuchung der laminaren Strömung wird die Bewegung zerlegt
in die Grundströmung, deren Stabilität untersucht werden soll, und in eine überla-
gerte Störungsbewegung. Für die Grundströmung, die als stationär angesehen werden
kann, seien die kartesischen Geschwindigkeitskomponenten U, V , W und der Druck
P . Diese Grundströmung ist eine Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen oder der
Grenzschichtgleichungen. Für die zeitlich veränderliche Störungsbewegung seien
die entsprechenden Größen u , v  , w und p  . Für die resultierende Strömung hat
424 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

man demnach für die Geschwindigkeit und für den Druck

u = U + u , v = V + v  , w = W + w, (15.2)
p = P + p . (15.3)

In den meisten Fällen wird dabei vorausgesetzt, daß die Störungsgrößen klein sind
im Vergleich zu den Werten der Grundströmung.
Die Untersuchung der Stabilität einer solchen gestörten Bewegung kann nach
zwei verschiedenen Methoden ausgeführt werden. Bei der ersten Methode (Energie-
methode) wird lediglich die zeitliche Änderung der Energie der Störungsbewegung
ermittelt. Aus dem zeitlichen Abnehmen oder Anwachsen der Energie der Störungs-
bewegung wird auf Stabilität oder Instabilität der Grundströmung geschlossen. Dabei
wird eine beliebige Form der Störungsbewegung zugelassen, die lediglich mit der
Kontinuitätsgleichung verträglich sein muß. Diese Energiemethode. die hauptsäch-
lich von H.A. Lorentz (1907) ausgebaut wurde, hat nicht zum Erfolg geführt; sie soll
deshalb hier auch nicht näher behandelt werden.
Bei der zweiten Methode werden nur solche Störungsbewegungen zugelassen,
die mit den hydrodynamischen Bewegungsgleichungen verträglich sind, und es wird
der zeitliche Ablauf der Störungsbewegung auf Grund dieser Differentialgleichungen
verfolgt. Dies ist die Methode der kleinen Schwingungen. Diese zweite Methode hat
zum Erfolg geführt, und sie möge deshalb im folgenden etwas eingehender erörtert
werden.
Wir legen dabei eine zweidimensionale inkompressible Grundströmung und eine
ebenfalls zweidimensionale Störungsbewegung zugrunde. Die resultierende Strö-
mung nach Gleichung (15.2) und (15.3) genügt dann den zweidimensionalen Navier-
Stokes-Gleichungen, vgl. Gl. (3.42). Es sei weiterhin die zugrunde gelegte Grund-
strömung noch insofern besonders einfach, als die Komponente U nur von y ab-
hängig sei, U = U (y), während die beiden übrigen Geschwindigkeitskomponen-
ten verschwinden, V = W = O.1 Eine solche Schichtenströmung liegt in einem
Kanal oder einem Rohr von konstantem Querschnitt in genügender Entfernung vom
Eintrittsquerschnitt exakt vor. Aber auch die Grenzschichtströmung kann näherungs-
weise als eine solche Schichtenströmung angesehen werden, da hier dieAbhängigkeit
der Grundströmung U von der Längskoordinate x sehr viel geringer ist als von der
Querkoordinate y (Parallelströmungsannahme). Für den Druck der Grundströmung
P (x,y) muß natürlich auch eine Abhängigkeit von x angenommen werden, da das
Druckgefälle ∂P /∂x die Strömung treibt. Die vorgelegte Grundströmung hat also
die Form:
U (y), V = W = 0, P (x,y). (15.4)
Dieser Grundströmung wird eine zweidimensionale Störungsbewegung überlagert,
die auch von der Zeit abhängig ist. Für diese sind die Geschwindigkeitskomponenten
1 Wie von G.B. Schubauer; P.S. Klebanoff (1955) gezeigt wurde, besteht Grund zu der
Annahme, daß diese beiden Geschwindigkeitskomponenten in der wirklichen Strömung
immer vorhanden sind. Ihre Größe ist in den meisten Fällen vernachlässigbar, aber sie
scheinen für den Vorgang des Überganges von der laminaren zur turbulenten Strömung
eine wichtige Rolle zu spielen.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 425

und der Druck


u (x,y,t), v  (x,y,t), p  (x,y,t). (15.5)
Damit ist dann die resultierende Bewegung nach Gl. (15.2) und (15.3):

u = U + u , v = v, w = 0, p = P + p . (15.6)

Die Grundströmung Gl. (15.4) ist voraussetzungsgemäß eine Lösung der Navier-
Stokes-Gleichungen. Aber auch die resultierende Bewegung nach Gl. (15.5) hat die
Navier-Stokes-Gleichungen zu erfüllen. Die überlagerte Störungsbewegung nach
G1. (15.5) wird als “klein“ angenommen in dem Sinne, daß sämtliche quadratischen
Glieder der Störungsbewegung gegenüber den linearen Gliedern vernachlässigt wer-
den. Nähere Angaben über die Form der Störungsbewegung werden im nächsten
Abschnitt gemacht. Es ist nun Aufgabe der Stabilitätsuntersuchung festzustellen,
ob für eine vorgelegte Grundströmung die Störungsbewegung zeitlich abklingt oder
anwächst. Je nachdem bezeichnet man die Grundströmung als stabil oder instabil.
Durch Einsetzen von Gl. (15.6) in die Navier-Stokes-Gleichungen der zweidi-
mensionalen, inkompressiblen instationären Strömung G1. (3.42) erhält man unter
Vernachlässigung der in den Störungsgeschwindigkeiten quadratischen Glieder
 2 
∂u ∂u  ∂U 1 ∂P 1 ∂p  d U 
+U +v + + = ν + u ,
∂t ∂x ∂y  ∂x  ∂x dy 2
∂v  ∂v  1 ∂P 1 ∂p
+U + + = ν v  ,
∂t ∂x  ∂y  ∂y
∂u ∂v 
+ = 0.
∂x ∂y

Dabei bedeutet  den Operator ∂ 2 /∂x 2 + ∂ 2 /∂y 2 .


Beachtet man, daß die Grundströmung für sich allein die Navier-Stokes-
Gleichungen erfüllt (im Fall der Grenzschicht näherungsweise), so vereinfachen
sich diese Gleichungen zu:
∂u ∂u ∂U 1 ∂p 
+U + v + = ν v  , (15.7)
∂t ∂x ∂y  ∂x
∂v  ∂v  1 ∂p 
+U + = ν v  , (15.8)
∂t ∂x  ∂y
∂u ∂v 
+ = 0. (15.9)
∂x ∂y
Dies sind drei Gleichungen für u , v  , p . Die zugehörigen Randbedingungen ver-
langen verschwindende Störungsgeschwindigkeiten u und v  an den begrenzenden
Wänden (Haftbedingung). Aus den beiden Gl. (15.7) und (15.8) läßt sich der Druck p 
noch leicht eliminieren, so daß man dann zusammen mit der Kontinuitätsgleichung
zwei Gleichungen für u und v  hat. Gegen die angesetzte Form der Grundströmung
nach Gl. (15.4) (Parallelströmungsannahme) könnte im Hinblick auf Grenzschicht-
strömungen der Einwand erhoben werden, daß die Änderung der Längskomponente
426 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

der Geschwindigkeit U mit x und auch die Normalkomponente V vernachlässigt


wurden. Von J. Pretsch (1941b) wurde jedoch nachgewiesen, daß die hieraus resul-
tierenden Glieder für die Stabilitätsuntersuchung einer Grenzschicht vernachlässig-
bar sind, vgl. auch S.J. Cheng (1953). Die nur geringen Unterschiede zwischen den
Ergebnissen mit bzw. ohne Parallelströmungsannahme gehen auch aus Bild 15.17
hervor.

15.2.3
Orr-Sommerfeld-Gleichung

Der Grundströmung in der z-Richtung mit der Geschwindigkeit U (y) sei eine
Störungsbewegung überlagert, die aus einzelnen Partialstörungen (auch Moden ge-
nannt) aufgebaut ist, wobei jede Partialstörung eine in der x−Richtung fortschrei-
tende Welle ist. Für die als zweidimensional vorausgesetzte Störungsbewegung kann
eine Stromfunktion ψ(x,y,t) eingeführt werden, wodurch die Kontinuitätsgleichung
(15.9) integriert ist. Für die Stromfunktion einer Partialwelle der Störungsbewegung
wird der Ansatz gemacht:1

ψ(x,y,t) = ϕ(y)ei(αx−βt) . (15.10)

Eine beliebige ebene Störungsbewegung denkt man sich nach J.B.J. Fourier in sol-
che Partialstörungen zerlegt. Hierbei ist α reell, und es bedeutet λ = 2π/α die
Wellenlänge der Störung. Die Größe β ist komplex,

β = βr + iβi ,

und es bedeutet βr die Kreisfrequenz der Partialwelle, während βi (Anfachungsrate)


über die Anfachung oder Dämpfung der Welle entscheidet. Ist βi < 0, so wird die
Welle gedämpft, und die Laminarströmung ist stabil, während für βi > 0 Instabilität
vorhanden ist. Es ist zweckmäßig, neben α und β noch die aus ihnen gebildete Größe
β
c= = cr + ici . (15.11)
α
einzuführen. Es bedeutet cr die Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit in der x-
Richtung (Phasengeschwindigkeit), während wiederum ci über Anfachung oder
Dämpfung entscheidet, je nachdem, ob ci positiv oder negativ ist. Die Amplitu-
denfunktion ϕ(y) der Störungsbewegung ist nur von y abhängig angesetzt worden,
da auch die Grundströmung nur von y abhängig ist. Aus G1. (15.10) erhält man für
die Komponenten der Störungsgeschwindigkeit

1 Es wird hier die komplexe Schreibweise verwendet. Der physikalisch allein sinnvolle Re-
alteil der Stromfunktion ist also

Re(ψ) = eβi t [ϕr cos(αx − βr t) − ϕi sin(αx − βi t)],

wobei ϕ = ϕr + i ϕi die komplexwertige Amplitudenfunktion bedeutet.


15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 427

∂ψ
u = = ϕ  (y)ei(αx−βt) , (15.12)
∂y
∂ψ
v = − = −iα(y)ϕei(αx−βt) . (15.13)
∂x
Setzt man diese in Gl. (15.7) und (15.8) ein, so ergibt sich nach Elimination des
Druckes für die Amplitudenfunktion ϕ(y) die folgende gewöhnliche Differential-
gleichung 4. Ordnung

i
(U − c)(ϕ  − α 2 ϕ) − U  ϕ = − (ϕ  − 2α 2 ϕ  + α 4 ϕ). (15.14)
α Re

Diese Störungsdifferentialgleichung bildet den Ausgangspunkt der Stabilitätstheorie


der Laminarströmung. Sie wird zu Ehren von W.M.F. Orr (1907) und A. Sommer-
feld (1908) als Orr-Sommerfeld-Gleichung bezeichnet. Dabei sind in Gl. (15.14)
dimensionslose Größen eingeführt worden, indem alle Längen auf eine geeignet
gewählte Bezugslänge b oder δ (Kanalbreite oder Grenzschichtdicke) und alle Ge-
schwindigkeiten auf die Maximalgeschwindigkeit Ue der Grundströmung (d.h. auf
die Geschwindigkeit am Außenrand der Grenzschicht) bezogen wurden. Der Strich
bedeutet die Differentiation nach der dimensionslosen Koordinate y/δ oder y/b, und
es bedeutet
Ue b Ue δ
Re = oder Re =
ν ν
die für die vorgelegte Grundströmung charakteristische Reynolds-Zahl. Die Glieder
der linken Seite von G1. (15.14) rühren von den Trägheitsgliedern her, diejenigen
der rechten Seite von den Reibungsgliedern der Bewegungsgleichungen. Die Rand-
bedingungen sind z.B. für eine Grenzschichtströmung, daß an der Wand (y = 0)
und in großem Wandabstand (Außenströmung) beide Komponenten der Störungs-
geschwindigkeiten verschwinden. Dies ergibt:

y=0: u = v  = 0 : ϕ = 0, ϕ  = 0,
(15.15)
y=∞: u = v  = 0 : ϕ = 0, ϕ  = 0.

Der Ansatz (15.10) für die Störungsbewegung fand eine Bestätigung durch
H.B. Squire (1933), der zeigen konnte, daß bei dreidimensionalen Störungen eine
ebene Strömung erst bei höheren Reynolds-Zahlen instabil wird, d.h. die zweidimen-
sionalen Störungsbewegungen spielen die dominierende Rolle.

Das Eigenwertproblem. Die Stabilitätsuntersuchung einer Laminarströmung ist


nun ein Eigenwertproblem der Störungsdifferentialgleichung (15.14) mit den Rand-
bedingungen (15.15). Bei vorgegebener Grundströmung U (y) enthält G1. (15.14)
vier Parameter, nämlich Re, α, cr und ci . Von diesen ist die Reynolds-Zahl der Grund-
strömung ebenfalls vorgegeben, ferner ist die Wellenlänge λ = 2π/α der Störungs-
bewegung als gegeben anzusehen. Die Differentialgleichung (15.14) mit den Rand-
bedingungen (15.15) liefert dann zu jedem Wertepaar α, Re eine Eigenfunktion ϕ(y)
428 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.9. Indifferenzkurven einer ebenen Grenzschicht für zweidimensionale inkompressible


Störungen
a) “reibungslose“ Instabilität: für Geschwindigkeitsprofile vom Typus (a) mit Wendepunkt
W ist die Indifferenzkurve vom Typus (a).
Die Asymptoten der Indifferenzkurve (a) für Re → ∞ ergeben sich aus der reibungslosen
Störungsdifferentialgleichung (15.16).
A: reibungslose Instabilität
b) “viskose“ Instabilität: für Geschwindigkeitsprofile vom Typus (b) ohne Wendepunkt ist
die Indifferenzkurve vorn Typus (b)

und einen komplexen Eigenwert c = cr + i ci . Dabei gibt cr die Phasengeschwindig-


keit der vorgegebenen Störung, während ci durch sein Vorzeichen über die Anfachung
(ci > 0) oder Dämpfung (ci < 0) entscheidet. Für ci < 0 ist die betreffende Strö-
mung (U,Re) bei der betreffenden Störung α stabil, für ci > 0 instabil. Der Grenzfall
ci = 0 gibt die neutralen (indifferenten) Störungen. Dieser Sachverhalt beschreibt
die zeitliche Anfachung der Störungen.
Unter der Voraussetzung sich zeitlich entwickelnder Störungen kann man das Er-
gebnis der Stabilitätsrechnung für eine vorgelegte Laminarströmung U (y) in der
Weise darstellen, daß jedem Punkt der α, Re-Ebene ein Wertepaar cr , ci zugeordnet
ist. Insbesondere trennt die Kurve ci = 0 die stabilen von den instabilen Störungen.
Sie heißt die Indifferenzkurve (Bild 15.9). Von dieser Indifferenzkurve wiederum
interessiert besonders die Stelle mit der kleinsten Reynolds-Zahl (Tangente an die
Indifferenzkurve parallel zur α-Achse), denn sie gibt diejenige Reynolds-Zahl an,
unterhalb welcher alle Partialwellen gedämpft sind, während oberhalb von ihr wenig-
stens einige angefacht sind. Diese kleinste Reynolds-Zahl auf der Indifferenzkurve ist
die theoretische Indifferenz-Reynolds-Zahl oder Stabilitätsgrenze der untersuchten
Laminarströmung.
Auf Grund der oben besprochenen Versuchsergebnisse über den laminar–
turbulenten Übergang erwartet man, daß bei kleinen Reynolds-Zahlen, bei denen
die Strömung laminar ist, bei allen Wellenlängen nur stabile Störungen vorhanden
sind, während bei größeren Reynolds-Zahlen, bei denen die Strömung turbulent ist,
mindestens für einige Wellenlängen instabile Störungen auftreten. Es sei aber schon
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 429

hier bemerkt, daß nicht erwartet werden kann, daß die in der angegebenen Weise
aus der Stabilitätsuntersuchung erhaltene theoretische Indifferenz-Reynolds-Zahl
mit der experimentell ermittelten kritischen Reynolds-Zahl beim Übergang laminar–
turbulent übereinstimmt. Denkt man z.B. an die Grenzschichtströmung längs einer
Wand, so gibt die aus der Stabilitätsrechnung erhaltene theoretische Indifferenz-
Reynolds-Zahl diejenige Stelle an der Wand an, von welcher aus stromabwärts eine
Anfachung einiger Partialstörungen erfolgt. Es dauert aber eine gewisse Zeit, bis
durch die Anfachung dieser instabilen Störungen Turbulenz entstanden ist. Bis dahin
ist die instabile Störung weiter stromabwärts gewandert. Es ist deshalb zu erwarten,
daß die Stelle des beobachteten Übergangs laminar–turbulent immer weiter strom-
abwärts liegt als die theoretisch berechnete Stabilitätsgrenze oder, mit anderen Wor-
ten, daß die experimentelle kritische Reynolds-Zahl größer ist als die theoretische
Indifferenz-Reynolds-Zahl. Dies gilt sowohl für die mit der Lauflänge als auch für
die mit der Grenzschichtdicke gebildeten Reynolds-Zahlen.
Wir wollen uns im folgenden darauf beschränken, die Entwicklung der Stabi-
litätstheorie zu skizzieren und deren wichtigste Ergebnisse zu referieren, ohne eine
umfassende Darstellung anzustreben.

Absolute oder konvektive Instabilitäten und räumlich angefachte Wellen. Die auf dem
Wellenansatz (15.10) basierende Stabilitätsanalyse ist sehr eingeschränkt, da sie ausschließlich
“monochromatische“ Wellen zuläßt, d.h. nur Wellen einer festen Wellenlänge λ = 2π/α. Bei
vielen Strömungsproblemen sind die Störungen jedoch im Raum fixiert, Dies hat zur Folge,
daß für die Berechnung realistischer linearer Störungen in der Grenzschicht ein angepaßtes
Anfangs- und Randwertproblem für das Gleichungssystem (15.7) bis (15.9) gelöst werden
muß.
Die Analytik der zeitlichen und räumlichen Entwicklung von “Wellenpaketen‘ wurde in der
Plasmaphysik in den fünfziger Jahren entwickelt (siehe R.J. Briggs (1964) undA. Bers (1973)).
Die Stabilitätsanalyse von R.J. Briggs beruht auf der Untersuchung asymptotischer Lösun-
gen des inversen Laplace-Fourier-Integrals des Wellenansatzes, das die stabilitätstheoretische
Lösung des Problems beschreibt. L. Brevdo (1988) hat diesen analytischen Formalismus auf
Scherströmungen übertragen.
Die analytische Behandlung instabiler Wellenpakete in Grenzschichtströmungen wurde
bereits in den sechziger Jahren von M. Gaster (1968, 1975) und M. Gaster; I. Grant (1975)
durchgeführt. Dabei steht der physikalische Aspekt der Beeinflussung der Strömung durch
eine räumlich lokale und zeitlich begrenzte Störung im Vordergrund. Bewegt sich dabei das
Wellenpaket stromab, ist die Strömung konvektiv bzw. räumlich instabil. Ist die zeitliche und
räumliche Anfachung jedoch derart, daß sie in jedem Punkt des Strömungsfeldes beobachtet
werden kann, bezeichnet man die Strömung als absolut instabil. Die Untersuchung absolut
und konvektiv instabiler Bereiche im Strömungsfeld ist besonders wichtig, da im Bereich der
absoluten Instabilität aufgrund der Störungsanfachung In jedem Punkt des Strömungsfeldes
kein Endzustand formuliert werden kann. Daraus hat H. Oertel Jr. (1990, 1995) die Schluß-
folgerung gezogen, daß dies die Bereiche besonders effektiver Beeinflussung der Strömung
sein müssen.
Inzwischen konnte von R.J. Deissler (1987) gezeigt werden, daß die ebene Kanalströmung
absolut stabil, aber konvektiv instabil ist. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der instabilen
Wellenpakete wächst mit größer werdender Reynolds-Zahl. Eine umfassende analytische und
numerische Untersuchung instabiler Wellenpakete in zwei- und dreidimensionalen Grenz-
schichten wurde von H. Oertel Jr.: J. Delfs ( 1995, 1997) veröffentlicht.
Dabei sprechen wir von einem laminar–turbulenten “Umschlag“ im Strömungsfeld, wenn
die Instabilität schlagartig absolut instabil einsetzt, wie z.B. bei der Nachlaufströmung eines
430 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

t>>t0 t>>t0

t0 t0 + ∆t t 0 + 2 ∆t
t0 t0 + ∆t t0 + 2 ∆t

Grenzschicht, konvektiv instabil Nachlauf, absolut instabil

Bild 15.10. Ausbreitung instabiler Störungen bei konvektiver und absoluter Instabilität

umströmten Körpers. Dagegen führt die konvektiv instabile Plattengrenzschicht über mehrere
Stabilitätsprozesse zur turbulenten Grenzschichtströmung, die wir, wie bereits beschrieben,
mit laminar–turbulentem “Übergang“ (Transition) bezeichnen (Bild 15.10).

Allgemeine Eigenschaften der Störungsdifferentialgleichung. Da auf Grund


des experimentellen Befundes die Stabilitätsgrenze ci = 0 bei großen Reynolds-
Zahlen erwartet wird, ist es naheliegend, die allgemeine Störungsdifferentialglei-
chung (15.14) dadurch zu vereinfachen, daß man die mit dem kleinen Faktor 1/Re
behafteten Reibungsglieder der rechten Seite gegenüber den Trägheitsgliedern der
linken Seite vernachlässigt. Man erhält dann die sog. reibungslose Störungsdifferen-
tialgleichung oder Rayleigh-Gleichung

(U − c)(ϕ  − α 2 ϕ) − U  ϕ = 0. (15.16)

Da diese Gleichung von 2. Ordnung ist, können von den vier Randbedingungen G1.
(15.15) der vollständigen Störungsdifferentialgleichung jetzt nur noch zwei erfüllt
werden. Diese sind entsprechend der reibungslosen Strömung das Verschwinden
der Normalkomponente der Störungsgeschwindigkeit an beiden Wänden bei einer
Kanalströmung bzw. an einer Wand und in großem Wandabstand bei einer Grenz-
schichtströmung. Für letztere gilt also

y=0: ϕ = 0; y=∞: ϕ = 0. (15.17)

Die Streichung der Reibungsglieder in der Orr-Sommerfeld-Gleichung bedeutet ei-


nen mathematisch sehr schwerwiegenden Eingriff, da hierdurch die Ordnung der
Differentialgleichung von vier auf zwei erniedrigt wird und dadurch möglicher-
weise wichtige Eigenschaften der allgemeinen Lösung der vollständigen Störungs-
differentialgleichung verloren gehen. Es gelten hierfür sinngemäß unsere früheren
Betrachtungen in Kap. 4 beim Übergang von den Navier-Stokes-Gleichungen der
reibungsbehafteten Strömungen zu den Eulerschen Gleichungen der reibungslosen
Strömungen.
Die älterenArbeiten zur Stabilitätstheorie knüpfen vorwiegend an die reibungslose
Störungsdifferentialgleichung (15.16) an. Auf Grund dieser reibungslosen Störungs-
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 431

differentialgleichung (15.16) konnte bereits Lord Rayleigh (1880–1913) einige wich-


tige allgemeine Feststellungen über die Stabilität laminarer Geschwindigkeitsprofile
treffen, die später bei Hinzunahme des Reibungseinflusses in der Störungsdifferen-
tialgleichung bestätigt werden konnten,
Satz I: Ein erster wichtiger allgemeiner Satz dieser Art ist das sog. Wendepunktkri-
terium. Dieses besagt, daß Geschwindigkeitsprofile mit Wendepunkt instabil sind.
Während Lord Rayleigh (1880–1913) lediglich das Vorhandensein eines Wende-
punktes als notwendige Bedingung für das Auftreten instabiler Wellen nachweisen
konnte, hat viel später W. Tollmien ( 1935) gezeigt, daß das Vorhandensein eines
Wendepunktes auch eine hinreichende Bedingung für das Vorhandensein angefach-
ter Wellen ist. Dieses Wendepunktkriterium ist von grundlegenden Bedeutung für die
Stabilitätstheorie, da es – unter Vorbehalt einer Korrektur infolge des vernachlässig-
ten Viskositätseinflusses – eine erste grobe Klassifizierung aller Laminarströmungen
gibt. Praktisch ist es deshalb von großer Wichtigkeit, weil das Vorhandensein eines
Wendepunktes im Geschwindigkeitsprofil unmittelbar mit dem Druckgradienten der
Strömung zusammenhängt. Bei Kanalströmungen hat man nach Bild 5.2 im kon-
vergenten Kanal mit Druckabfall sehr völlige Geschwindigkeitsprofile ohne Wende-
punkt; dagegen im divergenten Kanal mit Druckanstieg spitze Geschwindigkeitspro-
file mit Wendepunkt. Die gleichen Formenunterschiede der Geschwindigkeitsprofile
hat man auch in der laminaren Grenzschicht an einem umströmten Körper. Nach der
Grenzschichttheorie haben die Geschwindigkeitsprofile im Druckabfallgebiet keinen
Wendepunkt, dagegen diejenigen im Druckanstiegsgebiet immer einen Wendepunkt,
vgl. Kap. 7.1. Somit ist das Wendepunktkriterium gleichbedeutend mit dem Einfluß
des Druckgradienten der Außenströmung auf die Stabilität der Grenzschicht. Für
die Grenzschichtströmung bedeutet dies: Druckabfall wirkt stabilisierend, Druck-
anstieg wirkt destabilisierend. Daraus folgt, daß bei einem umströmten Körper die
Lage des Druckminimums von ganz entscheidendem Einfluß auf die Lage des Ortes
abgeschlossener Transition ist. Es gilt die einfache Regel, daß in erster grober Nähe-
rung die Lage des Druckminimums die Lage des Ortes abgeschlossener Transition
bestimmt derart, daß der Ort abgeschlossener Transition nahe hinter dem Druckmi-
nimum liegt.
Der hier noch vernachlässigte Einfluß der Viskosität auf die Lösung der Störungs-
differentialgleichung ändert an diesem Ergebnis nur wenig.
Man bezeichnet die oben besprochene Instabilität der Geschwindigkeitsprofile
mit Wendepunkt auch als reibungslose Instabilität, da die laminare Strömung schon
instabil ist bei Vernachlässigung des Reibungseinflusses auf die Störungsbewegung.
In dem Stabilitätsdiagramm von Bild 15.9 ist die reibungslose Instabilität durch den
Typus a der Indifferenzkurve gegeben. Es existiert schon bei Re = ∞ ein gewisser
instabiler Bereich von Störungswellenlängen, der zu den kleineren Reynolds-Zahlen
hin durch die Indifferenzkurve gegenüber dem stabilen Bereich abgegrenzt wird.
Demgegenüber tritt eine viskose Instabilität mit einer Indifferenzkurve vom Ty-
pus b in Bild 15.9 z.B. bei den laminaren Grenzschichtprofilen ohne Wendepunkt
auf. Für unendlich große Reynolds-Zahlen schrumpft der Bereich der instabilen
Störungswellenlängen auf null zusammen, und es existiert nur bei endlich großen
432 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Reynolds-Zahlen ein Bereich instabiler Wellen. Im ganzen ist das Maß derAnfachung
bei der reibungslosen Instabilität sehr viel größer als bei der viskosen Instabilität.
Die viskose Instabilität kann nur aufgedeckt werden, wenn man die vollstän-
dige Störungsdifferentialgleichung (15.14) diskutiert. Sie ist deshalb schwieriger zu
behandeln als die reibungslose Instabilität. Die einfachste Grenzschichtströmung
entlang einer ebenen Wand ohne Druckgradienten gehört zu dem Typus, bei dem
lediglich viskose Instabilität besteht. Sie ist deshalb erst verhältnismäßig spät erfolg-
reich behandelt worden.

Satz II: Ein zweiter wichtiger allgemeiner Satz besagt, daß für neutrale Störungen
(ci = 0) bei Grenzschichtprofilen die Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit kleiner
ist als die Maximalgeschwindigkeit der Grundströmung, cr < Ue .

Dieser Satz wurde mit gewissen einschränkenden Voraussetzungen ebenfalls


schon von Lord Rayleigh (1880–1913) und unter allgemeineren Voraussetzungen
später von W. Tollmien ( 1935) bewiesen. Er besagt, daß im Inneren der Strömung
für neutrale Störungen eine Stelle existiert, wo U − c = 0 ist. Diese Tatsache ist für
die Stabilitätstheorie ebenfalls von fundamentaler Bedeutung. Die Stelle U − c = 0
ist nämlich eine singuläre Stelle der reibungslosen Störungsdifferentialgleichung
(15.16). Es wird an dieser Stelle ϕ  unendlich, falls dort nicht gerade U  verschwin-
det. Man nennt die Schicht y = yK wo U = c ist, die kritische Schicht der Grund-
strömung. Falls UK  = 0 ist wird in der Umgebung der kritischen Schicht, bei der
U − c = UK (y − yK ) gesetzt werden kann, ϕ  unendlich wie (UK /UK )(1/(y − yK ))
und damit die x-Komponente der Geschwindigkeit:

UK
u = ϕ  ∼ · ln(y − yK ). (15.18)
UK

In der kritischen Schicht wird also nach der reibungslosen Störungsdifferentialglei-


chung die wandparallele Komponente der Störungsgeschwindigkeit u unendlich
groß, falls die Krümmung des Geschwindigkeitsprofiles in der kritischen Schicht
nicht gerade verschwindet. Diese mathematische Singularität der reibungslosen
Störungsdifferentialgleichung deutet darauf hin, daß in der kritischen Schicht der
Einfluß der Reibung auf die Störungsbewegung berücksichtigt werden muß. Erst
der Reibungseinfluß auf die Störungsbewegung beseitigt diese physikalisch sinnlose
Singularität der reibungslosen Störungsdifferentialgleichung. Die Diskussion dieser
sog. Reibungskorrektur der Lösung der Störungsdifferentialgleichung spielt bei der
Diskussion der Stabilität eine fundamentale Rolle, vgl. auch F.T. Smith (1979b).
Aus diesen beiden Sätzen von Lord Rayleigh folgt, daß die Krümmung des Ge-
schwindigkeitsprofiles für die Stabilität der Laminarströmung eine wichtige Rolle
spielt. Gleichzeitig ist damit gezeigt, daß man im Hinblick auf Stabilitätsuntersuchun-
gen an die Berechnung der Geschwindigkeitsprofile der Grundströmung recht hohe
Genauigkeitsansprüche zu stellen hat: es muß nicht nur U (y), sondern auch noch die
zweiteAbleitung d2 U/dy 2 ausreichend genau bekannt sein. Einen Überblick über die
Lösungen der Rayleigh-Gleichung vom mathematischen Standpunkt gibt der zusam-
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 433

menfassende Beitrag von P.G. Drazin; L.N. Howard (1966), siehe auch P.G. Drazin;
W.H. Reid (1981).

15.2.4
Berechnung der Indifferenzkurve und der Indifferenz-Reynolds-Zahl

Wir folgen weiterhin der zeitlichen Stabilitätstheorie. Um die Orr-Sommerfeld-Diffe-


rentialgleichung 4. Ordnung (15.14) zu integrieren, benötigt man ein Fundamentalsy-
stem von Lösungen dieser Gleichung; dieses lautet für y → ∞, wo U (y) = Ue = 1:

ϕ1 = e−αy , 
 ϕ2 = e+αy ,
(15.19)
ϕ3 = e−γ y , 
 ϕ4 = e+γ y

mit
γ 2 = α 2 + i Re(α − β). (15.20)
Da für neutrale Wellen im allgemeinen

|γ |  |α| (15.20a)

ϕ1 und 
ist, sind  ϕ2 die langsam veränderlichen und  ϕ3 und ϕ4 die schnell veränder-
lichen Lösungen. Das Lösungspaar  ϕ1,2 erfüllt für y → ∞ sowohl die reibungslose
Störungsgleichung (15.16) (Rayleigh-Gleichung) als auch die Störungsgleichung mit
Reibung (15.14) (Orr-Sommerfeld-Gleichung); das Lösungspaar  ϕ3,4 erfüllt nur die
Störungsgleichung mit Reibung. Deshalb heißen  ϕ1,2 das reibungslose Lösungspaar
und  ϕ3,4 das Lösungspaar mit Reibung.
Bei der Ermittlung der allgemeinen Lösung

ϕ = C1 ϕ 1 + C 2 ϕ 2 + C 3 ϕ 3 + C 4 ϕ 4 ,

welche die Randbedingungen Gl. (15.15) zu erfüllen hat, scheiden wegen des Ver-
schwindens von ϕ und ϕ  bei y → ∞ die Lösungen ϕ2 und ϕ4 aus. Denn es gilt

lim ϕ2 = 
ϕ2 , lim ϕ4 = 
ϕ4 .
y→∞ y→∞

Damit wird diese allgemeine Lösung:

ϕ = C1 ϕ1 + C3 ϕ3 ; (15.21)

sie hat die Randbedingungen ϕ = ϕ  = 0 bei y = 0 zu erfüllen. Da die reibungslose


Lösung ϕ1 an der Wand (y = 0) die Haftbedingung nicht erfüllt (ϕ1  = 0) und da in
der kritischen Schicht (U − c = 0) sogar ϕ1 → ∞ ist, wie oben erläutert wurde,
sind die Beiträge der Reibungslösung ϕ3 an diesen beiden Stellen besonders groß;
dies führt dazu, daß an diesen beiden Stellen die gesuchte Partikulärlösung ϕ3 (y)
und damit auch die Gesamtlösung ϕ(y) sich stark mit y ändert.
Dieser Sachverhalt hat zur Folge, daß zu vorgegebenen Wertepaaren α, Re die Ei-
genfunktion ϕ(y) und damit auch der Eigenwert c = cr + i ci sowohl analytisch als
434 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

auch numerisch nur sehr mühsam zu ermitteln sind. Bei der numerischen Lösung des
Eigenwertproblems rühren diese besonderen Schwierigkeiten daher, daß in der Orr-
Sommerfeld-Gleichung (15.14) der höchste Differentialquotient ϕ  mit dem sehr
kleinen Faktor 1/Re behaftet ist. Der große Unterschied im Verlauf der Eigenlösun-
gen ϕ(y) in Wandnähe und in der kritischen Schicht nach der reibungslosen Lösung
(Rayleigh-Gleichung) und der Reibungslösung (Orr-Sommerfeld-Gleichung) rührt,
mathematisch gesehen, daher, daß bei der Vernachlässigung der Reibungsglieder in
der Störungsdifferentialgleichung sich deren Ordnung von vier auf zwei erniedrigt.
Ein numerisches Verfahren zur Berechnung der Eigenlösungen ϕ(y) der Orr-
Sommerfeld-Gleichung (15.14) für zahlreiche vorgegebene Wertepaare der rezi-
proken Wellenlänge α und der Reynolds-Zahl Re stellt an die Kapazität und die
Rechengeschwindigkeit einer Rechenanlage Anforderungen, die Mitte der zwan-
ziger Jahre, als O. Tietjens (1922) und W. Heisenberg (1924) dieses Problem in
Angriff nahmen, nicht erfüllt werden konnten. Es blieb deshalb W. Tollmien, der
Ende der zwanziger Jahre das Problem erneut bearbeitete, nichts anderes übrig, als
sich auf sehr mühsam zu handhabende analytische Verfahren zu beschränken. Diese
aufwendigen analytischen Rechnungen, deren Einzelheiten in den Originalarbeiten
von W. Tollmien (1929, 1935, 1947) und D. Grohne (1954) zu finden sind, wa-
ren aber durchaus erfolgreich. Erst rund 30 Jahre nach der Veröffentlichung der
Ergebnisse von W. Tollmien (1929) gelang im Jahre 1962 der entscheidende Durch-
bruch in der numerischen Lösung der Orr-Sommerfeld-Gleichung in einer Arbeit
von E.F. Kurtz; S.H. Candrall (1962); S.H. Candrall (1962), der 1970 in zwei Ar-
beiten von R. Jordinson (1970, 1971) vertieft wurde. Gewisse wichtige Vorarbeiten
waren von M.R. Osborne (1967) sowie L.H. Lee; W.C. Reynolds (1967) geleistet
worden. Die besonderen Schwierigkeiten der numerischen Berechnung der Eigenlö-
sungen und der Eigenwerte der Orr-Sommerfeld-Gleichung wurden bald danach in
Arbeiten von J.M. Gersting; D.F. Jankowski (1972) sowie A. Davie (1973) nochmals
eingehend diskutiert. Über die Schwierigkeiten bei der numerischen Integration der
Orr-Sommerfeld-Gleichung wurde auch zusammenfassend in dem Buch von R. Bet-
chov; W.O. Criminale (1967) berichtet. Die neuesten numerischen Integrationsme-
thoden sind u. a. in H. Oertel Jr.; E. Laurien (2003) beschrieben.
An dieser Stelle möge noch darauf hingewiesen werden, daß die Stabilitätsuntersu-
chung einer Grenzschichtströmung im allgemeinen schwieriger ist als diejenige einer
Kanalströmung. Dies liegt daran, daß bei der Grenzschicht einer der beiden Ränder
im Unendlichen liegt, während bei der Kanalströmung beide Ränder im Endlichen
liegen. Hinzu kommt noch, daß bei der Grenzschicht das Geschwindigkeitsprofil
der Grundströmung U (y) keine exakte Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen ist,
während dies bei der Kanalströmung der Fall ist (z.B. Hagen-Poiseuille-Strömung).
Schließlich möge in diesem Zusammenhang auch noch erwähnt werden, daß bei der
Herleitung der Orr-Sommerfeld-Gleichung vorausgesetzt wurde, daß die Grundströ-
mung U (y) sich in der Längsrichtung nicht ändert. Dies ist für die Kanalströmung
erfüllt, aber nicht für die Grenzschichtströmung. Untersuchungen hierzu wurden
u.a. von M.D.J. Barry; M.A.S. Ross (1970), M. Gaster (1974), A.R. Wazzan et al.
(1974), A.R. Wazzan (1975), T.L. Van Stijn; A.I. Van de Vooren (1983) sowie F.P. Ber-
tolotti (1991) durchgeführt.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 435

Bild 15.11. Indifferenzkurven


für die Störungsfrequenzen βr und
die Wellenfortpflanzungsgeschwin-
digkeit cr in Abhängigkeit von der
Reynolds-Zahl für die Grenzschicht
an der längsangeströmten ebenen
Platte (Blasius-Profil). Theorie
nach W. Tollmien (1929); numeri-
sche Rechnung nach R. Jordinson
(1970). '
βr δ1 cr
αδ1 =
U∞ U∞

Im folgenden werden zunächst die Ergebnisse der primären Stabilitätstheorie für


die inkompressible Plattengrenzschicht dargestellt. Danach werden weitere wichtige
Einflüsse auf die Grenzschicht-Instabilität erörtert, wie z.B. der Einfluß des Druck-
gradienten und des Wärmeüberganges bei temperaturabhängigen Stoffwerten.

15.2.4a Plattengrenzschicht

Es wurde zuerst von W. Tollmien (1929) die Stabilität der Grenzschicht an der
längsangeströmten ebenen Platte untersucht. Das Geschwindigkeitsprofil der Platten-
grenzschicht nach H. Blasius ist in Bild 6.Ga dargestellt. Die Geschwindigkeitsprofile
an den verschiedenen Stellen längs der Platte sind zueinander affin, d.h. sie fallen zu-
sammen, wenn man sie über y/δ(x) √aufträgt. Dabei ist δ(x) die Grenzschichtdicke,
für die nach Gl. (6.60) gilt δ = 5.0 νx/U∞ . Das Geschwindigkeitsprofil hat einen
Wendepunkt an der Wand. Bezüglich des im vorigen Abschnitt erwähnten Wende-
punktkriteriums liegt also dieses Profil gerade auf der Grenze zwischen Profilen ohne
Wendepunkt, die, reibungslos gerechnet, stabil sind, und solchen mit Wendepunkt,
die instabil sind.
Die Ergebnisse der Stabilitätsrechnung sind in Bild 15.11 dargestellt. Der Bereich
innerhalb der Kurven ist instabil und derjenige außerhalb der Kurven stabil, während
die Zustände auf den Kurven selbst die neutralen Störwellen darstellen. Für sehr
große Reynolds-Zahlen gehen beide Zweige der Indifferenzkurve gegen null. Die
kleinste Reynolds-Zahl, bei welcher noch eine indifferente Störung existiert, ist die
Indifferenz-Reynolds-Zahl1 mit

1 In der Stabilitätstheorie wird die Indifferenz-Reynolds-Zahl häufig kritische Reynolds-


Zahl genannt. Weil der Übergang von der laminaren in die turbulente Strömung jedoch in
einem Bereich endlicher Länge stattfindet, wird in diesem Buch klar zwischen dem Beginn
der Transition (Indifferenzpunkt) und dem Ort der abgeschlossenen Transition (kritischer
Punkt) unterschieden, siehe auch Bild 15.5
436 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)
 
U ∞ δ1
= Re1 ind = 520 (Indifferenzpunkt) (15.22)
ν ind

Dies ist der Indifferenzpunkt der Plattengrenzschicht. Bemerkenswert ist, daß nach
Bild 15.11 nur ein sehr schmaler Bereich von Störungswellenlängen und Störungs-
frequenzen instabil wird. Ebenso wie für die Reynolds-Zahl eine untere Grenze exi-
stiert, gibt es für die Störungsparameter eine obere Grenze, nach deren Überschreiten
keine Instabilität mehr eintritt. Es ergibt sieh nach Bild 15.11 für die obere Grenze
der Störungsparameter:
cr βr δ1
= 0.39; αδ1 = 0.36; = 0.14.
U∞ U∞
Auffällig ist die recht große Wellenlänge der instabilen Störungen im Vergleich zur
Grenzschichtdicke. Die kleinste instabile Wellenlänge ist

λmin = δ1 = 17.5 δ1 ≈ 6 δ.
0.36
Der eingehende Vergleich dieser theoretischen Ergebnisse mit Versuchen erfolgt
weiter unten. Im Abschnitt 15.1.2 wurde nach älteren Messungen die Lage des Or-
tes abgeschlossener Transition mit (U∞√ x/ν)krit = 3.5 · 105 bis 106 angegeben.
Dies entspricht mit dem Wert δ1 = 1.72 νx/U∞ , nach Gl.(6.62) einer kritischen
Reynolds-Zahl von
 
U∞ δ1
= 950 (Ort abgeschlossener Transition, kritischer Punkt),
ν krit

die also wesentlich größer ist als der oben für den Indifferenzpunkt angegebene Wert
520.
Der Abstand zwischen Indifferenzpunkt und dem experimentell beobachteten
Punkt abgeschlossener Transition wird maßgeblich von der Größe der Anfachung
der instabilen Störungen bestimmt. Einen Aufschluß über die Stärke der Anfachung
erhält man, wenn man für die Störungsparameter im Innern der Indifferenzkurve
die Anfachungsgröße ci = βi /α > 0 ermittelt. Dies wurde für die Plattengrenz-
schicht zuerst von H. Schlichting (1933) ausgeführt und später von S.F. Shen (1954)
wiederholt.
Bild 15.12 zeigt die Anfachung der instabilen Störungen für die Plattengrenz-
schicht in einem großen Bereich von Reynolds-Zahlen nach einer Rechnung von
H.J. Obremski et al. (1969). Dabei ergibt sich, daß die maximale Anfachung nicht
bei sehr großen Reynolds-Zahlen (Re1 → ∞) liegt, sondern bei mittleren Reynolds-
Zahlen im Bereich Re1 = U∞ δ1 /ν = 103 bis 104 .
Daraus folgt, daß bei einer gegebenen Empfindlichkeit der gewählten Meßme-
thode der gemessene Indifferenzpunkt grundsätzlich stromabwärts vom theoreti-
schen Indifferenzpunkt im Bereich größerer Anfachung bestimmt wird. Erst Meß-
methoden mit höherer räumlicher Auflösung erlaubten die genaue Messung des theo-
retisch vorherbestimmten Indifferenzpunktes, siehe Bild 15.17.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 437

Bild 15.12. Kurven konstanter zeitli-


cher Anfachung ci für die Grenz-
schicht an der längsangeströmten ebe-
nen Platte in einem großen Bereich von
Reynolds-Zahlen, nach H.J. Obremski
et al. (1969)

Bild 15.13. Stromlinienbild und Geschwindigkeitsverteilung für eine neutrale Welle in der
Grenzschicht in der längsangeströmten ebenen Platte (Störung I in Bild 15.12)
U (y) = Grundströmung
U (y) + u (x,y,t) = gestörte Geschwindigkeitsverteilung
Reynolds-Zahl Re1 = U∞ δ1 /ν = 893
Wellenlänge der Störung λ = 40 δ1
Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit cr =  0.35 U∞

2
Intensität der Störungsbewegung 0 u dy = 0.172 U∞ δ

Um eine nähere Einsicht in den Mechanismus der Störungsbewegung zu erhalten,


sind von H. Schlichting (1935a) für einige neutrale Wellen auch die Eigenfunktionen
ϕ(y) ermittelt worden. Damit wird es möglich, das Stromlinienbild der gestörten
Strömung für die neutralen Wellenstörungen zu berechnen. Ein Beispiel hierfür ist
in Bild 15.13 angegeben.
Später haben J.T. Stuart (1956) und D. Grohne (1972) den Vorgang der Anfa-
chung der instabilen Störungen unter Berücksichtigung der nichtlinearen Glieder zu
berechnen versucht. Wesentlich ist hierbei, daß durch das Anwachsen der instabi-
len Störungen die Grundströmung verzerrt wird. Dies hat zur Folge, daß die Ener-
438 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

gieübertragung von der Hauptbewegung (Grundströmung) auf die Nebenbewegung


(Störungsströmung) geändert wird, da sie proportional dU/dy ist. Dies wirkt sich
dahingehend aus, daß im späteren Stadium die instabilen Störungen nicht mehr pro-
portional exp(βi t) anwachsen, sondern einem endlichen Amplitudenwert zustreben,
der überdies unabhängig vom Wert der (kleinen) Anfangsstörung ist.
Die experimentelle Bestätigung der vorstehend geschilderten Stabilitätstheorie hat
mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten lassen. Sie ist jedoch dann von G.B. Schubauer;
H.K. Skramstad (1947) erbracht worden, worüber anschließend berichtet wird. Nach-
dem diese Bestätigung bereits bekannt war, ist die Stabilitätstheorie von C.C. Lin
(1945–46) einer Nachrechnung unterzogen worden, wobei sich in allen wesentlichen
Punkten Übereinstimmung mit den Ergebnissen von W Tollmien und H. Schlichting
ergeben hat

Ältere Messungen des Übergangs laminar–turbulent. Mit den vorstehenden


Ergebnissen hat die Stabilitätstheorie zum ersten Male als Stabilitätsgrenze eine
Reynolds-Zahl geliefert, die in der gleichen Größenordnung liegt wie die Versuchser-
gebnisse für die kritische Reynolds-Zahl. Nach den Vorstellungen dieser Theorie
sollen kleine Störungen, die in einem gewissen Wellenlängen- und Frequenzbereich
liegen, angefacht werden, während Störungen von kleinerer und größerer Wellen-
länge gedämpft werden, vorausgesetzt, daß die Reynolds-Zahl oberhalb einer ge-
wissen Grenze liegt. Nach der Theorie sollen langwellige Störungen, deren Wellen-
länge gleich einem Mehrfachen der Grenzschichtdicke ist, besonders “instabil“ sein.
Es wird dabei angenommen, daß durch das Anwachsen der instabilen Störungen
schließlich der Übergang der laminaren in die turbulente Strömung herbeigeführt
wird. Der Anfachungsvorgang stellt sozusagen die Verbindung her zwischen der
Stabilitätstheorie und dem experimentell beobachteten Übergang.

Schon vor den ersten Erfolgen der Stabilitätstheorie hatte L. Schiller (1934) be-
sonders für die Rohrströmung das Übergangsproblem eingehend experimentell un-
tersucht. Hieraus war eine halbempirische Theorie für den Übergang entwickelt wor-
den, die von der Vorstellung ausgeht, daß der Übergang wesentlich durch die endlich
großen Störungen verursacht wird, die beim Rohr vom Einlauf herrühren und die
sich bei der Grenzschicht in der Außenströmung befinden. Besonders G.I. Taylor
(1938) hatte diese Vorstellung theoretisch weiter ausgebaut (1936 - 38).
Die Entscheidung zwischen diesen beiden Theorien mußte dem Experiment vor-
behalten bleiben. Schon vor der Aufstellung der Stabilitätstheorie war der Übergang
an der längsangeströmten ebenen Platte von J.M. Burgers (1924), B.G. Van der Hegge
Zijnen (1924) und M. Hansen (1928) eingehend vermessen worden. Dabei hatte sich
eine kritische Reynolds-Zahl
 
U∞ x
Rexkrit = = 3.5 bis 5 · 105 .
ν krit

ergeben. Bald darauf wurden von H.L. Dryden (1934, 1937) und seinen Mitarbeitern
weitere sehr eingehende und sorgfältige Untersuchungen der Plattengrenzschicht
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 439

Bild 15.14. Plattenströmung; Entste-


hung der Turbulenz aus einer anfangs
langwelligen Störung, nach L. Prandtl
(1933)
Das Aufnahmegerät fährt auf einem
Wagen mit der Strömung mit, so daß
dauernd dieselbe Wirbelgruppe im Ge-
sichtsfeld bleibt, Die Strömung ist
durch Aufstreuen von Aluminiumstaub
auf die Wasseroberfläche sichtbar ge-
macht.

angestellt. Dabei wurde insbesondere die örtliche und zeitliche Verteilung der Ge-
schwindigkeit mit Hitzdrahtmeßverfahren sehr genau untersucht. Es gelang bei die-
sen Versuchen jedoch nicht, die von der Theorie vorausgesagte selektive Anfachung
von Störungen nachzuweisen.
Etwa um die gleiche Zeit in Göttingen ausgeführte Untersuchungen der Platten-
grenzschicht in einem Wasserkanal ergaben jedoch eine gewisse qualitative Bestäti-
gung der Stabilitätstheorie. Bild 15.14 zeigt die Entstehung der Turbulenz aus einer
anfangs langweiligen Störung. Die Ähnlichkeit dieser Aufnahme mit dem theoreti-
schen Stromlinienbild einer neutralen Störung nach Bild 15.13 ist unverkennbar.
Ein für den Übergang laminar–turbulent in der Grenzschicht sehr wichtiger Pa-
rameter ist der “Störungsgrad“ der Außenströmung. Dies war schon frühzeitig aus
Widerstandsmessungen an Kugeln in verschiedenen Windkanälen erkannt worden.
Dabei hatte sich ergeben, daß die kritische Reynolds-Zahl der Kugel, bei welcher
der plötzliche Abfall des Widerstandsbeiwertes mit wachsender Reynolds-Zahl ein-
tritt (Bild 1.19), sehr stark von dem Störungsgrad der Außenströmung abhängt. Der
Störungsgrad der Außenströmung kann quantitativ gemessen werden durch den zeit-
lichen Mittelwert der turbulenten Schwankungsgeschwindigkeiten, wie sie etwa in
einiger Entfernung hinter einem Maschengitter auftreten, vgl. Kap. 16. Bezeichnen
u2 , v 2 , w 2 diese zeitlichen Mittelwerte für die drei Komponenten der Schwan-
440 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

kungsgeschwindigkeit, so versteht man unter dem Turbulenzgrad einer Strömung


die Größe

1 2
(u + v 2 + w 2 )
Tu = 3 ,
U∞
wobei U∞ die Geschwindigkeit der Grundströmung (Geschwindigkeit in der Meß-
strecke des Windkanals) bedeutet. Für eine Windkanalströmung ist im allgemeinen
in einiger Entfernung hinter den Sieben sog. isotrope Turbulenz vorhanden, d.h. eine
turbulente Strömung, für welche die mittlere Geschwindigkeitsschwankung in allen
drei Koordinatenrichtungen gleich ist:

u2 = v 2 = w 2 .

In diesem Falle kann man die Längsschwankung u allein als maßgeblich für den
Turbulenzgrad ansehen; somit gilt

u2
Tu = .
U∞
Widerstandsmessungen an Kugeln in verschiedenen Windkanälen zeigen eine starke
Abhängigkeit der kritischen Reynolds-Zahl von diesem Turbulenzgrad Tu, und zwar
wächst Rekrit mit abnehmendem Tu stark an. Für ältere Windkanäle beträgt der
Turbulenzgrad etwa Tu = 0.01.

Bestätigung der Stabilitätstheorie durch Versuche. Im Jahre 1940 wurde von


H.L. Dryden und seinen Mitarbeitern G.B. Schubauer und H.K. Skramstad im Na-
tional Bureau of Standards, Washington, erneut ein umfangreiches experimentelles
Forschungsprogramm zur Untersuchung des laminar–turbulenten Überganges in An-
griff genommen, vgl. H.L. Dryden (1946–1948). Inzwischen hatte sieh die Erkennt-
nis angebahnt, daß der Turbulenzgrad vermutlich einen entscheidenden Einfluß auf
den Übergang hat. Es wurde deshalb für diese Untersuchungen ein Windkanal ge-
schaffen, in welchem durch sehr viele Beruhigungssiebe und durch eine sehr hohe
Kontraktion des Versuchsstromes der Turbulenzgrad auf den bis dahin noch nicht
erreichten sehr niedrigen Wert von

u2
Tu = = 0.0002
U∞
herabgesetzt worden war. In dieser turbulenzarmen Anströmung wurde die Grenz-
schicht an der längsangeströmten ebenen Platte sehr eingehend untersucht. Hierbei
ergab sich, daß für kleine Turbulenzgrade, Tu < 0.001, die mit der Lauflänge ge-
bildete kritische Reynolds-Zahl, die früher zu Rexkrit = 3.5 bis 5 · 105 gemessen
worden war; nunmehr auf
 
U∞ x
Rexkrit = ≈ 3.9 · 106 ,
ν krit
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 441

Bild 15.15. Einfluß des


Turbulenzgrades auf die
kritische Reynolds-Zahl der
längsangeströmten ebenen
Platte, nach Messun-
gen von G.B. Schubauer;
H.K. Skramstad (1947)

heraufgesetzt war (Bild 15.15). Darüber hinaus ergab sich, wie aus Bild 15.15 zu erse-
hen ist, daß mit abnehmendem Turbulenzgrad die kritische Reynolds-Zahl zunächst
beträchtlich anwächst, aber dann bei etwa Tu = 0.001 den Wert Rexkrit = 3.9 · 106
erreicht und diesen bei kleineren Turbulenzgraden beibehält. Hiernach existiert also
eine obere Grenze für die kritische Reynolds-Zahl der Plattengrenzschicht. Eine
früher von A.A. Hall; G.S. Hislop (1938) ausgeführte Messung fügt sich in Bild 15.15
gut ein.
Die im folgenden besprochenen Messungen wurden sämtlich bei einem Turbu-
lenzgrad von Tu = 0.0003 vorgenommen. Es wurde der zeitliche Geschwindig-
keitsverlauf an verschiedenen Stellen längs der Platte untersucht, und zwar einmal
für den normalen Zustand der Strömung (sog. natürliche Störungen) und sodann
insbesondere bei künstlich erregten Störungen. Solche künstlichen Störungen von
einer bestimmten Frequenz wurden durch ein schwingendes Band erzeugt, das sich
in 0,15 mm Wandabstand befand und elektromagnetisch zu Schwingungen angeregt
wurde. Die Existenz angefachter Sinuswellen als Vorstufe des Übergangs konnte
schon in dem Fall der natürlichen Störungen (ohne Anregung) einwandfrei nachge-
wiesen werden (Bild 15.16). Unregelmäßige Schwankungen sind bei dem äußerst
geringen Turbulenzgrad kaum vorhanden. Aber bei Erreichen des Indifferenzpunktes
erscheinen fast rein sinusförmige Schwingungen, deren Amplitude zunächst gering
ist, jedoch stromabwärts stark anwächst. Kurz vor dem Ende des Transitionsgebie-
tes treten sehr große Amplituden auf. Die Transition schließt mit dem plötzlichen
Aufbrechen der regelmäßigen Wellen ab.
Diese Messungen geben auch Aufklärung darüber, warum bei früheren Versuchen
diese angefachten sinusförmigen Wellen nicht gefunden wurden. Erhöht man näm-
lich den Turbulenzgrad, der, wie schon oben angegeben, hier Tu = 0.0003 betrug,
auf Tu = 0.01, wie er bei älteren Messungen durchweg vorlag, so zeigt sich, daß
der Übergang unmittelbar durch die zufälligen Störungen hervorgerufen wird, ohne
daß eine selektive Anfachung sinusförmiger Wellen vorausgeht. Die Existenz von
Tollmien-Schlichting-Wellen in natürlicher Transition wurde auch von D. Arnal et
al. (1977) experimentell bestätigt.
442 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.16. Oszillogramm der u -Schwankungen von zufälligen (“natürlichen“) Störungen in


der laminaren Grenzschicht an einer mit Luft längsangeströmten ebenen Platte. Messungen
des laminar–turbulenten Übergangs nach G.B. Schubauer; H.K. Skramstad (1947)
Wandabstand: 0.57 mm; Anströmgeschwindigkeit: U∞ = 24 m/s
Zeitabstand zwischen den Marken: s/30
Der Pfeil markiert den Ort abgeschlossener Transition

Bei der Untersuchung von künstlichen Störungen wurde ein dünnes Metallband
von 0,05 mm Stärke und 2,5 mm Breite in einem Wandabstand von 0,15 mm ange-
bracht und durch einen Wechselstrom und ein magnetisches Feld zu Schwingungen
angeregt. Auf diese Weise konnten die in der Theorie vorausgesetzten zweidimen-
sionalen Störungen von vorgegebener Frequenz erzeugt werden. Hierbei ergaben
sich sogleich angefachte, gedämpfte und neutrale Störwellen. In Bild 15.17 ist das
Ergebnis einer solchen Messung angegeben. Die eingetragenen Punkte (gestrichelte
Kurve) kennzeichnen die gemessenen neutralen Wellen. Zum Vergleich ist die theore-
tische Indifferenzkurve nach W. Tollmien (1929) eingetragen. Die Übereinstimmung
ist sehr gut.
Bild 15.18 zeigt den Vergleich der linearen Stabilitätstheorie mit experimentel-
len Ergebnissen. Während für hohe Reynolds-Zahlen eine gute Übereinstimmung
von Theorie und Experiment besteht, sind im Bereich der Indifferenz-Reynolds-
Zahlen und der hohen Störfrequenzen stärkereAbweichungen erkennbarAnfängliche
Vermutungen, daß dieses eine Folge der Parallelströmungsannahme ist, haben sich
nicht bestätigt, vgl. T. Herbert; F.P. Bertolotti (1987). Auf eine hohe Empfindlichkeit
von Meßergebnissen gegenüber den Versuchsbedingungen, besonders im Bereich
der Indifferenz-Reynolds-Zahl und der hohen Frequenzen, haben W.S. Saric (1990)
und F.P. Bertolotti (1991) hingewiesen. Den Einfluß der kontrollierten Störungen
mittels des schwingenden Bandes haben D.E. Aships; E. Reshotko (1990) diskutiert.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 443

Bild 15.17. Indifferenzkurven


für neutrale Störungsfrequenzen
bei der längsangeströmten ebenen
Platte. Messungen nach G.B. Schu-
bauer; H.K. Skramstad (1947).
Die theoretische Kurve basiert
auf den Originalergebnissen
nach W. Tollmien (1929) und zeigt
aufgrund von Rechenungenau-
igkeiten eine Indifferenz-Rey-
nolds-Zahl von Re1 ind = 420 im
Gegensatz zu Gl. (15.22)

Bild 15.18. Vergleich der theo-


retischen Indifferenzkurve der
längsangeströmten ebenen Platte
mit Experimenten und der Einfluß
der Parallelströmungsannah-
me, T. Herbert; F.P. Bertolotti
(1987)
444 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

15.2.4b Einfluß des Druckgradienten

Die Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte, deren Stabilität gerade


behandelt wurde, ist dadurch ausgezeichnet, daß die Geschwindigkeitsprofile in ver-
schiedenen Abständen von der Plattenvorderkante zueinander ähnlich sind, vgl. Kap.
6.5. DieseÄhnlichkeit ist eine Folge des konstanten Druckes derAußenströmung. Bei
einem beliebigen zylindrischen Körper dagegen, bei dem der Druckgradient längs der
Wand von Ort zu Ort verschieden ist, sind die laminaren Grenzschichtprofile an den
verschiedenen Stellen längs der Körperkontur im allgemeinen nicht zueinander ähn-
lich. Im Druckabfallgebiet hat man Geschwindigkeitsprofile ohne Wendepunkt und
im Druckanstiegsgebiet solche mit Wendepunkt. Während bei der längsangeström-
ten ebenen Platte sämtliche Geschwindigkeitsprofile die gleiche Stabilitätsgrenze
besitzen, nämlich Re1 ind = (U∞ δ1 /ν)ind = 520, ist bei einem beliebigen Körper
diese Stabilitätsgrenze für die einzelnen Profile sehr stark verschieden, und zwar im
Druckabfallgebiet höher und im Druckanstiegsgebiet niedriger als für die Platten-
grenzschicht. Um nun für den vorgegebenen Körper die Lage des Indifferenzpunktes
zu erhalten, hat man nacheinander folgende Rechnungen auszuführen:
1. Ermittlung der Druckverteilung längs der Körperkontur in reibungsloser Strö-
mung.
2. Berechnung der laminaren Grenzschicht zu dieser Druckverteilung.
3. Stabilitätsrechnung für die einzelnen Grenzschichtprofile.
Die Berechnung der Druckverteilung für den vorgelegten Körper ist eine Aufgabe
der Potentialtheorie. Für die Berechnung der laminaren Grenzschicht wurden in
Kap. 8 Rechenverfahren bereitgestellt, vgl. auch Kap. 23. Der dritte Schritt, die
Stabilitätsrechnung, soll jetzt hier näher erläutert werden.
Aus der Theorie der laminaren Grenzschicht (Kap. 6) ist bekannt, daß bei der
Umströmung eines zylindrischen Körpers die Wandkrümmung im allgemeinen kei-
nen wesentlichen Einfluß auf die Ausbildung der Grenzschicht hat, nämlich solange
der Krümmungsradius der Wand sehr viel größer ist als die Grenzschichtdicke. Dies
läuft darauf hinaus, daß für die Ausbildung der Grenzschicht an solchen Körpern die
Wirkung der Zentrifugalkraft vernachlässigt werden kann und daß die Grenzschicht
sich also in gleicher Weise ausbildet wie an einer ebenen Wand unter der Wirkung
desjenigen Druckgradienten, wie er durch die reibungslose Umströmung des Körpers
gegeben ist. Das gleiche gilt für die Stabilitätsuntersuchung der laminaren Grenz-
schicht mit Druckgradient.
Während bei der längsangeströmten ebenen Platte die Außenströmung der Grenz-
schicht konstant ist, U∞ = konst, hat man jetzt eine mit der Lauflänge x längs der
Wand veränderliche Außenströmung Ue (x), die mit dem Druckgradienten längs der
Wand dp/dx durch die Bernoulli-Gleichung zusammenhängt:
dp dUe
= −Ue . (15.23)
dx dx
Trotz dieser Abhängigkeit der Außenströmung von x kann aber; wie ( 1942) nach-
gewiesen hat, die Stabilitätsuntersuchung der Laminarströmung mit Druckgradient
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 445

Bild 15.19. Oszillogramm der Ge-


schwindigkeitsschwankungen in einer
laminaren Grenzschicht mit Druck-
gradient, nach Messungen von
G.B. Schubauer; H.K. Skramstad
(1947).
Druckabfall wirkt dämpfend, Druck-
anstieg wirkt stark anfachend und
führt zum Übergang laminar–turbu-
lent,
Abstand der Meßstelle von der Wand:
0.5 mm,
Geschwindigkeit U∞ = 29 m/s,
q∞ =  U∞ 2 /2

in gleicher Weise wie bei der längsangeströmten ebenen Platte ausgeführt werden,
also mit einer nur von der Querkoordinate y abhängigen Grundströmung U (y). Der
Einfluß des Druckgradienten kommt bei der Stabilitätsuntersuchung lediglich in der
Form des Geschwindigkeitsprofiles U (y) zum Ausdruck. Schon in Abschnitt 15.2.3
wurde ausgeführt, daß die Stabilitätsgrenze eines Grenzschichtprofiles stark von der
Form des Geschwindigkeitsprofiles abhängig ist, und zwar in der Weise, daß Profile
mit Wendepunkt eine erheblich niedrigere Stabilitätsgrenze haben als solche ohne
Wendepunkt (Wendepunktkriterium). Da nun der Druckgradient die Krümmung des
Geschwindigkeitsprofiles maßgeblich beeinflußt nach der Gleichung, vgl. Gl. (7.2),
 
d 2U dp
µ = , (15.24)
dy 2 w dx

so ist die starke Abhängigkeit der Stabilitätsgrenze von der Form des Geschwin-
digkeitsprofiles gleichbedeutend mit einem großen Einfluß des Druckgradienten auf
die Stabilität: es gilt, daß laminare Grenzschichten im Bereich des Druckabfall es
(dp/dx < 0, dUe /dx > 0, beschleunigte Strömung) erheblich stabiler sind als
solche im Bereich des Druckanstieges (dp/dx > 0, dUe /dx < 0, verzögerte Strö-
mung).
Der von der Stabilitätstheorie vorausgesagte starke Einfluß des Druckgradienten
auf die Stabilität und auf die Anfachung kleiner Störungen konnte von G.B. Schu-
bauer; H.K. Skramstad (1947) sehr gut experimentell bestätigt werden. Bild 15.19
zeigt für die Grenzschicht an einer ebenen Wand mit Druckgradient ein Oszillo-
gramm der Geschwindigkeitsschwankungen. Aus der oberen Hälfte des Bildes ist
zu ersehen, daß ein Druckabfall von 10% des Staudruckes die Schwankungen völ-
lig zum Erlöschen bringt, während ein nachfolgender Druckanstieg von nur 5% des
Staudruckes die Schwankungen nicht nur stark anfacht, sondern auch sofort den
446 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.20. Kurven konstanter zeit-


licher Anfachung ci für die Grenz-
schicht zur verzögerten Außen-
strömung Ue (x) = ax m in ei-
nem großen Bereich von Reynolds-
Zahlen, nach H.J. Obremski et al.
(1969)
m = βK /(2 − βK ) = −0.048;
βK = −0.1

Übergang herbeiführt. (Man beachte den verkleinerten Maßstab der letzten beiden
Schriebe!)
Für die Stabilitätsuntersuchung der Grenzschicht mit Druckgradient ist es zweck-
mäßig, den Einfluß des Druckgradienten durch einen Formparameter. des Geschwin-
digkeitsprofiles zum Ausdruck zu bringen und dabei der Einfachheit halber eine
einparametrige Schar von laminaren Geschwindigkeitsprofilen zugrunde zu legen.
Ein Beispiel einer solchen einparametrigen Schar von Geschwindigkeitsprofilen, die
sogar exakte Lösungen der Grenzschichtdifferentialgleichungen darstellen, sind die
von Hartree für die Keilströmung

Ue (x) = a · x m , (15.25)

berechneten Geschwindigkeitsprofile nach Bild 7.3. Dabei ist m der Formparameter


der Geschwindigkeitsprofile, und βK = 2m/(m + 1) ist der Keilwinkel. Für m < 0
(Druckanstieg) haben die Geschwindigkeitsprofile einen Wendepunkt, für m > 0
(Druckabfall) jedoch nicht. Für eine Reihe von Geschwindigkeitsprofilen dieser ein-
parametrigen Schar hat J. Pretsch (1941b, 1942) bereits im Jahre 1941 die Stabi-
litätsrechnung ausgeführt. Diese Rechnungen sind von H.J. Obremski et al. (1969)
wesentlich erweitert worden. Dabei wurde nicht nur die Indifferenz-Reynolds-Zahl
(neutrale Störungen), sondern auch die Anfachung der instabilen Störungen ermit-
telt. Hiernach ergibt sich eine starke Abhängigkeit der Indifferenz-Reynolds-Zahl
von dem Formparameter m. In Bild 15.20 ist ein Ergebnis dieser Untersuchungen
dargestellt, und zwar die Kurven konstanter Anfachung für die Grenzschichtprofile
zur Außenströmung nach Gl. (15.25) mit m = −0.048; dem entspricht der Formpa-
rameter βK = −0.1; vgl. auch A.R. Wazzan (1975).
In erster Näherung lassen sich die Geschwindigkeitsprofile in laminaren Grenz-
schichten durch folgende Polynome vierter Ordnung beschreiben;
U (y)  y
= 2η − 2η3 + η4 + η(1 − η)3 mit η= , (15.26)
Ue 6 δ
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 447

Bild 15.21. Indifferenzkurven


für laminare Grenzschichtpro-
file mit Druckabfall )( > 0)
und Druckanstieg ( < 0).
 = (δ 2 /ν)(dUe /dx):
Formparameter des Geschwindig-
keitsprofiles

wobei für den dimensionslosen Formparameter  aufgrund der Wandbindung (7.2)


gilt
δ 2 dUe
= . (15.27)
ν dx
Der Formparameter Ahat Werte zwischen  = +12 und  = −12, wobei der
letztgenannte Wert dem Ablösungspunkt entspricht. Im vorderen Staupunkt ist  =
7.05 und im Druckminimum  = 0. Es bedeutet  > 0 Druckabfall und  < 0
Druckanstieg. Die Geschwindigkeitsprofile für  < 0 besitzen einen Wendepunkt.
Für diese Schar der Geschwindigkeitsprofile ist die Stabilitätsrechnung von
H. Schlichting; A. Ulrich (1940) ausgeführt worden. In Bild 15.21 sind die In-
differenzkurven angegeben. Für die Geschwindigkeitsprofile im Druckabfallgebiet
( > 0) gehen für Re → ∞ beide Zweige der Indifferenzkurve gegen Null (wie bei
der Plattengrenzschicht,  = 0). Für die Geschwindigkeitsprofile mit Druckanstieg
( < 0) dagegen hat der obere Zweig der Indifferenzkurve eine von Null verschie-
dene Asymptote, so daß auch für Re → ∞ ein endlicher Wellenlängenbereich von
angefachten Störungen vorhanden ist. Die Geschwindigkeitsprofile im Druckabfall-
gebiet ( > 0) und auch das Profil bei Gleichdruck ( = 0) sind vom Typus der
“viskosen“ Instabilität (Kurve b in Bild 15.9), während die Geschwindigkeitspro-
file im Druckanstiegsgebiet ( < 0) vom Typus der “reibungslosen“ Instabilität
sind (Kurve a in Bild 15.9). Man erkennt aus Bild 15.21, daß für Grenzschichten
im Druckanstiegsgebiet der von der Indifferenzkurve umschlossene instabile Bereich
von Störungswellenlängen sehr viel größer ist als im Druckabfallgebiet. In Bild 15.22
ist die aus Bild 15.21 sich ergebende Indifferenz-Reynolds-Zahl inAbhängigkeit vom
448 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.22. Indifferenz-Reynolds-Zahl der


Grenzschichtprofile mit Druckabfall und
Druckanstieg in Abhängigkeit vom Formpara-
meter , siehe auch Bild 5.21

Formparameter  aufgetragen1 . Sie ändert sich mit dem Formparameter  und damit
mit dem Druckgradienten sehr stark. In Bild 15.20 sind darüber hinaus für ein Ge-
schwindigkeitsprofil mit geringem Druckanstieg, βK = −0.1, die Kurven konstanter
Anfachung ci /Ue = konst angegeben. Durch Vergleich mit Bild 15.12 erkennt man,
daß durch den schwachen Druckanstieg die Anfachung beträchtlich erhöht wird.

Berechnung der Lage des Indifferenzpunktes für einen vorgegebenen Kör-


per. Mit den Ergebnissen von Bild 15.21 und 15.22 läßt sich nun die Berechnung der
Lage des Indifferenzpunktes für einen vorgelegten Körper (ebene Strömung) recht
einfach ausführen. Dabei braucht die Stabilitätsrechnung nicht für jeden Einzelfall
wiederholt zu werden, sondern sie ist durch das Bild 15.21 ein für allemal erledigt.
Mit der als bekannt angesehenen potentialtheoretischen Geschwindigkeitsvertei-
lung Ue (x)/U∞ wird zunächst die laminare Grenzschicht nach dem Näherungsver-
fahren von Kap. 8 ermittelt. Diese Grenzschichtrechnung liefert auch den Form-
parameter  nach Gl. (15.27) und die Verdrängungsdicke δ1 in Abhängigkeit von
der vom vorderen Staupunkt aus gemessenen Bogenlänge x. Verfolgt man bei einer
festgehaltenen Reynolds-Zahl des Körpers U∞ l/ν (l = Körperlänge) die laminare
Grenzschicht auf ihrem Wege vom vorderen Staupunkt stromabwärts, so ist kurz hin-
ter dem Staupunkt wegen des starken Druckabfalles die Stabilitätsgrenze (Ue δ1 /ν)ind
hoch, aber die Grenzschichtdicke klein. Infolgedessen ist die örtliche Reynolds-Zahl

1 Für  = 0 ist hier Re


1 ind = 645. während in Bild 15.11 der Wert 520 angegeben wurde.
Dies liegt daran, daß in Bild 15.21 für die Plattengrenzschicht mit einer Näherungsfunktion
gerechnet wurde, während dem Bild 15.11 die exakte Lösung von H. Blasius zugrunde liegt.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 449

Bild 15.23. Ermittlung der Lage


des Indifferenzpunktes in Abhän-
gigkeit von der Reynolds-Zahl
Re für einen elliptischen Zylinder
vom Achsenverhältnis a/b = 4,
l  = halber Umfang, l = 2a,
Re = U∞ l/ν, A: Ablösung

Ue δ1 /ν kleiner als die örtliche Reynolds-Zahl (Ue δ1 /ν)ind . Die Grenzschicht ist hier
also stabil. Weiter stromabwärts wird der Druckabfall schwächer, und hinter dem
Geschwindigkeitsmaximum folgt Druckanstieg. Infolgedessen nimmt die örtliche
Stabilitätsgrenze (Ue δ1 /ν)ind stromabwärts ab, während die Grenzschichtdicke und
damit auch die örtliche Reynolds-Zahl Ue δ1 /ν zunimmt. An einer bestimmten Stelle
wird
 
Ue δ1 Ue δ1
= (Indifferenzpunkt). (15.28)
ν ν ind

Von hier an stromabwärts wird die Grenzschicht instabil. Der nach Gl. (15,28) be-
stimmte Punkt möge deshalb als Indifferenzpunkt bezeichnet werden. Seine Lage
hängt naturgemäß noch von der Reynolds-Zahl der Körperumströmung U∞ l/ν ab,
da die örtliche Grenzschichtdicke von ihr beeinflußt wird.
Die soeben erläuterte Ermittlung des Indifferenzpunktes in Abhängigkeit von der
Reynolds-Zahl läßt sich bequem mit Hilfe des in Bild 15.23 dargestellten Diagram-
mes ausführen. Dieses bezieht sich auf das Beispiel eines elliptischen Zylinders vom
Achsenverhältnis a/b = 4, der parallel zur großen Achse angeströmt wird. Aus dem
Verlauf des Formparameters  über x erhält man mit Hilfe von Bild 15.22 den Verlauf
der örtlichen Indifferenz-Reynolds-Zahl Re1 ind = (Ue δ1 /ν)ind , die als Stabilitäts-
grenze in Bild 15.23 eingetragen ist. Die Berechnung der laminaren √ Grenzschicht
hat den Verlauf der dimensionslosen Verdrängungsdicke (δ1 / l) · U∞ l/ν ergeben.
Hieraus läßt sich bei einer festgehaltenen Reynolds-Zahl des Körpers U∞ l/ν die mit
450 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.24. Symmetrisches Joukowsky-Profil bei verschiedenen Auftriebsbeiwerten


Druckverteilung
----- Lage des Indifferenzpunktes
-·-·-· Lage des laminaren Ablösungspunktes A

der Verdrängungsdicke gebildete örtliche Reynolds-Zahl Ue δ1 /ν ermitteln durch


(  )
Ue δ1 δ1 U∞ l U∞ l U e
= .
ν l ν ν U∞

Die Kurven Ue δ1 /ν in Abhängigkeit von der Bogenlänge x/ l  sind für verschiedene


Werte der Reynolds-Zahl U∞ l/ν ebenfalls in Bild 15.23 eingetragen. Die Schnitt-
punkte dieser letzteren Kurven mit der Stabilitätsgrenze ergeben die Lage des Indif-
ferenzpunktes (x/ l)ind für die betreffende Reynolds-Zahl1 .
In gleicher Weise läßt sich die Lage des Indifferenzpunktes auch für ein Tragflü-
gelprofil ermitteln, wobei außer der Änderung mit der Reynolds-Zahl insbesondere
die Abhängigkeit vom Anstellwinkel wichtig ist. In Bild 15.24 ist das Ergebnis für
ein symmetrisches Joukowsky-Profil für verschiedene Anstellwinkel bzw. Auftriebs-
beiwerte dargestellt. Mit wachsendem Anstellwinkel prägt sieh auf der Saugseite das
1 Wählt man in Bild l5.23 für die Ordinate einen logarithmischen Maßstab, so gehen die
(Ue δ1 /ν)-Kurven für verschiedene U∞ l/ν durch Verschiebung parallel zur Ordinatenachse
ineinander über, was für die zeichnerische Ermittlung besonders bequem ist.
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 451

Bild 15.25. Lage des Indifferenzpunktes und des Punktes abgeschlossener Transition in Ab-
hängigkeit vom Auftriebsbeiwert und der Reynolds-Zahl
theoretischer Indifferenzpunkt, Profil J 0015
----- gemessener Punkt abgeschlossener Transition, Profil NACA 0018
S: Staupunkt
M: Druckminimum
A: laminarer Ablösungspunkt

Druckminimum immer stärker aus und wandert dabei nach vorn, während es auf der
Druckseite sich mehr und mehr abflacht und nach hinten wandert. Dieses hat zur
Folge, daß auch der Indifferenzpunkt mit wachsendem Anstellwinkel auf der Saug-
seite nach vorn und auf der Druckseite nach hinten wandert. Dabei liegen infolge des
steilen Druckminimums auf der Saugseite die Indifferenzpunkte für alle Reynolds-
Zahlen nahe am Druckminimum zusammen, während sie auf der Druckseite, wo
das Druckminimum flach ist, weiter auseinander liegen. Man erkennt aus Bild 15.24
deutlich die beherrschende Rolle der Druckverteilung für die Lage des Indifferenz-
punktes. Auch bei sehr großen Reynolds-Zahlen rückt der Indifferenzpunkt (und
damit auch der Übergangsbereich) kaum vor das Druckminimum, während hinter
dem Druckminimum meist sofort Instabilität und damit auch der Übergang eintritt.
In Bild 15.25 ist die experimentell ermittelte Lage des Ortes abgeschlossener
Transition für ein NACA-Profil eingetragen, das nahezu die gleiche Druckverteilung
besitzt wie das Joukowsky-Profil. Man sieht, daß erstens bei allen Reynolds-Zahlen
und Auftriebsbeiwerten der Übergang hinter dem Indifferenzpunkt, aber vor dem
laminaren Ablösungspunkt liegt, entsprechend der theoretischen Erwartung, und daß
zweitens der Gang des Ortes abgeschlossener Transition mit der Reynolds-Zahl und
dem Auftriebsbeiwert ebenso verläuft wie beim Indifferenzpunkt. Ergebnisse von
weiteren systematischen Berechnungen des Indifferenzpunktes für Tragflügelprofile
verschiedener Dicke und Wölbung findet man in einem Bericht von K. Bussmann;
A. Ulrich (1943).
Für rohe Überschlagsrechnungen kann man hieraus die Regel entnehmen, daß für
Reynolds-Zahlen zwischen 106 und 107 der Ort abgeschlossener Transition ungefähr
mit der Stelle des Druckminimums zusammenfällt. Aber bei sehr großen Reynolds-
452 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Zahlen kann der Ort abgeschlossener Transition doch u. U. etwas vor dieser Stelle und
bei kleinen Reynolds-Zahlen erheblich dahinter liegen, besonders wenn der Druckab-
fall bzw. Druckanstieg nur schwach ist. Andererseits liegt bei allen Reynolds-Zahlen
der Ort abgeschlossener Transition vor dem laminaren Ablösungspunkt. Damit er-
gibt sieh, ausgenommen die ganz großen Reynolds-Zahlen, für die Lage des Ortes
abgeschlossener Transition die Eingrenzung, daß er hinter dem Druckminimum und
vor dem laminaren Ablösungspunkt liegt.
Um wie viel der Ort abgeschlossener Transition hinter dem Indifferenzpunkt liegt,
hängt von dem Turbulenzgrad der Außenströmung und der Größe der Anfachung
der instabilen Störungen ab, die ihrerseits wieder vom Druckgradienten maßgeblich
beeinflußt werden. Eine bemerkenswert einfache Beziehung zwischen der Größe
der Anfachung und dem Abstand des theoretisch ermittelten Indifferenzpunktes von
dem experimentell ermittelten Ort abgeschlossener Transition ist rein empirisch von
R. Michel (1951) gefunden worden (vgl. den Schluß dieses Kapitels). Diese konnte
von A.M.O. Smith (1957) auf Grund der Stabilitätstheorie bestätigt werden. Jede
instabile Störung, die in der Grenzschicht stromabwärts wandert, erfährt nach Eintritt
in den Instabilitätsbereich von Bild 15.21 eine Anfachung, die proportional zu eβi ·t
ist oder, wenn βi noch zeitabhängig ist, proportional zu


βi dt
e , (15.29)

wobei das Integral über diejenigen instabilen Störungen zu nehmen ist, welche die
Strömung nach dem Eintritt in den Instabilitätsbereich durchläuft. A.M.O. Smith
(1957) hat für eine große Zahl von Tragflügelprofilen und Rotationskörpern, für
welche Transitionsmessungen vorliegen, den Anfachungsfaktor nach Gl. (15.29) für
die Laufstrecke vom theoretischen Indifferenzpunkt bis zum experimentellen Ort
abgeschlossener Transition ermittelt. Das Ergebnis ist in Bild 15.26 dargestellt. Die
Auswertung der sehr verschiedenartigen Messungen, die sich sämtlich auf einen
sehr geringen Turbulenzgrad der Außenströmung und auf sehr glatte Wand beziehen,
ergibt, daß der Anfachungsfaktor der instabilen Störungen auf der Laufstrecke durch
das gesamte Transitionsgebiet den Wert


e βi dt
= e9 = 8103 (15.30)

erreicht. Dieser Befund ist auch durch J.L. Van Ingen (1956) bestätigt worden; vgl.
auch eine Arbeit von R. Michel (1952). Später konnte dieser Befund durch die Aus-
wertung einer noch größeren Anzahl von Messungen erneut bestätigt werden, wobei
der Anfachungsfaktor etwa e10 = 22026 war, vgl. N.A. Jaffe et al. (1970).
Die Länge des Transitionsgebietes kann auch für Grenzschichten mit Druckg-
radient durch die Differenz der mit der Impulsverlustdicke gebildeten Reynolds-
Zahlen am Ort abgeschlossener Transition bzw. im Indifferenzpunkt, also durch
(U δ2 /ν)krit − (U δ2 /ν)ind , charakterisiert werden. In Bild 15.27 ist nach P.S. Gran-
ville (1953) diese Größe in Abhängigkeit von dem mittleren Pohlhausen-Parameter
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 453


Bild 15.26. Ermittlung des Anfachungsfaktors exp( βi dt) instabiler Störungen auf dem
Wege vorn theoretischen Indifferenzpunkt bis zum Punkt abgeschlossener Transition, nach
A.M.O. Smith (1957)

κ dargestellt. Dabei ist


xkrit
1 δ22
κ= dUe x dx. (15.31)
xkrit − xind ν
xind

Die herangezogenen Messungen beziehen sich sämtlich auf sehr geringe Turbulenzg-
rade (Flugmessungen und Messungen in turbulenzarmen Windkanälen). Bild 15.27
zeigt, daß sich die Ergebnisse verschiedener Experimentatoren in befriedigender
Weise auf einer Kurve anordnen. Dabei ist für Druckabfall (κ > 0) die Differenz
(Ue δ2 /ν)krit −(Ue δ2 /ν)ind erheblich größer als für Druckanstieg (κ < 0). Für Gleich-
druck (κ = 0) beträgt der Wert von Re2 krit − Re2 ind etwa 800, und er stimmt gut mit
demjenigen für die Plattengrenzschicht bei sehr geringem Turbulenzgrad überein.
Man vergleiche hierzu auch E.R. Van Driest; C.B. Blumer (1963).

Laminarprofile. Die Stabilitätsrechnungen nach Bild 15.27 zeigen in sehr ein-


drucksvoller Weise den überragenden Einfluß des Druckgradienten auf die Stabilität
und den laminar–turbulenten Übergang in völliger Übereinstimmung mit Messun-
gen. Auf diese Tatsache gründet sich die Konstruktion der Laminarprofile. Bei diesen
wird eine möglichst große laminare Laufstrecke der Grenzschicht und damit geringer
Profilwiderstand durch eine Kontur mit großer Rücklage der größten Dicke erreicht,
da hierbei dann das Druckminimum ebenfalls weit hinten liegt. Allerdings kann
diese große Rücklage des Druckminimums immer nur für einen gewissen kleinen
Anstellwinkelbereich erreicht werden.
454 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.27. Messungen des Ortes abgeschlossener Transition in Grenzschichten mit Druckg-
radient, nach P.S. Granville (1953). Differenz der Reynolds-Zahlen des Ortes abgeschlossener
Transition Re2 krit = (Ue δ2 /ν)krit und des Indifferenzpunktes Re2 ind = (Ue δ2 /ν)ind in Ab-
hängigkeit vom mittleren Druckgradienten κ nach Gl. (15.31)
κ > 0 beschleunigte Strömung, κ < 0 verzögerte Strömung
 Ebene Platte, nach G.B. Schubauer; H.K. Skramstad (1943)
⊗ Profil NACA 0012, nach A.E. von Doenhoff (1940)
• Saugseite Profil NACA 65(215) − 114, nach A.L. Braslow; F. Visconti (1948)
⊕ Druckseite Profil NACA 65(215) − 114, nach A.L. Braslow; F. Visconti (1948)
2 Profil 8% dick, nach B.M. Jones (1938)
 Laminarprofil 14.7% dick, nach J.A. Zalovcik; R.B. Skoog (1945)
Die Kreissymbole bezeichnen Messungen in turbulenzarmen Windkanälen, die an-
deren Symbole Flugmessungen

Messungen an Laminarprofilen sind während des Zweiten Weltkrieges besonders


in USA, vgl. J.H. Abbott et al. (1945), in sehr großem Umfang ausgeführt worden,
nachdem H. Doetsch (1940) die ersten Meßergebnisse schon 1939 veröffentlicht
hatte und schon vorher B.M. Jones (1938) in Flugmessungen auffällig große la-
minare Laufstrecken festgestellt hatte. Laminarprofile finden heute eine bedeutende
Anwendung im Segelflugzeugbau. Grundlegende Untersuchungen von Segelflugpro-
filen sind von R. Eppler (1969) und F.X. Wortmann durchgeführt worden; letztere
wurden als FX-Profile in D. Althaus (1981) zusammenfassend dargestellt. Eine Zu-
sammenstellung von Widerstandsbeiwerten von Laminarprofilen zeigt Bild 15.28.
Die Widerstandsersparnisse durch den “Laminareffekt“ betragen im Reynolds-Zahl-
Bereich Re = 2 · 106 bis 3 · 107 etwa 30 bis 50% des Widerstandes normaler Profile.
Für sehr große Reynolds-Zahlen, etwa Re > 5 · 107 , geht der Laminareffekt je-
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 455

Bild 15.28. Widerstandsbeiwerte von Laminarprofilen und “normalen“ Profilen nach


H. Schlichting (1982), S. 511
(I), (II), (III): Widerstandsbeiwerte der ebenen Platte
(I): laminar, (II): vollturbulent, (III): Übergang laminar–turbulent

doch wieder verloren, da hier der Übergang am Profil plötzlich nach vorn rückt, was
allerdings durch die Stabilitätstheorie erklärt werden kann.
Neuere Untersuchungen u.a. von W. Pfenninger (1965) sowie H. Körner (1990),
G. Redeker et al. (1988, 1990), K.H. Horstmann et al. (1990) haben gezeigt, daß
ein transsonischer Laminarflügel für Verkehrsflugzeuge unter bestimmten Voraus-
setzungen realisierbar ist. Die starken Querdruckgradienten im Vorderkantenbereich
eines gepfeilten transsonischen Tragflügels führen zu stark verwundenen Geschwin-
digkeitsprofilen in der Grenzschicht (siehe Bild 15.50). Dabei kann bei Überschreiten
eines kritischen Pfeilwinkels die Komponente des Geschwindigkeitsprofils normal
zur Hauptströmungsrichtung instabil werden und zu sogenannten Querströmungs-
instabilitäten führen (siehe Abschnitt 15.3.5). Diese setzen im vorderen Bereich des
Flügels ein und verursachen bei stark gepfeilten Tragflügeln den laminar–turbulenten
Übergang.

Empirische Methode. Aus zahlreichen Messungen an Tragflügelprofilen wurde festgestellt,


daß am Ort abgeschlossener Transition (Koordinate xkrit ) zwischen den Größen Re2 =
Ue δ2 /ν und Rex = Ue x/ν ein fester Zusammenhang besteht. Nach R. Michel (siehe T. Ce-
beci; P. Bradshaw (1984), S. 189) lautet er:
 
22 400
(Re2 )krit = 1.174 1 + Rex0.46
krit .
Rex krit
Wird bei der Berechnung einer laminaren Grenzschicht gleichzeitig abgefragt, oh dieser Zu-
sammenhang erfüllt ist, kann die Lage xkrit des Übergangspunktes ermittelt werden. Als Krite-
rium findet man auch die einfachere Beziehung Re2 krit = 1.535 Rex0.444
krit . Beide Beziehungen
456 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

gelten für geringen Turbulenzgrad der Außenströmung (Freiflugbedingungen). Für die ebene
Platte (Ue = konst) ergibt sich Rex krit = 2 · 106 bzw. Rex krit = 3 · 106 .
Zum laminar–turbulenten Übergang einer abgelösten laminaren Grenzschicht (z.B. bei
einer Ablöseblase) sei auf C. Gleyzes et al. (1984) hingewiesen.

15.2.4c Einfluß der Absaugung

Bereits in Kap. 11 wurde darauf hingewiesen, daß die Absaugung der laminaren
Reibungsschicht ein recht wirksames Mittel ist, um den Reibungswiderstand zu ver-
mindern. Die Wirkung der Absaugung ist in ähnlicher Weise stabilisierend wie der im
vorigen Abschnitt besprochene Einfluß des Druckabfalles, und die Widerstandsver-
minderung wird dabei durch eine Vermeidung des laminar–turbulenten Übergangs
erreicht. Im einzelnen ist die Wirkung der Absaugung dabei eine zweifache. Erstens
wird durch die Absaugung die Dicke der Grenzschicht verringert, und die dünnere
Grenzschicht hat weniger Neigung, in die turbulente Strömungsform überzugehen
als die dicke. Zweitens aber wird durch die Absaugung auch ein laminares Geschwin-
digkeitsprofil erzeugt, welches eine höhere Stabilitätsgrenze (Indifferenz-Reynolds-
Zahl) besitzt als das Grenzschichtprofil ohne Absaugung.
Der theoretischen Behandlung ist der Fall der kontinuierlichen Absaugung zu-
gänglich. Eine Reihe von Lösungen für diesen Fall wurde in Kap. 11 angegeben.
Eine wichtige Frage im Zusammenhang mit der Laminarhaltung durch Absaugung
ist die nach der erforderlichen Absaugemenge. Durch Steigerung der Absaugemenge
kann die Grenzschichtdicke beliebig verkleinert werden und damit die Reynolds-
Zahl Re1 = Ue δ1 /ν unterhalb der Stabilitätsgrenze gehalten werden. Eine große
Absaugemenge ist aber unwirtschaftlich, da dann ein wesentlicher Teil der durch die
Widerstandsersparnis erreichten Leistungsersparnis für die Absaugeleistung wieder
verbraucht wird. Wichtig ist somit vor allem die Frage nach der Mindestabsauge-
menge, die für die Laminarhaltung erforderlich ist. Diese Mindestabsaugemenge gibt
aber auch gleichzeitig die größte Widerstandsersparnis, die durch Absaugung erreicht
werden kann; denn jede größere Absaugemenge gibt eine dünnere Grenzschicht und
damit eine größere Wandschubspannung.
Eine besonders einfache Lösung der Grenzschichtgleichungen mit Absaugung
ergab sich, wie in Kap. 11 gezeigt wurde, für die längsangeströmte Platte mit ho-
mogener Absaugung mit der Absaugegeschwindigkeit −vw 1 . Für diesen Fall ist in
einiger Entfernung von der Plattenvorderkante die Geschwindigkeitsverteilung in der
Grenzschicht und somit auch die Grenzschichtdicke unabhängig von der Lauflänge.
Die Verdrängungsdicke dieses asymptotischen Absaugeprofiles hat nach G1. (11.21)
den Wert ν
δ1 = . (15.32)
−vw
Um nun auch für die Grenzschicht mit Absaugung den Übergang theoretisch zu
untersuchen, wurde zunächst für dieses Profil, dessen Geschwindigkeitsverteilung
gegeben ist durch die Gleichung

1 Es bedeutet v < 0 Absaugung, v > 0 Ausblasen.


w w
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 457

Bild 15.29. für die Grenzschichtprofile an der längsangeströmten ebenen Platte mit homogener
Absaugung, nach K. Bussmann; H. Münz (1942).
Dimensionslose Lauflänge ξ = (−vw /U∞ )2 (U∞ x/ν) = cQ 2 Re
x
(A): asymptotisches Absaugeprofil
(B): Profil ohne Absaugung (Blasius-Profil)

 vw y

u(y) = U∞ 1 − e ν ,

von K. Bussmann; H. Münz (1942) eine Stabilitätsrechnung durchgeführt. Diese


liefert als Indifferenz-Reynolds-Zahl den sehr hohen Wert
 
U∞ δ 1
= 70 000. (15.33)
ν ind

Die Indifferenz-Reynolds-Zahl des asymptotischen Absaugeprofiles ist also rund


hundertmal größer als diejenige der Plattengrenzschicht ohne Druckgradient und
ohne Absaugung. Hiernach ist also die stabilisierende Wirkung der Absaugung sehr
beträchtlich. Es ist somit gezeigt, daß nicht nur die Verminderung der Grenzschicht-
dicke die Laminarhaltung bei Absaugung bewirkt, sondern besonders auch die Her-
aufsetzung der Stabilitätsgrenze für das Geschwindigkeitsprofil mit Absaugung. Die
Indifferenzkurve für das asymptotische Absaugeprofil ist in Bild 15.29 angegeben
(ξ = 0). Man erkennt, daß nicht nur die Stabilitätsgrenze gegenüber dem Fall ohne
Absaugung beträchtlich erhöht ist, sondern daß auch der von der Indifferenzkurve
umschlossene Bereich der instabilen Störungswellenlängen gegenüber der Grenz-
schicht ohne Absaugung sehr stark zusammengeschrumpft ist.
Das hiermit erhaltene Ergebnis kann benutzt werden, um die oben gestellte wich-
tige Frage nach der zur Laminarhaltung erforderlichen Absaugemenge zu beant-
worten. Unter der vereinfachenden Annahme, daß an der mit homogener Absaugung
versehenen Platte das asymptotische Absaugeprofil schon von der Plattenvorderkante
an vorhanden ist, ergibt sich eine längs der ganzen Plattenlänge stabile Grenzschicht,
falls die mit der Verdrängungsdicke gebildete Reynolds-Zahl überall unterhalb der
458 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.30. Indifferenz-Reynolds-Zahl


von laminaren Grenzschichten mit Ab-
saugung und mit Druckgradient in Ab-
hängigkeit vom Formparameter H12 =
δ1 /δ2

durch Gl. (15.33) gegebenen Stabilitätsgrenze bleibt, somit


 
U∞ δ1 U ∞ δ1
stabil : < = 70 000,
ν ν ind

und wenn man für δ1 den Wert des asymptotischen Profiles nach Gl. (15.32) einsetzt,
(−vw ) 1
stabil : = cQ > . (15.34)
U∞ 70 000
Hiernach wäre also Stabilität vorhanden, falls der Mengenbeiwert der Absaugung
cQ größer ist als der sehr kleine Wert von 1/70 000 = 1.4 · 10−5 .
Hierzu ist jedoch zu sagen, daß aus einer genaueren Rechnung sich voraussichtlich
für die Laminarhaltung ein größerer Mengenbeiwert als dieser ergeben wird. Dies
rührt daher, daß das asymptotische Absaugeprofil, das hier zugrundegelegt wurde,
erst in einem gewissen Abstand von der Plattenvorderkante erreicht wird. Weiter
vorn sind andere Geschwindigkeitsprofile vorhanden, und zwar geht das Geschwin-
digkeitsprofil von dem nahe an der Vorderkante vorhandenen Blasius-Profil ohne
Absaugung allmählich in das asymptotische Absaugeprofil über. Die Geschwindig-
keitsprofile des „Anlaufes„ haben eine niedrigere Stabilitätsgrenze als das asympto-
tische Absaugeprofil, und daraus folgt dann auch für die Laminarhaltung über den
ganzen Anlaufbereich eine größere Absaugemenge als nach Gl. (15.34). Die von der
Theorie vorausgesagten beträchtlichen Widerstandsersparnisse bei Laminarhaltung
durch Absaugung sind durch Messungen im Windkanal und durch Flugversuche
im wesentlichen bestätigt worden, vgl. M.R. Head (1955), B.M. Jones; M.R. Head
(1951) und J.M. Kay (1948).
Der Einfluß der Absaugung auf die Stabilitätsgrenze läßt sich zusammen
mit demjenigen des Druckgradienten darstellen, wenn man nach Bild 15.30 die
Indifferenz-Reynolds-Zahl in Abhängigkeit von dem Formparameter H12 = δ1 /δ2
des Geschwindigkeitsprofiles angibt. Die Indifferenz-Reynolds-Zahlen für die
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 459

Grenzschichtprofile der längsangeströmten ebenen Platte mit homogener Absau-√


gung (Iglisch-Profile), diejenigen für die Platte mit der Absaugung vw ∼ 1/ x
(Bussmann-Profile) sowie auch diejenigen ohne Absaugung, aber mit Druckgradient
(Hartree-Profile) fallen gut in einen Kurvenzug zusammen. Für das asymptotische
Absaugeprofil ist H12 = 2 und für die Platte ohne Absaugung H12 = 2.59.
Den stabilisierenden Einfluß der Absaugung auf das Amplitudenwachstum
der Tollmien-Schlichting-Wellen unter verschiedenen Absaugebedingungen haben
G.A. Reynolds; W.S. Saric (1986) und W.S. Saric; H.L. Reed (1986) experimentell
untersucht.

15.2.4d Einfluß des Wärmeüberganges


Wie die nachstehend erörterten theoretischen und experimentellen Ergebnisse zei-
gen, wirkt bei Gasströmungen ein Wärmeübergang von der Grenzschicht in die Wand
(Kühlung) stabilisierend, d.h. ergibt eine Erhöhung der Indifferenz-Reynolds-Zahl,
während eine Wärmezufuhr von der Wand in die Grenzschicht (Heizung) instabili-
sierend wirkt und somit eine Erniedrigung der Indifferenz-Reynolds-Zahl ergibt.
Die wesentlichen Züge des Einflusses des Wärmeüberganges von der Wand in
das strömende Medium auf die Stabilität der laminaren Grenzschicht lassen sich
bereits für den Fall der inkompressiblen Strömung erkennen. Schon sehr frühzei-
tig sind von W. Linke (1942) einige experimentelle Untersuchungen über den Ein-
fluß des Wärmeüberganges auf den Übergang laminar-turbulent ausgeführt worden.
Aus Messungen des Reibungswiderstandes an einer vertikal stehenden und horizon-
tal angeströmten heißen ebenen Platte ergab sich im Bereich der Reynolds-Zahlen
ReL = 105 bis 106 infolge der Erwärmung eine beträchtliche Zunahme des Rei-
bungswiderstandes. Hieraus wurde von W. Linke mit Recht geschlossen, daß die
Erwärmung der Platte die kritische Reynolds-Zahl herabsetzt und infolgedessen in
dem angegebenen Bereich von Reynolds-Zahlen, der ja den Übergangsbereich von
laminar zu turbulent darstellt, eine merkliche Zunahme des Reibungswiderstandes
zur Folge hat.
Mit Hilfe des Wendepunktkriteriums, das im Abschnitt 15.2.3 besprochen wurde,
läßt sich einsehen, daß bei inkompressibler Strömung und Tw  = T∞ der Wärmeü-
bergang an der Wand die Stabilitätsgrenze erniedrigt oder erhöht. Der stabilisie-
rende bzw. instabilisierende Einfluß des Wärmeübergangs an der Wand rührt im
wesentlichen von der Abhängigkeit der Viskosität µ von der Temperatur T her. Un-
ter Berücksichtigung der Temperaturabhängigkeit der Viskosität ergibt sich bei der
längsangeströmten ebenen Platte für die Krümmung des Geschwindigkeitsprofils an
der Wand, vgl. Gl. (10.5),
 2     
d U 1 dµ dU
= − . (15.35)
dy 2 w µw dy w dy w
Ist nun die Wand wärmer als das Gas außerhalb der Grenzschicht, Tw > T∞ , so ist
der Temperaturgradient an der Wand negativ, (∂T /∂y)w < 0, und weil die Visko-
sität mit wachsender Temperatur bei Gasen wächst, ist auch dµ/dy < 0. Da der
Geschwindigkeitsgradient an der Wand positiv ist, folgt hiermit aus Gl. (15.35):
460 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)
 
d 2U
Tw > T∞ : > 0. (15.36)
dy 2 w

Bei heißer Wand ist also die Krümmung des Geschwindigkeitsprofils an der Wand
positiv. Weiter folgt dann sofort, daß für die heiße Wand innerhalb der Grenz-
schicht eine Stelle mit verschwindender Krümmung (Wendepunkt) vorhanden ist, wo
d 2 U/dy 2 = 0 ist, denn die Krümmung ist bei y → ∞ zwar verschwindend klein,
aber negativ. Bei Wärmeübergang von der Wand auf die Strömung ist die Grenz-
schicht damit nach dem Wendepunktkriterium instabil. Die Wärmezufuhr von der
Wand in das vorbeiströmende Gas wirkt also für die Grenzschicht in gleicher Weise
instabilisierend wie ein Druckanstieg in Strömungsrichtung, während der Wärmeent-
zug aus der Grenzschicht stabilisierend wirkt wie ein Druckabfall (vgl. Bild 7.1).
Eine numerische Berechnung von T. Cebeci; A.M.O. Smith (1968) für Luft be-
stätigt die Abnahme der Indifferenz-Reynolds-Zahl für das Einsetzen der Instabilität
bei einer heißen Platte, und eine ähnliche Abnahme der Übergangs-Reynolds-Zahl
wurde bei den Versuchen von H.W. Liepmann; G.H. Fila (1947) an einer vertikal
stehenden längsangeströmten ebenen Platte beobachtet.
Da die Viskosität von Flüssigkeiten abnimmt, wenn die Temperatur erhöht wird,
sollten die Wirkungen von Heizen und Kühlen gemäß Gl. (15.35) umgekehrt wer-
den. Eine Untersuchung von A.R. Wazzan et al. ( 1968, 1970a, 1970b) mit Wasser
bestätigte diese Erwartung. Die Indifferenz-Reynolds-Zahl für das Einsetzen von
Instabilität ist in Bild 15.31 für Wände mit verschiedenen Temperaturen zusammen
mit der maximalen Anfachungsgröße √ (βi δ1 /U∞ )max und dem Verhältnis der dimen-
sionslosen Verdrängungsdicke δ1 / U∞ /xν∞ zum Wert von 1,721 der ungeheizten
Wand dargestellt.
Es besteht eine starke stabilisierende Wirkung, wenn die Wandtemperatur von
ihrem anfänglichen Wert von 15.6◦ C bis auf 60◦ C erhöht wird, aber weiteres Hei-
zen wirkt dann destabilisierend. Obgleich die dimensionslose Anfachungsgröße für
Tw > 60◦ C konstant ist, wächst der dimensionsbehaftete Wert (βi )max umgekehrt
proportional zu δ1 . Die Ergebnisse für eine kühle Wand zeigen die bei Flüssigkeiten
erwartete destabilisierende Wirkung. Bei der Theorie von A.R. Wazzan kommt der
Einfluß des Wärmeübergangs, anders als beim gemittelten Geschwindigkeitsprofil,
nur über die Temperaturabhängigkeit der Viskosität zur Wirkung. Eine vollständige
Theorie von R.L. Lowell; E. Reshotko (1974) berücksichtigte die Temperatur- und
Dichteschwankungen, führte aber zu fast identischen Rechnungsergebnissen. Ein
von A. Strazisar at al. (1977) ausgeführter Versuch über die Stabilität bestätigte die
vorausgesagte Verschiebung der kritischen Reynolds-Zahl infolge einer geringen
Heizung.
Werden nur mäßige Temperaturdifferenzen Tw − T∞ betrachtet läßt sich nach
H. Herwig; P. Schäfer (1992) für die Indifferenz-Reynolds-Zahl folgende für alle
Fluide geltende Beziehung angeben:

   
T w − T∞ dµ T
Reind = (Reind )∞ 1+ Aµ (Pr ∞ ) .
T∞ dT µ ∞
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 461

Bild 15.31. Einfluß der Wandtemperatur auf die Instabilität und die Verdrängungs-
dicke der Grenzschicht an einer ebenen Platte im Wasser, nach A.R. Wazzan et al. ( 1970a)
Tw = Wandtemperatur
T∞ = Wandtemperatur Temperatur der Außenströmung

Die stets negative Funktion Aµ (Pr ∞ ) hängt von der betrachteten Strömung ab. Für
die längsangeströmte ebene Platte mit Tw = konst gilt Aµ (Pr ∞ = 8.1) = −1.2.
Von P. Schäfer et al. (1994) wurde die entsprechende Formel für qw = konst und
auch für von der Temperatur abhängige Dichte (T ) angegeben.

15.2.4e Einfluß der Kompressibilität

Von den zahlreichen Übergangserscheinungen, denen man bei Über- und Hyper-
schallgrenzschichten begegnet, wollen wir uns auf die Wirkungen der Mach-Zahl
und des Wärmeübergangs an Grenzschichten bei konstantem Druck, die sich an ebe-
nen Platten oder an Kegeln ohne Anstellwinkel ausbilden, konzentrieren. Wir werden
zunächst eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse, die mit der Methode
kleiner Störungen erhalten wurden, geben und dann zeigen, wie die Theorie einige
experimentelle Beobachtungen erklären kann. Viele der wiedergegebenen theoreti-
schen Ergebnisse sind einer ausführlichen Untersuchung der Stabilitätstheorie für
kompressible Strömungen von L.M. Mack (1969) entnommen worden. Eine umfas-
sende Übersicht findet sich auch bei L.M. Mack (1984).
Die Stabilität der laminaren Grenzschichten bei kompressibler Strömung ist zuerst
von D. Küchemann (1938) untersucht worden, wobei der Einfluß der Viskosität auf
die Störungsbewegung vernachlässigt wurde. Der Temperaturgradient und die Krüm-
mung des Geschwindigkeitsprofils wurde zuerst in der reibungsfreien Untersuchung
von L. Lees; C.C. Lin (1946) berücksichtigt. Diese Autoren teilten die Störungen,
die von gleicher periodischer Form wie in Gl. (15.10) angenommen wurden, in
drei Kategorien ein, die sie Unterschall-, Schall- und Überschallstörung nannten, je
462 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.32. Einfluß der Mach-Zahl auf die


Phasengeschwindigkeit zweidimensiona-
ler neutraler Störungen und auf die Ver-
drängungsdicke an wärmeundurchlässi-
gen (adiabaten) ebenen Platten.
Außerhalb des schraffierten Bereiches der
Unterschallstörungen befinden sich die
Überschallstörungen. Die Begrenzungen
|1−(cr /U∞ )| = 1/Ma∞ bezeichnen die
sonischen Störungen

nachdem, ob die Relativgeschwindigkeit zwischen der Außenströmung U∞ und der


Phasengeschwindigkeit cr kleiner, gleich oder größer als die Schallgeschwindigkeit
a∞ ist. Insbesondere bewiesen L. Lees; CC. Lin (1946), daß
  
d dU
 =0 (15.37)
dy dy ys
eine hinreichende Bedingung für die Existenz einer instabilen Unterschallstörung
ist, vorausgesetzt, daß U (ys ) > U∞ − a∞ gilt.
Dieser Satz ist die Erweiterung von Satz I des Abschnitts 15.2.3 auf kompressible
Strömungen, und ys ist das kompressible Gegenstück zum Wandabstand des Wen-
depunktes in inkompressibler Strömung, das bequemerweise als Wandabstand eines
„verallgemeinerten„ Wendepunktes bezeichnet werden kann. Mit dem verallgemei-
nerten Wendepunkt gibt es eine neutrale Unterschallstörung mit cr = cs = U (ys )
und auch eine neutrale sonische stromab laufende Störung, wenn Ma ∞ > 1 ist, mit
der Phasengeschwindigkeit cr = c0 = U∞ − a∞ und α = 0. Neutrale Überschall-
störungen sind bei gewissen Strömungen möglich, aber für ihre Existenz sind keine
allgemeinen Bedingungen angegeben worden. Bild 15.32 zeigt die dimensionslo-
sen Phasengeschwindigkeiten cs /U∞ und c0 /U∞ der neutralen Unterschallstörung
und der sonischen Störung als Funktion von Ma∞ für eine Familie adiabatischer
Grenzschichten an der ebenen Platte. Die Grenzschichtprofile der Grundströmung,
die bei der Berechnung von cs benutzt wurden und die durchgehend in diesem Ab-
schnitt benutzt werden, sind exakte numerische Lösungen der kompressiblen la-
minaren Grenzschichtgleichungen für Luft, wobei die Viskosität und die Prandtl-
Zahl Funktionen der Temperatur sind, bei einer Stautemperatur der Anströmung
von T0 = 311 K mit Ma∞ = 5.1, wobei T∞ = 50 K ist. Bei höheren Mach-
Zahlen bleibt T∞ bei 50 K. Diese Temperaturbedingungen sind charakteristisch für
Überschall- und Hyperschall-Windkanäle. Da in Bild 15.32 cs > c0 > 0 ist, erfül-
len alle Grenzschichten dieser Familie die Bedingungen des erweiterten Satzes und
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 463

sind bei reibungsfreien Störungen instabil. Die Verschiebung des verallgemeiner-


ten Wendepunktes nach größeren y/δ mit zunehmendem Ma∞ ist ähnlich der Ver-
schiebung des Wendepunktes mit zunehmendem Druckgradienten in inkompressibler

Strömung. Bild 15.32 gibt auch die dimensionslose Verdrängungsdicke δ1 U∞ /x ν
in Abhängigkeit von Ma∞ für die Familie adiabater Grenzschichten wieder. L. Lees;
C.C. Lin konnten beweisen, daß es wie bei inkompressibler Strömung eine einzige
Wellenzahl der neutralen Unterschallstörung gibt, vorausgesetzt, daß die Grundströ-
mung relativ zur Phasengeschwindigkeit überall unter der Schallgeschwindigkeit
* 2 < 1 durch die ganze Grenzschicht, wobei Ma
bleibt, d.h. Ma * = (U − cr )/a die
örtliche relative Mach-Zahl ist. Obgleich der Beweis, daß Gl. (15.37) eine hinrei-
chende Bedingung für die Instabilität ist, der gleichen Einschränkung unterliegt, folgt
aus umfassenden numerischen Berechnungen, daß Gl. (15.37) offensichtlich auch
dann eine hinreichende Bedingung ist, wenn Ma * 2 > 1. Hingegen zeigte L.M. Mack
(1965) mittels numerischer Berechnungen, daß es eine unendliche Anzahl von neu-
tralen Wellenzahlen oder Partialwellen mit gleicher Phasengeschwindigkeit cs gibt,
wenn in der Grenzschicht ein Gebiet mit Ma * 2 > 1 auftritt.
Diese vielfachen Partialwellen sind eine Folge der Änderung der zuständigen Dif-
ferentialgleichungen. etwa für die Druckwellen, vom elliptischen Typ bei Ma *2 < 1
zum hyperbolischen Typ für Ma * > 1. Die Grundstörung ist die gleiche wie
2

bei inkompressibler Strömung und wurde für inkompressible Strömung erstmals


von L. Lees; E. Reshotko (1962) berechnet. Wie aus Bild 15.33 hervorgeht, können
bei höheren α-Werten weitere Instabilitätsgebiete entstehen. Diese weiteren Insta-
bilitäten, auch zweite Partialstörungen oder Mack-Moden genannt, haben kein in-
kompressibles Gegenstück. Mit cr = cs erreicht Ma * 2 in der adiabaten Plattengrenz-
schicht erstmals den Wert 1 bei Ma ∞ = 2.2, und die obere Grenze des Gebietes der
Überschall-Relativströmung liegt bei y/δ = 0,16 bzw. 0,43 und 0,59 für Ma∞ = 3
bzw. 5 und 10.
Die vielfachen neutralen Störungen mit der Phasengeschwindigkeit cs sind nicht
die einzig möglichen, wenn Ma* 2 > 1. Es gibt auch vielfache neutrale Störungen mit
U∞ ≤ cr ≤ U∞ +a∞ . Diese Störungen hängen nicht davon ab, daß die Grenzschicht
einen verallgemeinerten Wendepunkt hat. Außerdem gibt es immer benachbarte an-
gefachte Störungen vom gleichen Typus mit Phasengeschwindigkeiten cr < U∞ .
Folglich ist die kompressible Grenzschicht gegenüber reibungsfreien Störungen in-
stabil ohne Rücksicht auf irgendwelche Eigenschaften der Geschwindigkeits- und
Temperaturprofile, solange ein Gebiet Ma * 2 > 1 vorliegt.
Bild 15.33 zeigt qualitativ das Auftreten der durch den Kompressibilitätseffekt
hervorgerufenen zweiten Instabilität. Wie es die Theorie von L.M. Mack (1969)
voraussagt, verschmelzen die Instabilitätsgebiete der Grundstörung mit der zweiten
Instabilität bei wachsender Mach-Zahl. Bemerkenswert ist, daß eine Störung mit ge-
gebener Frequenz aus dem Bereich der zweiten Instabilitäten ohne Wechselwirkung
mit der Grundstörung angefacht werden kann.
Im Gegensatz zum inkompressiblen Fall sind für Überschall-Mach-Zahlen
schräglaufende, also dreidimensionale Grundstörungen instabiler als die in der
464 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.33. Stabilitätsdiagramme für Grenzschichten an ebenen wärmeundurchlässigen Platten


für verschiedene Mach-Zahlen bei zweidimensionalen Störungen. Qualitative Darstellung der
Ergebnisse von L.M. Mack (1969), nach E. Reshotko (1976)
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 465

Bild 15.34. Einfluß der Mach-Zahl auf


den Anfachungsfaktor der ersten und
zweiten Partialstörungen gemäß der vis-
kosen Theorie für Grenzschichten an
ebenen wärmeundurchlässigen Platten.
nach L.M. Mack (1969)
Rex = U∞ x/ν∞ = 2.25 · 106
ψmax = Wellenwinkel größter Instabili-
tät

Stromab-Richtung laufenden zweidimensionalen Störungen. Hier muß also eine all-


gemeinere Form der Störung als bisher betrachtet werden:

u (x,y,z,t) = 
u(y) exp [i(α1 x + α2 z − βt)] . (15.38)

Gleichung (15.38) stellt eine schräglaufende Wellenstörung dar, deren Wellennor-


male um den Winkel
 
α2
ψ = arctan .
α1
gegen die x-Richtung geneigt ist.
Die nur für kompressible Strömungen existierenden Mack-Moden hingegen sind
entsprechend Bild 15.34 immer als zweidimensionale Störungen am stärksten ange-
facht.
Theoretische Untersuchungen von N.M. El-Hady; A.H. Nayfeh (1980), N.M. El-
Hady (1991) und F.P. Bertolotti (1991) zeigen, daß die Parallelströmungsannahme auf
die Anfachung der oben besprochenen schräglaufenden Moden erheblich stärkeren
Einfluß als auf die zweidimensionalen Moden hat.
Wenn die Mach-Zahl zunimmt, kann man bei der ebenen, wärmeisolierten Platte
drei Mach-Zahl-Bereiche mit verschiedenen Instabilitätsmerkmalen unterscheiden.
In Bild 15.34 ist das Verhältnis (βi )max /(βi )max , ink als Funktion von Ma∞ , für zwei-
dimensionale zweite Partialstörungen bei Rex = U∞ x/ν∞ = 2.25·106 aufgetragen,
wobei (βi )max , ink = 0.00432 U∞ /δ1 der Anfachungsfaktor für inkompressible Strö-
mung bei gleicher Reynolds-Zahl ist. Im ersten Gebiet bis zu ungefähr Ma ∞ ≈ 3.8,
vgl. Bild 15.33, sind nur Grundstörungen von Bedeutung. Der maximaleAnfachungs-
faktor zweidimensionaler Störungen nimmt stark ab, aber für Ma ∞ > 1 sind drei-
dimensionale Störungen am meisten instabil. Bei Ma∞ ≈ 3.8 entsteht die instabile
Mack-Mode und destabilisiert für 3.8 ≤ Ma∞ ≤ 5.0 so stark, daß sie über alle
Grundstörungen dominiert. Der dritte Bereich oberhalb Ma∞ ≈ 5 ist schließlich da-
durch gekennzeichnet, daß eine Mach-Zahl-Erhöhung alle Instabilitäten schwächt.
Die Grenzen der drei Mach-Zahl-Bereiche hängen von der Reynolds-Zahl ab. Die
Mack-Mode tritt jedoch für die adiabate Plattengrenzschicht niemals unterhalb von
Ma∞ = 2,2 auf.
466 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Für den Fall mit Wärmeübergang ergibt sich auch bei kompressibler Strömung
(Gasströmung) ein sehr starker Einfluß des Wärmeüberganges zwischen der Wand
und dem strömenden Medium auf die Stabilität. Einige Ergebnisse hierüber sind in
Bild 15.35a ebenfalls für die Plattengrenzschicht bei einer mäßig großen Mach-Zahl
(Ma∞ = 0,7) dargestellt. Die Indifferenzkurven für verschiedene Werte des Ver-
hältnisses von Wandtemperatur zu Außentemperatur Tw /T∞ zeigen, daß bei dieser
Mach-Zahl ein Wärmeentzug aus der Grenzschicht, Tw < T∞ , die Stabilitätsgrenze
stark erhöht, während eine Wärmezufuhr in die Grenzschicht, Tw > T∞ , die Stabi-
litätsgrenze bezüglich zweidimensionaler Störungen stark erniedrigt. Völlig andere
Verhältnisse ergeben sich nach Bild 15.35b für hohe Mach-Zahlen, bei denen eine
Kühlung keine Stabilisierung (der zweiten Moden) bewirkt, vgl. L.M. Mack (1969).
Für inkompressible Strömungen von Gasen haben wir bereits den destabilisie-
renden Einfluß einer Heizung (Tw > T∞ ) und den stabilisierenden Einfluß einer
Kühlung (Tw < T∞ ) behandelt, vgl. Abschnitt 15.2.4d. Die kompressible Grund-
strömung verhält sich im Vergleich zur inkompressiblen Instabilität ähnlich. Das
Stabilitätsverhalten ändert sich dabei infolge des durch Wärmeübergang stark beein-
flußbaren Wendepunktes des Grundprofils. Im Gegensatz zur Grundstörung werden
die Mack-Moden durch Kühlung (Tw < Tad ) nicht stabilisiert. Deren Anfachung
wird durch die Ausdehnung des Gebiets mit Ma * 2 = (U − cr )2 /a 2 > 1 beeinflußt. Es
ist leicht zu erkennen, daß eine Kühlung die lokale Schallgeschwindigkeit a herab-
setzt und damit Ma* vergrößert. Die Beeinflussung der Mack-Moden durch Kühlung
mit Absaugung ist von M.R. Malik; A.A. Godil (1990) diskutiert worden.

15.2.4f Einfluß der Wandrauheit

Vorbemerkung. Die in diesem Abschnitt zu behandelnde Frage, in welcher Weise


der laminar–turbulente Übergang von der Rauheit der Wand beeinflußt wird, ist von
erheblicher praktischer Bedeutung, jedoch einer theoretischen Behandlung bisher
kaum zugänglich. Diese Frage hat insbesondere seit dem Aufkommen der Laminar-
profile für die flugtechnische Aerodynamik erhöhte Bedeutung erlangt. Das vorhan-
dene recht umfangreiche Versuchsmaterial umfaßt zylindrische (zweidimensionale)
und punktförmige (dreidimensionale) Einzelrauheiten sowie flächenmäßig verteilte
Rauheiten. außer der Rauheit gleichzeitig ein Einfluß des Druckgradienten oder des
Turbulenzgrades oder der Mach-Zahl vorhanden.
Im allgemeinen begünstigt eine Wandrauheit den laminar–turbulenten Übergang
in dem Sinne, daß unter sonst gleichen Bedingungen bei rauher Wand der Über-
gang bereits bei kleineren Reynolds-Zahlen eintritt als bei glatter Wand. Die Rau-
heit erzeugt in der Laminarströmung im allgemeinen zusätzliche Störungen großer
Amplituden. Ergebnisse der nichtlinearen Stabilitätstheorie zeigen, daß dadurch die
kritische Reynolds-Zahl verringert wird.
Zylindrische Einzelrauheiten. Unter einer zylindrischen (oder zweidimensiona-
len) Einzelrauheit verstehen wir eine solche von der Art des Drahtes, der quer zur
Anströmungsrichtung an der beströmten Wand angebracht ist. Auf Grund von älteren
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 467

Bild 15.35. Indifferenzkurven zweidimensionaler Störungen für die laminare Grenzschicht an


der längsangeströmten ebenen Platte in kompressibler Strömung mit Wärmeübergang (Gas-
strömung)
(a) Unterschallströmung, Ma∞ = 0.7, nach L. Lees; C.C. Lin (1946),
Prandtl-Zahl Pr = 1, Tad = 1.098T∞
(1) Aufheizung der Grenzschicht (Tw > Tad ) erniedrigt die Stabilität
(2) wärmeundurchlässige Wand
(3) Kühlung der Grenzschicht (Tw < Tad ) erhöht die Stabilität
(b) Überschallströmung√Ma∞ = 5.8, nach L.M. Mack (1969),
T∞ = 125 K, δν = ν∞ x/U∞
468 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Messungen gibt für diesen Fall S. Goldstein (1936) für die kritische Rauheitshöhe,
d.h. also die größte Rauheitshöhe, welche den Übergang noch nicht beeinflußt, die
Beziehung an uτ k kkrit
= 7. (15.39)
ν

Dabei bedeutet uτ k = τwk / die Schubspannungsgeschwindigkeit mit τwk als
Wandschubspannung der laminaren Grenzschicht am Ort der Rauheit. Für die klein-
ste Rauheitshöhe, bei welcher der Übergang unmittelbar am Rauheitselement statt-
findet, geben I. Tani et al. (1940) die Beziehung uτ k kkrit /ν = 15 an, während
nach A. Fage; J.H. Preston (1941)
uτ k kkrit
= 20 (15.40)
ν
ist. Die angegebenen Zahlenwerte gelten für Drähte von Kreisquerschnitt. Für flache,
kuppenartige Rauheiten und Vertiefungen dürften sie erheblich größer, dagegen für
scharfkantige Rauheiten kleiner sein.
Zu einem empirischen Gesetz, das die Lage der abgeschlossenen Transition xkrit
in Abhängigkeit sowohl von der Rauheitshöhe k als auch von der Lage des Rau-
heitselementes xk wiedergibt, gelangt man nach H.L. Dryden (1953) durch eine
Dimensionsbetrachtung. E.L. Dryden fand, daß für inkompressible Strömung alle
Versuchspunkte, bei denen die Lage abgeschlossener Transition nicht unmittelbar
am Rauheitselement liegt, für die also xkrit > xk ist, sich recht gut auf einem Kur-
venzug anordnen (etwa U k/ν ≈ 900), wenn man die mit der Verdrängungsdicke der
Grenzschicht am Ort δ1krit gebildete Reynolds-Zahl Re1krit = U δ1krit /ν über k/δ1k
aufträgt (Bild 15.36), wobei δ1k die Verdrängungsdicke am Ort des Rauheitselemen-
tes bedeutet. Dabei ist in Bild 15.36 auf der Ordinatenachse als zweiter Maßstab
auch noch Rexkrit = U xkrit /ν angegeben1 . Mit wachsendem k rückt xkrit näher an
das Rauheitselement heran, so daß mit wachsendem k in Bild 15.36 die Geraden von
links nach rechts durchlaufen werden. Sobald hierbei der Ort abgeschlossener Tran-
sition das Rauheitselement erreicht hat, xkrit = xk weichen die Versuchspunkte von
dieser Kurve nach oben ab. Sie folgen. dann der von dem Parameter xk /k abhängigen
Geradenschar:
U δ1krit k xk
= 3.0 , (15.41)
ν δ1k k
die in Bild 15.36 mit eingetragen ist.
Der Einfluß der Rauheit auf den Übergang laminar–turbulent ist bei Überschall-
strömung wesentlich geringer als bei inkompressibler Strömung. Dies geht aus
Bild 15.37 hervor, das sich auf die längsangeströmte ebene Platte bezieht und. soweit
es die Messungen im Überschallbereich betrifft sich auf Messungen von P.F. Brinich
1 Zwischen den beiden Reynolds-Zahlen der Ordinatenachse besteht die Beziehung


U δ1 krit U xkrit 
Re1 krit = = 1.72 = 1.72 Rex krit .
ν ν
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 469

Bild 15.36. Einfluß von Einzelrauheiten auf die Transition


a) Kritische Reynolds-Zahl der laminaren Grenzschicht in Abhängigkeit vom Verhältnis
Bauteilhöhe k zur Verdrängungsdicke der Grenzschicht am Ort der Rauheit δ1k für
zweidimensionale Einzelrauheiten in inkompressibler Strömung
Die Messungen werden durch Gl. (15.41) befriedigend interpoliert
Re1 krit = U δ1 krit /ν, √
Rex krit = U xkrit /ν
Es gilt Re1 krit = 1.72 Rex krit
Der Index 0 gilt für die glatte Platte
----- berechnet nach Gl. (15.41) für (Re1 krit )0 = 1.7 · 106 ; p = konst, nach
E.G. Feindt (1956)
 (Re1 krit )0 = 1.7 · 106 ; p = konst, nach I. Tani
• (Rex krit )0 = 1.7 · 106 ; p = konst, nach I. Tani
 (Rex krit )0 = 2.7 · 106
 p = konst, nach G.B. Schubauer; H.K. Skramstad (1943)
 (Rex krit )0 = 6 · 105 ; p = konst, nach I. Tani et al. (1954)
ausgefüllte Meßpunkte bedeuten xkrit > xk
Druckabfall 2(p1 − pkrit )/U12 = 0.2 bis 0.8, nach Tani et al. (1954)
b) Prinzipskizze des Übergangs laminar–turbulent mit Einzelrauheit (Draht) und Einfluß
der Außenturbulenz auf die kritische Reynolds-Zahl Rex krit
ohne Außenturbulenz
----- mit Außenturbulenz
470 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.37. Einfluß einer zwei-


dimensionalen Einzelrauheit
auf die kritische Reynolds-Zahl
der längsangeströmten ebe-
nen Platte bei kompressibler
Strömung, nach Messun-
gen von P.F. Brinich (1954)
und R.H. Korkegi (1956)
k = Höhe der Einzelrauheit
δ1k = Verdrängungsdicke
der Grenzschicht am Ort
der Rauheit

(1954) stützt, Die mit kreiszylindrischen Rauheiten bei einer Mach-Zahl Ma = 3,1
durchgeführten Messungen liefern in der Auftragung von Bild 15.37 eine Kurven-
schar, die in dem schraffierten Bereich liegt, aber noch stark von der Lage des Rau-
heitselementes xk abhängig ist. Die zum Vergleich miteingetragene Kurve der inkom-
pressiblen Strömung nach Bild 15.38 zeigt, daß bei hohen Mach-Zahlen die Grenz-
schicht eine wesentlich größere Rauheit „verträgt„ als bei inkompressibler Strömung.
Hiernach ist bei Überschallströmung die kritische Rauheitshöhe etwa 3 bis 7 mal so
groß wie bei inkompressibler Strömung. Versuche von R.H. Korkegi (1956) bei der
noch größeren Mach-Zahl Ma = 5,6 zeigten, daß hier ein Stolperdraht überhaupt
keine Turbulenz herbeizuführen vermag. Jedoch scheint das Ausblasen von Luft in
die Grenzschicht auch bei Überschallgeschwindigkeit ein wirksames Mittel zu sein,
um den Übergang zu erzwingen.

Flächenhafte Rauheiten. Zu Übergangsmessungen mit flächenmäßig verteilter


Rauheit liegen bisher nur wenige Ergebnisse vor Erst beim Überschreiten des Wertes
der mit der Rauheitshöhe ks gebildeten. Reynolds-Zahl
U 1 ks
= 120
ν
fällt die kritische Reynolds-Zahl stark ab. Dieser Wert bestimmt also die kritische
Rauheitshöhe. Oberhalb dieser Grenze hat die Rauheitshöhe einen ebenso großen
Einfluß auf die kritische Reynolds-Zahl wie der Druckgradient, vgl. E.G. Feindt
(1956).

15.2.4g Weitere Einflüsse


Flexible Wand. Es gibt Hinweise, daß die Flexibilität der beströmten Wand Einfluß
auf das Stabilitätsverhalten der laminaren Grenzschicht haben kann. Hierzu seien die
15.2 Grundlagen der Stabilitätstheorie 471

Bild 15.38. Verhältnis der kri-


tischen Reynolds-Zahl einer
längsangeströmten ebenen Platte
mit einer Einzelrauheit zu
diejenigen der glatten Platte,
nach H.L. Dryden (1953)
Rex krit = U xkrit /ν,
k = Rauheitshöhe,
δ1k = Verdrängungsdicke
der Grenzschicht am
Ort der Rauheit
Messungen von I. Tani et
al. (1940) und J. Stüper (1956)

Arbeiten von T.B. Benjamin (1960) und M.T. Landahl (1962) erwähnt. Neben den
Tollmien-Schlichting-Wellen treten noch weitere Wellen auf, insbesondere elastische
Wellen in der Wand, In der Arbeit von G. Zimmermann (1974) sind weitere Arbeiten
zu diesem Thema zitiert, siehe auch A.E. Dixon et al. (1994).

Oszillierende Außenströmung. Wie der Turbulenzgrad der Außenströmung hat


auch eine regelmäßige periodische Schwankung der Außenströmung einen erhebli-
chen Einfluß auf die Stabilität der Grenzschicht. Auf die zusammenfassenden Dar-
stellungen von R.J. Loehrke et al. (1975) und S.H. Davis (1976) sei hingewiesen.
Bezüglich des Einflusses von Schallwellen in der Außenströmung siehe z.B. E. Res-
hotko (1976).

Schwerkraft. Die von der Schwerkraft herrührenden Auftriebskräfte führen zu


den in Kap. 10.5 behandelten natürlichen Konvektionsströmungen. Der Übergang
dieser Strömungen in den turbulenten Zustand erfolgt in analoger Weise wie bei
den bisher behandelten erzwungenen Strömungen. Wegen der Kopplung zwischen
Geschwindigkeits- und Temperaturfeld kommt es jedoch schon bei der primären Sta-
bilitätstheorie zu wellenförmigen Temperaturschwankungen, welche die Tollmien-
Schlichting-Wellen beeinflussen. Hierzu und auch zu den nichtlinearen Effekten exi-
stiert eine umfangreiche Literatur; vgl. B. Gebhart (1973), B. Gebhart; R.L. Mahajan
(1982) und B. Gebhart et al. (1988).
In diesem Zusammenhang sei auch auf horizontale Grenzschichten mit Dichte-
schichtungen hingewiesen, die z.B. beim Wärmeübergang auftreten, wenn die Ab-
hängigkeit der Dichte von der Temperatur berücksichtigt werden muß. Eine stabile
Schichtung liegt vor, wenn die Dichte nach oben abnimmt, und eine instabile, wenn
die Dichte nach oben zunimmt. Für die Stabilität geschichteter Grenzschichten ist
neben der Reynolds-Zahl die Gradienten-Richardson-Zahl
472 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

g d
 dy
Ri = −   ,
∂U 2
∂y w
vgl. H. Schlichting (1982), S. 520, von Bedeutung. Bei der horizontalen Plattenströ-
mung ist nach H. Schlichting (1935b) für Ri > 1/24 die Grenzschicht stabil.

15.3
Instabilität der Grenzschicht
bei dreidimensionalen Störungen
15.3.1
Vorbemerkung

Im vorangegangenen Abschnitt haben wir die Grundlagen der primären Stabilitäts-


theorie entwickelt, die das Einsetzen der zweidimensionalen Tollmien-Schlichting-
Wellen und deren Anfachung stromab der Grenzschicht beschreiben. In diesem
Abschnitt werden wir die sekundäre Stabilitätstheorie ableiten, die das Einsetzen
dreidimensionaler Störungen und damit die -Struktur-Bildung im Transitionsbe-
reich, entsprechend der Skizze in Bild 15.5, behandelt. Die primäre Stabilitätsanalyse
(d.h. Analyse der Orr-Sommerfeld-Gleichung) geht von der Grenzschichtlösung als
Grundzustand aus. Die zweidimensionalen Tollmien-Schlichting-Störwellen leiten
stromab den Transitionsprozeß ein. Ganz analog setzt die lokale sekundäre Sta-
bilitätsanalyse den zweidimensional gestörten Grundzustand der instabilen Grenz-
schicht voraus und beschreibt die Entstehung dreidimensionaler Störungen und deren
Entwicklung stromab.
Einige experimentelle und numerische Ergebnisse seien vorangestellt, um die strö-
mungsphysikalischen Details des Transitionsprozesses in Ergänzung zu Bild 15.5
zusammenzustellen. Bild 15.5 beschrieb den Transitionsprozeß als Abfolge von
Tollmien-Schlichting-Wellen, -Strukturen, Wirbelzerfall und Bildung von Turbu-
lenzflecken als Vorstufen der voll turbulenten Grenzschichtströmung, vgl. H.W. Em-
mons; A.E. Bryson (1951/52), G.B. Schubauer; H.K. Skramstad (1947), P.S. Kle-
banoff et al. (1962), L.S.G. Kovasznay et al. (1962), F.R. Hama; J. Nutant (1963),
S.A. Orszag; A.T. Patera (1983), T. Herbert (1983), A. Wary; M.Y. Hussaini (1984),
P.R. Spalart; K.S. Yang (1987), E. Laurien; L. Kleiser (1989). Eine umfassende Dar-
stellung der Transitionsvorgänge findet sich bei D. Arnal (1984).
Die Stabilitätstheorie der „Impulsantwort“ von 1993 zeigt, daß die Blasius-
Grenzschicht (Plattengrenzschicht) konvektiv instabil ist und damit ein Transitions-
prozeß stattfinden muß, im Gegensatz zu schlagartig einsetzenden Instabilitäten ab-
solut instabiler Strömungen.
Die während des Transitionsprozesses beobachteten Phänomene gleichen sich für
die Plattengrenzschicht und die ebene Kanalströmung. Bild 15.39 bezieht sich auf
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 473

Bild 15.39. Meßsignale in


verschiedenen Bereichen
des Übergangs an der
längsangeströmten Platte
nach M. Nishioka et al.
(1975, 1990)

Messungen von M. Nishioka et al. (1975) im Kanal. Die gemessenen Geschwindig-


keitsfluktuationen zeigen im Bereich der primären Instabilitäten das charakteristische
Signal der periodischen Tollmien-Schlichting-Wellen. Stromab ist das Meßsignal
durch sogenannte Spikes gekennzeichnet, die das Auftreten lokaler Bereiche hoher
Scherung, verbunden mit Wendepunktgeschwindigkeitsprofilen, anzeigen. Stromab
treten diese Spikes innerhalb einer Periode immer häufiger auf, bis sich schließlich
der irreguläre, vollturbulente Bereich entwickelt hat. Die numerischen Simulations-
ergebnisse zeigen, daß die Größe der Scherung der dreidimensionalen Scherschich-
ten in den Spike-Stadien stark anwächst. Es treten mehrere lokale Maxima auf, die
den Scherschichtzerfall und damit den Übergang zur Turbulenz einleiten. Damit
verbunden treten Bereiche hoher Scherung in Wandnähe auf, die als „Haarnadel-
Strukturen“ bezeichnet werden. Bild 15.40 zeigt den gleichen Transitionsvorgang
in der Aufsicht, vgl. P.S. Klebanoff et al. (1962). Die periodischen Anfangsstörun-
gen wurden dabei in der Grenzschicht durch ein schwingendes Band mit periodisch
angeordneten Abstandhaltern eingebracht. Das Anwachsen der lokalen Fluktuatio-
nen stromab ist mit der Ausbildung der skizzierten -Strukturen und im turbulenten
Bereich mit der Ausbildung der „Haarnadel-Strukturen“ in Wandnähe verbunden.
Den experimentellen und theoretischen Ergebnissen von P.S. Klebanoff et al.
(1962), T. Herbert (1983), S.A. Orszag; A.T. Patera (1983) und F.P. Bertolotti (1991)
folgend, ist der Transitionsprozeß (bei diskret überlagerten periodischen Störungen)
von dem harmonischen bzw. fundamentalen K-Typ (K für Klebanoff) der Transition
und dem subharmonischen H-Typ (H für Herbert) entsprechend der gewählten An-
fangsstörung gekennzeichnet. Die harmonischen Störungen wurden erstmals von P.S.
Klebanoff erzeugt und studiert und heißen daher auch K-Typ-Störungen. Bild 15.41
zeigt die hintereinander angeordneten -Wirbel der von den Tollmien-Schlichting-
Wellen angeregten, harmonischen K-Strukturen. Dem sind im allgemeinen die ver-
setzt auftretenden -Wirbel der subharmonischen H-Strukturen überlagert. Beide,
im Prinzipexperiment getrennten, Transitionsmechanismen bestimmen bei techni-
schen Problemen den Transitionsprozeß. Das Einsetzen dieser dreidimensionalen
Störungen läßt sich mit der lokalen, sekundären Orr-Sommerfeld-Stabilitätsanalyse
behandeln.
474 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

a) b)

2
u’
instabil turbulent U y=1,1mm

Re x
0,08
- Struktur Hairpin 0,06
(kleine Re-Zahl) (große Re-Zahl)
0,04
0,02 x/cm

0 108
U 0 104
0,01
0 96,5

89
Band Abstandshalter

0
-6 -4 -2 0 2 4 6
z/cm

Bild 15.40. Entwicklung der dreidimensionalen Störungen in der Plattengrenzschicht


a) Prinzipskizze der - und „Haarnadel“-Strukturen bei wachsender Reynolds-
Zahl Rex , nach M.R. Head; P. Bandyopadhyay (1981)
b) Schwankungsgeschwindigkeiten, hervorgerufen durch lokale periodische
Störungen, nach P.S. Klebanoff et al. (1962)

fundamentaler K−Transitionstyp subharmonischer H−Transitiontyp

Bild 15.41. Streichlinien der -Strukturen in der Plattengrenzschicht bei harmonischen und
subharmonischen Störungen, nach H. Bippes (1972), W.S. Saric (1994)

15.3.2
Grundlagen der sekundären Stabilitätstheorie

Bei der primären Stabilitätstheorie wurden der zweidimensionalen Grundströmung


die zweidimensionalen Tollmien-Schlichting-Störwellen überlagert. Die resultie-
rende Bewegung schreibt sich nach Gl. (15.6):
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 475

uP (x,y,t) = U (y) + u (x,y,t),


vP (x,y,t) = v  (x,y,t), (15.42)
wP = 0,
pP = P (x,y) + p  (x,y,t).

Die sekundäre Stabilitätsanalyse behandelt das Einsetzen der dreidimensionalen


Störungen. Der theoretische Ansatz geht von der Vorstellung aus, daß die Lösun-
gen der primären Stabilitätsanalyse, im Rahmen einer lokalen Betrachtung, als neue
Grundströmung angesetzt werden können und dieser Grundströmung dreidimensio-
nale Störwellen überlagert werden. Die resultierende dreidimensionale Störbewe-
gung hat also die Form:

uS = uP + u∗ , vS = vP + v ∗ , wS = w ∗ , pS = pP + p ∗ . (15.43)

In Gl. (15.42) sind U (y), P (x,y) Lösungen der Navier-Stokes-Gleichungen (z.B. für
die ausgebildete Kanalströmung) oder Näherungen für Grenzschichten mit der Paral-
lelströmungsannahme. Die Störgrößen u , v  , p lassen sich mit den Stördifferential-
gleichungen (15,7) bis (15.9) berechnen. Mit Einführen der Stromfunktion ψ(x,y,t)
nach Gl. (15.12) und (15.13) ergibt sich für die Störgrößen die Orr-Sommerfeld-
Gleichung (15.14).
Für die Berechnung der dreidimensionalen Störgrößen u∗ , v ∗ , w ∗ , p ∗ aus Gl.
(15.43) ist zunächst die Festlegung eines geeigneten Koordinatensystems erforder-
lich. Indem wir die neue Grundströmung in einem mit der Phasengeschwindigkeit cr
der zweidimensionalen Tollmien-Schlichting-Wellen bewegten Koordinatensystem
(ξ,y,z) mit
ξ = x − cr t , (15.44)
beschreiben, gelangen wir zu einem stationären Grundzustand. Unter der lokalen
Parallelströmungsannahme V = 0 und bei Vernachlässigung der nichtlinearen Terme
der Störgrößen u∗ , v ∗ , w ∗ , p ∗ erhält man nach T. Herbert (1988) und A.H. Nayfeh
(1987) aus den drei Impulsgleichungen und der Kontinuitätsgleichung nach Elimi-
nation des Druckes p ∗ zwei lineare partielle Differentialgleichungen für die beiden
Störgrößen u∗ und v ∗ , die weder w∗ noch p∗ enthalten. Die beiden Differentialglei-
chungen für u∗ und v ∗ enthalten noch einen Entwicklungsparameter der primären
Tollmien-Schlichting-Instabilitäten, der bei geeigneter Normierung die Bedeutung
des maximalen quadratischen Mittelwertes der Störungsschwankungen besitzt. Die
dritte Geschwindigkeitskomponente w∗ ergibt sich aus der Kontinuitätsgleichung:
∂u∗ ∂v ∗ ∂w ∗
+ + = 0. (15.45)
∂ξ ∂y ∂z
Für dreidimensionale Wellenstörungen gilt der Ansatz:
⎫ ⎧ ∗ ⎫
u∗ ⎬ ⎨ ϕ (ξ,y) ⎬ ∗ ∗
v∗ ∼ ψ ∗ (ξ,y) · ei(α z−β t) (15.46)
⎭ ⎩ ⎭
w∗ ζ ∗ (ξ,y)
476 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

der mit den Randbedingungen


∂ψ ∗
y=0 und y→∞: ϕ ∗ = 0, ψ ∗ = 0, =0. (15.47)
y
das Eigenwertproblem der sekundären Stabilitätstheorie beschreibt. Das resultie-
rende System der zwei gekoppelten Differentialgleichungen für ϕ ∗ (ξ,y) und ψ ∗ (ξ,y)
wird numerisch gelöst. Dabei gibt α ∗ die Wellenzahl der sekundären Störwellen in
Spannweitenrichtung an. Auf dieses lineare System mit in ξ periodischen Koeffi-
zienten kann die sogenannte Floquet-Theorie zur Lösung derartiger Differential-
gleichungen angewandt werden. Die Eigenfunktionen bestehen demnach aus einer
2π/α ∗ -periodischen Funktion von ξ , versehen mit einem charakteristischen Multi-
plikator.
Der entsprechende Fourier-Reihenansatz lautet nach T. Herbert (1988)
⎫ ⎧ ⎫
ϕ∗ ⎬ +N ⎨ ϕn∗ (y) ⎬
 ∗
ψ ∗ ∼ e−i δr ξ · ψn∗ (y) · ei nα ξ . (15.48)
⎭ ⎩ ⎭
ζ∗ n=−N ζn∗ (y)
Unter der Voraussetzung reeller Werte des Phasenverschiebungsfaktors δr handelt es
sich um die Theorie zeitlicher Anfachung der sich im Experiment stromab räumlich
entwickelnden sekundären Instabilitäten. Dabei reicht es, das Intervall 0 ≤ δr leq1/2
zu betrachten (δr = 0: harmonischer Fall, δr = 1/2: subharmonischer Fall).
Die Ergebnisse von P.S. Klebanoff et al. (1962) und Y.S. Kachanov; V.Y. Le-
vchenko (1984) zeigen, daß bei genügend großen Störamplituden der primären
Tollmien-Schlichting-Wellen die harmonischen und subharmonischen Störungen der
sekundären Instabilitäten sich in Phase mit den Tollmien-Schlichting-Wellen stromab
bewegen. Daraus resultiert ein maximaler Energietransport von den primären in die
sekundären Störwellen, die den dreidimensionalen Transitionsprozeß einleiten. In der
mathematischen Beschreibung nach Gl. (15.46) wird das Synchronlaufen von primä-
rer und sekundärer Welle durch ein rein imaginäres β ∗ wiedergegeben. Bild 15.42
zeigt die zeitliche Anfachung der subharmonischen sekundären Instabilität in Ab-
hängigkeit von der Wellenzahl in Spannweitenrichtung. Für kleine Amplituden A der
primären Tollmien-Schlichting-Wellen vollzieht sich die Anfachung der sekundären
Instabilitäten in einem kleinen Bereich der Wellenzahlen. Mit steigender primärer
Störamplitude, z.B. A = 0.01, wächst das Maximum der sekundären Anfachung
innerhalb von sechs Perioden der Tollmien-Schlichting-Wellen um zwei Größenord-
nungen an, verbunden mit einer Verbreiterung des Bandes der angefachten Wellen-
läufe in Spannweitenrichtung.
Im Bild 15.43 ist der Vergleich der von T. Herbert (1988) berechneten Anfachung
mit numerischen Simulationsrechnungen von P.R. Spalart; K.S. Yang (1986) darge-
stellt. Die Ergebnisse zeigen, daß die subharmonische sekundäre Instabilität stärker
angefacht ist als die harmonische. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der
Stabilitätstheorie und der numerischen Simulationsrechnung lassen sich durch die
unterschiedlichen theoretischen Ansätze erklären, wenngleich die qualitative Abhän-
gigkeit von der Wellenzahl übereinstimmend wiedergegeben wird. Die Ergebnisse
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 477

Bild 15.42. Subharmonische Anfachung der sekundären Instabilität in Abhängigkeit von der
Wellenzahl b = −103 α ∗ /Re = −2π103 /(Reλ∗ ), nach T. Herbert (1984)
F = 106 α ∗ cr /Re = 106 βr /Re = 124
A = Amplitude der Tollmien-Schlichting-Wellen

Bild 15.43. Subharmonische Anfachung der sekundären Instabilität in Abhängigkeit von der
Wellenzahl in Spannweitenrichtung, F = 58.8; Re = 950; A = 0.014
Theorie nach T. Herbert (1988)
(a) subharmonisch, (b) harmonisch
Numerische Simulation nach P.R. Spalart; K.S. Yang (1986)
◦ subharmonisch, × harmonisch

lassen die Schlußfolgerung zu, daß die subharmonischen Störungen instabiler sind
als die harmonischen.
Der Nachweis für die Gültigkeit der sekundären Stabilitätstheorie ist in Bild 15.44
durch einen Vergleich mit den Experimenten von P.S. Klebanoff et al. (1962) erbracht.
478 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.44. Dimensionslose Verteilung der u∗ -Störungen für


√die subharmonische Eigenbewe-
gung F = 124; b = 0.38; Re = 608; A = 0.0122; δν = xν/U
Theorie nach T. Herbert (1988)
Experiment nach P.S. Klebanoff et al. (1962)
(a) ◦ Maximum der Schwankung
(b) × Minimum der Schwankung

15.3.3
Grenzschichten an gekrümmten Wänden

Grenzschichten an konvexen Wänden (Zentrifugalkraft). Es gibt einige Fälle,


bei denen der laminar–turbulente Übergang durch den Einfluß äußerer Kräfte wesent-
lich beeinflußt wird. Ein Beispiel hierfür ist die Strömung in dem Ringraum zwi-
schen zwei konzentrischen rotierenden Zylindern. Bei stillstehendem inneren und
umlaufenden äußeren Zylinder ergibt sich in dem Zwischenraum eine Geschwin-
digkeitsverteilung, die vom Wert Null an der inneren Wand auf den Wert der Um-
laufgeschwindigkeit der äußeren Wand etwa linear ansteigt. Ein Fluidteilchen aus
einer äußeren Schicht widersetzt sich einem Transport nach innen, da seine Zentri-
fugalkraft größer ist als die eines Teilchens aus inneren Schichten, so daß es wieder
nach außen geschleudert wird. Aber auch die Wanderung von innen nach außen wird
erschwert, weil die Zentrifugalkraft der Innenschicht kleiner ist als außen und des-
halb ein Teilchen aus einer Innenschicht einen „Auftrieb nach innen„ erfährt. Die
Querbewegungen, welche das Kennzeichen der turbulenten Strömung sind, werden
also im vorliegenden Fall durch die Zentrifugalkräfte erschwert. Somit wirken die
Zentrifugalkräfte hier stabilisierend.
Bezüglich des Einflusses der Wandkrümmung, der für die technischen Anwen-
dungen recht wichtig ist, ist von H. Görtler (1940a) eine Verallgemeinerung des
Tollmienschen Instabilitätskriteriums für Wendepunktprofile angegeben worden. Der
Tollmiensche Satz, nach dem im Grenzfall sehr großer Reynolds-Zahlen (reibungs-
lose Strömung) an ebenen Wänden Geschwindigkeitsprofile mit Vorzeichenwechsel
von d2 U/dy 2 instabil sind, nimmt für gekrümmte Wände die Form an, daß der Vor-
zeichenwechsel von
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 479
 
d 2U 1 dU
2
+ (15.49)
dy R dy
die reibungslose Instabilität herbeiführt. Dabei bedeutet R den Krümmungsradius
der Wand mit R > 0 für konvexe und R < 0 für konkave Wand. Hiernach tritt die
Instabilität gegenüber zweidimensionalen Störungen an konvexen Wänden bereits
ein kleines Stück vor dem Druckminimum auf, dagegen an konkaven Wänden erst
ein kleines Stück hinter dem Druckminimum. Im ganzen ist jedoch dieser Einfluß der
Wandkrümmung bei Grenzschichtströmungen, bei denen das Verhältnis δ/|R|  1
ist (δ = Grenzschichtdicke), sehr gering. Für konkave Wände ist eine ganz andere Art
von Instabilität gegenüber gewissen dreidimensionalen Störungen erheblich wichti-
ger; die im folgenden besprochen wird.

Grenzschichten an konkaven Wänden. Während bei Grenzschichten an konve-


xen Wänden die Zentrifugalkräfte einen stabilisierenden Einfluß ausüben, der aber
zahlenmäßig gering ist, führt bei der Grenzschicht an konkaven Wänden der Einfluß
der Zentrifugalkräfte, wie H. Görtler (1940b) zuerst gezeigt hat, zu einer Instabilität.
Für eine Grundströmung U (x,y), V (x,y) (y = Wandabstand, z = Querrichtung zur
Grundströmung in der Wandebene) wird eine dreidimensionale Störungsbewegung
angesetzt in der Form

u
= U (x,y) + u (x,y,z);
U∞
v ν
= V (x,y) + v  (x,y,z);
U∞ δν U∞ (15.50)
w
= w  (x,y,z);
U∞
p ν2
2
= P (x,y) + p  (x,y,z).
 U∞ δν2 U∞2

Daraus erhält man die Stördifferentialgleichungen (vgl. J.M. Floryan; W.S. Saric
(1979, 1982)).
∂u ∂v  ∂w 
+ + =0
∂x ∂y ∂z
∂U ∂u ∂U ∂u ∂ 2 u ∂ 2 u
u +U + v +V = +
∂x ∂x ∂y ∂y ∂y 2 ∂z2
∂V ∂v  ∂V ∂v  ∂p  ∂ 2 v ∂ 2 v
u +U + v +V + 2 Gö2 U u = − + 2
+ 2
∂x ∂x ∂y ∂y ∂y ∂y ∂z
∂w  ∂w  ∂p  2
∂ w  2
∂ w 
U +V =− + + (15.51)
∂x ∂y ∂z ∂y 2 ∂z2

Dabei wurden die Spannweiten- und Wandnormalenkoordinaten auf δν = νx/U∞
bezogen, dagegen die x-Koordinate aufgrund der langsamen Stromabentwicklung
480 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

y U(y)

δ
x
z
Bild 15.45. Görtler-Wirbel in der Grenzschicht an einer konkav gekrümmten Wand
U (y) − Grundprofil
δ − Grenzschichtdicke
λ − Wellenlänge der primären Störung

auf Re·δν . Als einziger Parameter tritt in dem Gleichungssystem (15.51) das Quadrat
der Görtler-Zahl 
U ∞ δ ν δν
Gö = (15.52)
ν R
als Maß für den lokalen Krümmungsradius R > 0 der konkaven Wand auf.
Obwohl eine Parallelströmungsannahme V = 0 hier nicht zulässig ist, vgl. P. Hall
(1982) und J.M. Floryan ( 1991), kann unter der Annahme, daß U , V und P von x
unabhängig sind, ein lokaler Wellenansatz verwendet werden:

u (x,y,z) = U (y) cos(αz) · eβx


v  (x,y,z) = V (y) cos(αz) · eβx
(15.53)
p  (x,y,z) = P (y) cos(αz) · eβx
w  (x,y,z) = w ∗ (y) sin(αz) · eβx .

Dabei bedeutet die reelle Größe β die räumliche Anfachung (β > 0) oder Dämpfung
(β < 0), während λ = 2π/α die Wellenlänge der Störung quer zur Hauptströ-
mungsrichtung darstellt. Die Störungen haben somit die in Bild 15.45 dargestellte
Form, wobei die Wirbelachsen parallel zur Grundströmung sind. Im Gegensatz zu
den Tollmien-Schlichting-Wellen handelt es sich hier um stehende Wellen.
Die Berechnung des räumlichen Anwachsens dieser dreidimensionalen Störun-
gen führt auf ein Eigenwertproblem. Die erste näherungsweise Lösung des zeitlichen
Eigenwertproblems wurde von H. Görtler (1940b) angegeben. Die Weiterentwick-
lung der Theorie ist in H. Görtler (1955a) dargestellt. F. Schultz–Grunow; D. Behba-
hani (1973) hat eine genauere Theorie aufgestellt, indem er sämtliche Terme erster
Ordnung berücksichtigte.
Durch Versuche mit Grenzschichten an umströmten Körpern sowohl mit kon-
vexen als auch konkaven Wänden ist von F. Clauser (1937) und H.W. Liepmann
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 481

Bild 15.46. Messungen des Ortes abgeschlossener Transition (Index krit) an schwach ge-
krümmten Wänden, nach H.W. Liepmann (1943a, 1943b)
(a) kritische Reynolds-Zahl Re2 krit = √
U∞ δ2 krit /ν
(b) Görtler-Zahl Gö2 = (U∞ δ2 krit /ν) δ2 krit /R

(1943a, 1945) der Übergang in die turbulente Strömung nachgeprüft worden. In


Bild 15.46 sind einige Ergebnisse von H.W. Liepmann wiedergegeben, die sich so-
wohl auf konkave als auch auf konvexe Wände beziehen. Bild 15.46a bestätigt die
theoretische Voraussage, daß für konvexe Wände der Einfluß der Wandkrümmung
auf die kritische Reynolds-Zahl gering ist und daß für konkave Wände die kritische
Reynolds-Zahl kleiner ist als für konvexe Wände. In Bild 15.46b ist der Parameter

(U∞ δ2 krit /ν) δ2 krit /R der bis auf einen Faktor mit der Görtler-Zahl übereinstimmt,
über δ2 /R aufgetragen. Es tritt der Übergang ein für

U∞ δ2 krit δ2 krit
> 7. (15.54)
ν R

Es sei auch auf die experimentellen Untersuchungen von H. Bippes (1972) und A. Ito
(1987) hingewiesen.
Von H. Görtler ist darauf hingewiesen worden, daß diese Instabilität auch im
Bereich des vorderen Staupunktes eines umströmten Körpers auftreten kann. Die
Vorbedingung, daß die Stromlinien nach der Seite der zunehmenden Geschwindig-
keit konkav sind, liegt hier vor. Die von H. Görtler (1955b) und G. Hämmerlin (1955)
für die ebene Staupunktströmung (Bild 5.5) durchgeführten Rechnungen haben zwar
instabile Störungen ergeben, jedoch noch keine kritische Reynolds-Zahl als Stabi-
litätsgrenze.
Das gleiche gilt für den Bereich konkav gekrümmter Stromlinien im Bereich des
Wiederanlegens abgelöster Strömungen an geraden und gekrümmten Oberflächen.
J.M. Floryan ( 1986, 1991) weist bei Vorliegen nichtmonotoner Geschwindigkeit-
sprofile darüber hinaus auf die Möglichkeit von Görtler-Instabilitäten an konvexen
Wänden hin. Sekundäre Instabilitäten der primären Taylor-Görtler-Instabilitäten an
konkav gekrümmten Wänden sind experimentell von I. Tani (1962), I. Tani; J. Saka-
482 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

gami (1964), I. Tani;Y. Aihara (1969) und F.X. Wortmann (1969) untersucht worden.
Eine Übersicht gibt W.S. Saric (1994).
Die Theorie der sekundären Taylor-Görtler-Instabilität ist erst in jüngster Zeit ent-
wickelt worden. T. Herbert (1988). M.R. Malik; M.Y. Hussaini (1990), A.H. Nayfeh
(1981), K.M. Srivastava (1985), K.M. Srivastava; U. Dallmann (1987) und A.H. Nay-
feh; A. Al-Maaitah (1987) haben die stabilitätstheoretischen Voraussagen mit nu-
merischen Simulationsrechnungen des Transitionsprozesses ergänzt. Sie beschrän-
ken sich derzeit auf zweidimensionale Grenzschichtströmungen unter Berücksichti-
gung der konkaven Oberflächenkrümmung. Die Ergebnisse zeigen Anzeichen, daß
der sekundär-instabile Transitionsprozeß durch eine Wirbelstreckung der primären
Taylor-Görtler-Wirbel mit einer periodisch überlagerten mäanderförmigen Längs-
struktur eingeleitet wird. Diese Welleninstabilitäten haben einen ähnlichen Charak-
ter wie die sekundären Instabilitäten bei den klassischen Stabilitätsproblemen von
G.I. Taylor (Couette-Strömung mit Krümmung) und von Rayleigh-Bénard (instabile
horizontale Dichteschichtung), die ebenfalls eine periodische Längsdeformation, ge-
koppelt mit einer Wirbelstreckung, aufweisen.

15.3.4
Grenzschicht an der rotierenden Scheibe

Die Erweiterung von der zweidimensionalen Grenzschicht als Grundströmung auf


die dreidimensionale Grenzschicht wollen wir am Beispiel der rotierenden Scheibe
studieren. Bild 5.8 zeigt die Prinzipskizze der dreidimensionalen Grundströmung.
Die Instabilität dieser Strömung ist in Bild 15.47 in der Aufsicht nach N. Gregory
et al. (1955) gezeigt. Es bilden sich näherungsweise entlang der Stromlinien der
Grundströmung in einem Kreisringgebiet Ri < r < Ra stehende Wirbel in der

Bild 15.47. Strömungsaufnahme des


Übergangs laminar–turbulent in der
Grenzschicht an einer in ruhen-
dem Fluid rotierenden Scheibe, nach
N. Gregory et al. (1955)
Drehsinn gegen den Uhrzeiger
Drehzahl N = 3200 U/min
Scheibenradius 15 cm.
In einem Kreisringgebiet (Innenra-
dius Ri = 8.7 cm, Außenradius Ra =
10.1 cm) bilden sich stehende Wir-
bel aus. Der Innenradius ist die Sta-
bilitätsgrenze mit Rei = Ri2 ω/ν =
1.9 · 105 . Der Außenradius gibt den
Abschluß des Übergangs mit Rea =
Ra2 ω/ν = 2.8 · 105 wieder.
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 483

Form logarithmischer Spiralen aus. Diese primären Instabilitäten der dreidimensio-


nalen Grenzschichtströmung nennen wir im folgenden Querströmungsinstabilitäten.
Der innere Radius Ri des instabilen Kreisringgebietes bezeichnet den Ort des Ein-
setzens der Instabilität. Der äußere Radius Ra kennzeichnet den Bereich sekundärer
Instabilitäten und damit den laminar–turbulenten Übergang in der dreidimensionalen
Grenzschicht. Von J.T. Stuart (siehe N. Gregory et al. (1955)) ist auch eine theoreti-
sche Stabilitätsuntersuchung dieser Strömung vorgenommen worden. Dabei wurden
als dreidimensionale Störungen periodische Ansätze gewählt, welche als Sonderfall
die fortschreitenden ebenen Wellen nach Tollmien-Schlichting und die stehenden
dreidimensionalen Wirbel nach Taylor-Görtler, die den Einfluß der Zentrifugalkräfte
beschreiben, enthalten. Die Ergebnisse sind in qualitativer Übereinstimmung mit dem
experimentellen Befund nach Bild 15.47. Neuere Stabilitätsanalysen zeigen, daß die
Querströmungsinstabilität in der Grenzschicht der rotierenden Scheibe absolut in-
stabil einsetzt ( R.J. Lingwood (1995, 1996)) und damit einen laminar–turbulenten
„Umschlag“ verursacht.
Der Transitionsbereich und das Einsetzen der sekundären Instabilitäten sind von
Y. Kohama (1987) experimentell bestimmt worden. Die Zentrifugalkraft senkrecht
zu den gekrümmten Stromlinien verursacht die sekundäre Geschwindigkeitskompo-
nente, welche die Querströmungsinstabilität verursacht. Diese Sekundärströmung in
der Grenzschicht äußert sich durch eine zusätzliche Geschwindigkeitskomponente
in Richtung der Wand. Daraus resultieren gegensinnig rotierende stationäre Wirbel,
die in Bild 15.48 durch mit Rauch erzeugte Streichlinien sichtbar gemacht wur-
den. Die Experimente zeigen, daß der Übergang zur turbulenten Strömung in der
dreidimensionalen Grenzschicht durch sekundäre Ringwirbel eingeleitet wird, die
den primären Querströmungsinstabilitäten überlagert sind, vgl. Y. Kohama (1987).
Die Indifferenz-Reynolds-Zahlen für die primären und die sekundären Querströ-
mungsinstabilitäten sind in Bild 15.49 in Abhängigkeit von der Umdrehungszahl N
dargestellt.

15.3.5
Dreidimensionale Grenzschichten

In Fortsetzung der vorangegangenen Abschnitte, in denen die sekundäre Stabilitäts-


theorie für zweidimensionale, inkompressible Grenzschichtströmungen, der Ein-
fluß von Krümmungseffekten und das Auftreten von Querströmungsinstabilitäten
in einer dreidimensionalen Grenzschicht beschrieben wurden, behandeln wir in die-
sem Abschnitt den einfachsten Fall der sekundären Stabilitätstheorie für eine allge-
mein vorgegebene Grenzschichtströmung mit den Geschwindigkeitskomponenten
U (y),W (y). Dabei gehen wir wiederum von der Voraussetzung aus, daß am ge-
wählten Ort der lokalen Stabilitätsanalyse die klassische, für die Orr-Sommerfeld-
Gleichung erforderliche Parallelströmungsannahme näherungsweise gültig ist. Diese
Voraussetzung ist für die Grenzschichtströmung eines Tragflügels großer Streckung
erfüllt, auf die wir uns in diesem Abschnitt beschränken.
484 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.48. Strömungsaufnahmen des Übergangs in der Grenzschicht einer rotierenden


Scheibe, nach Y. Kohama (1987), Ra = 200 mm
a) ω = 524 s−1 , b) ω = 199 s−1
Indifferenz-Reynolds-Zahl für das Einsetzen der primären Querströmungsinstabili-
2 ω/ν = 8.8 · 104
täten Reind = Rind

Bild 15.49. Indifferenz-Reynolds-Zahlen Reind für das Einsetzen der primären (a) und der
sekundären (b) Querströmungsinstabilitäten in der Grenzschicht einer rotierenden Scheibe,
nach R. Kobayashi et al. (1980)

Querströmungsinstabilitäten sind erstmals durch W.E. Gray (1952) experimentell


beobachtet worden. Experimentelle Arbeiten zur Stabilität dreidimensionaler Grenz-
schichten an gepfeilten Flügeln sind von W.S. Saric; L.G. Yeates (1985) und H. Bip-
pes; P. Nitschke-Kowsky (1987) durchgeführt worden.
Die theoretische Formulierung des entsprechenden linearen Stabilitätsproblems
erfolgte durch N. Gregory et al. (1955). Über weitere Entwicklungen geben
L.M. Mack (1984), H. Oertel Jr.; J. Delfs (1995, 1996) Auskunft.
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 485

z
U
8

QSI TSI
Bild 15.50. Prinzipskizze der Instabili-
täten in der dreidimensionalen Grenz-
schicht eines Pfeilflügels
TSI: Tollmien-Schlichting-Instabilitäten
QSI: Querströmungsinstabilitäten

In Bild 15.50 sind die Prinzipskizze des betrachteten Grenzschichtprofils und der
Grenzbereich zwischen der primär instabilen und der turbulenten Grenzschichtströ-
mung auf dem Tragflügel dargestellt. Freiflugexperimente zeigen, daß für Tragflügel
ohne Pfeilung im Unterschallbereich der im Abschnitt 15.2.4 behandelte Tollmien-
Schlichting-Übergang (TSI) dominiert. Bild 15.50 zeigt auch, daß lokale Störungen
auf dem Tragflügel im instabilen Bereich der Grenzschicht zum sofortigen laminar–
turbulenten Grenzschichtübergang in Form eines Turbulenzkeils führen.
Erst bei Tragflügeln im transsonischen Geschwindigkeitsbereich tritt mit zuneh-
mender Pfeilung aufgrund des zusätzlichen Druckgradienten entlang des Flügels und
der damit verbundenen Dreidimensionalität der Grenzschicht die Überlagerung der
Querströmungsinstabilität (QSI) ein.
Eine dritte Art von Instabilität an der Anlegelinie im Nasenbereich eines Flügels
ist von W. Pfenninger (1965) und D.I.A. Poll (1979) experimentell und von P. Hall
et al. (1984) theoretisch behandelt worden.
Welche Wellen Querströmungsinstabilitäten aufweisen, ist mit Hilfe des Insta-
bilitätsgebietes für feste Reynolds-Zahl im Wellenzahldiagramm 15.51 dargestellt.
Die Tollmien-Schlichting-Wellen treten stromab erst bei Überschreiten der kriti-
schen Reynolds-Zahl auf. Man beachte, daß die Reynolds-Zahl in diesem Bereich
aber sehr klein ist und damit ein starker, in diesem Fall dämpfender Reibungseinfluß
vorliegt. Zum Vergleich ist auch ein Instabilitätsgebiet für das zweidimensionale
Geschwindigkeitsprofil U (y), so wie es z. B. bei der ebenen Plattengrenzschicht
auftritt, eingezeichnet. Es ist typisch, daß in zweidimensionalen Grenzschichten In-
stabilitätswellen mit wesentlich größeren Schräglaufwinkeln ϕ = 1/ tan(β/α) als in
der dreidimensionalen Grenzschicht existieren. Der charakteristischen Form wegen
wird die Indifferenzkurve ωi = 0 im Wellenzahldiagramm für zweidimensionale
Grenzschichten auch als Nieren-Kurve bezeichnet.
Typisch für Querströmungsinstabilitäten ist ebenfalls das Auftreten von stehenden
Störwirbeln. Da die Kreisfrequenz dieser (stehenden) Störwellen ωr = 0 ist, wer-
den sie auch als 0-Hertz-Moden bezeichnet. Ihre Wellennormalen stehen fast senk-
486 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

dreidimensionale Grenzschicht : zweidimensionale Grenzschicht :


Querströmungsinstabilität Tollmien-Schlichting-Instabilität
y y
U U

ω i =0
W
α

u,w u

Bild 15.51. Instabile Wellen für Grenzschichten mit und ohne Querströmungskomponente
W (y)

Bild 15.52. Querströmungsinstabilität in einer


dreidimensionalen Grenzschicht, Y. Kohama
(1987b)

recht auf der Stromabrichtung am Grenzschichtrand. Im Gegensatz zu den Görtler-


Längswirbeln rotieren sie gleichsinnig. Diese stehenden Wellen können im Expe-
riment sichtbar gemacht werden und hinterlassen bei einer Visualisierung mit in
die Strömung eingebrachtem Rauch eine deutliche Struktur in der Stromabrichtung
(siehe Bild 15.52). Die am stärksten angefachten Störwellen sind jedoch instationär
und laufen unter großem Winkel ϕ, d. h. quer zur Stromabrichtung x. Bild 15.53 zeigt
die Stromlinien der Eigenlösung der stationären Querströmungswirbel des Eigen-
wertproblems für eine vorgegebene dreidimensionale Grenzschichtströmung. Das
Ergebnis ist in guter Übereinstimmung mit D. Arnal et al. (1984) und H.L. Reed
(1985).
Die Theorie der sekundären Instabilitäten der primären Tollmien-Schlichting--
Wellen (TSI) und die Querströmungsinstabilitäten (QSI) in Ergänzung zu den Gl.
(15.42) bis (15.48) führt auf die Erweiterung von Gl. (15.42):
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 487

Bild 15.53. Stromlinien der sta-


tionären Querströmungswirbel in ei-
nem Schnitt längs der Ausbreitungs-
richtung der primären Störwellen
und senkrecht zur Wand.
σr = 1/4, v = V + ε v  , ε = 0.069

uP (x,y,z,t) = U (y) + u (x,y,z,t),


vP (x,y,z,t) = v  (x,y,z,t),
(15.55)
wP (x,y,z,t) = W (y) + w  (x,y,z,t),
pP = P (x,y,z) + p  (x,y,z,t).

Der Index P bezeichnet die Störgrößen der primären Tollmien-Schlichting-


Instabilitäten bzw. der Querströmungsinstabilitäten. Die am jeweiligen Ort der be-
trachteten Störwelle im allgemeinen numerisch berechnete Grenzschichtströmung
hat die Geschwindigkeitskomponenten U (y) und W (y).
Der Ansatz für die sekundären Tollmien-Schlichting-Instabilitäten bzw. Querströ-
mungsinstabilitäten lautet entsprechend Gl. (15.43)

uS = uP + u∗ , vS = vP + v ∗ , wS = wP + w ∗ , pS = pP + p ∗ . (15.56)

Werden wieder quadratische Glieder der Störgrößen u∗ , v ∗ , w ∗ und p ∗ vernachläs-


sigt, erhält man für diese Störgrößen entsprechende lineare Stördifferentialgleichun-
gen, die man bei T. Herbert (1988), A.H. Nayfeh (1987) und H. Oertel Jr. ( 1995)
finden kann. Wieder wird dabei die Koordinate ξ nach Gl. (15.44) verwendet, wobei
c entweder die Phasengeschwindigkeit cTS der betrachteten Tollmien-Schlichting-
Welle oder die Phasengeschwindigkeit cQS der Störwelle einer Querströmungsinsta-
bilität sein kann. Im Falle einer stehenden Welle gilt ξ = x als Richtung senkrecht zu
den Wellenfronten. Dabei sind y die Wandnormalenrichtung und z die auf ξ senkrecht
stehende wandparallele Koordinate.
Der Wellenansatz für die dreidimensionalen Störungen nach Gl. (15.46) führt mit
den gegebenen Randbedingungen wiederum zu einem Eigenwertproblem, das nume-
risch gelöst werden muß. Dazu sei erwähnt, daß die (schwache) räumliche Anfachung
einer primären stationären Querströmungsinstabilität cQS = 0 in die Darstellung der
zeitlichen Stabilitätstheorie näherungsweise übertragen werden kann, vgl. A.H. Nay-
feh; A. Padhye (1979).
Die Sequenz der Momentanstromlinien des gesamten instabilen Strömungsfeldes
in Schnitten senkrecht zu den primären Querströmungswirbeln ist in Bild 15.54
dargestellt. Es zeigt sich, daß die sekundäre Störwelle um den primären Quer-
strömungswirbel oszilliert und sich periodisch abschwächt und verstärkt. Diese
mit der Stabilitätstheorie berechnete periodische Schwankung ist konsistent mit
Hitzedraht-Messungen von W.S. Saric; L.G. Yeates (1985). Sie leitet den laminar–
turbulenten Querströmungsübergang in dreidimensionalen Grenzschichten ein ent-
488 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

Bild 15.54. Momentanstromli-


nien der sekundären Querströ-
mungswellen in Schnitten längs der
Ausbreitungsrichtung der primären
Störwellen und senkrecht zur Wand,
nach T.M. Fischer; U. Dallmann
(1987),
ε = 0.069, ε∗ = 0.05
(a), (b), (c), (d): Sequenz einer
Periode entlang der primären Quer-
strömungswirbel
v = V + ε v  + ε∗ v ∗

sprechend dem -Wirbelübergang der Tollmien-Schlichting-Instabilitäten in zwei-


dimensionalen Grenzschichtströmungen.
Ergänzend zur Stabilitätsanalyse hat sich die direkte Simulation des Transitions-
prozesses bis hin zur turbulenten Grenzschichtströmung durch numerisches Lösen
der Navier-Stokes-Gleichungen durchgesetzt. In Bild 15.55 sind die Simulationser-
gebnisse der Tollmien-Schlichting-Transition und der Transition der Querströmungs-
wirbel in einer dreidimensionalen Flügelgrenzschicht der Mach-Zahl M∞ = 0,62
und der Reynolds-Zahl ReL = 26 · 106 dargestellt. Es sind Isoflächen der Drehung
= ∇ × v gezeichnet. Der Transitionsprozess der Tollmien-Schlichting-Wellen be-
ω
ginnt mit ebenen stromab laufenden Wellen. Es folgt entsprechend der Bild 15.5 die
Überlagerung dreidimensionaler Störungen und die Ausbildung von -Strukturen
(fundamentaler Transitionstyp). Die -Strukturen sind Bereiche lokaler Scherung
und Übergeschwindigkeit in der Spitze. Die -Strukturen sind entsprechend des
Bilds 15.41 spannweitig periodisch aufgereiht und bilden mehrere periodisch hinter-
einander angeordnete Reihen. Mit der Entstehung der -Strukturen ist das Auftreten
15.3 Instabilität der Grenzschicht bei dreidimensionalen Störungen 489

Transition der Tollmien−Schlichting−Wellen TSI

Transition der Querströmungswirbel QSI

Bild 15.55. Laminar–turbulenter Übergang in der kompressiblen Flügelgrenzschicht, M∞ =


0.62, ReL = 26 · 106

hoher freier Scherschichten verbunden. Dies bedingt weit von der Wand abgehobene
lokale Maxima der Schubspannung. Im weiteren Verlauf der Transition zerfallen die
hohen Scherraten in zunehmend kleinere Strukturen, wodurch schließlich der turbu-
lente Endzustand erreicht wird. Der Zerfall der Scherschichten erfolgt innerhalb von
Wellenlängen der Tollmien-Schlichting-Wellen.
Die Mechanismen des Transitionsprozesses der Querströmungswirbel sind ähn-
lich. Man erkennt ebenfalls die Ausbildung der -Strukturen verbunden mit hohen
Scherraten und Schwankungen der Störgrößen in den Spitzen. Im Endstadium der
Transition zerfallen die -Strukturen innerhalb eines kurzen Abstandes in die turbu-
lente Grenzschichtströmung.
Die direkte Strömungssimulation des Transitionsprozesses ermöglicht es, ergän-
zend zu Transitionsexperimenten nichtlineare Transitionsprozesse, wie den Einfluß
490 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

von Anfangsbedingungen, zu untersuchen. Der laminar–turbulente Übergang wird


durch Störungen der freien Anströmung, wie Schall oder Turbulenz, beeinflußt. Da-
bei werden dem Grundzustand der ungestörten Grenzschicht zusätzliche Schwan-
kungen überlagert, die die Anfachung dreidimensionaler Störwellen beschleunigt
bzw. verzögert und damit die Ausdehnung des Transitionsbereiches mitbestimmen.
Nach H.J. Obremski et al. (1969), M.V. Morkovin (1988) und U. Goldberg; E. Res-
hotko (1984) wird die Beeinflussung des Transitionsbereiches durch Störungen der
Anströmung „Rezeptivität“ genannt. Die Störungen der freien Anströmung bestim-
men die Anfangsbedingungen nach Amplitude, Frequenz und Phase. Ergebnisse auf
diesem Gebiet wurden von M.E. Goldstein; L.S. Hultgren (1989), W.S. Saric et al.
(1994, 2002, 2003) und im AGARDographen AGARD (1994) zusammengefaßt.
Überschreitet die Amplitude der Anfangsstörung einen bestimmten Wert, können
schwach angefachte Störungen der linearen Stabilitätstheorie übersprungen („by-
passed“) werden, und die dreidimensionalen Störungen der sekundären Instabi-
litäten bzw. die turbulenten Spots werden direkt angefacht. Auf diesen Vorgang
hat M.V. Morkovin (1988) erstmals hingewiesen. Über die „Bypass“-Transition,
hervorgerufen durch Oberflächenrauhigkeiten bzw. Turbulenzen der freien Anströ-
mung, wurde u.a. von U. Goldberg; E. Reshotko (1984, 1986, 1994) und J.H.M.
Fransson et al. (2005) berichtet.
Die Theorie dieser nichtlinearen Transitionsmechanismen ist jedoch nicht Gegen-
stand dieses Kapitels, das sich auf die lokale lineare Stabilitätstheorie der primären
und sekundären Instabilitäten beschränkt.

15.4
Lokale Störungen

In den vorangegangenen Abschnitten über primäre Instabilitäten ist im Detail erläu-


tert worden, wie auf der Basis monochromatischer Wellenstörungen eine Strömung
auf Instabilität untersucht werden kann. Dabei wurde nicht berücksichtigt, daß jede
physikalisch realistische Störung als Antwort auf eine räumlich (und in der Regel
zeitlich) lokalisierte Anregung erscheint. Da die monochromatischen Wellenstörun-
gen der klassischen primären Stabilitätsanalyse per Definition räumlich unendlich
ausgedehnt sind, geben sie die Eigenschaften einer räumlich begrenzten Störung
(Wellenpaket) zunächst nicht wieder. Die lokalisierte Störung besteht nach J.B. Fou-
rier vielmehr aus einem Kontinuum von Teilwellen, also einer Wellengruppe. Die
hydrodynamischen Instabilitäten stellen Störwellen des Drehungsfeldes dar, und ihre
Phasengeschwindigkeit c = ω/α hängt von der Wellenlänge λ = 2π/α ab. Diese
sog. disperse Wellenausbreitung führt offenbar dazu, daß ein Wellenpaket, das in-
folge einer lokalen Störanregung entstanden ist, im Verlauf der Zeit „zerfließt“.
Ein ganz wichtiger konzeptioneller Vorteil bei der Betrachtung von Störwellen-
paketen anstatt von monochromatischen Einzelstörungen liegt darin, daß mit dem
Wellenpaket auch die Störenergie lokalisiert ist. Somit ist es möglich, neben dem
15.4 Lokale Störungen 491

Aufklingverhalten der Störung ebenfalls den Transport (Richtungen und Geschwin-


digkeiten) der mitgeführten Störenergie zu ermitteln. Diese Wellenpaketdynamik in
instabilen Strömungen führt damit fast zwangsläufig auf die folgende Einteilung
instabiler Strömungen: Verläßt das (instabile, also Störenergie aufnehmende) Stör-
wellenpaket zeitasymptotisch den Ort der Störungsanregung, so heißt die Strömung
konvektiv instabil. Gibt es hingegen instabile Wellenpaketanteile, die am Ort der
Störanregung verbleiben (d.h. kein Energietransport), dann heißt die Strömung ab-
solut instabil.
Aus der Theorie disperser Wellen ist bekannt, daß die Störenergie mit der Grup-
pengeschwindigkeit cg = ∂ω/∂α und nicht etwa mit der Phasengeschwindigkeit
der Wellen transportiert wird. Dazu ist zu bemerken, daß z.B. in dreidimensionalen
Grenzschichten sich nicht nur der Betrag der Gruppengeschwindigkeit und Phasen-
geschwindigkeit voneinander unterscheidet, sondern auch die Bewegungsrichtung.
Auf die Details der mathematischen Beschreibung der Dynamik lokaler Störun-
gen soll hier verzichtet werden. Die Theorie ist im Zusammenhang mit Instabilitäten
an Plasmastrahlen von R.J. Briggs (1964) umfassend dargestellt worden. Die Über-
tragung auf Scherströmungen wurde von M. Gaster (1968) (Wellenpakete), W. Koch
(1985), P. Huerre; P.A. Monkewitz (1985, 1990), R.J. Deissler (1987), K. Hanne-
mann; H. Oertel Jr. (1989), H. Oertel Jr. (1990, 2002, 2004), H. Oertel Jr.; J. Delfs
(1995, 1996, 1997), und L. Brevdo (1991, 1993, 1995) vorgenommen.
Im folgenden wird das Verhalten von dreidimensionalen Wellenpaketen in einer
dreidimensionalen kompressiblen Grenzschicht analysiert. Im Gegensatz zur Un-
tersuchung zweidimensionaler Störungen erscheint nun auch die Querwellenzahl β
in der Dispersionsrelationsfunktion D(ω,α,β), deren Nullstellen ja gerade durch
diejenigen Kombinationen (ω, α, β) bestimmt sind, die Lösungen des Stabilitätsei-
genwertproblems für komplexe ω, α, β repräsentieren. Es wird die Amplitudenän-
derung eines Störwellenpakets im ebenen, mit der Gruppengeschwindigkeit (U,W )
bewegten Bezugssystem betrachtet. Die dann beobachtete Frequenz ist

ω = ω − α · U − β · W . (15.57)

Es müssen diejenigen Wellen gesucht werden, deren Gruppengeschwindigkeitsvek-


tor (∂/∂α,∂/∂β) reell ist. Die komplexe Frequenzfunktion (α,β) ist dabei de-
finiert durch D((α,β),α,β) = 0. Es wird dann die relative zeitliche Anfachung ωi
nicht nur als Funktion von U = ∂/∂α, sondern auch über der Gruppengeschwin-
digkeitsebene (U,W ) aufgetragen. Die Höhenlinie ωi = 0 ist dabei von besonderem
Interesse, da sie dasjenige Gebiet der (U,W )-Ebene umschließt, in dem ωi > 0 ist.
Dieses Gebiet repräsentiert daher diejenigen Störanteile, die zeitasymptotisch zum
Wellenpaket beitragen. Bild 15.56 enthält Diagramme mit den Gebieten relativer zeit-
licher Anfachung an zwei repräsentativen Positionen eines Pfeilflügels. Das untere
Diagramm der Abbildung zeigt eine typische Kurve ωi = 0, die für eine Position in
der Nähe der Vorderkante des Pfeilflügels, d.h. im Bereich der Querströmungsinsta-
bilität, berechnet wird. Das obere Diagramm zeigt die entsprechende Kurve an einer
Flügelposition weiter stromab, an der Tollmien-Schlichting-Instabilitäten vorliegen.
492 15 Einsetzen der Turbulenz (Stabilitätstheorie)

W TSI
0.05 ω’ > 0
i
0
−0.05
0 0.2 0.4 0.6 U

W
QSI Bild 15.56. Gebiete relativer
0.05
zeitlicher Anfachung der
0 Tollmien-Schlichting- (TSI)
ωi’ > 0
−0.05 und Querströmungsinstabilität
(QSI) in der Gruppenge-
0 0.2 0.4 0.6 U schwindigkeitsebene (U,W )

Wir erkennen, daß beide Instabilitäten konvektiven Charakter besitzen, denn in bei-
den Fällen ist der Ursprung (U,W ) = (0,0) nicht im Gebiet ωi > 0 enthalten. Die
anwachsende Störenergie wird in beiden Fällen stromab transportiert. Die Tangenten
an die Kurven ωi = 0 bestimmen den Winkelbereich, innerhalb dessen auf Dauer
die anwachsenden Störungen verbleiben. Im Falle der Querströmungs-Instabilitäten
ist der Winkelbereich sehr eng und liegt im Wesentlichen stromab. Man beachte,
daß die dazugehörigen Instabilitäten Wellen darstellen, die praktisch senkrecht dazu
verlaufen. Hieran erkennt man besonders deutlich den fundamentalen Unterschied
zwischen Gruppen- und Phasengeschwindigkeit.

Nachdem festgestellt wurde, daß die Querströmungsinstabilitäten konvektiver Na-


tur sind und daß sie stromab einen räumlich ausgedehnten Transitionsvorgang einlei-
ten, sind entsprechende
√ räumliche Wellenpaketanfachungsraten (gmax = [(ωi − αi ·
U − βi · W ) U 2 + W 2 ]max ) für die transsonische Pfeilflügelgrenzschicht berechnet
worden. In Bild 15.57 sind die Eigenwerte, Eigenfunktionen und instabilen Bereiche
von Wellenpaket-Störungen für Pfeilwinkel von 15◦ bis 25◦ dargestellt ( H. Oertel
Jr.; R. Stank (1999)). Die Vermeidung der Querströmungsinstabilität ist wesentlich
bei der Entwicklung eines gepfeilten Laminarflügels, da unerwünschterweise der
durch sie hervorgerufene Transitionsvorgang schon in unmittelbarer Nähe der Vor-
derkante beginnt. Mit Hilfe der Methoden der Stabilitätsanalyse kann der Bereich der
Auslegungsparameter eines Pfeilflügels bestimmt werden, innerhalb dessen aktive
Beeinflussungsmaßnahmen noch nicht benötigt werden (natürliche Laminarhaltung).
Einer dieser Parameter ist der Pfeilwinkel. Bei sonst gleicher Anströmung wird es
einen kritischen Pfeilwinkelbereich geben, innerhalb dessen der Transitionsvorgang
von TSI-dominiert auf QSI-dominiert wechselt.
15.4 Lokale Störungen 493

ωi y
10
-3 δ
4 15

akustisches
0
Spektrum
10

4 w^

δ 5
ρ^ , T^
kontinuierliches
8
Spektrum v^ u^
0
-1.0 0.0 1.0 2.0 ωr 0 0.2 0.4 0.6 0.8
QSI-Eigenwerte Eigenfunktionen

W
0.05

25 15
-0.05
φ
-0.15
0 0.2 0.4 0.6 0.8 U
Instabiler Bereich in Abhängigkeit des Pfeilwinkels φ

Bild 15.57. Eigenwerte, Eigenfunktionen und instabile Bereiche der Querströmungsinstabilität


in den kompressiblen Grenzschichten von Pfeilflügeln, M∞ = 0.87, Rel = 26 · 107
16
Grundzüge der turbulenten Strömungen

16.1
Vorbemerkung

Sehr viele technisch wichtige Strömungen sind turbulent. Man versteht darunter, daß
der Hauptbewegung eine unregelmäßige Schwankungsbewegung (Mischbewegung)
überlagert ist. Zur Veranschaulichung sind in Bild 16.1a,b,c,d einige Strömungs-
photographien der turbulenten Strömung in einem Wassergerinne wiedergegeben.
Dabei wurde die Strömung durch ein auf die Wasseroberfläche aufgestreutes Pul-
ver sichtbar gemacht. Die Strömungsgeschwindigkeit ist auf allen vier Bildern die
gleiche, während die Kamera sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten längs der
Kanalachse bewegt. Aus den Bildern läßt sich in einfacher Weise ablesen, ob die
Längsgeschwindigkeit der Fluidteilchen größer oder kleiner als die der Kamera ist.
Die Bilder geben einen eindrucksvollen Begriff von der Kompliziertheit turbulenter
Strömungen.
Die der Hauptbewegung überlagerte Schwankungsbewegung ist in ihren Einzel-
heiten so hoffnungslos kompliziert, daß ihre theoretische Berechnung aussichtslos
erscheint. Die von ihr verursachte Mischbewegung ist jedoch für den Ablauf der Strö-
mung und für den Kräftehaushalt von sehr großer Bedeutung. Sie bringt Wirkungen
hervor, als ob die Viskosität hundertfach, zehntausendfach oder noch stärker erhöht
wäre. Bei hohen Reynolds-Zahlen fließt ständig Energie von der Grundströmung in
die großen Turbulenzballen. Die Dissipation der Energie geschieht dagegen über-
wiegend in den kleinen Turbulenzballen, und zwar in einem schmalen, an die Wand
angrenzenden Streifen der Grenzschicht, wie bei P.S. Klebanoff (1955) ausgeführt
ist und in den Abschnitten 16.3.3 und 17.1.2 gezeigt wird.
Die turbulente Mischbewegung ist maßgeblich für den großen Widerstand der tur-
bulenten Strömung in Rohrleitungen, für den Reibungswiderstand der Schiffe und
Flugzeuge und für die Verluste in Turbinen und Gebläsen. Andererseits gibt aber die
Turbulenz auch erst die Möglichkeit eines größeren Druckanstieges in Diffusoren
oder entlang Flugzeugtragflügeln und Gebläseschaufeln. In einer laminaren Strö-
mung, also ohne Turbulenz, würden diese Strömungen durchweg Ablösung aufwei-
sen und damit nur geringen Druckanstieg beim Diffusor und eine schlechte Wirkung
der Flügel und Schaufeln ergeben.
In den folgenden Kapiteln sollen jetzt die Gesetzmäßigkeiten der ausgebildeten
turbulenten Strömung behandelt werden. Da eine rein theoretische Berechnung der
turbulenten Strömung wegen der Kompliziertheit der Schwankungsbewegung bis
heute nur in Ausnahmefällen möglich ist, begnügt man sich in der Praxis damit, die
zeitlichen Mittelwerte der turbulenten Bewegung zu erfassen.
496 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

Bild 16.1. Turbulente Strömung in einem Wassergerinne von 6 cm Breite, aufgenommen mit
verschieden rasch bewegter Kamera. Aufnahme von J. Nikuradse (1929), Wiedergabe nach
W. Tollmien (1931). Geschwindigkeit der Kamera: a: 12,2 cm/s; b: 20 cm/s; c: 25 cm/s; d:
27,6 cm/s

Es bestehen jedoch grundsätzliche Schwierigkeiten, Bewegungsgleichungen nur


für die mittlere Bewegung aufzustellen. Da die turbulente Schwankungsbewegung
mit der mittleren Bewegung stark gekoppelt ist, entstehen bei der Aufstellung der
Grundgleichungen für die mittlere Bewegung durch zeitliche Mittelbildung der
Navier-Stokes-Gleichungen zusätzlichen Terme, die durch die turbulente Schwan-
kungsbewegung bestimmt werden. Diese zusätzlichen Terme stellen für die Berech-
nung der mittleren Bewegung zusätzliche Unbekannte dar. Bei der zeitlichen Mit-
telung der Navier-Stokes-Gleichungen erhält man also – wie noch gezeigt wird –
mehr Unbekannte als Gleichungen. Um das System der Bewegungsgleichungen zu
schließen, müssen weitere Gleichungen hinzukommen, welche die von der Schwan-
16.2 Mittlere Bewegung und Schwankungsbewegung 497

kungsbewegung herrührenden Zusatzterme mit dem Geschwindigkeitsfeld der mitt-


leren Bewegung in Verbindung bringen. Diese Gleichungen können nicht mehr allein
aus den Bilanzen für Masse, Impuls und Energie aufgestellt werden. Vielmehr han-
delt es sich um Modellgleichungen, in denen der Zusammenhang zwischen Schwan-
kungsbewegung und mittlerer Bewegung modelliert wird. Das Aufstellen dieser Mo-
dellgleichungen zur Schließung des Gleichungssystems wird als Turbulenzmodel-
lierung bezeichnet und stellt das zentrale Problem bei der Berechnung der mittleren
Bewegung turbulenter Strömungen dar.
In den folgendenAbschnitten werden die Grundgleichungen für die mittlere Bewe-
gung turbulenter Strömungen hergeleitet. Da zur Schließung des Gleichungssystems
eine Modellierung der turbulenten Schwankungsbewegung erforderlich ist, werden
für diese im Abschnitt 16.5 einige wichtige Grundbegriffe zusammengestellt.

16.2
Mittlere Bewegung und Schwankungsbewegung

Bei näherer Analyse einer turbulenten Strömung ergibt sich als ihr hervorstechend-
stes Merkmal, daß in einem festgehaltenen Raumpunkt die Geschwindigkeit und
der Druck nicht zeitlich konstant sind, sondern sehr unregelmäßige Schwankungen
aufweisen (vgl. Bild 15.15). Die Fluidelemente, die als Ganzes Schwankungen in
und quer zur Hauptströmung ausführen, sind nicht etwa die einzelnen Moleküle
wie in der kinetischen Gastheorie, sondern makroskopische, mehr oder weniger
kleine „Fluidballen“. Bei der Strömung in einem Kanal beispielsweise betragen die
Geschwindigkeitsschwankungen zwar nur wenige Prozent der mittleren Geschwin-
digkeit, aber trotzdem sind sie von ausschlaggebender Bedeutung für den Ablauf
der ganzen Bewegung. Man hat sich diese Schwankungsbewegung etwa so vorzu-
stellen, daß gewisse größere Fluidvolumina mit einer Eigenbewegung ausgestattet
sind, die sich der mittleren Bewegung überlagert. Aus den Strömungsaufnahmen in
Bild 16.1b,c,d sind solche Fluidballen gut zu erkennen. Die Größe dieser Fluidbal-
len, die laufend neu entstehen und wieder zerfallen, gibt die räumliche Erstreckung
der Turbulenzelemente. Die Größe der Turbulenzelemente wird bestimmt durch die
äußeren Bedingungen der Strömung, also z.B. durch die Maschenweite eines Gleich-
richters, durch den das Fluid hindurchgeströmt ist. Einige quantitative Messungen
der Schwankungsgrößen werden in Abschnitt 16.5 angegeben.
Beim natürlichen Wind treten die Schwankungen als Böigkeit sehr deutlich in
Erscheinung, wo sie oft Beträge in der Größenordung von 50 % der mittleren Ge-
schwindigkeit erreichen. Die Abmessungen der Turbulenzelemente des Windes kann
man z.B. an dem Wogen eines Getreidefeldes erkennen.
Bereits in Kap. 15 wurde darauf hingewiesen, daß es für die rechneri-
sche Behandlung einer turbulenten Bewegung zweckmäßig ist, diese aufzutei-
len in eine mittlere Bewegung und eine Schwankungsbewegung. Bezeichnet man
den zeitlichen Mittelwert der Geschwindigkeitskomponente u mit  u und die
Schwankungsgeschwindigkeit mit u , so gilt für die Geschwindigkeitskomponen-
498 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

ten und den Druck:

u + u ;
u= v + v;
v =  + w ;
w=w  + p ,
p=p (16.1 a,b,c,d)

wie bereits in Gl. (15.2) angegeben. Für eine kompressible turbulente Strömung
(Kap. 19) hat man außerdem auch Schwankungen der Dichte  und der Temperatur
T , somit
 +  ;
 = T = T + T  . (16.1 e,f)

Hierbei werden die Mittelwerte als zeitliche Mittelwerte in einem festgehaltenen


Raumpunkt gebildet, also z.B.
0 +t1
t
1

u= u dt. (16.2)
t1
t0

Die Mittelwertbildung ist über ein so großes Zeitintervall t1 zu erstrecken, daß die
Mittelwerte von der Zeit unabhängig sind. Die zeitlichen Mittelwerte der Schwan-
kungsgrößen sind dann nach Definition gleich null:

 = 0, v = 0;
u  = 0;
w  = 0;
p  = 0; T = 0. (16.3)

Hier und im folgenden wird also zunächst angenommen, daß die mittlere Be-
wegung von der Zeit unabhängig ist. Man spricht in diesem Fall von stationärer
turbulenter Strömung. Auf sogenannte instationäre turbulente Strömungen wird in
Kap. 22 eingegangen.
Die für den Ablauf der turbulenten Bewegung fundamental wichtige Tatsache ist
nun die, daß die Schwankungsbewegung u , v  , w  den Ablauf der mittleren Bewe-
gung  u,   so beeinflußt, als ob für letztere der Widerstand gegen Deformation
v, w
scheinbar erhöht ist. Mit anderen Worten, das Vorhandensein der Schwankungsbe-
wegung wirkt sich für die mittlere Bewegung so aus, als ob für diese die Viskosität
scheinbar erhöht ist. Diese erhöhte scheinbare Viskosität der mittleren Bewegung
steht im Mittelpunkt aller theoretischen Betrachtungen über turbulente Strömungen.
Es soll deshalb zunächst unsere Aufgabe sein, Einsicht in diesen Zusammenhang zu
bekommen.
Für das Folgende ist es nützlich, kurz einige Rechenregeln anzugeben, denen die
zeitlichen Mittelwerte genügen. Seien f und g abhängige Variable, deren Mittelwerte
gebildet werden sollen, und sei s eine der unabhängigen Variablen x, y, z, t, so gelten
die folgenden Regeln:

f
 = f, f + g = f + 
g, f · g = f · 
g,
  (16.4)
∂f ∂ f
= , f ds = fds .
∂s ∂s
16.2 Mittlere Bewegung und Schwankungsbewegung 499

Bevor wir den Zusammenhang zwischen der mittleren Bewegung und den von
der Schwankungsbewegung verursachten scheinbaren Spannungen herleiten, möge
eine anschauliche Erläuterung der wichtigsten dieser scheinbaren Spannungen mit
Hilfe des Impulssatzes gegeben werden.

Wir betrachten in einer turbulenten Strömung mit den Geschwindigkeitskomponenten u, v, w


ein Flächenstück dA, dessen Normale parallel zur y-Achse sei, vgl. Bild 16.2. In der Fläche
dA liegen die Richtungen x und z. Die in der Zeit dt durch dieses Flächenstück fließende
Fluidmasse ist dAv dt. Die x-Komponente des Impulses ist somit dAuv dt. Bildet man
den zeitlichen Mittelwert für den Impuls, so erhält man für den mittleren Impulsfluß (Impuls
pro Zeit)
d I˙ = dA · uv.
Nach Gl. (16.1) gilt

u + u )(
uv = ( v + v ) = 
u uv  + 
v + v u + u v  ,

und unter Beachtung der Regeln (16.3) und (16.4) ergibt sich

uv = 
uv + u v  .

Damit erhält man für den Fluß in y-Richtung des x-Impulses:


# $
d I˙ = dA ·   v + u v  .
u

Dieser Ausdruck hat als zeitliche Änderung des Impulses die Dimension einer Kraft am
Flächenstück dA. Nach Division durch dA erhalten wir eine Kraft pro Fläche, also eine
Spannung. Da der Impulsfluß äquivalent ist einer entgegengesetzt gleich großen Schubkraft
des Fluids auf diese Fläche, wirkt also auf das zur y-Achse senkrechte Flächenelement eine
Schubspannung in x-Richtung. Wir haben somit das Ergebnis, daß durch das Hinzutreten der
Schwankungsbewegung zur mittleren Bewegung an dem zur y-Achse senkrechten Flächen-
element die folgende zusätzliche Schubspannung in x-Richtung auftritt:
 = −u v  .
τxy (16.5)

Wie man leicht zeigen kann, treten auch für die beiden anderen Koordinaten-Richtungen
zusätzliche Spannungen (für die y-Richtung eine Normalspannung und für die z-Richtung
auch eine Schubspannung) auf, vgl. H. Schlichting (1982, S. 570).
Die zusätzlichen Spannungen heißen die „scheinbaren“ Spannungen der turbulenten Strö-
mung, und sie kommen zu den Spannungen der stationären Strömung, wie wir sie bei der
laminaren Strömung kennenlernten, noch additiv hinzu. Entsprechende Ausdrücke für die
Spannungskomponenten erhält man für Flächenelemente senkrecht zur x- und z-Achse und

Bild 16.2. Impulsübertragung durch die turbulente Schwan-


kungsgeschwindigkeit
500 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

damit einen vollständigen Spannungstensor der turbulenten Scheinreibung. Die Gl. (16.5)
wurde zuerst von O. Reynolds (1894) aus den hydrodynamischen Bewegungsgleichungen
hergeleitet (vgl. den nächsten Abschnitt), die scheinbaren Spannungen werden daher auch
Reynolds-Spannungen genannt.

Daß der zeitliche Mittelwert u v  in Gl. (16.5) einen von null verschiedenen Wert
hat, läßt sich anschaulich leicht einsehen. Es werde dazu nach Bild 16.2 die einfache
ebene Scherströmung mit  u= u(y), 
v =w  = 0 und d u/dy > 0 betrachtet. Die
in der Schicht y infolge der Querbewegung von unten her ankommenden Teilchen
(v  > 0) kommen aus einem Gebiet mit kleinerer mittlerer Geschwindigkeit  u.
Da sie bei der Querbewegung ihr ursprüngliches  u im wesentlichen beibehalten,
verursachen sie in der Schicht y ein negatives u . Umgekehrt geben die von oben
kommenden Teilchen (v  < 0) in der Schicht y ein positives u . Im ganzen ist also bei
dieser Strömung ein positives v  „meistens“ mit einem negativen u gekoppelt und ein
negatives v  mit einem positiven u . Somit ist zu erwarten, daß der zeitliche Mittelwert
u v  von null verschieden ist, und zwar negativ. Die Schubspannung τxy  = −u v 

ist in diesem Fall also positiv und hat somit das gleiche Vorzeichen wie die viskose
Schubspannung für diesen Fall  τv = µd u/dy. Man sagt auch, daß in diesem Fall
zwischen den Längs- und Querschwankungen der Geschwindigkeit am gleichen Ort
eine Korrelation besteht.

16.3
Grundgleichungen für die mittlere Bewegung
turbulenter Strömungen
In diesem Abschnitt werden der Einfachheit halber zunächst nur Strömungen mit
konstanten Stoffwerten betrachtet. Die Erweiterungen für Strömungen mit varia-
blen Stoffwerten folgen im Kap. 19. Aus den Bilanzgleichungen für Masse, Impuls
und Energie instationärer, laminarer Strömungen werden jetzt die entsprechenden
Grundgleichungen für die mittlere Bewegung stationärer turbulenter Strömungen
hergeleitet.

16.3.1
Kontinuitätsgleichung

In der Kontinuitätsgleichung, vgl. Gl. (12.55) mit hx = hz = 1,


∂u ∂v ∂w
+ + =0 (16.6)
∂x ∂y ∂z
werden die Geschwindigkeiten nach Gl. (16.1) in ihre Mittelwerte und ihre Schwan-
kungswerte aufgeteilt. Die zeitliche Mittelung der Gl. (16.6) erfolgt durch gliedweise
Mittelung. Das ergibt wegen ∂u /∂x = 0 usw.
∂
u ∂ v 
∂w
+ + = 0. (16.7)
∂x ∂y ∂z
16.3 Grundgleichungen für die mittlere Bewegung turbulenter Strömungen 501

Hieraus folgt zusammen mit Gl. (16.6) auch

∂u ∂v  ∂w 
+ + = 0. (16.8)
∂x ∂y ∂z

Sowohl die zeitlichen Mittelwerte als auch die Schwankungen der Geschwindigkeits-
komponenten erfüllen also in gleicher Weise die Kontinuitätsgleichung der laminaren
Strömung.

16.3.2
Impulsgleichungen (Reynolds-Gleichungen)

Es ist das Ziel der nachfolgenden Rechnung, die Bewegungsgleichungen anzugeben,


welchen die zeitlichen Mittelwerte der Geschwindigkeitskomponenten u,   und
v, w
des Druckes p  genügen müssen. Die Navier-Stokes-Gleichungen der inkompressi-
blen Strömung nach Gl. (3.42) schreiben wir in der Form
 
∂u ∂(u2 ) ∂(uv) ∂(uw) ∂p
 + + + =− + µu, (16.9 a)
∂t ∂x ∂y ∂z ∂x
 
∂v ∂(vu) ∂(v 2 ) ∂(vw) ∂p
 + + + =− + µv, (16.9 b)
∂t ∂x ∂y ∂z ∂y
 
∂w ∂(wu) ∂(wv) ∂(w 2 ) ∂p
 + + + =− + µw . (16.9 c)
∂t ∂x ∂y ∂z ∂z

Dabei bedeutet  den Laplaceschen Operator. Das Schwerkraftglied fehlt hier, da


der Druck bereits der durch die Bewegung des Fluids hervorgerufene Anteil nach
Gl. (4.19) ist. Wir führen für die Geschwindigkeitskomponenten und den Druck die
Zerlegung in ihren zeitlichen Mittelwert und die Schwankungsgrößen nach Gl. (16.1)
ein und bilden sodann in den entstehenden Gleichungen gliedweise die zeitlichen
Mittelwerte. Dabei sind die Rechenregeln (16.4) zu beachten.
Durch Einführen der Ansätze Gl. (16.1) in die Bewegungsgleichungen (16.9a,b,c)
ergeben sich Ausdrücke wie z.B. in Gl. (16.5). Bei der nachfolgenden Bildung der
zeitlichen Mittelwerte und Beachtung der Regeln (16.4) bleiben die in den überstri-
chenen Gliedern quadratischen Glieder ungeändert, da sie schon zeitlich konstant
sind. Die in den Schwankungsgrößen linearen Glieder, wie z.B. ∂u /∂t und ∂ 2 u /∂x 2 ,
fallen bei der Mittelwertbildung wegen Gl. (16.3) fort. Das gleiche gilt für die ge-
mischten Glieder wie z.B. u·u . Stehen bleiben jedoch die in den Schwankungsgrößen
quadratischen Glieder; sie haben nach Ausführung der zeitlichen Mittelwertbildung
die Form u 2 , u v  . Man erhält somit aus Gl. (16.9) nach Bildung der zeitlichen
Mittelwerte das folgende Gleichungssystem, wenn man noch die linken Seiten mit
Hilfe der Kontinuitätsgleichung (16.7) umformt und die in den Schwankungsgrößen
quadratischen Glieder auf die rechte Seite bringt:
502 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen
 
∂
u ∂
u ∂
u
 
u +
v +w

∂x ∂y ∂z
 2 

∂p ∂u ∂u v  ∂u w 
=− + µ
u− + +
∂x ∂x ∂y ∂z
 
∂
v ∂
v ∂
v
 
u +
v +w

∂x ∂y ∂z
    (16.10)

∂p ∂u v ∂v  2 ∂v  w 
=− + µ
v− + +
∂y ∂x ∂y ∂z
 

∂w ∂w ∂w
 
u +
v +w
∂x ∂y ∂z
   

∂p ∂u w ∂v  w  ∂w  2
=− + µ
w− + + .
∂z ∂x ∂y ∂z

Zu diesen Gleichungen kommt die Kontinuitätsgleichung (16.7) hinzu. Die


linke Seite von Gl. (16.10) stimmt formal mit den stationären Navier-Stokes-
Differentialgleichungen (3.42) überein, wenn an Stelle von u, v, w die zeitlichen
Mittelwerte dieser Größen geschrieben werden. Dasselbe gilt für die Druck- und
Reibungsglieder auf der rechten Seite. Zu diesen sind jedoch noch Zusatzglieder
gekommen, welche von der turbulenten Schwankungsbewegung herrühren.
Wie man aus dem Vergleich von Gl. (16.10) mit Gl. (3.17) erkennt, können die
Zusatzglieder auf der rechten Seite von Gl. (16.10) als die Komponenten eines Span-
nungstensors aufgefaßt werden. Dieser liefert als resultierende Oberflächenkraft pro
Volumeneinheit nach Gl. (3.16):
  
∂σx ∂τxy ∂τ 
P = e x + + xz
∂x ∂y ∂z
  
∂τxy ∂σy 
∂τyz
+ ey + +
∂x ∂y ∂z
   
∂τxz ∂τyz ∂σ 
+ ez + + z .
∂x ∂y ∂z

Schreibt man nun nach dem Vorbild von Gl. (3.17) auch Gl. (16.10) in der Form
 
∂
u ∂
u ∂
u
 
u +
v +w

∂x ∂y ∂z
  

∂p ∂σx ∂τxy ∂τ 
=− + µ
u+ + + xz
∂x ∂x ∂y ∂z
16.3 Grundgleichungen für die mittlere Bewegung turbulenter Strömungen 503
 
∂
v ∂
v ∂
v
 
u +
v +w

∂x ∂y ∂z
  

∂p ∂τxy ∂σy 
∂τyz
=− + µ
v+ + +
∂y ∂x ∂y ∂z
 

∂w 
∂w 
∂w
 
u +
v +w

∂x ∂y ∂z
   

∂p ∂τxz ∂τyz ∂σz
=− + µ
w+ + + , (16.11)
∂z ∂x ∂y ∂z
so gilt, wie man aus dem Vergleich von Gl. (16.11) mit Gl. (16.10) ersieht, für den
Spannungstensor der von der Schwankungsbewegung hervorgerufenen Kräfte
⎛  ⎛ ⎞
σx τxy  ⎞
τxz u 2 u v  u w 
⎝τxy  ⎠ ⎜ ⎟
σy τyz = − ⎝ u v  v  2 v  w  ⎠ . (16.12)
 
τxz τyz σz       2
u w v w w
Der Term τxy des Spannungstensors stimmt mit der aus der Impulsbetrachtung ge-

wonnenen Größe nach Gl. (16.5) überein.


Wie bereits erwähnt, werden die scheinbaren Spannungen auch Reynolds-
Spannungen genannt. Entsprechend heißen die Impuls-Gleichungen (16.11) auch
Reynolds-Gleichungen.
Als Ergebnis dieser Betrachtungen haben wir also gefunden, daß die zeitlichen
Mittelwerte der Geschwindigkeitskomponenten der turbulenten Bewegung nach
Gl. (16.11) denselben Gleichungen wie die Geschwindigkeitskomponenten einer la-
minaren Strömung genügen, bei denen jedoch zu den Reibungskräften der laminaren
Strömung noch zusätzliche Spannungen hinzutreten, die durch den Spannungstensor
Gl. (16.12) gegeben sind. Diese zusätzlichen Spannungen nennt man die scheinbaren
Spannungen der turbulenten Strömungen. Sie werden durch die turbulente Schwan-
kungsbewegung hervorgerufen und sind durch die zeitlichen Mittelwerte der quadra-
tischen Schwankungsgrößen gegeben. Da diese Spannungen zu den gewöhnlichen
Spannungen einer Strömung hinzutreten und sich in ähnlicher Weise wie diese auf
den Bewegungsablauf auswirken, nennt man sie auch häufig die Scherkräfte der tur-
bulenten Scheinreibung. Die gesamten Spannungen setzen sich additiv zusammen
aus den gewöhnlichen viskosen Spannungen nach Gl. (3.37) und (3.38a) und diesen
scheinbaren turbulenten Spannungen, also z.B.
∂
u
σx = −p + 2µ − u 2 ,
∂x
  (16.13)
u ∂
∂ v
τxy = µ + − u v  , . . . .
∂y ∂x
Im allgemeinen überwiegen die Spannungen der turbulenten Scheinreibung die
viskosen Spannungen bei weitem, so daß man die letzteren in vielen Fällen mit
guter Näherung vernachlässigen kann, wenn man von Bereichen in unmittelbarer
Wandnähe absieht.
504 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

16.3.3
Gleichung für die kinetische Energie
der turbulenten Schwankungsbewegung (k-Gleichung)

Für das Verständnis der physikalischen Vorgänge in der turbulenten Schwankungsbe-


wegung und insbesondere bei der Turbulenzmodellierung spielt die Bilanzgleichung
für die kinetische Energie der Schwankungsbewegung eine wichtige Rolle. Es han-
delt sich um die Bilanz der Größe
1 1# $
k = q 2 = u2 + v  2 + w  2 (16.14)
2 2
mit
q 2 = u 2 + v  2 + w  2 , (16.15)
weshalb man auch von der k-Gleichung spricht. Diese Gleichung läßt sich aus den
Navier-Stokes-Gleichungen herleiten, wie z.B. bei K. Gersten; H. Herwig (1992 S.
769) beschrieben ist. Sie lautet für stationäre Strömungen mit konstanten Stoffwerten:
  1
∂k ∂k ∂k
  u +v +w  Konvektion
∂x ∂y ∂z

      ⎪⎪

∂  2 ∂  2 ⎬
=−  
u p + q −  
v p + q turbulente
∂x 2 ∂y 2 ⎪
⎪ Diffusion
   ⎪

∂ 
− w p + q 2
∂z 2
 2 ⎫
∂ # $
2 +
∂2 # $
+µ k + u k + v 2 ⎪

∂x 2 ∂y 2 ⎪



∂ 2 # $ ⎬
viskose
+ 2 k + w 2 (16.16)
∂z ⎪
⎪ Diffusion
 2    ⎪

∂ 2 v  w ∂ 2 w  u ⎪

∂ uv ⎭
+2 + +
∂x∂y ∂y∂z ∂z∂x
 ⎫
∂
u ∂
v 
∂w ⎪
− u 2 + u v  + u w  ⎪

∂x ∂x ∂x ⎪



∂
u ∂
v 
∂w Turbulenz-
+u v  + v 2 + v  w
∂y ∂y ∂y ⎪
⎪ Produktion
 ⎪

∂u ∂
v 
∂w ⎪

+u w  + v  w + w 2 ⎭
∂z ∂z ∂z
1
−
ε. Dissipation

Für die Dissipation gilt, vgl. Gl. (3.62),


16.3 Grundgleichungen für die mittlere Bewegung turbulenter Strömungen 505

   2   2   2
∂u ∂v ∂w
ε=µ 2
 +2 +2
∂x ∂y ∂z
 2  2  2 
∂u ∂v  ∂u ∂w  ∂v  ∂w 
+ + + + + + . (16.17)
∂y ∂x ∂z ∂x ∂z ∂y

Häufig werden die Terme für die viskose Diffusion und die Dissipation anders
zusammengefaßt. Es gilt für die Differenz der beiden Terme

µ[. . .] − 
ε = µk − ε, (16.18)

wobei  der Laplace-Operator ist. Die neu eingeführte Größe

 2  2  2
∂u ∂v  ∂w 
ε = µ + +
∂x ∂x ∂x
 2  2  2
∂u ∂v  ∂w 
+ + +
∂y ∂y ∂y
 2  2  2 
∂u ∂v  ∂w 
+ + + (16.19)
∂z ∂z ∂z

stellt eine Art Pseudo-Dissipation dar. Leider wird sie in der Literatur häufig zu
Unrecht auch Dissipation genannt.
Die k-Gleichung beschreibt die Bilanz zwischen vier Beiträgen zum Energiehaus-
halt der turbulenten Schwankungsbewegung: Konvektion, Diffusion, Produktion und
Dissipation. Dabei besteht die Diffusion aus den beiden Anteilen der viskosen Diffu-
sion und der turbulenten Diffusion. Bei den Diffusionsgliedern handelt es sich stets
um Gradienten, deren Beiträge also bei einer globalen Bilanz durch die Integration
(z.B. über den Strömungsquerschnitt) verschwinden.
Wie Gl. (16.17) erkennen läßt, ist die Dissipation 
ε stets positiv. In Gl. (16.16)
stellt der Dissipationsterm − ε eine „Energiesenke“ dar. Demgegenüber ist die
Turbulenz-Produktion in Gl. (16.16) im allgemeinen positiv. Wenn in einer turbulen-
ten Strömung die Terme für Turbulenz-Produktion und Dissipation sehr viel größer
sind als die übrigen Beiträge zum Energiehaushalt, spricht man von Gleichgewichts-
Bereichen, da dann näherungsweise Turbulenz-Produktion gleich Dissipation gilt,
vgl. Kap. 17 und 18. Es können in turbulenten Strömungen auch Zonen existieren, in
denen die Turbulenz-Produktion negativ ist, d.h. in denen Energie von der Schwan-
kungsbewegung in die mittlere Bewegung zurückfließt. (Dieses tritt z.B. beim turbu-
lenten Wandstrahl auf, vgl. Kap. 22.8). Im allgemeinen wird jedoch die durch Kon-
vektion hervorgerufene Änderung der turbulenten kinetischen Energie durch eine
„Energiequelle“ (Turbulenz-Produktion), durch eine „Energiesenke“ (Dissipation)
und durch Energietransport (Diffusion) kompensiert. Die Dissipation bedeutet eine
Umwandlung von turbulenter kinetischer Energie in innere Energie.
506 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

16.3.4
Thermische Energiegleichung

Zur Beschreibung des mittleren Temperaturfeldes T(x,y,z) läßt sich aus der ther-
mischen Energiegleichung (3.71) eine entsprechende Gleichung herleiten. Für kon-
stante Stoffwerte lautet sie:
   1
∂T ∂ T ∂ T
cp u + v +w  Konvektion
∂x ∂y ∂z

 2 2  2   ⎬ molekularer
∂ T ∂ T ∂ T
=λ + + Wärme-
∂x 2 ∂y 2 ∂z2 ⎭
transport

    ⎬ turbulenter
∂u T ∂v  T  ∂w  T 
−cp + + Wärme-
∂x ∂y ∂z ⎭
transport
  2  2   (16.20)
∂u ∂ v ∂w 2 ⎫
+µ 2 +2 +2 ⎪

∂x ∂y ∂z ⎪

 2  ⎪
2 ⎪
∂
u ∂ v ∂u ∂w  ⎬
direkte
+ + + +
∂y ∂x ∂z ∂x ⎪
⎪ Dissipation
 2  ⎪

 ⎪

∂
v ∂w ⎭
+ +
∂z ∂y

turbulente
+ε.
Dissipation
Danach gilt für das mittlere Temperaturfeld dieselbe Gleichung wie für laminare
Temperaturfelder, jedoch mit zwei Zusatzgliedern. Zunächst tritt neben der mole-
kularen Wärmeleitung eine „scheinbare“ Wärmeleitung aufgrund der turbulenten
Schwankungen von Geschwindigkeiten und Temperaturen auf. Die Korrelationen
zwischen den Geschwindigkeitsschwankungen und den Temperaturschwankungen # $
führen zu einer „turbulenten Wärmeübertragung“, die durch denAusdruck div v  T 
charakterisiert ist. Schließlich tritt zur „direkten Dissipation“, die der Dissipation bei
laminaren Strömungen entspricht, noch die „turbulente“ Dissipation  ε hinzu, die
bereits in der Bilanzgleichung für die turbulente kinetische Energie, Gl. (16.16),
auftrat. Danach geht bei turbulenten Strömungen mechanische Energie auf zwei
verschiedenen Wegen in innere Energie über. Bei der direkten Dissipation erfolgt
der Übergang aufgrund der Viskosität direkt, bei der turbulenten Dissipation erfolgt
jedoch der Übergang indirekt, d.h. auf dem Umweg über die turbulente Schwan-
kungsbewegung, indem mechanische Energie von der mittleren Bewegung zunächst
in die turbulente Schwankungsbewegung und dann schließlich in innere Energie
übergeht.
16.4 Schließungsproblem 507

16.4
Schließungsproblem

Die Gleichungen (16.7), (16.11) und (16.20) werden verwendet, um die zeitlich
gemittelten Felder für die Geschwindigkeit v , den Druck p  und die Temperatur T zu
berechnen.
Die Randbedingungen für die zeitlichen Mittelwerte sind die gleichen wie bei
den laminaren Strömungen, also z.B. die Haftbedingung für die Geschwindigkeit
an festen Wänden. An den Wänden verschwinden aber auch alle Schwankungskom-
ponenten der Geschwindigkeit und damit auch alle Reynolds-Spannungen. Daher
werden auch bei turbulenten Strömungen Schubkräfte an der Wand nur durch die
Viskosität erzeugt. Auch für die Temperatur wird in der Praxis meistens angenom-
men, daß die Wandtemperaturen keine zeitlichen Schwankungen aufweisen. Dieses
ist erfüllt, wenn das Produkt cp λ für das Wandmaterial sehr viel größer ist als für
das Fluid, vgl. K. Gersten, H. Herwig (1992, S. 461 u. 470). Die Gradienten der
Geschwindigkeit und der Temperatur und damit die Schubspannung τ = µ(∂u/∂y)
und die Wärmestromdichte q = −λ(∂T /∂y) sind jedoch auch an der Wand zeitlich
schwankende Größen, ebenso der Wanddruck.
Für die Berechnung der mittleren Geschwindigkeits- und Temperaturfelder tur-
bulenter Strömungen mittels der Gleichungen (16.7), (16.11) und (16.20) ergibt sich
eine prinzipielle Schwierigkeit. Die genannten Gleichungen enthalten neben den Un-
bekannten v , p und T noch weitere Unbekannte, nämlich die Reynolds-Spannungen,
die Komponenten der Korrelation v  T  und die turbulente Dissipation  ε. Um eine
Berechnung turbulenter Strömungen zu ermöglichen, muß das Gleichungssystem
durch zusätzliche Gleichungen für die genannten zusätzlichen Unbekannten ergänzt,
d.h. „geschlossen“ werden. Nun lassen sich für die zusätzlichen Unbekannten, bei
denen es sich im wesentlichen um Korrelationen handelt, auch Bilanzgleichungen
aufstellen. Die k-Gleichung (16.16) ist ein Beispiel. Sie ist eine Bilanzgleichung für
die Summe der Normalspannungen der Reynolds-Spannungen. Entsprechende Bi-
lanzgleichungen existieren auch für alle genannten Korrelationen. Leider treten bei
diesen Bilanzgleichungen, wie das Beispiel der k-Gleichung zeigt, weitere Unbe-
kannte zusätzlich auf, nämlich die Geschwindigkeits-Druck-Korrelation v  p  und so-
genannte Tripel-Korrelationen v  q 2 = v  (u 2 + v  2 + w  2 ). Durch Hinzunahme der
Bilanzgleichungen für zusätzlich auftretende Unbekannte ist danach das Gleichungs-
system grundsätzlich nicht zu schließen. Dieses sogennante „Schließungsproblem“
spielt die zentrale Rolle in der Turbulenzforschung.
Um den Zusammenhang zwischen den Reynolds-Spannungen und Größen der
mittleren Bewegung herzustellen, müssen Modellgleichungen entwickelt werden;
man spricht daher von Turbulenz-Modellen oder Turbulenz-Modellierung. Diese
werden empirische Elemente enthalten. Dabei können auch die Bilanzgleichun-
gen der Reynolds-Spannungen verwendet werden, wie es z.B. mit der k-Gleichung
geschieht, wobei jedoch etwa die Geschwindigkeit-Druck-Korrelationen oder die
Tripel-Korrelationen geeignet modelliert werden müssen. Auf die verschiedenen
Turbulenz-Modelle wird u.a. in Kap. 17 und 18 eingegangen.
508 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

Um möglichst gute und allgemeingültige Modellgleichungen entwickeln zu kön-


nen, sind detaillierte Kenntnisse über die physikalischen Vorgänge der turbulenten
Schwankungsbewegung erforderlich. Daher sollen im folgenden wenigstens einige
wichtige Eigenschaften der turbulenten Schwankungsbewegung angegeben werden.

16.5
Beschreibung der turbulenten Schwankungsbewegung

16.5.1
Korrelationen

Der zeitlich schwankende Verlauf der Geschwindigkeitskomponenten in turbulenten Strö-


mungen kann mittels Hitzdrahtanemometrie oder Laser-Doppler-Anemometrie experimentell
ermittelt werden. Mit („kalten“) Hitzdrahtsonden können auch die Temperaturschwankun-
gen erfaßt werden. Schwieriger ist die Messung von Druckschwankungen, vgl. W. Nitsche
(1994, S. 14) und W.W. Willmarth (1975). Schwankungen des Wanddruckes wurden von R.
Emmerling (1973) und A. Dinkelacker et al. (1977) gemessen.
Wie bereits die Reynolds-Spannungen, Gl. (16.12), erkennen lassen, kommen den Korrela-
tionen, d.h. den zeitlichen Mittelwerten der Produkte von Schwankungsgrößen, zur Beschrei-
bung turbulenter Strömungen eine besondere Bedeutung zu.
Neben den Korrelationen verschiedener Schwankungsgrößen, z.B. verschiedener Ge-
schwindigkeitskomponenten, in demselben Punkt sind auch die Korrelationen derselben
Schwankungsgröße zu verschiedenen Zeiten (Autokorrelation) oder an verschiedenen Orten
(Raum-Korrelation) von Interesse.
In Bild 16.3 ist die von G.I. Taylor (1935) eingeführte normierte Korrelationsfunktion

u u2
R(r) =  1  (16.21)
u12 · u22

Bild 16.3. Korrelation der turbulenten Längsge-


schwindigkeitsschwankungen u1 in Rohrmitte mit
den Geschwindigkeitsschwankungen u2 im Ab-
stand r nach Messungen von L.F.G. Simmons; C.
Salter (1938); vgl. auch G.I. Taylor (1936)
16.5 Beschreibung der turbulenten Schwankungsbewegung 509

für eine Rohrströmung dargestellt. Der Punkt mit dem Index 1 befindet sich auf der Rohrachse,
der Punkt 2 imAbstand r von derAchse. Die Funktion gibt an, wie stark die Bewegung in einem
Punkt (hier die Längsbewegung) diejenige im anderen Punkt beeinflußt. Negative Werte der
Korrelationsfunktion bedeuten, daß die Geschwindigkeiten in den beiden korrelierten Punkten
im zeitlichen Mittel unterschiedliche Vorzeichen haben, was bei der in Bild 16.3 dargestellten
„seitlichen Korrelation“ wegen des zeitlich konstanten Volumenstroms zu erwarten ist.
Aus dem Integral von R ergibt sich eine charakteristische Länge der Turbulenzstruktur

d/2
L= R(r) dr. (16.22)
0
Sie wird Integral-Längenmaß oder Makro-Längenmaß genannt. Sie stellt ein Maß für die
Größe der einheitlich bewegten Fluidmassen dar und gibt damit eine Vorstellung von der mitt-
leren Größe der Turbulentballen oder Turbulenzelemente (engl.: eddy). Im gezeigten Beispiel
ist L ≈ 0,14 d/2.
Weitgehende Einsichten in die Strukturen der turbulenten Bewegungen werden durch die
Raum-Zeit-Korrelationen vermittelt, bei denen zwei Geschwindigkeitskomponenten an ver-
schiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten miteinander korreliert werden, vgl. A.J. Favre et
al. (1957, 1958).
Durch konditionierte Meßreihen (engl. conditioned oder conditional sampling) lassen sich
in turbulenten Scherströmungen deutlich kohärente Strukturen identifizieren, man vergleiche
dazu zusammenfassende Darstellungen von A. Roshko (1976), B.J. Cantwell (1981), J.L.
Lumley (1981), M.T. Landahl; E. Mollo-Christensen (1986) und H.E. Fiedler (1988).

16.5.2
Spektren und Turbulenzballen
Statt die Struktur der Turbulenz durch Korrelationsfunktionen zu beschreiben, kann man auch
eine Frequenzanalyse der Bewegung vornehmen. Bezeichnet n die Frequenz und F (n) dn den
prozentualen Anteil des quadratischen Mittelwertes der Längsschwankungen u 2 , der auf den
Frequenzbereich zwischen n und n + dn entfällt, so liefert F (n) die spektrale Verteilung von
u 2 . Definitionsgemäß gilt dann
∞
F (n) dn = 1. (16.23)
0
Mathematisch stellt die Spektralfunktion F (n) die Fourier-Transformierte derAutokorrelation
dar.
Die in Bild 16.4 dargestellten Spektren wurden von P.S. Klebanoff (1955) in der turbu-
lenten Grenzschicht an einer ebenen Platte gemessen. Der Größtwert von F (n) ergab sich
bei dieser Messung etwa bei den kleinsten gemessenen Frequenzen. Zu größeren Frequenzen
nimmt dann F (n) bis auf null ab, um die Bedingung (16.23) zu erfüllen. Ein kontinuierliches
Spektrum ist ein charakteristisches Merkmal turbulenter Strömungen im Gegensatz zu Spek-
tren mit diskreten Frequenzen bei instationären laminaren Strömungen. Die Darstellung in
Bild 16.4 wird häufig auch Energiespektrum genannt, obwohl es nicht die gesamte kinetische
Energie k nach Gl. (16.14), sondern nur den Anteil u 2 der Längsschwankungen betrifft. Als
Abszisse ist statt der Frequenz n die sogenannte Wellenzahl mit der Dimension 1/Länge auf-
getragen. Den verschiedenen Längen werden jetzt anschaulich verschiedene Turbulenzballen
mit den entsprechenden Abmessungen zugeordnet. In der Messung nach Bild 16.4 wurden
danach Turbulenzballen mit Abmessungen von einigen zehntel Millimetern bis zu einigen
Zentimetern vermessen. Die letztgenannten großen Turbulenzballen sind danach die Haupt-
träger der kinetischen Energie der Schwankungsbewegung. Sie beziehen ihre Energie aus der
510 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

Bild 16.4. Frequenzspektrum


der Längsgeschwindigkeits-
schwankungen in der turbulen-
ten Grenzschicht an der ebenen
Platte nach P.S. Klebanoff
(1955)
Kurve 1: F ∼ n−5/3 ,
Theorie nach A.N. Kolmogorov
(1941a)
Kurve 2: F ∼ n−7 ,
Theorie nach W. Heisenberg
(1948)

mittleren Bewegung. Durch einen Zerfallsprozeß erfolgt die Weitergabe der Energie auf klei-
nere Turbulenzballen. Dieser Kaskadenprozeß setzt sich zu immer kleineren Turbulenzballen
fort, bis schließlich bei den kleinsten Turbulenzballen die Dissipation, d.h. der Übergang von
mechanischer Energie in innere Energie, erfolgt.
Bei sehr großen Reynolds-Zahlen besitzen turbulente Strömungen eine lokal-isotrope
Struktur der Turbulenz, wie von A.N. Kolmogorov (1941a) gezeigt wurde. Ausgenommen
sind nur Gebiete in der Nähe von Wänden und Berandungen. Danach besitzt die turbulente
Schwankungsbewegung in einer kleinen Umgebung eines Punktes keine ausgezeichnete Rich-
tung, d.h. sie ist isotrop. Da die Dissipation im Bereich der kleinsten Turbulenzballen erfolgt,
kann die Dissipation entsprechend Gl. (16.17) nach A.N. Kolmogorov (1941b) unter der An-
nahme isotroper Turbulenz berechnet werden. In diesem Falle gilt

u 2 = v  2 = w 2 , u v  = u w = v  w = 0, (16.24)

und für 
ε läßt sich vereinfacht schreiben, vgl. J.O. Hinze (1975, S. 219):
  2
∂u
ε = 15µ
 . (16.25)
∂x

Ähnlichkeitsbetrachtungen, die von A.N. Kolmogorov (1941a) und später davon unabhän-
gig von C.F. v. Weizsäcker (1948) und W. Heisenberg (1948) angestellt wurden, erschließen
noch weitere Einzelheiten bezüglich der Form der Korrelationsfunktionen für kleine Abstände
r bzw. des Spektrums bei großen Frequenzen bzw. kleinen Turbulenzballen. Danach gilt im
mittleren Frequenzbereich F (n) ∼ n−5/3 , was durch die Messung in Bild 16.4 gut bestätigt
wird. Für sehr große Frequenzen (n → ∞) gilt nach W. Heisenberg (1948) F (n) ∼ n−7 .
16.5 Beschreibung der turbulenten Schwankungsbewegung 511

Die beiden theoretischen Verläufe stellen sich im logarithmischen Diagramm, Bild 16.4, als
gerade Linien (1) und (2) dar.
Das für das Verständnis der Turbulenz Wesentliche ist, daß die scheinbaren Spannungen
hauptsächlich durch die großen Turbulenzelemente von der Größenordnung L erzeugt werden.
Infolge der Instabilität der Strömung entstehen nun fortgesetzt Bewegungen kleinerer Abmes-
sungen, bis schließlich in den kleinsten Turbulenzelementen so steile Geschwindigkeitsgradi-
enten ∂u /∂x usw. auftreten, daß hier die Umwandlung in innere Energie stattfindet. Die von
der Hauptbewegung durch die scheinbaren Spannungen auf die großen Turbulenzelemente
übertragene Leistung, die von der Viskosität unabhängig ist, wird also stufenweise an immer
kleinere Turbulenzelemente weitergegeben, bis die Energie dissipiert. Diesem Mechanismus
ist es zuzuschreiben, daß bei turbulenten Strömungen der Reibungswiderstand und die Vertei-
lungen der mittleren Geschwindigkeit nur wenig von der Reynolds-Zahl abhängen, obwohl
alle Energieverluste durch die Viskosität verursacht werden.
Auch die Dissipation nach Gl. (16.17) ist von der Reynolds-Zahl unabhängig. Wegen
des Faktors µ könnte der Eindruck entstehen, daß für Re → ∞ die Dissipation gegen null
strebt. Dieses trifft jedoch nicht zu. Vielmehr strebt
ε einem endlichen Grenzwert zu, während
(∂u /∂x)2 für Re → ∞ wie  ε/15ν beliebig große Werte annimmt.
Nach A.N. Kolmogorov (1941a) ist die lokalisotrope Turbulenz durch die beiden Größen ν
und ε eindeutig bestimmt. Aus ihnen folgt für die Feinstruktur der Turbulenz als Längenmaß
die Kolmogorov-Länge (auch Mikro-Längenmaß genannt)
# $1/4
K = ν 3 /
ε (16.26)

und als Zeitmaßstab


ε )1/2 .
tK = (ν/ (16.27)
Da der Geschwindigkeitsgradient umgekehrt proportional zum Zeitmaßstab ist, gilt
(∂u /∂x)2 = 1/(15 tK
2 ).

16.5.3
Turbulenz der Außenströmung

Für Umströmungen von Körpern bei großen Reynolds-Zahlen ist das Auftreten von Grenz-
schichten ein typisches Merkmal. Statt der bisher behandelten laminaren Grenzschichten sind
die Grenzschichten nunmehr turbulent. Im Idealfall besteht also das Strömungsfeld aus den
wandnahen turbulenten Grenzschichten und einer reibungslosen Außenströmung, die keinerlei
Geschwindigkeitsschwankungen aufweist.
In der Praxis ist die Außenströmung jedoch nicht völlig turbulenzfrei. Als Maß für die
Intensität der turbulenten Schwankungsbewegung wird der Turbulenzgrad
 #
1 u 2 + v  2 + w  2 $ √
3 2k/3
Tu = = (16.28)
U∞ U∞
verwendet. Da der Turbulenzgrad der Außenströmung teilweise beachtlichen Einfluß auf die
Grenzschicht ausübt, spielt diese Größe für die Übertragbarkeit von Modellmessungen in
Windkanälen auf die Großausführung und auch für den Vergleich von Messungen in verschie-
denen Windkanälen eine wichtige Rolle. Daß insbesondere der Übergang laminar-turbulent
vom Turbulenzgrad der Außenströmung stark abhängt, wurde bereits in Kap. 15.2.4a berichtet.
Ferner werden die Entwicklung der turbulenten Grenzschicht und die Lage der Ablösestelle so-
wie der Wärmeübergang vom Turbulenzgrad der Außenströmung beeinflußt, vgl. Kap. 18.5.4.
Der Turbulenzgrad in der Meßstrecke eines Windkanales wird maßgeblich durch die Ma-
schenweite der eingebauten Gitter und Siebe bestimmt. In einiger Entfernung hinter dem
512 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

Sieb herrscht näherungsweise isotrope Turbulenz. Wegen Gl. (16.24) vereinfacht sich dann
Gl. (16.28) zu

u 2
Tu = . (16.29)
U∞
Durch Einbau von genügend vielen und feinmaschigen Gittern und Sieben weisen gute
Windkanäle Werte von Tu = 0,001 auf, es wurden in Extremfällen auch schon Werte von
Tu = 0,0002 erreicht, vgl. G.B. Schubauer; H.K. Skramstad (1947).
Eingehende Untersuchungen von G.I. Taylor (1936) und H.L. Dryden (1938) haben erge-
ben, daß neben dem Turbulenzgrad Tu auch die charakteristische Länge der Turbulenz L nach
Gl. (16.22) einen Einfluß haben kann. Den Einfluß von L auf die turbulente Grenzschicht
haben H.U. Meier; H.P. Kreplin (1980) untersucht. Sie fanden Höchstwerte der Wandschub-
spannung, wenn L von der Größenordnung der Grenzschichtdicke war.

16.5.4
Berandung turbulenter Gebiete und Intermittenz

Gegenüber laminaren Grenzschichten treten bei turbulenten Grenzschichten zusätzliche Be-


sonderheiten am Grenzschichtrand auf. Dieser ist charakterisiert durch den Übergang von
der nicht schwankenden (bzw. schwach schwankenden) drehungsfreien Außenströmung zur
turbulenten und damit drehungsbehafteten Grenzschichtströmung. Beim Übergang von nicht-
turbulenter zu vollturbulenter Strömung spielt die Viskosität eine entscheidende Rolle. Die
Dicke der Schicht, in der sich dieser Übergang vollzieht, ist proportional zur Kolmogorov-
Länge K nach Gl. (16.26), vgl. J. Rotta (1972, S. 166) und S. Corrsin; A. Kistler (1955).
Der Rand der turbulenten Grenzschicht ist eigentlich eine räumlich und zeitlich stark
schwankende Fläche, wie sie in Bild 16.5 skizziert ist. In einem Punkt des Übergangsbe-
reiches wird laminare und turbulente Strömung in unregelmäßigen Intervallen abwechseln.
Diese Vorgänge können durch den Intermittenzfaktor γ (x,y) beschrieben werden. Der Wert
definiert die Wahrscheinlichkeit, an der Stelle x,y turbulente Strömung anzutreffen. Bei Ver-
suchen beschreibt γ (x,y) denjenigen Bruchteil der Zeit, über den an diesem Ort turbulente
Strömung beobachtet wird. Im vollturbulenten Gebiet gilt γ = 1. Bild 16.6 zeigt den Verlauf
von γ in einer Grenzschicht über dem Wandabstand. Diese Kurve läßt sich durch
3 4−1
γ (x,y) = 1 + 5,5[y/δ(x)]6 (16.30)

annähern.
Entsprechende Verteilungen der Intermittenz findet man auch an Berandungen von freien
turbulenten Scherschichten, wie z.B. beim Freistrahl oder im Nachlauf, vgl. Kap. 22.

Bild 16.5. Außenrand einer turbulenten Grenzschicht


Links: Moment-Aufnahme eines Grenzschicht-Ausschnittes, dessen Erstreckung in x-
Richtung so klein ist, daß die Zunahme von δR (x) mit x nicht erkennbar ist.
Rechts: Verteilung der mittleren Geschwindigkeit und des Intermittenz-Faktors
16.6 Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen 513

Bild 16.6. Verteilung des Intermittenz-


Faktors γ in der turbulenten Grenzschicht
an der längsangeströmten ebenen Platte,
nach Messungen von P.S. Klebanoff (1955)

Die mittlere Lage des Grenzschichtrandes kann durch den Wandabstand

∞
δR (x) = γ (x,y) dy (16.31)
0

bestimmt werden.
Davon verschieden ist die Grenzschichtdicke δ(x). Sie beschreibt die zeitlich gemittelte
Lage eines diskreten äußeren Grenzschichtrandes, der die Grenze zwischen der Grenzschicht
und der Außenströmung darstellt. Wie sich herausstellen wird, liefern die meisten Turbulenz-
Modelle für Re → ∞ eine diskrete Grenzschichtdicke δ. Dieses ist grundsätzlich verschieden
vom Verhalten laminarer Grenzschichten, bei denen der Übergang zur Außenströmung kon-
tinuierlich erfolgt und daher eine solche Grenzschichtdicke nicht definiert werden kann. Die
beiden Grenzschichtgrößen δR und δ sind proportional zueinander. Es gilt etwa δR = 0,78δ.
Wie sich später zeigen wird, streben bei glatter Wand δR und δ für Re → ∞ gegen null.

16.6
Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen

Wie die laminaren Strömungen besitzen auch die turbulenten Strömungen bei hohen
Reynolds-Zahlen Grenzschichtcharakter, d.h. das gesamte Strömungsfeld besteht
aus der reibungslosen Außenströmung und einer wandnahen, dünnen turbulenten
Grenzschicht. Für diese lassen sich – wie im laminaren Fall – die Grundgleichun-
gen erheblich vereinfachen. Analog zu laminaren Grenzschichten reduziert sich die
Impulsgleichung für die y-Richtung auf die Aussage, daß der Druck am Außen-
rand der Grenzschicht und der Wanddruck übereinstimmen (Vernachlässigung der
Krümmungseffekte). Ferner können wieder die Änderungen der x-Impulse bzw. der
x-Komponenten des Wärmeflusses in Hauptströmungsrichtung als klein vernachläs-
sigt werden.
514 16 Grundzüge der turbulenten Strömungen

Aus Gl. (16.11) folgt also mit der Grenzschichtnäherung (Re → ∞, 


v  U∞ ,
∂/∂x  ∂/∂y) für die y-Richtung:

 ∂(v  2 )
∂p
0=− − . (16.32)
∂y ∂y
Die Integration über die Grenzschichtdicke ergibt:

 + v  2 = p
p w = pe , (16.33)

wenn eine turbulenzfreie Außenströmung angenommen wird. In turbulenten Grenz-


schichten ist demnach nicht der Druck p über der Grenzschichtdicke konstant, son-
dern der Ausdruck p + v  2 . Da die Schwankungsbewegung an der Wand und am
Außenrand verschwindet, gilt jedoch nach wie vor p w = pe .
Damit ergeben sich die folgenden Gleichungen für ebene turbulente Grenzschich-
ten mit konstanten Stoffwerten:

u ∂
∂ v
+ = 0, (16.34)
∂x ∂y
 
∂
u ∂u dpe ∂
 u + v =− + (τ v + τt ) , (16.35)
∂x ∂y dx ∂y
  
∂T ∂ T ∂
cp u +v = − (q λ + qt ). (16.36)
∂x ∂y ∂y

Dabei wurde gesetzt:


∂
u
τv = µ , τt = −u v  , (16.37)
∂y
∂ T
q λ = −λ ,qt = cp v  T  . (16.38)
∂y
In der Gleichung für die thermische Energie wurde die Dissipation vernachlässigt.
Durch Vergleich mit den Gleichungen für die laminare Grenzschicht, Gl. (6.26),
(6.27) und (9.13), stellt man fest, daß beim Übergang von den Gleichungen für die la-
minare Grenzschicht zu denjenigen für die turbulente Grenzschicht folgendermaßen
zu verfahren ist:
a) Die Größen u, v und T sind durch die zeitlichen Mittelwerte  v und T zu
u, 
ersetzen, ebenso p durch pe .
b) Die Schubspannung und die Wärmestromdichte bestehen jetzt aus jeweils zwei
Anteilen. Der erste Anteil stammt vom molekularen Austausch (Index v für Vis-
kosität, Index λ für Wärmeleitfähigkeit) und wird aus dem zeitlich mittleren Feld
wie im Laminaren berechnet, der zweite Anteil erscheint zusätzlich infolge des
turbulenten Austausches.
16.6 Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen 515

Die beiden zusätzlichen Terme τt (x,y) und qt (x,y) sind neue Unbekannte, für
die über eine Turbulenz-Modellierung ein Zusammenhang mit dem mittleren Feld
der Geschwindigkeit bzw. der Temperatur hergestellt werden muß.
Da die k-Gleichung (16.16) häufig zur Turbulenz-Modellierung herangezogen
wird, sei sie hier in der für Grenzschichten vereinfachten Form angegeben:

    
∂k ∂k ∂ 2k ∂  
 2 ∂
u
 
u +
v =µ 2 − v p + q + τt
∂x ∂y ∂y ∂y 2 ∂y
(16.39)
2 ∂u
−(u − v  ) − ε,
2

∂x

wobei bereits Gl. (16.18) berücksichtigt worden ist. Die Terme auf der rechten Seite
bedeuten in der angegebenen Reihenfolge: viskose Diffusion, turbulente Diffusion,
Produktion (zwei Terme) und (Pseudo-)Dissipation. Der zweite Produktionsterm
wird häufig als klein gegenüber dem ersten Produktionsterm vernachlässigt.
Wie sich herausstellen wird, besteht die turbulente Grenzschicht bei großen
Reynolds-Zahlen selbst wiederum aus zwei deutlich unterscheidbaren Schichten.
Dieses spielt bei der Turbulenz-Modellierung eine fundamentale Rolle.
Die Grenzschichtgleichungen (16.34) bis (16.39) gelten auch (und zwar exakt)
für ausgebildete turbulente Durchströmungen. Da sich bei diesen sehr viel einfa-
cheren Strömungen der Zweischichten-Charakter besonders deutlich darstellen läßt
und man die dafür gewonnenen Erkenntnisse mühelos auf die Grenzschichtströmung
übertragen kann, werden im folgenden Kapitel zunächst vollausgebildete turbulente
Durchströmungen behandelt. Diese besitzen, wie gesagt, im verallgemeinerten Sinne
auch einen Grenzschichtcharakter. Die Übertragung der dabei gewonnenen Ergeb-
nisse auf turbulente Grenzschichtströmungen erfolgt dann im Kap. 18.
17
Durchströmungen

17.1
Couette-Strömung

17.1.1
Zweischichten-Struktur des Geschwindigkeitsfeldes
und logarithmisches Überlappungsgesetz

Die ausgebildete Couette-Strömung ist eine einfache Scherströmung, bei der überall
im Strömungsfeld die Schubspannung einen konstanten Wert hat. Mit Absicht soll
im folgenden die turbulente Couette-Strömung besonders ausführlich behandelt wer-
den, da sie über das spezielle Strömungsbeispiel hinaus ganz allgemein für turbulente
Strömungen in Wandnähe eine fundamentale Rolle spielt. Wie sich herausstellen
wird, haben die wandnahen Strömungsbereiche der turbulenten Couette-Strömung
universelle Bedeutung, so daß unter noch zu präzisierende Bedingungen die Ergeb-
nisse auf die wandnahen Bereiche allgemeiner turbulenter Strömungen übertragen
werden können.
Nach Bild 17.1 wird die turbulente Strömung zwischen zwei parallelen Platten
mit dem Abstand 2H betrachtet. Der Ursprung des gewählten Koordinatensystems
befindet sich an der unteren, feststehenden Platte, d.h. y ist der Abstand von der
unteren Wand. Ziel der Betrachtungen ist die Bestimmung der Verteilung der zeitlich
gemittelten Geschwindigkeit  u(y). Dabei bewegt sich die obere Platte parallel zur
unteren, feststehenden Platte mit der konstanten Geschwindigkeit uwo = 2 uc , wobei

uc die Geschwindigkeit auf der Mittelebene y = H ist (Index c: center line). Die
Strömung sei voll ausgebildet, d.h. unabhängig von der Koordinate x. Die Stoffwerte
 und ν seien konstant.

Bild 17.1. Turbulente Couette-Strömung


518 17 Durchströmungen

Durch Aufprägen einer Schubspannung  τw , d.h. einer Schubkraft pro Fläche,


wird die obere Platte in Bewegung gehalten. Die aufgeprägte Schubkraft wird als
konstanter Wert durch die Strömung bis zur unteren festgehaltenen Platte übertragen.
Die Kräftebilanz für diese Strömung lautet also:


τ =
τv + τt = 
τw = const (17.1)

mit
d
u

τv = ν (17.2)
dy
und
τt = − u v  , (17.3)
vgl. auch Gl. (16.37). Diese Bilanzgleichung erhält man aus Gl. (16.35). Denn da
die Strömung ausgebildet ist (d.h. ∂u/∂x = 0), folgt aus der Kontinuitätsgleichung
(16.34) v = 0. Damit verschwinden alle Trägheitsterme. Da kein Druckgradient von
außen aufgeprägt wird, treten auch keine Druckkräfte auf. Es handelt sich um eine
„reine“ Scherströmung. Es existieren zwei verschiedene Mechanismen, mit denen
die (wandparallele) Impulskomponente durch die Strömung von einer Platte zur
anderen übertragen wird: molekulare Impulsübertragung infolge Viskosität (d.h.  τv )
und Impulsübertragung infolge der turbulenten Schwankungsbewegung (d.h. τt ).
Mit Hilfe von Gl. (17.1) soll folgende Aufgabe gelöst werden: Gegeben sind die
Wandschubspannung  τw und die Größen H, und ν. Gesucht sind die Geschwindig-
keitsverteilung

u = f (y,H,ν,τw /) (17.4)
und insbesondere die Geschwindigkeit uwo (H,ν, τw /) = 2ūc der oberen Platte für
sehr kleine kinematische Viskositäten ν → 0.
Da nach Gl. (17.1) bis (17.3) nur die Kombination τw / auftritt, handelt es sich
bei Gl. (17.4) um eine Beziehung zwischen rein kinematischen Größen (mit nur zwei
Basiseinheiten m und s). Nach dem -Theorem der Dimensionsanalysis kann diese
auf einen Zusammenhang zwischen drei dimensionslosen Größen reduziert werden.
Dazu wird die Schubspannungsgeschwindigkeit



τw
uτ = (17.5)


eingeführt (genaugenommen müßte es Wandschubspannungsgeschwindigkeit


heißen). Sie ist die charakteristische Geschwindigkeit für turbulente Strömungen
bei vorgegebener Wandschubspannung.
Mit den dimensionslosen Größen
y 
u uτ H τt
η= , u+ = , Re‘ = , τt+ = (17.6)
H uτ ν u2τ
17.1 Couette-Strömung 519

Bild 17.2. Geschwindigkeitsverteilungen der turbulenten Couette-Strömung


a Auftragung u+ (η, Re‘ )
b Auftragung in Defekt-Form u+ (η, Re‘ ) − u+ c (Re‘ ), vgl. Abschnitt 17.1.3
◦ Messung nach H. Reichardt (1959), Re‘ = 733
 Messung nach M.M.M. El Telbany; A.J. Reynolds (1982), Re‘ = 626
Kurven: u+ (η) − u+  = 2,1 (indirektes Turbulenz-
c = [ln η − ln(2 − η)]/κ − 0,41(1 − η), C
Modell)

gilt statt Gl. (17.4)


u+ = F (η, Re‘ ) . (17.7)
Dafür steht die aus Gl. (17.1) folgende Differentialgleichung
1 du+
+ τt+ = 1 (17.8)
Re‘ dη
zur Verfügung. Wird aus Symmetriegründen nur der Bereich 0 < η < 1 betrachtet,
gehören zu dieser Gleichung die Randbedingungen:

η =0: u+ = 0, τt+ = 0
(17.9)
η =1: d 2 u+ /dη2 = 0 .
Die letztgenannte Bedingung besagt, daß die Geschwindigkeitsverteilung auf der
Mittellinie einen Wendepunkt besitzt. Da man durch Wechsel des Bezugssystems
auch die obere Platte als festgehalten und die untere als beweglich betrachten kann,
leuchtet es unmittelbar ein, daß die Geschwindigkeitsverteilung  u(η) um die Ge-
schwindigkeit  uc antimetrisch ist.
Da turbulente Strömungen bei großen Reynolds-Zahlen auftreten, soll hier die
Couette-Strömung für Re‘ → ∞ betrachtet werden.
In Bild 17.2a sind die Ergebnisse für die Verteilungen u+ (η, Reτ ) für verschiedene
Re‘ -Werte vorweggenommen. Die Kurven streben für Re‘ → ∞ einer, wenn auch
singulären, Grenzkurve zu. Die Kurven bei endlichen, aber großen Werten Re‘ kön-
nen dann als Störungen dieser Grenzkurven aufgefaßt werden. Die gestellte Aufgabe
ist daher ein typisches Beispiel für ein singuläres Störungsproblem, ganz ähnlich
dem Problem der Prandtlschen Grenzschichttheorie für laminare Strömungen.
Leider ist das System (17.8) und (17.9) nicht geschlossen, da für die zwei unbe-
kannten Funktionen u+ (η, Re‘ ) und τt+ (η, Re‘ ) nur eine Gleichung zur Verfügung
520 17 Durchströmungen

steht. Die notwendige zweite Gleichung, die einen weiteren Zusammenhang zwi-
schen τt+ und den Ableitungen der Geschwindigkeit du+ /dη, d 2 u+ /dη2 usw. liefern
muß, folgt aus der Turbulenz-Modellierung.
Bevor in Abschnitt 17.1.4 Turbulenz-Modelle für die Couette-Strömung disku-
tiert werden, sollen im folgenden zunächst allein aus dem System (17.8) und (17.9)
möglichst viele Informationen über die Struktur der gesuchten Lösung gewonnen
werden.
Im Grenzfall 1/ Re‘ = 0 ergibt sich aus Gl. (17.8)

τt+ = 1 (Kernschicht) . (17.10)

Dieses bedeutet, daß für Re‘ → ∞ die molekulare Impulsübertragung infolge Vis-
kosität gegenüber der turbulenten Impulsübertragung vernachlässigt wird. Dies ist in
turbulenten Strömungen fast überall gut erfüllt. Es gilt jedoch nicht in Wandnähe, da
die Lösung (17.10) nicht die Randbedingung τt+ = 0 an der Wand erfüllt. Für große
Reynolds-Zahlen besitzt also die turbulente Couette-Strömung eine Zweischichten-
Struktur, die für ein singuläres Störungsproblem typisch ist. Sie besteht aus der
weitaus größeren Kernschicht, in der die molekulare Impulsübertragung gegenüber
der turbulenten vernachlässigbar ist, und aus einer dünnen Wandschicht (auch Unter-
schicht genannt), in der sowohl turbulente als auch molekulare Impulsübertragung
wirksam sind.
Die beiden Schichten haben offensichtlich Dicken unterschiedlicher
Größenordnung. Während die Dicke der Kernschicht die Größenordnung von H be-
sitzt, läßt sich für die Wandschicht aus den beiden für sie charakteristischen Größen
ν und uτ eine Wandschichtdicke
ν H
δv = = (17.11)
uτ Re‘
bestimmen, die für Re‘ → ∞ gegen null strebt. Die Wandschichtdicke ist also
für Re‘ → ∞ klein gegenüber H . Die Vorgänge in der Wandschicht sind daher
unabhängig von H .
Führt man die für die Wandschicht charakteristische (gestreckte) Wandkoordinate

y yuτ
y+ = = = η Re‘ (17.12)
δv ν

ein, folgt aus Gl. (17.8)

du+
+ τt+ = 1 (Wandschicht) (17.13)
dy +
mit der Randbedingung an der Wand:

du+
y+ = 0 : = 1. (17.14)
dy +
17.1 Couette-Strömung 521

Die Geschwindigkeitsverteilung in der Wandschicht ist also von der Form u+ =


f (y + ). Wie sich herausstellen wird, ist diese Geschwindigkeitsverteilung univer-
sell, d.h. sie gilt für die Wandschichten aller turbulenten Strömungen mit endlicher
Wandschubspannung.
Nachdem die Lösungen für die Kernschicht und die Wandschicht getrennt ermit-
telt worden sind, müssen sie geeignet angepaßt werden, d.h. sie müssen in einer
Überlappungsschicht übereinstimmen. Da diese Überlappungsschicht Bestandteil
beider angrenzender Schichten ist, kann in ihr der Geschwindigkeitsgradient weder
von H noch von ν abhängen. Es muß also statt Gl. (17.4) für Re‘ → ∞ gelten:

d
u
= f (y,
τw /) (Überlappungsschicht) . (17.15)
dy
Nach dem -Theorem der Dimensionsanalysis folgt daraus:

du+ 1

y = = const , (17.16)
d
y κ
wobei

y = η Reα‘ 0<α<1 (17.17)
eine Zwischenkoordinate für die Überlappungsschicht ist (α = 0:  y = η; α = 1:
y = y + ). Die Konstante κ in Gl. (17.16) wird nach v. Kàrmàn (1930) die Karman-

Konstante genannt und hat den aus vielen Messungen gewonnenen Wert

κ = 0,41 . (17.18)

Die Anpassungsbedingung (17.16) stellt eine Randbedingung dar, und zwar sowohl
für die Kernschicht
du+ 1
lim = (17.19)
η→0 dη κη
als auch für die Wandschicht:
du+ 1
lim +
= +. (17.20)
+
y →∞ dy κy

Die Integration der letzten Gleichung ergibt

1
lim u+ (y + ) = ln y + + C + . (17.21)
y + →∞ κ

Die Integrationskonstante
+
1 y  
+ du+ + du+ 1
C = dy + lim − + dy + (17.22)
dy + y + →∞ dy + κy
0 1
522 17 Durchströmungen

wurde aus zahlreichen Messungen an glatten Wänden zu

C + = 5,0 (glatte Wand) (17.23)

ermittelt. Wie im nächstenAbschnitt gezeigt wird, hängt C + im allgemeinen noch von


der Wandrauheit ab. Gleichung (17.21) ist das logarithmische Überlappungsgesetz.
Es beschreibt, wie sich das universelle Wandgesetz u+ (y + ) für y + → ∞ verhält.
Dieses Gesetz ist insofern bemerkenswert, als es ohne Turbulenz-Modell bereits eine
Aussage über den Verlauf der Lösung in einem bestimmten Bereich der Strömung
liefert. In der Literatur wird Gl. (17.21) häufig auch logarithmisches „Wandgesetz“
genannt. Diese Bezeichnung ist jedoch mißverständlich und sollte deshalb vermieden
werden.
Mit Gl. (17.21) liegen zusammen mit den Randbedingungen (17.9), (17.19) und
(17.20) schon recht gute Informationen über den Verlauf der Lösung vor. In den
nächsten beiden Abschnitten werden weitere Details der Lösung behandelt, und zwar
getrennt für die Wandschicht und für die Kernschicht.

Anmerkung (Herleitung des logarithmischen Überlappungsgesetzes aus den Bewegungsglei-


chungen)
Bisher wurden zur Herleitung des logarithmischen Überlappungsgesetzes lediglich die Di-
mensionsanalyse, das Zweischichten-Konzept und das Anpassungsverfahren verwendet. Die
Reynolds-Gleichungen blieben dabei unberücksichtigt. M. Oberlack (2001) gelang es offenbar
erstmalig, das logarithmische Wandgesetz direkt aus den Bewegungsgleichungen herzuleiten.

17.1.2
Universelle Wandgesetze

17.1.2.1 Geschwindigkeitsverteilung. Die Geschwindigkeitsverteilung in der


Wandschicht der Couette-Strömung hat über das spezielle Beispiel hinaus univer-
sellen Charakter, da, wie noch gezeigt wird, im Grenzfall sehr großer Reynolds-
Zahlen fast alle turbulenten Strömungen bei endlicher Wandschubspannung eine
dünne Wandschicht mit genau dieser Geschwindigkeitsverteilung aufweisen. Man
spricht daher vom universellen Wandgesetz.
Es existieren zahllose Messungen dieser Verteilung u+ (y + ). In Bild 17.3 sind die
Verteilungen u+ (y + ) und τt+ (y + ) dargestellt. Außerdem sind die Asymptoten der
Funktionen für y + → 0 und y + → ∞ eingetragen. Letztere entsprechen Gl. (17.20)
und (17.21). Aus der Haftbedingung und der Kontinuitätsgleichung folgt die Asym-
ptote in Wandnähe

du+
= 1 − Ay +3 + · · · (y + → 0) , (17.24)
dy +

wobei hier der Wert A = 6,1·10−4 verwendet wird, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 377). In diesem Buch wird in Form einer indirekten Turbulenz-Modellierung die
17.1 Couette-Strömung 523

Bild 17.3. Universelle Verteilungen von u+ (y + ) und τt+ (y + ) in der Wandschicht (glatte Wand)
nach Gl. (17.25) und (17.26); A = 6,1 · 10−4
- - - - - Asymptoten nach Gl. (17.20), (17.21) und (17.24); κ = 0,41; C + = 5,0;
◦ Messungen nach Zusammenstellung von J. Kestin; P.D. Richardson (1963)
 Messungen nach E.R. Lindgren, vgl. F.M. White (1974, S. 476) Re‘ = 1260

folgende analytische Beschreibung für das universelle Wandgesetz angegeben:

du+ 1 By +3
+
= +3
+ , (17.25)
dy 1 + (A + B)y 1 + κBy +4

  
1 1 y + + 1 1 2y + − 1 π
u+ = ln  + √ arctan √ +
 3 (y + )2 − y + + 1 3 3 6

1
+ ln(1 + κBy +4 ) (17.26)

mit den Zahlenwerten
524 17 Durchströmungen

κ = 0,41, A = 6,1 · 10−4 , B = 1,43 · 10−3

 = (A + B)1/3 = 0,127 (17.27)


2π 1
C+ = √ + ln(κB) = 5,0 .
3 3 4κ

Die Gleichungen (17.25) und (17.26) erfüllen die Randbedingungen (17.21) und
(17.24). Umfangreiche Datenauswertungen von D. Coles (1968) und G.D. Huff-
man; P. Bradshaw (1972) haben κ = 0,41 und C + = 5,0 ergeben. Der Zahlenwert
A = 6,1 · 10−4 folgt aus der Bedingung, daß die Verteilung u+ (y + ) nach Gl. (17.26)
bei y + = 15 den Wert u+ = 10,6 liefert, der aus zahlreichen Messungen hervorgeht,
vgl. H. Reichardt (1951) und J. Kestin; P.D. Richardson (1963). Bezüglich weite-
rer Darstellungen des Wandgesetzes sei auf K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 380)
verwiesen.
Nach Bild 17.3 lassen sich in der Wandschicht die folgenden Bereiche unterschei-
den:
reinviskose Unterschicht: 0 ≤ y+ < 5 u+ = y +
Übergangsschicht: 5 < y + < 70 Gl. (17.26)
Überlappungsschicht: 70 < y+ u+ = 1
κ ln y + + C + .

17.1.2.2 Energiebilanz der mittleren Bewegung. Wird Gl. (17.13) mit


du+ /dy + multipliziert, läßt sich die entstehende Gleichung

 2
du+ du+ du+
= + τt+ (17.28)
dy + dy + dy +
Energie-zufuhr direkte Dissipation Turbulenz-
Produktion

als Energiebilanz der mittleren Bewegung interpretieren. Die einzelnen Terme sind
in Bild 17.4 dargestellt. Danach teilt sich die von den Schubkräften aufgebrachte
Leistung in zwei Anteile auf. Ein Teil geht durch viskose Dissipation direkt in innere
Energie über (daher auch direkte Dissipation genannt), der andere Teil wird dazu ver-
wendet, turbulente Schwankungsenergie zu erzeugen, d.h. Turbulenz zu produzieren.
Wie noch gezeigt wird, geht dieser Anteil, wenn auch auf dem Umweg über die tur-
bulente Schwankungsbewegung, endgültig auch in innere Energie über („indirekte“
oder turbulente Dissipation). Die Turbulenz-Produktion hat bei du+ /dy + = 0,5 d.h.
nach Gl. (17.25) bei y + = 10,6 , ein Maximum von 0,25. Bei diesem Wandabstand
sind direkte Dissipation und Turbulenz-Produktion gleich. Für y + < 10,6 über-
wiegt die direkte Dissipation, für y + > 10,6 überwiegt die Turbulenz-Produktion,
die schließlich für y + → ∞ die gesamte Energiezufuhr ausmacht.
17.1 Couette-Strömung 525

Bild 17.4. Universelle Energiebilanz der mittleren


Bewegung in der Wandschicht, nach Gl. (17.28)

17.1.2.3 Energiebilanz der turbulenten Schwankungsbewegung. Die k-


Gleichung (16.39) reduziert sich für die Wandschicht auf die Beziehung
du+ d 2 k+ dB +
τt+ + + − ε+ = 0 . (17.29)
dy + dy +2 dy +
Turbulenz- viskose turbulente turbulente
Produktion Diffusion Dissipation

Dabei wurden folgende dimensionslose Größen eingeführt:

k v  (p  + q 2 /2) εν
k+ = , B+ = − , ε+ = . (17.30)
u2τ uτ 
τw u4τ
Die universellen Verläufe von Produktion, Diffusion und Dissipation entsprechend
Gl. (17.29) sind in Bild 17.5a dargestellt. Wie bereits erwähnt, hat die Turbulenz-
Produktion ein Maximum bei etwa y + = 10,6.Auch etwa dort wechselt die Diffusion
das Vorzeichen. Für y + < 10 erfolgt der Energietransport zur Wand hin, während für
y + > 10 die Energie in Richtung auf die Kernströmung transportiert wird. Für y + →
∞ strebt die Diffusion schneller gegen null als die Produktion und die Dissipation,
die sich wie ∼ (y + )−1 verhalten. Daraus folgt für die Überlappungsschicht (d.h. für
y + → ∞) die Aussage:

Produktion = Dissipation (Überlappungsschicht)

Dieses wichtige Ergebnis, das eine Folge der Anpassung der Energieterme von Wand-
schicht und Kernschicht ist, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 391), wird von
Experimenten sehr gut bestätigt. Wegen dieses „Gleichgewichts“ zwischen Produk-
tion und Dissipation wird die Überlappungsschicht auch als Gleichgewichtsschicht
(engl.: equilibrium layer) bezeichnet.
Die Aufteilung der Diffusion in viskosen und turbulenten Anteil zeigt Bild 17.5b.
Danach wechselt die turbulente Diffusion zweimal das Vorzeichen.
526 17 Durchströmungen

Bild 17.5. Universelle Bilanzen zur turbulenten Schwankungsbewegung in der Wandschicht.


a Kinetische Energie entsprechend Gl. (17.29) nach L.V. Krishnamoorthy; R.A. Antonia
(1988), siehe auch V.C. Patel et al. (1985)
b Aufteilung der Gesamtdiffusion in viskose und turbulente Diffusion

17.1.2.4 Energie k und Normalspannungen. Zweimalige Integration des


Terms für die viskose Diffusion ergibt die Verteilung k + (y + ). Diese ist zusammen
mit den Verteilungen der Normalspannungen in Bild 17.6 wiedergegeben. Danach
erreichen alle Größen in der Überlappungsschicht (y + → ∞) konstante Werte,
z.B. k + → 3,3; u2 /u2τ → 3,3; v 2 /u2τ ≈ w2 /u2τ → 1,65. Die unterschiedlichen
Verläufe lassen sich aus den (hier nicht angegebenen) Bilanzgleichungen der Nor-
malspannungen erklären, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 396) und Kap. 18.1.5.
Danach wird die von den Scherkräften aufgebrachte Energie τt+ du+ /dy + zunächst
der u -Komponente zugeführt. Auf Grund der Kontinuitätsgleichung erfolgt dann die
Übertragung auf die beiden anderen Komponenten. Daher sind v 2 und w 2 kleiner

Bild 17.6. Universelle Verteilungen der


Reynoldsschen Normalspannungen und
der kinetischen Energie der turbulen-
ten Schwankungsbewegung in der Wand-
schicht.Angaben dazu beiV.C. Patel et al.
(1985), A.A. Townsend (1976, S. 144),
D. Coles (1978) und M.M.M. El Telbany;
A.J. Reynolds (1981)
17.1 Couette-Strömung 527

als u2 . Endgültig sind jedoch bei großen Reynolds-Zahlen die drei Komponenten zu
gleichen Teilen an der Dissipation beteiligt (Lokal-Isotropie nach A.N. Kolmogorov).

17.1.2.5 Einfluß der Wandrauheit. Bei den bisherigen Betrachtungen war stets
stillschweigend unterstellt worden, daß die Oberflächen der Wände glatt seien. In
Wirklichkeit besitzen die Wandoberflächen jedoch eine mehr oder weniger starke
Rauheit. Da es eine unendliche Vielfalt von möglichen Oberflächenbeschaffenhei-
ten geben kann, wurde zur Beschreibung des Rauheitseffektes auf die Strömung eine
Standard-Rauheit eingeführt. Dabei stellt man sich nach Bild 17.7 vor, daß die Wand
mit einer Schicht von Kugeln in dichtester Packung belegt ist. Bei Sandpapier liegt
etwa dieser Fall vor. Man spricht daher bei dieser Standard-Rauheit auch von Sand-
rauheit. Der Durchmesser der Kugeln wird Sandrauheitshöhe ks genannt und bildet
ein Maß für die Oberflächenrauheit der Wand.

Bild 17.7. Zur Sandrauheitshöhe ks

Jeder technischen Rauheit läßt sich im allgemeinen eine sogenannte äquivalente


Sandrauheit zuordnen, wie im folgenden noch gezeigt wird. Es genügt daher, sich
nur mit dem Einfluß von Sandrauheiten auf das Wandgesetz zu befassen.
Mit der für die Wandschicht charakteristischen Länge δv nach Gl. (17.11) er-
hält man zur quantitativen Beschreibung der Sandrauheit folgende dimensionslose
Kennzahl:
ks ks u τ
ks+ = = . (17.31)
δv ν
Die Integrationskonstante C + in Gl. (17.21) ist jetzt noch eine Funktion der Rauheits-
kennzahl ks+ . Für diese Funktion C + (ks+ ) lassen sich die Asymptoten für ks+ → 0
und ks+ → ∞ angeben. Es gilt für die glatte Oberfläche

lim C + (ks+ ) = 5,0 (glatt) . (17.32)


ks+ →0

Für das Überlappungsgesetz (17.21) folgt


1
lim u+ (y + ) = ln y + + C + (ks+ )
y + →∞ κ
1 y 1
= ln + ln ks+ + C + (ks+ ) (17.33)
κ ks κ
oder
1 y
lim u+ (y) = ln + Cr+ (ks+ ) (17.34)
y→0 κ ks
528 17 Durchströmungen

Bild 17.8. Funktionen C + (ks+ ) und


Cr+ (ks+ ) nach I. Tani (1987). Kurve für
technische Rauheit nach Gl. (17.40).

mit
1
Cr+ (ks+ ) = C + (ks+ ) + ln ks+ . (17.35)
κ
Wird ks+ sehr groß, d.h. gilt ks  δv , dann füllen die Rauheitselemente die ge-
samte Wandschicht aus. In diesem Fall kann die Viskosität keine Rolle mehr spielen.
Dann muß also Cr+ (ks+ ) eine Konstante werden. Aus Experimenten folgt für diesen
sogenannten vollrauhen Bereich
 
+ + + + 1 +
lim Cr (ks ) = lim C (ks ) + ln ks = 8,0 (vollrauh). (17.36)
ks+ →∞ ks+ →∞ κ

Die Verläufe der Funktionen C + (ks+ ) und Cr+ (ks+ ) nach I. Tani (1987) sind in
Bild 17.8 dargestellt. Bemerkenswert ist, daß für ks+ ≤ 5 die Funktion C + (ks+ )
über dem Wert der glatten Wand liegt. Für ks+ > 70 ist bereits die Asymptote nach
Gl. (17.36) erreicht.
Für das Überlappungsgesetz (17.21) wird häufig auch

1 y
lim u+ (y + ,ks+ ) = ln (17.37)
y + →∞ κ yk
17.1 Couette-Strömung 529

Bild 17.9. Universelle Geschwindig-


keitsverteilungen u+ (y + ,ks+ ) in der
Wandschicht nach J.C. Rotta (1950b)

geschrieben, wobei
ν
yk = exp[−κC + (ks+ )] (17.38)

Rauheitslänge heißt. Im vollrauhen Bereich gilt yk = ks exp(−8,0 κ) = 0,04ks .
Schwierigkeiten bereitet bei rauhen Wandoberflächen die Festlegung des
Koordinaten-Ursprungs y = 0. Es ist üblich, den Ursprung indirekt so zu wählen,
daß das Überlappungsgesetz (17.21) erfüllt ist, vgl. C.W.B. Grigson (1984) und
Bild 17.7.
Die universellen Geschwindigkeitsverteilungen u+ (y + ,ks+ ) sind in Bild 17.9 dar-
gestellt. Man erkennt deutlich die Parallelverschiebung der Asymptoten für y + → ∞
in Abhängigkeit von ks+ .

Anmerkung (Turbulenz-Beeinflussung durch „Riblets“)


Die Verminderung des Reibungswiderstandes durch kleine regelmäßige Rauheit der Wand-
oberfläche beruht offenbar auf einer Dämpfung der turbulenten Schwankungsbewegung. Neu-
erdings wird dieser Effekt zur Reduktion des Reibungswiderstandes durch Anbringen von Rie-
fen (engl.: riblets) auf der Oberfläche ausgenutzt. Mit Riefen der Tiefe bzw. Breite von etwa
15δv wurden bis zu 8 % Reduktion des Reibungswiderstandes ermittelt, vgl. L. Gaudet (1987)
und I. Tani (1988). Messungen von J.R. Debisschop; F.T.M. Nieuwstadt (1996) haben deutlich
größere Reduktionen der Wandschubspannung bei Strömungen mit Druckanstieg ergeben.

Äquivalente Sandrauheit. Wie bereits erwähnt, läßt sich jeder technischen Rau-
heit eine äquivalente Sandrauheit ks ae zuordnen. Dazu muß in einem Versuch an
der technisch rauhen Wand die Geschwindigkeitsverteilung u+ (y) in der Überlap-
pungsschicht ermittelt werden. Dann folgt aus Gl. (17.34) mit Gl. (17.36)
  
1
ks ae = exp κ lim 8,0 + ln y − u+ (y) . (17.39)
y→0 κ

Es muß anschließend überprüft werden, ob im Versuch die Bedingung ks+ae =


ks ae uτ /ν > 70 erfüllt war.
Diese Bedingung ist notwendig, da sich herausgestellt hat, daß bei technischen
Rauheiten die Funktionen C + (ks+ ) und Cr+ (ks+ ) für ks+ < 70 einen anderen Verlauf
aufweisen als bei Sandrauheit. Eine von C.F. Colebrook (1938) stammende Formel
530 17 Durchströmungen

gibt den Verlauf bei technischen Rauheiten wieder:

+ 1 +
C + (ktech ) = 8,0 − ln(3,4 + ktech )
κ
 + 
1 ktech
= 5,0 − ln 1 + (17.40)
κ 3,4
+
und entsprechend für Cr+ (ktech ). Diese Verläufe sind ebenfalls in Bild 17.8 einge-
tragen. Sie zeigen das gleiche asymptotische Verhalten wie die Sandrauheit. Danach
lassen sich Rauheiten in folgende drei Bereiche unterteilen:

Hydraulisch glatt: 0 ≤ ks+ ≤ 5 C + ≈ 5,0


Übergangsbereich: 5 < ks+ < 70 C + (ks+ )
Vollrauh 70 ≤ ks+ Cr+ ≈ 8,0 .

Diese drei Bereiche entsprechen etwa den bei Bild 17.3 erwähnten drei Schichten in-
nerhalb der Wandschicht. Solange sich die Rauheitselemente noch vollständig in der
reinviskosen Unterschicht (ks < 5δv ) befinden, tritt kein Unterschied gegenüber der
ideal glatten Oberfläche auf. Ragen die Rauheitselemente jedoch aus der reinvisko-
sen Unterschicht heraus, beginnen die Rauheitseffekte. Ragen die Rauheitselemente
schließlich bis in die Überlappungsschicht, d.h. füllen sie praktisch die gesamte
Wandschicht aus, verschwinden die Viskositätseffekte. Es handelt sich um den voll-
rauhen Bereich, für den die Strömung von der Reynolds-Zahl unabhängig ist. Die
angegebenen Grenzen zwischen den drei Bereichen sind nur grobe Anhaltswerte.
Genau genommen sind diese Grenzen noch von der Reynolds-Zahl abhängig, vgl.
K. Gersten (2004).

Anmerkung (Profilometer-Rauheit)
Technische Rauheiten ktech sind offenbar proportional zur sogenannten Profilometer-Rauheit,
die man durch Ausmessen der Mikrogeometrie der Oberfläche mittels eines Profilometers
ermitteln kann. Es gilt nach K. Gersten (2004)
ktech ≈ 4,2 Ra ,
wobei die Mittenrautiefe Ra wie folgt definiert ist

1 L
Ra = |y| dx .
L 0
Dabei ist y die örtliche Höhe der Oberfläche über der mittleren Höhe bei der Messlänge L.

Tabelle 17.1 gibt äquivalente Sandrauheiten ks ae für einige technische Rauhei-


ten an. Von H. Schlichting (1936) wurden die äquivalenten Sandrauheiten für eine
größere Anzahl von regelmäßig angeordneten Rauheiten bestimmt. Einige Ergeb-
nisse dieser Messungen sind in Bild 17.10 zusammengestellt. Messungen ähnlicher
Art an Rohren, die durch eingeschnittene Gewinde verschiedener Form künstlich
rauh waren, wurden von V.L. Streeter (1935) und H. Möbius (1940) ausgeführt.
17.1 Couette-Strömung 531

Tabelle 17.1. Äquivalente Sandrauheiten ksae von technisch rauhen Wandoberflächen, nach
DIN 1952

Werkstoff Beschaffenheit ks ae in mm
Messing, Kupfer, glatt, ohne Ablagerung
Aluminium < 0,03
Kunststoff
Glas
Stahl neu, nahtlos, kalt gezogen < 0,03

neu, nahtlos, warm gezogen ⎪

neu, nahtlos, gewalzt 0,05 bis 0,10


neu, längsgeschweißt
neu, spiralgeschweißt 0,10
leicht angerostet 0,10 bis 0,20
verrostet 0,20 bis 0,30
verkrustet 0,50 bis 2,0
stark verkrustet >2
bitumiert, neu 0,03 bis 0,05
bitumiert, normal 0,10 bis 0,20
galvanisiert 0,13
Gußeisen neu 0,25
verrostet 1,0 bis 1,5
verkrustet > 1,5
bitumiert, neu 0,03 bis 0,05
Asbest- beschichtet oder nicht beschichtet, neu < 0,03
Zement nicht beschichtet, gebraucht 0,05

Während ks ae eine geometrische Größe ist, stellt ks+ae = ks ae uτ /ν eine Strö-


mungsgröße dar. Je nach Strömung, d.h. je nach uτ und ν, können bei gleichem ks ae
hydraulisch glatte, vollrauhe Bedingungen oder Übergangsbedingungen herrschen.
Je größer die Reynolds-Zahl ist, desto stärker treten die Rauheitseffekte hervor.
Bei der Bezeichnung „glatte Oberfläche“ wird unterstellt, daß die Strömung im
hydraulisch glatten Bereich liegt. Die Rauheit darf dann eine sog. zulässige Rauheit
ks zul nicht überschreiten, für die gilt
ks zul uτ
ks+zul = ≈ 5. (17.41)
ν
Strenggenommen muss die Konstante 5 durch eine Funktion der Reynolds-Zahl
ersetzt werden, vgl. K. Gersten (2004).
DieÄquivalenz zwischen einer technischen Rauheit und der entsprechenden Sand-
rauheit stellt eine Näherung dar, die hauptsächlich globale Werte der Strömung gut
532 17 Durchströmungen

Bild 17.10. Ergebnisse von Rauheitsmessungen an regelmäßig angeordneten Rauheiten, nach


H. Schlichting (1936)
k: geometrische Rauheitshöhe,
ks ae : äquivalente Sandrauheit

beschreiben kann. Details der Wandschichtströmung können damit naturgemäß nicht


erfaßt werden. Über Grenzen dieses Äquivalenz-Prinzips sei auf entsprechende Li-
teratur verwiesen, z.B. I. Tani (1987) sowie M.R. Raupach et al. (1991), vgl. auch
R. Seiferth; W. Krüger (1950) und J. Jimenez (2004).

Anmerkung (Profilometer-Rauheit)
Technische Rauheiten ktech sind offenbar proportional zur sogenannten Profilometer-Rauheit,
die man durch Ausmessen der Mikrogeometrie der Oberfläche mittels eines Profilometers
ermitteln kann. Es gilt nach K. Gersten (2004) etwa
ktech ≈ 4,2 Ra ,
wobei die Mittenrautiefe Ra wie folgt definiert ist

1 L
Ra = |y|dx .
L 0
Dabei ist y die örtliche Höhe der Oberfläche über der mittleren Höhe bei der Meßlänge L.
17.1 Couette-Strömung 533

17.1.2.6 Widerstandsminderung durch Zusatz von Polymeren. Durch ge-


ringfügige Zusatzmengen von Polymeren zum Wasser kann der Reibungswiderstand
turbulenter Wasserströmungen erheblich vermindert werden. Die dazu bisher durch-
geführten Untersuchungen deuten darauf hin, daß die Widerstandsverminderung auf
einer Veränderung der Turbulenzstruktur beruht. Die langen Ketten der Polymer-
Moleküle dämpfen hauptsächlich die kleinskalige Turbulenz (kleine Turbulenzbal-
len) in der Übergangszone 5 < y + < 70. Dieses wirkt sich in erster Näherung nur
auf eine Erhöhung der Konstanten C + aus, während die Karman-Konstante κ un-
verändert bleibt. Die Zunahme von C + hängt vom Molekulargewicht der Polymere
und deren Konzentration ab.
Da durch die Molekülketten der Polymere nur ein Teil der Turbulenz gedämpft
wird, läßt sich auch durch beliebige Vergrößerung der Polymer-Konzentration nicht
die laminare Strömung erzeugen. Von P.S. Virk (1971) wurde die maximal mögliche
Widerstandsminderung bestimmt. Bezüglich weiterer Details sei auf zusammenfas-
sende Darstellungen verwiesen: J.L. Lumley (1969, 1978b), M.T. Landahl (1973),
B. Gampert (1985).

17.1.2.7 Wandschicht desTemperaturfeldes. Kommt zu der bisher behandel-


ten turbulenten Strömung noch ein Wärmeübertragungsvorgang hinzu, bildet sich
auch für das Temperaturfeld eine weitgehend universelle Wandschicht aus. Der ki-
nematischen Viskosität ν beim Strömungsfeld entspricht die Temperaturleitfähigkeit
a = λ/(cp ) beim Temperaturfeld. Die Wandschicht des Temperaturfeldes ent-
spricht demjenigen Bereich, in dem a eine Rolle spielt. Sind a und ν von gleicher
Größenordnung, haben die Wandschichten für Geschwindigkeits- bzw. Temperatur-
feld etwa gleiche Dicke. Die Temperatur-Wandschicht hat also nur dann universelle
Eigenschaften, wenn sie innerhalb der Strömungswandschicht liegt. Dies ist etwa für
Pr = ν/a > 0,5 der Fall.
Die beiden Platten der Couette-Strömung nach Bild 17.1 haben unterschiedli-
che Temperatur, was eine konstante Wärmestromdichte in der gesamten Strömung
bedeutet, wenn wie hier die Dissipation als klein vernachlässigt wird.
In der Temperatur-Wandschicht sei also die konstante Wärmestromdichte  qw ge-
geben. Dann gilt analog zu Gl. (17.1)

 qλ + qt = 
q = qw = const (17.42)

mit
∂ T
qλ = −λ
 (17.43)
∂y

und
qt = cp T  v  . (17.44)

Die Stoffwerte λ,,cp und ν sind wieder als konstant angenommen.


534 17 Durchströmungen

Analog zur Schubspannungsgeschwindigkeit uτ nach Gl. (17.5) wird jetzt die


Reibungstemperatur (engl.: friction temperature) eingeführt:


qw
Tτ = − . (17.45)
cp uτ

Führt man die dimensionslosen Größen


T − Twu qt
+ = , qt+ = (17.46)
Tτ 
qw
ein, so gilt für die Wandschicht analog zu Gl. (17.13)

1 d +
+ qt+ = 1 (17.47)
Pr dy +
mit der Randbedingung
 
d +
y+ = 0 : qt+ = 0 d.h. = Pr . (17.48)
dy +
Aus der Anpassung von Wandschicht und Kernschicht erhält man wieder die
Temperaturverteilung in der Überlappungsschicht, es gilt

1
lim + (y + , Pr) = ln y + + Cθ+ (Pr) . (17.49)
y + →∞ κθ

Dabei wird hier für die Konstante κθ = 0,47 gewählt, vgl. M. Wier; L. Römer
(1987). Die Integrationskonstante Cθ+ ist bei glatter Wand jetzt eine Funktion der
Prandtl-Zahl Pr = ν/a. Sie läßt sich durch

Cθ+ (Pr) = 13,7 Pr 2/3 −7,5 (Pr > 0,5) (17.50)

gut beschreiben, bezüglich anderer Darstellungen siehe K. Gersten; H. Herwig


(1992, S. 473). Dort wird auch eine analytische Darstellung der Temperaturver-
teilung + (y + , Pr) angegeben, welche die Asymptoten für y + → 0, y + → ∞ und
Pr → ∞ richtig beschreibt. Außerdem findet man dort auch Angaben über den Ein-
fluß der Rauheit auf Cθ+ (Pr ,ks+ ) (S. 486), über die Bilanzen der Temperaturschwan-
kungen (S. 479) und über die Erweiterung von Gl. (17.49) bei Berücksichtigung der
Dissipation (S. 495).

17.1.3
Widerstandsgesetz

Nachdem durch Gl. (17.26) die Geschwindigkeitsverteilung u+ in der Wandschicht


bekannt ist, muß sie jetzt noch in der Kernschicht ermittelt werden. Bei bekannter
17.1 Couette-Strömung 535

Verteilung des Geschwindigkeitsgradienten du+ /dη erhält man u+ (η) durch Inte-
gration. Hierbei bietet sich an, von der Mittellinie η = 1 aus zu integrieren. Man
erhält dann mit
1 +
+ + du
uc − u (η) = dη (17.51)

η

den Defekt der Geschwindigkeit gegenüber der Geschwindigkeit u+ c auf der Mit-
tellinie. Die Kernschicht wird wegen dieser Darstellung der Geschwindigkeit auch
Defekt-Schicht genannt. Gleichung (17.51) wird auch Mittengesetz genannt, da sich
die Verteilung von der Mitte her orientiert. Es ist unabhängig von der Wandschicht
und damit unabhängig von der Reynolds-Zahl, was von Experimenten sehr gut be-
stätigt wird, wie Bild 17.2b zeigt.
Die gesuchte Geschwindigkeit auf der Mittellinie u+ c (Re‘ ) und damit das Wider-
standsgesetz erhält man jetzt aus der Anpassungsbedingung

lim u+ (η) = lim u+ (y + ) , (17.52)


η→0 y + →∞

d.h. die Geschwindigkeit der Wandschicht nach Gl. (17.26) und der Defekt- Schicht
nach Gl. (17.51) müssen in der Überlappungsschicht übereinstimmen. Mit y + =
η Re‘ folgt aus Gl. (17.52)

1
du+ 1 1
u+
c − lim dη = ln η + ln Re‘ +C + . (17.53)
η→0 dη κ κ
η

Spaltet man die Singularität des Integranden nach Gl. (17.19) ab, hebt sich der loga-
rithmische Term heraus, und man erhält das Widerstandsgesetz u+ c (Re‘ ) zu

1 
u+
c = ln Re‘ + C + + C (17.54)
κ

mit
1  
 = lim du+ 1
C − dη . (17.55)
η→0 dη κη
η

Damit liegt eine analytische Formel für das asymptotische Verhalten der Plattenge-
schwindigkeit uwo = 2ūc bei großen Reynolds-Zahlen vor, ohne daß ein Turbulenz-
Modell benutzt wurde. Da κ und C + universelle Konstanten sind, geht das Ergebnis
 über das Integral (17.55) ein,
einer Turbulenz-Modellierung nur in die Konstante C
das einen Wert von etwa 2,1 besitzt. Zur Bestimmung von C wird nur die Lösung in
der Defektschicht benötigt, die von der Reynolds-Zahl unabhängig ist. Turbulenz-
Modellierungen müssen sich daher nur mit der Strömung in der Defektschicht be-
fassen. Bei der Modellierung muß jedoch sichergestellt werden, daß die Strömung
536 17 Durchströmungen

in der Überlappungsschicht die Anpassungsbedingungen (17.19) und (17.52) mit


Gl. (17.21) erfüllt.
Turbulente Couette-Strömungen existieren nur für etwa Re‘ > 100. Daher hat
eine Turbulenz-Modellierung über die Konstante C  ≈ 2,1 auf das Ergebnis für
u+c einen Einfluß von höchstens 11 % mit abnehmender Tendenz für wachsende
Reynolds-Zahlen.

Inversion des Widerstandsgesetzes. Das Widerstandsgesetz (17.54) ist eine ex-


plizite Formel für die Mittengeschwindigkeit ūc , wenn die Wandschubspannung 
τw
gegeben ist. Häufig liegt jedoch die Aufgabe vor, für eine vorgegebene Mittenge-
schwindigkeit die Wandschubspannung zu ermitteln. In dimensionsloser Darstellung
bedeutet das, den Reibungsbeiwert
2
τw 2
cf = = +2 (17.56)
ū2c uc
als Funktion der mit ūc gebildeten Reynolds-Zahl
ūc H
Rec = (17.57)
ν
darzustellen. Wegen Rec = ū+
c Re‘ erhält man aus Gl. (17.54) die implizite Darstel-
lung   
2 1 cf
.
= ln Rec + C + + C (17.58)
cf κ 2
Daraus läßt sich die folgende explizite Form des Widerstandsgesetzes herleiten:

 2
κ
cf = 2 G(; D) . (17.59)
ln Rec

Die neu eingeführte Funktion G(; D) ist durch


 
+ 2 ln − D =  (17.60)
G G
definiert und in K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 782) tabuliert. Sie erfüllt die asym-
ptotische Bedingung
lim G(; D) = 1 . (17.61)
→∞
Im vorliegenden Anwendungsfall der Funktion G(; D) wurde
% &

 = 2 ln Rec , D = 2 ln(2κ) + κ(C + + C) (17.62)

gesetzt. Danach ist cf eine Funktion von ln Rec , die für Rec → ∞ wie cf =
2κ 2 /(ln Rec )2 gegen null strebt.
17.1 Couette-Strömung 537

17.1.4
Turbulenz-Modelle
Nachdem die Struktur des Widerstandsgesetzes (17.54) bzw. (17.59) festliegt, muß
 nach Gl. (17.55) theoretisch ermittelt werden. Dazu genügt
jetzt noch die Konstante C
es, die Verteilung des Geschwindigkeitsgradienten du+ /dη in der Defekt-Schicht zu
berechnen. Dafür ist ein Turbulenz-Modell erforderlich, das τt mit du+ /dη in Be-
ziehung setzt. Die Turbulenz-Modelle werden im folgenden zunächst weitgehend
allgemein beschrieben und dann erst für die Couette-Strömung mit Gl. (17.10) spe-
zifiziert.
17.1.4.1 Wirbelviskosität. Von J. Boussinesq (1872) stammt der Vorschlag, für
τt analog dem Newtonschen Reibungsgesetz (1.2) folgenden Ansatz zu wählen

∂u ∂u
τt = µt = νt . (17.63)
∂y ∂y

Dabei sind µt (x,y) bzw. νt (x,y) keine Stoff-Konstanten, sondern Funktionen des
Ortes, d.h. sie sind abhängig von der jeweiligen Strömung. Sie werden Wirbelvis-
kosität (engl.: eddy viscosity) bzw. kinematische Wirbelviskosität genannt. Häufig
wird jedoch (nicht ganz korrekt) auch νt einfach als Wirbelviskosität bezeichnet.
Der Begriff „Wirbel“ soll darauf hinweisen, daß die Impulsübertragung auf Grund
der unregelmäßigen turbulenten Schwankungsbewegung, d.h. auf Grund eines stark
„verwirbelten“ Strömungsfeldes, erfolgt.
Zunächst sieht es so aus, als ob mit diesem Ansatz nicht viel gewonnen worden
ist, da statt τt jetzt νt modelliert werden muß. Letzteres ist jedoch einfacher. Wegen
Gl. (17.10) und (17.19) folgt für die Couette-Strömung
lim νt = κηuτ H (17.64)
η→0

und analog für die obere Wand


lim = κ(2 − η)uτ H . (17.65)
η→2

Die Funktion νt (η) ist also eine symmetrische Funktion mit dem Maximum auf der
Mittellinie und den beiden Tangenten nach Gl. (17.64) und (17.65).
Beispiele: Parabel- oder Sinus-Verlauf für die Couette-Strömung
Wählt man für νt (η) den parabelförmigen Verlauf
νt = κuτ H η(2 − η)/2 , (17.66)
 = (ln 2)/κ = 1,7 in recht guter Übereinstimmung mit Experimenten
ergibt Gl. (17.55) C
 ≈ 2,1). Wird für νt (η) der Sinus-Verlauf
(C
νt = 2κuτ H · sin(πη/2)/π (17.67)
 = [ln(4/π)]/κ = 0,59 mit weniger guter Überein-
angesetzt, erhält man aus Gl. (17.55) C
stimmung mit dem Experiment.
538 17 Durchströmungen

17.1.4.2 Mischungsweglänge. Von L. Prandtl (1925) wurde ein einfacher Zu-


sammenhang zwischen τt und ∂ u/∂y hergestellt. Dazu wird das Geschwindigkeit-
sprofil 
u(y) nach Bild 17.11 betrachtet. In Anlehnung an die Molekülbewegung in
Gasen geht Prandtl von einem stark vereinfachten Bild der Schwankungsbewegung
aus. Danach sollen die einzelnen Fluidelemente bei der Schwankungsbewegung im
Mittel um die Mischungsweglänge  quer zur Hauptströmungsrichtung ausgelenkt
werden, jedoch ihren Impuls beibehalten. Der Mischungsweglänge entspricht in der
kinetischen Gastheorie die mittlere freie Weglänge. Nach Bild 17.11 hat das Element,
das sich zunächst bei y befindet, bei y +  dann eine kleinere Geschwindigkeit als
seine neue Umgebung. Diese Geschwindigkeitsdifferenz ist ein Maß für die Schwan-
kungsgeschwindigkeit in x-Richtung. Für sie folgt:

u = 
u(y + ) − 
u(y) .

Wird 
u(y + ) in eine Taylorreihe entwickelt und diese nach dem linearen Glied
abgebrochen, ergibt sich
∂
u
u =  .
∂y
Nach Prandtl wird die gleiche Größenordnung für u und v  angenommen und gesetzt:

−u v  = (u)2 .

Daraus folgt das Turbulenz-Modell des Mischungsweges

 
 ∂
u  ∂
u
τt = 2   . (17.68)
∂y ∂y

Die Absolutstriche wurden eingeführt, um sicherzustellen, daß bei negativem du/dy


auch τt negativ wird. Die Mischungsweglänge (x,y) kann als eine charakteristische
Turbulenzlänge aufgefaßt werden, ist also wie νt (x,y) eine Strömungsgröße und muß
noch modelliert werden. Vergleicht man die Formeln für die Wirbelviskosität und

Bild 17.11. Zur Erklärung der Mi-


schungsweglänge .
17.1 Couette-Strömung 539

die Mischungsweglänge, so folgt der Zusammenhang


 
  2  ∂
u
νt =    . (17.69)
∂y

Da bei der Couette-Strömung τt = 


τw > 0 gilt, folgt aus Gl. (17.63) und (17.69)
für diesen speziellen Fall
 = νt /uτ , (17.70)

d.h. die Verteilungen von νt (y) und (y) sind zueinander proportional. Alles über die
Wirbelviskosität Gesagte gilt auch für die Mischungsweglänge. Insbesondere gilt in
der Überlappungsschicht

lim  = κy , lim  = κ(2H − y) . (17.71)


y→0 y→2H

17.1.4.3 Weitere Turbulenzmodelle. Ein Modell, das auf einer Ähnlichkeitshy-


pothese beruht, hat Th. v. Kàrmàn (1930) entwickelt. Danach gilt
 4 ' 2
∂
u ∂ 2
u
τt = κ 2
. (17.72)
∂y ∂y 2

Von dieser Gleichung, die auch Gl. (17.16) bzw. (17.19) erfüllt, stammt für κ die
Bezeichnung Karman-Konstante. Eine Verallgemeinerung dieser Ähnlichkeitshypo-
these von K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 404) führt bei der Couette-Strömung auf
folgende Differentialgleichung für (y) = νt (y)/uτ
n 2
 − ( − κ 2 ) = 0 (17.73)
2
mit den Randbedingungen (17.71). Um ein reguläres Verhalten der Lösung für y → 0
zu gewährleisten, kommen für n nur natürliche Zahlen in Frage. Für n = 1 ist die
Lösung die Parabel nach Gl. (17.66), für n = 2 gilt die Sinus-Verteilung nach
Gl. (17.67). Lösungen für größere n entfernen sich zusehends von den experimen-
tellen Ergebnissen.
Wie bereits erwähnt, benutzen anspruchsvollere Turbulenz-Modelle die k-
Gleichung (16.39). Die meisten Modelle liefern im Kernbereich der Couette-
Strömung verschwindende Diffusion, so daß dort überall die Gleichheit von
Turbulenz-Produktion und Dissipation folgt. Dieses wird von den Experimenten
jedoch nicht bestätigt. Daher wurde von W. Schneider (1989b) eine verbesserte Mo-
dellierung des Diffusionsgliedes in Gl. (16.39) vorgeschlagen.
Auf sog. Zweigleichungsmodelle wird in Kap. 18.1 ausführlich eingegangen. Da-
bei wird neben der k-Gleichung eine zweite Modellgleichung verwendet. Diese
zweite Gleichung reduziert sich bei diesen Modellen auf Gl. (17.73), und zwar beim
k-L–Modell von Rotta mit n = 1, beim k-ε-Modell und k-ω-Modell mit n = 2, vgl.
K. Gersten, H. Herwig (1992, S. 409).
540 17 Durchströmungen

17.1.5
Wärmeübertragung

Die Aufgabe besteht, bei vorgegebener Wärmestromdichte qw die Temperaturver-


teilung T(y) zwischen den Wänden und insbesondere die Mittentemperatur Tc =
(Two + Twu )/2 zu bestimmen. Das Wärmeübergangsgesetz erhält man analog zum
Widerstandsgesetz (17.54), indem die dimensionslose Temperatur nach Gl. (17.46)
in der Kernschicht an diejenige der Wandschicht mit Gl. (17.49) angepaßt wird. Man
erhält dann

Tc − Twu 1 θ
+
c (Re‘ , Pr) = = ln Re‘ +Cθ+ (Pr) + C (17.74)
Tτ κθ

mit
1  
θ = lim d + 1
C − dη . (17.75)
η→0 dη κθ η
η

Dabei ist Cθ+ (Pr) in Gl. (17.50) gegeben.

17.1.5.1 Turbulenz-Modell. Zur Berechnung von C θ wird für die Kernschicht


ein Turbulenz-Modell benötigt. Fast alle bekannten Turbulenz-Modelle für das Tem-
peraturfeld beruhen auf dem Konzept der konstanten turbulenten Prandtl-Zahl. Ana-
log zu Gl. (17.63) wird für die turbulente Wärmestromdichte nach Gl. (17.44)

∂ T ∂ T
qt =  cp T  v  = −λt = − cp at (17.76)
∂y ∂y

mit at als turbulenter Temperaturleitfähigkeit angesetzt. Die Definition der turbu-


lenten Prandtl-Zahl lautet dann:

' 
νt ∂ T ∂
u
Pr t = = −τt cp qt . (17.77)
at ∂y ∂y

Aus den Gesetzen (17.21) und (17.49) folgt für Pr > 0,5 in der Überlappungsschicht

κ 0,41
Pr t = = = 0,87 . (17.78)
κθ 0,47

Nach dem genannten Turbulenz-Modell ist die turbulente Prandtl-Zahl nicht nur
in der Überlappungsschicht, sondern in der gesamten Kernschicht konstant. Damit
θ = (κ/κθ )C
erhält man C  = 0,87C.

Wieder hat das Turbulenz-Modell einen Einfluß auf das + c von nur wenigen
Prozent mit abnehmender Tendenz für wachsende Reynolds-Zahlen.
17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) 541

17.1.5.2 Nußelt-Zahl. Häufig ist die Temperaturdifferenz gegeben, und die Wär-
mestromdichte wird gesucht. Mit der Nußelt-Zahl
−qw H
Nu = (17.79)

λ(Tc − Twu )
erhält man aus Gl. (17.74) schließlich als Wärmeübergangsgesetz

1
2 cf Rec Pr
Nu =  (17.80)
cf
κ
κθ + 2 Dθ (Pr)

mit κ
θ −
Dθ (Pr) = Cθ+ (Pr) + C  .
(C + + C) (17.81)
κθ
Beim Turbulenz-Modell konstanter turbulenter Prandtl-Zahl wird die Funktion
Dθ (Pr) unabhängig vom Turbulenz-Modell für das Geschwindigkeitsfeld. Letzte-
res geht nur über das Widerstandsgesetz, hier in Form von cf (Rec ) nach Gl. (17.59),
in das Ergebnis ein.

17.1.5.3 Große Prandtl-Zahlen. Berücksichtigt man Gl. (17.50) für Cθ+ (Pr),
läßt sich Gl. (17.80) im Grenzfall Pr → ∞ stark vereinfachen zu
Tc − Twu

Co‘ = 0,073 (Pr → ∞) . (17.82)
Twu
Dabei ist die nur mit Wandwerten gebildete Colburn-Zahl
−qw Pr 2/3

Co‘ = (17.83)
 cp uτ Twu
eingeführt worden. Da die Formel (17.82) von der Kernschicht und damit vom
Turbulenz-Modell unabhängig ist, gilt sie für alle turbulenten Strömungen bei ho-
hen Reynolds-Zahlen, solange cf von null verschieden ist. Dabei ist Tc allgemein
die Temperatur außerhalb der Temperaturgrenzschicht. Statt des Faktors 0,073 fin-
det man in der Literatur auch etwas abweichende Zahlenwerte, vgl. K. Gersten; H.
Herwig (1992, S. 478).

17.2
Ausgebildete Durchströmungen (A = const)
17.2.1
Kanalströmung

Bei der ebenen Kanalströmung (auch Poiseuille-Strömung genannt) stehen die beiden
w /dx < 0
Platten nach Bild 17.1 fest, dafür sorgt der konstante Druckgradient d p
für eine Strömung in x-Richtung. Aus Gl. (16.35) folgt als Grundgleichung
542 17 Durchströmungen

d
τ dpw
= (17.84)
dy dx

und nach Integration mit Gl. (17.1)

d
u dpw

τ = ν + τt = 
τwu + y. (17.85)
dy dx

Die Schubspannung 
τ (y) ist also eine lineare Funktion, und aus Symmetriegründen
gilt

τ (y = H ) = 0 , 
τwu = − τwo = −(d pw /dx)H > 0 .
Mit den dimensionslosen Größen

y + 
u τt 
τwu uτ H
η= , u = , τt+ = , uτ = , Re‘ = (17.86)
H uτ 
τwu  ν

folgt aus Gl. (17.85)


1 du+
+ τt+ = 1 − η . (17.87)
Re‘ dη
Gegenüber der entsprechenden Gleichung (17.8) für die Couette-Strömung ist das
Glied proportional zu η hinzugekommen, das vom Druckgradienten herrührt.
Führt man die Wandkoordinate y + nach Gl. (17.12) ein, ergibt sich aus Gl. (17.87)

du+ + y+
+ τ = 1 − , (17.88)
dy + t
Re‘

die für Re‘ → ∞ in die bereits als universell bezeichnete Gl. (17.13) übergeht. Der
Druckgradient hat also bei großen Reynolds-Zahlen keinen Einfluß auf die Wand-
schichtströmung, so daß die Ergebnisse für die Wandschicht der Couette-Strömung
auf beliebige turbulente Strömungen mit gleicher Wandschubspannung übertragen
werden können.
Für die Geschwindigkeit auf der Mittellinie u+
c (= Maximalgeschwindigkeit) gel-
ten unverändert Gl. (17.54) und (17.55). Um den Volumenstrom zu ermitteln, benötigt
man die Mittelgeschwindigkeit

1
u+
m = lim u+ (η)dη = u+
c +C (17.89)
η→0
η

mit
1
C = lim [u+ (η) − u+
c ]dη . (17.90)
η→0
η

 von der
Die Konstante C ist als Integral über den Geschwindigkeitsdefekt wie C
17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) 543

Reynolds-Zahl unabhängig. Damit lautet das Widerstandsgesetz


1 +C

u+
m = ln Re‘ +C + + C (17.91)
κ
oder  2
2τ wu λ κ
cf = = = 2 G(; D) (17.92)
u2m 4 ln Redh
mit
 = 2 ln Redh
und   
 − 1 ln 4 ,
+C
D = 2 ln(2κ) + κ C + + C
κ
vgl. Gl. (17.60). Messungen ergeben etwa C  = −2,64 und C+
 = 0,94, C  C  = −1,7,
+
also D = −4,56 + 0,82C . Die Reynolds-Zahl Redh = dh um /ν wurde mit dem
hydraulischen Durchmesser dh = 4H gebildet. Die Gleichungen (17.91) und (17.92)
gelten für glatte und rauhe Kanalwände (aber gleiche Rauheit auf beiden Wänden,
vgl. dazu K. Hanjalić; B.E. Launder (1972b)).
Der Ansatz für die Wirbelviskosität

νt /(uτ H ) = (κ/6)[1 − (1 − η)2 ][1 + 2(1 − η)2 ] (17.93)

liefert gute Übereinstimmung mit Messungen, insbesondere ergibt sich C +C =


−1,6; vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 593). Dort sind auch Ergebnisse anderer
Turbulenzmodelle und auch Angaben über die Verläufe von k(η) und ε(η) zu finden,
vgl. auch M.M.M. El Telbany; A.J. Reynolds (1980).
Bezüglich des Wärmeübergangs findet man ebenfalls bei K. Gersten; H. Herwig
(1992) Hinweise, außerdem bei M. Voigt (1994).

17.2.2
Couette-Poiseuille-Strömungen

Nach Bild 17.12 wird die ausgebildete turbulente Strömung zwischen zwei paral-
lelen Platten betrachtet, bei der sich wie bei der Couette-Strömung die obere Platte
mit uwo bewegt, bei der aber zusätzlich noch – wie bei der Kanalströmung – ein
konstanter Druckgradient d p w /dx aufgeprägt ist. Die so entstehenden Strömun-
gen werden Couette-Poiseuille-Strömungen genannt, weil sich als Spezialfälle die
Couette-Strömung (d p w /dx = 0) und die Poiseuille-Strömung (Kanalströmung,
uwo = 0) ergeben.

17.2.2.1 Kräftebilanz.
√ Wird als Bezugsgeschwindigkeit wieder die Reibungs-
geschwindigkeit uτ = τwu / der unteren Platte gewählt und werden die dimen-
sionslosen Größen

τwu 
γ = , γR = sign(γ ) |γ | (17.94)

τwo
544 17 Durchströmungen

Bild 17.12. Couette-Poiseuille-Strömungen, γ = 


τwu /
τwo

eingeführt, folgt aus der Impulsgleichung in x-Richtung:

1 du+ 1−γ
+ τt+ = 1 + η. (17.95)
Re‘ dη 2γ

Diese Gleichung reduziert sich für γ = 1 (Couette-Strömung) auf Gl. (17.8) und für
γ = −1 (Kanalströmung) auf Gl. (17.87). Solange  τwu und 
τwo von null verschieden
sind, erfolgt die Anpassung an die Wandschichten mit dem logarithmischen Überlap-
pungsgesetz (17.21). Eine Sonderbehandlung erfordert jedoch der Fall γ = γR = 0
τwu = 0).
(d.h. 

17.2.2.2 Verschwindende Wandschubspannung (τwu = 0). Es gilt hierfür


auch Gl. (17.84) und damit nach Integration


τ d
u τt w
1 dp
=ν + = y (17.96)
 dy   dx

mit
w
1 dp τwo
= > 0. (17.97)
 dx 2H
Die Schubspannung ist also proportional zum Wandabstand y.
Da die Schubspannungsgeschwindigkeit an der unteren Wand verschwindet, muß
eine andere Bezugsgeschwindigkeit gewählt werden. Die Strömung in der viskosen
Wandschicht muß von H unabhängig sein. Daher gilt dort folgende Abhängigkeit
 
d
u w
1 dp
f ,y,ν, = 0. (17.98)
dy  dx

Aus der Dimensionsanalysis ergibt sich daraus der universelle Zusammenhang

u× = F (y × ) (17.99)

mit

u yus
u× = ; y× = , (17.100)
us ν
17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) 545

Bild 17.13. Universelle Geschwindig-


keitsverteilung u× = F (y × ) in
der Wandschicht bei verschwindender
Wandschubspannung, nach Gl. (17.99)
◦ Messungen nach R. Kiel (1995)
2 Messung nach P. Dengel, H.H. Fern-
holz (1990)
Asymptote für y × → ∞: Gl. (17.103),
κ∞ = 0,59 , C × ≈ 0
Asymptote für y × → 0: u× = y ×2 /2

wobei
 1/3
w
ν dp
us = (17.101)
 dx

die neue Bezugsgeschwindigkeit ist, die der Schubspannungsgeschwindigkeit uτ bei


endlicher Wandschubspannung entspricht.
Aus der Bedingung, daß in der Überlappungsschicht d u/dy auch von ν unab-
hängig werden muß, folgt das Überlappungsgesetz für verschwindende Wandschub-
spannung
du× 1
lim = √ (17.102)
y × →∞ dy × κ∞ y ×
bzw. nach Integration

2  ×
lim u× = y + C× . (17.103)
y × →∞ κ∞

Es liegt also für die Geschwindigkeit in der Überlappungsschicht ein Wurzelgesetz


vor statt des logarithmischen Gesetzes bei nicht verschwindender Wandschubspan-
nung.
Die beiden Konstanten κ∞ und C × sind wieder universell, da das Wandgesetz
(17.99) an Stellen verschwindender Wandschubspannung (Ablöse- bzw. Wiederanle-
gepunkt) beliebiger turbulenter Strömungen gilt. Die Zahlenangaben in der Literatur
für κ∞ und C × schwanken beträchtlich: 0,41 ≤ κ∞ ≤ 0,8; −3,2 ≤ C × ≤ 2,2, vgl.
J. Klauer (1989). Im folgenden werden die Werte κ∞ = 0,6 und C × = 0 bevorzugt,
die sich aus den Messungen von R. Kiel (1995) ergeben.
Die universelle
√ Geschwindigkeitsverteilung (17.99) ist in Bild 17.13 dargestellt.
Da u× über y × aufgetragen ist, ergibt sich in dieser Darstellung nach Gl. (17.103)
eine Gerade.

17.2.2.3 Verallgemeinertes Wandgesetz. Es erhebt sich die Frage, wie sich bei
Annäherung an den Fall verschwindender Wandschubspannung der Übergang vom
logarithmischen Überlappungsgesetz auf das Wurzelgesetz vollzieht. Es handelt sich
546 17 Durchströmungen

hierbei um einen singulären doppelten Grenzübergang mit 1/ Re‘ → 0 und γR → 0,


vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 584) und K. Gersten et al. (1993). Die beiden
Grenzprozesse müssen so gekoppelt werden, daß dabei der Kopplungsparameter
 
ν dp w us 3
K= = ∼ (Re‘u γ )−1 (17.104)
uτ u
τwu dx uτ u
konstant gehalten wird. Fälle mit endlicher Wandschubspannung sind durch K → 0
gekennzeichnet, während K → ∞ dem Grenzfall verschwindender Wandschub-
spannung entspricht. Für den Kopplungsparameter K findet man in der Literatur
häufig auch die Bezeichnung −p + , vgl. T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 357), bzw.
px+ , vgl. T.B. Nickels (2004). Der letztgenannten Arbeit zufolge spricht man von
starkem Druckgradienten bei K > 0,005. Die Kräftebilanz (17.95) läßt sich daher
in Wandkoordinaten schreiben:
|τw | du+
τ + (y + ) = + τt+ = 1 + Ky + . (17.105)
τw dy +
Es gilt danach das verallgemeinerte Wandgesetz in der Form

du+
= F  (y + ,K); u+ = F (y + ,K) . (17.106)
dy +

Die Überlappungsschicht zwischen viskoser Wandschicht und der angrenzenden


vollturbulenten Schicht ist durch verschwindenden Viskositätseinfluß bei konstantem
K gekennzeichnet. Daher gilt dort
 
d
u τt
= f y, ,K (17.107)
dy 
und nach Gl. (17.105)
τt+ = 1 + Ky + . (17.108)
Nach dem -Theorem der Dimensionsanalysis folgt aus Gl. (17.107) und (17.108)
 
y d u y+ du+ 1
lim √ = lim  +
= (17.109)
y→0 τt / dy +
y →∞ +
1 + Ky dy κ(K)

oder nach Integration über die Wandschicht

 
1
lim u+ (y + ,K) = ln y + + 2( 1 + Ky + − 1)
y + →∞ κ(K)
  (17.110)
+2 ln √ 2 + + C(K) .
1+Ky +1

Dieses ist das verallgemeinerte Überlappungsgesetz mit den beiden universellen


Funktionen κ(K) und C(K). Für die Grenzfälle gilt:
17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) 547

Bild 17.14. Die Funktionen κ(K) und C(K) aus Gl. (17.110), nach D. Vieth (1996).
Vergleich mit Messungen

τw  = 0) : K → 0
Anliegende Strömung (

C(0) = C + , κ(0) = κ0 = 0,41


Gl. (17.110) reduziert sich auf Gl. (17.21),

τw = 0) : K → ∞
Ablösung (Wiederanlegen) (

1
C(∞) = K 1/3 C × + ln K , κ(∞) = κ∞
κ∞
Gl. (17.110) reduziert sich auf Gl. (17.103) .

Bild 17.14 zeigt die Funktionen κ(K) und C(K) im Vergleich mit Messungen.
Werden die Kernschicht und die Wandschicht durch das verallgemeinerte Überlap-
pungsgesetz miteinander angepaßt, erhält man schließlich für die Geschwindigkeit
der oberen Wand
1 2 (γ )
u+ +
wo (γ ) = uc + ln Re‘ +C + + C (17.111)
κ
und für das Widerstandsgesetz

u+ + 
m (γ ,K) = uc + C(γ ) (17.112)

mit
 
1 4 1 (γ ) .
u+
c (γ ,K) = γR C(K) + W (γ ) + γR ln +C (17.113)
κ(K) |K|

1 (γ ), C
Die Funktionen W (γ ), C  ) hängen vom verwendeten Turbulenz-
2 (γ ) und C(γ
Modell ab. Sie sind im Punkte γ = 0 stetig, wie aus den in Bild 17.15 gezeigten
Verläufen zu erkennen ist, vgl. K. Gersten et al. (1993).
548 17 Durchströmungen

1 (γ ),
Bild 17.15. Funktionen C
 ) und W (γ ) aus
2 (γ ), C(γ
C
Gl. (17.111) bis (17.113)
für Couette-Poiseuille-Strö-
mungen, γ = τwu /
τwo

17.2.2.4 Turbulenzmodelle für γ ≤ 0. Im Bereich −1 < γ < 0 erfolgt „Rück-


strömung“, d.h. Geschwindigkeit und Schubspannung wechseln im Innern der Strö-
mung das Vorzeichen. Da für die Turbulenz-Modelle der Wirbelviskosität nach
Gl. (17.63) und der Mischungsweglänge nach Gl. (17.68) Proportionalität zwischen
τt und du/dy besteht, verschwinden nach diesen Modellen τt und d
u/dy an demsel-
ben Wandabstand, was jedoch durch Messungen nicht bestätigt wird. Außerdem wird
(η) an den Stellen du+ /dη = 0 singulär, und zwar auch bei der Kanalströmung
(γ = −1). Sieht man von dem indirekten Turbulenzmodell nach Bild 17.15 ab, exi-
stiert bisher noch kein Modell, das den Bereich −1 < γ ≤ 0 korrekt beschreiben
kann.

17.2.3
Rohrströmung

17.2.3.1 Grundgleichung. Es wird die ausgebildete turbulente Rohrströmung


nach Bild 17.16 betrachtet. Zur Beschreibung werden Zylinderkoordinaten x,r,ϕ mit
den Geschwindigkeitskomponenten u,v,w benutzt. Die Stoffwerte seien zunächst als
konstant angenommen.
Für das Kräftegleichgewicht (Impulsgleichung in x-Richtung) gilt

1 d dpw
τ) =
(r (17.114)
r dr dx
mit

Bild 17.16. Turbulente Rohrströ-


mung, Verteilungen  u(r) und 
τ (r),
v ist die Geschwindigkeitskompo-
nente in r-Richtung.
17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) 549

d
u d
u

τ = ν −  u v  = ν + τt . (17.115)
dr dr
Dieses entspricht den Gl. (17.84) und (17.85) bei der Kanalströmung. Integration
von Gl. (17.114) über den Radius liefert
dpw r r

τ= = τw . (17.116)
dx 2 R
Die Schubspannung ist also proportional zum örtlichen Radius r. Dabei ist der Gra-
dient d
τ /dr gleich dem halben Druckgradienten. Mit den dimensionslosen Größen

r + 
u + τt − τw Ruτ
η= , u = , τt = , uτ = , Re‘ = (17.117)
R uτ 
τw  ν

folgt aus der Kombination der Gl. (17.114) bis (17.116)

1 du+
− + τt+ = η . (17.118)
Re‘ dη

Wieder wird die Funktion u+ (η, Re‘ ) für Re‘ → ∞ gesucht.

17.2.3.2 Widerstandsgesetz. Die Geschwindigkeitsverteilung u+ (η, Re‘ )


setzt sich für Re‘ → ∞ wieder aus zwei Bestandteilen zusammen. Für die Wand-
schicht folgt aus Gl. (17.118) wieder die universelle Gleichung (17.13), wenn die
Wandschichtkoordinate
y + = (1 − η) Re‘ (17.119)
eingeführt und dann der Grenzübergang Re‘ → ∞ vollzogen wird. Die universelle
Wandlösung u+ (y + ), etwa nach Gl. (17.26), kann also übernommen werden. Für
die Kernschicht folgt aus Gl. (17.118) τt+ = η. Hier muß ein Turbulenzmodell die
Bestimmungsgleichung für u+ (η) liefern. Das Überlappungsgesetz lautet

du+ 1
lim =− . (17.120)
η→1 dη κ(1 − η)

Ist du+ /dη bekannt, folgt die Geschwindigkeitsverteilung in Form eines Defekt-
Gesetzes (auch Mittengesetz genannt) durch Integration als


+ du+
u (η) − u+
c = dη , (17.121)

0

wobei u+
c die Geschwindigkeit auf der Achse (Maximalgeschwindigkeit) ist.
Die Anpassungsbedingung in der Überlappungsschicht
1
lim u+ (η) = lim u+ (y + ) = ln y + + C + (17.122)
η→1 y + →∞ κ
550 17 Durchströmungen

ergibt für die Achsengeschwindigkeit

1 
u+
c = ln Re‘ +C + + C (17.123)
κ
mit
η  
 = − lim du+ 1
C + dη . (17.124)
η→1 dη κ(1 − η)
0
Für die über dem Rohrquerschnitt gemittelte Geschwindigkeit erhält man

R 1
um 2 
u+
m = = 
u r dr = 2 u+ η dη = u+
c +C (17.125)
uτ uτ R 2
0 0

mit

 = −2 lim
C (u+ +
c − u )η dη . (17.126)
η→1
0
Damit lautet das Widerstandsgesetz

1 +C
.
u+
m = ln Re‘ +C + + C (17.127)
κ

Da bei der Rohrströmung die Wandschubspannung über den Druckabfall experimen-


 und C
tell sehr genau bestimmt werden kann, liegen für die Konstanten C  verläßliche
 
Daten vor. Es gilt C + C = −3,04.
Häufig wird als Widerstandsgesetz die Abhängigkeit des Reibungsbeiwertes cf
bzw. der Rohrreibungszahl λ

λ −2
τw 2
cf = = = +2 (17.128)
4 u2m um
von der Reynolds-Zahl 
um d 2
Re = = 2 Re‘ (17.129)
ν cf

angesehen. Dann liefert Gl. (17.127) für glatte Oberflächen (C + = 5,0) die implizite
Form
1 √
√ = 2 log(Re λ) − 0,80 (17.130)
λ

nach L. Prandtl (1933). (Neueste Messungen bei hohen Reynolds-Zahlen haben statt
2,0 und −0,80 die Konstanten 1,934 und −0,554 ergeben, vgl. K. Gersten (2004).)
17.2 Ausgebildete Durchströmungen (A = const) 551

Bild 17.17. Rohrwiderstands-Diagramm nach H. Rouse (1943). Rechts der Kurve − · − liegt
der vollrauhe Bereich. Jeder Punkt des Diagramms ist durch das Werte-Paar√(Re ,λ) festgelegt.
Die Horizontalen sind Linien λ = const, wobei λ am rechten
√ Rand oder 1/ λ am linken Rand
abgelesen werden können. Die Vertikalen sind Linien Re λ = const (Ablesen am unteren
Rand). Zusätzlich ist die obere Hälfte des Diagramms mit Linien Re = const überzogen
(Ablesen von Re am oberen Rand). Die eingezeichneten Kurven sind Linien d/ktech = const.

Die explizite Form des Widerstandsgesetzes für glatte Rohre lautet


 2
λ κ
cf = =2 G(; D) . (17.131)
4 ln Re

mit der G-Funktion nach Gl. (17.60) und  = 2 ln Re, D = −0,17.


Bild 17.17 zeigt das Widerstandsdiagramm nach H. Rouse (1943), das sowohl
die implizite als auch die explizite Darstellung umfaßt. Insbesondere ist das asym-
ptotische Verhalten für den turbulenten Bereich gut zu erkennen. Dabei ist für rauhe
+
Rohre Gl. (17.40) verwendet worden. Im vollrauhen Bereich (ktech > 70) gilt statt
Gl. (17.130)

1 R
√ = 2 log + 1,74 . (17.132)
λ ktech
552 17 Durchströmungen

Bild 17.18. Verteilungen des Geschwin-


digkeitsdefektes und der Wirbelvisko-
sität in der Kernschicht der turbulenten
Rohrströmung
indirektes Turbulenzmodell
nach Gl. (17.133)
---- Asymptoten für η → 1
- · - · k-ε–Modell (siehe Kap. 18.1)
◦ Messungen am glatten Rohr
nach J. Laufer (1954). Re =
5 · 104
2 Messungen am sandrauhen
Rohr nach J. Nikuradse (1933),
Re = 106 , ks /d = 4 · 10−3

17.2.3.3 Wirbelviskosität. Wird als indirekte Turbulenzmodellierung die Ver-


teilung der Wirbelviskosität
νt τ+ η κ
= − +t =− + = (1 − η2 )(1 + 2η2 ) (17.133)
uτ R du /dη du /dη 6
+C
gewählt, vgl. auch Gl. (17.93), folgt daraus C  = −3,03 in sehr guter Überein-
stimmung mit dem Meßwert. Bild 17.18 zeigt diese Verteilung νt (η) im Vergleich
zu Messungen. Auch die ebenfalls dargestellte Verteilung des Geschwindigkeitsde-
fektes zeigt gute Übereinstimmung mit experimentellen Daten. Die Verteilungen für
die kinetische Energie, die Diffusion und die Dissipation im Rohr und die Ergeb-
nisse mit anderen Turbulenzmodellen sind in K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 531)
behandelt.
17.2.3.4 Wärmeübergang. Analog zu Gl. (17.80) erhält man für das Rohr das
Wärmeübergangsgesetz

1
−
qw d 2 cf Re Pr
Nu = =  . (17.134)
λ(Tw − Tm ) κ
+
cf
Dθ (Pr)
κθ 2

Dabei ist die Mitteltemperatur (engl.: bulk temperature) durch


R
1
Tm = T(r)
u(r)2π r dr (17.135)
π R 2 um
0

definiert. Die Funktion Dθ (Pr) hängt von den vorgegebenen thermischen Randbe-
dingungen ab (z.B. 
qw = const oder Tw = const) und erfordert zur Berechnung
17.3 Schlankkanal-Theorie 553

ein Turbulenzmodell, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992; S. 540). Dort findet man
auch den Hinweis, daß die im allgemeinen vernachlässigte Dissipation bei hohen
Prandtl-Zahlen doch eine Bedeutung haben kann, vgl. auch K. Gersten (1997).

17.2.3.5 Variable Stoffwerte. Wird die Temperaturabhängigkeit der Stoffwerte


berücksichtigt, ändert sich das Wärmeübergangsgesetz (17.134). Es kommt dann
jedoch vor allem zu einer Rückwirkung des Temperaturfeldes auf das Geschwindig-
keitsfeld und damit auf das Widerstandsgesetz. Nach K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 558) gilt  m  
cf w µw mµ
= . (17.136)
cfcp m µm
Dabei bedeuten die Indizes w bei Wandtemperatur, m bei Mitteltemperatur und cp
bei konstanten Stoffwerten (engl.: constant properties). Wird die Mitteltemperatur
als Bezugstemperatur gewählt, d.h. cf und Re mit den Stoffwerten bei Tm gebildet,
gilt  
1 cfcp cfcp
m = − 4,9 , mµ = 4,9 . (17.137)
2 2 2
Bei variabler Dichte entstehen in der Strömung zusätzliche Auftriebskräfte infolge
Schwerkraft-Einfluß, die sich insbesondere bei vertikalen Rohren auswirken, vgl. K.
Gersten, H. Herwig (1992, S. 568).

17.3
Schlankkanal-Theorie
Allen bisher betrachteten Durchströmungen war die Schichten-Struktur gemeinsam.
Die Strömungen ließen sich unterteilen in die Kernströmung mit einem viskositätsun-
abhängigen Geschwindigkeitsdefekt und der viskosen Wandschicht. Diese Struktur
liegt auch noch bei Kanälen oder Rohren mit schwachen Erweiterungen (Diffusoren)
oder Verengungen (Düsen) vor. Man erhält wieder erhebliche Vereinfachungen ge-
genüber den vollständigen Grundgleichungen, wenn man den doppelten Grenzwert
Re → ∞ (bzw. cf → 0) und Kontur-Neigungswinkel α → 0 betrachtet. Die-
ses ist die Schlankkanal-Theorie, die für laminare Strömungen bereits in Kap. 5.1.2
beschrieben worden ist.

17.3.1
Ebene Düsen und Diffusoren

Die Schlankkanal-Theorie soll hier auf ebene Düsen- und Diffusorströmungen an-
gewendet werden, wobei die Wände gerade sind. In diesem Fall ergeben sich selbst-
ähnliche Lösungen, d.h. die Berechnung dieser Strömungen reduziert sich auf die
Lösung gewöhnlicher Differentialgleichungen.
Wählt man ein Polarkoordinatensystem nach Bild 17.19, lautet die Bewegungs-
gleichung für den Kernbereich
554 17 Durchströmungen

Bild 17.19. C + C  als Funk-


tion von K für schlanke ebene
Kanäle (gerade Wände), nach
Gl. (17.149)
Diffusoren: α > 0, umax > 0,

τw (η = 1) < 0
Düsen: α < 0, umax < 0,

τw (η = 1) > 0.

∂
u w
dp 1 ∂τt

u =− + . (17.138)
∂r dr r ∂ϕ
Die reibungslose Strömung (Re → ∞, τt = 0) erfüllt die Gleichung
dU dp0
U =− (17.139)
dr dr
mit der Lösung
   
dp0 r 3  dp0  1
U = sign . (17.140)
dr   dr  r
Die gesuchte Lösung ist eine kleine Störung dieser Lösung für cf → 0.
Mit den Ansätzen

u(r,ϕ) ϕ uτ
= 1 − γ F  (η) , η= , γ = , (17.141)
U (r) α U

τt (r,ϕ) −
τw (η = 1)
= γ 2 S(η) , uτ = signα , (17.142)
U (r)2 

w
dp dp0 U 2
= + γ2 P (17.143)
dr dr rα
erhält man aus Gl. (17.138) die gewöhnliche Differentialgleichung

2KF  (η) = S  (η) − P (17.144)

mit den Randbedingungen

η=0: F  = 0, F  = 0, S = 0
1 (17.145)
η → 1 : F  = , S = 1.
κ(1 − η)
Dabei wurde der Schlankkanal-Parameter
17.3 Schlankkanal-Theorie 555

α αU
K= = (17.146)
γ uτ
eingeführt, der bei dem doppelten Grenzübergang uτ → 0, α → 0 konstant gehalten
wird.
Als Widerstandsgesetz erhält man wieder
 2
τw |
2| κ
cfm = = 2 G(; D) , (17.147)
u2m ln Redh

wobei die Reynolds-Zahl


4um rα
Redh = (17.148)
ν
mit dem hydraulischen Durchmesser gebildet wurde. Zur Funktion G(; D) nach
Gl. (17.60) gehören die Parameter

 = 2 ln Redh ,  + C)]
D(K) = 2[ln(κ/2) + κ(C + + C  . (17.149)

Die Abhängigkeit der Größe C+ C als Funktion von K ist in Bild 17.19 wiedergege-
ben. Zu deren Berechnung war ein Turbulenz-Modell erforderlich, das in K. Gersten;
B. Rocklage (1994) beschrieben ist. Dem geraden Kanal entspricht K = 0.
Die Strömung erhält im Grenzfall K → −∞ Grenzschicht-Charakter, d.h. zu
der reibungslosen turbulenzfreien Kernströmung bildet sich nur in Wandnähe eine
turbulente Strömung als Grenzschicht aus. Auf diese wird in Kap. 18.2.4 genauer
eingegangen. Der Grenzfall K → +∞ mit dem Übergang zur Ablösung wurde von
B. Rocklage (1996) behandelt. Das Wärmeübergangsgesetz für ebene Düsen und
Diffusoren wurde ebenfalls von B. Rocklage (1995) angegeben.

17.3.2
Einlaufströmung für Kanal und Rohr

In der Einlaufströmung erfolgt der Übergang von einem homogenen Geschwindig-


keitsprofil im Eintrittsquerschnitt des Kanals bzw. des Rohres in das ausgebildete
Geschwindigkeitsprofil. Auch diese Strömung läßt sich mittels der Schlankkanal-
Theorie berechnen, d.h. sie besitzt wieder die Schichten-Struktur mit Kernschicht
und Wandschicht.
Von M. Voigt (1994) wurden diese Berechnungen nach der Schlankkanal- Theorie
für Kanal und Rohr durchgeführt, und zwar auch für den thermischen Einlauf, vgl.
auch H. Herwig; M. Voigt (1995, 1996).
18
Turbulente Grenzschichten
ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes
an das Temperaturfeld

18.1
Turbulenz-Modelle

18.1.1
Vorbemerkung

In diesem Kapitel werden turbulente ebene Strömungen mit konstanten Stoffwerten


betrachtet. Wie bereits in Kap. 16.6 erläutert wurde, besitzen auch die turbulenten
Strömungen bei hohen Reynolds-Zahlen Grenzschichtcharakter, d.h. das gesamte
Strömungsfeld besteht aus der reibungslosen Außenströmung und der wandnahen,
dünnen turbulenten Grenzschicht. Für diese gelten die Grenzschichtgleichungen
(16.34) bis (16.36). Diese Gleichungen bilden jedoch noch kein geschlossenes Sy-
stem. Für das sog. Schließungsproblem wird ein Turbulenz-Modell benötigt, das
zusätzliche Gleichungen bereitstellt, um die turbulente Schubspannung τt (und die
turbulente Wärmestromdichte qt ) mit der mittleren Bewegung (bzw. mit dem mitt-
leren Temperaturfeld) in Verbindung zu bringen.
Im allgemeinen wird es sich bei diesem Zusammenhang um eine partielle Dif-
ferentialgleichung handeln. Enthält die Gleichung neue Unbekannte, z.B. die tur-
bulente Dissipation ε(x,y), sind weitere Modellgleichungen erforderlich. Je nach-
dem, wie viele partielle Differentialgleichungen verwendet werden, spricht man von
Ein-Gleichungs-Modell, Zwei-Gleichungs-Modell usw. Wird statt einer zweiten par-
tiellen Differentialgleichung eine gewöhnliche Differentialgleichung für eine nur
von x abhängige Größe, z.B. τt max (x), benutzt, handelt es sich um ein Eineinhalb-
Gleichungs-Modell. Ist der Zusammenhang zwischen τt und den Größen der mittle-
ren Bewegung durch algebraische Gleichungen gegeben, so nennt man diese alge-
braischen Turbulenz-Modelle auch Null-Gleichungs-Modelle. Beispiele dafür sind
die bereits in Kap. 17.1.4 erwähnten Modelle der Wirbelviskosität und Mischungs-
weglänge.
Im folgenden werden typische Beispiele aus den verschiedenen Kategorien von
Turbulenz-Modellen besprochen. Dabei werden die Modell-Gleichungen bereits in
der für Grenzschichten vereinfachten Form (z.B. Vernachlässigung der Änderung
des Diffusionsstroms in x-Richtung) angegeben.
Bei hohen Reynolds-Zahlen haben turbulente Grenzschichten auch einen
Schichten-Charakter. Sie bestehen im wesentlichen aus zwei Schichten, der visko-
sen Wandschicht und der vollturbulenten Außenschicht, in der die Viskositätseffekte
vernachlässigt werden können.
558 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bei endlicher Wandschubspannung  τw (x) ist die Dicke der viskosen Wandschicht
 zu δv (x) = ν/uτ (x) mit der lokalen Schubspannungsgeschwindigkeit
proportional
uτ (x) =  τw (x)/ nach Gl. (17.5). Wie sich zeigen läßt, vgl. K. Gersten; H. Her-
wig (1992, S. 669), ist für Re → ∞ (d.h. ν → 0) die viskose Wandschicht so dünn,
daß dort die Trägheitskräfte und Druckkräfte gegenüber den Reibungskräften ver-
nachlässigt werden können. Daher ist die viskose Wandschicht lokal mit derjenigen
einer Couette-Strömung mit gleichem  τw und ν identisch. In dieser gelten die in
Kap. 17.1.2 beschriebenen universellen Wandgesetze.
Für eine Berechnung turbulenter Grenzschichten bei hohen Reynolds-Zahlen erü-
brigt sich also die detaillierte Bestimmung der Strömung in der viskosen Wand-
schicht. Es genügt die Berechnung der äußeren vollturbulenten Schicht und der
Wandschubspannung  τw (x). Die Anpassungsbedingung (17.16) bzw. (17.19) stellt
dabei die Randbedingung für die äußere Schicht dar. Es gilt
∂u uτ (x)
lim = (18.1)
y→0 ∂y κy

oder nach Integration das logarithmische Überlappungsgesetz

 
1 y uτ (x)
lim u = uτ (x) ln + C+ , (18.2)
y→0 κ ν

vgl. auch Gl. (17.21). Wie bei der Couette-Strömung gilt auch:

lim v = 0, lim τt = 
τw . (18.3)
y→0 y→0

Die Berechnung nur der äußeren vollturbulenten Schicht mit den Randbedingun-
gen (18.1) bis (18.3) für die Geschwindigkeitskomponenten wird die Methode der
Wandfunktionen genannt. Hierzu ist die Turbulenz-Modellierung nur in der äußeren
vollturbulenten Schicht erforderlich, jedoch unter Berücksichtigung von Gl. (18.1)
bis (18.3). Da in dieser Schicht die Viskositätseffekte vernachlässigbar sind, enthal-
ten die Grundgleichungen keine viskosen Terme (ν = 0). Der Einfluß der Viskosität
erfolgt nur über die Randbedingung (18.2).
Wird dagegen die gesamte turbulente Grenzschicht einschließlich der viskosen
Wandschicht berechnet mit den Randbedingungen (Haftbedingung)

y=0: u = 0, v = 0, τt = 0 , (18.4)

dann spricht man von einem Niedrig-Reynolds-Zahl-Modell (engl.: low Reynolds


number model).

Anmerkung (Potenz-Überlappungsgesetz)
Das logarithmische Überlappungsgesetz gilt nur für anliegende Grenzschichten bei klei-
nen Druckgradienten. In der Überlappungsschicht kann auch ein Potenzgesetz gelten. Bei-
spiele sind die Stratford-Strömung (Kap. 18.31) und die natürliche Konvektionsströmung
(Kap. 19.3), siehe K. Gersten (2001).
18.1 Turbulenz-Modelle 559

Anmerkung (viskose Überschicht)


Strenggenommen besteht die turbulente Grenzschicht aus drei Schichten. Neben den beiden
genannten zwei Schichten besteht noch eine Schicht zwischen der vollturbulenten Außen-
schicht und der reibungslosen Außenströmung, die als viskose Überschicht (engl.: viscous
superlayer) bezeichnet wird. In ihr spielt die Viskosität eine entscheidende Rolle. Die Dicke
dieser Schicht ist, wie in Kap. 16.5.4 erwähnt wurde, proportional zur Kolmogorov-Länge
nach Gl. (16.26), also proportional zu ν 3/4 , so daß sie für große Reynolds-Zahlen vernachläs-
sigt werden kann. In diesem Fall kann die Lösung für die vollturbulente Außenschicht direkt
an die reibungslose Außenströmung angepaßt werden. Als Folge davon besitzt die Lösung der
viskositätsfreien Gleichungen am diskreten Übergang y = δ im allgemeinen eine Singularität,
die bei endlichen Reynolds-Zahlen durch die viskose Überschicht vermieden wird.
Von B. Jeken (1992) wurde das asymptotische Verhalten der Überschicht für große
Reynolds-Zahlen untersucht. Danach lassen sich, wie für die viskose Wandschicht, univer-
selle Lösungen angeben, die von dem Druckgradienten und der Krümmung unabhängig sind
und die als wesentlichen Parameter die Einsauggeschwindigkeit vE , siehe Gl. (18.127), ent-
halten.

18.1.2
Algebraische Turbulenzmodelle
In Kap. 17.1.4 waren bereits die beiden gängigen algebraischen Turbulenz- Modelle
beschrieben worden.
Für die Wirbelviskosität νt gilt

∂u
τt = νt (18.5)
∂y

und für die Mischungsweglänge 


 
 
2  ∂u  ∂u
τt =    , (18.6)
∂y ∂y

wobei der Zusammenhang νt = 2 |∂u/∂y| besteht.


Die Modelle sind jedoch erst komplett, wenn die Ortsfunktionen νt (x,y) bzw.
(x,y) angegeben werden können. Dabei werden die Funktionen mit lokalen Werten
der Grenzschicht, wie z.B. mit der Grenzschichtdicke δ bzw. Verdrängungsdicke δ1 ,
in Verbindung gebracht, wie folgende Beispiele zeigen:
1. Modell nach T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 255):
 
 ∂u 
νt = κ 2 y 2   0 < y < yk
∂y (18.7)
νt = αU (x)δ1 (x)γ (x,y) yk ≤ y
mit α = 0,016. Dabei sind γ (x,y) der Intermittenzfaktor nach Gl. (16.30) und
yk die Koordinate des wandnahesten Schnittpunktes der beiden νt -Funktionen.
Ein sehr ähnliches Modell wurde von B.S. Baldwin; H. Lomax (1978) formuliert,
das sich nur in der νt -Funktion für y ≥ yk unterscheidet.
560 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

2. Modell nach R. Michel et al. (1968):


 
 κy
= λ tanh (18.8)
δ λδ
mit λ = 0,085. Für y > 0,6δ ist danach die Mischungsweglänge praktisch von
y unabhängig, d.h.  = δ ≈ λ δ(x).
3. Modell nach M.P. Escudier (1966):

 = κy 0<y ≤ κλ δ
λ (18.9)
 = λδ δ≤y ≤δ
κ
mit λ = 0,09.
Die beiden letztgenannten Modelle sind sehr ähnlich. Für alle drei Modelle gilt der
Grenzwert
lim  = κy , (18.10)
y→0

der bereits in Gl. (17.71) angegeben worden ist.


Erweiterungen dieser Modelle zu sogen. Einhalb-Gleichungs-Modellen erhält
man, wenn die im vollturbulenten Außenbereich der Grenzschicht von y unabhängi-
gen Größen νt (x) in Gl. (18.7) oder (x) in Gl. (18.8) und (18.9) einer gewöhnlichen
Differentialgleichung genügen sollen. Eine Übersicht über derartige Modelle findet
man bei D.A. Anderson et al. (1984, S. 229).
Beim Modell von D.A. Johnson; L.S. King (1985) wird für τt max (x) eine gewöhn-
liche Differentialgleichung verwendet. Mit diesem Modell wurden von F.R. Menter
(1992) auch abgelöste Grenzschichten berechnet.
Wie sich noch herausstellen wird, vgl. Abschnitt 18.2.4, existieren Grenzschich-
ten, bei denen der Zusammenhang von νt (x,y) bzw. (x,y) mit den lokalen Grenz-
schichtgrößen δ(x) bzw. δ1 (x) exakt ist. Sie werden Gleichgewichtsgrenzschich-
ten genannt. Für alle übrigen Grenzschichten bilden die algebraischen Turbulenz-
Modelle nur Näherungen. Genauer sind dann die Ein- oder Mehrgleichungs-Modelle.

18.1.3
Turbulente Energiegleichung

Alle nicht-algebraischen Turbulenz-Modelle benutzen die Gleichung für die ki-


netische Energie der turbulenten Schwankungsbewegung (k-Gleichung) nach
Gl. (16.39). Dieses geht auf eine Arbeit von L. Prandtl (1945) zurück.
Die turbulente Diffusion wird üblicherweise durch folgenden Gradienten-Ansatz
modelliert:    ∂k
v  p  + q 2 = −νt , (18.11)
2 ∂y
wodurch die Terme für viskose und turbulente Diffusion in Gl. (16.39) praktisch
gleiche Form bekommen. Die Wirbelviskosität νt ist durch Gl. (18.5) definiert.
18.1 Turbulenz-Modelle 561

Für den vollturbulenten Außenbereich der Grenzschicht, für den die viskose Dif-
fusion gegenüber der turbulenten Diffusion vernachlässigt werden kann, lautet dann
die Modell-Gleichung:

 
∂k ∂k ∂ νt ∂k τt ∂u
u +v = + −ε. (18.12)
∂x ∂y ∂y Pr k ∂y  ∂y

Für die Modellkonstante wird häufig Pr k = 1 gesetzt.


Faßt man diese Gleichung als Bestimmungsgleichung für die turbulente Schub-
spannung τt (x,y) auf, wobei νt mittels Gl. (18.5) durch τt ersetzt werden kann,
so sind noch zwei weitere Gleichungen für die unbekannten Funktionen k(x,y) und
ε(x,y) erforderlich, um das Gleichungssystem zu schließen. Das führt dann zu Zwei-
und Mehr-Gleichungs-Modellen.
Wird unterstellt, daß die Wirbelviskosität νt = f (k,ε) nur eine Funktion von k
und ε ist, folgt aus dem -Theorem der Dimensionsanalysis

k2
νt = cµ (cµ ≈ 0,09) . (18.13)
ε
Ebenfalls mit dimensionsanalytischen Betrachtungen läßt sich aus νt und k auch eine
Turbulenzlänge L definieren durch

νt = cP L k (cP ≈ 0,55) . (18.14)

Der Index P soll darauf hinweisen, daß diese Formel von L. Prandtl (1945) stammt.
Aus der Kombination von Gl. (18.13) und (18.14) ergibt sich die Prandtl-
Kolmogorov-Formel
 
k 3/2 cµ
L = cε cε = ≈ 0,168 . (18.15)
ε cP
Der Ansatz (18.11) besticht durch seine Einfachheit und liefert in vielen Fällen
gute Ergebnisse, er hat aber auch seine Grenzen. So stammt von W. Schneider (1989a,
1989b) und W. Schneider et al. (1990) eine Erweiterung des Ansatzes (18.11) um ein
zusätzliches Glied, womit für eine konkrete Strömung (Couette-Strömung) bessere
Übereinstimmung mit Experimenten erzielt werden konnte.

Anmerkung (Turbulenz-Modell nach P. Bradshaw et al. (1967))


In diesem Eingleichungs-Modell wird die turbulente Energiegleichung als Bestimmungsglei-
chung für die Schubspannung τt aufgefaßt. Dazu wird der Ansatz
τt = ak (a ≈ 0,3) (18.16)
verwendet, der für die Überlappungsschicht zwischen dem vollturbulenten Außenbereich der
Grenzschicht und der viskosen Wandschicht exakt gilt. Diese Proportionalität zwischen τt /
und k wird in dieser Modellierung für den gesamten Außenbereich der Grenzschicht ange-
nommen. Für die Dissipation wird analog zu Gl. (18.15) eine Turbulenzlänge eingeführt. Die
Differentialgleichung für τt lautet dann:
562 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

       
∂ τt ∂ τt τt max 1/2 ∂ τt τt ∂u (τt /)3/2
u +v =− G + − . (18.17)
∂x a ∂y a  ∂y   ∂y L

Die Turbulenz-Länge L wird als Funktion von y/δ angenommen:

L = δf1 (y/δ) . (18.18)

Die turbulente Diffusion ist proportional zu (τt max / )1/2 , wobei τt max der Maximalwert von
τt im Bereich 0,25δ ≤ y ≤ δ ist. Die Funktion G in Gl. (18.17) ist durch

G = (τt max /U 2 )1/2 f2 (y/δ) (18.19)

definiert. Dabei sind f1 (y/δ) und f2 (y/δ) universelle Funktionen.


Es sei angemerkt, daß in der Überlappungszone zur viskosen Wandschicht wegen Pro-
duktion = Dissipation Gl. (18.17) in die Mischungswegformel für L übergeht. Interessant
ist, daß das entstandene Gleichungssystem nicht parabolisch, sondern hyperbolisch ist. Die
numerische Berechnung wird von P. Bradshaw et al. (1967) ausführlich beschrieben. Das Be-
rechnungsverfahren ist vielfältig angewendet worden und wird in der Praxis als gut beurteilt,
vgl. dazu S. Kline et al. (1968).

Anmerkung (Ein- und Eineinhalb-Gleichungs-Modelle)


Neben dem Modell von P. Bradshaw et al. (1967) wurden Ein-Gleichungs-Modelle auch
von M.W. Rubesin (1976) und U.C. Goldberg (1991) entwickelt. In den Modellen von B.S.
Baldwin; T.J. Barth (1990) und P.R. Spalart; S.R. Allmaras (1992) wird nicht die k-Gleichung
verwendet, sondern jeweils eine Gleichung für νt (x,y) formuliert.
In dem Eineinhalb-Gleichungs-Modell von R.H. Pletcher (1978) wird neben der k-
Gleichung eine gewöhnliche Differentialgleichung für die Turbulenzlänge δ (x) am Außen-
rand der Grenzschicht, vgl. Gl. (18.8) und (18.9), benutzt.

18.1.4
Zweigleichungs-Modelle

Wie im letzten Abschnitt bereits erwähnt wurde, werden zur Schließung des Glei-
chungssystems neben der turbulenten Energiegleichung und Gl. (18.5) noch zwei
weitere Gleichungen benötigt. Ist eine dieser Gleichungen eine partielle Differen-
tialgleichung und die andere algebraisch, liegt ein Zweigleichungs-Modell vor.
Zusammenfassende Darstellungen von Zwei-Gleichungs-Modellen findet man bei
W.C. Reynolds (1976), V.C. Patel et al. (1985), C.G. Speziale et al. (1990), D.C. Wil-
cox (1998) und C.J. Chen; S.Y. Jaw (1998).

Im folgenden seien einige wichtige Beispiele angeführt:

1. k -ε -Modell nach W.P. Jones; B.E. Launder (1972a)


Dieses Modell benutzt als zweite partielle Differentialgleichung die folgende heuristische
Bilanzgleichung für die Dissipation ε
 
∂ε ∂ε ∂ νt ∂ε ε τt ∂u ε2
u +v = + cε1 − cε2 (18.20)
∂x ∂y ∂y Pr ε ∂y k  ∂y k
18.1 Turbulenz-Modelle 563

mit den Modellkonstanten


cε1 = 1,44, cε2 = 1,87, Pr ε = 1,3 .
Dazu kommt noch Gl. (18.13).
Damit die Geschindigkeitsverteilung beim Übergang zur viskosen Wandschicht in das
logarithmische Gesetz (18.2) übergeht, muß zwischen den vier Modellkonstanten der Zusam-
menhang

Pr ε cµ (cε2 − cε1 ) = κ 2 (18.21)
bestehen. Da in Gl. (18.12) Pr k = 1 gesetzt wird, besitzt das k-ε-Modell mit gegebenem
κ = 0,41 also drei empirisch festzulegende Modellkonstanten.
Die Gleichung (18.20) für die Dissipation besitzt den gleichen Aufbau wie die k-Gleichung
(18.12). Die zur Produktion und zur Dissipation in Gl. (18.12) analogen Terme entstanden
durch Multiplikation mit cεi ε/k, i = 1 oder 2.
Die sechs Gleichungen (16.34), (16.35) mit τ v = 0, (18.5), (18.12), (18.13) und (18.20)
bestimmen die sechs unbekannten Funktionen u(x,y), v(x,y), τt (x,y), νt (x,y), k(x,y) und
ε(x,y), die den äußeren vollturbulenten Bereich der Grenzschicht beschreiben.
Aus den Anpassungsbedingungen an die viskose Wandschicht erhält man folgende Rand-
bedingungen für die Lösungsfunktionen (unter der Annahme endlicher Wandschubspannung

τw = 0 und undurchlässiger Wand, vw = 0):
1
lim u(x,y) = ln y + + C + lim v(x,y) = 0
y→0 κ y→0

lim τt (x,y) = 
τw (x) lim νt (x,y) = κy 
τw / = κyuτ (18.22)
y→0 y→0

lim k(x,y) = u2τ / cµ lim ε(x,y) = u3τ /κy .
y→0 y→0

Diese Randbedingungen sind die gleichen wie diejenigen für die in Kap. 17.1 behandelte
Couette-Strömung (siehe Gl. (17.21) und (17.64). Wegen Gl. (18.13) folgt die Randbedingung
für ε, da für hohe Reynolds-Zahlen die viskose Wandschicht lokal denselben Gleichungen
gehorcht, die für die Couette-Strömung mit gleicher Wandschubspannung  τw gelten.
Die entsprechenden Randbedingungen am Außenrand der Grenzschicht (y = δ) lauten:
u = U, τt = 0, νt = 0, k = 0, ε = 0 . (18.23)
Der Geschwindigkeitsdefekt U − u und die übrigen vier Funktionen streben für y → δ
linear gegen null. Diese Unstetigkeiten gegenüber der reibungslosen, turbulenzfreien Außen-
strömung werden bei endlichen Reynolds-Zahlen in der viskosen Überschicht durch stetige
Übergänge ersetzt, vgl. B. Jeken (1992).
Für die numerische Lösung des Gleichungssystems ist es vorteilhaft, die Koordinate
η = y/δ(x) einzuführen, wodurch ein rechteckiges Rechengebiet entsteht. Das singuläre
Verhalten von u(x,y) und ε(x,y) für y → 0 kann nach einem Vorschlag von J.C. Rotta (1983)
dadurch berücksichtigt werden, daß als unterer Rand nicht y = 0, sondern ein kleiner positiver
Wandabstand yu gewählt wird. Wird nach Rotta ln yu+ = −κC + gesetzt, gilt am unteren Rand
des Rechengebietes u(x,yu ) = 0 und ε(x,yu ) = u3τ /κyu .
Das k-ε-Modell ist zu einem k-ε-γ -Modell erweitert worden, wobei γ der Intermittenz-
faktor nach Gl. (16.30) ist, siehe R. Radespiel (1986) und A. Dewan; J.H. Arakeri (2000).

2. k -ω-Modell nach D.C. Wilcox (1998)


Dieses Modell beruht auf Vorstellungen von A.N. Kolmogorov (1942). Die Weiterentwicklung
und die heutige Version werden ausführlich von D.C. Wilcox (1998) beschrieben. Danach wird
als zweite Gleichung die Bilanzgleichung für ω verwendet:
564 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes
 
∂ω ∂ω ∂ νt ∂ω ω τt ∂u
u +v = +α − βω2 (18.24)
∂x ∂y ∂y Pr ω ∂y k  ∂y

mit den Modellkonstanten


5 3
α= , β= , Pr ω = 2 .
9 40
Dabei ist ω definiert durch
1 ε
ω= (18.25)
cµ k
mit cµ = 0,09. Es handelt sich um die Dissipation pro Einheit turbulenter kinetischer Energie
und hat die Einheit 1/s. Wegen Gl. (18.25) gilt dann statt Gl. (18.13)

k
νt = . (18.26)
ω
Wieder besteht wegen der Übergangsbestimmung zur viskosen Wandschicht ein Zusammen-
hang zwischen den Konstanten:
 
√ β
Pr ω cµ − α = κ2 . (18.27)

Die Randbedingung für ω lautet



lim ω(x,y) = uτ / cµ κy . (18.28)
y→0

Am Außenrand der Grenzschicht erreicht ω einen konstanten Wert. In der k-Gleichung wird
Pr k = 2 gesetzt.

3. k -L-Modell nach J.C. Rotta (1986)


Dieses Modell verwendet als zweite Gleichung eine Bilanz für das Produkt kL, wobei L
die durch Gl. (18.14) definierte Turbulenzlänge ist. Diese Bilanzgleichung, die mit Hilfe von
exakten Transportgleichungen für die Korrelationsfunktionen R(r) nach Gl. (16.21) hergeleitet
wurde, lautet:
  
∂(kL) ∂(kL) ∂ √ ∂k ∂L τt ∂u
u +v = kL kq L + kqL k +L
∂x ∂y ∂y ∂y ∂y  ∂y
 
∂ 2u ∂(τt /) τt ∂L
+ L2 2 ζ2 L + ζ2L − cL cε k 3/2 (18.29)
∂y ∂y  ∂y

mit der Abkürzung


   
1 ∂L 2 2
kq = 0,25 + 0,55 1 − (18.30)
κ ∂y
und den Modell-Konstanten

kqL = 0,3; ζ2 = 1,2; ζ2L = 3,0; cL = 0,8; 3 = 0,165 .


cε = cP

Durch die Anpassung an die viskose Unterschicht ergibt sich zwischen den Modellkonstanten
die Beziehung
1 − cL = (cε ζ2L − kqL )κ 2 /cε . (18.31)
18.1 Turbulenz-Modelle 565

Damit bestimmen Gl. (16.34), (16.35) mit τv = 0, (18.5), (18.12), (18.14), (18.15) und
(18.29) die sieben unbekannten Funktionen u(x,y), v(x,y), τt (x,y), νt (x,y), k(x,y), ε(x,y)
und L(x,y). Die Randbedingung für L lautet:
lim L(x,y) = κy . (18.32)
y→0
Zahlreiche Beispielrechnungen nach diesem Berechnungsverfahren wurden von H. Voll-
mers; J.C. Rotta (1977) und R. Voges (1978) durchgeführt, vgl. auch K. Gersten; H. Herwig
(1992, S. 410, 457, 619).

18.1.5
Reynolds-Spannungs-Modelle
Die Reynolds-Spannungs-Modelle, die auch Schließungsmodelle zweiter Ordnung
(engl.: second-moment closure models) genannt werden, verwenden die Bilanzglei-
chungen für die Reynolds-Spannungen nach Gl. (16.12). Für jeden Term des Span-
nungstensors lassen sich aus den Navier-Stokes-Gleichungen Bilanz-Gleichungen
aufstellen, vgl. z.B. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 396). Aus der Summe der Bi-
lanzgleichungen für die drei Normalspannungen u2 , v 2 und w 2 erhält man dann
wieder die k-Gleichung (16.16).
Bei ebenen Strömungen handelt es sich um vier Bilanzgleichungen für u2 , v 2 ,
w und u v  . Sie besitzen die allgemeine Form:
2

∂ui uj ∂ui uj
u +v = Dij + Pij − εij + ij , (18.33)
∂x ∂y
Konvektion Diffu- Produk- Dissi- Druck-Scher-
sion tion pation Korrelation

wobei die Indizes i und j die Werte 1, 2 und 3 annehmen können. Es gilt die Zuord-
nung u1 = u , u2 = v  und u3 = w , siehe Tabelle 18.1. Die modellierten Terme der
vier Gleichungen sind in Tabelle 18.1 zusamengestellt.
Die Randbedingungen lauten:
u2 % &
lim = A c1 (2 + c1 − 2c2 + c2w ) + 3c1w (1 + c1 − c2 ) ≈ 1,1
y→0 k

v 2
lim = Ac1 (−1 + c1 + c2 − 2c2w ) ≈ 0,2
y→0 k

w 2 % &
lim = A c1 (−1 + c1 + c2 + c2w ) + 3c1w (−1 + c1 + c2 ) ≈ 0,7
y→0 k


k (c1 + 2c1w )(3c1 + 2c1w )
lim = ≈ 3,1
y→0 u2
τ (−1 + c1 + c2 − 2c2w )(2 − 2c2 + 3c2w )

u v 
lim = −1
y→0 u2 τ
Tabelle 18.1. Modellgleichungen für Reynolds-Spannungs-Modelle nach Gl. (18.33), 566

2P = P11 + P22 , fw = k 3/2 /(cL εy)

c1 = 1,8; c2 = 0,6; cs = 0,22; c1w = 0,5; c2w = 0,3; cL = 2,5


18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes
18.1 Turbulenz-Modelle 567

mit A = 2/[3c1 (c1 + 2c1w )] ≈ 0,13 . (18.34)

Folgende Verbesserungen gegenüber einfacheren Turbulenz-Modellen lassen sich für die


Reynolds-Spannungs-Modelle anführen:

1. Die einfache Proportionalität zwischen τt und dem Geschwindigkeitsgradient ∂u/∂y nach


Gl. (18.5) ist durch physikalisch besser begründbare Differentialgleichungen ersetzt wor-
den. Nach Gl. (18.5) müßte an Stellen mit τt = 0 die Geschwindigkeit einen Extremwert
annehmen. Nach experimentellen Erkenntnissen ist dieses jedoch bei vielen wichtigen
Strömungen, z.B. Wandstrahlen, abgelöste Strömungen, Ringspalt-Strömungen, nicht der
Fall.
2. Bei Strömungen an gekrümmten Wänden ist die Turbulenz-Modellierung entscheidend
von der Krümmung abhängig. Da bei den Reynolds-Spannungs-Modellen zwischen den
Spannungen parallel und senkrecht zu den Zentrifugalkräften unterschieden wird, kann
dieser Einfluß erfaßt werden, was bei den Zweigleichungs-Modellen nicht der Fall ist.
Bezüglich der Erweiterung der Gl. (18.33) auf Krümmungseffekte sei auf B. Jeken (1992)
verwiesen. In analoger Weise können auch Schwerkrafteinflüsse besser berücksichtigt
werden.
3. Es ist eine vollständige Berücksichtigung aller relevanten Produktionsglieder möglich.
Aus der Summe der Gleichungen für die Normalspannungen ergibt sich wegen Gl. (16.14)
die k-Gleichung. Gegenüber Gl. (16.39) entsteht jedoch das zusätzliche Produktionsglied
(v 2 − u2 )∂u/∂x, das die gleiche Größenordnung besitzt wie das Glied τt ∂u/∂y, siehe
dazu B. Jeken (1992). Wegen der in den folgenden Abschnitten beschriebenen Defekt-
Formulierung der Geschwindigkeit u(x,y), siehe Gl. (18.56), ist u(x,y) in erster Nähe-
rung gleich der Außengeschwindigkeit U (x), so daß τt ∂u/∂y erst bei Berücksichtigung
von Gliedern höherer Ordnung von null verschieden und dann die Größenordnung von
(v 2 −u2 )dU/dx besitzt. Das Zusatzglied gewinnt mit zunehmendem Druckgradient an
Bedeutung und darf insbesondere in Ablösungsnähe nicht vernachlässigt werden, worauf
schon R.L. Simpson (1975) hingewiesen hat. Dieses Zusatzglied kann jedoch strengge-
nommen nur mit Hilfe von Reynolds-Spannungs-Modellen berücksichtigt werden.

Gegenüber den drei Wirkungen Diffusion, Produktion und Dissipation, die bereits
bei der k-Gleichung auftreten, kommt in Gl. (18.33) eine vierte Wirkung ij hinzu,
die durch Korrelationen der Schwankungen des Druckes und der Schergeschwin-
digkeiten p  ∂u /∂y usw. entsteht. Man spricht daher von Druckscherkorrelationen.
Diese sorgen für den Austausch von Turbulenzenergie zwischen den Geschwindig-
keitskomponenten verschiedener Richtungen, der bestrebt ist, statistisch eine Gleich-
verteilung der Schwankungsintensitäten aller Richtungen herbeizuführen. Bei der
k-Gleichung treten wegen der Kontinuitätsgleichung (16.8) die Druckscherkorrela-
tionen nicht auf. Die Druckscherkorrelationen zu modellieren, bereitet besonders
große Schwierigkeiten, da experimentelle Daten dazu praktisch nicht existieren, vgl.
J.C. Rotta (1980b, 1991).
Zur Schließung der Modelle ist eine weitere Gleichung für ε(x,y) oder für die
Turbulenzlänge L(x,y) erforderlich. Dann bestimmen Gl. (16.14), (16.34), (16.35),
(18.20) mit (18.13) und die vier Gleichungen aus Tabelle 18.1 die acht gesuchten
Funktionen u,v,τt ,ε,k,u2 ,v 2 und w 2 .
Zusammenfassende Darstellungen zu den Reynolds-Spannungs-Modellen findet
man z.B. bei K. Hanjalic; B.E. Launder (1972a, 1976), B.E. Launder (1984), C.G.
Speziale (1991), K. Hanjalic (1994a).
568 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Anmerkung (Algebraische Reynolds-Spannungs-Modelle)


Wegen der Differentiale in den Gliedern für Konvektion und Diffusion handelt es sich bei
Gl. (18.33) um Differentialgleichungen. Werden diese Glieder durch algebraische Ausdrücke
der Form
∂ui uj ∂ui uj ui uj
u +v − Dij = (P − ε) (18.35)
∂x ∂y k
angenähert, liegt ein algebraisches Reynolds-Spannungs-Modell vor, siehe W. Rodi (1976).
Für die Reynolds-Spannungen ui uj /k ergeben sich dann algebraische Funktionen von P11 /ε,
P22 /ε und
k 3/2
fw = .
cL εy
Die Gleichung für die turbulente Schubspannung hat dann die Form

k 2 ∂u
τt = cµ , (18.36)
ε ∂y

die sich aus Gl. (18.5) und (18.13) ergibt. Dabei ist cµ jedoch keine Konstante, sondern eine
Funktion der genannten drei Variablen. Diese Abhängigkeit wird beispielsweise bei Erweite-
rungen des k-ε-Modells verwendet.

18.1.6
Modelle für die Wärmeübertragung

Wie bei der Impulsübertragung bezieht sich die Turbulenz-Modellierung für das
Temperaturfeld im wesentlichen auf den äußeren vollturbulenten Bereich der Grenz-
schicht. Dabei soll für die Prandtl-Zahl, vgl. Gl. (4.8), Pr > 0,5 gelten, weil dann die
Viskosität µ und die Wärmeleitfähigkeit λ im vollturbulenten Bereich ohne Einfluß
sind. Daher wird auch die Turbulenz-Modellierung für Pr > 0,5 unabhängig von der
Prandtl-Zahl sein.
Da die thermische Energiegleichung (16.36) die turbulente Wärmestromdichte
qt (x,y) als Unbekannte enthält, besteht die Aufgabe der Turbulenz- Modellierung
darin, einen Zusammenhang zwischen qt (x,y) und Größen des mittleren Tempera-
turfeldes und eventuell auch des mittleren Geschwindigkeitsfeldes herzustellen.
Auch bei der Turbulenz-Modellierung für das Temperaturfeld existieren algebrai-
sche Modelle, Ein- und Mehr-Gleichungs-Modelle.
Einige typische und häufig verwendete Modelle werden im folgenden näher be-
trachtet.

18.1.6.1 Turbulente Temperaturleitfähigkeit und turbulente Prandtl-Zahl.


Analog zur Wirbelviskosität νt und (18.5) wird die turbulente Temperaturleitfähigkeit
at eingeführt, und zwar durch die Gleichung

∂T ∂T
qt = cp v  T  = −λt = −cp at . (18.37)
∂y ∂y
18.1 Turbulenz-Modelle 569

Durch Anpassung an die viskose Wandschicht erhält man analog zu Gl. (17.64) einen
linearen Verlauf von at in Wandnähe. Es gilt:

lim νt = κuτ y, lim at = κθ uτ y (18.38)


y→0 y→0

mit einer neuen universellen Konstanten κθ ≈ 0,47.


Analog zur molekularen Prandtl-Zahl Pr = ν/a wird die turbulente Prandtl-Zahl

νt τt ∂T /∂y
Pr t = = −cp (18.39)
at qt ∂u/∂y

definiert, vgl. Gl. (17.77). Diese nimmt bei Annäherung an die viskose Wandschicht
den konstanten Wert
κ
Pr t = = 0,87 (18.40)
κθ

an. Häufig wird als Modellierung dieser Wert für die gesamte vollturbulente Außen-
schicht angenommen (bei Pr > 0,5). Bei anliegenden Grenzschichten erhält man
damit recht gute Ergebnisse, vgl. J.C. Rotta (1964). Bei Grenzschichten mit Rück-
strömung, bei denen ∂u/∂y im Feld verschwindet, versagt jedoch der Ansatz (18.39).

18.1.6.2 Mischungsweglänge für die Wärmeübertragung. Wird der Zusam-


menhang
 
qt ∂T τt
=F , ,θ
cp ∂y 

für die thermische Mischungsweglänge θ angenommen, dann folgt aus dem -


Theorem


τt ∂T
qt = −cp θ . (18.41)
 ∂y


Der Vergleich mit Gl. (18.37) ergibt at = θ τt /. Bei Annäherung an die viskose
Wandschicht (τt → τ w ) erhält man

lim θ = κθ y (18.42)
y→0

analog zu Gl. (17.71).


570 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Von H.U. Meier; J.C. Rotta (1971) wurde entsprechend Gl. (17.68) die Länge MR
durch
∂u ∂T
qt = −cp 2MR (18.43)
∂y ∂y

definiert. Es gilt MR =  θ .

18.1.6.3 Bilanzgleichung für Temperaturschwankungen (kθ -Gleichung).


Als Maß für die Streuung (Varianz) der Temperatur T 2 wird analog zu k die Größe

1 2
kθ = T (18.44)
2

eingeführt. Die dazugehörige Bilanzgleichung lautet:

 
∂kθ ∂kθ ∂ at ∂kθ qt ∂T
u +v = + − εθ , (18.45)
∂x ∂y ∂y Pr kθ ∂y cp ∂y

wobei das „Diffusionsglied“ bereits ähnlich wie in der k-Gleichung modelliert wurde.
Als Randbedingung gilt, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 481)
 2
1 qw
lim kθ ≈ . (18.46)
y→0 2 cp uτ

18.1.6.4 Weitere Modelle. Von Y. Nagano; C. Kim (1988) wurde ein Zwei-
Gleichungs-Modell für die Wärmeübertragung entwickelt (kθ -εθ -Modell), das dem
k-ε-Modell bei der Impulsübertragung entspricht, vgl. auch K. Hanjalic (1994b).

Auch für qt = cp v  T  läßt sich eine Bilanzgleichung angeben. Sie lautet, vgl.
B.E. Launder (1988), Y.G. Lai; R.M.C. So (1990):
 
∂qt ∂qt ∂ k ∂qt ∂T ∂u
u +v = cθ v 2 − cp v 2 + qt
∂x ∂y ∂y ε ∂y ∂y ∂x

∂ T ε ∂u
+ cp τt − c1θ qt − c2θ qt (18.47)
∂x k ∂x

mit cθ ≈ 0,15; c1θ ≈ 3,0; c2θ ≈ 0,4.


Diese Gleichung entspricht derjenigen für τt = −u v  aus Tabelle 18.1. Bezüg-
lich eines Termes für die Wandreflexion proportional zu fw sei auf Y.G. Lai; R.M.C.
So (1990) verwiesen.
18.1 Turbulenz-Modelle 571

18.1.7
Niedrig-Reynolds-Zahl-Modelle

Bei diesen Modellen wird die gesamte Grenzschicht einschließlich der viskosen
Wandschicht berechnet. Es handelt sich also um Erweiterungen der bisherigen Mo-
delle derart, daß auch die viskose Wandschicht erfaßt wird. Statt der als Randbe-
dingungen vorgegebenen Wandfunktionen werden im Prinzip diese jetzt durch die
Ausweitung des Lösungsgebietes bis zur Wand laufend mitberechnet. Bei der Er-
mittlung des Widerstandsgesetzes (z.B. Gl. (17.91) für den ebenen Kanal) wird jetzt
über die Berechnung der Konstanten C + C aus der äußeren vollturbulenten Schicht
hinaus auch das C + aus der viskosen Wandschicht bestimmt, vgl. D.C. Wilcox (1998,
S. 190). Für dieses Ergebnis ist der zusätzliche numerische Aufwand (in der viskosen
Wandschicht liegen große Gradienten z.B. der Geschwindigkeit vor) ganz beträcht-
lich. Ein Vorteil sind die besonders einfachen Randbedingungen an der Wand (alle
Geschwindigkeiten verschwinden). Der Übergang in die reibungslose Außenströ-
mung erfolgt kontinuierlich wie bei laminaren Strömungen, da in allen Bilanzglei-
chungen die molekularen Diffusionsterme mitberücksichtigt werden.
Bei Verwendung des algebraischen Modells der Mischungsweglänge wird die
Wandschicht durch die Gleichung

 = κyD(y + )

beschrieben als Ersatz für Gl. (18.10). Dabei wird


 +
+ y
D(y ) = 1 − exp −
A

mit A+ = 25 Dämpfungsfunktion nach E.R. Van Driest (1956b) genannt.


Von S. Jakirlic; K. Hanjalic (1995) wurde eine Niedrig-Reynolds-Zahl-Version
eines Reynolds-Spannungs-Modells angegeben.
Zusammenfassende Darstellungen findet man bei V.C. Patel et al. (1985), W. Rodi
(1991), D.C. Wilcox (1998, S. 185), K. Hanjalic (1994a) und B. Launder; B. Sandham
(2002).

18.1.8
Grobstruktur-Simulation und direkte numerische Simulation

Alle bisherigen Turbulenz-Modelle gingen von den zeitlich gemittelten Bewegungs-


gleichungen aus. Bei der zeitlichen Mittelung über Produkte von Schwankungs-
größen entstanden unter anderem die Reynoldsschen Spannungen, die durch entspre-
chende Turbulenz-Modelle mit Größen der mittleren Bewegung verknüpft werden
müssen.
Wünschenswert wäre die Lösung der allgemeinen instationären Bewegungsglei-
chungen ohne vorherige Mittelung. In diesem Fall spricht man von direkter Simula-
tion.
572 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Da hierfür der numerische Aufwand ganz außerordentlich hoch ist, sind bisher
nur sehr wenige derartige Rechnungen durchgeführt worden, und auch nur für sehr
einfache Strömungen und bei niedrigen Reynolds-Zahlen, vgl. U. Schumann; R.
Friedrich (1986), R.S. Rogallo; P. Moin (1984), Ph.R. Spalart; A. Leonard (1987).
Der Wert solcher Rechnungen besteht darin, Grundlagen für das Verständnis der
Turbulenz zu liefern. Insbesondere können alle interessierenden Korrelationen von
Schwankungsbewegungen berechnet werden, auch solche, die bisher nicht gemes-
sen werden können. Damit werden Unterlagen bereitgestellt, die zu Verbesserungen
herkömmlicher Turbulenz-Modelle führen können.
Weniger numerischer Aufwand ist bei der sogenannten Grobstruktur-Simulation
(engl.: large eddy simulation) erforderlich, obwohl auch hierbei der Rechen-Aufwand
immer noch sehr beachtlich ist. Bei dieser Technik werden auch die zeitabhängigen
Bewegungsgleichungen numerisch gelöst, jedoch erfolgt dabei eine Filterung der
Gleichungen. Die Filterung kann beispielsweise dadurch geschehen, daß die Be-
wegungsgleichungen über ein Maschenvolumen des Rechengitters integriert wer-
den. Die Grobstrukturgrößen (drei Geschwindigkeitskomponenten und der Druck)
sind dann in einem Volumen konstant, sie ändern sich jedoch von Maschenvolu-
men zu Maschenvolumen und mit der Zeit, sind also Momentanwerte. Der Einfluß
der turbulenten Feinstruktur auf die Grobstruktur muß modelliert werden. Die Mo-
dellierung der Feinstruktur erfolgt ähnlich wie bei den in den vorangegangenen Ab-
schnitten beschriebenen Turbulenz-Modellen. Näherungsfehler bei der Feinstruktur-
Modellierung sind jedoch weniger gravierend, da die Bewegung der Feinstruktur-
Turbulenz nur einen sehr geringen Beitrag zur gesamten turbulenten kinetischen
Energie und zum Impulsstrom liefert. Je feiner die Maschenweite des Rechengitters
und damit die Filterung, um so geringer ist der Anteil der Turbulenz, der modelliert
werden muß. Gewisse universelle Eigenschaften der Feinstruktur (z.B. Isotropie)
vereinfachen die Modellierung.
Wie bereits erwähnt, benötigt auch die Grobstruktur-Simulation hohen Rechner-
Einsatz. Daher ist diese Methode bisher, wie die direkte Simulation, benutzt worden,
um Grundlagen zur Turbulenz-Forschung zu schaffen. Beide genannten Verfahren
sind bisher zu aufwendig, um ganz allgemein für praktische Ingenieuraufgaben ein-
gesetzt werden zu können. Zusammenfassende Darstellungen beider Methoden findet
man bei U. Schumann und R. Friedrich (1986, 1987).

18.2
Anliegende Grenzschichten (
τw  = 0)

18.2.1
Schichtenstruktur

Für ebene turbulente Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten wurden bereits


im Kap. 16.6 die Grundgleichungen (16.34) und (16.35) angegeben. Im Grenzfall
Re−1 = 0, d.h. ν = 0, reduziert sich die Lösung auf 
u = U (x), 
v = 0. Die reibungs-
lose und drehungsfreie Außenströmung reicht also bis zur Wand, die Grenzschicht
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 573

verschwindet. Da dann die Haftbedingung nicht erfüllt ist, wird bei großen, aber
endlichen Reynolds-Zahlen für die wandnahe Schicht eine Sonderbehandlung erfor-
derlich. Auch die Grenzschichten haben also, wie die Strömungen in Kap. 17, eine
Zweischichten-Struktur. Sie bestehen aus einer dünnen Wandschicht, in der sowohl
turbulente als auch molekulare Impulsübertragungen wirksam sind, und aus dem
weitaus größeren vollturbulenten Bereich, in dem die molekulare Impulsübertragung
gegenüber der turbulenten vernachlässigbar ist. Bei dem vorliegenden Gleichungssy-
stem, ergänzt und geschlossen durch Gleichungen eines Turbulenz-Modells, handelt
es sich wieder um ein singuläres Störungsproblem, für das die beschriebene Schich-
tenstruktur typisch ist, vgl. G.L. Mellor (1972).
Wie in Kap. 17 wird zur Beschreibung der viskosen Wandschicht die Wandkoor-
dinate
uτ (x) y
y+ = (18.48)
ν

mit der örtlichen Schubspannungsgeschwindigkeit



τ w (x)
uτ (x) = (18.49)


eingeführt. Mit den dimensionslosen Variablen (l und V als Bezugsgrößen)


x uτ
x∗ = , Re = Vl
ν , u∗τ =
l V
(18.50)
pe − p∞ τ v +τt
pe∗ = , u+ = 
u
uτ , v+ = 
v
uτ , τ+ = u2τ
V 2
ergeben sich aus Gl. (16.34) und (16.35) die Grenzschichtgleichungen für die viskose
Wandschicht:
 + 
1 ∂u u+ du∗τ y + ∂u+ du∗τ ∂v +
+ + + = 0,
Re u∗τ ∂x ∗ u∗τ dx ∗ u∗τ ∂y + dx ∗ ∂y +
(18.51)
 + 
1 + ∂u u+2 du∗τ u+ y + ∂u+ du∗τ 1 dpe∗ ∂u+ ∂τ +

u ∗
+ ∗ ∗
+ ∗ + ∗
+ ∗2 ∗
+ v+ + = + .
Re uτ ∂x uτ dx uτ ∂y dx uτ dx ∂y ∂y
(18.52)

Für Re ·u∗τ → ∞ folgt aus Gl. (18.4) v + = 0 und dann aus Gl. (18.52) τ + = const.
Das entspricht den Grundgleichungen für die Wandschicht der turbulenten Couette-
Strömung, und zwar derjenigen mit der bei der Stelle x herrschenden lokalen Schub-
spannungsgeschwindigkeit uτ (x). Alle Ergebnisse der Couette-Wandschicht aus
Kap. 17.1 können deshalb übernommen werden. Insbesondere gilt das logarithmi-
sche Überlappungsgesetz (17.21). Als Maß für die lokale Dicke der Wandschicht gilt
nach Gl. (17.11) δv = ν/uτ (x).
574 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Anmerkung (k-Gleichung für die Wandschicht)


Auch bei der k-Gleichung (16.39) fallen die konvektiven Glieder (und die Produktionsglieder
proportional zu den Normalspannungen) in der Wandschicht weg. Man erhält mit Gl. (18.11)
    + 2
d νt+ dk + + du
1+ + νt − ε+ = 0 (18.53)
dy + Prk dy + dy +

mit
νt k εν
νt+ = , k+ = 2 , ε+ = 4 . (18.54)
ν uτ uτ
Die dimensionslose Pseudodissipation ε + hängt nach Gl. (16.18) mit der Dissipation 
ε+ =
 4
εν/uτ wie folgt zusammen:
 2 
d2 v
ε+ = 
ε+ − ε + + D+ .
= (18.55)
dy +2 u2τ

Dabei muß der Zusatzterm D + noch modelliert werden, vgl. K. Gersten, H. Herwig (1992,
S. 415) und V.C. Patel et al. (1985).

Da also die Lösung für die viskose Wandschicht als bekannt vorausgesetzt werden
kann, beschränkt sich die Berechnung auf den äußeren Teil der Grenzschicht, für den
die Viskositätseffekte in den Bilanzgleichungen vernachlässigbar sind.

18.2.2
Grenzschichtgleichungen in Defekt-Formulierung

Im Grenzfall Re−1 = 0 nimmt die Geschwindigkeit  u(x,y) in der Grenzschicht den


Wert U (x) der Außenströmung an (homogene Geschwindigkeitsverteilung). Es liegt
daher nahe, die Geschwindigkeit in Form eines Defekt-Gesetzes anzusetzen:

u(x,y) = U (x) − uτ (x)F  (x,η) = U (x)[1 − γ (x)F  (x,η)] ,


 (18.56)
 
dδ  δ duτ δ dU ∂F

v (x,y) = uτ (F − ηF ) + F− η+δ , (18.57)
dx uτ dx uτ dx ∂x

τt = u2τ (x)S(x,η) = U 2 (x)γ 2 (x)S(x,η) (18.58)

mit
y uτ (x)
η= , γ (x) = . (18.59)
δ(x) U (x)
Dabei bedeuten Striche Ableitungen nach der Variablen η. Mit δ(x) wird die Grenz-
schichtdicke bezeichnet, und uτ (x) ist die örtliche Schubspannungsgeschwindigkeit
nach Gl. (17.5) bzw. (18.49).
Wegen der Defektformulierung nennt man den äußeren Teil der Grenzschicht
Defekt-Schicht. Die Gleichung (18.56) kann als Störansatz aufgefaßt werden mit γ
als Störparameter.
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 575

Mit den Ansätzen (18.56) und (18.57) ist die Kontinuitätsgleichung von selbst
erfüllt. Für die Impulsgleichung (16.35) ergibt sich:
1 d(U δ)  δ d(U uτ )  δ duτ 2 1 d(uτ δ)
ηF − 2 F − S + F − F F 
uτ dx uτ dx uτ dx uτ dx
 
∂F  ∂F  U δ
=δ F + − F δ . (18.60)
∂x ∂x uτ
Mit wachsender Reynolds-Zahl Re = V l/ν streben uτ bzw. γ und δ gegen null. Wie
später gezeigt wird (siehe Gl. (18.76)), gilt nämlich γ = O(δ/ l) = O(1/ ln Re).
Werden in Gl. (18.60) die Glieder O(γ ) gegenüber den Gliedern O(1) vernachlässigt,
ergibt sich
∂F  U δ
A(x) ηF  + B(x) F  − S  = (18.61)
∂x uτ

mit
1 d(U δ) δ d(U uτ )
A(x) = , B(x) = − . (18.62)
uτ dx u2τ dx
Bei Gl. (18.61) handelt es sich um eine lineare partielle Differentialgleichung
für den dimensionslosen Geschwindigkeitsdefekt F  (x,η) = (U − u)/uτ und die
dimensionslose turbulente Schubspannung S(x,η). Zur Schließung des Gleichungs-
systems ist noch eine weitere Beziehung zwischen F  (x,η) und S(x,η) erforderlich,
die vom Turbulenzmodell geliefert werden muß.
Beispielsweise gilt nach dem algebraischen Turbulenzmodell von R. Michel et al.
(1968), vgl. auch Gl. (18.8),
 
2 2  κ
S = δ F , δ = = c tanh η . (18.63)
δ c
Wie dieses Beispiel zeigt, wird das Turbulenzmodell im allgemeinen einen nichtli-
nearen Zusammenhang zwischen F  (x,η) und S(x,η) liefern. Daher handelt es sich
trotz der linearen Impulsgleichung (18.61) bei der Grenzschichtberechnung um ein
nichtlineares Problem.
Die Randbedingungen lauten:
1
lim F = 0 , lim F  = − , lim S = 1 ,
η→0 η→0 κη η→0 (18.64)
η =1: F = 0, S = 0.

Diese ergeben sich für η → 0 aus der Anpassung an die viskose Wandschicht, vgl.
Gl. (17.19) und τt+ = 1 aus Gl. (18.52). Mit der Bedingung F = 0 für η → 0 wird
in der Wandschicht v + = 0 nach Gl. (18.51) garantiert (gilt nur für undurchlässige
Wand).
Gleichung (18.61), ergänzt durch ein Turbulenzmodell, z.B. Gl. (18.63), mit den
Randbedingungen (18.64) liefert bei vorgegebenem U (x) nicht nur F  (x,η) und
576 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

S(x,η), sondern auch die nur von x abhängige Funktion

Uδ δ
˜
(x) = = , (18.65)
uτ l γl

vgl. auch Gl. (18.68).


Aus der im folgenden Abschnitt hergeleiteten Gleichung (18.74) folgt dγ /dx =
O(γ 2 ) und damit

duτ dU uτ dU
=γ + O(γ 2 ) = + O(γ 2 ) . (18.66)
dx dx U dx
˜
Die Funktionen nach Gl. (18.62) hängen daher nur von U (x) und (x) ab:
 
d Uδ δ dU d˜ ˜ dU

A(x) = + = ∗
+
dx uτ uτ dx dx U dx ∗
(18.67)
δ dU ˜ dU
B(x) = −2 = −2 .
uτ dx U dx ∗

Dabei wurde die dimensionslose Koordinate x ∗ = x/ l verwendet.


Die Integration von Gl. (18.61) über die Grenzschichtdicke liefert

˜
d(Fe ) 3 dU
+ ˜ =1
Fe 
dx ∗ U dx ∗
mit der folgenden Quadraturformel als Lösung:

 x ∗ '
2δ1
 ˜
 = Fe  = = C + U dx3 ∗
U3 . (18.68)
cf l
0

Spezifiziert man Gl. (18.61) für den Grenzschichtrand η = 1, ergibt sich folgende Gleichung

d˜ ˜ dU
 S
A= ∗ + ∗ = e ,
dx U dx Fe

die als Bestimmungsgleichung für (x ˜ ∗ ) aufgefaßt werden kann. Falls das benutzte Turbu-
lenzmodell Fe = 0 liefert, wie z.B. bei Gl. (18.63), dann muß die rechte Seite dieser Gleichung
nach der Regel von de l’Hospital durch Se /Fe ersetzt werden.

Aus der Lösung F (x ∗ ,η) erhält man folgende Globalwerte der Grenzschicht:
Randwert:
δ1
Fe (x ∗ ) = F (x ∗ ,1) =  , (18.69)
δ cf /2
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 577

Nachlaufparameter:
 
κ 1
(x ∗ ) = lim F  (x ∗ ,η) + ln η , (18.70)
2 η→0 κ
Formparameter:


lim (U − 
u)2 dy 1
y→0 y 1

G(x ) = = lim F 2 dη . (18.71)
δ Fe η→0
uτ lim (U − 
u) dy η
y→0 y

Die Gleichung (18.69) folgt aus Gl. (7.98) und (18.56), siehe auch Gl. (18.79) und
(18.77).
Bemerkenswert ist, daß die beschriebene Grenzschichtrechnung unabhängig von
der Reynolds-Zahl und von der Rauheit der Wandoberfläche erfolgt. Durch eine
Rechnung können damit zunächst die durch Gl. (18.69) bis (18.71) gegebenen Glo-
balwerte der Grenzschicht ermittelt werden. Erst bei der Bestimmung der Funktion
γ (x) = cf /2 kommt die Reynolds-Zahl ins Spiel, wie im folgenden Abschnitt
gezeigt wird.
Bei bekanntem γ (x) kann dann auch der Verlauf von δ(x) aus Gl. (18.65) berech-
net werden, der ebenfalls von der Reynolds-Zahl abhängt.
Von K. Gersten; D. Vieth (1995) wurde ein Integralverfahren angegeben, bei dem
lediglich noch eine gewöhnliche Differentialgleichung für den Formparameter G(x)
gelöst werden muß.

18.2.3
Widerstandsgesetz und Kenngrößen der Grenzschicht

Die Berechnung der Wandschubspannungsverteilung erfolgt durch die Anpassung


der Geschwindigkeit von Defektschicht und viskoser Wandschicht. Es gilt
u(x,y)
lim = lim u+ (y + ) , (18.72)
y→0 uτ (x) y + →∞

woraus nach Gl. (17.21) und (18.56) folgt:


U 1 yuτ
− lim F  (x ∗ ,η) = ln + C+
uτ η→0 κ ν
oder mit Hilfe von Gl. (18.70)
1 U 1 uτ δ 2(x ∗ )
= = ln + C+ + . (18.73)
γ uτ κ ν κ
˜
Durch Abspalten der Lösungsfunktion (x) im Logarithmus ergibt sich daraus das
Widerstandsgesetz für γ (x ∗ , Re):
578 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

1 1  ∗)
= ln(γ 2 Re) + C + + C(x (18.74)
γ κ

mit   ∗ 
 ∗ ) = 1 2(x ∗ ) + ln U (x ) (x
C(x ˜ ∗) . (18.75)
κ V
Mit Hilfe der Funktion G(; D) nach Gl. (17.60) lautet das Widerstandsgesetz in
expliziter Form

uτ cf κ
γ = = = G(; D) (18.76)
U 2 ln Re

mit
2
τw
cf (x ∗ ) = (18.77)
 U 2 (x ∗ )
und
 = ln Re ;  ∗ )] .
D(x ∗ ) = 2 ln κ + κ[C + + C(x (18.78)
Hiermit wird nachträglich die im letzten Abschnitt angesetzte Größenordnung für
γ = O(1/ ln Re) bestätigt. Differentiation von Gl. (18.73) nach x ∗ liefert außerdem
Gl. (18.66).
Die beiden ersten Glieder auf der rechten Seite von Gl. (18.74) stammen aus der
viskosen Wandschicht und enthalten somit die universellen Konstanten κ und C + .
Sie liefern den dominierenden Anteil zum Widerstandsgesetz. Bei rauher Wandober-
+
fläche ist C + (ktech ) die in Gl. (17.40) gegebene universelle Verteilung. Der Term
 ) kennzeichnet den Einfluß der Defektschicht und ist deshalb vom Turbulenz-
C(x ∗

Modell abhängig. Sein Einfluß ist jedoch klein und nimmt mit wachsender Reynolds-
Zahl ab.
Aus den Lösungsfunktionen lassen sich die Kenngrößen der Grenzschicht, wie
sie bereits bei laminaren Grenzschichten verwendet wurden, vgl. Gl. (7.98), (7.99)
und (7.102), wie folgt bestimmen:

l
δ1 (x ∗ ) = γ δFe = γ 2 
δ2 (x ∗ ) = γ δFe (1 − γ G) = δ1 (1 − γ G) (18.79)

δ3 (x ∗ ) = γ δFe (2 − 3γ G) = δ1 (2 − 3γ G) .

Im Gegensatz zu den laminaren Grenzschichten, bei denen δ1 , δ2 und δ3 die gleiche


Größenordnung haben wie die Grenzschichtdicke δ, sind diese Dicken in turbulenten
Grenzschichten eine Größenordnung kleiner als δ.
Es wurde für Gl. (18.79) jeweils nur über die Defektschicht integriert, da der
Anteil der Wandschicht von der Ordnung O(Re−1 ) ist und vernachlässigt werden
kann, vgl. D. Coles (1968), I. Tani; T. Motohashi (1985) und K. Gersten; H. Herwig
(1992, S. 629).
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 579

Für das Verhältnis der Dicken der Wandschicht, vgl. Gl. (17.11), und der Defekt-
Schicht ergibt sich  
δv (x ∗ ) ν ln Re
= = O , (18.80)
δ(x ∗ ) uτ δ Re
d.h. mit wachsender Reynolds-Zahl nimmt die Dicke der Wandschicht sehr viel
schneller ab als die Dicke der Defekt-Schicht.
Für die Formparameter der Grenzschicht folgt aus Gl. (18.79)

δ2 δ3
H21 = = 1 − γG; H31 = = 2 − 3γ G . (18.81)
δ1 δ1
Eliminiert man γ , erhält man den von der Reynolds-Zahl unabhängigen Zusammen-
hang
2 − H31 = 3(1 − H21 ) oder 2 − H32 = H12 − 1 , (18.82)
der auch von Experimenten gut bestätigt wird, siehe auch Bild 18.9.

Beispiel: Für die in Bild 18.1a dargestellte Geschwindigkeitsverteilung U (x ∗ ) sind Grenz-


schichtrechnungen mit dem Turbulenz-Modell nach R. Michel et al. (1968), siehe Gl. (18.63),
durchgeführt worden. Die gewonnenen Verteilungen Fe (x ∗ ), (x ∗ ), (x ˜ ∗ ), G(x ∗ ), und
 ∗ ) sind in Bild 18.1 b bis f wiedergegeben. Sie sind von der Reynolds-Zahl unabhängig.
C(x
Obwohl im Bereich 3 (x ∗ > 2.5) die Geschwindigkeitsverteilung U (x ∗ ) einem Potenzgesetz
gehorcht, hat die Grenzschicht im dargestellten Bereich (x ∗ ≤ 6) noch nicht den Gleich-
gewichtszustand (strichpunktierte Linien) erreicht, wie man aus den Verläufen von Fe (x ∗ ),
(x ∗ ) und G(x ∗ ) erkennen kann. Der Reibungsbeiwert cf (x ∗ , Re) und der Formparameter
H12 (x ∗ , Re) sind von der Reynolds-Zahl abhängig und streben für Re → ∞ den Grenzwerten
cf = 0 und H12 = 1 zu.

18.2.4
Gleichgewichtsgrenzschichten

Gleichgewichtsgrenzschichten liegen vor, wenn die Verteilungen des bezogenen Ge-


schwindigkeitsdefektes ähnlich sind, d.h. wenn die Funktion F  (η) in Gl. (18.57)
von x unabhängig ist. In diesen Fällen reduziert sich Gl. (18.61) auf die gewöhnliche
Differentialgleichung
AηF  + BF  = S  , (18.83)
wobei A und B jetzt Konstanten sein müssen. Integriert man diese Gleichung be-
züglich η über die Defekt-Schicht und berücksichtigt die Randbedingungen (18.64),
erhält man
Fe (A − B) = 1 . (18.84)
Es ist üblich, nach J.C. Rotta (1950) und F.H. Clauser (1956) den Rotta-Clauser-
Parameter
δ1 dpe δ dU
β= =− Fe (18.85)

τw dx uτ dx
580 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 18.1. Ergebnis einer Grenzschichtberechnung mittels Gl. (18.61), (18.63) und (18.64)
nach K. Gersten; D. Vieth (1995) für die Geschwindigkeitsverteilung:
Bereich 1: 0 ≤ x ∗ ≤ 1,5: U/V = 1
Bereich 2: 1,5 ≤ x ∗ ≤ 2,5: U/V = 0,087x ∗3 − 0,547x ∗2 + 1,052x ∗ + 0,354
Bereich 3: 2,5 ≤ x ∗ : U/V = (x ∗ − 0,5)−0,1
In Gl. (18.63): c = 0,078.
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 581

einzuführen. Wegen Gl. (18.85) und (18.84) folgt

Fe B = 2β ; Fe A = 1 + 2β . (18.86)

Die Bewegungsgleichung für Gleichgewichtsgrenzschichten lautet damit

(1 + 2β)ηF  + 2βF  = Fe S  . (18.87)

Gleichgewichtsgrenzschichten sind also durch β = const gekennzeichnet.

Anmerkung (Geänderte Koordinate)


In der Literatur wird häufig statt der Koordinate η = y/δ(x) die Koordinate  η = y/(x) mit
(x) = Fe δ verwendet. Der Grenzschichtrand (y = δ) liegt dann bei  ηe = 1/Fe . Dort gilt
für die Funktion F ( η) die neue Randbedingung F (
η= ηe ) = 1. Die Differentialgleichung
(
für F η) hat das gleiche Aussehen wie Gl. (18.87), wobei jedoch der Faktor Fe auf der rechten
Seite nicht auftritt, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 604). Die in Gl. (18.69) bis (18.71)
definierten Größen sind jedoch von der Wahl der Koordinate unabhängig. Es gilt


ηe
1  + ln  2 d
Fe = , 2 = lim (κ F η − ln 
ηe ) , G = lim F η.

ηe η→0 η→0

η

Aus den Gleichungen (18.67) und (18.86) ergibt sich

d˜ 1 1

=A+ B = (1 + 3β) (18.88)
dx 2 Fe

und daraus
 ˜ ∗ ) = (1 + 3β)x ∗ .
 (x ∗ ) = Fe (x (18.89)
Ebenfalls aus Gl. (18.67) folgt dann

U (x ∗ ) = U1 · (x ∗ )m , (18.90)

wobei
β m
m=− , β=− (18.91)
1 + 3β 1 + 3m
gilt. Dabei ist U1 = U (x ∗ = 1) ein freier Koeffizient. Die Außenströmung mit Po-
tenzgesetzen für U (x ∗ ) führen also auf Gleichgewichtsgrenzschichten. Dazu gehört
auch die Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte (β = 0, m = 0), auf
die im folgenden Abschnitt näher eingegangen wird.
Die Differentialgleichung (18.87) ist mit den verschiedensten Turbulenz-
Modellen gelöst worden, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 638) und D.C. Wilcox
(1998, S. 155). In Bild 18.2 ist die Funktion (β) für verschiedene Turbulenz-
582 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 18.2. Gleichgewichtsgrenzschichten. Die in Gl. (18.70) definierte Größe (β) nach ver-
schiedenen Turbulenz-Modellen und nach Messungen, vgl. D.C. Wilcox (1998), R. Michel et
al. (1968), I.E. Alber (1968).
◦ Experimente
- - - - - - Turbulenz-Modell nach R. Michel et al. (1968), c = 0,085
k-ω-Modell nach D.C. Wilcox (1998)
- · - · - · k-ε-Modell

Modelle aufgetragen und auch mit Messungen verglichen. Danach schneidet das
k-ε-Modell im Vergleich zu den anderen Modellen weniger gut ab, vgl. hierzu auch
D.C. Wilcox (1998, S. 165).
Im Grenzfall β → ∞ ( τw → 0) wird die Voraussetzung  τw  = 0 verletzt. Da
dann die Defekt-Formulierung nach Gl. (18.56) bis (18.58) versagt, ist hierfür eine
andere Beschreibung erforderlich, auf die in Abschnitt 18.3 eingegangen wird.
Dem Bereich (−1/3 < β < ∞) entspricht das Intervall (∞ > m > −1/3). Im
Grenzfall β = −1/3 (m → ∞) gilt statt Gl. (18.90) U (x ∗ ) = U1 exp(µx ∗ ), wobei
man γ = 3µδ erhält mit der Konstanten µ, die mit m in Gl. (18.90) vergleichbar ist.

Anmerkung (Bereich −∞ < m < −1/3, β < −1/3)


Nach Gl. (18.89) wird für β < −1/3 und x ∗ > 0  ˜ negativ. Dennoch lassen sich die Lösungen
auch für β < −1/3 physikalisch interpretieren. In diesen Fällen hat die Außenströmung die
Geschwindigkeitsverteilung U (x) = U1 · (−x ∗ )m . Dabei wird nur der negative x ∗ -Bereich
˜ nach Gl. (18.89) positiv ist. Es handelt sich also um stark beschleunigte
berücksichtigt, so daß 
Außenströmungen, bei denen  ˜ stromabwärts sogar abnimmt.
Ein interessantes Beispiel ist der Fall m = −1 (β = −0,5). Es handelt sich um die ebene
Senkenströmung (Düsenströmung). Hierfür gilt: F  = −S  oder F = 1−S. Ferner sind C  nach
Gl. (18.75) und so auch γ nach (18.74) konstant. Damit besitzt diese Strömung sogar über die
gesamte Grenzschichtdicke einschließlich der Wandschicht ähnliche Geschwindigkeitsprofile
(H12 und H31 nach Gl. (18.81) sind konstant, δv (x ∗ ) nach Gl. (17.11) und (x ˜ ∗ ) sind genau
proportional zu (−x ∗ )). Diese Strömung wurde von W.P. Jones; B.E. Launder (1972b) und
M.B. Jones et al. (2001) eingehend experimentell untersucht. Die letztgenannte Arbeit stützt
die Vermutung von D.E. Coles (1957), daß F = η(1 − η)/κ und folglich Fe = 1/κ,  = 0
und G = 2κ entsprechend Gl. (18.69) bis (18.71) gilt.
Bei stark beschleunigten Strömungen kann es vorkommen, daß eine turbulente Grenz-
schicht wieder in den laminaren Zustand zurückkehrt. Man spricht dann von Relaminarisie-
rung, vgl. R. Narasimha; K.R. Sreenivasan (1979). Danach wird die Grenzschicht wieder
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 583

laminar, wenn die Größe

ν dU
K(x) = = 3,5 · 10−6 Relaminarisierung (18.92)
U 2 dx

etwa den angegebenen Wert überschreitet. Aus der Geschwindigkeitsverteilung U (x) läßt sich
damit bereits feststellen, ob eine Relaminarisierung zu erwarten ist. Bei der Senkenströmung
ist K = ν/|U1 | gerade eine Konstante.

18.2.5
Grenzschicht an der längsangeströmten ebenen Platte

Wie bereits erwähnt wurde, handelt es sich bei der Grenzschicht an der längsan-
geströmten ebenen Platte um eine Gleichgewichtsgrenzschicht (β = 0, m = 0,
U = V = U∞ ). Es ist üblich, mit der Lauflänge x die Reynolds-Zahl
U∞ x
Rex = = Re ·x ∗
ν
zu bilden. Damit erhält man aus Gl. (18.74), (18.75) und (18.89) das Widerstands-
gesetz
1 1 1
= ln(γ 2 Rex ) + C + + (2 − ln Fe ) . (18.93)
γ κ κ
Für die einseitig benetzte Platte der Breite b und der Tiefe x lautet der Wider-
standsbeiwert
x
2W 1
cW = 2 bx
= cf (x) dx . (18.94)
U∞ x
0
Differentiation nach x ergibt
d
(cW x) = cf
dx
oder
dcW dcf
cW = cf − x = cf − x + O(cf2 ) . (18.95)
dx dx
Wird Gl. (18.93) nach x differenziert, erhält man aus Gl. (18.95)
  
2 cf
cW = cf 1 +
κ 2
oder    
2 2 1 cf
= − +O . (18.96)
cW cf κ 2
Messungen haben folgende Werte ergeben, vgl. T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974,
S. 190):
Fe = 3,78 ,  = 0,55 , G = 6,6 . (18.97)
584 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 18.3. Widerstandsdiagramm für die längsangeströmte ebene Platte (eine Seite)
1 laminar, nach Gl. (6.59)
2 turbulent mit laminarem Anlauf, ReU = 5 × 105
3 turbulent, hydraulisch glatt, nach Gl. (18.98) mit C + = 5,0
4 turbulent mit Rauheit, nach Gl. (18.98) mit C + nach Bild 17.8
5 turbulent, vollrauh mit Cr+ = 8,0
- - - - - Grenze zwischen Bereich 4 und 5, ks+ = 70

Kombiniert man Gl. (18.93) und (18.96), so ergibt sich mit den Zahlenwerten (18.97)
das Gesetz für den Gesamtwiderstand der Platte (der Widerstandsbeiwert ist jetzt auf
die Plattenlänge l bezogen):

  
2 1 cW
= ln Re + C + − 3,0 . (18.98)
cW κ 2

In expliziter Form lautet das Gesetz

 2
κ
cW = 2 G(; D) (18.99)
ln Re

mit
 = ln Re , D = 2 ln κ + κ(C + − 3,0) ,
wobei G(; D) wieder durch Gl. (17.60) definiert ist.
Das Widerstandsgesetz (18.98) bzw. (18.99) gilt für glatte und auch für rauhe
Oberflächen. Es ist für glatte Oberflächen (C + = 5,0) in Bild 1.3 wiedergegeben.
+
Bei rauhen Oberflächen muß die in Kap. 17.1.2 angegebene Funktion C + (ktech ) mit
+
ktech = ktech uτ /ν eingesetzt werden. Man erhält dann das vollständige Widerstands-
diagramm nach Bild 18.3.
Die Rauheit hat erst dann einen Einfluß auf den Widerstand, wenn die zulässige
Rauheit ktech zul = 5ν/uτ (x = l) überschritten wird. Die Grenze zwischen Be-
reich 4 und dem sogenannten vollrauhen Bereich 5 ist durch ktech = 70ν/uτ (x = l)
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 585

Bild 18.4. Verlauf der Impulsver-


lustdicke bei einer turbulenten Plat-
tengrenzschicht mit laminarem An-
lauf

gekennzeichnet. Im vollrauhen Bereich ist cW von der Reynolds-Zahl unabhängig


und nur Funktion der relativen Rauheit ktech / l. Kurve 2 entspricht denjenigen Strö-
mungen, bei denen sich zunächst eine laminare Grenzschicht ausbildet, die dann bei
ReU = U∞ xU /ν = 5 · 105 in die turbulente Grenzschicht übergeht. Obwohl dieser
Übergang eine bestimmte Lauflänge erfordert (vgl. Kap. 15), wird hier angenommen,
daß der Übergang schlagartig in einem Punkt als Umschlag erfolgt.
Der Impulssatz (7.100) liefert mit Gl. (18.94)
δ2
cW = 2 . (18.100)
l
Die Impulsverlustdicke δ2 (x) ist also ein Maß für den Reibungswiderstand bis zu
der betreffenden Stelle x und hat daher (im Gegensatz zu δ1 (x) und δ3 (x)) am
Umschlagspunkt keinen Sprung. Der Verlauf von δ2 (Rex ) ist im Bild 18.4 skizziert.
Danach verhält sich die turbulente Grenzschicht so, als ob sie an einer virtuellen
Vorderkante (Punkt A bei ReA ) begonnen hätte. Mit Gl. (6.64) für δ2 bei laminarer
Grenzschicht gilt im Umschlagpunkt ReU
  2
κ
0,664 ReU = (ReU − ReA ) G(; D) (18.101)
ln(ReU − ReA )
mit
 = ln(ReU − ReA ) , D = 2 ln κ + κ(C + − 3,0) .
Bei vorgegebenem ReU ist dies eine Bestimmungsgleichung für ReA . Infolge des
laminaren Anlaufs sind im turbulenten Teil Re2 = U∞ δ2 /ν und cW kleiner, dagegen
cf größer als die entsprechenden Werte im Fall ohne Anlauf. Am Umschlagpunkt
nehmen δ1 und H12 schlagartig ab, dagegen δ3 und H32 schlagartig zu. Es springen
H12 von 2,59 auf Werte zwischen 1,4 und 1,0 sowie H32 von 1,57 auf Werte zwischen
1,7 und 2,0. Bei Experimenten läßt sich also durch Ermitteln der Formparameter
feststellen, ob die Grenzschicht laminar oder turbulent ist.
In Tabelle 18.2 sind die Kennzahlen Fe ,  und G für verschiedene Turbulenz-
Modelle zusammengestellt. Der Vergleich mit den experimentellen Daten gibt einen
Eindruck von der Genauigkeit der Berechnungsverfahren. Durch Veränderung der
Modell-Konstanten ließe sich die Übereinstimmung mit dem Experiment verbessern.
586 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Tabelle 18.2. Globalwerte nach Gl. (18.69) bis (18.71) der turbulenten Plattengrenzschicht.
Vergleich der Ergebnisse verschiedener Turbulenz-Modelle mit Messungen.

Autoren Fe  G
K. Wieghardt (1968) Messung: Re1 > 19 000 3,9 0,59 6,8
Modell von R. Michel et al. (1968) Gl. (18.8) 3,3 0,38 6,2
Modell von T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974) Gl. (18.7) 3,8 0,55 6,6
k-ε-Modell, Gl. (18.12) und (18.20) 2,9 0,29 5,7

Bild 18.5. Turbulente Plattengrenz-


schicht. Verteilungen der bezogenen
Größen für Geschwindigkeitsdefekt
F  (η), Mischungsweglänge (η) und
Wirbelviskosität νt (η) nach zwei Tur-
bulenz-Modellen.
-·-· Wirbelviskositätsmodell
νt (η) = νt∞ γ (x,y)[1 −
exp(−κuτ y/νt∞ )]
mit γ (x,y) nach Gl. (16.31)
und νt∞ /uτ δ = 0,10,
Fe = 3,6,  = 0,46, G =
6,3
indirektes Turbulenz-
Modell F  (η) = − κ1 ln η +
2 − 6,04η + 4,25η2
κ
Fe = 2,63,  = 0,37,
G = 6,1
----- Asymptoten für η → 0
◦× Messungen, siehe T. Ce-
beci; A.M.O. Smith (1974,
S. 108) und J.O. Hinze
(1975, S. 631, 645)

Bild 18.5 zeigt die Verläufe einiger wichtiger Grenzschichtgrößen, wie sie sich
aus verschiedenen Turbulenz-Modellen und aus Messungen ergeben. Messungen bei
höheren Reynolds-Zahlen (Re1 > 50 000) von H.H. Fernholz et al. (1995) haben
G = 6,5 ergeben.
τw  = 0)
18.2 Anliegende Grenzschichten ( 587

Bild 18.6. Verteilungen der wichtigsten Kenngrößen in der Defekt-Schicht einer turbulenten
Plattenströmung. Rechnungen mit dem k-ε-Modell:
 
δ ∂ ∂k
Fe = 2,94;  = 0,29; G = 5,7; F  (η = 1) = −1,7; Dif = 3 νt
κuτ ∂y ∂y

Schließlich sei in Bild 18.6 die mit dem k-ε-Modell gewonnenen Verteilungen
der einzelnen Terme in der turbulenten Energiegleichung mit Messungen verglichen.
Berechnungen mit dem k-L-Modell nach J.C. Rotta (1975, 1986) sind von R. Voges
(1978) durchgeführt worden.
Werden die kompletten nichtlinearen Grenzschichtgleichungen (16.34) und
(16.35) verwendet, erhält man nach dem k-ε-Modell die in Bild 18.7 dargestell-
ten Ergebnisse. An dem Verlauf von G und  erkennt man, daß die bisher be-
trachtete asymptotische Lösung etwa für Rex > 2 · 106 (das entspricht etwa
Re2 = U∞ δ2 /ν > 2 · 103 ) gilt, vgl. T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 125) und
L.P. Erm et al. (1987). Die Unterschiede in Bild 18.7 beruhen nur darauf, daß ein-
588 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 18.7. Lösungen für die


turbulente Plattenströmung nach
dem k-ε-Modell
Lösung der nichtlinearen
Grenzschichtgleichun-
gen (16.34) und (16.35)
--- Lösung der linearisierten
Grenzschichtgleichung
(18.87) und β = 0.
(Gleichgewichtsgrenz-
schicht)

mal die vollständigen, nichtlinearen Bewegungsgleichungen und zum anderen die


Linearisierung mittels der Defekt-Formulierung zugrunde liegen.
Im Bereich Rex < 2 · 106 sind offenbar die Modell-Konstanten der algebraischen
Turbulenz-Modelle (d.h. α in Gl. (18.7); λ in Gl. (18.8) und (18.9)) von der Reynolds-
Zahl Re2 = U (x)δ2 (x)/ν abhängig, vgl. T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 221).
Eine umfangreiche Datensammlung zur turbulenten Gleichdruck-Grenzschicht
wurde von H.H. Fernholz; R.J. Finley (1996) erstellt und bewertet.
Die turbulente Strömung an der gezogenen Platte (vgl. Kap. 7.2.5 für den lami-
naren Fall) wurde von N. Afzal (1996) untersucht.

18.3
Grenzschichten mit Ablösung
18.3.1
Stratford-Strömung

Die Strömung, bei der überall die Wandschubspannung verschwindet, wurde von B.S.
Stratford (1959) experimentell untersucht, sie wird deshalb auch Stratford-Strömung
genannt. Neuere Untersuchungen dieser Strömung stammen von K. Elsberry et al.
(2000).
18.3 Grenzschichten mit Ablösung 589

Wie bereits erwähnt wurde, versagt zur Beschreibung dieser Strömung die Defekt-
Formulierung der Geschwindigkeit, da die Schubspannungsgeschwindigkeit als Be-
zugsgröße entfällt. Die homogene Geschwindigkeit stellt also nicht mehr die Grenz-
lösung Re−1 = 0 dar.
Für verschwindende Wandschubspannung existiert jedoch noch eine zweite
Grenzlösung. Da bei  τw = 0 die Viskosität zur Übertragung einer Wandschub-
spannung nicht erforderlich ist, existiert für Re−1 = 0 eine Grenzschicht endlicher
Dicke δ.
Für die Geschwindigkeit u dieser Grenzlösung wird ein Ähnlichkeitsansatz ge-
wählt, wie er auch bei laminaren Grenzschichten verwendet wurde, vgl. Gl. (7.9):

d dδ
u = Uf  (η) , 
 v = − (U δ)f (η) + U ηf  (η) ,
dx dx (18.102)
y
τt = U 2 s(η) , η = .
δ

Aus der Impulsgleichung (16.35) mit τ̄v = 0 folgt dann eine gewöhnliche Differen-
tialgleichung, wenn für U (x) ein Potenzgesetz nach Gl. (18.90) gilt und δ = αx
linear mit der Lauflänge wächst. Sie lautet

m + 1  1 
f 2 − 1 − ff = s (18.103)
m αm

mit den Randbedingungen:

η = 0 : f = 0, f = 0
(18.103a)
η=1: f  = 1 , f  = 0 .

In Kap 17.2.2 ist gezeigt worden, daß bei verschwindender Wandschubspannung


die Geschwindigkeitsverteilung in Wandnähe dem Wurzelgesetz


2 1 dp √ 2 √ √

u= y bzw. f  (η) = −αm η (18.104)
κ∞  dx κ∞

gehorcht. Damit die Lösung von Gl. (18.103) diese Bedingung erfüllt, muß das
Turbulenz-Modell entsprechenden Bedingungen in Wandnähe genügen.
590 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 18.8. H21 -m-Diagramm für


Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten
Linien Re1 = const
 Meßpunkte aus Beispiel in Bild
18.12
A Ablösung (cf = 0, H21  = 1)
B Ablösung (cf = 0, H21 = 1)
C Ablösung (cf = 0, H21 = 0)

Das Modell nach R. Michel et al. (1968) erfüllt die Bedingung, wenn in Gl. (18.63)
κ durch κ∞ ersetzt wird. Die Lösung ergibt mit κ∞ = 0,6; c = 0,085:

m = −0,219 ; α = 0,145 ; δ1 /δ = 0,396 ; δ2 /δ = 0,154 ;


(18.105)
H12 = 2,57 ; H32 = 1,52 .

Der Einfluß der Reynolds-Zahl ist bei dieser Strömung offenbar sehr gering. Er
wird durch die Integrationskonstante C × im Wurzel-Wandgesetz (17.103) beschrie-
ben. Leider sind die Angaben zu C × in der Literatur mit großen Schwankungen
versehen. Es spricht jedoch einiges dafür, daß C × < 0 gilt, vgl. auch Ph.R. Spalart;
A. Leonard (1987). Nach K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 643) besteht die Stratford-
Grenzschicht aus drei Schichten, und mit abnehmender Reynolds-Zahl nimmt auch
der Druckanstieg ab.
Die Außenströmungen mit Potenzgesetzen nach Gl. (18.90) hatten für  τw  = 0
auf die Gleichgewichtsgrenzschichten und für  τw = 0 auf die Stratford-Strömung
geführt. Bild 18.8 bietet eine Übersicht über diese Strömungen in Form eines H21 -
m-Diagramms. Die Punkte auf der Abszissen-Achse (H21 = 1) entsprechen den
Grenzlösungen (Re−1 = 0 bei den Gleichgewichtsgrenzschichten. Die Kurve BAC
genügt der Gleichung

3m + 1
1 − H21 = , (18.106)
2m + 1
18.3 Grenzschichten mit Ablösung 591

die sich aus dem Impulssatz (7.100) mit τw = 0 und aus Gl. (18.90) ergibt (δ1 und δ2
sind proportional zu x). Auf ihr liegt der zur Stratford-Strömung gehörige Punkt A
nach Gl. (18.105). Im folgenden Abschnitt wird an Hand dieses Diagramms gezeigt,
wie eine Verbindung der Stratford-Strömung und den Gleichgewichtsgrenzschichten
hergestellt werden kann.

18.3.2
Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten

Es wird angenommen, daß sich der durch Gl. (18.70) eingeführte Nachlaufparameter
(x) mit der Lauflänge x nur schwach ändert. Wenn also seine Änderung mit x
gegenüber derjenigen des logarithmischen Gliedes in Gl. (18.73) vernachlässigbar
wird, ergibt die Differentiation von Gl. (18.73) nach x

U dγ /dx γ m+1
=− (18.107)
γ dU/dx κ +γ m

mit
δ dU/dx
m(x) = . (18.108)
U dδ/dx
Werden außerdem in Gl. (18.60) die Terme auf der rechten Seite, also die parti-
ellen Ableitungen ∂F /∂x und ∂F  /∂x, als klein vernachlässigt, erhält man unter
Berücksichtigung von Gl. (18.107) und (18.108) die folgende Differentialgleichung
für F  (x):
 
m+1   γ
ηF − γ F F + [F + γ (F F − F )] − 2F  + γ F 2
  2
m κ +γ
Fe S 
=− (18.109)
β

mit den Randbedingungen (18.64). Dabei ist β der Rotta-Clauser-Parameter nach Gl.
(18.85). Durch Hinzunahme eines Turbulenz-Modells, z.B. Gl. (18.63), kann F (x,η)
ermittelt werden. Da γ (x) und auch m(x) und β(x) Funktionen von x sind, hängt
die Lösung F (x,η) von x ab. Die Gleichung (18.109) enthält jedoch keine partiellen
Ableitungen nach x, d.h. x tritt über die Funktionen γ (x), m(y) und β(x) nur als Pa-
rameter auf. Für jede Stelle x = const muß daher wie bei den Gleichgewichtsgrenz-
schichten nur eine gewöhnliche Differentialgleichung gelöst werden. Man spricht
daher von Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten, auch von lokalem Gleichgewicht
oder Pseudogleichgewicht, vgl. B.A. Kader; A.M. Yaglom (1978). Die so gewon-
nenen Geschwindigkeitsprofile sind nur von den örtlichen Werten γ (x), m(x) und
β(x) abhängig. Im Grenzfall γ → 0 reduziert sich Gl. (18.109) auf die gewöhnliche
Differentialgleichung (18.87). d.h. in diesem Fall gehen die Profile in diejenigen der
Gleichgewichtsgrenzschichten über.
592 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Integration von Gl. (18.109) bezüglich η von η → 0 bis η = 1 ergibt den integralen
Impulssatz in der Form:
  
m+1 1 1 + γ /κ
= − 1 + H12 1 + . (18.110)
m β 1 + (H12 − 1)γ /κ
Wegen dieser Verknüpfung zwischen m, γ und β handelt es sich also um eine Familie
von Geschwindigkeitsprofilen mit zwei Parametern. Im weiteren wird unterstellt, daß
F  (η; γ ,β) alle möglichen Defekt-Profile in turbulenten Grenzschichten beschreibt.
Aus den Lösungen erhält man wieder die in Gl. (18.69) bis (18.71) definierten
Parameter der Grenzschicht und daraus schließlich die Dicken nach Gl. (18.79) sowie
die Formparameter nach Gl. (18.81). Auch die mit der örtlichen Geschwindigkeit
U (x) und der Verdrängungsdicke δ1 (x) gebildete Reynolds-Zahl
U (x) δ1 (x)
Re1 = (18.111)
ν

ist ebenfalls von β und γ = cf /2 abhängig. Daraus folgen die Beziehungen

cf = cf (Re1 ,H12 ) , H32 = H32 (Re1 ,H12 ) . (18.112)

Für die Gleichgewichtsgrenzschichten gelten die Grenzfälle cf = cf (Re1 , H12 →


1) und H32 = H32 (H12 , Re1 → ∞).
A.W.M. Henkes (1998) untersuchte Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten (ohne
jedoch diese Bezeichnung zu verwenden), indem vier verschiedene gängige
Turbulenz-Modelle angewandt wurden, vgl. auch R.W. Barnwell et al. (1989).

Anmerkung (Zusammenhang mit empirischen Beziehungen)


Umfangreiche Auswertungen von vermessenen turbulenten Grenzschichten unterschiedlicher
Art haben empirisch ebenfalls Darstellungen gemäß Gl. (18.112) ergeben.
Eine sehr bekannte empirische Beziehung stammt von H. Ludwieg; W. Tillman (1949)
 
Re1 −0,268
cf (Re1 ,H12 ) = 0,246 · 10−0,678H12 . (18.113)
H12
Diese Formel ist jedoch für Re1 → ∞ nicht korrekt. Die asymptotisch korrekte Formel für
Re1 → ∞ ist Gl. (18.74) bzw. (18.76).
Die Auswertungen der Messungen ergaben außerdem einen von Re1 praktisch unabhän-
gigen Zusammenhang zwischen den Formparametern. Man findet die empirische Formel

H12 − 1 = 1,48(2 − H32 ) + 104(2 − H32 )6,7 , (18.114)

die für H32 → 2 in Gl. (18.82) übergeht, wenn man vom Faktor 1,48 absieht.

In Bild 18.8 sind die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Grenzschicht-


parametern dargestellt. Dabei wurde C × = 0 gesetzt, so daß alle Linien Re1 = const
durch den Punkt A laufen. Denn mit der Transformation
η
f  (
η) = 1 − γ F  (x) , 
η= (18.115)
γ
18.3 Grenzschichten mit Ablösung 593

geht Gl. (18.109) für γ → 0 in Gl. (18.103) über. Zahlreiche Messungen ha-
ben ergeben, daß viele turbulente Grenzschichten im Druckanstiegsgebiet Quasi-
Gleichgewichtsgrenzschichten sind. Die Entwicklung einer Grenzschicht von einer
anfänglichen Plattengrenzschicht bis hin zur Ablösung ergibt im Bild 18.8 einen
Kurvenanstieg von einem Punkt auf der Ordinate (β = 0) bis hin zum Ablösungs-
punkt A, wie an den eingetragenen Meßpunkten aus dem im Bild 18.12 dargestellten
Beispiel zu ersehen ist.
Erwähnenswert ist, daß zu jedem Re1 ein minimales m existiert. Nach A.P. Härtl
(1989) liegen diese Minimalwerte von m etwa auf der Linie
 
1
1 − H21 = 5 mmin + . (18.116)
3
Da m nach Gl. (18.108) ein Maß für den Druckgradienten ist, entsprechen die Mi-
nimalwerte mmin Grenzschichten mit größtmöglichem Druckanstieg, denen für die
Optimierung von Diffusorströmungen eine große Bedeutung zukommt, vgl. J. Klauer
(1989), A.P. Härtl (1989). Die in der Literatur häufig vertretene Ansicht, die gerade
ablösende Grenzschicht (engl.: incipient separation) vertrage den größtmöglichen
Druckanstieg, d.h. m ≈ −0,22, trifft also nicht zu.
Bei Vorgabe von Re1 und m > mmin existieren jeweils zwei Lösungen, wobei
für m > mA ≈ −0,22 die eine Lösung einer anliegenden und die zweite einer
abgelösten Grenzschicht entspricht, vgl. J. Klauer (1989).
Die hier betrachtete Näherung zur Beschreibung der Geschwindigkeit in der
Grenzschicht wird um so besser sein, je weniger die Grenzschicht von einer Gleichge-
wichtsgrenzschicht abweicht. Da mit der zweiparametrigen Profilfamilie sehr gute
Übereinstimmung mit Messungen an Grenzschichten im Druckanstiegsgebiet er-
reicht werden, haben diese Grenzschichten offenbar die Tendenz, sich lokal einem
Gleichgewicht schnell anzupassen, so daß die Turbulenz-Modellierung allein durch
lokale Parameter der Grenzschicht möglich ist (algebraische Turbulenzmodelle).

Anmerkung (Indirektes Turbulenzmodell: Nachlauf-Gesetz)


Von D. Coles (1956) wurde aufgrund einer Auswertung zahlreicher Meßergebnisse für die
Lösung F  (x,η) der Gl. (18.109) folgender Ausdruck angesetzt:
U (x) − 
u(x,y) 1
= F  (x,η) = {(x)[2 − W (η)] − ln η} , (18.117)
uτ (x) κ
wobei W (η) als Nachlauf-Funktion bezeichnet wird und (x) durch Gl. (18.70) definiert
ist. Diese Darstellung wird Nachlauf-Gesetz (engl.: law of the wake) genannt. Die drei freien
Parameter δ(x), uτ (x) und (x) werden so bestimmt, daß gemessene Geschwindigkeitsprofile
möglichst gut angenähert werden (indirektes Turbulenzmodell ). Für die Nachlauf-Funktion
W (η) gelten die Randbedingungen

W (0) = 0 , W  (0) = 0 , W (1) = 2 , W  (1) = 0


1 (18.118)
W (η) dη = 1 .
0

Wählt man
594 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

π
W (η) = 1 − cos π η = 2 sin2 η , (18.119)
2
erhält man für die in Gl. (18.69) und (18.71) definierten Größen:

1
1
Fe = F  dη = (1 + ) , (18.120)
κ
0

1
G(x) = (2 + 3,179 + 1,52 ) . (18.121)
Fe κ 2
Für H31 erhält man als Erweiterung von Gl. (18.81)

H31 = 2 − 3γ G + γ 2 I3 (18.122)

mit
1
1
I3 = F 3 (η) dη = 3 (6 + 11,14 + 8,52 + 2,563 ) . (18.123)
κ
0
Die Ergebnisse ändern sich nur geringfügig, wenn für die Nachlauffunktion der Potenzan-
satz W (η) = 2η2 (3 − 2η) verwendet wird.
Korrekturen des Nachlaufgesetzes mit Verbesserungen am Außenrand der Grenzschicht
wurden von P.I. Finley et al. (1966) und A.K. Lewkowicz (1982) vorgenommen, siehe J.
Klauer (1989).
Wird die Beziehung G(β) der Gleichgewichtsgrenzschichten für alle Grenzschichten über-
nommen, lassen sich bei Vorgabe von  und γ nacheinander Fe , G, β, H21 , Re1 (aus Gl.
(18.73)) und m (aus Gl. (18.110)) ermitteln. Damit läßt sich wieder ein Diagramm nach Bild
18.8 herstellen. Für den Grenzfall γ → 0,  → ∞ mit γ  = κ/2 erhält man das reine
Sinusprofil im Ablösepunkt, jedoch mit 1 − H21 = 0,75 (m = −0,167) in weniger guter
Übereinstimmung mit Experimenten.
Das Nachlauf-Gesetz (18.117) ist also eine Näherung für die Geschwindigkeitsverteilungen
der Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten.
Anmerkung (Ablösungskriterium nach Stratford)
Analog zu dem in Kap. 8.2 beschriebenen Ablösungskriterium für laminare Grenzschichten hat
B.S. Stratford (1959a) auch ein Ablösungskriterium für turbulente Grenzschichten angegeben.
Dieses Kriterium beruht auf dem Zweischichten-Charakter turbulenter Grenzschichten. Auch
bei diesem Kriterium läßt sich die Lage des Ablösungspunktes im Prinzip direkt aus der
gegebenen Druckverteilung bestimmen.

18.4
Berechnung ebener Grenzschichten mit Integralverfahren

18.4.1
Direktes Verfahren

Im Kap. 8.1 war bereits ein Integralverfahren zur Berechnung laminarer Grenz-
schichten behandelt worden. Bei den Integralverfahren begnügt man sich damit, den
Verlauf globaler Kennwerte der Grenzschicht zu ermitteln. Beispielsweise wird bei
18.4 Berechnung ebener Grenzschichten mit Integralverfahren 595

vorgegebener Geschwindigkeitsverteilung U (x) der Verlauf Re1 (x) und H21 (x) be-
rechnet.
Grundlage bilden dazu die Integralsätze für Impuls und beispielsweise (mechani-
sche) Energie, die durch Integration der entsprechenden Bilanzgleichungen über die
Grenzschichtdicke entstehen. Zur Auswertung der dabei auftretenden Integrale wird
hier die im vorigen Abschnitt beschriebene zweiparametrige Profilfamilie verwendet.
Dadurch ist gewährleistet, daß sich im Sonderfall von Gleichgewichtsgrenzschichten
asymptotisch exakte Lösungen ergeben.
Das im folgenden beschriebene Integralverfahren basiert auf dem Impuls-
satz (7.100) und dem Energiesatz (7.104), wobei noch der dimensionslose
Dissipationsintegral-Beiwert

2D 2 ∂
u
cD = = τt dy (18.124)
 U3  U3 ∂y
0

eingeführt wird. Die beiden Integralsätze lassen sich als Differentialgleichungen für
die Größen Re1 (X) und H21 (X) schreiben. Führt man dazu die unabhängige Variable
x − x0 (x − x0 )V
X= Re =
l ν
mit einer beliebig wählbaren Stelle x0 als Ursprung und Re = V l/ν ein, erhält man
nach einigen Umstellungen
 
d Re1 1 Re1 dU
= BU + C , (18.125)
dX A U dX
 
dH21 1 H21 dU
=− DU + E . (18.126)
dX A U dX
Dabei wurden die eingeführten Hilfsfunktionen A(H21 ), B(H21 , Re1 ), C(H21 ),
D(H21 , Re1 ) und E(H21 ) mit Hilfe der Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten ermit-
telt. Diese Funktionen sind in Bild 18.9 dargestellt. Damit lassen sich bei Vorgabe
von U (X) Re1 (X) und H21 (X) aus Gl. (18.125) und (18.126) numerisch bestimmen.
Die Rechnung wird mit vorgegebenen Startwerten H21 und Re1 begonnen. Beginnt
die Rechnung im Umschlagpunkt, gilt dort H21 · Re1 = Re2 = (Re2 )lam und nähe-
rungsweise dp/dx = 0 (β = 0, G = 6,6), so daß die Startwerte dem Bild 18.9
mittels Gl. (18.81) entnommen werden können.
Aus Re1 (X) und H21 (X) ergibt sich dann cf (X) aus Bild 18.9, das wiederum für
die Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten gilt. Im vorigen Abschnitt ist beschrieben
worden, wie aus Re1 und H21 alle übrigen Grenzschicht-Kenngrößen und auch die
Geschwindigkeitsporfile ermittelt werden können. Die Rechnung versagt bei H21 =
0,4, da dort die Funktion A verschwindet. Dieser Wert des Formparameters entspricht
in etwa dem Ablösepunkt. Bei Vorgabe der Geschwindigkeitsverteilung U (X) ist mit
diesen Gleichungen die Grenzschichtrechnung nur bis zum Ablösepunkt möglich,
da dort eine Singularität auftritt. Dieses entspricht der Goldstein-Singularität bei
laminaren Grenzschichten.
596 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Bild 18.9. Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten Hilfsfunktionen


H31 (H21 ), FH (H21 ), cf (H21 , Re1 ), cD (H21 , Re1 ).
Es gilt für die Funktion in Gl. (18.125) und (18.126)
A(H21 ) = H21 FH − H31
D(H21 , Re1 ) = ( 21 cf H31 − cD H21 )/ Re1
B(H21 , Re1 ) = 21 FH cf − cD
E(H21 ) = −(1 − H21 )H31 /H21
C(H21 ) = 2H31 − FH − H21 FH

Beispiel: Symmetrisches Joukowsky-Profil


(relative Dicke d/ l = 0,2; Anstellwinkel α = 0◦ ; Re = 107 )
Der Umschlagpunkt wurde im Druckminimum (x/ l = 0,15) angenommen. Die
laminare Grenzschicht vom Staupunkt bis zum Umschlagpunkt wurde mittels der
Quadraturformel (8.23) berechnet. Der Verlauf des Reibungsbeiwertes cf über der
Sehnenlänge ist im Bild 18.10 dargestellt.
Durch eine Integration von cf über die Sehnenlänge erhält man den Widerstands-
beiwert des Profils cW , siehe Gl. (1.5). Es ergibt sich der Wert cW = 5,9 · 10−3 . Zum
Vergleich erhält man mit dem Feldverfahren (Turbulenz-Modell nach Cebeci-Smith,
Gl. (18.7)) den Wert cW = 6,0 · 10−3 . Es sei angemerkt, daß der Widerstandsbei-
wert der längsangeströmten ebenen Platte bei derselben Reynolds-Zahl den etwas
größeren(!) Wert von cW = 6,2 · 10−3 besitzt.

Anmerkung: (Korrekturen für Nichtgleichgewichtsschichten)

Das beschriebene Integralverfahren liefert für Gleichgewichtsgrenzschichten exakte


Lösungen. Bei Abweichungen von Gleichgewichtsgrenzschichten stellen die Lösun-
gen Näherungen dar. Einige Integralverfahren enthalten daher noch Korrekturen, die
dieses berücksichtigen, vgl. J. Klauer (1989).

Anmerkung: (Weitere Integralverfahren)

Es existieren in der Literatur zahlreiche Integralverfahren, von denen das beschrie-


bene nur ein Beispiel ist. Übersichten darüber findet man bei S.J. Kline et al. (1968)
18.4 Berechnung ebener Grenzschichten mit Integralverfahren 597

Bild 18.10. Verlauf der Außenge-


schwindigkeit U ( x ) und des Rei-
bungsbeiwertes cf ( x ) am sym-
metrisch umströmten Joukowsky-
Profil mit d/ l = 0,2. Re = 107 ,
Umschlag bei  x / l = 0,15. Die Ko-
ordinate 
x verläuft entlang der Pro-
filsehne.

Bild 18.11. Einsauggeschwindigkeit vE

und J. Delery; J.G. Marvin (1986). Praktisch alle Verfahren benutzen den Impulssatz.
Als zweite Gleichung wird statt des Energiesatzes auch der integrale Impulsmomen-
tensatz verwendet, der dadurch entsteht, daß die Impulsgleichung vor der Integration
über die Grenzschichtdicke mit y multipliziert wird, siehe Gl. (7.106).
Als zweite Gleichung kann auch eine Beziehung über den Einsaug-Effekt (engl.:
entrainment) dienen. Nach M.R. Head (1960) wächst die Grenzschichtdicke δ da-
durch, daß die Grenzschicht drehungsfreies Fluid aus der Außenströmung einsaugt,
vgl. Kap. 16.5.4. Für die Einsaug-Geschwindigkeit gilt

δ(x)
dQb d d dδ
vE = = ū dy = [U (δ − δ1 )] = U − ve . (18.127)
dx dx dx dx
0

Nach Bild 18.11 läßt sich vE als Komponente der Außenströmungs-Geschwindigkeit


senkrecht zum Grenzschichtrand interpretieren.
Die Größe cE (H21 , Re1 ) = vE /U läßt sich wieder für Gleichgewichtsgrenz-
schichten ermitteln, vgl. J. Klauer (1989). Damit kann Gl. (18.127) in eine Differen-
tialgleichung für H21 und Re1 umgeformt werden.
598 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

18.4.2
Inverses Verfahren
Häufig hat man es mit der Umkehrung eines der bisher gestellten Aufgaben zu tun.
Gegeben ist die Verteilung der Verdrängungsdicke δ1 (x), und gesucht sind die Außen-
geschwindigkeit U (x) und der Formparameter H21 (x). Diese Aufgabe tritt beispiels-
weise auf, wenn Wechselwirkungen zwischen Außenströmung und Grenzschicht
berücksichtigt werden müssen. Das gilt vor allem bei Ablösung, aber etwa auch bei
Durchströmungen, bei denen die „Außenströmung“ von der Verdrängungswirkung
der Grenzschicht abhängt.
Mit der gegebenen Größe
δ1 (x)
1 (X) = Re (18.128)
l
lassen sich der Impulssatz (7.100) und der Energiesatz (7.104) entsprechend umfor-
men in:

dH21 1 + 2H21 d Re1 cf 1 + H21 d1


+ = + , (18.129)
dX Re1 dX 21 1 dX
dH21 3H31 d Re1 cD 2H31 d1
FH + = + (18.130)
dX Re1 dX 1 1 dX

mit den Hilfsfunktionen


H31 = 2 − 3(1 − H21 ) + 1,19(1 − H21 )2 ,
FH = 3 − 2,38(1 − H21 ) (18.132)
sowie cf (H21 , Re1 ) und cD (H21 , Re1 ) aus Bild 18.9
Dieses System weist im Bereich 0 ≤ H21 ≤ 1 keine Singularität auf.
Beispiel: Vergleich mit Messungen von R.L. Simpson et al. (1981)
Ein von R.L. Simpson et al. (1981) durchgeführtes Experiment wurde mit dem beschriebenen
Verfahren von J. Klauer (1989) nachgerechnet. Da bei den Messungen Strömungsablösung
auftrat, wurde das inverse Verfahren gewählt. In Bild 18.12 sind die Verläufe der wichtigsten
Strömungsgrößen dargestellt. Die gemessene δ1 -Verteilung und die Anfangswerte Re1 und
H21 wurden vorgegeben. Die berechneten Verläufe von U (x), cf (x) und H21 (x) stimmen gut
mit den Meßergebnissen überein.

18.5
Berechnung ebener Grenzschichten mit Feldverfahren
18.5.1
τw  = 0)
Anliegende Grenzschichten (
Feldverfahren haben die Berechnung des Strömungsfeldes mit den Geschwindig-
keitskomponenten u(x,y) und 
v (x,y) sowie der Schubspannung 
τ (x,y) zum Ziel.
18.5 Berechnung ebener Grenzschichten mit Feldverfahren 599

Bild 18.12. Berechnung einer turbulenten Grenzschicht mit dem inversen Integralverfahren
nach J. Klauer (1989). Die gemessene δ1 -Verteilung sowie die Anfangswerte von Re1 und
H21 wurden vorgegeben.

Weitere Felder, wie z.B. das Feld der turbulenten kinetischen Energie k(x,y) oder
das Dissipationsfeld ε(x,y), können durch die Wahl des Turbulenz-Modells dazu-
kommen. Im Gegensatz zu Integralverfahren, bei denen nur von x abhängige Grenz-
schichtkenngrößen ermittelt und daher gewöhnliche Differentialgleichungen gelöst
werden, sind bei den Feldverfahren partielle Differentialgleichungen zu lösen.
Wieder interessieren Grenzschichten bei hohen Reynolds-Zahlen. Es wird nur die
Außenschicht der Grenzschicht betrachtet, da die (viskose) Wandschicht demgegenü-
ber asymptotisch dünn ist. Die Außenschicht ist derjenige Teil der Grenzschicht, bei
dem die viskosen Transportvorgänge (viskose Schubspannung, viskose Diffusion)
gegenüber den turbulenten vernachlässigt werden können. Die Grundgleichungen
für die Außenschicht sind Gl. (16.34) und (16.35) mit τ v = 0. Gegeben ist U (x)
der Außenströmung. Gesucht sind  u(x,y), 
v (x,y), τt (x,y) und weitere Feldfunktio-
nen des Turbulenzmodells. Am Außenrand der Grenzschicht geht  u(x,y) in U (x)
über, und τt (x,y) strebt gegen null. Die Randbedingungen für y → 0 ergeben sich
aus der Anpassung an die viskose Unterschicht. Dieses aus einer asymptotischen
Betrachtung für hohe Reynolds-Zahlen folgende Vorgehen wird als Methode der
Wandfunktionen bezeichnet.
Im folgenden soll als Turbulenzmodell das k-ε-Modell nach W.P. Jones, B.E.
Launder (1972a), vgl. Gl. (18.12), (18.20) bis (18.23), verwendet werden. Das ge-
samte Gleichungssystem zur Berechnung der Grenzschicht lautet dafür:
∂
u ∂ v
+ = 0, (18.133)
∂x ∂y
600 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes
 
∂
u ∂
u dU ∂ ∂
u

u +
v =U + νt , (18.134)
∂x ∂y dx ∂y ∂y
   2
∂k ∂k ∂ νt ∂k ∂
u

u +
v = + νt −ε, (18.135)
∂x ∂y ∂y Pr k ∂y ∂y
   2
∂ε ∂ε ∂ νt ∂ε ε ∂
u ε2

u +
v = + cε1 νt − cε2 , (18.136)
∂x ∂y ∂y Pr „ ∂y k ∂y k

k2
νt = cµ (18.137)
ε
mit den Modellkonstanten

Pr k = 1 ; Pr „ = 1,3 ;
cε1 = 1,44 ,cε2 = 1,87 ,cµ = 0,09 . (18.138)

Die Randbedingungen sind (für turbulenzfreie Außenströmung und undurchlässige


Wand):

y=δ: u = U , k = 0 , ε = 0 νt = 0

   
1 yuτ
y→0: 
u = uτ ln + C+ ,
κ ν

u duτ

v=− y,
uτ dx
u2 u3τ
k = √τ , ε= , νt = uτ κy (18.139)
cµ ky

mit uτ =  τw / als örtlicher Schubspannungsgeschwindigkeit. Für y → δ streben
k, ε und νt linear gegen null.
Bei Vorgabe von U (x) und ν bestimmen Gl. (18.133) bis (18.137) die fünf unbe-
kannten Funktionen  u(x,y), v (x,y), k(x,y), ε(x,y) und νt (x,y). Dabei müssen die
Funktionen δ(x) und uτ (x) so gewählt werden, daß die Randbedingungen (18.139)
erfüllt sind.
Als Anfangsbedingungen (etwa im Umschlagpunkt) können näherungsweise die
Lösungen von Gleichgewichtsgrenzschichten (z.B. der Plattengrenzschicht) verwen-
det werden. Man kann sich aber auch Startprofile verschaffen, indem man die Ge-
schwindigkeitsprofile der Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten nach Gl. (18.117)
verwendet und sich  und τt aus Gl. (18.8) und (18.6), k aus Gl. (18.16) sowie ε aus
Gl. (18.15) mit L =  ermittelt. Die  v (y)-Verteilung läßt sich aus
    
∂  v 1 dU ∂ ∂
u
=− 2 U + νt (18.140)
∂y  u 
u dx ∂y ∂y
18.5 Berechnung ebener Grenzschichten mit Feldverfahren 601

ermitteln. Diese Beziehung entsteht aus einer Kombination von Gl. (18.133) und
(18.134), vgl. P. Bradshaw et al. (1981, S. 96).
Da es sich um ein System parabolischer Differentialgleichungen handelt, kann
bei Vorgabe von Anfangsverteilungen und der Randbedingungen die Lösung mit
einem Differenzenverfahren in Form einer fortschreitenden Rechnung erfolgen, vgl.
Kap. 23.
Mit dem Gleichungssystem sind zahlreiche Grenzschichtrechnungen durchge-
führt worden, z.B. B.E. Launder; D.B. Spalding (1972), R. Voges (1978).
E. Deriat; J.-P. Guiraud (1986) und E. Deriat (1987) haben eine asymptotische
Analyse des k-ε-Modells durchgeführt. Auf die mathematischen Grundlagen des
Modells gehen B. Mohammadi; O. Pironneau (1994) ein.

Andere Berechnungsverfahren
Von den vielen existierenden Berechnungsverfahren für turbulente Grenzschichten seien im
folgenden beispielhaft einige in der Praxis besonders häufig verwendete Verfahren genannt:

1. Verfahren von T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974) (Algebraisches Modell)


2. Verfahren von P. Bradshaw et al. (1967) (Eingleichungs-Modell)
3. Verfahren von D.C. Wilcox (1998) (Zweigleichungs-Modell)
4. Verfahren von J.C. Rotta (1986, 1991) (Zweigleichungs-Modell)
Beispiele dazu auch bei H. Vollmers; J.C. Rotta (1977) und R. Voges (1978)
5. Verfahren nach B.E. Launder et al. (1975) (Reynolds-Spannungs-Modell, d.h.
Schließungsmodell 2. Ordnung)
Beispiele dazu bei B.E. Launder (1984), C.G. Speziale (1991), K. Hanjalic (1994a).

Zusammenfassende Darstellungen über Berechnungsverfahren turbulenter Grenz-


schichten findet man bei W.C. Reynolds (1976), J.L. Lumley (1978a), W. Rodi (1991),
C.G. Speziale (1991), J.C. Rotta (1991).

18.5.2
Grenzschichten mit Ablösung

Das im vorigen Abschnitt dargestellte Berechnungsverfahren ist nicht in der Lage,


die Strömung bei verschwindender Wandschubspannung zu beschreiben. Insbeson-
dere kann das im Ablösungspunkt ( τw = 0) geltende Wurzelgesetz in der Über-
lappungschicht nach Gl. (17.103) nur durch Abändern der Modellkonstanten und
Randbedingungen erreicht werden.
Für die Entwicklung der Grenzschicht vom anliegenden Zustand zum Ablösungs-
punkt spielt der Parameter

ν dpe
K= 3/2
(18.141)
(
τw /) dx

eine entscheidende Rolle, vgl. Gl. (17.104).


Die Randbedingungen (18.139) für y → 0 werden wie folgt geändert. Für die
Geschwindigkeit gilt das verallgemeinerte Wandgesetz (17.110) und 
v = 0. Für die
602 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

übrigen Größen gilt:


 
|τt /| Cε (K) |τt /|3/2  τt 
k= , ε= , νt =   κ(K)y (18.142)
Ck (K) y 

mit cµ = κCk2 Cε und

dpe
τt = 
τw + τw (1 + Ky + ) .
y = (18.143)
dx
Neben κ(K) und C(K) in Gl. (17.110) sind die Größen Ck (K) und Cε (K) aus
den Randbedingungen und alle Modell-Konstanten jetzt von K abhängig. Von D.
Vieth (1996) wurden diese Abhängigkeiten von K nach Meßergebnissen von R. Kiel
(1995) angegeben und Beispielrechnungen mit dem so verallgemeinerten k-ε-Modell
durchgeführt. Dabei wurde statt der Beziehung τt = νt ∂ u/∂y die Bilanzgleichung
für τt = −u v  nach Gleichung (18.33) und Tabelle 18.1 verwendet. Dieses ist
erforderlich, da beim Auftreten von Rückströmungsgebieten in der Grenzschicht die
Stellen größter Rückströmungsgeschwindigkeit (∂ u/∂y = 0) und die Stellen mit
τt = 0 nicht übereinstimmen, d.h. die Proportionalität zwischen τt und ∂ u/∂y im
allgemeinen nicht mehr besteht.
Wie bereits in Abschnitt 18.4.2 dargelegt wurde, können Grenzschichten mit Ablö-
sung nur mit einem inversen Verfahren berechnet werden. Dabei wird die Verteilung
der Verdrängungsdicke δ1 (x) (oder die Verteilung von  τw (x)) vorgegeben, und die
Verteilung der Außengeschwindigkeit U (x) wird gesucht. Aus der Wechselwirkung
von Grenzschicht und Außenströmung ergibt sich die Gesamtlösung.
Eine zusammenfassende Darstellung turbulenter Grenzschichten mit Ablösung
stammt von R.L. Simpson (1985). Erwähnenswert ist auch der Beitrag von
B. Scheichl (2001) zur asymptotischen Theorie der marginalen turbulenten Ablö-
sung.

18.5.3
Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodelle

Im Gegensatz zu der Methode der Wandfunktionen wird bei den Niedrig-


Reynoldszahl-Turbulenzmodellen die gesamte Grenzschicht einschließlich der vis-
kosen Wandschicht berechnet, vgl. Kap. 18.1.7. Dazu müssen insbesondere die
Turbulenz-Modelle auf die viskose Wandschicht erweitert werden. Vorteilhaft sind
die besonders einfachen Randbedingungen an der Wand (Haftbedingung). Da die
Grundgleichungen jetzt auch die viskosen Terme enthalten, erfolgt der Übergang in
die reibungslose Außenströmung kontinuierlich wie bei laminaren Grenzschichten.
Die Gleichungen für die Niedrig-Reynolds-Zahl-Version des k-ε-Modells lauten,
vgl. V.C. Patel et al. (1985):

∂
u ∂ v
+ = 0, (18.144)
∂x ∂y
18.5 Berechnung ebener Grenzschichten mit Feldverfahren 603
 
∂
u ∂
u dU ∂ ∂
u

u +
v =U + (ν + νt ) , (18.145)
∂x ∂y dx ∂y ∂y
    2
∂k ∂k ∂ νt ∂k ∂
u

u +
v = ν+ + νt −
ε−D, (18.146)
∂x ∂y ∂y Pr k ∂y ∂y
    2
∂
ε ∂
ε ∂ νt ∂ ε 
ε ∂
u

u +
v = ν+ + cε1 f1 νt
∂x ∂y ∂y Pr „ ∂y k ∂y


ε2
− cε2 f2 +E, (18.147)
k
k2
νt = cµ fµ . (18.148)

ε
Die beiden neu hinzugekommenen Funktionen D und E sind proportional zu ν und
in einfacher Weise mit den Feldfunktionen 
u, k oder 
ε verknüpft. Die sogenannten
Dämpfungsfunktionen f1 , f2 und fµ sind von der turbulenten Reynolds-Zahl

k2
ReT = (18.149)
ν
ε
abhängig, für ReT → ∞ streben sie gegen eins. Angaben über die Funktionen D,
E, f1 , f2 und fµ findet man z.B. bei V.C. Patel et al. (1985).
Die Randbedingungen lauten:

y=0: 
u = 0, 
v = 0, k = 0, 
ε=0
(18.150)
y→∞: 
u=U, k = 0, 
ε = 0.

In der genannten Arbeit wird auch beschrieben, wie geeignete Anfangswerte be-
stimmt werden können und wie die numerische Lösung des Gleichungssystems er-
folgen kann. Die angegebenen Beispiele beziehen sich nur auf anliegende Grenz-
schichten. Für große Reynolds-Zahlen reduziert sich das System auf Gl. (18.133) bis
(18.137).
Bei Anwendung dieses Modells auf Grenzschichten mit Ablösung sind insbeson-
dere zwei Aspekte zu beachten:
1. Wenn das Modell auch für große Reynolds-Zahlen korrekt sein soll, dann sollten
die Modellkonstanten bzw. -funktionen in geeigneter Weise auch vom Parameter
K abhängen.
2. Da bei Rückströmung die Nullstelle der Schubspannung im allgemeinen nicht an
u/∂y = 0 liegt, ist die in Gl. (18.145) und (18.146) angenommene
der Stelle mit ∂
Proportionalität zwischen τt und ∂ u/∂y nicht mehr gegeben. Hier läßt sich durch
Verwendung einer Bilanzgleichung für τt Abhilfe schaffen, vgl. D. Vieth (1996).
Die Hauptschwierigkeit bei den Niedrig-Reynolds-Zahl-Modellen besteht in der
möglichst guten Modellierung der wandnahen Schicht, vgl. dazu R.M.C. So et al.
(1991). Hierzu ist die Forschung noch sehr im Fluß, insbesondere wenn zusätzliche
604 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Effekte, wie z.B. Ausblasen, vgl. R.M.C. So; G.J. Yoo (1987) oder starke Wand-
krümmung, berücksichtigt werden sollen. Der Einfluß der Wandrauheit läßt sich mit
diesen Modellen nicht erfassen.

Anmerkung (Berechnung des Übergangs laminar-turbulent)


Die Gleichungen von Turbulenzmodellen können auch zur Berechnung des Übergangs von
laminarer zu turbulenter Grenzschicht verwendet werden, siehe D.C. Wilcox (1998, S. 193).
3/2
Dabei haben sowohl ke (x) als auch der turbulente Längenmaßstab e = cµ ke /εe der Außen-
strömung einen Einfluß auf die Lage und Länge des Übergangsgebietes.
DiesesVerfahren liefert insbesondere bei höheren Turbulenzgraden (T u > 1 %) derAußen-
strömung, wie es etwa bei Turbomaschinen stets der Fall ist, gute Ergebnisse, vgl. W. Rodi
(1991).

18.5.4
Zusätzliche Einflüsse

Einfluß der Außenturbulenz


Bisher wurde stets angenommen, daß die reibungslose Außenströmung auch turbu-
lenzfrei sei. In vielen praktischenAnwendungen (z.B. bei der Schaufelumströmung in
Turbomaschinen) besitzt auch die Strömung außerhalb der Grenzschicht einen nicht
unerheblichen Turbulenzgrad. Dieser läßt sich bei Turbulenzmodellen, die mit der
k-Gleichung arbeiten, durch Abänderung der äußeren Randbedingung für k berück-
sichtigen. Für den Grenzschichtrand reduzieren sich dann Gl. (18.135) und (18.136)
zu
dke dεe ε2
U = −εe , U = −cε2 e , (18.151)
dx dx ke
aus denen sich bei gegebenem U (x) die Funktionen ke (x) und εe (x) berechnen
lassen.
Von J.C. Rotta (1980a) wurden derartige Berechnungen für die ebene Platte durch-
geführt. Die Erhöhung der Außenturbulenz führt zu einer Vergrößerung der Impulsü-
bertragung, d.h. des Reibungsbeiwertes. Nach Experimenten von H.V. Meier, H.-P.
Kreplin (1980) hat neben dem Turbulenzgrad auch ein Turbulenz-Längenmaß Ein-
fluß auf die Wandschubspannung, siehe auch D.M. Bott; P. Bradshaw (1998).
Von M. Champion; P.A. Libby (1991, 1996) wurde die turbulente Staupunktströ-
mung bei turbulenter Zuströmung behandelt. Dieses Problem hat große praktische
Bedeutung bei der Berechnung des Wärmeübergangs im Staupunkt bei turbulenter
Zuströmung (z.B. Prallstrahlen, engl.: impinging jets), vgl. auch J. Kestin (1966c),
L. Kayalar (1969), G.W. Lowery; R.J. Vachon (1975).
Die Wirkungen plötzlicher Störungen auf turbulente Strömungen wurden von A.J.
Smits; D.H. Wood (1985) beschrieben.
Die Schließung von Reynolds-Spannungs-Modellen für Grenzschichten mit
Außenturbulenz wurde von J.C. Mackinnon et al. (1998) untersucht.
18.5 Berechnung ebener Grenzschichten mit Feldverfahren 605

Anmerkung (Einfluß von Turbulenzsieben)


In der Versuchstechnik werden zur Beeinflussung der Turbulenz häufig Siebe eingesetzt. Tur-
bulente Grenzschichten erfahren beim Durchströmen von Sieben drastische Änderungen, vgl.
P. Bradshaw (1965) und R.D. Mehta (1985). Insbesondere wird die Grenzschichtdicke redu-
ziert und die Ablösungsgefahr vermindert, was bei Weitwinkel-Diffusoren (Kurz-Diffusoren)
durch Einbau von Sieben ausgenutzt wird, siehe R.D. Mehta (1977).

Einfluß der Wandkrümmung


Die bisher verwendeten Grenzschichtgleichungen gelten auch für Grenzschichten
an gekrümmten Wänden, solange der Krümmungsradius der Wand R(x) = 1/κ(x)
groß ist zur Grenzschichtdicke δ(x). Sind jedoch R(x) und δ(x) von gleicher Größen-
ordnung, dann ergeben sich folgende Zusatzeffekte infolge Krümmung:

1. Die Grenzschichtgleichungen müssen durch Krümmungsglieder erweitert wer-


den, wie sie aus Gl. (3.98) bis (3.105) erkennbar sind.
Besonders erwähnenswert ist, daß bei Grenzschichten an gekrümmten Wänden
der Gradient (∂U/∂y)w der Außenströmung nicht verschwindet. Aus der Bedin-
gung der Drehungsfreiheit, siehe Gl. (3.88), folgt
 
∂U
= −κ(x) U (x) (18.152)
∂y w

und damit eine auch von y abhängige Geschwindigkeit U (x,y) der Außenströ-
mung, was bei der Berechnung der Grenzschichtkenngrößen δ1 , δ2 und δ3 berück-
sichtigt werden muß.
2. Die Krümmung hat einen entscheidenden Einfluß auf das Turbulenzmodell. Die
von der Krümmung herrührenden Zentrifugalkräfte wirken bevorzugt auf die
Schwankungsbewegung in y-Richtung. Daher lassen nur Reynolds-Spannungs-
Modelle nach Abschnitt 18.1.5 eine korrekte Darstellung der Krümmungseffekte
zu, da bei ihnen getrennte Bilanzgleichungen für die drei Normalspannungen
verwendet werden und somit die unterschiedliche Krümmungswirkung auf die
drei Richtungen erfaßt werden kann.
Eine systematische Untersuchung der Krümmungseffekte für turbulente Grenz-
schichten bei hohen Reynolds-Zahlen wurde von B. Jeken (1992) durchgeführt.
Danach ist die viskose Wandschicht und die Überlappungsschicht frei von Krüm-
mungseffekten.
Bezüglich Korrekturen von Zweigleichungs-Modellen sei auf die Arbeit von
B. Lakshminarayana (1986) verwiesen. Eine neue skalare Größe für den Ein-
fluß der Krümmung und der Rotation auf Turbulenz-Modelle, die gegenüber
Galilei-Transformationen invariant ist, wurde von P.R. Spalart; M. Shur (1997)
vorgeschlagen.

Einfluß der Verdrängung (Wechselwirkung mit der Außenströmung)


Die Verdrängungswirkung der Grenzschichten auf die Außenströmungen wurde be-
reits für laminare Grenzschichten insbesondere im Kap. 14 ausführlich behandelt.
606 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Die Verdrängungswirkung turbulenter Grenzschichten ist völlig analog. Auch hier


unterscheidet man direkte und inverse Methoden je nachdem, ob bei der Grenz-
schichtrechnung U (x) gegeben und δ1 (x) ermittelt werden oder umgekehrt, vgl. Ab-
schnitte 18.4.1 und 18.4.2. Zusammenfassende Darstellungen zur turbulenten Wech-
selwirkungstheorie findet man u.a. bei H. McDonald; W.R. Briley (1984), J. Delery;
J.G. Marvin (1986) und R.C. Lock; B.R. Williams (1987).
Einfluß von Ausblasen oder Absaugen

Bei Ausblasen aus einer durchlässigen Wand tritt die Ausblasgeschwindigkeit vw


(vw < 0 für Absaugen) als zusätzliche (gegebene) Größe auf. Für die viskose Wand-
schicht und die Überlappungsschicht ist der charakteristische Ausblaseparameter
vw+ = v /u . Handelt es sich dabei um eine kleine Größe (|v + | < 0,1), wie in
w τ w
vielen praktischen Anwendungen, lassen sich einige allgemeingültige Aussagen for-
mulieren, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 448, 497, 625). Das logarithmische
Wandgesetz wird um Glieder proportional zu vw + erweitert, wobei auch ein Term mit
+ 2
(ln y ) auftritt.
Für die Plattengrenzschicht mit Ausblasen gilt nach K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 627) in Erweiterung von Gl. (18.93) das folgende Widerstandsgesetz:
1 1 1
= ln(γ 2 Rex ) + C + + (2 − ln Fe )
γ κ κ
 
+ 1 Fv0 +  1 +2
+ vw + ln(γ Rex ) + Cv + Cv − C
2
(18.153)
4γ 2 κ 4

mit Fv0 ≈ 6,5 und C0+ + C v ≈ −31. Mit der Vereinfachung Fv0 = Cv+ = 0 wurde
diese Formel auch schon von J.C. Rotta (1970) angegeben, vgl. auch T.N. Stevenson
(1963) und T. Cebeci, A.M.O. Smith (1974, S. 137).
Turbulente Grenzschichten mit Ausblasen bzw. Absaugen wurden u.a. von J. Wie-
demann (1983), J. Wiedemann; K. Gersten (1984) untersucht.
Eine andere Möglichkeit der Grenzschichtbeeinflussung ist das tangentiale Aus-
blasen, vgl. Kap. 11.1. In diesem Fall können die Geschwindigkeiten in der Grenz-
schicht höher sein als in der Außenströmung, siehe Bild 11.5. Dieser Wandstrahl mit
Außenströmung besitzt einen Bereich mit negativer (!) Produktion der turbulenten ki-
netischen Energie zwischen den Stellen mit Maximalgeschwindigkeit und denen mit
verschwindender Schubspannung. In diesem Bereich versagen Turbulenzmodelle,
die das Konzept der Wirbelviskosität verwenden. Für diese Strömung wurde von
R. Tangemann; W. Gretler (2000) das k-ε-Modell entsprechend erweitert. Bezüglich
des Wandstrahles ohne Außenströmung sei auf Kap. 22.8 verwiesen.
18.6 Berechnung thermischer Grenzschichten 607

18.6
Berechnung thermischer Grenzschichten
18.6.1
Grundlagen
Als Bestimmungsgleichung für thermische Grenzschichten dient die bereits in Gl.
(16.36) angegebene thermische Energiegleichung
∂ T ∂ T 1 ∂

u +
v =− qλ + q t )
(
∂x ∂y cp ∂y
  
∂ ν νt ∂ T
= + (18.154)
∂y Pr Pr t ∂y
mit
∂ T ∂ T

qλ = −λ ; qt =  cp v  T  = −λt . (18.155)
∂y ∂y
Dabei wurde die Dissipation vernachlässigt. Um mit dieser Gleichung das Tempe-
raturfeld berechnen zu können, bedarf es wieder eines Turbulenzmodells, das einen
Zusammenhang zwischen der turbulenten Wärmestromdichte qt (x,y) und dem mitt-
leren Temperaturfeld T(x,y) herstellt. In Abschnitt 18.1.6 wurden bereits einige
Turbulenzmodelle für die Wärmeübertragung angegeben.
Bei hohen Reynolds-Zahlen besitzt auch die Temperaturgrenzschicht wie die Ge-
schwindigkeitsgrenzschicht einen Schichtencharakter, d.h. die thermische Grenz-
schicht besteht aus der wandnahen Schicht, in der die molekulare Wärmeleitfähig-
keit λ und die turbulente Wärmeleitfähigkeit λt (x,y) nach Gl. (18.155) von gleicher
Größenordnung sind, und aus dem vollturbulenten Außenbereich der Grenzschicht,
bei dem λ gegenüber λt (x,y) vernachlässigbar ist. Bei Wärmeübertragung existie-
ren also neben der viskosen Wandschicht auch eine von λ beeinflußte Temperatur-
Wandschicht. Das Verhältnis der Dicken dieser beiden Wandschichten hängt (bei
Grenzschichten mit gleichem Startpunkt) von der Prandtl-Zahl Pr = µcp /λ = ν/a
ab. Für Pr = O(1) sind die Dicken von gleicher Größenordnung, für Pr  1 ist die
Temperatur-Wandschicht sehr viel dünner als die viskose Wandschicht.
Wie in Kap. 17.1.2 bereits dargelegt, gilt eine universelle Temperaturverteilung
in der Temperatur-Wandschicht, die jedoch auch von der Prandtl-Zahl abhängt. In
der Überlappungsschicht gilt für die Temperaturverteilung insbesondere das bereits
als Gl. (17.49) angegebene universelle logarithmische Wandgesetz, solange etwa
Pr > 0,5 erfüllt ist.
Für anliegende Grenzschichten erhält man in völliger Analogie zum Widerstands-
gesetz (18.64) das folgende Wärmeübergangsgesetz:
T∞ − Tw (x) 1 θ (x)
= ln(γ 2 Re) + Cθ (Pr) + C (18.156)
Tτ (x) κθ
mit Cθ+ (Pr) nach Gl. (17.50) und Tτ (x) nach Gl. (17.45). Eliminiert man Re mit
Hilfe von Gl. (18.74), ergibt sich für die Stanton-Zahl
608 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Nux qw cf /2
St = = =  (18.157)
Rex Pr cp (Tw − T∞ )U κ
+
cf
Dθ (x ∗ , Pr)
κθ 2

mit
θ (x ∗ ) − κ [C + + C(x
Dθ (x ∗ , Pr) = Cθ+ (Pr) + C  ∗ )] . (18.158)
κθ
Für große Reynolds-Zahlen, d.h. für cf → 0, oder für Pr ≈ 1, d.h. für Dθ ≈ 0,
reduziert sich Gl. (18.157) auf St = (κθ /κ) cf /2. Diese Beziehung wird für κθ = κ
als Reynolds-Analogie bezeichnet.
Für große Prandtl-Zahlen gilt Dθ ≈ Cθ+ ≈ 13,7 · Pr 2/3 . Damit vereinfacht sich
Gl. (18.157) zu

Nux cf
lim Co = lim 1/3
= 0,073 , (18.159)
Pr→∞ Pr→∞ Rex Pr 2
wobei Co als Colburn-Zahl bezeichnet wird.
Die Funktion Dθ (x ∗ , Pr) hängt auch von der thermischen Randbedingung ab.
Wie bereits in Kap. 9.2 erläutert wurde, werden häufig die Standardrandbedingungen
Tw = const und  qw = const angetroffen.
Bei Gleichgewichtsgrenzschichten ergeben sich für diese beiden Randbedingun-
gen ebenfalls ähnliche Verteilungen des bezogenen Temperaturdefektes. In K. Ger-
sten; H. Herwig (1992, S. 639) sind für verschiedene Werte des Rotta-Clauser-
Parameters β die Verteilungen des Temperaturdefektes und der turbulenten Wärme-
stromdichte sowie die Größe Dθ (x ∗ , Pr) in Gl. (18.157) angegeben. Dabei wurde als
Turbulenzmodell konstante turbulente Prandtl-Zahl Pr t = κ/κθ = 0,87 angenom-
men. Für anliegende Grenzschichten ist dieses ein recht brauchbares Modell. Von
J.C. Rotta (1964) wurde gezeigt, daß geeignete Verteilungen Prt (y) über dem De-
fektbereich nur geringe Änderungen des Wärmeüberganges gegenüber dem Modell
Pr t = const haben. Für die Plattengrenzschicht erfüllt die Lösung für Tw = const
gleichzeitig auch die Randbedingung  qw = const. Die Konstante in Gl. (18.157)
lautet dazu etwa Dθ ≈ Cθ+ − 4,5. Bei rauher Wandoberfläche ist Cθ+ auch eine
Funktion des Parameters ks+ nach Gl. (17.31), vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 486).

Anmerkung (Eigentemperatur)
Wird die Dissipation in Gl. (18.154) mitberücksichtigt, siehe Gl. (16.20), dann nimmt eine
wärmeisolierte Wand die sog. adiabate Wandtemperatur Tad , auch Eigentemperatur genannt,
an, die über der Umgebungstemperatur liegt. Für die ebene Platte gilt für den Rückgewinn-
Faktor (engl.: recovery factor)
   
Tad − T∞ κ cf cf
r= 2 = 1 + 1,2 +O . (18.160)
U∞ (2cp ) κθ 2 2

Danach ist r in der führenden Ordnung von der Reynolds-Zahl und der Prandtl-Zahl unabhän-
gig, was von Messungen gut bestätigt wird. Im zweiten Term der Formel tritt eine Reynolds-
Zahl-Abhängigkeit auf. Erst im Term O(cf /2) erscheint, wie in K. Gersten: H. Herwig (1992,
18.6 Berechnung thermischer Grenzschichten 609

S. 634) gezeigt wird, auch die Prandtl-Zahl. Für hohe Prandtl-Zahlen steigt dieser Term stark
an, so daß der Rückgewinn-Faktor merklich zunehmen und auch Werte über eins annehmen
kann.
Es sei ausdrücklich vermerkt, daß die Eigentemperatur kein Kompressibilitätseffekt ist,
sondern von der Dissipation herrührt und bereits bei konstanten Stoffwerten auftritt.

Bisher war unterstellt worden, daß Geschwindigkeitsgrenzschicht und Tempera-


turgrenzschicht an der gleichen Stelle x beginnen.
Jetzt soll der Fall betrachtet werden, daß die Geschwindigkeitsgrenzschicht eine
ungeheizte Vorlaufstrecke besitzt und erst bei x0 die Wandtemperatur (oder die Wand-
wärmestromdichte) sprunghaft auf einen konstanten Wert ansteigt. An dieser Stelle
beginnt dann die Temperaturgrenzschicht, vgl. auch Bild 9.1. Für kleine Abstände
von x0 liegt sie in der Wandschicht, für größere Abstände reicht sie dann bis in die
Überlappungsschicht und schließlich bis hinein in die Defekt-Schicht der Geschwin-
digkeitsgrenzschicht.
Solange sich die Temperaturgrenzschicht noch innerhalb der Überlappungsschicht
und Wandschicht befindet, sind die Temperaturprofile wieder ähnlich, wie von A.A.
Townsend (1976, S. 361) gezeigt wurde, siehe auch K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 636) und H. Klick (1992).
Wie bei laminaren Temperaturgrenzschichten, vgl. Kap. 9.2, lassen sich durch Su-
perposition von Lösungen mit ungeheizter Vorlaufstrecke Temperaturgrenzschichten
für beliebige Verteilungen von Tw (x) bzw.  qw (x) ermitteln, vgl. auch T. Cebeci; P.
Bradshaw (1984, S. 181)
Anmerkung (Quadraturformel für den Wärmeübergang)
Mit Hilfe der Reynolds-Analogie läßt sich ein einfaches Integralverfahren für die thermi-
sche Grenzschicht entwickeln, dessen Näherung schließlich auf eine Quadraturformel für die
Stanton-Zahl führt, vgl. dazu W.M. Kays; M.E. Crawford (1980, S. 219) und P.M. Moretti;
W.M. Kays (1965).

18.6.2
Berechnung thermischer Grenzschichten mit Feldverfahren
Wie bei den Feldverfahren zur Berechnung der Geschwindigkeitsgrenzschichten un-
terscheidet man auch bei den thermischen Grenzschichten zwischen der Methode
der Wandfunktionen und den Niedrig-Reynoldszahl-Versionen der Zwei- und Mehr-
gleichungsmodelle.
Als Wandfunktion dient bei anliegenden Grenzschichten Gl. (17.49). Tritt Ablö-
sung und Rückströmung auf, ändern sich die Wandfunktionen in Abhängigkeit vom
Parameter K nach Gl. (18.141), wie R. Kiel (1995) und D. Vieth (1996) gezeigt
haben. Im Ablösungspunkt selbst ( τ = 0) folgt die Temperaturverteilung in der
√ w
Überlappungsschicht einem 1/ y-Gesetz, vgl. K. Gersten (1989a).
Bei Grenzschichten mit Rückströmung ist das Modell der konstanten Prandtl-
u/∂y im Feld bei τt  = 0
Zahl Pr t nach Gl. (17.77) unbrauchbar, da im allgemeinen ∂
verschwindet und somit Pr t singulär wird. Stattdessen kann dann eine Bilanzglei-
chung für qt (x,y) verwendet werden, wie z.B. im Berechnungsverfahren von D.
Vieth (1996).
610 18 Turbulente Grenzschichten ohne Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes

Für die Wärmeübertragung bei abgelösten Strömungen sei auf den Übersichtsauf-
satz von W. Merzkirch et al. (1988) hingewiesen.
Eine Niedrig-Reynolds-Zahl-Version eines Zweigleichungs-Modells für die Be-
rechnung der thermischen Grenzschicht wurde von Y. Nagano; C. Kim (1988) ange-
geben, vgl. auch Y.G. Lai; R.M.C. So (1990) und P.G. Huang; P. Bradshaw (1995).
Zahlreiche Beispielrechnungen turbulenter Temperaturgrenzschichten findet man
bei T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 189, 201). Dabei betrifft ein Beispiel Grenz-
schichten mit Übergeschwindigkeiten in Wandnähe („Wandstrahl“-Profile), die für
die sogenannte Filmkühlung eine Rolle spielen. Zum Wärmeübergang am Kreiszy-
linder sei auf A. Žukauskas; J. Zingžda (1985) verwiesen.
Zur Wärmeübertragung bei turbulenten Grenzschichten mit Ausblasen sei auf die
Arbeit von R.J. Baker; B.E. Launder (1974) hingewiesen.
Den Stand der Forschung zur Turbulenzmodellierung bei der Wärmeübertragung
haben C. Benocci (1991) und S. Ramadhyani (1997) dargestellt.
19
Turbulente Grenzschichten
mit Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes
an das Temperaturfeld

19.1
Grundgleichungen
19.1.1
Zeitliche Mittelung bei variabler Dichte
Wie im Kap. 10.1 für laminare Grenzschichten dargelegt wurde, kommt es zu einer
Kopplung des Geschwindigkeitsfeldes an das Temperaturfeld, wenn die Stoffwerte
nicht mehr konstant sind, sondern von der Temperatur abhängen. Bei den Stoffwerten
handelt es sich um die Dichte , die Viskosität µ, die isobare spezifische Wärmeka-
pazität cp und die Wärmeleitfähigkeit λ. Im allgemeinsten Fall können sie von der
Temperatur und dem Druck abhängen.
Bei variabler Dichte ergeben sich zwei unterschiedliche Arten der zeitlichen Mit-
telbildung und damit der Aufteilung der Strömung in die mittlere Bewegung und die
Schwankungsbewegung. Dieses sei an Hand der Kontinuitätsgleichung dargestellt,
die für eine beliebige, zeitabhängige, dreidimensionale Strömung lautet:
∂ ∂(u) ∂(v) ∂(w)
+ + + = 0, (19.1)
∂t ∂x ∂y ∂z
vgl. Gl.(3.2).
Konventionelle zeitliche Mittelung

Die zeitlich abhängigen Größen werden wie bisher in den zeitlichen Mittelwert
und den Schwankungswert aufgeteilt. Für eine stationäre, zweidimensionale mittlere
Strömung lautet die Aufteilung:
 = (x,y) +  (t,x,y,z)  = 0

u = u(x,y) + u (t,x,y,z) u = 0 (19.2)

v = v(x,y) + v  (t,x,y,z) v = 0
..
.
Dafür ergibt sich die Kontinuitätsgleichung nach Einsetzen von Gl. (19.2) und an-
schließender zeitlicher Mittelung
∂( u) ∂( v) ∂( u ) ∂( v  )
+ + + = 0. (19.3)
∂x ∂y ∂x ∂y
612 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

Danach erfüllt die mittlere turbulente Strömung allein nicht mehr die Kontinuitäts-
gleichung, wie sie für laminare Strömungen variabler Dichte gilt. Es läßt sich daher
keine Stromfunktion der mittleren Strömung bilden. Definiert man, wie üblich, die
Stromlinien als diejenigen Linien, bei denen die Stromdichte-Vektoren ( u, v)
Tangenten sind, dann ist der Massenstrom zwischen zwei Stromlinien nicht mehr
konstant.
Massengewichtete zeitliche Mittelung (Favre-Mittelung)
Um die beschriebenen Schwierigkeiten zu vermeiden und sicherzustellen, daß die
mittlere Strömung die Kontinuitätsgleichung erfüllt, wird nach A. Favre (1965) eine
massengewichtete zeitliche Mittelung, auch Favre-Mittelung genannt, durchgeführt.
Dabei werden die Dichte, der Druck, die Temperatur sowie die Stoffwerte µ, λ und cp
weiterhin konventionell gemittelt. Für die Geschwindigkeiten und die spezifischen
Enthalpien erfolgt die massengewichtete Mittelung. Statt Gl. (19.2) gilt jetzt:

 = (x,y) +  (t,x,y,z)  = 0
p = p(x,y) + p  (t,x,y,z) p = 0
T = T (x,y) + T  (t,x,y,z) T = 0
u(x,y) + u (t,x,y,z)
u = u = 0
(19.4)
v (x,y) + v  (t,x,y,z)
v = v  = 0
w = w (t,x,y,z) w  = 0
h =
h(x,y) + h (t,x,y,z) h = 0
ht = 
ht (x,y) + ht (t,x,y,z) ht = 0 .
Für eine ebene (stationäre) mittlere Strömung erhält man:
∂(u) ∂(v) u) ∂( 
∂( v)
+ =0 bzw. + = 0. (19.5)
∂x ∂y ∂x ∂y
Die Differenzen der beiden Geschwindigkeitsmittelwerte ergeben sich zu
 u   u
u = u − 
u=− =− ,
 
 (19.6)
 v   v 
v  = v − 
v=− =− ,
 
für die übrigen Größen sind die Beziehungen entsprechend. Beide Mittelungen sind
bei konstanter Dichte identisch.1
1 Die Bezeichnung der Schwankungsgrößen ist in der Literatur leider nicht einheitlich. So
wird manchmal abweichend von der hier gewählten Bezeichnung die Schwankungsgröße
der Favre-Mittelung mit einem Strich versehen, z.B. T. Cebeci; A.M.O.Smith (1974) und
K. Gersten; H. Herwig (1992), während bei der konventionellen Mittelung zwei Striche
verwendet werden.
19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung 613

Anmerkung (Wahl der zeitlichen Mittelung)


Die massengewichtete zeitliche Mittelung hat zur Folge, daß die Bilanzgleichungen beson-
ders einfache Form annehmen, d.h. daß nur vergleichsweise wenige Zusatzglieder infolge der
Schwankungsgrößen auftreten. Trotzdem benutzen viele Autoren durchgängig die konven-
tionelle Mittelung. Welche Art der Mittelung bevorzugt werden sollte, wird in der Literatur
unterschiedlich beurteilt, vgl. dazu auch P. Chassaing (1985) und S.K. Lele (1994). Die Dif-
ferenz der Mittelwerte nach den beiden Mittelungsarten wächst mit der Mach-Zahl, so daß
die Vorteile der Favre-Mittelung erst bei Hyperschallgrenzschichten deutlich werden, vgl. P.
Bradshaw (1977) und E.F. Spina et al. (1994).

19.1.2
Grenzschichtgleichungen

Berücksichtigt man die genannten Mittelungen, lassen sich die in Kap. 16.6 ange-
gebenen Grenzschichtgleichungen für ebene Strömungen auf solche mit variablen
Stoffwerten erweitern.
Aus der Impulsgleichung in y-Richtung erhält man statt Gl. (16.33):

p + v 2 = p w = pe = p +  v 2 , (19.7)

d.h. die Trägheitsglieder und die Viskositätseffekte wurden vernachlässigt.


Aus den Bilanzen für die Masse, den x-Impuls und die spezifische Totalenthalpie
der mittleren Bewegung ergeben sich die folgenden Grenzschichtgleichungen für
Strömungen mit variablen Stoffwerten:

∂( u) ∂(  v)


+ = 0, (19.8)
∂x ∂y
 
∂u ∂
u dpe ∂
 u +v =− + (τ v + τt ) , (19.9)
∂x ∂y dx ∂y
    
∂ ht ∂
ht ∂ ∂T  
 u +v = λ − ht v +  uτ v . (19.10)
∂x ∂y ∂y ∂y

Die Erweiterungen der k- und ε-Gleichung, Gl. (18.135) und (18.136), auf Strömun-
gen mit variablen Stoffwerten lauten:
   
∂k ∂k ∂ µt ∂k ∂
u
 u +
v = + τt − ε, (19.11)
∂x ∂y ∂y Pr k ∂y ∂y
   
∂
ε ∂
ε ∂ µt ∂ ε 
ε ∂u ε2

 u +
v = + cε1 τt − cε2 =0 (19.12)
∂x ∂y ∂y Pr ε ∂y k ∂y k

mit
µt = cµ k 2 /
ε. (19.13)
614 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

Dabei wurden folgende Abkürzungen verwendet:


∂
u
τv = µ , τt = −u v  = − u
 v  ,
∂y
 1 2  2 
ht = 
h+  u +k, ht v  = h v  + q v −
u τt , (19.14)
2 2
q 2 1
q 2 = u2 + v 2 + w 2 , k = = q2 .
2 2
In der k-Gleichung (19.11) wurde wie bisher die turbulente Diffusion durch einen
Gradientenansatz modelliert, vgl. Gl. (18.11):
 
µt ∂k 
q 2 
=− p + v . (19.15)
Pr k ∂y 2
Die Größeε in Gl. (19.11) bis (19.13) ist die wirkliche Dissipation, die im Gegensatz
zur Pseudo-Dissipation ε mit einer Tilde versehen wurde, vgl. Gl. (16.17) bis (16.19).
Es gilt

∂u ∂v  ∂w 
ε = τxx
 + τxy + τxz
∂x ∂x ∂x

∂u ∂v  ∂w 
+ τyx + τyy + τyz
∂y ∂y ∂y

∂u ∂v  ∂w 
+ τzx + τzy + τzz .
∂z ∂z ∂z
Wird Gl. (19.9) mitu multipliziert, erhält man eine Bilanzgleichung für die mittlere
kinetische Energieu2 /2 in der Grenzschicht. Werden diese Gleichung und Gl. (19.11)
von Gl. (19.10) abgezogen, ergibt sich die Grenzschichtgleichung für die mittlere
spezifische Enthalpie  h (thermische Grenzschicht):
    
∂h ∂
h ∂ ∂T dpe ∂u
  u + v = λ − v  h + u + τv + ε. (19.16)
∂x ∂y ∂y ∂y dx ∂y

Dabei wurde p  v  gegenüber v  h vernachlässigt.

Die Gleichungen (19.7) bis (19.16) ergeben sich aus den vollständigen Bilanzgleichungen,
vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 764), bei folgenden Annahmen:
1. Die Diffusionsglieder für die x-Richtung (z.B. Änderung des x-Impulsflusses in x-
Richtung) werden gegenüber denjenigen der y-Richtung vernachlässigt (Alle Divergenz-
Terme bestehen nur aus dem Glied ∂ · · · /∂y). Damit gilt z.B. auch |∂ u/∂x|  |∂u/∂y|.
2. Die Geschwindigkeitskomponente  v ist sehr viel kleiner als die Geschwindigkeitskom-
ponente u. Daraus folgt z.B. auch |∂v /∂x|  |∂ u/∂x|  |∂ u/∂y|. Daher wurde auch
in der Formel für h̃t in Gl. (19.14) der Term  v 2 /2 gegenüber u2 /2 vernachlässigt. Die
reduzierte y-Impulsgleichung (19.7) ist eine Folge dieser Annahme.
19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung 615

3. Die Normalspannungen u2 und v 2 werden gegenüber dem Druck p vernachlässigt.
Damit folgt z.B. aus Gl. (19.7) ∂p/∂x = dpe /dx und ∂p/∂y = 0. Dieses ist in Grenz-
schichten im allgemeinen gut erfüllt. In Ablösungsnähe können jedoch die Normalspan-
nungen Bedeutung gewinnen (in Gl. (19.7), (19.9), (19.11) und (19.12)), wie z.B. R.L.
Simpson (1975) gezeigt hat.
4. In den Gleichungen für  ht ,k und 
ε wurde jeweils die viskose Diffusion gegenüber der
turbulenten Diffusion vernachlässigt. Dieses ist zulässig, wenn man von der unmittelbaren
Wandnähe absieht. Die viskose Wandschicht ist z.B. bei der Methode der Wandfunktionen
an der Grenzschichtberechnung gar nicht beteiligt.
5. In der Grenzschichtgleichung für die spezifische Enthalpie  h wird der Energiefluß p u
gegenüber dem Wärmestrom v  h vernachlässigt. Aus Messungen an Grenzschichten
ist bekannt, daß die Druckschwankungen erheblich geringer sind als die Schwankungen
der Temperatur bzw. der spezifischen Enthalpie, vgl. T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S.
72).
6. Es wurden folgende Näherungen benutzt:

∂u ∂
u ∂T ∂T
µ ≈µ , λ =λ .
∂y ∂y ∂y ∂y
Dieses ist gleichbedeutend mit den Annahmen
       
 ∂u   u  ∂T    
µ   µ ∂  λ   λ ∂ T  ,
 ∂y   ∂y  ,  ∂y   ∂y 

die ebenfalls von Experimenten für Grenzschichten mit Ma < 5 bestätigt werden, vgl. T.
Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 73).
7. In der k-Gleichung (und damit auch in der  ε-Gleichung) wurden auf der rechten Seite die
Terme   
∂u ∂v  ∂w  dpe
p + + − u (19.17)
∂x ∂y ∂z dx
vernachlässigt. Der erste Term heißt Druckdilatation, der zweite Druckarbeit (eigentlich:
Leistung pro Volumen). Beide Terme verschwinden bei konstanter Dichte, vgl. Gl. (16.8).
Sie gewinnen jedoch erst bei Hyperschall-Grenzschichten, d.h. für etwa Ma > 5, an
Bedeutung. Trotz verschiedener Vorschläge ist eine allgemein akzeptierte Modellierung
noch nicht gelungen, vgl. D.C. Wilcox (1998, S. 241).
8. Bei variabler Dichte läßt sich die Dissipationε in die beiden Anteile solenoidale Dissipa-
tion (divergenzfreie Schwankungsbewegung) und Dilatations-Dissipation aufteilen. Der
zweite Anteil verschwindet für konstante Dichte, kann aber auch für Grenzschichten mit
Ma < 5 vernachlässigt werden, vgl. D.C. Wilcox (1998, S. 239).
9. Schwerkrafteinflüsse wurden vernachlässigt. Auf diese wird in Abschnitt 19.3 eingegan-
gen.

DieAnnahmen 1 bis 5 wurden bereits bei Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten getroffen.
Die Annahmen 6 bis 9 kommen bei variablen Stoffwerten hinzu. Wie bereits erwähnt, sind die
Annahmen 6 bis 8 bei Grenzschichten mit Ma < 5 gut erfüllt. Für Hyperschall-Grenzschichten
(Ma > 5) sei auf die spezielle Literatur verwiesen, z.B. S.K. Lele (1994), J.D. Anderson Jr.
(1989) und S. Catris; B. Aupoix (2000).

Wegen u = 0 in Annahme 7 gilt nach Gl. (19.6)  u ≈ u. Da für Grenzschichten


mit Ma < 5 auch  ht ≈ ht und h ≈ h gilt, läßt sich das Gleichungssystem (19.8)
bis (19.16) mit konventioneller Mittelung schreiben. Lediglich die 
v -Komponente
bleibt ungeändert, da wegen
616 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

v = v =  v +  v 
 (19.17a)

die Größe  v  gegenüber der ebenfalls kleinen Größe  v nicht vernachlässigt werden
kann. Für die turbulente Schubspannung wird dann

τt = − u v  = − u
 v  ≈ −  u v  (19.18)

gesetzt. Dieses ist gleichwertig mit der Annahme

| u v  |  | u v  | .

Dieses ist ein Beispiel für die sogenannte Morkovin-Hypothese, die besagt, daß für
Grenzschichten mit Ma < 5 der Einfluß von Dichteschwankungen auf die Turbulenz
klein ist, vgl. M.V. Morkovin (1962). Entsprechend kann also auch die turbulente
Wärmestromdichte wegen | v  h |   v  h durch v  h ≈  v  h angenähert wer-
den. Analog gilt v  ht ≈  v  ht . Damit stimmen die Zusatzterme infolge Turbulenz
in den Gl. (19.9) bis (19.16) mit denjenigen bei konstanten Stoffwerten überein.
Die Gl. (19.9) ist formal mit Gl. (16.35) für konstante Stoffwerte identisch, ebenso
Gl. (19.11) bis (19.13) mit Gl. (18.135) bis (18.137). Für konstante Dichte geht
Gl. (19.8) in Gl. (16.34) über und Gl. (19.16) in Gl. (16.36), wenn die Dissipati-
onsglieder in Gl. (19.16) vernachlässigt werden und berücksichtigt wird, daß für ein
Fluid konstanter Dichte gilt:
Dh DT 1 Dp
= cp + .
Dt Dt  Dt
Es sei noch angemerkt, daß für laminare Grenzschichten Gl. (19.8) bis (19.16) in die
bereits in Kap. 10 benutzten Grenzschichtgleichungen übergehen, vgl. Gl. (10.4) bis
(10.7).
Nach M.V. Morkovin (1962) stimmt die Turbulenzstruktur bei variablen Stoffwer-
ten praktisch mit der bei konstanten Stoffwerten überein, solange die Schwankung
Ma der lokalen Mach-Zahl deutlich unter 1 bleibt. Dieses ist bei adiabaten Platten-
grenzschichten für Mach-Zahlen von Ma < 5 der Fall.
Änderungen der Turbulenzstruktur können jedoch auch für Ma < 5 auftreten,
wenn starke Druckgradienten, starke longitudinale Wandkrümmung und insbeson-
dere Stoß-Grenzschicht-Wechselwirkungen vorliegen, vgl. E.F. Spina et al. (1994).

19.2
Kompressible turbulente Grenzschichten

19.2.1
Temperaturfeld

Im gesamtenAbschnitt 19.2 werden Strömungen idealer Gase konstanter spezifischer


Wärmekapazität betrachtet. Es gilt
19.2 Kompressible turbulente Grenzschichten 617

p = RT , h = cp T , ht = cp Tt (19.19)

mit R = const und cp = const. Aus der Zustandsgleichung p = RT folgt durch
zeitliche Mittelung

p  T
= + mit | T  |   T . (19.20)
p  T

Wie bereits erwähnt wurde, haben Experimente bei turbulenten Grenzschichten mit
Ma < 5 ergeben, daß die relativen Druckschwankungen sehr klein sind gegenüber
den relativen Dichteschwankungen, vgl. T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 72).
Damit folgt aus Gl. (19.20)
 T
≈− (19.21)
 T
2
und wegen | T  |   T auch T 2  T . Diese letztgenannte Bedingung ist gut
erfüllt, vgl. T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 52). Mit Gl. (19.6) und (19.21) gilt:


h = cp T , 
ht = cp T t , h = cp T  . (19.22)

Für die Gesamttemperatur (Totaltemperatur) erhält man aus Gl. (19.10)


   
∂T t ∂T t ∂ ∂T  
cp  u +
v = λ − c p  Tt v + 
u
τv (19.23)
∂x ∂y ∂y ∂y

und für die Temperatur aus Gl. (19.16)


 
∂T ∂T ∂ dpe ∂
u
cp  u +
v = − (q λ + qt ) + 
u + (τ v + τt ) (19.24)
∂x ∂y ∂y dx ∂y

mit
∂T
q λ = −λ , qt = cp  T  v  . (19.25)
∂y
Dabei wurde in Gl. (19.24) die Dissipation  ε durch die Turbulenz-Produktion
u/∂y ersetzt, siehe Gl. (19.11). Diese Annahme gilt zwar nur in der Überlap-
τt ∂
pungsschicht von anliegenden Grenzschichten, sie wird aber in der Literatur sehr
häufig bei den Grenzschichtgleichungen zugrundegelegt, vgl. auch J. Rotta (1959).
In Erweiterung von Gl. (16.37) und (16.38) wird angesetzt:

∂
u
τt = − u v  =  νt ,
∂y
(19.26)
∂T ∂T
qt = cp  T  v  = −cp  at = −λt .
∂y ∂y

Dann folgt für die Totaltemperatur T t = T + 


u2 /(2cp ) aus Gl. (19.23)
618 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung
    
∂T t ∂T t ∂ µ µt ∂T t
 u +
v = +
∂x ∂y ∂y Pr Pr t ∂y
      2 
∂ 1 1 ∂ u
+ µ 1− + µt 1 − (19.27)
∂y Pr Pr t ∂y 2cp
mit
µ ν̄ µt νt
Pr = = , Pr t = = (19.28)
cp λ ā c p λt at
und den Randbedingungen:
y=0: T t = Tw , y=δ: T t = T te = T0 .
Für den Sonderfall Pr = 1 und Pr t = 1 erhält man aus Gl. (19.27) wieder zwei
einfache Busemann-Crocco-Lösungen, vgl. Kap. 10.4.2:
1. Adiabate Wand (Pr = Prt = 1)
Die Lösung lautet T t = T0 = const (T0 ist die Totaltemperatur oder Ruhetem-
peratur der Außenströmung). Die Temperatur ist eine quadratische Funktion der
Geschwindigkeit, vgl. Gl. (10.54), und die adiabate Wandtemperatur ist gleich
der Ruhetemperatur der Außenströmung.

2. Plattenströmung (Pr = Prt = 1)


Es existiert ein linearer Zusammenhang zwischen T t und 
u in der Form
T t − T te 
u
=1− , (19.29)
T tw − T te ue

weil jetzt Gl. (19.27) für T t und Gl. (19.9) für


u die gleiche Form besitzen. Danach
ist die Abhängigkeit der Temperatur T ( u) von der Geschwindigkeit wieder ein
Polynom zweiten Grades, vgl. Gl. (10.57):
 2
T − Tw Tad − Tw  u Tad − Te  u
= − (19.30)
Te Te ue Te ue
mit der adiabaten Wandtemperatur
 
γ −1
Tad = Te + r(T0 − Te ) = Te 1 + r 2
Mae . (19.31)
2

Dabei ist r der Rückgewinn-Faktor, für den hier wegen Gl. (19.29) zunächst
r = 1 gilt. Die Analyse zahlreicher Messungen von H.H. Fernholz; P.J. Finley
(1980) hat ergeben, daß Gl. (19.30) auch bei Abweichungen der Prandtl-Zahl
Pr von 1 (0,7 ≤ Pr ≤ 1) und auch bei mäßigen Druckgradienten eine gute
Näherung darstellt. Dabei wird für den Rückgewinn-Faktor meist r = κ/κθ =
0,87 gesetzt. Aus Gl. 19.30) folgt die Reynolds-Analogie zwischen Nußelt-Zahl
und Reibungsbeiwert entsprechend Gl. (10.59), vgl. auch Gl. (18.157) für Pr ≈ 1.
19.2 Kompressible turbulente Grenzschichten 619

19.2.2
Überlappungsgesetz

In Kap. 17.1.2 wurde gezeigt, daß die Geschwindigkeits- und Temperaturverteilun-


gen in der viskosen Wandschicht universell sind, vgl. Gl. (17.26) und (17.47). Insbe-
sondere konnten diese Verteilungen in der Überlappungsschicht zwischen viskoser
Wandschicht und vollturbulenter Außenschicht a priori angegeben werden, ohne ein
Turbulenzmodell benutzen zu müssen, vgl. Gl. (17.21) und (17.49).
Diese Ergebnisse lassen sich auf Strömungen mit variablen Stoffwerten erweitern.
Bei anliegenden Grenzschichten werden in der viskosen Wandschicht die Trägheits-
und Druckkräfte sowie die konvektiveÄnderung der Gesamtenthalpie vernachlässigt.
Nach Gl. (19.9), (19.24) und (19.25) gilt also für die viskose Wandschicht:
 
d
u dT d
u
µ + τt = τ w , −λ + qt − 
u µ + τt = q w . (19.32)
dy dy dy

Damit gibt es für die Geschwindigkeit folgende Abhängigkeit


u = f (y,τ w ,µw ,w ,Tw ,q w ,cp ,λw ) . (19.33)

Es bietet sich 
an, die Wandtemperatur Tw durch die Schallgeschwindigkeit an der
Wand cw = (γ − 1)cp Tw zu ersetzen. Nach dem -Theorem folgt dann aus
Gl. (19.33) das universelle Wandgesetz für die Geschwindigkeit


u
u+ = = F (y + ,Bq , Maτ , Pr w ) (19.34)

mit 
τw qw Tτ
uτ = , Tτ = − , Bq = ,
w  w cp uτ Tw
(19.35)
uτ µw cp
Maτ = , Pr w = .
cw λw
Dabei werden Tτ Reibungstemperatur, Bq Wärmestromzahl und Maτ Reibungs-
Mach-Zahl genannt. Für die dimensionslose Temperatur + = (T − Tw )/Tτ bzw.
(T − Tw )/Tw gilt eine zu Gl. (19.34) entsprechende Beziehung. Beispiele für diese
universellen Verteilungen von Geschwindigkeit und Temperatur findet man z.B. bei
J. Rotta (1959), P. Bradshaw (1977) und H.H. Fernholz; P.J. Finley (1980).
Die Überlappungsschicht ist der äußere Teil der Wandschicht, für den die Ein-
flüsse der Viskosität und der Wärmeleitfähigkeit bereits vernachlässigbar sind. Dann
reduziert sich Gl. (19.32) auf

τt = τ w , qt = q w + 
uτt . (19.36)

Für die Überlappungsschicht bei konstanten Stoffwerten hatte sich die turbulente
Prandtl-Zahl nach (17.77) zu Pr t = κ/κθ ergeben, vgl. Gl. (17.78). Messungen
620 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

haben gezeigt, daß dieses auch bei variablen Stoffwerten gilt. Berücksichtigt man
Gl. (19.36), folgt aus Gl. (17.77) und (17.78)

dT κ qw + 
u τw
=− (19.37)
d
u κθ cp τ w

oder nach Integration die Temperaturverteilung in der Überlappungsschicht:

 2
T κ 
u 2 
u
= Bq −R + C1 (Bq , Maτ ) (19.38)
Tw κθ uτ uτ

mit 
κ γ −1
R= Ma2τ . (19.39)
κθ 2

Ähnlichkeitsbetrachtungen für den Geschwindigkeitsgradient analog zu Gl. (17.15)


ergeben:
 
du τw 1 u τ w
= = . (19.40)
dy  κy κy 

Wegen w / = T /Tw ergibt die Kombination von Gl. (19.40) und (19.38) eine
Differentialgleichung für 
u(y), die nach Integration die Geschwindigkeitsverteilung
in der Überlappungsschicht liefert:

√   

u+ = u
uτ = C1
R
+
sin R κ ln y + C2
1

    (19.41)
B
+ κκθ 2Rq2 1 − cos R κ1 ln y + + C2 .

Die beiden Integrationskonstanten bezüglich y, C1 und C2 , sind noch Funktionen


von Bq und Maτ . Sie hängen von der Modellierung der viskosen Wandschicht ab.
Insbesondere wird C2 auch vom Viskositätsgesetz, also z.B. von ω in Gl. (10.46),
beeinflußt. Außerdem ist C2 im allgemeinen eine Funktion der Prandtl-Zahl, vgl. K.
Gersten; H. Herwig (1992, S. 506). Nach P. Bradshaw (1977) gilt:

C1 = 1, C2 = 5,2 + 95 Ma2τ −30,7 Bq + 226 B2q . (19.42)

Die Konstanten wurden auch mit Hilfe von Zwei-Gleichungs-Modellen berechnet,


vgl. D.C. Wilcox (1998, S. 248). Für Bq = 0 ergibt sich nach dem k-ω-Modell
C1 = 1 + 0,87 Ma2τ und nach dem k-ε-Modell C1 = 1 + 3,07 Ma2τ . Nach beiden
Modellen ist C2 keine echte Konstante, sondern noch eine Funktion von /w , siehe
dazu auch P.G. Huang et al. (1994).
19.2 Kompressible turbulente Grenzschichten 621

Der Einfluß von Maτ ist im allgemeinen gering. Für Mae < 5 gilt etwa Maτ < 0,1.
Für kleine Werte Maτ (R → 0 nach Gl. (19.39)) vereinfacht sich Gl. (19.41) zu

u  1  
κ θ Bq 1
2
u+ = = C1 ln y + + C2 + ln y + + C2 . (19.43)
uτ κ κ 4 κ
Strenggenommen besitzt der Term proportional zu Bq noch den Faktor −βw Tw ,
der jedoch bei idealen Gasen gerade gleich eins ist. Für Fluide mit konstanter Dichte
(βw = 0) verschwindet daher, auch für Bq  = 0, der zweite Term, und es gilt C1 = 1
und C2 = 5,2 bzw. C2 = C + = 5,0.
Von K. Gersten (1989b) und K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 505) wurde gezeigt,
daß bei variabler Dichte die viskose Wandschicht strenggenommen keine univer-
sellen Verteilungen von Geschwindigkeit und Temperatur besitzt. Vielmehr erfolgt
bei der Anpassung an die vollturbulente Außenschicht auch eine Beeinflussung von
der Lösung der Außenschicht und damit vom dafür verwendeten Turbulenz-Modell.
Diese Kopplung zwischen turbulenter Außenschicht und viskoser Wandschicht in-
folge variabler Dichte gibt im allgemeinen nur geringe Effekte, wie K. Gersten;
H. Herwig (1992, S. 696) am Beispiel der ebenen Platte mit Wärmeübergang bei
mäßigen Geschwindigkeiten gezeigt haben.

19.2.3
Reibungsbeiwert und Nußelt-Zahl
Aufbauend auf dem im vorigenAbschnitt beschriebenen Überlappungsgesetz wurden
von K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 695) für mäßige Geschwindigkeiten (Maτ = 0)
und mäßigen Wärmeübergang (Bq klein) die Reibungsbeiwerte und Nußelt-Zahlen
an der ebenen Platte ermittelt. Es handelt sich um eine reguläre Störungsrechnung
für die Lösung mit konstanten Stoffwerten, wobei Bq als Störparameter dient. Die
Ergebnisse lassen sich besonders einfach in Form der Methode der Stoffwertverhält-
nisse darstellen vgl. Kap. 10.3.2. Mit konstanten Werten cp und Pr gilt dann für
cf = 2τ w /(∞ U∞ 2 ) und Nu = q l/[λ (T − T )]:
w ∞ w ∞
 m  mµ    
cf w µw Nu w n µw nµ
= , = . (19.44)
cf cp ∞ µ∞ Nucp ∞ µ∞
Dabei bezieht sich der Index cp (engl.: constant properties) auf das Ergebnis bei kon-
stanten Stoffwerten. Bei variablen Stoffwerten cp und Pr würden bei der Formel für
die Nußelt-Zahl noch die entsprechenden Potenzen dieser Stoffwerte hinzukommen.
Die Exponenten in Gl. (19.44), deren Bestimmung in der Literatur häufig empirisch
versucht wurde, lassen sich aus der Lösung mit konstanten Stoffwerten bestimmen.
Sie sind Funktionen der Reynolds-Zahl und der Prandtl-Zahl. Es gilt:
 
1 cf cp 2 cf cp
m = − M (Pr) , mµ = , (19.45)
2 2 κ 2
 
1 cf cp 2 cf cp
n = − N (Pr) , nµ = . (19.46)
2 2 κ 2
622 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

Die Funktionen M (Pr) und N (Pr) sind von K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 696)
ermittelt worden. Für Pr = 0,72 ergibt sich M = 4,6 und N = 3,3. Die Ergeb-
nisse für konstante Stoffwerte sind Gl. (18.76), (18.93) und (18.157). Im Grenzfall
Re → ∞ verschwindet erwartungsgemäß der Einfluß der Viskosität (mµ → 0,
nµ → 0), und es folgt das einfache Ergebnis m = n = 1/2. Die Formeln (19.44)
können auch bei Vorgabe der Wandwärmestromdichte benutzt werden. Die Größen
w und µw werden dann bei Tw cp ermittelt. Da es sich bei Gl. (19.44) um rein lokale
Korrekturformeln handelt, können sie bei beliebigen anliegenden Grenzschichten
verwendet werden, vgl. Kap. 18.2. Dabei sind lediglich die Funktionen M (Pr) und
N (Pr) geringfügig von der Größe C  in Gl. (18.74) abhängig.
Aus den Ergebnissen lassen sich auch die Referenztemperaturen für die in
Kap. 10.3.3 beschriebene Methode der Referenztemperaturen ermitteln. Diese sind
im allgemeinen von der Reynolds-Zahl und der Prandtl-Zahl abhängig. Im Grenzfall
Re → ∞ ergibt sich wegen m = n = 1/2 für die Referenztemperatur gerade die
sogenannte Filmtemperatur, das ist das arithmetische Mittel von Wand- und Außen-
temperatur.

Beispiel: Reibungsbeiwert der ebenen Platte bei adiabater Wand


Nach der Methode der Referenztemperaturen gilt im Grenzfall Re → ∞
cf 
≈ r , (19.47)
cf cp ∞

da dann nach Gl. (18.76) τ w proportional zu  ist. Da außerdem die Referenztemperatur


Tr gleich der Filmtemperatur ist, erhält man wegen r /∞ = T∞ /Tr und mit Gl. (19.31)
schließlich  −1
cf γ −1
= 1+r Ma2 . (19.48)
cf cp 4
In Bild 19.1 ist diese Abhängigkeit mit Meßwerten verglichen. Bei abnehmender Reynolds-
Zahl nähert sich die Referenztemperatur der Außentemperatur, und cf /cf cp nimmt zu, vgl.
T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 355).
Von D.B. Spalding; S.W. Chi (1964) wurde eine halbempirische Methode angegeben, um
das Verhältnis cf /cf cp der Plattenströmung bei Pr = 0,72 für beliebige Verhältnisse Tw /T∞
und beliebige Mach-Zahlen zu ermitteln. Für Ma = 0 und mäßigem Wärmeübergang besteht
Übereinstimmung mit Gl. (19.44).

Bild 19.1. Einfluß der Mach-Zahl auf


die Reibungsbeiwerte bei der turbu-
lenten Plattenströmung bei adiabater
Wand
nach Gl. (19.48)
◦ Messungen nach K.-S.
Kim; G.S. Settles (1989)
19.2 Kompressible turbulente Grenzschichten 623

Von E.R. Van Driest (1951) wurde eine Formel für cf der Plattenströmung in Abhängigkeit
von Tw /T∞ und Ma angegeben, die als Van-Driest-II-Formel bekannt ist, siehe T. Cebeci;
P. Bradshaw (1984, S. 345). Diese Formel folgt aus einer Turbulenz-Modellierung mit der
Mischungsweglänge. Für Ma = 0 und mäßigen Wärmeübergang ergibt diese Formel:
 √    
2 ∞ /w + 1 1 cf µ∞ 1
= ln Rex + C + + (2 − ln Fe ) , (19.49)
cf 2 κ 2 µw κ

die für den isothermen Fall (Tw = T∞ ) in Gl. (18.93) übergeht. Es sei angemerkt, daß
Gl. (19.49) keine weitere Konstante gegenüber dem isothermen Fall enthält. Diese Formel
läßt sich in Gl. (19.44) mit Gl. (19.45) umrechnen, wobei M = 1/κ = 2,44 gilt. Da C +
auch eine Funktion der Wandrauheit ist, gilt Gl. (19.49) auch für rauhe Platten.
Eine Methode zur Berechnung des Reibungsbeiwertes von kompressiblen Plattengrenz-
schichten ohne und mit Wärmeübergang wurde auch von P.G. Huang et al. (1993) angegeben.
Es sei noch angemerkt, daß bei endlichen Mach-Zahlen die Nußelt-Zahl bzw. die Stanton-
Zahl mit der Differenz zwischen Wandtemperatur und adiabater Wandtemperatur gebildet
werden. Es gilt
Nux qw qwx
St = = ; Nux = , (19.50)
Rex Pr ∞ ∞ cp (Tw − Tad )U λ∞ (Tw − Tad )

vgl. Gl. (18.157).

19.2.4
Integralverfahren für adiabate Wände
Wie bei Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten existieren auch für kompressible Grenz-
schichten zahlreiche Integralverfahren. Eine Übersicht dazu findet man bei J. Delery; J.G.
Marvin (1986). Hier soll die Erweiterung des in Kap. 18.4.1 beschriebenen Integralverfahrens
dargestellt werden. Dabei wird die in der Praxis am häufigsten auftretende Randbedingung
der adiabaten Wand (q w = 0) zugrundegelegt.
Es besteht die Aufgabe, zu gegebenen Verteilungen ue (x),pe (x), e (x) und Te (x) die
Verläufe des Reibungsbeiwertes cf (x) und der adiabaten Wandtemperatur Tad (x) (Eigentem-
peratur) zu ermitteln.
Das Integralverfahren verwendet die Integralsätze für den Impuls und die mittlere kineti-
sche Energie. Diese stimmen mit den Sätzen (10.92) und (10.93) für laminare kompressible
Grenzschichten überein, wenn in den Formeln für die Grenzschichtdicken die Größen der
mittleren Bewegung eingesetzt werden. Wegen Gl. (10.102) läßt sich δh in Gl. (10.93) durch
δ3 ersetzen, so daß nur die drei Dicken δ1 ,δ2 und δ3 in den Integralsätzen auftreten. Für
die Temperaturverteilung wird Gl. (19.30) verwendet, womit wegen /e = Te /T auch die
Dichteverteilung vorliegt. Mit dieser lassen sich die Grenzschichtdicken δi (i = 1,2,3) bei
Wahl einer geeigneten Geschwindigkeitsprofil-Familie auf die entsprechenden kinematischen
Dicken δiu (i = 1,2,3) reduzieren, die man aus den δi -Formeln für  = e ermitteln kann.
Gleiches gilt für die Größen


2τ w 2D 2 ∂
u
cf = , cD = = τ dy . (19.51)
e u2e e u3e e u3e ∂y
0

Man findet, vgl. U. Ganzer (1988, S. 298):


δ1 γ −1 δ2 δ3 cf cD
=1+r Ma2e H31u F, = = = =F (19.52)
δ1u 2 δ2u δ3u cf u cDu
624 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

mit  −1
γ −1 2
F = 1+r Mae (H32u ) , (19.53)
2
wobei (H32u ) von der Wahl der Geschwindigkeitsprofil-Familie abhängt. Von M. Jischa
(1982, S. 307) wird die Beziehung
(H32u ) = H32u (2 − H32u ) (19.54)
angegeben. Die „kinematischen“ Größen (Index u) sind praktisch von der Mach-Zahl unab-
hängig, so daß dafür die Beziehungen cf u (Re1u ,H21u ) CDu (Re1u ,H21u ) und H31u (H21u )
aus Kap. 18.4.1, Bild 18.9, übernommen werden können.
Damit ist das Integralverfahren für kompressible Grenzschichten an adiabaten Wänden auf
dasjenige für inkompressible Grenzschichten zurückgeführt.
Bei vorgegebenen Werten γ ,cp , Pr ,ue (x),Te (x) und Anfangswerten Re1 und H21 wird
wie folgt vorgegangen:
Zunächst kann aus Gl. (19.31) mit r = κ/κθ = 0,87 die adiabate Wandtemperatur Tad (x)
ermittelt werden. Durch Schätzung von H31u bzw. H32u im Startpunkt lassen sich iterativ
auch die dazugehörigen Werte Re1u und H21u bestimmen. Bei der Berechnung von Re1 (x)
und H21 (x) aus Gl. (10.92) und (10.93), kombiniert mit Gl. (10.102), dienen die „kinetischen“
Größen als Hilfswerte. Die gesuchte Verteilung des Reibungsbeiwertes cf ergibt sich schließ-
lich aus Gl. (18.74) und (19.52).
Integralverfahren in der beschriebenen Art haben sich in der Praxis gut bewährt. Zusam-
menfassende Darstellungen und Beispielrechnungen findet man bei A. Walz (1966, S. 230),
M. Jischa (1982, S. 204), U. Ganzer (1988, S. 298) und J. Delery; J.G. Marvin (1986). Ein In-
tegralverfahren für kompressible Grenzschichten mit Wärmeübergang wurde von J. Cousteix
et al. (1974) angegeben.

Anmerkung (Geschwindigkeitsverteilung)
Für Grenzschichten mit konstanten Stoffwerten ergibt sich aus Gl. (18.117), (18.120) und
(18.69) die folgende allgemeine Form der Geschwindigkeitsverteilung:
   
u(x,y) uτ (x) y δ1u (x) uτ (x) y
=1+ ln − − 2−W . (19.55)
ue (x) κue (x) δ(x) δ(x) κue (x) δ(x)
Es hat sich nun herausgestellt, daß diese Geschwindigkeitsverteilung auch für kompressible
Grenzschichten gilt, wenn die Wand adiabat ist und Mae < 2 gilt, vgl. J. Delery; J.G. Marvin
(1986). Für δ1 (x) muß dabei die kinematische Verdrängungsdicke δ1u (x) eingesetzt werden.

19.2.5
Feldverfahren

Bei den Feldverfahren werden die Bilanzgleichungen (19.8), (19.9) und (19.24),
erweitert durch Modellgleichungen für die turbulenten Transportgrößen τt und qt ,
numerisch gelöst.
In der Praxis hat sich das Berechnungsverfahren von T. Cebeci; A.M.O. Smith
(1974, S. 255) gut bewährt. Dabei kann die Wirbelviskosität νt von der inkompres-
siblen Grenzschicht nach Gl. (18.7) übernommen werden, wenn nur δ1 durch δ1u
ersetzt wird. Solange keine Strömungsablösung auftritt, kann das Temperaturfeld
mit Pr t = κ/κθ = 0,87 berechnet werden. Beispielrechnungen nach diesem Ver-
fahren findet man u.a. bei T. Cebeci; A.M.O. Smith (1974, S. 364) und T. Cebeci; P.
Bradshaw (1984, S. 357).
19.2 Kompressible turbulente Grenzschichten 625

Das Berechnungsverfahren von P. Bradshaw et al. (1967), siehe Kap. 18.1.3,


wurde auch auf kompressible Grenzschichten an adiabaten Wänden erweitert, siehe
P. Bradshaw; D.H. Ferris (1971).
Bezüglich Berechnungsverfahren mit Zwei-Gleichungs-Turbulenzmodellen sei
auf D.C. Wilcox (1998, S. 254) und S. Catris; B. Aupoix (2000) verwiesen.

19.2.6
Stoß-Grenzschicht-Interaktion

Bei Überschallgeschwindigkeiten in der Außenströmung können Verdichtungsstöße


auftreten. Zwischen einem Verdichtungsstoß und der Grenzschicht kommt es dann
lokal zu einer starken Wechselwirkung zwischen der Außenströmung mit Stoß und
der Grenzschicht. Man spricht dabei von Stoß-Grenzschicht-Interaktion. Es gilt jetzt
nicht mehr die bei Grenzschichten übliche schwache Wechselwirkung, sondern um
eine starke Wechselwirkung, bei der die Außenströmung lokal von der Entwicklung
der Grenzschicht abhängt.
Die Vorgänge haben insbesondere in schallnahen Strömungen (Ma∞ ≈ 1) eine
große praktische Bedeutung. Zusammenfassende Darstellungen findet man u.a. bei
R.E. Melnik (1981), T.C. Adamson; A.F. Messiter (1981), J.M. Delery (1985), J.
Delery; J.G. Marvin (1986), G.S. Settles; L.J. Dodson (1994). Genaugenommen
handelt es sich bei der Stoß-Grenzschicht-Interaktion für schallnahe Strömungen
um einen doppelten Grenzübergang.
 Neben dem Grenzwert hoher Reynolds-Zahlen,
charakterisiert durch cf R /2 → 0, erfolgt auch der Grenzübergang Ma∞ → 1. Der
Grenzprozeß ist daher durch die neue Kennzahl

Ma2 −1
χ= ∞ (19.56)
cf R /2

bestimmt. Danach lassen sich drei Fälle unterscheiden:

(1) χ → 0: sehr schwacher Stoß,


(2) χ = O(1): schwacher Stoß,
(3) χ → ∞: starker Stoß.

Jeder dieser Fälle bedarf einer unterschiedlichen mathematischen Behandlung.


Bei Stoß-Grenzschicht-Interaktion besitzt die Grenzschicht im allgemeinen eine
Dreischichten-Struktur (die viskose Überschicht nicht gezählt). In diesem Zusam-
menhang sei auf die Arbeit von R. Bohning; J. Zierep (1981) hingewiesen. Auf die
für die Praxis wichtige Beeinflussung der Stoß-Grenzschicht-Interaktion durch Ab-
saugen bzw. Ausblasen wird in U. Ganzer (1988, S. 322) eingegangen, vgl. auch S.
Raghunathan (1991).
Grenzschichten unter dem Einfluß starker senkrechter Verdichtungsstöße können
in guter Näherung durch Vernachlässigung der Reibungskräfte beschrieben werden.
Die existierenden Integralverfahren lassen sich dann stark vereinfachen (z.B. gilt
626 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

Bild 19.2. Druckverteilung am


Profil RAE 2822 (Ma∞ =
0,725, α = 2,9◦ , Re = 6,5 ×
106 ), nach M. Drela et al. (1986)
Berechnung mit Rei-
bung
----- Berechnung ohne Rei-
bung
◦ Experiment

cf = cD = 0) und liefern globale Aussagen über Änderungen der Grenzschicht-


dicken und Formparameter in Abhängigkeit von der Stoßstärke und den Grenz-
schichtgrößen vor dem Stoß. Mit einem entsprechenden Ablösungskriterium sind
damit Aussagen möglich, welche Stoßstärken zu Grenzschichtablösungen führen,
vgl. J. Delery; J.G. Marvin (1986, S. 110).
Bei der Umströmung von Tragflügelprofilen im schallnahen Bereich kommt der
Stoß-Grenzschicht-Interaktion eine besondere Bedeutung zu, wie Bild 19.2 zeigt.
Dargestellt ist die Druckverteilung am Profil RAE 2822 bei Ma = 0,725 (α = 2,9◦ ,
Re = 6,5×106 ).Aus dem deutlichen Unterschied zwischen den beiden theoretischen
Verteilungen, einmal ohne Reibung und einmal mit Reibung gerechnet, ist der große
Einfluß der Grenzschichteffekte auf die Druckverteilung gut erkennbar.
Wie die Stoß-Grenzschicht-Interaktion passiv (poröse Wand) oder aktiv (Absau-
gen) beeinflußt werden kann, haben P.R. Doerffer; R. Bohning (2003) untersucht.
Von D.S. Dolling (2001) wurden der augenblickliche Stand und der zukünftige
Trend der Forschung auf dem Gebiet der Stoß-Grenzschicht-Interaktion beschrieben.

19.3
Natürliche Konvektion

Die Grundgleichungen sind analog zu denjenigen für laminare natürliche Konvek-


tion, die bereits in Kap. 10.5.1 hergeleitet worden sind. Es kommen lediglich die
turbulenten Transportgrößen hinzu. Wird wieder die Boussinesq-Approximation ver-
wendet, lauten die Grundgleichungen
19.3 Natürliche Konvektion 627

u ∂
∂ v
+ = 0, (19.57)
∂x ∂y
 
∂
u ∂
u ∂
∞ u + v = (τ v + τt ) + ∞ gβ∞ (T − T∞ ) sin α , (19.58)
∂x ∂y ∂y
 
∂T ∂T ∂
∞ cp∞ u +
v = (q + qt ) , (19.59)
∂x ∂y ∂y λ
wobei α der Winkel zwischen der x-Achse und der Horizontalen nach Bild 10.1 ist.
Im folgenden wird zunächst α = 90◦ (vertikale Wand) gesetzt.
Bei gegebener Wandwärmestromdichte q w ergibt sich neben der Bezugslänge l
die Bezugsgeschwindigkeit
 
q w gβ∞ l 1/3
UR = , (19.60)
∞ cp∞
da sich aus der Strömung keine charakteristische Geschwindigkeit als Bezugsge-
schwindigkeit anbietet. Die damit gebildete Reynolds-Zahl
  1/3
UR l q w gβ∞ l 4 1/3 Raq Gr q
= 3
= 2/3
= 1/3 (19.61)
ν∞ ∞ cp∞ ν∞ Pr ∞ Pr ∞
läßt sich auch durch die Rayleigh-Zahl
q w gβ∞ l 4 q gβ∞ 2 cp∞ l 4
Raq = = w 2 ∞ (19.62)
a ∞ λ∞ ν ∞ λ∞ µ ∞
oder durch die Grashof-Zahl
Raq q gβ∞ l 4
Gr q = = w 2 (19.63)
Pr ∞ λ∞ ν ∞
ausdrücken. Für große Rayleigh-Zahlen bzw. Grashof-Zahlen ist die Strömung wie-
der in eine viskose Wandschicht und die restliche vollturbulente Außenschicht un-
terteilt.
Für die viskose Wandschicht gelten wieder universelle Wandgesetze, vgl. K. Ger-
sten; H.Herwig (1992, S. 711). Sie lauten mit Pr ∞ = Pr:

u
u× = = fN (yN
×
, Pr), lim u× = κ1 × (yN ) − CN
× 1/3 ×
(Pr) , (19.64)
uq y × →∞

T − Tw × −1/3
× = = gN (yN
×
, Pr), lim × = κ2 × (yN ) − CN
×
θ (Pr) ,
Tq y × →∞
(19.65)
τ
τ× = = sN (yN
×
, Pr), lim τ × = −κ3 × (yN
× 2/3
) , (19.66)
u2q y × →∞

q
q× = =1 (19.67)
qw
628 19 Turbulente Grenzschichten mit Kopplung

mit  
yuq q w βgν 1/4 qw
y =
×
, uq = , Tq = . (19.68)
ν cp cp uq
Dabei gilt nach K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 710) κ1 = 27, κ2 = 5,6 und κ3 =
× (Pr) und C × (Pr) sind universelle Funktionen
8,4. Die „Integrationskonstanten“ CN Nθ
der Prandtl-Zahl.
Von S.W. Churchill (1983) stammt die Formel
   
Pr 1/2 Cch 9/16 −16/9
CN θ (Pr) =
×
, (Pr) = 1 + . (19.69)
0,24[ (Pr)]1/4 Pr
Die Konstante Cch liegt nach Churchill zwischen 0,43 und 0,49. Hier wird Cch =
0,46 verwendet. Es sei angemerkt, daß (Pr → ∞) = 1 und (Pr → 0) = 2,2 Pr
gilt.
Die Überlappungsgesetze lassen sich wie bisher aus den allgemeinen Anpassungs-
gesetzen herleiten, die hierfür lauten:

y du 1 −τt / y d T 1
lim √ = , lim = , (19.70)
y→0 −τt / dy κN y→0 −qt /(cp ) dy κN θ
wobei die Konstanten κN und κN θ den Konstanten κ und κθ bei erzwungener Konvek-
tion entsprechen. Zahlenwerte sind nach W.K. George; S.P. Capp (1979) κN = 0,32
und κN θ = 0,18. Daß bei natürlicher Konvektion nicht mehr der Logarithmus, son-
dern Potenzgesetze für die Überlappungsschicht gelten, ist in der variablen Schub-
spannung τt (y) begründet. Die Überlappungsgesetze für die Temperatur und die
Schubspannung sind durch Berechnungen mittels direkter numerischer Simulation
(DNS) von T.A.M. Versteegh; F.T.M. Nieuwstadt (1999) bestätigt worden, vgl. auch
R.A.W.M. Henkes; C.J. Hoogendoorn (1990).
Die Anpassung der Temperatur in der Überlappungsschicht führt auf die Bezie-
hung:
Tw − T ∞
= CN
×
θ (Pr) . (19.71)
Tq

Danach ist die Wandtemperatur auch konstant. Es handelt sich also um eine rein
lokale Beziehung zwischen der Wandwärmestromdichte q w und der Temperaturdif-
ferenz. Insofern ist die Lösung für die beiden Randbedingungen q w = const und
Tw = const gleich. Eine Länge tritt in Gl. (19.71) nicht auf.
Aus Gl. (19.71) folgen zwei unterschiedliche Formeln für die Nußelt-Zahl je
nachdem, ob q w oder Tw − T∞ vorgegeben wird:
Nux = 0,24( qx = 0,24(
Pr)1/4 Gr 1/4 Raqx )1/4 , (19.72)

Nux = 0,15( x = 0,15(


Pr)1/3 Gr 1/3 Rax )1/3 , (19.73)
mit
gβ(Tw − T∞ )x 3
Rax = Gr x Pr = (19.74)
νa
19.3 Natürliche Konvektion 629

Bild 19.3. Wärmeübergangsge-


setz für die natürliche Konvektion
an der vertikalen ebenen Platte
für Luft (Pr = 0,72), nach
R.A.W.M. Henkes (1990)
Laminar nach Gl. (10.150)
Nu = 0,39 Ra1/4 (Tw = const)
turbulent nach Gl. (19.73)
Nu = 0,11 Ra1/3

und
gβ(Tw − T∞ )x 3
Gr x = . (19.75)
ν2
In Bild 19.3 ist das Wärmeübergangsgesetz für die natürliche Konvektion an der
vertikalen ebenen Platte für Luft (Pr = 0,72) nach R.A.W.M. Henkes (1990) dar-
gestellt. Man erkennt die sehr gute Übereinstimmung zwischen Theorie und Expe-
riment.
Wenn die x-Achse von der Vertikalen abweicht (α  = 90◦ ), können die angege-
benen Formeln weiterhin benutzt werden, wenn g durch g sin α (aber α  = 0) ersetzt
wird.
Für die detaillierte Besprechung des vollturbulenten Außenbereiches der Grenz-
schicht ist ein Turbulenz-Modell erforderlich. Da in der Außenschicht das Ge-
schwindigkeitsmaximum bei endlicher Schubspannung vorliegt, können Turbulenz-
Modelle, bei denen die Wirbelviskosität oder die Mischungsweglänge verwendet
werden, keine Verwendung finden.
Formeln für weitere Kenngrößen der Strömung, wie z.B. Wandschubspannung,
Dicke der Grenzschichten, Einsauggeschwindigkeiten (entrainment) usw., findet
man bei K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 718).
Auf die Übersichtsartikel von D.D. Papailiou (1991) und K. Hanjalić (2002) sei
hingewiesen.
Über die gemischte Konvektion findet manAngaben u.a. bei K. Gersten; H. Herwig
(1992, S. 719).
20
Axialsymmetrische und dreidimensionale
turbulente Grenzschichten

Im Kap. 12 sind axialsymmetrische und dreidimensionale laminare Grenzschichten


behandelt worden. Die dort angegebenen Grenzschichtgleichungen gelten auch für
turbulente Grenzschichten, wenn die Reibungsglieder um die entsprechenden Glieder
der turbulenten Scheinreibung erweitert werden. Damit tritt gegenüber Kap. 12 das
zusätzliche Problem der Turbulenzmodellierung auf.
Wie in Kap. 12 wird auch dieses Kapital in axialsymmetrische und dreidimensio-
nale Grenzschichten eingeteilt.

20.1
Axialsymmetrische Grenzschichten

20.1.1
Grenzschichtgleichungen

Es wird die Strömung an einem Rotationskörper betrachtet, der in Richtung der


Achse angeströmt wird und der zusätzlich noch um die eigene Achse mit der kon-
stanten Winkelgeschwindigkeit ω rotieren kann. Zur Beschreibung der Grenzschicht
wird das in Bild 12.1 dargestellte Koordinatensystem verwendet. In Erweiterung der
Gl. (12.17) bis (12.20) lauten die Grenzschichtgleichungen:

∂(rw  
u) ∂(rw  
v)
+ =0 (20.1)
∂x ∂y

 
∂
u ∂
u w 2 drw dpe
 u +
v − = −g sin α −
∂x ∂y rw dx dx
  (20.2)
∂ ∂
u
+ µ −  u
 v 
∂y ∂y

   

∂w  
∂w  drw
uw ∂ 
∂w  
 u +
v + = µ −v w (20.3)
∂x ∂y rw dx ∂y ∂y
632 20 Axialsymmetrische und dreidimensionale turbulente Grenzschichten

   
∂T ∂T ∂ ∂T  
dpe
cp  u + v = λ − cp  v T + βT  u
∂x ∂y ∂y ∂y dx
    (20.4)
∂u ∂
u ∂ 
w ∂ 
w
+ µ −  u v  + µ −  v
 w  .
∂y ∂y ∂y ∂y

Dabei gelten Annahmen, die denen für Gl. (19.8), (19.9) und (19.24) analog sind.
Häufig werden in der Literatur für 
u,  v  ,v
w ,u  w  auch die konventionellen Mitte-
   
lungen u,w,u v ,v w verwendet. Es gilt jedoch weiterhin Gl. (19.17a).
Die Randbedingungen lauten bei einem Niedrig-Reynolds-Zahl-Turbulenz-
modell:

y =0: 
u = 0,   = ww = ωrw ,
v = 0, w T = Tw ,
(20.5)
y =δ: 
u = ue , w
 = 0, T = Te .

Vorgaben sind die Körpergeometrie rw (x), die Winkelgeschwindigkeit ω, die Stoff-


werte sowie die Funktionen ue (x), Tw (x) und Te (x).
Die in Kap. 12.1.4 angegebenen Impulssätze (12.21) und (12.22) gelten unverän-
dert auch für die turbulente Grenzschicht. Bezüglich dieser Sätze für kompressible
Strömungen sei auf J. Cousteix (1987a, b) verwiesen.

20.1.2
Grenzschichten ohne Körperrotation

Wenn der Körper nicht rotiert (ω = 0, w  = 0), sind die Grenzschichtgleichun-


gen (20.2) und (20.4) mit denen der ebenen Grenzschicht identisch, lediglich die
Kontinuitätsgleichung (20.1) unterscheidet sich. Daher sind in diesem Fall auch die
Turbulenzmodelle mit denen für ebene Grenzschichten identisch.
Damit besitzt die Grenzschicht an axial angeströmten Rotationskörpern auch eine
Zweischichtenstruktur mit dem logarithmischen Geschwindigkeitsgesetz im Über-
lappungsbereich.
 = 0 keine Effekte der Transversalkrüm-
Die Gl. (20.1) bis (20.4) enthalten für w
mung. Dieses erkennt man sofort am einfachen Beispiel der Grenzschicht längs eines
Kreiszylinders. Wegen rw = const ist diese identisch mit derjenigen der längsange-
strömten ebenen Platte.
Um die Einflüsse der Transversalkrümmung zu erfassen, werden deshalb die
Grenzschichtgleichungen entsprechend erweitert. Für den laminaren Fall sind die
erweiterten Grenzschichtgleichungen in Kap. 14.2, Gl. (14.23) bis (14.27), angege-
ben worden. Sie gelten auch für turbulente Grenzschichten, wenn sie um die ent-
sprechenden Terme für die Reynolds-Spannungen ergänzt werden. Wird die longi-
tudinale Krümmung des Rotationskörpers vernachlässigt (K = 0), erhält man die
Grenzschichtgleichungen:
20.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 633

∂ ∂
u) +
(r (rv) = 0, (20.6)
∂x ∂y
    
∂
u ∂
u dpe 1 ∂ ∂
u   
  u + v =− + r µ −u v , (20.7)
∂x ∂y dx r ∂y ∂y
    
∂T ∂T 1 ∂ ∂T
cp u + v = r λ − cp  T  v  (20.8)
∂x ∂y r ∂y ∂y
mit
r = rw + y cos θ . (20.9)
Es sind also gegenüber den einfachen Grenzschichtgleichungen lediglich die Terme
für den Impuls- bzw. Wärmetransport zu ändern. Für den längsangeströmten Kreiszy-
linder (rw = const, θ = 0◦ ) sind dieses die Bewegungsgleichungen in Zylinderko-
ordinaten, wobei die Terme für den Impuls- und Wärmetransport in axialer Richtung
und die Dissipation in der Energiegleichung vernachlässigt sind.
Für δ/rw = O(1), d.h. nach F.M. White (1974, S. 555) etwa für ue (x)rw (x)/ν <
1000, müssen die Effekte der Transversalkrümmung berücksichtigt werden.
In der Überlappungsschicht von viskoser Wandschicht und vollturbulenter Außen-
schicht gilt nach wie vor das logarithmische Geschwindigkeitsgesetz

u+ = A(R + ) ln y + + B(R + ) , (20.10)

wobei A und B noch von R + = rw uτ /ν abhängen. Für R + > 250 ergeben sich die
bekannten Werte A = 1/κ, B = C + = 5,0, vgl. N. Afzal; R. Narasimha (1985).
Bezüglich der Turbulenzmodellierung sei auch auf T.T. Huang; M.-S. Chang
(1986) verwiesen.

Beispiele
Kegel bei Überschallanströmung. Bei anliegendem Stoßkegel herrscht konstanter Druck
am Außenrand der Grenzschicht. Eine Ähnlichkeit zur Grenzschicht an der Platte liegt daher
nahe. Von E. Van Driest (1952) wurde gezeigt, daß die beiden Grenzschichten mittels der
in Kap. 12.1.2 beschriebenen Mangler-Transformation näherungsweise zusammenhängen.
Danach stimmen für (Rex )Kegel = 2(Rex )Platte die Reibungsbeiwerte cf überein.
Taillierter Rotationskörper. Von K.G. Winter et al. (1965) wurde ein taillierter Rotationskör-
per untersucht, der also sowohl konvexe als auch konkave Krümmung besitzt. Wie T. Cebeci;
A.M.O. Smith (1974; S. 370) zeigen, hat die Transversalkrümmung einen erheblichen Einfluß
auf den Verlauf der Impulsverlustdicke.
Längsangeströmter Kreiszylinder. Diese Strömung verdeutlicht den Einfluß der Trans-
versalkrümmung. Ohne ihre Berücksichtigung bestünde kein Unterschied zur Grenzschicht
an der ebenen Platte. Es liegen zahlreiche experimentelle und theoretische Arbeiten zu dieser
Strömung vor, man vergleiche dazu F.M. White (1974, S. 555) und N. Afzal; R. Narasimha
(1976). Von F.M. White wurde auch der Reibungsbeiwert cf (Rex ,U∞ R/ν) berechnet. Durch
die Transversalkrümmung wird cf deutlich erhöht.
Rotationskörper mit Nachlauf. Von T.T. Huang; M.-S. Chang (1986) wurde die Strömung
um einen Rotationskörper nach Bild 20.1 berechnet. Dabei wurde die Transversalkrümmung
berücksichtigt, die longitudinale Krümmung jedoch vernachlässigt. Außerdem wurde die
634 20 Axialsymmetrische und dreidimensionale turbulente Grenzschichten

Bild 20.1. Verlauf der Stromlinien, des Druckbeiwertes und des Reibungsbeiwertes im Heck-
bereich eines axial angeströmten Rotationskörpers, nach T.T. Huang; M.-S. Chang (1986)
2 ∇ Experiment
Grenzschichttheorie mit Berücksichtigung der Transversalkrümmung und der
Wechselwirkung mit der reibungslosen Außenströmung

Wechselwirkung mit der reibungslosen Außenströmung infolge Verdrängung miterfaßt. Dazu


mußte auch der axialsymmetrische Nachlauf und dessen Rückwirkung (Einsaugeffekt) auf
die Außenströmung bestimmt werden. Trotz der recht dicken Grenzschicht am Körperheck
(der Druckgradient senkrecht zur Wand innerhalb der Grenzschicht wird vernachlässigt) ist
die Übereinstimmung von Rechnung und Experiment sehr gut.
Düsen und Diffusoren. Wie im Kap. 12 bereits erwähnt wurde, gelten die Grenzschicht-
gleichungen (20.1) bis (20.4) auch auf der Innenseite von Rotationskörpern. Als Beispiele für
axialsymmetrische Innenströmungen sind Düsen und Diffusoren zu nennen. Zur Optimierung
von Windkanaldüsen sind Grenzschichtberechnungen erforderlich, um eine Strömungsablö-
sung in den Düsen zu vermeiden, vgl. dazu G.-G. Börger (1975) und M.N. Mikhail (1979).
Auch bei Diffusoren teilt sich die Strömung in die reibungslose Kernströmung und die Wand-
grenzschicht auf, wenn das Zuströmprofil nur eine dünne Grenzschicht besitzt, vgl. K. Ger-
sten; H. Herwig (1992, S. 680), A.P. Härtl (1989), H.-W. Stock (1985). Bei Diffusoren können
die Grenzschichtdicken die Größenordnung der Radien annehmen. Dann müssen die Wech-
selwirkung der Grenzschicht mit der Kernströmung und die Transversalkrümmung in den
Grenzschichtgleichungen berücksichtigt werden, siehe H. Schlichting; K. Gersten (1961).
Natürliche Konvektion. Ergebnisse zum Wärmeübergang an vertikalen Zylindern, vertikalen
Kegeln und an Kugeln wurden von S.W. Churchill (1983) zusammengestellt. Die Transver-
salkrümmung des außen beaufschlagten vertikalen Zylinders führt zu einer Erhöhung des
Wärmeüberganges.
20.1 Axialsymmetrische Grenzschichten 635

20.1.3
Grenzschichten mit Körperrotation

Rotiert der axial angeströmte Körper um seine Achse, entsteht trotz der Axialsym-
metrie eine dreidimensionale Grenzschicht, bei der also alle drei Geschwindigkeits-
komponenten im allgemeinen von null verschieden sind. Sie wird als durch Sche-
rung verursachte Grenzschicht bezeichnet (engl.: shear driven boundary layer) im
Gegensatz zu der in Abschnitt 20.2 beschriebenen durch das Druckfeld verursachten
Grenzschicht (engl.: pressure driven b.l.).
Für die Geschwindigkeitsverteilung in Umfangsrichtung kann nach E. Trucken-
brodt (1954b)
w(x,y) 
u(x,y)
=1− (20.11)
ww (x) ue
angesetzt werden. Bei Berücksichtigung der Transversalkrümmung muß nach Y.
Furuya et al. (1978) diese Beziehung zu
rw (x) w(x,y) u(x,y)
=1− (20.12)
r(x,y) ww (x) ue (x)
erweitert werden. Messungen von O. Parr (1963) und I. Nakamura; S. Yamashita
(1982) bestätigen Gl. (20.11) bzw. (20.12) sehr gut. Aus der letztgenannten Arbeit
geht hervor, daß auch für die Geschwindigkeitsverteilung in Umfangsrichtung das
logarithmische Gesetz gilt, vgl. auch Y. Furuya et al. (1978).
Integralverfahren zur Berechnung der turbulenten Grenzschicht an rotierenden
Körpern wurden u.a. von E. Truckenbrodt (1954b), O. Parr (1963) und I. Nakamura
et al. (1980) entwickelt.
Bei den Feldverfahren wird sehr häufig eine isotrope Wirbelviskosität verwendet,
die also für beide Geschwindigkeitsverteilungen gleich ist. Dafür gilt:
τtx ∂
u τtz 
∂w
= − u
 v  = ν
t , = − v
 w  = ν
t . (20.13)
 ∂y  ∂y
Bei algebraischen Turbulenzmodellen hängt die Wirbelviskosität νt mit dem resul-
tierenden Geschwindigkeitsprofil zusammen. Wird die Mischungsweglänge  ver-
wendet, folgt 
 2  
∂
u ∂w 2
νt = D 2 2 + . (20.14)
∂y ∂y
Dabei ist D(y + ) eine Dämpfungsfunktion, vgl. Kap. 18.1.7. In der Überlappungs-
schicht gilt
lim D = 1, lim  = κy , (20.15)
y + →∞ y→0

vgl. Gl. (18.10). Die in Kap. 18.1.2 angegebenen Verläufe von (y) und νt (y) gelten
entsprechend. Die Verdrängungsdicke für das Cebeci-Smith-Modell lautet dabei:
 δ √ 
u2 + w
2
δ1 = 1− dy . (20.16)
0 ue
636 20 Axialsymmetrische und dreidimensionale turbulente Grenzschichten

Die Wandschubspannung besitzt die beiden Komponenten


   
∂
u 
∂w
τ wx = µ , τ wz = µ . (20.17)
∂y w ∂y w

Beispiele
Rotierende Körper. Verschiedene Körper wurden von O. Parr (1963),Y. Furuya et al. (1978),
I. Nakamura et al. (1980) und I. Nakamura et al. (1981) untersucht.
Ein Sonderfall ist die axial angeströmte rotierende Scheibe. Dieser Fall ist von E. Trucken-
brodt (1954a) behandelt worden. Ergebnisse über den Drehmomentenbeiwert sind in Bild 12.3
dargestellt. Dieser ist von der Reynolds-Zahl Re = ωR 2 /ν und dem Drehparameter V /ωR
abhängig. Man ersieht aus Bild 12.3, daß bei konstanter Drehzahl das Drehmoment mit wach-
sender Anströmgeschwindigkeit V beträchtlich zunimmt. In diesem Bild ist auch der Son-
derfall V = 0 (rotierende Scheibe ohne Anströmung) eingezeichnet. Dafür wurde von S.
Goldstein (1935) der Drehmomentenbeiwert berechnet. Das Ergebnis lautet
 
1 1 √
√ = √ ln Re cM + 0,03 , (20.18)
cM κ 8

das auch in Bild 12.3 eingetragen ist. Die Einflüsse von Rauheit und Polymer-Zusätzen auf
das Drehmoment wurden von P.S. Granville (1973) untersucht.

Rotierender Zylinder. Es liegen zahlreiche Strömungsuntersuchungen vor, bei denen der


axial angeströmte Rotationskörper nach Bild 20.2 im vorderen Teil feststeht, im weiter strom-
abwärts gelegenen zylindrischen Teil jedoch rotiert, vgl. L.R. Bissonette; G.L. Mellor (1974),
R.P. Lohmann (1976), L. Fulachier et al. (1982). Am Übergang von fester auf rotierende Wand
beginnt in einer sich bereits entwickelnden Grenzschichtströmung die Ausbildung einer neuen
Grenzschicht mit drei Geschwindigkeitskomponenten. Die Erstreckung des Geschwindigkeit-
sprofils in Umfangsrichtung ist daher zunächst sehr viel kleiner als in Meridianausrichtung.
Daher gelten Gl. (20.12) und (20.13) und andere Aussagen, bei denen gleiche Erstreckungen
für beide Geschwindigkeitsverteilungen vorausgesetzt werden, nicht mehr. Die Problematik
der Turbulenzmodellierung dieser Strömung wird von L. Fulachier et al. (1982) ausführlich
diskutiert. In M.S. Ölçmen; R.L. Simpson (1993) wird getestet, wie gut algebraische Modelle
diese Strömung beschreiben können.

Diffusor mit Drall. Diese Strömung kommt in der Praxis häufig vor (Strömungsmaschinen,
Brennkammern). Hierbei wird die Geschwindigkeit in der Grenzschicht in Umfangsrichtung
nicht von der rotierenden Wand, sondern vom Drall in der reibungslosen Kernströmung ver-
ursacht. Es sei auf die diesbezüglichen Arbeiten von F. Liepe (1960, 1962) hingewiesen.

Bild 20.2. Rotationskörper


mit rotierendem zylindri-
schen Heckteil
20.2 Dreidimensionale Grenzschichten 637

20.2
Dreidimensionale Grenzschichten
20.2.1
Grenzschichtgleichungen
In Kap. 12.2 sind die laminaren dreidimensionalen Grenzschichten ausführlich be-
sprochen worden. Viele der dort gewonnenen Ergebnisse lassen sich in einfacher
Weise auf turbulente Grenzschichten übertragen.
Für ein krummliniges nicht-orthogonales Koordinatensystem nach Bild 20.3 lau-
ten die Grenzschichtgleichungen:

∂ ∂ ∂
( 
uhz sin λ) + ( 
v hx hz sin λ) + ( w
hx sin λ) = 0 (20.19)
∂x ∂y ∂z

 

u ∂
u ∂
u  ∂
w u cos λ 2 K2 2
 + v + + K12  − K1
uw 
u + w
hx ∂x ∂y hz ∂z sin λ sin λ
  (20.20)
1 ∂pe cos λ ∂pe ∂ ∂u  
=− + + µ −u v
hx sin2 λ ∂x hz sin2 λ ∂z ∂y ∂y

 

u ∂w 
∂w  ∂w
w  K1 2 cos λ 2
 + v + + K21 +
uw 
u − K2 
w
hx ∂x ∂y hz ∂z sin λ sin λ
  (20.21)
cos λ ∂pe 1 ∂pe ∂ ∂w   w 
= − + µ −  v
hx sin2 λ ∂x hz sin2 λ ∂z ∂y ∂y

   

u ∂T ∂T  ∂T
w ∂ ∂T
cp  + v + = λ − cp  v  T 
hx ∂x ∂y hz ∂z ∂y ∂y
 

u ∂pe  ∂pe
w
+βT +
hx ∂x hz ∂z
   (20.22)
∂u ∂
u ∂w 
+ µ −  u v  + cos λ
∂y ∂y ∂y
  
∂w  ∂
∂w u
+ µ −  v w  + cos λ .
∂y ∂y ∂y

Bild 20.3.
Nicht-orthogonales krummliniges
Koordinatensystem
638 20 Axialsymmetrische und dreidimensionale turbulente Grenzschichten

Für die thermische Energiegleichung wurde cp = const vorausgesetzt. Sonst gelten


die analogen Bedingungen wie für Gl. (19.8), (19.9) und (19.24). Häufig werden
in der Literatur für Mach-Zahlen Ma∞ < 5 die Größen  u,w ,u
 v  , v
 w  durch
   
u,w,u v ,v w ersetzt, für  v gilt dagegen Gl. (19.17a).
Die Lamèschen Metrik-Koeffizienten hx (x,z), hz (x,z) und der Winkel λ(x,z)
zwischen den Koordinatenlinien auf der Oberfläche sind durch die Wahl des Koor-
dinatensystems gegeben, vgl. J. Cousteix (1987b).
Folgende Abkürzungen wurden benutzt:
 '
∂ ∂hx
K1 = (hz cos λ) − (hx hz sin λ)
∂x ∂z
 ' (20.23)
∂ ∂hz
K2 = (hx cos λ) − (hx hz sin λ) ,
∂z ∂x
    '
1 ∂λ 1 ∂λ
K12 = − K1 + + cos λ K2 + sin λ
hx ∂x hz ∂z
    ' (20.24)
1 ∂λ 1 ∂λ
K21 = − K2 + + cos λ K1 + sin λ .
hz ∂z hx ∂x
Für λ = 90◦ handelt es sich um ein orthogonales Koordinatensystem. Bei Wegfall
der turbulenten Korrelationen reduziert es sich dann auf Gl. (12.55) bis (12.58). Die
dort angegebenen Randbedingungen gelten weiterhin, ebenso Gl. (12.59).
Bei hohen Reynolds-Zahlen kann wieder die Methode der Wandfunktionen einge-
setzt werden. Dazu muß die Geschwindigkeitsverteilung im Detail betrachtet werden.
In Bild 20.4 ist das Geschwindigkeitsprofil in einem strömungsangepaßten orthogo-
nalen Koordinatensystem dargestellt, bei dem die x-Koordinatenlinien die Wand-
stromlinien der reibungslosen Außenströmung sind. Daraus folgt dann we (x,z) = 0.
Hierbei werden (x,z) Stromlinien-Koordinaten genannt. In diesem Fall wird die zur
-Komponente gehörende Strömung als Sekundärströmung bezeichnet. Sie folgt
w
dem von der Außenströmung aufgeprägten Druckgefälle ∂pe /∂z. (Im Bild 20.4 gilt
∂pe /∂z < 0). Hat die Außenstromlinie einen Wendepunkt, kann die w -Komponente
innerhalb der Grenzschicht das Vorzeichen wechseln, vgl. E.H. Hirschel (1987). In
dem verwundenen Geschwindigkeitsprofil sind folgende Winkel zu unterscheiden:

β(y) = arctan w

u Winkel zwischen dem Geschwindigkeitsvektor (u,
w)
und der x-Richtung
/∂y
∂w
βg (y) = arctan ∂
u/∂y Winkel zwischen dem Geschwindigkeitsgradientenvek-
tor (∂ /∂y) und der x-Richtung
u/∂y,∂ w

 
βτ (y) = arctan v w
Winkel zwischen dem turbulenten Schubspannungsvek-
u v 
tor (u
 v  ,v
 w  ) und der x-Richtung

Die Richtung der resultierenden Wandschubspannung stimmt mit der Richtung der
Wandstromlinie überein. Diese bildet mit der x-Richtung den Winkel
τ wz
βw = βgw = arctan (20.25)
τ wx
20.2 Dreidimensionale Grenzschichten 639

Bild 20.4. Verwundenes Geschwindigkeit-


sprofil einer dreidimensionalen Grenz-
schicht (Stromlinien-Koordinatensystem)
A: Außenstromlinie
B: Verteilung w (y)
C: Verteilung  u(y)
D: Verteilung der resultierenden Ge-
schwindigkeit
E: Richtung der Wandstromlinie

mit    
∂
u 
∂w
τ wx = µ , τ wz = µ . (20.26)
∂y w ∂y w
Um diesen Winkel βw ist das Geschwindigkeitsprofil verwunden.
Auch bei dreidimensionalen turbulenten Grenzschichten besteht eine Unterteilung
in die viskose Wandschicht und die vollturbulente Außenschicht, wie aus Messun-
gen von H.G. Hornung; P.N. Joubert (1963) und auch auch aus den asymptotischen
Analysen von V. Goldberg; E. Reshotko (1984) und A.T. Degani et al. (1992, 1993)
hervorgeht. Bei hohen Reynolds-Zahlen wird die viskose Wandschicht von der re-
sultierenden Wandschubspannung

τ w = τ 2wx + τ 2wz (20.27)

geprägt. Daher hat dort das Geschwindigkeitsprofil in erster Näherung die Rich-
tung der Wandstromlinie, d.h. es gilt β = βw = const. und für die resultierende
Schubspannung τ = τ w = const. Erst in der vollturbulenten Außenschicht erfolgt
die „Drehung“ des Geschwindigkeitsvektors von βw auf βe = 0 am Außenrand der
Grenzschicht. Aus dem in Bild 20.5 dargestellten Hodographen des verwundenen
Geschwindigkeitsprofils ist dieses erkennbar.
Bei anliegenden Grenzschichten (τw  = 0) bietet sich für die 
u-Komponente in der
vollturbulenten Außenschicht wieder eine Defektformulierung an, vgl. A.T. Degani
et al. (1993).
640 20 Axialsymmetrische und dreidimensionale turbulente Grenzschichten

Bild 20.5. Hodograph des verwundenen


Geschwindigkeitsprofils im Stromlinien-
Koordinatensystem

In der Überlappungsschicht, in der die viskose Wandschicht und die vollturbulente


Außenschicht übereinstimmen, gilt:
 
1
lim u = uτ cos βw ln y + + C + ,
y + →∞ κ
 
1
5 lim w  = uτ sin βw ln y + + C + (20.29)
y + →∞ κ

mit uτ = τ w / und y + = yuτ /ν bzw.
 
1 2
lim 
u = ue + uτ cos βw ln η −  , (20.30)
η→0 κ κ
 
1 2
lim w = ue tan βw + uτ sin βw ln η −  (20.31)
η→0 κ κ
mit η = y/δ.
Aus der Anpassung beider Geschwindigkeitskomponenten folgt damit
1 ue 1 uτ δ 2
= = ln + C+ + (20.32)
γ cos βw uτ cos βw κ ν κ
in Erweiterung von Gl. (18.73).
Beide Geschwindigkeitskomponenten weisen also in der Überlappungsschicht
eine logarithmische Verteilung auf. Die 
u-Komponente der Geschwindigkeit verhält
sich sehr ähnlich der Geschwindigkeit ebener Grenzschichten. Die w-Komponente
hat gleiche Größenordnung wie die Defektgeschwindigkeit, nämlich O(uτ /ue ). Dar-
aus folgt mit Gl. (20.31) tan βw = O(uτ /ue ). Der Verwindungswinkel βw nimmt
also mit steigender Reynolds-Zahl ab und verschwindet, wie zu erwarten ist, im
reibungslosen Grenzfall.
Bei hohen Reynolds-Zahlen können Gl. (20.30) und (20.31) als Wandfunktionen
und damit als Randbedingungen für die Grenzschichtgleichungen dienen.
Bei mäßig großen Reynolds-Zahlen kann durch Effekte höherer Ordnung der auf-
geprägte Druckgradient ∂pe /∂z in der viskosen Wandschicht wirken und dort bereits
zu einer Verwindung des Geschwindigkeitsprofils führen, wie A.T. Degani et al.
(1993) gezeigt haben. Zahlreiche Messungen in Wandnähe wurden von M.S. Ölç-
men; R.L. Simpson (1992) zusammengestellt und bewertet.
Wie bei laminaren dreidimensionalen Grenzschichten, vgl. Kap. 12.2.5, lassen
sich auch im Turbulenten Grenzschichten in Symmetrie-Ebenen unabhängig von der
20.2 Dreidimensionale Grenzschichten 641

restlichen Grenzschicht berechnen, siehe A.T. Degani et al. (1992), W.R. Pauley et
al. (1993).

Genügt ue einem Potenzgesetz ∼ x m , dann ergeben sich für die Defekt-Geschwindigkeit


ähnliche Lösungen in Erweiterung der Gleichgewichtsgrenzschichten bei ebenen Strömun-
gen, vgl. A.T. Degani et al. (1993). Im Sonderfall m = −1 erhält man ähnliche Lösungen
sogar für das gesamte Geschwindigkeitsprofil einschließlich der viskosen Wandschicht, vgl.
M.A. Takullu; J.C. Williams III (1985).

20.2.2
Berechnungsverfahren

Zusammenfassende Darstellungen über Berechnungsverfahren für dreidimensionale


turbulente Grenzschichten findet man in J.F. Nash, V.C. Patel (1972), H.H. Fernholz,
E. Krause (1982), J. Cousteix (1986), AGARD-R-741 (1987), D.A. Humphreys;
J.P.F. Lindhout (1988), B. van den Berg et al. (1988), AGARD-AR-255 (1990). Dabei
werden meistens die einzelnen Verfahren anhand von ausgewählten Experimenten
überprüft.
Über die Möglichkeiten, bei dreidimensionalen Grenzschichten den laminar-
turbulenten Übergang zu bestimmen, wird von D. Arnal (1987) zusammenfassend
berichtet.
Die Ablösung dreidimensionaler Grenzschichten ist wesentlich komplexer als
im ebenen Fall, vgl. AGARD-AR-255 (1990). Man unterscheidet offene und ge-
schlossene Ablösungen. Letztere führen zu geschlossenen Ablösungsgebieten
(„Ablösungsblasen“), wie sie etwa hinter dem Verdichtungsstoß an Pfeilflügeln auf-
treten können. In diesen Fällen sind die Grenzschichtrechnungen in der inversen
Formulierung, vgl. Kap. 18.5.2, und die Berücksichtigung der Wechselwirkung mit
der Außenströmung erforderlich, vgl. J.C. Wai et al. (1986). Bei den offenen Ab-
lösungen bilden die ablösenden Grenzschichten sich zu Wirbeln aufrollende freie
Scherschichten, wie etwa bei Rotationskörpern mit hohen Anstellwinkeln. In diesen
Fällen versagt das Grenzschicht-Konzept, da die „Außenströmung“ nicht mehr als
reibungslose Strömung berechenbar ist.
Bei den Berechnungsverfahren wird wieder in Integralverfahren und Feldverfah-
ren unterschieden.

Integralverfahren
Grundlage bilden die Integralsätze, die z.B. von P.D. Smith (1982) angegeben wur-
den. Für die 
u-Komponente werden meist die Profilfamilien der ebenen Grenzschich-
ten verwendet. Die w-Komponente läßt sich daraus mittels einer analytischen Dar-
stellung für den Hodographen nach Bild 20.5 bestimmen.
Von den zahlreichen Integralverfahren für dreidimensionale turbulente Grenz-
schichten seien hier genannt: D.F. Myring (1970), P.D. Smith (1974, 1982), J. Cou-
steix (1974), T. Okuno (1976), H.W. Stock (1978), J.C. Le Balleur; M. Lazareff
(1985).
642 20 Axialsymmetrische und dreidimensionale turbulente Grenzschichten

Feldverfahren
Eine Übersicht über Feldverfahren wird von D.A. Humphreys; J.P.F. Lindhout (1988)
gegeben. Hier seien einige Beispiele genannt.
1. Algebraische Turbulenzmodelle
T. Cebeci (1987), T.K. Fannelöp; D.A. Humphreys (1975), J.P.F. Lindhout et
al. (1979), L.J. Johnston (1988)
2. k-ε-Modell
A.K. Rastagi; W. Rodi (1978)
3. Reynolds-Spannungs-Modelle
J.C. Rotta (1979), M.M. Gibson et al. (1981)
Bei den Turbulenzmodellen wird für die Wirbelviskosität statt der Isotropie nach
Gl. (20.13) häufig eine anisotrope Wirbelviskosität verwendet, bei der also die νt -
Werte für die beiden Koordinatenrichtungen unterschiedlich sind. Von J.C. Rotta
(1980b) wurde ein Modell mit anisotroper Wirbelviskosität beschrieben, das u.a.
von M.S. Ölçmen; R.L. Simpson (1993) getestet wurde, vgl. auch S.F. Radwan; S.G.
Lekondis (1986).

20.2.3
Beispiele
Schiebender Flügel. Es handelt sich um einen vielfach untersuchten Testfall, vgl. B. van den
Berg et al. (1988). Bei Ablösung sind trotz Verwendung inverser Verfahren häufig Modifika-
tionen der Turbulenzmodelle nahe der Ablösungslinie erforderlich, um gute Übereinstimmung
mit Experimenten zu erzielen, vgl. L.J. Johnston (1988), J.C. Le Balleur (1984).
Pfeilflügel. Zahlreiche Beispielrechnungen liegen vor, u.a. von M. Lazareff; J.C. Le Balleur
(1983), T. Cebeci et al. (1986), J.C. Wai et al. (1986), AGARD-AR-255 (1990, S. 125).
Platte mit aufgeprägtem Druckfeld. Dreidimensionale Grenzschichten entstehen, wenn zy-
lindrische Körper (Kreiszylinder, Tragflügelprofil) senkrecht auf der Platte stehen, vgl. B. van
den Berg et al. (1988), oder Führungsflächen aufgesetzt sind, vgl. W.R. Schwarz; P. Bradshaw
(1993). Häufig dienen derartige Konfigurationen zur Überprüfung der Turbulenzmodelle.
Schlanke Körper. Wegen der praktischen Bedeutung sind häufig Rotationskörper mit mäßi-
gen Anstellwinkeln untersucht worden. Dabei dienten oft schlanke Rotationsellipsoide als
Beispiele, vgl. V.C. Patel; D.H. Choi (1980), D. Barberis (1986), S.F. Radwan; S.G. Lekoudis
(1986), AGARD-AR-255 (1990, S. 39, 77, 130), R. Stäger (1993).
Wenn der angestellte Rotationskörper zusätzlich um seine Achse rotiert, entsteht eine Sei-
tenkraft. Dieses wird als Magnus-Effekt bezeichnet. Es handelt sich hierbei um einen reinen
Grenzschicht-Effekt auf Grund des unsymmetrischen Verlaufes der Verdrängungsdicke, vgl.
W.B. Sturek et al. (1978).
Auch die Untersuchungen an dreidimensionalen Rümpfen von Flugzeugen, vgl. E.H. Hir-
schel (1982), und von Schiffen, vgl. J. Piquet; M. Visonneau (1986) und I. Tanaka (1988), sind
hier zu erwähnen.
Kraftfahrzeuge. Auch in der Kraftfahrzeug-Aerodynamik kann die Grenzschichttheorie mit
Erfolg eingesetzt werden, vgl. K. Gersten; H.-D. Papenfuß (1992). Für die Berechnung der
Außenströmung muß die Verdrängungswirkung des Nachlaufes berücksichtigt werden. Dafür
ist jedoch keine hohe Genauigkeit erforderlich, da die Wirkung des Nachlaufes auf die Druck-
verteilung am Kraftfahrzeug mit der Entfernung rasch abklingt. Wie P.G. Dilgen (1995) gezeigt
20.2 Dreidimensionale Grenzschichten 643

hat, lassen sich mit guter Genauigkeit die Beiwerte für Widerstand und Auftrieb berechnen.
Das Verfahren eignet sich sehr gut zur Optimierung von aerodynamisch günstigen Formen,
bei denen die dreidimensionale Grenzschicht nirgends ablösen sollte, außer an den scharfen
Abreißkanten am Heck.
Rotierende Systeme. Bei Propellern, Hubschrauberrotoren und Strömungsmaschinen spie-
len Grenzschichten in rotierenden Systemen eine wichtige Rolle, vgl. Y. Senoo (1982). Die
Rotation ist dabei auch für die Turbulenz-Modellierung von Bedeutung, vgl. J.M. Galmes; B.
Lakshminarayana (1984) und B. Lakshminarayana (1986).
21
Instationäre turbulente Grenzschichten

21.1
Mittelung und Grenzschichtgleichungen

Turbulente Strömungen sind definitionsgemäß instationär. Es bedarf daher einer


Klärung, was unter „instationären turbulenten Strömungen“ verstanden werden soll.
Bisher waren die turbulenten Strömungen aufgeteilt worden in die durch zeitliche
Mittelung gewonnene (und damit von der Zeit unabhängige) mittlere Bewegung und
die zeitlich veränderliche Schwankungsbewegung. Jetzt ist die „mittlere“ Bewegung
auch von der Zeit abhängig. Sie setzt sich im allgemeinen aus dem zeitunabhängigen
und einem zeitabhängigen geordneten Anteil zusammen.
Für den Momentanwert der Geschwindigkeitskomponente in x-Richtung läßt sich
daher schreiben:
u( x ,t) =  x) + 
u( x ,t) + u (
u( x ,t). (21.1)
Dabei bilden  u die „mittlere“ Bewegung und u nach wie vor die ungeordnete
u +
turbulente Schwankung.1
Turbulente Strömungen mit zeitabhängiger „mittlerer“ Bewegung treten in der
Praxis sehr häufig auf. Alle Anfahr- oder Abschaltvorgänge gehören dazu oder die
Übergänge von einer stationären Strömung in eine andere. Diese werden transiente
Strömungen genannt. Dazu kommen alle periodischen Strömungen. Beispiele dafür
sind die Strömungen an Hubschrauber-Rotorblättern und in Schaufelgittern von Tur-
bomaschinen sowie an schwingenden Tragflügelprofilen.
Aber selbst bei stationärer Anströmung kann es zu instationären Vorgängen im
Strömungsfeld kommen. Dieses geschieht häufig bei sog. druckinduzierter Grenz-
schichtablösung. Beispiele dafür sind die periodischen Nachläufe hinter stump-
fen Körpern (z.B. Kreiszylinder) oder an Tragflügeln bei hohen Anstellwinkeln
(„dynamisches Abreißen“, engl.: dynamic stall) und die Stoßoszillationen an Tragflü-
geln im schallnahen Bereich infolge stoßinduzierter Ablösung, vgl. J.-C. Le Balleur;
P. Girodroux-Lavigne (1986).
Die Größen der „mittleren“ Bewegung werden durch eine Ensemble-Mittelung
(engl.: ensemble averaging) bestimmt. Dazu werden N gleiche Versuche mit die-
ser Strömung durchgeführt und dabei jeweils die Geschwindigkeit ui ( x ,t), i =
0,1,2, . . . ,N, gemessen. Der Ensemble-Mittelwert ist dann:

1 Die hier mit der Tildeversehenen Größen dürfen nicht mit den massengemittelten Größen
in den beiden vorangegangenen Kapiteln verwechselt werden.
646 21 Instationäre turbulente Grenzschichten

1 
N
u(
x ,t) =  x) + 
u( x ,t) =
u( ui (
x ,t) . (21.2)
N
i=0

Bei periodischen Strömungen werden die ui ( x ,t) bei gleicher Phase innerhalb der
Periode gemessen und gemittelt, man spricht deshalb vom Phasen-Mittelwert (engl.:
phase average). Dafür gilt:

1 
N
u(
x ,t) = x ,t + iτ ) ,
u( (21.3)
N
i=0

wenn τ die Periodendauer ist.


Der turbulente Schwankungsanteil ergibt sich dann aus Gl. (21.1) und (21.2) zu

u (
x ,t) = u(
x ,t) − u(
x ,t) . (21.4)

Für den üblichen zeitlichen Mittelwert gilt weiterhin, vgl. Gl. (16.2):

0 +t1
t
1
 x ) = lim
u( u(
x ,t) dt . (21.5)
t1 →∞ t1
t0

Es gelten unter anderem folgende Beziehungen:

u  = 0 , 
u = 0 , u = 0 , u = 
u = 
u , (21.6)


uv = 
uv , 
uv =  uv  = 
u v ,  uv   = 0 . (21.7)

Für die drei Bewegungen, in die sich die instationäre Grenzschichtströmung ent-
sprechend Gl. (21.1) aufteilen läßt, können Bilanzgleichungen angegeben werden,
die jedoch miteinander gekoppelt sind, vgl. D.P. Telionis (1981, S. 226).
Bei inkompressibler zweidimensionaler Strömung lauten die Grenzschichtglei-
chungen für die zeitlich gemittelte Bewegung

u ∂
∂ v
+ = 0, (21.8)
∂x ∂y
 
∂
u ∂
u d
ue ∂ ∂
u

u +
v =
ue + ν − u v  − 
u
v , (21.9)
∂x ∂y dx ∂y ∂y

y=0: 
u = 0, 
v = 0,
(21.10)
y =
δ: 
u=
ue (x) .
Man erkennt an Gl. (21.9), daß jetzt auf der rechten Seite zwei zusätzliche (schein-
bare) Schubspannungen auftreten. Dabei stammt die erste wie bei stationären Strö-
mungen von den ungeordneten turbulenten Schwankungsgeschwindigkeiten. Der
21.1 Mittelung und Grenzschichtgleichungen 647

zweite ganz analog gebildete Term entspricht dem nichtlinearen Einfluß der zeitab-
hängigen geordneten Bewegung.

Unter der Annahme, daß die vorgegebene Außenströmung ue (x,t) sich nur sehr wenig
von ihrem zeitlichen Mittelwert  ue (x) unterscheidet, läßt sich mittels einer Störungsrechnung
zeigen, daß der Term uv klein ist gegenüber u v  und daher die gemittelte Strömung identisch
ist mit der stationären Strömung für  ue (x), vgl. D.P. Telionis (1981, 228). Dennoch können
lokal starke instationäre Reibungseffekte existieren, vgl. L.W. Carr (1981a).

Für die „mittlere“ Bewegung ergeben sich mit

U =
u +
u, V =
v +
v, P = p
+ p
 (21.11)

die Grenzschichtgleichungen

∂U ∂V
+ = 0, (21.12)
∂x ∂y
 
∂U ∂U ∂U ∂Ue ∂Ue ∂ ∂U τt
+U +V = + Ue + ν + (21.13)
∂t ∂x ∂y ∂t ∂x ∂y ∂y 

mit
τt = u v   (21.14)
und den Randbedingungen

y =0: U = 0, V = 0,
(21.15)
y = δ(x,t) : U = Ue (x,t) .

Sie stimmen bis auf den Zusatzterm nach Gl. (21.14) formal mit den Grenzschicht-
gleichungen für instationäre laminare Grenzschichten überein, vgl. Gl. (13.3) und
(13.4) mit  = const, j = 0, α = 0.
Zur Schließung des Gleichungssystems ist wieder ein Turbulenzmodell erforder-
lich, das jedoch jetzt im allgemeinen die Wechselwirkung von turbulenten Schwan-
kungen und zeitabhängiger „mittlerer“ Bewegung berücksichtigen muß.

Manchmal werden U , V und P als zeitliche Mittelwerte interpretiert, wobei die Zeitin-
tervalle t1 nach Gl. (21.5) groß genug gewählt werden, um alle turbulenten Schwankungen
zu erfassen, jedoch klein genug, um keinen Einfluß des transienten bzw. periodischen Anteils
zu erhalten. Dieses setzt jedoch voraus, daß der transiente Vorgang sehr langsam verläuft
bzw. daß die Frequenz der von außen aufgeprägten Oszillation klein ist und außerhalb des
Turbulenzspektrums liegt.

Häufig werden die Turbulenzmodelle der stationären Strömungen übernommen,


man spricht daher von quasi-stationären Turbulenzmodellen. Der einzige Unter-
schied zu den stationären Gleichungen sind dann die zusätzlichen Glieder für die
lokale Beschleunigung ∂Ue /∂t und ∂U/∂t. Ändert sich die vorgegebene Außenge-
schwindigkeit ue (x,t) nur langsam mit der Zeit (kleine Frequenz bei periodischer
648 21 Instationäre turbulente Grenzschichten

Bild 21.1. Frequenz-Amplituden-Dia-


gramm für instationäre turbulente Grenz-
schichten nach L.W. Carr. (1981a). Im
schraffierten Bereich sind die Grenzschich-
ten quasi-stationär. fB : Burst-Frequenz

Bewegung), dann kann die lokale Beschleunigung gegenüber der konvektiven Be-
schleunigung vernachlässigt werden. In diesem Fall liegt die quasi-stationäre Strö-
mung vor. Sie verhält sich zu jedem Zeitpunkt t0 wie die entsprechende stationäre
Strömung für die Außenströmung ue (x,t0 ).
Wie bereits erwähnt, erhält man auch dann die Situation der quasi-stationären
Strömung, wenn der instationäre Anteil der Außengeschwindigkeit sehr klein ist.
Dieses gilt bei periodischen Strömungen jedoch nur dann, wenn die Frequenz der
Außengeschwindigkeit deutlich unter der sogenannten Burst-Frequenz fB liegt. Bei
dieser Frequenz beginnen die Wirbelstrukturen in der Grenzschicht auf die von der
Außenströmung aufgeprägten Kräfte zu reagieren. Für die ebene Platte mit oszillie-
renderAußenströmung gilt fB = U/5δ, vgl. K.N. Rao et al. (1971). Im Bild 21.1 ist in
einem Frequenz-Amplituden-Diagramm die Grenze zwischen den quasi-stationären
Grenzschichten (schraffiert) und den echt instationären Grenzschichten dargestellt.
Wenn instationäre Effekte eine Rolle spielen, sind sie häufig auf die viskose Wand-
schicht beschränkt, während der Außenbereich der Grenzschicht weitgehend unbe-
einflußt
√ bleibt, vgl. L.W. Carr (1981a). Nach J. Cousteix; R. Houdeville (1985) sind
für 2ν/ω uτ /ν < 8 die instationären Effekte auf die viskose Wandschicht be-
schränkt.
Eine Übersicht über Turbulenz-Modelle für instationäre Grenzschichten wurde
von C.G. Speziale (1998) gegeben.

21.2
Berechnungsverfahren
Die meisten praktischen Anwendungen beziehen sich auf periodische Strömungen.
Bei den Berechnungsverfahren ist wieder zwischen Integralverfahren und Feld-
verfahren zu unterscheiden. Letztere sind in ihrem rechnerischen Aufwand von
dem benutzten Turbulenzmodell abhängig, wobei häufig, wie schon erwähnt, quasi-
stationäre Turbulenzmodelle verwendet werden.
21.3 Beispiele 649

Im folgenden seien einige Berechnungsverfahren zitiert:

a) Integralverfahren
J. Cousteix et al. (1981)
A. Desopper (1981)
A.A. Lyrio et al. (1981)
J.-C. Le Balleur (1984)
R. Houwink (1984)

b) Feldverfahren
Algebraische Turbulenzmodelle
T. Cebeci; H.B. Keller (1972)
Ein-Gleichungsmodelle
V.C. Patel; J. Nash (1975)

Zwei-Gleichungsmodelle
(N.Re-Z.V. = Niedrig-Reynolds-Zahl-Version)
P. Justesen; P.R. Spalart (1990), N.Re-Z.V.
R.R. Mankbadi; A. Mobark (1991), N.Re-Z.V.
S. Fan et al. (1993), N.Re-Z.V.

Reynolds-Spannungs-Modelle
K. Hanjalic; N. Stosic (1983)
H. Ha Minh et al. (1989), N. Re-Z.V.

Abweichungen zwischen theoretischen und experimentellen Ergebnissen sind


häufig auf eine unzulängliche Modellierung der viskosen Wandschicht zurückzu-
führen, vgl. S. Fan et al. (1993).
Bezüglich numerischer Verfahren sei auf Kap. 23.3 verwiesen.

21.3
Beispiele
Eine zusammenfassende Darstellung von experimentellen Daten instationärer turbulenter
Grenzschichten wurde von L.W. Carr (1981a, 1981b) gegeben. Sie beziehen sich hauptsäch-
lich auf die Strömungen an der ebenen Platte (oszillierend, mit schwingender Klappe oder
mit einer laufenden Welle beaufschlagt), an Tragflügelprofilen und an Gitterschaufeln von
Strömungsmaschinen.
Einige typische Resultate seien angeführt.

Ebene Platte
Von J. Cousteix; R. Houdeville (1981, 1983) wurden Messungen der instationären turbulenten
Grenzschicht mit folgender Geschwindigkeit der Außenströmung durchgeführt, vgl. auch
J. Cousteix et al. (1981):
650 21 Instationäre turbulente Grenzschichten

Bild 21.2. Verlauf der Verdrängungsdicke δ1 und des Reibungsbeiwertes cf , aufgeteilt in


Amplitude und Phasenverschiebung, für die Außengeschwindigkeit entsprechend Gl. (21.16),
nach S. Fan et al. (1993)

 
ue (x,t) = u0 1 + A(x) sin{ωt + ϕe (x)} (21.16)

mit

u0 = 16,8 m/s , f = 62 Hz , ω = 2πf = 390/s ,


A(x) = 0,118 − 0,114(x − 0,047) ,

ϕe (x) = 1,55(x − 0,047)2 + 0,116(x − 0,047) ,

wobei t in Sekunden und x in Metern gemessen werden. In Bild 21.2 ist der Verlauf der
Verdrängungsdicke δ1 und des Reibungsbeiwertes cf dargestellt, und zwar aufgeteilt in Am-
plitude und Phasenverschiebung. Zum Vergleich sind theoretische Ergebnisse nach S. Fan et
al. (1993) eingetragen. Es ergibt sich für die Verdrängungsdicke eine leicht gedämpfte räumli-
che Pseudoperiodizität, die nach J. Cousteix; R. Houdeville (1983) aus der Kombination von
Turbulenzkonvektion im Außenbereich der Grenzschicht und der von außen aufgezwungenen
Schwingung folgt. Auch der Verlauf des Reibungsbeiwertes, der wesentlich von den Vorgän-
gen in der viskosen Wandschicht abhängt, wird von der Theorie recht gut beschrieben. Wie
im Laminaren, vgl. Kap. 13.3.2, eilt der Reibungsbeiwert der Außengeschwindigkeit voraus,
wobei für große Werte ωx/u0 offenbar auch die Phasenverschiebung von 45◦ erreicht wird.

Schwingendes Profil
Bild 21.3 zeigt den Vergleich von Theorie und Experiment für das Profil NACA 64 A 010, das
um den l/4-Punkt Nickschwingungen ausführt. Aufgetragen sind die Verläufe der Amplitude
und der Phasenverschiebung für die Druckverteilung. Aus der Differenz der beiden theore-
tischen Kurven ist der Grenzschichteinfluß erkennbar. Durch seine Berücksichtigung ist der
Vergleich von Theorie und Messung deutlich verbessert.
21.3 Beispiele 651

Bild 21.3. Druckverteilung, aufgeteilt in Am-


plitude und Phasenverschiebung, bei Nick-
schwingungen des Profils NACA 64 A 010.
Drehpunkt = l/4-Punkt.
Ma∞ = 0,8; Re = 1,2 × 107 ; reduzierte
Frequenz k = ω/V = 0,4; ω = 2πf ; f =
34 Hz; α = 1◦ sin ωt;
• Messung nach S.S. Davis;
G.N. Malcom (1980)
Theoretische Kurven nach J.-C. Le Balleur
(1984)
- - - - - - ohne Grenzschicht
mit Grenzschicht

Instationäre Ablösung
Bei Nickschwingungen von Tragflügelprofilen im schallnahen Bereich kann es zu stoßindu-
zierten Ablösungen kommen, wobei das Ablösungsgebiet häufig räumlich begrenzt ist. Dieses
kann sehr gut durch Grenzschichtberechnungen (in Interferenz mit der Außenströmung) be-
schrieben werden, wie z.B. J.C. Le Balleur; P. Girodroux-Lavigne (1986) gezeigt haben. In
dieser Arbeit wird auch die selbst-induzierte oszillierende Strömung an einem stationär ange-
strömten Transsonik-Profil berechnet. Derartige Strömungen treten bevorzugt dann auf, wenn
die stoßinduzierte Ablösung und eine Ablösung nahe der Hinterkante miteinander interferie-
ren.
Kommt es zu massiver Ablösung mit Bildung großer Wirbel im Nachlauf, wie beispiels-
weise beim Kreiszylinder, ist eine Aufteilung des Strömungsfeldes in eine reibungsfreie
Außenströmung und die reibungsbehaftete Grenzschicht nicht mehr möglich. Hierfür müssen
die vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen numerisch gelöst werden, vgl. z.B. G.S. Dei-
wert; H.E. Bailey (1984). Beim Profil mit Nickschwingungen spricht man dann von „starkem
dynamischen Überziehen“ (engl.: deep dynamic stall). Demgegenüber kann das „leichte dy-
namische Überziehen“ (engl.: light dynamic stall) mit dem Grenzschichtkonzept beschrieben
werden, vgl. z.B. W. Geißler (1993).
22
Turbulente freie Scherströmungen

22.1
Vorbemerkung

Man spricht von turbulenten freien Scherströmungen, wenn in unmittelbarer Nähe


keine Wände vorhanden sind. In Bild 22.1 sind einige Beispiele dargestellt. Es han-
delt sich um Freistrahlen, Auftriebsstrahlen (engl.: plumes), Trennungsschichten mit
der Strahlrandströmung als Sonderfall und um Nachlaufströmungen (Windschat-
ten). Entsprechende laminare Strömungen sind in Kap. 7.2, 7.5, 10.5.4 und 12.1.5
behandelt worden.
Auch bei turbulenten Strömungen erfolgt die Impulsübertragung in unmittelbarer
Wandnähe durch die Viskosität (viskose Wandschicht). Da bei freien Scherströmun-
gen keine Wände vorhanden sind, können bei diesen Strömungen die Viskositätsef-
fekte vernachlässigt werden, da die turbulente Reibung stets sehr viel größer ist als
die viskose Reibung. Für die mittlere Bewegung turbulenter freier Scherschichten
spielt die Viskosität nur an den Rändern eine Rolle. Dort liegt eine Situation wie
am Außenrand von turbulenten Grenzschichten vor, die in Kap. 18.1 besprochen
worden ist (viskose Überschichten). Die Dicken der viskosen Überschichten sind
von der Größenordnung O(Re−3/4 ) und können daher für hohe Reynolds-Zahlen
unberücksichtigt bleiben.
Es ist nun üblich, für die freien Scherströmungen statt der Navier-Stokes-
Gleichungen die Grenzschichtgleichungen (bei großen Reynolds-Zahlen ohne vis-
kose Schubspannungen) zu verwenden. Dieses wird durch den experimentellen Be-
fund begründet, daß die freien Scherströmungen schlank sind, d.h. nur kleine Er-
weiterungswinkel aufweisen. Man spricht deshalb von freien Grenzschichten oder
freien Scherschichten. Die Frage, warum turbulente freie Scherströmungen schlank
sind, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden, vgl. W. Schneider (1991) und
K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 725).
Zur Berechnung der turbulenten freien Scherschichten dienen also die um die
viskosen Terme reduzierten Grenzschichtgleichungen. Für ebene Strömungen (ohne
Auftriebsterm) sind es die Gl. (16.34) bis (16.36). Wie bei den Wandgrenzschichten
gibt es auch bei den freien Scherschichten je nach Turbulenz-Modell eine kontinu-
ierliche oder diskontinuierliche Beschreibung des Außenrandes, vgl. Kap. 18.1. Bei
Verwendung konstanter Wirbelviskosität ergibt sich ein kontinuierlicher Übergang in
den Außenbereich, wogegen der Einsatz der Mischungsweglänge auf einen diskreten
Rand der freien Scherschicht führt.
Algebraische Turbulenzmodelle sind bei freien Scherschichten insofern nicht
komplett, als ein noch zu definierender Schlankheitsparameter α an die Experimente
654 22 Turbulente freie Scherströmungen

Bild 22.1. Beispiele turbulenter freier Scherströmungen


a: Freistrahl (Impulsstrahl)
b: Auftriebsstrahl
c: Trennungsschicht
d: Strahlrandströmung
e: Nachlauf
f: Freistrahl in Parallelströmung
22.2 Gleichungen für ebene freie Scherschichten 655

angepaßt werden muß. Übersichten über komplette Turbulenzmodelle (z.B. Zweig-


leichungsmodelle) für turbulente freie Scherschichten wurden von W. Rodi (1972)
und B.E. Launder et al. (1973) gegeben. Den Stand der Forschung im Jahre 1972
gibt der Tagungsbericht NASA SP-321 (1973) wieder.
Eine asymptotisch korrekte Behandlung der turbulenten freien Scherschichten
für hohe Reynolds-Zahlen führt auch zu einer Schichten-Struktur der Strömung. Für
Einzelheiten sei auf die diesbezüglichen Arbeiten von W. Schneider; K. Mörwald
(1987), K. Mörwald (1988), W. Schneider (1991) hingewiesen.

22.2
Gleichungen für ebene freie Scherschichten

In den Beispielen des Bildes 22.1 treten keine Druckkräfte auf. Daher sollen im
folgenden nur freie turbulente Scherströmungen bei Gleichdruck behandelt werden.
Dafür lauten die Gleichungen

u ∂
∂ v
+ = 0, (22.1)
∂x ∂y
 
∂
u ∂u ∂τt
 
u +v = , (22.2)
∂x ∂y ∂y
  
∂T ∂ T ∂qt
cp 
u +v =− , (22.3)
∂x ∂y ∂y

vgl. Gl. (16.34), (16.35) und (16.36). Gegenüber den vollständigen Navier-Stokes-
Gleichungen sind Gl. (22.2) und (22.3) vereinfacht, weil die freien Scherschichten
„schlanke“ Strömungen sind, bei denen der Längenmaßstab  = O(α) in Querrich-
tung (y-Richtung) klein ist gegenüber dem Längenmaßstab O(1) in Hauptströmungs-
richtung (x-Richtung). Auch bei den Wandgrenzschichten war diese Schlankheits-
bedingung aufgetreten und hatte damit nachträglich die Vereinfachung der Grund-
gleichungen zu den Grenzschichtgleichungen gerechtfertigt.
Auf die jeweiligen Randbedingungen soll bei den später zu behandelnden Bei-
spielen eingegangen werden.
Die in Bild 22.1 dargestellten Strömungen zeichnen sich dadurch aus, daß sie auf
ähnliche Lösungen führen. Bei ihnen reduzieren sich also die partiellen Differential-
gleichungen (22.1) bis (22.3) auf gewöhnliche Differentialgleichungen.
Als einfache algebraische Turbulenz-Modelle werden zunächst die Konzepte der
Wirbelviskosität νt und der konstanten turbulenten Prandtl-Zahl Pr t benutzt. Damit
gilt, vgl. Gl. (17.63) und (17.76),

∂
u cp νt ∂ T
τt = νt , qt = − . (22.4)
∂y Pr t ∂y
656 22 Turbulente freie Scherströmungen

Mit den Ansätzen

u = U∞ + UN (x)f  (η) ,
 (22.5)
d(UN ) d

v=− f (η) + UN ηf  (η) , (22.6)
dx dx
T = T∞ + TN (x)g  (η) , (22.7)
y
η= , (22.8)


erhält man aus Gl. (22.1) bis (22.4) die beiden Differentialgleichungen

dUN  d  d(UN ) 
(U∞ + UN f  ) f − U ∞ UN ηf − UN ff
dx dx dx
UN # $
= νt f  , (22.9)

dTN  d  d(UN )
(U∞ + UN f  ) g − U ∞ TN ηg − TN f g 
dx dx dx
TN #  $
= νt g . (22.10)
Pr t 

Die Striche bedeuten Ableitungen nach η.


Es wird zunächst angenommen, daß die Wirbelviskosität νt von η unabhängig ist.
Dann folgt aus der Dimensionsanalysis der Ansatz

νt (x) = α|UN (x)|(x) . (22.11)

Dieser Ansatz ist gleichzeitig Definitionsgleichung für den erwähnten Schlank-


heitsparameter α, der auch als Reziprokwert einer charakteristischen turbulenten
Reynolds-Zahl
|UN | 1
Ret = = (22.12)
νt α

interpretiert werden kann. Der Zahlenwert von α ist von der Wahl von UN (x) und
(x) abhängig und daher für jede Strömung verschieden.
Mit den Potenzansätzen

UN (x) = B(x − x0 )m ,
(22.13)
TN (x) = Bθ (x − x0 )n

erfolgt für die beiden folgenden Gruppen von Strömungen eine Reduktion auf ge-
wöhnliche Differentialgleichungen, d.h. auf selbstähnliche Lösungen:
22.2 Gleichungen für ebene freie Scherschichten 657

(1) U∞ = 0 :
 = αa(x − x0 ) (22.14)

1 
f + (m + 1)f f  − m f 2 = 0 , (22.15)
a

1 
g + (m + 1)f g  − nf  g  = 0 . (22.16)
a Pr t

Hierzu gehören die Beispiele a bis d in Bild 22.1.


(2) U∞  = 0, kleine Störung der Außenströmung:
|UN |  U∞ ,  = αa(x − x0 )m+1 , (22.17)

|B| 
f + (m + 1)ηf  − mf  = 0 , (22.18)
U∞ a

|B|
g  + (m + 1)ηg  − ng  = 0 . (22.19)
U∞ a Pr t

Hierzu gehören die Beispiele e und f in Bild 22.1. Im Gegensatz zu Gl. (22.15)
ist Gl. (22.18) linear, da es sich um eine reguläre Störungsrechnung mit
UN /U∞ → 0 handelt.

Die Bedingung der Ähnlichkeit liefert die jeweilige Form des Breitenmaßsta-
bes (x), wobei α jetzt deutlich als Schlankheitsparameter erscheint. Der Faktor
a = O(1) wird im folgenden so gewählt, daß die Differentialgleichungen möglichst
einfache Koeffizienten erhalten.
Die Abhängigkeiten der Funktionen (x), UN (x), νt (x) und TN (x) von x − x0 ,
wie sie sich für die acht betrachteten Beispiele ergeben, sind in Tabelle 22.1 zusam-
mengestellt. Mit x0 wird die Lage des virtuellen Ursprungs der jeweiligen Strömung
bezeichnet, vgl. Bild 22.1a. Falls νt auch von y (bzw. r) abhängt, ist νt auf der
Achse (y = 0 bzw. r = 0) gemeint. Die Tabelle enthält auch Angaben über die
Geschwindigkeit ve (x).
DerVollständigkeit halber seien auch die Gleichungen für die turbulente kinetische
Energie  
∂k ∂k ∂ νt ∂k τt ∂
u

u +v = + −ε =0 (22.20)
∂x ∂y ∂y Pr k ∂y  ∂y
und für die Varianz der Temperaturschwankungen
 
∂kθ ∂kθ ∂ at ∂kθ

u + v = − εθ = 0 (22.21)
∂x ∂y ∂y Pr kθ ∂y
Tabelle 22.1. Abhängigkeit der wichtigsten Kenngrößen freier turbulenter Scherschichten von der x-Koordinate. Die Größen (x) und ye (x) haben die 658
gleiche x-Abhängigkeit wie (x).

(x) UN (x) νt (x) TN (x) ve (x) y0,5u y0,5T

∼ (x − x0 )a ∼ (x − x0 )a ∼ (x − x0 )a ∼ (x − x0 )a ∼ (x − x0 )a = A(x − x0 )a = A(x − x0 )a

a a a a a A a A a

ebener Freistrahl 1 − 21 1 0,11 1 0,14 1


2 − 21 − 21

axialsym. Freistrahl 1 −1 0 −1 −1 0,09 1 0,11 1


22 Turbulente freie Scherströmungen

ebener Auftriebsstrahl 1 0 1 −1 0 0,12 1 0,13 1

axialxsym. Auftriebsstrahl 1 − 13 2 0,11 1 0,10 1


3 − 53 − 31

ebene Trennungsschicht 1 0 1 0 0

axialsym. Trennungsschicht 1 0 1 0 0

1 √ 1  1
ebener Nachlauf (Strahl) 2 − 21 0 − 21 −1 0,21 cW l 2 0,3 cQ̇ l 2

axialsym. Nachlauf (Strahl) 1 0,6 (cW l 2 )1/3 1 0,84 (cQ̇ l 2 )1/3 1


3 − 23 − 13 − 23 − 31 3 3
22.2 Gleichungen für ebene freie Scherschichten 659

angeführt. Dabei wurden bereits die üblichen Turbulenz-Modellierungen für die Dif-
fusionsglieder verwendet.
Die Erweiterung von Gl. (22.2) für den Fall, daß auch Auftriebskräfte infolge
Schwerkrafteinfluß berücksichtigt werden, wird in Abschnitt 22.7 behandelt.
Eine zusammenfassende Darstellung der Gleichungen auch für die turbulenten
Größen wurde von W. Rodi (1975) im Rahmen einer Übersicht über Meßergebnisse
gegeben. Meßergebnisse findet man auch bei A.A. Townsend (1976), S. 188, und
J.O. Hinze (1975), S. 483.

Anmerkung (Mischungsweglänge)
Wird statt der Wirbelviskosität νt nach Gl. (22.4) die Mischungsweglänge (x) entsprechend
 
u  ∂
∂ u 
τt = 2 (22.22)
∂y ∂y 


verwendet, besteht der Zusammenhang

 
 ∂
u  2 (x)
νt = 2   = |UN (x)f  (η)| . (22.23)
∂y (x)

Die acht gegebenen Beispiele sind auch mit diesem Modell berechnet worden. Dabei wurde
jeweils eine von η unabhängige Mischungsweglänge (x) angenommen. Wie aus Gl. (22.23)
hervorgeht, ist dieses jedoch nicht gleichbedeutend mit von η unabhängigem νt . Die bei-
den algebraischen Modelle (νt (x) oder (x)) unterscheiden sich daher in der Turbulenz-
Modellierung in Querrichtung.
Die rechte Seite von Gl. (22.9) lautet mit der Mischungsweglänge 2 UN 2 (f 2 ) /2 , die-

jenige von (22.10) TN 2 UN (f  g  ) /(Pr t 2 ). Aus Gl. (22.11) und (22.23) folgt

α
(x) = (x) , (22.24)
f  (0)

wenn in Gl. (22.11) α durch νt auf der Achse definiert wird. Die x-Abhängigkeiten von (x)
und ye (x) entsprechen denen von (x), vgl. Tabelle 22.1.
Bemerkenswert an den so entstehenden Differentialgleichungen ist, daß die Lösungen
bereits bei diskreten Werten η = ηe die Bedingungen am Außenrand erfüllen. Der Übergang in
den ruhenden Außenraum bzw. in die Außenströmung erfolgt damit nicht mehr kontinuierlich,
sondern „abrupt“ an einer diskreten Randlinie. Diese Randlinie y = ye trennt turbulente von
nicht turbulenter Strömung.
Die Unstetigkeiten in den höheren Ableitungen der Geschwindigkeitsverteilungen am
Rand werden durch Viskositätseffekte in der Überschicht „ausgeglichen“. Bei Verwendung
der Mischungsweglänge  treten aber auch an Stellen mit Geschwindigkeitsmaximum oder
-minimum (auf der Achse bei Strahlen und Nachläufen) Singularitäten auf. Bei von η unabhän-
gigem (x) hat die Geschwindigkeit in Achsennähe die Form  u(x,y) = u(x,0) + A(x)y 3/2 ,
2
d.h. ∂  2
u/∂y wird auf der Achse √unendlich. Bei regulärer Geschwindigkeitsverteilung müßte
(x,y) sich für y → 0 wie 1/ y verhalten. Daher ist für die Achsennähe die Mischungs-
weglänge als Turbulenz-Modell ungeeignet. Eine Übersicht findet man bei D.H. Rudy; D.M.
Bushnell (1973).
660 22 Turbulente freie Scherströmungen

22.3
Ebener Freistrahl
22.3.1
Globale Bilanzen

Es wird nach Bild 22.1a ein ebener Strahl in ruhender Umgebung betrachtet, dessen
Temperatur von der Umgebungstemperatur abweicht. Werden Gl. (22.2) und (22.3)
unter Berücksichtigung von Gl. (22.1) über den Strahlquerschnitt integriert, ergeben
sich die globalen Bilanzen
+∞ +∞
K= 
u dy = UN (x)(x)
2 2
f 2 dη = const , (22.25)
−∞ −∞

+∞

ET = = u(T − T∞ ) dy

cp b
−∞
+∞
= UN (x)TN (x)(x) f  g  dη = const. (22.26)
−∞

Der Impuls (K wird wegen der fehlenden Dichte kinematischer Impuls genannt) und
die thermische Energie sind von der Lauflänge x unabhängig. Sie sind die beiden
charakteristischen Parameter eines (nicht isothermen) Freistrahles.
In der Freistrahlströmung ändern sich die Geschwindigkeits- bzw. Temperatur-
verteilungen in Strömungsrichtung. Von nahezu homogenen Verteilungen direkt am
Düsenaustritt erfolgt weiter stromabwärts eine Umbildung in glockenförmige Ver-
teilungen.
Besonders einfach sind die Strömungsvorgänge in der Nähe des Düsenaustritts,
im sogenannten Nahfeld, und im Fernfeld sehr weit stromabwärts. Daher werden
diese beiden Bereiche im folgenden getrennt behandelt.

22.3.2
Fernfeld

Es ist zu erwarten, daß sehr weit stromabwärts der Einfluß der Düsenabmessung
abklingt und bei Fehlen eines Längenmaßes ähnliche Lösungen auftreten. Die Be-
dingungen (22.25) und (22.26) ergeben für die Ansätze UN (x) und TN (x) nach
Gl. (22.13) die Werte m = n = −1/2. Mit der Wahl a = 4 lauten die Differential-
gleichungen (22.15) und (22.16)

f  + 2(ff  ) = 0 , (22.27)


1 
g + 2(f g  ) = 0 (22.28)
Pr t
22.3 Ebener Freistrahl 661

mit den Randbedingungen


η=0: f = 0, g=0
(22.29)
η → ±∞ : f = 0, g = 0 .
Neben den trivialen Lösungen f = 0, g = 0 gibt es noch sogenannte Eigenlösungen.
Sie werden so genannt, weil Gl. (22.15) und (22.16) mit den Randbedingungen
(22.29) nur für die Eigenwerte m = −1/2 und n = −1/2 nichttriviale Lösungen
besitzen. Sie lauten
f (η) = tanh η , (22.30)

f  (η) = 1 − tanh2 η , (22.31)


 Pr
g  (η) = f  (η) t . (22.32)
Danach sind UN (x) und TN (x) die Maximalwerte auf der Symmetrielinie. Es sei
angemerkt, daß sich beim laminaren Freistrahl dieselben Lösungen ergeben, die
Funktionen (x), UN (x) und TN (x) sind jedoch verschieden, vgl. Kap. 7.2.6.
Als Maß für die Strahlbreite dient die Halbwertsbreite, d.h. der lokale Abstand
der Punkte mit halber Maximalgeschwindigkeit.
Für die halben Halbwertsbreiten erhält man
y0,5u = 0,881 = 0,881 × 4α(x − x0 ) , (22.33)

y0,5T =  artanh 1 − (0,5)1/ Prt . (22.34)
Dabei entspricht x0 dem virtuellen Ursprung, der im allgemeinen nicht mit dem Ort
des Düsenaustritts übereinstimmt, vgl. Bild 22.1a.
Messungen haben
y0,5u = 0,11(x − x0 ) , (22.35)

y0,5T = 1,27 y0,5u = 0,14(x − x0 ) (22.36)


ergeben. Mit dem Turbulenz-Modell für νt nach Gl. (22.11) erhält man daraus α =
0,033 und Pr t = 0,84.
Die Strahlbreiten wachsen linear mit der Lauflänge, und zwar unabhängig vom
Impuls und von der thermischen Energie des Strahles. Die Geraden, auf denen die
Halbwerte liegen, bilden für alle ebenen Freistrahlen mit der Symmetrielinie die
Winkel 6,6◦ bzw. 8,5◦ . Das Temperaturfeld breitet sich also seitlich etwa 30 % mehr
aus als das Geschwindigkeitsfeld.
Aus den Bedingungen (22.25) und (22.26) folgen die Formeln für die Maximal-
werte von Geschwindigkeit bzw. Temperatur mit α = 0,033:
  
3K 1 3K K

umax (x) = UN (x) = = = 2,4 , (22.37)
4 4 α(x − x0 ) x − x0

ET
Tmax (x) − T∞ = TN (x) = 2,6 √ . (22.38)
K(x − x0 )
662 22 Turbulente freie Scherströmungen

Diese Werte nehmen mit der Lauflänge ab. Bildet man den Volumenstrom Qb (x)
und die (auf die Dichte bezogene) kinetische Energie der mittleren Bewegung E(x),
erhält man
+∞ −∞ 
Qb (x) = 
u dy = UN  f  dη = 2UN  = 0,63 K(x − x0 ) ,
−∞ −∞
(22.39)

+∞ +∞
1 UN3  3 K3
E(x) = 
u dy =
3
f dη = 0,48 . (22.40)
2 2 x − x0
−∞ −∞

Besonders bemerkenswert ist die Zunahme des Volumenstroms mit der Lauflänge.
Sie beruht auf einer wichtigen Wirkung der turbulenten Schwankungsbewegung,
der sog. turbulenten Vermischung. Infolge der turbulenten Schwankungsbewegung
an den Strahlrändern kommt es zu einem seitlichen Impulsaustausch, durch den
immer größere Bereiche der zunächst ruhenden Umgebung erfaßt und mitgerissen
werden. Diese Schleppwirkung des Strahls hat das Einsaugen des ruhenden Fluids
der Umgebung in den Strahl zur Folge; zu diesem Einsaugeffekt oder Einmischeffekt
(engl.: entrainment) vergleiche auch Kap 18.1.1. Der Einsaugeffekt wird z.B. bei der
Wasserstrahl-Pumpe ausgenutzt.
Die v-Komponente der Geschwindigkeit verschwindet demnach an den Strahl-
rändern nicht. Es gilt nach Gl. (22.6) und (22.30) mit α = 0,033
 
Kα K
±v (y = ∓∞) = ve (x) = 0,87 = 0,16 . (22.41)
x − x0 x − x0
Die Umgebung des Freistrahles ist also nicht in Ruhe, sondern infolge der Einsaugge-
schwindigkeit nach Gl. (22.41) wird vom Strahl in seiner Umgebung ein Geschwin-
digkeitsfeld induziert. Die Rückwirkung dieser induzierten Außenströmung auf die
Strahlströmung ist ein Effekt höherer Ordnung, der im Abschnitt 22.3.4 behandelt
wird.
Die Abnahme der kinetischen Energie der mittleren Bewegung entspricht der
Turbulenzproduktion, wie aus dem entsprechenden Integralsatz
+∞ +∞
dE 
u ∂τt τt ∂
u
= dy = − dy (22.42)
dx  ∂y  ∂y
−∞ −∞

zu ersehen ist. Gleichung (22.42) entsteht, wenn Gl. (22.2) mit 


u multipliziert und
dann über den Strahlquerschnitt integriert wird.
Aus der Integration von Gl. (22.20) über den Strahlquerschnitt erhält man die
Bilanzgleichung für die Turbulenzenergie im Strahl
+∞ +∞ +∞
d τt ∂
u
k
u dy = dy − ε dy . (22.43)
dx  ∂y
−∞ −∞ −∞
22.3 Ebener Freistrahl 663

Danach ist die Änderung der Turbulenzenergie die Differenz von Turbulenzproduk-
tion und Dissipation.
Die Kombination von Gl. (22.42) und (22.43)
+∞  +∞
d 
u2
+k 
u dy = − ε dy (22.44)
dx 2
−∞ −∞

besagt, daß die Dissipation, d.h. die Zunahme von innerer Energie, der Abnahme
der mechanischen Energie entspricht. Die Änderung des Temperaturfeldes infolge
Dissipation ist proportional zu 
Ec = UN2 /(cp T∞ ) und im allgemeinen klein, so daß
dieser Einfluß in Gl. (22.3) vernachlässigt wurde.
Aus den Größenordnungen bezüglich des Schlankheitsparameters α
(y = O(α),  u = O(α −1/2 ), νt = O(α 3/2 ), τt = O(1), k = O(1)) folgt für
die turbulente Energie
k(x,y)
= O(α) , (22.45)
UN2 (x)
vgl. W. Schneider (1991), K. Mörwald (1988). Daher kann der Parameter α auch
als Verhältnis von kinetischer Energie der turbulenten Schwankungsbewegung zur
kinetischen Energie der mittleren Bewegung interpretiert werden. Aus Gl. (22.37)
und (22.41) folgt ve /UN = 2α, womit α ein Maß für den Einsaugeffekt ist.
Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß α eine feste Konstante für alle Freistrah-
len ist. Sie ist in der hier vorgestellten Turbulenz-Modellierung mit von y unabhän-
gigem νt die einzige empirische Größe, die zur Beschreibung der Strömung benötigt
wird. Werden an zwei Stellen x1 und x2 jeweils UN =  umax und y0,5u gemessen,
erhält man aus Gl. (22.33) und (22.37) den Parameter α aus
   
y0,5u y0,5u
α= = (22.46)
3,524(x − x0 ) 1 3,524(x − x0 ) 2
mit
(UN2 x)1 − (UN2 x)2
x0 = 2 − U2
, (22.47)
UN1 N2
wobei die Übereinstimmung der an den beiden Stellen ermittelten α-Werte ein Maß
darstellt, wie gut die Selbstähnlichkeit erfüllt ist.
In Bild 22.2 sind gemessene Verteilungen einiger charakteristischer Größen ebe-
ner Freistrahlen dargestellt und mit theoretischen Ergebnissen verglichen. Daraus
geht hervor, daß mit dem Modell konstanter Wirbelviskosität Abweichungen am
Strahlrand auftreten.
Eine bessere Übereinstimmung läßt sich erzielen, wenn (wie bei Grenzschichten,
vgl. Kap. 16.5.4) eine Intermittenz-Funktion eingeführt wird, mit der die Wirbel-
viskosität zum Strahlrand hin auf null abnimmt, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992,
S. 737).
Man erkennt ferner in Bild 22.2, daß zwischen k und τt keine Proportionalität
besteht, so daß die Turbulenz-Modellierung von P. Bradshaw et al. (1967) nicht
anwendbar ist, vgl. Gl. (18.16) bis (18.19).
664 22 Turbulente freie Scherströmungen

Bild 22.2. Turbulenter ebener Freistrahl. Wichtigste Strömungsgrößen im Fernfeld. Theoreti-


sche Ergebnisse ( ) und experimentelle Daten (◦,,2, . . .) nach T.-H. Shih et al. (1990).

Die Berechnung ebener Freistrahlen mit der Mischungsweglänge wurde von W.


Tollmien (1926) durchgeführt. Zahlenwerte dazu findet man auch in N. Rajaratnam
(1976, S. 17). Dieses Modell beschreibt die Geschwindigkeitsverteilung am Außen-
rand etwas besser, vgl. H. Schlichting (1982, S. 766).
Der ebene Freistrahl wurde von B.E. Launder et al. (1973) mit dem k-ε-Modell und
von H. Vollmers; J.C. Rotta (1977) mit dem Rotta-Modell berechnet. Die Überein-
stimmung mit Messungen ist gut, da die Konstanten der Modelle durch Anpassung
auch an die Messungen zur Freistrahl-Strömung bestimmt wurden. Von E. Meineke
(1977) wurde neben anderen freien Scherströmungen auch der Freistrahl mit einem
Dreigleichungs-Turbulenzmodell von J.C. Rotta berechnet.
Herrschen an den beiden Seiten des Freistrahles unterschiedliche Temperaturen,
kommt es quer zum Freistrahl zu einem Wärmeübergang, der z.B. für Lufttüren von
Bedeutung ist, vgl. K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 736).
22.3 Ebener Freistrahl 665

Bei hohen Freistrahlgeschwindigkeiten muß die Dissipation mitberücksich-


tigt werden. Da bei hohen Übertemperaturen mit temperaturabhängigen Stoff-
werten gerechnet werden muß, kommt es zu einer gegenseitigen Kopplung von
Geschwindigkeits- und Temperaturfeld (“kompressibler„ Freistrahl), vgl. NASA SP
321 (1973). Strenggenommen ist der Druck nicht überall im Freistrahl konstant,
sondern wegen Gl. (16.33) herrscht im Freistrahl ein schwacher Unterdruck.

22.3.3
Nahfeld

Das Nahfeld des Freistrahles, d.h. die Strömung in unmittelbarer Nähe des Düsen-
austritts, unterscheidet sich deutlich vom Fernfeld. Für den idealen Sonderfall, daß
eine homogene Geschwindigkeitsverteilung am Düsenaustritt vorliegt, ist eine ein-
fache Beschreibung möglich, die wieder auf ähnliche Lösungen führt. Bild 22.3 gibt
den Strömungsverlauf im Nahfeld wieder. Danach bilden sich zwei Strahlrandzonen
aus, die an den Kanten des Düsenaustritts beginnen und in denen die Geschwindig-
keit von dem konstanten Wert  u(x,0) = u(0,0) nach außen auf null abklingt. Die
beiden Strahlrandströmungen führen auf ähnliche Lösungen, wie in Abschnitt 22.4
gezeigt wird. Ihre Breite nimmt ebenfalls linear mit der Lauflänge zu. Die Länge des
Nahfeldes beträgt etwa die fünffache Düsenaustrittshöhe (2H ), vgl. F.K. v. Schulz-
Hausmann (1985). Danach, d.h. für x > 10H , sinkt die Geschwindigkeit auf der
Achse in einem Übergangsfeld, bis die Verteilung  u(x,0) schließlich in den Verlauf
∼ (x − x0 )−1/2 des Fernfeldes einmündet. Zur Berechnung des Nahfeldes hat F.K.
v. Schulz-Hausmann (1985) ein Integralverfahren angegeben.
Liegt am Austritt bereits eine ausgebildete Kanalströmung vor, entfällt das Nah-
feld. Die Strömung am Düsenaustritt beginnt dann unmittelbar mit dem Übergangs-
feld.

Bild 22.3. Turbulenter ebener


Freistrahl. Nahfeld und Über-
gangsfeld
666 22 Turbulente freie Scherströmungen

22.3.4
Wandeffekte

Es war bereits mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die v-Komponente der Ge-
schwindigkeit am Strahlrand nicht verschwindet, sondern zum Strahl hin gerichtet ist
(Einsaug-Effekt), wobei jedoch der Geschwindigkeitsbetrag im Fernfeld proportio-
nal zu (x −x0 )−1/2 stromabwärts abnimmt, vgl. Gl. (22.41). Durch diese Einsaugwir-
kung induziert der Strahl in seiner Umgebung eine Strömung, die eine Rückwirkung
auf den Strahl hat. Wenn sich Wände im Außenbereich oder am Strahlaustritt be-
finden, entstehen an ihnen Druckkräfte, die dann die Impulsbilanz verändern. Das
Integral in Gl. (22.25) ist keine Konstante mehr, sondern eine sich langsam verän-
dernde Funktion von x. Von W. Schneider (1985) wurde gezeigt, wie der Impuls eines
Strahles, der senkrecht aus einer Wand austritt, stromabwärts abnimmt. Danach gilt

  3 α cot( w /2)
K(x) 2H 2
= , (22.48)
K0 x − x0

wobei w nach Bild 22.4 der Winkel zwischen Wand und Strahlachse ist. Ferner ist
nach Gl. (22.48) K0 der kinematische Impuls an der Stelle x−x0 = 2H . Da α ≈ 0,03
sehr klein ist, ändert sich K gemäß Gl. (22.48) nur langsam. Für x/2H → ∞ klingt
der Impulsstrom auf null ab. In der Entfernung (x − x0 )/2H = 40 ergibt sich aus
Gl. (22.48) für w = 90◦ eine Impulsstromabnahme von 17% in guter Überein-
stimmung mit Messungen von D.R. Miller; E.W. Comings (1957).
Von turbulenten Freistrahlen induzierte reibungsfreie Strömungen ohne oder mit
Wand (Potentialströmungen) haben H. Reichardt (1942), G.I. Taylor (1958), I. Wy-
gnanski (1964) und K. Kraemer (1971) berechnet. Während starke Unsymmetrien
eine numerische Behandlung erfordern, vgl. F.K. v. Schulz-Hausmann (1985), kann
für kleine Winkelunterschiede eine analytische Lösung angegeben werden, vgl. W.
Schneider (1991).
Ist der Winkel z.B. der unteren Wand in Bild 22.4 größer als der der oberen Wand
oder fehlt die untere Wand, kommt es aufgrund der induzierten Außenströmung zu

Bild 22.4. Turbulenter ebener Freistrahl mit induzier-


tem Außenfeld
22.4 Trennungsschicht 667

einer Krümmung des Freistrahles. Gekrümmte Freistrahlen erfordern eine erweiterte


Turbulenz-Modellierung, vgl. P. Bradshaw (1973). Bei Winkeln der oberen Wand von
etwa w ≤ 64◦ legt sich nach einer gewissen Distanz xR der Strahl an die Wand
an. Man nennt diese Erscheinung nach dem rumänischen Luftfahrt-Ingenieur H.O.
Coanda den Coanda-Effekt. Von R.A. Sawyer (1963) wurde die Wiederanlegelänge
xR ( w ) berechnet. Im Bereich 50◦ < w < 64◦ tritt Hysterese auf, d.h. der Strahl
legt sich an die Wand an oder nicht, je nachdem, ob der betrachtete Zustand durch eine
Vergrößerung oder eine Verkleinerung von w zustande kommt. Der Coanda-Effekt
findet vielfältige technische Anwendung, vgl. R. Wille; H. Fernholz (1965) sowie H.
Fernholz (1964). Auf ihm beruht auch die Wirkungsweise von Fluidik-Elementen,
vgl. H.M. Schaedel (1979).

22.4
Trennungsschicht
Entsprechend Bild 22.1c wird die Trennungsschicht (engl.: mixing layer) zwischen
zwei Parallelströmungen mit den beiden Geschwindigkeiten U und λU (0 ≤ λ < 1)
sowie den Temperaturen T∞ + TN und T∞ betrachtet. Wählt man in Gl. (22.5)
U∞ = 0, UN = U sowie m = 0, n = 0 und a = 1, ergeben sich aus Gl. (22.15) und
(22.16) die Differentialgleichungen

f  + ff  = 0 , (22.49)
1 
g + f g  = 0 (22.50)
Pr t

mit den Randbedingungen


η → +∞ : f  = 1, g = 1
(22.51)
η → −∞ : f  = λ, g = 0 .
Als weitere Randbedingung besteht der Zusammenhang


v+∞ = −λ
v−∞ , (22.52)

wofür wegen (22.6) ausführlich

lim (ηf  − f ) = −λ lim (ηf  − f ) (22.53)


η→+∞ η→−∞

geschrieben werden kann. Die Bedingung Gl. (22.53) folgt nach L. Ting (1959) aus
einer globalen Impulsbilanz, wenn beide Außenströmungen seitlich unbegrenzt sind.
Das so gewonnene System ist identisch mit demjenigen für die laminare Tren-
nungsschicht, wobei sich Pr und Pr t entsprechen, vgl. Kap. 7.2.4. Die Bedeutung
von η und damit die x-Abhängigkeit von (x) sind jedoch verschieden (turbulent:
(x) ∼ (x − x0 ), laminar: (x) ∼ (x − x0 )1/2 ).
668 22 Turbulente freie Scherströmungen

Bemerkenswert ist an der Lösung insbesondere, daß die x-Achse nicht die Trenn-
stromlinie darstellt.Vielmehr ist diese eine gegenüber der x-Achse nach unten abge-
winkelte Gerade (ηf =0 = const). Die Einsauggeschwindigkeit an den Außenrändern
der Trennungsschicht sind von x unabhängig. Daher erfolgt von beiden Seiten eine
jeweils homogene Zuströmung, wobei der Betrag der Einsauggeschwindigkeit auf
der Seite mit der kleineren 
u-Geschwindigkeit stets größer ist.
Auch der Parameter α(λ) in Gl. (22.14) ist eine Funktion des Geschwindigkeits-
verhältnisses λ. Von C.M. Sabin (1963), siehe auch S.F. Birch; J.M. Eggers (1972),
stammt die empirische Gleichung
1−λ
α(λ) = α0 √ (22.54)
1+λ
mit α0 = 0,045. In der Literatur findet man häufig Angaben über

1+λ 1+λ
σ (λ) = = σ0 (22.55)
2α(λ) 1−λ
mit σ0 = (2α0 )−1 = 11. Diese Ansätze sind gleichbedeutend mit der Modellierung

α 2 (λ) 1
νt = (U − λU )(x − x0 ) = (U − λU )(x − x0 ) . (22.56)
1−λ 4σ0 σ (λ)
Mit diesen Beziehungen und mit den Verteilungen von Geschwindigkeit und Tem-
peratur läßt sich der Neigungswinkel der Trennstromlinie berechnen.
Im Sonderfall λ = 0 spricht man auch von Strahlrand-Strömung, da sie im Nahfeld
des Freistrahls auftritt, wie in Abschnitt 22.3.3 bereits erläutert wurde. In diesem
Fall erfolgt wegen Gl. (22.52) ein Einsaugen nur aus dem Bereich des „ruhenden“
Fluids. Die geradlinige Trennstromlinie bildet mit der x-Achse den Winkel ϕ =
−0,374 × 0,045 = −0,012 (−0,7◦ ). In Tabelle 22.2 sind Ergebnisse der Lösungen
angegeben. Für die Trennungsschicht-Strömung wird häufig Pr t = 0,5 = const
gesetzt.
Die Trennungsschicht-Strömung bzw. die Strahlrand-Strömung wurde von
W. Tollmien (1926) mit dem Modell der Mischungsweglänge berechnet, von
B.E. Launder et al. (1973) mit dem k-ε-Modell und von H. Vollmers; J.C. Rotta
(1977) mit dem Rotta-Modell (jedoch nur λ = 0). In allen Fällen ergeben sich gute
Übereinstimmungen mit Experimenten.

Tabelle 22.2. Numerische Ergebnisse für die Strahlrand-Strömung (Trennungsschicht mit λ =


0), Pr t = 0,5. Lage der Trennstromlinie bei η = −0,3740

η f f f  g g 
→∞ η 1 0 1 0
0 0,2392 0,6914 0,2704 0,6937 0,1823
−0,3740 0 0,5872 0,2825 0,6246 0,1863
→ −∞ −0,8757 0 0 0 0
22.5 Ebener Nachlauf 669

Treten große Temperaturdifferenzen auf (z.B. auch durch Berücksichtigung der


Dissipation), müssen temperaturabhängige Stoffwerte berücksichtigt werden, wo-
durch eine gegenseitige Kopplung von Geschwindigkeit- und Temperaturfeld erfolgt
(„kompressible“ Trennschicht), vgl. S.F. Birch; J.M. Eggers (1973). Über dadurch
entstehende Änderungen der Turbulenz-Modellierung findet man Hinweise z.B. bei
S. Sarkar; B. Lakshamanan (1991).

22.5
Ebener Nachlauf
Bei der Umströmung eines ebenen Körpers entsteht sehr weit stromabwärts die
in Bild 22.1e skizzierte Nachlaufströmung. Die homogene Anströmung besitzt
die Geschwindigkeit U∞ . Die Tiefe der sich bildenden Nachlaufdelle wird mit
(−UN (x)) bezeichnet. Infolge turbulenter Vermischung (engl.: turbulent mixing)
nimmt die Breite der Delle stromabwärts laufend zu, wogegen UN (x) mit x all-
mählich gegen null strebt. Hier wird der Bereich soweit stromabwärts betrachtet,
daß |UN (x)|  U∞ gilt (Fernfeld). Hat der umströmte Körper eine geringere Tem-
peratur als die Anströmung, bildet sich analog eine Temperatur-Nachlaufdelle mit
der Tiefe (−TN (x)) aus, wie sie in Bild 22.1e dargestellt ist. Aus einer globalen Im-
pulsbilanz erhält man den Zusammenhang zwischen dem Widerstand W des Körpers
(Breite b und charakteristische Länge l) und dem Impulsverlust in der Nachlaufdelle,
vgl. Kap. 7.5.1. Für den Widerstandsbeiwert ergibt sich daraus
+∞
2W 2
cW = 2 bl
= 2 
u(U∞ − 
u) dy (22.57)
U∞ U∞ l
−∞

oder mit (22.5), (22.8) und |UN |  U∞


+∞
UN (x)(x)
cW = −2 f  (η) dη . (22.58)
U∞ l
−∞

Analog folgt aus einer thermischen Energiebilanz


+∞
2Q̇ TN (x)(x)
cQ̇ = =2 g  (η) dη . (22.59)
cp T∞ U∞ bl T∞ l
−∞

Danach müssen die Produkte UN (x)(x) und TN (x)(x) von x unabhängig sein,
was nach Gl. (22.13) und (22.17) für m = n = −1/2 der Fall ist. Damit ist nach
Gl. (22.11) νt auch von x unabhängig. In diesem Fall sind laminare und turbulente
Nachlauf-Strömungen identisch, wenn ν durch νt ersetzt wird. Ferner folgt aus Gl.
(22.6), daß die Einsauggeschwindigkeit ve verschwindet. Wird die Breitenskalierung
durch a = 4|B|/U∞ festgelegt, ergeben sich die Differentialgleichungen
670 22 Turbulente freie Scherströmungen

f  +2(ηf  + f  ) = 0 , (22.60)


1 
Pr t g +2(ηg  + g  ) = 0 (22.61)

mit den Randbedingungen:


η=0: f  = 1, g = 1 ,
(22.62)
η = ±∞ : f  = 0, g = 0 .
Die Lösungen lauten:
f  (η) = exp(−η2 ) , (22.63)

g  (η) = exp(− Pr t η2 ) = [f  (η)]Prt . (22.64)


Daraus folgt:
   
UN (x) 1 cW l 1/2 cW l 1/2
− =√ = 1,15 , (22.65)
U∞ 8απ 1/4 x − x0 x − x0
 1/4    
TN (x) 1 Pr t cQ̇ l 1/2 cQ̇ l 1/2
=√ = 0,97 . (22.66)
T∞ 8α π x − x0 x − x0
Dabei wurden die Werte α = 0,055 und Pr t = 0,5 aus Messungen gewählt, vgl. K.R.
Sreenivasan; R. Narasimha (1982) und H. Schlichting (1982), S. 760, 773). Bemer-
kenswert ist, daß Gl. (22.61) wegen der Annahme |UN |  U∞ die Funktion f (η)
nicht enthält, also das Temperaturfeld vom Geschwindigkeitsfeld unabhängig ist.
Bezüglich der Änderungen der Turbulenz-Modellierung infolge „Kompressibilität“
sei auf S. Sarkar; B. Lakshmanan (1991) verwiesen.
Es sei besonders darauf hingewiesen, daß die x-Abhängigkeit von  v (x)(∼ (x −
x0 )−1 ) und von u(x) − U∞ (∼ (x − x0 )−1/2 ) verschieden ist. Man spricht des-
halb von unvollständiger Ähnlichkeit (engl.: incomplete similarity), vgl. J.O. Hinze
(1975, S. 499 und 503). Rechnungen mit dem Mischungsweg-Modell wurden von H.
Schlichting (1930), mit dem k-ε-Modell von B.E. Launder et al. (1973) und mit dem
Rotta-Modell von H. Vollmers; J.C. Rotta (1977) durchgeführt. Bei A.A. Townsend
(1976, S. 206) findet man Angaben über die Bilanz der turbulenten Energie, wie sie
auch aus den Zweigleichungs-Modellen ermittelt werden kann.
Das Nahfeld von Nachläufen ist vor allem hinter der längsangeströmten ebenen
Platte untersucht worden, vgl. R. Chevray; L.S.G. Kovasznay (1969) und N. Sub-
aschandar; A. Prabhu (1999). Erheblich komplizierter ist der Übergang hinter Trag-
flügelprofilen, da sich dann das Nahfeld im Druckfeld des Tragflügelprofils befindet,
vgl. dazu V.C. Patel; G. Scheuerer (1982). Diesem Problem kommt jedoch erhebli-
che praktische Bedeutung zu, da sich der Gesamtwiderstand eines Profils ermitteln
läßt, wenn die Strömung von der Hinterkante bis ins Fernfeld berechnet werden
kann. Es gibt daher zahlreiche Untersuchungen mit dem Ziel, aus den Grenzschicht-
größen nahe der Profilhinterkante den Gesamtwiderstand zu ermitteln, vgl. A.D.
Young (1989, S. 227), H. Schlichting (1982, S. 780).
22.6 Axialsymmetrische freie Scherströmungen 671

Für den Widerstandsbeiwert eines Tragflügelprofiles (Anströmgeschwindigkeit


V , Profiltiefe l) ergibt sich

 
2W δ2HK UHK (H12 +5)HK /2
cW = =2 , (22.67)
V 2 bl l V

wobei der Index HK die Hinterkante bezeichnet. Hiernach kann der Widerstands-
beiwert bestimmt werden, wenn die Impulsverlustdicke δ2 und der Formparameter
H12 aus der Grenzschichtrechnung ermittelt worden sind. Die potentialtheoretische
Geschwindigkeit an der Hinterkante UHK kann z.B. aus einer Messung des statischen
Druckes an der Hinterkante bestimmt werden. In Gl. (22.67) ist δ2HK die Summe der
Impulsverlustdicken δ2 auf Ober- und Unterseite des Tragflügelprofils. Nach dieser
Formel wurden von H.B. Squire; A.D. Young (1939) einige Beispiele gerechnet, aus
denen der Einfluß der Profildicke, der Reynolds-Zahl und der Lage des Überganges
laminar-turbulent hervorgeht. Erweiterungen des Verfahrens erfolgten von N. Scholz
(1951), wobei auch der rotationssymmetrische Fall behandelt wurde, vgl. auch A.D.
Young (1939) und P.S. Granville (1953, 1977).
Die Strömung in der Umgebung der Hinterkante von Platten oder Profilen besitzt,
ähnlich wie im laminaren Fall, eine Mehrschichten-Struktur, vgl. R.E. Melnik; B.
Grossman (1981).

Anmerkung (Freistrahl in Parallelströmung)


Die Gleichungen des Fernfeldes eines Nachlaufs gelten auch für das Fernfeld eines geheizten
Freistrahles, der mit der Geschwindigkeit Uj (Breite 2l) in eine Translationsströmung parallel
zur Strömungsrichtung eingeblasen wird, vgl. N. Rajaratnam (1976, S. 63), vgl. Bild 22.1f.
Statt des Widerstandsbeiwertes erscheint dann ein Beiwert für den Impulsüberschuß im Strahl

2Uj (Uj − U∞ )2lb 4Uj (Uj − U∞ )


cµ = 2
= 2
.
U∞ lb U∞

Daraus folgt
 1/2
UN (x) cµ l
 = 1,9 . (22.68)
Uj (Uj − U∞ ) x − x0
Das Nahfeld besteht dabei aus zwei Trennungsschichten, vgl. Abschnitt 22.4.

22.6
Axialsymmetrische freie Scherströmungen

22.6.1
Grundgleichungen

Wichtige axialsymmetrische freie Scherströmungen sind der Freistrahl und der Nach-
lauf. Es werden Zylinderkoordinaten x, r mit den Geschwindigkeitskomponenten  u,
672 22 Turbulente freie Scherströmungen


v verwendet. Wird wie im ebenen Fall Schlankheit der Strömungen vorausgesetzt,
erhält man folgende Gleichungen (es herrscht Gleichdruck):

∂(ru) ∂(r v)
+ = 0, (22.69)
∂x ∂r
 
∂
u ∂ u 1 ∂(rτt )
 u +v = , (22.70)
∂x ∂r r ∂r
  
∂T ∂ T 1 ∂(rqt )
cp u +v =− (22.71)
∂x ∂r r ∂r
mit
∂
u cp νt ∂ T
τt = νt , qt = − . (22.72)
∂r Pr t ∂r
Für ähnliche Lösungen werden analog zu Gl. (22.5), (22.7) und (22.11) folgende
Ansätze verwendet:
f  (η)

u = U∞ + UN (x) , (22.73)
η
T = T∞ + TN (x)g  (η) , (22.74)
1
νt = αUN (x)(x) = UN (x)(x) (22.75)
Ret
mit r
η= . (22.76)
(x)
Die Bedingungen für Ähnlichkeit hängen wieder von der betrachteten Strömung ab.

22.6.2
Freistrahl (U∞ = 0,  = 8α(x − x0 ))

Mit den Bedingungen (vgl. Gl. (22.25) und (22.26))


∞ ∞ 2
f
Ka = 2π  u r dr = 2π UN (x) (x)
2 2 2
dη = const , (22.77)
η
0 0

∞

ET a = = 2π u(T − T∞ )r dr
cp
0

∞
= 2π UN (x)TN (x) (x)
2
g  f  dη = const (22.78)
0
22.6 Axialsymmetrische freie Scherströmungen 673

ergeben sich aus Gl. (22.69) bis (22.76) für f (η) und g(η) die Differentialgleichungen

ηf  + 8f g  − f  = 0
(22.79)
1  + 8f g  = 0
Pr t ηg

mit den Lösungen


 Prt
η2 f  (η) 1  f
f (η) = , = , g (η) = . (22.80)
2(1 + η2 ) η (1 + η2 )2 η
Damit erhält man schließlich

1 3Ka 1 1

u=
8α π x − x0 (1 + η2 )2

1 3Ka 1 η(1 − η2 ) (22.81)

v= ,
2 π x − x0 (1 + η2 )2

(2 Pr t +1)ET a 1 1
T − T∞ = √ , (22.82)
8α 3π K x − x 0 (1 + η 2 )2 Pr t


3Ka
νt = α , (22.83)
π
∞ 
Q = 2π  u r dr = 8α 3π Ka (x − x0 ) (22.84)
0

mit der empirischen Konstanten α = 0,017.


Bemerkenswert ist, daß νt im ganzen Feld konstant ist und sich der Strahl insofern
wie der laminare axialsymmetrische Freistrahl verhält, wobei jedoch im Turbulenten
νt vom kinematischen Strahlimpuls Ka abhängt. Wird in Gl. (22.81), (22.82) und
(22.84) α mittels Gl. (22.83) eliminiert und werden νt und Pr t durch die entsprechen-
den molekularen Werte ν und Pr ersetzt, erhält man die Lösung für den laminaren
axialsymmetrischen Freistrahl, vgl. Kap. 12.1.5.
Die halben Ausbreitungswinkel der Stellen halber Maximalgeschwindigkeit be-
tragen (für Pr t = 0,5)
r0,5u r0,5T
= 8αη0,5u = 0,086 (4,9◦ ); = 8αη0,5T = 0,13 (7,4◦ ) .
x − x0 x − x0
(22.85)
Der Freistrahl wurde auch mit dem Mischungsweg-Modell von W. Tollmien (1926),
mit dem k-ε-Modell von B.E. Launder et al. (1973) und mit dem Rotta-Modell von
H. Vollmers; J.C. Rotta (1977) berechnet.
Es sei erwähnt, daß das Mischungsweg-Modell im Außenbereich des Freistrahles
bessere Übereinstimmung liefert als das Modell mit konstantem νt . Ein nach außen
674 22 Turbulente freie Scherströmungen

abklingendes νt würde bessere Übereinstimmung mit Meßergebnissen liefern, vgl.


F. Thiele (1975). Die Einsaugwirkung des Freistrahles entspricht einer Senkenlinie
auf der Strahlachse mit von x unabhängiger Senkenintensität, d.h. lim ( v r) hängt
r→∞
nicht von x ab.
Anmerkung (Radialstrahlen)
Radialstrahlen entstehen beim Ausblasen aus einem ringförmigen Schlitz. Bei ihnen ist die
Hauptströmungsrichtung radial (also in r-Richtung). Wegen der Schlankheit dieser Strahlen
lassen sich auch hierzu die allgemeinen Bewegungsgleichungen in Grenzschichtgleichungen
vereinfachen. Diese führen wieder auf ähnliche Lösungen, vgl. N. Rajaratnam (1976, S. 50).
Befindet sich in der Nähe eines Radialstrahles eine Wand (mit der Achse als Normale), wird der
Strahl an die Wand angesaugt. Der Vorgang hat Ähnlichkeit mit dem Coanda-Effekt beim ebe-
nen Strahl. Je nach Austrittswinkel des Radialstrahles können damit Druck- oder Saugkräfte
auf die Wand ausgeübt werden. Eine Theorie dieser Strömung, die auf Grenzschichtüberle-
gungen beruht, wurde von R.H. Page et al. (1989) angegeben.

22.6.3
Nachlauf (|UN |  U∞ ,  = λ(x − x0 )1/3 )
Mit den Bedingungen
∞
2W 16
cW = 2 π 2 = 2 l2
u(U∞ − 
u)r dr
U∞ 4 l U∞
0

∞
UN (x)2 (x)
= −16 f  dη = const , (22.86)
U∞ l 2
0

∞
2Q̇ 16
cQ̇ = π 2 = u(T∞ − T) r dr
cp T∞ U∞ 4 L T∞ U ∞ l 2
0
∞
TN (x)2 (x)
= −16 g  η dη = const (22.87)
T∞ l 2
0

ergeben sich aus Gl. (22.69) bis (22.76) für f (η) und g(η) die Differentialgleichungen

1 
f  + 2ηf = 0 , g + 2ηg  = 0 (22.88)
Pr t

mit den Lösungen



f (η) = − 21 exp(−η2 ), f η(η) = exp(−η2 ),
 Prt (22.89)

g  (η) = fη = exp(− Pr t η2 ) .
22.7 Auftriebsstrahlen 675

Damit erhält man schließlich


U ∞ cW l 2

u = U∞ − (x − x0 )−2/3 exp(−η2 )
8λ2
U∞ cW l 2

v=− (x − x0 )−4/3 η exp(−η2 ) (22.90)
24λ
cQ̇ Pr t l 2
T = T∞ − T∞ (x − x0 )−2/3 exp(− Pr t η2 ) ,
8λ2
4 λ3 λ2
νt = α|UN | = |U N | = U∞ (x − x0 )−1/3 (22.91)
3 cW l 2 6
mit
4 λ3
α= . (22.92)
3cW l 2
Es sei besonders vermerkt, daß  nichtlinear mit x − x0 wächst. Die Konstante
α liegt nach einer von W. Rodi (1975) angegebenen Auswertung experimenteller
Daten im Bereich 0,06 < α < 0,56 (1,67α ist mit dem bei Rodi angegebenen Aus-
breitungsparameter S identisch). Hier wird mit einem mittleren Wert von α = 0,3
gerechnet. Damit sind die radialen Ausbreitungen r0,5u bzw. r0,5T des axialsymmetri-
1/3
schen Nachlaufes proportional zu cW1/3 bzw. cQ̇ , vgl. Tabelle 22.1. Es sei angemerkt,
daß bei J.O. Hinze (1975, S. 510) λ = 0,76 festgelegt wird, wobei die Ausbreitung
des axialsymmetrischen Nachlaufes – im Gegensatz zum ebenen Nachlauf – von cW
unabhängig ist.
Bezüglich Rechnungen mit anderen Modellen und Meßergebnissen sei auf H.
Schlichting (1982, S. 763) sowie J.O. Hinze (1975, S. 502, 509, 519) hingewiesen.
Wie beim ebenen Nachlauf, vgl. Abschnitt 22.5, besitzt auch der axialsymmetrische
Nachlauf unvollständige Ähnlichkeit, da u und v unterschiedlichen Potenzen von
x − x0 folgen. Auch das Fernfeld eines Freistrahles, der parallel in eine Translati-
onsströmung eingeblasen wird, läßt sich mit der behandelten Lösung beschreiben,
wenn der Widerstandsbeiwert wieder durch einen Beiwert für den Impulsüberschuß
des Strahles ersetzt wird, vgl. A.A. Townsend (1976, S. 226, 255).

22.7
Auftriebsstrahlen
22.7.1
Ebener Auftriebsstrahl

Unter einem ebenen Auftriebsstrahl (engl.: plume) versteht man die Strömung, die
nach Bild 22.1b über einer Energiequelle mit der Leistung ET entsteht. Im ebenen
Fall handelt es sich um eine „Linienquelle“. Die Bezeichnung Auftriebsstrahl deutet
auf gewisse Gemeinsamkeiten zum in Abschnitt 22.3 behandelten Freistrahl hin,
676 22 Turbulente freie Scherströmungen

der zur besseren Unterscheidung auch Impulsstrahl (engl.: momentum jet) genannt
wird. Durch die Auftriebskräfte wird die Strömung nach oben beschleunigt, d.h.
mit wachsendem x nehmen der kinematische „Strahlimpuls“ K(x) und infolge des
Einsaugeffektes auch der Volumenstrom Q(x) laufend zu. Die Maximaltemperatur
nimmt dagegen ab.
Zur Beschreibung des Auftriebsstrahles können Gl. (22.1) bis (22.3) verwendet
werden, wenn in Gl. (22.2) noch der Term für die Auftriebskraft hinzugefügt wird.
Mit der Boussinesq-Approximation lautet die Impulsgleichung
∂
u ∂
u 1 ∂τt

u +
v = gβ∞ (T − T∞ ) + . (22.93)
∂x ∂y  ∂y
Es läßt sich wiederum eine ähnliche Lösung finden. Hier seien nur die wichtigsten
Ergebnisse angegeben.
Mit den Ansätzen

u = UN (x)f  (η) , T − T∞ = TN (x)g  (η)


 (22.94)

folgen aus der Bedingung (vgl. Kap. 10.5.4 für den laminaren Fall)
+∞ +∞
Q̇ 
ET = = (T − T∞ )
u dy = TN (x)UN (x)(x) f  g  dη (22.95)
cp b
0 −∞

die Ergebnisse

UN (x) = 1,7(gβ∞ ET )1/3 , (22.96)

TN (x) = 2,5ET (gβ∞ ET )−1/3 (x − x0 )−1 , (22.97)

(x) = y0,5u = 0,135(x − x0 ) ≈ 0,92y0,5T , (22.98)

Qb (x) = 0,52(gβ∞ ET )1/3 (x − x0 ), (22.99)

K(x) = 0,63(gβ∞ ET )2/3 (x − x0 ) , (22.100)

νt = 0,062UN (x)(x) . (22.101)

Da f  (0) = g  (0) = 1 gilt, sind UN (x) und TN (x) die Maximalwerte auf der Achse.
Für die turbulente Prandtl-Zahl wurde dabei Pr t = 0,74 gesetzt. Die Zahlenwerte
wurden an Messungen angepaßt, vgl. C.J. Chen; W. Rodi (1980) sowie K. Gersten
et al. (1980).
Während die Maximalgeschwindigkeit von x unabhängig ist, wachsen der Volu-
menstrom Q und der kinematische Impuls K proportional zu x. Die Berechnung
dieser Strömung mit einem erweiterten k-ε-Modell wurde von M.S. Hossain; W.
Rodi (1982) durchgeführt.
Eine Erweiterung ist der Auftriebsstrahl mit Anfangsimpuls (engl.: buoyant mo-
mentum jet oder forced plume). In diesem Fall erfolgt ein Übergang vom Impuls-
strahl (Nahfeld) zum Auftriebsstrahl (Fernfeld), wobei im Übergangsbereich keine
22.7 Auftriebsstrahlen 677

Selbstähnlichkeit mehr vorliegt. Diese Strömung wurde von K. Gersten et al. (1980)
mit einem Integralverfahren berechnet. Dabei wurde auch eine von der Vertikalen
abweichende Neigung des Anfangsimpulses berücksichtigt.
Wenn das Außenfeld keine konstante Temperatur, sondern eine Temperaturschich-
tung aufweist, ändert sich die Auftriebsstrahlströmung dementsprechend, vgl. J.S.
Turner (1973) und H. Schlichting (1982, S. 774).

Anmerkung (Flächenfeuer)
Das Gleichungssystem (22.1), (22.93) und (22.3) besitzt auch eine selbstähnliche Lösung,
bei der kein Einsaugeffekt auftritt, d.h. der Volumenstrom konstant ist. Die Strömung beginnt
mit unendlicher Breite  ∼ x −1/2 , wobei die Geschwindigkeit U ∼ x 1/2 und der kinema-
tische Impuls K ∼ x 1/2 bei null beginnen. Die Maximaltemperatur ist von x unabhängig.
Eine derartige Strömung tritt in guter Näherung bei einem flächenhaft ausgedehnten Feuer
(z.B. brennende Öllache) unmittelbar über der brennenden Fläche auf (Nahfeld). In größerem
Abstand geht diese Strömung dann wiederum in den Auftriebsstrahl (Fernfeld) über, vgl. K.
Gersten et al. (1980).

22.7.2
Axialsymmetrischer Auftriebsstrahl

Analog zum ebenen Auftriebsstrahl kann auch der axialsymmetrische Auftriebsstrahl


berechnet werden. Wenn die dimensionslose Leistung der Energiequelle
∞

ET a = = 2π (T − T∞ )
ur dr (22.102)
cp
0

ist, ergeben sich die Verteilungen von Geschwindigkeit und Temperatur nach J.S.
Turner (1973, S. 169)
96r 2

u = 4,3(gβ∞ ET a )1/3 (x − x0 )−1/3 e
 (x−x0 )2 , (22.103)
71r 2

T − T∞ = 9,4ET a (gβ∞ ET a )−1/3 (x − x0 )−5/3 e (x−x0 )2 . (22.104)

Etwas abweichende Zahlenwerte findet man bei C.J. Chen; W. Rodi (1980), vgl.
Tabelle 22.1. Die Erweiterung auf den Auftriebsstrahl mit Anfangsimpuls wurde
von W. Schneider (1975) sowie G. Fleischhacker; W. Schneider (1980) durchge-
führt, auch mit geneigtem Anfangsimpuls, vgl. W. Schneider (1991). Die Ergebnisse
wurden auch mit entsprechend durchgeführten Messungen verglichen. Auf die zu-
sammenfassende Darstellungen von E.J. List (1982) und B. Gebhart et al. (1984) sei
hingewiesen.
678 22 Turbulente freie Scherströmungen

22.8
Ebener Wandstrahl

Der Wandstrahl ist ein Strahl, der auf einer Seite durch eine Wand begrenzt ist. Es
handelt sich um eine „Kombination“ von freier Turbulenz im Außenbereich und
Grenzschicht im Wandbereich. Wandstrahlen haben viele praktische Anwendungen,
z.B. in der Lüftungstechnik, zum Heizen, Kühlen oder Trocknen.
Entsprechend den beiden „Komponenten“ in der Strömung (freie Turbulenz,
Grenzschicht) hängt die turbulente Wandstrahlströmung von zwei Parametern ab,
dem Schlankheitsparameter α (für den Außenbereich) und einer geeignet gebildeten
Reynolds-Zahl Re (für den Wandbereich). Es handelt sich also streng genommen um
ein Zwei-Parameter-Problem. Aufgrund der zwei Parameter besitzt die Wandstrahl-
strömung eine Dreischichten-Struktur entsprechend Bild 22.5.
Für große Reynolds-Zahlen verschwinden die beiden unteren Schichten, so daß
sich asymptotisch der sog. Halbstrahl, d.h. ein halber Freistrahl, ergibt. Diese
(schlanke) Halbstrahlströmung ist die Grundlösung, die aufgrund der Haftbedingung
gestört wird. Der Halbstrahl wird durch den konstanten kinematischen Impuls

∞
K∞ = lim u2 dy (22.105)
Rex →∞
0

charakterisiert. Die dazugehörige Maximalgeschwindigkeit lautet (α = 0,033)


 
3K∞ K∞
UN∞ (x) = = 3,4 . (22.106)
8α(x − x0 ) x − x0

Der asymptotische kinematische Impuls K∞ ist also die charakteristische Größe für
eine Wandstrahlströmung.
Ähnlich wie bei den Gleichgewichtsgrenzschichten wird als Störparameter

uτ (x)
γ (x) = (22.107)
UN∞ (x)

eingeführt.

Bild 22.5. Ebener turbulenter


Wandstrahl (Fernfeld)
22.8 Ebener Wandstrahl 679

Nach Bild 22.5 ergeben sich folgende drei Schichten:


(I) Äußere Außenschicht
Keine viskose Reibung, η = y/(x), (x) = 4α(x − x0 )
(II) Innere Außenschicht (Zwischenschicht)
Keine viskose Reibung, ηz = y/δz , δz = γ (x) (x − x0 )
(III) Viskose Wandschicht
Konstante Schubspannung senkrecht zur Wand, y + = y/δv (x),
δv (x) = ν/uτ (x)
Die Einzelheiten der Berechnung sind in K. Gersten; H. Herwig (1992, S. 753)
beschrieben.
In der Überlappungsschicht zwischen der inneren Außenschicht und der viskosen
Wandschicht gilt das logarithmische Geschwindigkeitsgesetz. Aus der Anpassung
der Geschwindigkeit in dieser Überlappungsschicht folgt das Widerstandsgesetz in
impliziter Form:
  
2 1 cf

= ln Rex +D (22.108)
cf κ 2

oder in expliziter Form

 2
κ
cf = 2 G(; D) (22.109)
ln Rex

mit
2τ w (x)
cf = 2γ 2 = 2 (x)
, (22.110)
UN∞

K∞ (x − x0 ) UN∞ (x − x0 )
Rex = ∼ , (22.111)
ν ν
 = ln Rex , (22.112)
.
D = 2 ln κ + κ D (22.113)

 = 1,1.
Aus Messungen folgt D
Für die Globalwerte erhält man
 
3
K(x) = K∞ 1 + γ (Rex ) , (22.114)
4

umax (x) = UN∞ (x)[1 − Aγ (Rex )] , (22.115)

Qb (x) = 6αK∞ (x − x0 )[1 − Aγ (Rex )] , (22.116)
680 22 Turbulente freie Scherströmungen

dQb 1 6αK∞
−ve = = [1 − Aγ (Rex )] (22.117)
dx 2 x − x0

mit A = 2,5 und α = 0,033.


Die Hauptschwierigkeit bei der Berechnung der Wandstrahlströmung bereitet die
innere Außenschicht. In ihr wechselt τt das Vorzeichen. Zwischen der Nullstelle von
τt und dem Geschwindigkeitsmaximum ist die Turbulenzproduktion (∼ τt ∂ u/∂y)
negativ, d.h. es erfolgt eine Energieübertragung von der turbulenten Schwankungsbe-
wegung in die mittlere Bewegung (wie auch bei den Couette-Poiseuille-Strömungen
in Kap. 17.2.2 und der natürlichen Konvektion an vertikalen Wänden in Kap. 19.3).
Konzepte der Wirbelviskosität und der Mischungsweglänge versagen hierbei, vgl.
jedoch W. Gretler et al. (1995).
Eine Darstellung der Wandstrahlströmung mit einem Dreischichten-Modell findet
man auch bei R.E. Melnik; A. Rubel (1983). Übersichten über Meßergebnisse von
Wandstrahlen wurden von B.E. Launder; W. Rodi (1981, 1983) gegeben, auch für
den radial nach außen gerichteten Wandstrahl.
23
Numerische Integration
der Grenzschichtgleichungen

23.1
Laminare Grenzschichten

23.1.1
Vorbemerkung

Numerische Lösungen der Grenzschichtgleichungen basieren auf der Annahme, daß


die Differentialausdrücke in den beschreibenden partiellen Differentialgleichungen
durch Differenzenausdrücke approximiert werden können. Diese Näherung, die als
Diskretisierung bezeichnet wird, kann aus Reihenentwicklungen für die Geschwin-
digkeitskomponenten in den Koordinatenrichtungen gewonnen werden. Da in den
Entwicklungen, die nicht unbedingt aus Taylor-Reihen bestehen müssen, nur eine
bestimmte Anzahl von Termen mitgeführt werden kann, ergibt sich ein Diskretisie-
rungsfehler, der von der Anzahl und Größe der vernachlässigten Terme abhängt.
Zur Herleitung der Differenzenausdrücke muß die Grenzschicht mit einem Gitter-
netz überzogen werden, das durch Koordinatenlinien gebildet wird. Die unbekannten
Geschwindigkeitskomponenten werden in der Lösung für die Schnittpunkte der Ko-
ordinatenlinien, die Gitterpunkte, bestimmt. Die Abstände zwischen den Koordina-
tenlinien können konstant oder auch variabel gewählt werden. Bei großen örtlichen
Änderungen der Geschwindigkeitskomponenten müssen die Abstände zwischen den
Gitterpunkten hinreichend klein gewählt werden, so daß der Diskretisierungsfehler
klein bleibt.
Durch die Diskretisierung entstehen lineare oder auch nichtlineare Differenzen-
gleichungen, mit denen die an den Gitterpunkten definierten unbekannten Geschwin-
digkeitskomponenten bestimmt werden. Die Anzahl der Unbekannten ergibt sich aus
der Anzahl der Gitterpunkte. Da die Abstände zwischen ihnen aus Gründen der Ge-
nauigkeit klein sein müssen, ist die Anzahl der Unbekannten stets groß. Aus diesem
Grunde müssen zur Lösung der Differenzengleichungen elektronische Rechenanla-
gen verwendet werden.
Wegen der in den Differentialgleichungen auftretenden Nichtlinearitäten muß die
Lösung der Differenzengleichungen im allgemeinen iteriert werden. Die Genauig-
keit der errechneten Ergebnisse hängt deshalb auch von dem verwendeten Lösungs-
verfahren ab. Da es viele Möglichkeiten zur Diskretisierung gibt und auch mehrere
Lösungsverfahren existieren, sind die numerischen Lösungen nicht eindeutig defi-
niert. Es sind viele Variationen in der Formulierung der Differenzengleichungen wie
auch für deren Lösung bekannt. Bei der Formulierung der Differenzengleichung ist
vor allem die Ordnung des Diskretisierungsfehlers von Bedeutung. Mit zunehmender
682 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Ordnung wie auch mit zunehmender Anzahl der Gitterpunkte wird in der Regel die
Genauigkeit verbessert, jedoch auch der Rechenaufwand erhöht. Aus diesem Grunde
ist oft ein Kompromiß zwischen Genauigkeit und Rechenaufwand erforderlich. Bei
der Konstruktion numerischer Lösungen ist deshalb auch eins der wichtigsten Ziele,
bestmögliche Genauigkeit bei geringstem Aufwand zu erhalten.
Die Genauigkeit einer numerischen Lösung der Grenzschichtgleichungen hängt
auch von der Wahl der unabhängigen und abhängigen Variablen ab. Auch hier gibt
es mehrere Möglichkeiten, so daß die Anzahl der Lösungsansätze dadurch noch ver-
größert wird. Da die Wahl der Variablen die Genauigkeit einer Lösung entscheidend
beeinflussen kann, soll dieser Gesichtspunkt später näher diskutiert werden.
Numerische Lösungen der Grenzschichtgleichungen können heute mit Standard-
verfahren (Feldverfahren) ermittelt werden. Eine der ersten Lösungen für elektro-
nische Rechenanlagen wurde von F.G. Blottner; I. Flügge-Lotz (1963) entworfen.
Nahezu gleichzeitig veröffentlichten A.M.O. Smith; D.W. Clutter (1963) eine an-
dere numerische Lösung für die Grenzschichtgleichungen. Diese Lösungen wurden
in der Folgezeit mit zunehmender Leistung elektronischer Rechenmaschinen ausge-
dehnt auf größere Anwendungsbereiche, so z.B. auf kompressible Grenzschichten,
vgl. A.M.O. Smith; D.W. Clutter (1965), und solche binärer Gase, vgl. F.G. Blott-
ner (1964), auf gestörte, vgl. E. Krause (1967, 1969, 1972), und dreidimensionale
Grenzschichten, vgl. E. Krause et al. (1968). In der Lösungsmethode wurde durch
H.B. Keller (1971) mit dem „Box-Schema“ eine neue, heute oft verwendete Vari-
ante eingeführt. Sie geht von der Umwandlung der Impulsgleichung, einer partiellen
Differentialgleichung zweiter Ordnung, in zwei Differentialgleichungen erster Ord-
nung aus. Die Lösung ist nur eine von vielen, die heute angewendet werden. Eine
umfassende Darstellung von Lösungsmethoden wurde von F.G. Blottner (1975) ge-
geben. Eine zweite Übersicht, die vom „Box-Schema“ ausgeht, wurde von H.B.
Keller (1978) veröffentlicht.

23.1.2
Bemerkungen zu den Grenzschichttransformationen

Die Bestimmungsgleichungen für stationäre, inkompressible, zweidimensionale la-


minare Grenzschichten wurden in den Kap. 6 und 7 in drei verschiedenen Formen
angegeben.
In der Form der Gl. (6.14) bis (6.16) ist die Abhängigkeit von der Reynolds-Zahl
durch die Grenzschicht-Transformation bereits entfallen. Für die numerische Inte-
gration der Gleichungen ergibt sich der wichtige Vorteil, daß beide dimensionslosen
Geschwindigkeitskomponenten wie auch deren Ableitungen von der Größenordnung
O(1) sind. Dadurch wird gewährleistet, daß der Diskretisierungsfehler nicht beliebig
anwächst und die Lösung nicht verfälscht. Eine numerische Lösung der Gl. (6.14) bis
(6.16) erhält man, indem man beide Differentialgleichungen auf einem geeigneten
Gitternetz diskretisiert und die entstehenden Differenzengleichungen für vorzuge-
bende Anfangs- und Randbedingungen löst.
Die zweite Form der Grenzschichtgleichungen ist Gl. (7.77), die durch die Görtler-
Transformation entsteht. Durch gleichzeitiges Einführen einer dimensionslosen
23.1 Laminare Grenzschichten 683


Stromfunktion und einer Maßstabsfunktion g(ξ ) = 2ξ in die Impuls- und Konti-
nuitätsgleichung entsteht nur eine Gleichung für die dimensionslose bezogene Strom-
funktion f (ξ,η). Setzt man in Gl. (7.77) die partiellen Ableitungen nach ξ in Dif-
ferenzenquotienten um, kann die sich ergebende Differenzen-Differentialgleichung,
die nur noch Ableitungen nach η enthält, mit numerischen Methoden für nichtlineare
gewöhnliche Differentialgleichungen gelöst werden. Bei diesem Lösungsansatz kann
der Diskretisierungsfehler rasch anwachsen, wenn der Quotient g 2 (ξ )/ξ groß wird.
Die hier verwendete Ähnlichkeitstransformation bietet jedoch den Vorteil, daß durch
die Maßstabsfunktion g(ξ ) Änderungen der Grenzschichtdicke weitgehend kompen-
siert werden; Lösungen der Gl. (7.77) benötigen kaum einen Suchalgorithmus zum
Auffinden des Grenzschichtrandes, wie es z.B. für numerische Lösungen der Gl.
(6.14) und (6.15) erforderlich ist.
Die dritte, in Kap. 7.3.2 angegebene Form der Grenzschichtgleichungen ergibt
sich mit der v. Mises-Transformation. Hierbei werden die Koordinaten x und y auf
die unabhängigen Variablen ξ und ψ transformiert, wobei ξ identisch mit x ist, und
ψ wieder die Stromfunktion darstellt. Als abhängige Variable wird der Gesamtdruck
verwendet, in dem die Normalkomponente wegen ihrer Kleinheit in der Grenzschicht
vernachlässigt wird. Die sich bei dieser Transformation ergebende Gl. (7.80) hat die
Form der Wärmeleitungsgleichung, die durch Diskretisierung der beiden auftreten-
den Differentiale in eine Differenzengleichung umgewandelt werden kann. Der Vor-
teil der v. Mises-Transformation liegt wie bei der Ähnlichkeitstransformation in der
Reduktion der Anzahl der abhängigen Variablen von zwei auf eine. Ungenauigkeiten
können sich bei der Rücktransformation von der Rechenebene in die physikalische
Ebene in Wandnähe ergeben, wo u gegen null strebt und die numerische Auswertung
des Integrals y = (1/u) dψ ein fehlerhaftes Geschwindigkeitsprofil u(y) liefern
kann.
Für alle drei Formen der Grenzschichtgleichungen sind numerische Lösungen
entwickelt und erfolgreich erprobt worden.

23.1.3
Explizite und implizite Diskretisierung

Die Entwicklung von Differenzengleichungen soll für die Grenzschichtgleichungen


in der Form der Differentialgleichungen (6.14) und (6.15) gezeigt werden. In diesen
Gleichungen sollen im folgenden der Einfachheit halber die Sterne und Querstriche
weggelassen werden. Dann lauten sie:

∂u ∂u dp ∂ 2 u
u +v =− + 2, (23.1)
∂x ∂y dx ∂y
∂u ∂v
+ = 0. (23.2)
∂x ∂y
Von diesen Gleichungen braucht zunächst nur die Impulsgleichung (23.1) betrachtet
zu werden, mit der die Tangentialkomponente u(x,y) der Geschwindigkeit ermittelt
wird. Ist diese auf dem Anfangsstreifen bekannt oder in einem anderen Querschnitt
684 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

x = const gerade neu errechnet, kann die Normalkomponente bestimmt werden.


Dies wird deutlich, wenn man die Kontinuitätsgleichung (23.2) in die Impulsglei-
chung (23.1) einsetzt. Man erhält:
∂v ∂u dp ∂ 2 u
u −v = − 2. (23.3)
∂y ∂y dx ∂y
Sind die Tangentialkomponente der Geschwindigkeit u und der Druckgradient
dp/dx bekannt, stellt Gl. (23.3) eine gewöhnliche, lineare Differentialgleichung
für v dar. Ihre formale Lösung ist
 y 
v(x0 ,y) = exp(−F ) [exp(F )]g dy  + v(x0 ,0) (23.4)
0
mit
y    
1 ∂u 1 dp ∂ 2 u
F (y) = − dy  , g(y) = − 2 . (23.5)
u ∂y  u dx ∂y
0
In Gl. (23.4) stellt x0 die Koordinate des Anfangsstreifens dar, auf dem die Grenz-
schichtrechnung begonnen werden soll. Die Größe v(x0 ,0) bezeichnet den Wert
der Normalkomponente auf der Wand (y = 0). Für undurchlässige Wände ist
v(x0 ,0) = 0.
Da die Anfangsverteilung u(x0 ,y) im allgemeinen nicht durch eine Funktion,
sondern durch eine Wertetabelle gegeben ist, wird Gl. (23.3) in der Regel nume-
risch integriert, z.B. mit der Runge-Kutta-Methode. Die Normalkomponente der
Geschwindigkeit kann somit nicht beliebig vorgegeben werden, sondern muß stets
für jeden Querschnitt in der Grenzschicht verträglich mit der Tangentialkomponente
berechnet werden.Aus mathematischer Sicht stellt die Kontinuitätsgleichung deshalb
eine Verträglichkeitsbedingung dar, die die Quellfreiheit der Strömung gewährleistet,
vgl. L. Ting (1965).
Zur Herleitung von Differenzengleichungen für Gl. (23.1) werden die partiel-
len Ableitungen von u und v durch Differenzenquotienten ersetzt. Dazu wird die
Grenzschicht mit einem Koordinatennetz überzogen, in dem Koordinaten verwendet
werden, die tangential und normal zur Körperoberfläche orientiert sind. Der Ein-
fachheit halber werden hier kartesische Koordinaten x und y gewählt. Werden die
Abstände zwischen zwei Koordinatenlinien mit x und y und die Gitterpunkte in
x-Richtung mit i und in y-Richtung mit j bezeichnet, so können für einen beliebigen
Punkt P , der durch i und j gekennzeichnet ist (Bild 23.1), die partiellen Ableitun-
gen nach y durch folgende, sogenannte zentral angeordnete Differenzenausdrücke
ersetzt werden:
 
∂u ui,j +1 − ui,j −1  
= + O (y)2 , (23.6)
∂y i,j 2y
 2 
∂ u ui,j +1 − 2ui,j + ui,j −1  
2
= 2
+ O (y)2 . (23.7)
∂y i,j 2(y)
23.1 Laminare Grenzschichten 685

Bild 23.1. Gitteranordnung zur Entwick-


lung von Differenzengleichungen

Der
 Diskretisierungsfehler
 ist in beiden Näherungen von der Größenordnung
O (y)2 . Wenn nur die Daten u(x0 ,y) auf dem Anfangsstreifen bekannt sind, kann
die partielle Ableitung nach x auch nur mit einem Diskretisierungsfehler von der
Größenordnung O(x) approximiert werden. Diese Näherung wird als vorwärts
angeordnet bezeichnet:
 
∂u ui,j +1 − ui,j
= + O(x) . (23.8)
∂x i,j x

Stellen nun die Gitterpunkte mit den Indizes i und 1 ≤ j ≤ J den Anfangsstreifen
dar, wobei Pi,j =1 den Gitterpunkt auf der Wand (y = 0) bezeichnet und Pi,j =J den
Gitterpunkt auf dem Grenzschichtrand, so können alle Werte der beiden Geschwin-
digkeitskomponenten u und v auf allen Gitterpunkten Pi,j als bekannt vorausgesetzt
werden. Durch Einsetzen der Reihenentwicklungen Gl. (23.6), (23.7) und (23.8) in
die Impulsgleichung (23.1) können unmittelbar alle Werte der Geschwindigkeits-
komponente u für alle Gitterpunkte Pi+1,j bestimmt werden. Man erhält für ui+1,j :

x
ui+1,j = ui,j + (ui,j +1 − 2ui,j + ui,j −1 ) 2
ui,j (y)

vi,j x dp x (23.9)
−(ui,j +1 − ui,j −1 ) − §trut
 u i,j 2
 y dx i ui,j
+O (x)2 ,(x)(y)2 .

Mit den jetzt bekannten Werten ui+1,j können auch die Werte vi+1,j nach Gl. (23.4)
für alle Punkte Pi+1,j bestimmt werden. Damit ist der Querschnitt, der in einer
Entfernung x stromab vom Anfangsstreifen liegt, vollständig berechnet. Bei der
hier gewählten Formulierung ergeben sich alle Werte der gesuchten Geschwindig-
keitskomponente ui+1,j unmittelbar aus den Differenzengleichungen. Diese Art wird
deshalb als explizit bezeichnet. Wird die Normalkomponente der Geschwindigkeit
vi+1,j nach Gl. (23.4) berechnet, sind alle für den nächsten Integrationsschritt x
erforderlichen Daten bekannt, und die Geschwindigkeitskomponenten ui+2,j und
vi+2,j können ermittelt werden. Auf diese Weise kann die Integration beliebig oft in
Strömungsrichtung fortgesetzt werden.
686 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Explizite Lösungen bieten den Vorteil geringen algebraischen Aufwandes. Sie


haben aber den Nachteil, daß die Schrittweite in Strömungsrichtung x nicht beliebig
gewählt werden kann. Damit Fehler nicht uneingeschränkt anwachsen, darf x einen
bestimmten Wert nicht überschreiten. Folgende Schranke muß für eine numerisch
stabile Lösung eingehalten werden:

1 
x ≤ ui,j (y)2 . (23.10)
2
Nach Gl. (23.10) beeinflußt der Wert der Tangentialkomponente des wandnächsten
Gitterpunktes ui,j =2 mit u → 0 für y → 0 die Schrittweite in Hauptströmungsrich-
tung beträchtlich. Explizite Lösungen werden wegen dieser Schrittweitenbegren-
zung für Grenzschichtrechnungen nur dann benutzt, wenn die Randbedingungen
aus Gründen der Genauigkeit extrem kleine Schritte erfordern. Die Frage nach der
numerischen Stabilität soll hier nicht weiter erörtert werden. Einzelheiten für die
Formulierung von Differenzengleichungen sind bei R.D. Richtmyer; K.W. Morton
(1967) und E. Isaacson; H.B. Keller (1966) und besonders mit Bezug auf strömungs-
mechanische Probleme in C. Hirsch (1988) zu finden.
Bei der Herleitung der Differenzengleichung (23.9) waren die Ableitungen ∂u/∂y
und ∂ 2 u/∂y 2 mit den zentralen Differenzenausdrücken Gl. (23.6) und (23.7) auf dem
Anfangsstreifen ersetzt worden. Zur Erhöhung der Genauigkeit kann man die Diffe-
renzengleichungen auch für den Punkt Pi+1/2,j formulieren. Dazu werden folgende
Mittelwerte gebildet:
      
∂u 1 ∂u ∂u  
= + + O (x)2 , (23.11)
∂y i+1/2,j 2 ∂y i,j ∂y i+1,j
     2  
∂ 2u 1 ∂ 2u ∂ u  
= + + O (x) 2
. (23.12)
∂y 2 i+1/2,j 2 ∂y 2 i,j ∂y 2 i+1,j

In diesen werden die Differentiale durch Differenzenausdrücke ersetzt. Man erhält:


 
∂u ui+1,j +1 − ui+1,j −1 + ui,j +1 − ui,j −1
=
∂y i+1/2,j 4 y
 
+ O (x)2 ,(y)2 , (23.13)

 
∂ 2u ui+1,j +1 − 2ui+1,j + ui+1,j −1 + ui,j +1 − 2ui,j + ui,j −1
=
∂y 2 i+1/2,j 2(y)2
 
+ O (x)2 ,(y)2 . (23.14)

Setzt man jetzt die Differenzenausdrücke Gl. (23.8), (23.13) und (23.14) in die Im-
pulsgleichung (23.1) ein, ergeben sich die Differenzengleichungen nach dem Crank-
Nicolson-Schema:
23.1 Laminare Grenzschichten 687

Ai+1/2,j ui+1,j +1 + Bi+1/2,j ui+1,j + Ci+1/2,j ui+1,j −1


  (23.15)
+Di+1/2,j + O (x),(y)2 = 0 2≤j ≤J −1

mit
1/y − vi,j /2
Ai+1/2,j = , Bi+1/2,j = −[1/(y)2 + ui,j /x] , (23.16)
2y
 
1/y + vi,j /2
Ci+1/2,j = , 
Bi+1/2,j = − 1/(y) − ui,j /x ,
2
(23.17)
2y
i+1/2,j ui,j + Ci+1/2,j ui,j −1
Di+1/2,j = Ai+1/2,j ui,j +1 + B
 
dp
− . (23.18)
dx i+1/2

Strenggenommen müßten in Gl. (23.16) und (23.17) statt ui,j und vi,j die Werte
ui+1/2,j und vi+1/2,j stehen. Darauf wird im nächsten Abschnitt eingegangen, vgl.
Gl. (23.25).
Im Gegensatz zur expliziten Formulierung Gl. (23.9) enthält die Differenzenglei-
chung (23.15) die unbekannten Werte der Tangentialkomponente der Geschwindig-
keit an drei benachbarten Stellen, und ui+1,j kann nicht unmittelbar angegeben wer-
den. Diese Formulierung der Differenzengleichungen wird deshalb implizit genannt.
Ihre Lösung wird im folgenden beschrieben.

23.1.4
Lösung der impliziten Differenzengleichungen

Die Koeffizientenmatrix des Gleichungssystems (23.15) ist tridiagonal d.h. nur die
Hauptdiagonale und die beiden benachbarten Diagonalen sind besetzt. Daher kann
die Lösung des Gleichungssystems mit dem Thomas-Algorithmus durch Rekursion
gewonnen werden. Wird wie vorher bei der expliziten Lösung angenommen, daß die
Geschwindigkeitskomponenten ui,j und vi,j bekannt sind, können mit der Haftbe-
dingung u(x,0) = 0 für den wandnächsten Punkt Pi+1/2,j =2 die Größen

Ai+1/2,j =2 Di+1/2,j =2
Ei+1/2,j =2 = − , Fi+1/2,j =2 = − (23.19)
Bi+1/2,j =2 Bi+1/2,j =2

ermittelt werden. Damit läßt sich ui+1,j =2 durch ui+1,j =3 ausdrücken:

ui+1,j =2 = Ei+1/2,j =2 ui+1,j =3 + Fi+1/2,j =2 . (23.20)

Setzt man Gl. (23.20) in die Differenzengleichung (23.15) für j = 3 ein, läßt sich
der Wert der Tangentialkomponente der Geschwindigkeit für den nächsten Punkt
ui+1,j =3 durch ui+1,j =4 ausdrücken:
688 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

ui+1,j =3 = Ei+1/2,j =3 ui+1,j =4 + Fi+1/2,j =3 . (23.21)

Diese Rekursion läßt sich beliebig wiederholen; man erhält

ui+1,j = Ei+1/2,j ui+1,j +1 + Fi+1/2,j 2<j ≤J −1 (23.22)

mit
Ai+1/2,j
Ei+1/2,j = − , (23.23)
Bi+1/2,j + Ci+1/2,j Ei+1/2,j −1

Ci+1/2,j Fi+1/2,j −1 + Di+1/2,j


Fi+1/2,j = − . (23.24)
Bi+1/2,j + Ci+1/2,j Ei+1/2,j −1

Nach R.D. Richtmyer; K.W. Morton (1967, S.199) ist diese Lösung von vielen Au-
toren unabhängig voneinander benutzt worden. Sie stellt eine Anpassung der Gauß-
schen Eliminationsmethode an die parabolische Form der Impulsgleichung dar und
wird als Thomas-Algorithmus bezeichnet, vgl. L.H. Thomas (1949).
Zur Berechnung des Geschwindigkeitsprofils für den Querschnitt i + 1 werden
also zunächst alle Größen Ei+1/2,j und Fi+1/2,j für 2 ≤ j ≤ J − 1 ermittelt. Dann
wird ui+1,J gleich dem durch die äußere Randbedingung gegebenen Wert U (xi+1 )
gesetzt, und das Geschwindigkeitsprofil an der Stelle xi+1 kann vollständig berechnet
werden.
Da die Differenzengleichungen für den Punkt Pi+1/2,j formuliert sind, die vier
i+1/2,j in Gl. (23.16) und (13.17) aber mit
Größen Ai+1/2,j , Bi+1/2,j , Ci+1/2,j und B
den Werten ui,j und vi,j berechnet werden, entsteht ein Fehler von der Größenord-
nung O(x). Dieser läßt sich durch eine Iteration der Berechnung des Profils von
u(xi+1 ) auf O (x)2 ] reduzieren, wenn ui,j und vi,j in den Ausdrücken Ai+1/2,j ,
i+1/2,j durch folgende Mittelwerte ersetzt werden:
Bi+1/2,j , Ci+1/2,j und B

ui,j + ui+1,j vi,j + vi+1,j


um,i+1/2,j = , vm,i+1/2,j = . (23.25)
2 2
Die in Gl. (23.18) auftretenden Werte ui,j +1 , ui,j und ui,j −1 bleiben von dieser
Mittelung unberührt. Weitere Iterationen können die Genauigkeit der Lösung nicht
verbessern. Die implizite Integration der Grenzschichtgleichungen hat den Vorteil,
daß die Lösung der Differenzengleichungen numerisch uneingeschränkt stabil ist und
die Schrittweite x zwar klein sein muß, aber keiner Beschränkung zur Erhaltung
der numerischen Stabilität unterliegt, vgl. R.D. Richtmyer; K.W. Morton (1967) und
E. Isaacson; H.B. Keller (1966).

23.1.5
Integration der Kontinuitätsgleichung

Wird die implizite Lösung iteriert, kann die Berechnung der Normalkomponente v
in den Iterationsprozeß eingebunden werden. Anstelle der Mittelwertbildung nach
23.1 Laminare Grenzschichten 689

Gl. (23.25) wird dann vi+1/2,j mit einer Differenzenapproximation der Kontinuitäts-
gleichung bestimmt. Dazu wird die Differenzenform der Kontinuitätsgleichung in
zentraler Anordnung für den Punkt Pi+1/2,j −1/2 formuliert. Die Normalkomponente
der Geschwindigkeit wird dann nicht für xi und xi+1 berechnet, sondern für xi+1/2 .
Man erhält aus Gl. (23.2)
y
vi+1/2,j = vi+1/2,j −1 + (ui,j − ui+1,j + ui,j −1 − ui+1,j −1 )
2 x
 
+ O (x)2 ,(y)2 . (23.26)

Die numerische Integration der Gl. (23.15) und (23.26) wird eingeleitet, indem
zunächst für den Anfangsstreifen vi+1/2,j = 0 gesetzt wird. Mit Gl. (23.15) erhält
man eine erste Näherung für das zu bestimmende Profil ui+1,j . Die so ermittelten
Werte werden in Gl. (23.26) eingesetzt, aus der dann vi+1/2,j berechnet wird. Für
den Anfangsstreifen wird die Rechnung so oft wiederholt, bis die Differenz zweier
aufeinanderfolgender Iterationswerte vi+1/2,j innerhalb
 einer vorzugebenden Feh-
lerschranke von der Größenordnung O (x)2 ,(y)2 liegt. Diese Abfrage braucht
nur für einige ausgewählte Werte j des Profils vi+1/2,j durchgeführt zu werden.
Für alle nachfolgenden Stationen wird die Berechnung der Normalkomponente
der Geschwindigkeit nur einmal wiederholt, da nach der Ermittlung des v-Profils im
Anfangsstreifen vi+1/2,j jeweils als erste Näherung mit einem Fehler der Ordnung
O(x) verwendet werden kann. Diese Rechnung wird mit der Mittelwertbildung
Gl. (23.25) zusammen ausgeführt.

23.1.6
Ermittlung des Grenzschichtrandes
und der Wandschubspannung

Nach der Berechnung der Geschwindigkeitskomponenten ui+1,j und vi+1/2,j muß


überprüft werden, ob die Grenzschichtdicke sich verändert hat. Das Anwachsen und
Abnehmen der Grenzschichtdicke hängt von der Form des Anfangsprofils und von
den Randbedingungen ab. Die Abfrage nach ihrer Veränderung kann mit einer ein-
fachen Fehlerschranke vorgenommen werden: Man ermittelt den Wert der Tangen-
tialkomponente der Geschwindigkeit für den vorletzten Punkt am Grenzschichtrand
ui+1,J −1 und stellt dann die Abfrage

|ui+1,J −1 − U (xi+1 )| ≤ ε . (23.27)

Ist Gl. (23.27) für eine vorgegebene Schranke ε, z.B. 10−4 , erfüllt, kann das Profil
u(y) für den Querschnitt i + 1 berechnet werden. Ist die Geschwindigkeitsdifferenz
in Gl. (23.27) größer als die vorgegebene Schranke, wird die Anzahl der Gitterpunkte
für die y-Richtung um eins erhöht, d.h. Jneu = Jalt+1 . Dieser Punkt muß auch für xi
mit dem bekannten Randwert U (xi ) belegt werden, damit der neue Wert ui+1,Jneu −1
berechnet werden kann. Danach wird die Abfrage Gl. (23.27) wiederholt. Auf diese
Weise kann der Grenzschichtrand leicht ermittelt werden.
690 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Zur Berechnung des Reibungswiderstandes müssen die örtliche Wandschubspan-


nung und somit die Ableitung (∂u/∂y)y=0 bestimmt werden. Da man bei der Dis-
kretisierung von Differentialen auf einem Randpunkt keine Symmetriebedingung
in der Differenzenapproximation nutzen kann, ist der Diskretisierungsfehler relativ
groß. Man versucht deshalb, die Genauigkeit durch Hinzunahme weiterer Gitter-
punkte zu verbessern. Eine oft benutzte Vier-Punkte-Formel (es gilt für den Rand-
punkt ui+1,j =1 = 0) lautet:
  
∂u 18ui+1,j =2 − 9ui+1,j =3 + 2ui+1,j =4
=
∂y y=0 i+1 6 y
 
+ O (y)3 . (23.28)

Die Vermehrung der benutzten Gitterpunkte läßt sich umgehen, wenn man bei der
Diskretisierung die Wandbindung nach Gl. (7.2) berücksichtigt. In der Taylor-Reihe
wird dann in dimensionsloser Darstellung die zweite Ableitung (∂ 2 u/∂y 2 )y=0 durch
den Druckgradienten dp/dx ersetzt. Man erhält die Drei-Punkte-Formel:
    
∂u 8ui+1,j =2 − ui+1,j =3 dp y
= −
∂y y=0 i+1 6 y dx i+1 3
 
+ O (y)3 . (23.29)

Bezüglich einer Fünf-Punkte-Formel für die Wandschubspannung, auch für nichtä-


quidistante y-Schritte, vergleiche H. Schlichting (1982, S. 193).

23.1.7
Integration der transformierten Grenzschichtgleichung
mit dem Box-Schema

Mit Gl. (23.15) und (23.26) wird eine von mehreren bekannten Differenzengleichun-
gen für die Grenzschichtgleichungen (23.1) und (23.2) angegeben. Im folgenden soll
gezeigt werden, wie die transformierte Grenzschichtgleichung (7.77) mit dem Box-
Schema∗ nach H.B. Keller (1971) numerisch integriert werden kann. DieVerwendung
von Gl. (7.77) hat den Vorteil, daß die Änderung der Grenzschichtdicke in der trans-
formierten ξ -η-Ebene gering ist und man deshalb den Grenzschichtrand nicht, wie
vorher mit Gl. (23.27) gezeigt, für jeden Integrationsschritt x abzufragen braucht.
Die Integration mit dem Box-Schema nach H.B. Keller bietet weiterhin den Vor-
teil, daß die Differenzengleichungen innerhalb einer Gitterzelle A = x y, der
Box, formuliert werden können, während für die vorangegangene Formulierung zwei
Zellen erforderlich waren. Damit kann auch die Schrittweite in Richtung normal zur
Wand variabel gestaltet werden, ohne daß die Ordnung des Diskretisierungsfehlers
verringert wird. Durch Steuerung von y kann die Rechenzeit merklich reduziert
und das Integrationsverfahren insgesamt effizienter gestaltet werden.
∗ Der aus dem Englischen stammende Begriff „Box“ entspricht der Zelle im Rechengitter.
23.1 Laminare Grenzschichten 691

Bild 23.2. Bezeichnungen zur Formulierung


des Box-Schemas

Die Lösung der Grenzschichtgleichungen mit dem Box-Schema wurde in der


neueren Literatur eingehend beschrieben, vgl. H.B. Keller; T. Cebeci (1972a). Auch
wurde die Flexibilität der Lösungsmethode mit zahlreichen Beispielen belegt. So
wurde z.B. von H.B. Keller; T. Cebeci (1972b) auch schon das inverse Problem gelöst,
d.h. der Verlauf des Druckgradienten für eine vorgegebene Verteilung der Wand-
schubspannung bestimmt. In H.B. Keller; T. Cebeci (1972a) wird die Lösung zur
Berechnung turbulenter Grenzschichten vorgestellt. Auch ablösende Grenzschich-
ten können mit dem Box-Schema sicher berechnet werden, vgl. T. Cebeci et al.
(1979).
Zur Herleitung eines Box-Schemas, von denen viele angegeben werden können,
wird die transformierte Impulsgleichung

fηηη + f fηη + β(ξ )(1 − fη2 ) = 2ξ(fη fξ η − fξ fηη ) (23.30)

zugrunde gelegt, vgl. Gl. (7.77). Diese partielle Differentialgleichung dritter Ordnung
für die bezogene Stromfunktion f (ξ,η) wird in drei partielle Differentialgleichungen
erster Ordnung umgeformt. In der Schreibweise nach H.B. Keller (1978) werden die
Ableitungen ∂f/∂η und ∂ 2 f/∂η2 durch neue Variable U und V definiert, so daß gilt:

∂f ∂ 2f ∂U
=U, = =V. (23.31)
∂η ∂η2 ∂η
Damit geht Gl. (23.30) in folgende Form über:
 
∂V ∂U ∂f
+ f V + β(1 − U ) = 2ξ U
2
−V . (23.32)
∂η ∂ξ ∂ξ
In dem System (23.31) und (23.32) treten nur erste Ableitungen auf, für deren Diskre-
tisierung jeweils nur zwei Gitterpunkte benötigt werden. Formuliert man die Diffe-
renzenausdrücke für den Mittelpunkt einer Gitterzelle, werden für die Diskretisierung
die vier Eckpunkte der Zelle benötigt (Bild 23.2).

Anmerkung (Reduktion auf ein Differenzen-Differentialgleichungssystem)


Das System (23.31) und (23.32) läßt beliebig viele Diskretisierungen zu. Diskretisiert man
z.B. die nichtlinearen Ausdrücke U (∂U/∂ξ ) und V (∂f/∂ξ ), wobei U und V durch Mittelwerte
692 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

dargestellt werden, ergibt sich ein Differenzen-Differentialgleichungssystem erster Ordnung,


das, als Zwei-Punkt-Randwertproblem aufgefaßt, mit einer numerischen Lösungsmethode
für nichtlineare gewöhnliche Differentialgleichungen gelöst werden kann, vgl. H.B. Keller
(1978).

Zur Diskretisierung des Systems (23.31) und (23.32) nach dem Box-Schema von
H.B. Keller (1978) werden Mittelwerte und zentral angeordnete Differenzensche-
mata verwendet. Bezeichnet w eine der drei abhängigen Variablen U , V und f ,
gelten für die Diskretisierung folgende Beziehungen:

wi+1,j +1 + wi+1,j
[w]i+1,j +1/2 =
2
 
∂w wi+1,j +1 − wi+1,j
=
∂η i+1,j +1/2 (η)j
 
∂w [w]i+1,j +1/2 − [w]i,j +1/2
=
∂ξ i+1/2,j +1/2 (ξ )i
% & % &
  ∂w
+ ∂w
∂w ∂η i+1,j +1/2 ∂η i,j +1/2
=
∂η i+1/2,j +1/2 2
[w]i+1,j +1/2 + [w]i,j +1/2
[w]i+1/2,j +1/2 = , (23.33)
2

Die diskretisierte Form der Gl. (23.31) und (23.32) ergibt sich damit zu
 
∂f
= [U ]i+1,j +1/2
∂η i+1,j +1/2
 
∂U
= [V ]i+1,j +1/2 . (23.34)
∂η i+1,j +1/2

    
∂V ∂U
= 2(ξ )i+1/2 [U ]i+1/2,j +1/2
∂η i+1/2,j +1/2 ∂ξ i+1/2,j +1/2
  
∂f
− [V ]i+1/2,j +1/2
∂ξ i+1/2,j +1/2

− [f V + β(1 − U 2 )]i+1/2,j +1/2 . (23.35)

Das System der Differenzengleichungen (23.34) und (23.35) ist nichtlinear und wird
deshalb mit einer Iterationsmethode gelöst. Nach Vorschlag von H.B. Keller wird
das Newtonsche Verfahren verwendet. Werden die Iterationswerte mit k bezeichnet,
23.1 Laminare Grenzschichten 693

können sie in folgender Weise formuliert werden:


   
k+1
fi+1,j k+1
,Ui+1,j k+1
,Vi+1,j = fi+1,j
k k
,Ui+1,j k
,Vi+1,j
 
+ δfi+1,j
k k
,δUi+1,j k
,δVi+1,j . (23.36)

Mit Gl. (23.36) kann das System linearisiert werden, und man erhält ein blocktridia-
gonales Gleichungssystem der Form

−1 + Bi,j δi+1,j + Ci,j δi+1,j +1 = ri,j


k+1 k+1 k+1
Ai,j δi+1,j , (23.37)

in dem die Größe δ := (δf,δU,δV )T sowie A, B und C entsprechende 3×3-Matrizen


darstellen∗ . Eine Lösung ist für die gegebenen Randbedingungen mit bekannten
Algorithmen möglich, so z.B. mit einer bei E. Isaacson; H.B. Keller (1966) angege-
benen Lösungsmethode. Einzelheiten der erforderlichen Umformungen der Diffe-
renzengleichungen sind bei H.B. Keller; T. Cebeci (1971) und H.B. Keller (1974) zu
finden. Hier wird nur darauf hingewiesen, daß das System Gl. (23.34) und (23.35)
in die Form
Fi+1,j = Di+1/2,j +1/2 Fi+1,j +1 + Ri+1/2,j +1/2 (23.38)
gebracht werden kann. Hierin bezeichnen F = (f,U,V )T , D eine 3×3-Matrix und R
einen Vektor, der sich wie die Matrix D mit Gl. (23.33) aus Gl. (23.34) und (23.35) er-
gibt. Nach Gl. (23.38) kann F für alle Punkte Pi+1,j ermittelt werden, wenn Fi+1,j =J
am Rande der Grenzschicht bekannt ist. Für j = J ist jedoch nur U aus den Rand-
bedingungen bekannt. Für die Größen f und V müssen die Randbedingungen an der
Wand für y = 0 erfüllt werden, wie es der Formulierung des gegebenen Zwei-Punkt-
Randwertproblems entspricht. Gleichung (23.38) kann ebenfalls zur Konstruktion
einer iterativen Lösung benutzt werden, in der die beiden unbekannten Komponen-
ten des Lösungsvektors Fi+1,j =J am Grenzschichtrand vorgeschätzt und geändert
werden, bis die Randbedingungen an der Wand innerhalb einer vorgegebenen Feh-
lerschranke erfüllt sind. Die erforderliche Zahl der Iterationen ist gering, da alle
an der Stelle xi+1 zu berechnenden Daten schon aus der Berechnung des zuletzt
berechneten Geschwindigkeitsprofils mit einem Fehler O(x) bekannt sind. Wie
schon vorher angedeutet, bieten sich hier mehrere Möglichkeiten zur Lösung der
Differenzengleichungen an. Eine sehr effiziente Lösungsmethode ist bei H.B. Keller
(1974) angegeben.

∗ Mit (δf,δU,δV )T wird die transponierte Matrix bezeichnet, die aus der ursprünglichen
Matrix durch Vertauschen von Zeilen und Spalten entsteht.
694 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

23.2
Turbulente Grenzschichten

23.2.1
Methode der Wandfunktionen

Im Kap. 18.5.1 ist die Methode der Wandfunktionen für anliegende Grenzschichten
beschrieben worden. Wenn die Querstriche für die zeitliche Mittelung weggelassen
werden, lautet das zu lösende Gleichungssystem:
 
∂u ∂u 1 dp ∂ ∂u
u +v =− + νt , (23.39)
∂x ∂y  dx ∂y ∂y
∂u ∂v
+ =0 (23.40)
∂x ∂y

mit den Randbedingungen


 
1 yuτ
y → 0 :u = uτ ln + C+ , v = 0, (23.41)
κ ν
y = δ : u = ue . (23.42)

Für νt = const und nach Einführen dimensionsloser Größen (Bezugsgrößen l,


V , νtR = lV ) gehen Gl. (23.39) und (23.40) formal in die Grenzschichtgleichun-
gen (23.1) und (23.2) für laminare Strömungen über. Daher können die für laminare
Grenzschichten beschriebenen numerischen Verfahren weitgehend auch für turbu-
lente Grenzschichten übernommen werden.
Aus Gl. (23.39) läßt sich folgendes Verhalten der Lösungen u(x,y) und νt (x,y)
in der Nähe des Grenzschichtrandes, d.h. für y → δ, herleiten:

lim (ue − u) = a(x) (δ − y)n , (23.43)


y→δ

lim νt = b(x) (δ − y) . (23.44)


y→δ

Der Exponent n ist vom gewählten Turbulenzmodell abhängig. Es gilt z.B. n = 2


für das Modell von R. Michel et al. (1968) und n = 1 für das k-ε-Modell. Mit Gl.
(23.43) und (23.44) folgt aus Gl. (23.39) für den Grenzübergang y → δ (v = ve ,
u = ue ):
dδ ve bn
= + . (23.45)
dx ue ue
Nach einem Vorschlag von J.C. Rotta (1983) läßt sich die Randbedingung (23.41)
für u(x,y) durch die Koordinatenverschiebung


y = y − y0 (x) , y0 (x) = (ν/uτ ) exp(−κC + ) (23.46)
23.2 Turbulente Grenzschichten 695

vereinfachen zu
y = 0) = 0 .
u(x, (23.47)

Die Verschiebung y0 (x) ist im Vergleich zur Grenzschichtdicke klein und im all-
gemeinen gegenüber δ vernachlässigbar. Für glatte Wände gilt mit C + = 5,0 der
Wert y0+ = y0 uτ /ν = 0,124, d.h. die Verschiebung findet im rein viskosen Bereich
(y + < 1) der Wandschicht statt.
Mit der dimensionslosen Koordinate

y y − y0
η= = , 
δ = δ − y0 ≈ δ (23.48)

δ δ − y0

lautet das Gleichungssystem

∂u ∂u 1 dp ∂ 2u
u + mII + − m2I νt 2 = 0 , (23.49)
∂x ∂η  dx ∂η
∂u ∂v ∂u
+ mI − mIII =0 (23.50)
∂x ∂η ∂η

mit den Randbedingungen

η =0: u = 0, v = 0,
(23.51)
η =1: u = ue .

Dabei gilt:
1
mI (x) = ,

δ
∂νt (23.52)
mII (x,η) = mI v − mIII u − m2I ,
∂η

mIII (x,η) = mI η dx

,

wobei mIII (x,η) wegen d δ /dx ≈ dδ/dx mit Gl. (23.45) bestimmt werden kann.
Das Einführen der Koordinate η nach Gl. (23.48) hat den Vorteil, daß der Inte-
grationsbereich auf einen Streifen konstanter Höhe 0 ≤ η ≤ 1 beschränkt wird. In
diesem Streifen kann man bezüglich η eine feste Gitterteilung vornehmen, was für
die numerische Rechnung äußerst vorteilhaft und zeitsparend ist.
Die Struktur der Gl. (23.49) entspricht derjenigen von Gl. (23.1). Daher lassen
sich die Diskretisierungen analog zu Abschnitt 23.1.3 durchführen.
Die implizite Diskretisierung nach Crank-Nicolson für den Punkt Pi+1/2,j ergibt
wieder Gl. (23.15) mit

mII m2I νt
Ai+1/2,j = − + , (23.53)
4 η 2(η)2
696 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

u m 2 νt
Bi+1/2,j = − − I 2, (23.54)
x (η)
mII m2I νt
Ci+1/2,j = − + , (23.55)
4 η 2(η)2
m2 ν
i+1/2,j = u − I t ,
B (23.56)
x (η)2
i+1/2,j ui,j + Ci+1/2,j ui,j −1 ,
Di+1/2,j = Ai+1/2,j ui+1/2,j + B
 
1 dp
− . (23.57)
 dx 1+1/2

Dabei werden in Gl. (23.53) bis (23.56) die Werte mII , m2I νt und u wieder statt im
Punkt Pi+1/2,j näherungsweise im Punkt Pi,j bestimmt und dann mittels Iteration
durch Mittelwerte analog zu Gl. (23.25) ersetzt.
Die Größe b in Gl. (23.45) kann aus der νt -Verteilung am Außenrand der Grenz-
schicht gemäß Gl. (23.44) mittels der Differenzengleichung

(mI )i (νt )i,J −1


bi = (23.58)
1 − ηJ −1

mit ηJ = 1 ermittelt werden.


Aus der Integration der Kontinuitätsgleichung (23.50) erhält man analog zu Gl.
(23.26):


vi+1/2,j = vi+1/2,j −1 (ui+1,j − ui,j + ui+1,j −1 − ui,j −1 )
2(mI )i+1/2 x
(mIII )i+1/2,j −1/2
− (ui,j − ui,j −1 + ui+1,j − ui+1,j −1 ) . (23.59)
(mI )i+1/2

Zur Schließung des Systems (23.49) bis (23.51) muß noch ein Turbulenzmo-
dell hinzukommen. Bei den algebraischen Modellen handelt es sich um einfache
Zusammenhänge zwischen νt und dem Geschwindigkeitsfeld, z.B. Gl. (18.8) mit
νt = (2 /
δ )(∂u/∂η). Bei den Ein- oder Mehrgleichungs-Modellen haben die hin-
zukommenden Differentialgleichungen die gleiche Struktur wie Gl. (23.49), so daß
für diese die implizite Diskretisierung nach Crank-Nicolson wieder algebraische
Gleichungen analog zu Gl. (23.15) liefert. Die Lösung des erweiterten Systems von
impliziten Differenzengleichungen kann wieder nach Abschnitt 23.1.4 erfolgen. Hin-
weise zur Numerik findet man u.a. bei R. Voges (1978). Dort erfolgt die Lösung des
Gleichungssystems mittels des Thomas-Algorithmus.
Als Anfangsbedingungen können näherungsweise die Lösungen von Gleichge-
wichtsgrenzschichten oder die Profile von Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten ver-
wendet werden, vgl. Kap. 18.5.1
23.2 Turbulente Grenzschichten 697

Variable Schrittweite in η-Richtung

Wegen der großen Geschwindigkeitsgradienten turbulenter Grenzschichten in der


Wandnähe empfiehlt es sich, ein Koordinatensystem mit variabler Schrittweite in
η-Richtung zu benutzen, wie es beim Box-Schema in Abschnitt 23.1.7 schon einge-
führt worden ist. Wird das Box-Schema nicht verwendet, können die nachstehend
aufgeführten Näherungen für den Differentialquotienten ∂u/∂y und ∂ 2 u/∂η2 be-
nutzt werden, wenn benachbarte Schrittweiten mit (η)i,j = ηi,j − ηi,j −1 und
(η)i,j +1 = ηi,j +1 − ηi,j bezeichnet werden:
 
∂u
= (g1 )i,j ui+1,j +1 − [(g1 )i,j − (g2 )i,j ]ui+1,j
∂η i+1,j

− (g2 )i,j ui+1,j −1 + O[(η)i,j (η)i,j +1 ] , (23.60)


  5
∂ 2u
= 2 (g3 )i,j ui+1,j +1 − [(g3 )i,j − (g4 )i,j ]ui+1,j
∂η2 i+1,j
1
+ (g4 )i,j ui+1,j −1 + O[(η)i,j +1 − (η)i,j ] . (23.61)
Die Größen g1 , g2 , g3 und g4 sind wie folgt definiert:
[(η)2 ]i,j [(η)2 ]i,j +1
(g1 )i,j = , (g2 )i,j = ,
hi,j hi,j
(23.62)
[(η)]i,j [(η)]i,j +1
(g3 )i,j ,= , (g4 )i,j =
hi,j hi,j
mit  
hi,j = (η)i,j (η)i,j +1 (η)i,j + (η)i,j +1 . (23.63)
Wenn aus Gründen der Genauigkeit die Fehler in Gl. (23.60) und (23.61) von gleicher
Größenordnung sein sollen, darf das Verhältnis zweier benachbarter Schrittweiten
nur den Betrag O[1 + (η)i,j ] haben. Die Schrittweite (η)i,j kann deshalb nicht
beliebig variiert werden.
Mit dieser Diskretisierung erhält man wieder die Differenzengleichungen (23.15)
mit den Abkürzungen:
 
1
Ai+1/2,j = m2I νt g3 − mII g1 , (23.64)
2 i,j
 
u 1
Bi+1/2,j = − mI νt (g3 + g4 ) +
2
− mII (g1 − g2 ) , (23.65)
x 2 i,j
 
1
Ci+1/2,j = mI νt g4 − mII g2
2
, (23.66)
2 i,j
 
Bi+1/2,j = − m2I νt (g3 + g4 ) − u − 1 mII (g1 − g2 ) . (23.67)
x 2 i,j
698 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Für Di+1/2,j gilt weiterhin Gl. (23.57). Bei konstanter Schrittweite gehen Gl. (23.64)
bis (23.67) in die Gl. (23.53) bis (23.56) über.
Die Integration der Kontinuitätsgleichung liefert wieder Gl. (23.59), wenn dort
η durch ηi,j ersetzt wird.

Beispiel: Gitterteilung gemäß einer geometrischen Reihe


Häufig wird eine Gitterteilung verwendet, bei der die Schrittweiten gemäß einer geometrischen
Reihe wachsen. Dann gilt

K j −1 − 1
η1 = 0 , ηj = η2 , ηJ = 1 , ηi,j = η2 K j −2 , (23.68)
K −1
wobei etwa K = 1,1 gewählt wird. Durch die Anzahl J der Gitterpunkte in η-Richtung liegt
η2 = (K − 1)/(K J −1 − 1) fest. Für die Größen in Gl. (23.62) erhält man dann:

1 K
(g1 )i,j = , (g2 )i,j = K 2 (g1 )i,j ,
η2 1 + K
(23.69)
1 K 3−2j
(g3 )i,j = 2 , (g4 )i,j = K(g3 )i,j .
η 1+K
2

Anmerkung (Logarithmische Koordinate)


Wegen der Randbedingung (23.41) für u(x,y) hat die Lösung u(x,y) für η → 0 die Form
   
uτ y0 y0
lim u(x,η) = ln η + − ln . (23.70)
η→0 κ 
δ δ

Die in den numerischenVerfahren benutzten Differenzenformeln für die partiellenAbleitungen


beruhen darauf, daß die zu differenzierende Funktion an drei banachbarten Gitterpunkte durch
ein Polynom zweiten Grades approximiert wird. Die logarithmische Funktion, der nach Gl.
(23.70) die Geschwindigkeitsverteilung in Wandnähe gehorcht, wird aber durch ein Polynom
zweiten Grades nicht gut beschrieben.
Man kann diese Schwierigkeit vermeiden, indem man nach J.C. Rotta (1983) die logarith-
mische Koordinate  
y0
ζ = ln η + (23.71)

einführt und die Differentiale ∂u/∂ξ und d 2 u/dξ 2 mit den Differenzenformeln bildet. Bei
logarithmischer Verteilung von u über η sind diese Differentiale dann exakt. Aber auch wei-
ter außen, wo die Geschwindigkeitsverteilung von der logarithmischen Verteilung abweicht,
lassen sie sich recht genau bestimmen, denn die Gitterteilung auf der ζ -Achse wird mit zu-
nehmendem Wandabstand immer enger und nähert sich der äquidistanten Verteilung, wenn
für die η-Achse die Abstände nach einer geometrischen Reihe wachsen.
Die Einführung der logarithmischen Koordinate erfordert natürlich zusätzlichen Rechen-
aufwand. Dieser ist jedoch nicht erheblich, der Gewinn an Genauigkeit aber groß, vgl. J.C.
Rotta (1983).

Unter Verwendung des Turbulenzmodells nach R. Michel et al. (1968), Gl. (18.6)
und (18.8), wurde von J.C. Rotta (1983) das beschriebene numerische Verfahren zur
Berechnung turbulenter Grenzschichten eingesetzt.
23.3 Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodelle 699

Entsprechend kann auch ein anspruchsvolleres Turbulenzmodell gewählt wer-


den, z.B. das k-ε-Modell für hohe Reynolds-Zahlen nach W.P. Jones; B.E. Laun-
der (1972a) oder das Reynolds-Spannungs-Modell nach K. Hanjalić; B.E. Launder
(1972a). Zum letztgenannten Modelltyp sei auch auf die Arbeit von B. Jeken (1992)
verwiesen. Die Erweiterung auf turbulente Grenzschichten mit Ablösung ist von D.
Vieth (1996) behandelt worden, wobei zusätzlich auch der Wärmeübergang berück-
sichtigt wurde.

23.3
Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodelle

Unter Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodellen sollen hier alle Turbulenz-Modelle


verstanden werden, bei denen die viskosen Terme berücksichtigt werden und sowohl
die viskose Wandschicht als auch die viskose Überschicht mitberechnet werden. Es
ergeben sich dann besonders einfache Randbedingungen an der Wand (Haftbedin-
gung), und der Übergang in die reibungslose Außenströmung erfolgt kontinuierlich
wie bei laminaren Grenzschichten, vgl. Kap 18.5.3. Da die Gleichungen praktisch
dieselbe Struktur besitzen wie diejenigen laminarer Grenzschichten, können die nu-
merischen Berechnungsverfahren für laminarer Grenzschichten in einfacher Weise
auch auf turbulente Grenzschichten erweitert werden. Wegen der viel größeren Wand-
gradienten bei turbulenten Grenzschichten muß bei diesen mit variabler Schrittweite
in y-Richtung gerechnet werden. Wegen der bei turbulenten Grenzschichten stark
wachsenden Grenzschichtdicke wird häufig eine geeignete Grenzschichttransforma-
tion analog zur Görtler-Transformation benutzt.
Es sei angemerkt, daß die Niedrig-Reynoldszahl-Turbulenzmodelle keine Effekte
höherer Ordnung gegenüber der Methode der Wandfunktionen liefern. Die Ergeb-
nisse nach beiden Methoden (z.B. bezüglich der Verteilung des Reibungsbeiwertes)
sind von gleicher Größenordnung, vgl. K. Gersten; H.Herwig (1992, S. 668) und
D.C. Wilcox (1998, S 190) .

Beispiele
Algebraische Turbulenz-Modelle
Es gilt wieder das Gleichungssystem (23.1) und (23.2), wenn in Gl. (23.1) der Term ∂ 2 u/∂y 2
ersetzt wird durch ∂[N ∂u/∂y]/∂y mit N = 1+νt /ν. Entsprechend gilt weiterhin Gl. (23.30),
wenn fηηη durch (Nf ηη)η ersetzt wird.
Ein numerischesVerfahren zur Lösung der so abgeänderten Gl. (23.30) ist ausführlich bei H.
Schlichting (1982, S. 188) beschrieben. Dieselbe Gleichung liegt auch bei dem Berechnungs-
verfahren von T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 185) zugrunde, das auch für kompressible
Grenzschichten gilt und mit der Box-Methode arbeitet.
Statt der Görtler-Transformation wird auch die Falkner-Skan-Transformation nach Gl. (7.7)
und (7.18) verwendet, vgl. T. Cebeci; P. Bradshaw (1984, S. 1895) und T. Cebeci; P. Bradshaw
(1977, S. 237).
700 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Mehrgleichungs-Turbulenzmodelle
Eine Übersicht über Niedrig-Reynoldszahl-Versionen von Zweigleichungs-Turbulenzmodel-
len findet man u.a. bei V.C. Patel et al. (1985) und D.C. Wilcox (1998, S. 185). Offenbar
besitzt das k-ω-Modell Vorteile gegenüber den anderen Modellen.
Eine Niedrig-Reynoldszahl-Version eines Reynolds-Spannungs-Modells wurde von S. Ja-
kirlić; K. Hanjalić (1995) angegeben.

23.4
Instationäre Grenzschichten

Grenzschichtströmungen können instationär werden, wenn die Anfangs- und Rand-


bedingungen zeitabhängig sind, wie es in den Kapiteln 13 und 21 dargestellt wor-
den ist. Für zweidimensionale inkompressible Strömungen enthält die Impulsglei-
chung bei instationärer Strömung den Term, der die lokale Beschleunigung ∂u/∂t
beschreibt, während die Kontinuitätsgleichung unverändert bleibt. Um die Zeitab-
hängigkeit näher zu analysieren, wird Gl. (13.4) mit  = const, µ = const, g = 0
in folgende dimensionslose Form gebracht:

∂u ∂u ∂p ∂ 2 u ∂u
+u =− + 2 −v . (23.72)
∂t ∂x ∂x ∂y ∂y
Für die beiden Beschleunigungsterme auf der linken Seite der Gl. (23.72) können
für konstanten Wandabstand y = const charakteristische Linien definiert werden,
deren Steigung durch die Projektion auf die x-t-Ebene gegeben ist:
 
dx
= u. (23.73)
dt y= const

Mit Gl. (23.73) läßt sich Gl. (23.72) wie folgt schreiben:
 
∂u ∂u du ∂p ∂ 2 u ∂u
+u = =− + 2 −v . (23.74)
∂t ∂x dt y= const ∂x ∂y ∂y

Die numerische Integration der Gl. (23.74) muß dann längs der charakteristischen
Linien, die durch Gl. (23.73) definiert sind, ausgeführt werden. Für einen Zeitschritt
t erhält man
xi+1,k+1 = xP ,k + um t . (23.75)
Nach Bild 23.3 stellt xi+1,k+1 in Gl. (23.75) die x-Koordinate des Punktes im
Gitternetz in der x-t-Ebene dar, für den u und v berechnet werden sollen. Der Index
i zählt wie bisher die Integrationsschritte in x-Richtung, j in y-Richtung und k die
Zeitschritte t. Der Index j braucht in der folgenden Ableitung nicht mitgeführt zu
werden, da er nicht benötigt wird. Der Punkt mit der Koordinate xP ,k liegt in der
Regel zwischen zwei Gitterpunkten, so daß entweder xi,k ≤ xP ,k ≤ xi+1,k oder
xi+1,k ≤ xP ,k ≤ xi+2,k gilt, je nachdem ob um ≥ 0 oder um ≤ 0 ist. Der Mittelwert
23.4 Instationäre Grenzschichten 701

Bild 23.3. Diskretisierung für instationäre Grenzschichten

um wird mit den Werten ui+1,k+1 und uP ,k gebildet. Die Geschwindigkeit im Punkt
xP ,k kann durch Diskretisierung der linken Seite in Gl. (23.74) ermittelt werden,
wobei die Lage des Punkts xP ,k berücksichtigt werden muß:
   
t t
uP ,k = 1 − u ui+1,k + u ui,k für u ≥ 0 (23.76)
x x
und
   
t t
uP ,k = 1 + u ui+1,k − u ui+2,k für u ≤ 0 . (23.77)
x x
Damit der Fehler in den Approximationen Gl. (23.76) und (23.77) von O(x)
bleibt, muß t folgende Bedingung erfüllen:
t
|u| ≤ 1. (23.78)
x
Diese Bedingung gibt den Inhalt der Courant-Friedrichs-Lewy-Bedingung, vgl. E.
Isaacson; H.B. Keller (1966), wieder, die numerische Stabilität für Differenzenlö-
sungen von hyperbolischen Differentialgleichungen garantiert, wenn der numerische
Abhänigigkeitsbereich den analytischen einschließt. Mit diesen Regeln können nun
die Grenzschichtgleichungen mit den angegebenen Formeln diskretisiert werden.
Es ist lediglich darauf zu achten, ob u größer oder kleiner als 0 ist. Eine mögliche
Anordnung der Differenzenquotienten ist mit Bild 23.3 dargestellt. Die Lösung der
Differenzengleichungen für implizite Formulierung kann wieder mit dem Thomas-
Algorithmus für die vorher formulierten Anfangsbedingungen vorgenommen wer-
den. Die Integration mit dem Box-Schema ist bei H.B. Keller (1978) dargestellt.
702 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Die obigen Betrachtungen zeigen, daß mit der Impulsgleichung für instationäre
Grenzschichten auch Rückströmungen berechnet werden können. Jedoch gilt dies
nicht für den Fall, daß die charakteristischen Linien in den Anfangsstreifen zurück-
laufen, da dann die Anfangsdaten nicht frei gewählt werden können. Bei bekannter
numerischer Lösung kann auch die Verteilung der Wandschubspannung für insta-
tionäre wie für stationäre Grenzschichten angegeben werden. Einzelheiten zur nu-
merischen Berechnung instationärer turbulenter Grenzschichten findet man bei W.
Geißler (1993).

23.5
Stationäre dreidimensionale Grenzschichten

Die Vielzahl unterschiedlicher dreidimensionaler Grenzschichten war in Kap. 12.2


und 20 dargestellt worden. Hier sollen nur die Diskretisierung der Grenzschichtglei-
chungen für dreidimensionale Strömungen und die Lösung der entstehenden Diffe-
renzengleichungen diskutiert werden. Von der Formulierung des Problems in sonst
üblichen krummlinigen nichtorthogonalen Koordinaten wird hier abgesehen, vgl. E.
Krause et al. (1976). Nach Gl. (12.55) bis (12.57) lauten die Grenzschichtgleichun-
gen in kartesischen Koordinaten in dimensionsloser Schreibweise (hx = hz = 1,
 = const, µ = const):

∂u ∂u ∂u ∂p ∂ 2 u
u +v +w =− + 2,
∂x ∂y ∂z ∂x ∂y

∂w ∂w ∂w ∂p ∂ 2 w
u +v +w =− + , (23.79)
∂x ∂y ∂z ∂z ∂y 2
∂u ∂v ∂w
+ + = 0.
∂x ∂y ∂z
Zur Integration der Gl. (23.79) sind Anfangs- und Randbedingungen erforderlich.
Soll die Grenzschicht auf einer ebenen Platte für das Rechteck xA ≤ x ≤ xE und
zA ≤ z ≤ zE berechnet werden, sind die Randbedingungen an der Wand durch die
Haftbedingung

y=0: u(x,0,z) = v(x,0,z) = w(x,0,z) = 0 (23.80)

und am Rande der Grenzschicht durch die Geschwindigkeitskomponenten der rei-


bungsfreien Außenströmung U (x,z) und W (x,z) gegeben:

y=δ: u(x,y,z) = U (x,z) , w(x,y,z) = W (x,z) . (23.81)

Die Geschwindigkeitskomponenten U (x,z) und W (x,z) erfüllen die Euler-


Gleichungen für zweidimensionale Strömungen, so daß der Druck p = p(x,z) in
dem Integrationsgebiet xA ≤ x ≤ xE , zA ≤ z ≤ zE bekannt ist. Ferner müssen für
23.5 Stationäre dreidimensionale Grenzschichten 703

die Anfangsstreifen die Geschwindigkeitsprofile der beiden Tangentialkomponenten


vorgegeben werden:

x = xA , zA ≤ z ≤ zE , 0≤y≤δ:

u(xA ,y,z) = uxA (y,z) w(xA ,y,z) = wxA (y,z) , (23.82)

z = zA , xA ≤ x ≤ xE , 0≤y≤δ:

u(x,y,zA ) = uzA (x,y) w(x,y,zA ) = wzA (y,z) . (23.83)

Wie bei der instationären zweidimensionalen Grenzschicht können auch hier cha-
rakteristische Linien identifiziert werden. Dazu werden die Impulsgleichungen wie-
der umgeschrieben:

∂u ∂u ∂p ∂ 2 u ∂u
u +w =− + 2 −v ,
∂x ∂z ∂x ∂y ∂y
(23.84)
∂w ∂w ∂p ∂ 2 w ∂w
u +w =− + 2
−v .
∂x ∂z ∂z ∂y ∂y
Die Steigung der charakteristischen Linien ergibt sich für konstanten Wandabstand
y = const zu  
dz w
= . (23.85)
dx y= const u
Diese Gleichung stellt die Steigung der Projektion der Stromlinien auf die x-z-Ebene
dar. Die linken Seiten der Gl. (23.84) können mit Gl. (23.85) umgeformt werden zu
 
∂u ∂u du
u +w =u ,
∂x ∂z dx y= const
  (23.86)
∂w ∂w dw
u +w =u .
∂x ∂z dx y= const

Die Integration der rechten Seiten der Gl. (23.84) muß wieder wie bei der insta-
tionären Strömung längs der durch Gl. (23.85) definierten charakteristischen Linien
erfolgen. Ist das Integrationsgebiet mit einem kartesischen Gitter überzogen, kann
die Integration in x- und in z-Richtung vorgenommen werden. Zählt der Index k die
Gitterpunkte in z-Richtung, liefert Gl. (23.85) die Beziehungen
   
w u
zi+1,k+1 = zi,P + x , xi+1,k+1 = xP ,k + z . (23.87)
u m w m

In Bild 23.4 stellen xi+1,k+1 und zi+1,k+1 die Koordinaten des Gitterpunktes in
der x-z-Ebene dar, für den u und w berechnet werden sollen. Die Punkte xp,k und
zi,P liegen wie bei der instationären Grenzschicht in der Regel zwischen zwei Git-
terpunkten. Ist 0 ≤ (w/u)m , so folgt zi.k ≤ zi,P ≤ zi,k+1 , ist (w/u)m ≤ 0, folgt
704 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Bild 23.4. Diskretisierung für dreidimensionale Grenzschichten

zi,k+1 ≤ zi,P ≤ zi,k+2 . Für die beiden anderen möglichen Lagen des Punktes P mit
der Koordinate xP ,k erhält man die eingrenzenden Werte xi,k ≤ xP ,k ≤ xi+1,k für
0 ≤ (u/w)m und xi+1,k ≤ xP ,k ≤ xi+2,k für (u/w)m ≤ 0. Die Geschwindigkeits-
komponenten u und w der Punkte mit den Koordinaten xP ,k und zi,P findet man
durch Diskretisierung der Gl. (23.86):
   
w x w x w
ui,P = 1− ui,k+1 + ui,k , ≥0 (23.88)
u z u z u

und
   
w x w x w
ui,P = 1 + ui,k+1 − ui,k+2 , ≤ 0. (23.89)
u z u z u

In den entsprechenden Ausdrücken für w werden ui,P durch wi,P , ui.k+1 durch
wi,k+1 und ui,k+2 durch wi,k+2 ersetzt. Für die Punkte mit den Koordinaten xP ,k
erhält man die Beziehungen
   
u z u z u
uP ,k = 1− ui+1,k + ui,k , ≥0 (23.90)
w x w x w

und
   
u z u z u
uP ,k = 1+ ui+1,k − ui+2,k , ≤0 (23.91)
w x w x w

und entsprechende Beziehungen für w. Die Courant-Friedrichs-Lewy-Bedingung


23.5 Stationäre dreidimensionale Grenzschichten 705

Bild 23.5. Differenzenschemata für dreidimensionale Grenzschichten

hat für die Gl. (23.88) und (23.89) folgende Form:


 
 w  x
 
 u  z ≤ 1 (23.92)

und für Gl. (23.90) und (23.91)


 
 u  z
 
 w  x ≤ 1 . (23.93)

Die Impulsgleichungen und die Kontinuitätsgleichung (23.79) können nun explizit


oder implizit (letzteres z.B. mit dem Box-Schema) diskretisiert werden. Die mög-
lichen Schemata sind in E. Krause et al. (1969) angegeben. Die Genauigkeit der
Schemata hängt von der Anzahl der Gitterpunkte ab, die in der x-z-Ebene für die
Diskretisierung benutzt werden. Bei der Verwendung von vier Gitterpunkten ist stets
eine Genauigkeit von O[(x)2 ,(z)2 ] zu erreichen, bei der Verwendung von drei
Gitterpunkten jedoch nur O(x,z). Bild 23.5 zeigt zwei Differenzenschemata mit
einer Genauigkeit zweiter Ordnung
Da dreidimensionale Grenzschichten häufig große Richtungsänderungen der
Querströmung in Abhängigkeit von der Koordinate normal zur Wand aufweisen,
ist es vorteilhaft, den numerischen Abhängigkeitsbereich so groß wie möglich zu
wählen, damit numerische Instabilitäten möglichst vermieden werden. Das zweite
in Bild 23.5 dargestellte Schema läßt bei Verwendung von vier Gitterpunkten in der
x-z-Ebene für x/z = 1 eine Richtungsänderung der Querströmung von 135◦ zu,
706 23 Numerische Integration der Grenzschichtgleichungen

Bild 23.6. Numerisch stabiler Bereich des zweiten in Bild 23.5 gezeigten Differenzenschemas,
nach E. Krause et al. (1969)

ohne daß die Rechnung instabil wird. Das rapide Ansteigen des Fehlers außerhalb
des stabilen Bereichs ist in Bild 23.6 dargestellt.
Die Integration der Impulsgleichungen kann sowohl in x-Richtung als auch in z-
Richtung erfolgen. Einzelheiten zur Berechnung von dreidimensionalen turbulenten
Grenzschichten, auch für kompressible Fluide, findet man in den zusammenfassen-
den Darstellungen von H.H. Fernholz; E. Krause (1982) und D.A. Humphreys; I.P.F.
Lindhout (1988).
Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen

a m2 /s Temperaturleitfähigkeit, Gl. (4.12)


A N Auftrieb
A m2 Querschnittsfläche
Ar − Archimedes-Zahl, Gl. (4.32)
b m Spannweite
B − Blockierung, Gl. (1.17)
Bq − Wärmestromzahl, Gl. (19.35)
c m/s Schallgeschwindigkeit
c,cp ,cv J/kg K spezifische Wärmekapazität
cA − Auftriebsbeiwert, Gl. (1.5)
cD − Dissipationsintegral-Beiwert, Gl. (19.51)
cf − Reibungsbeiwert, Gl. (2.8), (18.77)
cg m/s Gruppengeschwindigkeit
ci − Konzentration (Massenanteil) der Komponente i
cM − Momentenbeiwert, Gl. (5.84)
cp − Druckbeiwert, = 2(p − p∞ )/(V 2 )
cQ − Volumenstrom-Beiwert, Gl. (11.47)
cQ̇ − Beiwert für die thermische Energie, Gl. (22.59), (22.87)
cr m/s Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit
cs m/s Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit einer neutralen Unter-
schallstörung
cW − Widerstandsbeiwert, Gl. (1.5)
C − Viskositätsfunktion, Gl. (10.72)
Co − Colburn-Zahl, Gl. (18.159)
CR − Chapman-Rubesin-Parameter, Gl. (10.32)
C + ,Cr+ ,Cθ+ − universelle Größen der turbulenten Wandschicht,
Gl. (17.22), (17.35), (17.49)
d m Durchmesser, Profildicke
dh m hydraulischer Durchmesser, Gl. (5.11)
D kg/s3 Dissipationsintegral, Gl. (19.51)
708 Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen

D12 m2 /s Diffusionskoeffizient, Gl. (11.55)


e m2 /s2 spezifische innere Energie, Gl. (3.51)
et m2 /s2 spezifische Totalenergie (Gesamtenergie), Gl. (3.51)
e x , ey , ez − Einheitsvektoren für die Achsenrichtungen
E m4 /s3 “kinematische” kinetische Energie, Gl. (7.57)
Et J Totalenergie, Gl. (3.48)
ET m2 K/s „kinematische“ thermische Energie für ebene Strömungen,
Gl. (22.26)
ET a m3 K/s „kinematische“ thermische Energie für axialsymmetrische
Strömungen, Gl. (22.78)
Ec − Eckert-Zahl, Gl. (4.9) oder Gl. (9.8)
f 1/s,Hz Frequenz, f = ω/2π
f N/m3 Kraft pro Volumeneinheit
F N Kraft
Fe − charakteristische Größe turbulenter Grenzschichten,
Gl. (18.69)
g m/s2 Fallbeschleunigung
g N/m2 Gesamtdruck, Gl. (7.79)
G − Formparameter, Gl. (18.71)
G(; D) − Funktion nach Gl. (17.60)
Ga − Galilei-Zahl, Gl. (4.44)
Gö − Görtler-Zahl, Gl. (15.52)
Gr − Grashof-Zahl bei gegebenem Tw − T∞ , Gl. (4.48)
Grq − Grashof-Zahl bei gegebenem qw , Gl. (4.51)
h m Plattenabstand, Bild 1.1
h m2 /s2 spezifische Enthalpie, Gl. (3.64)
ht m2 /s2 spezifische totale Enthalpie, Gl. (10.50)
hx ,hz − Lamésche Metrik-Koeffizienten, Gl. (12.53), (12.54)
H m halber Plattenabstand, Bild 17.1
H12 ,H32 − Formparameter, Gl. (8.26), (8.27)
I˙ N Impulsfluß, Gl. (7.52)
j kg/m2 s Diffusionsstromdichte-Vektor, Gl. (11.53)
k m Höhe einer Einzelrauheit
k m2 /s2 kinetische Energie der turbulenten Schwankungsbewegung,
Gl. (16.14)
Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen 709

ks m Rauheitshöhe bei Sandrauheit


ks ae m äquivalente Rauheitshöhe, Gl. (17.39)
ks zul m zulässige Rauheitshöhe, Gl. (17.41)
ktech m Rauheitshöhe einer technischen Rauheit
kθ K2 Varianz der Temperaturschwankung, Gl. (18.44)
K m3 /s2 kinematischer Impuls für ebene Strömungen, Gl. (7.52)
K − dimensionslose Konturkrümmung, Gl. (14.2)
K − Kopplungsparameter, Gl. (17.104), (18.141)
K − Relaminarisierungs-Parameter, Gl. (18.92)
K − Schlankkanal-Parameter, Gl. (17.146)
Ka m4 /s2 kinematischer Impuls für axialsymmetrische Strömungen,
Gl. (12.30)
Kµ ,K ,Kλ ,Kc − isobare Änderungsparameter, Gl. (10.11), (10.12)
K̃µ ,K̃ ,K̃λ ,K̃c − isotherme Änderungsparameter, Gl. 10.26), Tabelle 3.1
Kn − Knudsen-Zahl, Kn = 0 / l, 0 : mittlere freie Weglänge
l m Länge
 m Mischungsweglänge, Gl. (17.68)
K m Kolmogorov-Länge, Gl. (16.26)
θ ,MR m Mischungsweglängen für das Temperaturfeld,
Gl. (18.41), (18.43)
L m Längenmaß der Turbulenz, Turbulenzlänge, Gl. (16.22),
(18.14), (18.29)
Le − Lewis-Zahl, Gl. (11.72)
M kg Masse
M Nm Drehmoment, Gl. (5.64)
i
M kg/kmol molare Masse der Komponente i
Ma − Mach-Zahl, Gl. (10.21)
Maτ − Reibungs-Mach-Zahl, Gl. (19.35)
n 1/s Kreisfrequenz
Nu − Nußelt-Zahl, Gl. (9.22) oder Gl. (9.94), auch S. 242
Num − mittlere Nußelt-Zahl
Nux − örtliche Nußelt-Zahl, Gl. (9.53)
p N/m2 Druck
PM J/s mechanische Leistung
Pe − Peclet-Zahl, Gl. (4.14)
Pr − Prandtl-Zahl, Gl. (4.8)
Prt − turbulente Prandtl-Zahl, Gl. (17.77)
710 Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen

Prk ,Prε ,Prω − Modellkonstanten, Gl. (18.12), (18.20), (18.24)


q m/s Betrag der momentanen turbulenten Schwankungsgeschwin-
digkeit, Gl. (16.15)
q W/m2 Wärmestromdichte
qt W/m2 turbulente Wärmestromdichte, Gl. (16.38)
qλ W/m2 molekulare Wärmestromdichte, Gl. (16.38)
Q m3 /s Volumenstrom, Gl. (22.84)
Qb m2 /s auf Spannweite bezogener Volumenstrom, Gl. (7.56)
Q̇ J/s thermischer Energiefluß, Gl. (3.48), (22.95)
Q̇b J/ms thermischer Energiefluß pro Spannweiteneinheit,
Gl. (10.151)
r m radiale Koordinate
r − Rückgewinnfaktor, Gl. (9.86)
R m Radius
R m2 /s2 K spezielle Gaskonstante idealer Gase, Gl. (10.38)
R(r) − Korrelationsfunktion, Gl. (16.21)
Ra,Raq − Rayleigh-Zahl, Gl. (19.74), (19.61)
Re , Rex − Reynolds-Zahl, Gl. (1.4), (18.93)
Re1 , Re2 − Reynolds-Zahl, gebildet mit δ1 bzw. δ2 , Gl. (18.111)
ReT , Ret − turbulente Reynolds-Zahl, Gl. (18.149), (22.12)
Reτ − Reynolds-Zahl, mit uτ gebildet, Gl. (17.6)
s m2 /s2 K spezifische Entropie, Gl. (3.69)
Sc − Schmidt-Zahl, Gl. (11.73)
Sh − Sherwood-Zahl, Gl. (11.67)
Sr − Strouhal-Zahl, Gl. (1.16)
St − Stanton-Zahl, Gl. (19.50)
t s Zeit
T K (absolute) Temperatur
T0 ,Tt K Ruhetemperatur, Totaltemperatur, Stautemperatur,
Gl. (9.87), (10.50)
Tm K Mitteltemperatur, Gl. (17.135)
Tu − Turbulenzgrad, Gl. (16.28)
Tτ K Reibungstemperatur, Gl. (17.45), (19.35)
Tq K Bezugstemperatur, Gl. (19.68)
u m/s Geschwindigkeitskomponente in x-Richtung
um m/s Mittelgeschwindigkeit, Gl. (17.125)
uτ m/s (Wand-)Schubspannungsgeschwindigkeit, Gl. (17.5)
Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen 711

uq ,us m/s Bezugsgeschwindigkeiten, Gl. (19.68), (17.101)


U m/s Geschwindigkeit am Grenzschichtrand, in der Außenströ-
mung
UN ,UR m/s Bezugsgeschwindigkeiten, Gl. (7.10), (19.60)
UP m benetzter Umfang des Strömungsquerschnittes
v m/s Geschwindigkeitskomponente in y-Richtung
v m/s resultierender Geschwindigkeitsvektor, Gl. (3.1)
vE m/s Einsauggeschwindigkeit, Gl. (18.127)
V m/s Anströmgeschwindigkeit, y-Komponente der Geschwindig-
keit in der Außenströmung
w m/s Geschwindigkeitskomponente in z-Richtung
ẇi kg/m3 s durch chemische Reaktion entstehende Masse (pro Volumen
und Zeit) der Komponente i, Gl. (11.51)
W,WD ,WR N Widerstand, Druck-, Reibungswiderstand
W − Nachlauffunktion, Gl. (18.117)
Ẇ J/s Leistung
x,y,z m kartesische Koordinaten
y − Grenzschicht-Koordinate, Gl. (6.6)

y − Zwischenkoordinate, Gl. (17.17)
y + ,y × − Koordinaten in der viskosen Wandschicht, Gl. (17.12),
(17.100)
Y m transformierte y-Koordinate, Gl. (10.61)
Z,ZT m Dickenparameter, Gl. (8.12), (9.61)
Z(T ,p) − Realgasfaktor
α − Anstellwinkel, halber Diffusorwinkel, Konturwinkel gegenü-
ber der Horizontalen, Bild 10.1
α W/m2 K Wärmeübergangszahl, Gl. (9.17)
α 1/m Wellenzahl, Gl. (15.10)
α − thermischer Diffusionskoeffizient, Gl. (11.55)
β 1/K Wärmeausdehnungskoeffizient, Gl. (3.67)
β,βK − Ähnlichkeitsparameter, Gl. (7.15), Bild 15.19
β − Rotta-Clauser-Parameter, Gl. (18.85)
β(ξ ) − Hauptfunktion nach Görtler, Gl. (7.78)
βr ,βr∗ 1/s Kreisfrequenz der Partialwelle
βi ,βi∗ 1/s Anfachung der Partialwelle
γ − Isentropenexponent
γ − Intermittenzfaktor, Gl. (16.30)
712 Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen

γ − dimensionslose Schubspannungsgeschwindigkeit,
Gl. (17.141)
,T − Formparameter, Gl. (8.13), (9.62)
δ,δ99 ,δR m Dicken der Strömungsgrenzschicht, Gl. (16.31)
δ1 ,δ2 ,δ3 ,δh ,δth , m Dicken der Grenzschicht, Gl. (10.95) – (10.98), (9.60), (9.68),
δT ,δL Bild 9.2
δiu m kinematische Dicken, Gl. (10.95) – (10.97) mit  = e
δN m Dickenmaßstab für laminare Grenzschichten, Gl. (8.2)
δs m Dicke der Stokesschen Schicht, Gl. (5.117)
δv m Dicke der viskosen Wandschicht, Gl. (17.11)

δν m = xν/U
 m Breitenmaßstab, Gl. (22.8)
 ,
  − dimensionslose Grenzschichtdicken, Gl. (18.65), (18.68)
1 − dimensionslose Verdrängungsdicke, Gl. (18.128)
ε − kleine Größe
ε m2 /s3 Pseudo-Dissipation, Gl. (16.19)

ε m2 /s3 (turbulente) Dissipation, Gl. (16.17)
η − dimensionslose y-Koordinate, Ähnlichkeitskoordinate, Gl.
(18.59), (7.21)
ηs − Stokessche Koordinate, Gl. (5.105), (13.27)
ϑ − dimensionslose Übertemperatur, Gl. (4.27), (9.3)
− Winkel
− dimensionslose Übertemperatur, Gl. (9.69)
+ − dimensionslose Übertemperatur, Gl. (17.46)
κ(x) 1/m Krümmung der Körperkontur, Gl. (3.98)
κ − Karman-Konstante, Gl. (17.17)
κN ,κN θ ,κ0 ,κθ − universelle Konstanten, Gl. (19.70), (17.102), (17.74)
λ J/msK Wärmeleitfähigkeit, Gl. (3.70)
λ m Wellenlänge, λ = 2π/α
λ − Rohrreibungszahl, Gl. (1.9)
 − Formparameter, Gl. (15.27)
µ kg/ms Viskosität, Gl. (1.2)
µt kg/ms Wirbelviskosität, Gl. (17.63)
ν m2 /s kinematische Viskosität, Gl. (1.3)
νt m2 /s (kinematische) Wirbelviskosität, Gl. (17.63)
ξ − dimensionslose x-Koordinate, Gl. (7.7)
ξ − transformierte Koordinate nach Görtler, Gl. (7.76)
Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen 713

 − Nachlaufparameter, Gl. (18.70)


,i kg/m3 Dichte, Partialdichte der Komponente i, Gl. (11.49)
σx ,σy ,σz N/m2 Normalspannungen, Gl. (3.13)
τij ,τv N/m2 viskose Spannungen, Gl. (3.22)
τt N/m2 turbulente Schubspannung, Gl. (16.37)
ϕ, − Winkel
 J/m3 s Dissipationsfunktion, Gl. (3.62), (9.2)
χ − Hyperschall-Kennzahl, Gl. (14.34)
χ − Transsonische Kennzahl, Gl. (19.56)
ψ m2 /s Stromfunktion, Gl. (4.58)

ω 1/s Drehungs-Vektor, Gl. (3.27), (18.25)
ω 1/s Winkelgeschwindigkeit, Kreisfrequenz

Indizes

ad adiabate Wand
ae äquivalent
A Ablösung
Bew Bewegung
c Mittellinie (engl.: center line)
c.p. konstante Stoffwerte (engl.: constant properties)
D Unterdeck
DN direkte natürliche Konvektion
e Außenrand der Grenzschicht, Außenströmung
E Eintritt
i Komponente i, laufender Index
ind Indifferenzpunkt
ink inkompressibel
IN indirekte natürliche Konvektion
j laufender Index
k Einzelrauheit
krit kritisch, Ort abgeschlossener Transition
K Kontur, kritische Schicht
max Maximalwert
MA marginale Ablösung
o oben
O Bezugspunkt, virtueller Ursprung, Staupunkt, Beginn (t = 0)
714 Verzeichnis häufig verwendeter Formelzeichen

P primäre Stabilität
QS Querströmungsinstabilität
r Referenztemperatur
R Referenzwert
s quasistationär
S Stoßwelle, sekundäre Stabilität
TS Tollmien-Schlichting-Welle
0,5 T halbe Maximaltemperaturdifferenz
u unten, Übergang laminar-turbulent
0,5 u halbe Maximalgeschwindigkeit
w Wand
x,y,z in x,y,z-Richtung
∞ ungestört vom Körper

Andere Zeichen

∗ dimensionslos, Störgröße, Gl. (15.56)


− zeitlich konventionell gemittelt
 zeitlich massengewichtet gemittelt, Differenz zwischen Ensemble-
Mittelung und zeitlicher Mittelung, Gl. (21.2)
  Ensemble-Mittelung, Phasen-Mittelwert, Gl. (21.2), (21.3)
 Schwankungsgröße bei konventioneller Mittelung
 Schwankungsgröße bei massengewichteter Mittelung
+ Wandschicht bei τ w = 0, gebildet mit δv = ν/uτ ,uτ ,Tτ
× Wandschicht bei τ w = 0, gebildet mit ν/us ,us
Literatur- und Namenverzeichnis

Die Ziffern in den eckigen Klammern beziehen sich auf die Seiten im Buch, auf
denen die Namen erwähnt sind.

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Sachverzeichnis

A Auftriebsstrahl 279, 386, 654, 675–677


Abhängigkeitszone 342 Auftriebswandstrahl 280, 401
Ablationskühlung 267, 315 Ausblasen 114, 295, 322, 400, 606
Ablösung 37, 39, 44, 150, 254, 343, 586, –, kontinuierliches 299
601 –, massives 303
–, druckinduzierte 645 –, tangentiales 297
–, geschlossene 641 Ausbreitungsparameter 675
–, instationäre 355, 651 Ausbreitungswinkel 673
–, marginale 25, 403, 602 ausgezeichneter gekoppelter Grenzwert,
–, massive 408, 651 siehe Grenzwert
–, offene 641 Auslaufströmung 126, 131, 142
–, stoßinduzierte 645, 651 Außenturbulenz 511, 604
Ablösungsblase 456 äußere Lösung 97
Ablösungskriterium 39, 205, 594, siehe Autokorrelation 508
auch MRS
Abreißen, siehe auch Überziehen B
–, dynamisches 645, 651 Barker-Effekt 112, 119
Absaugen 46, 114, 295, 408, 456, 606 Berechnungsverfahren
–, asymptotisches 114, 131, 456 –, direktes 594, 641, 648
–, kombiniertes 305 –, implizites 687
–, kontinuierliches 299 –, inverses 598
–, massives 301 Blasius-Reihe 187
–, tangentiales 297 Blasius-Gleichung 158
adiabate Wandtemperatur 115, 215, 230, Blockierung 23
248, 374, 608 Bodengrenzschicht 193
ähnliche Lösungen 169, 222, 253, 276, Boussinesq-Approximation 89, 90, 270,
305, 321, 353, 655, 665 626
Ähnlichkeitsgesetz 163 Box-Schema 682, 690, 705
Ähnlichkeitskennzahlen 83 Brillouin-Villat-Bedingung 17
Ähnlichkeitsvariable 157 Burst-Frequenz 648
Algebraische Reynolds-Spannungs-Modelle Busemann-Crocco-Lösungen 248, 618
568 Bypass-Transition 490
Analogie 95, 320
Anfachung 426, 436 C
Anlaufströmung 126, 130, 142, 356, 362 Chapman-Rubesin-Parameter 242, 257
Annulareffekt 140, 141 Coanda-Effekt 667
Anpassungsbedingung 98, 521 Colburn-Zahl 541, 608
äquivalente Sandrauheit 527, 530 conditioned sampling, siehe konditionierte
Archimedes-Zahl 89 Meßreihe
asymptotisches Absaugen 114, 131, 301 Couette-Poiseuille-Strömung 101, 543
Auftrieb Couette-Strömung 3, 103, 131, 517
– infolge Schwerkraft 235, 292 Courant-Friedrichs-Lewy-Bedingung 701
– infolge Umströmung 7, 87 Crank-Nicolson-Schema 686, 695, 696
792 Sachverzeichnis

D Energiegleichung 68
d’Alembertsches Paradoxon 1, 15 –, mechanische 524
Dämpfungsfunktion 571, 603 –, thermische 506
Defekt-Schicht 535, 574 –, turbulente siehe k-Gleichung
Delle 399 Energiesatz
Dichteschichtung 50, 471 –, mechanischer 195, 261, 300, 328, 356
Diffusion 315–317 –, thermischer 227, 261, 328, 356
Diffusions-Thermoeffekt 317 Energiespektrum 509
Diffusor (divergenter Kanal) 22, 39, 40, Energieverlustdicke 162, 195, 262
104, 208, 309, 553, 593, 605, 634, 636 Ensemble-Mittelung 645
Dimensionsanalysis 5, 120, 656 Enthalpie 70, 262
direkte Simulation 571 Entrainment siehe Einsaug-Effekt
Diskretisierung 681
Dissipation 71, 110, 195, 213, 230, 234, F
262, 284, 504, 524, 595, 609, 614, 615 Falkner-Skan-Gleichung 171, 201
Dissoziation 315, 323 Faltung 406
Divergenz 70 Farbfadenversuch 11
Doppeldeck-Theorie 401 Feldverfahren 598, 624, 642, 649, 682
Doppelter Grenzübergang 87, 89, 91, 108, Fernfeld 182, 192, 660
309, 546, 625 Feuer 293, 677
Drahtnetz siehe Gitter Ficksches Diffusionsgesetz 317
Drall 334, 636 Filmkühlung 610
Drehströmung über Grund 332 Filmtemperatur 622
Drehung 57, 93 Flettner-Rotor 295
Dreierdeck-Theorie 292, 378, 392 Floquet-Theorie 476
Drei-Punkte-Formel 690 Fluidik-Element 667
Dreischichten-Struktur 378, 680 Formparameter 577
Druck 54, 64 Fourier-Transformierte 509
Druckdiffusion 317 Fouriersches Wärmeleitungsgesetz 72
Druckdilatation 615 freie indirekte natürliche Konvektion 287
Druckgradient 546 freie Konvektion siehe natürliche
Druckscherkorrelation 567 Konvektion
Druckwiderstand 156 freie Scherströmungen 45, 178, 653
Dufour-Effekt 317 freie Stromlinien 117, 409
Durchströmung 138, 517 Freistrahl 125, 174, 179, 226, 335, 654,
Düse (konvergenter Kanal) 104, 171, 173, 660, 666, 672
176, 225, 330, 334, 553, 634 Frequenzanalyse 509
Froude-Zahl 7, 84, 236
E Fünf-Punkte-Formel 690
ebene Platte siehe Platte
Eckert-Schneider-Bedingung 319 G
Eckert-Zahl 84, 85, 214, 236 G-Funktion 32, 536, 584
Eigenlösung 226 Galilei-Invarianz 76, 605
Eigentemperatur 232, 374, 608 Galilei-Transformation 76, 605
Eigenwert 180, 190, 428 Galilei-Zahl 90
Einfluß-Zone 342 gemischte Konvektion 87, 235, 629
eingefrorene Strömung 267 Gesamtdruck 185
Einlaufströmung 555 Gesamttemperatur (Totaltemperatur) 617
Einsaug-Effekt (Einmisch-Effekt) 114, Geschwindigkeit-Druck-Korrelation 507
178, 597, 662, 663 Gitter (Drahtnetz) 681
Einsauggeschwindigkeit 181, 272, 559, Gleichgewicht 505
629, 668 –, chemisches 320
Ellipsoid 349 –, lokales 591
Sachverzeichnis 793

Gleichgewichtsgrenzschicht 525, 560, Hinterkante 400


579, 641, 696 Hitzdrahtanemometrie 508
Gleichgewichtsschicht 525 Höcker 399
Gleitlagerströmungen 104 Hodograph 639
Gleitströmung 74, 268, 387 hydraulisch glatt 530
Goldstein-Singularität 208 hydraulischer Durchmesser 103
Görtler Hyperschall-Grenzschicht 266, 615
– -Reihe 189 Hyperschall-Wechselwirkung 388
– -Transformation 184, 682, 699 Hypothese von Stokes 63
– -Wirbel 480 Hysterese 407, 667
– -Zahl 480
Grashof-Zahl 91, 271 I
Grenzlösung 13, 27 implizite Darstellung 536, 687
Grenzschicht 27, 96, 142 Impuls
–, axialsymmetrische 325, 631 – des Strahles 180, 660, 676
–, dreidimensional 339, 400, 483, 702 – -gleichung 50
–, instationäre 351, 400, 700, 702 – -momentensatz 196, 597
–, kompressible 245, 401, 461, 616 – -satz 193, 200, 261, 300, 328, 356
–, Quasi-Gleichgewichts- 591, 696 – -verlustdicke 161, 194, 262
–, thermische siehe Temperatur- Indifferenz
Grenzschicht – -Kurve 428, 433, 435
–, Zweistoff- 299, 315 – -Reynolds-Zahl 422, 428, 433
Grenzschicht-Abscheider 298 – -Punkt 448, 453
Grenzschicht-Beeinflussung 295, 456 induzierte Außenströmung 666
Grenzschicht-Berechnung siehe inkompressibles Fluid 50
Berechnungsverfahren innere Energie 70
Grenzschicht-Dicke 28, 160, 513 innere Schwerewellen 50
Grenzschicht-Effekte höherer Ordnung Instabilität 299, 429
268, 378 –, absolute 423, 429, 491
Grenzschicht-Gleichungen 145, 153, 237, –, konvektive 423, 429, 491
513 –, Querströmung- 455, 483, 485
Grenzschicht-Theorie 94, 107 –, sekundäre 419, 474, 482
Grenzschicht-Theorie höherer Ordnung –, Tollmien-Schlichting- 423, 485
268, 377, 378 Integralsatz 193, 196, 261, 300, 328, 356
Grenzschicht-Transformation 148, 182, Integral-Längenmaß 509
682 Integralverfahren 199, 226, 260, 263, 280,
Grenzwert 94 329, 344, 356, 577, 594, 597, 623, 641,
–, ausgezeichneter doppelter 89, 91, 108, 649
308, 546, 625 –, inverses 598
Grobstruktur-Simulation 571 Interaktion
Gruppengeschwindigkeit 491 –, Hyperschall- 388
–, schwache 377
H –, starke 377
Haarnadel-Struktur 473 –, Stoß-Grenzschicht- 266, 268, 401, 616,
Haftbedingung 1, 74 626
Hagen-Poiseuille-Strömung 14 Interaktionstheorie 378, 392
halbähnliche Lösung 353, 356 Intermittenz 416, 512, 559, 563, 663
Halbkörper 386 inverses Verfahren (inverse Methode) 397,
Halbstrahl 178, 678 407, 598, 606, 641
Halbwertsbreite 661 Inversion des Widerstandsgesetzes 536
Hartree-Profile 175, 202 Ionisation 267
Hilbert-Integral 393 isobare Dichteänderungs-Zahl 84
794 Sachverzeichnis

isobare spezifische Wärmekapazität 71 –, natürliche 79, 81


Isotropie der Fluide 51, 61, 62, 73 –, optimale 176, 384
Isotropie der Turbulenz 510, 635 –, orthogonale 81, 638
–, lokale 510, 527 –, rotierende 350, 643
Iterationsmethode 692 –, spezielle 81
–, Stromlinien- 638
J –, strömungsangepaßte 342
Jeffery-Hamel-Strömungen 104 –, Zwischen- 521
Joukowsky-Profil 212, 451, 596 –, Zylinder- 77
Kopplungsparameter 89–91, 308, 546
K Korrelation 500, 508
k-Gleichung 504, 515, 525, 560 –, Auto- 508
k-ε-Modell 562, siehe auch Turbulenz- –, Druck-Scher- 567
Modell –, Geschwindigkeit-Druck- 507
kθ -Gleichung 570 –, Raum- 508
Kanal 39, 103, 138, 541 –, Raum-Zeit- 509
Karman-Konstante 33, 521, 539 –, Tripel- 507
Karman-Pohlhausen-Verfahren 200 Kraftfahrzeug 41, 296, 642
Karmansche Wirbelstraße 20, 45 Kreiszylinder 16, 17, 43, 117, 209, 229,
Kaskadenprozeß 510 281, 302, 305, 359, 387, 410
Katastropentheorie 399, 407 –, längsangeströmter 633
Kegel 330, 331, 350, 633 –, querangeströmter 422
Keil 171, 172, 174, 224, 233, 306, 321,
kritische Reynolds-Zahl 10, 31, 104, 164,
369
414, 419, 435, 436
Kernschicht 520
Krümmung 478, 567
Kernströmung 34
–, konkav 479
Kfz-Aerodynamik siehe Kraftfahrzeug
–, konvex 478, 633
kinematische Dicke 623
–, longitudinal 605, 616, 632
kinematischer Impuls 180, 660, 673
–, transversal 327, 632
kinematische Viskosität 3, 85
Kugel 10, 22, 44, 94, 331, 334, 361, 422
Kirchhoff-Helmholtz-Lösung 17
Kühlung
Knudsen-Zahl 49
–, Ablations- 267, 315
kohärente Strukturen 509
Kolmogorov-Länge 511 –, Film- 610
kombiniertes Ausblasen-Absaugen 305 –, Schwitz- 299, 304
konditionierte Meßreihe (conditioned –, Sublimations- 267, 315
sampling) 509 –, Transpirations- 304, 315, 322
konkave Krümmung 633 –, Verdunstungs- 267, 315
Kontinuitätsgleichung 50, 316, 688 Kundtsche Staubfiguren 363
Konvektion 504 Kuspe-Katastrophe 399, 407
–, erzwungene 215 Kutta-Bedingung 14
–, gemischte 87, 235, 287, 289, 292
–, indirekte natürliche 284, 287 L
–, natürliche (freie) 90, 235, 314, 331, -Struktur 419
345, 401, 626 Lamésche Metrik-Koeffizienten 339, 638
–, Rayleigh-Bénard- 482 laminarer Anlauf 585
Koordinaten laminar-turbulenter Übergang (Transition)
–, beliebige 72, 81 413, 417
–, kartesische 76 Laminarprofil 421, 453
–, körperangepaßte 341 Laplace-Transformation 132
–, krummlinige 77, 81 Laser-Doppler-Anemometrie 508
–, krummlinige nicht-orthogonale 637 Leveque-Lösung 221
–, logarithmische 698 Lewis-Zahl 320
Sachverzeichnis 795

logarithmisches Überlappungsgesetz 522, Normalspannungen 526


558 Nußelt-Zahl 86, 218, 234, 541, 621
lokale Ähnlichkeit 200
Lösungsverzweigung 99 O
Lufttür 664
Oberbeck-Boussinesq-Approximation 90
M Orr-Sommerfeld-Gleichung 426
Mach-Zahl XXI, 8, 85 oszillierende Außenströmung 134, 471
Mack-Mode 463 oszillierende Kanalströmung 138
Magnus-Effekt 295, 642 oszillierende Körper 363
Makro-Längenmaß 511, 512 oszillierende Wand 132
Mangler-Transformation 327
marching procedure 149 P
Mehrdeutigkeit 99, 109 Parabel 115, 385
Methode Paraboloid 330, 331
– der kleinen Schwingungen 424 Parallelströmungs-Annahme 424, 442
– der Referenztemperatur 241, 244, 622 Partialstörung 426, 463
– der Stoffwertverhältnisse 241, 621 partielle Ähnlichkeit 85
– der Temperaturverhältnisse 244 passive Stoß-Grenzschicht-Interaktion
– der Wandfunktionen 558, 599, 615, 626
638, 694 Peclet-Zahl 85
Metrik-Koeffizienten 339, 638 periodische Strömung 367, 645
Makro-Längenmaß 509, 512 Pfeilflügel 350, 485, 642
Mischungsweglänge 538, 557, 559, 659 Phasen
–, für Wärmeübertragung 569 – -Geschwindigkeit 426, 491
Mittelung 496 – -Mittelung 646
–, Ensemble- 645 – -verschiebung 650, 651
–, konventionelle 611 physikalische Ähnlichkeit 83
–, massengewichtete zeitliche (Favre-
-Theorem 518
Mittelung) 612
Platte 14, 28, 31, 156, 232, 239, 258, 289,
–, Phasen- 646
292, 311, 322, 346, 358, 370, 375, 384,
–, zeitliche 497, 645
399, 418, 435, 583, 622, 642, 649
Mittengesetz 535
–, bewegte 132
Mode (Partialstörung) 426
–, gezogene 174, 179, 226
Modell von R. Michel et al. 694
Poiseuille-Strömung, siehe auch Kanal
Molekülschwingungen, Dissoziation 267
103, 541
Morkovin-Hypothese 616
MRS-Ablösungskriterium: 297, 355 Polymer-Zusatz 533
Potentialströmung 93, 118
N Potenz-Überlappungsgesetz 558
Nachlauf 45, 189, 335, 577, 593, 654, 669, Prandtl-Kolmogorov-Formel 561
674 Prandtl-Schicht 143, 368
Nahfeld 660, 665, 670 Prandtl-Zahl 84, 214, 219, 236
natürliche Konvektion, siehe auch Prinzip des lokalen Zustandes 61, 73
Konvektion, 90, 129, 235, 268, 314, 363, Prinzip des Minimums der Entartung 308
401, 626, 634 Profil (Tragflügelprofil) 15, 35, 165, 265,
natürliche Koordinaten 79, 81 313, 421, 425, 451, 596
Navier-Stokes-Gleichungen 66, 95, 118 Profilfamilie 199
Newtonsches Fluid 51, 73 Profilometer-Rauheit 530
Newtonsches Reibungsgesetz 3 Pseudo-Dissipation 505, 574, 614
Nichtgleichgewichtsgrenzschichten 267 Pseudo-Gleichgewicht 591
Nichtkontinuumseffekte 387 Pseudo-Periodizität 650
Nickschwingungen 651 pseudo-stationär 354
796 Sachverzeichnis

Q – der Strömung über Grund 332


Quadratur-Formel 204, 227, 609 – des Koordinationssystems 350, 643
Quasi-Gleichgewichtsgrenzschichten 591, – des Zylinders 46, 93, 636
696 Rotationsellipsoid 334, 642
quasi-stationär 414, 648 Rotationskörper 328, 633
quasi-stationäre Lösung 133, 139, 376 Rotationsparaboloid 120, 387
Quelle 104 Rotta-Clauser-Parameter 579
Querströmungswirbel 489 Rückgewinn-Faktor (engl.: recovery factor)
232, 302, 374, 608, 618
R Rückströmung 103, 175
Radialstrahl 126, 334, 674 Ruhetemperatur 232
Rauheit 466, 529 Rumpf 349
–, äquivalente Sand- 527, 529
–, Profilometer- 530 S
–, Sand- 527 Sandrauheit 527
–, Standard- 527 Schallgeschwindigkeit 85
–, technische 529 schallnahe Strömung 43
–, Wand- 466, 527 scheinbare Spannungen 499, 503
–, zulässige 531, 584 scheinbare Viskosität 498
Raum-Zeit-Korrelation 509 Scheinreibung 34, 45
Rayleigh-Bénard-Konvektion 482 Scherwinkelgeschwindigkeit 59
Rayleigh-Gleichung 430 Schicht 19, 572
Rayleigh-Zahl 627 –, äußere Außen- 679
Realgas-Effekte 267 –, Defekt- 574
recovery factor siehe Rückgewinn-Faktor –, Gleichgewichts- 525
Referenztemperatur 244 –, kritische 432
Reibungsbeiwert 30, 33, 86, 150, 160, 621 –, Prandtl- 368
Reibungsgesetz siehe Newton –, reinviskose Unter- 524
Reibungsschicht 27, 96, 145 –, Stokes- 134, 368
Reibungstemperatur 534 –, Übergangs- 524
Reibungswiderstand 30, 155, 159 –, Überlappungs- 524
Reihenentwicklung 187 –, viskose Über- 559, 653
Relaminarisierung 582 –, viskose Unter- 33, 35
Reynolds-Analogie 223, 249, 608 –, viskose Wand- 557
Reynolds-Gleichungen 501, 503 –, vollturbulente Außen- 557
Reynolds-Spannungen 500, 503 –, Wand- 520, 533
Reynolds-Zahl XXI, 4, 84 Schichtenströmung 11, 101
–, Indifferenz- 422, 433 Schlankheit 642, 655, 656, 672, 678
–, kritische 10, 31, 104, 164, 414, 419, Schlankkanal-Theorie 108, 553
435, 436 Schleppwirkung 662
–, turbulente 656 Schließungsproblem 507, 565
Reynoldssches Ähnlichkeitsgesetz 5, 83, Schmidt-Zahl 320
414 Schubspannungsgeschwindigkeit 518
Rezeptivität 490 Schwankungsbewegung 495, 497
Riblets 529 Schwerkraft-Einfluß 471
Richardson-Zahl 471 Schwitzkühlung 267, 299
Ringspalt 118 Sekundärströmung 173, 333, 342, 363,
Rohr 8, 13, 34, 35, 117, 141, 142, 413, 548 638
Rotation 57, 605 Senke 104, 173, 176
– der Kugel 334 Senkenströmung 107, 173, 582
– der Rotationskörper 331, 362, 636 Senkenwiderstand 297, 302, 312
– der Scheibe 120, 332, 482, 636 Sherwood-Zahl 319
Sachverzeichnis 797

singuläres Störungsproblem 379, 519, 573 –, lokal-isotrope 510, 527


Singularität 188, 209, 355 –, Schichten- 572
Soret-Effekt 317 –, Zweischichten- 133, 368, 520
Spannung 52, 53 Stufe 378
Spektrum 509 Sublimationskühlung 267, 315
Spikes 473 Superzirkulation 298
Stabilitätstheorie 422 Sutherland-Formel 247
–, primäre 419, 423, 435 Symmetrie-Ebenen-Strömung 348, 640
–, sekundäre 474
Standard-Rauheit 527 T
Stanton-Zahl 607 Taylor-Görtler-Wirbel 482
Staupunktströmung 40, 110, 118, 120, technische Rauheit 529
132, 175, 206, 257, 264, 328, 329, 346, Temperatur
385 – -grenzschicht 213, 243, 607
Stoffübergang 322 – -leitfähigkeit 85, 216, 540
Stoffübertragung 320 – -schichtung 677
Stoffwerte 75, 76, 282 – -sprung 268, 387
Stokes-Hypothese 63 – -wandschicht 533, 607
Stokessches Reibungsgesetz 51 Theorie der freien Stromlinien 409
Stokes-Schicht 134, 368 thermischer Diffusionskoeffizient 317
Stolperdraht 44 thermischer Einlauf 555
Störung thermischer Energiesatz 227
–, harmonisch 476 thermische Wandschicht 534, 607
–, lokal 490 Thermodiffusion 317
–, partial 426 Thomas-Algorithmus 687, 688, 693, 696
–, subharmonisch 476 Tollmien-Schlichting-Wellen 417, 485,
Störungsproblem 379 489
–, reguläres 621 Totaltemperatur siehe Gesamttemperatur
–, singuläres 370, 519, 573 Totwasser 41
Stoß-Grenzschicht-Interaktion 266, 268, Tragflügel, siehe auch Pfeilflügel 41, 45,
401, 616, 626 46, 370, 642, 650
Stoß-Grenzschicht-Wechselwirkung, – -profil, siehe auch Profil 14, 35, 313,
siehe Stoß-Grenzschicht-Interaktion 596, 670
Stoßwelle 372 Transformation 682
Strahl siehe auch Freistrahl –, Crocco- 186
–, Auftriebs- 279, 337, 675 –, Dorodnizyn-Howarth- 250
–, Auftriebswand- 280 –, Falkner-Skan- 699
–, Impuls- 192, 336, 654 –, Görtler- 184
–, in Parallelströmung 192, 654, 671 –, Illlingworth-Stewartson- 250
–, Prall- 604 –, Levy-Lees- 251
–, Radial- siehe Radialstrahl –, Mangler- 327
–, Wandeffekte beim Impulsstrahl 666 –, Pseudo-Ähnlichkeit 274
Strahlklappe 298 –, Saville-Churchill- 273
Strahlrand 178, 654, 668 –, von Mises- 185, 683
Stratford-Ablösungskriterium 205, 594 transiente Strömung 138, 370, 645
Stratford-Strömung 586 Transition siehe Übergang laminar-
Stromfunktion 93, 154 turbulent
Strouhal-Zahl 19, 85, 351 –, abgeschlossene (Umschlag) 419, 436,
Struktur 441, 452
–, Dreischichten- 378 Transversalkrümmung 327, 632
–, Haarnadel- 473 Trennstromlinie 115, 178, 304, 668
–, kohärente 509 Trennungsschicht 177, 226, 654, 667
798 Sachverzeichnis

tridiagonale Matrix 687 –, starkes dynamisches 651


Tripel-Deck-Theorie siehe Dreierdeck- Umschlag (abgeschlossene Transition)
Theorie 585
Tripel-Korrelationen 507 Unabhängigkeitsprinzip 346
Turbomaschinen 604 universelles Wandgesetz 522, 607
turbulente Energiegleichung 560 unterkritische Strömung 44
turbulente Prandtl-Zahl 540, 569 unvollständige Ähnlichkeit 670
turbulente Reynolds-Zahl 603, 656
turbulente Temperaturleitfähigkeit 540, V
569 Verdrängung 111, 112, 150, 159, 176, 301,
turbulente Vermischung 662, 669 377, 605
turbulente Wärmeübertragung 506 Verdrängungsdicke 29, 112, 150, 154,
Turbulenz 495 161, 194, 262
–, isotrope 510 Verdunstungskühlung 267, 315
Turbulenzballen (turbulent eddy) 509 Verformung 55
Turbulenzelement 509 Vier-Punkte-Formel 690
Turbulenzflecken 419 virtueller Ursprung 182, 657
Turbulenzgrad 440, 511 Viskosität 2
Turbulenzlänge 538 –, kinematische 3, 385
Turbulenz-Modell 497, 507, 520, 537, 557 –, scheinbare siehe Wirbelviskosität
–, algebraisches 559, 649, 557, 699 vollrauh 528, 530, 551, 584
–, Eineinhalb-Gleichungs- 557, 562 Volumendilatation 57, 59
–, Ein-Gleichungs- 557, 562 Volumenviskosität 64
–, Einhalb-Gleichungs- 560 Vorderkantensingularität 162
–, Grobstruktur-Simulation 571
W
–, indirektes 523, 593
Wand 459
–, k-ε- 562
–, adiabate 214
–, kθ -εθ - 570
–, bewegte 132, 192, 295
–, k-ε-γ - 563
–, flexible 471
–, k-L- 564
–, gekrümmte 478
–, k-ω- 563
–, nicht-katalytische 267, 315, 319
–, Mehrgleichungs- 700
–, rauhe 466
–, Niedrig-Reynolds-Zahl- 558, 570, 602, –, voll-katalytische 267, 315, 319
699 – -bewegen 295
–, Null-Gleichungs- 557 – -bindung 167, 202, 273, 300
–, quasi-stationäres 647 – -effekte 666
–, Reynolds-Spannungs- 565, 649, 700 – -gesetz 545
–, Zwei-Gleichungs- 539, 557, 562, 649 – -krümmung 152, 377, 605
–, Zwei-Schichten-Struktur- 133, 368, 520 – -rauheit 527
Turbulenzsieb 605 – -schubspannung 30, 150
Wandstrahl 46, 150, 174, 176, 182, 226,
U 234, 292, 298, 310, 330, 678
Übergang laminar–turbulent (Transition) – mit Außenströmung 606
44, 413, 530, 604 Wärme
Übergangsschicht 524 – -ausdehnungskoeffizient 71
überkritische Strömung 19, 21, 44 – -kapazität 71
Überlappungsgesetz 525, 619, 628 – -leitfähigkeit 68, 72, 320
–, logarithmisches 522 – -quelle 69
–, Potenz- 558 – -schutz 267
–, verallgemeinertes 546 – -strahlung 68
Überlappungsschicht 521, 525, 619 – -stromdichte 69
Überziehen (stall) 651 – -übergang 217, 459, 552
Sachverzeichnis 799

– -übertragung 540 – -transportgleichung 92


Wasserstrahl-Pumpe 662 – -viskosität 537, 552, 557, 559, 642
Wechselwirkung 292, 377, 388, 403, 605 – -zerfall 140
–, Hyperschall- 388 Wurzelgesetz 545, 590
–, schwache 377, 625
–, starke 377, 625 Z
–, Stoß-Grenzschicht- 266, 268 Zentrifugalkraft 478
Welle 426, 480 Zugänglichkeitsbereich 343
Wellenpaket 429, 490 zulässige Rauheit 531, 584
Wendepunktkriterium 168, 431, 445 Zusatz von Polymeren 533
Widerstand, siehe auch Reibungswiderstand Zweistoffgrenzschicht 299, 315
7, 43, 191 Zwischenkoordinate 521
Widerstandsbeiwert 31, 33, 160, 669 Zylinder, siehe auch Kreiszylinder 281,
Widerstandsgesetz 103, 535, 550, 577, 344
584 –, elliptischer 360
–, Inversion des 536 – -Koordinaten 77
Windschatten 190 –, rotierender 46, 93, 636
Wirbel 193, 40 –, schiebender 345
– -streckung 92, 482

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