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Doctoral Thesis
Author(s):
Heuberger, Stefan
Publication Date:
2004
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-004906874
Rights / License:
In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
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ETH Library
DISS. ETH NO. 15778
A dissertationsubmitted to the
SWISS FEDERALINSTITUTEOF TECHNOLOGY ZÜRICH
presented by
STEFAN HEUBERGER
Dipl. Natw. ETH Zürich
born on August 6,1976
Citizen of Sirnach (TG), Rickenbach(TG) and Wilen (TG)
2004
VII
Abstract
The new map, the structural, age and geochemistry data show that the KKSZ
has a complex and long-lasting kinematic and magmatic history. The map
displays a NE-SW trending fault zone containing Karakoram-derived litho-
logies to the NW, some Kohistan-derived lithologies to the SE and suture-
related talcschists, serpentinites and ophicarbonates in between.
To the NW of the suture, shallow water Cretaceous limestonesand conglom-
erates are interlayered with calc-alkalinevolcanites. They are interpreted as
delta deposits on the shelfof the Karakoram active margin of Eurasia. Green-
schist facies serpentinites represent meta-harzburgitesbrecciated near or at
the sea floor and are interpreted as mantle exhumed during the development
of the passive Karakoram margin, after rifting of Gondwana.
Calc-alkaline intrusions into the Karakoram and suture zone units are dated
between 130 and 104 million years (Ma). They tapped enriched (crustal) to
near-MORB-type melt sources and representsubduction-related magmatism
VIII
Kurzfassung
Die Kontinent-Kontinent-Kollisionzwischen Indien und Asien gilt als Referenz¬
system für Orogene der Erde. Der Kohistan Paläo-Inselbogenliegt zwischen
den zwei kontinentalen Platten als Teil des Indien-Äsien-Sutursystemsin NW
Pakistan. Der Karakorum bildete den südlichen, aktiven Kontinentalrand
Asiens seit mindestens dem SpätenJura bis zur Akkretion des Kohistan Insel-
bogens. Der Kohistan Inselbogen entstand in.der Tethys im Laufe des
Mesozoikums und kollidierte mit dem Karakorum-Kontinentalrand
wahrscheinlichin der mittleren Kreide. Später, nach der Kollision mit Indien
während des Paläozän-Eozän, wurde er dann zum magmatischen Bogen
(Anden-Typ). Die Karakorum-Kohistan Sutur Zone (KKSZ) markiert den Ort
der Kollision zwischen dem Karakorum im Norden und dem Kohistan Paläo-
Inselbogen im Süden. Man nimmt an, dass Serpentinitlinsenentlang der Sutur
vom ozeanischen Mantel auf der Hinterseite.(im Norden) des Bogens
stammen. Die Klassifikation der anderen eingeschuppten Gesteinseinheiten
entlang der Sutur ist jedoch bis heute nur provisorisch.
Eine detailierte geologische Karte der KKSZ in Chitral (NW Pakistan) wurde
erstellt um den geologischen Aufbau der Sutur zu dokumentieren und zu
verstehen. Die Karte deckt ein 115 km langes Segment der KKSZ zwischen
der pakistanisch-afghanischenGrenze, westlich von Drosh, und Sor Laspur
ab. Felddaten wurden georeferenziert und mittels Analysen von Satelliten¬
bildern (Landsat Enhanced ThematicMapper+) ergänzt. Geochronologische
(U-Pb an Zirkonen und Ar-Ar an Hornblenden) und geochemische Analysen
(Hf Isotope der datiertenZirkone und Gesamtgesteinszusammensetzungen)
wurden an Plutoniten und Vulkaniten durchgeführt. Deformationsstrukturen
wurden untersucht um verschiedene Scherungs- und Faltungsphasen entlang
der KKSZ zu rekonstruieren. Paläospannungsanalysenan spröden Verwer¬
fungen wurden gemacht um die jüngere (subrezente) strukturelle Geschichte
der KKSZ zu dokumentieren.
Die neue Karte, die Struktur-, Alters- und Geochemiedaten zeigen, dass die
KKSZ eine komplexe und langandauernde, kinematische und magmatische
Geschichte hat. Die Karte stellt eine NE-SW verlaufende Störungszone dar,
die im NW Lithologien mit Karakorum-Herkunft, im SE Lithologien mit
Kohistan-Herkunftund dazwischen Talkschiefer, Serpentinite und Ophikar-
bonate der Sutur enthält.
Flachwasserkalke und Konglomerate aus der Kreide enthalten einzelne
Lagen kalkalkalischerVulkanite und sind im NW der Sutur aufgeschlossen.
Sie werden als Deltaablagerungen aufdem eurasiatischen Schelfdes aktiven
¦X
Karakorum-Kontinentalrandsinterpretiert.Grünschieferfazielle Serpentinite in
der Sutur repräsentieren Metaharzburgite, die nahe oder am Meeresboden
brekkziert wurden. Sie werden als Mantelgesteine interpretiert, die während
der Entstehung des passiven Karakorum-Kontinentalrands, nach dem
Aufbrechen von Gondwana,exhumiert wurden.
Kalkalkalische Intrusionen in die Einheiten des Karakorums und der Sutur
Zone wurden auf 130 bis 104 Millionen Jahre (Ma) datiert. Sie wurden von
Schmelzen mit einer angereicherten(krustalen) bis fast-MORB-TypSignatur
gespiesen und stellen einen subduktionsbezogenenMagmatismus dar, der
mit der Deformationsphase am südlichen Karakorumrand, vor der Kohistan-
Karakorum-Kollision, zusammenhängt. Diese Intrusionen wurden später von
suturbezogenen und jüngeren Deformationsereignissen überprägt. Die
Metaharzburgite in der Sutur, die zwischen 130 und 107 Ma von mafischen
Gesteinen intrudiert wurden, waren vor dem mittleren Apt (107 Ma) schon
serpentinisiert, brekkziert und befanden sich nahe oder am Meeresboden.
Gesteinsalter im nördlichen Kohistan sind gegeben durch einen kalkalka¬
lischen, 112 Ma alten Diorit, der (1) Andesite, mit Zwischenlagen von
Kalksteinen aus dem Apt, intrudierte, (2) überlagert wird von roten, klastischen
Delta- und alluvialen Ablagerungen unbestimmten Alters und (3) Hafnium
Isotopenverhältnisse hat, die eine Schmelzesignatur des MORB-Typs zeigt.
Andesite und der Diorit repräsentieren kalkalkischen Inselbogen-Magma-
tismus in der Frühen bis mittleren Kreide. 50 bis 39 Ma alte Gabbros und
Granite weisenverschiedene Schmelzetypen(tholeiitisch und kalkalkalin) und
-quellen (fast-MORB-Typund stark krustal kontaminierte) auf. Sie repräsen¬
tieren einen Magmatismus, der nach der Kohistan-Indien-Kollision statt fand
und mit einer subduktionsbezogenen, duktilen, sinistralen Transpression
zusammenhängt, die bis ins frühe Eozän dauerte.
Paläospannungsanalysenzeigen, dass die meisten spröden Verwerfungen
entlang der KKSZ mit der (immer noch andauernden?) sinistralen
Transpression zusammenhängen,die eine NW-SE Kompressionsrichtung
hat, welche ungefähr mit dem heutigen, regionalen Spannungsfeld
übereinstimmt.