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Дрогобич
2014
УДК
ББК
П
Рецензенти:
Остапович О.Я – кандидат філологічних наук, доцент, завідувач кафедри
німецької філології Прикарпатського національного університету
ім. В. Стефаника;
Сторонська О.С. – кандидат педагогічних наук, викладач кафедри
практики німецької мови Дрогобицького державного педагогічного
університету імені Івана Франка.
Книга для читання містить автентичні оповідання німецької письменниці Ліло Гардель
(1914 – 1999) “Весела Сюзанна” (Lilo Hardel. Die lustige Susanne / Hardel Lilo; 2. Auflage. –
Berlin: Kinderbuchverlag, 1968. – 135 S.). У них йдеться про життя маленької дівчинки
Сюзанни та її однолітків, про їх навчання, дозвілля, стосунки з друзями, батьками,
вчителями.
Мета посібника – навчити читачів адекватно сприймати німецькомовний художній
текст, розуміти його соціокультурний контекст, проблематику і художньо-стилістичні
особливості та через роботу з текстом розвинути мовну компетентність. Основними
компонентами структури є тексти оповідань, блок питань і тестів для перевірки розуміння
прочитаного, блок лексичних вправ і завдань та блок питань і завдань для обговорення
змісту, проблематики, персонажів та літературних особливостей твору. У кінці посібника
вміщено словник основної лексики, яка вживається у ньому.
Бібліографія 15 назв.
ISBN
© Садлівська О.І., Бродська О.О., упорядкування, 2014
© Дрогобицький державний педагогічний університет імені
Івана Франка, 2014
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Пояснювальна записка
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Inhalt
Susanne wünschte sich eine Katze ...........................................................................2
“Na, Junge, ist das dein Schwesterchen?”................................................................ 2
Das Kaufmannsladenspiel ........................................................................................2
Fräulein Binni ...........................................................................................................2
Lemkes wohnten in einer Stadt, die an einem kleinen Fluss lag ..............................2
“Robert sieht alles, Robert hört alles, Robert versteht alles!” ..................................2
Die Bockwurst im Gurkenfass................................................................................. 2
Der Spielnachmittag .................................................................................................2
Der kleine dicke Knut bekam Pfannkuchen .............................................................2
Susanne begegnete einem Hund, der Astrid hieß .....................................................2
Ralph verreiste in die Sächsische Schweiz ...............................................................2
“Hat mein Großvater einen Hund?” .........................................................................2
Der Vater dachte an seinen Vater .............................................................................2
Die Reise ..................................................................................................................2
Susanne und Bella begrüßen sich mitten auf der Dorfstraße ...................................2
Bärbel und Antje ......................................................................................................2
Die Ostsee .................................................................................................................2
Die treue Minka ........................................................................................................2
Der Abschied ............................................................................................................2
Die Einschulung .......................................................................................................2
Robert fuhr Motorrad ...............................................................................................2
Der Tod des Großvaters ...........................................................................................2
Der Vater kam nicht allein zurück........................................................................... 2
Ein wunderbarer Horthund .......................................................................................2
Susanne erhielt ihr drittes Bienchen .........................................................................2
DEUTSCH-UKRAINISCHES WÖRTERVERZEICHNIS .....................................2
СПИСОК ВИКОРИСТАНОЇ ЛІТЕРАТУРИ.........................................................2
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Susanne wünschte sich eine Katze
Nichts auf der Welt wünschte sich Susanne mehr als eine Katze. Eine Katze,
die “mi” sagt und “mau”, die ein weiches Fell hat, weiß und rot, die auf leisen Sohlen
durchs Zimmer spaziert, die lieb ist und sanft und die behaglich schnurrt. Und grüne
Augen soll sie haben! Natürlich soll die Katze auch kratzen können, das gehört zu
einer richtigen Katze, das muss sie können. Wenn ihr einmal etwas nicht gefällt oder
wenn sie sich ärgert, dann muss sie fauchen. Wenn sie böse wird oder wenn sie sich
fürchtet, dann soll sie ihren Schwanz senkrecht in die Höhe strecken, ihr Fell soll sich
sträuben und zu Berge stehen, und sie soll einen Buckel machen und fauchen. Ihre
grünen Augen sollen funkeln.
Hauptsächlich aber soll Susannes Katze lieb sein und weich, und sie soll, wenn
sie auf dem weißgestrichenen Fensterbrett neben dem Blumentopf in der Sonne sitzt,
sich mit ihrer rosa Zunge ihre rosa Pfötchen lecken.
Ach ja, Susanne wollte sehr gern eine Katze haben. Sie dachte jeden Tag
daran. Aber manchmal, wenn ihr auf der Straße ein besonders hübscher Hund
begegnete, dann wusste sie nicht genau, ob sie nicht lieber einen Hund haben wollte.
Vielleicht wünsche ich mir gar keine Katze, sondern einen Hund, überlegte sie.
Einen Hund oder eine Katze? Eine Katze oder einen Hund?
Vielleicht war es viel schöner, einen Hund zu haben? Einen Hund, der laut
bellt! Einen Hund, der einen bewacht! Einen Hund, der versteht, wenn man mit ihm
spricht! Einen Hund, dem man Geschichten erzählen kann, der zuhört, wenn man mit
ihm redet, und der jedes Wort versteht! Vielleicht versteht eine Katze auch jedes
Wort, aber sie zeigt es nicht so deutlich, man sieht es ihr nicht an, sie ist immer ein
bisschen gelangweilt, wenn man mit ihr redet. Und sie gehorcht nur, wenn sie
gehorchen will.
Ein Hund aber hebt den Kopf und lauscht auf deine Worte und sieht dich an. Er
hält den Kopf schief und klappt ein Ohr um, wenn man ihm ein Geheimnis zuflüstert.
Einem Hund kann man auch ein gelbes oder ein rotes ledernes Halsband umlegen,
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und man kann ihn an einer geflochtenen Leine durch die Straßen der Stadt spazieren
führen. Am allerschönsten ist natürlich ein großer Hund. So groß wie Fox, der Hund
der Gärtnersfrau, müsste er sein. Er könnte ruhig auch solch schönes seidenweiches
langes Haar haben wie Fox. So ein Fell lässt sich bürsten und kämmen.
Und später, wenn Susanne ein Schulmädchen geworden ist, kann der Hund sie
zur Schule begleiten. Er darf natürlich nicht mit hinein in die Klasse, denn die Schule
ist nicht für Hunde eingerichtet, es ist eine Menschenschule und keine Hundeschule.
Aber der Hund kann vor der Schule auf Susanne warten. Er wird still und ruhig vor
dem Tor sitzen und auf sie warten. Gut erzogene Hunde machen das so. Fox zum
Beispiel würde das bestimmt tun. Die ganze Zeit, während Susanne drinnen in der
Klasse sitzt und lernt, würde ihr Hund geduldig vor der Schule auf sie warten. Alle
Mädchen und Jungen und alle Lehrer und Lehrerinnen, die aus- und eingehen,
werden ihn sehen, und er wird sie anschauen und aufmerksam beobachten. Vielleicht
kann der Hund auch auf dem Nachhauseweg, wenn Susanne schon müde ist vom
vielen Lernen, die Schulmappe tragen. Sicherlich wird er das gern tun, ihr kluger und
großer und treuer Hund. Von einer Katze hat noch niemand verlangt, dass sie eine
Schulmappe trägt.
Hund oder Katze? Katze oder Hund?
Manchmal wurde Susanne ärgerlich, weil sie sich nicht entscheiden konnte.
Vielleicht doch lieber eine Katze, weich und weiß und stolz, mit rosa Pfötchen und
grünen Augen?
Eines Abends, als sie schon eine halbe Stunde im Bett lag und längst hätte
schlafen sollen, kam die Mutter, um noch einmal nach ihr zu sehen.
“Aber Suse”, sagte die Mutter, “warum schläfst du denn nicht?”
“Ach, weißt du, Mutti”, antwortete Susanne, “ich muss so viel darüber
nachdenken, ob ich lieber eine Katze oder einen Hund haben möchte, und deshalb
kann ich überhaupt nicht einschlafen”.
Die Mutter zog oben und unten und an den Seiten ein wenig an Susannes
Zudecke.
“Schlaf jetzt, Suse”, sagte sie. Dann verließ sie das Zimmer, ohne etwas zu
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Susannes Überlegungen zu sagen, denn es war eigentlich längst alles entschieden. Es
durfte weder eine Katze noch ein Hund ins Haus kommen. Hundertmal schon, seit
Jahren schon, hatten sie immer wieder darüber geredet, der Vater, die Mutter und
Susanne, und es gab nichts mehr dazu zu sagen. In einer solch kleinen Wohnung und
ohne einen eigenen Garten zu haben, konnte man kein Tier gebrauchen.
Plötzlich war es dann früh am Morgen, und Susanne wachte auf. Sie hatte fest
geschlafen, und die Katzen- und Hundegedanken hatte sie vergessen. Die Sonne
schien ins Zimmer, und Susanne rekelte sich, dann stand sie auf.
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10. Nachdem Susanne aufgewacht war, vergaß sie die Katzen- □ □
und Hundegedanken.
3. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Alle Mädchen und Jungen und alle Lehrer und Lehrerinnen, die aus- und
eingehen, werden ihn sehen, und er wird sie anschauen und aufmerksam beobachten.
__1__ Nichts auf der Welt wünschte sich Susanne mehr als eine Katze.
_____ Hauptsächlich aber soll Susannes Katze lieb sein und weich.
_____ Vielleicht war es viel schöner, einen Hund zu haben?
_____ Und später, wenn Susanne ein Schulmädchen geworden ist, kann der Hund sie
zur Schule begleiten.
_____ Es durfte weder eine Katze noch ein Hund ins Haus kommen.
____ Sie hatte fest geschlafen, und die Katzen- und Hundegedanken hatte sie
vergessen.
____ Vielleicht wünsche ich mir gar keine Katze, sondern einen Hund, überlegte sie.
____ Natürlich soll die Katze auch kratzen können, das gehört zu einer richtigen
Katze, das muss sie können.
____ Ein Hund aber hebt den Kopf und lauscht auf deine Worte und sieht dich an.
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a) wenn sie böse wird oder wenn sie sich fürchtet.
b) wenn man ihm ein Geheimnis zuflüstert.
c) die auf leisen Sohlen durchs Zimmer spaziert.
d) ob sie nicht lieber einen Hund haben wollte.
e) dann muss sie fauchen.
f) lässt sich leicht bürsten und kämmen.
g) durch die Straßen der Stadt spazieren führen.
h) er wird sie anschauen und aufmerksam beobachten.
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
8. Wie stellt der Autor die Katze, den Hund dar? Finden Sie entsprechende
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Beschreibungen im Text!
die Katze _______________________________________________________
_______________________________________________________________
der Hund _______________________________________________________
_______________________________________________________________
9. Führen Sie eine Diskussion zum Thema: “Tiere in der Wohnung: was ist
erlaubt und was nicht?”
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“Na, Junge, ist das dein Schwesterchen?”
Susanne war sechs Jahre alt, am 18. Mai feierte sie ihren sechsten Geburtstag.
Nach dem Sommer, wenn der September kam, würde sie zum ersten Mal in die
Schule gehen. Susanne war hellblond und dünn. Sie konnte schnell laufen und sehr
gut Roller fahren. Sie hatte graugrüne Augen, und ihre Haare waren so lang, dass sie
ihr bis auf die Schultern reichten. Wenn sie mit ihrem Roller die Straße entlangsauste,
flatterten die Haare im Wind.
Susannes Mutter hieß Christel Lemke, ihr kleiner Bruder hieß Robert Lemke,
und ihr Vater hieß auch Robert Lemke. Susanne hieß Susanne Lemke. Robert Lemke,
Susannes Vater, war schon siebenundzwanzig Jahre alt. Aber er sah wie ein noch sehr
junger Mann aus. Einmal, in einem Fleischerladen, als der Vater zusammen mit
Susanne den Sonntagsbraten einkaufte, sagte die Verkäuferin zu ihm, und sie beugte
sich dabei über den Ladentisch, um Susanne besser sehen zu können: “Na, Junge, ist
das dein Schwesterchen?”
Herr Lemke schaute sich im Laden um, aber mit “Na, Junge” konnte nur er
gemeint sein. Er schob sich sein Hütchen in den Nacken und lachte. Da merkte die
Verkäuferin, dass sie sich geirrt hatte.
“Nichts für ungut”, sagte sie. “Ist das etwa Ihre Tochter?”
Der Vater war nicht böse über die dicke Blockmamsell. “Ich bin
siebenundzwanzig Jahre alt und habe zwei Kinder”, sagte er, “aber von mir aus
können wir ruhig “du” zueinander sagen”.
“Aber nein”, sagte die Verkäuferin, “entschuldigen Sie, ich hab’ Sie gar nicht
richtig angesehen”. Sie war ganz verlegen geworden.
Der Vater setzte sich immer, wenn er die Wohnung verließ, ein grünes
Filzhütchen auf, dessen Krempe hinten hochgeschlagen und mit einer Kordel und mit
einer kleinen Feder geschmückt war. Das Hütchen saß ihm ein wenig schräg auf dem
Kopf, und es war wohl wirklich ein bisschen zu klein, aber es saß fest und sah lustig
aus.
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Das Hütchen saß so fest, dass der Vater es auch beim Motorradfahren auf dem
Kopf hätte behalten können, ohne dass es ihm heruntergeweht wäre. Aber wenn er
Motorrad fuhr, musste er den Sturzhelm aufsetzen, das ist eine Polizeivorschrift.
Wenn er spazieren ging und Bekannten begegnete, lüpfte er zum Gruß das
Hütchen, aber nur ein klein wenig, mit einer eckigen Gebärde, die genauso lustig
wirkte wie das Hütchen selbst.
Susannes Freund Ralph, der im Nebenhaus wohnte, fand Susannes Pappi
prima, viel besser als seinen eigenen, und wenn er groß ist, sagte er, wird er sich auch
ein Hütchen mit einer solchen Feder kaufen.
“Dein Pappi”, sagte Ralph, und Susanne konnte das gar nicht leiden, denn es
heißt “Vater”! “Pappi”, wie sich das anhört!
Aber Ralph blieb bei “Pappi”, und wenn er groß ist, wird er sich auch solch
eine schmucke Jawa kaufen, wie Herr Lemke sie hat. Ganz bestimmt wird er das tun.
“Vater nimmt Ralph viel mehr auf dem Motorrad mit als mich”, beklagte sich
Susanne bei ihrer Mutter.
Aber die Mutter lachte darüber. “Ist das ein Grund, sich zu ärgern?” fragte sie.
“Ralph ist doch dein Freund?”
Ja, Ralph war Susannes Freund. Sie waren gleichaltrig, und sie werden im
September in dieselbe Schule gehen. “Pass auf, Suse”, sagte Ralph, “wir werden
bestimmt in dieselbe Klasse kommen. Und dieselbe Lehrerin werden wir auch
haben”. Dann fragte er: “Vielleicht hat dein Pappi heute noch etwas zu besorgen und
nimmt mich mit?” Und er setzte sich auf den Rasen vor das Haus, gemütlich setzte er
sich und war zu längerem Warten bereit.
Susanne wusste nicht, ob ihr Vater heute noch einmal Motorrad fahren würde.
Sie wird nicht warten. Sie drückte mit dem Rücken die Haustür auf und rief: “Das
sage ich dir aber, ich setze mich in der Schule nicht neben dich auf dieselbe Bank!
Ich will neben einem Mädchen sitzen! Das wirst du schon sehen!”
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1. Beantworten Sie die Fragen zum Text!
1. Wann würde das Mädchen zum ersten Mal in die Schule gehen?
2. Wie sah Susanne aus und was konnte sie?
3. Warum hat sich die Verkäuferin geirrt?
4. Was war die Lieblingskopfbedeckung des Vaters?
5. Warum gefiel Herr Lemke Susannes Freund Ralph?
6. Worauf musste Sussi, Ralphs Meinung nach, aufpassen?
3. Schreiben Sie aus dem Text Sätze mit folgenden Wörtern und
Wortverbindungen heraus; übersetzen Sie diese ins Ukrainische!
In die Schule gehen, Roller fahren, den Sonntagsbraten einkaufen, sich irren,
“Nichts für ungut”, böse sein über A., verlegen werden, den Sturzhelm aufsetzen,
etw. oder j-n prima finden, gemütlich, Motorrad fahren.
6. Übersetzen Sie schriftlich das folgende Fragment “Der Vater setzte sich
immer, wenn er die Wohnung verließ, …” bis “… die genauso lustig wirkte wie das
Hütchen selbst” ins Ukrainische!
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
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8. Lassen Sie Susannes Freund Ralph über Herren Lemke erzählen.
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Das Kaufmannsladenspiel
Christel Lemke, Susannes Mutter, war fünfundzwanzig Jahre alt. Sie war also
zwei Jahre jünger als der Vater, aber niemand, dem sie unbekannt war, wäre auf den
Einfall gekommen, sie mit “Du” anzureden und sie zu fragen: “Na, Mädel, ist das
dein Schwesterchen?”
Susannes Mutter sah wie eine Mutter aus, sie war hübsch und fraulich und
hatte sanfte Bewegungen.
“Welches Spiel hast du am liebsten gespielt, als du noch ein Kind warst?”
fragte Susanne eines Tages, und die Mutter brauchte nicht lange zu überlegen.
“Kaufmannsladen”, antwortete sie. “Kaufmannsladen war bestimmt das Spiel,
das mir am meisten Spaß gemacht hat”. Die Mutter erzählte Susanne, wie dies Spiel
vor sich ging. Sie waren drei Freundinnen, gleich alt, Babette, Sibylle und Christel.
Die drei Mädchen schnitten aus Pappe kleine runde Scheiben, auf die sie mit
Buntstiften Zahlen schrieben, das war das Geld. Sie bauten sich mit Hilfe eines
Plättbrettes einen Ladentisch. Sie klebten aus weißem Papier spitze und viereckige
Tüten. Sie bekamen von Christels Mutter, also von Susannes Großmutter, Reis und
Haferflocken, Grieß und Zucker und vieles andere, um es zu verkaufen. Sie handelten
aber auch mit Knöpfen und Bändern, und sie verkauften auch Milch und Brause aus
der Wasserleitung. Viele Monate lang besuchten Babette und Sibylle an jedem freien
Nachmittag ihre Freundin Christel. Sie spielten gemeinsam Warenhaus, Kaufen und
Verkaufen.
“Wir spielten so lange gut miteinander, bis ich zu Weihnachten von meinem
Großvater einen wunderschönen Kaufladen geschenkt bekam”, erzählte die Mutter.
In diesem Kaufladen gab es alles, was man sich nur denken konnte. Fünfzehn
Schübe für verschiedene Waren, eine genaue kleine Waage mit zwei Schalen und mit
Gewichten, richtige kleine Kassenblöcke und eine kleine Kasse. Auf Regalen standen
Gläser mit Liebesperlen und Puffreis und buntem Mohn, und auch echte Bonbons
und Schokoladenplätzchen gab es in diesem Kaufladen.
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“Das alles bekam ich zu Weihnachten, und es gehörte mir, mir allein”, erzählte
die Mutter. “Ich wurde ein eingebildeter Ladenbesitzer, und es gefiel mir gar nicht,
dass meine Freundinnen Babette und Sibylle auch hinter dem Ladentisch stehen
wollten. Ich war die Besitzerin. Ich wollte die Waren einfüllen und abwiegen, und sie
sollten nur anstehen und auswählen und froh sein, dass sie einkaufen durften. Auch
wie sie sich als Kunden zu benehmen hatten, wollte ich ihnen vorschreiben”.
Die Freundinnen wurden natürlich bald missmutig, sie hatten keine Lust mehr,
Kaufmannsladen zu spielen. Wenn Christel ihnen am Vormittag versprach: “Kommt
nur ruhig, kommt nur heute Nachmittag wieder zu mir. Ihr dürft auch ganz bestimmt
Verkäuferinnen sein”, dann hatte sie es sich am Nachmittag wieder anders überlegt.
Wenn eines der Mädchen eine einzige kleine Schachtel mit Seifenpulver verkauft
hatte, drängte sie es hinter dem Ladentisch weg und erklärte, dass nun sie wieder an
der Reihe wäre.
Da begannen die drei Mädchen sich zu zanken. Sie spielten nicht mehr
freundlich miteinander, sondern wurden aufeinander böse und beschimpften sich.
Und eines Tages, als die Mutter für ein Weilchen aus dem Zimmer gegangen war,
hatte Sibylle in Windeseile alle Leckereien, die sich im Kaufladen befanden,
aufgegessen. Alle Liebesperlen, alle Schokoladenplätzchen, allen bunten Mohn und
auch den gesamten Puffreis, die Haferflocken und selbst das Kuchenmehl.
Von diesem Tage an hatten die drei Mädchen niemals mehr miteinander
Kaufmann gespielt. Die Mutter hatte geschimpft und geweint. “Den ganzen Laden
haben sie mir aufgegessen”, hatte sie überall erzählt, “und nicht nur die
Schokoladenplätzchen, sogar das Salz haben sie vernascht, diese Spielverderber!”
Aber Babette und Sibylle sagten: “Selber Spielverderber!” und machten sich
gar nichts daraus, dass die Mutter weinte.
Irgendwann später hatten die drei Mädchen sich wieder ausgesöhnt, aber sie
haben niemals mehr ganze Nachmittage lang miteinander gespielt. Die schöne Zeit
des Kaufmannspiels war ein für allemal vorüber.
“Ich weiß nicht, wo Sibylle und Babette heute sind”, sagte die Mutter zu ihrer
Tochter Susanne. “Schade, denn am liebsten würde ich mich heute noch bei ihnen für
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mein dummes Benehmen damals entschuldigen”.
3. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Absätze in die richtige
Reihenfolge!
A: “Wir spielten so lange gut miteinander, bis ich zu Weihnachten von
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meinem Großvater einen wunderschönen Kaufladen geschenkt bekam”, erzählte die
Mutter. In diesem Kaufladen gab es alles, was man sich nur denken konnte. Regale
für verschiedene Waren, eine genaue kleine Waage, und eine kleine Kasse. Auf
Regalen standen Gläser mit Süßigkeiten und auch echte Bonbons und
Schokoladenplätzchen gab es in diesem Kaufladen.
B: “Das alles bekam ich zu Weihnachten, und es gehörte mir, mir allein”,
erzählte die Mutter. “Ich wollte die Waren einfüllen und abwiegen, und die
Freundinnen sollten nur anstehen und auswählen und froh sein, dass sie einkaufen
durften”. Die Freundinnen hatten natürlich bald keine Lust mehr, Kaufmannsladen zu
spielen. Da begannen die drei Mädchen sich zu zanken. Sie spielten nicht mehr
freundlich miteinander, sondern wurden aufeinander böse und beschimpften sich.
Und eines Tages, als die Mutter für ein Weilchen aus dem Zimmer gegangen war,
hatte Sibylle in alle Süßigkeiten, die sich im Kaufladen befanden, aufgegessen.
C: “Kaufmannsladen”, antwortete sie. Die Mutter erzählte Susanne, wie dies
Spiel vor sich ging. Sie waren drei Freundinnen, gleich alt, Babette, Sibylle und
Christel. Die drei Mädchen schnitten aus Pappe kleine runde Scheiben, auf die sie mit
Buntstiften Zahlen schrieben, das war das Geld. Sie bauten sich einen Ladentisch. Sie
machten aus weißem Papier Tüten. Sie bekamen von Christels Mutter, also von
Susannes Großmutter, Reis und Haferflocken, Grieß und Zucker und vieles andere,
um es zu verkaufen. Viele Monate lang besuchten Babette und Sibylle an jedem
freien Nachmittag ihre Freundin Christel. Sie spielten gemeinsam Warenhaus,
Kaufen und Verkaufen.
D: Von diesem Tage an hatten die drei Mädchen niemals mehr miteinander
Kaufmann gespielt. Die Mutter hatte geschimpft und geweint. Die schöne Zeit des
Kaufmannspiels war ein für allemal vorüber. “Ich weiß nicht, wo Sibylle und Babette
heute sind”, sagte die Mutter zu ihrer Tochter Susanne. “Schade, denn am liebsten
würde ich mich heute noch bei ihnen entschuldigen”.
E: Christel Lemke, Susannes Mutter, war fünfundzwanzig Jahre alt.
“Welches Spiel hast du am liebsten gespielt, als du noch ein Kind warst?” fragte
Susanne eines Tages, und die Mutter brauchte nicht lange zu denken.
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Markieren Sie die richtige Antwort!
1. 2. 3. 4. 5.
4. Nennen Sie zu jedem der nachstehenden Verben ein oder zwei passende
Objekte; Gebrauchen Sie gebildete Wortgruppen in Sätzen!
Bekommen, verkaufen, handeln, einfüllen, abwiegen, auswählen.
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7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
Kaufmannsladen
9. Bilden Sie einen Dialog anhand der gelesenen Erzählung über Kaufen-
und Verkaufenspiel der Mädchen!
10. Welches Spiel haben Sie am liebsten gespielt, als Sie noch ein Kind
waren? Erzählen Sie darüber!
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Fräulein Binni
Die Mutter und Susanne gingen oft zusammen einkaufen. Wenn die Mutter den
kleinen Robert zum Mittagsschlaf ins Bett gelegt hatte, wenn beim Konsum
Mittagspause war, von dreizehn bis fünfzehn Uhr, wenn er geschlossen hatte, legten
Mutter und Tochter die Milchflaschen und das Portemonnaie in die Einkaufstasche
und begaben sich zum Lebensmittelkonsum in der Wallstraße. Sie freuten sich beide,
wenn sie Hand in Hand durch die Stadt spazierten. Susanne trug die Einkaufstasche.
Die Ladentür war verschlossen, sie gingen durch den Hauseingang. Sie klingelten an
einer Wohnungstür. Dreimal kurz und zweimal lang klingelte Susanne, dann öffnete
Fräulein Binni die Tür.
“Hallo! Da seid ihr ja! Ihr beiden!” sagte sie und lachte vergnügt. Fräulein
Binni lachte immer, wenn sie Susanne sah. Fräulein Binni arbeitete schon viele Jahre
als Verkäuferin. Sie war mit der Mutter gemeinsam Lehrling gewesen, und seit vielen
Jahren waren die Mutter und Fräulein Binni Freundinnen. Fräulein Binni war
Verkaufsstellenleiterin, und sie sagte zu Susanne: “Wenn deine Mutti nicht geheiratet
hätte, wenn sie dich nicht geboren hätte und deinen Bruder Robert, dann wäre jetzt
sie und nicht ich hier Leiterin, denn deine Mutter war immer besser als ich”.
Die Mutter protestierte. “Nie war ich besser”, sagte sie. “Wie kannst du so
etwas behaupten!”
“Deine Mutter ist die Beste”, sagte Fräulein Binni, und sie lachte darüber, dass
die Mutter so tat, als ob sie sich ärgerte.
“Wenn ich erst Kinder haben werde”, sagte Fräulein Binni, “dann werde ich
niemals eine so gute Mutter sein wie deine Christel Lemke”.
Das war komisch gesagt, und Susanne behielt es in der Erinnerung. Und
irgendwann, als die Mutter es schon lange vergessen hatte, schmiegte sie sich an sie
und erklärte ganz ohne jeden Zusammenhang: “Du bist meine Christel Lemke!”
“Das stimmt!” sagte die Mutter, sie erinnerte sich an Binni und lachte.
Fräulein Binni hatte Susannes Mutter sehr gern. Christel war ihre liebste
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Freundin, und sie drängelte jedes Mal, dass die Mutter wieder im Konsum arbeiten
sollte. “Wann fängst du wieder an?” hatte sie bestimmt schon tausendmal gefragt.
Fräulein Binni und die Mutter unterhielten sich im Ladenstübchen. Sie tranken
Kaffee, und Fräulein Binni aß ihr Mittagbrot, aber Susanne durfte ein bisschen im
Laden arbeiten. Sie durfte Haferflockentüten aus dem Lager holen und in die Regale
einordnen. Sie durfte die leeren Bierflaschen in die dafür bestimmten Kästen stellen.
Sie durfte die Brauseflaschen ordnen, aber am Ende hatten die Mutter und sie es dann
immer sehr eilig.
“Ich muss doch nach Haus!” sagte die Mutter. “Hoffentlich ist Robert noch
nicht aufgewacht. Haben wir alles? Susanne, ist alles in der Einkaufstasche? Was
muss ich bezahlen? Binni, sag es doch mal schnell!”
Dann liefen sie die Straße entlang nach Haus. Die Mutter zog Susanne hinter
sich her. Aber Robert schlief seelenruhig. Robert schlief jeden Mittag seine zwei
Stunden, und zwei Stunden waren noch lange nicht vergangen.
23
öffnete Fräulein Binni die Tür.
4. Fräulein Binni arbeitete schon viele Jahre als Verkäuferin. □ □
5. Fräulein Binni hatte Susannes Mutter sehr gern. □ □
6. Susanne durfte nicht im Laden arbeiten. □ □
7. Robert schlief jeden Mittag seine zwei Stunden. □ □
8. Am Ende des Besuchs hatten die Mutter und die Tochter es □ □
immer sehr eilig.
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*********
A. “dann werde ich niemals eine so gute Mutter sein wie deine Christel
Lemke”.
B. und seit vielen Jahren waren die Mutter und Fräulein Binni Freundinnen.
C. Susanne durfte ein bisschen im Laden arbeiten.
D. und zwei Stunden waren noch lange nicht vergangen.
E. wenn sie Hand in Hand durch die Stadt spazierten
25
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
7. Bilden Sie anhand des Textes einen Dialog zwischen Christel Lemke und
Fräulein Binni.
Einkäufe machen
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Lemkes wohnten in einer Stadt, die an einem kleinen Fluss lag
Lemkes wohnten in einer Stadt, die an einem kleinen Fluss lag. Es war eine
hübsche kleine Stadt. Über die Hauptstraße, auf der von morgens bis abends Betrieb
war und an der sich alle großen Geschäfte befanden, gelangte man über eine breite
hölzerne Brücke zum Rathausplatz. Dort stand das schöne alte Rathaus. Es hatte
schwere geschnitzte Holztüren und Butzenscheiben, es hatte einen hohen Turm mit
einer großen Uhr, die alle Viertelstunden schlug. Man konnte den Rathausturm
weithin sehen. Der Glockenschlag seiner Uhr jedoch war hell und klein und leise, und
nur bei schönem Wetter und wenn die Luft sehr dünn war, konnte man ihn weit
hören.
In der Nähe des Rathauses war auch der Stadtpark mit dem Stadtsee, auf dem
eine Schwanenfamilie wohnte. Es gab auch eine alte Kirche, und neben der Kirche,
mitten in der Stadt, befand sich zwischen Ziegelsteinmauern eine bunte
Blumengärtnerei. In der bunten Gärtnerei lebten die dicke Gärtnersfrau und der große
Hund Fox mit dem seidenweichen Haar.
Auf der Hauptstraße stand ein großes Postamt, es war aus roten Ziegelsteinen
und hatte zwei Türmchen. Es sah ein wenig so aus wie die Häuser, die Ralph
manchmal mit seinem Steinbaukasten aufbaute. Über die breite Treppe gelangte man
in die Schalterhalle des Postamtes.
Hinter dem Postamt war die alte dunkle Schule, die längst nicht mehr für die
vielen Kinder ausreichte. Deshalb wurde am Rande der Stadt, dort, wo die Felder
begannen, eine junge helle Schule gebaut, mit großen blanken Fenstern und
schwingenden gläsernen Flügeltüren. Gerade in dem Sommer, bevor Susanne in die
Schule kam, wurde die neue Schule gebaut, und Susanne wird ihre Schulzeit in dem
neuen Haus beginnen.
Überall in der Stadt, überall dort, wo sich Platz dazu fand, wurden neue
Wohnhäuser gebaut, und es kamen immer noch welche dazu. Die Stadt wuchs, sie
wuchs, ob es Frühling oder Sommer oder Winter war, sie wuchs ständig. Im Süden
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und etwas außerhalb war ein großes Kraftwerk errichtet worden, in dem viele
Menschen und auch der Vater von Susanne arbeiteten. Mit schnellen Autobussen, mit
Fahrrädern oder Motorrädern fuhren sie auf der breiten Straße hinaus zum Werk,
wenn ihre Arbeit begann, morgens, mittags oder abends, denn im Kraftwerk gab es
nie eine Pause, es rauchte und zischte immer, in der Nacht wie am Tage.
Die Familie Lemke wohnte am Rande der Stadt, in einem der neuen Häuser auf
den Wiesen am Fluss. Seit der kleine Robert geboren war, wohnten sie dort in einer
hübschen Zweizimmerwohnung mit Bad und Balkon. Vorher lebten sie ganz nahe am
Marktplatz in Stube und Küche. Nachdem sie in die neue Wohnung gezogen waren,
hatte die Mutter aufgehört zu arbeiten, nicht wegen der neuen Wohnung natürlich,
sondern weil sie sich ein paar Jahre ihren Kindern, dem kleinen Jungen und ihrer
Susanne, widmen wollte. Wenn Susanne in die Schule kam, würde Robert so weit
sein, dass er in den Kindergarten gehen konnte, und so lange wollte sie zu Hause
bleiben.
Lemkes hatten von ihrer neuen Wohnung aus eine schöne Aussicht. Nach der
einen Seite konnten sie über Felder blicken, nach der anderen über die Flusswiesen.
Der Fluss war nicht breit an dieser Stelle, er hatte ein enges Flussbett, aber eine starke
Strömung, er floss eilig strudelnd dahin. Wenn man vorsichtig die Böschung
hinunterstieg und ein Papierschiffchen auf das Wasser setzte, so besann sich das
Schiffchen nicht eine einzige Sekunde, es schwamm sofort davon, schnell wie der
Wind, und es war bald hinter der nächsten Biegung des Flusses verschwunden.
Herr Lemke war ein sportlicher Mann, er brachte es fertig, einen Stein vom
einen zum anderen Ufer zu werfen. Es gelang ihm, weil er schon als kleiner Junge
damit begonnen hatte, sich im Steinewerfen zu üben. Oft standen Kinder neben Herrn
Lemke und versuchten, es ihm nachzumachen, aber nur einige von den großen
Jungen schafften es, die meisten Steine fielen ins Wasser.
Das Flussbett lag viel tiefer als die umliegenden Wiesen. Lemkes konnten von
ihren Fenstern aus das Wasser nicht sehen. Dort, wo die Weidenbüsche standen, war
ihr Ufer, das kleine Haus mit dem roten Dach jedoch stand schon auf der anderen
Seite, zwischen den Büschen und dem Haus floss der Fluss. Nur weil sie das wussten,
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erkannten sie die schmale dunkle Linie, die sich in vielen Bögen durch die Wiesen
zog, und Susanne zeigte mit dem Finger dorthin und sagte: “Diese Linie dort, das ist
unser Fluss!” Man konnte nicht in ihm baden. Das war sehr schade, aber es ging beim
besten Willen nicht, denn das Wasser war viel zu schmutzig. Aber man konnte auf
dem Fluss rudern oder paddeln oder Kanu fahren. Den ganzen Sommer lang war der
Fluss belebt von Booten, und es gab einen Kanuverein, der ein großes Clubhaus
besaß. Viele junge Männer trainierten dort, und einige von ihnen hatten es sogar
durch Fleiß und Ausdauer bis zum Weltmeister im Kanufahren gebracht.
Susanne schaute gern über die Wiesen. Sie rückte sich einen Stuhl ans Fenster
und schaute hinaus, sie machte weiter nichts als hinausschauen. Und manchmal
konnte sie dann Menschenköpfe über die Wiesen fahren sehen. Die Menschen saßen
in Booten. Susanne konnte nur ihre Köpfe sehen, ihre Köpfe, die vor- und
zurückschwangen und in schnellem Tempo durch die Wiesen glitten.
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15. Was versuchten die Kinder Herrn Lemke nachzumachen?
16. Warum konnte man nicht im Fluss baden?
17. Was konnte man doch auf dem Fluss tun?
3. Schreiben Sie aus dem Text je einen Satz mit folgenden Wörtern heraus
und übersetzen Sie diese Sätze ins Ukrainische!
Die Hauptstraße, der Glockenschlag, aufbauen, schwingend, zischen, die Stube, die
Aussicht, Steinewerfen, paddeln, schauen.
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4. Wählen Sie die richtige Variante!
A) Lemkes wohnten in einer Stadt, (1)_________ an einem kleinen Fluss lag.
Es war eine hübsche kleine Stadt. Über die Hauptstraße, an der sich alle großen
Geschäfte (2)_________, gelangte man über eine breite Brücke zum Rathausplatz.
Dort stand das schöne alte Rathaus. Es hatte (3)_____ Holztüren, einen hohen Turm
mit (4)_____ großen Uhr, die alle Viertelstunden schlug. Man konnte den
Rathausturm weithin (5)_________. Der Glockenschlag seiner Uhr jedoch war hell
und klein und leise, und nur (6)_______schönem Wetter und wenn (7)_____sehr
dünn war, konnte man ihn weit hören.
In der Nähe (8)______war
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wenn ihre Arbeit begann, morgens, mittags oder abends, denn im Kraftwerk gab es
nie eine Pause.
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6. Übersetzen Sie schriftlich das folgende Fragment “Das Flussbett lag viel
tiefer als die umliegenden Wiesen…” bis “… und einige von ihnen hatten es sogar
durch Fleiß und Ausdauer bis zum Weltmeister im Kanufahren gebracht” ins
Ukrainische!
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
8. Lassen Sie Susanne über den Fluss, an dem ihre Stadt liegt, erzählen!
33
“Robert sieht alles, Robert hört alles, Robert versteht alles!”
Als Robert ein Vierteljahr alt war, und ein Vierteljahr, das sind drei Monate,
oder zwölf Wochen, oder neunzig Tage, da war Susanne bereits vier Jahre alt. Wie
viele Monate und Wochen und Tage das sind, könnt ihr euch selbst ausrechnen.
Obwohl Robert damals die meiste Zeit des Tages mit Schlafen verbrachte und auch
noch nicht sitzen konnte, war Susanne der Meinung, dass er alles, was um ihn herum
vorging, höre, sähe und verstände.
“Robert sieht alles, Robert hört alles, Robert versteht alles”, das sagte sie
immer wieder.
Es war ganz still in dem Zimmer, in dem Roberts Bett stand. Susanne ging auf
Zehenspitzen zu ihm und schaute vorsichtig über den Rand seines Bettes. Robert lag
mit geöffneten Augen da. Er hatte nicht geschlafen, sondern still in die Luft geschaut,
und es war, als ob er vor sich hin denke. Aber wenn er Susanne erblickte, freute er
sich und lachte sofort. Er hatte große blaue Augen und auch einen großen Mund, und
bis zum heutigen Tag ist es so geblieben, dass sein Mund und seine Augen lachen,
wenn er seine Schwester sieht. Sein ganzes Gesicht strahlt Freude aus, wenn er
Susanne entdeckt.
“Robert sieht alles, Robert hört alles, und Robert versteht alles”, sagte Susanne
zu ihrem Vater, als ihr Bruder ein Vierteljahr alt war. Der Vater wackelte zweifelnd
mit dem Kopf. Der Junge ist doch erst ein paar Wochen alt, was kann er da wohl
schon verstehen? Aber Susanne zog den Vater zum Kinderbett. Er sollte selbst sehen,
dass es so war, wie sie sagte.
Und Robert machte ein verständiges Gesicht. Er lachte auch seinen Vater an,
und es sah wirklich so aus, als ob er alles mit angehört und verstanden hätte.
“Robert sieht alles, Robert hört alles, Robert versteht alles”, sagte Susanne.
“Warum soll das auch nicht so sein?” fragte der Vater seinen Sohn. “Auf jeden
Fall machst du ein Gesicht, als wenn es tatsächlich so wäre”.
Damals, als Robert neunzig Tage alt war, gingen die Mutter und Susanne zum
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ersten Mal mit ihm spazieren. Sie wollten ihm seine Geburtsstadt zeigen. Er war
bereits drei Monate alt und musste endlich einmal sehen, wo auf der Welt er sich
befindet. Zwölf Wochen war er alt, man bedenke nur, und er kannte bisher nichts
weiter als die kurze Straße bis zu Fräulein Binnis Laden, das langweilige
Krankenhaus, in dem er geboren wurde, und seine Stube in der Lemkeschen
Wohnung.
Susanne schob den Kinderwagen an der Gasanstalt vorbei, die Hauptstraße
entlang und über die Brücke bis zum Rathausplatz. Die Mutter ging nebenher, und
wenn es bergauf ging oder wenn das Pflaster schlecht war, half sie ein bisschen
schieben. Susanne aber erklärte wie ein Fremdenführer ihrem Bruder die Häuser, die
Straßen, die Geschäfte und sogar die Menschen. Sie erklärte, dass der Mann in der
grünen Uniform mit den weißen Leinenmanschetten, der dort an der Ecke stand,
Volkspolizist hieß und dass er dort stand, um aufzupassen, damit die Autos richtig
fuhren und die Fußgänger an den richtigen Stellen die Fahrbahn überquerten. Kinder,
die sich verlaufen, bringt er wieder nach Haus.
“Natürlich muss jedes Kind wissen, wo es wohnt”, sagte Susanne. “Du heißt
Robert Lemke, das musst du auch wissen, und du wohnst in Block Nummer zwei, gar
nicht weit von der Hauptstraße”.
Robert schaute stillvergnügt in den blauen Himmel, und es hatte den Anschein,
als dächte er über die Worte seiner Schwester nach.
Auf dem Rathausplatz setzten Susanne und ihre Mutter sich auf eine Bank. Sie
wollten abwarten, bis die Turmuhr schlug. Robert sollte heute die Rathausuhr
schlagen hören, zum ersten Mal in seinem Leben. In zehn Minuten musste es soweit
sein. Susanne verfolgte aufmerksam das Vorrücken des großen schwarzen Zeigers.
Robert sieht alles, Robert hört alles, Robert versteht alles, aber als die Glocke endlich
ihre freundlichen Schläge durch die Frühlingsluft schickte, war er fest eingeschlafen.
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3. Was sagte das Mädchen immer wieder?
4. Was machte Robert in seinem Bett?
5. Wie reagierte Robert, als er Susanne erblickte?
6. Warum wackelte der Vater zweifelnd mit dem Kopf?
7. Wann gingen die Mutter und Susanne zum ersten Mal mit Robert spazieren?
8. Was erklärte Susanne ihrem Bruder?
9. Warum stand ein Volkspolizist an der Ecke?
10. Was musste Robert wissen?
11. Hat Robert die Rathausuhr schlagen gehört?
tel Ze jahr hen haus Frem rer lings schet Gas ger
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Schla zen burts Volks zist bahn uhr anstalt straße
fen poli Kran der Haupt den Leinen man Vier
stadt haus Rat füh Fahr luft wa ten spit ken
Fuß Turm rücken Ge gen Früh gän Vor platz Kin
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Ausdrücke in ähnlichen Sätzen:
1. Das Mädchen war der Meinung, dass sein Bruder alles sieht, hört und
versteht. 2. Susanne ging auf Zehenspitzen durch das Zimmer. 3. Der Vater
wackelte zweifelnd mit dem Kopf. 4. Der Junge machte ein verständiges Gesicht.
5. Das Kind sollte wissen, wo es sich auf der Welt befindet. 6. Man denkt, dass
Robert bisher nichts weiter als das langweilige Krankenhaus gekannt hat. 7. Susanne
schob den Kinderwagen die Hauptstraße entlang. 8. Die Schwester aber erklärte wie
ein Fremdenführer ihrem Bruder die Häuser, die Straßen, die Geschäfte und sogar
die Menschen. 9. Der Volkspolizist bringt Kinder, die sich verlaufen haben, wieder
nach Haus. 10. Es hatte den Anschein, als Robert über die Worte seiner Schwester
nachdachte.
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
Familienbeziezungen
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Die Bockwurst im Gurkenfass
Eines schönen Tages begleitete Ralph Susanne und ihre Mutter, als sie in
Fräulein Binnis Konsum zum Einkauf gingen. Und da ereignete es sich, dass die
beiden Kinder vier Bockwürste in ein Gurkenfass fallen ließen, vier Bockwürste, die
sofort ertranken.
Fräulein Binnis Konsum war ein schmuckes, gut eingerichtetes
Selbstbedienungsgeschäft. Weiß und rosa gestrichene, mit blanken Metallbändern
verzierte Regale standen an den Wänden, geschliffene dicke Glasscheiben dienten als
Ablagen, und überall, wo sich nur irgend Platz dafür fand, waren Spiegel angebracht.
In all dieser Schmuckheit aber stand auf der Erde, dicht neben der Vitrine mit
Schinken und Wurst, ein großes Gurkenfass.
Fräulein Binni und Susannes Mutter hatten es sich im Ladenstübchen
gemütlich gemacht. Ralph und Susanne schauten sich den Laden an.
“Aber nichts anfassen, hört ihr, nichts anfassen”, sagte Fräulein Binni. Und so
zählten Ralph und Susanne die Flaschen und Tüten und Pakete, ohne sie zu berühren.
“Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn”, zählte Ralph die
Limonadenflaschen in einem Kasten.
“Lies mal, was hier auf diesen Tüten draufsteht”, sagte Susanne. Und Ralph
antwortete: “Es ist ein ganz einfaches Wort, es hat genau vier Buchstaben”.
“Reis”, sagte Susanne. “Reis steht da drauf”.
“Wenn man weiß, was drin ist”, sagte Ralph, “dann ist es leicht”. Und er
behauptete, dass man bis hundert zählen können muss, wenn man in die Schule
kommt.
“Oh, bis hundert?” staunte Susanne.
“Bis hundert hin und auch von hundert wieder zurück”, sagte Ralph.
“Und auch von hundert rückwärts?” Susanne wollte in das Ladenstübchen
laufen, um ihre Mutter zu fragen, ob das wohl stimme, aber Ralph hielt sie zurück.
“Wir üben jetzt das Zählen an den Bockwürsten”, sagte er. “Wir zählen mal die
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Würste durch”.
“Laß das, das dürfen wir nicht”, widersprach Susanne.
Aber Ralph hatte bereits eine Bockwurstkette beim Wickel und hielt sie so
hoch, wie er konnte. “Heb mal das untere Ende auch noch hoch”, sagte er, “damit die
Würste nicht auf dem Fußboden herumschleifen”.
“Das dürfen wir nicht”, sagte Susanne, aber sie nahm doch das untere Ende der
Wurstkette und hielt es hoch. Nun standen sie da und zählten, jeder von einer Seite:
“Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs”, da trafen sie sich in der Mitte.
“Jeder hat sechs Stück”. Das stimmte. Sie rollten die Kette zusammen. Susanne
schaute zum Ladenstübchen, sie hätte am liebsten mit der Bockwurstzählerei
aufgehört, aber Ralph war begeistert davon.
“Die Schlange ist zu lang”, sagte er, und ehe Susanne sich versah, hatte er vier
Würste abgerissen, die restliche Kette hängte er sich um den Hals. Die vier
abgerissenen Würste hielt er hoch.
“Das sind nämlich: eins, zwei, drei, vier”, sagte er, “für jeden zwei, und nun
fangen wir mit dem Rückwärtszählen an”.
Susanne hatte keine Lust dazu.
“Bockwürste zählen ist verboten”, sagte sie.
“Zählenlernen ist nicht verboten”, sagte Ralph. “Mein Freund Erwin hat es mit
Äpfeln gelernt, in der Schule, die Lehrerin hat ihm das vorgemacht”.
Er stand vor dem Gurkenfass und hielt vier Würste in der Hand.
“Eins, zwei, drei, vier”, zählte er. “Und zurück: vier, drei, zwei, eins.
Rückwärtszählen ist wirklich nicht schwer”.
Aber plötzlich, bum, bum, bum, klopfte jemand von außen an die
Schaufensterscheibe. Vor Schreck ließ Ralph die Würste los. Sie plumpsten in das
Gurkenfass.
Während Susanne wie erstarrt in das Fass hineinschaute, nahm Ralph die
anderen Bockwürste von seinem Hals ab und legte sie schnell wieder in die
Glasvitrine.
“Kommt aus dem Laden raus”, rief Fräulein Binni, “die Leute denken, wenn
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sie euch im Laden sehen, dass schon geöffnet ist”. Ralph lief sofort und mit rotem
Kopf nach hinten. Susanne sagte leise: “Au weil” Sie schlug sich mit der Hand vor
den Mund und schaute immer wieder in das Gurkenfass.
“Au wie”, sagte sie, “sie sind alle ertrunken”.
Dann lief sie hinter Ralph her.
“O herrje, ist es spät geworden! Wir müssen gehen”. Die Mutter hatte es
wieder einmal sehr eilig. “Auf Wiedersehen, Binni, auf Wiedersehen!” Und ehe die
Kinder noch überlegen konnten, standen sie auf der Straße. Sicherlich hätten sie
beide am liebsten gleich von ihrem Missgeschick mit den Würsten berichtet, aber die
Mutter hatte ihnen keine Zeit dazu gelassen.
Auf dem Nachhauseweg hatte Ralph sich schon beruhigt. Susanne aber konnte
nicht aufhören, an die Würste zu denken.
“Es ist bestimmt sehr schlimm, was wir gemacht haben”, flüsterte sie.
“Was soll denn daran schlimm sein? Wenn sie untergegangen sind, sind sie
doch weg”.
“Sie werden wieder auftauchen”, sagte Susanne. “Sie sind bestimmt schon
wieder aufgetaucht”.
“Nein”, sagte Ralph, “ich weiß es genau. Wenn eine richtige Bockwurst einmal
untergegangen ist, dann taucht sie auch nicht wieder auf”.
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10. Was hat Ralph vor Schreck gemacht?
11. Wozu hatte die Mutter den Kindern keine Zeit gelassen?
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beruhigen.
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
7. Inszenieren Sie das Zählenlernen bei Ralph und Susanne. Woran bzw.
womit haben Sie das Zählen gelernt?
8. Schildern Sie eine Situation mit der Redewendung: “sich mit der Hand vor
den Mund schlagen”!
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Der Spielnachmittag
Jeden Mittwoch gingen Susanne und Ralph in die alte Schule hinter dem
Postamt zum Spielnachmittag. Alle Kinder, die in diesem Jahr eingeschult wurden
und nicht in einem Kindergarten waren, gingen zum Spielnachmittag. Die Lehrerin
hieß Frau Dörge. Sie spielte mit den Kindern oder las ihnen eine Geschichte vor, sie
hatte auch schon mit ihnen gesungen und gemalt. Am ersten Mittwoch hatte sie die
Kinder durch das Schulhaus geführt.
“Obwohl ihr später diese Schule hier nicht besuchen werdet, sondern allesamt
Schüler der neuen Schule in der Vorstadt werdet, will ich euch doch das Haus
einmal zeigen”, hatte Frau Dörge gesagt.
Sie waren gemeinsam alle Treppen hinauf- und hinuntergestiegen und alle
Gänge entlanggegangen. Sie hatten die Turnhalle und den Zeichensaal und das
Musikzimmer besichtigt und sich dann zum Spielnachmittag in einer Klasse im
ersten Stock niedergelassen.
Frau Dörge wird später auch ihre Klassenlehrerin werden. Sie wird ihre alten
Schüler verlassen und zu Susanne und Ralph und den anderen
Spielnachmittagskindern in die neue Schule übersiedeln. Es hieß Spielnachmittag,
aber manchmal konnte man auch Lernnachmittag dazu sagen, denn irgendetwas
übte Frau Dörge immer mit ihnen. Sie konnten schon alle fließend bis zur Zehn
zählen, und sie konnten auch bereits rechnen:
2 plus 2 = 4, 5 plus 1 = 6, und sie wussten auch schon, wie viel sieben minus
zwei ist oder acht minus eins.
Am ersten Nachmittag hatte Frau Dörge zehn rote Kästchen aus dem Schrank
geholt und sie schön nebeneinander auf den Tisch gestellt. Eins, zwei, drei, vier
hatte sie gezählt und einen nach dem anderen hingestellt.
Ralph wurde als erster nach vorn gerufen, um die Kästchen zu zählen. Er
hatte nur einen einzigen Fehler gemacht, er hatte die Acht ausgelassen.
“Fünf, sechs, sieben, neun, zehn”, hatte er gesagt.
“Noch einmal”, sagte Frau Dörge, “aber zähle langsam, Ralph, zeige mit
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deinem Finger auf jedes Kästchen, das du zählst”.
Da fiel es Ralph wieder ein, dass zwischen der Sieben und der Neun die Acht
steht. Er machte es richtig, wurde gelobt und durfte sich setzen.
Danach hatten alle Kinder gemeinsam gezählt, laut und deutlich, zuerst
langsam und danach schnell. Frau Dörge hatte mit ihrem Zeigefinger auf die
Kästchen getippt und das Zähltempo angegeben.
Am Ende dieser ersten Rechenstunde meldete sich Ralph und fragte, ob er
denn keine Nummer bekäme, eine Zensur, weil er doch hatte nach vorn kommen
müssen und zählen.
Aber Nummern gab es beim Spielnachmittag noch nicht, die gibt es erst,
wenn die Kinder richtig eingeschult, wenn sie Schüler geworden sind, Schüler der
ersten Klasse.
“Zum nächsten Mal bitte Turnzeug mitbringen”, hatte Frau Dörge gesagt.
“Wir gehen nämlich in die Turnhalle”.
Wieder etwas ganz Neues. Zuerst mussten die Mädchen und Jungen in die
Ankleideräume gehen, um sich ihre Turnhemden und Hosen und Schuhe
anzuziehen, und die Mütter durften ausnahmsweise ihre Kinder begleiten.
“Wenn ihr euch das erste Mal umzieht, schadet es nichts, wenn die Mütter
helfen”, sagte Frau Dörge. “Die Mäntel und die Kleider an die dafür bestimmten
Haken, die Schuhe unter die davorstehenden Bänke!”
Das nächste Mal allerdings sollten die Kinder das alles schon ganz allein
machen.
Ein Kind hinter dem anderen, ganz vorn Frau Dörge, liefen sie eine Runde um
die Turnhalle.
“Noch einmal eine Runde”, rief Frau Dörge.
“Wir hüpfen”, rief sie. “Die nächste Runde hüpfen wir”.
Und sie machte vor, wie alle Kinder hüpfen sollten.
“Hopp und hopp und hopp und mit Musik!”
Und siehe da, in einer Ecke der Turnhalle stand ein Klavier. Ein großes
Mädchen saß daran und begann zu spielen. Es spielte: “Ein Männlein steht im
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Walde ... ta ra ta ra ta ra”.
Alle Kinder hüpften dazu einmal um die Turnhalle.
Danach mussten sie in die Mitte der Halle laufen.
“Wir bilden einen Kreis. Einen schönen großen Kreis, ein Kind neben dem
anderen, nicht zu dicht. Nicht zu dicht nebeneinander, etwas Platz lassen!”
Frau Dörge holte einen großen ledernen Ball, einen Medizinball. Ein Kind
musste ihn außen um den Kreis herumkullern.
“Einmal um den Kreis herum! Jeder kommt an die Reihe!”
Das machte Spaß! So schnell es konnte, musste jedes Kind den Ball mit den
Händen um den Kreis herumkullern.
“Und wieder Musik, bitte! Wir klatschen in die Hände”.
Margot kullerte den Ball, danach Regina. Als der erste Junge dran war,
sangen alle Kinder: “Es rollt ein Kikakullermann den Ball um uns herum”.
Als allerletzter kam der kleine dicke Knut an die Reihe. “Nun, Knut”, sagte
Frau Dörge, “du bist dran”.
Aber Knut rührte sich nicht. Er blieb stocksteif stehen. Er wollte den Ball
nicht kullern.
“Los, Knut, du bist dran!”
Und seine Nachbarin gab dem kleinen dicken Knut einen Schubs. “Nun mach
schon!” Da drehte sich der kleine dicke Knut um und lief fort, geradewegs zum
Ausgang, zur Ausgangstür der Turnhalle.
Frau Dörge, die mitten im Kreis gestanden hatte, lief hinterher, und eins,
zwei, drei, mit ein paar langen Sätzen, hatte sie den kleinen dicken Knut
eingefangen. Sie führte ihn zum Kreis zurück.
“Er hat einen Schuh verloren! Er hat einen Schuh verloren!” riefen die
Kinder. Tatsächlich, Knut hatte beim Davonlaufen einen Turnschuh verloren. Ein
Mädchen lief hin und holte Knuts Schuh. Aber was waren das auch für Turnschuhe!
“Die sind dir ja sieben Nummern zu groß”, sagte Frau Dörge. “Damit muss er
ja stolpern und hinfallen. Das sind wohl die Schuhe deines großen Bruders?”
Der kleine dicke Knut schüttelte den Kopf. Er hatte keine Geschwister, weder
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große noch kleine. Es waren die Schuhe seiner Mammi. Sie hatten zu Haus gesucht
und gesucht, aber Knuts Turnschuhe hatten sie nicht finden können, und da hatte die
Mammi gesagt: “Du nimmst ganz einfach meine, die passen genauso gut”.
“Dann schon lieber barfuß”, sagte Frau Dörge. “Wir ziehen den anderen
Schuh auch noch aus. Nun los!”
Und Knut kullerte langsam und mit Ächzen, weil er doch der kleine dicke
Knut war, den großen schweren Ball um den Kinderkreis herum. Die Kinder aber
sangen im Chor: “Es geht ein Kikakullermann um unsern Kreis herum!”
Als Knut wieder an seinem Platz angekommen und eigentlich fertig war,
hörte er nicht auf, sondern kullerte noch einmal um den ganzen Kreis herum. Da
klatschten die Kinder weiter in die Hände, das Mädchen am Klavier spielte, und
Frau Dörge sang laut vor, und alle Kinder sangen mit: “Der Mann heißt Knut, er
macht es gut! Der Mann heißt Knut, er macht es gut!”
Das war die erste Turnstunde, sie hat allen Kindern Spaß gemacht.
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2. Richtig (r) oder falsch (f)? Kreuzen Sie an! r f
1. Jeden Mittwoch gingen Susanne und Ralph in die neue Schule □ □
hinter dem Postamt zum Spielnachmittag.
2. Am ersten Mittwoch hatte die Lehrerin die Kinder durch die □ □
Turnhalle geführt.
3. Alle Kinder konnten schon fließend bis zur Zehn zählen. □ □
4. Ralph wurde als letzter nach vorn gerufen, um die Kästchen zu □ □
zählen.
5. Ralph wollte eine Zensur bekommen. □ □
6. Die Mütter durften ihre Kinder in die Ankleideräume nicht □ □
begleiten.
7. Die Kinder liefen eine Runde um die Turnhalle. □ □
8. Ein Kind musste den Ball im Kreis herumkullern. □ □
9. Knut hat seine Schuhe verloren. □ □
10. Der kleine dicke Knut hatte keine Geschwister, weder große □ □
noch kleine.
11. Die erste Turnstunde hat den Kindern keinen Spaß gemacht. □ □
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4. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Es hieß Spielnachmittag, aber manchmal konnte man auch Lernnachmittag
dazu sagen, denn irgendetwas übte Frau Dörge immer mit ihnen.
_____ Und siehe da, in einer Ecke der Turnhalle stand ein Klavier.
_____ Alle Kinder, die in diesem Jahr eingeschult wurden und nicht in einem
Kindergarten waren, gingen zum Spielnachmittag.
_____ Am ersten Mittwoch hatte Frau Dörge die Kinder durch das Schulhaus
geführt.
_____ Zuerst mussten die Mädchen und Jungen in die Ankleideräume gehen, um
sich ihre Turnhemden und Hosen und Schuhe anzuziehen, und die Mütter durften
ausnahmsweise ihre Kinder begleiten.
_____ Knut kullerte langsam und mit Ächzen, weil er doch der kleine dicke Knut
war, den großen schweren Ball um den Kinderkreis herum.
_____ Am Ende dieser ersten Rechenstunde meldete sich Ralph und fragte, ob er
denn keine Nummer bekäme, eine Zensur, weil er doch hatte nach vorn kommen
müssen und zählen.
_____ Frau Dörge holte einen großen ledernen Ball, einen Medizinball. Ein Kind
musste ihn außen um den Kreis herumkullern.
______ “Dann schon lieber barfuß”, sagte Frau Dörge. “Wir ziehen den anderen
Schuh auch noch aus. Nun los!”
_____ Tatsächlich, Knut hatte beim Davonlaufen einen Turnschuh verloren.
_____ Da klatschten die Kinder weiter in die Hände, das Mädchen am Klavier
spielte, und Frau Dörge sang laut vor, und alle Kinder sangen mit
______ Als allerletzter kam der kleine dicke Knut an die Reihe.
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5. Machen Sie die Klammern auf!
1. Sie konnten schon alle (вільно) bis zur Zehn zählen, und sie konnten auch
bereits rechnen. 2. Ralph hatte nur einen einzigen Fehler gemacht, er hatte die Acht
(пропустив). 3. Frau Dörge hatte mit ihrem (вказівним пальцем) auf die Kästchen
getippt und (задавала темп лічби). 4. Am Ende dieser ersten Rechenstunde (підняв
руку) Ralph und fragte, ob er denn keine Nummer bekäme. 5. Die Mütter durften
(як виняток) ihre Kinder begleiten. 6. Wenn ihr euch das erste Mal umzieht, (не
зашкодить), wenn die Mütter helfen. 7. (Так швидко, як тільки можна), musste
jedes Kind den Ball mit den Händen um den Kreis herumkullern. 8. Als allerletzter
kam der kleine dicke Knut (на черзі). 9. Frau Dörge, die mitten im Kreis gestanden
hatte, lief hinterher, und eins, zwei, drei, (за кілька кроків), hatte sie den kleinen
dicken Knut (наздогнала). 10. Der kleine dicke Knut hatte keine Geschwister, (ні
великих, ні малих).
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
9. Wie meinen Sie, ist es genug, nur während des Unterrichtes Sport zu
treiben? Haben Sie Sportunterricht gern?
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Der kleine dicke Knut bekam Pfannkuchen
Susanne kannte den kleinen dicken Knut schon aus der allerersten
Spielstunde. Damals war folgendes geschehen:
Es war bereits fünfzehn Uhr vorbei, die Mütter und Kinder standen auf dem
Schulhof versammelt. Frau Dörge erklärte gerade, dass die Mütter nicht mit den
Kindern in die Klasse gehen könnten. Am besten wäre es, sie machten einen
Spaziergang und fänden sich nach einer Stunde wieder auf dem Schulhof ein, um
ihre Kinder in Empfang zu nehmen.
Da öffnete sich langsam das Hoftor, und der kleine dicke Knut kam herein. Er
zog seine kleine dicke Mammi hinter sich her. Nun musste Frau Dörge für Knut und
seine Mammi alles noch einmal erklären. Aber die Mammi hatte Angst, sich von
ihrem kleinen dicken Knut zu trennen. Sie hielt ihren Sohn fest an der Hand. Sie
wollte unbedingt mit hineingehen in die Klasse. Frau Dörge jedoch wurde energisch
und ließ es nicht zu.
“Nein, Frau Hempel”, sagte sie, “das geht auf keinen Fall. Später, wenn die
Kinder sich an die Schule gewöhnt haben, können die Mütter beim Unterricht
hospitieren, dann ist mir das sehr angenehm. Jetzt am Anfang aber muss ich mit den
Kindern allein sein”.
Frau Hempel ließ die Hand ihres Sohnes los, mit einem tiefen Seufzer tat sie
es, und Knut begann zu weinen. Knut weinte auch noch, als die Kinder zu zweien
antraten und als sie, geführt von Frau Dörge, in das Schulhaus gingen. Er weinte
noch, als sie die Treppen hinaufstiegen und auch als sie schon in der Klasse waren.
Während alle anderen Kinder sich hinsetzten, während sich jeder einen schönen
Platz aussuchte, stand Knut an der Klassentür und weinte und wollte zu seiner
Mammi.
Susanne und Ralph hatten sich ganz vorn in eine Bank gesetzt.
“Hier nach vorn, komm hier nach vorn”, hatte Susanne gesagt, “von hier aus
können wir alles am besten sehen”.
Ralph untersuchte die Schulbank. Die schimmernde Tischplatte gefiel ihm
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gut. Er strich mit der Hand darüber, sie war glatt und neu und himmelblau. Das
Fach, das für die Schulmappe bestimmt war, fand er praktisch. Knut aber stand
immer noch an der Klassentür und weinte. “Ich will zu meiner Mammi! Ich will zu
meiner Mammi!”
Frau Dörge holte ihn von der Tür ab, führte ihn an einen Platz und sagte
freundlich: “Sei brav, mein Kleiner, setz dich hierher”.
Knut setzte sich, doch er weinte nur noch lauter. “Ich will zu meiner Mammi!
Mammi! Mammi!” schluchzte er.
Da zog Frau Dörge ihn hoch und ging mit ihm nach vorn. Sie setzte sich an
ihrem Lehrertisch auf ihren Lehrerstuhl und nahm den kleinen dicken Jungen auf
ihren Schoß. Da hörte Knut auf zu weinen. Er zog noch einmal kräftig die Nase
hoch, dann war er ruhig.
Die Lehrerin legte ein Buch, in das die Namen aller Kinder eingeschrieben
waren, vor sich auf den Tisch. Mit ihrem linken Arm hielt sie den kleinen dicken
Knut umfangen, damit er nicht von ihrem Schöße purzelte. Mit der rechten Hand
blätterte sie im Buch. Sie schaute auf die Kinder, in ihr Buch und auf die Kinder. Es
sah sehr bequem aus, wie sie da unter der schwarzen Tafel saß.
“Ingeborg Bunzlau”, las sie vor.
Ein Mädchen in der mittleren Reihe stand auf.
“Ich bin es! Hier!” rief es. Ingeborg stand ordentlich neben ihrem Platz und
schaute die Lehrerin fragend an.
“Gut, mein Kind”, sagte Frau Dörge, “du kannst dich wieder setzen”.
Alle Kinder wurden der Reihe nach aufgerufen, und eines nach dem anderen
stand auf, wenn die Lehrerin seinen Namen nannte.
Sie riefen: “Hier bin ich!”
Oder: “Jawohl! Ja! Hier!”
Ein Junge sagte laut und deutlich: “Guten Tag!”
Und da sagte das Mädchen, das nach diesem Jungen genannt wurde, ebenfalls:
“Guten Tag!” und machte sogar noch einen Knicks dabei. Das alles war schön und
gut und richtig.
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Aber was sollte die Lehrerin mit dem kleinen dicken Knut anfangen, den sie
nun schon eine Viertelstunde auf dem Schoß hielt?
Sie beugte sich etwas vor und schaute ihm behutsam ins Gesicht und sah, dass
er nicht mehr weinte. Er schien sich an die Schulklasse gewöhnt zu haben. Da nahm
sie ihn von ihrem Schoß und brachte ihn, ohne dass er wieder zu weinen anfing, an
seinen Platz.
“Wenn ich jetzt gleich deinen Namen aufrufe: Knut Hempel, dann stehst du
auf und sagst schön laut: Hier!” erklärte Frau Dörge. Und das tat der Knut auch,
deutlich und laut sagte er: “Hier!” und schaute die Lehrerin stolz an.
Als die Stunde vorbei war und alle Kinder wieder auf den Schulhof kamen,
immer zu zweit gingen sie nebeneinander und hielten sich an den Händen fest, da
warteten die Mütter bereits. Alle Mütter warteten, nur, und das sollte man kaum für
möglich halten, Knuts Mammi war nicht unter ihnen.
Frau Dörge hatte es gleich bemerkt, und weil sie befürchtete, dass Knut
wieder mit dem Weinen beginnen würde, nahm sie ihn schnell an ihre Hand. Aber da
kam auch schon Frau Hempel auf den Hof spaziert. Sie hatte nur noch eine Tüte mit
Pfannkuchen vom Bäcker geholt. Eine ganze Stunde Schule! Da musste ihr kleiner
dicker Knut sich unbedingt erst einmal an Pfannkuchen stärken.
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10. Was brachte Knuts Mutter?
r f
2. Richtig (r) oder falsch (f)? Kreuzen Sie an!
1. Susanne kannte Knut schon aus dem ersten Schultag. □ □
2. Frau Hempel und ihr Sohn verspäteten sich und die Lehrerin □ □
musste alles noch einmal erklären.
3. Die Eltern hatten kein Recht, beim Unterricht zu hospitieren. □ □
4. Knut weinte, weil er zu seiner Mammi wollte. □ □
5. Susanne setzte sich an die zweite Bank. □ □
6. Frau Dörge rief alle Schüler auf und zuletzt rief sie auch Knut □ □
auf.
7. Ralf fand die Schulbank schön und praktisch. □ □
8. Susannes Mutter wartete schon auf sie im Schulhof. □ □
9. Alle Mütter brachten ihren Kindern Pfannkuchen, nur Knuts □ □
Mammi machte das nicht.
10. Die Stunde dauerte sehr lange. □ □
5. Übersetzen Sie die Sätze und merken Sie sich die unterstrichenen
Wörter!
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1. Am besten wäre es, sie machten einen Spaziergang und fänden sich nach
einer Stunde wieder auf dem Schulhof ein, um ihre Kinder in Empfang zu nehmen.
2. Aber die Mammi hatte Angst, sich von ihrem kleinen dicken Knut zu trennen.
3. Später, wenn die Kinder sich an die Schule gewöhnt haben, können die Mütter
beim Unterricht hospitieren, dann ist mir das sehr angenehm. 4. Während alle
anderen Kinder sich hinsetzten, während sich jeder einen schönen Platz aussuchte,
stand Knut an der Klassentür und weinte und wollte zu seiner Mammi. 5. Die
schimmernde Tischplatte gefiel ihm gut. Er strich mit der Hand darüber, sie war
glatt und neu und himmelblau. Das Fach, das für die Schulmappe bestimmt war,
fand er praktisch. 6. “Sei brav, mein Kleiner, setz dich hierher”. 7. Sie beugte sich
etwas vor und schaute ihm behutsam ins Gesicht und sah, dass er nicht mehr
weinte. Er schien sich an die Schulklasse gewöhnt zu haben. 8. Als die Stunde
vorbei war und alle Kinder wieder auf den Schulhof kamen, immer zu zweit gingen
sie nebeneinander und hielten sich an den Händen fest, da warteten die Mütter
bereits. 9. Sie hatte nur noch eine Tüte mit Pfannkuchen vom Bäcker geholt. 10.
Da musste ihr kleiner dicker Knut sich unbedingt erst einmal an Pfannkuchen
stärken.
55
…” bis “… Frau Dörge jedoch wurde energisch und ließ es nicht zu” ins
Ukrainische!
8. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
9. Machen Sie eine Liste mit den Wörtern zur Knuts Charakteristik! Wie
sieht Knut aus?
10. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag? Beschreiben Sie ihn!
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Susanne begegnete einem Hund, der Astrid hieß
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Blumen der Tapete gelaufen. Ihr Vater aber hatte die Spinne einfach und ohne Grund
getötet. Susanne hatte sehr gebeten, die Spinne leben zu lassen, aber er hatte es doch
getan. Es war alles schon länge her, aber Susanne wurde immer noch böse, wenn sie
davon erzählte. Es klang wütend, als sie sagte: “Die hören immer alle nicht auf
mich!”
Die Mutter wollte sagen, dass auch sie es nicht schön fände, wenn in der
Wohnung Spinnen an den Wänden entlangliefen, aber da rief Ralph schon: “Pass
auf, Suse, mach dir keine Sorgen. Ich treffe oft Spinnen, viel Spinnen, ich werde dir
bald mal eine ganze Schachtel mit schönen Spinnen schenken”. “Aber mit
lebendigen!” sagte Susanne. “Natürlich, alle lebendig”, versprach Ralph. Die Mutter
ging nebenher und hörte es, und es gruselte sie, aber sie mischte sich nicht ein.
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schmutzig geworden. 4. Als wir in die Schule gingen, sahen wir viele Autos. Und
auch eine schnelle rote Jawa raste ... 5. Das Mädchen, das den Hund … führte, hat
ihm diesen Namen gegeben. 6. Mein Vater und meine Mutter halten nämlich immer
zusammen. 7. Astrid frisst nur sehr…, und immer, wenn man sie anpustet, laut bellt.
8. Und Ralph … es, dass das Suse alles nicht erzählt hat. 9. Es war alles schon lange
her, aber Susanne wurde…, wenn sie davon erzählte. 10. Ich treffe oft Spinnen, viel
Spinnen, ich werde dir bald mal eine ganze Schachtel … schenken. 11. Die Mutter
ging nebenher und hörte es, und es gruselte sie, aber sie … sich nicht ein.
Von ihrer Begegnung, mit schönen Spinnen, bis obenhin, an der Leine,
bestätigte, beim Spielnachmittag, an uns vorbei, wenig Futter, immer noch böse,
mischte.
6. Worüber ist der Text? Bringen Sie die folgenden Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Eine wunderschöne Spinne war an der Wand hinter ihrem Bett über die
Blumen der Tapete gelaufen.
_____ Susanne erzählte die Geschichte von ihrer Begegnung mit dem Hund.
_____ Auf dem Nachhauseweg berichteten Susanne und Ralph der Mutter die
Geschichte vom kleinen Spitz Astrid.
_____ Susanne begegnete einem kleinen süßen Spitz Astrid, als sie mit Ralph in die
Schule ging.
_____ Ralph versprach Susanne, bald mal eine ganze Schachtel mit schönen Spinnen
zu schenken.
_____ Die Lehrerin und alle Kinder schauten zum Fenster hinaus, und sie sahen,
dass die Sonne schien und dass der Himmel blau war.
______ Am allerliebsten, sagte Susanne, hätte sie auch noch die Geschichte von der
Spinne erzählt.
_____ Und Susanne erwiderte, dass es nicht heute gewesen wäre, sondern dass sie
den Spitz getroffen hätte, als es gerade fürchterlich regnete.
_____ Frau Dörge fragte, woher Susanne wisse, dass der Hund Astrid hieß.
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_____ Die Mutter wollte sagen, dass auch sie es nicht schön fände, wenn Spinnen in
der Wohnung an den Wänden entlangliefen.
_____ Susanne möchte gern einen Hund, aber die Eltern erlauben es nicht.
_____ Ihr Vater aber hatte die Spinne einfach und ohne Grund getötet. Susanne hatte
sehr gebeten, die Spinne leben zu lassen, aber er hatte es doch getan.
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des Textes
nach dieser Gliederung wieder!
8. Erklären Sie, warum Susanne von dem Hund erzählte! Warum wollten die
Eltern keine Tiere in der Wohnung?
62
Ralph verreiste in die Sächsische Schweiz
Wenn ein Schuljahr beendet ist, beginnen die großen Ferien. Die Schulkinder
erhalten Zeugnisse und werden in die nächste Klasse versetzt.
Von der ersten Klasse kommen sie in die zweite, von der zweiten Klasse in die
dritte, von der dritten Klasse in die vierte, zehn oder zwölf Jahre lang geht das so.
Auch für die Spielnachmittagkinder kamen große Ferien, und für Ralph und
Susanne waren die Spielnachmittage ein für allemal vorüber; am zweiten September
werden sie eingeschult. Sie werden Schüler der ersten Klasse der neuerbauten
Oberschule. Es wird eine Feier stattfinden, und sie werden jeder eine Schultüte ge-
schenkt bekommen. Schon jetzt konnte man in jedem Papiergeschäft die
allerschönsten Schultüten liegen sehen.
Viele Kinder, mit denen Susanne gespielt hatte, waren verreist, sie waren zu
Verwandten gefahren oder in ein Ferienlager, oder sie waren sogar weit weg in fremde
Länder gereist.
Eines Tages sagte auch Ralph: “Ich gehe in Urlaub. Wir fahren in die
Sächsische Schweiz, das ist ein Gebirge!” Er sagte es so, als ob er irgendwann einmal
dorthin fahren würde, aber bereits am nächsten Morgen war er auf und davon.
Susanne klingelte vergeblich an seiner Wohnungstür, es öffnete niemand, die ganze
Familie war in die Sächsische Schweiz gereist.
Susanne stand allein mit ihrem Roller auf der Straße. Oje, dachte sie, Ferien
sind aber etwas Dummes. Sie fuhr bis zur nächsten Ecke und wieder zurück, und zur
Wäscherei und wieder zurück, aber es machte ihr keinen Spaß.
Konnte man auch allein Autobus spielen? Ging das auch ohne Ralph? “Tut!
Tut! Auf die Bremse treten! Städtische Werke! Einsteigen bitte! Zurückbleiben!
Festhalten am Griff! Das Fahrgeld bitte!”
Zwei Roller waren zu diesem Spiel gar nicht notwendig! Es regnet! Vorsichtig
fahren!
Scht! Scht! Machte der Scheibenwischer. “Scht! Scht! Scht!” machte Susanne
und wedelte mit der Hand hin und her. Sie spielte, dass es regnete. Den
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Scheibenwischer hatte sie von Ralph gelernt, er hatte ihn sich für das Autobusspiel
ausgedacht. Susanne stand mit ihrem Roller allein an der Ecke. “Scht! Scht! Scht!”
machte sie, und ganz plötzlich gefiel ihr das Spiel nicht mehr. Immer musste es
regnen, wenn sie mit Ralph spielte, und dabei schien heute so schön die Sonne!
Sie brachte ihren Roller in den Keller und ging nach oben.
“Ralph ist nicht mehr mein Freund”, sagte sie zur Mutter. “Er ist einfach
fortgefahren, er ist in die Sächsische Schweiz verreist, er hat nicht einmal auf
Wiedersehen gesagt”. Sie setzte sich auf einen Hocker in der Küche. “Warum
eigentlich verreisen wir nicht auch?” fragte sie.
“Vielleicht im nächsten Jahr”, antwortete die Mutter. “An die Ostsee zum
Großvater. Irgendwann müssten wir ihn doch einmal besuchen”.
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7. Susanne klingelte an der Wohnungstür und Ralph öffnete. □ □
8. “Ferien sind aber etwas Dummes”, dachte Susanne. □ □
9. Susanne hatte den Scheibenwischer von ihrem Vater gelernt. □ □
10. Im nächsten Jahr verreist Susanne mit ihrer Familie an die □ □
Ostsee zum Großvater.
3. Lesen Sie den Auszug aus dem Text!! Ordnen Sie die Absätze!
A: “Ralph ist nicht mehr mein Freund”, sagte sie zur Mutter. “Er ist einfach
fortgefahren, er ist in die Sächsische Schweiz verreist, er hat nicht einmal auf
Wiedersehen gesagt.” Sie setzte sich auf einen Hocker in der Küche. “Warum
eigentlich verreisen wir nicht auch?” fragte sie.
B: Viele Kinder, mit denen Susanne gespielt hatte, waren verreist, sie waren zu
Verwandten gefahren oder in ein Ferienlager, oder sie waren sogar weit weg in fremde
Länder gereist. Eines Tages sagte auch Ralph: “Ich gehe in Urlaub. Wir fahren in die
Sächsische Schweiz, das ist ein Gebirge!” Er sagte es so, als ob er irgendwann einmal
dorthin fahren würde, aber bereits am nächsten Morgen war er auf und davon.
Susanne klingelte vergeblich an seiner Wohnungstür, es öffnete niemand, die ganze
Familie war in die Sächsische Schweiz gereist.
C: Wenn ein Schuljahr beendet ist, beginnen die großen Ferien. Die
Schulkinder erhalten Zeugnisse und werden in die nächste Klasse versetzt. Von der
ersten Klasse kommen sie in die zweite, von der zweiten Klasse in die dritte, von der
dritten Klasse in die vierte, zehn oder zwölf Jahre lang geht das so.
D: “Vielleicht im nächsten Jahr”, antwortete die Mutter. “An die Ostsee zum
Großvater. Irgendwann müssten wir ihn doch einmal besuchen”.
E: Auch für die Spielnachmittagkinder kamen große Ferien, und für Ralph und
Susanne waren die Spielnachmittage ein für allemal vorüber; am zweiten September
werden sie eingeschult. Sie werden Schüler der ersten Klasse der neuerbauten
Oberschule. Es wird eine Feier stattfinden, und sie werden jeder eine Schultüte ge-
schenkt bekommen. Schon jetzt konnte man in jedem Papiergeschäft die
allerschönsten Schultüten liegen sehen.
F: Susanne stand allein mit ihrem Roller auf der Straße. Oje, dachte sie, Ferien
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sind aber etwas Dummes. Sie fuhr bis zur nächsten Ecke und wieder zurück, und zur
Wäscherei und wieder zurück, aber es machte ihr keinen Spaß. Konnte man auch
allein Autobus spielen? Zwei Roller waren zu diesem Spiel gar nicht notwendig! Sie
brachte ihren Roller in den Keller und ging nach oben.
Markieren Sie die richtige Antwort!
1. 2. 3. 4. 5. 6.
8. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des Textes nach
dieser Gliederung wieder!
9. Ist es Ihnen einmal passiert, dass alle Ihre Freunde abreisten und Sie allein
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zu Hause hockten? Wie fühlten Sie sich dabei? Was machten Sie?
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“Hat mein Großvater einen Hund?”
Am Abend fragte Susanne ihren Vater: “Was hast du gemacht, wenn Ferien
waren, als du noch ein Junge warst?”
Der Vater überlegte ein Weilchen. Er hatte im Sommer, wenn Ferien waren,
sein Fahrrad genommen und war baden gefahren. Immer, wenn sie sich vor dem
Helfen auf den Feldern oder im Garten drücken konnten, waren die Schulkinder des
Dorfes baden gefahren. Aber das war nun lange her, zehn Jahre oder zwölf oder
dreizehn. “Ich weiß auch nicht, warum”, sagte der Vater, “aber wir haben alle nicht
besonders gern im Garten und bei der Ernte geholfen”.
“Konntest du schon schwimmen, als du noch ein kleiner Junge warst?”
Schwimmen? Nein, das Schwimmen hatte der Vater erst bei der Armee gelernt,
erst als Soldat hatte er es gelernt.
“Wohin seid ihr baden gefahren?”
“Zur Ostsee natürlich! Wir wohnten nicht weit vom Meer. Wir wohnten in
einem Dorf, das nur eine Stunde zu Fuß vom Meer entfernt lag”.
“Dann kann man wohl in der Ostsee nicht schwimmen lernen?”
“Wenn die Wellen hoch sind und kräftig angerollt kommen, so kräftig, dass sie
dich umwerfen, wenn du im Wasser stehst, und es dir schwerfällt, dich auf den Beinen
zu halten, dann ist es nicht möglich, in der Ostsee zu schwimmen. Aber wenn das
Wasser ruhig ist, wenn es eine große glatte Fläche bildet, dann kannst du sehr schön in
der Ostsee schwimmen”.
Die meisten Fischer und auch die Bauern, die an der Küste wohnten, konnten
nicht schwimmen. Damals wenigstens war das so. Wie es heute war, wusste der Vater
nicht. Damals sagten die Fischer: Wenn wir hoch auf See sind, weit vom Land entfernt
und dann ein Sturm kommt und unser Schiff kentert, hilft uns das Schwimmenkönnen
gar nichts, dann braucht man eine Schwimmweste oder einen Rettungsring und muss
auf Hilfe warten. Um sich durch Schwimmen zu retten, ist das Land zu weit entfernt.
“Und der Großvater wohnt noch immer in deinem Dorf?”
Natürlich! Er wohnt dort, allein in einem kleinen Haus, allein, seit die
Großmutter tot ist und sein Sohn das Dorf verlassen hat.
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“Hat der Großvater Tiere? Hat er einen Hund? Hat er eine Katze? Hat er
Hühner?”
“Mädchen, du fragst viel. Ich war so lange nicht mehr zu Haus. Sicherlich wird
der Großvater Hühner haben. Wir hatten immer Hühner, und Enten und Gänse, und
manchmal auch einen Truthahn. Aber ich weiß es nicht, wie es bei Großvater aussieht,
nun er allein ist”.
“Warum fahren wir nicht hin in das kleine Dorf? Warum besuchen wir
Großvater nicht? Er wird sich freuen, wenn wir kommen. Ist er ein netter Großvater,
unser Großvater?”
Der Vater antwortete nicht. Hatte Susanne zuviel gefragt? Es war immer so:
Wenn sie zuviel fragte, antwortete der Vater nicht mehr. Oder wusste Vater nichts zu
antworten? Er wusste nicht, ob der Großvater eine Katze hatte, er wusste auch nicht,
ob der Großvater ein netter Großvater war, er wusste ja nicht einmal, ob er einen Hund
hatte.
Susanne hörte auf, ihren Vater nach den Tieren des Großvaters zu fragen.
3. Worüber ist der Text? Bringen Sie die folgenden Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Die meisten Fischer und auch die Bauern, die an der Küste wohnten, konnten
nicht schwimmen.
_____ Der Vater wohnte in einem Dorf, das nur eine Stunde zu Fuß vom Meer
entfernt lag.
_____ Die Kinder haben aber nicht besonders gern im Garten und bei der Ernte
geholfen.
_____ Der Vater hatte im Sommer sein Fahrrad genommen und war baden gefahren.
_____ Das Schwimmen hatte der Vater erst bei der Armee gelernt, erst als Soldat.
_____ Am Abend fragte Susanne ihren Vater, was er in den Ferien noch als Junge
gemacht hat.
_____ Der Vater antwortete nichts und Susanne hörte auf, ihren Vater nach den Tieren
des Großvaters zu fragen.
_____ Der Vater war so lange nicht mehr zu Haus.
_____ Susanne fragte, warum sie nicht hin in das kleine Dorf fahren.
_____ Der Großvater hatte immer Hühner, und Enten und Gänse, und manchmal auch
einen Truthahn.
_____ Der Großvater wohnt noch immer im Dorf, allein in einem kleinen Haus, seit
die Großmutter tot ist und sein Sohn das Dorf verlassen hat.
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8) bei Großvater H) helfen
9) allein I) schwimmen
10) in das Dorf J) lernen
11) schwimmen K) fahren
12) in der Ostsee L) sein
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des Textes
nach dieser Gliederung wieder!
8. Machen Sie eine Liste mit den Stichwörtern zur Beschreibung des Meeres!
Beschreiben Sie das Meer mit Hilfe dieser Liste!
9. Inszenieren Sie den Dialog zwischen Susanne und ihrem Vater über Vaters
Kindheit!
10. Was hat der Vater von seiner Kindheit erzählt? Erzählen Sie es nach!
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Der Vater dachte an seinen Vater
Am Abend, als die Kinder schon schliefen, saß Herr Lemke im Wohnzimmer
und dachte an sein Heimatdorf.
Immer war sein Vater ein jähzorniger und knurriger Mann gewesen. Niemand
konnte ihm je etwas recht machen, niemand, die Mutter nicht und der Sohn auch
nicht. Mutter war im Laufe der Jahre schweigsam geworden und hatte sich mit ihrem
Leben abgefunden.
Robert Lemke aber verließ, als er nach der Schule in die Lehre ging, sein
Elternhaus. Als seine Mutter starb, war er zum letzten Mal dort gewesen. Er liebte
sein Heimatdorf, es war schön dort, aber sein Vater hatte an allem und jedem immer
etwas auszusetzen. Was sein Sohn auch sagte, was er auch tat, dem Vater war nie
etwas recht gewesen. Später kam die Zeit bei der Armee, und danach hatte er
angefangen, hier im Kraftwerk zu arbeiten, weit entfernt von seiner Heimat, weit
entfernt von seinem Vater. Und er hatte sich verheiratet und war selbst Vater zweier
Kinder geworden. All die Jahre waren so schnell vorübergegangen. Wie alt ist
Großvater? Er musste schon fast siebzig Jahre alt sein. Ja, im nächsten April wurde
er siebzig Jahre.
Er hatte spät geheiratet, Mutter war eine liebe, ruhige Frau gewesen.
Freundlich und ruhig lebte sie an der Seite dieses Brummbären. Ich denke an meine
Eltern, überlegte Robert Lemke. Ob mein Vater auch noch manchmal an mich denkt,
an mich, an meine Frau und an meine Kinder, die er nur auf Fotografien gesehen
hat? Ob seine Gedanken dann auch so knurrig sind, wie seine Worte es immer
waren? Ob er wohl meine Frau und meine Kinder sehen möchte? Ich habe hübsche,
nette Kinder, dachte er, und ich habe eine gute Frau. Ob mein Vater trotz seiner
Knurrigkeit nicht doch manchmal Sehnsucht nach uns hat? Robert Lemke atmete tief
und hörbar. Das sind Hirngespinste, dachte er. Wenn mein Vater Christel trifft, wird
er sie kaum begrüßen und hämisch zu mir sagen: Um so eine hättest du nicht so weit
fortzulaufen brauchen. Vielleicht würde er sogar fragen, wie viel Geld sie denn mit
in die Ehe gebracht hat. Alles war ihm zuzutrauen. Und die Tochter, die Susanne,
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von der würde er sagen, dass sie ja nur ein Mädchen sei. Weibervolk! würde er
sagen.
Aber war es nicht auch möglich, dass alles ganz anders käme? Er ist ein
Mann, und ich bin ein Mann, dachte Robert Lemke. Ich bin sein Sohn, und mir
gefällt meine Frau. Sie gefiel mir vom ersten Augenblick an. Vielleicht gefällt sie
meinem Vater auch, vielleicht gefällt sie ihm auch vom ersten Augenblick an? Und
Susanne? Es kann doch niemanden geben, der so ein kleines empfindsames
Mädchen wie Susanne nicht nett findet! Von Robert, dem Dicken, ganz zu
schweigen. Vielleicht sitzt der alte Mann des Abends, nach Feierabend, in seiner
Stube am Fenster, liest die Zeitung, lässt die Zeitung sinken, schaut über den
Brillenrand hinweg, über den Blumenkasten hinweg, zum Fenster hinaus auf die
Dorfstraße und wünscht sich, dass sein Sohn und seine Schwiegertochter ihn
besuchen kämen.
Und Robert Lemke sagte zu seiner Frau: “Ich glaube, wir sollten den
Großvater einmal besuchen, alle vier sollten wir einmal hinfahren. Wir sollten
nachsehen, wie es ihm geht, und ihm seine Enkelkinder zeigen”.
Frau Lemke war damit einverstanden.
“Ich verreise gern”, sagte sie. “Wenn du meinst, dass er dich nicht verdrischt,
weil noch irgendeine alte Rechnung offen ist, mir wird er schon nichts tun”.
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Robert Lemke atmete tief und hörbar. Das sind Hirngespinste, dachte er.
13. Wenn mein Vater Christel trifft, wird er sie kaum begrüßen und hämisch zu mir
sagen: Um so eine hättest du nicht so weit fortzulaufen brauchen. Vielleicht
würde er sogar fragen, wie viel Geld sie denn mit in die Ehe gebracht hat
14. Er ist ein Mann, und ich bin ein Mann, dachte Robert Lemke. Ich bin sein Sohn,
und mir gefällt meine Frau.
15. Und Susanne? Es kann doch niemanden geben, der so ein kleines empfindsames
Mädchen wie Susanne nicht nett findet! Von Robert, dem Dicken, ganz zu
schweigen.
16. Vielleicht sitzt der alte Mann des Abends, nach Feierabend, in seiner Stube am
Fenster, liest die Zeitung, lässt die Zeitung sinken, schaut über den Brillenrand
hinweg, über den Blumenkasten hinweg, zum Fenster hinaus auf die Dorfstraße
und wünscht sich, dass sein Sohn und seine Schwiegertochter ihn besuchen
kämen.
17. Und Robert Lemke sagte zu seiner Frau: “Ich glaube, wir sollten den Großvater
einmal besuchen, alle vier sollten wir einmal hinfahren”.
18. Frau Lemke war damit einverstanden.
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1. Am Abend, als die Kinder schon schliefen, dachte … an sein Heimatdorf.
a) Susanne
b) der Opa
c) Ralph
d) Robert Lemke
2. Mutter war im Laufe der Jahre… geworden und hatte sich mit ihrem Leben
abgefunden.
a) jähzornig
b) schweigsam
c) matt
d) rüstig
3. …hatte spät geheiratet, Mutter war eine liebe, ruhige Frau gewesen.
a) der Vater
b) der Opa
c) Ralph
d) Robert Lemke
4. Der Großvater hat… doch manchmal Sehnsucht.
a) trotz seiner Knurrigkeit
b) trotz seines Knurrigkeit
c) trotz meiner Knurrigkeit
d) trotz ihrer Knurrigkeit
5. Vielleicht sitzt der alte Mann des Abends, nach Feierabend, in seiner Stube am
Fenster, liest die Zeitung, lässt die Zeitung sinken, schaut über den Brillenrand
hinweg, über den Blumenkasten hinweg, zum Fenster hinaus auf die Dorfstraße und
wünscht sich, dass …ihn besuchen kämen.
a) Susanne
b) seine Schwiegertochter
c) sein Sohn und seine Schwiegertochter
d) sein Sohn
6. … glaubte, alle sollten den Großvater einmal besuchen, alle vier sollten sie einmal
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hinfahren.
a) Susanne
b) Fräulein Binni
c) die Mutter
d) Robert Lemke
7. Wir sollten nachsehen, wie es ihm geht, und ihm … zeigen.
a) Susanne
b) unsere Fotos
c) Ralph
d) seine Enkelkinder
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C. dass sie gern verreise.
D. und er war selbst Vater zweier Kinder geworden.
E. denn sein Vater hatte an allem und jedem immer etwas auszusetzen.
F. die er nur auf Fotografien gesehen hat?
G. als er nach der Schule in die Lehre ging.
H. dass sie ja nur ein Mädchen sei.
I. und danach hatte er angefangen, hier im Kraftwerk zu arbeiten.
J. zum Fenster hinaus auf die Dorfstraße und wünscht sich, dass sein Sohn und
seine Schwiegertochter ihn besuchen kämen.
K. saß Herr Lemke im Wohnzimmer und dachte an sein Heimatdorf.
L. wird er sie kaum begrüßen.
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
9. Wer war daran schuld, dass der Großvater und der Vater lange Zeit in
schlechten Beziehungen standen?
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Die Reise
Die Mutter und Susanne gingen in das Kaufhaus am Markt und kauften zwei
große Koffer. Die Familie fuhr zum Großvater ins kleine Dorf an der Ostsee. Der
Vater hatte Urlaub genommen. Es hatte sich von einer Stunde zur anderen so
ergeben. Ein Kollege bot dem Vater an, den Urlaub mit ihm zu tauschen. Der
Kollege wollte erst im Oktober verreisen. Die meiste Zeit der großen Ferien war
schon vorüber, aber es blieben noch immer zwei Wochen bis zu dem Tag, an dem
Susanne eingeschult wurde. Es kam alles sehr überraschend, das ist wahr, und sie
reisten nun Hals über Kopf, von einem Tag zum anderen. An den Großvater hatten
sie einen Eilbrief geschrieben, kurz und freundlich hatte der Vater mitgeteilt: Wir
kommen in drei Tagen. Meine Frau möchte Dich kennen lernen und Deine
Enkelkinder ebenfalls, sie möchten endlich einmal ihren Großvater sehen. Falls es
Dir ungelegen ist, schicke ein Telegramm.
Sie warteten auf das Telegramm bis zur letzten Stunde, aber die Absage kam
nicht, so reisten sie.
Viele Kinder waren bereits aus den Ferien zurückgekehrt. Erholt und angefüllt
von interessanten und abenteuerlichen Erlebnissen, standen sie auf der Straße
beieinander und unterhielten sich. “Ich gehe nun auch in Urlaub”, sagte Susanne.
“Morgen früh fahren wir los”.
“Was denn? Jetzt noch?” fragten die Kinder erstaunt. “Die Schule fängt doch
bald an”.
“Jetzt fährt die noch weg”, sagte ein Junge und tippte sich an die Stirn. “Du
traust dich, einfach zu spät in die Schule zu kommen?”
Und ein kleines Mädchen, nur ein halbes Jahr älter als Robert, rief erschrocken:
“Au weia!”
Die Mutter erklärte Susanne, dass sie rechtzeitig vor dem Schulbeginn wieder
zu Hause sein würden, dass noch genügend Zeit bis dahin wäre, vierzehn lange Tage,
aber Susanne regte sich trotzdem auf.
“Wenn wir es nun nicht schaffen? Die Ostsee ist weit! Ihr habt es selbst gesagt”.
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Vierzehn Tage. Wie viel Zeit war das eigentlich? Ja, wenn Ralph schon wieder
da wäre, der könnte es ihr genau vorrechnen, der konnte bis hundert zählen, bis
hundert und auch wieder zurück.
“Ich darf nicht zu spät in die Schule kommen”, sagte Susanne. “Dann fangen
alle an zu lernen, nur ich bin nicht dabei”.
Dem Vater wurde das Theater zuviel. Erst will sie unbedingt zum Großvater
fahren und redet darüber und redet, doch wenn es dann losgehen soll, hat sie Angst,
die Schule zu versäumen.
“Du wirst noch genug bekommen vom Lernen”, sagte er ärgerlich. “Wenn du
erst mit der Schule angefangen hast, dann kannst du so bald nicht wieder damit
aufhören”.
Und dann fiel ihm ein, dass das neue Schulhaus bis jetzt nicht einmal fertig war.
“Es ist noch gar nicht genau raus”, sagte er, “ob deine Schule überhaupt anfängt”.
Susanne fragte nun nichts mehr. Erst spät am Abend, als die Mutter an ihr Bett
kam, sagte sie: “Wir werden es schon schaffen, wir werden es bestimmt schaffen.
Nicht wahr, Mutti, wir werden schon nicht zu spät in die Schule kommen?”
Und die Mutter versicherte ihr ernsthaft, dass sie ganz sicher bereits einen oder
zwei Tage vor dem Schulbeginn wieder zu Haus sein würden.
Auf dem Weg zum Bahnhof begegneten sie nur wenigen Menschen. Es war
noch früh. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber es war schon hell. Man
konnte die Häuser und Straßenlaternen und die Telegrafenmasten und Bäume deutlich
erkennen. Die Luft war kühl und geheimnisvoll dämmerig. Männer auf Fahrrädern
kamen ihnen entgegen. Sie fuhren zum Kraftwerk.
“Um halb fünf Uhr müssen sie dort sein”, sagte der Vater.
Die hohen Schornsteine des Kraftwerkes standen undeutlich hinter den Wiesen,
sie waren lebendig, auch jetzt, so früh am Morgen. Sie waren immer lebendig, Tag
und Nacht. Dicker Rauch zwängte sich aus ihnen heraus und formte sich am bleichen
Morgenhimmel zu einer großen Wolke.
Der Vater hatte die Koffer bereits am Abend vorher fortgeschafft. Er hatte sie
auf seine Jawa geschnallt und war mit ihnen zum Bahnhof gefahren. Er hatte erklärt,
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dass er viel lieber die Reise mit seinem Motorrad machen würde als mit der
Eisenbahn. Er wäre gern über die Chausseen gefahren und durch die vielen Dörfer und
kleinen Städte, immer nach Norden hinauf, einen ganzen Tag lang. Mit den Kindern
im engen Zugabteil war es sicherlich beschwerlicher. Sie würden sich langweilen
unterwegs, und wahrscheinlich würde der Zug voll sein. Sie mussten während der
Bahnfahrt auch umsteigen, zweimal sogar, zum zweiten Mal in eine kleine
Bimmelbahn.
Und dann waren dem Vater Bedenken gekommen, Bedenken wegen des ganzen
Reiseunternehmens.
“Ich bin wirklich gespannt, wie Großvater uns empfangen wird”, sagte er zur
Mutter. Aber nun war alles beschlossen und festgelegt, die Fahrkarten waren gekauft
und die Koffer aufgegeben, es war nichts mehr rückgängig zu machen, die Familie
musste reisen.
Irgendwo in der Morgenfrühe krähte ein Hahn. Sie marschierten den sanft
ansteigenden breiten Weg zum Georgenberg hinauf, den Weg, der zum Bahnhof führt,
da fing die Mutter zu schwärmen an.
“Reisen ist wunderbar”, sagte sie, “man steigt in einen Zug, man fährt und fährt,
man fährt an einen Ort, den man niemals vorher gesehen hat”. Und zum Vater sagte
sie: “Für dich ist das natürlich anders, du fährst in dein altes Dorf, das du in- und
auswendig kennst, aber für uns, für Susanne und mich und auch schon für Robert, für
uns ist es ein richtiges Abenteuer”.
Robert ging zwischen Vater und Mutter, sie hatten ihn angefasst, und er tappelte
tapfer den Weg hinauf. Susanne lief ein paar Schritte vor ihnen her. Sie lief, blieb
stehen, redete und lief wieder ein paar Schritte. Auch sie fand es herrlich, in der
Morgenfrühe zum Bahnhof zu gehen und ins Unbekannte zu reisen. Sie drängelte die
Eltern, schneller zu gehen, sie sollten einen Schritt zulegen, damit der Zug nicht etwa
ohne sie abführe, und sie wollte wissen, ob der Großvater wirklich so streng sei, wie
der Vater erzählt hatte, und ob das Meer, an dem er wohnte, wirklich so breit sei, dass
man nicht hinübersehen könne.
“Halt den Mund, du wirst alles erleben”, sagte der Vater, “und hüpf uns nicht so
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vor den Füßen herum! Geh manierlich, Susanne!”
Dann standen sie auf dem Bahnsteig und warteten. In der Ferne erschienen die
Rauchwolken der Lokomotive. Der Zug kam pünktlich. Aus einem Lautsprecher
erklang die quarrende Stimme des Bahnhofsvorstehers. Er gab die Reihenfolge der
Wagen bekannt. Ein Eisenbahner fuhr auf einem Elektrokarren Gepäckstücke vorüber.
Lemkes Koffer lagen ganz oben auf diesem Karren. Die Koffer reisten selbständig,
aber im gleichen Zug, sie wurden in den Gepäckwagen verladen. Zweimal werden die
Koffer umgeladen, und am Ende werden sie gleichzeitig mit ihnen in Altradewitz sein.
Ja, so war es. Als sie in Rostock umstiegen, sah Susanne die Koffer wieder.
“Da sind sie! Da sind sie!” rief sie so laut, dass viele Leute auf dem breiten
Bahnsteig sich umschauten. Selbst Frau Lemke hatte nicht gleich verstanden, dass es
die Koffer waren, die ihre Tochter mit solchem Lärm begrüßte.
Als sie zum zweiten Mal umgestiegen waren und Susanne aus dem Fenster des
Kleinbahnzuges auf den Bahnsteig schaute, kam ein Mann mit einem Schubkarren
vorüber, und der erschrak sehr, als dicht über seinem Kopf eine Stimme krähte:
“Hurra! Sie sind schon da! Sie sind schon da! Mutti! Mutti! Unsere Koffer sind schon
da!”
“Meine Güte. Dieses Kind”, sagte der Vater. “Acht Stunden lang Aufregung.
Bist du denn gar nicht müde, Susanne?”
Aber Susanne fand die große Reise herrlich.
Der Zug war nicht voll gewesen, und während einer langen Zeit hatten sie sogar
ein ganzes Abteil für sich allein. Das rhythmische Schuckeln hatte Robert müde
gemacht, er hatte fast während der ganzen Reise auf der Bank gelegen und geschlafen.
Susanne aber hatte aus dem Fenster geschaut, und die Welt war wie ein Bilderbuch.
Sie hatte nicht eine Minute verschlafen.
Der Vater las Zeitung. Manchmal ging er hinaus auf den Gang, um eine
Zigarette zu rauchen.
Die Mutter fand die Welt genauso schön wie ihre Tochter. “Viel mehr müsste
man verreisen, viel mehr, überallhin müsste man fahren”, sagte sie.
Auf einem Bahnsteig, schon weit hinter Berlin, hatte ihr Zug neben einem
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anderen gehalten, einem Gegenzug, der von der Ostsee kam und vollbeladen war mit
rückkehrenden Ferienreisenden. Ihnen gerade gegenüber hielt ein Wagen mit Kindern.
Viele Kinder und zwei junge Lehrer. Aus allen Abteilfenstern lehnten sie sich heraus
und riefen und sangen und lärmten. Die beiden Züge waren so dicht beieinander, dass
Susanne ihnen die Hand hätte reichen können von einem Fenster zum anderen. Alle
Kinder waren braun gebrannt von der Feriensonne. Eines der Mädchen spielte Mund-
harmonika, andere tranken Brause und ließen die Flaschen von Hand zu Hand gehen.
Jeder trank ein paar Schlucke grüne Waldmeisterbrause.
Robert war von dem Lärm der Kinder aufgewacht. Er wunderte sich, dass er
nicht zu Haus war. Susanne lehnte aus dem Fenster und staunte. So viele so schön
braungebrannte Kinder hatte sie noch niemals gesehen. Susanne staunte, dass ihre
Augen groß wurden, ihr Mund sich öffnete und nicht wieder schloss.
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fertig war.
2. Die Mutter versprach Susanne ernsthaft, dass sie ganz sicher □ □
einen oder zwei Tage vor dem Schulbeginn wieder zu Haus sein
würden.
3. Es war noch früh. Die Sonne war noch nicht untergegangen, □ □
aber es war noch hell. Die Luft war kühl und geheimnisvoll
dämmerig.
4. Der Zug war nicht voll gewesen, und während einer langen □ □
Zeit hatte die Familie Krause ein ganzes Abteil für sich allein.
5. Susanne aber hatte aus dem Fenster geschaut, und die Welt □ □
war wie ein Bilderbuch.
6. Die beiden Züge waren so dicht beieinander, dass Susanne die □ □
Hand von einem Fenster zum anderen hätte reichen können. Alle
Kinder waren braun von der Feriensonne gebrannt.
7. Eines der Mädchen spielte Mundharmonika, die Jungen □ □
tranken Brause und ließen die Flaschen von Hand zu Hand
gehen.
8. Auf dem Weg zum Bahnhof begegneten sie nur wenigen Men- □ □
schen.
9. Der Vater hatte die Koffer bereits am Abend vorher □ □
fortgeschafft. Er hatte sie auf seine Jawa geschnallt und war mit
ihnen zum Bahnhof gefahren.
10. Susanne langweilte sich unterwegs. □ □
11. Sie marschierten den sanft ansteigenden breiten Weg zum □ □
Georgenberg hinauf, den Weg, der zum Bahnhof führt, da fing
die Mutter zu schwärmen an.
12. Aber Robert fand die große Reise herrlich. □ □
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4. Gruppieren Sie die Wörter nach den Themen “Reisevorbereitung”,
“Bahnhof”, “Zug”!
Verreisen, ein Mann mit einem Schubkarren, ein Telegramm schicken, die
Absage, die Reise mit der Eisenbahn, losfahren, wegfahren, losgehen, der Bahnhof,
die Koffer fortschaffen, Zugabteil, voll sein, während der Bahnfahrt umsteigen, das
Reiseunternehmen, die Fahrkarten kaufen, die Koffer aufgeben, in einen Zug steigen,
auf dem breiten Bahnsteig, das rhythmische Schuckeln, auf den Gang hinausgehen,
halten, der Gegenzug, einen Eilbrief schreiben, voll beladen, das Abteilfenster.
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
7. Bilden Sie anhand des Textes einen Dialog zwischen Susanne und ihrer
87
Mutti vor der Reise an die Ostsee!
Zugreiese
88
Susanne und Bella begrüßen sich mitten auf der Dorfstraße
Der Großvater holte die Familie von der Bahnstation ab. Ein ganz klein
bisschen hatte der Vater daran gezweifelt. Er fühlte, wie sehr er sich freute, dass sein
alter Vater mit einem kleinen Handwagen am Ausgang stand. Auf dem Handwagen
lag ein Kissen. Es war für Robert gedacht. Er sollte darauf sitzen. Aber Robert war
nicht müde, er wollte zu Fuß gehen, er hatte ja während der ganzen Fahrt geschlafen.
“Na, da seid ihr dann wohl glücklich angekommen”, hatte der Großvater gesagt,
als er dazukam, wie sie umständlich aus dem Zug kletterten. “Ich bin nun der
Großvater”, hatte er zu Susanne gesagt und ihr die Hand gegeben. “Und du bist die
Christel?”
Susanne war überrascht, dann musste sie lachen. “Ich soll die Christel sein! Na,
du bist mir aber einer!” “Aber Susanne!” Die Mutter war erschrocken über ihre
Tochter. Doch der Großvater lachte auch.
Und Susanne erklärte, wer sie alles waren, und zeigte mit dem Finger: “Das ist
die Christel! Das ist der kleine Robert! Und das ist Susanne!” Sie pikte sich mit dem
Finger auf die Brust. “Und der dort”, sie zeigte auf den Vater, “das ist der große
Robert!” “So, der Mensch heißt Robert?” fragte der Großvater. “Ja, tatsächlich! Das
ist der Robert! Ich erkenne ihn wieder!”
Als sie die Dorfstraße entlanggingen, vorneweg der Vater und Susanne, den
Handwagen ziehend, auf dem ihre Koffer lagen, Robert trottete hinter dem Wagen her
und hielt sich an ihm fest, aber er behauptete, er schöbe ihn, und die Mutter und der
Großvater folgten in einigem Abstand, da kam ihnen ein großer schwarzer Hund
entgegen. Mitten auf der Straße kam er angelaufen, schwarz und seidig war sein Fell,
seine Beine waren braun, und seine Ohren schlappten. Susanne und der Vater blieben
stehen, der Hund schnupperte an ihnen, freundlich, dann lief er zu Robert und
schubste ihn mit der Nase.
“Bella, komm her!” sagte der Großvater. Der Hund gehorchte.
Sie standen alle fünf im Kreis auf der Dorfstraße, der Hund neben dem
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Großvater. Die Sonne schien schräg und tief, es wurde schon Abend. Hinter den
kleinen Fenstern in den Häusern bewegten sich die Gardinen. Die Leute wollten die
Familie des Großvaters sehen.
“Ist das dein Hund, Großvater, sag doch, ist das dein Hund?” Aufgeregt fragte
es Susanne.
Ja, es war Großvaters Hund.
“Bella! Sitz!” sagte der Großvater, und der Hund setzte sich folgsam hin. “Ich
habe ihm keine Kunststücke beigebracht, aber er ist ein kluger Hund, er versteht alles
von selbst”.
Bella saß, und Robert stand neben ihr, beide waren gleich groß. Susanne ging zu
Bella. Sie reichte ihre Hand hin. Bella hob die Pfote und legte sie in Susannes Hand.
Die Pfote war breit und fest, Susanne drückte dem Hund die Pfote. Sie war so erstaunt,
so überrascht, so erfreut darüber, dass dieser schöne Hund dem Großvater gehörte,
dass sie rote Backen vor Aufregung bekam. Sie drückte dem Hund die Pfote, als
begrüße sie einen Menschen, und sie sagte: “Guten Tag, liebe Bella!” und machte
einen Knicks.
Dann lief Bella voraus, und Familie Lemke ging hinterher.
Die Dächer der Häuser waren mit Stroh gedeckt, und die Wände waren weiß
getüncht, weiß oder hellblau. Sie sahen freundlich aus und hübsch und gemütlich. Vor
jedem Haus befand sich ein kleiner Blumengarten, eingefasst von einem niedrigen
Staketenzaun. Rosen und Nelken blühten in den Gärten und hohe Malven. Die Farben
der Blumen, das Weiß und das Hellblau der Häuser, die Blätter an den Bäumen, der
blaue Himmel, es leuchtete alles in Altradewitz, es war alles viel heller als in
Spreeberg.
Der Großvater ging immer noch neben der Mutter her. Er schaute sie an und
sagte, dass sein Sohn sich etwas ganz Besonderes ausgesucht habe, als er sie zur Frau
nahm, und dass er sich darüber wirklich freue. Er sagte es wie ein alter Kavalier.
Die Mutter lachte. Sie merkte, dass es keine Redensart war, sondern dass sie
ihm wirklich gefiel. Sie war von ihrem Schwiegervater überrascht. So groß und hager
hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Und mit seinen hellen Augen im braunen Gesicht
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sah er nicht eine Spur brummig oder böse aus. Er passte nicht zu den Vorstellungen,
die sie sich nach den Erzählungen ihres Mannes gebildet hatte.
“Wir hätten wirklich schon viel früher einmal herkommen sollen”, sagte die
Mutter, und Bella nickte ihr zu und bellte, als ob es auch ihre Meinung wäre.
3. Übersetzen Sie die Sätze und merken Sie sich die fettgedruckten Wörter!
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1. Ein ganz klein bisschen hatte der Vater daran gezweifelt. Er fühlte, wie sehr
er sich freute, dass sein alter Vater mit einem kleinen Handwagen am Ausgang stand.
2. Die Mutter war erschrocken über ihre Tochter. 3. Als sie die Dorfstraße
entlanggingen, vorneweg der Vater und Susanne, den Handwagen ziehend, auf dem
ihre Koffer lagen, Robert trottete hinter dem Wagen her und hielt sich an ihm fest,
aber er behauptete, er schöbe ihn, und die Mutter und der Großvater folgten in
einigem Abstand, da kam ihnen ein großer schwarzer Hund entgegen. 4. Mitten auf
der Straße kam er angelaufen, schwarz und seidig war sein Fell, seine Beine waren
braun, und seine Ohren schlappten. 5. Die Sonne schien schräg und tief, es wurde
schon Abend. 6. Ich habe ihm keine Kunststücke beigebracht, aber er ist ein kluger
Hund, er versteht alles von selbst. 7. Sie reichte ihre Hand hin. Bella hob die Pfote
und legte sie in Susannes Hand. 8. Sie war so erstaunt, so überrascht, so erfreut
darüber, dass dieser schöne Hund dem Großvater gehörte, dass sie rote Backen vor
Aufregung bekam. 9. Die Farben der Blumen, das Weiß und das Hellblau der Häuser,
die Blätter an den Bäumen, der blaue Himmel, es leuchtete alles in Altradewitz, es
war alles viel heller als in Spreeberg. 10. Die Mutter lachte. Sie merkte, dass es keine
Redensart war, sondern dass sie ihm wirklich gefiel.
4. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Die Farben der Blumen, das Weiß und das Hellblau der Häuser, die Blätter an
den Bäumen, der blaue Himmel, es leuchtete alles in Altradewitz, es war alles viel
heller als in Spreeberg.
_____ Der Großvater holte die Familie von der Bahnstation ab.
_____ Und Susanne erklärte, wer sie alles waren, und zeigte mit dem Finger.
_____ Hinter den kleinen Fenstern in den Häusern bewegten sich die Gardinen, weil
die Leute die Familie des Großvaters sehen wollten.
_____ Als sie die Dorfstraße entlanggingen, da kam ihnen ein großer schwarzer Hund
entgegen.
_____ Die Mutter war von ihrem Schwiegervater überrascht.
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_____ Der Großvater hat den Hund keine Kunststücke beigebracht, aber er war ein
kluger Hund, er verstand alles von selbst.
_____ “Na, da seid ihr dann wohl glücklich angekommen”, hatte der Großvater
gesagt, als er dazukam, wie sie umständlich aus dem Zug kletterten.
______ “Wir hätten wirklich schon viel früher einmal herkommen sollen“, sagte die
Mutter, und Bella nickte ihr zu und bellte, als ob es auch ihre Meinung wäre.
______ Susanne drückte dem Hund die Pfote, sie war so erstaunt, so überrascht, so
erfreut darüber, dass sie rote Backen vor Aufregung bekam.
______ Der Großvater schaute die Mutter an und sagte, dass sein Sohn sich etwas
ganz Besonderes ausgesucht habe als er sie zur Frau nahm.
______ Er passte nicht zu den Vorstellungen, die sie sich nach den Erzählungen ihres
Mannes gebildet hatte.
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7. Wie sah die Dorfstraße aus?
8. Hat die Mutter dem Großvater gut gefallen?
9. War der Großvater glücklich, als er die Familie seines Sohnes abholte? Warum?
8. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
9. Beschreiben Sie das Treffen der Familie Lemke mit dem Opa!
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Bärbel und Antje
Ohne jede Frage war das Schönste für Susanne in Altradewitz die Bella. Bella,
Bella, Bella, es gab nichts anderes für sie. Von morgens bis abends war sie mit dem
Hund unterwegs. Am Teich, auf der Dorfstraße, im Wald, auf den Feldern – wo
Susanne spazierte, war auch Bella, und wo Bella war, da war auch Susanne.
Der Hund mochte Susanne gut leiden, aber manchmal wurde ihm das dauernde
Herumlaufen zuviel, und er zog sich in seine Hütte zurück. Hunde brauchen viel
Schlaf, sie schlafen auch während des Tages. Susanne hatte dafür kein Verständnis.
Sie bat ihn, er möchte wieder herauskommen aus seiner Hütte. Sie lockte ihn mit
Keksen: “Komm doch, Bella, bitte, komm doch!” Und Bella kam, leicht verdrossen
und ein bisschen müde, aber sie kam aus ihrer Hütte heraus.
Der Großvater sagte: “Ich glaube, Susanne, du solltest den Hund in Ruhe
lassen. Er braucht eine Stunde Schlaf. Störe ihn jetzt nicht”.
Da setzte sich Susanne vor die Hütte hin und wartete. Sie wartete und wartete,
sie wartete geduldig lange Zeit. Dann rief sie leise: “Bella? Hast du ausgeschlafen?
Bella, komm!” Und Bella kam.
Nicht weit von des Großvaters Haus entfernt wohnte eine Familie, die zwei
Mädchen in Susannes Alter hatte, Bärbel und Antje. Sie waren Zwillinge, und sie
sollten, genau wie Susanne, in diesem Jahr eingeschult werden. Mit diesen Mädchen
hatte Susanne Freundschaft geschlossen. Sie gingen zusammen zum Dorfteich und
schaukelten sich am Teichgeländer. Sie sahen zu, wie die Gänse herumplanschten und
ihr Federkleid säuberten, und machten das Gänsegeschnatter nach. Bärbel und Antje
waren gleich groß. Susanne war ein Stückchen kleiner, aber nur so wenig, dass man es
kaum merkte. Susanne sagte: “Wenn ich mir vor der Reise nicht hätte die Haare
kurzschneiden lassen, dann würden wir alle drei gleich groß aussehen, dann könnten
wir Drillinge sein”.
Und das stimmte auch, es war etwas Wahres daran, sie hatten wirklich
Ähnlichkeit miteinander. Nur Antjes und Bärbels Haare waren heller, und ihre Haut
war dunkler, mehr von der Sonne gebräunt. Sie hängten sich nebeneinander an die von
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vielen Kinderspielen blankgescheuerte Dorfteichstange und ließen ihre Köpfe nach
unten baumeln. Antjes und Bärbels Haare reichten bis auf die Erde. Die Mädchen
hingen mit den Kniekehlen an dieser Stange so lange, bis ihre Ohren rot wurden.
“Du siehst wie ein Junge aus mit den kurzen Haaren”, sagte Antje, und Susanne
konnte die beiden Freundinnen nicht davon überzeugen, dass es besser sei, kurze
Haare zu haben, wenn man in die Schule geht. Sie kamen darüber fast ins Zanken.
Auch Bella saß am Dorfteich, wenn die Mädchen dort waren, Bella war immer
dabei.
Antje und Bärbel hatten keinen kleinen Bruder. Sie waren die jüngsten in ihrer
Familie, und sie hatten sich beide in Robert verliebt. Überallhin wollten sie ihn
mitnehmen. Zum Teich aber durften sie nicht mit ihm, das hatte Frau Lemke verboten.
Es war ihr zu gefährlich. So zogen sie oft in den Wald, Susanne, die Zwillinge, Robert
und natürlich auch Bella.
Mit Antje und Bärbel besichtigte Susanne auch die Schule in Altradewitz. Sie
sah aus wie ein Bauernhaus, wie ein großes Bauernhaus mit hohen Fenstern. Es waren
vier Klassenräume darin und eine Wohnung für die Lehrerin.
Die Schule, in die Susanne am 2. September kam, war viel, viel größer. Sie war
ganz neu gebaut und hatte glitzernde gläserne Wände. Bärbels und Antjes zukünftige
Lehrerin war übrigens verreist, sie war nach Berlin gefahren, sie hatte ja Ferien, und
so war das Schulhaus in Altradewitz vereinsamt. Nur Frau Ahlgrimm, die
Hauswartsfrau, kam manchmal hin und wischte Staub.
Die Kinder gingen an das Schulhaus heran, sie stellten sich auf Zehenspitzen
und versuchten in die Klassen hineinzuschauen, aber sie konnten nichts sehen, der
untere Teil der Fensterscheiben war mit weißer Farbe angestrichen.
Die Schultür jedoch war nicht abgeschlossen, sie konnten hineingehen ins
Schulhaus, einfach hineingehen, durch den Flur und in eine Klasse.
“In diese Klasse hier kommen wir”, sagte Bärbel.
Susanne setzte sich an den Lehrertisch und befahl den anderen, in den Bänken
Platz zu nehmen. Bärbel und Antje nahmen Robert in die Mitte und setzten sich. Bella
legte sich vor die Klassentür auf die Erde.
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“Ihr seht, dass ich jetzt die Lehrerin bin”, sagte Susanne streng, und sie gab den
beiden Mädchen auf, zu zählen.
“Wir zählen gemeinsam: eins, zwei, drei, vier ...”
Sie zählten, selbst Robert zählte mit. Ein bisschen falsch zählte er: Vier, sieben,
drei, er brachte alle Zahlen durcheinander.
“Gut”, sagte Susanne, “ihr habt es gut gemacht. Wenn ihr nämlich in die Schule
kommt, müsst ihr bis hundert zählen können, bis hundert hin und auch wieder zurück.
Könnt ihr das?”
Bärbel und Antje konnten es nicht. “Das ist nicht schlimm”, sagte Susanne,
“wir werden es ehe jetzt lernen”.
Bärbel schaute zum Fenster, und Antje schaute zur Tür. Sie waren nicht ganz
sicher, ob es erlaubt war, hier in der Klasse zu sitzen. Sie wären lieber wieder
hinausgegangen.
“Wir zählen jetzt bis hundert”, sagte Susanne und fing an “Eins, zwei, drei,
vier, fünf, sechs, sieben ...”, und die andere zählten mit. Selbst Robert zählte richtig,
weil er immer erst zuhörte und dann seine Zahl ein bisschen später als die anderen
sagte. Bei der Zahl Neun aber hörte Susanne auf.
“Es ist genug für heute”, sagte sie, “ihr seid jetzt müde, und außerdem ist es bis
hundert noch sehr weit. Es würde viel zu lange dauern, es würde schon dunkel sein,
wenn wir endlich bei hundert angelangt wären, finstere Nacht würde es sein und
Schlafenszeit für alle Kinder”.
Antje und Bärbel waren froh, dass die Schule zu Ende war, sie wollten lieber
wieder hinaus, und auch Bella freute sich, denn wie leicht hätte Frau Ahlgrimm
plötzlich erscheinen können, und mit der war nicht zu spaßen.
97
geschlossen hatte?
5. Was machten drei Mädchen zusammen?
6. Wie sah Susanne der Meinung von Antje nach aus?
7. Wie sah die Schule in Altradewitz aus?
8. Warum war das Schulhaus in Altradewitz vereinsamt?
9. Warum waren Antje und Bärbel froh, dass “die Schule” zu Ende war?
99
a) durften
b) konnten
c) mochten
7. Die Schule in Altradewitz sah aus … mit hohen Fenstern.
a) wie eine Scheune;
b) wie ein großes Bauernhaus;
c) wie ein Schloss.
8. Frau Ahlgrimm, …, kam manchmal hin und wischte Staub.
a) die Nachbarin;
b) die Lehrerin;
c) die Hauswartsfrau.
9. Der … Teil der Fensterscheiben war mit weißer Farbe angestrichen.
a) untere;
b) obere;
c) mittlere.
10. Susanne setzte sich an den Lehrertisch und befahl den anderen, … Platz zu
nehmen.
a) hinter den Bänken;
b) an den Bänken;
c) in den Bänken.
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des Textes
nach dieser Gliederung wieder!
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7. Übersetzen Sie schriftlich das folgende Fragment “Nicht weit von des
Großvaters Haus entfernt wohnte eine Familie, die …” bis “… dann könnten wir
Drillinge sein” ins Ukrainische!
10. Lassen Sie Susanne einen Brief an Ralph schreiben! Berichten Sie über
die Ferien auf dem Lande!
101
Die Ostsee
Manchmal versprechen Eltern ihren Kindern etwas und halten es dann nicht.
Das sollte nicht vorkommen, aber es kommt vor, und auch den besten Eltern passiert
es. Wenn man in ein Dorf gefahren ist, gar nicht weit von der Ostsee entfernt, wenn
man eine lange Reise dorthin unternommen hat und wenn man dann schon vier Tage
lang dort war, und die Eltern gehen noch immer nicht mit ihren Kindern an das Meer,
obwohl sie es fest versprochen haben, dann ist das ärgerlich. Die Eltern sagen: “Gib
schon Ruhe! Morgen, mein Kind, morgen gehen wir bestimmt an die Ostsee”.
Aber am nächsten Tag haben sie es einfach vergessen.
“Ach so”, sagen sie, und “na ja, das ist jawohl nicht so schlimm, wir haben ja
noch Zeit”. Und dann versprechen sie wieder: “Morgen werden wir bestimmt an das
Meer gehen!”
Wenn das Kind aber allein hingehen will, ohne Eltern, nur mit ihren
Freundinnen Antje und Bärbel, mit den Zwillingen, die den Weg zur Ostsee genau
kennen, die schon hundertmal dort gewesen sind, dann verbieten es die Eltern einfach.
“Ohne uns kommt es überhaupt nicht in Frage”, sagen sie.
Der Großvater war zum Arzt gefahren. Susanne stand sehr früh auf, früher als
die Eltern und Robert, aber der Großvater war bereits fort. Mit dem Frühzug war er
zum Arzt in die Stadt gefahren. Dem Großvater fehlte nichts Schlimmes, er war nicht
richtig krank, aber er fühlte sich mitunter nicht wohl, dann wurde ihm schwindelig,
und das Atmen verursachte ihm Beschwerden.
“Es ist gut, dass er zum Arzt gefahren ist”, sagte die Mutter. “Er muss sich
gründlich untersuchen lassen”.
An das Meer konnte die Familie nun wieder nicht gehen. Die Eltern wollten zu
Haus bleiben, bis der Großvater wiederkam. Sie wollten ihn erwarten, wenn er vom
Arzt zurückkam. Das war natürlich einzusehen. Aber wussten sie das nicht auch schon
gestern? Sie haben immer Ausreden, dachte Susanne, sie war böse auf ihre Eltern.
Der Mutter machte die Wirtschafterei in Großvaters Häuschen Spaß. Und der
Vater hatte gesagt, es wäre für ihn sehr erholend, im Schuppen aufzuräumen, und
102
vielleicht freute sich Großvater darüber, wenn er zurückkam. Er wollte nicht zum
Arzt. Die Eltern hatten lange zureden müssen. Großvater mochte Ärzte nicht leiden.
“Wenn man krank ist, legt man sich ins Bett”, sagte er, “und wenn man nicht von
selbst wieder gesund wird, kann auch kein Arzt helfen”. Er sagte: “Wer alt wird, hat
Wehwehchen”. Aber er selbst wäre noch lange nicht so weit, dass er sich hinlegen
müsse. Wenn er zum Arzt ginge, würde er krank werden, krank würde er werden,
krank, aber nicht gesund, und außerdem fehle ihm sowieso überhaupt nichts! So hatte
der Großvater geredet und war ärgerlich geworden und hatte zu schimpfen
angefangen, so laut, dass die Mutter schon befürchtete, die Kinder würden davon
wach werden. Aber dann hatte es dem Großvater Leid getan, dass er so schimpfte, und
er war von einem Augenblick zum anderen wieder freundlich geworden.
“Also gut”, sagte er, “ich werde zum Arzt gehen. Dir zuliebe”, sagte er zur
Mutter, “weil du es unbedingt möchtest. Und wenn ich schon gehe, dann will ich es
auch gleich tun, gleich morgen früh”.
So war der Großvater bereits fort, als Susanne aufwachte. Susanne hatte den
Wunsch, ihr Frühstück draußen vor dem Haus, auf der Großvaterbank, einzunehmen.
Die Mutter erlaubte es ihr auch, aber der Vater war dagegen.
“Wir frühstücken alle zusammen in der Stube am Tisch, wie es sich gehört”,
erklärte er. Es gab ein Hinundhergerede zwischen Vater und Mutter. Susanne hatte
bereits am Tisch in der Stube Platz genommen, da gab ihr die Mutter einen Topf mit
Milch und drei Schnecken und sagte: “Nun geh schon! Setz dich draußen auf die Bank
in die Sonne, aber fass den Hund nicht an, solange du isst”.
Die Schnecken waren rund und frisch und mit dickem Zuckerguss überzogen.
Der meiste Zucker befand sich in der Mitte, dick lag er auf dem Kreis in der Mitte der
Schnecken. Das Schönste hebe ich mir bis zuletzt auf, dachte Susanne. Sie saß auf der
Bank, gemütlich, die Sonne schien, die Luft war frisch und rein, und Bella hatte sich
ihr zu Füßen hingelegt.
“Sitzt du hier immer mit Großvater, Bella, wenn ihr beide allein seid, sitzt ihr
dann hier?” fragte Susanne.
Bella schaute sie an und streckte lang ihre rote Zunge heraus und gähnte. Das
103
war keine Antwort.
Schnecken mit Milch war Susannes Lieblingsfrühstück. Sie bekam es nur
selten, die Mutter fand, es wäre nicht besonders gesund.
Susanne trank ihre Milch mit großen Schlucken auf einmal aus.
Die Schnecken aber aß sie langsam, eine nach der anderen. Sie aß sie von außen
nach innen, sie rollte sie auf und aß sie bis auf die schön bezuckerten Mittelpunkte.
Und sie legte diese Mittelpunkte neben sich auf die Bank, um sie als leckeren
Abschluss besonders zu genießen.
Hätte sie Bella eine Schnecke abgeben sollen? Zwei Schnecken für Susanne,
eine Schnecke für Bella, ob sich die Mutter das vielleicht so gedacht hatte?
Aber Bella hatte den Kopf zwischen die Vorderfüße gelegt und hielt die Augen
geschlossen. Sie schlief.
“Möchtest du noch Milch, Susanne?” rief die Mutter.
“Ja”, antwortete Susanne, nahm ihren Topfund ging ins Haus.
Als sie zurückkam, waren ihre Leckerbissen verschwunden. Bella aber lag
unverändert an derselben Stelle, hatte die Augen fest geschlossen und schlief.
Susanne schaute nach rechts, nach links, nach oben, nach unten, aber da war
niemand, da war nichts, kein Vogel, keine Katze, es war alles ruhig und still.
“Bella, mach mal den Mund auf! Bella, hast du die Schnecken gegessen?”
Bella rührte sich nicht.
“Es macht nichts”, sagte Susanne, “wenn du es wirklich warst, so gönne ich es
dir”.
Da stand Bella auf und lachte. Sie hielt den Kopf etwas schief und leckte sich
die Lippen und lachte. “Du bist ein Räuber”, sagte Susanne, “komm, wir gehen zu den
Zwillingen”.
Bella lief los, und als Susanne auf der Straße nach rechts abbog, lief sie voraus
und geradewegs zum Haus von Bärbel und Antje. Es war genauso, wie es der
Großvater sagte: “Mit Bella kann man reden, sie versteht alles, was man zu ihr
spricht”.
Bärbel und Antje waren allein zu Haus. Ihre Eltern arbeiteten bei der
104
Getreideernte. Sie gingen des Morgens früh fort und kamen mittags zurück.
Bärbel und Antje waren selbständige Mädchen, Susanne wunderte sich darüber,
was sie schon alles im Haushalt helfen konnten.
Sie fütterten die Hühner und Gänse, sie kehrten die Stuben und den Flur, und
sie konnten auch schon abwaschen und Kartoffeln schälen. Sie kauften im Konsum
mit einem Zettel ein, den ihre Mutter morgens geschrieben hatte. Geld nahmen sie
nicht mit. Alles, was sie holten, wurde in ein dickes Buch eingetragen, und die Mutter
bezahlte am Ende der Woche alle Einkäufe auf einmal.
Als Susanne und Bella von ihrem Frühstück kamen, waren Bärbel und Antje
schon fertig mit ihren Hausarbeiten. Sie wollten gerade in den Konsum gehen. Sie
nahmen die große Einkaufstasche vom Haken. Die Einkaufstasche war aus Leder. Sie
hatte zwei Henkel, und wenn sie vollgepackt war, dann trugen Antje und Bärbel sie
gemeinsam nach Haus.
Susanne wollte mit zum Konsum.
“Wollen wir auch Bonbons und Kekse kaufen?” fragte sie.
Aber Bärbel und Antje konnten nur das holen, was ihnen ihre Mutter
aufgeschrieben hatte, und Bonbons und Kekse standen nicht auf dem Zettel, Sie
konnten den Zettel zwar nicht lesen, aber ihre Mutter hätte es ihnen gesagt, wenn
Bonbons dabei gewesen wären. Susanne ließ sich den Zettel zeigen und schaute ihn
genau an. “Ich kann ihn auch nicht lesen”, sagte sie. “Aber Bonbons und Kekse würde
man vielleicht erkennen”.
Antje und Bärbel sollten einen Augenblick warten. Susanne wollte schnell zu
ihrer Mutter laufen und Geld holen, dann konnte sie Bonbons und Kekse für alle
kaufen. Sie brauchte nicht lange darum zu bitten, und die Mutter schrieb ihr auch
einen Zettel, denn Susanne wünschte genauso wie Bärbel und Antje mit einem Zettel
zum Konsum zu gehen. Sie sagte: “Du schreibst einfach darauf: Bonbons und Kekse
für vier Personen, denn Bella muss auch etwas abbekommen. Für vier Personen gibt
es viele Bonbons”.
Susanne lief eilig zu den Zwillingen zurück, mit Zettel und Geld und mit Bella.
Robert weinte hinter ihr her, aber Susanne lief fort, ohne sich um ihn zu kümmern.
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Robert war noch zu klein für ein so aufregendes Erlebnis, wie es Susanne und auch
den Zwillingen bevorstand.
Die drei Mädchen und Bella gingen zum Meer. Susannes Schürzentasche war
gefüllt mit Bonbons. Die Kekse hatten Antje und Bärbel in ihre Kleidertaschen
gesteckt. Susanne und Bärbel und Antje und Bella hatten es eilig. Sie liefen außen um
das Dorf herum, sie fanden es besser, von niemandem gesehen zu werden. Antjes und
Bärbels Mutter hatte zwar nicht ausdrücklich verboten, zur Ostsee zu laufen, aber die
Zwillinge glaubten doch, dass ihre Mutter es nicht erlaubt hätte, wenn sie erst lange
fragten. Susanne machte sich nicht viel Gedanken über erlaubt oder nicht erlaubt. Sie
hatte die Freundinnen überredet, diesen Ausflug zu unternehmen. Die Hauptsache
war, dass sie erst einmal unterwegs waren, unterwegs zum großen Meer.
Gleich hinter dem Dorf dehnte sich ein schon abgeerntetes Weizenfeld bis zu
einem Kiefernwald. Es war so dicht voller Stoppeln, dass man barfuß auf ihm nicht
gehen konnte. Sie liefen auf einem schmalen Streifen, den die Kette eines Traktors
gezogen hatte, über das Feld hinweg. Als sie den Kiefernwald erreichten, blieb
Susanne stehen und sagte: “Bonbonverteilung!” Jeder bekam einen grünen Bonbon.
Susanne hatte Bonbons in allen Farben. Aber Bella spuckte ihren Bonbon wieder aus.
Susanne hatte ihn richtig in Bellas Schnauze gesteckt, aber er war wieder
herausgerutscht und auf die Erde gefallen. Susanne hob ihn auf. Er war ganz mit Sand
beklebt, aber das schadete nichts, Bella bekam den Bonbon noch einmal. Und jetzt
konnte man es deutlich sehen, sie spuckte ihn wieder aus.
“Sie hat bestimmt noch nie in ihrem Leben einen Bonbon bekommen”, sagte
Bärbel.
Und Antje fügte hinzu: “Auf dem Dorf bekommen das die Hunde nicht”.
“Bella, du bist dumm”, sagte Susanne. “Du weißt nicht, was gut schmeckt”.
Aber Bella schüttelte den Kopf und lief fort.
Die drei Mädchen gingen, genüsslich ihre Bonbons lutschend, durch den Wald.
Bonbonverteilung! Keksverteilung! Das wechselte nun immer ab. Kekse aß
Bella, so erhielt sie bei jeder neuen Verteilung einen Keks mehr als die Mädchen.
Wenn sie einen Bonbon aufgelutscht hatten, sagte Susanne: “Dort hinten, dort,
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wo der Weg die Biegung macht, dort, wo der große Stein liegt, dort ist die nächste
Bonbonverteilung”.
Dann liefen sie los, so schnell sie konnten, sie liefen um die Wette zum
nächsten Bonbonverteilungsplatz, und Bella machte alles mit. Sie bekam jedesmal
statt eines Bonbons ihren Keks. Das letzte Stück Wegstrecke führte durch dichten
Laubwald. Susanne wunderte sich sehr, als Bärbel sagte: “Jetzt sind wir gleich am
Meer”.
Hier, mitten im Wald, wo sollte denn hier das große Wasser sein? Da hörte der
Wald auf, sie mussten eine weiße Düne hinaufklettern, und als sie oben waren, ging es
steil hinunter zum Strand, zum Meer.
Susanne stand still da und schaute und schaute. Sie war so überrascht, dass sie
sich nicht zu bewegen wagte. Es war windstill, und das Meer war ruhig. Weit und glatt
und blau lag die Ostsee vor ihr. Alles, was da vor ihr lag, diese große weite Fläche bis
hin zum Horizont, alles war Wasser, ein riesiger See.
Es befanden sich keine anderen Menschen dort am Strande, wo die drei
Mädchen ins Wasser gingen. Die Stelle war einsam, zwischen zwei Badeorten
gelegen, es kamen nur vereinzelte Spaziergänger hierher. Die Mädchen badeten ihre
Füße, dann ihre Waden und schließlich ihre Knie. Sie hoben ihre Röcke hoch und
stapften im Wasser herum. Bella lief am Strand auf und ab und bellte. Sie ging auch
ins Wasser, sie wurde nass bis an den Bauch, sie ging so weit ins Wasser wie die
Mädchen, dann lief sie wieder ans Ufer zurück und bellte.
“Bella schimpft”, sagte Susanne.
“Bella, komm! Bella, komm!” lockten die Mädchen. Da hüpfte Bella
ausgelassen herum. Sie biss ins Wasser, hau-hau, hau-hau! machte sie und biss in die
Ostsee. Sie war nicht böse, sie war übermütig.
Die nassen Röcke der Mädchen trockneten schnell auf dem Nachhauseweg, und
genauso schnell waren auch die letzten Bonbons gegessen. Den Rest der Kekse bekam
Bella ganz allein, denn sie waren aufgeweicht vom Meerwasser und ließen sich nicht
mehr teilen, aber Bella schmeckten sie so gut, dass sie auch die Hälfte vom Papier
mitfraß.
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Der Weg zurück war nicht so lustig wie der Hinweg. Je mehr sich dem Dorfe
näherten, desto größer wurden die Gewissensbisse. Sicherlich war Mittag schon längst
vorbei. Was würden die Eltern sagen, wenn sie nach Hause kamen? Bärbels und
Antjes Eltern, würden sie böse sein, und wird es eine Strafe geben? Ob auch der
Großvater schimpfen würde? Er hatte noch nie mit Susanne geschimpft, aber vielleicht
würde er es heute tun. Er würde fürchterlich und mit Donnerstimme schimpfen! Und
Susannes Eltern! Würden sie traurig sein und Susanne vielleicht ins Bett stecken?
Aber nichts von alledem geschah. Der Großvater war immer noch nicht vom
Arzt zurück, und die Mutter hatte Susanne gesucht, aber als auch Bärbel und Antje
nicht zu Hause waren, hatte sie geglaubt, dass die drei Mädchen auf die Felder
gelaufen wären, wo die großen Mähdrescher wie Riesentiere über die Hügel
krochen. Als Susanne erzählte, dass sie am Meer waren, schüttelte die Mutter nur
den Kopf und betrachtete missbilligend den nass gewordenen und nun wieder
trockenen zerknitterten neuen Rock.
Susanne aß das kalte Mittagessen, dann half sie, ohne aufgefordert zu sein,
beim Abwasch, und sie erzählte der Mutter, dass Bärbel und Antje bei sich zu Hause
schon ganz allein abwuschen, ohne jemals einen Teller zu zerbrechen.
Am nächsten Tag und an allen folgenden, die sie noch in Altradewitz
verlebten, ging die ganze Familie ans Meer. Bärbel und Antje und der Hund, alle
kamen sie mit. Selbst der Großvater ließ sich überreden, sie zu begleiten.
So still und blank, wie Susanne sie zum ersten Mal erblickt hatte, war die
Ostsee an keinem Tag mehr. Und einmal war sogar Sturm. Das Meer war aufgewühlt
und dunkel, es brodelte und donnerte. Die Wellen hatten weiße Schaumkronen und
rollten über den Sand bis dorthin, wo auf der Düne der Strandhafer wuchs.
108
5. Wo wollte Susanne ihr Frühstück einnehmen?
6. Wie sahen die Schnecken aus?
7. Was war Susannes Lieblingsfrühstück?
8. Waren Bärbel und Antje selbständige Mädchen? Begründen Sie diese Meinung!
9. Warum wollten drei Mädchen von niemandem gesehen werden, als sie zum Meer
gingen?
10. Warum konnte man auf dem Weizenfeld nicht barfuß gehen?
11. Warum spuckte Bella ihren Bonbon wieder aus?
12. Warum war der Weg zurück nicht so lustig wie der Hinweg?
3. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Alles, was da vor Susanne lag, diese große weite Fläche bis hin zum Horizont,
alles war Wasser, ein riesiger See.
_____ Antjes und Bärbels Mutter hatte zwar nicht ausdrücklich verboten, zur Ostsee
zu laufen, aber die Zwillinge glaubten doch, dass ihre Mutter es nicht erlaubt hätte,
wenn sie erst lange fragten.
_____ Susanne aß das kalte Mittagessen, dann half sie, ohne aufgefordert zu sein,
beim Abwasch, und sie erzählte der Mutter, dass Bärbel und Antje bei sich zu
Hause schon ganz allein abwuschen, ohne jemals einen Teller zu zerbrechen.
_____ Die nassen Röcke der Mädchen trockneten schnell auf dem Nachhauseweg, und
genauso schnell waren auch die letzten Bonbons gegessen.
_____ Bella ging auch ins Wasser, sie wurde nass bis an den Bauch, sie ging so weit
ins Wasser wie die Mädchen, dann lief sie wieder ans Ufer zurück und bellte.
_____ Die drei Mädchen und Bella gingen zum Meer.
_____ So still und blank, wie Susanne die Ostsee zum ersten Mal erblickt hatte, war
sie an keinem Tag mehr.
_____ Aber nichts von alledem geschah. Der Großvater war immer nicht vom Arzt
zurück, und die Mutter hatte Susanne gesucht, aber als auch Bärbel und Antje
nicht zu Hause waren, hatte sie geglaubt, dass die drei Mädchen auf die Felder
gelaufen wären, wo die großen Mähdrescher wie Riesentiere über die Hügel
krochen.
______ Wenn sie einen Bonbon aufgelutscht hatten, sagte Susanne: “Dort hinten, dort,
wo der Weg die Biegung macht, dort, wo der große Stein liegt, dort ist die nächste
Bonbonverteilung”.
______ Je mehr sie sich dem Dorfe näherten, desto größer wurden die
Gewissensbisse. Sicherlich war Mittag schon längst vorbei.
110
4. Füllen Sie die Lücken aus!
1. Susanne aber aß … langsam, eine nach der anderen. 2. Bärbel und Antje
fütterten …, sie kehrten die Stuben und den Flur, und sie konnten auch schon
abwaschen und Kartoffeln schälen. 3. Die Zwillinge sollten … warten. Susanne wollte
schnell zu ihrer Mutter laufen und Geld holen, dann konnte sie … für alle kaufen.
4. Susanne lief eilig zu den Zwillingen zurück, mit … und mit Bella. 5. Die drei
Mädchen und Bella gingen … . 6. Susanne und Bärbel und Antje und Bella liefen
außen um das Dorf herum, sie fanden es besser, von … . 7. Gleich hinter dem Dorf
dehnte sich ein schon abgeerntetes Weizenfeld bis zu … . 8. Susanne hatte einen
Bonbon richtig in Bellas … gesteckt, aber er war wieder herausgerutscht und auf die
Erde gefallen. 9. Das letzte Stück Wegstrecke führte durch dichten … . 10. Die Stelle
war einsam, zwischen …, es kamen nur vereinzelte Spaziergänger hierher.
111
*****
A. was ihnen ihre Mutter aufgeschrieben hatte, und Bonbons und Kekse
standen nicht auf dem Zettel.
B. waren Bärbel und Antje schon fertig mit ihren Hausarbeiten.
C. dann konnte sie Bonbons und Kekse für alle kaufen.
D. aber da war niemand, da war nichts, kein Vogel, keine Katze, es war alles
ruhig und still.
E. bis der Großvater wiederkam. Sie wollten ihn erwarten, wenn er vom Arzt
zurückkam.
F. als Susanne aufwachte.
G. den ihre Mutter morgens geschrieben hatte.
H. die Sonne schien, die Luft war frisch und rein, und Bella hatte sich ihr zu
Füßen hingelegt.
I. um sie als leckeren Abschluss besonders zu genießen.
J. Susanne wunderte sich darüber, was sie schon alles im Haushalt helfen
konnten.
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
7. Bilden Sie ein Gespräch zwischen den Zwillingen und Susanne, wenn sie
sich verabreden allein zum Meer zu gehen!
8. Warum bestraften die Eltern Susanne nicht? Erzählen Sie, was die
Mutter fühlte, als Susanne von der Ostsee erzählte?
9. Waren Sie schon einmal am Meer? Erzählen Sie über Ihre Erholung am
Meer!
112
Die treue Minka
Über der Kommode in der Stube des Großvaters hingen zwei Bilder. Auf dem
einen war der Vater als Junge abgebildet. Er trug einen dunklen Anzug und hatte
eine Schirmmütze auf. Sie saß sehr gerade auf Vaters Kopf. Sein Gesicht unter der
Mütze lachte. Die Augen, der Mund, das ganze Gesicht schmunzelte verschmitzt. Er
lachte auch heute noch manchmal so. Susanne hatte den Vater gleich erkannt.
Auf dem zweiten Bild war eine Frau zu sehen. Ihre dunkle Samtbluse zierte
ein heller Spitzenkragen. Sie hatte straff gescheiteltes Haar, saß starr und aufrecht
und hatte die Hände im Schoß übereinandergelegt. Sie schaute mit ernstem Blick
irgendwohin in die Stube.
“Es ist deine Großmutter”, sagte der Großvater. Susanne konnte sich nicht
vorstellen, dass diese Großmutter einmal lebendig gewesen sein sollte und dass sie
hier in diesem kleinen Haus gearbeitet, gelacht und geredet hatte. Das Bild war so
steif und ernst.
Der Großvater erzählte Susanne die Geschichte von der treuen Katze Minka.
Es ist eine wahre Geschichte. Es ist viele Jahre her, dass sie sich ereignete, die
Großmutter war zu der Zeit noch rüstig und gesund.
In Großvaters Stube stand damals ein alter Bauernofen, ein brauner
Kachelofen mit einer Bank an drei Seiten. Und die Geschichte von der Katze Minka,
der letzten Katze, die Großmutter hatte, ereignete sich hier in dieser Stube. Minka
war eine schöne schwarze Katze, und Großmutter hatte sie lieb. Bis auf die
Vorderpfötchen, die weiß waren, und einen weißen Latz auf der Brust war Minkas
Fell tiefschwarz. Ihre Augen waren groß und grün, ihre kleine Nase schwarz
glänzend. Es war eine saubere und sanfte Katze.
An langen Winterabenden pflegte die Großmutter auf der Bank am Ofen zu
sitzen und Großvaters graue Socken zu stopfen. Ins Ofenrohr hatte sie Äpfel gelegt.
Die Äpfel brieten dort und füllten die Stube mit wunderbarem Duft. Auf
Großmutters Schoß lag Minka und schnurrte. Am Tisch, unter der grünen Lampe,
hatte der Großvater Platz genommen. Er las der Großmutter jeden Abend aus der
113
Zeitung vor.
Eines Tages jedoch war Minka eine Mutter geworden. Sie hatte fünf
allerliebste Kätzchen zur Welt gebracht, die ihrer Mutter ähnlich waren. Sie hatten
allesamt schwarze Fellchen. Nur die weißen Flecke waren verschieden verteilt. Es
gab weiße Brustlätze wie bei Minka, und es gab auch weiße Pfötchen. Ein Kätzchen
hatte ein weißes Ohr und ein anderes eine weiße Schwanzspitze.
Minka war eine gute Mutter. Sie hegte und pflegte ihre Kinder. Sie nährte und
putzte sie, und die kleinen Katzen gediehen gut. Sie fingen früh an zu miauen und
herumzukrabbeln. Die Großmutter lobte Minka, weil sie eine so gute Mutter war,
und gab ihr reichlich Milch in das Schüsselchen. Minka hatte einen Korb, in dem
ihre Kinder geschützt und ruhig liegen konnten.
Eines Tages aber nahm Minka eines ihrer Kinder ins Maul, sprang mit ihm auf
die Bank und von dort aus ins Ofenrohr. Das machte sie fünfmal, bis sie alle Kinder
im Ofenrohr beisammen hatte. Es war Frühling geworden, die Großmutter heizte nicht
mehr, und die Klappe vor dem Ofenrohr blieb immer geöffnet.
Aber wie das im Frühling so ist, eines Morgens war es viel kälter als an den
Tagen vorher. Ehe die Großeltern zu ihrer Arbeit gingen, heizte die Großmutter den
Ofen. Sie legte ordentlich Holz ein, damit es auch gut warm würde bis mittags, wenn
sie wieder nach Hause kam, und vorher hatte sie die Klappe am Ofenrohr
verschlossen. In Eile hatte sie das getan und ohne hinzuschauen.
Für Minka hatte sie Milch unter den Küchentisch gestellt. Sie hatte das
Schälchen hingestellt, ohne noch einen Blick in das Katzenkörbchen zu tun, und so
ahnte sie nicht, dass die arme Minka mit all ihren Kindern im Ofenrohr eingeschlossen
war.
Die Platte im Ofenrohr wurde heißer und heißer, Minka wollte heraus, aber die
Klappe war fest verschlossen. Minka hatte Angst und schrie, und auch ihre fünf
Kinder miauten, aber es war niemand da, der sie hören konnte. Minka setzte sich die
fünf Kinder auf den Rücken und befahl ihnen, sich festzukrallen. Sie stellte sich hin,
so dass nur ihre vier Pfotchen die Platte berührten. Aber die Platte wurde sehr heiß,
und Minka musste große Schmerzen leiden.
114
Mitten in ihrer Arbeit dachte die Großmutter plötzlich an den Ofen und an die
Katzen, und es fiel ihr ein, dass sie nicht einen einzigen Blick in Minkas Korb
geworfen hatte. Vielleicht sind alle meine Katzen in der Ofenröhre, überlegte sie. Der
Gedanke ließ ihr keine Ruhe, und sie rannte, so schnell sie konnte, nach Hause. Als
die Großmutter die Ofenröhre öffnete, war Minka schon so schwach geworden, dass
sie nur noch ganz leise weinen konnte. Die Großmutter erschrak fürchterlich, und ein
ums andere Mal rief sie: “Wie konnte ich das nur tun! Wie konnte ich das nur tun!”
Die fünf kleinen Katzen waren von der Hitze so matt geworden, dass sie kaum
auf ihren Beinchen stehen konnten. Aber sie erholten sich sehr schnell, nachdem sie
etwas Milch getrunken hatten. Minka hatte sich jedoch so sehr verbrannt, dass es viele
Tage dauerte, bis sie wieder laufen konnte.
Die Großmutter fuhr mit Minka zum Tierarzt. Der Tierarzt tat Salbe auf die
Wunden und legte um jede Pfote einen Verband. Die Großmutter pflegte und fütterte
ihre Katze mit extraguten Häppchen, bis sie wieder ganz gesund war. Alle Leute im
Dorf erfuhren von der treuen Katze Minka, die eine so gute Mutter war, dass sie sich
ihre fünf Kinder auf den Rücken setzte, um sie vor dem Tode zu retten, während sie
selbst große Schmerzen litt.
Minka lebte noch lange Zeit bei den Großeltern, und jeder hatte sie lieb. Immer
wenn es Frühling wurde, bekam Minka kleine Katzenkinder, viele Jahre lang, und alle
diese Katzen waren hübsch und gut wie ihre Mutter.
“Daher kommt es”, schloss der Großvater seine Geschichte, “dass es auch heute
noch so viele hübsche schwarze Katzen mit weißen Flecken in unserem Dorfe gibt”.
115
6. Warum hat Minka ihre Kinder ins Ofenrohr gebracht?
7. Was fiel der Großmutter mitten in der Arbeit ein?
8. Warum konnten die Katzen kaum auf ihren Beinchen stehen?
9. Wie hat der Tierarzt Minka geholfen?
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
7. Übersetzen Sie schriftlich das folgende Fragment “Eines Tages jedoch war
Minka eine Mutter geworden. …” bis “… in dem ihre Kinder geschützt und ruhig
liegen konnten” ins Ukrainische!
9. Bilden Sie einen Dialog zwischen der Großmutter und dem Tierarzt!
10. Haben Sie Haustiere? Beschreiben Sie bitte einen Hund oder eine Katze,
den oder die Sie gut kennen!
117
Der Abschied
119
spazieren bis zum Anfang des Kiefernwaldes. Umblasen aber wird ihn auch der
größte Sturm nicht können. Er wird so fest gebaut, dass er einfach nicht umfallen
kann.
Alle waren zur Bahnstation mitgekommen: Bärbel, Antje, der Großvater und
Bella. Sie wollten winken, wenn Lemkes davonfuhren. Bella nicht, Bella wird nicht
winken. Sie könnte es wohl, sie könnte ihre Pfote heben und damit winken, aber sie
wird es nicht tun. Antje fiel es schwer, sich von Robert zu trennen, sie war ganz
vernarrt in Susannes kleinen Bruder.
Susanne umarmte Bella. Sie legte ihre Arme um den Hals des Hundes und
drückte ihm die Pfote. So wie sie ihn vor vierzehn Tagen begrüßt hatte, verabschiedete
sie sich jetzt von ihm. Bella hob Susanne die Pfote entgegen, und Susanne drückte sie
wie eine Menschenhand.
Sie waren alle traurig, dass sie sich trennen mussten, und keiner wusste, was er
noch sagen sollte. Aber als der Zug kam und hielt und als Lemkes einstiegen und die
Fenster im Zug öffneten und sich hinauslehnten, die Mutter hatte Robert auf dem
Arm, da redeten sie plötzlich alle durcheinander.
Der Großvater sollte bestimmt nach Greifswald ins Krankenhaus fahren und
sich gründlich untersuchen lassen, so wie es ihm der Arzt geraten hatte. Bärbel rief
ohne Unterbrechung nur: “Robert! Robertchen! Robert!”
Und der Großvater sagte, dass er im Winter zu Lemkes kommen würde,
bestimmt würde er kommen, er wollte sehen, wie sie dort unten lebten, seine Leute.
“Wenn ich bis dahin nicht gestorben bin”, sagte er und lachte dabei. “Wenn ich nicht
gestorben bin, komme ich ganz bestimmt!”
Der Vater lud die Zwillinge ein, sie sollten sich den großen Schornstein
ansehen, und Susanne wollte bei Fräulein Binni eine Bockwurst kaufen und sie in
einem Eilpäckchen an Bella schicken.
Der Zug dampfte ab, er dampfte los und fing auch gleich zu bimmeln an. Alle
winkten, auch Robert winkte. Nur Bella saß da, ruhig und still, schaute hoch zum
Himmel und verzog keine Miene.
120
1. Beantworten Sie die Fragen zum Text!
1. Wovon und von wem musste Susanne Abschied nehmen?
2. Was wollten die Zwillinge machen, wenn sie erwachsen waren?
3. Mit welchem Schiff wollten die Zwillinge um die Erde fahren?
4. Welche Schiffe hatte Susanne, sooft sie am Strande war fahren sehen?
5. Wohin wollte die Mutter von Susanne reisen?
6. Wo lag die neue Schulmappe von Susanne?
7. Warum müssen die Leute sich die Nasen zuhalten, die Fenster verschließen, wenn
es in Susannes Heimat Südwind gibt?
8. Was für ein Riesenschornstein wird in Boxberg gebaut?
9. Wie verabschiedete sich das Mädchen vom Hund?
10. Wann versprach der Großvater die Lemkes in ihrer Stadt zu besuchen?
3. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
121
_____ Die Zwillinge wollten weite Reisen machen, rund um die Welt und in alle
Erdteile. Es gibt so viele Meere auf der Welt, es gibt viel mehr Wasser als Land,
und alle diese Meere wollten sie bereisen.
_____ Und der Großvater sagte, dass er im Winter zu Lemkes kommen würde,
bestimmt würde er kommen, er wollte sehen, wie sie dort unten lebten, seine Leute.
_____ Alle waren zur Bahnstation mitgekommen: Bärbel, Antje, der Großvater und
Bella.
______ Die Mutter machte während der Reise Susanne aufmerksam auf entfernt
liegende Dörfer mit roten Dächern, von der Sonne beschienen und auf schöne
Kirchtürme.
______ Susanne musste von Altradewitz, von Bärbel und Antje, vom Dorfteich mit
den bunten wilden Enten und den weißen Gänsen, vom Großvater und vom
Großvaterhaus Abschied nehmen.
______ Sooft sie auch am Strande waren, immer hatte Susanne Fischkutter,
Lastschiffe, Kriegsschiffe und auch Passagierdampfer fahren sehen.
______ Susanne umarmte Bella und legte ihre Arme um den Hals des Hundes und
drückte ihm die Pfote.
______ Der Großvater sollte bestimmt nach Greifswald ins Krankenhaus fahren und
sich gründlich untersuchen lassen, so wie es ihm der Arzt geraten hatte.
______ Der Zug dampfte ab, er dampfte los und fing auch gleich zu himmeln an. Alle
winkten, auch Robert winkte.
______ Susannes Puppenwagen stand im Wohnzimmer am Fenster, das hatte sie alles
noch kurz vor der Abfahrt zum Großvater getan.
122
4. Lesen Sie den Text und ergänzen Sie die Sätze mit den untenangeführten
Satzteilen!
Susanne musste Abschied nehmen von Altradewitz, von Bärbel und Antje,
________________. Sie musste Abschied nehmen von Bella. Sie haben in Rostock
ein großes Schiff gesehen, ein Schiff, _________________. Mit solch einem Schiff
wollten die Zwillinge um die Erde fahren. Sooft sie auch am Strande waren,
immer_________. Die Mutter hatte sich sehr gefreut, im Zug zu sitzen_______.
Susanne wird sie fragen, ob sie auch ______________. Alle waren zur Bahnstation
mitgekommen: Bärbel, Antje, der Großvater und Bella. Sie waren alle traurig, dass sie
sich trennen mussten, und_________.
***********************
A: bequem für tausend Passagiere, das viele Kabinen hatte und große Speisesäle
und eine Bibliothek und auch ein Schwimmbad.
B: über die weiten Meere fahren möchte.
C: keiner wusste, was er noch sagen sollte.
D: vom Dorfteich mit den bunten wilden Enten und den weißen Gänsen, vom
Großvater und vom Großvaterhaus.
E: hatte Susanne Schiffe fahren sehen.
F: und durch das Land zu fahren.
123
3. Die Mutter hatte sich sehr gefreut, im Zug zu sitzen und durch das Land zu fahren.
Susanne wird sie fragen, … .
4. Die neue Schulmappe lag unter Beates Wagen, … .
5. In Susannes Heimat kann man gehen, in welche Richtung man will, … .
6. Es kann sogar geschehen, … .
7. Der Vater erklärte, dass Susanne recht hätte, der Schornstein in Boxberg würde
gebaut, … .
8. Bella könnte ihre Pfote heben und damit winken, …. .
9. Susanne umarmte Bella. Sie legte ihre Arme um den Hals des Hundes, … .
10. Sie waren alle traurig, dass sie sich trennen mussten, und keiner wusste, … .
11. Der Vater lud die Zwillinge ein, sie sollten sich den großen Schornstein ansehen,
….
******
A. was er noch sagen sollte.
B. und Susanne wollte bei Fräulein Binni eine Bockwurst kaufen und sie in
einem Eilpäckchen an Bella schicken.
C. er würde dreihundert Meter hoch werden und der höchste Schornstein
Europas.
D. dass der Vater in dem neuen Kraftwerk arbeiten wird.
E. nicht auf der Erde, sondern auf den blanken Achsen des Puppenwagens.
F. aber sie wird es nicht tun.
G. und alle diese Meere wollten sie bereisen.
H. dann werden sie es auch tun.
I. man kann viele Stunden gehen, man wird doch nicht an ein Meer gelangen.
J. und drückte ihm die Pfote.
K. ob sie auch, so wie die Zwillinge, über die weiten Meere fahren möchte.
124
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des Textes
nach dieser Gliederung wieder!
9. Verbringen Sie die Sommerferien bei Ihren Großeltern? Wie finden Sie
solche Sommerferien?
125
Die Einschulung
Es ist schlimm, aber es muss gesagt werden. Beinahe wäre die neuerbaute
Schule zum ersten September nicht fertig geworden. Den ganzen Sommer wurde eifrig
daran gearbeitet. Die Zimmerleute und Dachdecker, die Tischler und Fußbodenleger,
die Maler und die Elektriker, alle waren sie fleißig gewesen, aber der Juli war schon
fast vorbei, und es blieb nur noch der August, und es war immer noch mit aller Arbeit
kein Ende abzusehen.
Das Kraftwerk, in dem Susannes Vater arbeitete, hatte die Patenschaft über die
neue Schule übernommen, und ohne die Hilfe der Kraftwerker wäre es wahrscheinlich
nicht gelungen, zum festgesetzten Zeitpunkt die Schule einzuweihen. Die Kraftwerker
hatten, wo sie nur konnten, beim Bau geholfen. In den letzten Tagen des Augusts
waren sie noch mit ihren großen Lastwagen erschienen und hatten rund um die Schule
sauber gemacht. Sie hatten den Bauschutt weggeräumt, hatten umgegraben, und sie
hatten sogar Rasen gesät.
Aber in allen Klassen und Gängen lag noch Schmutz von den Handwerkern.
Die Fußböden mussten poliert und gebohnert werden und die Fenster geputzt, es war
ein großes Reinemachen nötig, und zweiundfünfzig Mütter hatten dabei geholfen,
buchstäblich bis zum letzten Augenblick hatten sie gearbeitet. Doch als der
Bürgermeister dem Schuldirektor das Haus feierlich übergab und die ersten Schüler
die Schule betraten, blitzte und blinkte alles und duftete nach Seife und Bohnerwachs.
Es hatte doch noch gerade so geklappt.
Die Schulanfänger aber, die Kleinen, die Neuen, die zukünftigen Schüler der
ersten Klassen, kamen drei Tage später als die anderen Schüler zum allerersten Mal
in die neue Schule.
Am ersten Sonntag im September, vormittags um zehn Uhr, fand im
Kulturhaus des Kraftwerkes die Feier der Einschulung für die Schulanfänger und
ihre Eltern und Lehrer statt. Nach dieser Feier sollten die Kinder, eine Musikkapelle
voraus, zu ihrer Schule marschieren. Der Saal des Kulturhauses war mit Blumen und
Girlanden geschmückt. Gleich am Eingang erhielt jedes Kind, das mit einem
126
Schulranzen eintrat, einen Zellophanbeutel, in dem sich kleine Geschenke befanden:
Süßigkeiten in Silberpapier, Obst und ein handgroßer gelber Teddybär. Man konnte
ihn durch das Zellophan hindurch erkennen. Der Beutel war mit einer bunten
Schleife zugebunden.
Die Kinder saßen in den ersten Reihen, die Erwachsenen hatten hinter ihnen
Platz genommen. Der Leiter des Kraftwerkes hielt eine Ansprache, aber Susanne war
so aufgeregt, dass sie kein Wort von dem verstand, was er sagte. Sie passte auch
nicht auf, als der Direktor der Schule sprach. Sie hielt ihre Schulmappe auf dem
Schoß fest, und sie musste auch den Beutel festhalten, den sie gerade geschenkt
bekommen hatte, und außerdem musste sie noch zu ihren Nachbarn schauen, ob alle
so wie sie die Schulmappen abgenommen hatten oder ob einer sie vielleicht auf dem
Rücken behielt.
Dann sang eine Kindergruppe ein hübsches Lied, und ein Mädchen trug ein
Gedicht vom Lernen vor. Danach trat Frau Dörge ans Rednerpult und rief die Namen
der Kinder einzeln auf. Jedes Kind, das aufgerufen wurde, musste nach vorn gehen
und dort stehenbleiben. Und während es aufstand und nach vorn ging, klatschten alle
Leute im Saal und lachten und waren vergnügt. Damit war die Feier zu Ende. Die
Kinder marschierten zu zweit nebeneinander und angeführt von Frau Dörge aus dem
Saal hinaus, die Treppen hinunter ins Freie.
Auf der Straße vor dem Kraftwerk standen sie eine Weile herum, die Kinder,
die Lehrer und alle Anverwandten. Sie unterhielten sich miteinander, und jeder wollte
nun gern losmarschieren, aber es war niemand da, der die Sache in die Hand nahm,
und von der Kapelle, die den Zug anführen sollte, war nichts zu sehen. Die Männer
der Blaskapelle nämlich standen hinter dem Kulturhaus auf dem Hof in der Sonne und
rauchten und unterhielten sich und warteten. Sie hatten keine Ahnung, dass die Feier
schon zu Ende war. Als sie es endlich merkten, war der Zug der Schulkinder bereits
losmarschiert.
“Nun heißt es aber laufen”, sagte der dickste Trompeter, und sie rannten
hinterher, die Straße entlang, ihre Trompeten in der Hand. Frau Dörge hatte die Kinder
vor dem Kulturhaus schön geordnet, immer zu zweit nebeneinander.
127
“Ihr könnt euch auch anfassen” hatte sie gesagt, und der Direktor war ein
paarmal mit ernster Miene um den ganzen Zug herumgegangen.
“Wo ist denn die Kapelle?” hatte er gefragt. Niemand wusste es. Da hatte er den
Befehl zum Abmarsch gegeben.
Frau Dörge ging voran, ihr folgten die Jungen und Mädchen und alle Eltern, die
immer noch die Schultüten trugen, denn die Schultüten, die gab es erst in der richtigen
Schule. Manchmal begegneten ihnen Autos, aber sie fuhren langsam und vorsichtig,
und es wäre nicht nötig gewesen, dass der Direktor schützend am Rande des Zuges hin
und her lief.
Plötzlich ertönte ein mächtiger Trompetenchor. Die Blaskapelle hatte den Zug
eingeholt, und sich an seinem Ende angehängt.
Der Mai ist gekommen! bliesen die Trompeten, obwohl es doch schon
September war. Sie bliesen: Der Mai ist gekommen, aber das machte nichts. Es war
niemand da, dem es nicht gefiel. Die Bläser bliesen während des ganzen Weges hinter
dem Zug. Sie führten ihn nicht an, sie folgten ihm, und sie spielten ununterbrochen so
schön und so laut, als wollten sie den verpatzten Anfang wiedergutmachen. Die
Trompetenklänge schallten und waren weit zu hören. Dann spielten sie: Menschen
klein, vier Strophen, und danach noch einmal: Der Mai ist gekommen. Vielleicht
konnten sie keine anderen Kinderlieder. Aber das machte nichts, das machte wirklich
nichts.
Zum Abschluss, die neue Schule war schon fast erreicht, spielte die Kapelle:
Das Wandern ist des Müllers Lust, und mit diesem Lied marschierten alle Eltern und
Kinder die neue Asphaltstraße hinauf bis vor den Eingang der Schule.
Die Eltern mit den Schultüten und die Trompeter mit den Trompeten durften
nicht mit hinein ins Schulhaus.
Frau Dörge führte ihre Schulkinder durch die Vorhalle und einen langen Gang
entlang, bis in ihre Klasse. Sie zeigte ihnen, wo sie ihre Mäntel aufhängen und wohin
sie sich setzen sollten, und sie erklärte, wie sie ihre Mappen unter den Tisch legen
müssten.
Die Trompeter hatten unterdessen vor dem Schulhaus wieder zu blasen
128
angefangen. Die Musik drang laut bis in die Klasse hinein, so dass Frau Dörge sich
anstrengen musste, damit alle Kinder sie verstehen konnten. Aber das machte nur
Vergnügen, denn heute war noch kein richtiger Schultag, heute war erst die Be-
grüßung, erst morgen, erst morgen sollte die Schule richtig beginnen.
129
2. Richtig (r) oder falsch (f)? Kreuzen Sie an! r f
1. Den ganzen Sommer wurde eifrig an der neuen Schule □ □
gearbeitet.
2. Im August war es schon mit aller Arbeit ein Ende abzusehen. □ □
3. Mit Hilfe der Kraftwerker wäre es gelungen, zum festgesetzten □ □
Zeitpunkt die Schule einzuweihen.
4. In allen Klassen und Gängen lag schon kein Schmutz. □ □
5. Da es ein großes Reinemachen nötig war, hatten □ □
zweiundfünfzig Mütter geholfen.
6. Die zukünftigen Schüler der ersten Klassen kamen wie alle □ □
anderen Schüler zum ersten Mal in die neue Schule am 1.
September.
7. Am ersten Sonntag im September fand die Feier der □ □
Einschulung für die Schulanfänger statt.
8. Susanne passte aufmerksam auf, als der Direktor der Schule □ □
sprach.
9. Ein Mädchen trug ein Gedicht vom Lernen vor. □ □
10. Die Trompeter rannten die Straße entlang, ihre Trompeten in □ □
der Hand.
130
(3)________mit einem Schulranzen eintrat, einen Zellophanbeutel, (4)_______ sich
kleine Geschenke befanden: Süßigkeiten in Silberpapier, Obst und ein handgroßer
gelber Teddybär. Man konnte ihn durch das Zellophan hindurch erkennen. Der
Beutel war mit einer bunten Schleife (5)_________.
Die Kinder saßen in den ersten Reihen, die Erwachsenen hatten hinter ihnen
Platz genommen. Aber Susanne war so (6)_________, dass sie kein Wort verstand,
sie passte auch nicht auf, als der Direktor der Schule sprach. Sie hielt ihre
Schulmappe auf dem Schoß fest, und sie musste auch den Beutel festhalten, den sie
gerade geschenkt bekommen hatte, und außerdem musste sie noch zu (7)_______
schauen, ob alle so wie sie die Schulmappen abgenommen hatten oder ob einer sie
vielleicht auf dem Rücken behielt.
Dann sang eine Gruppe ein (8)_____ Lied, und ein Mädchen trug ein Gedicht
vom Lernen vor.
131
1. A am B bei C um D für
2. A die Schulanfänger B den Schulanfängern C der Schulanfänger D deren Schulanfänger
3. A des B das C dem D dessen
4. A an dem B auf dem C vor dem D in dem
5. A zugebunden B zugebundet C zugebunend D zugebindet
6. A aufregend B aufgeregt C aufregen D aufgeregtes
7. A ihre Nachbarn B ihrer Nachbarn C ihren Nachbarn D ihren Nachbar
8. A hübsche B hübschen C hübscher D hübsches
5. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
_____ Jedes Kind, das mit einem Schulranzen eintrat, erhielt am Eingang einen
Zellophanbeutel, in dem sich kleine Geschenke befanden: Süßigkeiten in
Silberpapier, Obst und ein handgroßer gelber Teddybär.
_____ Die Bläser spielten ununterbrochen so schön und so laut, als wollten sie den
verpatzten Anfang wiedergutmachen.
______ Es ist schlimm, aber es muss gesagt werden.
______ Die Schulanfänger aber, die Kleinen, die Neuen, die zukünftigen Schüler der
ersten Klassen, kamen drei Tage später als die anderen Schüler zum allerersten
Mal in die neue Schule.
132
______ Doch als der Bürgermeister dem Schuldirektor das Haus feierlich übergab
und die ersten Schüler die Schule betraten, blitzte und blinkte alles und duftete
nach Seife und Bohnerwachs.
______ Susanne war so aufgeregt, dass sie kein Wort von dem verstand, was er
sagte.
______ Dann sang eine Kindergruppe ein hübsches Lied, und ein Mädchen trug ein
Gedicht vom Lernen vor.
______ Jedes Kind, das von Frau Dörge aufgerufen wurde, musste nach vorn gehen,
und während es aufstand und nach vorn ging, klatschten alle Leute im Saal und
lachten und waren vergnügt.
______ Die Männer der Blaskapelle nämlich standen hinter dem Kulturhaus auf dem
Hof in der Sonne und rauchten und unterhielten sich und warteten.
_______ Frau Dörge ging voran, ihr folgten die Jungen und Mädchen und alle Eltern,
die immer noch die Schultüten trugen, denn die Schultüten, die gab es erst in der
richtigen Schule.
______ Frau Dörge führte ihre Schulkinder durch die Vorhalle und einen langen Gang
entlang, bis in ihre Klasse.
______ In den letzten Tagen des Augusts waren sie noch mit ihren großen Lastwagen
erschienen und hatten rund um die Schule sauber gemacht.
133
7. Geben Sie den Inhalt des Textes in der 1. Person Plural wieder!
9. Bilden Sie einen Dialog zwischen Ralph und Susanne nach der Feier der
Einschulung!
134
Robert fuhr Motorrad
Die ersten Wochen der Schulzeit brachten an jedem Tag etwas Neues. Der
Unterricht machte Susanne Freude. Sie verstand leicht, was Frau Dörge erklärte. Sie
bekam auch gute Zensuren im Schreiben und im Rechnen. Es gefiel ihr im Schulhort.
Die Hortleiterin war freundlich und half den Kindern bei den Schularbeiten. Susanne
hatte schnell Freundinnen gefunden. Das Schulessen schmeckte ihr. Sie hielt sogar
Mittagsschlaf in der Schule.
Alle Hortkinder der ersten Klasse hielten Mittagsschlaf. Es gab einen
Schlafraum, in dem siebenundzwanzig kleine Pritschen standen. Es machte Spaß, auf
diesem Schulhortbett zu liegen, mitten unter allen Kindern. Sie mussten sich mit ihrer
Wolldecke gut zudecken. Die Fenster wurden weit geöffnet. Die Hortleiterin setzte
sich auf einen Stuhl an den Tisch. Sie las in einem Buch, aber ihre Ohren waren
überall im Schlafraum, und sie duldete nicht, dass einer auch nur piep sagte. Wer nicht
schlafen konnte, der musste still liegen und schweigen. Die meisten Kinder schliefen
schnell ein.
Es war alles gut, und die Schule gefiel Susanne, aber sie führte als Schul- und
Hortkind ein ganz anderes Leben, als sie es vorher gewohnt war. Die Umstellung auf
den neuen Tagesablauf fiel ihr nicht leicht. Dazu kam, dass auch die anderen
Angehörigen der Familie Lemke jetzt ein neues Leben führten. Robert war ein
Kindergartenkind geworden, und die Mutter arbeitete wieder in der Stadt im Konsum.
Sie war sehr müde, wenn sie abends nach Haus kam, sie war zu müde, mit Susanne
abends noch lange Gespräche zu führen. Susanne musste ihre Schularbeiten zeigen,
Abendbrot essen, die Sachen für den nächsten Tag zurechtlegen, und husch, husch,
ging es schon in die Falle. “Keine Widerrede, Susanne! Du musst artig sein, Susanne!
Du darfst der Mutter nicht noch zusätzlich Schwierigkeiten machen, Susanne!”
“In ein paar Wochen haben wir uns eingelebt, dann wird es besser werden!”
“Du musst ein bisschen Geduld haben, Suse!”
Auch der Vater hatte etwas von seiner Ruhe verloren, auch er hatte jetzt mehr
Pflichten zu erfüllen als früher.
135
Er konnte nicht, wie er es gerne tat, nach der Arbeit noch mit seinem Motorrad
schnell hierhin oder dorthin fahren. Er musste pünktlich um einhalb fünf Uhr seinen
Sohn aus dem Kindergarten abholen. Und darüber hatte es sogar
Meinungsverschiedenheiten zwischen Vater und Mutter gegeben. Anfangs kam der
Vater jeden Nachmittag mit Robert an der Hand vergnügt die Straße entlang spaziert.
Sie hopsten dabei und spielten und erzählten sich Geschichten. Aber schon nach
kurzer Zeit war dem Vater der Spaziergang langweilig geworden, und er hatte den
kühnen Einfall, seinen Sohn mit dem Motorrad abzuholen.
“Herr Lemke, wird denn das gehen? So ein kleines Kind auf dem Motorrad?”
Die Kindergärtnerin hatte Bedenken. “Wird es nicht zu kalt für Robert sein? Wird er
sich auch richtig festhalten?”
Sie kam mit auf die Straße. Und noch als Robert vor seinem Vater breitbeinig
auf dem Benzintank saß und sich mächtig freute, zog sie ihm die Pudelmütze weit
über die Ohren und wickelte ihm seinen Schal fest um den Hals.
“Vorsichtig fahren, Herr Lemke, ganz vorsichtig”.
“Zu Befehl, ganz vorsichtig”, sagte der Vater, “wie auf Eiern werde ich fahren”.
Er tippte zum Gruß mit zwei Fingern an seine Sturzkappe, und ab ging mit Geknatter
die Fahrt.
“Wenn das Frau Lemke sieht”, sagte die Kindergärtnerin, “fällt sie in
Ohnmacht”.
Die Mutter erfuhr davon erst spät. Sie bemerkte es nicht am ersten und auch
nicht am zweiten Tag. Sie entdeckte es erst, als Robert nicht geheim halten konnte,
was für ein tüchtiger Motorradfahrer er geworden war. Der Vater hatte Fußstützen für
ihn angebracht und ihm eine Motorradbrille gekauft. Robert aber war so stolz auf
diese Brille, dass er sie der Mutter unbedingt vorführen musste.
“Damit mir nicht wieder etwas ins Auge fliegt, wenn wir losrasen”, erklärte er
stolz.
Ins Auge fliegt? Losrasen? Die Mutter hatte begriffen und war entsetzt. Sie war
sehr böse mit dem Vater und schimpfte so sehr, wie Susanne es noch nie gehört hatte.
Die Mutter behauptete, dass es gefährlich wäre, ein solch kleines Kind auf ein
136
Motorrad zu setzen. Sie nannte den Vater leichtsinnig. Es fehlte nicht viel, und sie
hätte zu weinen angefangen.
“So vorsichtig, wie wir sind, kann überhaupt nichts passieren”, versuchte der
Vater zu beschwichtigen, aber dann verbat er sich energisch das Schimpfen. “Ich bin
kein Kind, ich weiß, was ich tue”, sagte er.
Susanne stand schweigend dabei. Es regte sie auf, dass die Eltern sich stritten.
Als sie zur Mutter ging und sie umarmte und streichelte, fing Robert plötzlich an laut
zu weinen. Er wollte immer wieder mit dem Motorrad fahren, und er fürchtete, dass
die Mutter es verbieten würde. Die Sache endete so, dass der Vater beschwor, langsam
und vorsichtig zu fahren, und Robert versprach, nie seinen Festhaltegriff loszulassen,
was auch geschehe, da erlaubte es die Mutter schweren Herzens.
“Meine beiden Männer fahren neuerdings mit der Jawa in den Kindergarten”,
erzählte sie ihren Kolleginnen.
137
2. Richtig (r) oder falsch (f)? Kreuzen Sie an! r f
1. Der Unterricht machte Susanne Freudengefühl. □ □
2. Im Schreiben und im Rechnen bekam das Mädchen noch keine □ □
Zensuren.
3. Susanne hatte schnell Freundinnen gefunden. □ □
4. Es machte den Kindern keinen Spaß, auf dem Schulhortbett zu □ □
liegen.
5. Die Hortleiterin las in einem Buch, aber ihre Ohren waren □ □
überall im Schlafraum.
6. Wer nicht schlafen konnte, der ging nach Hause. □ □
7. Die Umstellung auf den neuen Tagesablauf fiel Susanne sehr □ □
leicht.
8. Robert war ein Kindergartenkind geworden, aber die Mutter □ □
arbeitete noch nicht.
9. Auch der Vater hatte etwas von seiner Ruhe verloren. □ □
10. Der Vater holte seinen Sohn mit dem Motorrad ab. □ □
11. Robert ist ein tüchtiger Motorradfahrer geworden. □ □
138
3. Übersetzen Sie folgende Sätze, merken Sie sich fettgedruckte Wörter!
Gebrauchen Sie diese Redewendungen in Sätzen!
1. Die Hortleiterin war freundlich und half den Kindern bei den Schularbeiten.
Susanne hatte schnell Freundinnen gefunden. 2. Es gab einen Schlafraum, in dem
siebenundzwanzig kleine Pritschen standen. 3. Die Hortleiterin las in einem Buch,
aber ihre Ohren waren überall im Schlafraum, und sie duldete nicht, dass einer auch
nur piep sagte. 4. Susanne musste ihre Schularbeiten zeigen, Abendbrot essen, die
Sachen für den nächsten Tag zurechtlegen, und husch, husch, ging es schon in die
Falle. 5. Anfangs kam der Vater jeden Nachmittag mit Robert an der Hand vergnügt
die Straße entlang spaziert. 6. Aber schon nach kurzer Zeit war dem Vater der
Spaziergang langweilig geworden, und er hatte den kühnen Einfall, seinen Sohn mit
dem Motorrad abzuholen. 7. Die Mutter entdeckte es erst, als Robert nicht geheim
halten konnte, was für ein tüchtiger Motorradfahrer er geworden war. Der Vater hatte
Fußstützen für ihn angebracht und ihm eine Motorradbrille gekauft. 8. Die Mutter
behauptete, dass es gefährlich wäre, ein solch kleines Kind auf ein Motorrad zu
setzen. 9. Als sie zur Mutter ging und sie umarmte und streichelte, fing Robert
plötzlich an laut zu weinen. 10. Die Sache endete so, dass der Vater beschwor,
langsam und vorsichtig zu fahren, und Robert versprach, nie seinen Festhaltegriff
loszulassen, was auch geschehe, da erlaubte es die Mutter schweren Herzens.
5. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
______ Die Mutter hatte begriffen und war entsetzt. Sie war sehr böse mit dem Vater
und schimpfte so sehr, wie Susanne es noch nie gehört hatte.
______ Er musste pünktlich um einhalb fünf Uhr seinen Sohn aus dem Kindergarten
abholen.
139
______ Er tippte zum Gruß mit zwei Fingern an seine Sturzkappe, und ab ging mit
Geknatter die Fahrt.
______ Alle Hortkinder der ersten Klasse hielten Mittagsschlaf.
______ Die ersten Wochen der Schulzeit brachten an jedem Tag etwas Neues.
______ Wer nicht schlafen konnte, der musste still liegen und schweigen.
______ Susanne musste ihre Schularbeiten zeigen, Abendbrot essen, die Sachen für
den nächsten Tag zurechtlegen, und husch, husch, ging es schon in die Falle.
______ Es gefiel ihr im Schulhort. Die Hortleiterin war freundlich und half den
Kindern bei den Schularbeiten.
______ Dazu kam, dass auch die anderen Angehörigen der Familie Lemke jetzt ein
neues Leben führten.
______ Die Mutter behauptete, dass es gefährlich wäre, ein solch kleines Kind auf ein
Motorrad zu setzen.
140
D. zog die Kindergärtnerin ihm die Pudelmütze weit über die Ohren und
wickelte ihm seinen Schal fest um den Hals.
E. mit Robert an der Hand vergnügt die Straße entlang spaziert.
F. auch nicht am zweiten Tag.
G. ihm eine Motorradbrille gekauft.
H. sie abends nach Haus kam, sie war zu müde, mit Susanne abends noch lange
Gespräche zu führen.
I. aber sie führte als Schul- und Hortkind ein ganz anderes Leben, als sie es
vorher gewohnt war.
J. er sie der Mutter unbedingt vorführen musste.
141
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
9. Bilden Sie einen Dialog zwischen den Eltern, nachdem die Mutter
erfahren hat, dass der Vater Robert mit Motorrad aus dem Kindergarten
regelmäßig abholt!
10. Wie sollte sich der Vater in der Situation mit Robert benehmen? Äußern
Sie Ihre Meinung!
142
Der Tod des Großvaters
Nach all den vielen neuen Ereignissen in Susannes Leben schienen ihr die
Ferien an der Ostsee weit zurückzuliegen. Es war jetzt November, Susanne ging in
einer dicken Jacke, mit warmer Pudelmütze und mit Wollhandschuhen in die Schule.
Einmal hatte bereits Schnee gelegen, als sie morgens aus dem Hause trat.
Wie mochte es jetzt in Altradewitz aussehen? Susanne konnte sich Großvaters
Dorf nur sommerlich warm, mit grünen Bäumen und bunten Blumen vor allen
Häusern vorstellen. Ob die Zwillinge jetzt auch dicke Mäntel und Pudelmützen
trugen? Und was machten die schönen weißen Gänse, wenn der Dorfteich
zugefroren war? Was machten die beiden wilden Enten? Und Großvater, wie ging es
dem Großvater? Neulich sagte die Mutter, dass sie unbedingt an ihn schreiben
müsse, dass sie sich wegen seiner Gesundheit Sorgen mache.
Susanne hatte damals bei der Abfahrt versprochen, Bella eine Bockwurst zu
schicken. Hatte sie das getan? Nein, sie hatte es nicht getan! Nie hatte die Mutter
Zeit, ihr beim Päckchenpacken zu helfen. Susanne ärgerte sich, dass das
Schreibenlernen so schwer war und dass es so lange dauerte, ehe man es konnte. Ja,
wenn sie die Adresse schon allein schreiben könnte, hätte sie die Bockwurst an Bella
längst abgeschickt. Nicht nur einmal hätte sie eine Bockwurst geschickt, sondern oft,
vielleicht sogar jeden zweiten Tag. Ob Bella böse war, weil Susanne ihr Versprechen
nicht gehalten hatte? Wenn Mutti mal Zeit hatte, vergaß Susanne es, und wenn sie
daran dachte, war keine Zeit. Susanne nahm sich fest vor, am nächsten Abend noch
einmal die Mutter zu bitten, mit ihr ein Päckchen zu packen. Wenn Robert jeden Tag
mit Vater Motorrad fahren darf, dann will ich auch das Päckchen an Bella schicken,
würde sie sagen. Weinen würde sie nicht gleich, wenn die Mutter keine Zeit hatte,
weinen mochte Robert, der war noch klein und dumm, aber sie würde ihre Bitte laut
und deutlich vortragen. Laut und energisch würde Susanne sagen: Liebe Mutter!
Jetzt aber möchte ich unbedingt die Bockwurst an Bella absenden!
Aber es kam nicht dazu, und es wird auch niemals mehr dazu kommen, es
kam alles ganz anders, als Susanne es sich dachte. Am nächsten Tag nämlich brachte
143
die Postbotin einen Brief von den Eltern der Zwillinge. Sie schrieben, dem
Großvater ginge es sehr schlecht, er wäre bettlägerig, und der Arzt fände, es wäre
gut, wenn der einzige Sohn sogleich seinen kranken Vater besuchen käme.
Anfangs hatte Susannes Vater mit dem Motorrad fahren wollen, um schneller
nach Altradewitz zu kommen, aber da schon Frost war und die Straßen vereist, folgte
er dem Rat seiner Frau und fuhr mit der Bahn. Er hatte für die Reise von seinem
Betrieb Urlaub erhalten.
Als die Mutter mit Robert aus dem Kindergarten kam, stand Susanne schon
lange vor der Tür und wartete. Während der Vater verreist war, ging die Mutter nur
vormittags zur Arbeit. Susanne hatte, was schon lange nicht mehr der Fall gewesen
war, ihre Mutter viele Stunden lang für sich allein. Aber die Mutter und Susanne
waren traurig, weil der Großvater so sehr krank war, und sie hatten Angst, er könnte
sterben. Nur Robert war vergnügt wie immer und verstand nicht, dass die Krankheit
des Großvaters schlimm war.
Dann kam die Nachricht vom Tode. Das Telegramm wurde spät am Abend
gebracht, als Susanne und Robert schon schliefen. Die Mutter saß am Tisch in der
Stube und weinte. Sie dachte an die beiden Wochen, die sie in Altradewitz verlebt
hatten. Sie sah in der Erinnerung den Großvater deutlich vor sich. Sie sah ihn noch
einmal lachen und winken, als ihr Zug abfuhr, als sie alle am Fenster standen. Wir
hatten einen guten Großvater, dachte sie, aber wir hatten ihn nur kurze Zeit, und das
ist ganz bestimmt unsere eigene Schuld.
Der Großvater war tot. Am Morgen, als die Kinder aufwachten, erzählte sie es
ihnen. Robert weinte, weil die Mutter so traurig war, über Susanne schaute nur still
vor sich hin und konnte es nicht begreifen. Die Menschen bleiben nicht ewig am
Leben. Wenn du alt bist, siebzig oder achtzig Jahre alt, dann hörst du auf zu leben,
dann stirbst du. Eines Tages bist du tot, und deine Kinder und deine Enkelkinder
trauern, weil du gestorben bist. Aber sie können noch so traurig sein, du bleibst tot.
Das Leben jedes Menschen hat einen Anfang, und es hat ein Ende, niemand vermag
das zu ändern.
Aber der Großvater war doch noch gar nicht so sehr alt? Er war siebzig Jahre
144
alt, und viele Menschen leben länger, aber viele leben auch kürzer.
“Ich konnte gestern nicht kommen, mein Großvater ist gestorben” sagte
Susanne zu Ralph, als sie einen Tag später gemeinsam zur Schule gingen.
“Vorgestern Mittag ist er gestorben. Vater hat ein Telegramm geschickt”.
Ralphs Großväter lebten noch. Er hatte sogar zwei, und dazu noch einen
Urgroßvater. Der Urgroßvater war schon uralt, vielleicht hundert Jahre war er alt,
erzählte Ralph, und es war möglich, dass er auch bald sterben würde. Aber die
Großväter von Ralph starben noch lange nicht. Als Ralph seinen sechsten Geburtstag
feierte, waren sie beide zu Besuch gekommen, und da hatte Ralph sie danach
gefragt. Sie antworteten, er brauche sich keine Sorgen zu machen, sie würden beide
auch noch am Leben sein, wenn Ralph Hochzeit feierte.
Frau Dörge sagte, dass es ihr Leid täte. Sie war sehr freundlich zu Susanne, sie
beugte sich zu ihr herunter und streichelte ihr übers Haar.
“Er hätte ruhig viel länger leben können”, sagte Susanne, “er war nämlich
noch gar nicht uralt”.
Frau Dörge fragte, ob es sich um den Großvater handele, bei dem Susanne und
ihre Eltern im Sommer zu Besuch waren und der in einem Ostseedorf wohnte. Sie
sprach zu Susanne ernst und wie zu einer Erwachsenen.
“Ja”, antwortete Susanne, und dann fragte sie die Lehrerin: “Was aber wird
nun mit Bella werden?”
Eine Lehrerin weiß viel, sehr viel, und Frau Dörge wusste, wo Susannes
Großvater gewohnt hatte, obwohl Susanne nur einmal und sehr kurz davon erzählte.
Die Frage nach Bella lag Susanne sehr auf dem Herzen.
“Bella?” fragte die Lehrerin, “ Bella, das ist gewiss deines Großvaters Hund?”
“Ja”.
“Dein Großvater wird Freunde in seinem Dorf gehabt haben und gute
Bekannte. Einer von ihnen wird Bella zu sich nehmen”, antwortete die Lehrerin,
“und Bella wird es bestimmt auch weiterhin gut haben”.
Susanne seufzte und schluckte ihre Tränen herunter.
145
1. Beantworten Sie die Fragen zum Text!
1. Wie ging es Susanne im November?
2. Warum hat das Mädchen Bella keine Bockwurst abgeschickt?
3. Warum hat Susanne kein Eilpäckchen abgesendet? Konnte das Mädchen schon
schreiben?
4. Was für einen Brief erhielt die Familie Lemke von den Eltern der Zwillinge?
5. Womit fuhr der Vater nach Altradewitz?
6. Warum wurden die Mutter und Susanne traurig?
7. Wann kam die Nachricht vom Tode?
8. Was dachte Susanne von dem Tod des Großvaters?
9. Wie stand es mit den Großeltern von Ralph?
10. Was lag Susanne sehr auf Herzen?
146
147
3. Machen Sie die Klammern auf!
1. Susanne konnte sich Großvaters Dorf nur sommerlich warm, mit grünen
Bäumen und bunten Blumen vor allen Häusern (уявити). 2. Ob Bella böse war, weil
Susanne ihr (не дотримала обіцянки)? 3. Sie schrieben, dem Großvater ginge es
sehr schlecht, er wäre (не вставав з ліжка). 4. Susanne hatte, was (чого вже давно
не було), ihre Mutter viele Stunden lang für sich allein. 5. Am Morgen, als die
Kinder (прокинулися), erzählte die Mutter es ihnen. 6. Eines Tages bist du tot, und
deine Kinder und deine (внуки) trauern, weil du gestorben bist. 7. (прадід) war
schon (старезний), vielleicht hundert Jahre war er alt. 8. Sie würden beide auch
noch am Leben sein, wenn Ralph (святкуватиме весілля). 9. Susanne (зітхнула)
und (ковтнула сльози).
148
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
8. Bilden Sie einen Dialog zwischen Mutti und Susanne über Susannes
Versprechen, Bella eine Bockwurst zu schicken! Ist es möglich, so was per Post zu
senden?
10. Wessen Schuld war es, dass Lemkes einen guten Großvater nur für eine
kurze Zeit hatten?
149
Der Vater kam nicht allein zurück
Am Nachmittag setzte sich Susanne auf den Balkon. Es war schlechtes Wetter.
Es war windig, und es regnete.
Susanne hatte ihre dicke Jacke angezogen, und sie hatte einen Schirm
aufgespannt. Sie saß unter dem Schirm auf einer Fußbank und schaute durch das
Balkongitter.
Wenn der Vater mit dem Vieruhrzug, so wie die Mutter es voraussagte, auf
dem Bahnhof ankam, dann musste er bald um die Straßenecke biegen.
Susanne brauchte nicht lange zu warten. Sie saß noch nicht zehn Minuten
unter dem Schirm, da erblickte sie den Vater. Er kam die Straße entlang. Er hatte
sein Federhütchen auf dem Kopf. Er sah aus wie immer.
Susanne hatte ihn schon oft die Straße entlangkommen sehen, und sie erkannte
ihn nicht nur am Hütchen oder an seinem Mantel, sie erkannte ihn vor allem an
seinem Gang. Jeder Mensch hat seine besondere Art zu gehen. Susanne erkannte
ihren Vater schon immer von weitem an seinem Gang, auch wenn noch viele andere
Männer auf der Straße waren.
Der Vater kam schnell näher, er war schon gar nicht mehr weit vom Haus
entfernt, aber Susanne saß unter ihrem Schirm auf der Fußbank, schaute durch das
Gitter und rührte sich nicht. Sie sagte nichts, sie saß und rührte sich nicht. Sie
schaute und schaute auf die Straße, sie schaute, als könnte sie ihren Augen nicht
trauen, denn der Vater führte Bella an der Leine.
151
впізнавала його не лише по капелюсі чи пальті, а насамперед по ході. 4. Батько
швидко наближався, він вже був неподалік від дому, та Сюзанна сиділа під
парасолею на лавці, дивилася крізь грати і не рухалася. 5. Вона дивилася й
дивилася і не могла повірити власним очам.
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
152
Haustiere
153
Ein wunderbarer Horthund
Frau Dörge ist eine wunderbare Lehrerin. Die Hortleiterin ist eine wunderbare
Hortleiterin. Der Vater ist ein wunderbarer Vater, Die Mutter ist eine wunderbare
Mutter. Die Kraftwerker sind wunderbare Kraftwerker. Die Kinder aus Susannes
Klasse sind wunderbare Kinder, und alle Hortkinder sind wunderbare Hortkinder.
Und Susanne ist ein wunderbar glückliches Mädchen.
Bella ist der Horthund geworden, ein richtiger Horthund. Und wahrscheinlich
gibt es im ganzen Land nicht noch einmal einen solchen Horthund. Vielleicht ist
Bella überhaupt der einzige Horthund auf der Welt, den es gibt.
Die Kinder und die Lehrerin und die Hortleiterin waren der Meinung, dass
Susanne den Hund ihres Großvaters unbedingt behalten müsse. Sie dachten
gemeinsam darüber nach, wie man das bewerkstelligen könnte.
Jeden Morgen begleitete nun Bella Susanne und Ralph in die Schule. Sie blieb
während des Tages in einem geräumigen Hundezwinger, den die Kraftwerker im
Garten des Schulhortes für Bella errichtet hatten.
Bella brauchte sich nicht über Langeweile zu beklagen. Es kamen oft Kinder
zu ihr an den Zwingerzaun und unterhielten sich mit ihr. Wenn die Kinder
nachmittags spazieren gingen, kam Bella natürlich mit. Und wenn die Klasse ihren
nächsten Wandertag macht, wird Bella ebenfalls mitwandern.
Der Vater hatte in dem kleinen Garten hinter dem Wohnhaus eine Hundehütte
aufgestellt. Niemand im Haus hatte etwas dagegen. Natürlich durfte Bella auch in die
Wohnung. Sie spazierte vorsichtig um die Möbel herum. Sie bemühte sich sehr,
keinen Schaden anzurichten. Sie hatte schon einmal mit ihrem Schwanz ein Glas von
dem Couchtisch heruntergewedelt, aber dafür konnte sie nichts, sie hatte es nicht
einmal bemerkt.
154
2. Welcher Meinung waren die Kinder, die Lehrerin und die Hortleiterin?
3. Wo blieb Bella während des Tages?
4. Warum brauchte sich Bella nicht über Langeweile zu beklagen?
5. Wo hat der Vater eine Hundehütte aufgestellt?
6. Wie benahm sich Bella in der Wohnung?
3. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
155
Reihenfolge!
_____ Bella brauchte sich nicht über Langeweile zu beklagen.
_____ Bella ist der Horthund geworden, ein richtiger Horthund.
_____ Der Vater hatte in dem kleinen Garten hinter dem Wohnhaus eine Hundehütte
aufgestellt.
_____ Vielleicht ist Bella überhaupt der einzige Horthund auf der Welt, den es gibt.
_____ Frau Dörge ist eine wunderbare Lehrerin.
_____ Jeden Morgen begleitete nun Bella Susanne und Ralph in die Schule.
_____ Und wenn die Klasse ihren nächsten Wandertag macht, wird Bella ebenfalls
mitwandern.
156
F. die Kraftwerker im Garten des Schulhortes für Bella errichtet hatten.
G. in der Wohnung keinen Schaden anzurichten.
7. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
9. Stellen Sie sich vor, Sie wären die Hortleiterin. Erzählen Sie Ihren
Freunden über den wunderbaren Horthund!
10. Bilden Sie einen Dialog unter Susannes Vater und dem Schuldirektor
über die Möglichkeit, Bella in der Schule zu verweilen!
157
Susanne erhielt ihr drittes Bienchen
Wenn ein Kind in seiner Hausaufgabe einen Fehler hatte, machte Frau Dörge
mit einem blauen Stift einen kleinen Strich an der Heftseite. Wenn ein Kind keinen
Fehler in seiner Hausarbeit hatte, machte Frau Dörge einen großen roten Strich unter
die Arbeit. Wenn ein Kind aber keinen Fehler in seiner Arbeit und außerdem noch
schön geschrieben hatte, wenn die Heftseite besonders hübsch aussah, dann machte
die Lehrerin sich die Mühe, mit einem goldgelben Stift eine kleine Biene unter die
Arbeit zu malen. An einem Sonnabend im Monat Dezember, es war kurz vor den
Weihnachtsferien, und es lag Schnee auf allen Straßen, hatte Susanne das dritte
Bienchen in ihr Schreibheft bekommen. Der Vater betrachtete das Bienchen, dann
klappte er das Heft zu und hielt es an sein Ohr. “Es summt”, sagte er. “Ich höre, wie
die Bienen in deinem Heft summen”. Susanne steckte das Heft in die Schulmappe.
“Ich gehe jetzt mit Ralph und Robert und Bella Schlitten fahren”, sagte sie. Die drei
Kinder und der Hund waren mit ihrem Schlitten weit über die Wiesen gelaufen. Erst
als es dämmerte und der Schnee schon im Mondschein glitzerte, kehrten sie zurück.
Sie setzten Robert auf den Schlitten. “Halte dich fest, Robert”, sagte Ralph. “Wir
werden Bella vor den Schlitten spannen. Sie wird dich ziehen”. “Ob sie das tut?”
fragte Susanne. “Natürlich”, sagte Ralph, “es wird ihr sogar Spaß machen. Passt mal
auf!” Er hatte die Schlittenschnur kaum an Bellas Halsband angebunden, da lief der
Hund auch schon los. “Halte dich fest, Robert!” rief Susanne. “Festhalten! Fest-
halten!” rief sie und rannte hinter dem Schlitten her. Bella zog Robert über die
Wiesen. Sie lief so schnell, dass Susanne und Ralph Mühe hatten, mitzukommen.
Robert klammerte sich wie ein Äffchen auf dem Schlitten fest, aber er hatte keine
Angst, er rief: “Hü! Bella! Hü!” Und wie die Kinder und der Hund mit dem Schlitten
beim Schummerlicht über den weißen glatten Schnee liefen, sah es gar nicht so aus,
als ob es einfach zwei Kinder aus der ersten Klasse und eines aus dem Kindergarten
und der gute Hund Bella wären und als ob es der Tag wäre, an dem Susanne ihr
drittes Bienchen erhalten hatte. Es sah aus, als wäre die Wiese eine Märchenwiese
und die Kinder wären Märchenkinder, und Bella sah aus wie ein wilder schwarzer
158
Wolf.
159
160
3. Übersetzen Sie die Sätze und merken Sie sich fettgedruckte Vokabeln und
Wortverbindungen!
1. Wenn ein Kind in seiner Hausaufgabe einen Fehler hatte, machte Frau Dörge
mit einem blauen Stift einen kleinen Strich an der Heftseite. 2. Wenn die Heftseite
besonders hübsch aussah, dann machte die Lehrerin sich die Mühe, mit einem
goldgelben Stift eine kleine Biene unter die Arbeit zu malen. 3. An einem
Sonnabend im Monat Dezember, hatte Susanne das dritte Bienchen in ihr
Schreibheft bekommen. 4. Ralph hatte die Schlittenschnur kaum an Bellas Halsband
angebunden, da lief der Hund auch schon los. 5. Bella lief so schnell, dass Susanne
und Ralph Mühe hatten, mitzukommen. 6. Und wie die Kinder und der Hund mit
dem Schlitten beim Schummerlicht über den weißen glatten Schnee liefen, sah es aus,
als wäre die Wiese eine Märchenwiese und die Kinder wären Märchenkinder, und
Bella sah aus wie ein wilder schwarzer Wolf.
4. Worüber ist der Text? Bringen Sie folgende Sätze in die richtige
Reihenfolge!
____ Der Vater betrachtete das Bienchen, dann klappte er das Heft zu und hielt es an
sein Ohr.
____ Wenn ein Kind keinen Fehler in seiner Hausarbeit hatte, machte Frau Dörge
einen großen roten Strich unter die Arbeit.
____ Erst als es dämmerte und der Schnee schon im Mondschein glitzerte, kehrten
drei Kinder zurück
____ “Ich gehe jetzt mit Ralph und Robert und Bella Schlitten fahren”, sagte
Susanne.
____ Es sah aus, als wäre die Wiese eine Märchenwiese und die Kinder wären
Märchenkinder, und Bella sah aus wie ein wilder schwarzer Wolf.
____ Robert klammerte sich wie ein Äffchen auf dem Schlitten fest, aber er hatte
keine Angst, er rief: “Hü! Bella! Hü!”
161
5. Was passt zusammen?
1. einen Strich a) spannen
2. hübsch b) machen
3. im Mondschein c) festklammern
4. Bella vor den Schlitten d) aussehen
5. die Schnur an Halsband e) glitzern
6. sich wie ein Äffchen f) anbinden
6. Machen Sie die Gliederung des Textes und geben Sie den Inhalt des
Textes nach dieser Gliederung wieder!
8. Erzählen Sie, wie man sich noch im Winter im Freien erholen kann?
Laufen Sie Ski gern? Können Sie Ski / Schlittschuh laufen?
Wintersport
162
*****
Nach dem Gelesenen:
1. Hat Ihnen das Buch gefallen? Welche Geschichte war am spanenndsten?
2. Was meinen Sie über Susanne? Haben Sie dieses Mädchen gern / nicht
gern? Warum?
3. Erzählen Sie von anderen handelnden Personen, die Ihnen gefallen haben.
Begründen Sie Ihre Meinung!
4. Charakterisieren Sie Frau Dörge, Susannes Lehrerin! War sie eine gute
Lehrerin?
5. Wie meinen Sie? Was geschah mit Susanne und Ralph in der nächsten
Zukunft? Nach zehn Jahren?
6. Gibt es einen Unterschied zwischen den heutigen Kindern und Susanne?
(Materielle Lage, Natur, Lebensweise usw.)?
163
DEUTSCH-UKRAINISCHES WÖRTERVERZEICHNIS
A
Abdampfen (te, t) – т-ж перен. випаровуватися, зникати,
abfinden, sich (a, u) – примиритися,
abgeerntet – зжатий,
Ablage, f, -, -n – склад,
Absage, f, -, -n – відмова,
abwiegen (o, o) – важити, зважувати,
Achse, f, -, -n – вісь,
Ahnung haben – мати поняття,
ein für allemal vorüber sein – минути, пройти раз і назавжди,
an der Reihe sein – бути на черзі,
anfassen (te, t) – торкатися, чіпати,
Ankleideraum, m, -s, -räume – роздягальня,
anpusten (te, t) – дути,
anschauen (te, t) – подивитися, глянути,
Anschein haben – здаватися,
man sieht es ihr nicht an – по ній не видно,
ärgerlich – сердитий, роздратований,
ärgern, sich (über A.) – сердитися, злитися, досадувати (на когось, на щось),
Atmen, n, -(e)s – дихання,
auf einen Einfall kommen – додуматися до чогось,
auf leisen Sohlen – беззвучно (підходити, наближатися),
auf Zehenspitzen gehen – ходити на пальчиках,
aufdrücken (te, t) – натискати, надавлювати.
aufessen (a, e) – з’їдати,
auffordern (te, t) – спонукати,
aufheben (o, o) – відкласти, зберегти,
aufhören (te, t) – переставати, припиняти,
164
aufrecht – прямий,
auftauchen (te, t) – випливати, виринати,
aufwachen (te, t) – просинатися, прокидатися,
aufwühlen (te, t) – збуджувати, хвилювати,
Augen (den) trauen (te, t) – повірити очам,
aus der Wasserleitung – з водопроводу,
Ausdauer, f, - – витримка,
auslassen (ie, a) – пропускати, випускати,
ausnahmsweise – як виняток,
ausrechnen (te, t) – вираховувати,
Ausrede, f, -, -n – відмовка,
ausreichen (te, t) – вистачати,
außerhalb – ззовні,
aussetzen (te, t) – критикувати, знаходити недоліки, прискіпуватися,
Aussicht, f, -, -en – вид,
aussöhnen, sich (te, t) – миритися, примирятися,
ausstrahlen (te, t) – випромінювати,
auswählen (te, t) – вибирати,
B
Balkongitter, n -s, - – балконні грати,
Band, n, -(e)s, Bänder – стрічка, бант,
barfuß – босий, босоніж,
baumeln (te, t) – гойдатися,
Bauschutt, m, -es – будівельне сміття,
Befehl, m, -s, -e – наказ,
begeben, sich (a, e) – відправлятися, іти,
begegnen D. (te, t) – зустрічати,
begleiten (te, t) – супроводжувати,
begreifen (i, i) – розуміти, усвідомити,
behaglich – приємний, затишний, комфортний,
165
behaupten (te, t) – стверджувати,
behutsam – обережний,
beim besten Willen – попри все бажання,
beinahe – мало не, ледве не,
beklagen, sich bei D. (te, t) – скаржитися, жалітися,
bellen (te, t) – гавкати, дзявкати,
Benzintank, m, -es, -s i -e – бензобак,
bereits – вже, якраз,
bergauf – угору, на гору,
zu Berge stehen (a, a) – ставати дибом,
berichten (te, t) – повідомляти,
berühren (te, t) – зачіпати, торкати,
beschimpfen, sich (te, t) – лаяти, ображати один одного,
beschwerlich – втомливий,
beschwichtigen (te, t) – заспокоювати, забавляти,
besinnen, sich (a, o) – роздумувати,
bestätigen (te, t) – підтверджувати,
Betrieb, m, -(e)s, -e – збудження, пожвавлення,
bettlägerig – прикутий до ліжка,
beugen, sich (te, t) – гнутися, згинатися,
bewachen (te, t) – охоронати, стерегти,
Biegung, f, -, -n – вигин, прогин, поворот,
Biene, f, -n – бджола,
Bimmelbahn, f, -, -e – вузькоколійка,
bimmeln (te, t) – звонити, деренчати,
bis auf die Schultern reichen (te, t) – сягати аж до плечей,
blank – блискучий, чистий,
blank gescheuert – відполірований до блиску,
Bläser, m, -s, - – духовик,
Blaskapelle, f, -, -n – духовий оркестр,
166
Blumengärtnerei, f, -, -en – квітник,
Blumentopf, m, -(e)s, …töpfe – квітковий горщик,
Bockwurst, f, -, ...würste – сарделька,
Bohnerwachs, n, -es, -e – паста для натирання паркету,
Bonbon, m, n, -s, -s – цукерка, карамелька, льодяник,
Böschung, f, -, -en – відкіс,
böse – злий, сердитий,
Brause, f, -, -n – лимонад,
brav – хоробрий, слухняний, молодець,
Bremse, f, -, -n – гальмо,
Brillenrand, m, -(e)s, -ränder – оправа окулярів,
brodeln (te, t) – вирувати, клекотати,
Brummbär, m, -en, -en – буркотун,
einen Buckel machen – вигинати спину,
bürsten (te, t) – розчісувати щіткою,
Butzenscheiben, f, -, -n – маленьке кругле віконне скло,
D
Dachdecker, m, -s, - – покрівельник,
dämmerig – затемнений, сутінки,
dämmern (te, t) – сутеніти,
dampfen (te, t) – диміти, випускати пару,
dehnen, sich (te, t) – простягатися, тягнутися,
deutlich – ясний, виразний, розбірливий, зрозумілий,
dicke Blockmamsell – товста як колода пані,
Dorfteichstange, f, -, -n – огорожа з жердин довкола ставка,
drängeln (te, t) – напирати, натискати,
drücken, sich (te, t) – розм. ухилятися, сачкувати,
j-n A. mit “Du” anreden – звертатися до когось на “Ти”,
Düne, f, -, -n – дюна,
dünn – тонкий,
167
E
echt – справжній,
eigentlich – власне, власне кажучи,
Eilbrief, m, -(e)s, -e – терміновий лист,
Eilpäckchen, n, -s, - – термінова посилка,
Einfall, m, -s, fälle – задум, ідея, витівка,
einfallen (ie, a) – спадати на думку,
einfangen (i, a) – впіймати, спіймати,
einfüllen (te, t) – наповнювати,
einholen (te, t) – наздоганяти,
Einkaufstasche, f, -, -n – сумка для покупок,
einleben, sich (te, t) – вжитися, звикнути,
einmischen, sich (te, t) – втручатися,
einschulen (te, t) – зараховувати в школу, приймати в школу,
einsehen (a, e) – передбачити,
einweihen (te, t) – посвятити,
in Empfang nehmen (a, o) – приймати, забирити,
empfindsam – ранимий, чутливий,
entschuldigen Sie – пробачте,
ereignen, sich (te, t) – відбуватися, траплятися,
erlauben (te, t) – дозволяти,
ernsthaft – серйозний,
Ernte, f, -, -n – урожай,
ertrinken (a, u) – тонути,
erwidern (te, t) – заперечувати,
etw. in der Erinnerung behalten – зберігати щось в пам’яті,
F
Fach, n, -s, Fächer – шухляда,
Fahrbahn, f, -, -en – проїзна частина,
Fahrgeld, n, -(e)s – оплата за проїзд,
168
fauchen (te, t) – сичати, фиркати (про кішку),
Federkleid, n, -(e)s, -er – пір’я,
Fell, n, -(e)s, -e – шкура, шкіра,
Fensterbrett, n, -(e)s, -er – підвіконня,
festbіnden (a, u) – прив’язувати,
festhalten am Griff – триматися за поручень,
festkrallen, sich (te, t) – видряпатися,
sich ein Filzhütchen aufsetzen – надягти фетрового капелюха,
Fischer, m, -s, - – рибалка,
Fischkutter, m, -s, - – рибальський катер,
Fleischerladen, m, -s, …läden – м’ясна крамниця,
Fleiß, m, -es – старанність,
fließend – плавний, вільний,
Flügeltür, f, -, -en – двостулкові двері,
Flußbett, n, -(e)s, -en – русло ріки,
Fremdenführer, m, -s, - – гід, екскурсовод,
Freundschaft schließen (о, о) – подружитися,
funkeln (te, t) – блискати, іскритися,
fürchten, sich (vor D) – боятися, побоюватися (когось, чогось),
fürchterlich – жахливий, кошмарний,
Fußbodenleger, m, -s, -e – тесляр, укладач підлоги,
Futter, n, -s, - – корм,
G
gähnen (te, t) – позіхати,
Gang, (an dem) erkennen (a, a) – впізнавати за ходою,
Gänsegeschnatter, n, -(e)s – гусяче гелготання,
Gärtnersfrau, f, – дружина садівника,
Gebärde, f, -, -n – жест, міна, гримаса,
gedeihen (te, t) – розвиватися, розквітати,
Geduld (f) haben (te, t) – мати терпіння,
169
gefährlich – небезпечний,
gefallen (ie, a) – подобатися, бути до смаку,
Geheimnis zuflüstern j-m D. – шепнути комусь таємницю,
geheimnisvoll – таємничий,
vor sich gehen – відбуватися,
gehören zu D. (te, t) – належати, стосуватися,
gelangen (te, t) – потрапляти,
gelangweilt – нудно,
Geld, n, -(e)s, -er – гроші,
genügend – достатній, задовільний,
gescheitelt – з проділом,
Geschichten erzählen j-m D. – розповідати комусь історії,
geschliffen – шліфований, гранований,
geschnitzte Holztüren – вирізьблені дерев’яні двері,
gestrichen – пофарбований,
Getreideernte, f, -, -n – збір урожаю,
Gewicht, n, -(e)s, -e – гиря,
Gewissensbiss, m, -es, -e – докори совісті,
gewöhnen, sich an (te, t) – звикати,
glänzend – блискучий, сяючий,
Glas, n, -es, Gläser – скло, стакан,
gläsern – скляний,
gleichaltrig – одного віку,
glitzern (te, t) – блищати,
glitzernd – блискучий,
Glockenschlag, m, -(e)s, ..schläge – бій годинника,
glеiten (te, t) – ковзати,
Grieß, m, -es – манна крупа,
Gurkenfass, n, ...sses, ...fässer – бочка для маринування орірків,
170
H
Haferflocken, pl, – вівсяні пластівці,
Haferflockentüten, pl – пакети з вівсяними пластівцями,
Hals über Kopf – похапцем,
hämisch – злобний, лукавий, єхидний,
Hand in Hand – пліч-о-пліч,
handeln mit – торгувати чимось,
Häppchen, n, -s, - – шматочок,
hauptsächlich – головним чином, переважно,
Hauseingang, m, -(e)s, …gänge – вхід в дім, під’їзд,
Hauswartsfrau, f, -, -n – сторожиха,
hegen (te, t) – леліяти, плекати, турбуватися,
hellblond – світло-русявий, білявий,
Henkel, m, -s, - – вухо, ручка,
herumkrabbeln (te, t) – повзати кругом,
herumkullern (te, t) – котити навколо чогось, обкотити,
Herumlaufen, n, -s – біганина,
herumstapfen (te, t) – тупати,
hinaufsteigen (ie, ie) – підніматися вгору,
hinfallen (ie, a) – падати,
Hinundhergerede, f, - – розм. балачки,
hinuntersteigen (ie, ie) – спускатися,
hinzufügen (te, t) – додавати, доповнювати,
Hirngespinst, n, -es, -e – химери, гра уяви,
Hocker, m, -s, - – табурет,
Hoftor, n, -(e)s, -e – ворота,
hölzerne Brücke – дерев’яний міст,
hopsen (te, t) – підстрибувати, стибати,
Hortleiterin, f, -, -nen – вихователька групи продовженого дня,
hospitieren (te, t) – відвідувати заняття,
171
Hund, m, -(e)s, -e – собака, пес,
Hundezwinger, m -s, - – клітка для собаки,
hüpfen (te, t) – підстрибувати, підскакувати,
Hütte, f, -, -n – будка, буда,
I
im Wind flattern – розвіватися на вітрі,
in die Regale einordnen – впорядковувати на полиці,
in Windeseile – з блискавичною швидкістю,
ins Bett legen – класти в ліжко,
irren, sich (te, t) – помилятися,
J
jähzornig – запальний, гарячкуватий,
K
kämmen – чесати,
Kanu fahren (u, a) – кататися на каное,
Kasse, f, -, -n – каса,
Kassenblock, m -s, – чекова книжка продавця,
Katze, f, -, -n – кішка,
Kaufmannsladen, m, – магазин,
Kavalier, m, -s, -e – кавалер,
kentern (te, t) – перекинутися,
Kirche f, -, -n – церква,
Klappe, f, -, -n – заслінка печі,
klettern (te, t) – дряпатися,
Knicks, m, -es, -e – реверанс,
Knopf, m, -(e)s, Knöpfe – ґудзик, запонка, кнопка,
knurrig – буркотливий,
kräftig – міцний, сильний,
Kraftwerk, n, -(e)s, -e – електростанція,
172
krähen (te, t) – співати, піяти,
kratzen (te, t) – дряпатися, шкребти,
Kreis, m, -es, -e – коло,
Krempe, f, -, -n – криси (капелюха)
kriechen (o, o) – повзати,
Kriegsschiff, n, -(e)s, -e – військовий корабель,
Kuchenmehl, n, -(e)s – готова суміш для випікання здобних виробів,
kühn – зухвалий, сміливий,
sich als Kunden benehmen – поводитись як покупець,
Küste, f, -, -n – морське узбережжя,
L
ein eingebildeter Ladenbesitzer – гордовитий, зарозумілий, пихатий власник
магазину,
Ladentisch, m, -es, -e – прилавок,
Lastschiff, n, -(e)s, -e – вантажне судно,
Latz, m, -(e)s, Lätze – манишка, нагрудник,
lauschen auf – дослухатися,
lebendig – живий,
Lebensmittelkonsum, m, -s, -s – кооперативний продовольчий магазин,
lecken (te, t) – лизати, вилизувати,
Leckerbiss, m, -es, -e – ласий шматок,
Leckerei, f, -, -n – ласощі,
lehnen, sich (te, t) – прихилитися, притулитися,
Lehrling, m, -s, -e – учень (на виробництві, у конторі і т.д.),
leiden (i, i) – страждати, хворіти, терпіти,
Leine, f -, -n – мотузка, вірьовка,
Leinenmanschetten, pl, – полотняні манжети,
locken (te, t) – манити, виманювати,
Los! – Давай!, Вперед!, Руш!
losrasen (te, t) – мчати, нестися,
173
lutschen (te, t) – смоктати, ссати,
M
Mädel, n, -s, - – дівчина, дівчинка,
Mähdrescher, m, -s, - – зернозбиральний комбайн,
Mammi, f, - – розм. мама,
Maul, n, -(e)s, Mäuler – морда,
Meine Güte! – Мій Боже! .
Meinungsverschiedenheit, f, -, -n – суперечка, незгода,
melden, sich (te, t) – піднімати руку,
merkwürdig – дивний,
Milch, f, - – молоко,
missbilligend – зневажливий,
missmutig – незадоволений, похмурий,
mit Hilfe – за допомогою,
Mittagsschlaf, m, -s – обідній сон,
Mohn, m, -(e)s бот. – мак,
Mondschein, m -s – місячне світло,
Mundharmonika, f, -, -n – губна гармошка,
Musikzimmer, n, -s, - – музичний клас,
N
Nachhauseweg, m, -(e)s, -e – шлях додому,
nachmachen (te, t) – наслідувати, перекривлювати,
Nelke, f, -, -n – гвоздика,
Nichts für ungut – Не ображайтеся! Пробачте (даруйте) на слові!
niederlassen (ie, a) – влаштуватися, всістися,
O
öffnen, sich (te, t) – відчинятися,
P
paddeln (te, t) – веслувати, плавати на байдарці,
174
Papierschiffchen, n, – паперовий кораблик,
Passagierdampfer, m, -(e)s, - – пасажирський теплохід,
Patenschaft, f, -, -n – шефство,
Pfannkuchen, m, -s, - – пиріжок,
Pflaster, n, -s, - – бруківка,
Pfötchen, n – лапка,
Pfote, f, -, -n – лапа,
Plättbrett, n, -(e)s, -er – прасувальна дошка,
Platte, f, -, -n – плита,
plumpsen (te, t) – гепнутися, шубовснути,
Polizeivorschrift, f, -, -en – розпорядження міліції,
Portemonnaie, n, -s, -s – гаманець, портмоне,
Postamt, n, -(e)s, ..ämter – відділення пошти,
Pritsche, f, -, -en – нари,
protestieren (te, t) – протестувати,
Pudelmütze, f -, -n – волохата шапка,
Puffreis, m -es – повітряний рис,
Puppenwagendecke, f, -, -n – ковдра для ляльки,
purzeln (te, t) – впасти, скотитися,
R
Rasen, m, -es, - – газон,
Rathaus, n, -es, …häuser – ратуша,
Rathausplatz, m, -es, Plätze – площа біля ратуші,
Rauch, m, -(e)s – дим,
rauchen (te, t) – курити, диміти,
recht machen (te, t) – догодити,
reden (te, t) – говорити, розмовляти,
Rednerpult, n, -(e)s, -e – трибуна,
Regal, n, -s, -e – полка, етажерка, стелаж,
Reis, m, -es – рис,
175
rekeln, sich (te, t) – потягуватися,
Rettungsring, m, -(e)s, -e – рятівне коло,
Roller fahren – кататися на роликах,
rosa – рожевий,
Rücken, m, -s, - – спина,
rücken, sich (te, t) – рухатися, пересуватися,
rudern (te, t) – веслувати, пливти на веслах,
j-n in Ruhe lassen – дати спокій,
rühren sich (te, t) – ворушитися, рухатися,
Runde, f,-, -n – круг,
rüstig – бадьорий, здоровий, міцний,
S
säen (te, t) – сіяти,
Salbe, f, -, -n – мазь,
Salz, n, -es, -e – сіль,
sanft – м’який, ніжний,
sanfte Bewegungen – м’який, ніжний, плавний рух, жест,
säubern (te, t) – чистити,
Schachtel, f, -, -n – коробка, пачка,
schaden (te, t) – шкодити,
Schale, f, -, -n – чаша терезів,
Schalterhalle, f, -, -n – операційний зал пошти,
Schaufensterscheibe, f, -, -n – скло вітрини,
schaukeln, sich (te, t) – гойдатися,
Schaumkrone, f, -, -n – баранці, буруни на хвилях,
Scheibenwischer, m, -s, - – двірник,
schieben (o, o) – рухати, штовхати,
schief – косий,
schimpfen (te, t) – лаятися,
Schirm (m) aufspannen (te, t) – розкрити зонт,
176
Schirmmütze, f, -, -n – кашкет, картуз,
Schlamm m, -(e)s, -e – грязюка,
schlängeln (te, t) – звиватися,
Schlitten, m -s, - – сани, нарти,
schluchzen (te, t) – схлипувати,
schmiegen, sich an A. (te, t) – притискатися, притулятися до когось,
Schmuck, m, -(e)s – прикраса,
schmücken (te, t) – прикрашати,
schmunzeln (te, t) – посміхатися,
schnallen (te, t) – пристібати, прив’язувати ременем,
Schnauze, f, -, -n – морда, рило,
Schnecke, f, -, -n – слимак, равлик,
schneiden (i, i) – різати, відрізати,
schnuppern (te, t) – обнюхувати,
schnurren (te, t) – дзижчати, гудіти, муркотіти (про кішку),
schnurren (te, t) – муркати,
Schokoladenplätzchen, n, -s, - – кругле шоколадне печиво,
Schornstein, m, -es, -e – димар,
auf den Schoß nehmen – брати на коліна,
schräg – косий, навскіс,
vor Schreck – зі страху,
Schub (m) geben (a, e) – підштовхнути, попхати з місця,
Schub, m, -(e)s, Schübe – партія товару,
Schubkarren, m, -s, - – тачка,
schubsen (te, t) – штовхати, пхати,
Schulhort, m, -es, -e – тут група продовженого дня,
Schulmappe, f, -, -n – портфель, ранець,
Schultüte, f, -, -n – шкільний пакет,
Schuppen, m, -s, - – повітка,
Schwanenfamilie, f, – лебедина сім’я,
177
Schwanz, m -es, Schwänze – хвіст,
schweigsam – мовчазний,
Schwimmweste, f, -, -n – рятувальний жилет,
schwindelig – паморочитися в голові,
schwingend – махаючи, розмахуючи,
Schаuckeln, n, -s, - – розгойдування, заколисування,
seelenruhig schlafen – дуже міцно спати,
Sehnsucht, f, - – туга,
seidenweich – м’який наче шовк,
Seifenpulver, n, -s – мильний порошок,
Selbstbedienungsgeschäft, n, – магазин самообслуговування,
senkrecht – прямовисний, вертикальний,
Seufzer, m, -s, - – зітхання,
spannen (te, t) vor+D. – запрягати,
Spaß machen j-m D. – приносити задоволення комусь,
spaßen (te, t) – жартувати,
Spielnachmittag, m, -s, -e – підготовчі заняття (до школи),
Spinne, f, -, -n – павук,
Spitz, m, -es, -e – шпіц (порода собак),
Spitzenkragen, m, -s, - – мереживний комір,
Staketenzaun, m, -(e)s, -zäune – дерев’яний паркан,
stärken, sich (te t)– підкріпитися,
starr – пристальний (погляд),
steil – крутий, стрімкий, прямовисний,
Steinewerfen, n, -s – метання, кидання каміння,
stocksteif – як вкопаний,
stolpern (te, t) – спіткнутися, спотикатися,
stopfen (te, t) – штопати,
Stoppel, f,-, -n – стерня,
straff – тугий, гладкий (про волосся),
178
Straße entlangsausen – з шумом мчати вздовж вулиці,
Straßenlaterne, f, -, -n – вуличний ліхтар,
sträuben, sich (te, t) – наїжуватися, стовбурчитися,
strecken (te, t) – випростати, витягти,
streicheln (te, t) – гладити,
Stroh, n, -(e)s – солома,
Strömung, f, -, -en – течія,
strudeln (te, t) – бити ключем, пінитися, бурлити,
einen Sturzhelm aufsetzen – надягати захисний шолом,
summen (te, t) – дзижчати, гудіти,
T
tatsächlich – фактично, дійсно,
Teich, m, -(e)s, -e – ставок,
Telegrafenmast, m,-es, -e також -en – телеграфний стовп,
tippen (te, t) – торкатися пальцями,
Tischler, m, -s, - – столяр,
Tischplatte, f, -, -n – поверхня стола,
Treppe, f, -, -n – сходи,
Trompete, f, -, -n – труба,
Trompeter, m, -es, - – трубач,
trotten (te, t) – чалапати,
Truthahn, m, -(e)s, -hähne – індик,
Turm, m, -(e)s, Türme – вежа,
Turnhalle, f, -, -n – спортзал,
Turnzeug, n, -es – спортивна форма,
Ü
üben, sich (te, t) – тренуватися, вправлятися,
überlegen (te, t) – обдумувати, задумуватися,
überqueren (te, t) – перетинати, переходити,
überraschend – несподіваний,
179
übersiedeln (te, t) – переселитися, перебратися,
überziehen (o, o) – вкривати,
übrigens – взагалі,
umblasen (ie, a) – обвівати, обдувати,
umfangen (i, a) – обвивати, обнімати,
umgraben, u, a – перекопати,
umschauen, sich (te, t) – оглядатися,
umständlich – докладний, солідний,
Umstellung (f) auf den neuen Tagesablauf – налаштування на новий режим,
ungelogen – недоречний,
unterbrechen (a, o) – перебити,
uralt – старезний, древній,
V
Verband (einen) legen (te, t) – накласти пов’язку,
verbieten (a, o) – забороняти,
verdreschen (a, o i o, o) – розм. побити, відшмагати,
verdrossen – незадоволений, розгніваний, роздратований,
vereinsamt – самотній, усамітнений,
vereinzelt – самотній, усамітнений,
vereist – обмерзлий, обледенілий,
vergnügt – задоволений,
verkaufen (te, t) – продавати,
Verkäuferin, f, -, -nen – продавщиця,
Verkaufsstellenleiterin, f, – завідувач магазину,
verlaufen, sich (ie, a) – заблудитися,
verlegen werden – засоромитися,
vernarrt – закоханий до нестями,
vernaschen (te, t) – ласувати,
versammeln, sich (te, t) – збиратися,
verschmitzt – лукавий, хитрий,
180
versetzen (te, t) – переводити в наступний клас,
verständiges Gesicht – тямущий вираз обличчя,
verursachen (te, t) – спричиняти,
verziert – прикрашений, оздоблений,
vielleicht – можливо,
ein Vierteljahr alt sein – мати три місяці,
Volkspolizist, m, -en, -en – поліцейський,
von mir aus – будь ласка, прошу, як хочете!
voraussagen (te, t) – передбачати,
vormachen (te, t) – показувати (як робити щось комусь),
Vorrücken, n, – пересування стрілки,
vorschreiben D. (ie, ie)– наказувати, диктувати комусь,
vorsichtig – обережно,
Vorstadt, f, -, -städte – передмістя,
W
Waage, f, -, -n – ваги,
wach werden (u, o) – прокидатися,
wackeln (te, t) – хитатися, гойдатися,
Wade, f, -, -n – литка,
wedeln (te, t) – махати,
Wehwehchen, n, -(e)s, - – болячка, дитяче буба,
Weibervolk, n, -(e)s – зневажл. бабнота,
weich – м’який, лагідний, ніжний,
Weide, f, -, -n – вигін, пасовище,
Weidenbusch, m, -es, Büsche – кущ верби, лози,
zu Weihnachten – на Різдво,
Welle, f, -, -n – хвиля,
rund um die Welt – навколо світу,
Widerrede, f, -, -n – заперечення,
winken (te, t) – кивати, підморгувати,
181
Wunde, f, -, -n – рана,
wünschen, sich D. etw. (te, t) – щось собі бажати,
wütend – розлючений,
Z
Zähltempo (n) angeben, a, e – задавати темп лічби,
zanken, sich (te, t) – сваритися,
Zaun, m -s, Zäune – огорожа, паркан,
Zehenspitze, f, -, -n – кінчики пальців,
Zeichensaal, m, -(e)s, Säle – кабінет малювання,
zerknittert – помнений, пом’ятий,
Zeugnis, n, -ses, -se – посвідчення, атестат, табель,
Ziegelstein, m, -(e)s, -e – цегла,
Ziegelsteinmauer, f, -, -n – цегляна стіна,
zieren (te, t) – прикрашати,
zischen (te, t) – шепотіти,
Zucker, m, -s – цукор,
Zuckerguss, m, -es, -güsse – цукрова глазур,
zuhalten (ie, a) – закривати, затикати,
zuhören (te, t) – слухати, прислухатися,
zulassen (ie, a) – допускати,
zuliebe tun – зробити к-н послугу, зробити заради когось,
Zunge, f, -, -n – язик,
zureden (te, t) – умовляти, переконувати,
zurückliegend – минулий,
zurückziehen, sich (o, o) – ховатися, залазити,
zusammenhalten (ie, a) – збирати докупи,
zwängen, sich (te, t) – протискатися, втискатися,
zweifeln (te, t) – сумніватися,
Zwillinge, pl – близнята.
182
СПИСОК ВИКОРИСТАНОЇ ЛІТЕРАТУРИ:
183
НАВЧАЛЬНО-МЕТОДИЧНИЙ ПОСІБНИК
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