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Abwärmeverwertung

14.1 Grundlagen der Abwärmenutzung – Abwärme, die von der Motoroberfläche an die Umgebung
als Strahlungs- und Konvektionswärme abgegeben wird.
14.1.1 Vorbemerkung
Während die Abgaswärme durch den Ladungswechsel im
Wenngleich die in den siebziger Jahren in der gesamten Be- Auslassvorgang abgeführt wird, müssen alle anderen Abwär-
völkerung bewusst gewordene Endlichkeit der Vorräte an men zwangsweise mit Hilfe von Kühlmitteln (Wasser, Öl
fossilen Energieträgern wieder etwas in den Hintergrund oder Luft) abgeführt werden.
getreten ist, so wird durch die Auswirkungen des Schad- Diese an verschiedenen Stellen des Motors anfallenden
stoffeintrags aber auch des CO2-Eintrags in die Erdatmo­ Wärmen (Bild 14‑1) werden für eine Nutzung mit unter-
sphäre doch immer wieder die Notwendigkeit einer lang­fris­ schiedlichem Aufwand an Wasser als Wärmeträgermedium
tig zielorientierten, umweltschonenden Energiepolitik übertragen. Während die Übertragung der Kühlwärmen in
deutlich.
Beide Problembereiche – Ressourcenschonung und Ver-
meidung von Umweltschäden – erfordern künftig in ver-
stärktem Ausmaß ein Vorgehen, das versucht, das reichlich
vorhandene Potenzial von Energieeinsparmöglichkeiten
auszuschöpfen und darüber hinaus regenerative, d. h. nicht
erschöpfliche Energieträger verstärkt zu nutzen. Beide Ziele
sind dabei nicht sequentiell, sondern zeitlich nebeneinander,
also parallel, zu verfolgen.
Sowohl im Sinne der Primärenergieeinsparung als auch
im Sinne der Schonung der Umwelt gilt es also zu prüfen,
welche Arten von Abwärme bei der dieselmotorischen Ver-
brennung anfallen und wie diese sinnvoll genutzt werden
können.

14.1.2 Abwärme von Dieselmotoren


Bedingt durch ihre Entstehung können folgende Arten von
Abwärmen unterschieden werden:
– Abwärme aus dem Abgas bedingt durch den Ladungs­
wech­sel,
– Abwärme, die als Kühlwärme zum Schutz der metallischen
Wandungen entsteht, wie Zylinderkühlung, Kolbenküh­
lung, ggf. Kühlung des ATL-Turbinengehäuses und die
Ölkühlung als Lager- und Innenwandkühlung,
– Abwärme aus der Ladeluftkühlung, die zur Steigerung der Bild 14-1  Äußere Wärmebilanz und Abwärmen eines Dieselmotors
Motorleistung und des effektiven Wirkungsgrades dient,
14.1  Grundlagen der Abwärmenutzung    445

Wasser/Wasser- bzw. Luft/Wasser-Wärmeübertragern prob­ die vom Motor (Zylinder) abgegebene Kühlwärme ΦZK so-
lemlos erfolgt, gestaltet sich die Übertragung der Wärme des wie die im Ölkühler (ΦÖK ) und im Ladeluftkühler (ΦLLK )
mit Staub- und Rußpartikeln beladenen Abgases in einem anfallenden Wärmeströme.
Gas/Wasser-Wärmeübertrager doch etwas aufwendiger, s.
Abschn. 9.2.5.5. Abgaswärmeleistung ΦA
Die vom Motor abgegebene Strahlungs- und Konvekti-
Mit Bezug auf die durch den Umgebungszustand (pU, TU)
onswärme wird üblicherweise durch Be- und Entlüftung der
gegebene Systemgrenze gilt für die Abgaswärmeleistung
Motorumgebung abgeführt. Sie kann aber grundsätzlich
nach Austritt Turbolader (Index L: Luft; Index A: Abgas) aus-
auch, was allerdings in sehr wenigen Fällen ausgeführt
gedrückt durch die Enthalpiedifferenz unter Einsatz der je-
wurde, mit Hilfe einer Luft/Wasser-Wärmepumpe abgeführt
weiligen spezifischen Enthalpie h in (kJ/kg):
und genutzt werden.
Neben der Unterscheidung der einzelnen Arten der ΦA = ṁ A hA – ṁ L hL = ṁ A [hA – (1/d0)hL] .
Abwärmen von Dieselmotoren hinsichtlich der Wärmeab-
Das Massenstromverhältnis 1/d0 = ṁ L/ṁ A folgt mit dem mi-
fuhr und der Wärmeübertragung weisen die unterschied-
nimalen Luftbedarf Lmin und dem Gesamt-Luftverhältnis λV
lichen Abwärmen auch entsprechend dem Ort der Ent­
der Verbrennung aus
stehung im Motor unterschiedliche Temperaturniveaus auf.
So fällt die Abgaswärme, die Abwärme mit dem höchsten 1/d0 = Lmin/(1 + lVLmin) . (14-2)
Temperaturniveau, im Bereich von 300 °C bis 500 °C an, je
Davon sind im Abgaswärmetauscher (Index AK) nutzbar
nach Art und Größe des Motors. Die Austrittstemperaturen
des Motorkühlwassers liegen üblicherweise im Bereich von ΦAK = ṁ A hAWT (hA1 = hA2] ,
75 °C bis 95 °C. Während die Wassertemperaturen im Lade-
wobei für den Gütegrad des Abgaswärmetauschers
luftkühler bzw. im Niedertemperatur-Ladeluftkühler bei
ηAWT = 0,95…0,98 und die Abgastemperaturen TA1 = TA – 5 K
mehrstufiger Ladeluftkühlung bei 30 °C bis 40 °C liegen,
bzw. TA2 = 160…180 °C (zur Vermeidung von Nasskorrosion)
können hier die Wassertemperaturen im Hochtemperatur-
eingesetzt werden kann. Werte für die spezifischen Enthalpi-
Ladeluftkühler das Temperaturniveau des Motorkühlwas-
en h von Luft und Abgas bezogen auf den absoluten Nullpunkt
sers erreichen. Ebenfalls im Bereich des Temperaturniveaus
sind der Auftragung nach [14‑1] in Bild 14‑2 als Funktion von
des Motorkühlwassers oder geringfügig darunter liegen
Temperatur und Luftverhältnis zu entnehmen.
üblicherweise die Wassertemperaturen zur Kühlung der
Schmierölwärme.
Kühlwärmeleistung ΦK
14.1.3 Bestimmung der Abwärmeleistungen Die vom Motor als Kühlung abzuführende Wärme setzt sich
i. d. R. aus drei Anteilen zusammen, s. Gl. (14‑1). Anhalts-
Leistungsbilanz eines Dieselmotors werte über die Verteilung der drei Anteile bei den verschie-
Zur Bestimmung der Abwärmeleistungen von Dieselmo- denen Motoren und die Wertigkeit der Zylinder- und
toren können die folgenden Beziehungen herangezogen wer- Schmierölkühlwärmen sind in Abschn. 11 aufgeführt.
den:
Für die äußere Wärmebilanz des Dieselmotors gilt Im Ladeluftkühler abgeführte Wärmeleistung ΦLLK

PB = Pe + ΦA + ΦK + ΦR . Die Verdichtung der bei Umgebungstemperatur TU ange-


saugten Luft entsprechend dem isentropen Verdichtungsver
Danach entspricht die als Brennstoff- oder Kraftstoffleis­ hältnis πL des Verdichters, „Laders“, erhöht die Temperatur
tung PB zugeführte Wärme Φzu dem Produkt aus Brennstoff- der Ladung am Austritt des Verdichters auf TL1 = Temperatur
massenstrom ṁ B und Heizwert Hu Eintritt LLK. Mit dem isentropen Wirkungsgrad ηSL des Ver-
Φzu = PB = ṁ B · Hu , dichters folgt für die relative Temperaturerhöhung TL1/TU
bzw. T2 /T1 , G1. (2-37)
der Summe aus effektiver (mechanischer) Leistung Pe, der
mit dem Abgas abgeführten Wärmeleistung ΦA, der Kühlleis­ TL1/TU = [1 – (pLk–1/k – 1)/hSL].
tung ΦK und dem im Restglied ΦR enthaltenen Verlust durch Die im Ladeluftkühler abzuführende Wärmeleistung beträgt
Strahlung und Konvektion an die Umgebung. dann mit der Lufttemperatur TL2 am Austritt des Ladeluft-
Dabei umfasst die gesamte Kühlleistung ΦK kühlers:
ΦK = ΦZK + ΦÖK + ΦLLK (14-1) ΦLLK = ṁ L (hL1 – hL2).
446 14 Abwärmeverwertung

Tabelle 14-1 Spezifischer Luftverbrauch le, in kg/kWh

Nutzfahrzeug-Dieselmotor mit ATL und LLK le = 6,0 .. 6,4


Schnelllaufender mit ATL und LLK le = 6,8 .. 7,2
Hochleistungsdieselmotor
Mittelschnelllaufender mit ATL und LLK le = 7,0 .. 7,2
Dieselmotor
Langsam laufender 2- Takt- mit ATL und LLK le = 9,8 ..
Dieselmotor 10,5

die mit dem Kraftstoff zugeführte Leistung von Dieselmo-


toren angeführt.

14.2 Möglichkeiten der Abwärmenutzung

14.2.1 Abwärmenutzung in Form von mechanischer


Energie

14.2.1.1 Turbo-Compound-Betrieb
Wenngleich es nahe liegt, der primären Bestimmung des
Dieselmotors zur Abgabe von mechanischer Energie ent-
Bild 14-2 Spezifische Enthalpie von Luft und Abgas als Funktion von Tempe- sprechend, auch die Abwärme nach Möglichkeit in mecha-
ratur und Luftverhältnis nische Energie zu verwandeln, sind hier in der Praxis vor
allem im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit enge Grenzen
gesetzt. Vor allem bei kleineren Motoren stellt die durch den
Mit der Bezugstemperatur TU = 298 K nach ISO 3046-1 und technischen Aufwand und den niedrigen Umwandlungswir-
der Temperatur der Ladung bei Eintritt in den Motor TL2 kungsgrad bedingte Auswirkung auf die spezifischen Kosten
> TL kann )LLK ebenfalls mit Hilfe des h-, T-Diagramms des Motors den Einsatz solcher Verfahren in Frage. Dennoch
(Bild 14-2) ermittelt werden. kommt das Turbo-Compounding, bei dem das Abgas in ei-
ner nachgeschalteten Abgasturbine zusätzlich Nutzarbeit
Anhaltswerte für den Luft- und Abgasmassenstrom leistet, die entweder an die Motorwelle oder an einen Gene-
rator übertragen wird, in Nutzfahrzeugmotoren, vor allem
Mit den Anhaltswerten für den spezifischen Luftdurchsatz le aber in Großmotoren zum Einsatz (s. Abschn. 2.2.4.4 und
in kg/kWh aus Tabelle 14-1 folgt mit dem Massenstromver- 18.4.4).
hältnis δ0, Gl. (14-2), bedingt durch die Zunahme der Luft-
masse beim Verbrennungsvorgang 14.2.1.2 Dampfkraftanlage (Bottoming Cycle oder
ṁA ≈ le Pe G0 . Organic Rankine Cycle)

Der Mindestluftbedarf Lmin folgt aus der Verbrennungsrech- Die Abwärmen des Motors können auch in einer Dampfkraft-
nung bei bekannter Elementaranalyse des Kraftstoffes, wobei anlage genutzt werden. Diesen, auch Bottoming Cycle genann-
anhaltsweise gilt: ten Anlagen, liegt üblicherweise der Clausius-Rankine-Pro-
– Dieselkraftstoff (DK) Lmin = 14,6 kg Luft/kg Krst., zess als Idealprozess zugrunde (Bild 14-3). Für die maximale,
– bzw. Schweröl (HF) Lmin = 14 kg Luft/kg Krst., nutzbare Temperaturspanne gemäß dem Carnot-Prozess be-
stehen enge Grenzen zwischen der mit den Abgastempera-
Als Anhaltswerte für die abzuführenden und ggf. nutzbaren turen erreichbaren Dampftemperatur und der Umgebungsluft
Wärmen von Dieselmotoren unterschiedlicher Größe sind in als Prozess-Abwärmesenke. Im Abgas werden die höchsten
Tabelle 14-2 die bei Volllast gemessenen Anteile bezogen auf Temperaturen mit 300 °C bis 500 °C angeboten (s. auch Tabel-
14.2  Möglichkeiten der Abwärmenutzung    447

Tabelle 14-2  Dieselmotor-Kenngrößen

Kenngröße Motortyp
18V 32/40 18V 48/60
MAN Diesel MAN Diesel
pe bar 24,9 23,2
Bohrung/Hub mm/mm 320/400 480/600
Leistung kW 9000 18900
Drehzahl min–1 750 500
Abgastemperatur °C 310 315
Anteile an Kraftstoffleistung
Kühlwasser HT-Kreisa % 14,2 13,8
Kühlwasser NT Kreisb % 10,7 9,8
Abgas (180 °C)c % 12,5 12,7
Strahlung und Konvektion % 1,9 1,7
Wirkungsgraded
ηe d % 46,2 47,7
ηa (therm. nutzbar)e % 37,4 36,3
ηges (effekt.+therm.)e % 83,6 84,0
a Hierin sind enthalten: Zylinderkühlung + Ladeluftkühlung
b Hierin sind enthalten: NT Anteil Ladeluftkühlung + Ölkühlung
c Anteil Abgaswärme bei Abkühlung auf 180°C
d Einschließlich Ölpumpe(n) ohne Kühlwasserpumpen
e Einschließlich Nutzung der Niedertemperaturwärme

len 14‑2 und 1-3). Abhängig von der jeweiligen Auslegung Neben Wasserdampf als Kreislaufmedium können auch
(Abkühlspanne des Abgases) bewegen sich damit die Dampf- Flüssigkeiten mit im Vergleich zu den Abgastemperatu-
temperaturen im Bereich von 200 °C bis 250 °C. Aufgrund der ren günstigerem Siedeverhalten eingesetzt werden [14‑2].
niedrigen Temperaturen sind die Kühlwasserwärmen (Motor- Es handelt sich hier um übliche Kältemittel, oft als sog.
kühlwasser, Ladeluft- und Ölwärme etc.) zur Erzeugung me- Kaltdämpfe oder organische Dämpfe bezeichnet, die im
chanischer bzw. elektrischer Energie wenig geeignet, abgese- Organic-Rankine-Cycle arbeiten. Vorteilen durch zu
hen von einer Teilnutzung zur Speisewasser­vorwärmung mit er­wartende bessere Kreislaufwirkungsgrade stehen Nach-
entsprechendem Zusatzaufwand (Bild 14‑3). teile in der Toxizität, der thermischen Stabilität, der Materi-
Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung und Steige- alverträglichkeit etc. gegenüber. Wasserdampf ermöglicht,
rung der effektiven Motorwirkungsgrade und den damit auch im Hinblick auf die negativen Auswirkungen her-
verbundenen niedrigeren Abgastemperaturen wird auch die kömmlicher Kältemittel auf Basis von Fluor-Chlor-Kohlen-
Möglichkeit der Nutzung der Abgaswärme in Dampfkraft- wasserstoffen auf die Ozonschicht, einen sicheren Betrieb.
anlagen zunehmend geringer. Dies wurde auch durch detaillierte Untersuchungen an
Als Expansionsmaschinen kommen Dampfturbinen, einem Nfz-Dieselmotor bestätigt [14‑3]. Die dabei ermit-
Schrau­benmotoren und Kolbendampfmotoren in Frage. telte Leistungssteigerung betrug maximal 3%. Wenngleich
Während Dampfmotoren mit Drehzahlen zwischen diese Ergebnisse die begrenzten Möglichkeiten der Abwär-
750 min–1 und 1500 min–1 einen Direktantrieb des Genera- menutzung zur Umwandlung in mechanische bzw. elek-
tors erlauben, erfordern Dampfturbinen und Schrauben- trische Energie aufzeigen, gewinnt dieses Verfahren, bedingt
motoren mit ihren relativ hohen Drehzahlen Getriebe zur durch den kontinuierlichen Anstieg der Kraftstoffpreise
Anpassung der Drehzahlen für die Kopplung an den Gene- zunehmend an Interesse. Vor allem an Großanlagen können
rator. Dies verringert die aufgrund der kleinen Leistungen die Ergebnisse mit zielgerichteten Entwicklungen durchaus
ohnehin niedrigen Wirkungsgrade der Expansionsmaschi- verbessert werden [14‑4], [14-5].
nen noch zusätzlich.
448    14  Abwärmeverwertung

Bild 14-3  Dieselmotor mit nachgeschaltetem Dampfkraftprozess (Bottoming Cycle) zur Stromerzeugung in einem Turbogenerator. 1 Motor mit ATL; 2 Abgaskessel mit
Überhitzer; 3 Turbogenerator; 4 Kondensator; 5 Kondensatpumpe; 6 Speisewasserbehälter; 7 Speisepumpe; 8 Vorwärmer; 9 Ladeluftkühler

Mittlerweile wird aber auch in der Automobilindustrie an dass in der Kaltstart- und Warmlaufphase nicht nur der
Einsatzmöglichkeiten dieses Verfahrens in Personenkraft- Fahrgastraum wegen ungenügender Heizleistung unzurei-
wagen gearbeitet [14‑5]. chend aufgewärmt wird, sondern dass auch die Schadstoff­
emission, der spezifische Verbrauch und der Motorverschleiß
14.2.2 Abwärmenutzung in Form von thermischer gegenüber dem betriebswarmen Motor zunehmen. Daher
Energie werden zunehmend insbesondere bei Dieselmotoren sog.
Zuheizer, kraftstoffbetriebene Heizgeräte, zur Kompensation
14.2.2.1 Heiz- und Prozesswärme des Wärmedefizits eingesetzt [14‑6].

Die technisch einfachste Möglichkeit der Abwärmenutzung 14.2.2.2 Kraft-Wärme-Kopplung


ist neben der direkten Verwendung zu Heizzwecken für die
Raumheizung in Gebäuden auch die Brauchwassererwär- Allgemeines
mung, ferner die Nutzung als Prozesswärme in der Produk-
tion oder zur Gewinnung von Frischwasser aus Seewasser Die gleichzeitige Nutzung von mechanischer Energie und
auf Schiffen. Haupteinsatzgebiet dürfte doch die nicht mehr der anfallenden Wärme führt zum Prinzip der Kraft-Wärme-
wegzudenkende Nutzung bei Kraftfahrzeugen zur Behei- Kopplung (KWK). Ziel des KWK-Prinzips ist es, einen mög-
zung der Fahrgastkabinen sein. Dabei ist die klassische Hei- lichst hohen Anteil der mit dem Kraft- oder Brennstoff zuge-
zung in den Kühlmittelkreislauf des Motors integriert. Bei führten Primärenergie zu nutzen und damit zur Schonung
wirkungsgrad­optimierten Fahrzeugmotoren hat sich gezeigt, der Energieressourcen sowie mit der damit verbundenen
14.2 Möglichkeiten der Abwärmenutzung 449

Verringerung von Verbrennungsprodukten auch zur Redu- wendigen Hilfseinrichtungen, den zugehörigen Schalt- und
zierung der Emission von Umweltschadstoffen beizutragen. Steuerungseinrichtungen, Schallschutzmaßnahmen,
Der Einsatz von KWK-Anlagen ist also sowohl aus öko- Abgasabführungen sowie dem entsprechenden Aufstel-
nomischer als auch aus ökologischer Sicht vorteilhaft. lungsraum.
Die Basiseinheit eines Verbrennungsmotor-BHKW, das
Blockheizkraftwerk BHKW-Aggregat, besteht aus dem Verbrennungsmotor als
Erzeuger mechanischer und thermischer Energie, dem Gene-
Gemäß VDI Richtlinie 3985 [14-7] sind Blockheizkraftwerke rator als Wandler mechanischer in elektrische Energie und
(BHKW) Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit Verbren- den Kraftübertragungs- und Lagerungselementen. Mit den
nungsmotoren oder Gasturbinen, die gleichzeitig Strom und Wärmeübertragungskomponenten, den Steuer-, Regelungs-
nutzbare Wärme erzeugen. und Überwachungseinrichtungen, dem Ansaug- und Abgas-
Ein Blockheizkraftwerk (Bild 14-4) besteht aus einem system, dem Schmieröl- und Kraftstoffsystem sowie den
oder mehreren BHKW-Modulen mit den zum Betrieb not- Sicherheitseinrichtungen wird daraus ein BHKW-Modul.

Bild 14-4 Definitionen und Abgrenzung der BHKW-Komponenten nach DIN 6280
450 14 Abwärmeverwertung

Während bei großen Leistungen üblicherweise das der Stromsteuer und bei einem Jahresnutzungsgrad von
BHKW-Aggregat an die Baustelle angeliefert wird und alle mindestens 70% auch von der Mineralölsteuer befreit. Nach
anderen Komponenten individuell angeordnet zur Anlage dem Gesetz zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuer-
ausgebaut werden, kommt bei kleineren Leistungen meist baren Energien wurden lukrative Einspeisevergütungen
die Bauart des Kompaktmoduls mit allen bereits enthal- festgelegt. Bei Einsatz von Kraftstoffen aus nachwachsenden
tenen Komponenten einschließlich des Primärschalldämp- Rohstoffen wird noch ein zusätzlicher Bonus zur Einspeise-
fers zur Anwendung. vergütung gewährt.
Eingesetzt werden Blockheizkraftwerke sowohl in kom- Unbestritten ist, dass mit Hilfe der kombinierten Strom-
munalen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Schwimmbä- und Wärmeerzeugung im BHKW gegenüber der getrennten
dern, Schulen als auch in Industrie und Gewerbe sowie in Erzeugung von Strom im Kraftwerk und Wärme im Kessel
Büro- und Wohngebäuden. Die Leistungsspanne erstreckt ein erheblicher Anteil an Primärenergie eingespart werden
sich von wenigen Kilowatt bis in den zweistelligen Mega- kann. Auch ist der Schadstoffeintrag in die Atmosphäre
wattbereich elektrischer Leistung. Während bei großen sowohl im Hinblick auf NOX als auch auf CO2 im Vergleich
Leistungen und der Nutzung der BHKW-Wärme zur zur getrennten Erzeugung von Strom im kalorischen Kraft-
Dampferzeugung vielfach Gasturbinen als Antriebsmaschi- werk und Wärme im Kessel niedriger.
nen eingesetzt werden, kommen bei kleineren Einheiten Voraussetzung dafür ist jedoch, dass zur Reduzierung der
und Leistungen Verbrennungsmotoren zum Einsatz. Neben NOX-Emissionen geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
Dieselmotoren und Diesel-Gasmotoren sind dies aus Grün- Beim Betrieb von Blockheizkraftwerken in Deutschland mit
den der niedrigen Abgasschadstoffemissionen überwiegend einer Feuerungswärmeleistung ab 1 MW sind die Grenz-
Otto-Gasmotoren, s. Abschn. 4.4. werte der TA-Luft zu berücksichtigen (s. Abschn. 15.2).
Im Rahmen der Nutzung regenerativer Energiequellen Während Otto-Gasmotoren mit Hilfe von innermotorischen
stehen als Kraftstoff für Dieselmotoren und Diesel-Gasmo- Maßnahmen (Magergemischtechnik) die ohnehin nied-
toren auch Pflanzenöle, insbesondere Rapsöl oder Rapsöl- rigeren Grenzwerte im Vergleich zu Dieselmotoren erheb-
methylester (RME) zur Verfügung [14-8]. lich unterschreiten, sind hier beim Betrieb von Diesel- und
Mit einer Reihe von in den letzten Jahren im Bundestag Diesel-Gasmotoren in den meisten Fällen nachgeschaltete
verabschiedeten Gesetzen konnte die Wirtschaftlichkeit von Abgasreinigungssysteme erforderlich.
BHKW Anlagen in Deutschland weiter verbessert werden. Im Sinne eines ökonomisch und ökologisch zukunftswei-
So sind BHKW mit einer Leistung bis 2 MW nach dem senden Konzepts erfolgt die Energieversorgung des Reichs-
Gesetz zum Einstieg in die ökologische Steuerreform von tages in Berlin durch ein Blockheizkraftwerk, bestehend aus

Bild 14-5
Aufbau eines BHKW-Moduls in Kompakt-
bauweise
14.2  Möglichkeiten der Abwärmenutzung    451

vier BHKW-Modulen, angetrieben mit dem regenerativen Wirtschaftlichkeits­rechnung durchgeführt wird, ist eine
Energieträger Rapsölmethylester. Planung der Anlage unumgänglich. Es muss eine
Damit wird das CO2-Einsparungspotenzial in zweifacher Bestandsaufnah­me der Energieströme, der Energieliefer-
weise genutzt, nämlich einerseits durch die Verbrennung und -be­zugsverträge gemacht werden. Hierzu sind detail-
eines regenerativen Energieträgers mit der bekannten güns­ lierte Angaben über den zeitlichen Strom- und Wärmebe-
tigen CO2-Bilanz und andererseits durch die Anwendung darf erforderlich. Anhand von Jahresdauerlinien, Tages-
des KWK-Prinzips mit dem immanenten Potenzial an Pri- und Wochenganglinien können durch Eintragen der
märenergieeinsparung und der damit verbundenen nied- Modulleistungen die Laufzeiten der BHKW-Module ermit-
rigen CO2-Emission. telt werden [14‑9]. Hier geht natürlich auch die Betriebs-
Mit den vier BHKW-Modulen mit einer elektrischen Leis­ weise des BHKW ein. Erfolgt der Betrieb wärmegeführt,
tung von je 400 kW wird bei elektrischen Wirkungsgraden stromgeführt oder alternierend? Ist es aufgrund des Strom-
von 42,5% eine Primärenergienutzung von 90% erzielt. Die bezugsvertrages günstig, Spitzenlast zu fahren? Wie sieht
Wärmeauskopplung erfolgt in einem HT-Kreis (Motorkühl- die Energiebedarfsprognose aus?
wasser- + Ölkühlerwärme + Abgaswärme) bei 110 °C und Steht nun das Konzept fest, kann eine Wirtschaftlichkeits-
einem NT-Kreis (Ladeluftkühlwärme) bei 40 °C. rechnung durchgeführt werden. Hierfür werden die aus der
Um neben dem zwar nicht toxischen, aber für die Erd­ Investitionsrechnung bekannten finanzmathematischen
atmosphäre schädlichen Kohlendioxid CO2 auch die bei Methoden angewendet. Bewährt hat sich neben der Annui-
der Verbrennung gebildeten Abgasschadstoffe entspre- tätsmethode vor allem die Kapitalwertmethode.
chend den Forderungen des Auftraggebers minimieren zu Der Verlauf des Kapitalwerts über den Nutzungsjahren
können, mussten die Aggregate mit einem System zur liefert neben der Amortisationszeit auch den Gewinn am
Abgasnachbehandlung versehen werden. Dazu werden in Ende der Nutzungsdauer. Die Amortisationszeit, die die
einem Partikelfilter mittels katalytisch beschichteter Filter- Zeitspanne zwischen dem Investitionszeitpunkt und dem
patronen die nichtflüchtigen Partikel aus dem Abgas abge- Zeitpunkt angibt, an dem der höhere Kapitaleinsatz durch
schieden. Ein SCR-Katalysator bestehend aus beschichteten Energiekosten­einsparungen wiedergewonnen ist, stellt
Katalysatorwaben reduziert unter Eindüsen von Harnstoff neben der Aussage über die Wirtschaftlichkeit eine wichtige
die NOX-Emission und ein zusätzlicher Oxidationskataly- Kenngröße zur Beurteilung des finanziellen Risikos dar. Je
sator die Emission an Kohlenmonoxid sowie Kohlenwas- kürzer die Amortisationszeit, desto geringer ist das Risiko
serstoffen. der Investition. Sowohl die Aussage über das Risiko als auch
Damit werden die vorgegebenen, im Vergleich zur TA die Angabe über den erzielbaren Überschuss geben Hilfe-
Luft (s. Abschn. 15.2) stark herabgesetzten Emissionswerte stellung bei der Auswahl des geeigneten Konzepts.
eingehalten.
– Ruß (Partikel) < 10 mg/m³ Kenngrößen von BHKW-Anlagen
– Staub < 20 mg/m³.
– Stickoxide NOX < 100 mg/m³ Um eine einheitliche Regelung für die vielen im Laufe der
– Kohlenmonoxid CO < 300 mg/m³ Jahre verwendeten Begriffe zu finden, wurden die wesent-
– Kohlenwasserstoffe HC < 150 mg/m³ lichen Kenngrößen in der Norm DIN 6280 Teil 14 festgelegt
[14‑10]. Diese im August 1997 veröffentlichte Norm gilt für
(Zur Zeit der Bauphase waren nach TA-Luft z.  B. für Blockheizkraftwerke (BHKW) mit Hubkolben-Verbren-
NOX 4000 mg/m³ bezogen auf Normzustand (273,15 K; nungsmotoren zur Erzeugung von Wechselstrom und
101,3 kPa) unter Abzug des Feuchtegehaltes bei einem Sauer­ Nutzwärme.
stoffgehalt des Abgases von 5% zulässig!). Wenngleich Erfah- Ähnlich den Wirkungsgraden sind die Nutzungsgrade in
rungen aus einer Vielzahl von gebauten und erfolgreich be- DIN 6280 Teil 14 definiert. Hierbei werden die erzeugte
triebenen BHKW-Anlagen vorliegen, ist jedoch in jedem Energie (elektrisch, thermisch, gesamt) zur Wärmeenergie
Einzelfall zu prüfen, ob ein BHKW sinnvoll eingesetzt wer- der zugeführten Kraftstoffmenge, bezogen auf den Heizwert
den kann und welches Konzept den besten Erfolg ver- (Hu), innerhalb einer längeren Zeitdauer (z. B. 1 Jahr) ins
spricht. Verhältnis gesetzt. Im Gegensatz zu den Wirkungsgraden
Ressourcenschonung und Umweltentlastung alleine rei- werden bei den Nutzungsgraden auch die Energie der Hilfs-
chen in den seltensten Fällen für die positive Kaufentschei- antriebe (z. B. Pumpen, Lüfter) und die Stillstandsverluste
dung eines Betreibers aus. Deshalb müssen auch BHKW- berücksichtigt.
Anlagen, wie andere Investitionsgüter, einer Prüfung der Die gemessenen bzw. angegebenen Wirkungsgrade sind
Wirtschaftlichkeit unterzogen werden. Bevor jedoch eine jeweils abhängig vom Betriebszustand des BHKW (Nenn-
452    14  Abwärmeverwertung

Tabelle 14-3  Definition BHKW-Wirkungsgrad nach DIN 6280

Elektrischer Wirkungsgrad ηel Verhältnis der erzeugten elektrischen Wirkleistung zur


Wärmeleistung der zugeführten Kraftstoffmenge bezogen auf den Heizwert (Hu)
Thermischer Wirkungsgrad ηth Verhältnis der erzeugten thermischen Leistungen zur Wärmeleistung der zugeführten Kraftstoffmenge bezogen auf
den Heizwert (Hu)
Gesamtwirkungsgrad ηges Summe des elektrischen und thermischen Wirkungsgrades. In dem Gesamtwirkungsgrad ist die Leistung für die
Hilfsantriebe nicht berücksichtigt.

last oder Teillast, Drehzahl, Kühlwasser­temperatur, Lade- (Motor, Steuerung etc.) bzw. der Neufestlegung der elek-
lufttemperatur, Abkühltemperatur des Abgases etc.). trischen Leistung und dem Anbau aller erforderlichen Kom-
Alle Kenngrößen, sowohl Wirkungsgrade als auch Nut- ponenten zur Wärmeaus­kopplung, sowie dem zur Einhal-
zungsgrade für die jeweilige Einheit (Aggregat, Modul, tung der behördlich vorgegebenen Grenzwerte der Schad-
BHKW) beziehen sich auf eine definierte Systemgrenze z. B. stoffemissionen erforderlichen Abgasnachbehandlungssys­
Stromabgang an den Generatorklemmen, Heizwasserein- tem, kann eine Notstromanlage im Netzparallelbetrieb oder
und -austritt am Modul, Ladeluftkühlwasserein- und aus- als Netzersatzanlage betrieben werden.
tritt am Modul. Zur Einordnung der Kenngrößenangaben
sind diese Randbedingungen unabdingbar. Dieselmotor-Wärmepumpe
Während sich die Messungen bzw. Angaben von Wir-
kungsgraden auf konstante Betriebsbedingungen beziehen, Bei der Dieselmotorwärmepumpe handelt es sich um eine
sind in den Angaben von Nutzungsgraden auch An- und Kompressions­wärmepumpe deren Verdichter von einem Die­
Abfahrvorgänge, Teillastbetrieb und Stillstandszeiten selmotor angetrieben wird. Der prinzipielle Aufbau einer
berücksichtigt. Das heißt, die Planung und Auslegung der Dieselmotor-Wärmepumpe ist im Schaltbild (Bild 14‑6) dar-
Gesamtanlage sowie die durch den Betreiber gewählte Fahr- gestellt. Zur Verdichtung des Arbeitsmediums (Kältemittel)
weise haben ganz wesentlichen Einfluss auf die Nutzungs- werden überwiegend die Verdichterbauarten Kolbenverdich-
grade einer Anlage. Es können daher keine Rückschlüsse ter, Schraubenverdichter und Turboverdichter eingesetzt. Das
von den Nutzungsgraden auf die Güte einer Maschinenan- komprimierte und gleichzeitig erhitzte Arbeitsmedium
lage gezogen werden. strömt in den Kondensator (Verflüssiger) und gibt hier Nutz-
Nach der Verbreitung von Blockheizkraftwerken mit Gas- oder Heizwärme auf einem hohen Temperaturniveau ab.
motoren wird immer wieder der Wunsch geäußert, die Nach der Druckabsenkung in der Drossel nimmt das Arbeits-
Laufzeiten von Notstromdiesel-Aggregaten durch Anbau medium im Verdampfer Energie in Form von nicht nutzbarer
von Apparaten zur Wärmeauskopplung zu verlängern bzw. Wärme aus der Umgebungsluft, aus Flusswasser, Seewasser
auch im Dauerbetrieb zu fahren. Hiervor muss entschieden oder anderen Niedertemperaturwärmequellen auf.
gewarnt werden, da Diesel-Notstromanlagen allein für den Dem Prinzip der Wärmepumpe entsprechend wird die
Noteinsatz ausgelegt werden. Dies bezieht sich sowohl auf Niedertemperaturwärme unter Zufuhr von Verdichterarbeit
den Motor, der konstruktiv auf diesen Betrieb (höhere Leis­ in Hochtemperaturwärme umgewandelt.
tung bei geringen Laufzeiten) ausgelegt ist, als auch für alle Als Kennzahl zur Beurteilung des Wärmepumpenpro-
anderen Komponenten die nicht für den Dauerbetrieb vor- zesses dient die Wärme-Leistungszahl
gesehen sind. Erst nach relativ aufwendigen Umbauten
e = Q̇  c  /Pe
als Verhältnis von im Kondensator abgegebener Wärmeleis­
Tabelle 14-4   Bereiche üblicher BHKW-Wirkungsgrade tung Q̇  c zur Verdichterantriebsleistung Pv, wobei hier gilt
Pv  Pe.
Elektrischer Wirkungsgrad ηel 25 bis 48%
Bei den üblichen zur Raum- oder Brauchwassererwär-
Thermischer Wirkungsgrad ηth 30 bis 56% mung eingesetzten Wärmepumpen liegen die Leistungs-
Gesamtwirkungsgrad ηges 65 bis 92% zahlen abhängig von der Temperatur der Heizwärme und
der im Verdampfer zugeführten Niedertemperaturwärme
und vom Kältemittel bei Werten zwischen 2 und 4.
14.2  Möglichkeiten der Abwärmenutzung    453

Bild 14-6  Schaltbild einer Verbrennungsmotor-Wärmepumpe

In der Dieselmotor-Wärmepumpe wird aber auch die Die Heizzahl kann auch aus der Beziehung
vom Motor abgegebene thermische Energie genutzt. Sie
kann entweder dem Heizkreislauf nach Kondensator zur z = ehe + ha ,
Erhöhung der Vorlauftemperatur zugeführt werden, oder in
einem zweiten getrennten Kreislauf zur Versorgung anderer also aus Leistungszahl, Motorwirkungsgrad und Anteil der
Verbraucher herangezogen werden. nutzbaren Motorabwärme bezogen auf die zugeführte Kraft-
Als Kennzahl zur Beurteilung des Gesamtprozesses der stoffleistung errechnet werden.
Dieselmotor-Wärmepumpe dient die Heizzahl Bei den üblichen zur Raum- oder Brauchwassererwär-
mung eingesetzten Wärmepumpen liegen die Heizzahlen
z = Q̇ N/PB
abhängig von der Temperatur der Heizwärme und der im
als Verhältnis der gesamten abgegebenen Nutzwärmeleis­ Verdampfer zugeführten Niedertemperaturwärme, vom
tungen Q̇ N zur Wärmeleistung der zugeführten Kraftstoff- Kältemittel sowie den entsprechenden Motordaten (siehe
menge PB bezogen auf den Heizwert (Hu). auch Tabelle 14‑2) bei Werten zwischen 1,5 und 2.
454    14  Abwärmeverwertung

Die Wärmeverhältnisse einer ausgeführten Dieselmotor- Wärmepumpe ausschlaggebender Temperaturhub von 50 K
Wärmepumpenanlage mit einer Motorleistung von 250 kW bis 59 K zwischen Verdampfung und Kondensation des
und einer Wärmeleistung von 1085 kW sind in Bild 14‑7 Kältemittels zum tragen.
dargestellt.
In diesem Beispiel wird die zur Raumheizung sowie zur Verdichter-Modul
Brauchwassererwärmung genutzte Heizwärme von der
Wärmepumpe mit einer Temperatur von 70 °C/50 °C (Vor- Eine weitere Möglichkeit der direkten Abwärmenutzung ist
lauf / Rücklauf) abgegeben. Als Energiequelle wird Grund- beim Betrieb von mit Verbrennungsmotoren angetriebenen
wasser mit einer Temperatur von 10 °C genutzt. Bei einer Verdichtern gegeben. In den überwiegend zur Drucklufter-
Abkühlung des Wassers um 4 K können Verdampfertempe- zeugung eingesetzten Aggregaten kommen vor allem Schrau-
raturen von +1 °C bei Volllast und 4 °C bis 5 °C bei Teillast- benverdichter und Turboverdichter zum Einsatz.
betrieb gefahren werden. Bei Kondensatortemperaturen von Der Aufbau eines Verdichter-Moduls ist vergleichbar
60 °C bei Volllast und entsprechend niedrigeren Werten bei einem Blockheizkraft­werksmodul mit dem Verdichter
Teillastbetrieb kommt hier ein für die Leistungszahl der an­stelle des Generators.

Bild 14-7  Energieflussbild einer Dieselmotor-Wärmepumpe


14.2  Möglichkeiten der Abwärmenutzung    455

Wie auch im Energieflussbild (Bild 14‑8) zu ersehen, ist wird. Es sollte bei der Planung daher geprüft werden, ob an-
mit einem Dieselmotor-Verdichter-Modul in der Leistungs- statt des Wärmebedarfs in den Sommermonaten nicht ein ent-
klasse 400 kW eine Primärenergienutzung von 87% mög- sprechender Kältebedarf gegeben ist. Vor allem in Verwal-
lich. tungsgebäuden mit größeren EDV-Anlagen, Krankenhäusern,
Hotels, Einkaufszentren u. a. besteht vielfach Kühlungs- und
14.2.2.3 Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung Klimatisierungsbedarf. Sieht der Jahresverlauf des Bedarfs von
elektrischer Energie, Wärme und Kälte ähnlich dem in
In der Mehrzahl der Anwendungsfälle erfolgt die Auslegung Bild 14‑9 dargestellten aus, kann durchaus ein wirtschaftlicher
der BHKW-Anlage im Hinblick auf eine wärmegeführte Be- Betrieb mit einer Anlage nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-
triebsweise. Das heißt, die Leistung wird so festgelegt, dass die Kältekopplung (KWKK) in Frage kommen.
BHKW-Wärme nach Möglichkeit ganzjährig genutzt werden Eine Anlage nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kälte-
kann, woraus hohe Laufzeiten resultieren und womit ein wirt- Kopplung besteht aus einem oder mehreren Blockheizkraft-
schaftlicher Betrieb gegeben ist. Dies führt dazu, dass in An- werksmodulen gekoppelt mit einer Sorptionskältemaschine.
wendungsfällen mit Nutzung der Wärme zur Raumheizung Hier werden überwiegend Absorptionskälteaggregate, in
die Auslegung der BHKW-Leistung eher nach dem nied- einigen Fällen auch Adsorptionskälteaggregate eingesetzt
rigeren im Sommer anfallenden Wärmebedarf vorgenommen [14‑11].

Bild 14-8  Energieflussbild eines Verdichter-Moduls


456    14  Abwärmeverwertung

Bild 14-9 
Energieprofil für elektrische
Energie, Wärme, Kälte

Als Kältemittel wird in Anlagen zur Klimatisierung (Kalt- solcher Anlagen. Aufgrund der erforderlichen Investitionen
wasserkreis 12 °C/6 °C) überwiegend Wasser und als ist eine sorgfältige Planung der Anlage und eine eingehende
Lösungsmittel Lithiumbromid verwendet. In Anlagen zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit unumgänglich.
Kühlung unter 0 °C kommt als Kältemittel überwiegend
Ammoniak und als Lösungsmittel Wasser zur Anwendung. 14.2.3 Schlussbemerkung
Die Energiebilanz einer KWKK-Anlage mit Absorptions-
kälteaggregat bei BHKW-Heizwassertemperaturen von Wenngleich in den zurückliegenden Jahren die bekannten
95 °C/85 °C, einer Kühlturmtemperatur zur Kühlung des Arten der Abwärmenutzung von Dieselmotoren sowohl in
Absorbers von 27 °C und Kaltwassertemperaturen von Form von mechanischer Energie, als auch in Form von ther-
6 °C/12 °C ist in Bild 14‑10 dargestellt. mischer Energie in vielen Fällen die erforderlichen Wirt-
Die Vorteile aller Sorptionsanlagen liegen im niedrigen schaftlichkeitskriterien nicht erfüllt haben, so rücken diese
Verschleiß (nur wenige bewegte Teile) und dem damit ver- Techniken mit dem stetigen Anstieg der Kraftstoffpreise wie-
bundenen niedrigen Wartungsaufwand, dem guten Teillast- der zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses. Das auch
verhalten mit stufenloser Lastregelung und der niedrigen in Zukunft zu erwartende hohe Niveau der Kraftstoffpreise
Geräuschemission. Auch im Hinblick auf die Umweltver- fördert andererseits aber auch den Einsatz von regenerativen
träglichkeit bieten Sorptionsanlagen, die keine Fluor-Chlor- Energieträgern in Verbrennungsmotoren, die, nicht zuletzt
Kohlenwasserstoffe als Kältemittel mit den negativen Aus- wegen der geringeren Besteuerung, finanzielle Vorteile bie-
wirkungen auf Treibhauseffekt und Ozonschicht benötigen, ten. Gerade aber unter dem Aspekt der Ressourcenschonung
Vorteile gegenüber Kompressionskälteanlagen. von fossilen Energieträgern und der Vermeidung von Um-
Grundsätzlich gilt für alle Anlagen der Kraft-Wärme-Kopp- weltschäden durch geringeren CO2-Eintrag in die Atmo-
lung bzw. Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, dass in jedem Ein- sphäre kommt der Nutzung der Abwärme von Dieselmo-
zelfall geprüft werden muss, ob ein sinnvoller Einsatz möglich toren besonders in Kombination mit dem Einsatz biogener
ist, und welches Konzept den besten Erfolg verspricht. Energieträger in Zukunft ein zunehmend höherer Stellen-
Wie bereits angeführt, sind in den seltensten Fällen öko- wert zu.
logische Vorteile ausreichend zur Entscheidung für den Bau
14  Literatur    457

Bild 14-10  Energieflussbild einer Kraft-Wärme-


Kälte-Kopplungsanlage

Literatur
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