You are on page 1of 11

News from the blind men and the elephant?

– Welche neuen
Erkenntnisse bietet die jüngere Gentrificationforschung?

Jan Glatter

Abstract
News from the Blind Men and the Elephant? – What New Insights Does Recent Gentrification Research Offer?
The concept of gentrification has been the object of academic research and urban planning practice for more than forty years. The debate on
gentrification encompasses a wide range of different issues and very controversial attitudes. In addition, the empirical phenomenon and its
academic research have witnessed a series of ups and downs so that the theoretical and empirical complexity of gentrification has won it the
reputation of being a “chaotic concept”. This text has the goal of providing a cross-section of the current development of gentrification research
including the latest empirical insights. It will discuss the various ways gentrification is defined, the history of gentrification, how it is resear-
ched, the dimensions of gentrification, the players in the process of gentrification, the models for explaining gentrification, the models of the
process of gentrification and the various ways to analyse gentrification.
Foremost findings are the fact that gentrification has transformed itself from a strategy once used for reviving living spaces in the proximity
of the city centre to an established strategy for regional development. It not only continues to be concentrated on cities, but can also be detected
in rural regions. The success story of gentrification has taken place in three great waves to date extending this phenomenon almost over the
entire world. The latest set of ups and downs has been in evidence since the mid-90’s and is linked with gentrification spreading to big cities in
the states of the former Eastern Block and some big cities of the Third World.
The initial belief that this process could be explained with a unified theory failed due to gentrification’s complexity, historicity, self-referen-
tial character and internal dynamism. Gentrification does not follow any general laws or simple causalities. Instead, it is a social process that
develops in an evolutionary fashion to constantly reinvent and modify itself in its particular local characteristic. Especially investors, policy-
makers and planners have learned how to launch and promote the enhancement of existing living spaces whose “advocates of gentrification
victims” recognise the signs of “imminent” enhancement and displacement and know how to use the instruments for resisting these phenome-
na. Case-specific patterns of gentrification emerge from the historically individualised processes which spell out the following imperatives and
consequences for gentrification research:
• opening up the concept of gentrification to a greater extent since it can be highly variable in its four dimensions and spatial spread;
• assigning greater significance to detailed case analyses while comparing the gentrification processes in various cities/districts to derive
typifications;
• studying local policies on gentrification and local gentrification discourses more precisely;
• launching a comparative discussion and evaluation of the methods for studying gentrification.
urban development, development of city sections, gentrification, reurbanisation, enhancement, living spaces

Zusammenfassung
Das Konzept der Gentrification ist seit mehr als vierzig Jahren Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung und stadtplanerischen Praxis.
Die Diskussion um Gentrification umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Themen und sehr kontroverse Standpunkte. Zudem verzeichnete das
empirische Phänomen als auch die wissenschaftliche Forschung mehrere Konjunkturzyklen. Die theoretische und empirische Komplexität der
Gentrification hat ihr den Ruf eines ‚chaotischen Konzeptes‘ eingebracht. Ziel des Textes ist es, eine Übersicht über den aktuellen Stand der
Gentrificationforschung und die neuesten empirischen Erkenntnisse zu bieten. Diskutiert werden die Definitionen der Gentrification, die Ge-
schichte der Gentrification und ihrer Erforschung, die Dimensionen der Gentrification, die Akteure der Gentrification, die Erklärungsmodelle
der Gentrification, die Verlaufsmodelle der Gentrification und die unterschiedlichen Bewertungen der Gentrification.
Wichtigste Ergebnisse sind, dass sich die Gentrification vom einstigen Konzept zur Wiederbelebung innenstadtnaher Wohnquartiere zu
einer etablierten Strategie der Raumentwicklung gewandelt hat, die nicht nur auf Städte beschränkt bleibt, sondern inzwischen auch im
ländlichen Räumen nachweisbar ist. Diese in bislang drei großen Wellen verlaufende Erfolgsgeschichte der Gentrification hat zu einer fast
weltweiten Verbreitung des Phänomens geführt. Der jüngste Konjunkturzyklus ist seit Mitte der 1990er Jahre zu beobachten und u.a. mit einer
Ausweitung der Gentrification auf Großstädte in den ehemaligen Ostblockstaaten und einigen Metropolen der Dritten Welt verbunden. Der
anfängliche Glaube diesen Prozess anhand einer einzigen, allgemeingültigen Theorie zu erklären, scheiterte an der Komplexität, Historizi-
tät, Selbstreferenz und Eigendynamik der Gentrification. Die Gentrification folgt keinen allgemeinen Gesetzen oder einfachen Kausalitäten,
sondern ist ein sozialer, evolutionär entstandener Prozess, der in seiner lokalen Ausprägung ständig neu produziert und modifiziert wird.
Insbesondere Investoren, Politiker und Planer haben gelernt, wie die Aufwertung von Bestandsquartieren initiiert und gefördert werden kann.
Aber auch die ‚Anwälte der Betroffenen‘ kennen die Zeichen einer ‚drohenden‘ Aufwertung und Verdrängung sowie das Instrumentarium des
Widerstandes. Die historisch individuellen Verläufe führen zu fallspezifischen Mustern der Gentrification. Für die Gentrificationforschung
ergeben sich daraus folgende Notwendigkeiten und Konsequenzen:
• eine größere Offenheit des Konzeptes, da Gentrification in der Ausprägung ihrer vier Dimensionen und der räumlichen Verbreitung sehr
variabel sein kann;

156 Europa Regional 14(2006)4


• eine sich daraus ergebende größere Bedeutung von detaillierten Fallanalysen aber zugleich auch Vergleiche der Gentrification in verschie-
denen Städten/Quartieren und eine daraus abgeleitete Typisierung;
• eine genauere Untersuchung lokaler Politiken der Gentrification und lokaler Gentrificationdiskurse;
• eine vergleichende Diskussion und Bewertung der Untersuchungsmethoden der Gentrification.
Stadtentwicklung, Stadtteilentwicklung, Gentrification, Reurbanisierung, Aufwertung, Wohnquartier

Wie blinde Menschen agieren die Gen- der Gentrification vorgestellt, die eine Friedrichs schlug vor, die Gentrifica-
trificationforscher in völliger Finsternis Beschreibung des Prozesses inklusive tion nur anhand des Schlüsselmerk-
und versuchen, tastend einen riesigen der kommerziellen und symbolischen mals ‚sozialer Austausch‘ zu definieren:
Elefanten zu untersuchen. Mit dieser Me- Aufwertung ermöglicht. Anschließend „Gentrification ist der Austausch einer
tapher des ‚blind men and the elephant‘ werden die bisherigen Versuche der Un- statusniederen Bevölkerung durch eine
beschrieb Chris Hamnett 1991 die Pra- terscheidung von Akteuren beschrieben statushöhere Bevölkerung in einem
xis der Gentrificationforschung, die da- und die damit verbundenen Probleme Wohngebiet“ (Friedrichs 1996, S.  14).
rin besteht, dass jeder Forscher nur Teile kritisch diskutiert. Daran schließt sich Weitere Prozesse oder Begleiterschei-
des riesigen Elefanten ertastet, nicht aber die Diskussion um die Möglichkeiten nungen der Gentrification sind in diesem
die Gesamtheit des Tieres. Die Folge der und Grenzen zur Erklärung und Genera- Fall nicht Inhalt der Definition, sondern
Begegnung der blinden Forscher mit lisierung des Verlaufs der Gentrification Teil der Beschreibung und Typisierung.
dem Elefanten ist, dass jeder von ihnen an. Abschließend wird der Frage nachge- Vorteil dieser solitären Definition ist,
nur das von ihm ertastete Teilstück be- gangen, wie mit Bewertungen des Pro- dass auch Prozesse, bei denen der Aus-
schreibt, gleichwohl aber annimmt, ein zesses umgegangen werden kann. tausch der Bewohner nicht mit einer
Bild des gesamten Elefanten zu liefern. baulichen Aufwertung einhergeht, als
Auf diese Weise entstand in über vier- Die Definition der Gentrification Gentrification bezeichnet werden kön-
zig Jahren Gentrificationforschung ein Der Begriff und eine erste Definition der nen. Nachteil der Definition von Fried-
Ensemble verschiedenster Forschungser- Gentrification wurden von Ruth Glass richs ist die Beschränkung auf den Aus-
gebnisse und Diskurse, die den Eindruck 1964 geprägt. Sie beschrieb damit die tausch der Bewohner, d.h. auf Prozesse
eines chaotischen Forschungskonzeptes in mehreren Londoner Altbauquartieren in Quartieren, die vor der Aufwertung
vermitteln (Beauregard  1986). Noch beobachtbaren Wiederaufwertungen von (noch) bewohnt sind. Zögen statushöhere
immer streifen Gentrificationforscher Wohnquartieren mittels Erneuerung der Schichten in Stadträume, die von den
um den Elefanten herum und berichte- Bausubstanz und einem damit einher ge- bisherigen Bewohnern völlig aufgegeben
ten in zahlreichen wissenschaftlichen henden Austausch der Bewohner. Glass und verlassen wurden bzw. in Quartiere
Publikationen jüngerer Zeit von ih- benannte die Gentrification nach gentry, ohne vorhergehende Wohnnutzung (z.B.
ren Erkundungen (u.a. urban studies dem niederen Landadel im England des Lager- und Industrie-Areale), läge keine
8/2001; 12/2003; Environment and Plan- 18. und 19. Jahrhunderts. Diejenigen, die Gentrification vor.
ning A 36/2004; Cities 5/2004; Berichte in die ehemaligen Londoner Altbauquar- Deshalb wird als Alternative vorge-
zur deutschen Landeskunde I/2004; tiere zogen, waren jedoch keine klas- schlagen, Gentrification als den Zuzug
Atkinson u. Bridge 2005). Bemerkens- sischen gentries, sondern entstammten statushöherer Bevölkerungsgruppen in
wert ist dabei, dass es zwischen der vielmehr einer neuen städtischen Mittel- Bestandsquartiere zu definieren. Die
deutschen und englischsprachigen Gen- klasse, der Glass den Namen einer alten, rein definitorische Reduktion auf die so-
trificationforschung nur wenige Berüh- ländlichen Mittelklasse verlieh. ziale Dimension und die Bestandsquar-
rungspunkte gab und gibt. Ergebnisse Bis zum Beginn der 1980er Jahre tiere dient dazu, die Gentrification mit
deutscher Studien wurden nur selten in war der Begriff Gentrification noch um- wenigen prägnanten Merkmalen präzise
der britischen und amerikanischen Fach- stritten und konkurrierte mit mehreren von anderen Prozessen und Formen des
presse veröffentlicht. Umgekehrt finden alternativen Bezeichnungen wie bei- sozialen Wandels von Stadtquartieren
die jüngsten Ergebnisse der angelsäch- spielsweise neighbourhood renewal oder zu unterscheiden (z.B. incumbent up-
sischen Gentrificationforschung kaum inner-city-revitalisation (vgl. Dang – grading, Flächensanierung, Suburba-
Eingang in die deutsche Forschung. Ziel schat 1988, S. 272). Erst Mitte der 1980er nisierung). Auf eine Einbindung oder
dieses Beitrages ist es daher, die in den Jahre setzte sich der Begriff Gentrifica- gar Beschränkung der Definition der
jüngeren Veröffentlichungen dargestell- tion immer mehr durch. Eine einheitliche Gentrification auf die Verdrängung der
ten Erkenntnisse der Gentrificationfor- Definition und ein damit verbundenes statusniederen durch eine statushöhere
schung aufzuzeigen und zu diskutieren. konformes Begriffsverständnis konnte Bevölkerungsgruppe wird verzichtet.
Vorgestellt wird eine neue Definition jedoch nicht etabliert werden. Das Spek- Empirische Untersuchungen haben erge-
der Gentrification, die aufgrund der Er- trum der Begriffsbestimmungen reicht ben, dass der Austausch der Bewohner
weiterung des Phänomens notwendig noch heute von solitären Definitionen, nicht mit Verdrängungen verbunden sein
scheint, sowie eine kurze Geschichte der die nur ein entscheidendes Schlüssel- muss. Die Verdrängung der Bewohner
Gentrification und ihrer Erforschung, merkmal der Gentrification benennen, ist damit kein konstituierendes Merkmal
die offenlegt, wie sich der Prozess in den über duale Definitionen, die auf die so- der Gentrification. Mit der Umstellung
letzten vierzig Jahren verändert hat und ziale und bauliche Aufwertung abzielen, von Wohnquartieren auf Bestandsquar-
zu einem globalen Phänomen geworden bis hin zu holistischen Definitionen, mit tiere wird der Begriff der Gentrifica-
ist. Weiterhin wird eine Unterschei- dem Anspruch, die Gentrification in all tion, wie von einigen Autoren gefordert,
dung in vier inhaltliche Dimensionen ihren Facetten zu definieren. für Aufwertungen in Gebieten mit sehr

157
unterschiedlichen Bau- und Nutzungs- standenen – Abwertungen innenstadtna- Zu diesen Aufwertungsinseln zählten
strukturen erweiterbar (Helbrecht 1996; her Lagen (urban blight) aufzuhalten und zunehmend auch Quartiere in Großstäd-
Dangschat 2003; Slater et al. 2004). Das in eine Aufwertung umzukehren. Die ten der westlichen Welt, die keinen Glo-
Konzept der Gentrification beschränkt ökonomischen Risiken der Investoren bal City-Status hatten. Dennoch blieb die
sich dann nicht mehr nur auf innenstadt- sollten gemindert und die Potenziale der Gentrification auf Großstädte begrenzt;
nahe Wohnquartiere mit Baustrukturen Aufwertung innenstadtnaher Quartiere in Westdeutschland beispielsweise auf
der Gründerzeit bzw. der viktorianischen aufgezeigt werden. Auch in Westdeutsch- Berlin, Hamburg, München, Köln, Frank-
Bauzeit, sondern wird für Aufwertungen land wurden seit den 1960er Jahren erste furt/Main, Stuttgart, Düsseldorf. Zwei-
innenstadtfernerer Gebiete ehemaliger Gentrificationerscheinungen sichtbar, tens verselbstständigte sich die Gentrifi-
Gewerbeflächen (Werkstätten, Lager- u.a. in Hamburg Pöseldorf, Winterhude cation, indem private Investitionen eine
hallen) oder ehemaliger Militäranlagen und Eppendorf (Busse 1990). Von Gen- immer größere Bedeutung gewannen.
anwendbar. trification sprach in Deutschland jedoch Die Investoren sahen darin ein profitables
noch niemand. Zum einen war der Be- Geschäftsfeld und die Nachfrager eine
Die Geschichte der Gentrification griff hier noch nicht bekannt geworden, attraktive neue Wohnform. Kommunen
und ihrer Erforschung zum anderen blieben die bisherigen und Staat versuchten zudem, den Einsatz
Mit der Arbeit von Hackworth und ‚Pöseldorf-Effekte‘ eine Ausnahme der privaten Kapitals bei den Aufwertungen
Smith (2001) liegt der Versuch vor, die Stadtentwicklung. Die erste Welle der zu fördern (u.a. steuerliche Anreize,
Entwicklung der Gentrification seit Ende Gentrification endete in Folge der globa- Entwicklungsgebiete). Drittes Merkmal
der 1950er Jahre nachzuzeichnen (vgl. len ökonomischen Rezession der frühen waren zunehmende Widerstände gegen
Abb. 1). Sie entwickelten ein aus drei 1970er Jahre, die weitere Investitionen in Aufwertungen und Verdrängungen. Mit
‚Gentrificationwellen‘ bestehendes Mo- innenstadtnahen Wohnlagen erschwerte der stärkeren Beteiligung der privaten
dell, mit Übergängen zwischen den Wel- (Hackworth u. Smith 2001). Akteure offenbarte sich die ‚Janusköp-
len, die als fließend zu betrachten sind, Die zweite Gentrificationwelle be- figkeit‘ der Gentrification. Zwar ist die
da sie von Ort zu Ort bzw. Region zu gann in der zweiten Hälfte der 1970er Aufwertung innenstadtnaher Wohnquar-
Region variieren können. Deutlich wird, Jahre mit der eintretenden Verbesserung tiere aus städtebaulicher Sicht erwünscht,
dass sich die Gentrification in ihrem der allgemeinen ökonomischen Situation. doch kann sie zu sozialen Ungerechtig-
räumlichen Vorkommen und Charakter Bis Anfang der 1980er verliefen die Gen- keiten führen, etwa dann, wenn altein-
mehrfach gewandelt hat. Die Gentrifica- trificationprozesse noch relativ verhal- gesessene Bewohner aus ihren Wohnge-
tion der 1960er Jahre ist nicht mehr die ten, nahmen dann aber deutlich zu. Vier bieten verdrängt werden oder aufgrund
des 21. Jahrhunderts. Merkmale waren für die zweite Welle der der Modernisierung ihrer Wohnungen
Die erste Gentrificationwelle setzte in Gentrification charakteristisch. Erstens höhere Mieten in Kauf nehmen müssen.
den 1950er Jahren ein und reichte bis in erfuhren viele bereits in früheren Jah- Die Anti-Gentrification-Initiativen er-
die frühen 1970er Jahre. Die ersten Räu- ren gentrifizierte Quartiere einen erneu- kämpften sich nicht selten Regelungen
me der Gentrification waren ausschließ- ten Investitionsschub, was u.a. zu einer des Mieterschutzes, die die Gefahr der
lich innenstadtnah gelegene, ehemals räumlichen Ausbreitung an deren Rän- Verdrängung verringerten. Stadtplanung
bürgerliche Quartiere mit repräsentativer dern führte. Zudem gerieten neue Quar- und Investoren lernten mit den Kulturen
Wohnbebauung. Fast alle Aufwertungen tiere unter Aufwertungsdruck, zu denen des Widerstands umzugehen und diese in
wurden mittels öffentlicher Förderungen neben den klassischen Gründerzeitgebie- den Aufwertungsprozess zu integrieren.
im Rahmen der Stadterneuerung bzw. ten auch ehemalige Gewerbeimmobilien So wurde die gezielte Förderung und An-
urban renewal projects initiiert. Mit den zählten (z.B. Lofts). Die Gentrification siedlung der ‚alternativen (Kunst-)Szene‘
Förderungen versuchten die staatlichen wurde dennoch kein flächendeckendes zum vierten Merkmal dieser Gentrifica-
und lokalen Verwaltungen die – auf- Phänomen, sondern blieb auf einzelne tionwelle. Die Entwickler hatten die Rolle
grund ausbleibender Investitionen und Quartiere – die „islands of renewal in der ‚Szene‘ erkannt und gingen mit Hil-
der Abwanderung der Mittelschicht ent- seas of decay“ (Berry 1985) – begrenzt. fe von ‚urban scouts‘ auf die Suche nach
geeigneten Quartieren oder entwickelten
gezielte Strategien zur Ansiedlung ei-
�������������������������������������������� ner ‚Szene‘ (Smith 1996; Hackworth u.
Smith 2001). Aufgrund der zunehmenden
����� ������ ������
������������������� ������������������� ������������������� stadt­entwicklungspolitischen Bedeutung
der Gentrification und deren sozialer Bri-
�������� �������� ��������
�������������� sanz wurde die Gentrificationforschung
��������������� ������������������ ��������������������
������������ ������������������������ ��������������� insbesondere im anglo­ amerikanischen
�����������
���������������������
������������������������
�������������������������
���������������������
����������������������
Sprachraum zu einem der wichtigsten
�������������� �������������� ���������� Themen geographischer und soziolo-
���������������
�������������� gischer Stadtforschung (u.a. Laska u.
Spain 1980; Palen u. London 1984; Smith
���� ���� ���� ���� ���� ���� ���� ����
u. Williams 1986). In der zweiten Hälfte
��������
����������� �������
���������� ������
der 1980er Jahre wurden die Gentrifica-
tionansätze auch im deutschen Sprach-
������������������

Abb. 1: Die drei Wellen der Gentrificationgeschichte raum aufgegriffen (Dangschat u. Fried-
Quelle: Grafik M. Müller, verändert nach HACKWORTH und SMITH 2001, S. 467 richs 1988; Dangschat 1988). Das Ende

158 Europa Regional 14(2006)4


der zweiten Gentrificationwelle kündigte dem Bau von Bürokomplexen, Enter- gruppen und die bauliche Komponente
sich mit dem Börsencrash von 1987 an. tainment-Centern, Shopping-Centern, des Bestandsquartiers eingegrenzt wur-
Die darauf folgende Rezession führte zu Galerien und Museen selbst als Investor/ de, sind die Aufwertungsprozesse doch
einem Rückgang der Immobilieninvesti- Developer auf und betreibt gezielt den zumeist mehrdimensional. Analytisch
tionen, die ihren Tiefpunkt in den frühen Aufbau von Images eines Trend- bzw. In- lassen sich vier Dimensionen der Gen-
1990er Jahren erreichten (Lees 2000). Quartiers (R eid u. Smith 1993; Smith u. trification unterscheiden: die soziale,
Einige Autoren glaubten an ein Ende DeFilippis 1999). Viertens ist der öffent- bauliche, kommerzielle und symbolische
der Gentrification und sprachen von ei- liche Sektor aufgrund einer Veränderung Gentrification. Während die Dimensi-
ner ‚Degentrification‘ (Bagli 1991) oder der kommunalen Standortpolitik wieder onen der sozialen und baulichen Gentri-
einem ‚Niedergang der Gentrification‘ deutlich intensiver in die Gentrification fication zu den klassischen Inhalten der
(Bourne 1993). integriert. Die Hauptaufgaben bestehen Gentrificationforschung zählen, waren
Doch bereits nach wenigen Jahren jedoch nicht in der Finanzierung und kommerzielle und symbolische Gentri-
setzte eine dritte Gentrificationwelle ein. Durchführung von Aufwertungen, son- fication erst später Gegenstand systema-
Diese Mitte der 1990er Jahre beginnende dern im Anregen, Fördern, Moderieren tischer Untersuchungen.
Phase wird als post-recession gentrifica- und Kontrollieren der Inwertsetzungen Die soziale Gentrification beschreibt
tion bezeichnet. Sie unterscheidet sich in (Hackworth u. Smith 2001). Fünftens den sozialen Wandel eines Quartiers in
fünf Punkten von den vorherigen Pha- gehen die Widerstände gegen die Gentri- Folge des Zuzugs statushöherer Sozial-
sen. Erstens kam es zu einer weiteren fication, bedingt durch strengere Gesetze gruppen. Während man im deutschen
räumlichen Ausdehnung der Gentrifi- und härtere Polizeistrategien gegen die Sprachraum überwiegend von status-
cation – sowohl lokal, regional als auch Widerständler, deutlich zurück. Zugleich höheren Bevölkerungsgruppen spricht,
global. Zu neuen Gentrificationgebieten ist ein Teil der Anti-Gentrification- verwendet man im Englischen eher den
wurden jetzt auch Quartiere, die nicht Bewegung über Verhandlungen in den Begriff der ‚new middleclass‘ (Smith
mehr unmittelbar an die Innenstadt an- Aufwertungsprozess integriert worden 1996; Ley 1996; Butler 1997). Die Klas-
grenzen, und sogar Gebiete, die aufgrund (Hackworth 2002). sen- bzw. Statusunterschiede werden mit
ihrer Bausubstanz oder Sozialstruktur Mit der dritten Welle der Gentrifica- Hilfe vertikaler soziokultureller und so-
bis dato als nicht gentrifizierbar galten, tion kam es Ende der 1990er Jahre zu zioökonomischer Merkmale erfasst: dem
z.B. Stadtteile mit hohen Anteilen an Ge- einem Wiederaufleben der Gentrifica- Bildungsgrad, dem Einkommen und der
bäuden des sozialen Wohnungsbaus und tionforschung, die zugleich mit dem Auf- Stellung im Beruf. Die Betrachtungen
Stadtteile mit extrem schlechten Images treten einer neuen jungen Forschergene- zum sozialen Wandel beinhalten weiter-
(Harlem und South Bronx in New York; ration verbunden war. Die intensive deut- hin Untersuchungen über die Wahrneh-
East End in London) (Wyly u. Hammel sche Gentrificationforschung der späten mung der Veränderungen und mögliche
1999; Hackworth 2002). Großräumig 1980er und frühen 1990er Jahre ist seit Verdrängungen von Bewohnern. Zur
betrachtet, ist die Gentrification zu einem der zweiten Hälfte der 90er Jahre durch genaueren Beschreibung des Aufwer-
mehr und mehr globalen Phänomen ge- eine rückläufige Forschungstätigkeit in tungsverlaufs wurden zudem spezielle
worden. Seit Anfang der 1990er Jahre ist westdeutschen und eine Konzentration Akteursgruppen unterschieden.
eine Expansion auf Großstädte des ehe- der Forschung auf ostdeutsche Städte Gegenstand der baulichen Gentrifi-
maligen Ostblocks inkl. Ostdeutschlands, gekennzeichnet. Im Fokus ostdeutscher cation ist der Wandel der Eigentümer-
des Nahen Ostens, Südostasiens sowie Studien standen Vergleiche zwischen struktur, der Gebäude- und Wohnungs-
Nord- und Südafrikas beobachtbar (vgl. den Aufwertungen in west- und ost- struktur und des Wohnumfeldes. Zu
Atkinson u. Bridge 2005). Schließlich deutschen Städten sowie die besonderen den Merkmalen zählen die Spekulation
wurden gentrificationähnliche Prozesse Rahmenbedingungen und Formen der mit Grundstücken und Gebäuden, die
auch in ländlichen Siedlungen beobach- Gentrification in ostdeutschen Städten Umwandlung von Miet- in Eigentums-
tet (Phillips 2002; Ghose 2004). Gentri- (u.a. Harth et al. 1996; Friedrich 2000; wohnungen, das Auftreten neuer Eigen-
fication hat sich von einem spezifischen Wiest u. Hill 2004). Untersuchungen tümergruppen sowie die umfangreiche
Phänomen der Entwicklung innenstadt- zu westdeutschen Städten erfolgten seit Sanierung der Gebäudesubstanz und
naher Altbauquartiere zu einem Phäno- Mitte der 1990er ausschließlich in Form Neugestaltung des Wohnumfeldes. Die
men der Raumentwicklung gewandelt. von Studienabschlussarbeiten. Ursachen bauliche Gentrification kann auch durch
Das zweite Merkmal der post-recession für diesen ‚Forschungs-Blight‘ sieht Neubaumaßnahmen begleitet werden.
gentrification ist der zunehmende Pro- Friedrichs (2005, S.  10) in der Arbeits- Die kommerzielle Gentrification be-
fessionalisierungsgrad der Investoren. In weise der deutschen Stadtsoziologen, die schreibt den Wandel der gewerblichen
vielen Gebieten treten die Immobilien- in den letzten 40 Jahren immer nur die Nutzungsstruktur. Der Wandel umfasst
und Kapitalgesellschaften als unmittel- jeweils aktuellen sozialen Probleme von die Veränderung der Zahl der Geschäfte,
bare Initiatoren von Gentrification auf, der Politik aufgegriffen und diese mit der Branchenstruktur, der Angebots-
ohne eine vorhergehende Aufwertung Hilfe der bereitgestellten Forschungsmit- struktur in den Einrichtungen und der
der Quartiere durch zuziehende Alterna- tel untersucht haben. Die Folge ist eine Anbieterstruktur. Die Veränderungen
tive oder Künstler abzuwarten. Drittens temporäre Bearbeitung von Problemen. der Nutzungen und Angebotsformen in
wird die Rolle der ‚alternativen (Kunst) Gentrificationgebieten werden sowohl als
Szene‘ zunehmend von einer ‚professi- Die Dimensionen der Gentrification Folge wie auch als Motor der Gentrifica-
onalisierten Kulturindustrie‘ übernom- Auch wenn die Gentrification per Defi- tion angesehen. Die Bedeutung der kom-
men. Die Ökonomie der neuen Freizeit-, nition auf die soziale Komponente des merziellen Gentrification wurde bereits
Kaffeehaus- und Trendkultur tritt mit Zuzugs statushöherer Bevölkerungs- sehr früh erkannt und in die Beschrei-

159
bungen von Gentrificationprozessen auf- te der Beobachtung der Gentrification ressen um. Die Gentrifier gelten als die
genommen. Dennoch ist es erstaunlich, hat dazu geführt, dass einige Quartiere eigentlichen Träger der Gentrification,
dass eine über die Beschreibung hinaus- selbst zum Sinnbild einer sich abzeich- die erst dann in ein Gebiet ziehen, wenn
gehende systematische Untersuchung nenden oder vollziehenden Gentrifica- es einen höheren Wohnstandard erreicht
des kommerziellen Wandels erst seit tion geworden sind. So werden reale oder hat und eine bestimmte Sicherheit bie-
Ende der 1980er Jahre vorgenommen vermutete Gentrificationprozesse immer tet. Sie pflegen einen hedonistischen
wurde (Godfrey 1988; Franzmann 1996; wieder mit den Entwicklungen im New Lebensstil mit demonstrativem Konsum
Bridge u. Dowling 2001; Bernt u. Holm Yorker Greenwich Village, dem Londo- jenseits standardisierter, billiger Massen-
2002). Zu ihrer Beschreibung werden ner SoHo, den Berliner Stadtteilen Pren- produkte und haben ein größeres ökono-
in der Regel drei Angebotsformen un- zlauer Berg und Kreuzberg sowie dem misches Kapital als die Pioniere. Zu den
terschieden, die sich an den klassischen Münchner Schwabing in Verbindung ge- klassischen Berufsgruppen der arbeits-
Akteursmodellen orientieren und für bracht. Die Quartiere sind auf diese Wei- und karriereorientierten Gentrifier zäh-
verschiedene Stadien der kommerziellen se zu Metaphern einer erwarteten oder len white-collar-jobs als Selbständige,
Gentrification stehen: traditionelle An- sich vollziehenden Gentrification gewor- Freiberufler, leitende Angestellte, Beam-
gebote, Pionier-Angebote und Gentrifier- den und können als Imagebestandteil an- te. Da die Pioniere und Gentrifier nicht
Angebote. Das empirische Spektrum der derer Stadtteile fungieren (vgl. Bernt u. die Gesamtheit der Quartiersbewohner
kommerziellen Aufwertung reicht vom Holm 2002). bilden, wurden auch die übrigen Bewoh-
Wohngebiet mit nur wenigen ‚neuen‘ Ge- Die analytische Trennung in die vier ner in die Beschreibungen aufgenommen
werbebetrieben bis hin zum Geschäfts- Dimensionen der Gentrification ergibt und als die Alten sowie die Anderen oder
viertel mit exklusivem Wohnanschluss. sich aus der Beobachtung, dass Prozesse Sonstigen bezeichnet. Diese spielen in
Die Unterscheidung nach Grad und Art der sozialen, baulichen, kommerziellen den Beschreibungen von Gentrification-
der Nutzungsmischung bietet Möglich- und symbolischen Gentrification nicht prozessen nur eine geringe Rolle. Of-
keiten für Typisierungen der Gewer- immer gleichzeitig und mit der gleichen fensichtlich werden sie weniger wahrge-
bestruktur gentrifizierter Gebiete, die Dynamik verlaufen. So können bauliche nommen als die Pioniere und Gentrifier
bislang jedoch nur in Ansätzen erfolgte Aufwertungen der sozialen vorausgehen, (Lang 1998, S. 18).
(vgl. Bridge u. Dowling 2001). wie die Entwicklung in Ostdeutschland In dem Bemühen, die „nordamerika-
Die vierte Dimension der Gentrifica- Anfang der 1990er zeigte. Andererseits nischen Forschungsergebnisse zu syste-
tion ist die symbolische Gentrification, kann die symbolische Aufwertung von matisieren und strenger theoretisch zu
die erst seit den 1990er Jahren zum festen Räumen vor der sozialen Gentrification formulieren“ (Dangschat u. Friedrichs
Bestandteil der Analyse von Gentrifica- erfolgen. Das kommunizierte Bild ist der 1988, S.  7), wurden in der deutschen
tionprozessen wurde (Carpenter u. Lees sozialen Realität voraus (‚social lag‘) und Forschung sozialstatistische Definiti-
1995; Lang 1998; Bernt u. Holm 2002; wirkt an seiner eigenen Realisierung mit. onen entwickelt, mit denen die Akteure
Wilson u. Mueller 2004; K rajewski Die Gentrification wird auf diese Weise genauer abgegrenzt werden sollten ( u.a.
2006). Die symbolische Gentrification zu einer sich selbst erfüllenden Prophe- Dangschat u. Friedrichs 1988 Alisch u.
ist empirisch auf zwei Ebenen zu beo- zeiung. zum Felde 1990; Blasius 1994; Alisch u.
bachten: der materiellen Zeichenwelt vor Dangschat 1996; Kecskes 1997 Harth et
Ort und den verbalen Raumimages. Als Akteure der Gentrification al. 1998; Wiest u. Hill 2004). Die Kate-
sicher identifizierbare materielle Zeichen Ein etabliertes Modell zur Beschreibung gorisierung der Akteure basierte auf einer
einer ‚urbanen Gentrification-Ästhetik‘ der Gentrification ist die Unterscheidung Art Mittelwertbildung der – aus der nor-
gilt die Verbindung von historischen von Akteuren der Nachfrage. Zu den damerikanischen Diskussion erhaltenen
und modernen Gestaltungselementen. klassischen Akteuren zählen die Pioniere und auf Deutschland (West/Ost) über-
Weitere Zeichen der symbolischen Gen- und Gentrifier, eine Typisierung, die be- tragenen – statistischen Merkmale der
trification sind Sicherheitseinrichtungen reits Ende der 1970er eingeführt wurde Akteure. Für die identifizierten Akteurs-
wie automatische Schließanlagen, Über- (Clay 1979; Gale 1980; Laska u. Spain gruppen werden dann weitere Merk-
wachungskameras, Alarmanlagen so- 1980). Beide Akteursgruppen gelten als male untersucht, zu deren wichtigsten
wie privatisierte Räume (Carpenter u. Invasoren, die aufgrund des ‚particular lebensstilabhängige Verhaltensweisen,
Lees 1995), aber auch neue Namen von sense of place‘ gezielt in ein Quartier die Einstellung zur Gentrification und
Geschäften, mit denen auf Internatio- einziehen. Sie unterscheiden sich aller- die Risikobereitschaft zählen.
nalität verwiesen oder mit Metaphern dings hinsichtlich des zuzugszeitpunktes Die Vorgehensweise, Akteure der
und ironischen Andeutungen gespie- und ihrer Rollen im Aufwertungsprozess Gentrification anhand sozialstatistischer
lt wird (Bernt u. Holm 2002, S.  144). (Ley 1996; Butler 1997). Die Pioniere Definitionen zu unterscheiden, ist aller-
Hinsichtlich des Images lassen sich drei gelten als diejenigen, die als erste in ein dings mit Problemen verbunden. Zum
typische Zeichen-Bedeutungs-Komplexe Gebiet eindringen und einen soziokultu- einen entsteht ein Schließungs-Problem.
des Imagewandels von Gentrificationge- rellen Wandel des Quartiers einleiten. Ty- Eine einmal eingeführte Akteursdefini-
bieten unterscheiden: das Image vor der pische Pioniere sind Studierende, Auszu- tion führt zur Schließung des Konzepts,
Gentrification (Verfall, Verlassen), zu bildende, (Lebens-)Künstler, Bohemiens weil nur noch diejenigen die Rollen der
Beginn der Gentrification (Geheimtipp, und Aussteiger. Trotz geringem ökono- Pioniere und Gentrifier ausfüllen kön-
Goldstaubviertel) und nach erfolgter mischen haben sie ein hohes kulturelles nen, die den Definitionsmerkmalen ent-
Gentrification (Nobel-Viertel, In-Viertel) Kapital und formen mit ihrem kreativen sprechen. Tragen andere soziale Grup-
(Berry 1985; Friedrichs 1998). Die in- Potenzial und ihrer alternativen Lebens- pen den Prozess der Gentrification, wer-
zwischen über vierzigjährige Geschich- weise Teile des Gebietes nach ihren Inte- den diese nicht als Pioniere oder Gen-

160 Europa Regional 14(2006)4


trifier erkannt. Auf Typen jenseits der der Gentrification überwiegt der Zuzug Hamnett u. R andolph 1986). Die Ver-
klassischen Akteure wie beispielsweise von Gentrifiern und nicht von Pionieren; treter der Nachfragetheorie sehen den
Familien (‚family-gentrifier‘; ‚yupps‘ – nach dem Zuzug der Pioniere folgt kein Hauptgrund für die Gentrification im
young urban professional parents) ver- Zuzug der Gentrifier. qualitativen und quantitativen Wandel
weisen u.a. Beauregard (1986), Alisch Aufgrund der mit der sozialstatis­ der Wohnungsnachfrage. Dabei werden
(1993) und K arsten (2003). Auch für tischen Definition verbundenen Probleme die Entstehung neuer Lebensstile und
andere Sozialgruppen, die mit den bis- halten einige Autoren diese „holzschnitt­ neuer Haushaltsformen sowie die Wand-
herigen sozialstatistischen Definitionen artige Typisierung“ für „absolut unsin- lungen auf dem Arbeitsmarkt zu einer
nicht erfasst werden, ist eine Rolle als nig“ und plädieren für eine Abgrenzung Theorie der ‚Production of Gentrifiers’
Pionier oder Gentrifier denkbar. Warum der Akteure, die sich am untersuchten zusammengefasst (Ley 1986; Helbrecht
sollen Gentrifier nicht älter als 45 Jahre Fall orientiert (Lang 1998, S.  38). Den- 1996).
sein? Ist es nicht möglich, dass die jungen noch bieten die sozialstatistischen Ak- Doch weder Angebots- noch Nachfra-
Alten, die ‚empty nesters‘ bzw. konsoli- teursdefinitionen einige Vorteile. Erstens getheorie liefern allein eine ausreichende
dierten Haushalte, auch Träger der Auf- sind sie empirisch einfach umsetzbar, da Erklärung für die Gentrification. Die
wertung werden können? Warum müssen die Akteure mit nur wenigen sozialsta- Angebotstheorie kann nicht erklären,
die Pioniere immer eine höhere Bildung tistischen Variablen identifiziert werden warum es nicht in allen Quartieren mit
aufweisen? Ist es nicht unerheblich, wel- können. Zweitens erlauben sie bei Längs- ökonomischen gaps zur Gentrification
che Bildung die Pioniere haben, wenn es schnittuntersuchungen die Beobachtung kommt, und die Nachfragetheorie kann
primär darum geht, ihre besondere Rolle der Veränderungen der Akteursanteile nicht erklären, warum nicht in allen in-
als erste Invasoren zu beschreiben? über einen längeren Zeitraum. Drittens nenstadtnahen Wohnquartieren eine
Das Differenzierungs-Problem be- werden bei einheitlichen Definitionen Nachfragesteigerung einsetzt (Fried-
steht darin, dass die meisten Autoren Vergleiche zwischen verschiedenen richs 1996; R edfern 1997). Keine der
bei der Typisierung der Akteure entwe- Quartieren möglich. Theorien kommt ohne die andere aus:
der nur die zwei Hauptakteursgruppen Während die Akteure der Nachfrage die Angebotstheorie ist auf die sich än-
der Pioniere und Gentrifier oder die vier bislang sehr intensiv untersucht wurden, dernde Nachfrage angewiesen und die
klassischen Akteure der Pioniere, Gen- sind die anderen beteiligten Akteure nur Nachfragetheorie auf das sich ändernde
trifier, Alte und Andere unterscheiden. selten Forschungsgegenstand. Zwar gibt Angebot. Diese Erkenntnis setzte sich
Diese Typen bilden jedoch nur ein grobes es Typisierungen der Anbieter, z.B. in in der Gentrificationforschung Ende der
Raster der Charakterisierung. Feinere incumbent, occupier, professional und 1980er durch. Mit dem so genannten
Unterscheidungen oder andere Typen landlord developer (Smith 1979, S. 546), Marktmodell entstand daraufhin ein An-
sind denkbar. Lang (1998, S. 99) plädiert aber genauere Beschreibungen und em- satz, mit dem versucht wurde, Angebots-
z.B. für eine weitere Unterscheidung der pirische Belege sind selten. Ebenso wer- und Nachfrageseite als komplementäre
Pioniere nach ihrer Lebenskonstrukti- den Akteure der Politik und Planung nur Elemente eines Marktprozesses zu inter-
on in Utopisten, orthodoxe Nonkonfor- selten thematisiert. Allerdings scheint pretieren (Beauregard 1986; Dangschat
misten, Pragmatiker und Lifestylisten. sich hier ein Wandel abzuzeichnen, denn 1988, 1991; Hamnett 1991; Lees 1994;
Dangschat (1991) führt den Typ des mit den jüngeren Diskussionen über die Clark 1994). Allerdings konnte nicht
Ultra-Gentrifiers ein, der sich aufgrund Erklärung der Gentrification gelangen geklärt werden, wie das Zusammenspiel
seines weit überdurchschnittlichen Ein- Prozesse der politischen Steuerung in zwischen Angebot und Nachfrage kon-
kommens nochmals vom Gentrifier ab- den Fokus der Betrachtung. kret abläuft (Ley 2003).
grenzt. Ley (1996, S. 183) unterscheidet In der deutschen Gentrificationfor-
‚active gentrifier‘, die eine aktive Rol- Die Erklärungsmodelle der schung wurde in den 1990er Jahren ver-
le als Verdrängende übernehmen, und Gentrification sucht, multikausale Erklärungsmodelle
‚consumers of gentrification‘, die relativ Ab Mitte der 1970er bildeten sich zwei für Gentrification zu entwerfen. Im so
passiv agieren. – zuerst als ‚gegensätzlich‘ interpre- genannten Mikro-Meso-Makro-Modell
Das Rollen-Problem beschreibt In- tierte – Erklärungsansätze der Gentrifi- wird Gentrification als neue und beson-
konsistenzen zwischen der Definition cation heraus: die Angebotstheorie und dere Form der Segregation interpretiert.
der Akteure und ihrer Rolle im Auf- die Nachfragetheorie. Lange Zeit stand Darin ist die Gentrification die lokale
wertungsprozess: Die ursprüngliche die Debatte zwischen beiden Konzep- Segregationserscheinung eines mehrdi-
Unterscheidung zwischen Pionieren und ten im Zentrum der wissenschaftlichen mensionalen gesamtgesellschaftlichen
Gentrifiern bezieht sich auf deren Rolle Diskussion um die Erklärung der Gen- Wandels – eine Zuspitzung der Moder-
im Aufwertungsprozess, die am unter- trification, denn die intensive Suche nisierung in Zeit und Ort (Dangschat
schiedlichen Zeitpunkt ihres Zuzugs nach einer Antwort auf die Ursachen von u. Blasius 1990; Alisch u. Dangschat
erkennbar ist. Der Theorie nach müssten Gentrificationprozessen war zugleich 1996; Häussermann et al. 2002). Die
die Pioniere stets als erste in ein Quartier eine Suche nach den Faktoren, mit denen Zusammenhänge zwischen den ge-
eindringen und die Gentrifier ihnen zu man die Gentrification fördern, steuern sellschaftlichen Veränderungen und
einem späteren Zeitpunkt folgen. Wer- bzw. verhindern könnte. Die Vertreter Gentrification werden jedoch nur ange-
den die Pioniere und Gentrifier jedoch der Angebotstheorie(n) (rent gap-The- nommen. Konkrete Hypothesen oder
nicht anhand ihres Zuzugszeitpunktes, ori, value gap-Theorie) sehen die ent- Kausalitäten über Effekte zwischen den
sondern mit Hilfe von sozialstatistischen scheidende Ursache für Gentrification Ebenen und Dimensionen werden kaum
Merkmalen definiert, kann dies zu un- in veränderten Investitionsstrategien der geprüft. Als Nachweis einer Gentrifica-
plausiblen Fällen führen, z.B.: zu Beginn Immobilienbranche (Smith 1979, 1996; tion dienen meist statistische Daten über

161
die Zunahme der höheren Einkommens- menspiel mehrerer Faktoren auf unter- Handlungsstrategien von politischen
gruppen, der jungen Ein- und Zwei-Per- schiedlichen Maßstabsebenen resultiert. Akteuren, deren Einfluss auf die Gentri-
sonen-Haushalte und der tertiären Be- Zu diesen Einflussfaktoren zählen: fication, die symbolische Bewertung des
rufsgruppen. Ein zweites multikausales • die Konstellation des Kapital-, Immo- Raumes, der sich daraus ergebenden ‚Po-
Mehrebenenmodell der Erklärung ist bilien- und Wohnungsmarktes, litik der Gentrification’ sowie über die
das iterative Interdependenzsystem von • staatliche Regularien der Stadt- und Gründe für unterschiedliche Intensitäten
K ecskes (1997, S. 140ff.). Sein Modell ist Wohnungsmarktentwicklung, der Proteste gegen Gentrification liefern.
der Versuch, die Komplexität der Gen- • die lokale Stadtentwicklungspolitik, Auch die Bedeutung verschiedener Kul-
trification mit Hilfe eines theoretischen • die Ansiedlung von Dienstleistungs- turen, Milieus oder Berufsethiken der
Experiments zu erklären, welches die betrieben (Kultur, Tourismus, Gastro- lokalen Akteure auf die Gentrification
Gentrification als eigendynamischen so- nomie, Büros), wurde noch nicht untersucht. Ein Über-
zialen Handlungsprozess der Bewohner • die Investitions- und Wohnungsverga- trag politikwissenschaftlicher Ansätze
und Eigentümer unter Annahme wech- bepraxis der Vermieter, auf die Gentrificationforschung erfolgte
selnder Randbedingungen und vielge- • die Auszugswahrscheinlichkeit der bislang nur in programmatischer Form
staltiger Wechselbeziehungen abbildet. Bewohner, (Betancur 2002; Henkel 2000).
Das Modell beruht auf einem theore- • die symbolischen Aufwertungen so-
tischen Experiment, das den Verlauf der wie Die Verlaufsmodelle der
Gentrification simuliert. Eine Operatio- • Effekte der Nachahmung und Selbst- Gentrification
nalisierung oder empirische Überprü- verstärkung. Eine ebenso lange Geschichte wie die
fung des Modells wurde bisher nicht Dieser – für die Gentrificationforschung Erklärungskonzepte haben die Verlaufs-
vorgenommen. feststellbare – Erkenntnisstand ist Aus- modelle der Gentrification, wobei räum-
Ungeachtet aller Bemühungen ist es druck eines allgemeinen Defizits an liche und zeitliche Verlaufsmodelle von-
bislang nicht gelungen, ein angemes- Erklärungskonzepten in der Stadtfor- einander zu unterscheiden sind.
senes Erklärungskonzept zu entwerfen. schung. Was für die Gentrification gilt, Die Untersuchung des räumlichen
Die Diskussion ist bei theoretischen existiert beispielsweise ebenso für die Verlaufs der Gentrification ist ein Stan-
Markt- und Mehrebenenmodellen ange- Phänomene der Suburbanisierung und dardthema der angebotstheoretischen
langt, die zahlreiche Einflussfaktoren/ des Downgrading. Bei diesen Prozessen Ansätze der nordamerikanischen For-
Ursachen berücksichtigen, sich in ihrer wird „zunehmend klar, wie die globallo- schung, in denen die räumliche Ausbrei-
Konkretheit aber nicht empirisch belegen kal verflochtenen Entwicklungsstränge tung der Gentrification mit der Metapher
lassen. Als Gründe dafür sind folgende Züge chaotischer Wucherungsprozesse der Frontier beschrieben wird. Danach
Probleme anzuführen. Das Komplexi- annehmen. Als Gesamtprozess von kei- ‚kämpfen‘ urbane Pioniere für die In-
tätsproblem bringt zum Ausdruck, dass nem noch so organisierten Akteur mehr besitznahme und Urbarmachung wilden
es sich bei der Gentrification um einen steuerbar, prozessieren sie als nicht in- Landes (Clay 1979; Smith 1996). Das
komplexen, von mehreren Faktoren be- tendierte, gleichwohl partiell hochstruk- Konzept geht davon aus, dass die Auf-
einflussten Prozess handelt. Das Mehr­ turierte Ereignisreihen“ (Matthiesen wertung an wenigen kleineren Punkten
ebenenproblem beschreibt die Schwie- 1998, S.  141). Als Konsequenz daraus ansetzt. Von dort ausgehend, breitet sich
rigkeiten, das Zusammenspiel dieser kam es in der Gentrificationforschung die Gentrification allmählich aus und
Einflussfaktoren auf verschiedenen zu einer Umstellung von der Frage nach kann von ‚Inseln der Aufwertung‘ zu
räumlichen Maßstabsebenen theoretisch dem ‚Warum‘ zur Frage nach dem ‚Wie‘ ‚Seen der Gentrification‘ werden (Wyly
zu fassen. Das Historizitätsproblem be- (van Weesep 1994, S.  80). Wenn die u. Hammel 1999). In ihrer räumlichen
sagt, dass es sich bei der Gentrification Gentrification auch nicht anhand einer Ausbreitung kann die Gentrification da-
um einen sozialen Prozess handelt, der einzigen Ursache geklärt werden kann, bei unterschiedliche Muster aufweisen:
wiederum auf vorausgehenden sozialen so können doch in Anlehnung an die spot, fringe, overspill und leapfrogging
Entwicklungen aufbaut. Das Selbstre- bisherigen Erklärungskonzepte die Vo- gentrification (Clay 1979; Dantas 1988;
ferenzproblem macht deutlich, dass die raussetzungen, Einflussfaktoren, deren R eid u. Smith 1993).
Gentrification ein sozialer Lernprozess Zusammenhänge und Prozesslogiken Die zeitlichen Verlaufsmodelle be-
ist, der vom Wissen über diesen Prozess im Entwicklungsverlauf systematisiert schreiben Gentrification als einen Pro-
beeinflusst wird. Schließlich weist das werden. Eben an dieser Stelle kommt die zess, der mehrere Entwicklungsphasen
Eigendynamikproblem darauf hin, dass Untersuchung der Interventions-Akteure durchläuft. Mit den Verlaufsmodellen
Komplexität, Mehrebeneneinfluss und der Politik, Planung und Investition wie- wurden die ‚klassischen Modelle des
Selbstbezüglichkeit zu Prozesslogiken der ins Spiel, deren Sichtweisen und Nachbarschaftswandels‘ – die aus-
und Geschwindigkeiten führen können, Strategien bislang nur selten Gegenstand schließlich Abwertungsmodelle waren –
die jenseits der Steuerbarkeit liegen. Die- der Forschung waren. Zu ihnen zählen fortgeschrieben. In den Verlaufsmodel-
se fünf Grundprobleme stehen dem Ent- Investoren und Entwickler, Stadtverwal- len der Gentrification folgt der Abwer-
wurf allgemeingültiger, d.h. abstrakter tung, Lokalpolitik, lokale Eliten, Mieter- tung die Wiederaufwertung des Quar-
und zugleich empirisch nachprüfbarer vereine, Interessenvertreter der Bewoh- tiers in mehreren Phasen. Die Modelle
Erklärungen prinzipiell entgegen. ner, Gewerbetreibende und Eigentümer. sind überwiegend deskriptiv und gehen
Gentrification sollte daher als multi- Eine Analyse dieser Akteure, der von von einer regelhaften, irreversiblen Ab-
kausaler Prozess angesehen werden, der ihnen gebildeten Allianzen und deren folge einzelner Aufwertungsphasen aus.
sich nicht auf eine Erklärungsebene re- ‚representations of gentrification‘ (Lees Meist werden drei bis fünf Aufwer-
duzieren lässt, sondern aus dem Zusam- 1996) könnte weitere Erkenntnisse über tungsphasen unterschieden. Aussagen

162 Europa Regional 14(2006)4


über deren Dauer werden nicht gemacht gen weitgehend gleichförmig verlaufen tur – beispielsweise nach working-
(Friedrichs 1996, S. 17). Das erste Pha- würde (K ecskes 1997, S.  86). Dennoch class-neighbourhoods, middle-class-
senmodell der Gentrification stammt von hat sich die Beschreibung der Gentrifi- neighborhoods und loft-conservation
Clay (1979). Er entwickelte das vierpha- cation in aufeinander folgende Phasen (Beauregard 1986), nach Arbeiter-
sige Modell eines doppelten Invasions- bewährt und sollte beibehalten werden – quartier und großbürgerlichem Quar-
Sukzessions-Zyklus. Auf diesem Modell allerdings nicht mit dem Ziel, ein allge- tier (Dangschat 1988), nach Arbei-
aufbauend wurden alternative Verlaufs- meingültiges Modell zu entwerfen oder terwohnviertel, bürgerliche Wohn-
modelle entwickelt (Gale 1980; Ber- zu prüfen, sondern mit dem Ziel, ein viertel und subkulturelle Wohnviertel
ry 1985; Dangschat 1988; Friedrichs fallbezogenes Verlaufsmodell zu entwi- (K ecskes 1997),
1998). ckeln. Dabei sollte sich die Abgrenzung • die regionalen Rahmenbedingungen –
Die Stärken der Modelle liegen in der Phasen an Brüchen der Entwicklung z.B. in Nordamerika, Großbritannien,
ihrer Anschaulichkeit. Diese bietet die orientieren. Das Set möglicher Entwick- Westdeutschland und Ostdeutschland.
Möglichkeit, untersuchte Quartiere an- lungsphasen besteht aus einer Abwer- Es scheint sehr lohnenswert, diese Me-
hand der aktuell beobachtbaren Merk- tungsphase, einer Pionierphase, einer thode des Vergleichs und der Typisie-
male in eine der unterschiedenen Phasen Gentrificationphase, einer Super-Gentri- rung unterschiedlich ablaufender Gen-
der Gentrification einzuteilen. Doch so ficationphase und möglichen Zwischen- trificationprozesse fortzuführen. Das
anschaulich und eingängig die Modelle stadien. Dabei müssen nicht alle Phasen Erkennen typischer Muster des Verlaufs
sind, ein empirischer Nachweis für de- zwingend durchlaufen oder erreicht wer- und der Beeinflussung der Gentrifica-
ren allgemeine Gültigkeit konnte bislang den (Lees 2003, S.  2507). Die Phasen- tion sowie deren Ausprägung auf der
nicht erbracht werden. Bisherige Studien modelle sollten zudem die Möglichkeit baulichen, sozialen, kommerziellen und
widersprechen teilweise sogar den Mo- unterschiedlicher Geschwindigkeiten symbolischen Ebene kann dazu beitra-
dellannahmen, z.B. wenn die Gentrifi- berücksichtigen. Die Gesamtdauer der gen, genauere Beobachtungen anzustel-
cation ohne den Zuzug von Pionieren Gentrification als auch die Dynamik len, ‚passendere‘ Erklärungen zu finden,
einsetzt oder die Pioniere und Gentrifier von Teilprozessen kann sehr verschieden ablaufende Prozesse besser zu bewerten
zum gleichen Zeitpunkt einziehen oder ausgeprägt sein (K ecskes 1997, S.  34). und realistischere Aussagen über zu-
wenn die Veränderungen innerhalb der Schließlich sollte ein Phasenmodell alle künftige Entwicklungen zu treffen.
Dimensionen der Gentrification nicht vier Dimensionen der Gentrification
der modellhaften Synchronität folgen abbilden und Möglichkeiten einer Kop- Die Bewertung der Gentrification
(Beauregard 1990; Friedrichs 1998). pelung mit Erklärungskonzepten enthal- Bis Mitte der 1970er Jahre galt die Gen-
Ein weiterer Nachteil aller bislang ent- ten. Diese Erklärungen können sich auf trification bzw. die Wiederaufwertung
wickelten Modelle der Gentrification ist, die Konstellationen innerhalb einzelner innenstadtnaher Bestandsquartiere als
dass sie mit einer Art ‚Klimax-Phase‘ Phasen oder auf die Übergänge zwischen erstrebenswertes Ziel städtischer Ent-
der Dominanz der Gentrifier enden, eine den Phasen beziehen. Damit könnten wicklungspolitik, mit dem einem wei-
sich daran anschließende Entwicklung beispielsweise die Gründe für die Entste- teren ‚Ausbluten und Veröden der Städte‘
wurde noch nicht thematisiert. Mit den hung eines Prozesses von den Faktoren, entgegenwirkt werden sollte. Mit der stär-
Untersuchungen von Lees (2000) liegen die ihn am Leben halten, unterschieden keren Beteiligung privater Akteure und
jedoch Ergebnisse vor, die auf eine mög- werden. der Verselbstständigung des Prozesses
liche Phase der ‚super-gentrification‘ Die Erkenntnis, dass sowohl die Er- wurden jedoch auch die mit ihr verbun-
hinweisen. Gemeint ist damit die Gen- klärung als auch der Verlauf der Gentri- denen Gefahren einer Verdrängung der
trification von Gentrificationgebieten. fication nicht anhand allgemeingültiger Bewohner und Gewerbenutzungen er-
Gebiete, die bereits einer Aufwertung Modelle möglich ist, betont die Not- kennbar. Smith und Williams (1986,
unterlagen, werden in einer weiteren wendigkeit, genauere Unterscheidungen S. 221ff.) bezeichneten das Problem der
Welle noch einmal – auf höherem Niveau verschiedener Typen der Gentrification Gentrification als das Catch 22-Dilemma
– gentrifiziert. vorzunehmen. Ein solcher Ansatz wäre – einer Metapher, die dem gleichnamigen
Die Debatte um ein Verlaufsmodell zudem sinnvoll, um das Spannungsver- Roman von Joseph  Heller entstammt.
der Gentrification war wie die Ausei- hältnis zwischen globaler Ausbreitung Das Dilemma ergibt sich aus folgender
nandersetzung über die Erklärung der und lokaler Besonderheit der Gentrifica- Konstellation: ohne Gentrification ver-
Gentrification lange Zeit von der Ziel- tion zu untersuchen. schlechtern sich die Lebensverhältnisse
stellung geprägt, ein verallgemeiner- Bisherige Modelle mit unterschied- im Stadtteil weiter – mit Gentrification
bares Verlaufsmodell zu finden. Die An- lichen Verlaufstypen der Gentrifica- droht eine Verdrängung der alteingeses-
nahme einer allgemeinen Homologie des tion stammen von Beauregard 1986, senen Bewohner.
Gentrificationprozesses ist jedoch nicht Dangschat 1988, 1991, K ecskes 1997, Noch heute wird der wissenschaft-
haltbar (Matthiesen 1998, S.  138). Die Smith,  D.P.  2002, Carpenter und Lees liche wie auch alltagsweltliche Diskurs
Gentrification ist weit komplexer und 1995, K ennedy und Leonard 2001, Sla- über die Gentrification vielfach ausge-
vielgestaltiger, als es die idealisierten ter 2002, Butler und Robson 2003, Lees hend von der moralisch wertenden Un-
Stadienmodelle nahe legen (Hamnett 2003, van Criekingen und Decroly 2003, terscheidung positiver/negativer oder
1984; Helbrecht 1996; Smith 1996). Wyly und Hammel 2004. Als Merkmale auch guter/schlechter Prozess betrach-
Es wäre vielmehr höchst überraschend, des Vergleichs bzw. der Typisierung fun- tet. Positive Deutungen bezeichnen den
wenn die Gentrification in allen Städ- gierten Prozess als Element der ‚emancipatory
ten – egal welcher Größe und welchen • die am Beginn der Gentrification city‘ oder als Revitalisierung (Ley 1996;
Kulturkreises – und in allen Ortsla- bestehende Bau- und Sozialstruk- Butler 1997), negative Interpretati-

163
onen sprechen von der ‚revanchist city‘
���������������������������������� ����������������������������������
(Smiths 1996; Lees 2000). Solche Art
generalisierender Deutungen ist jedoch ������������������������������������ ���������������������������������������
ideologisierend und wenig hilfreich. Zu- �����������������������������������������
������������
dem blenden sie aus, dass positive bzw.
negative Folgen nicht per se entstehen, ����������������������������������������� �����������������������������������������
�������������
sondern deren Ausprägung von mehre-
ren Faktoren abhängt: insbesondere von ��������������������������������������������� ����������������������������������������
�����������������������������������������
rechtlichen Rahmenbedingungen (Sozi-
alpläne, Satzungen, Gebote, Mietpreis- �����������������������������������������
�������������������������������������
bindungen), aber auch von Vermieter-
strategien, dem Verhandlungsgeschick Abb. 2: Mögliche positive und negative Folgen der Gentrification
der Mieter und der lokalen Wohnungs- Quelle: eigener Entwurf
marktsituation. Die Ausgestaltung der
Gentrification und die Möglichkeiten vier Dimensionen und der räumlichen Berry, B. (1985): Islands of renewal in a
der Einflussnahme sind so groß, dass Verbreitung sehr variabel sein kann, sea of decay. In: Paterson, P. (Hrsg.):
eine Bewertung immer nur anhand eines • größere Bedeutung von detaillierten The New Urban Reality. Washington.
konkreten Aufwertungsfalls möglich ist. Fallanalysen, Betancur, J.J. (2002): The Politics of
Abbildung 2 zeigt, welche positiven und • größere Bedeutung von Vergleichen Gentrification: The case of westtown
welche negativen Folgen möglich sind. der Gentrification in verschiedenen of Chicago. In: Urban Affairs Review
Städten/Quartieren und einer daraus 37, H. 6, S. 780-814.
Schlussbetrachtung abgeleiteten Typisierung, Blasius,  J. u. J.S. Dangschat (Hrsg.)
Ziel des Beitrages war es, eine Übersicht • genauere Untersuchung lokaler Poli- (1990): Gentrification. Die Aufwer-
über den aktuellen Stand der Gentrifica- tiken der Gentrification und lokaler tung innenstadtnaher Wohnviertel.
tionforschung zu bieten. Die Gentrifica- Gentrificationdiskurse und Frankfurt a.M./New York.
tion hat sich vom einstigen Konzept zur • vergleichende Diskussion und Bewer- Blasius, J. (1994): Verdrängungen in
Wiederbelebung innenstadtnaher Wohn- tung der Untersuchungsmethoden der einem gentrifizierten Gebiet. In: Bla-
quartiere zu einer etablierten Strategie Gentrification. sius, J. u. J.S. Dangschat (Hrsg.): Le-
der Raumentwicklung gewandelt, die bensstile in den Städten. Konzepte und
nicht nur auf Städte beschränkt bleibt, Methoden. Opladen, S. 408-425.
sondern inzwischen auch im ländlichen Bourne, L.S. (1993): The Myth and Re-
Räumen nachweisbar ist. Diese in bislang Literatur ality of Gentrification. A Commentary
drei großen Wellen verlaufende Erfolgs- Alisch, M. (1993): Frauen und Gentrifi- on Emerging Urban Forms. In: Urban
geschichte der Gentrification hat zu einer cation. Der Einfluß von Frauen auf die studies 30, H. 1, S. 183-189.
fast weltweiten Verbreitung des Phäno- Konkurrenz um den innerstädtischen Bridge, G. (2001): Estate Agents as In-
mens geführt. Der anfängliche Glaube, Wohnraum. Wiesbaden. terpreters of Economic and Cultural
diesen Prozess anhand einer einzigen, Alisch, M. u. J.S. Dangschat (1996): Die Capital: The Gentrification Premium
allgemeingültigen Theorie zu erklären, Akteure der Gentrifizierung und ihre in the Sydney Housing Market. In: In-
scheiterte an der Komplexität, Histori- „Karrieren“. In: Friedrichs,  J. u. R. ternational Journal of Urban and Re-
zität, Selbstreferenz und Eigendynamik K ecskes (Hrsg.): Gentrification. The- gional Research 25, H. 1, S. 87-101.
der Gentrification. Die Gentrification orie und Forschungsergebnisse. Opla- Bridge, G. u. R. Dowling, (2001): Micro­
folgt keinen allgemeinen Gesetzen oder den, S. 95-129. geographies of Retailing and Gentrifi-
einfachen Kausalitäten, sondern ist ein Atkinson, R. u. G. Bridge (Hrsg.) (2005): cation. In: Australian Geographer 32,
sozialer, evolutionär entstandener Pro- Gentrification in a Global Context. The H. 1, S. 93-107.
zess, der in seiner lokalen Ausprägung new urban colonialism. London. Busse, C.-H. (1990): Gentrification:
ständig neu produziert und modifiziert Bagli, C. (1991): ‘De-gentrification’ can Stadtteile im Konflikt - Beispiele aus
wird. Insbesondere Investoren, Politiker hit when boom goes bust. In: The New Hamburg. In: Blasius, J. u. J.S. Dang-
und Planer haben gelernt, wie die Auf- York Observer 5, H. 8, S. 12. schat (Hrsg.): Gentrification. Die Auf-
wertung von Bestandsquartieren initiiert Beauregard, R. (1986): The chaos and wertung innenstadtnaher Wohnge-
und gefördert werden kann. Aber auch complexity of gentrification. In: Smith, biete. Frankfurt a.M./New York, S.
die ‚Anwälte der Betroffenen‘ kennen die N. u. P. Williams (Hrsg.): Gentrifica- 196-212.
Zeichen einer ‚drohenden‘ Aufwertung tion of the City. Boston, S. 35-55. Butler, T. (1997): Gentrification and the
und Verdrängung sowie das Instrumen- Beauregard, R. (1990): Trajectories of Middle Classes. Aldershot.
tarium des Widerstandes. Die historisch Neighborhood Change: The Case of Butler, T. u. G. Robson (2003): London
individuellen Verläufe führen zu fallspe- Gentrification. In: Environment and Calling: The Middle Classes and the
zifischen Mustern der Gentrification. Für Planning A 22, H. 7, S. 855-874. Remaking of Inner London. Oxford.
die Gentrificationforschung ergeben sich Bernt, M. u. A. Holm (2002): Gentrifica- Carpenter, J. u. L. Lees (1995): Gentrifi-
daraus folgende Notwendigkeiten und tion in Ostdeutschland: der Fall Prenz­ cation in New York, London and Paris:
Konsequenzen: lauer Berg. In: Deutsche Zeitschrift an international comparison. In: Inter-
• größere Offenheit des Konzeptes, da für Kommunalwissenschaften 41, H. national Journal of Urban and Region-
Gentrification in der Ausprägung der II, S. 125-150. al Research 19, H. 2, S. 286-303.

164 Europa Regional 14(2006)4


Clark, E. (1994): Towards a Copenhagen Friedrichs, J. (2005): Thesen zur Stadt- Henkel, K. (2000): Gentrifizierung als
Interpretation of Gentrification. In: Ur- soziologie. In: Nachrichtenblatt zur Spiegel lokaler Politik. In: DISP 143,
ban studies 31, H. 8, S. 1033-1042. Stadt- und Regionalsoziologie, Juli S. 26-31.
Clay, P.L. (1979): Neighborhood Re- 2005, S. 9-16. Holm, A. u. D. Zunzer (2000): Prenzlau-
newal. Middle Class Resettlement and Friedrichs,  J. u. R. K ecskec (Hrsg.) er Berg im Wandel. Stadterneuerung
Incumbent Upgrading in American (1996): Gentrification. Theorie und und sozialräumliche Veränderungen
Neighborhoods. Lexington. Mass. Forschungsergebnisse. Opladen. in Sanierungsgebieten. In: Gesell­
Dangschat, J.S. (1988): Gentrification. Gale, D.E. (1980): Neighborhood Reset- schaft für Regionalforschung (Hrsg.):
Der Wandel innenstadtnaher Wohn- tlement: Washington, D.C. In: Laska, Seminarbericht 42, Berlin, S. 27-61.
viertel. In: Friedrichs,  J. (Hrsg.): So- S.B. u. D. Spain (Hrsg.): Back to the K arsten, L. (2003): Family Gentrifiers:
ziologische Stadtforschung. (Kölner City. New York, S. 95-115. Challenging the City as a Place Si-
Zeitschrift für Soziologie und Sozial- Ghose, R. (2004): Big Sky or Big Sprawl? multaneously to Build a Career and to
psychologie, Sonderheft 29). Opladen, Rural gentrification and the changing Raise Children. In: Urban studies 40,
S. 272-292. cultural landscape of Missoula, Mon- H. 12, S. 2573-2584.
Dangschat, J.S. (1991): Gentrification in tana. In: Urban geography 25, H. 6, S. K ecskes, R. (1997): Das Individuum und
Hamburg. In: van Weesep, J. u. S. Mus- 528-549. der Wandel städtischer Wohnviertel.
terd,  (Hrsg.): Urban housing for the Glass, R. (1964): Aspects of Change. In: Eine handlungstheoretische Erklärung
Better-Off: Gentrification in Europe. Centre for Urban Studies (Hrsg.): Lon- von Aufwertungsprozessen. Soziolo-
Utrecht, S. 63-88. don. Aspects of Change. Center for ur- gische Studien 22. Pfaffenweiler.
Dangschat, J.S. (2003): Binnenentwick- ban studies report No.3. London. K ennedy, M. u. P. Leonard (2001): Gen-
lung - Abbau der regionalen Segregati- Godfrey, B. (1988): Neighborhoods in trification: Practice and Politics. In:
on, aber ‚take off‘ für Gentrifizierung? Transiton: The Making of San Fran- www.liscnet.org/resources (1/2002)
In: Arlt, G. et al. (Hrsg.): Urbane In- cisco’s Nonconformist Communities. K irchberg, V. (1998): Stadtstruktur in der
nenentwicklung in Ökologie und Pla- Berkley. Urban Political Economy. In: Göschel,
nung. (IÖR-Schriften 39). Dresden, S. Hackworth, J. (2002): Postrecession A. u. V. K irchberg (Hrsg.): Kultur in
1-14. Gentrification in New York City. In: der Stadt. Stadtsoziologische Analy-
Dangschat, J.S. u.  J. Friedrichs (1988): Urban Affairs 37, H. 6, S. 815-843. sen zur Kultur. Opladen, S. 41-54.
Gentrification in Hamburg. Eine em- Hackworth, J. u.  N. Smith (2001): The K rajewski, C. (2006): Urbane Transfor-
pirische Untersuchung des Wandels changing state of gentrification. In: mationsprozesse in zentrumsnahen
von drei Wohnvierteln. Veröffentli- Tidjeschrift voor Economische en So- Stadtquartieren - Gentrifizierung und
chung der Gesellschaft für Sozialwis- ciale Geografie 92, H. 4, S. 464-477. innere Differenzierung am Beispiel
senschaftliche Stadtforschung, Band Hamnett, C. (1991): The blind men and der Spandauer Vorstadt und der Ro-
8. Hamburg. the elephant: the explanation of gen- senthaler Vorstadt in Berlin. Müns­
Dantas, A. (1988): Overspill as an alter- trification. In: Transactions of the In- tersche Geographische Arbeiten 48.
nativ style of gentrification: the case of stitute of British Geographers 16, S. Münster.
Riverdale, Toronto. In: Bunting, T. u. 173-189. Lang, B. (1998): Mythos Kreuzberg.
P. Filion (Hrsg.): The Changing Cana- Hamnett, C. (2003): Gentrification and Ethnographie eines Stadtteils. Frank-
dian Inner City. publication series 31, the Middle-class Remaking of Inner furt a.M./New York.
Department of Geography, Universi- London 1961-2001. In: Urban studies Laska, S. u. D. Spain (1980): Back to the
ty of Waterloo, Ontario. Waterloo, S. 40, H. 12, S. 2401-2426. City: Issues in Neighbourhood Reno-
73-86. Hamnett, C. u.  B. R andolph (1986): vation. Elmsford, New York.
Franzmann, G. (1996): Gentrification Tenurial Transformation and the Flat Lees, L. (1994): Rethinking gentrifica-
und Einzelhandel. Gibt es die „neu- Break-up Market in London. The Brit- tion: Beyond the position of econom-
en“ Geschäfte? In: Friedrichs, J. u. R. ish Condo Experience. In: Smith, N. u. ics or culture. In: Progress in Human
K ecskes (Hrsg.): Gentrification. The- P. Williams (Hrsg.): Gentrification of Geography 18, H. 2, S. 137-150.
orie und Forschungsergebnisse. Opla- the city. London, S. 121-152. Lees, L. (1996): In the pursuit of differ-
den, S. 229-258. Harth, A.,  U. Herlyn u.  G. Scheller ence: representations of gentrification.
Friedrich, K. (2000): Gentrifizierung. (1996): Ostdeutsche Städte auf Gen- In: Environment and Planning A 28, S.
Theoretische Ansätze und Anwen- trificationkurs? Empirische Befunde 453-470.
dung auf Städte in den neuen Ländern. zur „gespaltenen“ Gentrification in Lees, L. (2000): A reappraisal of gentri-
In: Geographische Rundschau 52, H. Magdeburg. In: Friedrichs, J. u.  R. fication: towards a “geography of gen-
7-8, S. 34-39. K ecskes (Hrsg.): Gentrification. The- trification”. In: Progress in Human Ge-
Friedrichs, J. (1996): Gentrification. For- orie und Forschungsergebnisse. Opla- ography 24, H. 3, S. 389-408.
schungsstand und Methodologische den, S. 167-191. Lees, L. (2003): Super-gentrification:
Probleme. In: Friedrichs,  J. u. R. Häussermann, H.,  A. Holm u.  D. Zun- The case of Brooklyn Heights, New
K ecskes (Hrsg.): Gentrification. The- zer (2002): Stadterneuerung in der York City. In: Urban Studies 40, H. 12,
orie und Forschungsergebnisse. Opla- Berliner Republik. Modernisierung in S. 2487-2510.
den, S. 13-40. Prenzlauer Berg. Opladen. Ley, D. (1986): Alternative explanations
Friedrichs,  J. (1998): Gentrification. In: Helbrecht, I. (1996): Die Wiederkehr for inner-city gentrification: a Canadi-
Häussermann, H. (Hrsg.): Großstadt. der Innenstädte. In: Geographische an assessment. In: Annals of the Asso-
Opladen, S. 57-66. Zeitschrift 84, H. 1, S. 1-15. ciation of American Geographers 76,

165
H. 4, S. 521-535. 36, S. 1141-1150. senting ‘Neigborhood’: Growth Coala-
Ley, D. (1996): The new middle class and Smith, D.P. (2002): Extending the Tem- tions, Newspaper Reporting and Gen-
the remaking of the central city. Ox- poral and Spatial Limits of Gentrifi- trification in St. Louis. In: The Pro-
ford. cation: A Research Agenda for Popu- fessional Geographer 56, H. 2, S.
Ley, D. (2003): Artists, Aestheticisation lation Geographers. In: International 282-294.
and the Field of Gentrification. In: Ur- Journal of Population Geography 8, S. Wyly, E. u. D. Hammel (1999): Islands of
ban studies 40, H. 12, S. 2527-2544. 385-394. Decay in Seas of Renewal: urban poli-
Matthiesen, U. (1998): Gentrifizierung Smith, N. (1979): Toward a Theory of cy and the resurgence of gentrification.
im ‚märkischen Sand‘ oder ‚National- Gentrification. A Back to the City In: Housing Policy Debate 10, H. 4, S.
park DDR‘? Nachrichten von den Peri- Movement by Capital, not by People. 711-771.
pherien der deutschen Hauptstadt. In: In: Journal of the American Planning Wyly, E. u. D. Hammel (2004): Gentrifi-
Prigge, W. (Hrsg.): Peripherie ist über- Association 45, S. 538-548. cation, segregation and discrimination
all. Frankfurt a.M., S. 138-151. Smith, N. (1996): The New Urban Fron- in the American urban system. In: En-
Palen, J. u.  B. London (Hrsg.) (1984): tier: Gentrification and the Revanchist vironment and Planning A 36, H. 7, S.
Gentrification, Displacement and City. London/New York. 1215-1241.
Neighbourhood Revitalisation. Alba- Smith, N. u. J. DeFilippis (1999): The Re-
ny. assertion of Economics: 1990s Gentri-
Phillips, M. (2002): The production, fication in the Lower East Side. In: In-
symbolisation and socialisation of ternational Journal of Urban and Re-
gentrification: impressions from two gional Research 23, S. 638-653.
Berkshire villages. In: Transaction of Smith, N. u. P. Williams (Hrsg.) (1986):
the Institute of British Geographers Gentrification of the City. Boston.
27, S. 282-308. van Criekingen, M. u.  J.-M. Decro -
R edfern, P. (1997): A new look at gentri- ly (2003): Revisting the Diversity of
fication: 1. gentrification and domes- Gentrification: Neighbourhood Re-
tic technologies. In: Environment and newal Process in Brussels and Mon-
Planning A 29, H. 7, S. 1275-1296. treal. In: Urban studies 40, H. 12, S.
R eid, L. u. N. Smith, (1993): “John Wayne 2451-2468.
Meets Donald Trump: The Lower East van Weesep, J. (1994): Gentrification as a
Side as Wild West.” In: Philo, C. u. research frontier. In: Progress in Hu-
G. K earns (Hrsg.): Selling Places: man Geography 18, H. 1, S.74-83.
The City as Cultural Capital, Past and Wiest, K. (1997): Die Neubewertung
Present. Leipziger Altbauquartiere und Verän-
Slater, T. (2002): What is Gentrification? derungen des Wohnmilieus. Beiträge
In: www.gentrification.org (2/2002) zur Regionalen Geographie 43. Leip-
Slater, T. (2004): North American gen- zig.
trification? Revanchist and emanci- Wiest, K. u. A. Hill (2004): Sanfte Gen-
patory perspectives explored. In: En- trification, Studentifizierung und In- Dr. Jan Glatter
vironment and Planning A 36, S. seln ethnischer Konzentration in ost- Technische Universität Dresden
1191-1213. deutschen Innenstadtrandgebieten? Institut für Geographie
Slater, T., W. Curran u. L. Lees (2004): Das Beispiel Leipzig. In: Raumfor- Lehrstuhl für Allgemeine Wirtschafts und
Gentrification research: new directions schung und Raumordnung, H. 6, S. Sozialgeographie
and critical scholarship. Guest editori- 361-374. 01062 Dresden
Jan.Glatter@.tu-dresden.de
al. In: Environment and Planning A Wilson, D. u. T. Mueller (2004): Repre-

166 Europa Regional 14(2006)4

You might also like