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Fundamental Tax
Legislation 2020
Superannuation Guarantee
(Administration) Act 1992
INTERNATIONAL
DALE PINTO
Professor of Taxation Law
Curtin Law School, Curtin University
and
KEITH KENDALL
Member
Administrative Appeals Tribunal
and
KERRIE SADIQ
Professor of Taxation
School of Accountancy, Queensland University of Technology
Published in Sydney by
Thomson Reuters (Professional) Australia Limited ABN 64 058 914 668
19 Harris Street, Pyrmont, NSW, 2009
© 2020 Thomson Reuters (Professional) Australia Limited ABN 64 058 914 668
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of responsibly managed forests. For more info: www.pefc.org
HOW TO USE
To locate the sections, use the information in the running heads which will indicate the Part, Division and
Subdivision in each Act or Regulation where relevant as well as the provision number above the rule.
To locate the sections in the Income Tax Assessment Act 1997 and A New Tax System (Goods and Services)
Act 1999:
• identify the relevant Division number (each section number includes the Division number as a
prefix); then
• locate the start of the Division using the running heads and thumb through to the required
section.
A complete list of the sections included for each Act and Regulation is provided in the table of provisions.
Please note that tables of subdivisions, although forming part of the legislation, have not been reproduced.
Repealed provisions have also been excluded.
This book includes extracts on:
Core tax
Income Tax Assessment Act 1997
Income Tax Assessment Act 1936
Income Tax Assessment (1936 Act) Regulation 2015
Income Tax Rates Act 1986
GST
A New Tax System (Goods and Services Tax) Act 1999
A New Tax System (Goods and Services Tax) Regulations 2019
Superannuation
Superannuation Industry (Supervision) Act 1993
Superannuation Industry (Supervision) Regulations 1994
Superannuation Guarantee (Administration) Act 1992
International
International Tax Agreements Act 1953
Income Tax (Dividends, Interest and Royalties Withholding Tax) Act 1974
Administrative Provisions
Taxation Administration Act 1953
Taxation Administration Regulations 2017
Income Tax Act 1986
Inspector-General of Taxation Act 2003
Assessable Income
Minus
Deductions
= Taxable Income
apply Tax Rates
= Gross Tax Payable
Minus
Offsets
= Net Tax Payable
Add
Medicare Levy and Surcharge
For applicable rates, offsets and surcharges, see the Tax Rates and Tables 2020 section of this book.
Zwölftes Kapitel.
Rovuma-Idyll und Zug ins Pori.
Newala, Anfang September 1906.
Ich lebe seit ein paar Tagen in einer andern Welt; ich bin dem
Himmel nahe, denn ich sitze hier in einer Höhe von mehr als 700
Meter über dem Spiegel des Indischen Ozeans und schaue aus
mehr als 500 Meter Höhe stolz auf das Graugrün der unendlichen
Ebene im Westen hinab. Das heißt, dieser wundersame Anblick über
jene Ebene zu meinen Füßen, über den Rovuma mit seinem breiten,
gegenwärtig vom Wasser allerdings nur spärlich gefüllten Bett im
Südwesten, auf die Bergkette von Massassi weit im Nordwesten, auf
die zahllosen Inselberge in jeder Entfernung im Süden, Westen und
Nordwesten, dieser Blick wird mir erst, wenn ich reuig wieder einen
Kilometer westwärts von meinem jetzigen Ruhesitz schreite, da
Newala nicht am jähen Steilrande des Plateaus liegt, sondern
tausend Meter landeinwärts.
Und nun erst der klimatische Gegensatz, wenigstens gegen die
Hölle Chingulungulu und das Fegefeuer Akundonde! Frisch ist’s hier
wie auf dem Kamm des Thüringer Waldes, und eiligst haben wir
Europäer nach unseren „Wintersachen“ gegriffen. Doppelte Decken
des Nachts und eine warme Weste am Morgen und Abend genügen
allein nicht; ich habe außerdem einen würdigen Überzieher aus
vergangenen Semestern aus der Lade genommen, Nils, der
Wikinger, aber wandelt in einem Überrock einher, von dem er
behauptet, er sei erst vor reichlich einem Jahrzehnt von seinem
Leibschneider in Treungen im fernen Nordland gefertigt worden; ich
hingegen lebe der Überzeugung, daß diesmal zwar der edle Vasco
da Gama unschuldig ist, daß aber einer von Nils’ wikingischen
Ahnen vor tausend Jahren schon in diesem Gewande die
nordischen Meere durchfurcht haben muß.
Doch bitte Schritt für Schritt! Zwischen unserem Abschied von
Chingulungulu und unserem Einzug in die Boma von Newala liegen
nur elf Tage, aber wieviel, oder richtiger wievielerlei haben mir diese
anderthalb Wochen gebracht! Nie haben meine Träger vor lauter
Lust und Ausgelassenheit so getobt und gelärmt, als zu jener
Frühmorgenstunde, in der sie von der Untätigkeit bei Matola
entbunden wurden. Stillsitzen ist nichts für Wanyamwesiträger; sie
wollen laufen, wollen etwas Neues sehen; zu guter Letzt huldigen
auch sie dem Grundsatz: „Andere Städtchen andere Mädchen“. Ich
habe schließlich schwere Mühe gehabt, meine 24 rüstigen Kerle —
die Rugaruga von Lindi habe ich schon in Massassi leichten Herzens
entlassen — über die Gefahren dieses Kapua hinwegzubringen; sie
wurden gewalttätig, vergriffen sich an Frauen und Mädchen und
gaben auch zu sonstigen Klagen Veranlassung. Zur Ablenkung
haben sie unsere Barasa mit den schönsten und längsten Tischen
aus halbierten Bambusknüppeln ausstaffieren müssen; sie haben
alle paar Tage uns beiden Weißen einen neuen Choo zu bauen
gehabt, einen immer schöner und luxuriöser als den andern —
nichts hat gefruchtet. Trotz ihrer Last von 60, 70 Pfund sind sie wie
die jungen Kälber an jenem Morgen einhergesprungen, als wir dem
Rovuma zuschritten.
Und wie freudig sind wir alle ausgeschritten! Im Handumdrehen
Mein Begleiter Nils Knudsen.
liegt das schattenlose Pori von Chingulungulu hinter uns; eine
scharfe Wendung des Weges aus seiner Westrichtung nach Süden,
ein kurzer steiler Abstieg; wir stehen an den Fluten des Nasomba.
Fluten ist etwas euphemistisch ausgedrückt, doch nach der
wasserlosen, der schrecklichen Zeit kommt uns auch der dünne
Wasserfaden, der dieses tiefe Tal durchzieht, wie ein schiffbarer
Strom vor. Über abgeerntete, ausgedehnte Mais- und Hirsefelder,
zwischen grünenden Bohnenbeeten und prachtvollen
Tabakpflanzungen geht es vorwärts; hohe Termitenhügel künden alle
Augenblicke, wie fruchtbar hier die Erde ist; auf hohen Pfählen
angebrachte Wachthäuschen zeigen andererseits, daß Wildschwein
und Affe, von hundert anderen Schädlingen zu schweigen, auch hier
lüstern sind, der Segnungen menschlichen Fleißes teilhaftig zu
werden. Längst ist Knudsen seiner Jagdleidenschaft gefolgt; von Zeit
zu Zeit donnert eins seiner mehr oder minder ehrwürdigen
Schießeisen über Hügel und Tal dahin. Ich habe inzwischen den fast
gänzlich schilfverwachsenen Lichehesee passiert; nach der Karte
muß ich demnach dicht am Rovuma sein. Auch die Vegetation
kündet größeren Wasserreichtum an; wir kommen an Baobabs von
gewaltigen Abmessungen vorüber; wir zwängen uns durch niedere
Palmendickichte, und die Kronen stolzer Fächerpalmen rauschen zu
unseren Häupten. Ich will gerade in ein neues Gebüsch eindringen,
da reißt mich die nervige Faust Hemedi Marangas, meines neuen
Gefreiten, zurück. „Mto hapa, Bwana,“ sagt er dabei, „hier ist der
Fluß, Herr.“ Ein Schritt noch, und ich wäre die wohl 5 bis 6 Meter
hohe, steile Uferwand hinuntergestürzt, an deren Fuß ich erst jetzt
jene breite Wasserfläche erglänzen sehe, von deren Reizen mir Nils
Knudsen hundertmal erzählt hat, ja, die selbst auf nüchternere
Gemüter, wie das Ewerbecks, ihren Eindruck nicht verfehlt haben.
„Hapana“ ist in meinen Ohren das schrecklichste Wort, ein
Ausdruck, der mich allmählich nervös macht; das sonore „Hapa“ des
Gefreiten habe ich damals gesegnet.
Zwei Matambwemütter vom Rovuma.
Was soll ich singen und sagen von jenen fünf oder sechs
glücklichen Tagen an den Ufern und auf den Inseln dieses durch
Livingstone geheiligten Stromes. Für den Ethnographen ist dort
zurzeit wenig zu holen. Vor 40 Jahren noch, als Livingstone
stromaufwärts zog, war es anders, da waren die Ufer des Rovuma
dicht besetzt mit Ansiedelungen der Wamatambwe; die Fluten des
Stromes trugen tausend Einbäume jenes rührigen Fischervolkes,
und ein reges, fröhliches Leben herrschte überall. Doch wie ein Reif
in der Frühlingsnacht sind auch hierher die Wangoni gekommen; von
dem einst so stolzen, zahlreichen Stamm der Wamatambwe sind
heute nur noch ganz spärliche Reste übrig geblieben, die sich
regellos über die ungeheure Länge des Rovuma verteilen oder aber
in den anderen Völkerschaften der Makua, Yao und Makonde
aufgegangen sind. Der Reisende muß schon, wie ich das so
gewohnt bin, Glück haben, um ein paar Angehörige dieses
verlorenen Volkes zu Gesicht zu bekommen.
Wir haben unser erstes Lager hart am Strombett aufgeschlagen,
ich, wie immer, am weitesten gegen den Wind unmittelbar am
Wasser, daneben Knudsens Zelt; die Träger müssen weiter leewärts
im Schutz einer überhängenden Uferwand unterkriechen. Derartige
Wände sind hier allgemein; während und nach der Regenzeit
schüttet der Strom, der dann in majestätischer Breite ungeheure
Wassermassen dem Ozean zuwälzt, seine Alluvialebene immer
höher auf; in der späteren Trockenzeit, wie gerade jetzt, liegt
dagegen das 1 bis 1½ Kilometer breite Bett fast ganz trocken; wo
sonst die gelben Fluten rauschen, dehnen sich jetzt unabsehbare
Sand- und Kiesbänke. Zwischen ihnen irrt der Rovuma in der
Trockenzeit unsicher hin und her, hier und da in einem
geschlossenen Bett, das etwa so breit ist wie das der Elbe bei
Dresden, meist aber in zwei, drei Arme aufgeteilt, die man bequem
durchwaten kann. Doch trotz seiner Ohnmacht hegt der Fluß
Angriffsgelüste; in starker Kurve schießt er auf die nächste Uferstelle
zu; unheimlich brodeln und quirlen seine sonst so klaren Gewässer;
stolze Bäume spiegeln ihre Wipfel am stillen Uferrand in diesem
Wasser; doch wie lange noch? Dann kommt ein Tag, wo das
Fleckchen Erde, das sie so lange verziert und verschönt haben,
einem Bild der Verwüstung Platz gemacht hat: die stolzen Bäume
sind gestürzt; die Wurzelenden hoch in der Luft, tauchen sie mit
ihren Kronen tief in den Strom hinein. Der aber, ein gefräßiger
Nimmersatt, gräbt weiter und weiter.
Es ist am späten Nachmittag; in einem ziemlich großen,
enggeschlossenen Kreise stehen ein Dutzend Neger an einer
flachen Stelle mitten im Bett des Rovuma; aufmerksam, fast
ängstlich spähen sie umher, den Blick starr aufs Wasser gerichtet,
als wollten sie es bis zum Boden des Stromes durchdringen. Was ist
der Männer Beginnen? Hat etwa der weiße Herr kostbare Schätze
verloren, die er durch seine Mannen suchen läßt? Des Rätsels
Lösung ist weit einfacher. Schaut in den Kreis hinein: zwei
Tropenhüte schwimmen auf dem Wasser; wenn sie sich über dessen
glänzende Fläche einmal emporheben, seht ihr zwei Blaßgesichter,
den beiden Wasungu Knudsen und Weule zugehörig, die voll
Entzücken, dem ewigen Bad in der engen Gummiwanne mit ihrem
halben Eimer Wasser enthoben zu sein, ihre schlanken Glieder in
den belebenden Fluten des Stromes kühlen. Und die schwarzen
Männer? Der Rovuma steht nicht umsonst in dem Rufe, einer der
krokodilreichsten Ströme Ostafrikas zu sein; da ist es immer gut,
eine kleine Postenkette aufzustellen; zudem ist es recht drollig, die
ängstlichen Gesichter der schwarzen Helden zu bewundern,
trotzdem das Wasser auf weite Entfernung hin kaum knietief ist.
Und es will Abend werden; ein steifer Westwind hat eingesetzt,
der das breite Bett des Stromes mit ungehinderter Heftigkeit
hinauffegt; selbst die magere Wasserader des Rovuma versucht
einige kümmerliche Wellen zu werfen. Froh des ungewohnten
Anblicks schweift das Auge flußabwärts; Totenstille ringsum, nichts
von dem alten, frohen Wamatambwe-Leben der 1860er Jahre. Doch,
was ist das? Fern in der letzten Strombiegung ein schwarzer Punkt,
der rasch größer wird; unsere Schwarzen mit ihren Luchsaugen
haben das Phänomen längst erspäht und starren wie wir beiden
Europäer in gleicher Richtung. „Mtumbwi, ein Einbaum“, ertönt es
wie aus einem Munde, als der Punkt sich bei einer Biegung des
Fahrwassers zu einer schwarzen Linie entwickelt. Nach einer
Viertelstunde ist das Boot heran, ein Einbaum einfachster Form, mit
traurigem Inhalt: mehr tot schon als lebendig kauert in seinem
Hintergrunde ein altes Weib. Mich dauert die Ärmste; ein Wink; ein
älterer und ein jüngerer Mann springen gewandt ans Ufer. Ein paar
Fragen. „Die ist sehr krank, die Bibi,“ heißt es, „sie wird wohl noch
heute sterben.“ Ich sehe selbst, hier ist menschliche Hilfe zwecklos.
Schon stehen die beiden Männer wieder an ihrem Paddelruder; nach
zehn Minuten sieht man sie schräg oben am anderen Ufer anlegen;
sie tragen ein unförmiges Bündel über die Sandbank weg in den
Busch — ein Menschenschicksal hat sich erfüllt.
Nils Knudsen hatte mir in seiner gewohnten Weise wieder wahre
Wunderdinge von dem Lagerplatz Naunge weiter oberhalb am
Rovuma erzählt; „da müssen wir unbedingt hin, Herr Professor,“
hatte er wieder und wieder gesagt; „dort ist es zu schön“. So ganz
unrecht hatte Nils diesmal nicht; der Platz mit seinem wilden
Felsengewirr am und im Strom, die kleinen Katarakte zwischen den
moosbewachsenen Steinen, das dunkle Grün der dichten
Ufervegetation, alles das war in der Tat verlockend genug. Doch wie
sah es dafür am Boden selbst aus! Zertreten die Grasnarbe, die
Büsche zerzaust, dazu der unverkennbare Duft negroider Fäkalien
überall. Danke, sagte ich, als ich hier, genau auf den Spuren des
schottischen Missionars, stromaufwärts zog; Safari, vorwärts! Schon
hundert oder ein paar hundert Meter vom Stromufer ab beginnt das
lichte Pori. So bin ich mit einem viertel Dutzend meiner Askari
gleichsam als linke Seitendeckung durch die Ufervegetation selbst
stromaufwärts marschiert, unter unsäglichen Anstrengungen, aber
doch froh des frischen Naturbildes, des Stromes mit seiner ewig
wechselnden Szenerie. Endlich habe ich, was ich suche: mitten im
Strombett, wohl 600 bis 700 Meter von uns ab, erhebt sich, steil und
scharf wie der Bug eines Kriegsschiffes, eine Strominsel; mit den
roten Wänden leuchtet sie weit über das Silbergrau der Sandbänke
hinweg, oben aber ist sie von einer kompakten Masse saftigen
Grüns überwuchert. Ein gellender Pfiff durch das Pori zu meiner
Karawane hinüber, ein kecker Sprung in die Tiefe, und schon wate
ich im tiefen Sande direkt auf jenes Eiland zu.
Das Idyll, das ich für einige Tage als Einsiedler auf dieser wohl 8
Meter hoch senkrecht aufsteigenden Rovuma-Insel genossen habe,
wird mir zeitlebens unvergeßlich bleiben. Nils Knudsen ewig auf der
Jagd, von der er stets mit saftigem Braten heimkehrt; unsere Leute
infolgedessen in bester Stimmung, dabei weitab unter dem Winde;
unsere Zelte tief unten in einer schmalen Sandschlucht am Fuß der
Insel: ich selbst schließlich wie in einer grünen Laube einsam oben,
erreichbar nur nach dem streng vorgeschriebenen Anruf „Hodi
Bwana“. Nur meine Leibdienerschaft darf mir unangemeldet bringen,
was Omari, der jetzt einige Gerichte passabel zu kochen weiß,
Schönes und Gutes für seinen der Pflege bedürftigen Herrn
hergerichtet hat. Es war herrlich!
Herrlich war auch unsere letzte Station am Rovuma. Es war die
Einmündungsstelle des Bangala, jenes größten linken Nebenflusses
unseres Grenzstromes, der sich auf der Karte so stattlich ausnimmt,
der aber jetzt zur Trockenzeit gleichwohl nur ein Wadi war; man
hätte mehrere Meter tief graben müssen, um zu seinem unterirdisch
fließenden Wasser zu gelangen. Wir haben es gar nicht nötig
gehabt, wir lebten und webten dort im klaren Wasser des Rovuma
selbst, vor allem meine Leute, die ein geradezu amphibisches Leben
führten. Wie rein und sauber schritten sie einher, seitdem sie wieder
die tägliche Möglichkeit des Waschens und Badens vor sich sahen.
„Msuri we! bist du schön!“ sage ich im Vorbeigehen anerkennend zu
Chafu koga, dem Dreckschwein; so etwa nämlich läßt sich sein
Name übersetzen. Das selbstgefällige Schmunzeln auf dem
Bronzegesicht des Edlen war allein eine Reise nach Afrika wert!
Nur eins kann den Aufenthalt am Rovuma etwas verleiden; es ist
der furchtbare Nachtwind, der gegen Sonnenuntergang anhebt, sich
dann von Stunde zu Stunde bis fast zur Stärke eines Orkans
steigert, um gegen Mitternacht abzuflauen. Gegen ihn hilft keine
Schutzwand und kein Verkriechen hinterm Zelt; kein Windschützer
rettet die Lampe vor dem Verlöschen; unweigerlich müssen Herr und
Diener um acht Uhr ins Bett.
Und dann die kitzligen Nachtbesuche. Zwar die der Elefanten
mögen noch hingehen; die Tiere sind hier sehr zahlreich, aber doch
auch sehr scheu, sie umgehen das Lager in weitem Bogen. Nicht so
der Löwe; er scheint es zu lieben, beim bleichen Mondeslicht
zwischen meinen Leuten spazieren zu gehen. Am Bangala war er
die Reihe meiner schnarchenden Leute entlang gewandelt und war
schließlich, wie der Posten, der mit fertig gemachtem Gewehr in
einiger Entfernung davon gestanden hatte, mit boshaftem Grinsen
erzählte, zu Häupten meines Kochs Omari stehengeblieben. „Soll ich
ihn fressen oder nicht?“ schien der König der Tiere bei sich zu
überlegen. Lange stand er so; dann ein tiefes, verdrießliches
Knurren, als wenn er sagen wollte: „Nee, du Kerl, du bist zu
unappetitlich“, und langsam war er in den Wald getrottet.
Luisenfelde — ich weiß nicht, nach welcher Luise du genannt
worden bist, aber ich werde deiner lange gedenken als eines
Kulturgrußes inmitten des echtesten afrikanischen Pori. Schon der
Name Bergbaufeld klingt so unternehmend und dabei doch
anheimelnd. Zwar warst du mit deinen Granaten zu einem nur
kurzen Dasein verurteilt, trotzdem der glückhafte Herr Vohsen, dein
vormaliger Besitzer, den leuchtend roten Stein stolz Kaprubin
benannte. Granaten sind zu billig, sie wachsen auch zu vielerorts.
So ist nach kurzer Frist der Bedarf gedeckt gewesen, wie es der
technische Ausdruck so schön besagt; Herr Marquardt, der
konquistadorenhafte Leiter des Bergbaufeldes, zog heim, und Nils
Knudsen, der Mann für alles, saß vergessen im Busch. Tatsächlich
im Busch, denn das stolze Haus mit seinem Doppeldach — unter
dem äußeren, schweren Strohdach liegt noch ein anderes aus
Wellblech — blieb dem Norweger fortan verschlossen; er mochte in
einem der beiden Wirtschaftsgebäude sein Unterkommen finden.
Jetzt haben wir in Erinnerung geschwelgt; wir haben auf unserm
Marsch vom Rovuma nordwärts eigens einen viertel Tag
haltgemacht, um unser sonntägiges Mittagessen unter der Veranda
des Herrenhauses einzunehmen. Ein doppeltes Memento liegt dort
vor uns: mitten in dem langen, weiten Hofraum ein großer Haufen
jener Kaprubine, für die der Markt nicht mehr aufnahmefähig war,
und mit denen jetzt die Hand des jungen Negerkindes wie mit
gewöhnlichen Murmeln spielt; im Vordergrunde aber das Grab von
Marquardts einzigem Töchterlein. Dreijährig, zu den besten
Hoffnungen berechtigend, ist es mit Vater und Mutter hier in die
Einöde gekommen; nach nur stundenlanger Krankheit hat es im
Sande der Rovuma-Ebene sein frühes Grab gefunden. Wir Europäer
sind nüchtern und hart und glauben nicht an Vorbedeutungen, dem
Neger war der jähe Tod der Kleinen schon längst vor seinem Eintritt
kein Geheimnis mehr.
Bergbaufeld Luisenfelde.
„‚Herr, hier wird einer sterben.‘ Mit diesen Worten,“ so erzählt
Knudsen, „tritt eines Tages einer der schwarzen Arbeiter aus den
Granatgruben an mich heran. ‚Dummes Zeug‘, sage ich und jage
den Burschen weg. Am nächsten Tage kommt er wieder: ‚Herr, hier
wird einer sterben.‘ Wieder jage ich den Mann weg, aber trotzdem
kommt er wieder. Nacht für Nacht sitzt eine Eule auf Marquardts
Haus und schreit. Das geht eine Woche so fort und auch noch eine
zweite; dann erkrankt plötzlich Marquardts Töchterchen, und wenige
Stunden darauf ist es tot. Da ist der Vogel nicht wiedergekommen;
sein Name aber ist Liquiqui.“
Die eine Geschichte löst andere aus; Matola hat uns beim trauten
Schein der Abendlampe so manche erzählt. Hier ein paar von ihnen.
„Zwischen hier,“ so berichtete Matola in Chingulungulu, „und dem
Nyassa liegt ein hoher Berg, Mlila mit Namen; an dem führt der Weg
vorbei. Und am Wege stehen zwei Beile und eine Schaufel; und wer
es versucht, sie wegzutragen, der bringt es nicht fertig. Lädt er sie
auf seine Schulter, so erfaßt ihn alsbald das Gefühl, sie nicht mehr
zu haben; er dreht sich um und sieht, wie Beile und Schaufel wieder
auf ihren Platz gehen. Eigentümer der Beile und der Schaufel aber
ist Nakale.“
Die andere Geschichte lautet folgendermaßen: „Beim alten
Wayaohäuptling Mtarika hat man ein großes Wunder gesehen:
Usanyekörner, die roten Früchte dieser Hirseart, weinten in dem
Korbe, in dem sie standen. Und das kam so. Sie (die Leute) hatten
die Usanye in der Schambe abgehackt und in den Korb gelegt. Und
beim Zusammenpressen fingen die Körner an zu schreien und zu
weinen, und sie jammerten im Korbe. Aber die Leute wußten nicht,
woher das Geschrei kam, und warfen die Usanyekörner aus dem
Korbe heraus, um in und unter dem Korbe nachzusehen. Aber sie
fanden nichts; auch hörten sie jetzt nichts. Darauf taten sie die
Körner wieder in den Korb; da ertönte das Geschrei von neuem. Und
alles Volk lief erschreckt weg und holte Leute. Auch diese sahen
nach, fanden aber auch nichts. Und alle gingen höchst erstaunt von
dannen. Als sie aber heimkamen, siehe, da tanzte der Mörser; auch
die großen Mbale, die großen Tonschalen, tanzten; und Yongōlo, der
Tausendfuß, baute sich Häuser. Am nächsten Morgen liefen sie alle
zusammen, um sich zu befragen, was das alles bedeuten solle. Und
drei Tage danach starb Mtarika. Das war die Bedeutung.“
Yaogräber in Akundonde.
Das Ziel ist des Erstrebens wohl wert gewesen. Bevor ich noch
Größe, Bauart und Stil des länglichen Gebäudes habe mustern
können, sind wir bereits von einer Schar halbwüchsiger Knaben
umringt. Mit lautem Zuruf und energischer Handbewegung treibt der
Jumbe sie zurück; ein älterer Mann tritt jetzt heran; er muß aus der
Hütte selbst gekommen sein, denn er steht wie aus dem Boden
gewachsen plötzlich da. Feierliche Begrüßung seitens des
Wamidjira, denn diesen Oberleiter des ganzen Knaben-Unyago
haben wir in der Person dieses würdigen Mannes vor uns: sodann
ein leiser Wink mit seinen Augen zu den Knaben hin. Die stehen
bereits in einer langen Reihe ausgerichtet, wundersam anzuschauen
mit ihren großen Grasschürzen, die die schmächtigen Körper
gleichsam wie die von Überballetteusen erscheinen lassen; am
Munde jeder ein röhrenförmiges Instrument, dem sie nunmehr ihre
Begrüßungsmusik entlocken. Auch jetzt wieder muß ich tief
bedauern, so wenig musikalisch zu sein, denn das Spiel ist etwas
Einzigartiges. Ich lasse die nicht unschöne Melodie zu Ende gehen;
dann trete ich näher heran, um die Kapelle genauer zu besichtigen.
Jedes der Instrumente ist lediglich ein Stück Bambusrohr, alle an
Länge und Weite verschieden, alle aber unten mit dem natürlichen
Internodium verschlossen und oben glatt abgeschnitten. Dergestalt
verfügt jeder der kleinen Musikanten nur über einen Ton, doch das
ist s e i n Ton, und den weiß ein jeder von ihnen so präzis und
fehlerlos in das „Lied ohne Worte“ einzufügen, daß ein vollkommen
harmonisches Ganzes entsteht. Moritz hat inzwischen seines Amtes
als Finanzminister gewaltet; einzelne der Knaben haben es sogar
über sich vermocht, mir hinter der Hütte die Wirkungen des
chirurgischen Eingriffs, der bereits um einen Monat zurückliegt, bei
dem einen oder anderen aber noch immer Eiterungen verursacht, zu
zeigen. Doch jetzt treibt es mich in die Hütte selbst.
Luxus ist ein Begriff, dessen sich der Europäer in Afrika sehr bald
auch für seine Person entwöhnt, den er bei den Eingeborenen aber
gar nicht erst suchen darf; wie primitiv und anspruchslos jedoch
diese für Monate berechnete Behausung der 15 Knaben ist, spottet
jeder Beschreibung. Die Daggara, wie die Beschneidungshütte
offiziell genannt wird, ist ein Bau von zirka 10 Meter Länge bei 4
Meter Breite, also ein an sich ganz stattliches Bauwerk; doch Schutz
gegen die Unbilden der Nacht vermögen weder die aus krummen,
ästigen Baumstämmen gebildeten Seitenwände, durch deren
Lücken der Wind ungehindert hindurchpfeift, noch auch das ebenso
luftige, schlecht gehaltene Strohdach zu gewähren. Türöffnungen
sind zwar da, in der Mitte jeder Längswand eine, doch fehlt ihnen der
Verschluß. Tritt man ins Innere selbst, so blickt das Auge zunächst
nur auf ein Meer von Hirsestroh; es liegt auf dem Boden, mit
Aschebergen durchmischt; es ragt an den Wänden empor; es breitet
sich schließlich in unordentlicher Lagerung über 16 ursprünglich
vielleicht ganz saubere Betten und Bettchen. Eins von diesen ist das
Ruhelager des Meisters, die 15 anderen sind die Schmerzenslager
seiner Jünger; auf ihnen haben die Ärmsten die schmerzhafte
Operation ohne Narkose, ohne lokale Anästhesie, ohne Antisepsis
und ohne Asepsis über sich ergehen lassen müssen, mit
zusammengebissenen Zähnen und ohne einen Schmerzenslaut von
sich zu geben. Dieser ist bei den tapferen Yao, diesen Spartanern
des Ostens, verpönt. Übermannt den immer noch kindlich
empfindenden, kleinen Mann trotz allen Heldenmuts der Schmerz,
was ist die Folge? Er wird überbrüllt vom homerischen Gelächter der
Anamungwi, seines Mentors, und seiner Gefährten.