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Γιώργος Πάλλης, Η βρύση του Αγά στα Πατήσια και η ετήσια υποδοχή
των νέων οθωμανικών αρχών της Αθήνας 63
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O ΝΕΟΣ ΕΛΛΗΝΙΣΜΟΣ: ΟΙ ΚΟΣΜΟΙ ΤΟΥ ΚΑΙ Ο ΚΟΣΜΟΣ
Nikolaos Chrissidis, A Silver Hammer and a Trowel for Queen Olga of Greece:
Projecting Russian-Greek Kinship in Late Nineteenth-Century Odessa 197
Markus A. Denzel, The International Trade Network of Trieste and Its Relevance
to the Rural Coastal Area, Eighteenth to the Mid-Nineteenth Century 227
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ΠΕΡΙΕΧΟΜΕΝΑ
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O ΝΕΟΣ ΕΛΛΗΝΙΣΜΟΣ: ΟΙ ΚΟΣΜΟΙ ΤΟΥ ΚΑΙ Ο ΚΟΣΜΟΣ
Σωτήρης Κουτμάνης, «Φτωχοί» στην ελληνική παροικία της Βενετίας (16ος-17ος αι.) 513
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Karrierebedingte Anpassung?
Franz Thierfelder erklärt seiner Leserschaft den Balkan
Sie [die Südslawen, Rumänen, Griechen und Albanier] haben sich, und
das sollte heute wenigstens schwer ins Gewicht fallen, frei von rassischer
Vermischung mit fremdem Blut gehalten (das gilt auch für ihr Verhältnis
zu den Spaniolen) — und wenn dies nicht allein ihr Verdienst war, sondern
sich zum Teil aus dem Herrenstolz der Osmanen und der jüdischen
Absonderung aus religiösen Gründen ergab, so ändert es doch nichts an
der Tatsache als solcher.
Franz Thierfelder, Der Balkan im europäischen Raum, Berlin 1941, S. 11.
1. Steffen R. Kathe, Kulturpolitik um jeden Preis. Die Geschichte des Goethe-Instituts von 1951 bis
1990, München 2005.
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wirken. Ende 1948 hatte er begonnen an der Gründung des Wiesbadener Kreises
zu arbeiten und konnte in der Folge die bundesrepublikanischen Formate der
Auslandskulturpolitik mitgestalten.10 Als Franz Thierfelder am 6. April 1954
seinen Festvortrag über „Deutsche Kulturarbeit im Ausland“ in Athen hielt, trat
er als anerkannter bundesrepublikanischer Kulturfunktionär auf.
Es scheint bisher in der Literatur Konsens zu herrschen, dass Thierfelders
nationalsozialistische Rhetorik11 als zweckorientierte oder gar überlebens-
notwendige Taktik eines eifrigen Publizisten einzustufen ist. Neben der Vokabel
Anpassung wird hier das Wort Mitläufer eingesetzt.
Mit ihm hatte die Süddeutsche Zeitung einen Zeitgenossen anvisiert, der ein
nicht sehr prominentes und krasses Beispiel für das Überleben der NS-Eliten in
der neuen Zeit abgab, sondern eher als ein typischer „Mitläufer“ anzusehen war.
Thierfelder hatte zwar ursprünglich die Machtübernahme der Nationalsozialisten
willkommen geheißen, da sie das Ende der ungeliebten Weimarer Republik
bedeutete, und sich nicht zuletzt in der Hoffnung angepasst und mit dem Regime
kollaboriert, dadurch die Deutsche Akademie ausbauen zu können.12
Clemens Knobloch, der vor allem die Zeit bis 1940 berücksichtigt, sieht andererseits
in Thierfelder „keine[n] Mandarinen“ sondern eher einen Technokraten mit
„starkem Anwendungsdrang“ und ordnet ihn ferner dem Typus des „modernen
Politikberater[s]“ zu13. Holger Impekoven spricht in Bezug auf einen anderen
Zeigenossen, Kurt Goepel (DAAD), von einem Mehrfaktorenmodell, um die
„integrative Kraft, die aus Karriere- und inhaltlichen Erfolgsaussichten erwächst“
Peter Schreiner, „Die Reiseprotokolle Franz Dölgers zu den Handschriftenforschungen auf dem
Heiligen Berg 1928 und 1941. Mit einem Anhang: das Reisetagebuch des Antonios Sigalas (1928)“,
Lire les Archives de l’Athos, Actes du colloque réuni à Athènes du 18 au 20 novembre 2015 à l’occasion
des 70 ans de la collection refondée par Paul Lemerle (Travaux et Mémoires 23/2), Olivier Delouis,
Kostis Smyrlis (Hg.), Paris 2019, S. 449-506.
10. Michels, Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut, S. 204-211. Thierfelder
kontaktierte auch Dölger und lud zur Beteiligung an den Treffen ein, Dölger scheint eher auf
Distanz gegangen zu sein. Bayerische Staatsbibliothek München, Nachlass Franz Dölger Ana 301,
Briefe von Franz Thierfelder.
11. S. Zitate aus Thierfelders Im Kampf um die Seele der Welt aus dem Jahr 1934 in: Michels,
Von der deutschen Akademie, S. 115 oder aus der zweiten Auflage 1935 von Das Deutschtum im
Ausland in: Matthias Bode, Die auswärtige Kulturverwaltung der frühen Bundesrepublik. Eine
Untersuchung ihrer Etablierung zwischen Norminterpretation und Normgenese (Studien und Beiträge
zum öffentlichen Recht 18), Tübingen 2014, S. 234.
12. Michels, Von der deutschen Akademie, S. 204.
13. Clemens Knobloch, „Volkhafte Sprachforschung“. Studien zum Umbau der Sprachwissenschaft
in Deutschland zwischen 1918 und 1945, Tübingen 2005, S. 17 bzw. 352.
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14. Holger Impekoven, Die Alexander von Humboldt-Stiftung und das Ausländerstudium in
Deutschland 1925-1945. Von der „geräuschlosen Propaganda“ zur Ausbildung der „geistigen Wehr“ des
„Neuen Europa“ (Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte 9), Bonn 2013, S. 182-184.
15. Harald Heppner, „Widerstreit der Perspektiven. Der Balkan, die Westmächte und die
Sowjetunion (1919-1945)“, Der Balkan. Eine europäische Krisenregion in Geschichte und Gegenwart
(Historische Mitteilungen im Auftrage der Ranke-Gesellschaft 16), Jürgen Elvert (Hg.), Stuttgart
1997, S. 119-132, zu Thierfelder S. 124, Anm. 15.
16. Viktor Klemperer, LTI-Notizbuch eines Philologen, Berlin 1947; Peter Davies, Andrea
Himmel (Hg.), New Literary and Linguistic Perspectives on the German Language, National Socialism
and the Shoah (Edinburgh German Yearbook 8), Rochester (NY) 2014.
17. „Die eigentlich treibende Kraft bei der Wiedererrichtung des Goethe-Instituts im Jahre
1951 war Franz Thierfelder, der bis 1937 den Posten des Generalsekretärs der Deutschen Akademie
bekleidet hatte“, so Eckard Michels, „Keine Stunde Null: Vorgeschichte und Anfänge des Goethe-
Instituts“, Murnau, Manila, Minsk. 50 Jahre Goethe Institut. Herausgegeben vom Goethe-Institut Inter
Nationes, München 2001, S. 13-14; Kathe, Kulturpolitik um jeden Preis, S. 65-141.
18. Claudia Law, Sprachratgeber und Stillehren in Deutschland (1923-1967), Berlin 2007, u.a.
S. 157.
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so lässt sich vielleicht das halbblinde Auge über seine deutliche Affinität zur
Ideologie des Dritten Reichs erklären. Wie heute noch in den Debatten über die
räumliche oder sonstige Konzeption der Region im Südosten Europas erkennbar,
bleibt das Schrifttum darüber samt seiner Leserschaft weiterhin der Vorstellung
eines „Sonderraums“ verhaftet.19 Dies machte Thierfelders rhetorische und in-
haltliche Zugänge noch lange nach Kriegsende akzeptabel; in Veröffentlichun-
gen zur Sprachvermittlung wird er noch als maßgebliche Instanz über historische
Sprachräume zitiert.20
In den während seiner Tätigkeit als freier Publizist erschienenen
Schriften Thierfelders über den Balkan findet sich rassistische Rhetorik und
deutschnationaler Eifer mit traditionsreichen rhetorischen Formeln der
Auseinandersetzung mit der Region kombiniert. Das bei Volk und Reich 1940
erschienene Um die Seele des Balkans beginnt wie folgt:
Während in Osteuropa der Donner der Geschütze vom Zusammenbruche eines
Staates überdröhnt wurde, dessen völkische Zusammensetzung im Widerspruch
zu den Gesetzen unseres Zeitalters stand –während sich in kopernikanischer
Wendung der deutsch-russische Gegensatz nach einem Vierteljahrhundert
fruchtlosen Gegeneinanders in jenes Verhältnis zurückverwandelt, unter dem
ganze Geschlechterfolgen glückliche Jahrhunderte gemeinsamer Entwicklung
durchleben konnten– während noch einmal, und nun vielleicht zum letzten Mal,
die Heere der Weststaaten ihre volle Kraft gegen das aus unerträglicher Enge
herausbrechende Deutschland einsetzen […].
Das Werk ist Wilhelm Burmeister und Kurd Wenkel „in Erinnerung an
gemeinsamer Arbeit“ gewidmet. Der DAAD-Direktor Burmeister, schon in Kiel
in der NS Studentenbewegung aktiv, war 1940 unter anderem Herausgeber der
Zeitschrift des Deutschen Austauschdienstes Geist und Zeit, von 1941-1945 in
der zivilen Verwaltung des Reichskommissariats Ostland.21 Wenkel wiederum
19. Als Einstieg in die umfangreiche Literatur s. Maria Todorova, „Historische Vermächtnisse als
Analysekategorie. Der Fall Südosteuropa“, Europa und die Grenzen im Kopf (Wieser Enzyklopädie
des Europäischen Ostens 11), Karl Kaser, Dagmar Gramshammer-Hohl, Robert Pichler (Hg.),
Klagenfurt 2003, S. 227-252; Roumen Daskalov, Tchavdar Marinov (Hg.), Entangled Histories of the
Balkans (Balkan Studies Library 9), Leiden 2017, S. 1-252 (Kapitel von Roumen Daskalov, Diana
Mishkova, Alexander Vezenkov).
20. Karl-Heinz Göttert, „Deutsch als Brückensprache in Mitteleuropa“, Mitteleuropa denken:
Intellektuelle, Identitäten und Ideen. Der Kulturraum Mitteleuropa im 20. und 21. Jahrhundert,
Walter Paper, Jiří Šubrt (Hg.), Berlin und Boston 2019, S. 287-295.
21. Zu Burmeister s. Impekoven, Die Alexander von Humboldt-Stiftung, S. 190; s. auch Akten der
Partei-Kanzlei der NSDAP. Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bestandes, Regesten Band 2, S.
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(sein Vorname findet sich auch als Curd oder Kurt) war Wirtschaftsredakteur
des Berliner Tagblattes, leitete während des Krieges die Orient-Abteilung des
Reemtsma-Konzerns und vertrat 1944 Philipp F. Reemtsma im „Europa-Kreis“, in
dem seit Ende 1943 die Wirtschaftspläne und die dazugehörige Rhetorik über den
„Großwirtschaftsraum“ zu einem „Europa zwischen den Blöcken“ umstrukturiert
wurden.22 Im Gegensatz zu Thierfelder waren allerdings Burmeister und Wenkel
deutlicher exponiert, so dass sie länger in Gerichtsverfahren nach dem Krieg
involviert waren.23 Hier zeigt sich noch einmal, dass es sich für Thierfelder letzten
Endes nach dem Krieg als großer Vorteil erwies, zwischen 1937 und 1945 nicht als
Angestellter einer Institution tätig gewesen zu sein.
Die Stereotypen über die Bewohner lassen sich nicht immer direkt bis zu
Quellen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert verfolgen.24 Eine Ausnahme
bilden Herder und Fallmerayer, eine häufige Begleitlektüre des informierten
deutschsprachigen Reisenden in die Balkanländer. So zitiert Thierfelder gleich
zu Beginn in Der Balkan im europäischen Raum ausführlich Fallmerayer, um
sich für die Zugehörigkeit des Balkans zu Europa stark zu machen.25 Auf Herder
beruft er sich im selben Werk, um die kulturelle Bedeutung der slawischen Völker
577; Andrej Angrick, Peter Klein, The „Final Solution“ in Riga: Exploitation and Annihilation, 1941-
1944, New York und Oxford 2009, S. 302.
22. Carl Freytag, Deutschlands Drang nach Südosten. Der Mitteleuropäische Wirtschaftstag und
der Ergänzungsraum Südosteuropa, 1931-1945, Wien 2012, S. 337; Dietrich Eichholtz, Geschichte der
deutschen Kriegswirtschaft, München 2003, Band III, S. 533; angeblich diente Wenkel als Vorbild zu
Dimitar Dimovs Figur des „Von Geier“ in seinem 1951 erschienenen populären Roman Tabak, s.
Mary C. Neuburger, Balkan Smoke: Tobacco and the Making of Modern Bulgaria, Ithaca und London
2013, S. 140-143.
23. Laut Kateřina Králová, Das Vermächtnis der Besatzung. Deutsch-griechische Beziehungen seit
1940 (Griechenland in Europa 2), Köln, Weimar und Wien 2016, S. 138, wurde das Verfahren gegen
Wenkel auf Druck der Tabakindustrie eingestellt.
24. Gerhard Grimm, „Das ‚Balkan-Bild‘ des ‚Brockhaus‘ im 19. Jahrhundert“, Elvert (Hg.),
Der Balkan, S. 59-75, stellt Publikationen aus der Imagologie und Stereotypenforschung über
die Region vor. Theoretische Überlegungen zu den Möglichkeiten der Stereotypenforschung s.
z.B. in Rainer Grübel, „Stereotype wertbesetzter Imagologie. Rozanovs Deutschlandbilder im
Kontext feminisierter Slavophilie“, Nationale Wahrnehmungen und ihre Stereotypisierung. Beiträge
zur historischen Stereotypenforschung (Mitteleuropa-Osteuropa 9), Hans Henning Hahn, Elena
Mannová (Hg.), unter Mitarbeit von Stephan Scholz und Tobias Weger, Frankfurt am Main u.a.
2007, S. 319-369.
25. Franz Thierfelder, Der Balkan als kulturpolitisches Kraftfeld. Zwischenstaatliche Propaganda
und geistiger Austausch in Südosteuropa (Schriftenreihe des Deutschen Akademischen
Austauschdienstes hrsg. von Karl Schwarz 5), Berlin 21941 [11940], S. 7 (mit Zitaten aus Jakob
Philipp Falmerayer, Fragmente aus dem Orient, Stuttgart und Tübingen 1845, Bd. 1, S. 341-344).
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KARRIEREBEDINGTE ANPASSUNG? FRANZ THIERFELDER
für die gesamte Reihe mitverantwortlich, die Kooperation der beiden Autoren
wurde als Indiz der Völkerfreundschaft im Vorwort des ersten Hefts gepriesen:
„Die befruchtende Zusammenarbeit der beiden mag dem Leser die beruhigende
Gewähr bieten, daß jeder ehrlich gemeinte Umgang schließlich doch zum
harmonischen Gleichklang des Verschiedenen, ja Gegensätzlichen führen kann“.30
Möglicherweise war die Reihe, so Michels, eine Vorleistung für die Leitungsstelle
einer angedachten Organisation „zur besseren völkerpsychologischen Erziehung
der Deutschen“, die Thierfelder 1944 von der Parteikanzlei angeboten, die aber
von ihm abgelehnt worden sei. In seinem Lebenslauf von Juli 1945 unterschlug
zwar Thierfelder die Schriftenreihe des Jahres 1943, erwähnte andererseits das
abgelehnte Stellenangebot.31
Da seine Werke nach Kriegsende gut greifbar waren oder gar neu aufgelegt
wurden, ist davon auszugehen, dass die deutungsmächtigen Urteile eines bekannten
Publizisten lange wirksam blieben.32 Nach einer sechsjährigen Unterbrechung
wurde die Schriftenreihe mit Thierfelder als Herausgeber ab 1949, diesmal in
Nürnberg (erneut bei Luken und Luken), wiederaufgenommen. Das Heft mit der
Nummer 1 hieß nun Jugoslawen (gekennzeichnet allerdings als 2. Auflage) und
umfasste die Bulgaren und Rumänen nicht mehr, es erschienen später eigene Hefte
dazu.33 Das Heft Umgang mit Griechen des (nunmehr) Johannes Gaitanides findet
sich bibliographisch 1955 als 2., 1959 als 3. Auflage, zuletzt als 4. Auflage 1970 im
Sortiment der Reihe.34 Das ursprüngliche Vorwort des Jahres 1943 wurde in der
30. Thierfelder, Balkanier, S. 12.
31. Michels, Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut, S. 210, Anm. 69.
32. Einen Hinweis auf die noch in den 1960er Jahren vorhandene Rezeption liefert der Eintrag
„Thierfelder, Franz“ in Munzinger Online/Personen – Internationales Biographisches Archiv,
http://www-munzinger-de.uaccess.univie.ac.at/document/000 00007276 (abgerufen von Vienna
University Library am 14.3.2019), der kurz nach Thierfelders Tod (23.4.1963) am 3. Juni 1963
verfasst wurde.
33. Die zweite Ausgabe 1949 wurde von Thierfelder „in Verbindung mit dem Wiesbadener
Arbeitskreis“ herausgegeben, zu seiner Tätigkeit im Arbeitskreis, der an Stelle der „abgewickelten“
Deutschen Akademie trat s. Michels, Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut, S. 202-
214. Laut Birgit Braun, Umerziehung in der amerikanischen Besatzungszone. Die Schul- und
Bildungspolitik in Württemberg-Baden von 1945 bis 1949, Münster 2004 [zugl. Diss., Universität
Heidelberg, 2003], S. 109, erschien die neue Version der Reihe in Zusammenarbeit mit dem
hessischen Schulbuchkomitee. Franz Thierfelder, Umgang mit Bulgaren erschien 1958.
34. Gaitanides prägte als Kulturpublizist das Bild Griechenlands in deutschsprachigen Ländern
nach 1945 entscheidend mit. Bekannt ist vor allem sein Griechenland ohne Säulen, das zunächst
1955 bei Paul List erschien (wo auch die späten Ausgaben der Reihe „Umgang mit Völkern“ zu
finden sind). Noch bis in die 1990er Jahre hinein blieb Griechenland ohne Säulen ein Verkaufserfolg
und wurde über Lesegemeinschaften vermarktet. Ähnlich wie Thierfelder gelang Gaitanides nach
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dem Krieg die Rehabilitierung, sogar die Bestätigung, er habe Widerstand geleistet, s. Pechlivanos,
„Zum historischen Gedächtnis der Geisteswissenschaften“, S. 368. Griechenland ohne Säulen enthält
noch Formulierungen aus den Griechen des Jahres 1943, so z.B. über das Verhältnis des Griechen
zum Tod, wo folgender Satz identisch 1943 und 1980 vorkommt: „Wo aber das Leben nicht auf
den Tod bezogen erscheint, da entsteht auch nicht jene persönliche Religiosität im mystischen und
protestantischem Sinne“ (Griechen, S. 32; Griechenland ohne Säulen, Frankfurt am Main 1980, S. 49).
35. Franz Thierfelder, Umgang mit Jugoslawen (Umgang mit Völkern 1. Jugoslawen), Nürnberg
1949, S. 7.
36. Ibid., S. 9.
37. Michels, Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut, S. 195. Er lieferte allerdings auch
den Text zum Bilderband, Erich Retzlaff, Länder und Völker an der Donau. Rumänien, Bulgarien,
Ungarn, Kroatien, Wien 1944, eine geographisch und politisch anders konzipierte Sicht auf die
Region.
38. Michels, Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut, S. 194-195, Anm. 20 und 21.
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KARRIEREBEDINGTE ANPASSUNG? FRANZ THIERFELDER
dem Werk Königreich Südslawien verwertete, das er in die von ihm herausgegebene
Reihe des Südost-Ausschusses der Deutschen Akademie 1935 aufgenommen
hatte.39
Die selbständigen Publikationen über den Balkan sind nach einem relativ
einheitlichen Raumkonzept strukturiert. Man nähert sich der Region von der
dalmatinischen Küste und beendet die Reise in Griechenland. Zwar gibt es immer
wieder verbindende Seiten mit Inhalten über alle Länder, doch werden die Länder
zu einem Großteil in separaten Kapiteln behandelt. Insbesondere bei Griechenland
werden immer wieder Unterschiede zu den anderen Ländern hervorgehoben. Das
Heft Balkanier aus der Reihe „Umgang mit Völkern“ enthält ausnahmsweise kein
Griechenland-Kapitel, da parallel dazu Griechen von Gaitanides erschienen war.
In seinen Begrifflichkeiten oszilliert Thierfelder zwischen Balkan und Südost bzw.
Südosteuropa, doch lässt sich keine Präferenz des einen oder anderen Begriffs
feststellen.40 In manchen Werken bezieht Thierfelder Ungarn und die Türkei
begrenzt mit ein, wie z.B. in Der Balkan als kulturpolitisches Kraftfeld, in dem er
die beiden Länder als „balkanzugewandt“ oder „auch-balkanisch“ bezeichnet,41
dennoch weniger ausführlich darstellt.
Das reichlich bebilderte Buch Schicksalsstunden des Balkans wurde sowohl
in der Volks-Zeitung (am 26.03.1941) als auch im Völkischen Beobachter (am
06.04.1941) vorgestellt.42 Es erschienen noch Der Balkan als kulturpolitisches
Kraftfeld (1940, 21941), Der Balkan im europäischen Raum (1941), Gestalter und
Gestalten des Balkans (1943) sowie das bereits erwähnte Balkanier (1943). 1943
schließlich erschien das wesentlich ambitioniertere Werk Ursprung und Wirkung
der französischen Kultureinflüsse in Südosteuropa. Thierfelder publizierte während
des Krieges zahlreiche Kurzbeiträge in diversen kulturpolitischen Magazinen und
39. Das Königreich Südslawien, dargestellt von Gerhard Gesemann, Egon Heymann, Josef März,
F.W. von Oertzen, Alois Schmaus, Hans Schwab, Francè Stelè, Giselher Wirsing, Geleitwort von Karl
Haushofer (Die südosteuropäischen Staaten in Einzeldarstellungen herausgegeben in Verbindung
mit dem Südost-Ausschuß der Deutschen Akademie von Franz Thierfelder), Leipzig 1935.
40. Zu den Begriffsveränderungen in der Zwischenkriegszeit s. Diana Mishkova, „Balkans/
Southeastern Europe“, European Regions and Boundaries: A Conceptual History, Diana Mishkova,
Balázs Trencsényi (Hg.), New York und Oxford 2017, S. 143-164; speziell zu Thierfelder Diana
Mishkova, Beyond Balkanism: The Scholarly Politics of Region Making, New York und London 2018,
S. 124-129.
41. Thierfelder, Der Balkan als kulturpolitisches Kraftfeld, S. 23-25, 98-100.
42. Verweise nach Wolfgang Pensold, Silvia Nadjivan, Eva Tamara Asboth, Gemeinsame
Geschichte? Ein Jahrhundert serbischer und österreichischer Mythen, Innsbruck, Wien und Bozen
2015, S. 90-91.
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verarbeitete darin Thesen aus seinen Büchern, wie z.B. jene über den Untergang
des Französischen als verbreitete Fremdsprache am Balkan.43
Das Werk Ursprung und Wirkung der französischen Kultureinflüsse in Süd-
osteuropa unterscheidet sich von den anderen Publikationen, insofern als es sich als
gelehrte Abhandlung zu Fragen der Sprach- und Kulturpolitik in Südosteuropa ver-
steht. Es erschien 1943 als erstes Heft der Reihe „Frankreich in Deutscher Sicht“, die
vom Deutschen Institut für Außenpolitische Forschung herausgegeben wurde. Es
fügte sich in eine Reihe von Publikationen und Maßnahmen ein, die dazu gedacht
waren, die als noch stark wahrgenommene Ausstrahlungskraft des Französischen
in Europa durch Hinweise auf die propagandistischen Strategien Frankreichs zu
relativieren.44 Ergänzende Literaturhinweise bekam Thierfelder für dieses Werk
teilweise von Fritz Valjavec, bei dem er sich im Vorwort bedankte. Sie waren
gemeinsam im Südost-Ausschuss der Deutschen Akademie aktiv, wo Valjavec seit
1934 tätig gewesen war und auch in den Mitteilungen publizierte, bevor er 1937
Geschäftsführer und 1943 stellvertretender Leiter der Südost-Instituts wurde.45 In
43. Z.B. Dr. Franz Thierfelder, „Sprachpolitische Weltwende“, Berlin, Rom, Tokio. Monatsschrift
für die Vertiefung der kulturellen Beziehungen der Völker des weltpolitischen Dreiecks 8/4 (August
1942), 6-7. Die Verbreitung des Deutschen an Stelle des Französischen war Thierfelder ein wichtiges
Anliegen, s. Eckard Michels, „Deutsch als Weltsprache? Franz Thierfelder, the Deutsche Akademie
in Munich and the Promotion of the German Language Abroad, 1923-1945“, German History 22/2
(2004), 206-228, insbesondere 213-215.
44. Eckart Michels, Das Deutsche Institut in Paris 1940-1944. Ein Beitrag zu den deutsch-
französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Politik des Dritten Reiches (Studien zur
Modernen Geschichte 46), Stuttgart 1993, S. 82-89. Bereits 1940 hatte Thierfelder auch in der
Reihe des Deutschen Instituts für Außenpolitische Forschung ein weniger umfangreiches Traktat
mit dem Titel Englischer Imperialismus. Der British Council als Werkzeug der geistigen Einkreisung
Deutschlands veröffentlicht.
45. S. Fritz Valjavec, „Ranke und der Südosten“, Mitteilungen der Akademie zur
wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums / Deutsche Akademie (1935),
1-24, Anm. 1 [hier zitiert nach Fritz Valjavec, Ausgewählte Aufsätze (Südosteuropäische Arbeiten
60), Karl August Fischer, Mathias Bernath (Hg.), München 1963]; zu Valjavec als aktives
NSDAP Mitglied sowie zu seiner mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommenen Beteiligung an
mindestens einer Massenexekution der Einsatzgruppe D s. Ingo Haar, „Friedrich Valjavec: Ein
Historikerleben zwischen den Wiener Schiedsprüchen und der Dokumentation der Vertreibung“,
Theologie und Vergangenheitsbewältigung. Eine kritische Bestandsaufnahme im interdisziplinären
Vergleich, Lucia Scherzberg (Hg.), Paderborn 2005, S. 103-119; Heinz-Elmar Tenorth, Michael
Grüttner (Hg.), Geschichte der Universität unter den Linden, Bd. 2, Die Berliner Universität
zwischen den Weltkriegen 1918-1945, Berlin 2012, S. 477, 522, 528-529; Michael Fahlbusch,
Ingo Haar, Alexander Pinwinkler (Hg.), Handbuch der völkischen Wissenschaften. Akteure,
Netzwerke, Forschungsprogramme, Berlin und Boston 22017, S. 854-857. Zu seiner einflussreichen
intellektuellen Tätigkeit in der Bundesrepublik s. mehrere Beiträge in Mathias Beer, Gerhard
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KARRIEREBEDINGTE ANPASSUNG? FRANZ THIERFELDER
Seewann (Hg.), Südostforschung im Schatten des Dritten Reiches. Institutionen – Inhalte – Personen
(Südosteuropäische Arbeiten 119), München 2004.
46. Fritz Valjavec, Geschichte der deutschen Kulturbeziehungen zu Südosteuropa. Das 19.
Jahrhundert (Südosteuropäische Arbeiten 44), aus dem Nachlass herausgegeben von Friedrich
Schroeder, München 1965, S. 135, Anm. 284.
47. Z.B. die Neubesetzung der Leitung der Nationalen Pinakothek in Athen 1940 (Franz
Thierfelder, Schicksalsstunden des Balkans, Wien und Leipzig 1940, S. 75-76, zur Neustrukturierung
der Lyrischen Bühne des Nationaltheaters, S. 87).
48. Einen ersten Überblick zum Thema bietet Carola Sachse (Hg.), „Mitteleuropa“ und
„Südosteuropa“ als Planungsraum. Wirtschafts- und kulturpolitische Expertise im Zeitalter der
Weltkriege, Göttingen 2010. Zu Thierfelder und zur deutschen Kulturpolitik in diesem Rahmen sowie
zur spezifisch zugeschnittenen Rolle Wiens s. den Beitrag von Tim Kirk, „Deutsche Kulturpolitik
und öffentliche Meinung in Südosteuropa. Die ‚Wiener Presse- und Kulturberichte Südosteuropa‘“,
„Mitteleuropa“ und „Südosteuropa“ als Planungsraum, Sachse (Hg.), S. 197-218.
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Hier [sc. bei Angelos Sikelianos’ Neubelebung der Delphischen Spiele] ergibt sich
eine bedeutsame und unmittelbare Berührung mit dem deutschen Volke, das im
Aufbruch seiner völkischen Bewegung zu ganz ähnlichen Versuchen einer neuen
Gemeinschaftskunst gelangte. […] wenn 1934 der Sprechchor der Universität
Berlin unter Dr. Leyhausen im Theater des Herodes Attikus die „Perser“ aufführte,
während in derselben Woche Sikelianos das gleiche Stück nach griechischem
Geschmack im Staatstheater inszenierte, so sind das fruchtbare Ansätze zu einem
Wettkampf der Musen, bei dem sich die tiefsten Wesensverschiedenheiten der
Völker im hingebungsvollen Dienst für das Kunstwerk harmonisch verschwistern.49
Die Diktatur des 4. August und den Diktator Ioannis Metaxas stellte Thierfelder
noch vor dem Kriegseintritt Griechenlands wohlwollend dar, sein Fachmann für
Politik und Geschichte war wieder einmal Gaitanides: „kein Land hat mit seiner
Neutralität in der Vergangenheit bitterere Erfahrungen gemacht als Hellas. Hans
Gaitanides hat die Geschichte der griechischen Neutralität im Weltkriege kürzlich
sehr einleuchtend in den Berliner Monatsheften (September 1939) dargestellt“.50
Laut Thierfelder wäre es „sicher falsch, wenn man annähme, daß Metaxas eine
,Verwestlichung‘ Griechenlands anstrebe. Er steht in seiner Schau vom Wesen
des Volkes zweifellos der deutschen Auffassung näher als der französischen und
ist allenthalben bemüht, die ursprünglichen Kräfte der Nation zu entfesseln. Wie
herzhaft marschierten die Verbände der Staatsjugend in ihrer schmucken Tracht
im Gleichtritt; welche Frische, welche Natürlichkeit!“51 Thierfelder besuchte im
September 1939 die Ausstellung „Geschichte dreier Jahre“ [Ιστορία τριών ετών]
im Rahmen der Internationalen Messe in Thessaloniki, „eine würdige Schau der
Leistungen, die die Regierung Metaxas schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit
49. Thierfelder, Schicksalsstunden des Balkans, S. 87. Zu Vergleichen von Aufführungen von
Euripides’ Elektra s. ibid., S. 86, es handelt sich vermutlich um eine Anspielung auf die sogenannte
„Große Tournee“ des griechischen Königlichen Theaters 1939, die auch nach Deutschland unter
dem Schutz des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda führte, s. Giannis K.
Bastias, Κωστής Μπαστιάς. Δημοσιογραφία-Θέατρο-Λογοτεχνία, Athen 2005, S. 309-314.
50. Franz Thierfelder, Um die Seele des Balkans. Kulturpolitisches Reisetagebuch, Berlin 1940,
„Wandlungen“, S. 84-97, zu Gaitanides S. 85-86.
51. Ibid., S. 92. Überhaupt lässt sich Thierfelder von der marschierenden Jugend begeistern,
wie an der fast ganzseitigen Darstellung der Parade anlässlich des Kyrill und Method-Tags am 24.
Mai in Sofia, Thierfelder, Schicksalsstunden des Balkans, S. 154, leicht zu erkennen ist: „In dieser
marschierenden Jugend löst die bulgarische Nation das letzte Siegel ihrer völkischen Geheimnisse.
Wie in einem offenen Buche kann man in den Gesichtern der Vorüberziehenden lesen, woher sie
kamen und wohin sie sich anschicken zu gehen. Gymnasiasten und Studenten, Lehrer und Offiziere
sind keine Gruppen, durch unsichtbare Wände untereinander und von den die Straßen säumenden
zahllosen Zuschauern getrennt – Glück und Stolz des einen ist Glück und Stolz des anderen“.
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auf fast allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens aufzuweisen hat“.52
Kritik am Metaxas-Regime erklärte Thierfelder dadurch, dass das griechische
Volk „seiner Veranlagung entsprechend zur Kritik neigt, an einem ausgeprägten
Individualismus festhalten möchte und an politischen Umtrieben eine spielerische
Freude hat“.53 Überhaupt ist das Argument der vermeintlichen Kindlichkeit des
Griechen, aber auch der postulierten vormodernen Einfachheit der Bewohner des
Balkans insgesamt in den Werken Thierfelders von zentraler Bedeutung.54 Dieses noch
nach dem 2. Weltkrieg anzutreffende Stereotyp relativiert Susanne-Sophia Spiliotis:
Die von Zeitgenossen und Historikern stets herangezogenen Argumente, der
Faschisierungsvorgang in Griechenland sei am unbezähmbaren Atomismus und
Individualismus der Griechen, ihrer mangelnden Organisierbarkeit und fehlenden
Autoritätsgläubigkeit gescheitert, trifft also durchaus zu, allerdings nicht in dem
qualifizierend kulturanthropologisch gemeinten Sinn. Es ist wenig erhellend,
den Erfolg oder Mißerfolg sozialer Transformationsversuche einem spezifischen
„Nationalcharakter“ zuzuschreiben und das Scheitern des Metaxas’schen
Faschisierungsversuches z.B. mit dem „Individualismus des leicht erregbaren und
schnell ermüdenden Volkes“ zu begründen.55
In der 2. Auflage von Der Balkan als kulturpolitisches Kraftfeld, die während des
Balkanfeldzuges des Dritten Reiches erschien, ging Thierfelder aus tagespolitischen
Gründen nicht mehr so wohlwollend auf den am 9. Januar 1941 verstorbenen
Diktator ein. Die Darstellungen in dieser Auflage beziehen sich stärker auf
strukturelle Daten zur Verbreitung der deutschen Sprache bzw. zur Entwicklung
der Handelsbeziehungen.
An dem Tage, da eine neue Auflage dieses Buches notwendig wurde –am 18. April
1941– streckte die gesamte serbische Armee die Waffen, deutsche Truppen hatten in
unaufhaltsamem Vorstoß die Ägäis erreicht, einen bedeutenden Teil der in Thracien
stehenden griechischen Truppen gefangen genommen, deutsche Gebirgsjäger
schickten sich an, die Reichskriegsflagge auf dem Olymp zu hissen, und in die
thessalische Ebene ergossen sich, die englisch-griechischen Nachhutstellungen
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Thierfelder ist überzeugt von der „Erziehbarkeit“ der Region: „Sicher ist eins: die
balkanischen Völker haben von allen übrigen europäischen Nationen noch den
bildsamsten Urstoff und damit Zukunft schlechthin“.61 Die ausführliche Variante
liefert er in Der Balkan im europäischen Raum: „Der Bauer kann den Übergang
aus der reinen, urtümlichen Agrarwirtschaft zu industriell mitbestimmten
Wirtschaftsformen nur dann ohne Schaden an Leib und Seele überstehen, wenn
er zu dem neuen Leben e r z o g e n wird“.62
Thierfelders Texte machen aufmerksam auf die Verbreitungsmechanismen und
die Langlebigkeit von Stereotypen, aber auch auf die Kombinationsmöglichkeiten
dieser Stereotypen mit den jeweiligen ideologischen Kontexten. Die Balkan-
Bücher der Jahre 1940 bis 1943 waren erfolgreich, wie deren Publikationsdichte,
Ausstattung und Seitenumfang in Kriegszeiten sowie deren Zweitauflagen nach
1945 verdeutlichen. Sie wurden über auslandskulturpolitische Kanäle auch
in den Ländern, mit denen sie sich befassen, verbreitet, wie das derzeit noch
hohe antiquarische Vorkommen mit Provenienz aus diesen Ländern belegt.
60. Thierfelder, Der Balkan im europäischen Raum, S. 35-36. S. weitere Beispiele in Idem,
Schicksalsstunden des Balkans, S. 16; Idem, Der Balkan als kulturpolitisches Kraftfeld, S. 14.
61. Idem, Balkanier, S. 55.
62. Idem, Der Balkan im europäischen Raum, S. 151.
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Career Adaptations?
Franz Thierfelder Explains the Balkans to His Readers
Franz Thierfelder (1896-1963) was an author and an active member of German institutions
of cultural diplomacy in the Weimar Republic, the Third Reich, and the Federal Republic
of Germany. Between 1937 and 1945 he did not have an official affiliation to the Deutsche
Akademie, but worked as a freelance writer, albeit often with the support of administrators
in high places and state institutions. During this period, he published extensively on the
Balkans. His books were conceived as informed introductions for the learned traveller
or for the historically and politically interested general reader and to that extent also for
soldiers. Despite the fact that his texts are clearly tainted by National Socialist ideology
and racism, he was able after 1945 to survive legal measures and continue his career as
a writer and an administrator of the Goethe Institut. The hypothesis put forward in this
article is that Thierfelder was able to reinvent himself, not only due to the fact that he
had no official professional affiliation during the war years and because of the general
ideological climate of the Cold War, which led to concerns of the Western Allies about the
ideological positions of German intellectuals during the war to be pushed aside. It also
appears that the clear identification of Thierfelder with National Socialism in his texts on
the Balkans did not provoke as much criticism – and does not even to this day, because
the formulas used were integrated in largely accepted stereotypes of ethnopsychology and
of the supposedly natural connection between German and Southeast European culture.
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